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Diskussion über den Tagebuchschreiber.
Das Seltsame, daß es nicht ganz klar zu sein scheint, was damit
gemeint ist, wenn man sagt, er sehe, habe, Vorstellungsbilder
⌊(⌋ vor sich⌊)⌋, wenn er
Tagebuch
ˇwieder liest.
Woher dies?
Es scheint, als mache ich einen Fehler, wenn ich so ohne weiteres davon
spreche, er habe (oder habe
vielleicht)
Vorstellungsbilder.
– Mir kommt als erstes in den Sinn, daß ich ja auch von
einem Tisch nicht ohne weiteres annehmen kann er habe
Vorstellungen.
Und wenn
[e|E]iner sagte:
“Ja, weil Du vo
m Tisch
nicht annimmst, er hat eine Seele”, so frage ich:
warum kann ich das nicht
annehmen?
Was hindert mich daran?
Es muß doch wohl Gestalt & Benehmen sein.
D.h.: die
Handlungen sind
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wohl das Kriterium dafür, ob etwas
‘Seele hat’. –
Sagte ich:
“Stelle Dir vor, daß dieser Tisch jetzt
ein Bild vor sich sieht” – so wüßtest Du nicht recht, wie Du ein ‘
Bild’ auf den Tisch applizieren sollest.
Warum geht es denn aber, wenn Du statt dessen einen Menschen vor Dir
hast? –
Da siehst Du z.B. vor allem
nicht auf seine Füße, oder seinen Bauch, wenn Du Dir vorstellen
willst, er sehe ein Bild vor sich; sondern auf seinen Kopf.
Sage, was Du willst – Du meinst,
in seinem Kopf. Und man erkennt,
daß
da ist, aus seinem Gesichtsausdruck – auch Haltung, etc.. Das ist das
Bild,
die Metapher,
die Du gebrauchst; aber was ist
Anwendung?
// – Du meinst, die Idee ist in
seinem Kopf. Und man erkennt, daß sie da
ist, aus seinem Gesichtsausdruck – auch Haltung,
etc.. Das ist das
Bild, was Du gebrauchst; aber was ist
seine Anwendung? //
Es ist also richtig: ich kann mir nicht vorstellen,
wie ein Tisch ein Bild vor sich sieht (man könnte sehr wohl auch
sagen
“mit welchem
Teil”) – wohl aber, wie ein Mensch dies tut. –
Und man wird auch gegen jeden Einwand sagen:
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“Ich kann mir doch denken, daß dieser
Mensch ein Bild vor sich sieht!”.
D.h. vor allem: Du
kannst es sagen, & es ist ein alt eingesessener deutscher Satz, mit dem
Du – für gewöhnlich – wohl umgehen
kannst.
Aber wir empfinden für gewöhnlich auch keine
Schwierigkeit darin, zu sagen:
“ich nehme an, er stellt sich dabei …
vor”.
Wir kommen nämlich dann gar nicht dahin, uns zu fragen, wie denn
Seelenzustand seelischer Zustand |
⌊ein⌋ Zustand des Geistes, wie eine Vorstellung an dem Menschen
ˇ, gleichsam,
haftet wir
arbeiten mit unserm Ausdruck.
(Wir nehmen Geld ein
geben es wieder aus – aber wir starren nicht auf eine Banknote
& trachten den
Wert, der ja an ihr irgendwie haftet, zu sehen.)
Und das nicht, weil wir dann gedankenlos sind – sondern weil wir
denken,⌊ –⌋
ohne aber einen … zu
aber nicht keinen gedanklichen Krampf
haben. |