| Gretl von Ludwig
zu Weihnachten 1936 ein schlechtes Geschenk |
| Philosophische Untersuchungen. |
|
Angefangen anfangs November
1936 |
| ⌊⌊ 1
Augustinus
sagt (uns), der Mensch lerne seine Muttersprache
so: ⌋⌋ |
| ⌊⌊
|
| ⌊⌊
Von einem Unterschied der Wortarten aber spricht
Augustinus
nicht.
Bei seiner
// Bei seiner Beschreibung denken ˇvorerst wir an Hauptwörter – wie “Tisch”, “Mann”, “Brot” & die …; andere Wortgruppen schließen sich diesen an, aber gegen den Hintergrund zu. 1 ⌋⌋ |
| [Die ersten Seiten verbessert auf S. 77
ff.] |
| 1)
Augustinus
beschreibt, wie
Cum
Wir erhalten, ˇso scheint es mir⌊,⌋ (hier) dieses Bild ˇ
Hier
Von einem Unterschied der Wortarten spricht Augustinus nicht; bei seiner Beschreibung schweben uns an erster Stelle // denkt man // (zunächst) // an // Hauptwörter vor, wie ; wie ‘Tisch’, ‘Baum’, “Brot” & (die)
|
| 2
Stelle Dir
2 dann sucht er in einer
Tabelle das Wort “rot” auf & findet ihm
gegenüber ein färbiges Täfelchen; nun sagt er die
Reihe der Grundzahlwörter – ich nehme an, er weiß sie
auswendig – bis ˇzum Worte zu
“fünf” her & bei jedem Zahlwort
nimmt er einen Apfel aus der Lade, der die Farbe des Täfelchens
hat. –
So, & ähnlich, operiert man mit
Worten. –
“Wie weiß er aber, wo &
wie er das Wort “rot” nachschlagen soll &
was er mit dem Wort “fünf” anzufangen
hat?” –
Nun, ich nehme eben an, er
handelt, wie ich es beschrieben habe.
Die
Erklärungen haben irgendwo ein Ende. –
Was
ist aber die Bedeutung des Wortes
‘drei’ ‘fünf’? –
Von einer
solchen war hier gar nicht die Rede; nur davon, wie das Wort
“fünf” gebraucht wird. |
| 3 Der ˇphilosophische
Begriff der ‘Bedeutung ˇder
Wörter’, als des Fundaments der Sprache,
stammt aus ist in einer primitiven Auffassung
Idee vom des Funktionierensc des
Funktionierens der Sprache her. zu Hause. ⌊⌊ // Jener
philosophische Begriff von der Bedeutung eines
Wortes ist zu Hause in einer primitiven Vorstellung vom Funktionieren
der unserer Sprache. //
Wir können aber auch sagen, die Vorstellung trifft zu, nur
für eine primitive Sprache⌋⌋3 Denken wir uns eine
Sprache, für die die
3
Fasse dies als vollständige primitive Sprache auf! |
| 4
Man könnte
sagen: Augustinus beschreibt
(Und das muß man in
Es ist so, als erklärte jemand: “Spielen besteht darin, daß man Dinge, gewissen Regeln gemäß, auf einer Fläche verschiebt …”, ⌊–⌋ und wir ihm antwortecten:
⌊⌊ˇ Man könnte also sagen, Augustinus stelle das Lernen der Sprache // stelle die Sache // zu einfach dar, aber auch: er stelle eine einfachere Sache dar. ⌋⌋ Man (Wer das Schachspiel einfacher beschr[ie|ei]b[e|t] ˇals es ist – mit einfacheren Regeln – als es ist, beschreibt damit dennoch ein Spiel, aber ein anderes.) |
| 5
4 Funktionen.
–
Und [s|S]o einer – zu einfachen –
|
| 6
Wenn man
das Beispiel (2) betrachtet, so ahnt man vielleicht, inwiefern
der allgemeine Begriff der Bedeutung ˇder Worte das
Funktionieren der Sprache mit einem Dunst umgibt,
Das Lehren der Sprache ist hier kein Erklären, sondern ein Abrichten. |
| 7
Wir könnten uns vorstellen,
daß die Sprache (3) // daß das
Beispiel einer Sprache (3) // die ganze
Sprache des A und B ist; ja die ganze Sprache eines
Ein wichtiger Teil der Abrichtung wird darin bestehen, daß der Lehrende auf die Gegenstände weist, die Aufmerksamkeit des Kindes auf sie lenkt, und dabei ein Wort ausspricht; z.B. das Wort ‘Platte’ beim Vorzeigen d einer dieser Form. (Dies will ich nicht 5 ‘hinweisende
Erklärung’, oder ‘Definition’, nennen,
weil ja das Kind noch nicht nach der Benennung fragen
kann.
Ich will es ‘hinweisendes
Lehren’ der Wörter’
nennen.) –
Ich sage, es wird
einen wichtigen Teil der Abrichtung bilden, weil es bei Menschen so
der Fall ist, nicht, weil es sich nicht anders vorstellen
ließe.)
Dieses hinweisende Lehren der
Wörter, kann man sagen,
Wenn aber das das hinweisende Lehren bewirkt, – soll ich sagen, es bewirkt das Verstehen // Verständnis // des Worts? – Versteht nicht der den Ruf “Platte!”, der
6 Lehren dieser Wörter ein
ganz anderes Verständnis bewirkt. –
Davon
später mehr. –
“Indem ich die Stange ˇdurch den Stift mit dem Hebel verbinde,
|
| 8
In der
Praxis des Gebrauchs der Sprache (3) ruft der eine Teil die
Wörter, der andre handelt nach ihnen, im Unterricht der
Sprache aber wird sich dieser Vorgang finden: der
Lernende benennt die
Gegenstände
Wir können uns auch
Und man könnte die Vorgänge des ‘Benennens der Steine’ und des Nachsprechens des vorgesagten Wortes auch Sprachspiele nennen. Denke an manchen Gebrauch der von den Worten in Reigenspielen gemacht wird. 7 |
| 9
|
| 10
Wenn das Kind diese Sprache lernt, muß es
die Reihe der ‘Zahlwörter’
“A“, “B“,
C, a b c …” auswendig
lernen. –
Und es muß
8 verwendet
dienen,
sondern zur Bezeichnung mit dem Auge
⌊⌊ // [Besser] Und es muß ihren Gebrauch lernen: Wird in
Wird auch “dieses” und “dorthin” hinweisend gelehrt? – Stelle Dir vor, wie man ihren Gebrauch etwa lehren könnte! Es wird dabei auf Örter & Dinge
|
| 11
Was bezeichnen nun die
Wörter dieser Sprache? –
Was sie bezeichnen,
– wie soll sich das zeigen, – es sei denn in der Art ihres
Gebrauchs?
Und den haben wir ja
beschrieben.
Der Ausdruck “dieses Wort
bezeichnet das” müßte also ein Teil dieser
Beschreibung werden.
Oder, ⌊:⌋ die Beschreibung soll
Nun, man kann ja die Beschreibung der Verwendung // des Gebrauchs // des Wortes “Platte” dahin abkürzen, daß man sagt, dieses Wort bezeichne diesen Gegenstand. Das wird mann tun, wenn es sich z.B. nur mehr 9 darum handelt, das
Mißverständnis zu
Und ebenso kann man sagen, die Zeichen
Aber dadurch, daß man so die Beschreibungen des Gebrauchs der Wörter einander assimiliert, kann doch dieser Gebrauch nicht ähnlicher werden! Denn, wie wir sehen, ist die Art & Weise ihres Gebrauchs ganz & gar verschieden. Man kann die Wörter in dieser Beziehung am besten vergleichen mit den Werkzeugen Denk[e|'] an die in einem Werkzeugkasten: Es ist da ein Hammer, ˇeine Zange⌊,⌋ eine Säge, ein
12 ← [S. 10] ¥ Denke dir, jemand sagte: “Alle Werkzeuge dienen dazu, etwas zu modifizieren[:| .]” Der [s|S]o der Hammer die Lage des Nagels, die Säge die Form des 10
Brett's,
etc.” –
Und was modifiziert der
Maßstab, der Leimtopf, die Nägel? –
“Unser Wissen um die Länge eines Dings, die
Temperatur des Leims und die Festigkeit der Kiste.”
–
Wäre mit dieser Assimilation des Ausdrucks
etwas gewonnen? – |
| [Das Folgende bis zum Strich zu S.9] ⍈ 12
Freilich, was uns verwirrt ist die Gleichförmigkeit ihrer Erscheinung, wenn
Wie wenn wir ein
Wenn wir sagen, ⌊:⌋ “jedes Wort der Sprache bezeichnet etwas”, so ist damit vorerst noch gar nichts gesagt; es sei denn, daß wir genau erklärten, welche Unterscheidung wir zu machen wünschen. (Es könnte ja sein, daß 11 wir die Wörter der
Sprache (9) von Wörtern ‘ohne Bedeutung’
unterscheiden
[Fortsetzung auf S.9] |
| 13
Am besten ist das Wort
“bezeichnen” wohl da angewandt, wo das
Zeichen auf dem Gegenstand steht, den es bezeichnet.
Nimm also an, auf Werkzeugen, die A beim Bauen benützt, waren // stünden // stehen Zeichen. Zeigt A dem Gehilfen ein solches Schriftzeichen, so bringt
Auf diese & mehr oder weniger ähnliche Weise bezeichnet ein Name ein Ding, &
|
| 14
Wie ist es mit den
Es ist das natürlichste & richtet am wenigsten Verwirrung an, wenn wir die Muster zu den Instrumenten der Sprache rechnen. 12 |
| 15
Wir werden sagen
können: in der Sprache (9) haben wir verschiedene
Wortarten.
Denn die Funktion von
“Platte” und von “Würfel” ist
ähnlicher, als die von “Platte” und von
“d”.
Wie wir aber die
Worte nach Arten zusammenfassen, wird von unserem Zweck
abhängen // wird vom Zweck der Einteilung
abhängen // , & von unserer Neigung.
Denke an die verschiedenen
|
| 16
Daß die Sprachen (3) &
(9) nur aus Befehlen bestehen, laß dich nicht
stören.
Willst Du sagen sie sei darum nicht komplett,
so frage ich, ob unserec Sprache komplett ist,
– ob sie es war, ehe ihr der chemische Symbolismus
& die Infinitesimalrechnung einverleibt wurden; denn
dies sind, sozusagen, Vorstädte unserer Sprache.
(Und mit wieviel Häusern, oder Straßen, fängt eine
Stadt an, Stadt zu sein?)
Unsere Sprache kann
⌊man⌋ dann sehen als uns ansehen als eine
alte Stadt⌊:⌋ , ein
Man kann sich leicht eine Sprache vorstellen, die nur aus Befehlen und Meldungen
13 der Bejahung & der
Verneinung.
Und unzähliges
aAndre. –
Und
ˇsich eine Sprache vorstellen heißt,
(sich) eine Lebensform vorstellen.
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| 17
Wie ist es
aber,⌊,⌋ ist d der Ruf
“Platte!” im Beispiel (3) ein Satz,
oder ein Wort? –
Wenn ein Wort, so hat es doch nicht
dieˇselbe
Bedeutung, wie das gleichlautende unserer
gewöhnlichen Sprache, denn in der Sprache (3) ist es
ja ein Ruf; wenn aber ein Satz, so ist es doch nicht der
eliptische Satz “Platte!”
unserer Sprache. –
Was die erste Frage
anbelangt, so kannst Du “Platte!” ein
Wort,
14 rufe, so will ich doch,
er soll mir eine Platte bringen! –
Gewiß, – aber besteht ‘dies wollen’
darin, daß Du in irgend einer Form einen andern Satz denkst,
als den, den Du sagst? – |
| 18
Aber wenn
nun Einer sagt “Bring mir eine
Platte!”, so scheint es ja ˇjetzt, als
könnte er also diesen Ausdruck als ein langes
Wort meinen, – entsprechend nämlich dem ˇeinen Wort
‘Platte!’” –
Kann man
15 der Meinung sein, diese
ganze Lautreihe sei ein Wort & entspräche etwa dem Wort
für “Baustein” in seiner Sprache.
Wenn er selbst dann diesen Befehl zu geben hätte, würde
er ihn vielleicht anders aussprechen, & wir würden
sagen: er spricht ihn so sonderbar aus, weil er ihn für
ein Wort hält. –
Aber geht also nicht,
wenn er ihn ausspricht, eben auch etwas anderes in ihm vor,
ˇdementsprechend, seiner anderen
Auffassung daß er
|
| 19
‘Eliptisch’ ist der Satz nicht, weil
er etwas ausläßt, was wir meinen, wenn wir ihn
aussprechen, sondern weil er gekürzt ist im
Vergleich mit einem bestimmten Standard unserer
Grammatik. –
Man könnte hier freilich den Einwand
machen: “Du gibst zu, daß der
verkürzte & der unverkürzte Satz den gleichen
Sinn haben. –
Welchen Sinn haben sie also?
Gibt es denn für diesen Sinn
16 Satz ist also sein
Wortausdruck?
– Aber besteht der gleiche Sinn der
Sätze nicht in ihrer gleichen Verwendung? –
( ⌊⌊ˇ
(Im Russischen heißt
es “Stein rot”, statt “der Stein ist
rot”; – geht ihnen die Kopula im Sinn ab? oder
denken sie sich sie sich dazu?
–) ⌋⌋
) |
| 20
Man kann sich auch leicht ein
Sprachspiel denken, in dem B dem A auf dessen Frage
die Anzahl der Bausteine auf Haufen Platten oder
Würfel in Stoß einem
meldet, oder
So eine Meldung könnte also z.B. lauten: “fünf Platten”. Was ist nun der Unterschied zwischen der Meldung, oder Behauptung, “fünf Platten.” & dem Befehl “fünf Platten!”? – Nun, die Rolle, die das Aussprechen dieser Worte im Sprachspiel spielt. Aber es wird wohl auch der Ton, mit dem sie ausgesprochen werden, ein andrer sein, & die Miene, & noch manches andre. Aber wir können uns auch denken, daß der Ton der gleiche ist – denn ein Befehl & eine Meldung können in mancherlei Ton ausgesprochen werden & mit mancherlei
17 Befehls in der
Praxis der Sprache.
(Ähnlich sagt man
auch “Du wirst das tun”, nicht als
Prophezeiung sondern als Befehl.
Was macht es zu dem einen,
was zu dem andern?) |
| 21
Frege's Ansicht, daß in einer Behauptung eine Annahme
steckt, die dasjenige ist, was behauptet wird, basiert eigentlich auf
der Möglichkeit, ˇdie es in unserer Sprache gibt, jeden
Behauptungssatz in der Form zu schreiben: “Es
wird behauptet, daß das & das der Fall
ist.”
Aber “Daß das &
das der Fall ist.” ist eben in unsrer Sprache kein
Satz, ⌊ –⌋ es ist noch kein
Zug in unsrem Sprachspiel.
Und
Wir könnten sehr gut auch jede Behauptung in Form einer Frage mit nachgesetzter Bejahung schreiben; also, statt “Es regnet”: “Regnet es? Ja!”. Würde das zeigen, daß in jeder Behauptung eine Frage steckt? |
| 22
Man hat freilich das Recht ein
Behauptungszeichen zu verwenden im Gegensatz
z.B. zu einem Fragezeichen.
Irr[ef|ig]ührend
ist es nur, wenn man meint, daß die die
Behauptung nun aus zwei Akten besteht, dem Erwägen
& dem Behaupten (Beilegen des Wahrheitswerts, oder
dergl.) & daß wir diese Akte nach den
Zeichen des Satzes ausführen, ungefähr wie wir nach Noten
singen.
(Mit dem Singen nach Noten ist
allerdings das laute, oder leise, Lesen nach dem geschriebenen Satz zu
vergleichen, aber nicht das ‘Meinen’
ˇ(Denken) des
18 |
| 23
Der wichtige Sinn des
Fregeschen
Behauptungszeichens wird vielleicht am besten dadurch so damit gefaßt,
|
| 24
Wieviele Arten der Sätze gibt es
aber?
( ˇEtwa:
Behauptung, Frage & Befehl?
Es gibt
unzählige solcher Arten: unzählige
verschiedene
Führe dir die [m|M]annigfaltigkeit der Typen der Sprachverwendung⌊,⌋ – der “Sprachspiele”, – wie wir sagen könnten, – vor Augen; indem Du dich denke an diese ˇTypen & andere Beispiele: Befehle geben, & nach Befehlen handeln – Einen Gegenstand ansehen, messen & beschreiben Einen Gegenstand nach einer Beschreibung, oder Zeichnung, herstellen Einen Hergang berichten, den wir gesehen haben Vermutungen über einen Hergang anstellen 19 ⌊⌊3⌋⌋
Eine Geschichte lesen ⌊⌊4⌋⌋ Eine Hypothese aufstellen & prüfen ⌊⌊2⌋⌋ ˇDie Ergebnisse [E|e]in⌊es⌋ Experiment⌊s⌋ durch Tabellen & Diagramme darstellen ⌊⌊ˇ [Bessere Ordnung]⌋⌋ ⌊⌊8⌋⌋ Ein angewandtes Rechnungsexempel lösen. ⌊⌊10⌋⌋ Bitten, Danken, , Fluchen ⌊⌊11⌋⌋ Grüßen ⌊⌊6⌋⌋ Ein Rätsel aufgeben & erraten ⌊⌊7⌋⌋ ⌊⌊3⌋⌋ Einen Witz machen erzählen ⌊⌊9⌋⌋ ⌊⌊4⌋⌋ Aus einer Sprache in eine andecre übersetzen ⌊⌊5⌋⌋ ⌊⌊7⌋⌋ Theater spielen Ein Tier auf Zurufe & Zeichen dressieren etc.etc. etc.etc. // Und diese Mannigfaltigkeit ist nichts fFestes, ein für alle mal gGegebenes, sondern neue Typen der Sprache, neue Sprachspiele – wie wir sagen können [nicht ‘könnten’] – entstehen & andre veralten & werden vergessen. (Ein ungefähres Bild davon können uns die Wandlungen
¥ ⋎ [S. 20] Führe Dir die Mannigfaltigkeit der Typen Sprachspiele an diesen Beispielen & andern vor Augen: Befehlen, & nach Befehlen handeln Beschreiben eines Gegenstands nach dem Aussehen, oder nach Messungen Herstellen eines Gegenstands nach einer Beschreibung (Zeichnung) Berichten eines Hergangs Über den Hergang Vermutungen anstellen Eine Hypothese aufstellen & prüfen Darstellung der Ergebnisse eines Experiments durch Tabellen & Diagramme 20 Eine
Geschichte erfinden, & lesen Theater spielen Reigen singen Rätsel raten ⌊Einen⌋ Witz machen, erzählen Ein angewandtes Rechnungsexempel lösen Aus einer Sprache in die andere übersetzen Bitten, Danken, Fluchen, Grüßen, Beten. etc. etc. etc. etc. // – Es ist interessant die Mannigfaltigkeit der Werkzeuge der Sprache & ihrer Verwendungsweisen, ⌊ –⌋ die Mannigfaltigkeit der Wort- & Satzarten – mit dem zu vergleichen, was Logiker über den Bau der Sprache gesagt haben. (
|
|
⍈ [Zu S. 19]
Das Wort “Sprachspiel” soll ˇhier hervorheben, daß das Sprechen der Sprache ein
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| 25
Wenn wir nicht sehen, daß es eine Menge von
Sprachspielen gibt, sind wir etwa geneigt, zu fragen:
“Was ist eine Frage?”
Ist es die
Feststellung, daß ich das & das nicht weiß, oder die
Feststellung, daß ich wünsche, der Andre möchte mir sagen
…?
Oder ist es die Beschreibung meines seelischen
Zustandes der Ungewißheit? –
Und ist der
Ruf “Hilfe!” so eine Beschreibung?
Denke daran, wie Verschiedenes “Beschreibung” genannt wird: die Beschreibung der Lage eines Körpers durch seine Koordinaten; die Beschreibung des Verlaufs einer Schmerzem- 21 pfindung.
Man kann freilich statt der gewöhnlichen Form der Frage ein die der Feststellung oder Beschreibung setzen: “Ich will wissen, ob …”, oder “[i|I]ch bin im Zweifel, ob …” – aber damit hat man die verschiedenen Sprachspiele einander nicht näher gebracht. Die Bedeutsamkeit solcher
|
| 26
Man sagt
manchmal:
Das hängt ˇwieder damit zusammen, daß man meint, das Lernen der Sprache bestehe darin, daß man Gegenstände benennt; & zwar: Menschen, Formen, Farben, Schmerzen, Stimmungen, Zahlen, etc..–3 – Wie gesagt – das Benennen ist etwas Ähnliches, wie, einem Ding ein Namenstäfelchen anheften. Man kann das eine Vorbereitung zum Gebrauch eines Wortes nennen. – 22
Aber worauf ist
es eine Vorbereitung?
“Wir benennen die Dinge & können nun über sie reden.” Uns in der Rede auf sie beziehen.” Als ob mit dem Akt des Benennens schon das, was wir weiter tun, gegeben sei. Als ob es nur Eines gebe, was heißt: “von Dingen reden”. Während wir doch das Verschiedenartigste mit unsern Sätzen tun. Denken wir
Wasser! Fort! Au! Hilfe! Schön! Nicht! Bist Du nun noch geneigt, diese Wörter “
|
| 27
In den Sprachen (3) und
(9) gab es ein Fragen nach der Benennung nicht.
