Wenn wir
deuten, stellen wir eine Vermutung an, sprechen eine Hypothese aus,
die sich nachträglich als falsch erweisen kann.
Sagen wir “Ich sehe diese Figur
als ein F”, so kann das so wenig verifiziert oder
falsifiziert werden wie der Satz “Ich sehe ein
rotes Kreuz || leuchtendes
Rot”. Hier || Hier ist || besteht also eine
Ähnlichkeit der Verwendungen des Wortes “sehen”
im einen & im andern Zusammenhang. (Nicht eine
Ähnlichkeit die
wir
durch Introspektion sehen || wahrnehmen || die Introspektion uns
zeigt.) || Sagen wir
“Ich sehe diese Figur als ein
F//”, so gibt es dafür,
gerade || ebenso wie für den
Satz “Ich sehe ein leuchtendes Rot”
nicht Verifikation oder Falsifikation. Diese Art
Ähnlichkeit ist es, nach der wir ausschauen müssen, um den
Gebrauch des Wortes “Sehen” im
ersten Falle || in jenem Zusammenhang zu rechtfertigen.
Sagt Einer ich || , er erkenne, daß es ein
‘Sehen’ sei, durch Introspektion, so
ist die Antwort: “Und wie weiß ich, was Du
Introspektion nennst? Du erklärst mir ein Geheimnis durch
ein anderes.” An || Auf verschiedenen
Stellen || Seiten eines
Buches, eines Lehrbuchs der Physik
,
sagen wir || etwa, sehen wir die Illustration
Im
dazugehörigen Text
heißt ||
wird
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einmal von einem Glaswürfel
geredet, || gesprochen, einmal von einem
Drahtgestell, einmal von einer umgestülpten offenen
Kiste, einmal von drei Brettchen, die ein räumliches Eck
bilden. Der Text deutet jedesmal die Illustration.
Aber
merkwürdigerweise können wir || wir
können auch sagen, daß wir die Illustration einmal
als das eine, einmal das andere dieser Dinge
sehen. – Wie merkwürdig nun, daß wir
die Worte der
Deutung auch zur Beschreibung
des unmittelbar Wahrgenommenen verwenden können!
Da möchten wir zuerst so antworten: Jene
Beschreibung der unmittelbaren Erfahrung mittels einer
Deutung ist nur eine indirekte Beschreibung. Die
Wahrheit
ist || sei die: Wir
können der Figur einmal die Deutung A, einmal die Deutung
B, einmal die Deutung
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C geben;
& es gibt nun auch drei direkte
Erfahrungen –
Arten || Weisen des Sehens der Figur
– A', B', C', so daß
A' der Deutung A, B' der Deutung B,
C' der Deutung C günstig
sind || ist. Daher gebrauchen wir eine Deutung A
als
Beschreibung der ihr günstigen
Art || Weise des Sehens.