Es schien zuerst, als sollten diese Uberlegungen zeigen, dass, ‘was ein logischer Zwang zu sein scheint, in Wirkleichkeit nur ein psychologischer ist’ – und da fragte es sich doch: kenne ich also beide Arten des Zwanges?! –
           Denke Dir, es würde der Ausdruck gebraucht: “Das Gesetz § .... bestraft den Mörder mit dem Tode.” Das könnte doch nur heissen, dieses Gesetz laute:
so & so
u.s.w.
. Jene Form des Ausdrucks aber könnte sich uns aufdrängen, weil das Gesetz Mittel ist, wenn der Schuldige der Bestrafung zugeführt wird. – Nun reden wir von ‘Unerbittleichkeit’ bei denen, die jemand bestrafen. Da könnte es uns einfallen, zu sagen: das Gesetz ist unerbittlicher als alle Menschen, denn sie können den Schuldigen laufen lassen, das Gesetz richtet ihn hin. // : das Gesetz ist unerbittlich: die Menschen können den Schuldigen
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laufen lassen, das Gesetz richtet ihn hin. // (Ja auch: “das Gesetz richtet ihn immer hin”.) – Wozu ist so eine Ausdrucksform zu gebrauchen? – Zunächst sagt dieser Satz ja nur, im Gesetz stehe das und das, und die Menschen richten sich manchmal nicht danach. Dann aber zeigt er doch das Bild des
einen
einen
unerbittlichen – und vieler laxer Richter. Er dient darum als Ausdruck des Respekts vor dem Gesetz. Endlich aber kann man die Ausdrucksform auch so gebrauchen, dass man ein Gesetz ‘unerbittlich’ nennt, wenn es eine Möglichkeit der Begnadigung nicht vorsieht, und im entgegensetzten Fall etwa ‘einsichtig’. Bemerkung: “.... die Wellen der Sprache ...”
Siehe Bemerkungen gegen das Ende Bd XIII1

           Wir reden nun von der ‘Unerbittlichkeit’ der Logik; und denken uns die logischen Gesetze unerbittlich, unerbittlicher noch, als die Naturgesetze. Wir machen nun darauf aufmerksam, wie das Wort “unerbittlich” auf mehrerlei Weise angewendet wird. Es entsprechen unsern logischen Gesetzen sehr allgemeine Tatsachen der täglichen Erfahrung. Es sind die, die es uns möglich machen, jene Gesetze immer wieder auf einfache Weise) (mit Tinte auf Papier z.B.) zu demonstrieren. Sie sind zu vergleichen mit jenen Tatsachen, welche die Messung mit dem Metermass leicht ausführbar und nützlich machen. Das legt den Gebrauch gerade dieser Schlussgesetze nahe, und nun sind wir unerbittlich in der Anwendung dieser Gesetze. Weil wir ‘messen’; und es gehört zum Messen, dass Alle das gleiche Mass haben. Ausserdem aber kann man unerbittliche, d.h., eindeutige, von nichteindeutigen Schlussregeln unterscheiden, ich meine von solchen, die uns eine Alternative freistellen.
 

Editorial notes

1) Reference to Ms-117.