Dies & sein Korrellat, die hinweisende
Erklärung, Definition, ist,
Man kann nun einen Personennamen, ein 23 Farbwort, einen Stoffnamen,
ein Zahlwort, den Namen einer Himmelsrichtung, etc.
etc. hinweisend definieren.
(Die Definition der Zwei: “Das
ist heißt ‘zwei’”
– wobei man auf zwei Nüsse zeigt –, ist
vollkommen exakt.) –
“Aber wie kann man denn die Zwei so
definieren; der, dem man die Definition gibt, weiß ja dann nicht,
was man mit ‘zwei’ benennen will; er wird
annehmen, daß Du diese Gruppe von Nüssen
‘zwei’ nennst!”
–
Er kann dies annehmen, – vielleicht nimmt
er es aber nicht an.
Er könnte ja auch, umgekehrt,
wenn ich dieser Gruppe von Nüssen einen Namen beilegen will, ihn
als Zahlnamen mißverstehen.
Und ebensogut, wenn
ich einen Personennamen hinweisend erkläre, diesen als
Farbnamen,
|
| 28
Vielleicht sagst Du:
[D|d]ie
Zwei kann nur so hinweisend definiert werden:
“Diese Zahl heißt
‘zwei’”; aber nicht “Das
heißt zwei” denn das Wort “Zahl”
zeigt hier an, ⌊an⌋ welchen Platz der Sprache, der
Grammatik, wir das Wort setzen; das heißt aber, es muß das Wort
“Zahl” erklärt sein, ehe jene hinweisende
Definition verstanden werden kann. –
Das Wort
“Zahl” in der Definition zeigt allerdings diesen
Platz an, den Posten,
24
Mißverständnisse werden manchmal so
vermieden.
Aber läßt sich denn das Wort
“Farbe”, oder “Länge” nur so
auffassen? –
Nun wir müssen sie eben
erklären. –
Also erklären durch andere
Wörter!
Und wie ist es mit der letzten
Erklärung in dieser Kette?!
(Sag' nicht, “Es gibt keine
‘letzte’ Erklärung”; das ist geradeso,
als wolltest Du sagen: “Es gibt kein letztes Haus
in dieser Straße: man kann immer noch eines
dazubauen.”)
Ob das Wort “Zahl” in der hinweisenden Definition der Zwei nötig ist, das hängt davon ab, ob er sie ohne dieses Wort anders auffaßt, als ich es wünsche. Und das wird wohl von den Umständen abhängen, unter welchen sie gegeben wird & von dem Menschen, dem
Und wenn ich hier von auffassen wie er die Erklärung ‘auffaßt’, zeigt sich darin, wie er von dem ˇerklärten Wort Gebrauch macht. |
| 29
Man
könnte also sagen:
dDie hinweisende
Definition erklärt den Gebrauch – die Bedeutung –
des Wortes, wenn es schon klar ist, welche Rolle das Wort in der
Sprache überhaupt spielen soll.
Wenn ich also
weiß, daß Einer mir ein Farbwort erklären will, so wird mir
die hinweisende Erklärung “Das heißt
‘Sepia’” zum Verständnis des Wortes
verhelfen. –
Denke, ich erklärte jemandem die Rolle die des ‘Königs’ im Schachspiel ˇohne aber das Wort “König” oder einen Namen für die Figur zu gebrauchen. d. Dann sage ich, 25 auf
Wir können uns aber auch denken, daß Einer das Spiel gelernt hat, ohne je Regeln zu lernen, oder zu formulieren. Er hat zugesehen, wie Andere spielen, selbst schon einfachere Brettspiele gespielt, ⌊–⌋ & nun kann er Schach spielen, d.h. zieht den Schachregeln entsprechend – ohne aber von ihnen Gebrauch zu machen –, etc.. Ich zeige diesem nun ein Schachbrett & Figuren die anders geformt sind als die gewöhnlichen & sage auf eine von ihnen & eine gewöhnliche Königsfigur weisend: “das ist das.” Damit habe ich der neuen Figur eine Stelle (ˇd.h. Rolle) im Spiel
[Zu
S. 27]
Betrachte noch diesen
Fall: Ich erkläre jemandem das Schachspiel⌊,⌋
& fange damit an, indem ich auf eine Figur zeige &
sage: “Das ist der König. –
Er kann so & so ziehen, etc.
etc.”.
26
Man muß schon etwas
wissen, um nach der Benennung fragen zu können.
Aber
was muß man wissen?
Wenn man jemandem die Königsfigur im Schachspiel zeigt & sagt: “[d|D]as ist der Schachkönig”, so erklärt man ihm dadurch nicht den Gebrauch dieser Figur, – es sei denn, daß er die Regeln des Spiels schon kennt, bis auf diese letzte Bestimmung: die
Man kann sich aber auch denken, Einer habe das Spiel gelernt ohne je Regeln zu lernen, oder zu formulieren. Er hat etwa zuerst mit ˇzuerst durch Zusehen ganz einfachen Brettspielen angefangen gelernt & ist zu immer komplizierteren vorgeschritten⌊.⌋ ,
27 Spiel beherrscht.¥ • ¥ • Wir können sagen: Nach der Benennung fragt
Wir können uns ja auch denken, daß der Gefragte antwortet: “Bestimm' die Benennung selber” – und nun müßte, der gefragt hat, für alles selber aufkommen. |
| 30
Wer in ein fremdes Land kommt, wird manchmal
die Sprache der dort Einheimischen durch hinweisende
Erklärungen lernen, die sie ihm geben, & er wird die
Deutung dieser Erklärungen oft raten müssen,
& manchmal richtig, manchmal falsch, raten.
Und nun können wir, glaube ich, sagen⌊:⌋ , Augustinus beschreibe das Lernen der ˇmenschlichen Sprache so, als käme das Kind in ein fremdes Land und verstehe die Sprache des Landes nicht, das heißt⌊,⌋ – habe bereits eine Sprache, nur nicht diese. Oder auch: – als könne das könne das Kind schon denken, nur noch nicht
|
|
⍈ ↺
⋎ [S. 25] –
Auch [i|I]n diesem Fall werden wir
sagen, ⌊:⌋ die Worte
“Das ist der König” (oder,
“Das heißt
‘König’”) sind nur dann eine
ˇWorterklärung, wenn
der Lernende schon ‘weiß, was eine Spielfigur
ist’; wenn er also etwa schon mehrere Spiele gespielt
hat, oder dem Spielen Anderer ‘mit Verständnis zugesehen
hat’, und dergleichen.
Auch nur dann
wird er beim Lernen des Spiels relevant fragen können
“wie heißt das?” – nämlich,
diese Spielfigur. |
| 31
Wie aber, wenn
28 beherrschen muß, um eine
hinweisende Definition zu verstehen, sondern er muß nur
– selbstverständlich – wissen (oder
erraten),
Denke, jemand zeigt auf eine Vase und sagt: “Schau das herrliche Blau an! – auf die Form kommt es nicht an. –” Oder: “Schau die herrliche Form an! – die Farbe ist gleichgültig. –” Es ist zweifellos, Du wirst [v|V]erschiedenes tun, wenn Du diesen beiden Aufforderungen nachkommst. Aber tust Du immer das Gleiche wenn Du deine Aufmerksamkeit auf die Farbe richtest? Stelle dir doch verschiedene Fälle vor; ⌊!⌋ [i|I]ch will einige andeuten: “Ist dieses Blau das [G|g]leiche, wie das? Siehst Du einen Unterschied? –”
schwer zu treffen.” ¥ • “Schau, wie verschieden diese beiden Blau wirken!” “Siehst Du dort das blaue Buch? Bitte bring es
“Es wird schön, man sieht schon wieder blauen Himmel!” 29
“Dieses blaue Lichtsignal bedeutet ….” “Wie heißt nur dieses Blau[,| ?] – ist es ‘Indigo’ –?” Die Aufmerksamkeit auf die Farbe richten heißt manchmal, sich die Umrisse der Form mit der Hand weghalten, oder den Blick nicht auf die Kontur des Dinges richten, manchmal, auf den Gegenstand starren & sich zu erinnern trachten, wo man diese Farbe schon gesehen hat. Seine ˇMan lenkt richtet seine Aufmerksamkeit auf die Form lenken besteht geschieht manchmal dann, daß so, indem man sie nachzeichnet, manchmal darin, daß so indem man blinzelt, um die Farbe als eine nicht deutlich zu sehen, ˇetc., etc.. Ich will sagen: dies ˇ& ähnliches geschieht während man ‘die Aufmerksamkeit auf das & das richtet’. Aber das ist es nicht allein, was uns sagen läßt, Einer richte seine Aufmerksamkeit auf die Form, die Farbe, etc.. Wie ‘einen Schachzug machen’ nicht allein darin liegt, daß ein Stein so & so auf dem
|
| 31
Aber nimm an, Einer sagte:
“Ich habe tue immer das Gleiche, wenn ich
meine Aufmerksamkeit auf die Form richte: ich folge der
Kontur mit den Augen & fühle dabei
…”.
Und nimm an, dieser gibt einem Andern
die hinweisende Erklärung: “Das
30 der
|
| 32
Es gibt freilich, was man
‘charakteristische Erlebnisse’
beim für das [z|Z]eigen auf die
Form (z.B.) nennen kann.
Denn es werden die Worte “auf die Form zeigen”, “die Form meinen”, etc. nicht so gebraucht, wie die: “auf das Buch zeigen”, “auf den Buchstaben ‘B’, nicht auf den Buchstaben ‘u’ zeigen”, etc..– Denn denke nur, wie anders wir den De Gebrauch der Worte lernen: “auf dieses
31 Farbe, nicht auf die Form,
zeigen”, “die Farbe meinen”,
etc. etc.!
Wie gesagt, in gewissen Fällen, besonders beim ‘Zeigen ‘auf die Form’, oder ‘auf die Anzahl’ gibt es charakteristische Erlebnisse & Arten des Zeigens – ‘charakteristisch’, weil sie sich oft, nicht immer wiederholen, wo Form, oder Anzahl,‘ ‘gemeint’ werden[;| :] – aber kennst Du auch ein charakteristisches Erlebnis für das Zeigen auf die Spielfigur als Spielfigur?! Und doch kann man sagen: “Ich meinec: diese Spielfigur heißt ‘König’, nicht dieses bestimmte Stück Holz, worauf ich zeige”. |
| 33
Und wir tun hier, was wir
in 1000
Wo unsere Sprache uns einen Körper vermuten läßt, und wir finden keinen, dort setzen wir einen Geist hin. // Wo unsere Sprache uns einen Körper vermuten läßt, & kein Körper ist, dort , [ich glaube, dieser Beistrich ist
widersinnig] möchten wir sagen,
|
| 34
“Was ist die Beziehung
zwischen Namen & Benanntem?” –
Nun
was ist sie?
Schau auf das Sprachspiel
(3), oder ein anderes; ! dort ist
zu sehen, worin diese Beziehung etwa besteht.
Diese
Beziehung kann, unter vielem andern, auch darin bestehen, daß das
Hören des Namens uns das Bild des Benannten vor die Seele
ruft, & sie besteht unter anderem auch darin, daß dem
Benannten ein Zettel 32 mit dem der
Namen auf das Benannte geschrieben ist, oder daß er
beim Zeigen auf das Benannte ausgesprochen wird. |
| 35
Was benennt aber
z.B. das Wort “dieses” im
Sprachspiel (9), oder das Wort “das” in der
hinweisenden Erklärung “Das heißt
…”?
Nun, wenn Du keine Verwirrung
anrichten willst, so ist es am besten, Du sagst gar nicht, daß
diese Wörter etwas benennen. –
Und
merkwürdigerweise wurde von dem Worte
“dieses” einmal gesagt, es sei der
eigentliche Name.
Alles was wir sonst
“Namen” nennen, sei dies also nur in einem
ungenauen, angenäherten, Sinn.
Diese seltsame Auffassung rührt von einer Tendenz her, die Logik unserer Sprache zu S sublimieren – wie man es nennen könnte. Die eigentliche Antwort darauf ist: “Name” nennen wir sehr Verschiedenes; das Wort “Name” charakterisiert viele verschiedene, miteinander auf viele verschiedene Weisen mit eina verwandte, Arten des Gebrauchs eines Worts; – aber unter diesen Arten des Gebrauchs ist nicht die des Wortes “dieses”. Es ist wohl wahr, daß wir oft, z.B. in der hinweisenden Erklärung Definition, auf das Benannte zeigen & dabei den Namen aussprechen. Und ebenso sprechen wir, z.B. in der hinweisenden Definition, das Wort “dieses” aus, indem wir auf ein Ding zeigen. Und das Wort “dieses” & ein Name stehen auch oft im gleichen Satzzusammenhang: wir sagen: “Hole dieses!” & auch “Hole den Paul!” – Aber einer der charakteristischsten Züge des Namens ist es gerade, daß er durch eine Erklarun das hinweisende “Das ist N” (oder 33.
“Das heißt ‘N’”)
erklärt wird.
Erklären wir aber auch:
“Das heißt ‘dieses’”,
oder gar, “Dieses heißt
‘dieses’”? |
| 36
Das hängt mit der
Auffassung des Benennens als eines, sozusagen,
okulten Vorgangs zusammen.
Das Benennen
erscheint als eine seltsame Verbindung eines Wortes mit dem
Gegenstand. –
Und solche eine seltsame
Verbindung
|
| 37
Aber warum kommt man auf die Idee gerade dieses Wort zum Namen
machen zu wollen, wo es doch so offenbar kein
Name ist? –
Gerade darum; – denn man ist
versucht, gegen das, was gewöhnlich
“Namen” heißt, einen Einwand zu machen; &
den ich kann man so
ausdrükken, ⌊:⌋
daß der Name eigentlich Einfaches bezeichnen
soll.
Und man könnte dies etwa so
begründen: Ein Eigenname im 34 gewöhnlichen Sinn ist
etwa das Wort “Nothung”.
Das
Schwert Nothung aber besteht aus Teilen in einer
bestimmten Zusammensetzung.
Sind sie anders
zusammengesetzt, so existiert Nothung nicht.
Nun hat aber offenbar der Satz “Nothung
hat eine scharfe Schneide” Sinn, ob
Nothung noch ganz ist oder schon zerschlagen.
Ist aber “Nothung” der Name eines
Gegenstandes, so gibt es diesen Gegenstand nicht mehr, wenn
Nothung zerschlagen ist; & da dem Namen dann kein
Gegenstand entspräche, so hätte er keine Bedeutung.
Dann aber stünde in dem Satz “Nothung hat
eine scharfe Schneide” ein Wort, das keine Bedeutung hat
& daher wäre der Satz Unsinn.
Nun hat er aber
Sinn, also muß den Wörtern, aus denen er besteht, immer etwas
entsprechen.
Also muß das Wort Nothung bei
der Analyse des Sinnes verschwinden und statt seiner müssen
Wörter eintreten, die Einfaches benennen.
Diese Wörter werden wir billigerweise die eigentlichen
Namen nennen. |
| 38
Reden wir Laß uns zuerst über
den Punkt dieses Raisonnements reden: daß das Wort keine
Bedeutung hat, wenn ihm nichts entspricht. –
Es ist
wichtig, festzustellen, daß das Wort “Bedeutung”
sprachwidrig gebrauch wird, wenn man damit das Ding
bezeichnet, das dem Wort ‘entspricht’.
Dies heißt, die Bedeutung eines Namens
(zu) verwechseln mit dem
Träger des Namens.
Wenn Paul
stirbt, so sagt man, es 35 es sterbe der Träger des Namens,
aber niemand sagt, es sterbe die Bedeutung des Namens.
Und es wäre unsinnig, so zu reden, denn hörte der
Name auf Bedeutung zu haben so
|
| 39
In (13) haben wir in die
Sprache (9) Eigennamen eingeführt.
Nimm
nun an, das Werkzeug mit dem Namen “α” sei
zerbrochen.
A weiß es nicht & gibt
dem B das Zeichen “α”: hat dieses
Zeichen nun Bedeutung oder hat es keine? –
Nun, [w|W]as soll B tun, wenn er dieses Zeichen
erhält? –
Wir haben darüber nichts
vereinbart.
Man könnte fragen: was
wird er tun?
Nun er wird vielleicht ratlos
dastehen, oder A die Stücke zeigen.
Man
könnte hier sagen: “α”
sei bedeutungslos geworden; & dieser Ausdruck würde
besagen, daß für das Zeichen “α” in
unserm Sprachspiel nun keine Verwendung mehr ist (es sei denn, wir
gäben ihm eine neue).
“α”
könnte auch dadurch bedeutungslos werden, daß sich
man, aus irgend einem Grund, dem Werkzeug eine andere
Bezeichnung
36 spiel
eingerei⌊h⌋t // aufgenommen //
worden.
Und man kann jetzt sagen, das Zeichen
“α” habe Bedeutung,
|
| 40
Man kann für eine
große Klasse von Fällen der Benützung des
Wortes “Bedeutung” – wenn auch nicht
für alle Fälle seiner Benützung –
für dieses Wort definieren als die
Erklärung geben soc erklären: “Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache.” Und die Bedeutung eines Namens erklärt man manchmal dadurch, daß man auf seinen Träger
|
| 41
“Aber haben etwa auch
Namen in jenem Spiel Bedeutung, die nie für ein
Werkzeug verwendet worden sind?”
Nehmen
wir also an, “ξ” sei so ein Zeichen &
A gebe dieses Zeichen dem B!” –
Nun, es könnten auch solche Zeichen in das
Sprachspiel eingereiht werden, & B hätte etwa
auch
|
| 42
Wir
sagten: Nothu der Satz,
“Nothung” hat eine scharfe
Schneide”, habe Sinn, auch wenn Nothung schon
zerschlagen ist.
Nun, das ist so, weil in diesem
Sprachspiel ein Name auch in der Abwesenheit seines Trägers
gebraucht wird.
Aber wir können uns ein Sprachspiel
mit Namen denken (d.h. mit Zeichen, die wir
gewiß auch “Namen” nennen werden) in
welchem Namen nur in der Anwesenheit des Trägers
37 wir beobachten eine
weiße Fläche, auf der sich Farbflecken bewegen
(; “wie
In dieser Sprache, kann man sagen, verliert der Name seine Bedeutung, wenn der Träger aufhört zu existieren & den Wörtern “P”, “Q“ & “R” entspricht immer etwas, so lange sie überhaupt Bedeutung – Verwendung im Sprachspiel haben. (Denn im Satz, “‘P’ scheidet aus” kommt das Zeichen “‘P’” vor, aber nicht “P”;.) & ich nehme an, daß man über verg[ä|a]ngene Vorgänge nicht redet, oder dafür eine andere Ausdrucksweise hat.) In diesem Sprachspiel kann also der Name nicht trägerlos werden; nur ist dies kein Vorzug des Sprachspiels, denn ein Name kann eben auch trägerlos Zweck, Verwendung, d.h., Bedeutung haben. (Und so ha[b|t]en, z.B., der Name “Odyseus” Bedeutung.) |
| 42
Unser Sprachspiel kann uns aber, glaube 38 ich, einen Grund zeigen,
warum man das hinweisende Fürwort ˇkann zum Namen
machen wollen
|
| 43
Was hat es nun für eine Bewandnis
damit, daß Namen eigentlich das Einfache
bezeichnen? // bezeichnen
müssen? // –
Sokrates (im Theätetus): “Täusche ich mich nämlich nicht, so habe ich von etlichen gehört: für die Urelemente – um mich so auszudrücken – aus denen wir & alles übrige zusammengesetzt sind, gebe es keine Erklärung; denn alles was an & für sich ist, könne man nur mit Namen bezeichnen, eine andere Bestimmung sei nicht möglich, weder die, es sei, noch die, es sei nicht. …. Damit lege man ihm nämlich schon ein Sein oder Nichtsein bei; man dürfe ihm jedoch gar nichts hinzufügen, wenn man nur jenes an & für sich nennen wolle. … Was aber an & für sich ist, müsse man,
39 ein verflochtenes Gebilde
sei, so seien auch seine Benennungen in dieser Verflechtung
zur erklärenden Rede geworden; denn deren Wesen sei die
Verflechtung von Namen.”
Diese Urelemente
|
| 44
Aber welches sind die einfachen
Bestandteile der Realität // , aus denen
sich die Realität zusammensetzt // ? –4
Was sind die einfachen Bestandteile eines Sessells? – Die Stücke Holz, aus denen er zusammengefügt ist? ˇOder die Moleküle, ˇdie chemischen Elemente oder die Elektronen? “Einfach” heißt: nicht zusammengesetzt[;| .] & Und da kommt es darauf an: in welchem Sinne
Oder: Besteht mein Gesichtsbild dieses Baumes, dieses Sessels, aus Teilen? & welches sind seine einfachen Bestandteile? Mehrfarbigkeit ist eine Art der Zusammengesetztheit; eine andere ist, z.B., die
Wenn ich jemandem ˇohne weitere Erklärung sage: , “Was ich jetzt vor mir sehe, ist zusammengesetzt”, so wird er mit Recht fragen: “Was meinst Du mit “‘zusammengesetzt’”? Das kann ja alles Mögliche
40 besonderen Gebrauch dieses Wortes
– es sich (hier) handeln
soll.
