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Kann man denn etwas Anderes als
ˇ◇◇◇
einen Satz
verstehen?
Oderˇ aber: Ist es nicht erst ein Satz, wenn man es versteht. Also: Kann man Etwas anders, als als Satz verstehen? | ✓ |
| ⍈
S 7
Man könnte // möchte // davon reden, “einen Satz zu erleben”. Lässt sich dieses Erlebnis niederschreiben? |
|
[Zu: “das Wort hat nur im Satz
Sinn”]
Da ist es wichtig, dass es in einem gewissen Sinne keinen halben Satz gibt. Das heisst, vom halben Satz gilt, was vom Wort gilt, dass
|
Prüfen: Überlegen:
“Das Verstehen fängt aber erst mit dem Satz an. (uUnd darum interessiert es uns nicht.).” // Das Verstehen fängt|aber erst mit dem Satz an. // | ✓ |
Wie es keine Metaphysik gibt, so gibt es keine Metalogik.
Das Wort “Verstehen”, der Ausdruck “einen
Satz verstehen”, ist|auch nicht metalogisch, sondern ein Ausdruck wie
jeder andre der Sprache. | ✓ |
|
ˇMan könnte sagen: Wir haben es
also in unsern Betrachtungen mit dem Verstehen des Satzes
nicht zu tun; denn wir selbst müssen ihn verstehen,
damit er für uns ein Satz ist. Was
soll uns das Verstehen bekümmern? Wir müssen ja den Satz
verstehen, daß er für uns ein Satz ist! 2 |
|
Es wäre ja auch seltsam, dass die Wissenschaft und
die Mathematik die Sätze gebraucht, aber von ihrem Verstehen
nicht⌊/⌋spricht.
|
Man sieht in dem Verstehen das Eigentliche, im Zeichen das
Nebensächliche. –
Uebrigens, wozu dann das Zeichen
überhaupt? –
Nur um sich Andern verständlich zu machen?
Aber wie ist
| ✓ |
Auf die Frage “was meinst du”,
muss zur Antwort kommen: p; und
nich[z|t] kommt zur Antwort: “ich meine
p”, & nicht “ich meine das, was
ich mit ‘p’ meine”. | ✓ |
U |
U |
Man kann es auch so sagen: wenn man sich immer in einem Sprachsystem
ausdrückt und also, was ein Satz meint, nur durch Sätze dieses
Systems erklärt, so fällt am Schluss ˇdie
Meinung ganz aus der Sprache, also aus der Betrachtung, heraus und es
bleibt die Sprache, das Einzige, was wir betrachten
können.
Was ein Satz meint, sagt eine
Erklärung. | ✓ |
U |
Gesprochenes kann man nur durch die Sprache erklären, Gesprochenes erklärt man durch die Sprache; [,|d]arum kann man
die Sprache (in diesem Sinne)
nicht erklären. | ✓ |
U |
Ich will doch sagen: Die ganze Sprache kann man nicht
interpretieren.
Eine Interpretation ist immer nur eine im Gegensatz zu einer andern. Sie hängt sich an das Zeichen und reiht es in ein weiteres S[u|y]stem ein. 3 | ✓ |
✓ |
⍈
Zu
S 2/3 etwa zu
S. 94
Alles was ich in der Sprache tun kann, ist etwas sagen: das eine sagen. (Das eine sagen im Raumeˇ der Möglichkeiten dessen, was ich hätte sagen können.) (Keine Metalogik.) |
✓ |
Wenn Frege gegen die formale
Auffassung der Arithmetik spricht, so sagt er gleichsam:
diese kleinlichen Erklärungen, die Symbole betreffend, sind
müssig, wenn wir diese verstehen.
Und das Verstehen besteht quasi im Sehen // ist
quasi das Se[e|h][h|e]n // eines
Bildes, aus demdann alle Regeln folgen
(wodurch sie verständlich werden).
Frege sieht aber nicht,
dass dieses Bild nur wieder ein Zeichen ist, oder
ein Kalkül, der uns dem geschriebenen Kalkül
erklärt.
Aber das Verständnis gleicht überha[i|u]pt immer dem, welches Und, was wir Verstehen einer Sprache nennen, gleicht überhaupt dem Verständnis, welches wirˇ ◇◇◇ für einen Kalkül kriegen, wenn wir z.B. seine
| ✓ |
✓ | ⍈
Zu
S 108 oder zum
⇒Kapitel: “Begleitet eine
Kenntnis der
gr. Regeln den
Ausdr.
d. Satzes
wenn
etc.”
Wenn komplizierte ˇ
|
✓ |
(Im gewöhnlichen
Leben,) wWenn ich jemandem einen Befehl
gebe, so ist es mir gan ganz genug,
ihm Zeichen zu geben.
Und ich würde nie sagen: das sind ja nur Worte, und ich
muss hinter die Worte dringen.
Ebenso, wenn ich jemand etwas gefragt hätte und er gibt
mir eine Antwort (also ein Zeichen), bin ich zufrieden –
das war gerade, was ich erwartete – und wende nicht ein: das
ist ja eine blosse Antwort.
Es ist klar, dass nichts anderes erwartet
werden konnte, und dass die Antwort den
Gebrauch
4 | ✓ |
✓ |
Wenn man aber sagt “wie soll ich wissen, was er meint, ich sehe
ja nur seine Zeichen”, so sage ich:
“wie soll er wissen, was er meint, er hat ja auch
nur seine Zeichen”. |
✓ |
“Etwas habe ich aber doch gemeint, als ich das
sagte!” –
Gut, aber wie können wir, was es ist, herausbringen?
Doch wohl nur⌊|⌋dadurch,
dass er es uns sagt.
Wenn wir nicht sein übriges Verhalten
Du meinst, was Du sagst. 5 |
|
✓ |
“Du hast mit der Hand eine Bewegung gemacht; hast Du etwas
damit gemeint? –
Ich dachte, Du meintest, ich solle zu Dir kommen”.
Wie meinte er etwas?
Hat er ˇalso etwas Anderes gemeint, als, was er
Also er konnte etwas meinen, oder auch nichts meinen. Und wenn er etwas meinte, war es eben was er zeigte oder etwas Anderes? Die Frage ist, ob man fragen darf, “Darf man hier fragen: “ …was hast Du gemeint”[.|?] – Auf diese Frage (aber) kommt ein Satz zur Antwort. Während, wenn man so nicht fragen darf, Darf man so nicht fragen, so ist das Meinen – sozusagen – amo[p|r]ph ist. Und “ich meine etwas mit dem Satz” ist dann von
| ✓ |
|
(Könnte [,|m]an
|
Wir unterscheiden doch Sprache, von dem, was nicht Sprache ist
ˇ Schrift von dem, was keine Schrift ist.
Wir sehen Stricheˇ etwa Folgen von Strichen auf einer
Mauer, und und sagen, wir verstehen sie;
undˇ wir sehen andere, undˇ wir sagen,
sie bedeuten nichts (oder, uns nichts).
Damit ist doch eineˇ sehr allgemeine Erfahrung
charakterisiert, die wir nennen könnten: “etwas als Sprache
verstehen” – ganz abgesehen
| ✓ |
Ich sehe eine deutsche Aufschrift und eine
chinesische[.| :] Ist die
chinesische etwa ungeeignet etwas mitzuteilen?
ˇNeue Zeile
– Ich sage, ich habe [c|C]hinesisch nicht
gelernt.
Aber das Lernen der Sprache
[h|f]ällt fällt dies
fällt als blosse Ursache,
Geschichte, aus der
6a sehe [–| // ] anschaue // .
(Warum sie nicht eintreten, ist ganz
gleichgültig.) | ✓ |
|
“Geben wir denn den Worten, die uns gesagt werden,
willkürliche Interpretationen?
Kommt nicht das Erlebnis des Verstehens ˇmit dem Erlebnis des
Hörens der Zeichen, wenn wir ‘die
S[ö|p]rache der Andern
verstehen’?” |
|
Wenn mir jemand etwas sagt und ich verstehe es, so geschieht mir dies
ebenso, wie, dass ich höre was er
sagt. // wie,
dass ich, was er sagt,
höre. //
Und hier ist Verstehen
|
|
Denken wir an eine Chiffre: Ein Satz sei
Wenn man hier die Frage stellte: “In welchem Augenblick der Uebertragung (aus der Chiffre ins Deutsche) verstehe ich den Satz”, so würde man einen Einblick in das Wesen dessen erhalten, was wir “verstehen” nennen. // in das Wesen des Verstehens erhalten. // |
|
Ich sage einen Satz “ich sehe einen schwarzen Kreis”;
aber auf die Worte // Wörter //
kommt es doch nicht an; sagen // setzen
// wir also statt dieses Satzes “a b c d
e”.
Aber nun kann ich nicht ohne weiteres mit diesem Zeichen den oberen
Sinn verbinden (es sei denn, dass ich es als
ein Wort auffasse und dies als Abkürzung des oberen
Satzes).
Diese Schwierig-
6b sehe [–| // ]
anschaue // .
(Warum sie nicht eintreten, ist ganz
gleichgültig.) |
|
“Geben wir denn den Worten, die uns gesagt werden,
willkürliche Interpretationen?
Kommt nicht das Erlebnis des Verstehens ˇmit dem Erlebnis des
Hörens der Zeichen, wenn wir ‘die S[ö|p]rache der
Andern verstehen’?” |
Wenn mir jemand etwas sagt und ich verstehe es, so geschieht mir dies
ebenso, wie, dass ich höre was er
sagt. // wie,
dass ich, was er sagt,
höre. // Und hier ist Verstehen das Phänomen, welches sich einstellt, wenn ich einen deutschen Satz höre, und welches dieses Hören vom Hören eines Satzes einer mir nicht
| ✓ |
Denken wir an eine Chiffre: Ein Satz sei uns in der Chiffre
gegeben und auch der Schlüssel, dann ist uns natürlich, in gewisser
Beziehung, [a|A]lles zum Verständnis der Chiffre
gegeben.
Und doch würde ich, gefragt “verstehst Du diesen Satz in der
Chiffre”, etwa antworten: Nein, ich
muss ihn erst entziffern; und erst, wenn ich ihn
z.B. ins Deutsche übertragen hätte, würde ich
sagen “jetzt verstehe ich ihn”.
Wenn man hier die Frage stellte: “In welchem Augenblick der Uebertragung (aus der Chiffre ins Deutsche) verstehe ich den Satz”, so würde man einen Einblick in das Wesen dessen erhalten, was wir “verstehen” nennen. // in das Wesen des Verstehens erhalten. // | ✓ |
Ich sage einen Satz “ich sehe einen schwarzen Kreis”;
aber auf die Worte // Wörter //
kommt es doch nicht an; sagen // setzen
// wir also statt dieses Satzes “a b c d
e”.
Aber nun kann ich nicht ohne weiteres mit diesem Zeichen den oberen
Sinn verbinden (es sei denn, dass ich es als
ein Wort auffasse und dies als Abkürzung des oberen
Satzes).
Diese Schwierig-
7 keit ist doch aber sonderbar.
Ich könnte sie so ausdrücken: Ich bin nicht gewöhnt statt
‘ich’ ‘a’ zu sagen und statt
‘sehe’ ‘b’, und statt
‘einen’ ‘c’,
etc..
Aber damit meine ich nicht, dass ich, wenn ich daran
gewöhnt wäre, mit dem Worte ‘a’ sofort das
Wort ‘ich’ assoziieren würde; sondern,
dass ich nicht gewöhnt bin
‘a’ an der Stelle von ‘ich’ zu
gebrauchen – in der Bedeutung von ‘ich’.
| ✓ |
/ ✓ |
“Ich sage das nicht nur, ich meine auch etwas
damit”. –
Wenn man sich überlegt, was dabei in uns vorgeht, wenn wir Worte
meinen (und nicht nur sagen), so ist es uns, als wäre
dann etwas mit diesen Worten gekuppelt, während sie sonst leer
liefen. –
Als ob sie gleichsam in uns eingriffen. ¥
S 1/2 ⋎ | ✓ |
/ ✓ |
Ich verstehe einen Befehl als Befehl,
d.h., ich sehe
ˇin ihm nicht nur diese Struktur von Lauten oder Strichen, sondern
sie hat – sozusagen – einen Einfluss
auf mich.
Ich reagiere auf einen Befehl (auch ehe ich ihn befolge)
anders, als etwa auf eine Mitteilung oder Frage.
(Ich lese ihn in anderem Tonfall mit anderer
Geste.) ¥
S 19/2 ⋎ | ✓ |
✓ | ✓ |
|
Ich sage: Das Verstehen bestehe darin,
dass ich eine bestimmte Erfahrung
habe. ‒ ‒
Dass diese Erfahrung aber
|
/ ✓ |
ˇBedenke auch: Man kann manchen Satz nur im
Zusammenhang mit anderen verstehen.
Wenn ich
z[–|.]B. irgendwo
lese: In einer Erzählung steht:
“[n|N]achdem er das gesagt hatte, verliess er
sie, wie am vorigen
Tag,”[.|,].
–
[F|f]ragt man mich, ob
ich diesen Satz verstehe, so
8
verstehe ich ihn.
Ich wüsste, wie man diesen Satz etwa gebrauchen
könnte, ich könnte selbst einen Zusammenhang für
ihn erfinden.
Und doch verstehe ich ihn nicht so, wie ich ihn
verstünde, wenn ich das Buch ˇdie
Erzählung bis zu dieser Stelle gelesen hätte.
(Vergleiche Sprachspiele.) | ✓ |
Was heisst es, ein gemaltes Bild zu
verstehen?
Auch da gibt es
Verständnisstehen und Nichtverstehen.;
Und auch
| ✓ |
Aber noch etwas: Angenommen, das Bild
stelltelen Menschen dar, wäre aber
klein, und die Menschen daraufˇ wären etwa
einen Zoll Meter lang.
Angenommen nun, es gäbe Menschen, die diese Länge hätten, so
9
des Eindrucks ist. | ✓ |
Dieses Sehen der gemalten Menschen als Menschen (im Gegensatz etwa
zu Zwergen) ist ganz analog dem Sehen des Bildes // der Zeichnung // als dreidimensionales
Gebilde.
Wir können hier nicht sagen, wir sehen immer dasselbe und fassen es
nachträglich, einmal als das Eineund , einmal als das Andre auf,
sondern wir sehen jedes Mal etwas [a|A]nderes. | ✓ |
Und so auch, wenn wir einen Satz mit Verständnis und ohne Verständnis
lesen.
(Erinnere Dich daran, wie es ist, wenn man einen Satz mit falscher
Betonung liest, ihn daher nicht versteht, und nun auf einmal
daraufkommt, wie er zu lesen ist.) | ✓ |
(Beim (Lesen einer schleuderhaften
Schrift.) kann man erkennen, was es
heisst, etwas in das gegebene Bild
hineinsehen.) | ✓ |
Wenn man eine Uhr abliest, so sieht man einen
Komple[l|x] von Strichen, Flecken
etc., aber auf ganz bestimmte W[i|e]ise, wenn man
ihn als Uhr und Zeiger
| ✓ |
| ⇒
Zu “lernen der Sprache”
Wir könnten uns den Marsbewohner denken, der auf der Erde erst nach und nach den Gesichtsausdruck der Menschen als solchen verstehen lernte und den drohenden erst nach gewissen Erfahrungen als solchen empfinden lernt. Er hätte bis dahin diese Gesichtsform
|
| ⇒
Zu “lernen der Sprache”
Kann ich so nicht sagen: er lernt erst die befehlende Geste in einer gewissen Satzform verstehen? 10 |
| ⇒
Zu: “lernen der Sprache”
Chinesische Gesten verstehen wir so wenig, wie chinesische Sätze. [D.h. es gibt nicht nur für Sat Unverständnis für Sätze. Wie aber lernen wir die Sprache fremder Gesten?] Sie können uns durch Worte erklärt werden. Man kann uns sagen “das ist bei diesem Volk eine höhnische Gebärde”, etc.. Oder aber wir lernen die Gebärden verstehen wie wir als Kind die Gebärden & Mienen der Erwachsenen – ohne Erklärung – verstehen lernen. Und verstehen lernen heiß eben in diesem Sinne nicht erklären lernen & wir verstehen dann die Miene, können sie aber nicht durch einen andern Ausdruck erklären.] 11 |
|
U |
Mit dem Worte “Missverständnis” meine ich also wesentlich etwas, was sich durch Erklärung beseitigen lässt. Eine andere Nichtübereinstimmung nenne ich nicht “Missverständnis”. ¥
S 2/3 ⋎﹖
|
U |
Verständnis ents[ö|p]richt der Erklärung; soweit es aber
der Erklärung nicht entspricht, ist es unartikuliert und
|
✓ |
Wissen, was der Satz besagt, kann nur heissen:
die Frage beantworten können “was sagt
er?”. |
✓ |
Den Sinn eines Satzes verstehen // kennen // ,
|
U |
Denn ist hier “Sinn haben”ˇ, quasi,
intransitiv gebraucht, so dass man also nicht
den Sinn eines Satzes von dem eines anderen Satzes
unterscheiden kann, dann ist das Sinnhaben
|
∫ ¿ |
Das Triviale, was ich zu sagen habe, ist, dass auf
den Satz “ich sage das nicht nur, ich meine
etwas damit” und die Frage “was?”, ein
weiterer Satz, in irgend welchen Zeichen, zur Antwort kommt.
12 |
? / |
Aber man kann fragen: Ist denn das Verständnis nicht etwas
anderes als der Ausdruck des Verständnisses?
Ist es nicht so, dass der Ausdruck des
Verständnisses eben ein unvollkommener Ausdruck ist?
ˇ
Zeile
Das heisst doch wohl, ein Ausdruck, der etwas
auslässt, was wesentlich
ˇunausdrückbar ist.
Denn sonst könnte ich ja eben einen bessern finden.
Also wäre der Ausdruck ein voll[,|k]ommener
Ausdruck. ‒ ‒ ‒ |
/ |
Es ist eine
Dass er gleichsam nur immer aus der Ferne darauf deuten, auch sich ihm nähern, es aber nie mit der Hand berühren // ergreifen // kann. Und das Letzte immer ungesagt bleiben muss. |
? / |
Man willˇ etwa sagen: Er versteht
es ˇ
|
|
Man möchte sagen: er ist mit seinem Verständnis
bei der Tatsache //
bei bei der
Ausführung // , aber die Erklärung kann nie die
Ausführung enthalten.
Aber das Verständnis enthält nicht die Ausführung, sondern ist nur das Symbol, das bei der Ausführung übersetzt wird. |
∫ / ∫ ? / |
Die Schwierigkeit ist, die Grammatik des Wortes
“meinen” klar zu sehen. Der Weg dazu, die
Gr. … klar zu sehen,
führt … Aber der Weg dazu ist nur der, über
die Antwort auf die Frage “welches führt über die Frage
“ … ist das Kriterium dafür,
dass wir etwas so meinen” und
welcher Art ist der Ausdruck, den dieses “so”
vertritt.
Die Antwort auf|die Frage
“wie ist das gemeint”
13 schen zwei Sprachen //
her.
Also fragt auch die Frage nach dieser Verbindung.
Der Gebrauch der Hauptwörter “Sinn”,
“Bedeutung”, “Auffassung” und
anderer
Wörter verleitet uns zu glauben, dass dieser Sinn
etc. dem Zeichen so gegenübersteht, wie das
Wort, – der Name,
– dem Ding, das sein Träger ist.
So|dass man sagen könnte: “‘[d|D]er Pfeil Das Zeichen hat
eine ganz bestimmte Bedeutung,’ ist in einer ganz
bestimmten Weise gemeint, die ich nur faute de mieux wieder
durch ein Zeichen ausdrücken muss”.
Die Meinung, die Intention wäre [w|q]uasi seine
Seele, die ich am liebsten direkt zeigen möchte, aber auf die ich leider
nur indirekt durch ihren Körper hinweisen kann. – Wenn ichˇ um den Sinn eines Pfeils zu erklären sage: “ich meine diesen Pfeil so, dass man ihm durch eine Bewegung in der Richtung vom Schwanz zur Spitze folgt”, so gebe ich eine Definition (ich setze ein Zeichen für ein andres), während es scheint, als hätte ich sozusagen die Aussage // Angabe //
14 |
? / |
Was die Erklärung des Pfeiles betrifft, so ist es klar,
dass man sagen kann: “Dieser
Pfeil bedeutet // sagt // nicht,
dass du dorthin (mit der
Hand zeigend) gehen sollst, sondern dahin.” –
Und ich würde diese Erklärung natürlich verstehen. –
und das diese Erklarung verstanden werden
könnte. |
|
“Das2 müs[y|s]te man
aber dazuschreiben”. 15 |
|
? / |
| ✓ |
∕∕ |
Wenn “einen Satz verstehen” heisst,
in
| ✓ |
? / | ⌊⌊
Was wir ‘verstehenˇ lernen’ nennenˇ Das
Kriterium des Verstehens ist manchmal ein Vorgang des
Übertragens, Übersetzens, Übersetzens des Zeichens in
eine andere eine Handlung; wir übertragen den Satz
|
? / | ⌊⌊
Wir reden von dem Verständnis eines Satzes vielfach als der Bedingung
dafür, daß wir ihn anwenden können
ˇWir sagen “Wir können einen Befehl nicht befolgen wenn wir
ihn nicht verstehen” oder “ehe wir ihn
verstehen”. ⇒
[das Wort “können”,
“muß” verdächtig] ⌋⌋ |
/ |
Ich verstehe dieses Bild genau, ich könnte es in Ton kneten // plastisch wiedergeben // . –
Ich verstehe diese Beschreibung genau, ich könnte eine Zeichnung nach
ihr machen. ¥
17/1, 2 ⋎ | ✓ |
| ⌊⌊
Wenn hier das Verstehen ein psychischer Vorgang ist unter dem
‘Verstehen’ gemeint ist ◇◇◇
& gesagt werden soll, daß dieser Vorgang
erfahrungsgemäß
Soll aber ‘verstehen’ hier heißen: erklären können, – warum sollte das notwendig sein um den Befehl zu befolgen. Natürlich handelt es sich hier nicht um logische Notwendigkeit. ⌋⌋ |
/ |
Man könnte es in gewissen Fällen geradezu als Kriterium des
Verständnisses // Verstehens //
ˇfestsetzen, dass man den Sinn des Satzes
muss zeichnerisch darstellen können. 16 | ✓ |
/ |
Zu
S. 42
Es ist sehr sonderbar: Das Verstehen einer Geste
| ✓ |
/ |
Zu
S. 42
Und wirklich werden wir Worte durch eine Geste und eine Geste durch Worte erklären. | ✓ |
|
Wenn man mir sagt “bringe eine gelbe Blume” und ich
stelle mir vor, wie ich eine gelbe Blume hole, so kann das zeigen,
dass ich den Befehl verstanden habe.
Aber ebenso, wenn ich ein Bild des Vorgangs male. –
Warum?
Wohl, weil das, was ich tue, mit Worten des Befehls beschrieben werden
muss.
Oder soll ich sagen, ich habe tatsächlich einen (dem
ersten) verwandten Befehl ausgeführt. |
/ |
⌊⌊
umgearb.⌋⌋ Nun ist die Frage: Muss ich wirklich in
so einem Sinne das Zeichen verstehen, um etwa darnach handeln zu
können? –
Wenn jemand sagt: “gewiss!
sonst wüsste ich ja nicht, was ich zu tun
habe”, so würde ich antworten: “
| ✓ |
∫ |
Was heisst dann also der Satz:
“Ich muss den Befehl verstehen, ehe
ich nach ihm handeln kann[?|”]?
Denn dieser Satz // dies zu sagen, //
hat natürlich einen Sinn.
Aber gewiss // jedenfalls
// wieder keinen metalogischen. | ✓ |
/ |
⌊⌊
überarb⌋⌋ Die Idee, die man von dem Verstehen hat, ist etwa,
dass man dabei von
17 dem Zeichen näher an die verifizierende
Tatsache kommt,ˇ von den Worten des Befehls näher zur
Ausführung, etwa durch die Vorstellung.
Und wenn man auch nicht wesentlich,
d.h. logisch,
näher kommt, so ist doch etwas an der Idee richtig,
dass das Verstehen in dem Vorstellen der Tatsache
besteht.
Die Sprache der Vorstellung ist in dem gleichen Sinne wie die
Gebärdensprache primitiv. | ✓ |
ü / | ✓ |
/ |
[“|A]uch wäre da die Frage möglich:
Wie lange vor dem Befolgen musst Du denn den
Befehl verstehen? | ✓ |
|
(Es kann keine notwendige Zwischenstufe zwischen
dem Auffassen eines Befehls und dem Befolgen geben.)
|
∫ |
Wenn das Verstehen eine notwendige﹖ Vorbereitung
des Folgens war
|
? / |
[Zu: Die Kluft zwischen Befehl & Ausführung nicht
durch Ähnlichkeit überbrücken]
Wenn gesagt würde, dass der, der den Befehl erhält, ˇ wenn er ihn versteht eben ausser den Worten Vorstellungen erhält, die der Ausführung des Befehls ähnlich sind, (während es die Worte nicht sind), so
18 grössere
Aehnlichkeit ersetzt.
Und der Weg vom
Es ist damit auch gezeigt, dass ,
|
/ | Ich könnte auch sagen: Es scheint uns, als ob, wenn wir den Befehl – ( z.B.
| ✓ |
/ |
⇒
Zu: “Deuten”
Nun müsste man allerdings darauf sagen: Aber was veranlasst
| ✓ |
/ |
⇒
Zu: “Deuten”
Eine ‘Interpretation’ ist doch wohl etwas, was in
|
/ | (Dieser Satz bleibt im
§) “Ich kann den Befehl nicht
ausführen, weil ich nicht verstehe, was Du meinst. –
Ja, jetzt verstehe ich Dich”.
Was ging da vor, als ich plötzlich den Andern verstand? ⌊⌊ ⋎ Da gab es viele Möglichkeiten: Der Befehl konnte ˇ z.B. mit falscher Betonung gegeben worden sein, & es fiel mir plötzlich die richtige Betonung ein. Einem Dritten würde ich dann sagen: “jetzt verstehe ich ihn, er meint: …” & nun würde ich den Befehl in richtiger Betonung wiederholen. Und in der richtigen Betonung verstünde ich
¥ S. 20/4 ⋎⌋⌋ Ich konnte mich natürlich irren, und dass ich den Andern verstand, war eine Hypothese. Aber 19 es fiel mir etwa
plötzlich eine Deutung ein, die mir einleuchtete.
Aber war diese Deutung etwas anderes als ein
|
|
Oder Ees konnten mir auch vor
diesem Verstehen ‘mehrere Deutungen
vorschweben’, für deren eine ich mich endlich
entscheide.
Aber das Vorschweben
|
/ |
⌊⌊
Wer zwischen zwei Arten
⌋⌋ |
/ | ⍈
→
S. 7/2
Was heisst es: verstehen, dass etwas ein Befehl ist, wenn man auch den Befehl selbst noch nicht versteht? (“Er meint: ich soll etwas tun, aber was er wünscht, weiss ich nicht.”) 20 |
|
|
Deuten wir denn etwas, wenn uns jemand einen Befehl gibt?
Wir fassen auf, was wir hören oder sehen; oder; wir sehen, was wir
sehen. |
/ | ⌊⌊
Ein Zeichen deuten, ihm eine Deutung hinzufügen, ist ein Vorgang der wohl
in
|
/ ? |
Es gibt Fälle, in denen wir einen erhaltenen Befehl deuten und
[D|F]älle, in denen wir es nicht tun.
Eine Deutung ist eine Ergänzung des gedeuteten Zeichens durch ein Zeichen. |
/ |
Wenn mich jemand fragt: “wieviel Uhr ist es”, so
geht in mir dann keine Arbeit des Deutens vor.
Sondern iIch reagiere unmittelbar auf das, was ich sehe
und höre. |
/ | ⍈
Zu
S. 18
|
/ |
Ich deute die Worte; wohl; aber deute ich auch die Mienen?
Deute ich, etwa, einen Gesichtsausdruck als
drohend? , oder
freundlich? –
Es kan[h|n]
geschehen. Auch das kann übrigens
geschehen. |
/ ∕∕ |
Wenn ich nun sagte: Es ist nicht genug,
dass ich das drohende Gesicht wahrnehme, sondern ich
muss es erst deuten. –
Es zückt jemand das Messer
21
und
ich sage: “ich verstehe das als eine
Drohung”. |
/ | ⇒
[Zu: “Behauptung, Frage,
etc.] § 47
Hier muss man verschiedene Fälle unterscheiden. |
U ∕∕ U ∕∕ / |
⍈
(Denken wir an verschiedene Befehle, die wir nicht ausführen
können: ein Gewicht zu heben das uns zu schwer ist, einen Arm zu heben der gelämt ist, ein Haar aufzustellen, sich eines Namens zu erinnern der uns entfallen ist, einen Satz zu verstehen)/. Kann man sagen, daß man den Befehl, den gelämten Arm zu heben in gewissem Sinne nicht versteht? [Bewegen der Finger bei verschränkten Händen.] Den Befehl verstehen, heißt etwa darstellen können wie es wäre wenn er ausgeführt würde. Und nun kann ich mir wohl vorstellen oder zeichnen etc wie es wäre wenn sich die Bewegung des Arms vollzöge; aber, wenn er sich auf den Befehl hin höbe, so würden wir doch nicht sagen, wir haben ihn gehoben. Wir hätten also den Befehl nicht ausgeführt. Denken wir an die Befehle: “habe Schmerzen!” & “rufe Dir Schmerzen hervor!” Ferner: “[s|S]telle Dir einen roten Kreis vor!” 22 |
|
/ | ⌊⌊
Wissen wie ein Wort gebraucht wird = Es anwenden
können. ⌋⌋ |
| ⌊⌊
Vergleiche: “Ich sehne mich nach ihm” “Ich erwarte ihn” “Ich weiß daß er kommen wird” oder auch: 1 “ich habe mich
2 “ich habe ihn
3 “ich wußte vom Morgen an daß er kommen werde” 4 “ich hatte vom Morgen an Zahnschmerzen“ Kann man sagen “ich wußte vom Morgen an ununterbrochen daß er kommen werde”? Vergleiche № 4 mit jedem der anderen Sätze. 5 “Ich konnte von meinem 10ten Jahr an Schachspielen”. 6 “Ich konnte seit damals nicht mehr hoch springen” ⌋⌋ |
? / |
⇒
[Zu: “das [A|a]ugenblickliche Verstehen
etc.”]
