Verschwommen, unklar, unscharf.
“Die Linien dieser Zeichnung
sind unscharf”, “meine Erinnerung an die
Zeichnung ist unklar, verschwommen”, “die
Gegenstände am Rand meines
742
Gesichtsfeldes sehe ich
verschwommen”. –
Wenn man von der
Verschwommenheit der Bilder am Rande des Gesichtsfeldes spricht, so
schwebt
Einem || einem
oft ein Bild dieses Gesichtsfeldes vor, wie es etwa
Mach entworfen hat.
Die Verschwommenheit
aber, die die Ränder eines Bildes auf der Papierfläche haben
können || Die Verschwommenheit aber der Ränder eines
Bildes auf der Papierfläche, ist von gänzlich
andrer Natur, als die, die man von den Rändern des
Gesichtsfeldes aussagt. So verschieden, wie die
Blässe der Erinnerung an eine Zeichnung, von der
Blässe einer Zeichnung
(selbst).
Wenn im Film eine Erinnerung oder ein Traum dargestellt werden
sollte, so gab man den Bildern einen bläulichen
Ton. Aber die Traum- und
Erinnerungsbilder haben natürlich keinen bläulichen Ton
– sowenig, wie unser Gesichtsbild verwaschene Ränder hat;
also sind die
bläulichen Projektionen auf der
Leinwand || bläulichen Bilder auf der Leinwand
nicht unmittelbar ans
chauliche Bilder
der Träume, sondern ‘Bilder’ in noch
einem andern Sinn. – Bemerken wir im gewöhnlichen
Leben, wo wir doch unablässig schauen, die
Verschwommenheit an den Rändern des Gesichtsfeldes?
Ja, welcher Erfahrung entspricht sie eigentlich, denn
im normalen Sehen kommt sie nicht vor! Nun, wenn wir
den Kopf nicht drehen und wir beobachten etwas, was wir durch
Drehen der Augen gerade noch sehen können, dann sehen wir
etwa einen Menschen, können aber sein Gesicht nicht
erkennen, sondern sehen es in gewisser Weise
verschwommen. Die Erfahrung hat nicht die geringste
Ähnlichkeit mit dem Sehen einer Scheibe,
auf
der || welcher Bilder
gemalt sind, in der Mitte der Scheibe mit scharfen Umrissen, nach
dem Rand zu mehr und mehr verschwimmend, etwa in ein allgemeines
Grau
unmerklich übergehend. Wir denken an
so eine Scheibe, wenn wir z.B. fragen:
könnte man sich nicht ein Gesichtsfeld mit
gleichbleibender Klarheit der Umrisse
etc. denken? Es gibt keine Erfahrung, die
im Gesichtsfeld der entspräche, wenn man den Blick einem
Bild entlang gleiten läßt, das
von
scharfen
Figuren zu immer verschwommeneren übergeht.
743