Wäre also z.B. festgelegt
worden, das Gesichtsbild eines Baumes solle
“zusammengesetzt” heißen, wenn man nicht nur
einen geraden Stamm, sondern auch Äste
|
| 45
Aber ist
z.B. nicht ein Schachbrett offenbar,
& schlechtweg, zusammengesetzt? –
Du
denkst wohl an die Zusammensetzung aus 32 weißen & 32
schwarzen Quadraten; – aber könntest Du
z.B. nicht auch sagen, es sei aus den Farben
Weiß, Schwarz & dem Schema des Quadratnetzes
zusammengesetzt?
Und wenn es hier
(zwei) ganz verschiedene
Betrachtungsweisen gibt, willst Du dann noch sagen, das
Schachbrett sei ‘zusammengesetzt’
schlechtweg? –
Der Fehler, wenn man ˇaußerhalb
eines bestimmten Spiels fragt “Ist dieser
Gegenstand zusammengesetzt?” ist ähnlich dem,
welchen ˇeinmal ein ˇkleiner Junge
Das Wort “zusammengesetzt” (& also das Wort “einfach”) wird von uns in einer Un- 41 zahl
verschiedener⌊,⌋ – in
verschiedenern Weiseen mit einander verwandten
Arten
(Ist die Farbe dieses
|
| 46
Auf die
philosophische Frage: “Ist das
Gesichtsbild dieses Baumes zusammengesetzt, und welches sind
seine Bestandteile?” ist die richtige Antwort:
“Das kommt drauf an, was Du unter
‘zusammengesetzt’ verstehst.”
(Und das ist natürlich keine Beantwortung
|
| 47
Laß uns die Methode
ˇdes Kapitels (3) auf die Darstellung im
Theätetus anwenden:
Betrachten wir ein Sprachspiel, für das diese
Darstellung ˇwirklich gilt.
Die Sprache diene dazu
eine Kombination⌊en⌋ farbiger Flecken auf einer Fläche
darzustellen. Die Flecke sind alle
Quadrate
42 ⌊⌊
// Die Flecken sind Quadrate, die einen
& bilden einen schachbrettförmigen Komplex.
Es gibt rote, blaue, … dem
Leser zeigt:
Aber ich weiß nicht, ob ich
43
Nun, besteht jener Satz
aus vier Buchstaben oder aus neun? –
Und
welches sind seine Elemente: die Buchstabentypen, oder
die Buchstaben?
Ist es nicht ganz
gleichgültig, welches wir sagen, wenn wir nur im
besonderen Fall Mißverständnisse vermeiden!
|
| 48
Was heißt es aber,
daß wir diese Elemente nur benennen nicht erklären
– d.h. beschreiben –
kann? sondern nur benennen können?
Das könnte etwa sagen, daß die Beschreibung eines
Komplexes, wenn er, in einem Grenzfall, nur aus einem
Quadrat besteht, einfach der Name des Farbquadrates
Man könnte hier sagen – obwohl dies leicht zu allerlei philosophischem Aberglauben führt – einr Zeichen “r”, oder “s”, etc., könne einmal als Wort, & einmal Satz sein. Ob es aber ‘Wort oder Satz ist’ hängt von der Situation ab, in der es ausgesprochen oder geschrieben wird. Hat z.B. A dem B Komplexe von Farbquadraten zu beschreiben & gebraucht er hier das Wort “r” allein, so werden wir sagen können, das Wort sei hier eine Beschreibung – ein Satz. Memoriert er aber,
44 hier seltsam zu sagen[;| ,]
das Element könne man nur benennen!
Benennen & Bbeschreiben stehen ja nicht auf einer Ebene:
Das Benennen ist eine Vorbereitung zur Beschreibung.
Das Benennen ist noch gar kein Zug im Sprachspiel, – sowenig,
wie das Aufstellen dereiner
Schachfiguren ein Zug im Schachspiel.
Man kann
sagen: Mit dem Benennen ist ˇeines Dings ist noch nichts getan.
Es hat ⌊auch⌋ keinen Namen, – außer im
Spiel.
Das war es auch, was Frege damit meinte: ein Wort habe nur im
Satzzusammenhang Bedeutung. |
| 49
Was heißt es nun; von den
Elementen zu sagen, daß wir von ihnen weder Sein noch
Nicht-sein aussagen beilegen können? –
Man könnte so sagen: Wenn alles,
was wir “Sein” &
“Nicht-sein” nennen, im Bestehen &
Nicht-bestehen von Verbindungenc der
Elemente⌊n⌋zwischen den liegt, dann hat es keinen Sinn vom
Sein (Nichtsein) eines Elements zu
sprechen
Aber man möchte sagen: man kann dem Element nicht Sein beilegen, denn wäre es nicht, so könnte man es ˇauch nicht einmal nennen & also gar nichts von ihm
45 es sei
1 m lang, noch, es sei nicht 1 m lang,
& das ist das Urmeter in Paris.
–
Damit haben wir aber diesem natürlich nicht irgend
eine merkwürdige Eigenschaft zugeschrieben, sondern nur
seine eigenartige Stell Rolle im Spiel des
Messens mit dem Metermaß
Wir können das so ausdrücken: [d|D]ieses Muster ist ein Teil der Sprache, mit der wir Farbaussagen machen. Es ist in diesem Spiel nicht Dargestelltes, sondern Mittel der Darstellung. – Und eben das gilt von einem Element im Sprachspiel (47), wenn wir, es benennend,
46 eine Feststellung unsere
Sprachspiel, ⌊–⌋ unsere
Darstellungsweise, ⌊ –⌋
betreffend. |
|
⍈
Denken wir uns
aber das Spiel (47) dahin abgeändert, daß in
ihm Namen nicht einfärbige Quadrate bezeichnen, sondern
Rechtecke, die aus je zwei solchen Quadraten bestehen.
Ein solches Rechteck der Form
, halb rot, halb
[Zu S. 56] |
| 50
In der Beschreibung des
Sprachspiels (47) sagte ich, den Farben der Quadrate
entsprächen die Wörter “r”,
“g“, etc..
Worin aber besteht
diese Entsprechung; inwiefern kann man sagen, diesen Zeichen
entsprächen gewisse Farben der Quadrate?
Die
Erklärung in (47)
47 daß denen ˇden
Menschen, die die Sprache gebrauchen, immer ein
Um klar zu sehen, müssen wir hier, wie in unzähligen ähnlichen Fällen, die Einzelheiten der Vorgänge ins Auge fassen,
Wenn ich dazu neige
Was es aber ist, das sich ˇin der Philosophie einer solchen Betrachtung der Einzelheiten entgegensetzt, müssen wir noch verstehen lernen. – |
| 51
Es gibt nun verschiedene
Möglichkeiten für unser Sprachspiel (47),
verschiedene Fälle, in denen wir sagen würden, ein Zeichen
benenne in dem Spiel ein Quadrat
48 eine solche Tabelle ein
Nennen wir eine solche Tabelle den Ausdruck einer Regel des
|
| 52
Denken wir doch daran, in
Die Regel könnte kann im Unterricht ein Behelf des Unterrichts im Spiel sein. 49 des Spiels verwendet
werden
Sie wird dem Lernenden mitgeteilt &
darauf ihre Anwendung eingeübt. –
Oder sie ist ein Werkzeug des Spieles selbst. –
Oder auch:
|
| 53
“Was die Namen
der Sprache bezeichnen, muß unzerstörbar sein.
Denn
man muß den Zustand beschreiben können, in dem alles, was
zerstörbar ist, zerstört ist.
Und in dieser
Beschreibung wird es Wörter geben; & was ihnen
entspricht, darf dann nicht zer-50 stört sein, denn sonst hätten
die Wörter keine Bedeutung.”
Ich darf mir
nicht den Ast absägen, auf welchem ich sitze.
Man könnte nun freilich gleich einwenden, daß ja die Beschreibung
|
| 54
Aber wie, wenn kein
solches Muster zur Sprache gehört, wenn wir uns,
z.B., die Farbe, die ein Wort bezeichnet,
merken?
“Und wenn wir sie
uns merken, so tritt sie also vor unser geistiges Auge, wenn wir
etwa das Wort aussprechen.
Sie muß also an sich
unzerstörbar sein, wenn die Möglichkeit bestehen soll,
daß wir uns jederzeit an sie erinnern.”
Aber was sehen wir denn als Kriterium dafür an, daß wir uns richtig an sie erinnern? – Wenn wir mit einem Muster, statt mit unserm Gedächtnis, arbeiten, so sagen wir unter Umständen, das Muster habe seine Farbe verändert & beurteilen dies mit dem Gedächtnis. Aber können 51 wir nicht
|
| 55
“Etwas Rotes
kann zerstört werden, aber Rot kann nicht zerstört
werden, & darum ist die Bedeutung des Wortes
‘rot’ von der Existenz eines roten Dinges
unabhängig.”
Gewiß, es hat keinen Sinn zu
sagen, die Farbe Rot (color ˇnämlich, nicht
pigmentum) werde zerrissen, oder zerstampft.
Aber sagen
wir nicht, “die Röte verschwindet”? und
klammre Dich nicht daran, daß wir sie uns vor's geistige
Auge rufen können, auch wenn es nichts mehr Rotes
mehr gibt!
Dies ist nicht anders, als wolltest Du sagen,
daß es dann immer noch eine chemische Reaktion gebe, die
etwas Rotes (wieder) erzeugt. // … die eine rote Flamme
erzeugt. // –
Denn wie, wenn Du Dich
nicht mehr an die Farbe erinnern kannst? – 52
Wenn wir vergessen, welche Farbe es
ist, die ein das & das Wort
bezeichnet die so & so heißt, // die
diesen Namen hat,
|
| 56
“Ich will
ein Zeichen ‘Name’ nur das
nennen, was nicht in der Verbindung ‘ξ
existiert’ stehen kann. –
Und so kann man
nicht sagen ‘Rot’ existiert’, weil,
wenn es Rot nicht gäbe,
Richtiger: Wenn “ξ existiert” so viel besagen soll,
Es erscheint uns, als sagten wir damit etwas über die Natur von Rot: daß “Rot existiert” die Worte “ … keinen Sinn ergibt ergeben. Es existieren eben ‘
Aber eigentlich wollen wir eben nur “Rot existiert” auffassen, als Aussage: ˇDas Wort “Rot” hat Bedeutung. Oder vielleicht richtiger
53
Während ein
Widerspruch nur etwa darin liegt, daß der Satz aussieht, als rede
er von der Farbe, während er etwas über den Gebrauch des
Wortes “rot” sagen soll. –
In
Wirklichkeit aber sagen wir sehr
|
| 57
“Namen bezeichnen nur das, was
Element der Wirklichkeit ist.
Was sich nicht
zerstören läßt, was in allem Wandel
gleichbleibt.”
Aber was ist das? –
Während wir den Satz sagten, schwebte es uns ja schon
vor!
Wir sprachen schon
|
| 58
Wenn ich nun
sage: “
54 des Stiels & ˇdie Lage
der Bürste angibt.
Und diesec Aussage ist
doch nun eine weiter analysierte Form der ersten. –
Aber Warum aber nenne ich sie
“weiter analysiert”? –
Nun, wenn
der Besen ˇsich dort steht, befindet, // dort steht // so ˇheißt
das doch, es müssen sein Stiel und seine
Bürste doch dort sein & in bestimmter Lage
zu einander; und dies war früher gleichsam im Sinn des Satzes
verborgen & im analysierten Satz ist es
ausgesprochen.
Also meint der, der sagt, der Besen stehe in der Ecke, eigentlich, der Stiel sei dort & die Bürste & der Stiel stecke in der Bürste? ⌊⌊ Wenn wir jemand fragten ob er das meint, würde er wohl sagen, daß er gar nicht an den Besenstiel besonders, oder an die Bürste besonders, gedacht habe. Und das wäre die richtige Antwort, denn er wollte weder vom Besenstiel noch von der Bürste, besonders, reden. ⌋⌋ Denke, Du sagtest jemandemc[;| ,] statt “Bring mir den Besen”: “Bring mir den Besenstiel & die Bürste, die an ihm steckt!” Ist die Antwort darauf nicht: “Willst Du den Besen haben? Und warum drückst Du
Denk' Dir ein Sprachspiel, in den jemandem Befehle gegeben werden, gewisse aus ˇmehreren Teilen
55 trennt; aber wird
ˇbesteht darum auch der Befehl, den Besen zu bringen
zerlegt aus ˇentsprechenden
Teilen? |
| 59
“Aber Du wirst doch nicht leugnen, daß ein bestimmter
Befehl in (a) das Gleiche sagt, wie einer in
(b)!
Und wie willst Du denn den zweiten
nennen, wenn nicht eine analysierte Form des ersten.”
–
Freilich, ich würde auch sagen, ein Befehl in
(a) habe den gleichen Sinn, wie einer in (b);
oder, wie ich es früher ausgedrückt
habe, : sie leisten dasselbe.
Und das heißt: Wenn mir etwa ein Befehl in
(a) gezeigt & die Frage gestellt
würde
|
|
56 Dingen sagen:
“ihr Zweck ist das & das.
Das
Wesentliche ist, daß
|
| 61
Der Ausdruck aber, ein
Satz in (b) sei eine ‘analysierte’ Form
eines in (a) ist ˇleicht
irreleitend: es scheint, als sei die jene Form
Wir denken etwa: Wer nur die unanalysierte Form
¥ [S. 46] Könnten wir uns nicht Menschen denken, die für solche Farbenkombinationen Namen hätten, aber nicht für die (einzelnen) Farben? (Denk' an die Fälle, wenn wir sagen: “diese Farbenzusammenstellung – ⌊(⌋z.B. die Tricolore⌊)⌋ – hat einen ganz
Inwiefern müssen sind die Zeichen unseres dieses Sprachspiels analysiert werden einer Analyse bedürftig? Ja,
|
| 62
57 sagt, was denn das Wesentliche des
Sprachspiels, & d.h. der Sprache,
ist.
Was allen diesen Vorgängen gemeinsam ist und sie
zur Sprache, oder ˇ⌊zu⌋ Teilen der Sprache,
macht.
Du schenkst Dir also gerade den Teil der
Untersuchung, der Dir selbst seinerzeit das meiste
Kopfzerbrechen gemacht hat, nämlich den, die
allgemeine Form des Satzes & der Sprache
betreffend.”
Und das ist wahr. – Statt
|
| 63
Betrachte
z.B. einmal die Vorgänge, die wir
“Spiele” nennen,.
Ich meine
Brettspiele, Kartenspiele, Ballspiele, Kampfspiele
u.s.w..
Was ist allen diesen
gemeinsam? –
Sag' nicht, “es
muß ihnen etwas gemeinsam sein, sonst hießen sie nicht
‘Spiele’”; sondern schau,
ˇob was ihnen ˇallen etwas gemeinsam ist. –
Denn wenn Du sie
58 spielen // zu
…
wenn Du nun zu den Ballspielen übergehst, so
bleibt manches Gemeinsame erhalten, aber ⌋⌋
– Sind sie z.B. alle
‘unterhaltend’?
Vergleiche Schach, wenn es etwa in einem Turnier gespielt
wird dem Mühlfahren.
Oder: gibt es
überall ein Gewinnen & Verlieren, ˇoder das
Konkurrieren die Konkurrenz von Spielenden?
Denke an die Patiencen.
Hier gibt es allerdings noch
etwas was ungefähr dem Verlieren & Gewinnen
entspricht aber der Charakterzug der Konkurrenz ist
verschwunden.
Und das Ergebnis dieser Betrachtung lautet nun: Wir sehen ein kompliziertes Netz von Ähnlichkeiten, die einander übergreifen & kreuzen. Ähnlichkeiten im Großen & Kleinen. |
| 64
Ich kann diese Ähnlichkeiten nicht besser charakterisieren,
als durch das Wort “Familienähnlichkeiten”;
denn so übergreifen & kreuzen sich die
verschiedenen Ähnlichkeiten unter den Gliedern einer
Familie // die zwischen den Gliedern einer Familie
bestehen // : Wuchs, Gesichtszüge,
Augenfarbe, 59 Gang, Temperament,
etc. etc..–
Und ich
werde sagen: die ‘Spiele’ bilden eine
Familie.
Und ebenso bilden z.B. die Zahlenarten eine Familie. Warum
64
Wenn aber [e|E]iner sagen wollte, ⌊:⌋ “[a|A]lso ist allen diesen Gebilden etwas gemeinsam; nämlich die
|
| 65
“Gut; so ist also
der Begriff der Zahl für Dich ˇerklärt als die
logische Summe jener einzelnen mit einander verwandten
Begriffe: Kardinalzahl, Rationalzahl, Reelle
Zahl, etc.ˇerklärt; & gleicherweise der Begriff des
Spiels als die logische Summe entsprechender
Teilbegriffe.” –
Dies muß nicht
sein.
Denn ich kann so dem Begriff
‘Zahl’ feste Grenzen geben,
d.h. das Wort “Zahl” zur
Bezeichnung eines fest begrenzten Begriffes 60 gebrauchen, aber ich kann es auch so
gebrauchen, daß der Umfang des Begriffes nicht
durch eine Grenze abgeschlossen ist.
65
“Aber dann ist
ja die Anwendung des Wortes nicht geregelt, das
‘Spiel’,
|
| 66
Wie würdest Du
denn jemandem erklären, was ein Spiel ist?
Ich glaube, Du wirst ihm Spiele beschreiben, und Du
könntest der Beschreibung hinzufügen:
“das, & Ähnliches, nennt man
‘Spiele’”.
Und weißt Du
selbst denn mehr?
Kannst Du etwa nur dem Andern nicht
genau sagen, was ein Spiel ist?
Aber das ist
nicht Unwissenheit.
Du kennst die Grenzen nicht, weil
keine gezogen sind.
Wie gesagt, Du kannst – für
61 maß”, so antworte
ich: gut, dann war es ein unexaktes. ⌊–⌋
Obgleich Du mir noch die Definition der Exaktheit schuldig
bist. – |
| 67
“Aber wenn
der Begriff ‘Spiel’ auf diese Weise unbegrenzt ist,
so weißt Du ja eigentlich nicht, was Du mit
“Spiel” meinst.” –
Sokrates (im ): “Du weißt es & kannst hellenisch reden, also mußt Du es doch sagen können.” – Nein[;| .] “[e|E]s “wissen’ heißt hier ˇebenc nicht, es sagen können.
Eine Erklärung dessen, was ich meine, wäre etwa ein gemaltes Bild und die Worte: “So, ungefähr, hat
|
| 68
Man kann sagen, der Begriff
‘Spiel’ ist ein Begriff mit verschwommenen
Rändern. –
“Aber ist ein
verschwommener Begriff überhaupt ein
Begriff?” –
Ist eine unscharfe
Photographie überhaupt ein Bild eines Menschen? –
Ja, kann manc
// man // ein unscharfes Bild immer mit
Vorteil durch ein scharfes ersetz[en|t]
// ersetzen // ˇwerden?
Ist das unscharfe
Frege vergleicht den Begriff mit einem Bezirk 62 & sagt, :
einen unklar begrenzten Bezirk könne man überhaupt keinen
Bezirk nennen.
Das heißt wohl, wir
können mit ihm nichts anfangen.
Aber ist es sinnlos zu
sagen: “Halte Dich ungefähr hier
auf!”
Denke Dir ich stünde
ˇmit einem Andern auf einem Platz & sagte dies.
Dabei werde ich nicht einmal irgend eine
Grenze ziehen, sondern etwa mit der Hand eine zeigende Bewegung
machen – ganz als zeigte ich einen bestimmten
Punkt.
Und
|
| 69
Das
Gemeinsame sehen: Nimm an; ⌊
–⌋ ich zeige jemandem verschiedene bunte Bilder,
& sage: “Die Farbe, die Du in
allen siehst, heißt
‘Ocker’.” –
Das ist eine
Erklärung, die verstanden wird, indem der
Vergleiche damit: Ich zeige ihm mehrere Vierecke verschiedener Form, alle in der gleichen Farbe gemalt & sage: “Was diesen ˇmit einander gemein haben, 63 heißt
‘Ocker’”.
Und vergleiche damit: – Ich zeige ihm Muster verschiedener Schattierungen von Blau & sage: “Die Farbe, die allen gemeinsam ist, nenne ich ‘Blau’”. |
| 70
Wenn Einer
auf ein Muster zeigt & mir ˇmir die
Namen der Farben erklärt, indem er aufc Muster zeigt
& sagt: “Diese Farbe
heißt ‘Blau’, ˇdiese
‘Grün’,
etc.”, so kann
“Aber könnte es nicht solche ˇ‘allgemeine’ Muster geben? Etwa ein Blattschema oder ein Muster von reinem Grün.” – Gewiß! – Aber, daß dieses Schema als Schema verstanden wird & nicht als die Form eines ˇbestimmten Blattes, & daß ein Täfelchen von reinem Grün als Muster alles dessen ver- 64 standen wird, was grünlich ist
& nicht als Muster für reines
Grün, ⌊:⌋ das liegt
wieder in der Art der Anwendung dieser Muster.
