166
“Aber lesen – möchten wir sagen – ist
doch ein ganz bestimmter
Vorgang!
Lies eine Druckseite, dann kannst Du's
sehen, es geht da etwas
Besonderes vor sich & höchst
Charakteristisches || Besonderes & höchst
Charakteristisches vor sich || Besonderes vor
& etwas höchst
Charakteristisches.”
Nun, was
geht denn vor, wenn ich den Druck lese?
Ich sehe
Wörter im Druck || gedruckte
Wörter & spreche
Wörter || sie aus.
Aber das ist natürlich
nicht alles, denn ich könnte gedruckte Wörter sehen
& Wörter aussprechen & es wäre doch nicht
Lesen.
Auch dann nicht, wenn die Wörter, die ich
spreche, die sind,
welche || die man,
nach || zufolge einem bestehenden Alphabet, von jenen gedruckten
ablesen
soll. –
Und wenn Du sagst, das Lesen
sei ein bestimmtes Erlebnis, so spielt es ja gar keine Rolle, ob
Du nach einer von Menschen allgemein anerkannten Regel
des || eines Alphabets liest oder
nicht. –
Worin besteht also das Charakteristische am
Erlebnis des Lesens? –
Da möchte ich
sagen: “
Das Gesprochene kommt || Die Worte, die ich ausspreche,
kommen in besonderer Weise.”
Nämlich
die Wörter, die ich spreche, kommen || sie kommen nicht so, wie sie kämen, wenn ich
sie z.B.
149
ersänne. –
Sie
kommen von selbst. –
Aber auch das ist nicht genug;
denn es können mir ja
gesprochene Wörter || Lautzeichen || Wortklänge
einfallen, während ich auf die gedruckten
Worte schaue, & ich habe damit diese doch
nicht gelesen. –
Da könnte ich noch sagen,
daß mir die gesprochenen Wörter auch nicht so einfallen, als
erinnerte mich, z.B., etwas an sie.
Ich möchte z.B. nicht sagen:
‘das Druckwort “nichts” erinnert mich
immer an den Laut “nichts”. –
Sondern die gesprochenen Wörter schlüpfen beim Lesen
gleichsam herein.
Ja, ich kann ein
gedrucktes deutsches || deutsches
gedrucktes Wort gar nicht ansehen, ohne einen
eigentümlichen Vorgang des innern Hörens des
Klanges || Wortklangs.