Über das Verstehen eines Bildes möchte ich noch folgendes sagen: Man wird von einem Verstehen eines Genrebildes (z.B.) reden, wenn wir den dargestellten Vorgang, die Handlung, in ihm erkennen. Das Kriterium für dieses Erkennen ist dann etwa, daß man, [g|b]efragt, die Handlung in Worten erklärt, sie mimisch darstellt, u.a.m.. Es ist auch möglich, daß uns dieses Erkennen nicht leicht fällt, sei es, weil wir die Figuren auf dem Bild nicht gleich als solche sehen (vergleiche Vexierbild), sei es, weil weil wir uns nicht zusammenreimen können,
welche Handlung sie miteinander verbindet
was sie mit einander tun
; u. dergl.. Es gibt in diesen Fällen dann einen, uns bekannten, Vorgang des Erkennens, etwa nach einer Zeit des Zweifelns. Ist das Bild dagegen eines, wovon wir sagen würden, daß wir ˇerfassen es auf den ersten Blick“, erfassen, so
finden wir
gibt es hier
eine Schwierigkeit, wenn wir ˇzu sagen sollen, worin
das
dieses
Verstehen ˇhier eigentlich besteht. ◇◇◇Vor allem geschieht nicht das, daß wir die gemalten Gegenstände für wirkliche halten. Und “ich verstehe es” heißt hier ˇauch nicht: ich verstehe endlich (nach einer Bemühung) daß es dieses Bild ist. ˇUnd [E|e]s geht kein Erkennen vor sich, wie das Erkennen eines alten Bekannten auf der Straße
. Man sagt nicht:
, wobei man etwa sagt:
“ach das ist ja …!” Wenn man nun sagen w[i|o]llte: es geht ein Wiedererkennen vor sich; worin besteht dieses Wiedererkennen? Ich erkenne etwa einen gewissen Teil des Bildes als ein menschliches Gesicht: Ja muß ich dazu auf ein wirkliches ˇGesicht blicken; oder ˇmir die Erinnerung an ein gesehenes vors Auge rufen? Ist es etwa so: daß ich krame im Schrank meines Gedächtnisses, bis ich etwas dem Bild [ä|Ä]hnliches finde & das Wiedererkennen besteht ist eben in diesem dieses Finden? Es findet in unserm Fall nicht ein bestimmter Vorgang statt, den man das Wiedererkennen nennen könnte; obwohl, der das Bild sieht, auf die Frage “erkennst Du was das ist”, wahrheitsgemäß, mit “ja” antworten wird, oder etwa mit den Worten: “das ist ein Gesicht”. Wohl aber kann man sagen, daß er etwas Anderes sieht, wenn er den Komplex von Strichen als Gesicht sieht, als
wenn er dies nicht tut
andernfalls
. Ich möchte dann sagen: ich sehe etwas Wohlbekanntes vor mir. Aber das Kriterium der was die Wohlbekanntheit ˇausmacht
ist nichts
ist kein
[h|H]istorisches, daß ich solche Gegenstände schon so oft gesehen habe etc[.|,] [D|d]enn die Vor[G|g]eschichte des Erlebnisses liegt ja nicht im Erlebnis. Vielmehr liegt die Wohlbekanntheit etwa darin daß ich sofort einen bestimmten Rhythmus des Bildes
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ergreife & bei ihm bleibe, sozusagen in ihm ruhe. Im Übrigen besteht die Wohlvertrautheit eben in jedem ˇeinzelnen besondern Fall in einem besondern Erleben, & wir erleben das Bild eines Tisches anders als hat ist ein Erleben, das Bild eines Bettes & ein anderes. als das einer menschlichen Gestalt.
              Wenn ich sage
:
;
“ich verstehe dieses Bild”, so fragt es sich eben; : will ich sagen, :, “ich verstehe es so”? Und das “so” steht für eine Übersetzung des Verstandenen in einen andern Ausdruck. Oder ist es ein, sozusagen, intransitives Verstehen? Denke ich gleichsam beim Verstehen des Einen an ein Anderes; d.h., besteht das Verstehen darin, daß ich an etwas Anderes denke? Und meine ich das nicht, so ist das Verstandene quasi autonom, & das Verstehen dem Verstehen einer Melodie zu vergleichen.