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132   Nun gibt es aber auch diese Verwendung des Wortes “wissen”: wir sagen: “Jetzt weiß ich's!” – & ebenso “jetzt kann ich's!” & “jetzt versteh ich's!”. Stellen wir uns dieses Spiel vor: A schreibt Reihen von Zahlen an, B sieht ihm zu & trachtet in der Zahlenfolge ein Gesetz zu finden. Ist es ihm gelungen, so
ruft
sagtc
er: “Jetzt kann ich fort-
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setzen!” – Diese Fähigkeit, dieses Verstehen ist also etwas, was in einem Augenblick eintritt. Schauen wir also doch nach! : [w|W]as ist es, was hier eintritt? ! – A habe also z.B. die Zahlen 1, 5, 11, 19, 29 hingeschrieben; da sagt B, jetzt wisse er weiter. Was geschah da? Es konnte verschiedenerlei geschehen sein; z.B.: Während A langsam eine Zahl nach der andern hinsetzte, ist B damit beschäftigt, verschiedene algebraische Formeln an den angeschriebenen Zahlen zu versuchen. Als A die Zahl 19 geschrieben hatte versuchte B die Formel an = n² + n ‒ 1; und die nächste Zahl bestätigte seine Annahme.
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  Oder aber: B denkt nicht an Formeln. Er sieht mit einem gewissen Gefühl von Spannung zu, wie A seine Zahlen hinschreibt; dabei schwimmen ˇihm allerlei unklare Gedanken im Kopf. Endlich sagt er sich: “Was ist die Reihe der Differenzen?” Er findet: 4, 6, 8, 10 & sagt: “Jetzt kann ich weiter.”.
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  Oder er sieht hin & sagt: “Ja, die Reihe kenn' ich”, & setzt sie fort. Wie er's etwa auch getan hätte, wenn A die Reihe 1, 3, 5, 7, 9, 11 hingeschrieben hätte. Oder er sagt gar nichts & schreibt ˇbloß in d[ie|er] Reihe bloß weiter. Vielleicht hatte er eine Empfindung, die man die Empfindung “das ist leicht!” nennen kann. (Eine solche Empfindung ist z.B. die, eines schnellen, leichten Einziehens des Atems, ähnlich, wie bei einem gelinden Schreck.)
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