47 || 54.
     Laß uns die Methode des Kapitels (3) auf die Darstellung im Theätetus anwenden: Betrachten wir ein Sprachspiel, für das diese Darstellung wirklich gilt. Die Sprache diene dazu Kombinationen farbiger Flecken auf einer Fläche darzustellen. Die Flecke sind Quadrate und bilden einen schachbrettförmigen Komplex. Es gibt rote, grüne, weiße und schwarze Quadrate. Die Wörter der Sprache seien (entsprechend): “r”, “g“, “s || w”, “w || s” und ein Satz ist eine Reihe dieser Wörter. Sie beschreiben eine Zusammenstellung von Farbquadraten in der Reihenfolge
     
12
34
oder
123
456
789
etc. Der Satz “r r s g g g r w w” beschreibt also z.B. eine Zusammensetzung dieser Art:
rrs
ggg
rww

Hier ist der Satz ein Komplex von Namen, dem ein
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Komplex von Elementen entspricht. Die Urelemente sind die färbigen Quadrate; “aber sind diese einfach?” – Ich wüßte nicht, was ich in diesem Sprachspiel natürlicher das “Einfache” nennen sollte. Unter anderen Umständen aber würde ich ein einfärbiges Quadrat “zusammengesetzt” nennen, etwa aus zwei Rechtecken, oder aus den Elementen Farbe und Form. Aber der Begriff der Zusammensetzung könnte auch so gedehnt werden, daß die kleinere Fläche,’ zusammengesetzt! genannt wird aus einer größeren und einer von ihr subtrahierten. Vergleiche ‘Zusammensetzung’ der Kräfte, ‘Teilung’ einer Strecke durch einen Punkt außerhalb; diese Ausdrücke zeigen, daß wir unter Umständen auch geneigt sind, das Kleinere als Resultat der ‘Zusammensetzung’ von Größerem aufzufassen, und das Größere als ein Resultat der Teilung des Kleineren.
     Aber ich weiß nicht, ob ich nun sagen soll, die Figur, die unser Satz beschreibt, bestehe aus vier Elementen, oder aus neun! Nun, besteht jener Satz aus vier Buchstaben oder aus neun? – Und welches sind seine Elemente: die Buchstabentypen, oder die Buchstaben? Ist es nicht ganz gleichgültig, welches wir sagen, wenn wir nur im besonderen Fall Mißverständnisse vermeiden!