Die Probleme, die sich bei der Zusammenstellung des Wörterbuches ergeben betreffen die Auswahl und die Anordnung der Wörter. Für die Auswahl der Wörter waren mir folgende Gesichtspunkte maßgebend:
1.) In das Wörterbuch sollen nur solche, aber alle solche Wörter aufgenommen werden, die österreichischen Volksschülern geläufig sind. Also auch viele gute deutsche Wörter nicht, die in Österreich ungebräuchlich sind; z.B. abgefeimt, äffen, bosseln, erklecklich, etc. etc. Mit dem Raum ist zu sparen, da großer Umfang das Nachschlagen erschwert und das Buch verteuert. Andererseits ist, im Rahmen der dem Schüler geläufigen Wörter, möglichste Vollständigkeit schon deshalb erforderlich, weil häufiges vergebliches Nachschlagen den Schüler unsicher macht und dazu führt, daß er das Wörterbuch nicht mehr um Rat fragt.
4.
2.) Kein Wort ist zu einfach um aufgenommen zu werden – denn ich habe erlebt, daß “wo” mit Dehnungs-h und “was” mit ss geschrieben wurde.
3.) Zusammensetzungen sind aufzunehmen, wo sie entweder vom Kinde schwer als solche erkannt werden oder wo das Nachschlagen der Stammwörter leicht zu Fehlern führt.
4.) Fremdwörter sind aufzunehmen, wenn sie allgemein gebräuchlich sind. Ihre Verdeutschung ist zu geben, wo sie nicht zu umständlich, oder unverständlicher ist, als das Fremdwort.
5.) Ausdrücke der Mundart sind nur soweit aufzunehmen, als sie in die gebildete Sprache Eingang gefunden haben, wie zum Bsp. Heferl, Packel, Lacke, u.a.
In einzelnen Fällen ist es freilich schwer zu entscheiden, ob ein Wort aufzunehmen ist, oder nicht. Weit schwieriger aber sind die Fragen, die die Anordnung der Wörter aufwirft. Für die Anordnung nämlich sind außer dem Grundsatz der alphabetischen Ordnung verschieden einander kreuzende Prinzipien maßgebend und welches im gegebenen Fall das bestimmende Prinzip sein soll, hängt nicht selten von der subjektiven Auffassung des Verfassers ab. Ein solches Prinzip ist es z.B., die abgeleiteten Wörter dem Stammwort anzugliedern (d.h.: nur das Stammwort ist Stichwort, die anderen Wörter reihen sich ihm in der gleichen Zeile, oder in den folgenden Zeilen an; im letzteren Falle sind die folgenden Zeilen hineingerückt¤). Mit diesem Grundsatz kreuzt sich der Grundsatz der alphabetischen Ordnung. Wie sind z.B. die Wörter “alt”, “Altar”, “Alter”, “Altertum”, “altertümlich” anzuordnen? Hier haben wir die alphabetische Ordnung; sie hat den Nachteil, daß “alt” und “Alter”, die doch zusammengehören, durch ein Wort von heterogener Bedeutung getrennt sind. Die Zusammenziehung verwandter Wörter ist aber schon aus Gründen der Raumersparnis erwünscht. Nun würde dieser Grundsatz aber erfordern, daß auch “Altertum” und “altertümlich” dem Wort “alt” angegliedert werden, also vor das Wort “Altar” rücken; diese Anordnung aber erschiene doch wieder unnatürlich und würde das Finden der komplizierten Ableitungen sehr erschweren. Ich habe die Worte in diesem Falle so angeordnet:
alt, das Alter
der Altar
5.
Das Altertum, altertümlich
etc.