Es ist merkwürdig, dass wir uns bei dem Gedanken, dass es jetzt 3 Uhr sein dürfte, die Zeigerstellung meist gar nicht genau oder überhaupt nicht vorstellen, sondern das Bild, gleichsam wie, in einem Werkzeugkasten der Sprache haben, aus dem wir wissen, das Werkzeug jederzeit hervorziehen // herausnehmen // zu können, wenn wir es brauchen. – Dieser Werkzeugkastenscheint mir die Grammatik mit ihren Regeln zu sein. ist er aber nicht die …? (Denken wir aber, welcher Art dieses Wissen ist.) |
? / |
⇒
[Zu: “das
augenbl. Verstehen
etc.”] ⇒
Zu
M.S.
p. 21/1 ﹖
Es ist so, wie wenn ich mir im Werkzeugkasten der Sprache Werkzeuge zum künftigen Gebrauch herrichtete. Oder in Malkasten Farben (Ein Werkzeug ist ja auch das Abbild seines Zwecks.) ⇒ [Dazu: Hypothese “ich sehe eine Kugel”.[)|]] Verwendung der Vorstellg. des Bildes einer Kugel. |
/ |
Was heisst es, zu sagen “ich sehe zwar kein
Rot, aber wenn Du mir einen Farbkasten gibst, so kann ich es Dir darin
zeigen”?
Wie kann man wissen, dass man es
zeigen kann, wenn …; dass man es also
erkennen kann, wenn man es sieht? Ich |
/ |
|
? / | ⌊⌊
“Ich könnte Dir die genaue Farbe der Tapete zeigen, wenn hier
etwas wäre was diese Farbe hat”. –
“Wie weißt Du, daß Du sie erkennen würdest?”
–
“Weil ich sie mir jetzt vorstellen kann vorstelle Weil ich sie jetzt vor mir sehe.”
Anderseits aber Anderseits: “[i|I]ch kann mir jederzeit ˇwenn ich will einen roten Kreis vorstellen[,|.] wenn ich will”. – “Wie weißt Du, daß Du
|
? / |
23 terbuchs verstehe und kann sagen,
dass ich auf gleiche Weise den Satz cdab
übersetzen kann, wenn ich will. –
Wenn also der Satz cdab ein Befehl ist, den entsprechenden Satz
in der zweiten Sprache hinzuschreiben, so verstehe ich diesen Befehl, wie
ich etwa den Befehl verstehe, !!!!!!
Schritte zu gehen, wenn mir gezeigt wurde, wie die entsprechenden Befehle
mit den Zahlen !, !!,
!!!, ausgeführt
werden. |
∫ |
Aber natürlich kann das nicht anders sein, als wenn ich
z.B. sage “ich will diesen Fleck rot
anstreichen”, eine Vorstellung von der Farbe habe und nun
“weiss“, wie diese
Vorstellung in die Wirklichkeit zu übersetzen ist. |
? / |
? / | ⍈
⇒
[Zu: Die Erwartung erwartet das was sie
erfüllen wird] § 77
Wenn ich die Vorstellung, die bei der Erwartung etc. im Spiel ist, durch ein wirklich gesehenes Bild ersetzen will, so scheint etwa folgendes zu geschehen: Ich sollte einen dicken schwarzen Strich ziehen und habe als Bild einen dünnen gezogen. Aber die Vorstellung geht noch weiter und sagt, sie weiss auch schon, dass der Strich dick sein soll. So ziehe ich einen dicken, aber etwas blasseren Strich; aber die Vorstellung sagt, sie weiss auch schon, dass er nicht grau sondern schwarz sein sollte. (Ziehe ich aber den dicken schwarzen Strich, so ist das kein Bild mehr.) |
? / |
Etwas wissen, ist von der Art dessen, ist damit zu
vergleichen: einen Zettel
in
|
| ⍈
[Zu
S. 182]
Wie ist es, wenn ich jemandem den Befehl gebe “stelle Dir einen
roten Fleck vor” & nun sage: den Befehl verstehen
heiße, wissen wie es ist, wenn er ausgeführt ist; oder gar sich vorstellen
können, wie es ist, wenn …”
24 |
|
|
|
Augustinus, wenn er
vom Lernen der Sprache redet, redet
ausschliesslich davon, wie wir den Dingen Namen
beilegen, oder die Namen der Dinge verstehen.
Hier scheint also das Benennen Fundament und Um und Auf der
Sprache zu sein.
Sie beschreiben eben das Spiel einfacher, als es ist. Dieses Spiel kommt aber wohl in der Wirklichkeit vor. – Nehmen wir etwa an, ich wollte aus Bausteinen⌊,⌋ ein Haus aufführen, die mir ein Andrer zureichen soll, ein Haus aufführen, so könnten wir erst ein Uebereinkommen dadurch treffen, dass ich auf einen Stein zeigend sagte “das ist eine Säule”, auf einen andern zeigend “das heisst Würfel”, – “das heisst Platte” u.s.w.. Und nun bestünde die Anwendung im Ausrufen jener Wörter “Säule”, “Platte”, etc. in der Ordnung, wie ich die Bausteine brauche. Und ganz 26 ähnlich ist ja das
Uebereinkommen
|
|
Augustinus beschreibt
wirklich einen Kalkül; nur ist nicht alles, was wir Sprache nennen,
dieser Kalkül.
(Und das muss man in einer grossen Anzahl von Fällen sagen, wo es sic[(|h] fragt: ist diese Darstellung brauchbar oder unbrauchbar. Die Antwort ist dann: “ja, brauchbar; aber nur dafür, nicht für das ganze Gebiet, das Du darzustellen vorgabst”.) |
|
Es ist also so, wie wenn jemand als
erklärteˇ jemand: “spielen besteht darin,
dass man Dinge, gewissen Regeln
gemäss, auf einer Fläche verschiebt
…” und wir in ihm
antworteten: Du denkst da gewiss an die
Brettspiele, und auf sie ist Deine Beschreibung auch anwendbar.
Aber das sind nicht die einzigen Spiele.
Du kannst also Deine Erklärung richtigstellen, indem Du sie
ausdrücklich auf diese Spiele einschränkst. Man könnte also sagen, Augustinus stelle das Lernen der Sprache zu einfach dar // stelle die Sache zu einfach dar // ; aber auch: er stelle eine einfachere Sache dar. (Wer das Schachspiel einfacher beschreibt – mit einfacheren Regeln – als es ist, beschreibt damit dennoch ein Spiel, aber ein anderes.) |
|
Ich w[i|o]llte ursprünglich sagen: Wie
Augustinus das Lernen der
Sprache beschreibt, das kann uns zeigen, woher sich diese
Auffassungˇ der Bedeutung überhaupt
eigentlich schreibt // … , von welcher
welchem primitiven Anschauung Bild
… // .
Man könnte den Fall mit dem einer Schrift vergleichen, in der Buchstaben zum Bezeichnen von Lauten benützt würden, aber auch zur Bezeichnung der Stärke Betonung und als Interpunktionszeichen. Fassen wir dann diese Schrift als eine Sprache zur Beschreibung des Lautbildes auf, so 27 könnte man sich denken,
dass Einer diese Schrift so
auffasste, als entspräche einfach jedem
Buchstaben ein Laut und als hätten die Buchstaben nicht auch ganz andere
Funktio[h|n]en. –
Und so einer – zu einfachen – Beschreibung der Schrift
gleicht Augustinus'
Beschreibung der Sprache völlig. |
|
⍈
⍈
⍈
[Vielleicht auch zu “Komplex &
Tatsache”]
⇒
[
M.S.
ˇ groß
S 113]
Man kann z.B. – für [a|A]ndere verständlich – ⌊⌊Hierher gehört auch: Man kann – für Andere verständlich –⌋⌋ von Kombinationen von Farben mit Formen sprechen (etwa der Farben rot und blau mit den Formen Q[i|u]adrat und Kreis) zusammengeschlossen, ﹖[◇◇◇] ebenso wie von Kombinationen verschiedener Formen oder Körper. Und hier haben wir die Wurzel
Oder man muss sagen, es verhält sich hier mit dem Wort “Kombination”, oder “Komplex”, wie mit dem Wort “Zahl”, das auch in verschiedenen – mehr oder weniger logisch ähnlichen – Weisen (Bedeutungen) gebraucht wird. |
|
“Bedeutung” kommt von
“deuten”. |
|
Was wir Bedeutung nennen, muss mit der primitiven
Gebärdensprache (Zeigesprache) zusammenhängen. |
|
Wenn ich etwa die wirkliche Sitzordnung an einer Tafel nach einer
Aufschreibung kollationiere, so hat es einen guten Sinn, beim Lesen
jedes Namens auf einen bestimmten Menschen zu zeigen.
Sollte ich aber etwa die Beschreibung eines Bildes mit dem Bild
vergleichen und ausser dem
Personen-
28 verzeichnis sagte die
Beschreibung auch, dass eine gewisse Person eine
andere küsst, so wüsste ich nicht,
worauf ich als Korrelat des Wortes “küssen” zeigen
sollte.
Oder, wenn etwas
stünde “A ist grösser als
B”, worauf soll ich beim Wort
“grösser” zeigen? –
Ganz offenbar kann ich ja gar nicht auf etwas diesem Wort
entsprechendes in dem Sinne zeigen, wie ich etwa auf die Person A
im Bilde zeige.
Es gibt freilich einen Akt “die Aufmerksamkeit auf die Grösse der Personen richten”, oder auf ihre Tätigkeit, und in diesem Sinne kann man au[v|c]h das Küssen und die Grössenverhältnisse kollationieren. Das zeigt, wie der allgemeine Begriff der Bedeutung entstehen konnte. Es geschieht da etwas Analoges, wie wenn man das Pigment an Stelle der Farbe tritt. Und der Gebrauch des Wortes “kollationieren” ist hier so schwankend, wie der Gebrauch des Wortes “Bedeutung”. |
|
Die Wörter haben offenbar ganz verschiedene Funktionen im Satz und
diese Funktionen erscheinen uns ausgedrückt in den Regeln,
die von den Wörtern gelten.
Wie in einem Stellwerk mi |
|
Die
Bedeutg. des Wortes – &
auf die
Bedeutg. zeigen
|
|
Wie in einem Stellwerk mit Handgriffen die verschiedensten Dinge
ausgeführt werden, so mit den Wörtern der Sprache, die Handgriffen
entsprechen.
Ein Handgriff ist der einer Kurbel und diese kann kontinuierlich
verstellt werden; einer gehört zu einem Schalter und kann nur entweder
umgelegt oder aufgestellt werden; ein dritter gehört zu einem Schalter,
der drei oder mehr Stellungen zulässt; ein vierter
ist der Handgriff einer Pumpe und wirkt nur,
¥
⋎
S. 42/1
|
/ / |
Vergleich der verschiedenen Arten von Linien // der Linien mit verschiedenen Funktionen // auf der
Landkarte mit den Wortarten im Satz.
Der Unbe-
29 lehrte sieht eine Menge Linien und
weiss nicht, dass sie sehr
verschiedene Bedeutungen haben.
Grenzen, Meridiane, Straßen, Schichtenlinien, Buchstaben.
Denken wir uns den Plan [w|e]ines Weges gezeichnet und mit einem Strich durchstrichen, der anzeigen soll, dass dieser Plan nicht auszuführen ist // dass dieser Weg nicht zu gehen ist // . Ein solches Zeichen sei durch einen Strich durchstrichen um zu zeigen dass es falsch ist. Auf dem Plan sind viele Striche gezogen, aber der, der ihn durchstreicht, hat eine gänzlich andere Funktion a[a|l]s die anderen. |
? / |
Der Unterschied der Wortarten ist wie der Unterschied der Spielfiguren,
oder, wie der noch grössere, einer Spielfigur und des
Schachbrettes. ¥
S. 42/1 ⋎ 30 |
|
|
W[o|i]r können in der alten
Ausdrucksweise sagen: das Wesentliche am Wort ist
seine Bedeutung. |
/ / |
Wir sagen: das Wesentliche am
Wort ist seine Bedeutung; wir können da[x|s] Wort
durch ein anderes ersetzen, das die gleiche Bedeutung hat
⌊⌊Wir können in
… sagen:
[d|D]as
Wesentliche ist die Bedeutg. des Wortes,
nicht das Wort. Wir können also das Wort durch ein anderes
ersetzen, das die gleiche Bedeutg. hat. …⌋⌋.
Damit ist gleichsam ein Platz für das Wort fixiert und man
kann ein Wort für das andere setzen, wenn man es an den gleichen
Platz setzt. |
? / | ⌊⌊
Kann man aber in diesem Sinne in einem Gedicht Worte durch andere
ersetzen?
Welche Art Unterschied macht es, wenn ich in einer Betrachtung der Gesetze
des freien Falls das Wo “Schnelligkeit” statt
“Geschwindigkeit” sage oder statt des Buchstaben v
ˇ etwa einen Hebräischen gebrauche; anderseits aber,
wenn ich ein Wort eines Gedichts durch das Zeichen A ersetze, wobei
ich erkläre A solle die
gleiche Bedeutung haben, wie des Wortes haben.
Das wäre als wollte ich ein finsteres Gesicht machen & dazusagen
daß es das gleiche bedeuten solle wie ein freundliches Lächeln.
⌋⌋ |
/ |
¥
⋎
S. 31/1
Wenn ich micht entschlösse (in meinen Gedanken) statt “rot” ein neues Wort zu sagen, wie würde es sich zeigen, dass dieses an dem Platze des Wortes “rot” steht? Wodurch ist die Stelle // der Platz // eines Wortes bestimmt? Angenommen etwa, ich wollte auf einmal alle Wörter meiner Sprache durch|andere ersetzen, wie könnte ich wissen, welches Wort an der Stelle eines früheren steht[.| ?] , an welcher Stelle eines der neuen Worte steht? Sind esˇ etwa immer die Vorstellungen, die bleiben und den Platz des Wortes halten? So dass an einer Vorstellung quasi ein Haken ist, – und hänge ich an den ein Wort, so ist ihm
Oder: Wenn ich mir den Platz merke, was merke ich mir da? |
? / |
Man könnte
z.B. ausmachen, im Deutschen statt
“nicht” immer
“
31 Sprache bliebe und doch könnte man nun
sagen, dass
“
|
? / | ⍈
Der Ort eines Wortes in der Sprache // Grammatik // ist seine
Bedeutung. Die Bedeutung könnte ich den Ort eines
Wortes in der Grammatik nennen. |
? / |
Wäre es nicht ähnlich, wenn ich mich entschlösse, die Formen der
Schachfiguren zu ändern, oder etwa eine Figur, die wir jetzt
“Rössˇel” nennen würden, als Königsfigur
zu nehmen? // … oder etwa die Figur eines
Pferdchens als König zu nehmen? //
Wie würde es sich nun zeigen, dass das
hö[z|l]zerne Pferdchen Schachkönig ist?
Kann ich hier nicht sehr gut von einem Wechsel der Bedeutung
reden? |
|
Wir verstehen unter “Bedeutung des Namens” nicht
den Träger des Namens. Unter “Bedeutung
|
|
Man kann sagen, dass die Worte “der Träger
des Namens ‘N’” dieselbe
Be⌊d⌋eutung haben wie der Name
[“|‘]
N’ – also für
einander eingesetzt werden können. |
|
Aber heisst es nicht dasselbe, zu sagen
“zwei Namen haben einen Träger” und
“zwei Namen haben ein- und dieselbe
Bedeutung”?
(Morgenstern, Abendstern,
Venus.) |
/ |
Wenn mit dem Satz “‘A’ und
‘B’ haben denselben Träger” gemeint
ist: “der Träger
32 dass er auf den Namen
‘A’ getauft ist; oder der Mensch, der das
Täfelchen mit dem Namen ‘A’ um den Hals trägt;
etc., so ist es gar nicht gesagt,
dass ich mit ‘A’ diesen
Menschen meine, und dass die Namen, die den gleichen
Träger haben, dasselbe bedeuten. |
|
Aber zeigen wir nicht zur Erklärung der Bedeutung auf den Gegenstand,
den der Name vertritt?
Ja; aber dieser Gegenstand ist nicht ‘die Bedeutung’,
obwohl sie durch das Zeigen auf diesen Gegenstand bestimmt wird.
|
|
Aber es bestimmt hier schon das richtige Verstehen des Wortes
‘Träger’ in dem besondern Fall (Farbe, Gestalt, Ton,
etc.) die Bedeutungˇ sozusagen bis auf
eine letzte Bestimmung.
D.h. der H
erklärende Hinweis auf den Träger entscheidet nur noch eine Frage nach der
Bedeutung von der Art: “ “Welcher dieser Leute ist Herr
N?”, “Welche Farbe
heißt ‘lila’?”, “Welcher
Ton ist das hohe C?”. |
| ⌊⌊
Man kann sagen: Die Bedeutung
Erinnere Dich daran, daß durch die selbe hinweisende Geste auf denselben Körper ˇdie Bedeutung von Worten verschiedener Art erklärt werden können kann. Z.B.: “das heißt ‘Holz’”, “das heißt ‘braun’”, “das heißt ein ‘Stab’”, “das heißt ein ‘Federstiel’”. ⌋⌋ |
| ⌊⌊
Denken wir aber
|
? / |
Wenn ich sage “die Farbe dieses Gegenstands
heisst ‘violett’”, so
muss ich die Farbe mit den ersten Worten
“die Farbe dieses Gegenstands” schon benannt haben,
sie schon zur Taufe gehalten haben, damit
|
? / |
Ich könnte
Und hier stehen die Wörter “Farbe” und “Form” für Anwendungsarten (grammatische Regeln) und sind // bezeichnen // in Wirklichkeit Wortarten, wie “Eigenschaftswort”, “Hauptwort”. Man könnte sehr wohl in der (
33 |
ü ? / |
Der Name, den ich einem Körper gebe, einer Fläche, einem Ort, einer
Farbe, hat
|
∫ ¿ ¿ | ⌊⌊
Man kann sagen “dieser Körper ist durch & durch
gelb” aber nicht, “seine Oberfläche ist durch &
durch gelb”. ⌋⌋ |
| ⌊⌊
Auf eine Zahl deuten. ⌋⌋ |
∫ ¿ ¿ | ⌊⌊
Und wer (mit der Hand) auf
einen Körper zeigt, zeigt dadurch, aber eben
darum in anderem Sinne, auf seine Farbe, seine Gestalt, den Ort an dem
er sich befindet.
Wie der, welcher jemand Klavier spielen hört, dadurch in anderem Sinne das
Musikstück hört, welches gespielt wird & in noch anderem
Sinne die Schönheit des Stückes. –
Aber was heißt es “er hört in anderem Sinne”,
“er zeigt in anderem
Sinne”.
Was ich meine wäre jedenfalls in einer Definition ausgedrückt die etwa
sagte: auf eine Farbe zeigen heißt: auf einen Körper zeigen der
die Farbe hat.
Also etwa F(φ) =
(∃x).φx[:|.]Fx
Daß F von φ in anderm Sinne ausgesagt wird als von x
heißt, daß ich statt Fx nicht wieder einen Ausdruck wie die
rechte Seite setzen kann⌋⌋ 34 |
|
⌊⌊
“Bedeutung, das was die Erklärung der
B. erklärt”
d.h.: Fragen wir nicht was
ˇ die Bedeutung sei, sondern sehen wir
| ✓ |
? / |
Man sagt dem Kind: “nein, kein Stück Zucker
mehr!” und nimmt es ihm weg.
So lernt das Kind die Bedeutung des Wortes
‘kein’.
Hätte man ˇihm mit denselben Worten ein Stück Zucker gereicht, so hätte es gelernt, das Wort anders zu verstehen. Es hat damit gelernt, das Wort gebrauchen, aber auch ein bestimmtes Gefühl mit ihm zu verbinden, es in bestimmter Weise zu erleben. | ✓ |
? / |
Veranlassen wir es dadurch nicht, Worten einen Sinn beizulegen, ohne
dass wir sie durch ein anderes Zeichen ersetzen,
also ohne diesen Sinn au[c|f] andere Weise
auszudrücken?
Veranlassen wir es nicht gleichsam, für sich etwas zu tun, dem kein
äusserer Ausdruck gegeben wird, oder wozu der
äussere Ausdruck nur im Verhältnis einer
Hindeutung steht?
Die Bedeutung liesse sich nicht aussprechen,
sondern nur auf sie von ferne hinweisen.
Sie liesse sich gleichsam nur verursachen.
Aber welchen Sinn hat es dann überhaupt, wenn wir von dieser Bedeutung
reden?
(Schlag und Schmerz) |
⌊⌊
Was wollen wir unter ‘Bedeutung’ eines Worts
verstehen?
Ein charakteristisches Gefühl, das das Aussprechen (Hören) des
Wortes begleitet?
(Das und-Gefühl,
wenn-Gefühl James's)
Oder wollen wir das Wort ‘Bedeutung’ ganz anders
gebrauchen; &,
z.B, sagen zwei
Worte haben die gleiche Bedeutung wenn dieselben
gramm. Regeln von beiden
gelten?
Wir können es halten, wie wir wollen, aber wir müssen
ˇ aber wissen daß dies zwei gänzlich verschiedene
Gebrauchsweisen (Bedeutungen) des Wortes ‘Bedeutung’
sind.
(Man kann vielleicht auch von einem spezifischen Gefühl reden welches
der Schachspieler bei Zügen mit dem König empfindet.) ⌋⌋ | ✓ |
/ |
Gibt mir die Erklärung des Wortes die Bedeutung, oder verhilft sie mir
nur zur Bedeutung? So dass also das Verständnis in der Erklärung nicht
niedergelegt wäre, ⌊⌊Ist die Bedeutung das Gefühl, dann
ist die Bedeutung in der B Erklärung nicht
niedergelegt …⌋⌋ sondern durch sie nur
äusserlich bewirkt, wie ⌊⌊aber durch sie etwa
bewirkt wie …⌋⌋ die Krankheit durch eine Speise. | ✓ |
| ⌊⌊
In einem Sinn
ist kann man die Erklärung
der Bedeutung die Aufklärung Ausschließung von
Mißverständnissen nennen.
Sie sagt, das Wort hat diese Bedeutung, nicht jene. ⌋⌋ |
| ⌊⌊
Und “Erklärung der Bedeutung” nennen wir
vielerlei. ⌋⌋ |
∕∕ |
Das Problem äussert sich auch in der Frage:
Wie erweist sich ein
Missverständnis?
Denn das ist dasselbe wie das Problem: Wie zeigt es
sich, dass
35 ich richtig verstanden habe?
Und das ist: Wie kann ich die Bedeutung
erklären?
Es fragt sich nun: Kann sich ein Missverständnis darin äussern, dass, was der Eine bejaht, der Andere verneint? | ✓ |
? / |
Nein, denn dies ist eine Meinungsverschiedenheit und kann als solche
aufrecht erhalten werden.
Bis wir annehmen, der Andere habe Recht ….
| ✓ |
/ |
[Zu
S. 48]
Wenn ich also, um das Wort “lila” zu erklären, auf einen Fleck zeigend sage “dieser Fleck ist lila”, kann diese Erklärung dann auf zwei Arten funktionieren? einerseits als Definition, die den Fleck als Zeichen gebraucht, anderseits als Erläuterung? Und wie das letztere? Ich müsste annehmen, dass der Andere die Wahrheit sagt und dasselbe sieht, was ich sehe. Der Fall, der wirklich vorkommt, ist etwa folgender: A erzählt dem B in meiner Gegenwart, dass ein bestimmter Gegenstand lila ist. Ich höre das, habe den Gegenstand auch gesehen und denke mir: “jetzt weiss ich doch, was ‘lila’ heisst”. Das heisst, ich habe aus jenen Sätzen // jener Beschreibung // eine Worterklärung gezogen. Ich könnte sagen: Wenn das, was A dem B erzählt, [wa|di]e Wahrheit ist, so muss das Wort “[L|l]ila” diese Bedeutung haben. Ich kann diese Bedeutung also auch quasi hypothetisch annehmen und sagen: wenn ich das Wort so verstehe, hat A Recht. Aber dem “so” entspricht eine Hinweisende Definition. |
/ |
Man sagt: “Ja, wenn das Wort das
bedeutet, so ist der Satz wahr”. |
? / |
Nehmen wir an, die Erklärung der Bedeutung war nur eine
Andeutung: konnte man nicht sagen: Ja,
wenn diese Andeutung so verstanden wird, dann gibt das Wort
in dieser Verbindung einen wahren Satz
etc..
Aber dann muss nun nun
dieses “so” ausgedrückt sein.
Die Erklärung immer nur eine Andeutung. 36 |
Die Erklärung eines Zeichens
muss﹖﹖
jede Meinungsverschiedenheit kann jede … beseitigen.
in Bezug auf seine Bedeutung beseitigen können.
Und ist dann noch eine Frage nach der Bedeutung zu entscheiden? | ✓ |
|
Missverständnis nenne ich das, was durch eine
Erklärung zu beseitigen ist.
Die Erklärung der Bedeutung eines Wortes schliesst
Missverständnisse aus. |
? / | ⌊⌊
Wie kann Einer nach der Erklärung einer Wortbedeutung fragen? –
Z.B. so: “Welche Farbe heißt
‘violett’?”; aber au⌊,⌋ oder:
“welches
|
? / | ⌊⌊
Auf die ersteˇ & zweite Frage wird man durch ein Zeigen
antworten & die Frage
hatte das auch vorausgesehen.
Die dritte Frage könnte man durch
eine Übersetzung ins Deutsche
beantworten (oder auch durch Beispiele der Anwendung). –
Wie aber, wenn ein mathematisch nicht vorgebildeter fragte
“Was bedeutet das Wort
‘Integral’?”.
Da
müßte man wohl antworten: das kann ich Dir erst dann
erklären // : das ist ein mathematischer Ausdruck, den ich Dir erst … // , wenn Du mehr Mathematik verstehen
wirst. ⌋⌋ |
∫ | ⌊⌊
Ich habe einmal als Kind nach der Bedeutung des Wortes
“etwas” gefragt. [oder war es
“vielleicht”?]
Man antwortete mir: “das verstehst Du noch
nicht”.
Wie aber hätte man es erklären sollen?!
Durch eine Definition? oder hätte man mir sagen sagen sollen, oder sollte man sagen, das Wort sei
undefinierbar?
Wie ich es später verstehen gelernt habe, weiß ich nicht; aber ich habe
wohl Phrasen worin das Wort vorkommt anwenden gelernt.
Und dieses Lernen hatte wohl am meißten Ähnlichkeit mit einem Abrichten
[abgerichtet wWerden].⌋⌋ |
| ⌊⌊
Ich will wollte hier [auf dieser Seite]4
das Wesen des Mißverständnisses im Gegensatz zum Unverständnis der Sprache
darstellen. ⌋⌋ |
∫ |
Aber [k|K]ann man sich nicht einbilden (wenn man etwa nicht deutsch versteht⌊)⌋ “rot” heisse laut) (d.h. werde so gebraucht, wie tatsächlich das Wort “laut” gebraucht wird)[.| ?] Wie wäre aber die Aufklärung dieses Missverständnisses? Etwa so: “rot ist
|
∫ |
Der Satz “ist das rot? ich dachte, das sei ein
Sessel” hat nur Sinn, wenn das Wort “das”
beide Male im gleichen Sinn gebraucht wird und dann
muss ich entweder “rot” als
Substantiv, oder “ein Sessel” als Adjektiv
auffassen. |
|
“Heißt ‘weak’
schwach? ich dachte, es heiße
Woche.” |
∫ |
Die Aufklärung
| ✓ |
? / |
⌊⌊
Was für Konsequenzen will ich daraus ziehen?!
Hängt damit zusammen daß die Erklärung an Stelle des Zeichens gebraucht
werden kann.
Der Satzt sollte sagen daß die Erklärung nur innerhalb der schon ihrem
Wesen nach verstandenen Sprache geschieht.
Die Erklärung entscheidet nur zwischen Möglichkeiten die der Fragende
selbst voraussehen konnte.
Nicht die Spracheˇ als solche wird für ihn aufgebaut, sondern nur diese
Ausdrucksweise.
Da die Aufklärung ja verstanden wird so konnte sie auch als Möglichkeit
schon früher ins Auge gefaßt werden; es konnte auch nach ihr unmittelbar
gefragt werden, so daß der Erklärende nur mehr “ja” oder
“nein” zu antworten hatte.
Und mit “ja” & “nein” konnte
er nicht das Wesen der Sprache erklären. ⌋⌋ |
∫ |
Zu
S. 43
Ist es denn nicht denkbar, dass ein grammatisches System in der Wirklichkeit zwei (oder mehr) Anwendungen hat? Ja, aber wenn wir das überhaupt sagen können, so müssen wir die beiden 37 Anwendungen auch durch eine Beschreibung
unterscheiden können. |
? / |
[Vagueheit des Wortes
“Wortart”.]
Zu
S. 43
Zu sagen, ˇdass das Wort “rot” mit allen Vorschriften, die von ihm gelten, das bedeuten könnte, was tatsächlich das Wort “blau” bedeutet; dass al[z|s]o durch diese Regeln die Bedeutung nicht fixiert ist, hat nur einen Sinn, wenn ich die beiden Möglichkeiten der Bedeutung ausdrücken kann und dann sagen, welche die von mir bestimmte ist. (Diese letztere Aussage ist aber eben die Regel, die vorher zur Eindeutigkeit gefehlt hat.) |
? / |
Die Grammatik erklärt die Bedeutung der Wörter, soweit sie zu erklären
ist.
Und zu erklären ist sie soweit, als nach ihr gefragt werden kann; und
nach ihr fragen kann man soweit, als sie zu erklären ist.
Die Bedeutung ist das, was wir in der Erklärung der Bedeutung eines
Wortes erklären. |
/ | ✓ |
|
Mißverstandnis Unverständnis.
Dies Erklärg der Bedeutgˇ immer nur eine Andeutg. 38 |
|
? / |
⌊⌊
Man möchte mit dem Gedächtnis & der Assoziation den
Mechanismus des Bedeutens erklären.⌋⌋ |
/ |
⌊⌊
Aber wir fühlen, daß es uns nicht auf
|
/ |
Wenn ich sage, das Symbol ist das, was diesen Effekt hervorruft, so
fragt es sich eben, wie ich von diesem Effekt reden kann, wenn er gar
nicht da ist.
Und wie ich weiss, dass es
der ist, den ich gemeint habe, wenn er eintritt // kommt // . |
/ |
⌊⌊
“Das was Die Worte Der Ausdruck … was diesen Effect hervorruft” ist sind … ist ja wieder
ein Symbol. Und dieser Satz erklärt daher das Wesen des Symbols
nicht.⌋⌋ |
/ |
Es ist darum keine Erklärung, zu sagen: sehr einfach, wir
vergleichen die Tatsache mit unserem Erinnerungsbild, –
weil vergleichen eine bestimmte Vergleichsmethode voraussetzt,
die nicht gegeben ist. die nur
wieder beschrieben
ist. |
/ |
Wie soll er wissen, welche Farbe er zu wählen hat, wenn er das Wort
“rot” hört? –
Sehr einfach: er soll die Farbe nehmen, deren Bild ihm beim Hören
des Wortes einfällt. –
Aber wie soll er wissen,
(Es gibtˇ übrigens auch ein Spiel: die Farbe wählen, die einem beim Wort “rot” einfällt.) |
/ |
⌊⌊
Man kann aber auch sagen, daß dieser Satz (die Bedeutung des Zeichens
‘rot’ sei die Farbe, die ich mit dem Wort assoziiere)
|
/ | ⌊⌊
Bezieht sich auf das, was Frege,
& gelegentlich Ramsey, al vom Wiedererkennen als einer Bedingung des Symbolisierens
sagte. Wie ist denn das Kriterium dessen, daß ich die Farbe rot richtig wiedererkannt habe? Etwaˇ so etwas wie das Erlebnis der Freude beim Wiedererkennen? ⌋⌋ |
/ |
(Die psychologischen – trivialen – Erörterungen über
Erwartung, Assoziation,
etc. lassen immer das
eigentlich Merkwürdige aus und man merkt ihnen an,
dass sie herumreden, ohne den springenden Punkt zu
berühren.) ⌊⌊
Und umsomehr, als es nie notwendig ist die
Wirkungsweise eines Wortes durch Assoziation & Gedächtnis zu
erklären & weil man statt der Vorstellungsbilder immer wirkliche
(gemalte) Bilder verwenden könnte. ⌋⌋ |
/ |
Wenn ich Worte wählen kann, dass sie der Tatsache
– in irgend einem Sin-
39 ne – passen, dann muss ich also schon
vorher einen Begriff dieses Passens gehabt haben.
