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                 Man könnte also sagen: Die hinweisende Definition erklärt den Gebrauch – die Bedeutung – des Wortes, wenn es schon klar ist, welche Rolle das Wort in der Sprache überhaupt spielen soll. Wenn ich also weiss, dass Einer mir ein Farbwort erklären will, so wird mir die hinweisende Erklärung “Das heisst ‘Sepia’ zum Verständnis des Wortes verhelfen. – Und dies kann man sagen, wenn man nicht vergisst, dass sich nun allerlei Fragen an das Wort “wiss[n|e]n”, oder
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“klar sein” anknüpfen!
                 Man muss schon etwas wissen, um nach der Benennung fragen zu können. Aber was muss man wissen?
                 Wenn man jemandem die Königsfigur im Schachspiel zeigt und sagt: “Das ist der Schachkönig”, so erklärt man ihm dadurch nicht den Gebrauch dieser Figur, – es sei denn, dass er die Regeln des Spiels schon kennt, bis auf diese letzte Bestimmung: die Form einer Königsfigur. Man kann sich denken, er habe die Regeln des Spiels gelernt, ohne dass ihm je eine wirkliche Spielfigur gezeigt wurde. Die Form der Spielfigur entspricht hier dem Klang, oder der Gestalt eines Wortes.
                 Man kann sich aber auch denken, Einer habe das Spiel gelernt ohne je Regeln zu lernen, oder zu formulieren. Er hat etwa zuerst durch Zusehen ganz einfache Brettspiele gelernt und ist zu immer komplizierterem vorfortgeschritten. Auch diesem könnte man die Erklärung geben: “Das ist der König”, wenn man ihm z.B. Schachfiguren von einer ihm ungewohnten Form zeigt. Auch diese Erklärung lehrt ihn den Gebrauch der Figur nur darum, weil, wie wir sagen könnten, der Platz schon vorbereitet war, an demn sie gestellt wurde. Oder auch: Wir werden nur dann sagen, sie lehre ihn den Gebrauch, wenn der Platz schon vorbereitet ist. Und er ist es hier nicht dadurch, dass der, dem wir die Erklärung geben, schon Regeln weiss, sondern dadurch, dass er in anderm Sinne schon ein Spiel beherrscht.
                 Betrachte noch diesen Fall: Ich erkläre jemandem das Schachspiel; und fange damit an, indem ich auf eine Figur zeige und sage: “Das ist der König. Er kann so und
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so ziehen, etc. etc.”. – In diesem Fall werden wir sagen: die Worte “Das ist der König” (oder, “Das heisst ‘König’”) sind nur dann eine Worterklärung, wenn der Lernende schon ‘weiss, was eine Spielfigur ist’[;|.] [w|W]enn er also etwa schon andere Spiele gespielt hat, oder dem Spielen andrer ‘mit Verständnis zugesehen hat’, und dergleichen. Auch nur dann wird er beim Lernen des Spiels relevant fragen können, : “Wie heisst das?” – nähmlich, diese Spielfigur.
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                 Wir können sagen: Nach der Benennung fragt nur der sinnvoll, der schon etwas mit ihr anzufangen weiss.
                 Wir können uns ja auch denken, dass der Gefragte antwortet: “Bestimm' die Benennung selber” – und nun müsste, der gefragt hat, für alles selber aufkommen.