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  So befreien wir auch vom Bann des Ideals, indem wir es als Bild
anerkennen & seinen Ursprung angeben.
anerkennen, dessen Ursprung wir angeben. –
Wie bist Du zu diesem Ideal gekommen
?
;
aus welchem Material hast Du es geformt? Welche konkrete Vorstellung war sein eigentliches Urbild? Dies müssen wir uns fragen, sonst können wir seinen Bann ˇirreführenden Aspekt nicht los werden. (Aesthetik.)
  Es ist von der größten Bedeutung, daß wir uns zu einem Kalkül der Logik immer ein Beispiel denken, worauf er wirklich anzuwenden ist; & nicht Beispiele geben & sagen: dies seien nicht die idealen, für die der Kalkül wirklich gelte, diese ˇaber hätten wir noch nicht. Das ist das Zeichen einer falschen Auffassung. Kann ich den Kalkül
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überhaupt verwenden, dann ist das auch die ideale Verwendung & die Verwendung, um die es geht. – Man will nämlich nicht das reale Beispiel als das eigentliche, die ideale ˇVerwendung anerkennen, da man in ihm allerlei Verhältnisse sieht, eine Mannigfaltigkeit, um die er sich nicht kümmert ([D|d]ie er gleichsam übersieht.), die ihn nicht berührt // die ihm nicht entspricht. // // (die er …). // Aber es ist das Urbild unseres der wahre Gegenstand, das das wahre Material, des Kalküls & er davon hergenommen; , & . Und dies ist kein Fehler, keine Unvollkommenheit des Kalküls. Der Fehler lag darin, seine Anwendung in nebelhafter Ferne zu versprechen.
  Man könnte sich denken, daß jemand sagt: “Wenn
ich
man
// eine Menge Rutenbündel //
Rutenbündel
zähle
zählt
, – d[ie|as] eigentlichen Bündel können
ja
doch
nicht die Stäbe sein. Denn die Stäbe können abbrechen, & herausfallen, – & doch bleibt das Bündel das Bündel. Die Stäbe
;
:
das ist
etwas Unreinliches, & … Sache
eine unreinliche Angelegenheit
, & ich könnte dieses Unklare nicht mit meinen reinen, klaren Zahlen 1, 2, 3, … zählen.” (Aber einmal müßtest Du den Schritt doch machen, vom reinen, Klaren – zum Unreinlichen. Das Reine, Klare aber ist das Spiel der Zeichen.)
  Nur so nämlich können wir der Ungerechtigkeit – oder Leere unserer Behauptungen entgehen, indem wir das Vorbild als das, was es ist, als Vergleichsobjekt – sozusagen als Maßstab – hinstellen; & nicht als das Vorurteil, dem die Wirklichkeit entsprechen müsse. (Ich denke an die Betrachtungsweise Spenglers.) Hierin nämlich liegt
ein gewisser
derjenige
Dogmatismus, in den unsre Philosophie so leicht verfallen kann.
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  Es ist wahr: eine Maßeinheit ist gut gewählt, wenn sie viele der Längen, die wir ˇmit ihr messen wollen, in ganzen Zahlen ausdrückt. Aber der Dogmatismus behauptet, jede Länge müsse ein ganzes Vielfaches
unserer
der
Maßeinheit sein.