Und nun fängt das Problem von Neuem an, denn, wie
weiss ich, dass dieser
Sachverhalt dem Begriff vom ‘Passen’ entspricht.
|
/ |
Aber warum beschreibe ich dann die Tatsache gerade
so?
Was liess Dich diese Worte
sagen? |
∫ |
Und wenn ich nun sagen würde: “alles was geschieht, ist
eben, dass ich auf diese Gegenstände sehe und dann
diese Worte gebrauche,” so wäre die Antwort:
“also besteht das Beschreiben in weiter nichts? und ist es
immer eine Beschreibung, wenn Einer …?”
Und darauf müsste ich sagen:
“Nein.
Nur kann ich den Vorgang nicht anders, oder doch nicht mit einer andern
Multiplizität beschreiben, als, indem ich sage: ‘ich
beschreibe, was ich sehe’; und darum ist keine
Erklärung mehr möglich, weil mein Satz bereits die richtige Multiplizität
hat.” |
/ |
Ich könnte auch so fragen: Warum verlangst Du
Erklärungen?
Wenn diese gegeben sein werden // würden // , wirst Du ja doch wieder vor einem Ende stehen.
Sie können Dich nicht weiter führen, als Du jetzt bist.
(‘Nähmaschine’) |
∫ |
In welchem Sinne sagt man, man kennt die Bedeutung des Wortes A,
noch ehe man den Befehl, in dem es vorkommt, befolgt hat?
Und inwiefern kann man sagen, man hat die Bedeutung durch die Befolgung
des Befehls kennengelernt?
Können die beiden Bedeutungen miteinander in Widerspruch stehen?
|
∫ |
Ich wünscheˇ mir, einen Apfel zu
be[j|k]ommen.
In welchem Sinne kann ich sagen, dass ich noch vor
der Erfüllung des Wunsches die Bedeutung des Wortes
“Apfel” kenne?
Wie äusser[s|t] sich denn die
Kenntnis der Bedeutung?
d.h., was versteht
man denn unter ihr.
Offenbar wird das Verständnis des Wortes durch eine Worterklärung gege- 40 ben, welche nicht die Erfüllung des
Wunsches ist. |
? / |
⌊⌊
Es ist eine Funktion des Wortes “rot” uns
die Farbe in Erinnerung zu rufen & es könnte
z.B. gefunden werden, daß sich dazu das Wort
“rot” besser eignetˇ als ein anderes (daß seine
Bedeutung etwa schwerer vergessenˇ oder verwechselt wird). als
Aber wir hätten uns, wie gesagt, statt des Mechanismus der Assoziation ◇◇◇
einer Tabelle (oder
dergl.) bedienen können; &
nun müßte unser Kalkül eben mit dem assoziierten oder gemalten Bild [Muster] weiterschreiten.
Die Zweckmäßigkeit eines Zeichens in jenem Sinne interessiert uns
nicht.
(Im Gegensatz dazu: Kratylos: “Bei weitem … erste
beste”.⌋⌋ |
∫ |
Die Bedeutung ist eine Festsetzung, nicht Erfahrung.
Und damit nicht Kausalität.⋎
Was das Zeichen suggeriert, findet man durch Erfahrung.
Es ist die Erfahrung, die uns lehrt, welche Zeichen am seltensten
missverstanden werden.⋎
Das Zeichen, soweit es suggeriert, also soweit es wirkt,
interessiert uns nicht.⋎
Es interessiert uns nur als Zug in einem Spiel: Glied
in einem System, das selbständig ist. //
Glied in einem System; das seine Bedeutung in sich selbst
hat. // Glied in einem System, das
selbstbedeutend ist; das seine Bedeutung in sich selbst
hat. // |
/ |
Unsere Weise von den Wörtern zu reden, können wir durch das beleuchten,
was Sokrates im
“Kratylos”
sagt.
Kratylos: “Bei weitem und ohne Frage
ist es vorzüglicher, Sokrates, durch ein Aehnliches
darzustellen, was jemand darstellen will, als durch das erste
beste.” – Sokrates: “Wohl
gesprochen, …”. | ✓ |
? / ? / | ⍈
[Zu § 14
S 58 oder § 89
S 414]
Es wäre charakteristisch für eine bestimmte irrige Auffassung, wenn ein Philosoph glaubte, ˇEin Philosoph könnte glauben einen Satz Ich könnte mir denken, daß ein Philosoph glaubte, einen Satz …
(Das magische Zeichen würde wirken wie eine Droge, und für sie wäre die kausale Theorie richtig.) | ✓ |
/ |
Die Untersuchung, ob die Bedeutung eines Zeichens seine Wirkung ist,
ist eine grammatische Untersuchung. | ✓ |
/ |
Ich glaube, auf die kausale Theorie der Bedeutung kann man einfach
antworten, dass wir, wenn Einer einen
Stoss erhält und umfällt, das Umfallen
41 nicht die Bedeutung des
Stosses nennen nennen. |
∫ |
Die Verwendung eines Plans einer Landkarte, daß wir
uns in irgend einer Weise nach ihm ihr richten, ist eine
Uebersetzung in unsere Handlungen.
Eine Uebertragung in unsere
Handlungen. ⌊⌊Daß wir ihr Bild in unsere Handlungen
übertragen.⌋⌋
Es ist klar, dass da kausale
Zusammenhänge gesehen werden, aber
es/wäre komisch, die als das
Wesen eines Planes auszugeben. // aber würde
man sagen, sie sind es die den Plan zum Plan machen?
// ⌊⌊Es ist klar daß
hier kausale Zusammenhänge stattfinden; aber würden wir
sagen …?⌋⌋ |
∫ |
Der Sinn der Sprache ist nicht durch
|
∫ |
Es ist wirklich “the meaning of meaning” was
wir untersuchen: Nämlich //
[o|O]der
// die Grammatik des Wortes
“Bedeutung”. 42 |
|
/ | ⍈ ⌊⌊
als Zitat⌋⌋
Zu:
S. 29
Jeder⌊,⌋ Beistrich der einen Satz liest und versteht, sieht die Worte // die verschiedenen Wortarten // in verschiedener Weise, obwohl sich ihr Bild und Klang ⌊⌊Jeder, der einen Satz einer ihm geläufigen Sprache liest, nimmt die Worte der verschiedenen Wortarten in anderer Weise auf obwohl sich ihr Bild & Klang …⌋⌋ der Art nach nicht unterscheidet. Wir vergessen ganz, dass ‘nicht’ und ‘Tisch’ und ‘grün’ als Laute oder Schriftbilder betrachtet sich nicht wesentlich voneinander unterscheiden und sehen es nur klar in einer uns fremden Sprache. (James.) (Bedeutungskörper.) |
| ⌊⌊
Anderseits sagt man: ich verstehe diese Geste, wie: ich
verstehe dieses Thema, es sagt mir etwas & das heißt hier:ˇ ich
erlebe es es greift in mich ein.
Ich folge ihm mit bestimmtem Erlebnis. ⌋⌋ |
∫ |
Das “Nicht” macht eine abwehrende // verneinende // Geste.
Nein, es ist eine abwehrende Geste. “Das Verstehen der Verneinung ist dasselbe, wie das Verstehen einer abwehrenden Geste.” |
| ⌊⌊
Den Kopf schütteln Verstehen des Wortes “nicht” im Sinne von “wissen wie es gebraucht wird” & dagegen das Verstehen einer Geste, der Eindruck den mir die Geste macht. ⌋⌋ |
/ | ⌊⌊
Wie lernt man eine Geste verstehen, die uns nicht durch Worte erklärt
(definiert) wird? ⌋⌋
Gefragt, was ich mit “und” im Satze “gib mir das Brot und die Butter” meine, würde ich mit einer Gebärde antworten, und diese Gebärde würde die Bedeutung // würde, was ich meine // illustrieren. Wie das grüne Täfelchen “grün” illustriert und wie die W-F-Notation “und”, “nicht”, etc. illustriert. |
| ⌊⌊
[Wo anders besser]⌋⌋
Die Geste des Wortes “vielleicht” des Wortes “bitte” & “danke” als Erklärung der Bedeutung dieser Wörter. 43 |
| 12
Man tritt mit der hinweisenden Erklärung der Zeichen nicht aus der
Sprachlehre heraus. ¥
⋎
S. 36/6,
S. 37/1
|
∫ |
Zur Grammatik gehört nur das nicht, was die Wahrheit und Falschheit
eines Satzes ausmacht.
Nur darum kümmert sich die Grammatik nicht.
Zu ihr gehören alle Bedingungen des Vergleichs des Satzes mit der
Wirklichkeit // mit den Tatsachen // .
Das heisst, alle Bedingungen des
Verständnisses.
(Alle Bedingungen des Sinnes.) |
∫ |
Die Anwendung der Sprache geht über diese hinaus,
aber nicht die Deutung der Schrift-
und oder Lautzeichen. Die Deutung
vollzieht sich noch im Allgemeinen, als Vorbereitung auf jede
Anwendung. ⌊⌊Die Deutung der Schrift &
Lautzeichen durch hinweisende Erklärungen
gehört nicht in die Anwendung ist nicht Anwendung …
der Sprache sondern
zu ihrer Grammatik ist ein Teil der
Sprachlehre.
Die Deutung vollzieht sich …
Anwendung.⌋⌋
Sie geht in der Sprachlehre vor sich und nicht im
Gebrauch der Sprache. |
∫ / |
Soweit sich die Bedeutung der Wörter in der in der
eingetroffenen Tatsache (Handlung)
ˇ
Erwartg, in der Befolgung des
Befehls zum Vorschein kommt, zeigt, kommt sie
(schon) in der
Beschreibung der Tatsache zum Vorschein.
(Sie wird also ganz in der Sprachlehre bestimmt.)
(In dem, was sich hat voraussehen lassen; worüber man schon vor dem Eintreffen der Tatsache reden konnte.) |
? / |
⌊⌊
“Das nennt man einen Krautkopf” ist eine hinw. Def., & gehört zur Sprachlehre.
“Gib mir diesen Krautkopf” ist ein Satz der Sprache, der
die Wortsprache verläßt da er eine Gebärde & ein Objekt
ˇverlangt worauf gezeigt wird. erlangt. ⌋⌋ |
∫ ∫ |
Ist nicht der Grund, warum wir Der Grund, warum wir
… glauben, mit der hinweisende Erklärung
44 das Gebiet der
Sprache, des Zeichensystems, zu verlassen, dass wir
dieses Heraustreten aus den Schriftzeichen mit einer
Anwendung der Sprache, etwaˇ mit einer Beschreibung dessen,
was ich sehe // wir sehen
// , verwechseln. | ✝ |
∫ | ⇒
[Zu § 13]
Man könnte fragen wollen: Ist es denn aber ein Zufall, dass ich zur Erklärung vomn Zeichen, also zur Ver[f|v]ollständigung des Zeichensystems aus demn Schrift- oder Lautzeichen heraustreten muss? Trete ich damit nicht eben in das Gebiet, in dem // worin // sich dann das zu Beschreibende // das Beschriebene // absp[e|i]elt? Aber dann ist // erscheint // es seltsam, Aber ist es nicht seltsam, … dass ichˇ dann überhaupt mit dem Schriftzeichen etwas anfangen kann.? – Man
Welche Eigenschaft müssen sie haben, die sie zu dieser [B|V]ertretung befähigt. Denn ich kann nicht sagen: statt Milch trinke ich Wasser und esse statt Brot Holz, indem ich das Wasser die Milch und Holz das Brot vertreten lasse. (Erinnert an Frege.) |
∫ ∫ |
Ich kann nun freilich doch sagen, dass das
Definiendum das Definiens vertr[e|i]tt; und hier
steht dieses hinter jenem, wie die Wählerschaft hinter ihrem
Vertreter.
Und in diesem Sinne kann⌊/⌋man
auch sagen, dass das in der hinweisenden Definition
erklärte Zeichen den Hinweis vertreten kann, da man ja diesen wirklich in
einer Gebärdensprache für jenes setzen könnte.
Aber doch handelt es sich hier um eine Vertretung im Sinne einer
Definition, denn die Gebärdensprache ˇist // bleibt // eine Sprache.
Ich möchte sagen: Von einem Befehl in der Gebärdensprache zu seiner Befolgung ist es ebenso weit, wie von diesem Befehl in der Wortsprache. Denn auch die hinweisenden Erklärungen müssen ein für allemal gegeben werden. 45 werden.
D.h., auch sie gehören zu dem Grundstock von Erklärungen, die den Kalkül vorbereiten, und nicht zu seiner Anwendung ad hoc. 46 |
| 13
“Primäre und sekundäre Zeichen”.
Wort und Muster.
Hinweisende Definition. ¥ |
/ |
Der falsche Ton in der Frage, ob es nicht primäre Zeichen
(hinweisende Gesten) geben müsse, während
unsere Sprache auch
ohne die andern, die Worte, aus[l|k]ommen könnte, liegt darin,
dass man eine Erklärung der
bestehenden Sprache zu erhalten erwartet, statt der
|
∫ |
Nicht die Farbe Rot tritt an Stelle des Wortes “rot”,
sondern die Gebärde, die auf einen roten Gegenstand
hinweist, oder das rote Täfelchen. | ✓ |
| ⌊⌊
Man kann nun sagen: ein [R|r]otes Täfelchen ist
das ein primäres
Zeichen für rot,
das ein Wortch “rot” ein sekundäres, weil ich ich es die Bedeutung des Wortes
Und wie ist es mit anderen Wortarten Bindewörtern Propositionen etc.? ⌋⌋ |
? / | ⌊⌊
Nur als Probe des Puzzlements⌋⌋
⌊⌊ Ist es nicht (für mich) ein Kriterium
Und wenn ein Befehl lautet “stell' Dir einen roten Kreis vor”, muß ich da wirklich das Wort rot zuerst in ein Farbmuster übersetzen ehe ich den Befehl verstehe // befolgen kann // ? ⌋⌋ Nun sage ich aber: “Es gilt mit Recht als ein Kriterium des Verstehens // Verständnisses // des Wortes “rot”, dass Einer einen roten Gegenstand auf Befehl aus anders gefärbten herausgreifen kann; dagegen ist das richtige Uebersetzen des Wortes “rot” ins Englische oder Französische kein Beweis des Verstehens. Darum ist das rote Täfelchen ein primäres Zeichen für “rot”, dagegen jedes Wort ein sekundäres // abgeleitetes // Zeichen.” ((Aber das zeigt nur, was ich mit dem “Verstehen des Wortes rot” meine. ⌊⌊Wenn [e|E]iner sagte: “es gilt mit Recht als ein Zeichen des Verständnisses … so
47 auch das Wort ‘rot’
verstanden.
Wie man sagen kann, gewisse Schmerzen gelten mit Recht als Symptom
dieser und dieser Krankheit?
So ist es natürlich nicht gemeint.
Also soll es wohl heissen, dass
die Fähigkeit, rote Gegenstände herauszugreifen, der
spezifische Test Probe dessen ist, was wir
Verständnis des Wortes ‘rot’ nennen.
Dann bestimmt diese Angabe also, was wir
48 Fall, wo Einer sagt “ich
weiss, dass dieses Wort dasselbe
bedeutet, wie jenes, weiss aber nicht, was es
bedeutet (sie bedeuten)”.
Willst Du den ersten Teil dieses Satzes verstehen, so frage
Dich: “wie konnte er es wissen?”
– willst Du den zweiten Teil verstehen, so frage: “wie
kann er erfahren, was das Wort bedeutet?” –
|
/ |
⌊⌊
Ist denn das ‘primäre Zeichen’ unmißverständlich
// unmißdeutbar // ?⌋⌋ |
/ |
⌊⌊
Kann man sagen es müsse eigentlich nicht mehr verstanden
werden?⌋⌋ |
| ⌊⌊
Denken wir auch an den Fall, wenn wir sagen: “Ja,
wenn das Wort das bedeutet, (bedeuten soll), ist
der Satz wahr.” ⌋⌋ |
? / | Welches ist denn das Kriterium unseres Verständnisses: das
Aufzeigen des roten Täfelchens, wenn gefragt wurde “welches von
diesen Täfelchen ist rot”, – oder, das Wiederholen der
hinweisenden Definition “das ist
‘rot’”? ⌊⌊
Welches ist das Kriterium unseres Verständnisses: das richtige
Gebrauchen des Wortes oder das Definieren? Das
Auswählen eines roten Gegenstands aus anderen wenn es verlangt wird, oder
das hinweisende Erklären des Wortes “rot”. … : das Wort richtig gebrauchen, oder, seine Definition geben?
Die Lösung be[k|i]der Aufgaben betrachten wir als Zeichen des Verständnisses. Hören wir jemand das Wort ‘rot’ gebrauchen und zweifeln daran, dass er es versteht, so können wir ihn zur Prüfung fragen “welche Farbe
|
? ? / ∫ | ¥
⋎
S. 35/2, 3
⌊⌊ Falsch, aber kein uninteressantes Denken.⌋⌋ Wie ist es, wenn ich eine Bezeichnungsweise festsetze; wenn ich z.B. für den eigenen Gebrauch gewissen Farbtönen Namen geben will. Ich werde das etwa mittels einer Tabelle tun (es kommt immer auf derlei hinaus). Und nun werde ich doch nicht den Namen zur falschen Farbe schreiben (zu der Farbe der ich ihn nicht geben will). Aber warum nicht? Warum soll nicht ‘rot’ gegenüber dem grünen Täfelchen stehen und ‘grün’ gegenüber dem roten, etc.? – Ja, aber dann müssen wir doch wenigstens wissen, dass ‘rot’ nicht das ge- 49 genüberliegende Täfelchen meint. –
Aber was heisst es “das wissen”,
ausser, dass wir uns etwa
neben der geschriebenen Tabelle noch eine andere vorstellen, in der die
Ordnung richtiggestellt ist. –
“Ja aber dieses Täfelchen ist doch
r[p|o]t, und nicht dieses!”
–
Gewiss; und das ändert sich ja auch nicht, wie
immer ich die Täfelchen und Wörter setze; und es wäre natürlich falsch,
auf das grüne Täfelchen zu zeigen und zu sagen “dieses ist
rot”.
Aber das ist auch keine Definition, sondern eine Aussage. –
Gut, dann nimmt aber doch unter allen möglichen Anordnungen die
gewöhnliche (in der das rote Täfelchen dem Wort
‘rot’ gegenübersteht) einen ganz besonderen Platz
ein. –
((Da gibt es jedenfalls zwei verschiedene
[D|F]älle: Es kann die Tabelle mit grün
gegenüber ‘rot’
etc. so gebraucht werden,
wie wir die Tabelle in der gewöhnlichen Anordnung gewöhnlich
gebrauchen.
Wir würden also etwa
50 ist.
Ich kann mir eine Abmachung denken, wonach Einer, dem ich eine grüne
Tafel zeige und sage, male mir diese Farbe, mir ein Rot malt; wenn ich
dasselbe sage und zeige ihm blau, so hat er gelb zu malen
u.s.w., immer die komplementäre Farbe; und
daher kann ich mir auch denken, dass Einer meinen
Befehl auch ohne eine vorhergehende Abmachung so deutet.
Ich kann mir ferner denken, dass die Abmachung
gelautet hätte “auf den Befehl ‘male mir diese
Farbe’, male immer eine gelblichere, als ich Dir zeige”;
und wieder kann ich mir die Deutung auch ohne Verabredung denken.
Aber kann man sagen, dass einer ein rotes
Täfelchen genau kopiert, indem er einen bestimmten Ton von grün (oder
ein anderes Rot alsd das des Täfelchens) malt und zwar so, wie
er eine gezeichnete Figur, nach verschiedenen Projektionsmethoden,
verschieden und genau kopieren kann? –
Ist also hier der Vergleich zwischen Farben und Gestalten richtig, und
kann ein grünes Täfelchen einerseits als der Name einer bestimmten
Schattierung von rot stehen und anderseits als ein Muster dieses
Tones? wie ein Kreis als der Name einer bestimmten
Elipse verwendet werden kann, aber auch als ihr Muster. –
Kann man also dort wie hier von verschiedenen Projektionsmethoden
sprechen, oder gibt es für das Kopieren einer Farbe nur eine
solche: das Malen der gleichen Farbe?
Wir meinen diese Frage so, dass sie nicht dadurch
verneint wird, dass uns die Möglichkeit gezeigt
wird, mittels eines be[w|s]timmten Farbenkreises und der
Festsetzung eines Winkels von einem Farbton auf irgend einen andern
überzugehn.
Das, glaube ich, zeigt nun, in wiefern das rote Täfelchen gegenüber dem
Wort ‘rot’ in einem andern Fall ist, als das
grüne.
Uebrigens bezieht sich, was wir hier für die
Farben gesagt haben, auch auf die Formen von Figuren, wenn das
Kopieren ein Kopieren nach dem Augenmass und nicht
eines mittels Messinstrumenten ist. –
Denken wir uns nun aber doch einen Menschen, der vorgäbe “er
könne die Schattierungen von Rot in Grün kopieren” und auch
wirklich beim Anblick des roten Täfelchens mit allen
(äusseren) Zeichen des genauen
Kopierens einen grünen Ton mischte und so fort bei allen ihm
gezeig-51 ten roten Tönen.
Der wäre für uns auf derselben Stufe, wie Einer,
der Diesem Dem gegenüber wären wir
in der gleichen Lage, wie einem, der
… der auf die gleiche Weise (auch durch
genaues Hinhorchen) Farben nach Violintönen mischte.
Wir würden in dem Fall sagen:
“Ich weiss nicht, wie er
es macht”; aber nicht in dem Sinne, als verstünden wir nicht die
verborgenen Vorgänge in seinem Gehirn oder seinen Muskeln, sondern, wir
verstehen nicht, was es heisst “dieser
Farbton sei eine Kopie dieses Violintones”.
Es sei denn, dass damit nur gemeint ist,
dass ein bestimmter Mensch
erfahrungsgemäss einen bestimmten Farbton mit
einem bestimmten Klag a Klang assoziiert
(ihn zu sehen behauptet, malt,
etc.). ⌊⌊
Anderseits wäre ich vielleicht befriedigt, wenn man mir sagte, der Mann
kopiere insofern, als er einen
|
∫ | ⍈⌊⌊
Besser auslassen!⌋⌋
[Zu: Begriff der Mischfarbe]
S.
473 § 100]
Es ist die Frage: Wenn sich die Regel, das Muster stehe für die Komplementärfarbe, ihrem Wesen nach nur auf die Farben (oder Wörter) blau, rot, grün, gelb bezieht, ist sie dann nicht identisch mit der, welche das grüne Zeichen als Wort für “rot”, und umgekehrt, etc. festsetzt? Denn eine Regel // Allgemeinheit // , die ihrem logischen Wesen nach einem logischen Produkt äquivalent ist, ist nichts anderes, als dieses logische Produkt. (Denn man kann nicht sagen: hier ist das grüne Zeichen; nun hole mir ein Ding von der komplementären Farbe, welche immer das sein mag. D.h., “die komplementäre Farbe von rot” ist keine Beschreibung von grün; wie “das Produkt von 2 und 2” keine Beschreibung von 4⌊.⌋) Die Bestimmung, die Komplemen- 52 tärfarbe zu nehmen, als
Bedeutung des Täfelchens zu nehmen, ist dann wie ein Querstrich in
einer Tabelle; ein Querstrich in der Grammatik der Farben
Wenn ich das berücksichtige, so kann ich also in dem veränderten Sinn des Wortes “Muster” (der dem veränderten Sinn des Worts “kopieren” entspricht), das hellere Täfelchen zum Muster des dunkleren Gegenstandes nehmen. |
? / | ⌊⌊
Als Erwägung nicht uninteressant.⌋⌋
“Könnten wir nicht zur hinweisenden Erklärung von ‘rot’ ebensowohl auf ein grünes, wie auf ein rotes Täfelchen zeigen? denn, wenn diese Definition nur ein Zeichen statt des andern setzt, so sollte dies doch aufs gleiche hinauslaufen // keinen Unterschied machen // .” – Wenn die Erklärung nur ein Wort für ein andres setzt, ist es auch gleichgültig // so macht esa auch keinen // . Bringt aber die Erklärung das Wort mit einem Muster in Zusammenhang, so ist es nun nicht unwesentlich, mit welchem Täfelchen das Zeichen verbunden wird (denke auch wieder daran, dass eine Farbe der andern nicht 53 im gleichen Sinn zum Muster dienen kann, wie
ihr selbst).
“Aber dann gibt es also willkürliche Zeichen und solche, die
nicht willkürlich sind!” –
Aber denken wir nur an die Verständigung durch Landkarten, Zeichnungen,
und Sätze anderseits: die Sätze sind so wenig willkürlich, wie die
Zeichnungen,.
Aber die Worte sind willkürlich.
(Vergleiche die Abbildung / = o, – =
x.)
Wird denn aber ein Wort eigentlich als Wort gebraucht, wenn ich es nur
in Verbindung mit einer Tabelle gebrauche, die den
Uebergang zu Mustern macht?
Ist es also nicht falsch, zu sagen, ein Satz sei ein Bild, wenn ich doch
nur ein Bild nach ihm und der Tabelle zusammenstelle?
Aber so ist also doch der Satz und die Tabelle zusammen ein
Bild.
Also zwar nicht adbcb allein, aber dieses Zeichen zusammen mit
Aber es ist offenbar, dass auch adbcb ein Bild von ↑→ → ← ↑ ↓ ↑ genannt werden kann. Ja aber, ist nicht doch das Zeichen adbcb ein willkürlicheres Bild von → ← ↑ ↓ ↑ als dieses Zeichen von der Ausführung der Bewegung? Etwas ist auch an dieser Uebertragung willkürlich (die Projektionsmethode) und wie sollte ich bestimmen, was willkürlicher ist. Ich vergleiche also die Festsetzung der Wortbedeutung durch die hinweisende Definition, der Festsetzung einer Projektionsmethode zur Abbildung räumlicher Gebilde. Dies istˇ aber
54 ren?
(Muster sind der Benützung // dem
Gebrauch // von Mustern wesentlich, Worte, der
Benützung // dem Gebrauch // von
Worten.) |
∫ |
﹖– Vergiss hier auch
nicht, dass die Wortsprache nur eine
unter vielen möglichen Sprachen ist –﹖ und es
Uebergänge von ihr in die andern gibt.
Untersuche die Landkarte
|
/ |
‘Primär’ müsste eigentlich
heissen:
unmissverständlich. |
/ |
Es klingt wie eine lächerliche Selbstverständlichkeit, wenn ich sage,
dass der, welcher glaubt die Gebärden // Gesten // seien die primären Zeichen, die allen
andern zu Grunde liegen, ausser Stande wäre, den
gewöhnlichsten Satz durch Gebärden zu ersetzen. | ✓ |
∫ |
Regeln der Grammatik, die eine “Verbindung zwischen Sprache
und Wirklichkeit” herstellen, und solche, die es nicht
tun.
Von der ersten Art etwa: “diese Farbe nenne ich
‘rot’”, – von der zweiten:
“non-non-p = p”.
Aber über diesen Unterschied besteht ein Irrtum: der Unterschied
scheint prinzipieller Art zu sein; und die Sprache
wesentlich etwas, dem eine Struktur gegeben, und
| ✓ |
? / |
““Wird da aber dann nicht
wenigstens eine gewisse Regelmässigkeit im
Gebrauch gefordert?!
Würde es angehen, wenn wir einmal eine Tabelle nach diesem, einmal
nach jenem Schema zu gebrauchen hätten?
Wie soll man denn wissen, wie man diese Tabelle zu
gebrauchen hat?”” –
Ja, wie weiss man es denn
heute?
Die Zeichenerklärungen haben doch irgend einmal //
irgendwo // ein Ende. |
ü ? / |
Nun gebe ich aber natürlich zu, dass ich, ohne
vorhergehende Abmachung einer Chiffre, ein
Missverständnis hervorrufen würde, wenn ich, auf den
Punkt A zeigend, sagte, dieser Punkt heisst
[“|‘]B’.
Wie ich ja auch, wenn ich jemandem den Weg weisen will, mit dem Finger
in der Richtung weise, in der er gehen soll, und nicht in der
entgegengesetzten.
Aber auch ﹖– diese Art des
Zeigens –﹖ könnte richtig verstanden
w[a|e]rden, und zwar ohne dass dieses
Verständnis das gegebene Zeichen durch ein weiteres
ergänzte.
Es liegt in der menschlichen Natur, das Zeigen mit dem Finger
so zu verstehen.
Und so ist die menschliche Gebärdensprache primär in einem
psychologischen Sinne. |
? / |
Ist das Zeigen mit dem Finger unserer Sprache wesentlich?
Es ist gewiss ein merkwürdiger Zug unserer
Sprache, dass wir Wörter hinweisend erklären:
das ist ein Baum, das ist ein Pferd, das ist grün,
etc..
(Ueberall auf der Erde // bei den Menschen // finden sich Brettspiele,
die mit kleinen Klötzchen auf Feldern gespielt werden.
Ueberall auf der Erde findet sich eine
Schrift // eine Zeichensprache // , die aus
geschriebenen Zeichen auf einer Fläche besteht.) |
|
Ich bestimme die Bedeutung eines Worts, indem ich es als Name eines
Gegenstandes erkläre, und auch, indem ich es als gleichbedeutend mit
einem andern Wort erkläre.
Aber habe ich denn nicht gesagt, man könne ein Zeichen nur durch ein
anderes Zeichen erklären?
Und das ist gewiss so, sofern ja die
56 hinweisende Erklärung
“das(Pfeil) ist
N” ein Zeichen
ist.
Aber ferner bildet hier auch der Träger von
“N”, auf den gezeigt wird, einen Teil des
Zeichens.
Denn: /dieser(Pfeil) hat es getan/
= /N hat es getan/.
Dann heisst aber ‘N’ der
Name von diesem Menschen, nicht vom Zeichen “dieser(Pfeil)”, von dem ein Teil auch dieser Mensch ist.
Und zwar spielt der Träger in dem Zeichen eine ganz besondere Rolle,
verschieden von der eines andern Teiles eines Zeichens.
