786.
Das Gefühl, man sei schon früher einmal in eben derselben Situation
gewesen.
Ich habe dieses Gefühl nie gehabt.
Wenn ich einen guten Bekannten sehe, so ist mir sein Gesicht wohl
bekannt; es ist mir viel vertrauter, als wenn es mir
bloss ‘bekannt vorkommt’.
Aber worin besteht die Wohlvertrauth
eit?
Habe ich, während ich ihn sehe die ganze Zeit das Gefühl der
Wohlvertrautheit?
Und warum will man das nicht sagen?
Man möchte sagen: “Ich habe gar kein
e
besonderes Gef
ühl der Vertrautheit, kein Gefühl,
dass meiner Vertrautheit mit ihm
entspricht.”
Wenn ich sage, er sei mir äusserst wohl bekannt, da
ich
0– 155 –
ihn
unzählige Male gesehen und mit ihm gesprochen habe, so solle das kein
Gefühl beschreiben.
Und worin liegt es, dass dies kein Gefühl
beschreibt? –
Wenn etwa einer behauptet,
er habe so ein Gefühl die
ganze Zeit, während er den ihm wohlvertrauten Gegenstand sieht –
oder wenn er sagt, er
glaube, er habe so ein
Gefühl. – soll ich einfach sagen, ich glaube // glaubte // es ihm nicht? –
Oder soll ich sagen ich wisse nicht, was das für ein Gefühl
sei?
Ich sehe einen guten Bekannten, und jemand fragt mich, ob mir sein
Gesicht bekannt vorkommt.
Ich werde sagen: nein.
Das Gesicht sei das eines Menschen, den ich tausendmal gesehen
habe.
“Und da hast du nicht das Erlebnis der Bekanntheit – wenn
Du es s
ogar bei einem Dir kaum bekannten Gesicht
hast??
Wie zeigt es sich, dass ich kein Gefühl ausdrücke,
wenn ich sage: freilich sei mir das Gesicht bekannt, ja so wohl
bekannt wie nur möglich?