1737.
     Anderseits möchte man aber sagen: Wir können doch den Ausdruck, die Schüchternheit des Benehmens, etc. nicht in demselben Sinne ‘sehen’, wie die Bewegung, die Formen und Farben. Was ist nun daran? (Physiologisch ist die Frage natürlich nicht zu beantworten.) Nun, man sagt eben von der Bewegung und auch von der Freude des Hundes, man sähe sie. Schließt man die Augen, so kann man weder das eine noch das andere sehen. Sagt man aber von dem, er habe alles gesehen, was zu sehen ist, der die Bewegung des Hundes auf irgendeine Weise genau im Bilde wiedergeben könnte, dann müßte der die Freude des Hundes nicht erkennen. Ist also die ideale Darstellung des Gesehenen die photographisch (metrisch) genaue Wiedergabe im Bild, dann könnte man sagen wollen: “Ich sehe die Bewegung, und merke irgendwie die Freude.”
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Aber bedenke doch, in welcher Bedeutung wir das Wort “sehen” gebrauchen lernen. Wir sagen doch gewiß, wir sehen diesen Menschen, diese Blume, während unser Gesichtsbild – die Farben und Formen – sich stetig || stätig und zwischen den weitesten Grenzen ändern. Nun, so gebrauchen wir eben das Wort “sehen”. (Glaub nicht, Du kannst einen bessern Gebrauch dafür finden, – einen phänomenologischen!)