(Eine Rolle, nicht ganz ungleich der des Musters.)
|
∫ |
Die hinweisende Erklärung eines Namens ist nicht nur
äusserlich verschieden von einer Definition wie
“1 + 1 =
2”, indem etwa das eine Zeichen
Wenn ich also einen Namen hinweisend definiere und einen zweiten durch ihn // den ersten // , so steht dieser zu jenem in anderem Verhältnis // ist dieser zu jenem in anderer Beziehung // , als zum Zeichen, das in der hinweisenden Definition gegeben würde. D.h., dieses letztere ist seinem Gebrauch nach wesentlich von dem Namen verschieden und daher die Verbaldefinition und die hinweisende Definition, ‘Definitionen’ im verschiedenen Sinne des Worts. |
? / |
Ich kann von primären und sekundären Zeichen sprechen – in
einem bestimmten Spiel, einer bestimmten Sprache. –
Im Musterkatalog kann ich die Muster die primären Zeichen
und die Nummern die sekundären nennen.
Was soll man aber in einem Fall, wie dem der gesprochenen und
geschriebenen Buchstaben sagen?
Welches sind hier die primären, welches die sekundären
Zeichen? 57 |
∫ |
Der Begriff vom sekundären Zeichen ist doch dieser: Sekundär
ist ein Zeichen dann, wenn, um mich nach ihm zu richten, ich eine Tabelle
brauche, die es mit einem andern (primären) Zeichen verbindet,
über welches ich mich erst nach dem sekundären richten
kann.
⌊⌊ “Primär, das Zeichen, welches allein genügt hätte wenn es nicht zu unbequem wäre es immer mitzuführen”.⌋⌋ Die Tabelle garantiert mir die Gleichheit aller Uebergänge nicht, denn sie zwingt mich ja nicht, sie immerg gleich zu gebrauchen. Sie ist da wie ein Feld, durch das Wege führen, aber ich kann ja auch querfeldein gehen. Ich mache den Uebergang in der Tabelle bei jeder Anwendung von Neuem. Er ist nicht, quasi, ein für allemal in der Tabelle gemacht. (Die Tabelle verleitet mich höchstens, ihn zu machen.) ⌊⌊ Wie ist es aber, wo keine Tabelle gebraucht wird wieˇ z.B. im Fall der gesprochenen & geschriebenen Buchstaben? Das [l|L]autes Lesen & anderseits Abschreiben eines geschriebenen Satzes. ⌋⌋ |
/ |
Welcher Art ist denn meine Aussage über die Tabelle:
“dass sie mich nicht zwingt,
sie so und so zu gebrauchen”?
Und: “dass die Anwendung
durch die Regel (oder die Tabelle) nicht
anticipiert
wird”[.| ?]
Wohl von derselben Art wie die Bemerkung, daß die Zeichenerklärungen
doch einmal ein Ende haben.
Und das ist ähnlich, wie wenn man sagt: “Was nützt
Dir die Annahme eines Schöpfers, sie schiebt doch das Problem nur
hinaus.”
Diese Bemerkung hebt einen Aspekt meiner Erklärung hervor, den ich
vielleicht früher nicht gesehen hatte.
Man könnte auch sagen: “Sieh Deine
58 |
| 14
Das, was uns die Philosophie am Zeichen
interessiert[;|,] die Bedeutung, die für uns
sie massgebend ist, ist das, was in der
Grammatik des Zeichens niedergelegt ist. ¥
⋎
S. 40/3 |
? / | ⌊⌊
Wir fragen: Wie gebrauchst Du das Wort, was machst Du damit, – das wird mich lehren, wie Du es verstehst.⌋⌋ |
? / |
Die Grammatik,ˇ – möchte ich könnte man sagen
– das sind die Geschäftsbücher der Sprache; aus denen
alles zu ersehen sein muss, was nicht
vage Gefühle betrifft, sondern wesentliche
Fakten. // Die Grammatik ist das
Gesch[f|ä]ftsbuch der Sprache; woraus alles zu
ersehen sein muss, was nicht Gefühle betrifft,
sondern Tatsachen. // ⌊⌊… aus denen alles über
|
| ⌊⌊
Man könnte in gewissem Sinne sagen, daß es uns auf Nuancen nicht
ankommt. ⌋⌋ |
? / |
Ich will also eigentlich sagen: es gibt nicht Grammatik und
Interpretation der Zeichen.
Sondern, soweit von einer Interpretation, also von einer
Denn ich brauchte nur zu fragen: Soll die Interpretation durch Sätze erfolgen? Und in welchem Verhältnis sollen diese Sätze zu der Sprache stehen, die sie schaffen? Ist besonders wichtig Gilt besonders für
|
∫ ¿ | ⇒
[Zu den Bemerkungen über die Mengenlehre]
Wenn ich sage, dass ein Satz, der Mengenlehre etwa, in Ordnung ist, aber eine neue Interpretation erhalten muss, so heisst das nur, dass dieser Teil der Mengenlehre bleibt in sich unangetastet, muss aber in eine andere grammatische Umgebung gerückt werden. 59 |
|
|
? / |
Was ist ein Satz?
Wovon unterscheide ich denn einen Satz?
Oder, wovon will ich ihn denn unterscheiden?
Von Satzteilen in seinem grammatischen System (wie die Gleichung
vom Gleichheitszeichen), oder von
alle[n|m], was wir nicht Satz nennen, also diesem Sessel,
meiner Uhr,
etc.
etc.?
Denn, dass es Schrift- oder
Lautbilder gibt, die Sätzen besonders ähnlich sind, braucht uns
eigentlich nicht zu kümmern. |
∫ |
Oder wir müssen sagen: Vom Satzbegriff // Satz // kann nur in einem
// innerhalb eines // grammatischen
Systems gesprochen werden. // … kann nur in der Erklärung eines grammatischen
Systems die Rede sein. // |
? / |
Es geht mit dem Wort “Satz” wie mit dem Wort
“Gegenstand” und andern: Nur auf eine
beschränkte Sphäre angewandt sind sie zulässig und dort sind sie
natürlich.
Soll die Sphäre ausgedehnt werden, damit der Begriff ein
philosophischer wird, so verflüchtigt sich die Bedeutung der Worte und es
sind leere Schatten.
Wir müssen sie dort aufgeben und wieder in den Grenzen
benützen. |
∫ |
Nun möchte man aber sagen: “Satz ist alles, womit ich etwas
meine”.
Und
61 gefragt “was
heisst das, ‘etwas’ meinen”,
Also nicht nur Bewegungsfreiheit, sondern eine Unbestimmtheit der Geometrie. | ✓ |
/ ∫ |
Ueber sich selbst führt uns kein Zeichen
hinaus; und auch kein Argument. | ✓ |
? / |
(Wenn wir sagen, Satz ist jedes Zeichen, womit wir etwas
meinen, so könnte man fragen: was meinen wir und
wann meinen wir es?
Während wir das Zeichen geben?
u.s.w.,
u.s.w..) |
? / ¿ |
Wenn ich frage “was ist die allgemeine Form des Satzes”,
so kann die Gegenfrage lauten: “haben wir
denn einen allgemeinen Begriff vom Satz, den wir
| ✓ |
? / |
Die Frage kann auch lauten: Was geschieht, wenn ein neuer Satz
in die Sprache aufgenommen wird: Was ist das Kriterium dafür,
dass er ein Satz ist? oder, wenn das
Aufnehmen in die Sprache ihn zum Satz stempelt, worin besteht diese
Aufnahme?
Oder: was ist Sprache? | ✓ |
? / |
Da scheint es nun offenbar, dass man das Zeichengeben
von anderen Tätigkeiten unterscheidet.
Ein Mensch schläft, isst,
62 trinkt, gibt Zeichen (bedient sich einer
Sprache). |
? / |
Was ist ein Satz?
Wodurch ist dieser Begriff bestimmt? –
Wie wird dieses Wort (“Satz”) in der
nicht-philosophischen Sprache gebraucht?
Satz, im Gegensatz wozu? |
Ich kenne einen Satz, wenn ich ihn sehe. | ✓ |
/ |
Diese Frage ist fundamental: Wie, wenn wir eine neue Erfahrung
machen, etwa einen neuen Geschmack oder einen neuen Hautreiz kennen
lernen: woher weiss ich,
dass, was diese Erfahrung beschreibt,
beschreiben wird, ein Satz ist sein
wird?
Oder, warum soll ich das einen Satz nennen?
Wie kann ich überhaupt von einem neuen “Geschmack” einer möglichen neuen Sinneserfahrg. reden? Ich kann ihn mir ja nicht vorstellen! – ˇAntwort: Wie wird so ein Ausdruck gebraucht? | ✓ |
/ ? |
Habe ich denn, was geschehen ist, schon bis zu einem Grade damit
charakterisiert, dass ich sagte, es sei eine
Erfahrung?
Doch offenbar gar nicht.
Aber es scheint doch, als hätte ich es schon getan, als hätte
ich davon schon etwas ausgesagt:
“dass es eine Erfahrung ist”.
In diesem falschen Schein liegt unser ganzes Problem.
Denn, was vom Prädikat “Erfahrung” gilt, gilt vom
Prädikat “Satz”. | ✓ |
|
Das Wort “Satz” und das Wort
“Erfahrung” haben schon eine bestimmte
Grammatik. |
|
Das heisst, ihre Grammatik muss
im Vorhinein bestimmt sein und hängt nicht von
irgend einem künftigen Ereignis ab. |
|
Hier ist auch der Unsinn in der “experimentellen Theorie der
Bedeutung” 63 ausgesprochen.
Denn die Bedeutung ist in der Grammatik festgelegt. |
|
Wie verhält sich die Grammatik des Wortes “Satz” zur
Grammatik der Sätze? |
|
“Satz” ist offenbar die
Ueberschrift der Grammatik der Sätze.
In einem Sinne aber auch die Ueberschrift der
Grammatik überhaupt, also äquivalent den Worten
“Grammatik” und “Sprache”.
|
/ |
Das ist auch, was damit gemeint ist, dass es in der
Welt zwar Ueberraschungen gibt, aber nicht in
der Grammatik.
¥• | ✓ |
? / |
Es scheint unsere Frage noch zu erschweren, dass auch
die Worte “Welt” und “Wirklichkeit”
Aequivalente des Wortes “Satz”
sind. |
|
Aber es ist doch lächerlich, die Welt, oder/die Wirklichkeit, abgrenzen zu wollen.
Wem soll man sie denn entgegenstellen.
Und so ist es mit der Bedeutung des Wortes
“Tatsache”.
Aber man gebraucht ja diese Wörter auch nicht als Begriffswörter. |
/ | ⍈
Etwas ist ein Satz nur in einer Sprache.
[Zu
S. 93] | ✓ |
? / |
⌊⌊
F.u.i. ⌋⌋
⍈•
‘Wenn ich nun sage: aber die Sprache kann sich doch ausdehnen, so ist die Antwort: Gewiss, aber wenn dieses Wort “ausdehnen” hier einen Sinn hat, so muss ich jetzt schon wissen, was ich damit meine, muss angeben können, wie ich mir so eine Ausdehnung vorstelle. Und was ich jetzt nicht denken kann, das kann ich jetzt auch nicht ausdrücken, und auch nicht andeuten.’ ⌊⌊ Bezieht sich auf die Kontroverse über die Möglichkeit einer neuen Sinneswahrnehmung & über ungelöste Probleme in der Mathematik ⌋⌋ |
? / |
Und das Wort “jetzt” bedeutet hier: “in
64 |
/ / |
[Zu
S. 79]
Hier haben wir dieses bohrende Problem: wie es möglich ist, an die Existenz von Dingen auch nur zu denken, w[d|e]nn wir immer nur Vorstellungen – ihre Abbilder – sehen. // : wie es denn möglich ist, auch nur auf den Gedanken zu kommen! // Wie konnte ich nur auf den Ged. kommen” heißt hier: “was bedeutet denn der Gedanke, inwiefern ist er denn ein Ged. da ihm doch nichts entspricht? ⌊⌊ Als wäre der Gedanke ein Zauber. Was meinen wir denn mit der Existenz von Dingen, d.h. welche Anwendung hat denn dieser Begriff. Ein Gedanke ist ja bloß ein Ausdruck & hinter dem kann kein Zauber stecken // sein // . Was dieser Ausdruck leistet muß sich an seiner Anwendung zeigen. ⌋⌋ | ✓ |
/ |
[Zu
S. 79]
Hierher gehört die alte Frage: “wie bin ich dann aber überhaupt zu diesem Begriff gekommen” (etwa zu dem der ausser mir liegenden Gegenstände). (Es ist ein Glück, [d|e]ine solche Frage aus der Entfernung als alte Gedankenbewegung betrachten zu können; ohne in ihr verstrickt zu sein.) Zu dieser Frage ist ganz richtig der Nachsatz zu denken: “ich konnte doch nicht mein eigenes Denken transcendieren”, “ich konnte doch nicht sinnvoll das transcendieren, was für mich Sinn hat”. Es ist das Gefühl, dass ich nicht auf Schleichwegen (hinterrücks) dahin kommen kann, etwas zu denken, was zu denken mir eigentlich verwehrt ist. Dass es hier keine Schleichwege gibt, auf denen ich weiter kommen könnte, als auf dem direkten Weg. Es gibt in der Grammatik nicht direktes & indirektes Wissen.5 | ✓ |
Wir haben es natürlich wieder mit einer falschen Analogie zu
tun: Es hat guten Sinn zu sagen “ich
weiss, dass er in diesem Zimmer
ist, weil ich ihn höre, wenn ich auch nicht hineingehen und ihn sehen
kann”. | ✓ |
|
“Satz” ist so allgemein wie
z.B. auch “Ereignis”.
Wie kann man “ein Ereignis” von dem abgrenzen,
was kein Ereignis ist?
Ebenso allgemein ist aber auch “Experiment”, das vielleicht auf den ersten Blick spezieller zu sein scheint. |
/ |
“Da geschah ein Ereignis …”: das
heisst nicht “ein Ereignis”
im Gegensatz zu etwas Anderem. |
|
Rechtmässiger Gebrauch des Wortes
‘Sprache’: Es bedeutet entweder die
Erfahrungstatsache, dass Menschen reden (auf
gleicher Stufe mit der, dass
65 Hunde bellen), oder es
bedeutet: festgesetztes System der Verständigung // festgesetztes System von Wörtern und grammatischen
Regeln // in den Ausdrücken “die englische
Sprache”, “deutsche Sprache”, “Sprache
der Neger”
etc..
‘Sprache’ als logischer Begriff könnte nur mit
‘Satz’ äquivalent, und dann
|
? / |
Könnten wir etwas ‘Sprache’ nennen, was nicht wirklich
angewandt würde?
Könnte man von Sprache reden, wenn nie eine gesprochen worden
wäre?
(Ist denn Sprache ein Begriff, wie
‘Centaur’ //
vergleichbar mit dem Begriff
‘Centaur’ // , der
besteht, auch wenn es nie ein solches Wesen gegeben
hat?)
(Vergleiche damit ein Spiel, das nie gespielt wurde, eine Regel, nach der nie gehandelt wurde.) |
? / |
Was tut der, der eine neue Sprache konstruiert (erfindet)?
nach welchem Prinzip geht er vor?
Denn dieses Prinzip ist der Begriff ‘Sprache’.
| ✓ |
|
Eine Sprache erfinden, heisst, eine Sprache
konstruieren.
Ihre Regeln aufstellen.
Ihre Grammatik verfassen. |
? / |
| ✓ |
? / |
⌊⌊
Überlege, welches Verhältnis sie zum früheren Begriff hat.
Denke einerseits an an das Verhältnis der komplexen Zahlen
zumˇ älteren Zahlbegriff◇; anderseits an das Verhältnis einer neu
aufgeschriebenen Multiplikation von Kardinalzahlen die zum ersten Mal
hingeschrieben wird zumˇ allgemeinen Begriff
|
Was für das Wort “Sprache” gilt,
muss auch für den Ausdruck “System von
Regeln” gelten.
Also auch für das Wort “Kalkül”. | ✓ |
∫ |
Wie bin ich denn zum Begriff ‘Sprache’
gekommen?
Doch nur durch die Sprachen, die ich gelernt habe.
Aber die haben mich in gewissem Sinne über sich hinausgeführt, denn ich wäre jetzt im Stande, eine neue Sprache zu konstruieren, z.B. Wörter zu 66 erfinden.
Also gehört diese Methode der Konstruktion noch zum Begriff der
Sprache.
Aber nur, wenn ich ihn so festlege.
Immer wieder hat mein
“u.s.w.” eine
Grenze. | ✓ |
|
Der Begriff: sich einander etwas mitteilen.
Wenn ich
z.B. sage:
‘Sprache’ werde ich jedes System von Zeichen
nennen, das Menschen untereinander vereinbaren, um sich miteinander
zu verständigen, so könnte man hier schon fragen: Und was
schliesst Du unter dem Begriff
‘Zeichen’ ein? |
|
Was nenne ich “Handlung”, was
“Sinneswahrnehmung”? |
/ |
Die Worte “Welt”, “Erfahrung”,
“Sprache”, “Satz”,
“Kalkül”, “Mathematik” können
alle nur für triviale Abgrenzungen stehen, wie “essen”,
“ruhen”,
etc.. |
? / |
Denn, wenn auch ein solches Wort der Titel unserer Grammatik wäre –
etwa das Wort “Grammatik” – so hätte doch
dieser Titel nur dieses Buch von andern Büchern zu unterscheiden.
|
|
Allgemeine Ausführungen über die Welt und die Sprache gibt es
nicht. |
|
Aber warum zerbreche ich mir über den Begriff ‘Sprache’
den Kopf, statt Sprache zu gebrauchen?!
Dieses Kopfzerbrechen ist nur dann berechtigt, wenn wir einen allgemeinen Begriff haben. |
Ich finde bei Plato auf eine
Frage wie “was ist Erkenntnis” nicht die vorläufige
Antwort: Sehen wir einmal nach, wie dieses Wort gebraucht
wird.
Sokrates weist es immer zurück,
von Erkenntnissen statt von der Erkenntnis zu reden. 67 | ✓ |
? / |
Aber wenn so der allgemeine Begriff der Sprache sozusagen
zerfliesst, zerfliesst da
nicht auch die Philosophie?
Nein, denn ihre Aufgabe ist es nicht, eine
| ✓ |
? / |
Der, welcher darauf aufmerksam macht, dass ein Wort
in zwei verschiedenen Bedeutungen gebraucht wurde, oder
dass bei dem Gebrauch
¥• | ✓ |
? / |
/ Die Philosophie hat esˇ auch in demselben Sinn mit
Kalkülen zu tun, wie sie es mit Gedanken zu tun hat (oder mit Sätzen
und Sprachen).
Hätte sie's aber wesentlich mit dem Begriff des Kalküls zu
tun, also mit dem Begriff des Kalküls vor allen Kalkülen, so gäbe es eine
Metaphilosophie.
Und die gibt es nicht.
(Man könnte alles, was wir zu sagen haben, so darstellen,
dass das als ein leitender Gedanke
erschiene.) / | ✓ |
? / | ↺⍈
So ist es mir erlaubt, das Wort ‘Regel’ zu verwenden,
ohne notwendig erst die Regeln über dieses Wort zu tabulieren.
Und diese Regeln sind nicht
Ueber-Regeln. | ✓ |
|
Das Wort “Regel” muss in der
Erklärung eines Spiels nicht gebraucht werden (natürlich auch kein
äquivalentes). |
? / |
Wie gebrauchen wir denn auch das Wort
‘Regel’, (wenn wir etwa von
Spielen reden)?
Im Gegensatz wozu?
Wir sagen
z.B. “das folgt aus dieser
Regel”, aber dann könnten wir ja/die Regel des Spiels zitieren, und so das Wort
68 ⌊⌊Wohl
auszulassen! schon anders und vielleicht besser
gesagt.⌋⌋
“Regel” ersetzen.
Oder wir sprechen von “allen Regeln des Spiels” und
müssen sie dann entweder aufgezählt haben (und dann liegt
(wieder﹖) der
erste Fall vor), oder wir sprechen von den Regeln, als einer
Gruppe, die auf bestimmte Art aus
69
Im übrigen behalte ich mir vor, in jedem neuen Fall zu entscheiden, ob
ich etwas zu den Spielen rechnen will oder nicht. | ✓ |
/ |
Es ist, wie wenn man für gewisse Spiele einen Strich mitten durchs
Spielfeld zieht um die Parteien zu scheiden, das Feld aber weiter im übrigen nicht begrenzt, da es nicht nötig ist.
|
| ⌊⌊
Wenn Frege sagt, mit unscharfen
Begriffen wisse die Logik nichts anzufangen so ist das insofern
|
? / |
|
| ⌊⌊
Wenn wir sagen “der Boden war ganz mit Pflanzen bedeckt”
so meinen wir gewöhnlich nicht Bakterien (D.h. wir würden diese Deutung wenn sie
vorgeschlagen würde, ablehnen) Wir würden, müßten wir bestimmte Grenzen ziehen, in den verschiedenen Fällen wenn wir das Wort im gewöhnlichen Leben gebrauchen verschiedene Grenzen ziehen. Und manchmal mußten wir auch Grenzen andeuten. ⌋⌋ |
| ⌊⌊
“Ein großes Stück Kuchen”, “ein großer
Kirchturm”, “ein großer Hund”
⌋⌋ |
| ⌊⌊
Die Logik zieht ihrem Wesen nach Grenzen aber in der Sprache die wir
sprechen sind solche Grenzen nicht gezogen.
Das heißt aber nicht daß nun die Logik die Sprache falsch darstellt, oder eine
ideale Sprache.
Sie portraitiert die Farbige verschwommene Wirklichkeit als Federzeichnung
das ist ihre Aufgabe. ⌋⌋ |
(Sokrates stellt die Frage,
was Erkenntnis sei und ist nicht mit der Aufzählung von Erkenntnissen
zufrieden.
Wir aber kümmern uns nicht viel um diesen allgemeinen Begriff und sind
froh, wenn wir Schuhmacherei, Geometrie
etc.
verstehen.) | ✓ |
/ |
Wir glauben nicht, dass nur der ein Spiel
ˇ wirklich versteht, der eine Definition des Begriffs
‘Spiel’ geben kann. 70 |
? / |
(Ich mache es mir in der Philosophie immer leichter und
leichter.
Aber die Schwierigkeit ist, es sich leichter zu machen und doch exakt
zu bleiben.) | ✓ |
/ |
Der Gebrauch des Wortsˇ “Spiel”
“Satz” “Sprache”
etc.
hat die Verschwommenheit des normalen Gebrauchs aller Begriffswörter
unserer Sprache.
Zu glauben sie wären darum unbrauchbar oder doch nicht ideal ihrem Zweck
entsprechend wäre, als wollte man sagen “… der
Lichtschein meiner Lampe ist unbrauchbar, weil man nicht weiß,
wo es er anfängt & wo es er aufhört”. Will ich zur Aufklärung & ˇzur Vermeidung von Mißverständnissen im Gebiet eines (solchen) verschwommenen
71 |
|
/ |
Ich glaube nicht, dass die Logik in einem andern
Sinne von Sätzen reden kann, als wir für gewöhnlich tun, wenn wir
sagen “hier steht ein Satz aufgeschrieben” oder
“nein, das sieht nur aus wie ein Satz, ist aber
keiner”,
etc.
etc. | ✓ |
/ |
Die Frage “was ist ein Wort” ist ganz analog der
“was ist eine Schachfigur”. | ✓ |
? / |
Wir redenˇ natürlich von dem räumlichen und zeitlichen
Phänomen der Sprache.
Nicht von einem unräumlichen und unzeitlichen Unding.
Aber wir reden von ihr so, wie von den Figuren des Schachspiels,
| ✓ |
/ |
Wir können in der Philosophie auch keine grössere
Allgemeinheit erreichen, als in dem, was wir in Leben
und Wissenschaft sagen //
aussprechen // .
(D.h., auch hier lassen wir alles, wie es
ist.) | ✓ |
/ |
So ist eine aufsehenerregende Definition der Zahl keine // nicht die // Sache der Philosophie.
72 |
|
Die Philosophie hat es mit den bestehenden Sprachen zu tun und nicht
vorzugeben, dass sie von einer abstrakten Sprache
handeln müsse. |
/ |
⌊⌊
Wir fühlen beim
|
/ |
Wenn ich nämlich über die Sprache – Wort, Satz,
etc.
– rede, muss ich die Sprache des Alltags reden,
–
Aber gibt es denn eine andere? | ✓ |
/ |
Ist diese Sprache etwa zu grob, materiell, für das, was wir sagen
wollen?
Und kann es eine andere geben?
Und wie merkwürdig, dass wir dann mit der unseren
dennoch // überhaupt // etwas anfangen
können. | ✓ |
/ |
Dass ich beim Erklären der Sprache (in unserem
Sinne) schon die volle Sprache (nicht etwa eine vorbereitende,
vorläufige) anwenden muss, zeigt schon,
dass ich nur
Aeusserliches über die Sprache
sagen // vorbringen // kann.
| ✓ |
/ |
Ja, aber wie können uns diese Ausführungen dann befriedigen? –
Nun, Deine Fragen waren ja auch schon in dieser Sprache
abgefasst; mussten in
dieser Sprache ausgedrückt werden, wenn etwas zu fragen
war! | ✓ |
/ |
Und Deine Skrupel sind Missverständnisse.
| ✓ |
/ |
Deine Fragen beziehen sich auf Wörter, so muss
ich von Wörtern reden. | ✓ |
/ |
Man sagt: Es kommt nicht auf das //
auf's // Wort an, sondern auf seine Bedeutung,
und denkt dabei immer an die Bedeutung, als ob sie nun eine Sache von der
Art des Worts wäre, allerdings vom Wort verschieden.
Hier ist das Wort, hier die Bedeutung.
(Das Geld, und die Kuh, die man dafür kaufen kann.
Anderseits aber: das Geld, und sein Nutzen.) 73. | ✓ |
/ |
Ueber die Spracheˇ des
Alltags sind nicht mehr
74 | ✓ |
|
|
Was ist ein Satz? –
Vor allem gibt es in unseren Sprachen einen
Satzklang.
(Daher Unsinngedichte wie die Lewis
Caroll's) Daher reden wir von
Unsinng
Und was wir oft Unsinn nennen ist nicht eine
Beliebige |
ü / |
Bei der Frage nach der allgemeinen Satzform bedenken wir,
dass die gewöhnliche Sprache zwar einen
bestimmten Satzrythmus hat, aber nicht alles, was diesen
Rythmus hat, ein Satz ist.
D.h. wie ein Satz klingt und keiner ist. – Daher die Idee vom sinnvollen und unsinnigen ‘Satz’. | ✓ |
a ? / |
Anderseits ist dieser Rythmus aber natürlich nicht
wesentlich.
Der Ausdruck “Zucker Tisch” klingt
nicht wie ein Satz, kann aber doch sehr wohl den Satz “auf dem
Tisch liegt Zucker” ersetzen.
Und zwar nicht etwa so, dass wir uns etwas
Fehlendes hinzudenken müssten, sondern, es kommt
wieder nur auf das System an, dem der Ausdruck “Zucker
Tisch” angehört. | ✓ |
/ |
Es fragt sich also, ob wir ausser diesem
irreführenden Satzklang noch einen allgemeinen Begriff vom Satz
haben.
(Ich rede jetzt von dem, was durch
[“|‘] & ’,
‘ V ’, ‘C’,
zusammengehalten wird.) | ✓ |
∫ |
/ Denken wir uns, wir läsen die Sätze eines Buches verkehrt, die
Worte in umgekehrter Reihenfolge; könnten wir nicht dennoch den Satz
verstehen?
Und klänge er jetzt nicht ganz
unsatzmässig? / 75 | ✓ |
/ | ⍈
Zu § 18
S 76 § 19
S. 79
Hat es einen Sinn, zu sagen: “Ich habe so viele Schuhe, als eine Wurzel der Gleichung x³ + 2x ‒ 3 = 0 Einheiten hat” ⌊⌊… als eine Lösung der Gleichung … ergibt”⌋⌋? Hier könnte es scheinen als hätten wir eine Notation, der wir es eventuell nicht ansehen können, ob sie Sinn hat oder nicht. ⌊⌊… deren Grammatik allein nicht bestimmt ob ob ein Satz Sinn hat oder nicht // was ein sinnvoller Satz ist & was nicht // .⌋⌋ ⌊⌊ Daß es also von vornherein nicht bestimmt wäre ⌋⌋ Wenn der Ausdruck “die Wurzel der Gleichung F(x) = 0” eine Beschreibung im Russell'schen Sinne wäre, so hätte der Satz “ich habe n Aepfel und n + 2 = 6” einen andern Sinn, als der: “ich habe 4 Aepfel”. Wir haben in dem ersten Satz ein ausserordentlich lehrreiches Beispiel dafür, wie [s|e]ine Notation auf den ersten Blick einwandfrei erscheinen kann, nämlich so, als verstünden wir sie; und dass wir in Wirklichkeit einen unsinnigen Satz nach Analogie eines sinnvollen gebildet haben und nur glauben, die Regeln des ersteren zu übersehen. So ist “ich habe n Schuhe und n² = 4” ein sinnvoller Satz; aber nicht “ich habe n Schuhe und n² = 2”. | ✓ |
| ⌊⌊
Dies gibt ein herrliches Beispiel dafür, was es heißt, einen
Satz verstehen (meinen). ⌋⌋ |
| ⌊⌊
Inwiefern ist das Verstehen – das augenblickliche Verstehen –
des Satzes ein Kriterium dafür, daß der Satz Sinn hat? 76 ⌋⌋ |
✓ ✓ |
∫ |
Die Erklärung
| ✓ |
| ⌊⌊
Die Erklärung: “Satz sei alles, was wahr oder falsch sein
könne “Satz ist alles …
kann” bestimmt den Begriff des Satzes in einem bestimmten
Sprachsystem als das was in diesem System
als Argument
Argument einer Wahrheitsfunktion auftritt ist. Und wenn wir von dem sprechen, was der Satzform als solcher wesentlich ist so
|
∫ |
‘p’ ist wahr = p.
Man gebraucht das Wort “wahr” in Zusammenhängen wie
“was er sagt ist wahr”, das aber sagt dasselbe wie
“er sagt ‘p’, und p ist der
Fall”. | ✓ |
? / |
“Wahr” und “falsch” sind tatsächlich
nur Wörter einer bestimmten Notation der Wahrheitsfunktion.
| ✓ |
a ? / |
Wenn man sagt, Satz sei alles, was wahr oder falsch sein könne, so
heisst das dasselbe wie: Satz ist
alles, was sich verneinen lässt. | ✓ |
∫ |
Wenn wir von dem sprechen, was der Satzform als solcher
wesentlich ist, so meinen wir die
Wahrheitsfunktionenfunktion. 77 | ✓ |
∫ |
Man kann natürlich auch nicht/sagen, ‘Satz’ sei dasjenige, wovon man
‘wahr’ und ‘falsch’ aussagen könne, in
dem Sinn, als könnte man versuchen, zu welchen Symbolen die Wörter
‘wahr’ und ‘falsch’
passten und danach entscheiden, ob etwas ein
Satz ist.
