Es gibt Probleme, an die ich nie herankomme, die nicht in
meiner Linie oder in meiner Welt liegen.
Probleme der abendländischen Gedankenwelt, an die
Beethoven (und
vielleicht teilweise Goethe) herangekommen ist und mit denen gerungen hat, die
aber kein Philosoph je angegangen hat. (Vielleicht
ist Nietzsche an ihnen
vorbeigekommen.)
Und vielleicht sind sie
für die abendländische Philosophie verloren;
d.h., es wird niemand da sein der den Fortgang
dieser Kultur als Epos empfindet, also beschreiben kann.
Oder richtiger, sie ist eben kein Epos mehr, – oder doch
nur für den, der sie von außen
betrachtet und vielleicht hat dies
Beethoven vorschauend
getan (wie Spengler
einmal andeutet
). Man
könnte sagen, die Zivilisation muß ihren
Epiker
voraus haben. Wie man den eignen Tod
nur voraussehen und vorausschauend beschreiben, nicht als
Gleichzeitiger von ihm berichten kann. Man
könnte also sagen: Wenn Du das Epos einer ganzen
Kultur
geschrieben || beschrieben
sehen willst, so mußt du es
unter den Werken der
Größten dieser
Ku
ltur, also zu einer Zeit, suchen, in der
das Ende dieser Kultur nur hat
vorausgesehen werden
können, denn später ist niemand mehr da, es zu
beschreiben. Und so ist es also kein Wunder,
wenn es nur in der dunklen Sprache der
Vorausahnung || ¤ 158
Voraussicht geschrieben ist, und
für die Wenigsten verständlich.