54.
Aber wie, wenn kein
solches Muster zur Sprache gehört, wenn wir uns,
z.B., die Farbe, die ein Wort bezeichnet,
merken? “Und wenn wir sie uns
merken, so tritt sie also vor unser geistiges Auge, wenn wir etwa
das Wort aussprechen. Sie muß also
an sich unzerstörbar sein, wenn die Möglichkeit
bestehen soll, daß wir uns jederzeit an
sie erinnern.”
Aber was sehen wir denn
als das Kriterium dafür an, daß wir
uns richtig an sie erinnern? – Wenn wir mit einem
Muster statt mit unserm Gedächtnis arbeiten, so sagen wir
unter Umständen, das Muster habe seine Farbe verändert
und beurteilen dies mit dem Gedächtnis. Aber
können wir nicht unter Umständen auch von einem
Nachdunkeln – z.B. – unseres
Erinnerungsbildes reden? Sind wir dem Gedächtnis
nicht ebenso ausgeliefert wie einem Muster? (Denn
es könnte Einer sagen wollen: “Wenn wir
kein Gedächtnis hätten, wären wir einem Muster
ausgeliefert.”)
Oder
etwa einer chemischen Reaktion: Denke, Du solltest eine
bestimmte Farbe malen, ihr Name ist “F”,
und es ist die Farbe, welche man sieht, wenn der Stoff S sich
mit dem Stoff T unter den und den Umständen
verbindet. – Nimm an, die Farbe käme Dir an
einem Tag heller vor als an einem andern; würdest Du
45.
da nicht unter
Umständen sagen: “Ich
muß mich irren, die Farbe ist
gewiß die gleiche wie
gestern”? Das zeigt,
daß wir uns dessen, was das Gedächtnis
sagt, nicht immer als des obersten, inappellablen,
Schiedsspruchs bedienen.