Denn das würde nur dann etwas bestimmen, wenn diese Worte in einer
bestimmten Weise gemeint [i|s]ind, das aber können sie nur im
Zusammenhang sein. // … wenn diese Worte in einer
bestimmten Weise gemeint sind,
d.h. bereits eine
bestimmte Grammatik haben. //
Und eben im Zusammenhang mit einem Satz.
Alles, was man machen kann, ist hier, wie in allen diesen Fällen, das
grammatische Spiel bestimmen, seine Regeln angeben und es dabei
bewenden lassen. | ✓ |
? / |
Was ein Satz ist, wird durch die Grammatik bestimmt.
D.h., innerhalb der Grammatik.
(Dahin zielte auch meine “allgemeine Satzform”.) | ✓ |
∫ |
[Zu: “Was ist ein Erfahrungssatz”]
Man kann nicht sagen “dieser Struktur fehlt noch etwas, um ein Satz zu sein”. Sondern es fehlt ihr etwas, um in dieser Sprache ein Satz zu sein. Wie man sagen kann // Man kann sagen // : dem Zeichenausdruck “2 + 2 4” fehlt etwas, um eine Gleichung zu sein. |
∫ |
Den Russen, welche statt “er ist gut” sagen “er
gut” geht nichts verloren, und sie denken sich auch kein
Verbum dazu. |
? ∫ |
[Zu: “Was ist ein Erfahrungssatz”]
Den kompletten Satz zu charakterisieren ist so unmöglich, wie die komplette Tatsache. |
/ |
Kann man den Begriff des “Satzes” festlegen? oder
die allgemeine Form des Gesetzes? –
Warum nicht!
Wie man ja auch den Begriff ‘Zahl’ festlegen
könnte, etwa durch das Zeichen
“/0, x,
x + 1/”.
Es steht mir ja frei, nur das Zahl
78 zu nennen; und so steht es mir
auch [c|f]rei, eine analoge Vorschrift zur
Bildung von Sätzen oder Gesetzen zu geben und das Wort
“Satz” oder “Gesetz”
ˇ [Ramsey] als ein
Aequivalent dieser Vorschrift zu gebrauchen.
Wehrt man sich dagegen und sagt, es sei doch klar,
dass damit nur gewisse Gesetze von andern
abgegrenzt worden seien, so antworte ich: Ja, Du kannst
freilich nicht eine Grenze ziehen, wenn Du von vornherein entschlossen
bist, keine anzuerkennen! –
Sollen die “Sätze” den unendlichen logischen Raum
erfüllen, so kann von keiner allgemeinen Satzform die Rede sein.
Es fragt sich dann natürlich: Wie gebrauchst Du nun das
Wort “Satz”? im Gegensatz wozu?
Etwa im Gegensatz zu “Wort”,
“Satzteil”, “Buchteil”,
Erzählung”,
etc..
| ✓ |
/ |
(Ein Satz, der von allen Sätzen oder allen Funktionen handelt.
Was stellt man sich darunter vor? //
Was meint man damit? //
Es wäre wohl ein Satz der Denkt man an einen Satz
der Logik.?
Denken wir nun daran, wie der Satz non2n p
= p bewiesen wird.) ⌊⌊ 0˙a11 a12 a13 … 0˙a21 a22 a23 … 0˙a31 a32 a33 … ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ⌋⌋ | ✓ |
? / |
Wenn ich “es verhält sich so und so” als allgemeine
Satzform gelten lasse, dann muss ich
2 + 2 = 4 unter
die Sätze rechnen, denn es ist grammatisch richtig, zu sagen:
“es verhält sich so, dass
2 + 2 gleich 4
ist”.
Es braucht weitere Regeln, um die Sätze der Arithmetik
auszuschliessen. | ✓ |
? / |
[Zu: “Was ist ein Erfahrungssatz”]
Falsche Ideen über das Funktionieren der Sprache: Broad, der sagte, etwas werde eintreffen, sei kein Satz. Was spricht man dieser Aussage damit ab? Etwas anderes, als, dass sie Gegenwärtiges oder Vergangenes beschreibt? – Die Magie mit Wörtern. Ein solcher Satz, wie der Broads, kommt mir so vor, wie ein Versuch, eine chemische Aenderung magisch zu bewirken; indem man den Substanzen, quasi, zu verstehen gibt, was sie tun sollen (wenn man etwa Eisen in Gold überführen wollte, indem man ein Stück Eisen mit der rechten und zugleich ein Stück Gold mit der linken Hand fasste). 79 |
✓ |
ü / |
Man könnte sagen: “Wie mach ich's denn, um
ein Wort immer
| ✓ |
|
Wie mach ich's denn, etwas mit ihm meinen?
Ich stelle mir wohl etwasˇ bei meinen Worten vor, will etwas
Ich brauche das Wort zu einem Zweck & darum nicht unsinnig. |
/ |
⌊⌊
Was machen wir nun wenn wir der Wortgruppe “ich teile
rot” einen Sinn geben?
Ja wir könnten doch ganz verschiedenes aus ihr machen: Einen
Satz der Arithmetik, einen Ausruf, einen Erfahrungssatz,
etc. einen unbewiesenen Satz der
Mathematik.
Ich habe also eine beliebige Auswahl.
Und wie ist die begrenzt?
Das ist schwer zu sagen: durch allerlei Arten von Nützlichkeit
& auch durch die Formelle Ähnlichkeit der Gebilde mit gewissen
primitiven Satzformen & alle diese Grenzen sind
verschwimmend. ⌋⌋ |
| ⌊⌊
“Rot kann man nicht teilen” heißt also:
Erinnere Dich daran daß Du in dem Spiel zu welchem dieser Satz seiner
Form nach zu gehören scheint nichts
|
? ü / |
⌊⌊
Der Satz “ich teile rot” kann doch einen Sinn haben
ich doch … geben (z.B. kann er
dasselbe sagen wie ich teile etwas Rotes)
Was, wenn ich fragte; welches Wort welcher Fehler
macht den Satz zum Unsinn?
Warum soll es gerade das Wort “Rot” sein?
Da sieht man daß wir bei diesem Satz auch in seiner unsinnigen Gestalt an
ein ganz bestimmtesˇ gramm. System sinnvoller
Sätze denken.
Daher sagen wir auch “rot kann man nicht teilen” geben
also eine Antwort; während man auf eine Wortzusammenstellung wie
“ist hat gut” nichts antworten würde. ⌋⌋
⌊⌊
Denkt man nun aber an ein bestimmtes vorhandenes System Sp
Sprachspiel & seine Anwendung dann sagt der Satz daß
“ich teile rot” unsinnig ist vor allem, daß er nicht zu
dem bestimmten Spiel gehört zu dem er seiner Erscheinung
nach⌋⌋ zu gehören scheint. |
? / |
“Woher weiss ich, dass
|
/ |
Welcher Art nun sind die Regeln, welche sagen,
dass die und die Zusammenstellungen von Wörtern
keinen Sinn haben?
Sind sie von der Art derjenigen Vorschriften welche
etwa sagen, dass es keine Spielstellung im
Schach ist, wenn zwei Figuren auf dem gleichen Feld stehen, oder wenn
eine Figur
80 auf der Grenze zwischen zwei Feldern steht,
etc.?
Diese Sätze sind
Denken wir an
| ✓ |
? / |
[Zu: “und auf gleiche Weise …”]
Gesichtsraum und Retina. Es ist, wie wenn man eine Kugel orthogonal auf eine Ebene projiziert, etwa in der Art, wie die beiden Halbkugeln der Erde in einem Atlas dargestellt werden, und nun könnte einer glauben, dass, was auf der Ebene ausserhalb der beiden Kugelprojektionen vor sich geht, immerhin noch einer möglichen Ausdehnung dessen entspricht, was sich auf der Kugel befindet. Hier wird eben ein kompletter Raum auf einen Teil eines andern Raumes projiziert; und analog ist es mit den Grenzen der Sprache im Wörterbuch. // in der Grammatik. // Für S. 124 M.S﹖ |
|
4 | ✓ |
∫ |
Die Methode des Messens,
z.B. des räumlichen
Messens, verhält sich zu einer bestimmten Messung genau so,
wie der Sinn eines Satzes zu seiner Wahr- oder
Falschheit. | 2 | ✓ |
| ⌊⌊
Der Sinn einer Längenangabe wird durch die Beschreibung der Meßmethode
erklärt; die Wahrheit der Längenangabe ⌋⌋ |
? / |
Der Sinn
| 3 | ✓ |
? / |
Welche Rolle der Satz im Kalkül spielt, das ist sein
Sinn. | 1 | ✓ |
Der Sinn steht (also) nicht hinter
ihm (wie der psychische Vorgang der Vorstellung
etc.). | ✓ |
/ |
Was heisst es denn: “entdecken,
dass ein Satz keinen Sinn hat”?
Und was heisst das: “wenn ich etwas damit meine, muss es doch Sinn haben”? Worin besteht dieses Meinen? “Wenn ich etwas damit meine …” – wenn ich was damit meine?! ¥ [dazu S. 75/1] 82 | ✓ |
ü / |
Was heisst es: “Wenn ich mir
etwas dabei vorstellen kann, muss es doch Sinn
haben”?
Wenn ich mir was dabei vorstellen kann? Das, was ich
Die Antwort wäre: wenn der Sinn ist daß ich mir etwas vorstelle. Aber es heißt wohl auch: wenn ich mir ein Bild danach machen kann so garantiert das mir andere Anwendungen. | ✓ |
∫ |
Man könnte auch so fragen: Ist der ganze Satz nur ein
unartikuliertes Zeichen, in dem ich erst nachträglich
Aehnlichkeiten mit anderen Sätzen
erkenne?
Das wäre etwa so, wenn jeder Satz eine Droge // Medizin // mit bestimmter Wirkung wäre und man käme erst nachträglich durch Analyse darauf, dass zwei Medizinen gewisse Ingredientien mit einander gemein hätten. ⌊⌊Wie Als wäre er eine Flüssigkeit deren chemische Analyseˇ uns erst gemeinsame Bestandteile mit anderen
| ✓ |
? / |
Ja, man könnte unsere Frage in einer sehr elementaren Form stellen:
Warum eine Sprache nicht mit bloss einem
Wort möglich ist // auskommen
könnte // , da es ja doch vorkommt,
dass ein Wort (in einer
Sprache) mehrere Bedeutungen hat.
(Warum also nicht alle?) 83 |
✓ ✓ |
|
In welchem Sinne kann ich sagen, der Satz sei ein Bild?
Wenn ich darüber denke, möchte ich sagen: er
muss ein Bild sein, damit er mir zeigen kann, was
ich tun soll, damit ich mich nach ihm richten kann.
Aber, dann willst Du
// also //
bloss
sagen, dass Du Dich nach dem
Satz richtest in demselben Sinne, in dem Du Dich nach einem Bild
richtest. ⌊⌊
Das Bild ist eine Beschreibung. ⌋⌋ |
|
Ist jedes Bild ein Satz?
Und was heisst es, etwa zu sagen,
dass jedes als ein Satz gebraucht werden
kann? |
|
Ich kann die Beschreibung des Gartens in ein gemaltes Bild, das Bild in
eine Beschreibung übersetzen. |
/ |
⌊⌊
vielleich unnütz⌋⌋
Zu sagen, dass der Satz ein Bild ist, hebt gewisse Züge in der Grammatik des Wortes “Satz” hervor. | ✓ |
∫ |
Das Denken ist ganz dem Zeichen von Bildern zu
vergleichen.
Man kann aber auch sagen: Das Denken ist (wesentlich) mit keinem Vorgang zu vergleichen und was wie ein Vergleichsobjekt scheint, ist in 84 Wirklichkeit ein Beispiel. | ✓ |
Wenn ich den Satz mit einem Masstab verglichen habe,
so habe ich, strenggenommen, nur einen Satz, der mit Hilfe
eines Masstabes die Länge eines Gegenstands // eine Länge // aussagt
| ✓ |
|
Wenn man die Sätze als Vorschriften auffasst, um
Modelle zu bilden, wird ihre Bildhaftigkeit noch deutlicher.
|
|
Die Sprache muss von der Mannigfaltigkeit eines
Stellwerks sein, das die Handlungen veranlasst, die
ihren Sätzen entsprechen. |
|
Die Uebereinstimmung von Satz und Wirklichkeit ist
der Uebereinstimmung zwischen Bild und Abgebildetem
nur so weit ähnlich, wie der Uebereinstimmung
zwischen einem Erinnerungsbild und dem gegenwärtigen Gegenstand.
|
|
Der Satz ist der Tatsache so ähnlich wie das Zeichen ‘5’
dem Zeichen
‘3 + 2’.
Und das gemalte Bild der Tatsache, wie
‘!!!!!’ dem
Zeichen ‘!! + !!!’.
|
|
Z.B. a, b, c, d bedeuten Bewegungen und zwar
a = ↓, b =
↑, c =
→, d =
←.
Also heisst
z.B. bccbda
der Linienzug
85 |
| 22
Sätze mit Genrebildern verglichen.
(Verwandt damit: Verstehen eines Bildes.)
⋎
S. 289⇒ |
? / ∫ |
Wie ist es mit den Sätzen, die in Dichtungen vorkommen.
Hier kann doch gewiss von einer Verifikation nicht
geredet werden und doch haben diese Sätze Sinn.
Sie verhalten sich zu den Sätzen, für die es (eine)
Verifikation gibt, wie ein Genrebild zu einem Portrait.
Und dieses Gleichnis dürfte wirklich die Sache
vollständig darstellen. | ✓ @ |
| ⌊⌊
Die Beschreibung eines wirklichen Gegenstandes verhält sich zu der
Beschreibung in einer Dichtung wie ein Portrait zu einem
Genrebild.⌋⌋ |
∫ |
Wenn ich ein Bild anschaue, so sagt es mir etwas, auch wenn ich keinen
Augenblick glaube (mir einbilde), die Menschen seien wirklich oder es
habe wirkliche Menschen gegeben, von denen dies ein verkleinertes
Bild sei.
“Es sagt mir etwas” kann aber hier nur
heissen, “es bringt eine
bestimmte Einstellung in mir hervor.”
Denn wie, wenn ich fragte: “was sagt es mir denn”?” | ✓ |
|
Meine Stellung gegen das Bild ist auch keine hypothetische, so
dass ich mir etwa sagte “wenn es solche
Menschen gäbe, dann …” |
/ ∫ |
Wenn ich ein Genrebild ansehe, so halte ich die gemalten Menschen darin
nicht für wirkliche Menschen, andererseits ist ihre
Aehnlichkeit mit Menschen für das Verständnis
des Bildes wesentlich. 86 |
/ |
Wenn man es für selbstverständlich hält, dass sich
der Mensch an seiner Phantasie vergnügt, so bedenke man,
dass diese Phantasie nicht wie ein gemaltes Bild
oder ein plastisches Modell ist, sondern ein kompliziertes Gebilde
aus heterogenen Bestandteilen: Wörtern und Bildern.
Man wird dann das Operieren mit Schrift- und
Lautzeichen nicht mehr in Gegensatz stellen zu dem Operieren mit
“Vorstellungsbildern” der Ereignisse.
| ✓ |
? / |
Die Illustration in einem Buch ist dem Buch nichts fremdes, sondern
gesellt sich hinzu wie ein verwandter Behelf einem andern, – wie
etwa eine Reibahle dem Bohrer.
(Wenn einen die Hässlichkeit eines Menschen abstösst, so kann sie im Bild, im gemalten, gleichfalls abstossen, aber auch in der Beschreibung, in den Worten.) ⇒
⋎
S. 390 87 | ✓ |
|
/ |
“Meine Erwartung ist so gemacht, dass, was
immer kommt, mit ihr übereinstimmen muss, oder
nicht.” | ✓ |
/ |
“Der Satz ist als Richter hingestellt und wir fühlen
uns vor ihm verantwortlich.” | ✓ |
? / |
Ich sage, die Hand über demn Tisch haltend, “ich wollte, dieser Tisch wäre so
hoch”.
Nun ist das Merkwürdige: die Hand über dem Tisch an und für sich
drückt gar nichts aus.
D.h., sie ist eine Hand über einem Tisch, aber
kein Symbol (wie der Pfeil, der etwa die Gehrichtung anzeigen soll, an
sich nichts ausdrückt). |
/ ? |
“Die Hand zeigt dahin”.
Aber in wiefern zeigt sie dahin? einfach, weil sie sich in einer
Richtung verjüngt?
(Zeigt ein Nagel in die Wand?)
D.h., ist es dasselbe zu sagen “sie
zeigt
etc.”
88 |
|
Man kann eine Lehne auf das Mass eines Körpers
einstellen, vorbereiten.
Dann liegt in dieser Einstellung zwar das eingestellte
Mass, aber in keiner Weise,
dass ein bestimmter Körper es hat.
Ja vor allem liegt darin keine Annahme darüber, ob der Körper dieses
Mass hat, oder nicht hat. |
Ich sagte, der Satz wäre wie ein Masstab an die
Wirklichkeit angelegt:
| ✓ |
/ |
Man möchte sagen: Lege den Masstab an
einen Körper an; er sagt nicht, dass der Körper so
lang ist.
Vielmehr ist er an sich gleichsam ˇich
möchte sagen tot und leistet nichts von dem, was der Gedanke
leistet.
Es ist, als hätten wir uns eingebildet, das Wesentliche am lebenden
Menschen sei die äussere Gestalt, und hätten nun
einen Holzblock von⌊/⌋dieser
Gestalt hergestellt und sähen mit Enttäuschung den toten Klotz, der auch
keine Aehnlichkeit mit dem Leben
hat. | ✓ |
|
Man könnte sagen, “die Erwartung ist kein Bild, sie bedient sich
nur eines Bildes⌊”⌋.
Ich erwarte etwa, dass meine Uhr jetzt auf 7 zeigen
wird und drücke dies durch ein Bild der Zeigerstellung aus.
Dieses Bild kann ich nun mit der wirklichen Stellung vergleichen; die
Erwartung aber nicht. |
/ |
Mein Gedanke ist immer: wenn einer die Erwartung sehen könnte,
dass er sehen //
erkennen // müsste, was erwartet
wurde. Aber so ist es ja auch: wer den Ausdruck der Erwartung sieht, sieht was erwartet wird. Und wie könnte man es auf andere Weise, in anderem Sinne sehen?! | ✓ |
? / |
Gut, ich sage: wenn ich meine Uhr herausziehe, wird sie mir jetzt
entweder dieses Bild der Zeigerstellung bieten, oder
nicht.
Aber wie
89 kann ich es ausdrücken,
dass ich mich für eine dieser Annahmen
entscheide?
Jeder Gedanke ist der Ausdruck eines Gedankens. |
|
Ich könnte mein Problem so darstellen: Wenn ich untersuchen
wollte, ob die Krönung Napoleons so und so stattgefunden hat, so könnte ich mich
dabei, als einer Urkunde, des Bildes bedienen, statt einer
Beschreibung.
Und es frägt sich nun, ist die ganze Vergleichung der Urkunde mit der
Wirklichkeit von der Art, wie der Vergleich der Wirklichkeit mit dem
Bild, oder gibt es dabei noch etwas Andres, von andrer Art? |
|
Aber womit soll man die Wirklichkeit vergleichen, (:) als mit dem Satz?
Und was soll man andres tun, (:) als sie
mit ihm zu vergleichen? |
|
Wenn man das Beispiel von dem, durch Gebärden mitgeteilten Befehl
betrachtet, möchte man einerseits immer sagen:
Ja, dieses Beispiel ist eben unvollkommen, die
Gebärdensprache zu roh, darum kann sie den beabsichtigten Sinn nicht
vollständig ausdrücken” – aber tatsächlich ist sie so gut
wie jede denkbare andere, und erfüllt ihren Zweck so vollständig, wie es
überhaupt denkbar ist.
(Es ist eine der wichtigsten Einsichten, dass es keine Verbesserung der Logik gibt.) |
| ⌊⌊
Der Befehl die Zahlen 1 bis 4 zu quadrieren. ⌋⌋ |
/ | ⍈
S. 92
Der Befehl
| ✓ |
Angedeutet aber ist etwas nur insofern, als ein System nicht
ausdrücklich, oder unvollkommen festgelegt ist.
Wir möchten sagen, es sei uns unvollkommen angedeutet oder, das
Zeichen suggeriere nur undeutlich, was
90 wir zu tun
hätten.
Es sei etwa in dem Sinn undeutlich, wie eine Tafel mit der
Aufschrift “Links Gehen” deutlicher wird, wenn
zugleich ein Pfeil die Richtung zeigt. // Es
sei etwa undeutlich in dem Sinn, in welchem wir der Deutlichkeit halber
Zeichen ausführlicher geben. // | ✓ |
| ⌊⌊ → ↣ ⌋⌋ |
? / |
Aber für uns ist der Befehl deutlich, der unzweideutig ist; und einen
deutlicheren gibt es nicht. | ✓ |
|
Eindeutig aber kann er nur werden, dadurch, dass in
dem System von Befehlen eine Unterscheidung gemacht wird, die, wenn
sie fehlt, eben die Zweideutigkeit hervorruft.
(Wenn also das System die richtige Mannigfaltigkeit
erhält.) |
∫ |
Was, in der Logik, nicht nötig ist, hilft auch
nicht. // … ist auch nicht von
Nutzen. //
Was nicht nötig ist, ist überflüssig. | ✓ |
? / | ⍈
Die Unbeholfenheit, mit der das Zeichen wie ein Stummer durch allerlei
suggestive Gebärden sich verständlich zu machen sucht,ˇ –
sie verschwindet, wenn wir erkennen, dass das
Wesentliche am Zeichen das System ist, dem es zugehört und sein
übriger Inhalt wegfällt.
Man möchte sagen nur der Gedanke kann es ganz sagen, d[er|as] [G|Z]eichen nicht. 91 | ✓ |
|
|
“Der Satz sagt etwas” darauf ist die
Erganzung entweder die Frage
“Was?” & ein andrer Satz – oder
es hieß man könnte dafür setzen “der
Satz sagt” “sagt etwas”
istˇ gar keine Variable, heißt nicht: “sagt
dies, oder jenes. |
|
Der Wunsch scheint schon zu wissen was ihn erfüllen wird oder würde, der
Satz der Gedanke was ihn wahr⋰macht auch wenn es gar nicht da ist!
Woher dieses Bestimmen, dessen, was noch nicht da
ist? – dieses
Und woher diese [S|s]eltsame Sinnestauschung? Wir sagen der Satz sagt etwas, der Wunsch wunscht der Befehl befiehlt etwas. Aber wie
|
| ⌊⌊
Wir sagen auch: Der Befehl befielt
dies, & tun es; aber auch, “der Befehl
befiehlt dies: Du ich sollst das & das
tun.
Wir übersetzen ihn
einmal in einen andern Satz, einmal in eine Demonstration,
oder
& einmal in die Tat. Ja er befielt ja schon – möchte ich sagen – daß ich das tun soll! Aber was ist denn das das? Ich werde von der Form: “Er befielt das” hypnotisiert. ⌋⌋ |
| ⌊⌊
“Der Befehl befielt seine Befolgung”.
Ja also kennt er seine Befolgung schon ehe sie da
istch! –
Aber der Satz ist ja nur ein Grammatischer über die Worte
“Befehl” & “Befolgung”.
Er sagt: Wenn ein Befehl lautet “Tue das
& das” dann nennt man “das & das
tun”
|
/ |
Jedes Symbol scheint als solches etwas offen zu lassen. | ✓ |
/ / |
Der Plan ist als Plan etwas Unbefriedigtes.
(Wie der Wunsch, die Erwartung, die Vermutung
u.s.f..)
⌊⌊
Und hier meine ich
Ich möchte manchmal mein Gefühl dem Plan gegenüber als eine Innervation bezeichnen. Aber auch die Innervation an sich ist nicht unbefriedigt, ergänzungsbedürftig. | ✓ |
? / |
In wiefern kann man den Wunsch als solchen, die Erwartung
‘unbefriedigt’ nennen?
Was ist das Urbild // Vorbild // der
Unbefriedigung?
Ist es der leere Hohlraum (in den etwas
hineinpasst)?
Und würde man von einem leeren Raum sagen, er sei
unbefriedigt?
Wäre das nicht auch eine Metapher?
Ist es nicht ein gewisses Gefühl, das wir Unbefriedigung nennen?
Etwa der Hunger.
Aber der Hunger enthält nicht das Bild seiner Befriedigung.
| ✓ |
? / |
Die Hohlform ist nur unbefriedigt in dem System, in dem auch die
entsprechende Vollform vorkommt. // … in
dem auch die Vollform vorkommt. // 92 | ✓ |
/ |
Ich meine man kann das Wort “unbefriedigt” nicht
schlechtweg von einer Tatsache gebrauchen.
Es kann aber in einem System eine Tatsache beschreiben
helfen.
Ich könnte
z.B. festsetzen,
dass ich den Hohlzylinder ‘den
unbefriedigten Zylinder’ nennen werden, den
entsprechenden Vollzylinder, seine
Befriedigung. | ✓ |
? / |
Aber man kann nicht sagen, dass der Wunsch
‘p möge der Fall sein’, durch die Tatsache
p befriedigt wird, es sei denn als Zeichenregel: /der Wunsch p möge der Fall sein/ = /der Wunsch, der durch die Tatsache p befriedigt wird/. | ✓ |
|
| ⌊⌊
Man könnte auch so sagen: Dieser Befehl befiehlt
dies (& tut es). –
Aber hat er dies nicht schon früher befohlen?
(Er hat dochˇ früher nichts anderes befohlen!)
Also hat er diese Tat befohlen ehe es sie noch gab.
Inwiefern hat er aber früher dies befohlen? –
We Ist denn Befehlen eine Tätigkeit, die er auch früher ausübte?
Und wie hat er sie ausgeübt? Er
Der Befehl befielt das & das enthält ja die Zeit gar nicht
sowenig wie 2 + 2 ist
4.
Ich habe auch früher dies gemeint enthält wohl die
Zeit.
Aber was ist denn hier das Kriterium dafür daß ich dies
meinte.
Heißt es ich habe schon früher den Dieb gehangen ehe ich ihn noch
hatte. Wie kann man meinen was noch nicht geschehen ist. Worin bestand aber dies meinen damals. Was nennen wir also jetzt diesˇ was wir jetzt tun gemeint zu haben? Worin besteht die Identität: dasselbe jetzt tun, was ich früher meinte. Worin besteht es: dasselbe dieselbe Speise jetzt kochen, was zubereiten die ich später esse Ja ich meine ja jetzt schon das was ich später
Man möchte sagen: ich befehle mehr als die Worte & weniger als die Handlung. Wir identifizieren den Satz “daß …” mit der Handlung. Er hat das getan was ich ihm befohlen habe – Warum soll man hier nicht von einer sagen es [h|s]ei eine Identitätch der Handlungch & der Worte?! Wozu soll ich mich einen Schatten zwischen die beiden stellen? Wir haben ja eine Projektions-methode. Nur ist es eine andere Identität: Ich habe das getan was er getan hat & ich habe getan das was er befohlen hat. 93 |
✓ ∕∕ ✓ |
? / |
Einen Satz verstehen heisst, eine Sprache
verstehen. | ✓ |
∫ |
Jeder Satz einer Sprache hat nur Sinn im Gegensatz zu anderen
Wortzusammenstellungen derselben Sprache. | ✓ |
? / |
Wenn ein Satz nicht eine mögliche Verbindung unter anderen
wäre, so hätte er keine Funktion.
D.h.: Wenn ein Satz eine Beschreibung nicht das Ergebnis einer Entscheidung wäre, hätte er sie nichts zu sagen. |
| ⌊⌊
Sprache die nur aus einem Signal besteht das immer gegeben wird,
wenn eine bestimmte Handlung vollführt werden soll.
Abrichten. ⌋⌋ |
Denken ist Pläne machen.
Wenn Du Pläne machst, so machst Du ein[n|e]n Plan zum Unterschied von // im Gegensatz zu // andern Plänen. | ✓ |
↑ im Gegensatz zu
↗ ist ein anderes
Zeichen als ↑ im Gegensatz zu
↑ 94 | ✓ |
|
“Geh so nicht so
” hat nur Sinn, wenn es die Richtung ist,
die dem Pfeil hier wesentlich ist, und nicht, etwa nur die Länge.
|
|
Man muss wissen, worauf im Zeichen man zu sehen
hat.
Etwa: auf welcher Ziffer der Zeiger steht, nicht darauf, wie
lange er ist. |
? / |
“Geh' in der Richtung, in der der Zeiger
zeigt”.
“Geh' so viele Meter in der Sekunde, als der Pfeil cm lang ist”. “Mach' so viele Schritte, als ich Pfeile zeichne”. “Zeichne diesen Pfeil nach”. Für jeden dieser Befehle kann der Gleiche Pfeil stehen. ‒ ‒ ‒ | ✓ |
|
“Ich muss auf die Länge
achten”. “ich muss auf die
Richtung achten”, das heisst schon:
auf die Länge im Gegensatz zu anderen,
etc.. |
|
|
Es zeigt mir jemand zum ersten Mal eine Uhr und will,
dass ich mich nach ihr richte.
Ich frage nun: worauf soll ich bei diesem Ding achten.
Und er sagt: auf die Stellung der Zeiger. |
|
Natürlich, das Zeichen eines Systems bezeichnet es nur im Gegensatz zu
anderen Systemen und setzt selbst ein System voraus.
(Interne Relation, die nur besteht, wenn ihre Glieder da
sind.) 95 |
|
/ |
Was heisst es, wenn man sagt: “ich
kann mir das Gegenteil davon nicht vorstellen”, oder
“wie wäre es denn, wenn's anders wäre”;
z.B. wenn jemand gesagt hat,
dass meine Vorstellungen privat seien, oder
dass nur ich selbst wissen kann, ob ich Schmerzen
empfinde, und dergleichen. | ✓ |
/ ü |
Wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie es anders wäre, so kann ich mir
auch nicht vorstellen, wie es so sein kann.
“Ich kann mir nicht vorstellen” heisst nämlich hier nicht, was es im Satz “ich kann mir keinen Totenkopf vorstellen” heisst. Ich will damit nicht auf eine mangelnde Vorstellungskraft deuten. | ✓ |
? / |
ˇUeberlege: “Ich
habe tatsächlich nie gesehen, dass ein schwarzer Fleck
nach und nach immer heller wird, bis er weiss ist,
und dann immer [t|r]ötlicher, bis er rot ist; aber ich
weiss, dass es möglich ist, weil
ich es mir vorstellen kann.
D.h., ich operiere mit meinen Vorstellungen im Raume
der Farben und tue mit ihnen, was mit den Farben möglich
wäre.”
