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      “Es war dort kein Baum und kein Strauch” – wie funktioniert dieser Satz? Nun, “Baum” steht fuer ein Ding, das so ausschaut. Gewiss ja: so schaut ein Baum aus; aber ist die Idee der Vertretung des Dings durch das Wort wirklich so leicht zu verstehen? Wenn ich einen Garten plane, so kann ich einen Baum dort durch einen Pflock vertreten lassen. Wo der Pflock jetzt steht, wird spaeter der Baum gesetzt werden. –
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Man koennte aber doch sagen, das Wort “Baum” im Satz vertraete dort das Bild eines Baums (und als solches kann natuerlich auch ein Baum verwendet werden). Den an die Stelle des Wortes “Baum” koennte man in einer Bildersprache das Bild setzen, und das Wort “Baum” wird in jedem Fall durch die hinweisende [B|D]efinition mit dem Bild verbunden. Dann ist es also die hinweisende Definition, die bestimmt, was das Wort ‘vertritt’. Und nun wende dies auf das Wort “Schmerz”, z.B., an. – Aber vertritt nicht auf einem Plan das Zeichen ein Haus? Doch nur insofern, als ein Haus auch als Zeichen dienen koennte! Aber das Zeichen vertritt doch nicht das Haus wofuer es steht. – “Nun, es entspricht ihm.” – Wenn ich also mit dem Plan in der Hand gehe und komme zu diesem Haus, zeige ich auf die Stelle im Plan und sage “Das ist ein Haus”. – “Das Zeichen vertritt das Haus” hiesse: “weil ich das Haus nicht selbst in den Plan setzen kann, setze ich statt seiner dies Zeichen.” Aber was taete denn das Haus selbst im Plan! Eine Vertretung ist etwas Vorlaeufiges, aber wenn das Zeichen dem Haus entspricht, so ist hier nichts Vorlaeufiges; es wird, ja, wenn wir zum Haus kommen, nicht durch das Haus [w|e]rsetzt. Und da das Zeichen nie durch seinen Traeger ersetzt wird, koennte man fragen: Wie kann denn ein Tintenstrich ein Haus ersetzen?
      Nein: der Pflock ersetzt den Baum, das Bild kann den Menschen ersetzen, wenn man lieber ihn saehe, aber mit dem Bild vorlieb nehmen muss; aber sch[,|o]n das Zeichen auf der Landkarte ersetzt nicht den Gegenstand, den es bedeutet.