So können wir uns das grammatische Verhältnis von Inhalt und Intensität des Glaubens einfach darstellen, wenn wir statt des Vorgangs des Glaubens den Vorgang der || einer Rede setzen und statt der Intensität des Glaubens Stärke und Tonfall der Rede. Der Brustton der Überzeugung tut uns dieselben Dienste, wie die Überzeugung, oder vielmehr bietet er uns eine einfache und übersichtliche Darstellung der Grammatik des Wortes “Überzeugung” die in einer großen Zahl von Fällen dem Gebrauch des Wortes “Überzeugung” gerecht wird. Die Ersetzung des Glaubens durch seinen Ausdruck usw. liefert uns mindestens einen konzisen Auszug aus der Grammatik des Wortes “Glauben”. Es geht hier ähnlich wie in folgendem Fall: Denken wir uns, das Schachspielen wäre ursprünglich nicht als ein Brettspiel erfunden worden, sondern als jenes Schreibspiel, als welches es in Turnierberichten erscheint. Daß es eine Interpretation dieses Spiels als Brettspiel gäbe, sei ursprünglich unbekannt gewesen. Später erst habe jemand diese Interpretation gefunden. Dann hätte er uns damit zugleich eine einfache und leicht übersehbare Art der Darstellung der Spielregeln geliefert. Man kann aber auch sagen, der Glaube, daß etwas geschehen wird, ist von der Art der Furcht, daß etwas geschehen wird, und was es mit den induktiven Gründen des Glaubens für eine Bewandtnis habe, kann man sehen, wenn man sich vorstellt, man würde in ein Feuer gezerrt und zugleich gefragt, ob man wirklich Gründe habe, sich davor zu fürchten, ob man sich etwa bei diesem Prozeß vergangener übler Erfahrungen erinnert und sagt, die Wahrscheinlichkeit sei doch außerordentlich groß, daß uns die Flamme brennen wird. Es gilt eben von Erwartung, Glauben, Furcht, Hoffnung usw., daß jedes dieser Wörter nicht für einen bestimmten Vorgang, sondern für verschiedenartige, aber miteinander verwandte Vorgänge gebraucht wird. Und zwar kann man in allen diesen Fällen von artikulierten und unartikulierten Vorgängen sprechen, so wie wir schon früher von artikulierten und unartikulierten Motiven gesprochen haben. Man könnte fragen: wie kann man denn den Ausdruck der Furcht statt der Furcht setzen? (analog dem Vorgang, den ich im Fall des
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Glaubens vorschlug). Ich betonte doch eben, daß meine Furcht eine Reaktion ist, daß ich nicht aus Gründen mit Händen und Füßen um mich schlage, wenn man mich ins Feuer ziehen will. Dagegen ist doch der artikulierte Ausdruck der Furcht, etwa der Satz: “Ich fürchte mich davor, daß es brennen wird” eine Beschreibung meines Geisteszustandes in einer Sprache, die ich gelernt habe, nicht in Naturlauten. Und was hindert mich denn, in der Furcht nicht gerade dies, sondern etwas ganz anderes zu sagen? Aber so ist das nicht, sondern was ich in der Furcht spreche oder rufe ist ebenso ein Teil meines furchtvollen Benehmens, wie das Umsichschlagen mit Händen und Füßen. Und was die Beschreibung des Geisteszustandes betrifft, so frage man sich, woher denn die Verwendung des Ausdrucks “Beschreibung” ursprünglich genommen ist. Man denke etwa an die Beschreibung der Einrichtung eines Zimmers und an Beschreibungen von Seelenzuständen, die man in ähnlichem Sinn Beschreibungen nennen kann. Man wird dann den Ruf “Hilfe! Feuer || Hilfe!” bestimmt nicht die Beschreibung eines Seelenzustandes nennen.