|
“Alle Zahlen haben vielleicht die Eigenschaft
P”.
Wieder ist die Frage: was ist die Grammatik dieses allgemeinen
Satzes?
Denn damit ist uns nicht gedient, dass wir die
Verwendung des Ausdrucks “alle …” in andern
grammatischen Systemen kennen.
Sagt man: “Du weisst doch, was es
heisst! es heisst:
P(0)
& P(1) & P(2)
u.s.w.”, so ist damit wieder nichts
erklärt; ausser, dass
der Satz kein logisches Produkt ist.
Und man wird, um die Grammatik des Satzes verstehen zu lernen,
fragen: Wie gebrauchst man diesen Satz?
Was sieht man als Kriterium seiner Wahrheit an?
Was ist seine Verifikation? –
Wenn keine Methode vorgesehen ist, um zu entscheiden, ob der Satz wahr
oder falsch ist, ist er ja zwecklos und
d.h.
sinnlos.
Aber hier kommen wir nun zur Illusion, dass
allerdings eine solche Methode der Verifikation vorgesehen ist, die sich
nur einer menschlichen Schwäche wegen nicht durchführen
lässt.
Diese Verifikation besteht darin, dass man
alle (unendlich vielen) Glieder des Produktes
P(O)
& P(1) & P(2) … auf ihre
Richtigkeit prüft.
Hier wird logische mit physischer Möglichkeit
verwechselt. // Hier wird das, was man
‘logische Unmöglichkeit’ nennt, mit
729 physischer Unmöglichkeit
verwechselt. //
Denn dem Ausdruck “alle Glieder des unendlichen Produktes auf
ihre Richtigkeit prüfen” glaubt man Sinn gegeben zu haben, weil
man das Wort “unendlich v[k|i]ele” für die
Bezeichnung einer riesig grossen Zahl hält.
Und bei der “Unmöglichkeit, die unendliche Zahl von Sätzen
zu prüfen” schwebt uns die Unmöglichkeit vor, eine sehr
grosse Anzahl von Sätzen zu prüfen, wenn wir etwa nicht
die nötige Zeit haben.
Erinnere Dich daran, dass, in dem [W|S]inn, in welchem es unmöglich ist, eine unendliche Anzahl von Sätzen zu prüfen, es auch unmöglich ist, das // es // zu versuchen. – Wenn wir uns mit den Worten “Du weisst doch, was ‘alle …’ heisst” auf die Fälle berufen, in welchen diese Redeweise gebraucht wird, so kann es uns doch nicht gleichgültig sein, wenn wir einen Unterschied zwischen diesen Fällen und dem Fall sehen, für welchen der Gebrauch der Worte gerechtfertigt // erklärt // werden sollte. – (Gewiss), wir wissen, was heisst, “eine Anzahl von Sätzen auf ihre Richtigkeit prüfen” und gerade auf dieses Verständnis berufen wir uns ja, wenn wir verlangen, man solle nun auch den Ausdruck “unendlich viele Sätze …” verstehen. Aber ist denn der Sinn des ersten Ausdrucks von der Erfahrung // den Er[a|f]ahrungen // , die mit ihm verknüpft ist // sind // , unabhängig? // Aber hängt denn der Sinn des ersten A[i|u]sdrucks nicht von den spezifischen Erfahrungen ab, die ihm entsprechen? // Und gerade diese Erfahrungen fehlen ja in der Verwendung (dem Kalkül) des zweiten Ausdrucks; es sei denn, dass ihm solche Erfahrungen zugeordnet werden, die von den ersten grundverschieden sind. |
To cite this element you can use the following URL:
BOXVIEW: http://wittgensteinsource.com/BTE/Ts-213,728r[2]et729r[1]_d
RDF: http://wittgensteinsource.com/BTE/Ts-213,728r[2]et729r[1]_d/rdf
JSON: http://wittgensteinsource.com/BTE/Ts-213,728r[2]et729r[1]_d/json