134.
Betrachten wir den Satz: “Es verhält sich so und so.” –
in wiefern ist denn dies die Form || wie kann ich sagen, dies sei die allgemeine Form jedes Satzes? – Es ist vor allem
selbst ein
Satz, ein deutscher Satz, denn
er || es hat Subjekt und Prädikat.
Wie aber wird dieser Satz angewendet – in unsrer alltäglichen
Sprache
angewendet || nämlich? Denn nur
daher habe ich ihn ja genommen.
Wir sagen z.B.: Er erklärte mir seine Lage, sagte, es
verhält || verhalte sich so und so und
ich || er brauche daher einen Vor
schuß.”– 92 –
Man kann also insofern sagen, jener Satz stünde für
irgendwelche Aussagen. Er wird als Satz
schema verwendet;
aber das
nur, weil er den Bau eines deutschen Satzes hat.
Man könnte statt seiner ohneweiters auch sagen: “das und das
ist der Fall”, oder “so und so liegen die Sachen”, etc.
Wir könnten uns aber auch leicht vorstellen, daß Leute für diesen
Zweck einen ‘sinnvollen’ Satz verwenden – etwa einen sehr
abgedroschenen,– wie, “Der Himmel ist blau”. Und wer in der
neuern Logik aufgewachsen ist, wird vielleicht geneigt sein,
hier bloß einen Buchstaben eine Variable zu || Man könnte auch, wie in der symbolischen Logik bloß einen Buchstaben, eine Variable gebrauchen. Aber den Buchstaben ‘p’ wird doch niemand die allgemeine
Form eines Satzes nennen. Wie gesagt: “Es verhält sich so
und so” war dies nur dadurch, daß es selbst das ist, was man
einen deutschen Satz nennt. Aber obschon es ein Satz ist,
so hat es doch nur als Satzvariable Verwendung. Zu sagen,
dieser Satz stimme mit der Wirklichkeit überein (oder nicht
überein) wäre offenbarer Unsinn und er illustriert also dies,
daß
ein Merkmal unseres
Satzbegriffes || Begriffs vom Satz der
Satzklang
ist
. || wie wir es nennen könnten. Es wäre mir, z.B., nicht eingefallen, statt jenes Satzschemas die Form “Es so” zu setzen; und doch könnte in einer
Sprache, die keine Kopula verwendet, dies sehr wohl als Satzvariable gebraucht werden.