Das Verstehen als Erlebnis beim Sehen des Zeichens ist ein Auffassen dieses Zeichens auf bestimmte Weise. Und von Auffassung rede ich, wenn ich die Zeichnung eines Würfels einmal so, einmal anders als Würfel sehe und wieder als Zeichnung (als ebenes Ornament). Ferner wenn ich fünf Punkte in einer Reihe in verschiedenen Gruppierungen sehe und ebenso, wenn ich vier Punkte innerhalb eines Kreises einmal als Gesicht sehe, einmal nicht. Auch das gehört hierher, was man z.B. das Verstehen einer Kirchentonart nennt. So können wir auch vom Verstehen der Uhr als Uhrrädern [u|r]eden und meinen damit einerseits ein Vermögen, eine Fähigkeit des Gebrauchs der Uhr (also nicht einen Bewusstseinszustand) andererseits aber auch ein bestimmtes Erlebnis: das Sehen (Auffassen) der Uhr als Uhr, als Zifferblatt oder Zeiger. Wie man das Verstehen des Bildes als Fähigkeit seines weiteren Gebrauchs auffasst, als Fähigkeit zum weiteren Operieren mit ihm, zeigt auch, dass wir geneigt sind zu sagen: ein Bild verstehen, heisst, f[r|s]agen können, was es darstellt. Bei dem Vorgang, der hier das Kriterium des Verstehens ist, nähern wir
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uns nicht der Wirklichkeit, sondern entfernen uns von ihr. Ja wir werden Worte durch Bilder und Bilder durch Worte erklären. (Wir werden das Verständnis eines Bildes durch ein Uebersetzen in Worte, das Verständnis der Worte durch ein Uebersetzen in Bilder beweisen.)