16.11.
Der Fehler sitzt am tiefsten dort, wo wir glauben, ein Erlebnis,
einen Schmerz z.B.
für uns selbst
hinweisend Erklären,
benennen || benamsen, zu können.
Wir || Ich habe etwa
Zahnschmerzen & sage mir: das will ich
… nennen.
Wir vergessen daß dies absolut nichts
heißt in keinem Sinne eine Namengebung ist, wenn
nicht
für das Wort eine
Verwendung vorgesehen || dem Wort eine Verwendung gegeben
ist.
Ist der
Akt des Benennens in einem
Falle das ankleben eines Namenszettels auf einen Körper also
eines Stückes Papier auf dem etwa irgendwelche
Striche gezogen sind so ist doch klar daß so was an
sich uns gar nicht interessieren kann & nur
Interesse gewinnt durch die Verwendung im
Spiel dieser Striche.
Aber
ganz so ist es ja auch hier.
Dem Schmerz einen
Namen geben bestand also darin,
|| irgendwelche Laute auszustoßen während wir
Schmerzen hatten.
Wie soll uns das
interessieren.
Wieder nur durch den Gebrauch
dieser Laute. –
Aber erstens
denkt man, die Namengebung bestehe nicht in diesen
äußerlichen Dingen, sondern in einem speziellen
seelischen Akt des
Meinens der das Ausgesprochene in
eigenartiger Weise an das Gemeinte heftet.
Aber selbst wenn
es so etwas
gäbe || gibt worin liegt das Interesse
für uns
dieser Verbindung eines
Lauts mit etwas anderem? –
Aber der Fall beim Benennen des Schmerzes liegt
noch anders als der des Benennens
des || eines Körpers & das
muß || wird sich in Gebrauch der Definition zeigen
müssen.
Denn wenn ich
z.B. dieser Feder den Namen A gebe, so ist
mir die Definition ein Mittel um vom Namen A wieder auf etwas
anderes, ein Muster, zurückgreifen zu können.
Aber wenn ich nun dem Erlebnis einen Namen gebe, wie greife ich
denn vom Namen auf seinen Träger
zurück, auf
das, was
ich benannt habe?
Die Definition sollte mich ja
zurückführen aber hier ist
ja nur
eine Hälfte der Definition, sozusagen, erhalten
geblieben.
Was mich
zurückführt, ist also mein Gedächtnis; aber nun nicht
in dem Sinne, in welchem es noch
du
rch andere Tatsachen kontrolliert werden kann &
man von richtiger oder falscher Erinnerung reden kann, sondern,
sein Ausspruch ist hier
allein maßgebend.
Wir
müssen also hier sagen: Die Definition die ich jetzt
gebe
ist die gleiche die ich damals gegeben habe,
wenn mein Gedächtnis es mir sagt.
Aber auch
das ist noch irreführend, denn so scheine ich wenigstens einen
allgemein anerkannten Führer oder
Gewährsmann, nämlich das Gedächtnis
zu haben; aber so ist es auch nicht, da ich keinen Grund habe das
Erlebnis “Gedächtnis” zu nennen
, || –
außer
durch einen
Prozeß der mich in eine endlose Regression
führt.
Mein Erlebnis konnte mir also kein
Recht geben jetzt dies Wort zu gebrauchen
& so hängt das Wort nun frei in der Luft & es ist
weder abgeleitet worden noch wird von ihm etwas abgeleitet.
Aber
hast || hattest Du damit nicht den
Stab über den Gebrauch aller solcher Wörter wie
‘Schmerz’ etc
.
gebrochen?
Durchaus nicht.
Ich habe nur gesagt
mein Gebrauch solcher Wörter ist nicht
“innerlich” begründet.
Vielmehr
fängt das Sprachspiel mit dem Aussprechen
(etc.) dieser Wörter an.
Du nahmst an die Erde ruhe auf einem Etwas &
müsse dies tun um nicht
herunterzufallen; ich sagte: erstens wenn Du so ein Etwas
annimmst so führt Dich das nicht weiter weil dies
wieder auf etwas ruhen mußte
etc. Zweitens die Erde ruht zwar auf nichts aber damit
ist nicht gesagt daß nun die Häuser auf ihr unsicher sind,
vielmehr sind sie sicher weil sie auf der Erde ruhen. Dagegen
ist bei der Erde von dieser Sicherheit oder Unsicherheit, vom
Stehen oder Fallen nicht die Rede.
Du
sahst es falsch: Du sahst Erde & Häuser gleichsam
wie
ein Haus dessen Fundament
durch einen Dunst
verhüllt ist, & das wir nun suchen || wir nicht sehen
& was uns beunruhigt.