⇒((Siehe “Logische
Möglichkeit”.)) 96 | ✓ |
/ |
Es scheint, als könnte man so etwas sagen
wie:
Die Wortsprache lässt unsinnige
| ✓ |
/ |
⌊⌊
Aber so ist es nicht Also die Sprache der Zeichnung auch nicht unsinnige Zeichnungen; –
aber so ist es nicht, denn eine Zeichnung kann in dem selben Sinne unsinnig
sein wie ein Satz. Denken wir uns eine Zeichnung nach der
Körper modelliert werden sollen
// Denken wir uns nach dann hätte
z.B. die Zeichnung eines Würfels Sinn aber nicht die
eines Sechsecks mit seinen Diagonalen.
Und denken wir an das sinnlose Stück in der Zeichnung einer
Reiseroute Beispiel vom Einzeichnen einer Reiseroute in die beiden
Erdprojektionen ⌋⌋ |
/ |
Was heisst es denn “entdecken,
dass ein Satz keinen Sinn hat”?
Oder fragen wir so: Wie kann man denn die Unsinnigkeit
eines Satzes (etwa): “dieser
Körper ist ausgedehnt”) dadurch bekräftigen,
dass man sagt: “Ich kann mir
nicht vorstellen, wie es anders wäre”?
Denn, kann ich etwa versuchen, es mir vorzustellen? Heisst es nicht: Zu sagen, dass ich es mir vorstelle, ist sinnlos? Wie hilft mir dann also diese Umformung von einem Unsinn in einen andern? – Und warum sagt man gerade: “ich kann mir nicht vorstellen, wie es anders wäre”? und nicht – was doch auf dasselbe hinauskommt – “ich kann mir nicht vorstellen, wie das wäre”? Man erkennt scheinbar in dem unsinnigen Satz etwas, wie eine Tautologie, zum Unterschied von einer Kontradiktion. Aber das ist ja auch falsch. – Man sagt gleichsam: “Ja, es // er // ist ausgedehnt, aber wie könnte es denn anders sein? also, wozu es sagen?” Es ist dieselbe Tendenz, die uns auf den Satz “dieser Stab hat eine bestimmte Länge” nicht antworten lässt “Unsinn!”, sondern “Freilich!”. Was ist aber der Grund (zu) dieser E Tendenz? Sie könnte auch so beschrieben werden: wenn wir die beiden Sätze “dieser Stab hat eine Länge” und seine Verneinung “dieser Stab hat keine Länge” hören, so sind wir parteiisch und neigen dem ersten Satz zu (statt beide für Unsinn zu erklären). Der Grund hievon ist aber eine Verwechslung: Wir sehen den ersten Satz verifiziert (und den zweiten falsifiziert) dadurch, “dass der Stab 4 m hat”. Und man wird sagen: “und 4 m ist doch eine Länge” und vergisst, dass man hier einen Satz der Grammatik hat. | ✓ |
/ |
Warum sieht man es als Beweis dafür an, dass ein Satz
Sinn hat, ⌊:⌋ dass
ich
97 mir, was er sagt, vorstellen
kann?
Ich könnte sagen: Weil ich diese Vorstellung mit einem
dem ersten verwandten Satz beschreiben müsste.
| ✓ |
|
Könnte ich durch eine Zeichnung darstellen, wie es ist, wenn es sich so
verhält, wenn es keinen Sinn hätte, zu sagen “es verhält sich
so”?
Zu sagen, “ich kann aufzeichnen wie es ist, wenn es sich so verhält” ist hier eine grammatische Bestimmung über den betrachteten Satz (denn ich will ja nicht sagen, ich könne es zeichnen, etwa weil ich zeichnen gelernt habe u.s.w.). Wie wenn ich sagte: “ist das kein Spiel, da ich doch darin gewinnen und verlieren kann?” – Nun, wenn das Dein Kriterium eines Spieles ist, dann ist es ein Spiel. |
/ ü |
“Ich weiss, dass es
möglich ist, weil …”
Diese Ausdrucksform ist von Fällen hergenommen, wie:
“Ich weiss, dass es
möglich ist, die Tür mit diesem Schlüssel aufzusperren, weil ich es
schon einmal getan habe”.
Vermute ich also in dem Sinn, dass
dieser Farbenübergang möglich sein wird, weil ich mir ihn vorstellen
kann?!
Muss es nicht vielmehr
heissen: der Satz “der Farbenübergang
ist möglich” heisst dasselbe wie der:
“ich kann ihn mir vorstellen”, oder: der erste
Satz folgt aus dem zweiten? –
Wie ist es damit: “Das ABC
lässt sich laut hersagen,
weil ich es mir im Geiste vorsagen
kann”?
“Ich kann mir vorstellen, wie es wäre”, oder – was wieder ebenso gut ist – : “ich kann es aufzeichnen, wie es wäre, wenn p der Fall ist” gibt eine Anwendung des Satzes. Es sagt etwas über den Kalkül, in welchem wir p verwenden. 98 | ✓ |
|
Wenn man sagt, die Substanz ist unzerstörbar, so meint man,
es ist sinnlos, in irgend einem Zusammenhang – bejahend oder
verneinend – von dem “Zerstören einer Substanz” zu
reden. | ✓ |
/ |
⌊⌊
Man kann auch einen zeigen daß ein Satz metaphysisch gemeint ist indem man
fragt: Ist das nun eine
Erfahrungstatsache?
Kannst Du Dir denken (vorstellen) daß es anders wäre.
Willst Du sagen Substanz sei noch nie zerstört worden oder es sei
undenkbar daß sie zerstört werde
Undenkbar ⌋⌋ |
? / |
⌊⌊
Seltsam daß man sollte sagen können das & das sei
undenkbar!
Auch wenn wir im Denken wesentlich eine Begleitung des Ausdrucks sehen so ist
sind müssen also doch die Worte ‘das & das’ in
diesem Satz unbegleitet sein.
Was soll er also für einen Sinn haben?
Es sei denn daß er aussagen soll diese Worte seien sinnlos.
Aber dann ist nicht quasi ihr Sinn sinnlos sondern sie werden aus unserer
Sprache ausgeschaltet wie irgend ein beliebiges Geräusch & der Grund
ihrer ausdrücklichen Ausschließung kann nur darin liegen daß wir aus irgend
einem Grunde versucht sind das Gebilde mit einem Satz unserer Sprache zu
verwechseln.⌋⌋ |
/ |
Ich versuche etwas, kann es aber nicht. –
Was heisst es aber: “etwas nicht
versuchen können”?
“Wir können auch nicht einmal versuchen, uns ein rundes Viereck vorzustellen”. | ✓ |
∫ |
Logische Möglichkeit und Sinn.
Kann man fragen: “wie müssen die grammatischen
Regeln für die Wörter beschaffen sein, damit sie einem Satz Sinn
geben”? | ✓ |
∫ |
Der Gebrauch des Satzes, das ist sein Sinn. |
∫ |
Ich sage
z.B. “auf diesem Tisch steht jetzt
keine Vase, aber es könnte eine da stehn; dagegen ist es sinnlos // unsinnig // zu sagen, der Raum könnte vier
Dimensionen haben.”
Aber wenn der Satz dadurch sinnvoll wird, dass er
mit den grammatischen Regeln im Einklang ist, nun, so machen wir
99 eben die Regel, die den Satz, unser Raum
habe vier Dimensionen, erlaubt.
Wohl, aber damit ist nun die Grammatik dieses Ausdrucks noch nicht
festgelegt.
Nun müssen erst noch weitere Bestimmungen darüber gemacht // [v|g]etroffen //
werden, wie ein solcher Satz zu gebrauchen ist, wie er etwa
verifiziert wird. | ✓ |
? / |
Wenn man auch den Satz als Bild des beschriebenen Sachverhalts
auffasst und sagt, der Satz zeige eben wie es
ist, wenn er wahr wäre, er zeige also die Möglichkeit des behaupteten
Sachverhalts, so kann der Satz doch bestenfalls tun, was ein gemaltes
oder modelliertes Bild tut, und er kann also jedenfalls nicht das
hinstellen // erzeugen // , was nun
eben [Frege] nicht der Fall ist.
Also hängt es ganz von unserer Grammatik ab, was möglich genannt
wird und was nicht, nämlich eben, was sie
zulässt.
Aber das ist doch willkürlich! –
Gewiss, aber nicht mit jedem Gebilde kann ich
etwas anfangen;
d.h.: nicht jedes Spiel
ist nützlich und wenn ich versucht bin, etwas ganz
Gewiß aber unsere [S|E]rfahrungssätze z.B. die, welche sich durch ein gemaltes Bild ersetzen ließen weil sie eine sichtbare Verteilung von Körpern beschreiben haben eher eine bestimmte Anwendung einen bestimmten Nutzen. Aber nicht ⌋⌋ So ist es z.B., wenn man von einer unendlichen Baumreihe redet und sich fragt, wie es denn zu verifizieren sei, dass eine Baumreihe unendlich ist, und was etwa die Beziehung dieser Verifikation zu der des Satzes “die Baumreihe hat 100 Bäume” ist. 100 ch | ✓ ✓ |
|
/ |
Kann ein logisches Produkt in einem Satz verborgen sein?
Und wenn, wie erfährt man das, und was für Methoden haben wir, das im
Satz Verborgene ans
Die Frage ob ein log. Produkt in einem Satz versteckt sei ist ein mathematisches Problem. |
/ |
Also ist Elementarsatz ein solcher, der sich in dem Kalkül, wie ich
|
|
Die Idee, Elementarsätze zu konstruieren (wie dies
z.B. Carnap
versucht hat), beruht auf einer falschen Auffassung der logischen
Analyse.
Sie betrachtet das Das Problem dieser
Analyse als das,ˇ besteht nicht darin ist
nicht: es sei eine
Theorie der Elementarsätze zu
findench.
Als seien Prinzipien der Mechanik zu finden.
Sie lehtn lehnt sich an das an, was, in
der
101 Mechanik
z.B.,
geschieht, wenn eine Anzahl von Grundgesetzen gefunden wird, aus denen
das ganze System von Sätzen hervorgeht. |
/ |
Meine eigene Auffassungˇ in der
log. phil. Abhandlg.
war falsch:
Teils,ˇ 1.) weil ich mir über
den Sinn der Worte “in einem Satz iste ein logisches
Produkt versteckt” (und ähnlicher) nicht
klar war, zweitens,
2.) weil auch ich dachte, die logische Analyse
müsse verborgene Dinge an den Tag bringen (wie es die chemische
und physikalische tut). |
ü / |
Man kann den Satz “dieser Ort ist jetzt rot” (oder
“dieser Kreis ist jetzt rot”,
etc.)
einen Elemen[f|t]arsatz nennen, wenn man damit sagen will,
dass er weder eine Wahrheitsfunktion anderer Sätze ist,
noch als solche definiert
(ist﹖).
(Ich sehe hier von Verbindungen der Art p & (q . V .
non-q) und analogen
ab.)
Aus “a ist jetzt rot” folgt aber “a ist jetzt nicht grün” und die Elementarsätze in diesem Sinn sind also nicht von einander unabhängig, wie die Elementarsätze in meinem seinerzeit beschriebenen Kalkül, von dem ich annahm, der ganze Gebrauch der Sätze müsse sich auf ihn ◇◇◇ zurückführen lassen; – verleitet durch einen falschen Begriff von diesem “zurückführen” // von dieser Zurückführung // . 102 |
|
Siehe Sinn & Grammatik |
|
ü / | ✓ |
∫ ⌇ |
“Derˇ Über den
schmerzlosen Zustandˇ sinnvoll
reden setzt die Fähigkeit
voraus, Schmerzen zu fühlen und das kann keine
In wiefern ist aber Schmerzlosigkeit ein Zustand. Was nenne ich einen “Zustand”? ⌊⌊ Vielleicht lehrreich. Sonst U.⌋⌋ 103 |
/ / ∫ |
Wenn ich sage, ich habe heute Nacht nicht geträumt, so
muss ich doch wissen, wo nach dem Traum zu suchen
wäre (d.h., der Satz “ich habe
geträumt” darf, auf die Situation angewendet, nur falsch,
aber nicht unsinnig sein.
Ich drücke die gegenwärtige Situation durch eine Stellung – die negative – der Signalscheibe “Träume – keine Träume” aus. Ich muss sie aber trotz ihrer negativen Stellung von andern Signalscheiben unterscheiden können. Ich muss wissen, dass ich diese Signalscheibe in der Hand habe. Man könnte nun fragen: Heisst das, dass Du doch etwas gesprüt gespürt hast, sozusagen die Andeutung eines Traums, die Dir die Stelle zum Bewusstsein bringt, an der ein Traum gestanden wäre? Oder, wenn ich sage “ich habe keine Schmerzen im Arm”, heisst das, dass ich eine Art schattenhaftes Gefühl habe, welches die Stelle andeutet, in die der Schmerz eintreten würde? Aber muß ich nicht wissen wie es wäre wenn ich Schm. hatte? Doch offenbar, nein. In wiefern enthält der gegenwärtige, schmerzlose Zustand die Möglichkeit der Schmerzen? Wenn einer sagt: “Damit das Wort Schmerzen Bedeutung habe, ist es notwendig, dass man Schmerzen als solche erkennt, wenn sie auftreten”, so kann man antworten: “Es ist nicht notwendiger, als dass man das Fehlen von Schmerzen erkennt”. “Schmerzen” heisst sozusagen der ganze Masstab und nicht einer seiner Teilstriche. Dass er auf einem bestimmten Teilstrich steht, ist durch einen Satz auszudrücken. Man kommt nicht davon weg, daß die Benützung des Satzes darin besteht daß man sich bei jedem Wort etwas vorstellen muß // vorstellt // | ✓ |
∫ ¿ |
“Was wäre das für eine Frage:
‘Könnte denn Alles nicht der Fall
sein, und nichts der – Fall – sein’?
Könnte man sich einen Zustand einer Welt denken, in dem mit Wahrheit
nur negative Sätze zu sagen wären?
Ist das nicht offenbar alles Unsinn?
Gibt es denn wesentlich negative und positive
Zustände?”
Nun, es kommt darauf an, was man ‘Zustände’
nennt.
Die
Anwendg. des Satzes ist
nicht die, die eine solche Vorstellung fordert.
Immer wieder möchte man sich den Sinn eines Satzes, also seine
Anwendung Verwendung (seinen Nutzen) in
104 |
|
Wie weiß Einer daß er nicht taub ist wenn er kein Geräusch hört &
daß er nicht innerlich taub ist, wenn er sich keins vorstellen
kann. |
∫ ✓ |
Ist absolute Stille zu verwechseln mit innerer Taubheit, ich meine der
Unbekanntheit mit dem Begriff des Tones?
Wenn das der Fall wäre, so könnte man den Mangel des
Gehörssinnes nicht von dem Mangel eines andern Sinnes
unterscheiden.
Ist das aber nicht genau dieselbe Frage wie: Ist der Mann, der jetzt nichts Rotes um sich sieht, in derselben Lage, wie der, der unfähig ist, rot zu sehen? Man kann natürlich sagen: Der Eine kann sich rot doch vorstellen, aber das vorgestellte Rot ist ja nicht dasselbe, wie das gesehene. Nun, worin äussert sich denn die Fähigkeit, rot zu sehen und worin die Bekanntschaft mit dem Begriff des Tons? ⌊⌊gut darüber nachzudenken.⌋⌋ Man wird sagen: Er muß wissen was “Ton” heißt. Aber was heißt es das zu wissen? – Ich sage “ich weiß was “rot” heißt” – Jemand fragt: “Bist Du sicher?” – Was würde ich da tun um mich davon zu überzeugen? |
∫ ∫ |
Wenn ich nur etwas Schwarzes sehe und sage, es ist nicht rot, wie
weiss ich, dass ich nicht
Unsinn rede,
d.h. dass es rot
sein kann kann,
dass es Rot gibt?
Wenn nicht rot eben ein anderer Teilstrich auf dem
Masstab ist, auf dem auch schwarze einer
ist.
Was ist der Unterschied zwischen “das ist nicht rot”
und “das ist nicht
abracadabra”?
Ich muss offenbar
wissen,d dass
“schwarz”, welches den tatsächlichen Zustand beschreibt
(oder beschreiben hilft) das ist, an dessen Stelle in der
Beschreibung “rot” steht. ⌊⌊
vielleicht lehrreich⌋⌋
|
/ |
Das Gefühl ist, als müsste ◇◇◇
non-p, um
p zu verneinen, es erst in gewissem Sinne wahr machen.
Man fragt “was ist nicht der
Fall”.
Dieses muss dargestellt werden, kann aber doch
nicht so dargestellt werden, dass p
wirklich wahr gemacht wird. | ✓ |
∫ |
“Das Grau muss bereits im Raum von dunkler
und heller vorgestellt sein, wenn ich davon reden will,
dass es dunkler [u|o]der heller
werden kann.
D.h.: es kann zum Verständnis
des Satzes gehören, daß man etwas helleres
Man könnte also vielleicht auch sagen: Der Masstab muss schon angelegt 105 sein, ich
kann ihn nicht – willkürlich – anlegen, ich kann nur einen
Teilstrich darauf hervorheben. Das kommt auf Folgendes hinaus: Wenn es um mich her vollkommen still ist, so kann ich an diese Stille den Gehörsraum nicht willkürlich anbringen[,| (]aufbauen), oder nicht anbringen. D.h., es ist für mich entweder still im Gegensatz zu einem Laut, oder das Wort ‘still’ hat keine Bedeutung für mich. D.h. ich kann nicht wählen zwischen innerem Gehör und innerer Taubheit. Und ebenso kann ich, wenn ich [g|G]rau sehe, nicht zwischen normalem innerem Sehen, partieller oder vollkommener Farbenblindheit wählen.” | ✓ ✓ |
? / |
“Kann ich mir Schmerzen in der Spitze meines Nagels denken, oder
in meinen Ha[z|a]ren?
Sind diese Schmerzen nicht
ebensoˇwohl, und ebenso wenig vorstellbar, wie die an irgend
einer Stelle des Körpers, wo ich gerade keine Schmerzen habe und mich an
keine erinnere?”
(Siehe: Sinn & Grammatik)
| ✓ |
∫ | ⌊⌊
v.l.⌋⌋
Sehen wir die Sache vom Standpunkt des gesunden Menschenverstandes
an.
Wir sind versucht zu sagen; “ich habe jetzt in der Hand keine
Schmerzen” heisst nur etwas, wenn ich
weiss, wie es ist, wenn man Schmerzen in der Hand
hat.
Was heisst es, das zu wissen?
Was ist unser Kriterium dafür, dass man es
weiss?
Nun, ich würde sagen: “ich habe schon öfters Schmerzen
gehabt”, “ich habe öfters Schmerzen an dieser Stelle
gehabt”, oder “ich habe zwar nicht an
dieser Stelle Schmerzen gehabt, aber an andern Stellen meines
Körpers”.
Es könnte gefragt werden: worin besteht die Erinnerung an Deine
vergangenen Schmerzen? fühlst Du sie in einer Art
schattenhafter Weise wieder?
Aber sei diese Erfahrung (des Sich-Erinnerns) wie immer, sie ist
eine bestimmte Erfahrung und ich nenne sie die Erinnerung
“an Schmerzen, die ich gehabt habe” und dies zeigt
eben, wie ich das Wort “Schmerzen” und den
Aus-
106 druck der Vergangenheit
gebrauche. |
/ ? |
Die Verneinung enthält eine Art Allgemeinheit durch das Gebiet von
Möglichkeiten, die sie offen lässt.
Aber freilich muss auch die Bejahung sie enthalten und nur einen andern Gebrauch von ihr machen. |
∫ ¿ |
/ |
Ist die Verneinung identisch einer Disjunktion der ausgeschlossenen
Fälle?
ˇSie ist es in manchen Fällen & in manchen ist sie es
nicht.
“Die Kom Permutation von ABC die ich
sah war nicht ACB.” 107 |
|
|
Verneinen, eine ‘geistige
Tatigkeit’.
Verneine etwas & beobachte was Du tust.
Du schüttelst etwa innerlich den Kopf.
Nun und was
|
/ |
“Wie kann das Wort ‘nicht’
verneinen?”
Ja, haben wir denn abgesehen von der Verneinung //
ausser der Verneinung // durch ein
Ze[z|i]chen, noch einen Begriff von der
Verneinung?
Doch es fällt uns dabei etwas ein, wie: Hindernis, abwehrende Geste, Ausschluss. Aber das alles (ist) doch immer in einem Zeichen verkörpert. |
/ |
Was ist der Unterschied zwischen: Wünschen,
dass etwas geschieht und Wünschen,
dass dasselbe nicht geschieht?
Wollte man es bildlich darstellen, man würde mit dem Bild der Handlung etwas vornehmen: es durchstreichen, in bestimmter Weise
108 |
/ |
Noch einmal, der Ausdruck der Verneinung, den wir
gebrauchen, wenn wir uns irgendeiner
|
/ ∫ |
Dieses Primitive der Ausdrucksform, das
uns bei der Verneinung aufgefallen ist, haben wir
|
/ |
“Was hil[c|f]t es, dass
als Negationszeichen nur ein Haken vor dem Satz p steht, ich
muss ja doch die ganze Negation
denken”. |
/ |
“Das Zeichen ‘
“Es deutet an,” heisst aber, dass das ˇdieses Zeichen der Verneinung nicht der letzte sprachliche Ausdruck ist[.|;] Ddass das nicht das Bild des Gedankens ist. Dass mehr in der Negation ist, als das. |
/ |
Es ist, als veranlasste uns das Zeichen der Negation zu etwas; aber
109 |
? / |
Gäbe es eine explizitere Ausdrucksweise der Negation, so
müsste sie sich doch in/die andere abbilden lassen und könnte darum nicht von anderer
Multiplizität sein. |
? / |
Nun wäre aber die Frage: wie zeigt sich das uns bekannte
Spezifische der Negation in den Regeln, die vom Negationszeichen
gelten // handeln // .
Dass
z.B. ein gezeichneter Plan
eines Weges ein Bild des Weges ist, verstehen wir ohne weiteres; wo
sich der gezeichnete Strich nach links biegt, biegt sich auch
der Weg nach links,
etc.
etc..
Dass aber das Zeichen “nicht”
den Plan ausschliesst, sehen wir nicht.
Eher noch, wenn wir etwas ausgeschlossenes mit einem Strich
umfahren, gleichsam abzäumen.
Aber so könnte man ja das “non” als
eine Tafel auffassen “Verbotener Weg”.
Denken wir aber daran, wie jemandem wirklich die Bedeutung so einer Tafel gelehrt würde. Man würde ihn etwa zurückhalten, den Weg zu gehen. |
∫ ¿ |
⌊⌊
überlegen⌋⌋
“Ich sage doch diese Worte nicht bloss,
sondern ich meine auch etwas mit ihnen”.
Wenn ich
z.B. sage “Du darfst nicht
herein[i|k]ommen”, so ist es der natürliche Akt, zur
Begleitung dieser Worte, mich vor die Tür zu stellen und sie
zuzuhalten.
Aber es wäre nicht so offenbar naturgemäss,
wenn ich sie ihm bei diesen Worten öffnen würde.
Diese Worte haben, wie sie hier verstanden werden, offenbar etwas mit
jenem Akt zu tun.
Der Akt ist sozusagen eine Illustration zu ihnen – müsste als Sprache aufgefasst werden können. Andrerseits ist er aber auch der Akt, den ich abgesehen von jedem Symbolismus aus meiner Natur
|
|
Wie ist es aber mit diesem Gedanken: Wenn
“non-p”
ein Bild sein soll, wäre, was es bedeutet, nicht am besten dadurch
darzustellen, dass das im Zeichen
nicht der Fall ist, wasˇ, wenn es der Fall wäre,
darstellen würde, dass p der Fall ist.
Es ist aber klar, dass so ein Symbolismus nicht
funktioniert. Es ist dafür keine Erklärung, zu sagen
(was ich einmal sagte), ein sol-
110 cher negativer Symbolismus ginge schon, ⌊⌊ Wäre es da nicht am natürlichsten, wenn es das Gegenteil
von p durch das Gegenteil des Zeichens von “p”
darstellte. Man würde dann, daß zwei Menschen nicht miteinander
kämpfen dadurch
Es hat ja seinen Grund, warum in gewissen Fällen der negative Symbolismus funktioniert und z.B. keine Antwort auch eine Antwort ist. In diesen Fällen ist eben der Sinn des Schweigens eindeutig bestimmt. |
/ |
Würde man es ein Porträt nennen?
Es wird eine andere Art Porträt entworfen, durch ein Bild, was zeigen
soll, wie es sich nicht verhält, als durch eines, was zeigt wie es sich
verhält. |
? ∫ |
Die Farbangabe, dass etwas nicht rot ist, ist von
anderer Art als die, dass etwas rot (oder
blau) ist.
D.h. sie ist nicht in dem gleichen Sinn eine
Farbangabe. |
/ |
|
|
“Ich brauche im negativen Satz das intakte Bild des positiven
Satzes.” |
∫ ¿ |
“Ich kann ein Bild davon zeichnen, wie Zwei miteinander
fechten; aber doch nicht davon, wie Zwei miteinander nicht fechten
(d.h. nicht ein Bild, das
bloss dies darstellt).
‘Sie fechten nicht miteinander’ heisst nicht, dass davon nicht die Rede ist, sondern, es ist eben davon die Rede und wird (nur﹖) ausgeschlossen”. |
∫ ? / |
Die Idee der Negation ist nur in einer Zeichenerklärung verkörpert und
soweit wir eine solche Idee besitzen, besitzen wir sie nur in der Form so
111 einer
Er[l|k]lärung.
Denn wenn man fragen kann “was meinst Du
damit // mit diesem
Zeichen // ”, so ist die Antwort nur eine
Zeichenerklärung (irgendeiner Art). Den Begriff der Negation // Verneinung // besitzen wir nur in einem Symbolismus. Und darum kann man nicht sagen: “auf die und die Art kann man die Negation nicht darstellen, weil diese Art nicht eindeutig wäre” – als handelte es sich um die Beschreibung eines Gegenstandes, die nicht eindeutig gegeben worden wäre. Wenn der Symbolismus nicht erkennen lässt, was verneint wurde, so verneint er nicht; wie ein Schachbrett ohne Felder kein schlechtes, d.h. unpraktisches Schachbrett ist, sondern keins. Und wenn ich glaubte, auf // mit // einem Brett ohne Felder Schach spielen zu können, so habe ich das Spiel einfach missverstanden und werde etwa jetzt
Ein Symbolismus, der die Negation “nicht darstellen kann”, ist kein Symbolismus der Negation. |
/ |
Ich glaube, ein Teil der Schwierigkeit rührt vom Gebrauch der Wörter
“ja” und “nein” her (auch
“wahr” und “falsch”).
Diese beiden lassen es so erscheinen, als wäre ein Satz und sein
Gegenteil im Verhältnis zweier Pole zueinander oder zweier
entgegengesetzter Richtungen.
Während schon, dass
non-non-p
= p ist, eine doppelte Bejahung aber keine Verneinung ist,
zeigen kann, dass dieses Bild falsch
ist. |
/ ü |
Wenn gefragt würde: ist die Negation // Verneinung // in der Mathematik, etwa in
non(2 + 2 =
5), die gleiche, wie die nicht-mathematischer Sätze?
so müsste erst bestimmt werden, was als
Charakteristikum der // dieser
// Verneinung als solcher aufzufassen
ist.
Die Bedeutung eines Zeichens liegt ja in den Regeln, nach denen es
verwendet wird // in den Regeln, die seinen Gebrauch
vorschreiben // .
Welche dieser Regeln machen das Zeichen
“non”
112 zur Verneinung?
Denn es ist klar, dass gewisse Regeln, die sich auf
“non”
beziehen, für beide Fälle die gleichen sind;
z.B.
non-non-p
= p.
Man könnte ja auch fragen: ist die Verneinung eines Satzes
“ich sehe einen roten Fleck” die gleiche, wie die von
“die Erde bewegt sich in einer Elipse um die
Sonne”; und die Antwort müsste auch
sein: Wie hast Du “Verneinung”
definiert, durch welche Klasse von Regeln? – daraus wird
sich ergeben, ob wir in beiden Fällen “die gleiche
Verneinung” haben.
Wenn die Logik allgemein von der Verneinung redet, oder einen
Kalkül mit ihr treibt, so ist die Bedeutung des Verneinungszeichens nicht
weiter festgelegt, als die Regeln ◇◇◇ seines
Kalküls.
Wir dürfen hier nicht vergessen, dass ein
Wort seine Bedeutung nicht als etwas, ihm ein für allemal verliehenes,
mit sich herumträgt, sodass wir sicher sind, wenn
wir nach dieser Flasche greifen, auch die bestimmte Flüssigkeit,
etwa Spiritus, zu erwischen. // … auch die
bestimmte Flüssigkeit,
z.B. Spiritus, in der Hand zu
halten. // ⇒
⋎ Siehe
S. 106 letzter Satz 113 |
|
|
Landsch Tritt die Zeit in ein
Landschaftsbild ein? oder in ein Stilleben?
Literatur die aus Landschaftsschilderungen besteht. |
|
Die Grammatik, wenn sie in der Form eines Buches [a|u]ns
vorläge, bestünde nicht aus einer Reihe
bloss nebengeordneter Artikel, sondern würde eine
andere Struktur zeigen.
Und in dieser müsste man – wenn ich Recht
habe – auch den Unterschied zwischen Phänomenologischem und
Nicht-Phänomenologischem sehen.
Es wäre da etwa ein Kapitel von den Farben, worin der Gebrauch der
Farbwörter geregelt wäre; aber dem vergleichbar wäre nicht, was über die
Wörter “nicht”, “oder”,
etc. (die “logischen
Konstanten”) in der Grammatik gesagt würde.
Es würde z.B. aus den Regeln hervorgehen, dass diese letzteren Wörter in﹖ jedem Satz anzuwenden seien (nicht aber die Farbwörter). Und dieses “jedem” hätte nicht den Charakter einer erfahrungsmässigen Allgemeinheit; sondern der inappellablen Allgemeinheit einer obersten Spielregel. Es scheint mir ähnlich, wie das Schachspiel wohl ohne gewisse Figuren zu spielen (oder doch fortzusetzen) ist, aber nie ohne das Schachbrett. [Das ist nicht wahr, man könnte ganz gut mit einem Teil des Brettes auskommen.] |
? |
Wie offenbart sich die Zeitlichkeit der Tatsachen, wie drückt sie sich
aus, als dadurch, dass gewisse
114 müssen.
D.h.: Wie drückt sich die Zeitlichkeit
der Tatsachen aus, als grammatisch?“Zeitlichkeit” damit ist nicht gemeint daß ich um 5 h komme sondern daß ich irgendwann komme d.h. daß mein Satz die Struktur hat, die er hat. |
/ |
⌊⌊
“Woher” – möchte ich fragen –
”
|
| ⌊⌊
Konnte man auch so fragen: “
|
/ | ⌊⌊
Lehrreich⌋⌋
Negation und Disjunktion, möchten wir sagen, hat mit dem Wesen des Satzes zu tun, die Zeit aber nicht, sondern mit seinem Inhalt. Wie aber kann es sich in der Grammatik zeigen, dass Etwas mit dem Wesen des Satzes zusammenhängt und etwas anderes nicht, wenn sie beide gleich allgemein sind? Oder sollte ich sagen, die geringere Allgemeinheit wäre auf seiten der Zeit, da die mathematischen Sätze negiert und disjungiert werden können, aber nicht zeitlich sind? Ein Zusammenhang ist wohl da, wenn auch diese Form, die Sache darzustellen, irreführend ist. Das zeigt eben was ich unter “Satz” oder dem “Wesen des Satzes” verstehe. |
|
Wie unterscheidet die Grammatik zwischen Satzform und Inhalt?
