27.
    Die Regeln der Grammatik sind so (ˇd.h. in demselben Sinne) willkürlich wie die Wahl einer Maßeinheit. Aber das kann doch nur heissen daß sie von der Länge des zu [M|m]essenden unabhängig ist. Und daß nicht die Wahl der einen Einheit ‚wahr’ der andern ‚falsch’ ist, wie die Angabe der Länge wahr oder falsch ist. Was natürlich nur eine Bemerkung über die Grammatik des Wortes „Längeneinheit” ist.
  Man ist versucht die Regeln der Grammatik durch Sätze zu rechtfertigen von der Art: „Aber es
gibt doch wirklich 4 primäre Farben” & gegen die Möglichkeit dieser Rechtfertigung die nach dem Modell der Rechtfertigung eines Satzes durch den Hinweis auf seine Verification gebaut ist richtet sich das Wort, daß die Regeln der Grammatik willkührlich sind.
   Kann man aber nicht doch in irgend einem Sinne sagen, daß die Grammatik der Farbwörter die Welt wie sie tatsächlich ist charakterisiert? Man möchte sagen: kann ich nicht wirklich vergebens nach einer fünften primären Farbe suchen? – (Und wenn man suchen kann, dann ist ein Finden denkbar.) Nimmt man nicht die primären Farben zusammen, weil sie eine Ähnlichkeit haben oder zum mindesten die Farben im Gegensatz z.B. von Formen oder Tönen weil sie eine Ähnlichkeit haben? Oder habe ich wenn ich diese Einteilung der Welt als die richtige hinstelle schon eine vorgefaßte Idee als Paradigma im Kopf? Von der ich dann etwa nur sagen kann: „ja, das ist die
Art
Weise
wie wir die Dinge betrachten”, oder „wir wollen eben ein solches Bild (von der Wirklichkeit) machen”. Wenn ich namlich sage: „die primären Farben haben doch eine bestimmte Ähnlichkeit mit einan-
der” – woher nehme ich den Begriff dieser Ähnlichkeit? D.h.: habe ich hier eine Funktion „x ähnlich mit y” in die ich die Farben ˇals Argumente einsetzen kann? Ist nicht so, wie der Begriff „primäre Farbe” nichts andres ist als „blau oder rot oder grün oder gelb”, auch der Begriff
jener
der
Ähnlichkeit nur durch die vier Farben gegeben? Ja, sind sie nicht die gleichen! – Ja, könnte man denn auch rot, grün & kreisförmig zusammenfassen? Warum nicht?!
   Die Wichtigkeit in einem Spiel liegt darin, daß wir dieses Spiel spielen. Daß wir diese Handlungen ausführen. Sie verl Es verliert seine Wichtigkeit nicht dadurch daß es selbst nicht wieder der eine Handlung in einem andern (übergeordneten) Spiel ist.
        Warum nenne ich die Regeln des Kochens nicht willkürlich; & warum bin ich versucht die Regeln der Grammatik willkurlich zu nennen? Weil das Kochen durch seinen Zweck definiert ist dagegen der Gebrauch der Sprache nicht. Darum ist der Gebrauch der Sprache in einem gewissen Sinne autonom in dem das Kochen & Waschen es nicht ist. Denn wer sich beim Kochen nach andern als den
richtigen Regeln richtet kocht schlecht; aber wer sich nach andern Regeln als denen des Schach richtet spielt ein anderes Spiel & wer sich nach andern grammatischen Regeln richtet als den & den spricht ˇdarum nichts [f|F]alsches sondern von etwas [a|A]nderm.