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[Zu S. 107 als neuer Absatz.]
     Wie haben wir denn das Wort “Pflanze” verstehen gelernt? Wenn ich davon absehe, daß wir vielleicht eine Definition des Begriffs, in der Botanik etwa, gelernt haben, die dann auch nur in der Botanik eine Rolle spielt, so ist es klar, daß wir die Bedeutung des Wortes durch Beispiele gelernt haben. Und wenn wir nun von hypothetischen Dispositionen absehen, so stehen diese Beispiele nur für sich selbst. Hypothesen über das Lernen & Gebrauchen der Sprache & kausale Zusammenhänge interessieren uns ja nicht. Wir nehmen daher nicht an, daß die Beispiele im Lernenden etwas hervorrufen, ein Wesen vor seine Seele rufen || stellen, die Bedeutung des Begriffswortes, den Begriff ‘Pflanze’. Sollten die Beispiele eine Wirkung haben indem sie, sagen wir, ein bestimmtes Gesichtsbild im Lernenden hervorrufen || erzeugen, so geht uns der kausale Zusammenhang zwischen den Beispielen & diesem Bild nichts an, & für uns stehen sie nebeneinander. Und wir können etwa dann von den Beispielen ganz absehen & nur das Bild als Symbol des Begriffes ansehen; oder auch Bild & Beispiele zusammen.
     Wenn man sagt “wir verstehen das Wort ‘Sessel’, weil || indem wir wissen, was allen Sesseln gemeinsam ist” –, was heißt es, daß wir das wissen? Etwa daß wir bereit sind es zu sagen (wie im
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Fall “wir wissen, daß 6 × 6 36 ist”)? Und was ist also das Gemeinsame? Oder sagen wir hier nicht nur darum, wir wissen das Gemeinsame, weil wir das Wort “Sessel” anwenden können? Verführt uns da nicht etwa eine Analogie wie diese: Nehmen wir an, ich erklärte das Wort “rot” indem ich auf eine rote Wand, ein rotes Buch, ein rotes Stück Tuch zeigte & jemand fertigte danach || nach dieser Erklärung ein Muster der Farbe Rot an indem er ein Rotes Täfelchen herstellte. Man könnte in diesem Falle sagen, er habe gezeigt daß er begriffen habe, was das Gemeinsame aller Beispiele war, die ich ihm gegeben hatte.