Wenn aber der Träger dem Namen abhanden
kommen, oder nie existiert haben, kann, so
mußte man beim Gebrauch des Namens von
vornherein damit rechnen. Das
mußte in seiner Bedeutung liegen.
((Es sei denn, daß wir diese
Bedeutung geändert haben, oder, daß das
Wort keine bestimmte Bedeutung hatte; denn
welches ist die Bedeutung, wenn er sie nicht angeben
kann? Nun, wir werden sein tatsächliches Verhalten
durch ein “Schwanken zwischen mehreren
Bedeutungen” beschreiben können. Es ist
wohl wesentlich, daß ich ihn fragen
kann: was hast Du eigentlich gemeint. Und als
Antwort wird er mir vieles sagen, und sich etwa an mich
wenden, daß ich ihm das Regelverzeichnis
einrichte, das seinem Zweck entspricht. 493 Es wird sich dann in unserm
Gespräch oft die Redeweise finden “Du wolltest also
eigentlich sagen …” (und diese kann wieder ganz
mißverstanden werden – sie ist keine
Beschreibung des damaligen Geisteszustands des
Sprechenden; als ob das “was er sagen wollte”
irgendwo in seinem Geist ausgedrückt gewesen
wäre). Aber hier ist eine Gefahr: Es
scheint nämlich dann (leicht),
als landeten wir am Schluß
bei﹖ etwas, was wir mit unserer
gewöhnlichen Sprache gar nichts mehr ausdrücken
können. Das ist aber das sicherste
Zeichen,
(dafür),
daß wir fehl gegangen sind;
aus unserm Spiel herausgetreten sind. –
Was versteht man unter “allen Regeln des
Tennisspiels”? Alle Regeln, die in einem
bestimmten Buche stehen, oder alle, die der Spieler im Kopf
hat, oder alle, die je ausgesprochen wurden, oder gar:
alle die sich angeben lassen?! – Daher wollen
wir lieber nicht so vage von ‘allen
Regeln’ reden, sondern nur von bestimmten Regeln, oder
allen Regeln eines Verzeichnisses, etc..
Und das gleiche gilt von den Regeln über die Verwendung
eines Wortes. Wenn Einer mich, z.B.,
etwas fragt, so will ich, wenn ich ihm antworte, wissen ob diese
Antwort in seinem Spiel als Antwort auf seine Frage gilt; ob in
seinem Spiel dieser Satz aus jenem folgt || aus
dem, was er gesagt hat, folgt.
Für uns ist es genügend, daß es eine Frage gibt: “wie meinst Du das?” und daß als Antwort auf diese Frage das zuerst gegebene Zeichen durch ein neues ersetzt wird. – Der Einwand dagegen ist, daß mir eine Erklärung ja nichts hilft, wenn sie nicht die letzte ist, und daß sie nie die letzte ist. Ich kann zwar erklären: unter ‘Moses’ verstehe ich den Mann, wenn es einen solchen gegeben hat, der die Israeliten aus Ägypten geführt hat, wie immer er damals genannt worden sein mag und was immer er sonst getan oder nicht getan haben mag –, aber ähnliche Fragen ergeben sich nun in Bezug auf die Wörter dieses Satzes || dieser Erklärung (was nennst Du “Ägypten”? wen, “die Israeliten”? etc.). Ja, diese Fragen kommen auch nicht zu einem Ende, wenn wir etwa bei Worten || Wörtern wie ‘rot’, ‘dunkel’, ‘süß’, angelangt wären. Unrichtig war es nur, zu sagen, 494 daß mir
deshalb eine dieser Erklärungen nichts hilft. Im
Gegenteil, sie ist es gerade, was ich brauche, ja, alles, was
ich brauchen, und auch geben, kann. Und
wenn ich auf eine solche Erklärung hin sage jetzt
“weiß ||
versteh' ich, was Du
meinst”, so kann man nicht einwenden, das könne ich
ja doch nie verstehen; sondern seine Erklärung hat mir eben
das gegeben, was ich Verständnis nenne; sie hat
die Schwierigkeit beseitigt, die ich
hatte. Was uns quälte, ist, glaube ich, ganz in
dem Pseudoproblem ausgedrückt: Das Schachspiel
ist doch durch die Gesamtheit der Schachregeln konstituiert, –
was macht dann das Rücken einer Figur im Spiel zu einem
Schachzug, da doch dabei in keiner Weise alle Regeln des Schachspiels
beteiligt sind.)) |
To cite this element you can use the following URL:
BOXVIEW: http://wittgensteinsource.com/BTE/Ts-211,492[2]et493[1]et494[1]_n
RDF: http://wittgensteinsource.com/BTE/Ts-211,492[2]et493[1]et494[1]_n/rdf
JSON: http://wittgensteinsource.com/BTE/Ts-211,492[2]et493[1]et494[1]_n/json