Welches ist denn das
Kriterium unseres Verständnisses: das
Aufzeigen des roten Täfelchens, wenn gefragt wurde
“welches von diesen Täfelchen ist rot”,
– oder, das Wiederholen der hinweisenden Definition
“das(Pfeil) ist
‘rot’”? ((Ist denn das
Zweite nicht eine (Art﹖) Probe
zum Ersten? Wie, wenn die erste Aufgabe gelautet
hätte: zeige auf das rote Täfelchen mit den Worten
“diese Farbe nenne ich
‘rot’”? – Vergleiche
die beiden Aufgaben: “welche Farbe nennen wir
‘rot’”? und “welches ist
das rote Täfelchen”. Die erste dieser
Aufgaben lautet || heißt nicht
“welche dieser Farben nennst Du
‘rot’?” denn sonst könnte er
nun auf irgend eine Farbe zeigen und was von ihm verlangt war, war
nicht die Lösung einer Aufgabe im 469 ersten Sinn, sondern,
daß er eine willkürliche
Bestimmung || Festsetzung
mache. So wie die Aufgabe gestellt ist, verlange ich,
daß der Andre einer Festsetzung
gemäß handelt. Nun ist aber
ein Unterschied zwischen der Probe (Generalprobe) der
gewünschten Handlung und dieser Handlung selber.
Wir können uns denken, daß Einer
auf die Frage “welche Farbe nennen wir
‘rot’” auf ein grünes
Täfelchen zeigt und wir damit ganz zufrieden sind (und etwa
sagen “ich weiß, er meint das
Richtige”). Wenn wir dagegen die
Ausführung des Befehls “zeige auf das rote
Täfelchen” verlangen und er zeigt auf das grüne,
so sagen wir nun nicht “es ist in Ordnung, denn er meint das
Richtige”, sondern wir weisen diese Ausführung
als falsch zurück. Und ähnlich ist es immer,
wenn wir einerseits Proben des Verständnisses
(Generalproben der Ausführung) eines Befehls verlangen
und anderseits die Ausführung selbst. Aber auch,
was ich jetzt gesagt habe, ist etwas irreführend.
Denn, was ist das Kriterium dafür,
daß der, welcher sein Verständnis in
einer ungewöhnlichen Art (wie oben) zeigen
will “das Richtige meint”? Doch wohl
nur eine Handlung, von der man dann nicht wieder – quasi
entschuldigend – sagt “er meint das
Richtige”. Also z.B. die
richtige Ausführung des Befehls. In der
Logik können wir immer behaviouristisch denken, da
uns den Unterschied zwischen
Äußerem und
Innerem nichts angeht. Was ich aber oben sagte, ist
auch deshalb irreführend, weil ich, wenn mich das Hinweisen auf
ein grünes Täfelchen (als Antwort auf die Frage
“welche Farbe nennen wir
‘rot’”) befriedigt, zu dieser
Befriedigung einen Grund haben muß.
D.h.: weil mich doch dann nicht jede
beliebige Antwort hätte befriedigen können und ich also
in dem Sinne befriedigt bin, wie von der richtigen Ausführung
eines Befehls. Denn ich mußte
eben meine Gründe haben, zu sagen “er meint schon das
Richtige”. – Wieder zu den zwei
Aufgaben: Die Lösung beider betrachten wir als
Zeichen des Verständnisses. Hören wir jemand das
Wort ‘rot’ gebrauchen und zweifeln daran,
daß er es versteht, so können wir ihn
zur Prüfung fragen 470 “welche Farbe nennen wir
‘rot’”. Anderseits: wenn
wir jemandem die hinweisende Erklärung gegeben hätten
“diese(Pfeil) Farbe heißt
‘rot’” und nun sehen wollten, ob er
diese Erklärung richtig verstanden hat, so würden wir
nicht von ihm verlangen, daß er sie wiederholt,
sondern wir gäben ihm etwa die Aufgabe, aus einer Anzahl
von Dingen die roten herauszusuchen. In jedem Fall
ist das, was wir ‘Verständnis’ nennen, eben
dadurch || durch das
bestimmt, was wir als Probe des Verständnisses ansehen (durch
die Aufgaben bestimmt, die wir zur Prüfung des
Verständnisses stellen).)) |
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