161.
Was bedeutet es, wenn wir sagen: “Ich kann mir das
Gegenteil davon nicht vorstellen” – oder:
“Wie wäre es denn, wenn's anders
wäre?”– z.B., wenn jemand gesagt
hat, daß meine Vorstellungen privat seien, oder, daß nur ich selbst
wissen kann ob ich
Schmerz
en
empfinde, und dergleichen.
“Ich kann mir
ˇdas Gegenteil nicht vorstellen
…” heißt hier
natürlich nicht: meine Vorstellungskraft reicht nicht
hin.
Wir gebrauchen diese Entgegnung zur Abwehr gegen Es ist die Kritik
eine
r Aussage, die
inch Wirklichkeit
zwar Wahrheit eine grammatische ist,
ˇdie uns aber
ˇdurch ihre Form
eine
n Feststellung ˇErfahrungssatz
vortäuscht
,. das Faktische (der Schmerzen
etwa) betreffend.
Aber warum sage ich “Ich kann mir das
Gegenteil nicht vorstellen
.”, warum
nicht: “Ich kann mir,
was du – 43 –
sagst, nicht
vorstellen”?
Ein Beispiel: “Jeder Stab hat eine
Länge
.”
. –
Das heißt etwa: Wir nennen etwas (oder
dies) ‘die Länge eines Stabes’
(aber nichts ‘die Länge eines
Kugel’).
Kann ich mir nun vorstellen, daß ‘jeder Stab eine Länge
hat’?
Nun, ich stelle mir eben einen Stab vor – und das ist alles.
Nur spielt dieses Bild in Verbin
dung mit diesem Satz
eine ganz andere Rolle, als ein Bild in Verbindung mit dem
Satz
: “Dieser Tisch hat die gleiche Länge, wie
der dort.”
Denn hier versteh
e ich, was es heißt, sich ein Bild vom
Gegenteil zu machen (und es muß kein Vorstellungsbild
sein).
Das Bild aber zum grammatikalischen Satz konnte nur etwa zeigen, was
man “Länge eines Stabes”
nennt.
.
Und was sollte davon das entgegengesetzte Bild sein?
(Vergl. Bemerkung über die Verneinung eines Satzes
a priori).
(
⇒63)