28.12.41.
  Habe nichts zu schreiben fühle mich aber so leer & deprimiert, daß es eine Erleichterung ist irgend etwas aufzaschreiben. Bin sehr schwermütig. Denke viel an Francis, aber immer nur mit Reue wegen meiner Lieblosigkeit; nicht mit Dankbarkeit. Sein Leben & tod scheint mich nur anzuklagen, denn ich war in den letaten 2 Jahren seines Lebens sehr oft sehr lieblos & im Herzen untreu gegen ihn. Wäre er nicht so unendlich sanftmütig & treu gewesen,
so wäre ich gänzlich lieblos gegen ihn geworden. An meine Freunde in Wien denke ich beinahe gar nicht. Koder hat geheiratet & ich kann daher nicht mehr an ihn denken, a oder: im Geiste sehen, da eine Dand vor ihn getreten ist. Wäre er gehtorben so wäre die Erinnerung an ihn nicht ausgelöscht; so aber scheint auch sie entwertet.
  Keith sehe ich oft, und was das eigentlich heißt, weiß ich
nicht. – Verdiente Entteüschung, Bangen, Sorge. Unfähigkeit, mich in einer Lebensweise niederzulassen. Nur wenige, kurze Stunden des Glücks in langen Strecken von Traurigkeit: Traurigkeit der schlimmen Art.
  Ich habe kein positives Leben, oder einen Zweck oder Ziel. Ich fahre fort zu leben, ohne eigentliche Hoffnung. Bei der Arbeit – die manuell ist – ist mir am wohlsten. Ich denke da oft mit Trauer an Fr., aber die Trauer ist ruhig & nicht schlecht.