Denn dies soll ja ein grammatikalischer Unterschied sein.
Wie sollte man ihn beschreiben können, wenn ihn die Grammatik nicht
ezeigt? |
? / | ⍈
[Zu § 18]
Was hat es mit dem Schema “Es verhält sich so und so” für eine Bewandtnis? Man könnte sagen, das “Es verhält sich” ist
“Es verhält sich” ist also nur ein Ausdruck aus einer Notation der Wahrheitsfu[t|n]ktionen. Ein Ausdruck, der uns zeigt, welcher Teil der Grammatik hier in Funktion tritt. | ✓ |
|
﹖– Jene Zweifache Art der
Allgemeinheit wäre so seltsam –﹖, wie wenn von
zwei Regeln eines Spiels, die beide gleich ausnahmslos gelten, die eine
als die fundamentalere angesprochen würde.
Als könnte man also fragen //
darüber reden // , ob der König oder das
Schachbrett für das Schachspiel essentieller wäre.
Welches von beiden das Wesentlichere, welches das
Zufälligere wäre. 115 |
|
Zum mindesten scheint eine Frage berechtigt: Wenn ich die
Grammatik aufgeschrieben hätte und die verschiedenen Kapitel, über die
Farbwörter,
etc.
etc. der Reihe nach da
sün stünden, wie Regeln über alle die
Figuren des Schachspiels, wie wüsste ich dann,
dass dies nun alle Kapitel
sind?
Und wenn sich nun in allen vorhandenen Kapiteln eine gemeinsame
Eigentümlichkeit findet, so haben wir es hier scheinbar mit
einer logischen Allgemeinheit, aber keiner wesentlichen,
d.h. voraussehbaren Allgemeinheit, zu
tun.
Man kann aber doch nicht sagen, dass die Tatsache,
dass das Schachspiel mit 16 Figuren gespielt
wird, ihm weniger wesentlich ist, als, dass es auf
dem Schachbrett gespielt wird. |
/ |
Da Zeit und Wahrheitsfunktionen so verschieden schmecken und da sie ihr
Wesen allein und ganz in der Grammatik offenbaren, so
muss die Grammatik den verschiedenen Geschmack
erklären.
Das eine schmeckt nach Inhalt, das andere nach Darstellungsform. Sie schmecken so verschieden, wie der Plan und der Strich durch den Plan. |
? / |
Es kommt mir so vor, als wäre die Gegenwart, wie sie in dem Satz
“der Himmel ist blau” steht (wenn dieser Satz
nicht-hypothetisch gemeint ist), keine Form der Zeit.
Als ob also die Gegenwart in diesem Sinne unzeitlich
wäre. |
/ |
Es ist merkwürdig, dass die Zeit, von der ich hier
rede, nicht die im physikalischen Sinne ist.
Es handelt sich hier nicht um eine Zeitmessung.
Und es ist verdächtig, dass etwas, was mit einer
solchen Messung nichts zu tun hat, in den Sätzen eine ähnliche
Rolle spielen soll, wie die physikalische Zeit in den Hypothesen der
Physik. 116 |
? / | ⌊⌊
überlege⌋⌋
Diskutiere: Der Unterschied zwischen der Logik des Inhalts und der Logik der Satzform überhaupt. Das eine erscheint gleichsam bunt, das andere matt. Das eine scheint von dem zu handeln, was das Bild darstellt, das andere, wie der Rahmen des Bildes ein Charakteristi[u|k]um der Bildform zu sein. |
? / | ⌊⌊
uberlegen⌋⌋
Dass alle Sätze die Zeit in irgend einer Weise enthalten, scheint uns zufällig, im Vergleich damit, dass auf alle Sätze die Wahrheitsfunktionen anwendbar sind. Das scheint mit ihrem Wesen als Sätzen zusammenzuhängen, das andere mit dem Wesen der vorgefundenen Realität. |
|
Ein Satz kann in sehr verschiedenem Sinne die Zeit
enthalten. Ich habe Zahnschmerzen! Du tust mir weh! Es ist herrliches Wetter draußen. Der Inn fließt in die Donau. Wasser gefriert bei 0˚. Ich verschreibe mich oft. Vor einiger Zeit … Ich hoffe er wird kommen. Um 5 Uhr … Diese Stahlsorte ist sehr gut. Unsere Erde war einmal ein Gasball 117 |
|
∫ |
Eine Hypothese könnte man offenbar durch Bilder erklären.
Ich meine, man könnte
z.B. die Hypothese
“hier liegt ein Buch” durch Bilder erklären, die das
Buch im Grundriss, Aufriss und
verschiedenen Schnitten zeigen. |
? / |
Eine solche Darstellung gibt ein Gesetz.
Wie die Gleichung einer Kurve ein Gesetz gibt, nach der die
Ord[n|i]natenabschnitte aufzufinden sind, wenn man in
verschiedenen Abszissen schneidet.
Die fallweisen Verifikationen entsprechen dann solchen wirklich ausgeführten Schnitten. Wenn unsere Erfahru[g|n]gen die Punkte auf einer Geraden ergeben, so ist der Satz, dass diese Erfahrungen die verschiedenen Ansichten einer Geraden sind, eine Hypothese. Die Hypothese ist eine Art der Darstellung dieser Realität, denn eine neue Erfahrung kann mit ihr übereinstimmen oder nicht-übereinstimmen, bezw. eine Aenderung der Hypothese nötig machen. |
? / |
Drücken wir
z.B. den Satz, dass
eine Kugel sich in einer bestimmten Entfernung von unseren Augen
befindet, mit Hilfe eines Koordinatensystems
118 und der Kugelgleichung aus, so hat diese
Beschreibung eine grössere Mannigfaltigkeit, als
die einer Verifikation durch das Auge.
Jene Mannigfaltigkeit entspricht nicht einer
Verifikation, sondern einem Gesetz, welchem
Verifikationen gehorchen. |
∫ ¿ |
Eine Hypothese ist ein Gesetz zur Bildung von Sätzen.
Man könnte auch sagen: Eine Hypothese ist ein Gesetz zur Bildung von Erwartungen. Ein Satz ist sozusagen ein Schnitt durch eine Hypothese in einem bestimmten Ort. |
∫ ¿ |
Nach meinem Prinzip müssen die beiden Annahmen ihrem Sinne nach
identisch sein, wenn alle mögliche Erfahrung, die die
eine bestätigt, auch die andere bestätigt.
Wenn also keine Entscheidung zwischen durch die
Erfahrung denkbar ist. |
/ |
Darstellung einer Linie als Gerade mit Abweichungen.
Die Gleichung der Linie enthält einen Parameter, dessen Verlauf die
Abweichungen von der Geraden ausdrückt.
Es ist nicht wes[r|e]ntlich,
dass diese Abweichungen “gering”
seien.
Sie können so gross sein, dass
die Linie einer Geraden nicht ähnlich sieht.
Die “Gerade mit Abweichungen” ist nur eine Form der
Beschreibung.
Sie erleichtert es mir, einen bestimmten Teil der Beschreibung
auszuschalten, zu vernachlässigen, wenn ich will.
(Die Form “Regel mit Ausnahmen”.) |
? / |
Was hei[w|s]st es, sicher zu sein,
dass man Zahnschmerzen haben wird.
(Kann man nicht sicher sein, dann erlaubt es die
Grammatik nicht, das Wort “sicher” in dieser Verbindung
zu gebrauchen.)
Grammatik des Wortes “sicher sein”. 119 |
ü / |
Man sagt: “Wenn ich sage, dass
ich einen Sessel dort sehe, so sage ich mehr, als ich sicher
weiss”.
Und nun heisst es meistens:
“Aber eines weiss ich
doch sicher”.
Wenn man aber nun sagen will, was das ist, so kommt man in eine gewisse
Verlegenheit.
“Ich sehe etwas Braunes, – das ist sicher”; damit will man eigentlich sagen, dass die braune Farbe gesehen, und nicht vielleicht auch
|
∫ ¿ |
Wenn mir gesagt wird: “Sieh in dieses Fernrohr und
zeichne mir auf, was Du siehst”, so ist, was ich zeichne, der
Ausdruck eines Satzes, nicht einer Hypothese. |
∫ ¿ / |
Wenn ich sage “hier steht ein Sessel”, so ist damit
– wie man sagt – “mehr” gemeint, als die
Beschreibung dessen, was ich wahrnehme.
Und das kann nur heissen,
dass dieser Satz nicht wahr sein
muss, auch wenn die
Be[w|s]chreibung des Gesehenen stimmt.
Unter welchen [u|U]mständen werde ich nun sagen,
dass jener Satz nicht wahr war?
Offenbar: wenn gewisse andere Sätze nicht wahr sind, die in dem
ersten mit beinhaltet waren.
Aber es ist nicht so, als ob nun der erste ein logisches Produkt
gewesen wäre. |
? / |
Das beste Gleichnis für jede Hypothese, und selbst ein Beispiel, ist
ein Körper mit seinen nach einer bestimmten Regel konstruierten Ansichten
aus den verschiedenen Punkten des Raumes. |
/ |
Der Vorgang einer Erkenntnis in einer wissenschaftlichen Untersuchung
(in der Experimentalphysik etwa) ist freilich nicht der einer
Erkenntnis im Leben ausserhalb dem des
// Laboratoriums; aber er ist ein
ähnli-
120 cher
und kann, neben den andern gestellt //
gehalten // , diesen beleuchten. |
∫ ¿ |
Es ist ein wesentlicher Unterschied zwischen Sätzen wie “das ist
ein Löwe”, “die Sonne ist grösser
als die Erde”, die alle ein “dieses”,
“jetzt”, “hier” enthalten und also an
die Realität unmittelbar anknüpfen, und Sätzen wie “Menschen
haben zwei Hände”
etc.
Denn, wenn zu[a|f]ällig keine Menschen in meiner Umgebung
wären, wie wollte ich diesen Satz kontrollieren? |
/ |
Es werden immer Fassetten der Hypothese
verifiziert. |
∫ ¿ |
Ist es nun nicht etwa so, dass das, was
die Hypothese erklärt, selbst nur wieder durch eine Hypothese ausdrückbar
ist.
Das heisst natürlich: gibt es überhaupt
primäre Sätze; die also endgültig verifizierbar sind, und nicht die
Fassetten einer Hypothese sind?
(Das ist etwa, als würde man fragen “gibt es Flächen,
die nicht Oberflächen von Körpern sind?”) |
/ |
Es kann jedenfalls kein Unterschied sein zwischen einer Hypothese, als
Ausdruck einer unmittelbaren Erfahrung gebraucht, und einem Satz im
engeren Sinne. |
? / |
Es ist ein Unterschied zwischen einem Satz wie “hier liegt eine
Kugel vor mir” und “es schaut so aus, als läge eine
Kugel vor mir”. –
Das zeigt sich auch so: man kann sagen “es scheint eine
Kugel vor mir zu liegen”, aber es ist sinnloss zu
sagen: “es schaut so aus, als schiene eine Kugel hier zu
liegen”.
Wie man auch sagen kann “hier liegt wahrscheinlich eine
Kugel”, aber nicht “wahrscheinlich scheint hier eine Kugel
zu liegen”.
Man würde in so einem Falle sagen: “ob es
scheint, musst Du doch
wissen”. 121 |
∫ ¿ |
In dem, was den Satz mit der gegebenen Tatsache verbindet, ist nichts
Hypothetisches. |
∫ |
Es ist doch klar, dass eine Hypothese von der
Wirklichkeit – ich meine von der unmittelbaren Erfahrung –
einmal mit ja, einmal mit nein beantwortet wird; (wobei freilich
das “ja” und “nein” hier nur Bestätigung
und Fehlen der Bestätigung ausdrückt) und
dass man dieser Bejahung und Verneinung Ausdruck
verleihen kann. |
? ∫ |
Die Hypothese wird, mit der Fassette an
die Realität angelegt, zum Satz. |
∫ |
Ob der Körper, den ich sehe, eine Kugel ist, kann zweifelhaft sein,
aber, dass er von hier etwa eine
[M|K]ugel zu sein scheint, kann nicht zweifelhaft sein. –
Der Mechanismus der Hypothese würde nicht funktionieren, wenn der
Schein noch zweifelhaft wäre; wenn also auch nicht eine
Fassette der Hypothese unzweifelhaft verifiziert
würde.
Wenn es hier Zweifel gäbe, was könnte den Zweifel heben?
Wenn auch diese Verbindung locker wäre, so gäbe es auch nicht
Bestätigung einer Hypothese, die Hypothese hinge dann gänzlich in der
Luft und wäre zwecklos (und damit sinnlos). |
? / |
Wenn ich sagte “ich sah einen Sessel”; so widerspricht
dem (in einem Sinne) nicht der Satz “es war
keiner da”.
Denn den ersten Satz würde ich auch in der Beschreibung eines Traums
verwenden und niemand würde mir dann mit den Worten des zweiten
widersprechen.
Aber die Beschreibung des Traums mit jenen Worten wirft ein Licht auf
den Sinn der Worte “ich sah”.
In dem Satz “es war ja keiner da” kann das “da” übrigens verschiedene Bedeutung haben. 122 haben. |
? / |
Ich stimme mit den Anschauungen m neuerer
Physiker überein, wenn sie sagen, dass die
Zeichen in ihren Gleichungen keine “Bedeutungen” mehr
haben, und dass die Physik zu keinen solchen
Bedeutungen gelangen könne, sondern bei den Zeichen stehen bleiben
müsse: sie sehen nämlich nicht, dass diese
Zeichen insofern Bedeutung haben – und nur insofern – als ihnen,
auf welchen Umwegen immer, das beobachtete Phänomen entspricht, oder
nicht⌊/⌋entspricht. |
/ |
Denken wir uns, dass das Schachspiel nicht als
Brettspiel erfunden worden wäre, sondern als Spiel, das mit Ziffern und
Buchstaben auf Papier zu spielen ist und so,
dass sich niemand dabei ein Qu[d|a]drat mit
64 Feldern
etc. vorgestellt hätte.
Nun aber hätte jemand die Entdeckung gemacht, dass
dieses Spiel ganz einem entspricht, das man auf einem Brett in der und
der Weise spielen könnte.
Diese Erfindung wäre eine grosse Erleichterung des
Spiels gewesen (Leute, denen es früher zu schwer gewesen wäre, könnten
es nun spielen).
Aber es ist klar, dass diese neue Illustration der
Spielregeln nur ein neuer, leichter übersehbarer, Symbolismus wäre, der
übrigens mit dem Geschriebenen auf gleicher Stufe stünde.
Vergleiche nun damit das Gerede darüber, dass
die Physik heute nicht mehr mit mechanischen Modellen, sondern
“nur mit Symbolen” arbeitet. 123 |
|
? / |
Die Wahrscheinlichkeit einer Hypothese hat ihr Mass
darin, wieviel Evidenz nötig ist, um es vorteilhaft zu machen, sie
umzustossen.
Nur in diesem Sinne kann man sagen, dass wiederholte gleichförmige Erfahrung in der Vergangenheit das Andauern dieser Gleichförmigkeit in der Zukunft wahrscheinlich macht. Wenn ich nun in diesem Sinne sage: Ich nehme an, dass morgen die Sonne wieder aufgehen wird, weil das Gegenteil zu unwahrscheinlich ist, so meine ich hier mit “wahrscheinlich” oder “unwahrscheinlich” etwas ganz Anderes, als mit diesen Worten im Satz “es ist gleich wahrscheinlich, dass ich Kopf oder [D|A]dler werfe” gemeint ist. Die beiden Bedeutungen des Wortes “wahrscheinlich” stehen zwar in einem gewissen Zusammenhang, aber sie sind nicht identisch. |
? / |
Man gibt die Hypothese nur um einen immer höheren Preis auf.
|
? / |
Die Induktion ist ein Vorgang nach einem ökonomischen Prinzip.
124 |
∫ ¿ |
Die Frage der Einfachheit der Darstellung durch eine bestimmte
angenommene Hypothese hängt, glaube ich, unmittelbar mit der Frage
der Wahrscheinlichkeit zusammen. |
/ |
Man kann einen Teil einer Hypothese vergleichen mit der Bewegung eines
Teils eines Getriebes, einer Bewegung, die man festlegen kann, ohne
dadurch die bezweckte Bewegung zu präjudizieren.
Wohl aber hat man dann das übrige Getriebe auf eine bestimmte Art
einzurichten, dass es die gewünschte Bewegung
hervorbringt.
Ich denke an ein Differentialgetriebe. –
Habe ich |
? / |
Von einem Mass dieser Wahrscheinlichkeit zu reden,
ist nun ◇◇◇ vor der Hand sinnlos.
Es verhält sich hier ähnlich, wie im Falle, etwa, zweier
Zahlenarten, wo wir mit einem gewissen Recht sagen können, die eine
sei der andern ähnlicher (stehe ihr näher) als einer dritten,
ein zahlenmässiges Mass der
Aehnlichkeit aber nicht existiert.
Man könnte sich natürlich auch in solchen Fällen ein
Mass konstruiert denken, indem man etwa die
Postulate
125 oder Axiome zählt, die beide Systeme gemein
haben,
etc.
etc.. |
/ |
Ich gebe jemandem die Information undd nur diese: Du wirst
um die und die Zeit auf der Strecke A B einen Lichtpunkt erscheinen
sehen.
Hat nun die Frage einen Sinn, “ist es wahrscheinlicher, als in C B”? Ich glaube, offenbar nein. – Ich kann freilich bestimmen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass das Ereignis in C B eintritt, sich zu der, dass es in A C eintritt, verhalten soll, wie CB/AC, aber das ist eine Bestimmung, zu der ich empirische Gründe haben kann, aber a priori ist darüber nichts zu sagen. Die beobachtete Verteilung von Ereignissen kann nicht zu dieser Annahme führen. Die Wahrscheinlichkeit, wo unendlich viele Möglichkeiten in Betracht kommen, muss natürlich als Limes betrachtet werden. Teile ich nämlich die Strecke A B in beliebig viele, beliebig ungleiche Teile und betrachte die Wahrscheinlichkeiten, dass das Ereignis in irgend einem dieser Teile stattfindet, als untereinander gleich, so haben wir sofort den einfachen Fall des Würfels vor uns. Und nun kann ich ein Gesetz – willkürlich – aufstellen, wonach Teile gleicher Wahrscheinlichkeit gebildet werden sollen. Z.B., das Gesetz, dass gleiche Länge der Teile gleiche Wahrscheinlichkeit bedingt,. Aber auch jedes andere Gesetz ist gleichermassen erlaubt. Könnte ich nicht auch im Fall des Würfels etwa 5 Flächen zusammennehmen als eine Möglichkeit und sie der sechsten als der zweiten Möglichkeit gegenüberstellen? Und was, ausser der Erfahrung, kann mich hindern, diese b[d|e]iden Möglichkeiten als gleich wahrscheinlich zu betrachten? Denken wir uns etwa einen roten Ball geworfen, der nur eine ganz kleine grüne Calotte hat. Ist es in diesem Fall nicht viel wahrscheinlicher, dass er auf dem roten Teil auffällt, als auf dem grünen? – Wie würde man aber diesen Satz begründen? Wohl dadurch, dass der Ball, wenn man ihn wirft, viel öfter auf die rote, als auf die grüne Fläche auffällt. Aber das hat nichts 126 mit der Logik zu tun. –
Man könnte die rote und grüne Fläche und die Ereignisse, die auf
ihnen stattfinden, immer auf solche Art auf eine Fläche projizieren,
dass die Projektion der grünen Fläche gleich oder
grösser wäre als die der roten; so,
dass die Ereignisse, in dieser Projektion
betrachtet, ein ganz anderes Wahrscheinlichkeitsverhältnis zu haben
scheinen, als auf der ursprünglichen Fläche.
Wenn ich
z.B. die Ereignisse in einem
geeigneten gekrümmten Spiegel sich abbilden lasse und mir nun denke,
was ich für das wahrscheinlichere Ereignis gehalten hätte, wenn ich nur
das Bild im Spiegel sehe.
Dasjenige, was der Spiegel nicht verändern kann, ist die Anzahl bestimmt umrissener Möglichkeiten. Wenn ich also auf meinem Ball n Farbenflecke habe, so zeigt der Spiegel auch n, und habe ich bestimmt, dass diese als gleich wahrscheinlich gelten sollen, so kann ich diese Bestimmung auch für das Spiegelbild aufrecht erhalten. Um mich noch deutlicher zu machen: Wenn ich das Experiment im Hohlspiegel ausführe, d.h. die Beobachtungen im Hohlspiegel mache, so wird es vielleicht scheinen, als fiele der Ball öfter auf die kleine Fläche, als auf die viel grössere und es ist klar, dass keinem der Experimente – im Hohlspiegel und ausserhalb – ein Vorzug gebührt. |
/ |
Wir können unser altes Prinzip auf die Sätze, die eine
Wahrscheinlichkeit ausdrücken, anwenden und sagen,
dass wir ihren Sinn erkennen werden, wenn wir
bedenken, was sie verifiziert.
Wenn ich sage “das wird wahrscheinlich eintreffen”, wird dieser Satz durch das Eintreffen ver[f|i]fiziert, oder durch das Nichteintreffen falsifiziert? Ich glaube, offenbar nein. Dann sagt er ◇◇◇ auch nichts darüber aus. Denn, wenn ein Strei[e|t] darüber entstünde, ob es wahrscheinlich ist oder 127 nicht, so würden immer nur Argumente aus
der Vergangenheit herangezogen werden.
Und auch dann nur, wenn es bereits bekannt wäre, was eingetroffen
ist. |
∫ ¿ |
Die Kausalität beruht auf einer beobachteten Gleichförmigkeit.
Nun ist zwar nicht gesagt, dass eine bisher
beobachtete Gleichförmigkeit immer so weiter gehen wird, aber,
dass die Ereignisse bisher gleichförmig waren,
muss feststehen; das kann nicht wieder
das unsichere Resultat einer empirischen Reihe sein, die selbst
◇◇◇ auch wieder nicht gegeben ist, sondern von einer ebenso
unsicheren abhängt,
u.s.f. ad inf. |
∫ ¿ |
Wenn Leute sagen, der Satz “es ist wahrscheinlich,
dass p eintreffen wird” sage etwas
über das Ereignis p, so vergessen sie, dass es
auch wahrscheinlich bleibt, wenn das Ereignis p
nicht eintrifft. |
∫ ¿ |
Wir sagen mit dem Satz “p wird wahrscheinlich
eintreffen” zwar etwas über die Zukunft, ˇaber
nicht etwas “über das Ereignis p”, wie
die grammatische Form der Aussage uns glauben macht. |
∫ ¿ |
Wenn ich nach dem Grund einer Behauptung frage, so ist die Antwort auf
diese Frage nicht für den Gefragten und eben diese Handlung
(die Behauptung), sondern allgemein
gültig. |
∫ / / |
Wenn ich sage: “das Wetter deutet auf Regen”, sage
ich etwas über das zukünftige Wetter?
Nein, sondern über das gegenwärtige, mit Hilfe eines Gesetzes,
welches das Wetter zu einer Zeit mit dem Wetter zu einer
späteren // in einer früheren //
Zeit in Verbindung bringt.
Dieses Gesetz muss bereits vorhanden sein, und
mit seiner Hilfe fassen wir gewisse Aussagen über
128 unsere Erfahrung zusammen. –
Aber dasselbe könnte man dann auch für historische Aussagen behaupten. Aber es war ja auch vorschnell, zu sagen, der Satz “das Wetter deutet auf Regen” sage nichts über das zukünftige Wetter. Das kommt darauf an, was man darunter versteht “etwas über etwas auszusagen”. Der Satz sagt eben seinen Wortlaut! Der Satz “p wird wahrscheinlich eintreten” sagt // Er sagt // nur etwas über die Zukunft in einem Sinn, in welchem seine Wahr- und Falschheit gänzlich unabhängig ist von dem, was in der Zukunft geschehen wird. |
? / |
Wenn wir sagen, “das Gewehr zielt jetzta auf den Punkt
P”, so sagen wir |
? / |
Die
Gallstone'sche Photographie, das Bild einer
Wahrscheinlichkeit.
Das Gesetz der Wahrscheinlichkeit, das Naturgesetz, was man sieht, wenn
man blinzelt. |
/ |
Was heisst es: “die Punkte, die das
Experiment liefert, liegen durchschnittlich auf einer
Geraden”? oder: “wenn ich mit einem guten
Würfel würfle, so werfe ich durchschnittlich alle 6 Würfe eine
1”?
Ist dieser Satz mit jeder Erfahrung, die ich etwa mache,
vereinbar?
Wenn er das ist, so sagt er nichts.
Habe ich (vorher) angegeben, mit welcher
Erfahrung er nicht mehr vereinbar ist, welches die Grenze ist, bis zu der
die Ausnahmen von der Regel gehen dürfen, ohne die Regel
umzustossen?
Nein.
Hätte ich aber
129 nicht eine solche Grenze aufstellen
können?
Gewiss. –
Denken wir uns, die Grenze wäre so gezogen: wenn unter 6
aufeinander folgenden Würfen 4 gleiche auftreten, ist der Würfel
schlecht.
Nun fragt man aber: “Wenn das aber nur selten
genug geschieht, ist er dann nicht doch gut!?”
–
Darauf lautet die Antwort: Wenn ich das Auftreten von 4
gleichen Würfen unter 6 aufeinander folgenden für eine bestimmte Zahl
von Würfen erlaube, so ziehe ich damit eine andere
Grenze, als die erste war.
Wenn ich aber sage “jede Anzahl gleicher aufeinander folgender
Würfe ist erlaubt, wenn sie nur selten genug auftritt, dann habe ich
damit die Güte des Würfels im strengen Sinne als unabhängig von
den Wurfresultaten erklärt.
Es sei denn, dass ich unter der Güte des Würfels
nicht eine Eigenschaft des Würfels, sondern eine Eigenschaft einer
bestimmten Partie im Würfelspiel verstehe.
Denn dann kann ich allerdings sagen: Ich nenne den Würfel
in einer Partie gu[,|t], wenn unter den
N Würfen der
Partie nicht mehr als log
N gleiche aufeinander folgende vorkommen.
Hiermit wäre aber eben kein Test zur Ueberprüfung von
Würfeln gegeben, sondern ein Kriterium zur Beurteilung einer Partie des
Spiels. |
/ |
Man sagt, wenn der Würfel gla ganz
gleichmässig und sich selbst überlassen ist,
dann muss die Verteilung der Ziffern 1, 2, 3, 4, 5, 6
unter den Wurfresultaten gleichförmig sein, weil kein Grund
vorhanden ist, weshalb die eine Ziffer öfter vorkommen sollte
als die andere. |
/ |
Stellen wir nun aber die Wurfresultate statt durch die Ziffern 1 bis 6
durch die Worte der Funktion
(x ‒ 3)²
für die Argumente 1 bis 6 dar, also durch die Ziffern 0, 1, 4, 9.
Ist ein Grund vorhanden, warum eine dieser Ziffern
öfter in den neuen Wurfresultaten fungieren soll, als eine
andere?
Dies lehrt uns, dass das Gesetz a priori der
Wahrscheinlichkeit eine Form von Gesetzen ist, wie die der Minimumgesetze
der Mechanik
etc.. 130 |
/ |
Hätte man durch Versuche herausgefunden, dass die
Verteilung der Würfe 1 bis 6 mit einem regelmässigen
Würfel so ausfällt, dass die Verteilung der Werte
(x–3)²
eine gleichmässige wird, so hätte man nun
diese Gleichmässigkeit als die
Gleichmässigkeit a priori erklärt.
So machen wir es auch in der kinetischen Gastheorie: wir stellen die Verteilung der Molekülbewegungen in der Form irgend einer gleichförmigen Verteilung dar; was aber gleichförmig verteilt ist – so wie an andrer Stelle was zu einem Minimum wird – wählen wir so, dass unsere Theorie mit der Erfahrung übereinstimmt. |
/ |
“Die Moleküle bewegen sich bloss nach den
Gesetzen der Wahrscheinlichkeit”, das soll
heissen: die Physik tritt ab, und die Moleküle
bewegen sich jetzt quasi bloss nach Gesetzen der
Logik.
Diese Meinung ist verwandt der, dass das
Trägheitsgesetz ein Satz a priori ist; und auch hier redet man
davon, [d|w]as ein Körper tut, wenn er sich selbst überlassen
ist.
Was ist das Kriterium dafür, dass er sich selbst
überlassen ist?
Ist es am Ende das, dass er sich gleichförmig in
einer Geraden bewegt?
Oder ist es ein anderes.
Wenn das letztere, dann ist es eine Sache der Erfahrung, ob das
Trägheitsgesetz stimmt; im ersten Fall aber war es gar kein Gesetz,
sondern eine Definition.
Und Analoges gilt von einem Satz: “wenn die Teilchen
sich selbst überlassen sind, dann ist die Verteilung ihrer Bewegungen die
und die”.
Welches ist das Kriterium dafür, dass sie sich selbst
überlassen sind?
etc.. |
/ |
/ Wenn die Messung ergibt, dass der Würfel genau
und homogen ist, – ich nehme an, dass die
Ziffern auf seinen Flächen die Wurfresultate nicht beeinflussen
– und die werfende Hand bewegt sich regellos – folgt daraus die
durchschnittlich gleichmässige Verteilung der Würfe 1
bis 6?
Woraus sollte man die schliessen?
Ueber die [N|B]ewegung beim Werfen
hat man keine Annahme
131 gemacht und die Prämisse der // Annahme der // Genauigkeit des Würfels ist
doch von ganz anderer Art // Multiplizität // , als eine
durchschnittlich gleichförmige Verteilung von Resultaten.
Die Prämisse ist gleichsam einfärbig, die Konklusion
gesprenkelt.
Warum hat man gesagt, der Esel werde zwischen den beiden gleichen
Heubündeln verhungern, und nicht, er werde durchschnittlich so oft
von dem einen, wie von dem andern fressen // er werde von
beiden durchschnittlich gleich oft fressen // ?
/ |
/ |
Zu sagen, die Punkte, die dieses Experiment [.|l]iefert,
liegen durchschnittlich auf dieser Linie,
z.B.
einer Geraden, sagt etwas Aehnliches
wie: “aus dieser Entfernung gesehen, scheinen
sie in einer Geraden zu liegen”.
Ich kann von einer Linie // Strecke // sagen, der allgemeine Eindruck ist der einer Geraden; aber nicht: “die
|
/ |
Das Experiment des Würfelns dauert eine gewisse Zeit, und unsere
Erwartungen über die zukünftigen Ergebnisse des Würfelns können sich
nur auf Tendenzen gründen, die wir in den Ergebnissen des Experiments
wahrnehmen.
