2
Kann ich zweifeln ob
ich es war,
der,
wie ich mich erinnere, || meiner Erinnerung nach, gestern im Lesezimmer der Bibliothek gesessen
ist || hat, oder ob es ein Andrer war? –
Gewiß: indem ich zweifle, ob ich gestern dort gesessen bin
,
&, ob ein Andrer dort gesessen
ist. –
Aber kannst Du denn zweifeln, ob die Erinnerung, die Du
hast Dich, oder einen Andern darstellt (wie Du zweifelst, ob diese Gestalt
auf der Photographie Du bist, oder ein And
rer)?
Nun, es kann ein Bild in meiner Erinnerung auftauchen, ich sehe uns beide
am Tisch sitzen, weiß aber nicht mehr, bin
ich an
diesem Platz gesessen & Du am andern, oder war es umgekehrt.
Oder aber:
Ich sehe mich in der Erinnerung
181
an diesem Tisch sitzen.
Aber das Bild, was vor mir auftaucht ist nicht das eines Menschen – etwa im Profil
– an einem Tisch sitzend, sondern das Bild, was der sieht, der selbst an dem Tisch
sitzt.
Gebe ich dann diesem Bild, gleichsam, den Titel: “ich, an diesem Tisch sitzend”, so nicht darum, weil ich
die || eine
menschliche Gestalt auf dem Bild für
mich || die meine halte.
Aber so geht es ja normalerweise
überhaupt nicht vor sich, daß meine Erinnerung mir ein Bild
zeigt, & ich nach der Porträtähnlichkeit
beurteile || schließe, wen es darstellt.
Sondern mit
dem || einem Bild, oder auch ohne ein solches, kommen mir die Worte: “ich erinnere mich, dort & dort gewesen zu
sein.”
Meine Worte sind
eine || die Äußerung der Erinnerung
,
sie sind || ihr Aussprechen ist selbst das Erinnerungsp
hänomen & nicht bloß
die Beschreibung eines Erinnerungsbildes.
Zweifeln, ob ich es
war || bin, den meine Erinnerung mir zeigt,
heißt in diesem Fall zweifeln, ob das wirklich die
Äußerung meiner Erinnerung ist. || hieße dann, zweifeln, ob das meine Erinnerung war,
oder etwas anderes.
Man sagt auch:
“Erinnerst Du Dich wirklich daran, daß
…, oder nur
daran, daß
…?”
Wie,
aber wenn
Einer || man fragte:
“Bist Du sicher, daß Du Dich daran
erinnerst, daß es gestern schön war, & nicht, daß es
geregnet hat?” –
182