Die Regel – wie ich sie verstehe – ist wie ein Weg in einem Garten. Oder wie die vorgezeichneten Felder auf einem || dem Schachbrett oder die Linien einer Tabelle. Von diesen Linien etc. wird man nicht sagen, daß sie uns etwas mitteilen (obwohl sie ein Teil einer Mitteilung sein können – ja auch selbst Mitteilungen). Ich lege in einer Abmachung
mit jemandem eine Regel fest. In dieser Abmachung teile ich ihm etwa die Regel (einer künftigen Darstellung) mit. Ich sage ihm etwa: „der Plan den ich Dir von meinem Haus zeichne ist im Maßstab 1 : 10. Das ist eigentlich ein Teil der Beschreibung des Hauses. Und wenn ich schreibe ~p ∙ (~~p = p) so ist das wirklich ähnlich, wie wenn ich dem Plan den Maßstab beifüge.
     Ich könnte auch so sagen: Ich will nur das mitteilen, was der Satz der Sprache mitteilt; & die Regel ist nichts als ein Hilfsmittel dieser Mitteilung¤ (so wie ich sie, die Regel verstehe). Schon deshalb darf || kann die Regel nicht selbst eine Mitteilung sein; denn sonst würde der Sinn des Satzes irgendwie zugleich den Sinn der Mitteilung über den Sprachgebrauch beinhalten.
     Wir müssen uns vergegenwärtigen wie wir in der Philosophie, d.h. beim Klären grammatischer Fragen, wirklich von Regeln reden; – damit wir auf der Erde bleiben & nicht nebelhafte Konstruktionen machen || bauen. Ich gebe z.B. Regeln wie:
(∃x) φx ⌵ φa ⌵ φb = (∃x).φx

      oder
~~p = p(Ƒ)
oder ich sage, daß es sinnlos ist von einem „rötlichen grün” zu reden oder von einem „schwärzlichen schwarz”, oder ich sage daß „a = a” sinnlos ist, oder beschreibe eine Notation die dieses Gebilde & „(∃x) x = x” vermeidet oder sage, es sei sinnlos || habe keinen Sinn zu sagen, etwas „scheine rot zu scheinen” oder es habe Sinn zu sagen daß im Gesichtsraum eine krumme Linie aus geraden Stücken zusammengesetzt sei, oder es habe den gleichen Sinn zu sagen „der Stein falle weil er von der Erde angezogen werde” & „der Stein müsse fallen, weil er von der Erde etc.”.      Ich biete dem Verwirrten eine Regel an & er nimmt sie an. Ich könnte auch sagen: ich biete ihm eine Notation an.
21.

     Wie schaut nun so eine Notation aus? Nun, in den meisten Fällen werde ich Sätze der alten Notation (etwa der Wortsprache) in die entsprechenden Sätze der neuen Schreibweise übersetzen; etwa indem ich schreibe
alt
(∃x,y). φ(x,y) …
(∃x,y). φ(x,y).x ≠ y …
neu
(∃x,y). φ(x,y) . ⌵ . (∃x). φ(x,x)
(∃x,y) φ(x,y)
etc.
Die Regel entspricht aber in gewissem Sinne dem was man eine „Annahme” genannt
hat. Sie ist quasi ein Satzradikal (chemisch gesprochen). Und es ist charakteristisch für die Art unserer Untersuchung, daß wir uns nicht für die Sätze interessieren die mit diesem Radikal gebildet werden (können). Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die Regel; nicht daß ich sie jemandem anbiete, nicht daß jemand sie benützt, etc.¤
     Sie könnte, glaube ich, verglichen werden mit dem Plan eines Hauses „Ich meine einer Zeichnung die als Plan eines Hauses gebraucht werden kann, der aber kein existierendes Haus entspricht & von der auch nicht gesagt wird daß ihr einmal eines entsprechen soll, etc..