Frage Dich: Welche Gestalt muß das Muster der Farbe Grün haben. Soll es viereckig sein? Oder würde es dann das Muster für grüne Vierecke sein? – Soll es ˇalso ‘unregelmäßig’ geformt sein? Und was verhütet es verhindert uns, es dann nur als Muster der unregelmäßigen Form anzusehen – d.h. zu verwenden? |
| 72.
Was heißt es: wissen, was ein Spiel ist?
Was
heißt es, es wissen & es nicht sagen können?
Ist dieses Wissen
65 würde, ich sie als den Ausdruck
meines Wissens anerkennen
|
| 7[2| 3]
Zöge
Wenn Einer eine scharfe Grenze zöge, so ich
könnte ich sie nicht als die
anerkennen, die ich auch schon immer ziehen wollte, oder im Geist
gezogen habe.
Denn ich wollte habe gar keine
ziehen wollen.
Man kann dann sagen: sein
Begriff ist nicht der gleiche wie der meine, aber ihm
verwandt.
Und zwar die Verwandtschaft ist die zweier
Bilder, deren eines aus unscharf begrenzten Farbflecken, das andere
aus ähnlich geformten & verteilten, aber scharf
begrenzten, besteht.
Die Verwandtschaft wäre
so ˇist dann eben ebenso unleugbar, wie die
Verschiedenheit. |
| 74
Und wenn wir diesen
Vergleich noch etwas weiterführen, – so ist es klar, daß
der Grad, bis zu welchem das [S|s]charfe Bild dem
verschwommenen ähnlich sein kann, vom Grade
Ver der Unschärfe dieses abhängt.
Denn in einem Fall wird das verschwommene etwa ein
unschar denk Dir, Du solltest zu einem
verschwommenen Bild ein ihm
‘entsprechendes’ S scharfes
66
Freilich, ⌊
–⌋ es ließen sich ja mehrere solche scharfe Rechtecke
ziehen, die dem unscharfen entsprächen. –
Wenn aber im Original die Farben ohne die Spur einer Grenze in
einander fließen, wird es dann nicht eine hoffnungslose
Aufgabe werden, ein dem verschwommenen entsprechendes scharfes
Bild zu
⌊⌊ˇ Frage Dich in dieser Schwierigkeit immer: “Wie haben wir denn die Bedeutung dieses Wortes – ‘gut’ z.B. – gelernt? An was für Beispielen; in welchen Sprachspielen? Du wirst dann leichter sehen, daß
|
| 75
Vergleiche:
wissen und sagen, wieviele m hoch der Mont-Blanc ist wie das Wort “Spiel” gebraucht wird wie eine Klarinette klingt. Wer sich wundert, daß man etwas wissen ˇkönne & nicht sagen, denkt
|
| 76
Betrachte dieses
Beispiel: Wenn man sagt,
“Moses hat nicht
existiert”, so kann das verschiedenerlei bedeuten.
Es kann heißen: die Israeliten haben nicht einen
Führer gehabt, als sie von Ägypten
ausgezogen sind – oder: ihr Führer hat nicht
Moses geheißen – oder: es
hat keinen Menschen gegeben, der alles das vollbracht hat, was
die Bibel von Moses
berichtet, ⌊ –⌋ etc.,
etc..–
Nach
Russell können wir
sagen: der Name
“Moses” kann durch
verschiedene Beschreibungen definiert werden.
Z.B. als: “der 67 Mann, welcher die Israeliten durch die
Wüste geführt hat”, “der Mann, welcher zu
dieser Zeit & an diesem Ort gelebt hat und damals
‘Moses’ genannt
wurde”, “der Mann, welcher als Kind von der Tochter
Pharaos aus dem Nil
gezogen wurde”, etc..
Und je
nachdem wir die eine oder andere Definition annehmen, bekommt der Satz
“Moses hat existiert”
einen andern Sinn & ebenso jeder andere Satz, der von
Moses handelt. –
Man Und wenn man uns sagt, “N hat
nicht existiert”, fragen wir auch: “Was
meinst Du?
Willst Du sagen, daß …, oder
daß …, etc.?”
Aber wenn ich ˇnun eine Aussage über Moses mache, bin ich immer bereit, irgend eine dieser Beschreibungen
68 & dort gesehen habe, der
(2) so und so ausgeschaut hat (Bilder), (3)
das & das getan hat und (4) in der
bürgerlichen Welt den diesen
Namen, “N”, führt.
Gefragt,
was ich unter “N” verstehe, würde
ich Aalles das, oder
Eeiniges
davon, & bei verschiedenen Gelegenheiten
Verschiedenes, aufzählen.
– Meine
Definition von “N” wäre ˇalso
etwas “der Mann, von dem alles das stimmt”. –
Aber wenn sich nun
Und das kann man so ausdrücken, [kein Doppelpunkt]6 ich gebrauche den Namen “N” ohne feste Bedeutung. (Aber das tut
Soll man sagen, ich gebrauche ein Wort, dessen Bedeutung ich nicht kenne, rede also Unsinn? – Sage was Du willst, solange Dich das nicht hindert, zu sehen, wie es sich verhält. (Und wenn Du das siehst, wirst Du manches nicht sagen.) |
| 77
Ich sage:
“Dort steht ein Sessel”; wie wenn ich hingehe
& ihn holen will und er entschwindet plötzlich
meinem Blick? –
“Also war es kein Sessel,
sondern irgend eine 69 Täuschung.”
–
Aber in einigen
paar Sekunden sehen wir
ihn wieder & können ihn angreifen,
etc..–
“Also war der Sessel
doch da, & sein Verschwinden war irgend eine
Täuschung.” –
Aber ˇnimm an, nach
ein[inger|er]
Zeit verschwindet er wieder, – oder scheint zu verschwinden. –
Was sollen wir nun sagen?
Hast Du für
solche Fälle Regeln bereit; ⌊
–⌋ die sagen, ob man so etwas noch einen
(einen)
“Sessel” nennen darf?
Aber gehen sie
uns beim Gebrauch des Wortes “Sessel”
ab?; & sollen wir sagen, daß wir
nicht ˇwissen, was wir mit Sessel
meinen? mit diesem Wort eigentlich keine Bedeutung
verbinden? // daß wir dieses Wort
eigentlich nicht sinnvoll verwenden
können // , da wir nicht für alle
|
| 78
Ramsey hat einmal
im Gespräch ˇmit mir betont, die Logik sei eine
“normative Wissenschaft”.
70 in der Logik von einer
idealen Sprache.
Als wäre unsre
Logik eine Logik, gleichsam, für den luftleeren
Raum // … unsere Logik, gleichsam, eine
Logik für den … // .
Während die Logik
doch nicht von der Sprache, ⌊ –⌋
All das kann aber erst dann
|
| 79
71 war aber bereit, diese Erklärung
zu widerrufen & abzuändern. –
Wie soll
ich also die Regel bestimmen, nach der er spielt? er weiß
sie selbst nicht.
Oder richtiger: was soll der
Ausdruck “Regel, nach welcher er vorgeht” hier noch
besagen? |
| [79| 80]
Steckt uns da nicht die Analogie der Sprache mit dem
Spiel ein Licht auf?
Wir können uns doch sehr wohl
denken, daß sich Menschen auf einer Wiese damit unterhielten,
mit einem Ball zu spielen, indem ˇso zwar,
daß sie verschiedene bestehende
ˇ(geregelte) Spiele anfingen, manche nicht zu Ende
spielten
Und gibt es nicht auch den Fall, wo wir spielen & ‘make up the rules as we go along’? ⌊⌊ˇ Ja auch den, in welchen wir sie abändern, ⌊ –⌋ as we go along. ⌋⌋ |
| 81
Ich sagte in (65)
von einem Sprachspiel es sei der Anwendung des
Wortes “Spiel”, sie sei nicht
‘überall von Regeln begrenzt’
[.|;] Aaber wie schaut denn ein Spiel aus, das
überall von Regeln begrenzt ist?
Dessen Regeln
keine⌊n⌋ Zweifel eindringen lassen; ihnen ihm alle Löcher verstopfen? –
Können wir uns nicht ˇeine
Regeln denken, die die Anwendung
jeder einer // der //
Regel regel[n|t]
Aber das sagt nicht, daß wir zweifeln⌊,⌋ – weil wir uns ˇeinen Zweifel denken können. Ich kann mir sehr wohl denken, daß jemand ˇjedesmal vor 72 dem Öffnen seiner Haustüre
zweifelt, ob sich
|
| 82
Eine Regel steht da,
wie ein Wegweiser.
Läßt er keinen Zweifel offen
über den Weg, den ich zu gehen habe?
|
| 83
Ein Sprachspiel wie
(3) werde mit Hilfe einer Tabelle gespielt.
Die
Zeichen, die A dem B gibt, seien nun Schriftzeichen;
B hat eine Tabelle: in der ersten Kolumne stehen die
Schriftzeichen, die im Spiel gebraucht werden, in einer zweiten
Bilder von Bausteinformen.
A
73 man durch eine Abrichtung &
ein Teil ⌊⌊ // Zum Gebrauch der Tabelle wird
man abgerichtet; ein Teil …⌋⌋ dieser Abrichtung
Denk' Dir, es würden nun verschiedene Arten eingeführt,
So ein Schema wird der Tabelle beigefügt als Regel, wie sie zu gebrauchen sei. Können wir uns nun nicht weitere Regeln zur Erklärung dieser vorstellen? Und war, anderseits, jene erste Tabelle unvollständig ohne das Schema der horizontalen Pfeile Und sind es die andern ohne das ihre? |
| 84
⌊Nimm an,⌋
[I|i]ch erkläre: “Unter
‘Moses’ verstehe ich
den Mann, wenn es einen solchen gegeben hat, der die Israeliten
aus Ägypten geführt hat, wie immer er damals
geheißen hat & was immer er sonst getan oder nicht
74 getan haben mag”:
Aber über die Wörter dieser Erklärung sind
(ganz) ähnliche Zweifel möglich,
wie die über den Namen
“Moses” (was
nennst Du “Ägypten”, wen
“die Israeliten”, etc.).
Ja, diese Fragen kommen auch nicht zu einem Ende, wenn wir bei
Wörtern wie “rot”, “dunkel”,
“süß”, angelangt wären. –
“Aber wie hilft mir dann eine Erklärung zum
Verständnis, wenn sie doch nicht die letzte ist?
Die
Erklärung ist dann ja nie beendet; ich verstehe also noch immer
nicht, & nie, was er meint!”
Als hinge
eine Erklärung, gleichsam, in der Luft, wenn nicht eine andere
sie stützte.
Während eine Erklärung
zwar auf einer andern, ˇdie man
gegebenen ⌊hat⌋ ausgesprochen ˇwurde // andern, tatsächlich
gegebenen, // ruhen kann, aber keine ˇan
sich einer anderen bedarf, – es sei denn, daß
wir sie benötigen, um ein Mißverständnis zu
vermeiden.
Man könnte
sagen⌊,⌋ : eine Erklärung dient
dazu, ein Mißverständnis zu beseitigen, oder zu
verhüten, – also eines, was ohne die Erklärung
eintreten würde; aber nicht: jedes, welches ich mir
vorstellen kann.
Es kann leicht so scheinen als zeigte
|
| 85
Der Wegweiser ist in
Ordnung, – wenn er, unter normalen Verhältnissen, seinen
Zweck erfüllt.
Wenn ich Einem sage, wie in (67), “Halte 75 Dich ungefähr hier
auf!”, – kann ˇdenn diese
Erklärung nicht vollkommen funktionieren?
(Und kann jede andere nicht auch versagen?)
“Aber ist die Erklärung nicht doch unexakt?” – Doch; warum soll man sie nicht “unexakt” nennen? Verstehen wir aber nur, was “unexakt” bedeutet! Denn erstens bedeutet es natürlich nicht “unbrauchbar”, ˇsonst müßte es heißen: “unexakt für diesen Zweck”; zweitens, ⌊ –⌋ überlegen wir uns, was wir im Gegensatz zu dieser unexakten Erklärung eine “exakte” nennen! Etwa die, wenn man auf dem Platz einen Kreidestrich zieht, einen ‘Bezirk’ abgrenzt. – Aber da fällt uns gleich ein, daß jac der Strich eine Breite hat; exakter wäre also eine Farbgrenze. Aber hat denn diese Exaktheit hier noch (irgend) eine Funktion, läuft sie nicht leer? Und wir haben ja auch noch nicht bestimmt, was als Überschreiten dieser scharfen Grenze gelten soll; wie, mit welchen Instrumenten, sie festzustellen ist. [e|E]tc.. Wir
76 die Uhr ablesen ein anderer
Prozess ist, etc..
–
Wenn ich nun jemandem sage: “Du
solltest pünktlicher zum Essen kommen; Du weißt, daß
es genau um 1 Uhr anfängt” – sollte ist
hier von Genauigkeit eigentlich nicht die Rede
(sein), – weil
man sagen kann: “denk'
(nur) an die Zeitbestimmung im
Laboratorium, oder auf der Sternwarte, da siehst Du, was
‘Genauigkeit’
¥ • Denk' also an die Familie der Verwendungen der Wörter dehnbare
“Unexakt”, das ist eigentlich ein Tadel,
& “exakt” ein Lob.
Und das
heißt doch, : das Unexakte erreicht das Ziel nicht
so vollkommen, wie das
[e|E]xaktere Exakte.
Da kommt es
also auf das an, was wir “das Ziel” nennen.
Ist es unexakt, wenn wir dem Tischler die Breite des Tisches nicht auf 1000stel M mm angeben? und wenn wir den Abstand der Sonne von
|
| 86
Wir
77 |
|
[Verbesserung der
ersten Seiten:] ¤ 1
Augustinus, in den Confessionen I/8: Cum [majores homines] appellabant rem aliquam, & cum secundum eam vocem corpus ad aliquid movebant, videbam, et tenebam hoc ab eis vocari rem illam, quod sonabant, cum eam vellent ostendere. Hoc autem eos velle ex motu corporis aperiebatur: tamquam verbis naturalibus omnium gentium, quae fiunt vultu et nutu oculorum, ceterorumque membrorum actu & sonitu vocis indicante affectionem, animi in petendis, habendis, rejiciendis, faciendisve rebus. Ita verba in variis sententiis locis suis posita, & crebro audita, quarum rerum signa essent, paulatim colligebam, measque jam voluntates, edomito in eis signis ore, per haec enuntiabam. In diesen Worten klingen erhalten wir – so scheint es mir – ein bestimmtes Bild von dem Wesen der menschlichen Sprache. Nämlich dieses: Die Wörter der Sprache benennen Gegenstände – Sätze sind Verbindungen von solchen Benennungen. In diesem Bild von der Sprache finden wir die Wurzeln der Idee: Jedes Wort hat eine Bedeutung. Diese Bedeutung ist dem ⌊Wort⌋ zugeordnet. Sie ist der Gegenstand, für welchen das Wort steht. Von einem Unterschied der Wortarten spricht Augustinus nicht. Wer das Lernen der Sprache so beschreibt, denkt – so möchte ich glauben – zunächst an Hauptwörter, wie “Tisch” “Stuhl” “Brot” & die Namen von Personen; 78 & an die übrigen Wortarten wie an etwas,
[w|d]as sich finden wird. // Namen von
Personen[;| ,] erst in zweiter Linie am die Namen gewisser
Tätigkeiten & Eigenschaften, & an die
übrigen Wortarten als an etwas, was sich finden
wird. // |
|
¤ 2
Denke
nun an diese Verwendung der Sprache: – Ich schicke
jemand einkaufen.
Ich gebe ihm einen Zettel, auf diesem
stehen die Zeichen: – – – – – –,
wie das Wort “fünf” gebraucht
wird. |
|
¤ 3
Jener
philosophische Begriff der Bedeutung ist in einer
primitiven Vorstellung, [wichtiger
Beistrich]8 von der Art & Weise
Denken wir uns eine Sprache, für die die Beschreibung, wie Augustinus sie gegeben hat, stimmt: Die Sprache soll der Verständigung – – – – |
|
Denn sieh
nur das Unbestimmte
79 Denn es schien, daß ihr eine besondere Tiefe – allgemeine Bedeutung – zukomme. Sie schien irgendwie allen Wissenschaften zu Grunde zu liegen, oder über ihnen zu schweben. Und dies, indem sie die Ordnung [a|A]ller enthielt, sozusagen
80 wir es erklären sollen,
ist etwas, worauf man sich besinnen muß.
(Und offenbar etwas, worauf man sich, aus irgend einem Grunde
schwer besinnt.) |
| Es ist uns, als müßten wir die Erscheinungen durchschauen: ([d|D]as Dasjenige aber worauf
Unsere Betrachtung ist also eine grammatische
81 sei in ihnen etwas verborgen,
was ans Licht zu befördern ist.
Ist
dies geschehen, so
‘Das Wesen ist uns verborgen’: Das ist die Form, die unser Problem nun annimmt. Wir fragen: “Was ist die Sprache?”, “Was ist der Satz?”. Es scheint wir können nicht in das Innere dieser Dinge dringen.
|
| Einer könnte sagen: “ein Satz, das ist das Alltäglichste von der Welt”, & der Andrec: “Ein Satz, ⌊ –⌋ das ist etwas sehr merkwürdiges!” Und
Warum sagen wir,
82 zukommt.
“Der Satz, ein merkwürdiges Ding!”: dDarin liegt
anzunehmen , oder auch das Satzzeichen selber quasi reinigen,
sublimi⌊e⌋ren, zu wollen.
Denn, daß es
Und man kann dieses Paradox (welches ja die Form einer Tautologie hat) auch so ausdr[u|ü]cken: Man kann denken, was nicht der Fall ist. |
| Der besondern Täuschung, von welcher hier die Rede ist, schließen sich von verschiedenen Seiten andere an. Das Denken, die Sprache, erscheint uns nun als das einzigartige Korrelat – oder Bild – der Welt. | [Auslassen bis zum Strich] |Und unsre Unter- 83 suchung das Wesen der Sprache
betreffend, als eine Untersuchung überc // ein Eindringen in // das Wesen der
Welt.|
¥ •
Das Denken ist mit einem Nimbus, umgeben.
Die Begriffe
Wir sind in der Täuschung, das Besondere, Tiefe, das uns Wesentliche unserer Untersuchung liege darin, daß sie das unvergleichliche Wesen der Sprache zu begreifen trachtet. – |
| 84
D.i. die Ordnung, die zwischen den Begriffen
des Satzes, des Wortes, des Schließens, der Wahrheit,
der Erfahrung,
Einerseits ist klar, daß jeder Satz unsrer Sprache ‘in Ordnung ist’, wie er ist. D.h., daß wir nicht ‘ein Ideal anstreben’. Als hätten unsere gewöhnlichen vagen Sätze noch keinen Sinn, & wir müßten erst zeigen, wie ein richtiger Satz ausschaut. Anderseits scheint es klar: wo Sinn ist, muß vollkommene Ordnung sein. Also muß die vollkommene Ordnung auch im vagsten Satz stecken. Die Idee: das Ideal ‘müsse’ sich in der Realität finden, während man nicht sieht, wie es sich darin findet; & nicht das Wesen dieses “muß” versteht. “Der Sinn des Satzes kann freilich
85
Begrenzung”.
Man denkt da
etwa so: [w|W]enn ich sage:
“Ich habe diesen Mann fest im Zimmer
eingeschlossen – nur eine Tür ist offen
geblieben”, – so habe ich ihn eben gar nicht
eingeschlossen; er ist nur zum Schein
eingeschlossen.
Man möchte
|
| “Die Regeln eines Spiels können wohl eine gewisse Freiheit lassen, – aber sie müssen doch ganz bestimmt sein.” Das wäre, als sagte man: “Du kannst zwar einem Menschen durch die vier Wände eines Zimmers eine gewisse ˇBewegungs[F|f]reiheit lassen, aber die Wände müssen vollkommen starr sein.” Sagst Du nun aber: “Die Wände können wohl elastisch sein, aber dann haben sie
“Es ist doch kein Spiel, wenn es eine Vagheit in den Regeln gibt.” – Aber ist es dann kein Spiel? – “Ja, vielleicht wirst Du es ‘Spiel’ nennen, aber es ist doch kein ⌊ein⌋ ˇjedenfalls nicht ein ideales, reinesc Spiel”. ˇD.h.: es ist dann ein verunreinigtes Spiel [U|u]nd ich interessiere mich dann für 86 das, was
verunreinigt ist.”
Aber das
Ideal ist Deine Ausdrucksform; & Du wendest sie
unrichtig an.
Es ist, als wenn Du sagtest:
“Der Umfang dieses Rades ist wirklich D
× Π” (so genau ist es
gearbeitet[.| )].
⌊⌊Noch zu durchdenken⌋⌋ Das Bekenntnis zu einer Ausdrucksform, wenn es ausgesprochen wird in der Form eines Satzes über
⋎⌊Die Idee hält uns gefangen … Es hält uns nun …⌋ Wie kann ich den Satz jetzt verstehen, wenn die Analyse soll zeigen können, was ich eigentlich verstehe? – Hier spielt die Idee
Die strengen & klaren Regeln des logischen Satzbaues
Wir haben nun eine Theorie (‘dynamische’ Theorie), 87 aber sie
erscheint nicht als
Wir wollen nicht einfach beschreiben, was ˇschon offen da liegt, sondern ‘
Schopenhauer: Der ˇDie Lebenszeit des Mensch⌊en⌋ lebt ist eigentlich 100 Jahre. – “So muß es sein! ”Jetzt haben wir's verstanden.” // “Natürlich! [s|S]o muß es sein.” // Es ist da, als habe man nun die Absicht, sozusagen eines Schöpfers, verstanden. (“Das ergibt Sinn”, könnte man auch sagen.) Man fragt sich nicht: “Wie lange leben Menschen wirklich?” (Ist es überall gleich? etc. etc..﹖)” Das erscheint jetzt beinahe als etwas Oberflächliches;
Das Ideal aber sitzt unverrückbar fest. 88
Du kannst nicht aus
ihm heraustreten.
