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     Der Wegweiser ist in Ordnung, – wenn er, unter normalen Verhältnissen, seinen Zweck erfüllt.
     Wenn ich Einem sage, wie in (68), “Halte
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Dich ungefähr hier auf!”, – kann denn diese Erklärung nicht vollkommen funktionieren? (Und kann jede andere nicht auch versagen?)
     “Aber ist die Erklärung nicht doch unexakt?” – Doch; warum soll man sie nicht “unexakt” nennen? Verstehen wir aber nur, was “unexakt” bedeutet! Denn erstens bedeutet es natürlich nicht “unbrauchbar”, sonst müßte es heißen: “unexakt für diesen Zweck”; zweitens, || überlegen wir uns, was wir im Gegensatz zu dieser unexakten Erklärung eine “exakte” nennen! Etwa die, wenn man auf dem Platz einen Kreidestrich zieht, einen ‘Bezirk’ abgrenzt. – Aber da fällt uns gleich ein, daß ja der Strich eine Breite hat; exakter wäre also eine Farbgrenze. Aber hat denn diese Exaktheit hier noch (irgend) eine Funktion, läuft sie nicht leer? Und wir haben ja auch noch nicht bestimmt, was als Überschreiten dieser scharfen Grenze gelten soll; wie, mit welchen Instrumenten, sie festzustellen ist. Etc.¤
     Wir wissen || verstehen, was es heißt, || : eine Taschenuhr auf die genaue Stunde stellen, oder, || sie richten, daß sie genau geht. Wie aber, wenn man fragte: ist diese Genauigkeit eine ideale [nicht unterstreichen] Genauigkeit, & || oder wie weit nähert sie sich ihr? – Wir können freilich von Zeitmessungen reden, bei welchen es eine andere &, wie wir sagen würden, größere Genauigkeit gibt, als bei der Zeitmessung mit der Taschenuhr. Wo die Worte, “die Uhr auf die genaue Stunde stellen”, eine andere, wenn auch verwandte, Bedeutung haben, &
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die Uhr ablesen ein anderer Prozeß ist, etc.. – Wenn ich nun jemandem sage: “Du solltest pünktlicher zum Essen kommen; Du weißt, daß es genau um 1 Uhr anfängt” – sollte hier von Genauigkeit eigentlich nicht die Rede (sein) || ist hier von Genauigkeit eigentlich nicht die Rede, – weil man sagen kann: “denk' (nur) an die Zeitbestimmung im Laboratorium, oder auf der Sternwarte, da siehst Du, was ‘Genauigkeit’ heißt || bedeutet”?
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     Denk' also an die Familie der Verwendungen der Wörter || dehnbare Verwendungsweise || Bedeutung der Wörter “genau”, “ungenau”. – Ein Ideal der Genauigkeit gibt es nicht. D.h., || : es ist keins vorgesehen; wir wissen || ist nicht vorgesehen; wir wissen nicht, was wir uns darunter vorstellen sollen, || : || es sei denn, daß Du selbst bestimmst, || bestimmen willst, was so genannt werden soll || was Du so nennen willst. || , || es sei denn, daß Du selbst festsetzt, was Ideal sein soll || Du so genannt wissen willst. || – es sei denn, daß Du selbst eins festsetzen willst. || ¤ es sei denn, Du selbst setzt fest, was so genannt werden soll. Aber Du wirst es schwer finden || es wird Dir schwer werden, so eine Bestimmung || Festsetzung zu treffen; nämlich eine, die Dich befriedigt.
“Unexakt”, das ist eigentlich ein Tadel, & “exakt” ein Lob. Und das heißt doch, || : das Unexakte erreicht das Ziel nicht so vollkommen, wie das Exaktere || Exakte. Da kommt es also auf das an, was wir “das Ziel” nennen.
     Ist es unexakt, wenn wir dem Tischler die Breite des Tisches nicht auf 1000stel mm angeben? und den Abstand der Sonne von der Erde || uns nicht auf m?