Ich habe dieses Beispiel hier angeführt, weil es zeigt, wie die
Anordnung der Wörter von verschiedenen Gesichtspunkten beherrscht
wird, deren Berechtigungen oft schwer gegen
einander abzuwägen sind.
Mancher würde vielleicht den Grundsatz der alphabetischen Ordnung als
alleinherrschenden empfehlen (so ist er z.B.
im Weideschen Wörterbuch durchgeführt).
Aber die rein alphabetische Ordnung, wo sie heterogene Wörter zwischen
eng verwandte einschiebt, stellt meiner Meinung nach
an das Abstraktionsvermögen
des Kindes zu hohe Anforderungen und ist aus Gründen des
Wortverständnisses und der – überaus wichtigen –
Raumersparnis oft nicht zu empfehlen.
Und ebenso führt jedes Festhalten an einem starren Prinzip zu unserem
Zwecke nicht entsprechenden Anordnungen und muß
aufgegeben werden – sosehr dadurch auch die Arbeit des Verfassers
erleichtert würde.
Vielmehr ist es nötig, immer wieder Kompromisse zu
schließen.
In einem Fall führt das Angliedern der Ableitung an das
Stammwort leicht zu Verwechslungen, im anderen ist diese Gefahr nicht
vorhanden; in manchen Fällen ist das Stammwort ganz
ungebräuchlich, die Ableitung dagegen gebräuchlich und es
empfiehlt sich, diese jenem voranzustellen; hier ist eine
Komposition neben das Stichwort zu setzen, weil es dessen
Bedeutung klar macht und vor Mißverständnissen
bewahrt, dort ist dies überflüssig;
etc.
etc.
Es würde mich zu weit führen, meine Anordnung in einer
größeren Anzahl von Fällen zu
rechtfertigen.
Ich habe sie mir in jedem einzelnen Falle genau und lange
überlegt.
Immer wieder kreuzen sich psychologische Grundsätze (wo
wird der Schüler das Wort suchen, wie wird er am besten vor
Verwechslungen bewahrt,
etc.) mit
grammatikalischen (Stammwort, Ableitung), mit
typographischen (Raumausnützung,
Übersichtlichkeit des Satzbildes,
etc.).
So kommt es, daß dem oberflächlichen
Beurteiler auf Schritt und Tritt scheinbar willkürliche Inkonsequenzen
entgegentreten, die aber durch Kompromisse zwischen den
maßgebenden Gesichtspunkten bedingt sind.
Den Fettdruck habe ich, außer zur Hervorhebung der Stichwörter überall dort gebraucht, wo ich Wörter oder einzelne Buchstaben besonders 6. auffällig machen
wollte.
Die Gründe dürften in jedem besonderen Falle nicht
schwer verständlich sein.
Auch hier aber war es nicht angezeigt, nach einem
Prinzip allein zu entscheiden, ob ein Wort oder Buchstabe fett
zu drucken sei, oder nicht¤ (etwa alle Stammwörter fett
zu drucken, die Ableitungen aber nicht). Das ß habe ich, wo es für die alphabetische Ordnung der Wörter maßgebend war, als einfachen s-Laut behandelt. Die gewöhnliche Anordnung, die es dem ss anschließt, schien mir in einer großen Anzahl von Fällen unnatürlich und geeignet den Kindern das Finden eines Wortes zu erschweren; so z.B. wenn sich zwischen “aus” und “außen” die Wörter “ausgiebig”, “Auskunft”, “Ausnahme”, etc. einschieben. Der Schüler liest “aus”, findet bei “ause” nichts und denkt sich, “ah dann weiß ich ohnehin schon, wie “ausen” geschrieben wird.” Freilich entsteht auch durch meine Anordnung manches Unnatürliche, weil das -sß- in der gegenwärtigen Rechtschreibung als ein sz und als -ß- gebraucht wird und also in jedem dieser beiden Fälle an eine andere Stelle des Alphabets gehörte. Noch ein Wort über die Vorausstellung des Artikels vor das Stichwort: Ich glaube, daß diese das ¤ Verständnis erleichtert und manchen Irrtümern vorbeugt. Ich habe allen Hauptwörtern (mit Ausnahme einiger Zusammensetzungen) den Artikel beigefügt, da er das Hauptwort als solches hervorhebt. Der nachgestellte Artikel aber wird vom Kinde leicht übersehen, oder fälschlich auf das ihm folgende Wort bezogen. Die Übersichtlichkeit der Kolumne dürfte durch die neue Anordnung nicht gelitten haben. Otterthal 22.4.1925. Der Verfasser. |
To cite this element you can use the following URL:
BOXVIEW: http://wittgensteinsource.com/BTE/Ts-205,5[2]_n
RDF: http://wittgensteinsource.com/BTE/Ts-205,5[2]_n/rdf
JSON: http://wittgensteinsource.com/BTE/Ts-205,5[2]_n/json