Du mußt immer wieder
zurück.
Es gibt gar kein Draußen; draußen fehlt
die Lebensluft. –
Woher dieses Erlebnis? –
Die Idee scheint
|
| Wenn wir
Wir zerbrechen uns nun über das Wesen des Zeichens den Kopf.
89
[weiß nicht, ob es hierher
gehört.] oben zu behalten,
– zu sehen, daß wir bei den Dingen des alltäglichen
Denkens bleiben müssen & nicht auf den Abweg zu
geraten, wo es scheint als müßten wir letzte // die letzten // Feinheiten
beschreiben, die wir doch wieder mit unsern Mitteln gar nicht
beschreiben könnten.
Es ist uns, als
sollten wir ein zerstörtes Spinnennetz mit unsern Fingern
(wieder) in Ordnung bringen.
⍈
←
[Nicht weiter]
Da aber Wenn wir nun aber den Blick auf die wirkliche Sprache richten, & sie aufmerksam betrachten, – so erkennen wir nach & nach eine seltsame Täuschung.
Die Krystallstruktur, die wir in ihr
zu sehen schienen, erscheint, wie durch eine optische Täuschung
in sie verlegt worden zu sein. –
Wenn10 die Ursachen dieser Täuschung
“Die Sprache (oder, das Denken) ist etwas Einzigartiges”, das erweist sich als ein Aberglaube (nicht Irrtum!) Je
Wir sind aufs Glatteis geraten, wo die Reibung fehlt, also die Bedingungen in gewissem Sinne ideal sind, aber wir eben deshalb auch nicht gehen können. Wir wollen gehen
90
wirklichen
Beispielen. ⌊⌊
Hier erkennen wir nun, daß was wir “Satz”, “Sprache”, nennen, eine Familie ist ˇnicht die formelle Einheit, ist die ich mir vorstellte, sondern eine Familie ˇmehr oder weniger mit einander verwandter Gebilde. Aber was wird nun aus der Logik? Was wird nun aber Was aber aus der Logik? Ihre Strenge scheint hier aus dem Leim zu gehen. ⌋⌋ Nun ist es aber nicht so, daß wir uns etwas von jener Krystallreinheit abhandeln lassen können! Das Vorurteil, was in ihr liegt, kann nur so beseitigt werden, daß wir unsere ganze Betrachtung drehen
(Man könnte sagen: Die Betrachtung muß gedreht werden, aber um unser eigentliches Bedürfnis als Angelpunkt.) (Man könnte Π ein Ideal nennen, denn es spielt in einem Sinne die Rolle eines Ideals, aber dieser Ausdruck wäre mit Vorsicht zu gebrauchen: “Wir streben bei der Konstruktion eines Kreises // kreisförmigen Gegenstandes // das Ideal an, daß der Umfang D × Π betrage”. // ) ⍈↻ “Die Sprache (oder, das Denken) ist etwas Einzigartiges”, das erweist sich als ein Aberglaube (nicht Irrtum!)
Und
Richtig war, daß unsere Betrachtungen nicht wissenschaftliche Betrachtungen sein durften. Die Erfahrung, “daß etwas sich denken lasse” (was immer das heißen mag) konnte uns nicht interessieren. Alle Erklärung mußte fort – & an ihre Stelle nur Beschreibung treten. Und diese Beschreibung
91 empirischen, sondern sie
werden durch eine Einsicht in das
[Das Ideal ein Teil der Darstellung. – “Wie bist Du zu diesem Ideal gekommen?” – Warum sitzt es so fest, wie eine fixe Idee? Welche konkrete Vorstellung stand hinter dem Ideal? –] |
| [Anschließend an S.
76]
Denn es schien, daß ihr eine
besondere Tiefe – allgemeine Bedeutung – zukomme.
Sie liege – ⌊,⌋ so schien es, am Grunde aller Wissenschaften. – Denn die logische Betrachtung erforsch[e|t] das Wesen aller Dinge. – Sie will den Dingen auf den Grund sehen, & soll sich nicht um das so oder so des tatsächlichen Geschehens kümmern. Sie entspringt nicht einem Interesse für Tatsachen des Naturgeschehens; noch dem Bedürfnisse, kausale Zusammenhänge zu erfassen. Sondern einem Streben, das Fundament, – oder Wesen, –
Augustinus (Conf. XI/14): “quid es ergo tempus? si nemo ex me quaerat scio; si quaerenti explicare velim, nescio.” 92
Dies könnte man nicht von einer Frage der Naturwissenschaft sagen (z.B.:
|
| 87
Es ist uns, als
müßten wir die Erscheinungen
durchschauen:
Uu
Untersuchung aber richtet sich nicht auf die Erscheinungen,
sondern – wie man sagen könnte – auf die
‘Möglichkeiten’ der
Erscheinungen: Wir besinnen uns, heißt das,
auf die Art der Aussagen, die wir über die
Erscheinungen machen.
Daher besinnt sich auch
Augustinus auf die
verschiedenen Aussagen, ⌊die⌋ man über die Dauer von
Ereignissen, über ihre Vergangenheit, Gegenwart, oder
Zukunft macht.
(Dies sind natürlich nicht
philosophische Aussagen über die Zeit,
Vergangenheit, Gegenwart
|
| 88
Unsere Betrachtung ist
Und
93 Ähnlichkeit mit ˇdem einer
|
| 89
Nun aber kann es den
Anschein gewinnen, als gäbe es
Man
|
| 90
Dies drückt
sich aus in der Frage – nach dem Wesen der
Sprache, – des Satzes, – des Denkens⌊.⌋
& –
Denn wenn wir auch, in unsern
Untersuchungen, das Wesen der Sprache – ihre Funktion, ihren Bau
– zu verstehen
‘Das Wesen ist uns verborgen’: Das ist die Form, 94 die unser Problem nun annimmt.
Wir fragen: ‘Was ist die
Sprache?’, ‘Was ist der
Satz?’.
Und die Antwort auf diese Fragen
ist ein für allemal zu geben; & unabhängig von jeder
künftigen Erfahrung. |
| 91
Einer könnte
sagen: “ein Satz, das ist das Alltäglichste von
der Welt”, & der Andre:
“Ein Satz – das ist etwas sehr
merkwürdiges!”
Und dieser kann nicht: einfach nachschauen,
|
| 92
Warum sagen wir, der Satz sei
etwas Merkwürdiges?
Einerseits wegen der
ungeheuren Bedeutung, die ihm zukommt.
(Und das
ist richtig.)
Anderseits verführt uns diese
Bedeutung & Mißverständnisse der Sprachlogik
(dazu), daß wir meinen, der Satz
müsse etwas Außerordentliches, ja Einzigartiges,
leisten. –
Durch ein Mißverständnis
erscheint es uns, als tue der Satz etwas Seltsames.
|
| 93
‘Der Satz, ein
merkwürdiges Ding!’: Darin liegt
schon die Sublimierung der ganzen Darstellung. –
Die
Tendenz, ein reines Mittelwesen anzunehmen zwischen dem
Satzzeichen & den Tatsachen.
Oder auch
das Satzzeichen selber reinigen, sublimieren, zu wollen. –
Denn, daß es mit gewöhnlichen Dingen zugeht, das zu sehen, verhindern uns auf mannigfache Weise unsere Ausdrucksformen, indem sie uns auf die Jagd nach Chimären schicken. 95 |
| 94
Oder: “Denken muß etwas Einzigartiges
sein.”
Wenn wir sagen – meinen
– daß es sich so & so verhält, so halten wir mit
dem, was wir meinen, nicht irgendwo vor der Tatsache; sondern meinen,
daß das & das so & so
ist. –
Man kann aber dieses Paradox (welches ja die Form einer
Der besondern Täuschung, die hier gemeint ist, schließen sich, von verschiedenen Seiten, andere an
Die Begriffe: Satz, Sprache, Denken, Welt stehen in einer Reihe hintereinander, jeder dem andern äquivalent. (Wozu aber sind diese Wörter nun zu brauchen? Es fehlt das Sprachspiel, das mit ihnen zu spielen ist.) |
| 95
Das Denken ist mit einem Nimbus
umgeben. –
Sein Wesen – die Logik – stellt eine Ordnung dar & zwar die Ordnung a priori der Welt, d.i. die Ordnung der Möglichkeit, die Welt & Denken gemeinsam sein muß. Diese Ordnung aber, scheint es, muß höchst einfach sein. Sie ist vor aller Erfahrung, muß sich durch die ganze Erfahrung hindurchziehen
Sie muß vielmehr vom reinsten Krystall sein. Dieser Krystall aber erscheint nicht als eine Abstraktion, sondern als etwas Konkretes – ja, als das Konkreteste
96 |
| 96
Wir sind in der
Täuschung
(Während
|
| 97
Einerseits ist klar, daß
jeder Satz unsrer Sprache ‘in Ordnung ist, wie er
ist’.
D.h., daß wir nicht
ein Ideal anstreben.
Als
|
| 98
“Der Sinn des
Satzes”, möchte man sagen, “kann freilich
97 er ist nur zum Schein
eingeschlossen.
Man möchte wäre
geneigt hier ˇzu sagen: “also hast Du damit gar
nichts getan”.
Und doch hat er etwasc
(damit)
getan
(Eine Umgrenzung, die ein Loch
hat – möchte man sagen – ist so gut, wie gar
keine.
Aber ist denn das wahr?)
|
| 99
Betrachte auch
diesen Satz: “Die Regeln eines Spiels können
wohl eine gewisse Freiheit lassen, – aber sie müssen
doch ganz bestimmte Regeln sein.”
Das
|
|
| 101
“Es ist doch kein Spiel,
wenn es eine Vagheit in den Regeln
gibt.” –
Aber ist es dann kein
Spiel? –
“Ja, vielleicht wirst Du es
‘Spiel’ nennen, aber es ist doch jedenfalls kein
98
Aber ich will sagen, Du
mißverstehst die Rolle, die das Ideal in Deiner Ausdrucksweise
spielt.
D.h.: auch Du
würdest es ein Spiel nennen, nur bist Du vom Ideal
geblendet & siehst daher nicht deutlich die wirkliche
Anwendung des Wortes “Spiel”.
(Es ist
ähnlich, als wenn Du sagtest: “Der Umfang
dieses Rades ist wirklich D × Π”;
so genau ist es gearbeitet.) |
| ⌊⌊
[Fehlt mir die letzte
Klarheit.]⌋⌋ |
|
⍈
[zu S.
97] 100
Das Bekenntnis zu einer
Ausdrucksform, wenn es ausgesprochen wird in der Verkleidung als
Satz, der von den Gegenständen handelt (statt von
dem Zeichen), muß ‘a priori’
sein.
Denn sein Gegenteil wird wirklich
undenkbar[;|,] insofern ihm eine Denkform, Ausdrucksform,
entspricht, die wir ausgeschlossen haben. |
| 102
Eine
Vagheit in der Logik – wollen wir sagen – kann es nicht
geben.
Wir leben ˇnun in der Idee:
das Ideal ‘müsse’ sich in der
Realität finden.
Während man noch nicht sieht,
wie es sich darin findet; & nicht das Wesen dieses
“muss” versteht.
Wir glauben, – es muß in ihr
stecken, – denn wir glauben es schon in ihr zu
sehen.
Das Ideal, in unsern Gedanken, sitzt unverrückbar fest. Du kannst nicht aus ihm heraustreten. Du mußt immer wieder zurück. Es gibt gar kein Draußen; draußen fehlt die Lebensluft. – Woher dies? – Die Idee sitzt gleichsam als Brille auf unserer Nase & was wir ansehen, sehen wir durch 98 sie.
Wir kommen gar nicht
auf den Gedanken, sie abzunehmen. |
| 103
Wie kann ich den Satz
jetzt verstehen, wenn die Analyse soll zeigen können,
was ich eigentlich verstehe? –
Hier spielt
die Idee des Verstehens als eines sonderbaren geistigen Vorgangs
hinein. |
| 104
Die
strengen & klaren Regeln des logischen
Satzbaues erscheinen uns als etwas im Hintergrund; im Medium
des Verstehens versteckt.
Wir
Ich sehen sie schon jetzt (wenn auch durch ein
Medium hindurch), da wir ich ja das Zeichen
verstehen, etwas mit ihm meinen Der ideal
strenge Bau ist also erscheint mir als etwas Konkretes: . –
Ich hatte ein Gleichnis gebraucht; aber durch die grammatische
Täuschung, dem Begriffswort entspräche Eines, das
Gemeinsame aller seiner Gegenstände, erschien es nicht
als Gleichnis. |
| 105
Wir haben nun eine Theorie (eine
‘dynamische’ Theorie des Satzes,
etc.) aber sie erscheint nicht als Theorie.
Es ist ja das Charakteristikum einer solchen
Theorie, daß sie einen besonderen, klar
anschaulichen, Fall ansieht – & sagt:
“Das zeigt, wie es sich überhaupt
verhält.
|
| 106
Diese Tendenz nun, den klaren
Fall zu verallgemeinern, scheint in der Logik 100 ihre strenge Berechtigung zu haben;
man scheint hier mit voller Berechtigung zu
schließen: “Wenn ein Satz ein Bild
ist, so muß jeder Satz ein Bild sein, denn sie müssen
alle wesensgleich sein.”
Denn wir sind ja
ˇ(eben) in der Täuschung, das
Sublime, Wesentliche unserer Untersuchung
|
| 107
Wenn wir aber glauben, jene
Ordnung, das Ideal, in der wirklichen Sprache finden zu müssen,
kommen wir leicht dahin, von einem
‘eigentlichen’ Zeichen zu reden, das
eigentliche Zeichen zu suchen, – hinter dem
nämlich, was [ü|n]ormalerweise
‘das Zeichen’ genannt wird.
Denn uns verlangt nun nach etwas Reinerem. Der Sinn –
Hier ist es schwer, gleichsam den Kopf oben zu behalten, – zu sehen, daß wir bei den Dingen des alltäglichen Denkens bleiben müssen & nicht auf den Abweg zu geraten, wo es scheint, als müßten wir
101 schreiben könnten.
Es
ist, als sollten wir ein Z zerstörtes Spinnennetz mit
unsern Fingern in Ordnung bringen.
(Auch
|
| 108
﹖
Je genauer wir aber die
tatsächliche Sprache
Wir sind aufs Glatteis geraten, wo die Reibung fehlt, also die Bedingungen in gewissem Sinne [I|i]deal sind, aber wir eben deshalb auch nicht gehen können. Wir wollen gehen; dann brauchen wir die Reibung. Zurück auf den rauhen Boden! |
| 109
Hier
erkennen wir nun, daß, was wir “Satz”,
“Sprache”, nennen, nicht die formelle Einheit ist,
die ich mir vorstellte, sondern die Familie mehr oder weniger mit
einander verwandter Gebilde. –
[Neue Zeile]
Was
aber wird nun aber aus der Logik?
Ihre Strenge scheint
hier aus dem Leim zu gehen. –
Verschwindet sie damit aber nicht ganz? – Denn, wie kann die Logik ihre Strenge verlieren?! – Natürlich nicht dadurch, daß 102 man ihr etwas von
|
| 110
Richtig war, daß unsere Betrachtungen nicht
wissenschaftliche Betrachtungen sein durften.
Die
Erfahrung, “‘daß sich das oder das denken
lasse’, entgegen unserm Vorurteil’
– (was immer das heißen mag) –
konnte
Alle13 Erklärung muß fort, & nur Beschreibung an ihre Stelle treten. Und diese Beschreibung empfängt ihr Licht, d.i. ihren Zweck, von den philosophischen Problemen. Diese sind freilich keine empirischen, sondern sie werden durch eine Einsicht in das Arbeiten unserer Sprache gelöst: & zwar so, daß dieses erkannt wird: entgegen einem Trieb es mißzuverstehen Die Probleme werden gelöst, nicht durch Beibringen neuer Erfahrungs, sondern durch Zusammenstellung des längst Bekannten. Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung unsres Verstandes durch die Mittelc
103
“Die Sprache (oder das Denken) ist etwas Einzigartiges”, das erweist sich als ein Aberglaube (nicht Irrtum!)
Und (auf diese Täuschungen,) auf die Probleme, fällt nun das Pathos zurück. |
|
[Bemerkungen.]
[Unverdaute Brocken heißen nichts.]
Wenn ich (nämlich) über die Sprache – Satz, Wort, etc. – rede, muß ich die Sprache des Alltags reden. – Aber gibt es denn eine andere? (Die Frage “Was ist ein Wort?” ist ganz analog der: “Was ist eine Schachfigur?”.) Daß ich bei meinen Erklärungen die Sprache betreffend schon die volle Sprache anwenden muß (nicht ˇetwa eine vorbereitende, vorläufige), // Sprache (nicht etwa … anwenden muß, // zeigt schon, daß ich nur Äußerliches über die Sprache vorbringen kann. ⌊ (⋎ [Bemerkung: Rechtschreibg des Wortes “Rechtschreibg.”.) ⌋ Ja, aber wie können uns diese Ausführungen dann befriedigen? – Nun, Deine Fragen waren ja auch schon in dieser Sprache abgefaßt; mußten in dieser Sprache ausgedrückt werden, wenn etwas zu fragen war! Und Deine Skrupel sind Mißverständnisse. Deine Fragen beziehen sich auf Wörter, so muß ich von Wörtern reden. Woher nimmt die Betrachtung ihre Wichtigkeit, da sie doch nur alles Interessante, d.h. alles Große & Wichtige, zu zerstören scheint? (gleichsam alle Bauwerke; indem sie nur Stein- 104 brocken & Schutt übrig
läßt.) |
| 111
Die Probleme, die durch ein
Mißdeuten unserer Sprachformen entstehen, haben den Charakter
der Tiefe. –
Es sind tiefe
Beunruhigungen; sie wurzeln so tief in uns, wie die Formen
uns⌊e⌋rer Sprache & ihre Bedeutung ist so groß,
wie die Wichtigkeit unserer Sprache. |
| 112
Fragen wir uns:
Warum empfinden wir einen grammatischen Witz ˇim
gewissen Sinne als tief? // einen
grammatischen Witz
‘tief’? //
(Und das ist
(Worin liegt die Tiefe des Witzes: “We called him tortois because he tought us”? Wir werden plötzlich aufmerksam darauf, daß eine solche Ableitung des Substantivs unmöglich ist. – Warum sollte sie aber so unmöglich sein? Sie ließe sich auch sehr wohl denken (Zcechische Zunamen die ein Imperfektum sind). Und nun scheint der Witz seine Tiefe verloren zu haben. Dies kommt aber daher, daß wir unsere Aufmerksamkeit verschoben haben. – ˇBetrachte ein anderes Beispiel: Lichtenberg läßt eine Magd in einem Brief über Literatur die Zahl Hundert so schreiben: 001. Wenn man sich sagt: “nun, es könnte ja auch in der andern Richtung geschrieben werden” – so fühlt man die Tiefec der Komik nicht. Diese liegt, glaube ich, in dem Zusammenhang unseres Dezimalsystems, in welchem das Zeichen 105 “001”
eine gewisse Stelle
Gehört auf S. 109
⌊⌊(Die Anlage Fähigkeit zur Philosophie beruht auf der Fähigkeit, von einer Tatsache der Grammatik einen starken & nachhaltigen Eindruck zu empfangen.) |
| 113
Die philosophischen Fragen
werden
106 form unserer Sprache
Ein Gleichnis, das in die Formen unserer Sprache aufgenommen ist, bewirktc einen falschen Schein: Dieser ˇ der beunruhigt uns: “Es ist doch nicht so!” – sagen wir. – “Aber es muß doch so sein!” Denk, wie uns das Substantiv “Zeit” ein Medium vorspiegeln kann; wie es uns in die Irre führen kann, daß wir einem Phantom auf & ab nachjagen. (“Aber hier ist doch nichts! – Aber hier ist doch nicht nichts!”) – Oder ˇdenke an das Problem: Wir können die Dauer eines Ereignisses messen, & doch ist sie nie gegenwärtig. – Oder denk an das Problem, das uns daraus entsteht, daß das Wort “ist” die Kopula & das Gleichheitszeichen ist. Die Rose ist rot, & ist doch wieder nicht rot. – Und d[as|er] Gesetz Satz der Identität sagt doch etwas, – & er sagt doch wieder nichts. Man weiß keinen Ausweg, denn die Sprache scheint uns keinen zu lassen. |
| 114
Wir
ändern nun den Aspekt, indem wir
uns[ern|ren]
Ausdrucksformen einem System des
Ausdrucks andere an die Seite
107
⌊⌊ ↻
“Ach so –” sagen wir, wenn uns die
philosophische Erklärung gegeben wird, & atmen
auf. ﹖14
⌋⌋
Das Seltsame an der philosophischen Beunruhigung & ihrer Lösung möchte scheinen, daß sie ist, wie die Qual des Asketen ⌊ist⌋, der, eine schwere Kugel unter Stöhnen
Leiden stemmend, betäubt dastand, & den ein Mann erlöste,
indem er ihm sagte: “laß sie
fallen”.
