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     Aber empfinden wir nicht, wenn wir lesen,
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eine Art Verursachung unseres Sprechens durch die Wortbilder? Lies einen Satz! – und nun schau der Reihe
entlang und sprich dabei einen Satz. Ist es nicht klar || fühlbar, daß im ersten Fall das Sprechen mit dem Anblick der Zeichen verbunden war und im zweiten ohne Verbindung neben dem Sehen der Zeichen herläuft?
     Aber warum sagst Du, wir fühlten eine Verursachung? Verursachung ist doch das, was wir durch Experimente feststellen, indem wir (beiläufig gesprochen) das regelmäßige Zusammentreffen von Vorgängen beobachten. Wie könnte ich denn sagen, daß ich das, was so durch Versuche festgestellt wird, fühle? (Hievon muß noch später die Rede sein.) Eher noch könnte man sagen, ich fühle, daß die Buchstaben der Grund sind, warum ich so und so lese. Denn, wenn mich jemand fragt: “Warum liest Du so? – so begründe ich es durch die Buchstaben, welche da stehen.
     Aber was soll es heißen, diese Begründung, die ich ausgesprochen, gedacht, habe, zu fühlen? Ich möchte sagen: ich fühle beim Lesen einen gewissen Einfluß der Buchstaben auf mich; aber nicht einen Einfluß jener Reihe beliebiger Schnörkel auf das, was ich rede. – Vergleichen wir wieder einen einzelnen Buchstaben mit einem solchen Schnörkel. Würde ich auch sagen, ich fühle den Einfluß von i, wenn ich diesen Buchstaben lese? Es ist natürlich ein Unterschied, ob ich
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beim Anblicken von ‘i’ den Laut i sage, oder beim Anblick von ‘§’. Der Unterschied ist, daß beim Anblick des Buchstaben das innere Hören des i-Lauts automatisch, ja gegen meinen Willen, vor sich geht; und wenn ich den Buchstaben laut lese, sein Aussprechen anstrengungsloser ist, als beim Anblick von ‘§’. Das heißt: – es verhält sich so, wenn ich den Versuch mache, aber natürlich nicht, wenn ich, zufällig auf das Zeichen ‘§’ blickend, etwa ein Wort ausspreche, in welchem der i-Laut vorkommt.