Man fragt sich: Wenn Dich
diese Sätze beunruhigen, Du nichts mit ihnen anzufangen
wußtest, warum ließest Du sie nicht schon früher fallen,
? was hat Dich daran gehindert? –
Es
war das System des Ausdrucks, welches mich in Bann hielt.
|
| 115
Eine Hauptquelle unseres Unverständnisses ist,
daß wir den Gebrauch unserer Wörter nicht
übersehen. –
Unserer Grammatik fehlt es
an Übersichtlichkeit.
Die übersichtliche Darstellung vermittelt das
Der [b|B]egriff der übersichtlichen Darstellung ist für uns von grundlegender Bedeutung. Er bezeichnet die unsere Darstellungsform, die Art, wie wir die Dinge sehen. (Vielleicht ˇist dies eine Art der ‘Weltanschauung’. Spengler.) |
| 116
Die Philosophie darf den tatsächlichen Gebrauch
der Sprache in keiner Weise antasten, sie kann ihn am Ende also
108 nur beschreiben.
Denn sie kann ihn auch nicht begründen. Sie läßt alles wie es ist. Sie läßt auch die Mathematik wie sie ist (jetzt ist) und keine mathematische Entdeckung kann sie weiter bringen. Ein “führendes Problem der mathematischen Logik” (Ramsey) ist ein Problem der Mathematik, wie jedes andere. |
| 117
Ein Gleichnis gehört zu unserem
Gebäude; aber wir können auch aus ihm keine Folgen
ziehen; es führt uns nicht über sich selbst hinaus, sondern
muß als Gleichnis stehen bleiben. –
Wir
können keine Folgerungen daraus ziehen.
So, wenn wir
den Satz mit einem Bild vergleichen (wobei ja, was wir unter
“Bild” verstehen, schon früher in uns
festliegen muß) oder wenn ich die Anwendung der
Sätze, das Operieren mit
Die Philosophie stellt eben alles bloß hin, & erklärt & folgert nichts. Da alles offen daliegt, ist auch nichts zu erklären. Denn, was etwa verborgen ist, interessiert uns nicht. |
| 118
‘Philosophie’ könnte man auch
das nennen
Wenn Einer die Lösung des ‘Problems des Lebens’ gefunden zu haben glaubt, & sich sagen wollte, jetzt
109 mußte man leben können,
& im Hinblick auf sie erscheint die gefundene Lösung
|
| 119
Die Arbeit des Philosophen
ist ein Zusammentragen von Erinnerungen zu einem bestimmten
Zweck. ⋎[Siehe S 105 unten] ¥
Das Lernen der Philosophie ist wirklich ein Rückerinnern. Wir erinnern uns, daß wir die Worte wirklich auf diese Weise gebraucht haben. Wollte man Thesen in der Philosophie aufstellen, es könnte nie über sie zur Diskussion kommen,
|
| 120
Die philosophisch wichtigsten Aspekte der Dinge sind durch ihre
Einfachheit & Alltäglichkeit verborgen.
(Man kann es nicht bemerken, weil man es immer offen vor Augen hat.) (Die eigentlichen Grundlagen seiner Forschung fallen dem Menschen gar nicht auf. Es sei denn, daß ihm dies einmal
|
| 121
Der Philosoph trachtet, das
erlösende Wort zu finden, das ist das Wort, das uns endlich
erlaubt, das zu fassen, was bis
110 hat.
(Es
ist, wie wenn
Eine unsrer wichtigsten Aufgaben ist es, alle falschen Gedankengänge, so charakteristisch auszudrücken, daß der Leser sagt: “Ja, genau so
Wir können auch
Nämlich nur wenn er ihn als solchen anerkennt, ist er der richtige Ausdruck. (Psychoanalyse.) Was der Andre anerkennt, ist die Analogie, die ich ihm darbiete, als Quelle seines Gedankens. |
| 122
So befreien wir auch vom Bann des Ideals, indem wir es als
Bild
Es ist von der größten Bedeutung, daß wir uns zu einem Kalkül der Logik immer ein Beispiel denken, worauf er wirklich anzuwenden ist; & nicht Beispiele geben & sagen: dies seien nicht die idealen, für die der Kalkül wirklich gelte, diese ˇaber hätten wir noch nicht. Das ist das Zeichen einer falschen Auffassung. Kann ich den Kalkül 111 überhaupt verwenden, dann ist
das auch die ideale Verwendung & die Verwendung, um
die es geht. –
Man will nämlich nicht das reale
Beispiel als das eigentliche, die ideale
ˇVerwendung anerkennen, da man in ihm allerlei
Verhältnisse sieht, eine Mannigfaltigkeit, um die er
sich nicht kümmert ([D|d]ie er gleichsam
übersieht.), die ihn nicht
berührt // die ihm nicht
entspricht. // // (die er
…). //
Aber es ist
das Urbild unseres der wahre Gegenstand,
das das wahre
Material, des Kalküls & er davon
hergenommen; , & .
Und dies ist kein Fehler, keine Unvollkommenheit des
Kalküls.
Der Fehler lag darin, seine
Anwendung in nebelhafter Ferne zu versprechen.
Man könnte sich denken, daß jemand sagt: “Wenn
Nur so nämlich können wir der Ungerechtigkeit – oder Leere unserer Behauptungen entgehen, indem wir das Vorbild als das, was es ist, als Vergleichsobjekt – sozusagen als Maßstab – hinstellen; & nicht als das Vorurteil, dem die Wirklichkeit entsprechen müsse. (Ich denke an die Betrachtungsweise Spenglers.) Hierin nämlich liegt
112
Es ist wahr: eine Maßeinheit ist gut gewählt, wenn sie viele der Längen, die wir ˇmit ihr messen wollen, in ganzen Zahlen ausdrückt. Aber der Dogmatismus behauptet, jede Länge müsse ein ganzes Vielfaches
|
| 123
Ich habe seinerzeit (in
der Log.
Phil. Abh.) gesagt, d[ie|er]
‘Elementarsatz’ sei eine Verkettung von
Namen.
Den Namen entsprächen Gegenstände
& dem Satz entspreche ein Komplex
Die sprachwidrige Verwendung des Wortes “Gegenstand” & “Komplex”!! Sagt man ˇdenn von einem Ein Häuserkomplex, er ‘besteht’ ˇdoch bloß aus den Häusern & ˇaber nicht aus ihnen & ihren ˇgegenseitigen Lagen zu einander?! Und wenn ich sage,
|
| 124
Aber ich suche, suche
krampfhaft, nach einem System, nach einer Einheit aller
Sätze. –
Und nun werde ich der Gefangene
113 ˇsolche Satz eine Verbindung
von Namen. ⌊⌊ˇ
Denn
Man kann, für Andere verständlich, von Kombinationen von Farben mit Formen sprechen (etwa der Farben rot & blau mit den Formen Quadrat und Kreis), ebenso wie von Kom[p|b]inationen verschiedener Formen oder Körper. Und
Und
ˇwieder: Allenc
Wörternc im Satz entsprichtc
bezeichnen
etwas, denn ˇdem Wort
“Paul” bezeichnet entspricht
das, ˇdem Wort “haben” ist
das, ˇdem Wort “drei” das
& ˇdem Wort “Apfel”
das.
Zu sagen, ein roter Kreis ‘bestehe aus’ Röte & Kreisförmigkeit, sei ein Komplex aus diesen Bestandteilen, ist ein Mißbrauch dieser Wörter(, & irreführend). (Frege sagte mir dies). ⌊(Verwandt
Die Tatsache aber, daß
(Frege beanstandete meinen Ausdruck, indem er ˇzu mir sagte: “der Teil
Das Bild hielt
114
Um dem Bann der Ausdrucksformen zu
entgehen, müssen wir dir Sprache durchpflügen // umpflügen // . |
| 125
“Jeder Satz
sagt: Es verhält sich so &
so.”.
Hier ist so eine Form, die uns
verführen kann.
(
Bei Plato heißt es: “Wer Etwas meint, meint doch etwas Seiendes.” (Theätetus S. 204.) Das ist die Art Satz, die man sich unzählige Male wiederholt. Man glaubt, wieder & wieder der Natur nachzufahren, & fahrt nur der Form entlang, durch die wir sie betrachten. Denke Dir, die Menschen pflegten auf Gegenstände ˇimmer
Oder man sagt: “Ich habe doch einen bestimmten Begriff vom Satz! Ein Satz sagt:
Oder: “Ich weiß doch, was das Wort ‘Satz’ bedeutet!” “Ja, ja – könnte man antworten, aber was heißt denn das? Ich meine, wie wird denn dieser Satz angewandt: ⌊,⌋ daß Du weißt, was das Wort “Satz” bedeutet? Von wem sagt man denn das, & von wem das Gegenteil? Rufe Dir doch 115 die praktische Verwendung
dieser Behauptung in die Erinnerung // ins
Gedächtnis // !
Wir ziehen immer wieder die Ausdrucksform nach & glauben, wir haben die Sache gezeichnet. – Durch eine optische Täuschung scheinen wir im Innern der Dinge zu sehen, – was auf unsrer Brille gezeichnet ist |
| 126
“Es ist doch
so:
–” sagen wir
uns wieder & wieder. –
Es ist uns, als
müßten wir das Wesen der Sache erfassen, wenn wir unsern Blick
nur ganz S scharf auf dies
Factum einstellen
könnten. // auf dies Fa⌊c⌋tum
einstellen, es in den Brennpunkt rücken
könnten. //
Denn es scheint ˇeben
im Innern der Sache zu liegen.
Erst wenn diese optische
Täuschung entfernt ist, können wir nun die Sprache einfach
sehen, wie sie ist.
Der Ausdruck dieser Täuschung aber ist die metaphysische Verwendung unserer Wörter. Denn man prädiziert nun von der Sache, was in der Darstellungsweise liegt. Die Möglichkeit des Vergleichs, die uns beeindruckt, nehmen wir für die Wahrnehmung einer höchst allgemeinen Sachlage. |
| 127
Denn,
“Gegenstand” hat man doch nie eine
Beziehung, z.B., die Lage eines
Dinges genannt.
Und sagt man denn vom Satz
“Es regnet”
(z.B.), er sage: es verhält
sich so & so?
Wie gebraucht man denn diesen
Ausdruck in Wirklichkeit?
Denn von diesem
Gebrauch 116 hast ja Du ihn gelernt!
Verwendest Du ihn nun gegen seinen ursprünglichen Gebrauch
& denkst, Du spieltest noch das alte Spiel mit ihm, so ist
das, als spieltest wenn Du Dame mit
Schachfiguren ˇDame spieltest & bildetest Dir
einˇbildetest es
hafte
|
| 128
Wir führen die Wörter von ihrer
metaphysischen, wieder auf ihre
(Der Mann, der sagte, man könne nicht zweimal in den gleichen Fluß steigen, sagte etwas Falsches; man kann zweimal in den gleichen Fluß steigen. Und ein Din Gegenstand hört manchmal auf zu existieren, wenn ich aufhöre ihn zu sehen, & manchmal nicht. Und wir wissen manchmal, welche Farbe der Andere sieht, wenn er diesen Gegenstand betrachtet, & manchmal nicht.) Und so sieht die Lösung aller philosophischen Schwierigkeiten aus.
|
| 129
Die Ergebnisse der Philosophie
sind die Entdeckung irgend eines schlichten Unsinns,
117 lassen uns den Wert jener
[e|E]ntdeckung verstehen // erkennen // .
|
| ⍈
Wenn die Philosophen ein Wort
ˇ(“Wissen”, “Sein”,
“Gegenstand”, ˇ“Ich”,
etc.) gebrauchen
|
|
⍈ 129
Woher nimmt die Betrachtung ihre Wichtigkeit, da sie doch nur alles
Interessante, d.h. alles Große
& Wichtige, zu zerstören scheint?
(Gleichsam alle Bauwerke; indem sie nur Steinbrocken &
Schutt übrig läßt.)
Aber es
[Zu S. 116 unten] |
| 130
Daß
ich bei meinen Erklärungen, die Sprache betreffend, schon die
volle Sprache (nicht etwa eine vorbereitende, vorläufige)
anwenden muß, zeigt schon, daß ich nur Äußerliches
über die Sprache vorbringen kann.
Ja, aber wie können uns diese Ausführungen dann befriedigen? – Nun, Deine Fragen waren ja auch schon in dieser Sprache abgefaßt; mußten in dieser Sprache ausgedrückt werden, wenn etwas zu fragen war! Und Deine Skrupel sind Mißverständnisse. Deine Fragen beziehen sich auf Wörter, so muß ich von Wörtern reden. (Hierher gehört auch: Wenn die 118 Philosophie auch vom
Gebrauch des Worts “Philosophie” redet, so
könnte man
|
| 131
Da unser Ziel ist, den Bann von
Sprachformen zu brechen // den Bann zu brechen, in dem
uns gewisse Sprachformen halten // , so wollen wir
eine in unserm Wissen vom Gebrauch der Sprache eine
Ordnung herstellen, die dies möglich macht.
D.i. eine Ordnung zu einem bestimmten Zweck;
also eine von vielen möglichen Ordnungen.
(Keine Über-Ordnung.
Wir werden
dazu zu diesem Zweck immer wieder
So eine Reform für bestimmte praktische Zwecke, die Verbesserung unserer Terminologie zur [v|V]ermeidung von Mißverständnissen im praktischen Gebrauch, ist wohl
119 könnte sagen:
“wenn sie leerläuft”.) |
| 132
Wir wollen nicht das
Regelsystem für die Verwendung unserer Worte in unerhörter
Weise verfeinern oder vervollständigen.
Wie hätten wir uns ein komplettes Regelverzeichnis für die Verwendung eines Worts zu denken? – Was ist ein komplette[s|n] ˇversteht man unter einem Regelverzeichnis für die Verwendung einer Figur im Schachspiel? Könnten wir uns nicht Zweifelfälle konstruieren, in denen das normale Regelverzeichnis nicht entscheidet? Denke etwa an so eine Frage: wie ist es festzustellen, wer zuletzt gezogen hat, wenn die Zuverlässigkeit des Gedächtnisses der Spieler angezweifelt wird? Die Verkehrsregelung in den Straßen erlaubt & verbietet gewisse Handlungen der Fahrer & Fußgänger; aber sie versucht nicht, ihre sämtlichen Bewegungen durch
|
| 133
Auch sind unsere ˇexakten
Sprachspiele nicht ˇetwa Studien // Vorstudien // zu einer
künftigen vollständigen
Reglementierung unserer tatsächlichen Sprache,
gleichsam erste Annäherungen, ohne Berücksichtigung
120 der Reibung & des
Luftwiderstandes.
Diese
Denn die Klarheit, die wir anstreben, ist allerdings eine [V|v]ollkommene. Aber das heißt nur, daß die philosophischen Probleme vollkommen verschwinden sollen. |
| 134
Die
Sondern es wird nun an Beispielen eine Methode gezeigt, & die Reihe dieser Beispiele kann man abbrechen. Es werden Probleme gelöst (Schwierigkeiten beseitigt), nicht ein Problem. Die Unruhe in der Philosophie, ˇkönnte man sagen, kommt daher, daß wir die Philosophie falsch ansehen, falsch sehen, nämlich gleichsam in (endlose) Längsstreifen zerlegt, statt in (end (begrenzte) Querstreifen.
121 Längsstreifen versteht.
Wohl aber, wenn man einen Querstreifen als
(Statt der turbulenten Mutmaßungen & Erklärungen, wollen wir ˇdie eine ruhige Erwägung sprachlicher Tatsachen
|
| 135
Laß uns
(also) zu dem Satz
zurückkehren, ⌊:⌋
“Jeder Satz
sag[e|t]: es
verhält sich so & so.” –
–
Inwiefern ist denn dies die Form jedes Satzes? –
Es ist vor allem selbst ein
Satz, – ein deutscher Satz – denn es
hat Subjekt & Prädikat (ein Verbum).
Wie
aber wird dieser Satz angewendet – in unsrer
alltäglichen Sprache angewendet? denn nur daher
habe ich ihn ja genommen.
Wir sagen z.B.: Er erklärte mir
122 aufgewachsen ist wird vielleicht
sagen: “Er
sagte, ⌊:⌋ p & ich
brauche daher einen Vorschuß”.
Aber den Buchstaben ‘p’ wird doch niemand die allgemeine Form eines Satzˇes nennen. Wie gesagt: – “Es verhält sich so & so” war dies nur dadurch, daß es selbst das ist, was man einen deutschen Satz nennt. Denn es enthält das Fürwort “es” & das Verbum in der dritten Person der Einzahl. – Aber obschon es ein Satz ist, so hat es doch nur als Satzvariable Verwendung. Zu sagen[:| ,] dieser Satz stimme mit der Wirklichkeit überein (oder nicht überein) wäre offenbarer Unsinn. Und er illustriert also dies, daß ein Merkmal unseres Satzbegriffes der Satzklang ist – wie wir es nennen könnten. Es wäre mir, z.B., nicht eingefallen, statt jenes Satzschemas die Form “es so” zu setzen, & doch könnte ˇin einer Sprache, die (wie z.B. die russische) keine Kopula verwendet, dies sehr wohl als Satzvariable gebraucht werden. |
| 136
Ja aber haben wir denn nicht einen Begriff davon, was ein Satz ist,
was wir unter “Satz” verstehen? –
Doch, – insofern wir auch einen Begriff davon haben,
was wir unter Spiel verstehen.
Gefragt, was ein Satz ist
– ob uns nun ein And wir nun einem Andern
antworten sollen, oder uns selbst – werden wir Beispiele
123 nun, auf diese Weise haben
wir einen Begriff vom Satz.
(Vergleiche den Begriff des
Satzes mit dem Begriff der Zahl!) |
| 137
Im Grunde ist die Angabe von “es
verhält sich so & so” als der
allgemeine[r|n] Satz Form ˇdes
Satzes das Gleiche, wie die
Erklärung, ⌊:⌋ ein Satz sei
alles, was wahr oder falsch sein könne.
Denn statt
“es verhält sich …” hätte ich auch
sagen können: “das & das ist
wahr”.
(Aber auch: “das
& das ist falsch”.)
Nun ist aber p p ist wahr = p p ist falsch = nicht-p. Und zu sagen, ein Satz sei alles, was wahr oder falsch sein könne, kommt darauf hinaus zu sagen: einen Satz nennen wir das, worauf wir in unserer Sprache den Kalkül der Wahrheitsfunktionen anwenden Denn hier ist es nun leicht, in einen Irrtum zu verfallen: Es scheint nämlich, als bestimmte die Erklärung, – Satz sei dasjenige, was wahr oder falsch sein könne – was ein Satz ist, indem sie sage: Was zum Begriff ‘wahr’ paßt – oder, worauf der Begriff ‘wahr’ paßt – das ist ein Satz. Es ist also so, als hätten wir einen Begriff von wahr & falsch mit dessen Hilfe wir nun bestimmen können, was ein Satz ist & was keiner. Was in den Begriff der Wahrheit eingreift, wie ein Zahnrad, das ist ein Satz. Aber das ist ein
124 kann doch nur heißen, daß wir
in unserm G gebräuchlichen Schachspiel nur dem König
[s|S]chach geben.
Sowie der Satz, daß nur ein Satz wahr sein könne,
nur sagen kann, daß wir die
“wahr” & “falsch” nur von
dem prädizieren, was wir einen Satz nennen.
Und
was ein Satz ist, ist in einem Sinne bestimmt durch
die Regeln des Satzbaus (der deutschen Sprache,
z.B.), in einem andern Sinne durch das
Spiel, welches wir mit dem Z
|
| 138
125 bet nach dem G
‘K’ kommt, indem wir uns das Alphabet bis zum
‘K’ hersagen.
Inwiefern
paßt nun das ‘L’ zu jener
Buchstabenreihe? –
Und in sofern
könnte man auch sagen “wahr” &
“falsch” passe zum Satz, & man könnte
ein Kind lehren, Sätze von Ausdrücken zu unterscheiden, die
keine Sätze sind, indem man ihm sagt:
“Frage⌊'⌋
[d|D]ich, ob Du danach sagen kannst ‘ist
wahr’!”
Wenn diese Worte passen,
so ist es ein Satz.”
(Und ebenso hätte man
sagen können: Frage Dich, ob Du davor die Worte
‘Es verhält sich so:’
setzen kannst. |
| 139
Ja aber kann denn nicht die Bedeutung eines Worts, welche ich
verstehe, zum Sinn des Satzes, den ich verstehe,
passen?
Oder die Bedeutung eines Worts zur Bedeutung
eines andern Worts? –
Freilich, wenn die Bedeutung
des Worts der Gebrauch ist, den wir von ihm machen, das
Spiel, das wir mit ihm spielen, dann hat es keinen Sinn von so einem
Passen zu reden, ⌊:⌋ nun
verstehen wir aber doch die Bedeutung eines Wortes, wenn wir
es hören, oder aussprechen; wir erfassen sie mit einem Schlage;
& was wir so erfassen, ist doch etwas
aAnderes, als der in der
Zeit ausgedehnte ‘Gebrauch’! |
| 140
Wenn mir jemand
z.B. das Wort “Würfel”
sagt, so weiß ich, was es bedeutet.
Aber kann mir
denn die ganze Verwendung des Wortes
Ja, wird aber anderseits die 126 Bedeutung des Worts nicht
auch durch diese Verwendung bestimmt?
Und können
sich diese Bestimmungen nun widersprechen?
Kann,
was wir so mit einem Schlage erfassen, mit einer Verwendung
übereinstimmen, zu ihr passen, oder nicht zu ihr
passen?
Und wie kann das, was uns in einem
Was ist es denn eigentlich, was uns vorschwebt, wenn wir ein Wort verstehen? Ist es nicht etwas, wie ein Bild? Kann es nicht ein Bild sein? Nun nimm an, beim Hören des Wortes “Würfel”, schwebt Dir ein Bild vor. Etwa das Bild
Vielleicht sagst Du: “Das ist einfach: wenn mir dieses Bild vorschwebt, & ich zeige z.B. auf ein dreieckiges Prisma & sage, dies sei ein Würfel, so paßt diese Verwendung nicht zum Bild.” – Aber paßt sie nicht? – Ich habe das Beispiel absichtlich so gewählt, daß es ganz leicht ist, sich eine ‘Projektionsmethode’ vorzustellen, nach welcher das Bild nun
Das Bild des Würfels legte uns allerdings eine gewisse Verwendung nahe, aber ich konnte es auch anders 127 verwenden. |
| 141
Welcher Art war dann aber
mein Irrtum; der, welchen man so ausdrücken
möchte: ich hätte geglaubt, das Bild zwinge mich
nun zu einer bestimmten Anwendung?
Wie konnte ich denn
das glauben?
Was habe ich denn da
geglaubt?
Gibt es denn ein Bild, oder etwas einem Bild
Ähnliches, was uns zu einer bestimmten Anwendung zwingt,
Was tat denn mein Argument? Es machte Dich drauf aufmerksam (erinnerte Dich daran), daß Du unter Umständen auch bereit wärest, ˇauch einen andern Vorgang “Anwendung des Würfelbildes” zu nennen, als
Und das Wesentliche ist nun, daß wir sehen, daß uns das Gleiche beim Hören des Wortes vorschweben, & seine 128 Anwendung doch eine
and⌊e⌋re sein kann.
Und hat es dann
beidemale die gleiche Bedeutung?
Ich glaube, das werden wir verneinen. |
| 142
“
143
Ja aber kann
Nimm an, ich setze jemandem verschiedene Projektionsmethoden auseinander, damit er sie dann
Wir anerkennen dafür nun offenbar zweierlei Kriterien: einerseits das Bild (welcher Art immer es sei) welches ihm er zu irgendeiner Zeit vorschwebt vor sich sieht, anderseits die Anwendung, die er – mit der Zeit – von dieser Vorstellung macht. 129
(Und ist es hier nicht klar, daß es durchaus unwesentlich ist, ˇdaß dies⌊es⌋ Bild sei etwas, schwebe ihm im Geiste vorˇschwebe, & liege nicht vielmehr als ˇeine Zeichnung ˇvor ihm liegt, oder als Modell, vor ihm, ode werde von ihm hergestellt? wird?) Können nun Bild & Anwendung kollidieren? Nun, sie können in so fern kollidieren, als uns das Bild eine andere Anwendung erwarten läßt: – weil die Menschen im allgemeinen von diesem Bild diese Anwendung machen. Ich will sagen: Es gibt hier einen normalen Fall & abnormale Fälle. |
| 143
Betrachten wir zur Klärung unsrer
Begriffe diese Art von Sprachspiel: B soll auf den Befehl
des A Reihen von Zeichen niederschreiben nach einem bestimmten
Bildungsgesetz.
Die erste dieser Reihen soll die sein der natürlichen Zahlen im Dezimalsystem. – Wie lernt er dieses System verstehen? – Nun, zunächst werden ihm Zahlenreihen vorgeschrieben & er wird angehalten, sie nachzuschreiben. (Stoße Dich nicht daran, daß ich sage “Zahlenreihen”, statt “Reihen von Zahlzeichen”. Du verstehst mich doch! –) Und schon hier gibt es eine normale & eine abnormale Reaktion des Lernenden. – Wir führen ihm etwa zuerst beim Nachschreiben der Reihe 0 bis 9 die Hand; dannc aber wird die Möglichkeit der Verständigung (nun) daran hängen,
130 denken, daß er nun
(zwar) selbständig Ziffern kopiert,
aber nicht nach der Reihe, sondern regellos einmal die,
einmal die.
Und dann hört da die
Verständigung auf. –
Oder aber er macht
‘Fehler’ in der Reihenfolge. –
Der Unterschied zwischen diesem & dem ersten Fall
ist
Aber merke: Es gibt keine scharfe Grenze zwischen einem regellosen & einem systematischen Fehler. D.h.: zwischen dem, was Du einen “regellosen”, & dem, was Du einen “systematischen Fehler” zu nennen geneigt bist. Man kann ihm nun vielleicht den systematischen Fehler abgewöhnen (wie eine Unart). Oder, man läßt
|
| 144
Nun laß mich diese
Betrachtung für einen Augenblick unterbrechen &
fragen: Was meine ich denn, wenn ich sage:
“hier kann die Lernfähigkeit des Schülers
abbrechen”?
Teile ich das aus meiner Erfahrung
mit? 131
Natürlich
nicht!
(Auch wenn ich so eine Erfahrung gemacht
hätte.)
Und was tue ich denn mit jenem diesem Satz?
Ich möchte doch, daß Du
sagst: “Ja, es ist wahr, das könnte man sich
auch denken[;| ,] das konnte auch
geschehen!”
Aber wollte ich Dich darauf
aufmerksam machen, daß Du im Stande
bist, Dir dies vorzustellen? ‒ ‒
Ich wollte dies Bild vor Deine Augen stellen, & Deine
Anerkennung dieses Bildes besteht darin, daß Du nun
geneigt bist, einen gegebenen Fall anders zu betrachten:
nämlich ihn mit dieser Bilderreihe zu
vergleichen.
Ich habe Deine
Anschauungsweise geändert.
(Ich
habe ˇirgendwo gelesen, daß bei indischen
Mathematikern zum als zum der Beweis eines Satzes
(manchmal) eine geometrische Figur war ist
ˇdient in einer geometrischen Figur bestand
mit den Worten: “Sieh' dies
an!”
Auch
|
| 145
Der Schüler schreibe nun
die Reihe 0 bis 9 zu unserer Zufriedenheit.
132 das, das ist
selbstverständlich! –
Freilich!
Ich wollte sagen: die Wirkung jeder weiteren
Erklärung hänge von seiner Reaktion
ab.
Aber nehmen wir nun an, er setzt, nach einigen Bemühungen des Lehrers, die Reihe richtig fort, d.h. so, wie Du & ich es tun. Nun können wir also sagen: er beherrscht das System. Aber halt, – wie weit muß er die Reihe richtig fortsetzen, damit wir das mit Recht sagen können? Es ist klar: Du kannst hier keine
|
| 146
Wenn ich nun aber
frage: “Hat er das System verstanden, wenn er
Und an was denkst Du denn da eigentlich? Denkst Du nicht an das Ableiten einer Reihe aus ihrem algebraischen Ausdruck? Oder doch an etwas dem Analoges? – Aber da waren wir ja schon einmal. Wir können uns ja eben mehr als eine Anwendung eines algebraischen Ausdrucks denken; & jede Anwendungsart kann zwar wieder algebraisch niedergelegt werden, aber dies führt uns, selbst- 133 verständlich, nicht
weiter. –
Die Anwendung bleibt ein Kriterium des
Verständnisses. |
| 147
– “Aber wie kann sie das
sein?
Wenn ich sage, ich verstehe das Gesetz
einer Reihe, so sage ich es doch nicht auf Grund der
Erfahrung, daß ich bis jetzt den algebraischen
Ausdruck so & so angewandt habe!
Ich weiß doch
von mir selbst jedenfalls, daß ich die & die Reihe meine,
Du meinst also, : Du weißt die Anwendung des Gesetzes der Reihe, auch ganz abgesehen von einer
|
| 148
Worin aber besteht dies
Wissen?
Oder laß mich fragen:
Wann weißt Du es ˇdiese
Anwendung?
Ich meine: Immer, –
Tag & Nacht? oder nur während Du gerade an das
Gesetz der Reihe denkst?
D.h.: [W|w]eißt Du sie, wie Du auch das ABC und das Einmaleins weißt & wie Du verschiedene Gedichte & Melodien, etc. auswendig weißt; oder ist das Wissen, wovon Du redest, ein Bewußtheitszustand oder Vorgang, etwa ein An-etwas-Denken oder dergleichen? Denn, wenn Du jetzt verschiedene Melodien auswendig weißt, wie kommt es, daß sie da ˇzusammen nicht einen fürchterlichen Mißklang geben? Wenn Dich jemand fragt: 134 “Weißt Du das
ABC?” & Du antwortest mit
“ja”, so heißt das doch nicht, daß Du jetzt
eben im Geist das ABC durchgehst, oder in einem besondern
ˇGeistes Zustand bist, der irgendwie
dem Hersagen des ABC äquivalent ist. |
| 149
Wenn man also sagen wollte,
das Wissen des ABC sei ein Zustand der Seele, so
¥ • Die Grammatik des Wortes “wissen” ist offenbar eng verwandt der Grammatik der Worte “können”, “im Stande sein”. ⍈↺
(Nichts
wäre hier irreführender irreleitender als
den Gegensatz von welchem wir reden den zwischen der
Gebrauch der Wörter
“bewußte[m|s]” &
“unbewußte[m|s]” Wissen zu
nennen.
ˇDenn dieses
Wortpaar
Aber auch eng verwandt der des Wortes
“verstehen”.
Denn ich
verstehec ˇ– schon seit Jahren –
wie eine Dampfmaschine funktioniert & verstehe es schon
seit Jahren, wie ich
auch seit Jahren das ABC weißc, &
Schachspielen kannc.
|
| 150
⇒132
Nun gibt es aber auch diese Verwendung des Wortes
“wissen”: wir sagen:
“Jetzt weiß ich's!” –
& ebenso “jetzt kann
ich's!” & “jetzt versteh
ich's!”. –
Stellen wir
uns dieses Spiel vor: A schreibt Reihen von Zahlen
an, B sieht ihm zu & trachtet in der Zahlenfolge
ein Gesetz zu finden.
Ist es ihm gelungen, so
135 setzen!” –
Diese Fähigkeit, dieses Verstehen ist also etwas, was in einem
Augenblick eintritt.
Schauen wir also doch
nach! ⌊:⌋
[w|W]as ist es, was hier
eintritt⌊?⌋ !
–
A habe also z.B. die
Zahlen 1, 5, 11, 19, 29 hingeschrieben; da sagt B, jetzt wisse
er weiter.
Was geschah da?
Es konnte
verschiedenerlei geschehen sein; z.B.:
Während A langsam eine Zahl nach der andern
hinsetzte, ist B damit beschäftigt, verschiedene
algebraische Formeln an den angeschriebenen Zahlen zu
versuchen.
Als A die Zahl 19 geschrieben hatte
versuchte B die Formel an = n² + n ‒
1; und die nächste Zahl bestätigte seine
Annahme. 151
Oder aber: B denkt nicht an Formeln. Er sieht mit einem gewissen Gefühl von Spannung zu, wie A seine Zahlen hinschreibt; dabei schwimmen ˇihm allerlei unklare Gedanken im Kopf. Endlich sagt er sich: “Was ist die Reihe der Differenzen?” Er findet: 4, 6, 8, 10 & sagt: “Jetzt kann ich weiter.”. 152
Oder er sieht hin & sagt: “Ja, die Reihe kenn' ich”, & setzt sie fort. Wie er's etwa auch getan hätte, wenn A die Reihe 1, 3, 5, 7, 9, 11 hingeschrieben hätte. Oder er sagt gar nichts & schreibt ˇbloß in d[ie|er] Reihe bloß weiter. Vielleicht hatte er eine Empfindung, die man die Empfindung “das ist leicht!” nennen kann. (Eine solche Empfindung ist z.B. die, eines schnellen, leichten Einziehens des Atems, ähnlich, wie bei einem gelinden Schreck.) 136 |
| 151
Aber sind denn diese
Vorgänge, die ich da beschrieben habe, das
Verstehen?
“B versteht das System der Reihe” heißt doch nicht einfach: B fällt die Formel “an = …” ein! Denn es ist sehr wohl denkbar, daß ihm die Formel einfällt & er doch nicht versteht. “Er versteht”, muß mehr beinhalten, als: ihm fällt die Formel ein
Wir versuchen nun, den ˇjenen geistigen Vorgang des Verstehens, der sich,
137 |
| 152
Aber halt! –
[W|w]enn, “jetzt verstehe … ˇich das
System” “jetzt versteh
ich's” nicht das Gleiche
[f|s]agt, wie, “mir fällt die Formel
… ein” (oder, was auf dasselbe
hinauskommt; ⌊:⌋ “ich
spreche die Formel aus”, “schreibe sie auf”
etc.) – folgt daraus, daß ich den Satz,
“jetzt verstehe ich …”, oder “jetzt
kann ich fortsetzen”, als Beschreibung eines Vorgangs
verwende, der hinter, oder neben, dem des
Wenn etwas ‘hinter dem Aussprechen der Formel’ stehen muß, so sind es gewisse Umstände, – die mich berechtigen, zu sagen, ich könne fortsetzen, wenn mir die Formel einfällt. Denk' doch einmal gar nicht an das Verstehen als ‘seelischen Vorgang’! – Denn das ist die Redeweise, die Dich verwirrt. – sondern frage Dich: in was für einem Fall, unter was für Umständen, sagen wir denn: “jetzt
Es ist jene Redeweise, die Dich hindert, die Tatsachen unparteiisch zu sehen. (Betrachte die Aussprache eines Worts durch die Darstellungsform
138 erzeugen.)
Also denk' nicht, [d|D]u
müßtest einen spezifischen ˇseelischen
Vorgang finden, weil hier das
Ich wollte also sagen: Wenn er plötzlich weiter w[ü|u]ßte, das System verstand, so hatte er allerdings ein besonderes Erlebnis,
Welche Umstände
|
| 153
Zuerst muß ich bemerken,
daß ich zum “Lesen”, in
Der Gebrauch
139 wir es verwenden, wäre schwer
auch nur in groben Zügen darzustellen.
Ein Mensch,
sagen wir ein Deutscher, ist in der Schule, oder zu Hause, durch eine
der bei uns
Was geht nun vor sich, wenn er, z.B., die Zeitung liest? ‒ ‒ Seine Augen gleiten, – wie wir sagen, – den
140 er
Wenn wir an dieses Lesen, an das Lesen des Anfängers, denken, & uns fragen, worin Lesen besteht, werden wir geneigt sein, zu sagen, ⌊:⌋ es sei eine besondere bewußte geistige Tätigkeit. Wir sagen von
Ich will aber sagen[;|,] : wir müssen zugeben, daß
141 gerade bewußt ist, so im
unbewußten Arbeiten ihres Geistes
– Wir möchten also sagen: Hier sind jedenfalls zwei verschiedene Mechanismen! ˇUnd [W|w]as in
|
| 154
Überlege Dirc
folgenden Fall
142 hier sinnlos.
Es sei denn, wir erklärten: “Das erste
Wort,
|
| 155
Verwenden wir
|
| 156
Oder aber in dem hievon
verschiedenen Fall einer Lesemaschine, die, etwa nach Art des
Pianolas, Zeichen in Laute übersetzte, könnte man
sagen: “Erst nachdem dies & dies an der
Maschine geschehen war – etwa die & die Teile durch
Drähte verbunden ˇworden waren – hat die Maschine
gelesen; das erste Zeichen, welches sie gelesen hat, war
….” |
| 157
Im Falle ˇaber der lebenden Lesemaschine
aber hieß
“lesen”: so & so auf
Schriftzeichen reagieren.
Dieser Begriff war also
ganz unabhängig von dem eines seelischen, oder andern,
Mechanismus. –
Der Lehrer kann hier auch vom
Abgerichteten nicht sagen: “Vielleicht hat er
dieses Wort schon gelesen.”.
Denn es
ist ja kein Zweifel über das, was er getan hat. –
Die Veränderung, als der Schüler zu lesen anfing, war
die eine Veränderung seines
Verhaltens; &
|
| 158
Aber liegt dies nicht nur an 143 unserer
|
| 159
Aber wir sind, wenn
wir darüber nachdenken, versucht zu sagen: das einzig
wirkliche Kriterium dafür,
144 solche ins Gedächtnis
zu rufen; denke an Empfindungen des Stockens, genaueren Hinsehens,
Verlesens, der größeren & geringeren
Geläufigkeit der
|
| 160
Denke Dir
ˇnun aber diesen Fall: Wir geben Einem, der
fließend lesen kann, etwas ein Stück
// einen Text // was das
// den // er nie zuvor gesehen
hat.
Er liest ihn uns vor; aber mit der Empfindung,
als sage er etwas Auswendiggelerntes her (dies
könnte die Wirkung irgend eines Giftes sein).
Würden wir in einem solchen Falle sagen, er läse das
Stück nicht wirklich?
Würden wir hier also
seine Empfindungen als Kriterium dafür gelten lassen, ob er
liest oder nicht? |
| 161
Oder aber: Wenn man einem Menschen, der
unter dem Einfluß eines bestimmten Giftes steht, eine Reihe
von Schriftzeichen vorlegt, die aber keinem existierenden
Alphabet
145 vor, als läse ich die Zeichen,
– obwohl es gar keine Zeichen waren.”)
In
so einem Fall würden [m|M]anche geneigt sein, zu
sagen, der Mensch lese diese Zeichen; Andere
würden, er lese sie nicht. –
Angenommen, er
habe auf diese Weise eine Gruppe von vier Zeichen als
“OBEN” gelesen (oder gedeutet); nun
zeigen wir ihm die gleichen Zeichen in umgekehrter Reihenfolge
& er liest “NEBO” & so
behält er bei weiteren Versuchen immer die gleiche Deutung
bei: hier wären wir wohl geneigt zu sagen, er lege
sich ad hoc ein Alphabet zurecht & lese dann
danach. |
| 162
Bedenke
nun auch, daß es eine kontinuierliche Reihe von
Übergängen gibt zwischen dem Falle, in welchem jemand
das auswendig hersagt, was er lesen soll, & dem, in
welchem er jedes Wort Buchstabe für Buchstaben liest, ohne
jede Hilfe des Erratens aus dem Zusammenhang, oder des
Auswendigwissens.
Mache diesen Versuch: Sage die Zahlenreihe von 1 bis 12. – Nun schau auf das Zifferblatt Deiner Uhr & lies diese Reihe. – Was hast Du in diesem Falle “lesen” genannt? Das heißt: was hast Du getan, um es zum Lesen zu machen? |
| 163
Versuchen wir noch
diese Erklärung: Jemand liest, wenn er seine
Reproduktion von der Vorlage ableitet.
Und
‘Vorlage’ nenne ich den Text,
146 Alphabet gelehrt hätten und wie
jeder Buchstabe auszusprechen sei; wenn wir ihm dann ein
Lesestück vorlegen & er
⌊⌊ [Verschleiert]17⌋⌋ Aber warum sagen wir, er habe die gesprochenen Worte von den gedruckten (mit Hilfe der Regel des Alphabeths) abgeleitet? Wissen wir mehr, als daß wir ihn gelehrt haben, wie jeder Buchstabe auszusprechen sei, & daß er dann die Worte laut gelesen habe? Wir werden ˇvielleicht antworten wollen: [d|D]er ˇSchüler zeige –, daß er den Übergang vo[n|m] den [g|G]edruckten zu⌊m⌋ den [g|G]esprochenen Worten mit Hilfe der
|
| 164
Aber wie, wenn er dies
täte, & dabei immer ein A immer in
ein b, ein B in ein c,
ein C in 147 ein d umschriebe,
u.s.[w|f]., & ein
Z in ein a? –
Auch
das würden wir doch ein Ableiten nach der Tabelle
nennen. –
Er gebraucht sie nun – könnten wir
sagen – nach dem Schema
Aber [a|A]uch das wäre wohl noch ein Ableiten
nach der Tabelle, wenn deren Gebrauch, den er von ihr macht,
durch ein Pfeilschema ohne alle einfache
Regelmässigkeit
Aber nimm an, er bleibe nicht bei
|
| 165
Im Falle (163) stand die
Bedeutung des Wortes “ableiten” klar vor
uns. –
Aber wir sagten uns, dies sei nur ein ganz
spezieller Fall des Ableitens; eine ganz spezielle Einkleidung; diese
mußte ihm abgestreift werden, wenn wir das Wesen des Ableitens
erkennen wollten.
Nun streiften wir ihm die besonderen
Hüllen ab; aber da
148 leitens war nicht unter dem
Und so verwenden wir auch das Wort “Lesen” für eine Familie von Fällen. Und wir verwenden wenden unter verschiedenen Umständen verschiedenen Kriterien an dafür, daß Einer liest. |
| 166
“
⌊“⌋Aber lesen – möchten wir sagen – ist
doch ein ganz bestimmter
Vorgang!
Lies eine Druckseite, dann kannst Du's
sehen, es geht da etwas Besonderes
vor sich & höchst C⌊h⌋arakteristisches vor
sichc Besonderes vor
& etwas höchst
Charakteristisches.”
Nun, was
geht denn vor, ˇwenn ich den Druck lese?
Ich sehe
149 ersänne. –
Sie
kommen von selbst. –
Aber auch das ist nicht genug;
denn mir es können mir ⌊ja⌋
ˇgesprochene Wörter
|
| 167
Ich sagte, die gesprochenen
Worte kämen beim Lesen // wenn wir sie
lesen // ‘in besonderer Weise’; aber
in welcher Weise?
Ist dies nicht eine Fiktion?
Sehen wir uns einzelne Buchstaben an & geben
wir acht, in welcher Weise der Laut des Buchstabens
kommt.
Lies den Buchstaben A.
Nun, wie kam der Laut? –
Wir wissen gar nichts
darüber zu sagen. –
Nun
schreibe⌊'⌋ ein kleines lateinisches
a A. –
Wie kam die Handbewegung des beim
Schreibens? [A|a]nders als der Laut im
vorigen Versuch?
Ich sah habe auf den
Druckbuchstaben ˇgesehen & schrieb
den Kursivbuchstaben; mehr weiß ich nicht. –
Nun
schau auf das Zeichen & laß Dir dabei
einen
150 ich solle mir einen Laut
einfallen lassen; es war eine gewisse Spannung da, ehe der Laut
kam.
Und ich sagte mir nicht: “Das ist
ein ‘U’”, wie beim Anblick des
Buchstaben ‘U’.
Auch war
mir jenes Zeichen nicht vertraut, wie die Buchstaben; ich
sah es gleichsam gespannt, mit einem gewissen Interesse für seine
Form, an, ich dachte dabei an ein umgekehrtes σ.
‒ ‒
Stelle Dir vor, Du müßtest nun dieses
Zeichen wirklich als Lautzeichen benützen; Du gewöhnst Dich
also daran, bei seinem Anblick einen bestimmten Laut auszusprechen,
etwa den Laut ‘sch’.
Können wir mehr sagen, als daß nach einiger Zeit dieser
Laut automatisch kommt, wenn wir das Zeichen sehen?
D.h.: ich frage mich bei seinem Anblick
nicht mehr: “Was ist das für ein
Buchstabe?” – auch sage ich mir natürlich
nicht: “Ich will bei diesem Zeichen den Laut
‘sch’ aussprechen” – noch
auch: “Dieses Zeichen erinnert mich irgendwie an
den Laut ‘sch’”. |
| 168
Was ist nun an
dem Satz, das Lesen sei doch ‘ein ganz bestimmter
Vorgang’?
Das heißt doch wohl, beim Lesen
finde immer ein bestimmter Vorgang statt, den wir
wiedererkennen. –
Aber wenn ich ˇnun
einmal
151 gang unterscheidet von dem
etwa, sechs [w|W]örter beim Anblick beliebiger Striche
einfallen zu lassen. –
Denn schon der bloße Anblick
einer gedruckten Zeile ist (ja) ungemein
charakteristissch, d.h., ein ganz
spezielles Bild: Die Buchstaben alle von
ungefähr der gleichen Größe, ˇauch der Gestalt
nach verwandt, immer wiederkehrend; die Wörter, die
sich, zum großen Teil, ⌊sich⌋ ständig wiederholen &
uns unendlich wohlvertraut sind, ganz wie wohlvertraute
Gesichter. –
Denke an das Unbehagen, das wir
empfinden, wenn die Rechtschreibung eines Wortes geändert
wird (
|
| 169
Auch gleitet der Blick
anders über die gedruckte Zeile, als über eine
Reihe beliebiger Haken & Schnörkel.
(Ich
rede hier aber nicht von dem, was durch Beobachtung der Augenbewegung
des Lesenden festgestellt werden kann.)
Der Blick
gleitet, möchte man sagen, besonders widerstandslos:
ohne hängen zu bleiben, – & doch rutscht er
nicht.
Und dabei geht ein unwillkürliches Sprechen in
der Vorstellung vor sich.
Und so verhält es sich, wenn
ich Deutsch & andere 152 Sprachen lese, gedruckt oder
geschrieben, & in verschiedenen Schriftformen. –
Aber was aber von dem allen ist für das Lesen als solches
wesentlich?
Nicht ein Zug, der in allen Fällen des
Lesens vorkäme! (Vergleiche18 mit dem Vorgang beim Lesen
|
| 170
Aber empfinden wir nicht, wenn
wir lesen, eine Art Verursachung unseres Sprechens durch die
Wortbilder?
Lies einen Satz
Aber warum sagst Du, wir fühlten eine Verursachung? Verursachung ist doch das, was wir durch Experimente feststellen, indem wir (beiläufig gesprochen) das regelmäßige Zusammentreffen von Vorgängen beobachten. Wie könnte ich denn sagen, daß ich das, was so durch Versuche festgestellt wird, fühle? (Hiervon
153 so begründe ich es durch die
Buchstaben, welche da stehen.
Aber was soll es heißen, diese Begründung, die ich ausgesprochen, gedacht, habe, zu fühlen? Ich möchte sagen: ich fühle beim Lesen einen gewissen Einfluß der Buchstaben auf mich, aber nicht einen Einfluß jener ˇReihe beliebiger Schnörkel auf das, was ich rede. – Vergleichen wir wieder einen einzelnen Buchstaben mit einem solchen Schnörkel. Würde ich auch sagen, ich fühle den Einfluß von ‘i’, wenn ich diesen Buchstaben lese? Es ist natürlich ein Unterschied, ob ich beim Anblicken von ‘i’ den Laut i sage, oder beim Anblick von ‘ + ’. Der Unterschied ist, daß beim Anblick des Buchstaben das innere Hören des i-Lauts automatisch, ja gegen meinen Willen,
|
| 171
Wir wären ja nie auf den
Gedanken gekommen, wir fühlten einen Einfluß
der Buchstaben auf uns beim Lesen, wenn wir nicht den Fall der
Buchstaben mit dem beliebiger Striche verglichen hätten.
Und hier merken wir allerdings einen Unterschied.
Und diesen Unterschied deuten wir als Einfluß – &
Fehlen des Einflusses.
Und zwar sind wir zu dieser Deutung 154 dann besonders geneigt,
wenn wir absichtlich langsam lesen, – etwa um zu sehen, was
denn beim Lesen geschieht.
Wenn wir uns sozusagen recht
absichtlich von den Buchstaben führen lassen.
Aber dieses ‘mich führen lassen’ besteht
Wir bilden uns ein, wir nähmen durch ein Gefühl, quasi, einen verbindenen Mechanismus wahr zwischen dem Wortbild & dem Laut, den wir sprechen. Denn wenn ich vom Erlebnis des Einflusses, der Verursachung, des Geführtwerdens rede, so soll das ja heißen, daß ich sozusagen die Bewegung der Hebel fühle, die den Anblick der Buchstaben mit dem Sprechen verbinden. Wenn ich mir das Erlebnis des Geführtwerdens vergegenwärtigen will, |
| 172
Ich
hätte mein Erlebnis beim Lesen eines Wortes auf verschiedene
Weise
155 ihrer Namen.
Es
kommt uns dann etwa so vor, als sei, z.B.,
Der dieser Name Schubert ˇz.B. scheint sei
//Es kommt uns vor, der dieser Name
… z.B. sei der … // der einzig richtige
Ausdruck für dieses Gesicht ˇzu sein.)
Wenn
ich diese Einheit fühle, könnte ich
sagen
Aber jetzt lies einmal ein paar Sätze im Druck, so wie Du's gewöhnlich tust, wenn Du nicht an den Begriff des Lesens denkst; &
|
| 173
Denken wir
1) Du bist auf einem Spielplatz (vielleicht mit verbundenen Augen) & wirst von jemand an der Hand geleitet, bald links, bald rechts – Du mußt immer des Zuges seiner Hand gewärtig sein & etwa achtgeben, daß Du bei einem unerwarteten
Oder aber: – Du wirst von jemandem an der 156 Hand ˇmit Gewalt dahin
Oder: Du wirst im Tanz von einem Partner geführt; Du stellst machst Dich so rezeptiv als wie möglich ein, um seine Absicht zu erraten & dem leisesten Drucke zu folgen. Oder⌊:⌋ , [j|J]emand führt Dich einen Spazierweg
Oder: Du gehst eine Straße entlang (& wirst von ihr geführt). Alle diese Situationen sind einander ähnlich; aber was ist allen den Erlebnissen gemeinsam? |
| 174
“Aber
[g|G]eführtwerden ist doch ein bestimmtes
Erlebnis.” – Über diesen Gebrauch
des Wortes ‘bestimmt’ später. –
Aber es ist jedenfalls nicht immer dasselbe Erlebnis.
[d|D]ie Antwort ˇdarauf ist Und
was sagst Du, es sei ein bestimmtes
Erlebnis, so ist : // Wenn du aber sagst, Geführtwerden
sei doch ein bestimmtes Erlebnis, so ist die
Antwort: … // Du denkst
jetzt an ein bestimmtes Erlebnis des
Geführtwerdens.
Wenn ich mir das Erlebnis desG dessen vergegenwärtigen will, der in (163) durch
157 warum nicht mit den
Empfindungen? – der Sorgfalt begleitet. –
Ist er nun sorgfältig?
–)
Stelle ich mir nun so einen
bestimmten Vorgang lebendig vor, so erscheint er es
Vergegenwärtige ich mir so ein bestimmtes
Erlebnis, mir als das
Erlebnis des Geführtwerdens – (oder
Lesens).
Nun aber frage ich mich:
“Was tust Du? – Du schaust auf jedes
Zeichen, Du machst dieses Gesicht
|
| 175
Frage Dich, wie Du
‘mit Bedacht’ eine Strecke parallel zu
einer gegebenen Strecke ziehst, ein andermal mit Bedacht in einem
Winkel zu ihr.
Was ist das Erlebnis des
Bedachts?
Da fällt Dir gleich eine bestimmte Miene,
eine Gebärde ein, – & dann möchtest Du
sagen: “& es ist eben ein bestimmtes
inneres Erlebnis”.
(Womit Du natürlich gar
nichts mehr gesagt hast.)
(Du merkst einen Zusammenhang mit der Frage nach dem Wesen der Absicht, des Willens.) |
| 176
Mache einen beliebigen Fahrer auf dem Papier
& nun
zeichne ihn daneben nach, laß Dich von ihm führen. –
Ich möchte sagen:
“Gewiß! 158 ich habe mich jetzt
führen lassen.
Aber was dabei Charakteristisches
geschehen ist –?
Wenn ich sage, was geschehen ist,
so kommt es mir nicht mehr charakteristisch vor.”
Aber nun merke ich dies: Während ich mich führen lasse, ist alles ganz einfach, ich merke nichts Besonderes; aber danach, wenn ich mich frage, was damals geschehen ist, so scheint es etwas Unbeschreibbares gewesen zu sein. Danach genügt mir keine Beschreibung. Ich kann, sozusagen, nicht glauben, daß ich bloß hingeschaut, das Gesicht gemacht, den Strich gezogen habe. – Aber erinnere ich mich denn an etwas anderes? Nein; & doch kommt mir vor, als müsse etwas anderes gewesen sein; & zwar dann, wenn ich mir dabei das Wort “führen”, “Einfluß”, & andere,
|
| 177
Ich habe, wenn ich
nachträglich über das Erlebnis denke, das Gefühl,
daß das Wesentliche an ihm das ‘Erlebnis eines
Einflusses’, einer Verbindung ist, im
Gegensatz zu irgend einer bloßen
Gleichzeitigkeit von Phänomenen: Zugleich aber
möchte ich kein erlebtes Phänomen “Erlebnis des
Einflusses” nennen.
(Hier liegt die Idee:
der Wille ist keine Erscheinung.)
Ich
möchte sagen[;| ,] ich hätte das
‘Weil’ erlebt; & doch will ich
keine Erscheinung “Erlebnis des Weil”
nennen.
159 |
| 178
Vergleiche
damit diesen Fall: Jemand soll sagen, was er fühlt,
wenn ihm ein Gewicht auf der flachen Hand ruht. –
Ich
kanns mir nun vorstellen, daß hier ein Zwiespalt
entsteht: Einerseits sagt er sich, was er
fühlet sei
(Denke auch daran: manche Leute sagen, von dem & dem ‘gehe ein Fluidum aus’. – Daher fiel uns auch das Wort “Einfluß” ein. –) |
| 179
Das Weil Ich möchte sagen:
“ich erlebe das Weil”
–– , aber nicht, weil ich mich an
dieses Erlebnis erinnere; sondern, weil ich beim Nachdenken
160 allgemein wesentlich ist. – |
| 180
Wir sagen
auch: “Du siehst ja, daß ich mich von ihr
führen lasse”; & was sieht der, der das
sieht?
Wenn ich zu mir selbst sage: “Ich werde doch geführt”, so mache ich etwa eine Geste (Handbewegung) dazu, die das Führen ausdrückt. – Mache eine solche Handbewegung, gleichsam als leitetest Du jemand entlang, & frage Dich dann, worin das Führende dieser Bewegung besteht. Denn Du hast hier ja doch niemand geführt; – & doch möchtest Du die Bewegung eine ‘führende’ nennen. Also war in dieser Bewegung, & der sie begleitenden Empfindung, nicht das Wesen des Führens enthalten & doch möchtest Du nicht drängte es Dich diese Bezeichnung zu gebrauchen. Es ist eben eine Erscheinungsform des Führens, die Dir diesen Ausdruck aufdrängte. |
|
Es ist klar: [W|w]ir würden nicht
sagen, daß B nun weiter wisse, die Reihe
fortsetzen könne,
|
| 181
Kehren wir zu unserm Fall
⇒(150)
⇒132
zurück.
Es ist klar: wir würden nicht
sagen, B habe ein Recht, die Worte, “jetzt weiß ich
weiter”, zu gebrauchen,
161 die Formel
182
Nein. – Die Worte “jetzt weiß ich weiter” waren richtig angewandt, wenn ihm die Formel eingefallen war: nämlich unter gewissen Umständen – z.B., wenn er Algebra gelernt, solche Formeln schon früher benutzt hatte. – Das heißt aber nicht, jene Aussage sei nur eine Abkürzung für die Beschreibung sämtlicher Umstände, die den
Wir können uns auch den Fall vorstellen, daß im Geist des B gar nichts anderes vorfiel, als daß er plötzlich sagte: “jetzt weiß ich weiter” – etwa mit einem Gefühl der Erleichterung, & daß 162 er nun die Reihe tatsächlich
fortrechnet, ohne die Formel zu benützen.
Und auch in
diesem Falle würden wir – unter gewissen
Umständen – sagen, er habe weiter gewußt.
So werden diese Worte gebraucht. Es wäre in diesem letzteren Fall z.B. ganz irreleitend, sie die ‘Beschreibung eines Geisteszustandes’ zu nennen. – Eher könnte man sie hier ein ‘Signal’ nennen; & ob es richtig angewendet war, beurteilen wir nach dem, was er weiter tut. |
| 182
Um dies zu verstehen,
müssen wir uns auch folgendes
überlegen: Angenommen B sagt, er wisse weiter
– wenn er aber
|
| 183
Sollen wir aber
nun sagen, daß im Fall (150) der Satz
“Jet⌊z⌋t kann ich fortsetzen”
dasselbe geheißen habe, wie
“[m|M]ir ist Jetzt ist
mir die Formel eingefallen”, // Wie
aber, – hat nun der Satz “jetzt kann ich
fortsetzen” im Fall (150) das Gleiche geheißen, wie,
“jetzt ist mir die Formel eingefallen”, oder etwas
anderes? //
Wir können sagen, daß
163 haben.
Wir sagen auch: “Jetzt kann ich fortsetzen, – ich meine
|
| 184
Ich will mich an eine Melodie
erinnern &
164 da, auch einen ganz andern
Sinn geben kannst – z.B. den, ich
hätte einen Zettel, auf dem sie aufgeschrieben
|
| 185
Gehen wir nun zu unserm
Beispiel (143) zurück.
Der Schüler
beherrscht jetzt – nach den gewöhnlichen Kriterien beurteilt
– die Grundzahlenreihe.
Wir lehren ihn nun auch
andere Reihen von Kardinalzahlen anschreiben & bringen
ihn dahin, daß er ˇz.B. auf
einen Befehle von der Form “ + n”
eine Reihe⌊n⌋ anschreibt von der Form 0, n, 2n, 3n,
etc., auf den Befehl “ + 1” aber
die Grundzahlenreihe. –
Wir hätten unsre
Übungen und Stichproben seines Verständnisses im
Zahlenraum bis 1000 gemacht.
Wir lassen nun den Schüler einmal eine Reihe – ⌊(⌋etwa ‘ + 2’⌊)⌋ – über 1000 hinaus fortsetzen, – da schreibt er: 1000, 1004, 1008,
1012,.
Wir sagen ihm:
“Schau, was Du machst!” –
[e|E]r versteht uns nicht.
Wir
sagen: “Du solltest doch 2 addieren; schau,
wie Du die Reihe begonnen hast!” –
Er
antwortet: “Ja! ist es denn nicht
richtig?
Ich dachte, so soll ich's
machen.”
Oder nimm an, er sagte, auf die Reihe
weisend: “Ich bin doch auf die gleiche Weise
fortgefahren!” –
Es würde uns
nun nichts nützen, zu sagen: 165 “Aber siehst Du denn
nicht …?” – & ihm die alten
Erklärungen & Beispiele zu wiederholen. –
Wir könnten in so einem Falle etwa
sagen: Dieser Mensch versteht von Natur aus jenen Befehl
auf unsre Erklärungen hin so, wie wir den Befehl
verstünden: “Addiere bis 1000 immer 2;
bis 2000, 4; bis 3000, 6; etc.!”
Dieser Fall hätte eine Ähnlichkeit mit dem
|
| 186
“Was Du sagst, läuft also wohl darauf hinaus
166 was, an irgend einem Ort, aus jenem
Satz folgt.
Oder auch: – was wir an irgend einem
Ort “Übereinstimmung” mit jenem Satz nennen
sollen, & (& auch mit der
Meinung, die Du damals dem Satz gegeben hast, – worin
immer diese bestanden haben mag).
Richtiger, als
zu sagen, es sei an jedem Punkt eine neue Intuition nötig,
wäre es, zu sagen: es sei an jedem Punkt eine neue
Entscheidung nötig.
“Ich |
| 187
“Ich habe aber doch
auch damals, als ich den Befehl gab, schon gewußt,
daß er auf ‘1000’ ‘1002’
schreiben soll!” –
Gewiß; & Du
kannst sogar sagen, Du habest es damals gemeint; nur sollst
Du Dich nicht von der Grammatik der Wörter
“wissen” & “meinen”
irreführen lassen.
Denn Du meinst ja nicht,
daß Du damals an den Übergang von 1000 auf 1002 gedacht hast
– & wenn auch an diesen Übergang, so doch an andre
nicht.
Dein “Ich habe damals schon gewußt
…” heißt etwa: “Hätte man
mich damals gefragt, welche Zahl er nach 1000 schreiben soll, so
hätte ich geantwortet, 1002”.
Und daran
zweifle ich nicht.
Es ist das eine Annahme etwa von der Art
|
| 188
Da möchte ich zuerst
sagen: Deine Idee sei die gewesen, jenes Meinen des
Befehls habe auf seine Weise alle die Übergänge
doch schon gemacht, : Deine 167 Seele fliegt beim Meinen, gleichsam,
voraus & macht alle Übergänge, ehe Du
körperlich bei dem oder jenem angelangt bist.
Du warst also zu Ausdrücken geneigt, wie: “Die Übergänge sind eigentlich schon gemacht; auch ehe ich sie schriftlich, mündlich, oder auch in Gedanken, mache”. Und es schien, als wären sie in einer einzigartigen Weise vorausbestimmt, anticipiert
|
| 189
“Aber sind die Übergänge also durch die
algebraische Formel nicht bestimmt?”
–
In der Frage liegt ein Fehler. |
1) See facsimile; arrow pointing to the comma.
2) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
3) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
4) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
5) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
6) See facsimile; arrow pointing to the comma.
7) For dating see dates of text variants Ms-183,148[1]et149[1]et150[1]et151[1]et152[1]et153[1] and Ms-157a,45r[2]et45v[1]et46r[1]et46v[1]et47r[1] ff.
8) See facsimile; arrow pointing to the comma.
9) See facsimile; there are arrows pointing left, probably indicating that the indentation shall be canceled.
10) See facsimile; arrow pointing left and a bar, probably indicating that the indentation shall be canceled.
11) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
12) See facsimile; arrow pointing up.
13) See facsimile; arrow pointing left, a question mark and a bar, indicating that the indentation should possibly be canceled.
14) See facsimile; there are arrows marking the point of insertion.
15) See facsimile; there are two arrows pointing to the text.
16) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
17) See facsimile; there are arrows in front and after the comment.
18) See facsimile; arrow pointing right, probably indicating that the line shall be indented.
To cite this element you can use the following URL:
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