D.h., das Experiment kann nur die Erwartung
begründen, dass es so weitergehen
wird, wie (es﹖) das Experiment gezeigt hat.
Aber wir können nicht erwarten, dass das
Experiment, wenn fortgesetzt, nun Ergebnisse liefern wird, die mehr als
die des wirklich ausgeführten Experiments mit einer
vorgefassten Meinung über seinen Verlauf
übereinstimmen.
Wenn ich also
z.B. Kopf und Adler werfe und in
den Ergebnissen des Experiments keine Tendenz der Kopf-
und Adler-Zahlen finde, sich weiter ◇◇◇ einander zu
nähern, so gibt das Experiment mir keinen Grund zur Annahme,
dass seine Fortsetzung eine solche Annäherung zeigen
wird.
Ja die Erwartung dieser Annäherung muss sich
selbst auf einen bestimmten Zeitpunkt beziehen, denn man kann nicht
sagen, man erwarte, dass ein Ereignis
einmal – in der unendlichen
132 Zukunft – eintreten werde.
|
/ |
Alle “begründete Erwartung” ist Erwartung,
dass eine bis jetzt beobachtete Regel
weiterhin // weiter // gelten
wird.
(Die Regel aber muss beobachtet worden sein und kann nicht selbst wieder bloss erwartet werden.) |
/ |
Die Logik der Wahrscheinlichkeit hat es mit dem Zustand der Erwartung
nur soweit zu tun, wie die Logik überhaupt, mit dem Denken. |
|
133 |
? / |
Wenn ich annehme, die Messung ergebe, dass der Würfel
genau und homogen ist, und die Ziffern auf seinen Flächen die
Wurfresultate nicht beeinflussen, und die Hand, die ihn wirft, bewegt
sich ohne bestimmte Regel; folgt daraus die //
eine // durchschnittlich gleichförmige Verteilung der Würfe
1 bis 6 unter den Wurfergebnissen? –
Woraus sollte sie hervorgehen?
Dass der Würfel genau und homogen ist, kann doch
keine durchschnittlich gleichförmige Verteilung von
Resultaten begründen.
(Die Voraussetzung ist sozusagen homogen, die Folgerung wäre
gesprenkelt.)
Und über die Bewegung beim Werfen haben wir ja keine Annahme
gemacht.
(Mit der Gleichheit der beiden Heubündel hat man zwar
begründet, dass der Esel in ihrer Mitte verhungern
(werde); aber nicht, dass
er ungefähr gleich oft von jedem fressen werde.) –
Mit unseren Annahmen ist es auch vollkommen vereinbar,
dass mit dem Würfel 100 Einser nacheinander geworfen
werden, wenn Reibung, Handbewegung, Luftwiderstand so
zusammentreffen.
Die Erfahrung, dass das nie geschieht, ist
eine, die diese Faktoren betrifft // ist eine diese
Faktoren betreffende // .
Und die Vermutung der gleichmässigen
Verteilung der Wurfergebnisse ist eine Vermutung über das Arbeiten
dieser Faktoren //
Einflüsse // .
Wenn man sagt, ein gleicharmiger Hebel, auf den symmetrische Kräfte wirken, müsse in Ruhe bleiben, weil keine Ursache vorhanden ist, weshalb er sich eher auf die eine als auf die andre Seite neigen sollte, so heisst das nur, dass, wenn wir gleiche Hebelarme und symmetrische Kräfte konstatiert haben und nun der Hebel sich nach der einen Seite neigt, wir dies aus den uns bekannten – oder von uns angenommenen ⌊–⌋ Voraussetzungen nicht erklären können. (Die Form, die wir “Erklärung” nennen, muss auch asymmetrisch sein; wie die Operation, ﹖– die aus “a + b” “2a“ “2a + 3b” macht –﹖.) Wohl aber können wir die andauernde Ruhe des Hebels aus unsern Voraussetzungen erklären. – Aber auch eine schwingende Bewegung, die durchschnittlich gleich oft von der Mitte // Mittellage // nach rechts und nach links gerichtet ist? Die schwin- 134 gende Bewegung nicht, denn in der ist ja
wieder Asymmetrie.
Nur die Symmetrie in dieser Asymmetrie.
Hätte sich der Hebel gleichför[,|m]ig nach rechts
gedreht, so könnte man analog sagen: Mit der Symmetrie
der Be[g|d]ingungen kann ich die Gleichförmigkeit der
Bewegung, aber nicht ihre Richtung erklären.
Eine Ungleichförmigkeit der Verteilung der Wurfresultate ist mit der Symmetrie des Würfels nicht zu erklären. Und nur insofern erklärt diese Symmetrie die Gleichförmigkeit der Verteilung. – Denn man kann natürlich sagen: Wenn die Ziffern auf den Würfelflächen keine Wirkung haben, dann kann ihre Verschiedenheit nicht eine Ungleichförmigkeit der Verteilung erklären; und gleiche Umstände können selbstverständlich nicht Verschiedenheiten erklären; soweit also könnte man auf eine Gleichförmigkeit schliessen. Aber woher dann überhaupt verschiedene Wurfresultate? Gewiss, was diese // Was diese // erklärt, muss nun auch ihre durchschnittliche Gleichförmigkeit erklären. Die Regelmässigkeit des Würfels stört nur eben diese Gleichförmigkeit nicht. |
/ |
Angenommen, Einer der täglich im Spiel würfelt, würde etwa eine Woche
lang nichts als Einser werfen, und zwar mit Würfeln, die nach allen
anderen Arten // Methoden // der
Untersuchung [P| // ] Prüfung //
sich als gut erweisen, und wenn ein Andrer sie wirft, auch die
gewöhnlichen Resultate geben // liefern // .
Hat er nun Grund, hier ein Naturgesetz anzunehmen, dem
gemäss er immer Einser wirft // werfen muss // ; hat er
Grund zu glauben, dass das nun so weiter gehen wird,
– oder (vielmehr) Grund anzunehmen,
dass diese Regelmässigkeit
nicht lange mehr andauern kann //
wird // ?
Hat er also Grund das Spiel aufzugeben, da es sich gezeigt hat,
dass er nur Einser werfen kann; oder
weiterzuspielen, da es jetzt nur um so wahrscheinlicher ist,
dass er beim nächsten Wurf eine höhere Zahl werfen
wird? –
In Wirklichkeit wird er sich weigern, die
Regelmässigkeit als ein Naturgesetz anzuerkennen; zum
mindesten wird sie lang andauern müssen, ehe er diese
Auffassung in Betracht
135 zieht.
Aber warum? –
“Ich glaube, weil so viel frühere Erfahrung seines Lebens
gegen ein solches Gesetz spricht, die alle sozusagen – erst
überwunden werden muss, ehe wir eine ganz neue
Betrachtungsweise annehmen. |
/ |
Wenn wir aus der relativen Häufigkeit eines Ereignisses auf seine
relative Häufigkeit in der Zukunft Schlüsse ziehen, so können wir das
natürlich nur nach der bisher tatsächlich beobachteten Häufigkeit
tun.
Und/nicht nach einer, die
wir aus der beobachteten durch irgend einen Prozess der
Wahrscheinlichkeitsrechnung erhalten haben.
Denn die berechnete Wahrscheinlichkeit stimmt mit jeder
beliebigen tatsächlich beobachteten Häufigkeit überein, da sie die
Zeit offen lässt. |
/ |
Wenn sich der Spieler, oder die Versicherungsgesellschaft, nach der
Wahrscheinlichkeit richten, so richten sie sich nicht nach der
Wahrscheinlichkeitsrechnung, denn nach dieser allein kann man sich
nicht richten, da, was immer geschieht, mit ihr in
Uebereinstimmung zu bringen ist; sondern die
Versicherungsgesellschaft richtet sich nach einer tatsächlich
beobachteten Häufigkeit.
Und zwar ist das natürlich eine absolute Häufigkeit. 136 |
|
? / |
“Er kam ungefähr von dort
(Pfeil)”.
“Ungefähr da ist der hellste Punkt des
Horizontes”.
“Mach' das Brett ungefähr 2
m
lang”.
Muss ich, um das sagen zu können, Grenzen wissen, die den Spielraum dieser Länge bestimmen? Offenbar nicht. Genügt es nicht z.B. zu sagen: “der Spielraum ± 1 cm ist ohneweiteres erlaubt; ± 2 cm wäre schon zu viel”? – Es ist doch dem Sinn meines Satzes auch wesentlich, dass ich nicht imstande bin, den Spielraum “genaue” Grenzen zu geben. Kommt das ˇnicht offenbar daher, dass der Raum, in dem ich hier arbeite, eine andere Metrik is hat, als der Euklidische? Wenn man nämlich den Spielraum genau durch Versuch feststellen wollte, indem man die Länge ändert // und sich den Grenzen des Spielraums nähert // und immer fragt, ob diese Länge noch angehe oder schon nicht mehr, so käme man nach einigen Einschränkungen zu Widersprüchen, indem einmal ein Punkt noch als innerhalb der Grenzen liegend bezeichnet würde, ein andermal ein weiter innerhalb gelegener als schon unzulässig erklärt würde; beides etwa mit der Bemerkung, die
137 |
? / |
Die Unsicherheit ist von der Art, wie die, der Angabe des höchsten
Punktes einer Kurve.
Wir sind eben nicht im ek
euklidischen Raum und es gibt hier nicht
im euklidischen Sinne einen höchsten
Punkt.
Die Antwort wird heissen: “der
höchste Punkt ist ungefähr da”, und die Grammatik des
Wortes “ungefähr” – in diesem Zusammenhang
– gehört dann﹖ zur Geometrie unseres
Raumes. |
? / ¿ |
Ist es denn nicht so, wie man etwa beim Fleischhauer nur auf Deka genau
abwiegt, obwohln das anderseits willkürlich ist, und nur bestimmt
durch die herkömmlichen Messinggewichte.
Es genügt hier zu wissen: mehr als P1 wiegt es
nicht undw weniger als P2 auch nicht.
Man könnte sagen: die Gewichtsangabe besteht hier prinzipiell
nicht aus einer Zahlangabe, sondern aus der Angabe eines Intervalls, und
die Intervalle bilden eine diskontinuierliche Reihe. |
? / |
Man könnte doch sagen: “halte Dich jedenfalls
innerhalb ± 1
cm” damit eine
willkürliche Grenze setzend. –
Würde nun gesagt: “gut, aber dies ist doch nicht die
wirkliche Grenze des zulässigen Spielraums: welche ist es
also?” so wäre etwa die Antwort “ich
weiss keine, ich weiss nur,
dass ± 2
cm schon zu viel
wäre”. |
/ | 138 uns a, indem wir die Distanz von
a zu b mit unsern Messinstrumenten
halbieren und ziehen c.
“Siehst Du c grösser als
a?” –
“Ja”.
Wir halbieren die Distanz c–a und ziehen d.
“Siehst Du d grösser als
a?” –
“Ja”.
Wir halbieren a–d.
“Siehst Du e grösser als
a?” –
“Nein”.
Wir halbieren daher e–d.
“Siehst Du f grösser als
e?” –
“Ja”.
Wir halbieren also e–f und ziehen h.
Wir könnten uns so auch von der linken Seite der Strecke a nähern,
und dann sagen, dass einer gesehenen Länge a
im euklidischen Raum nicht
eine Länge, sondern ein Intervall von Längen entspricht,
und in ähnlicher Weise einer gesehenen Lage eines Strichs
(etwa des Zeigers eines Instruments) ein Intervall von Lagen im
euklidischen Raum: aber dieses
Intervall hat nicht scharfe Grenzen.
Das heisst: es ist nicht von Punkten begrenzt,
sondern von konvergierenden Intervallen, die nicht gegen einen Punkt
konvergieren.
(Wie die Reihe der Dualbrüche, die wir durch Werfen von Kopf und
Adler erzeugen.)
Das Charakteristische zweier Intervalle, die so nicht durch Punkte
sondern unscharf begrenzt sind, ist, dass
auf die Frage, ob sie einander übergreifen oder getrennt voneinander
liegen, in gewissen Fällen die Antwort lautet:
“unentschieden”.
Und dass die Frage, ob sie einander berühren,
einen En[f|d]punkt miteinander gemein haben, immer sinnlos ist,
da sie ja keine Endpunkte haben.
Man könnte aber sagen: sie haben vorläufige
Endpunkte.
In dem Sinne, in welchem die Entwicklung von II
ein vorläufiges Ende hat.
An dieser Eigenschaft des ‘unscharfen’
Intervalls ist natürlich nichts geheimnisvolles, sondern das
etwas Paradoxe k[k|l]ärt sich durch die
doppelte Verwendung des Wortes “Intervall” auf.
Es ist dies der gleiche Fall, wie der der doppelten Verwendung des Wortes “Schach”, wenn es einmal die Gesamtheit der jetzt geltenden Schachregeln bedeutet, ein andermal: das Spiel, welches N.N. in Persien erfunden hat und welches sich so und so entwickelt hat. In einem Fall ist es unsinnig, von einer Aenderung // Entwicklung // der Schachregeln zu reden, im andern Fall nicht. Wir können “Länge einer gemessenen Strecke” entweder das nennen, was bei einer bestimmten Messung, die ich heute um 5 Uhr durch- 139 führe, herauskommt, – dann gibt es für
diese Lä[m|n]genangabe kein “ ±
etc.” [,| –] oder
etwas, dem sich Messungen nähern
etc.: in den zwei
Fällen wird das Wort “Länge” mit ganz verschiedener
Grammatik gebraucht.
Und ebenso das Wort “Intervall”, wenn ich einmal
etwas Fertiges, einmal etwas sich Entwikkelndes
ein Intervall nenne. I) die Intervalle liegen getrennt II) sie liegen getrennt und berühren sich vorläufig III) sie lie unentschieden IV) unentschieden V) unentschieden VI) sie übergreifen VII) sie übergreifen Jener Versuch ergibt also wesentlich, was wir ein “unscharfes” Intervall genannt haben; dagegen wären natürlich andere Experimente möglich // denkbar // , die statt dessen ein scharfes Intervall ergeben. Denken wir etwa, wir bewegten ein Lineal von der Anfangsstellung b, und parallel zu dieser, gegen a hin, bis in unserm Subjekt irgend eine bestimmte Reaktion einträte: dann könnten wir den Punkt, an dem die Reaktion beginnt, die Grenze unseres Streifens nennen. – So könnten wir natürlich auch ein Wägungsresultat “das Gewicht eines Körpers” nennen und es gäbe dann in diesem Sinn eine absolut genaue Wägung, d.i. eine, deren Resultat nicht die Form “G ± g” hat. Wir ha- 140 ben damit unsere Ausdrucksweise geändert,
und müssen nun sagen, dass das Gewicht des Körpers
schwankt und zwar nach einem uns unbekannten Gesetz.
(Die Unterscheidung Der Unterschied
[t|z]wischen “absolut genauer” Wägung
und “wesentlich ungenauer” Wägung ist eine
grammatische ein grammatischer und bezieht sich auf
zwei verschiedene Bedeutungen des Ausdrucks “Ergebnis der
Wägung”.) |
/ |
Die Unbestimmtheit des Wortes “Haufen”.
Ich könnte definieren: ein Körper von gewisser Form und
Konsistenz
etc. sei ein Haufe, wenn sein Volumen
K
m³ beträgt, oder mehr; was darunter
liegt, will ich ein Häufchen nennen.
Dann gibt es kein grösstes Häufchen; das
heisst: dann ist es sinnlos, von dem
“grössten Häufchen” zu reden.
Umgekehrt könnte ich bestimmen: Haufe solle alles das sein, was
grösser als K
m³ ist,
und dann hätte der Ausdruck “der kleinste Haufe” keine
Bedeutung.
Ist aber diese Unterscheidung nicht
müssig?
Gewiss, – wenn wir unter dem Volumen ein
Messungsresultat im gewöhnlichen Sinne verstehen; denn dieses
Resultat hat die Form
“V ±
v”. //
Gewiss, – wenn wir unter dem Resultat der
Messung des Volumens einen Ausdruck von der Form
“V ±
v” verstehen. //
Sonst aber könnte die // wäre diese //
Unterscheidung so unbrauchbar sein, wie // Unterscheidung nicht
müssiger sein als // die, zwischen einem Schock Aepfel und 61
Aepfeln. |
/ |
Zu dem Problem vom “Sandhaufen”: Man
kö[h|n]nte sich hier, wie in ähnlichen Fällen, einen
offiziellen // offiziell festgesetzten //
Begriff denken // … denken,
dass es einen offiziellen Begriff, wie den einer
Schrittlänge gäbe, // etwa: Haufe ist alles, was
über einen ha[k|l]ben
m³
gross ist.
Dieser wäre aber dennoch nicht unser gewöhnlich gebrauchter
Begriff.
Für diesen liegt keine Abgrenzung vor (und bestimmen wir eine,
so ändern wir den Begriff); sondern es liegen nur Fälle vor,
welche wir zum dem
Umfang des Begriffs // zu den Haufen //
rechnen und solche, die wir nicht mehr zu dem Umfang des Begriffs
rechnen. 141 |
/ |
“Mach' mir hier einen Haufen Sand”. –
“Gut, das nennt er gewiss noch einen
Haufen”.
Ich konnte dem Befehl Folge leisten, also war er in Ordnung.
Wie aber ist es mit diesem Befehl: “Mach'
mir den kleinsten Haufen, den Du noch so nennst”?
Ich würde sagen: das ist Unsinn; ich kann nur eine vorläufige
obere und untere Grenze bestimmen. 1 |
|
|
? / ? |
|
Seinen Inhalt hat der Satz als Glied des Kalküls. |
a ? / |
Ist also “einen Satz verstehen” von der gleichen Art,
wie “einen Kalkül beherrschen”?
Also wie: multiplizieren können?
Das glaube ich.
⇒
siehe
S. 148/4
S. 190 |
∫ ✓ |
Die Bedeutung eines Worts verstehen, heisst, seinen
Gebrauch kennen, verstehen. |
/ |
“Ich kann das Wort ‘gelb’ anwenden”
– ist das auf einer anderen Stufe als “ich kann Schach
spielen”, oder “ich kann den König im Schachspiel
verwenden”? | ✓ |
/ |
/ |
⌊⌊
⍈
An den Anfang des §6 (p. 22) Wenn ich auf die Frage: “kannst Du dieses Gewicht heben”, antworte “ja”, ist damit ein Zustand beschrieben nicht-hypothetisch beschrieben, ahnlich also, wie wenn man mich gefragt hätte “hast Du Kopfschmerzen?”? Man kann das Wort können so verstehen daß die Ausführung als Kriterium der Fähigkeit gilt aber auch so daß dies nicht der Fall ist. Fragt man mich kannst Du diese Kugel heben & ich sage ja dann versuche ich, sie zu heben, aber es gelingt mir nicht, so gibt es einen Fall in welchem ich sagen werde “ich hatte mich geirrt, ich konnte sie nicht heben” aber auch den “jetzt kann ich sie nicht heben, weil ich schon müde bin, als ich aber sagte ich könne sie heben, da k[ö|o]nnte ich es”. Ebenso “als ich sagte ich könne Schach spielen konnte ich's, aber durch diesen Schreck habe ich es vergessen”, etc. Gefragt “wie weißt Du daß Du es damals konntest würde man etwa sagen: “ich habe es immer gekonnt”, ich hatte gerade zuvor eine Partie gespielt”, “mein Gedächtnis ist doch nicht so schlecht”, “ich hatte mir gerade die Regeln hergesagt” und Ähnliches. In keinem Fall ist die Fähigkeit ein bewußter Zustand wie Zahnschmerzen. Was gilt alles als Kriterium dafür daß man ein Recht hat zu sagen man könne es. ⌋⌋ |
? |
Wenn ich sage “ich kann dieses Gewicht heben”, so kann
man antworten: “das wird sich zeigen, wenn Du es
versuchst”; und geht e[w|s] dann nicht, so kann man
sagen “siehst Du, Du konntest es nicht”; und ich kann
darauf nicht antworten “doch, ich konnte es, als ich es sagte,
nur als es zum Aufheben kam, konnte ich es nicht”.
Ob man es kann, wird die Erfahrung zeigen.
Anders ist es, wenn ich sage “ich verstehe diesen
Befehl”; dies ist, oder scheint ein Erlebnis zu sein.
“Ich muss wissen, ob ich ihn
(jetzt) verstehe” – aber
nicht: Ich muss wissen, ob ich das
Gewicht jetzt heben kann. –
Wie ist es nun in dieser Hinsicht mit dem Satz “ich
kann Schach spielen”?
Ist das etwas, was sich zeigen wird, oder kann man sagen “als
ich es behauptete, konnte ich Schach spielen, nur jetzt kann ich es
nicht”.
Ist nicht das, was mich rechtfertigt, nur, dass ich mich erinnere, früher Schach gespielt zu haben? Und etwa, dass ich, aufgefordert zur Probe die Regeln im Geiste durchfliegen kann? |
∫ |
Ist es nicht auch so beim Gebrauch des Wortes
“Kugel”?
Ich gebrauche das Wort instinktiv.
Aufgefordert aber, Rechenschaft darüber zu geben, ob ich es verstehe,
rufe ich mir, gleichsam zur Probe, gewisse Vorstellungen hervor.
(Es kann nicht darauf ankommen, ob die Sprache instinktiv oder halbinstinktiv gebraucht wird. Wir sind hier im Sumpf der graduellen Unterschiede, nicht auf dem festen Grund der Logik.) (Ist es nicht das Schachspiel, wenn es automatisch gespielt wird?) |
⇒
Zu §38 ⇒
S. 165
”Wenn ich sage “sieh', dort ist eine Kugel”, oder “dort ist
4 145
wenn der gegenwärtige Zug einer ist, den beide machen könnten, und wenn
selbst eine Königsfigur als Bauer fungierte.
Das Wort “Kugel” ist mir bekannt und steht in mir für etwas; d.h., es bringt mich in eine gewisse Stellung zu sich (wie ein Magnet eine Nadel in seine Richtung bringt).” | ✓ |
? / |
Man ist in der Philosophie immer in der Gefahr, eine Mythologie des
Symbolismus zu geben, oder der Psychologie.
Statt einfach zu sagen, was jeder weiss und
zugeben muss. | ✓ |
? / |
Wenn ich gefragt würde “kannst Du das Alphabet
hersagen”, so würde ich antworten: ja. –
“Bist Du sicher” –
“Ja”.
Wenn ich nun aber im Hersagen steckenbliebe und nicht weiter
wüsste, so gibt es doch einen Fall, in welchem ich
sagen würde “ja, als ich sagte, ich könne es hersagen, da konnte
ich es”, und zwar dann, wenn ich es mir dama[.|l]s
“im Geiste” hergesagt hätte.
Ich würde dies auch als Beweis angeben.
Das heisst aber, dass das
Hersagen im Geiste die Fähigkeit zum wirklichen Hersagen – so wie
wir hier das Wort Fähigkeit verstehen – enthält. | ✓ |
⍈
Zu
S. 99
Etwas tun können hat ja eben jenen schattenhaften Charakter, das heisst, es erscheint
| ✓ |
? / |
Das ist doch der gleiche Fall wie: “Kannst Du Deinen
Arm heben?”
In welchem Falle würde ich dies verneinen müssen, oder
bezweifeln?
Solche
5 146 Fälle sind
leicht zu denken.
Als Die Bestätigung dessen, dass wir den Arm heben können, sehen wir etwas ein in einem Zucken mit den Muskeln an, oder eine kleine einer kleinen Bewegung des Arms. Oder die geforderte Bewegung selbst, jetzt ausgeführt, als Kriterium dafür, dass ich sie gleich darauf ausführen kann. 6 147 | ✓ |
|
|
Wann kann das Gefäß … enthalten? |
/ |
Das schwierigste Problem scheint der Gegensatz, das Verhältnis
zu sein zwischen dem Operieren mit der Sprache in der Zeit // im Lauf der Zeit // und dem momentanen
Erfassen des Satzes. | ✓ |
/ |
Aber wann erfassen oder verstehen wir den
Satz?!
Nachdem wir ihn ausgesprochen haben? –
Und wenn
| ✓ |
/ |
“Er sagt das, und meint es”:
Vergleiche das einerseits mit: “er sagt das, und
schreibt es nieder”; anderseits mit:
“er schreibt das und unterschreibt
es”. | ✓ |
/ |
Man könnte fragen: Wie lange braucht
7 148 | ✓ |
∫ |
Ist das Verstehen nicht das Erfassen des Satzes, so kann es auch nach
diesem (und warum nicht auch vorher) vor sich gehen. | ✓ |
/ |
Ist das Verstehen eines Satzes dem Verstehen eines Schachzuges, als
solchen ˇals Schachzuges, nicht
analog?
Wer das Schachspiel gar nicht kennt und sieht jemand einen Zug machen,
der wird ihn nicht verstehen,
d.h. nicht als Zug
eines Spieles verstehen.
Und es ist etwas anderes, dem Spiel Zug mit Verständnis zu
folgen, als es ihn bloss zu
sehen. | ✓ |
/ |
Was ist es aber dann,
| ✓ |
/ |
Man würde etwa (so﹖) sagen:
Ich sage ja nicht nur “zeichne einen Kreis”,
sondern ich wünsche doch, dass der Andre
etwas tut.
(Gewiss!)
Und dieses Tun ist doch etwas anderes als das Sagen, und ist
eben das Ausserhalb, worauf ich weise // worauf der Satz weist // . Und, was der andre tut, ist doch außerhalb dessen was ich
sage. | ✓ |
∕∕ |
Das Verstehen eines Satzes der Wortsprache ist dem Verstehen eines
musikalischen Themas (oder Musikstückes) viel verwandter, als
man glaubt.
Und zwar so, dass das Verstehen des sprachlichen
Satzes näher als man denkt dem liegt, was man gewöhnlich das Verständnis
des musikalischen Ausdrucks nennt. –
Warum pfeife ich das gerade so? warum
bringeˇ will ich den Wechsel der
Stärke und des Zeitmasses gerade auf dieses ganz
bestimmte
Idealˇ bringen?
Ich möchte sagen: “weil ich weiss, was
das alles heisst” – aber was
heisst es denn? –
Ich wüsste es nicht zu sagen,
ausser durch eine Uebersetzung
in einen Vorgang vom gleichen Ry Rhythmus.
8 149 | ✓ |
/ |
Das Können und Verstehen wird von der Sprache scheinbar als Zustand
dargestellt, wie der Zahnschmerz, und das ist die falsche Analogie, unter
der ich laboriere. | ✓ |
/ |
Wie, wenn man fragte: Wann kannst Du Schach
spielen?
Immer? oder während Du
| ✓ |
? / |
Wenn nun “das Wort ‘gelb’ verstehen”
heisst, es anwenden können, so
| ✓ |
/ |
Augustinus:
“Wann messe ich einen Zeitraum?
Aehnlich meiner Frage:
Wann kann ich Schach spielen. 9 150 | ✓ |
| 37
Zeigt sich die Bedeutung eines Wortes in der Zeit?
Wie der tatsächliche Freiheitsgrad eines Mechanismus. Enthüllt sich die Bedeutung des Worts erst nach und nach wie seine Anwendung fortschr[i|e]itet? ⇒
gehört zu ‘Bedeutung’ §9 |
? / | ⌊⌊
Vielleicht lehrreich⌋⌋
Es ist eine sehr merkwürdige Tatsache, dass ich mich bei dem Gebrauch der Sprache nicht erinnere, wie ich sie gelernt habe. Ich sage “hier sehe ich eine schwarze Kugel”. Ich wei[w|s]s nicht, wie ich “schwarz” und “Kugel” gelernt habe. Meine Anwendung der Wörter ist unabhängig von diesem Erlernen. Es ist so, als hätte ich die Wörter selbst geprägt. Und hier werden wir wieder zu der Frage geführt: Wenn die Grammatik, die von den Wörtern handelt, für ihre Bedeutung wesentlich ist, muss ich die grammatischen Regeln, die von einem Wort handeln, alle im Kopf haben, wenn es für mich etwas bedeuten soll? Oder ist es hier, wie im Mechanismus: Das Rad, das stillsteht, oder auch sich dreht, das Rad in einer Lage, weiss, gleichsam, nicht, welche Bewegung ihm noch erlaubt ist, der Kolben weiss nicht, welches Gesetz seiner Bewegung vorgeschrieben ist; und doch wirkt das Rad und der Kolben nur durch jene Gebundenheit // jenes Gebundenseins // . Soll ich also sagen: Die grammatischen Regeln wirken in der Zeit? (Wie jene Führung.) |
| ⌊⌊
Unterscheidung zwischen Regel & Erfahrungssatz.
Wenn ein Satz der Grammatik ein Naturgesetz der Anwendung des Wortes wäre,
so gäbe es grammatische Hypothesen; & wie ein Wort gebraucht werden
kann zeigt sich dadurch, wie es gebraucht wird.⌋⌋ |
/ |
⌊⌊
Wie seltsam: es es scheint als ob zwar eine physische
(mechanische) Führung versagen, unvorhergesehenes zulassen, könnte,
aber eine Regel nicht!
Sie wäre sozusagen die einzig verläßliche Führung.
Aber worin besteht es, daß eine Führung eine Bewegung nicht zuläßt,
& worin, daß eine Regel sie nicht zuläßt? –
Wie weiß man das eine, & wie das andere?⌋⌋ |
/ |
Also: Das Wort “Kugel” wirkt nur
10 151
wäre die
seltsame Frage denkbar: “wie kann ich denn dann
gleich wissen, was ich mit ‘Kugel’ meine
⌊⌊Wenn aber ‘die Bedeutung eines Wortes
verstehen’ heißt seine grammatische Anwendung kennen (die
Möglichkeit seiner gr. Anw.), dann kann man fragen:
Wie kann ich denn gleich wissen was ich mit ‘Kugel’
meine …⌋⌋
, ich kann doch nicht die ganze Art der Anwendung
ˇ des Wortes auf einmal im Kopfe
haben?” | ✓ |
/ |
Und ist es nicht ähnlich mit dem
Schachspiel: in irgend einem Sinne kann man sagen, ich wisse die
Regeln des Schachspiels (‘habe sie im
Kopf’),
| ✓ |
/ |
Das Verständnis der Sprache – quasi des Spiels – scheint wie ein
Hintergrund, auf dem der einzelne Satz erst Bedeutung
gewinnt. | ✓ |
∫ |
Die allgemeine Regel erst enthüllt den [D|F]reiheitsgrad, die
Beweglichkeit des Mechanismus.
Das Bild des Mechanismus in einer seiner Stellungen enthält
hievon nichts. |
? / |
Soll ich nun sagen, der Freiheitsgrad des Mechanismus kann sich nur mit
der Zeit enthüllen?
Aber wie kann ich dann je wissen, dass er gewisse
Bewegungen nicht machen kann (und
dass er gewisse Bewegungen machen kann, die er
gerade noch nicht gemacht hat). |
∫ |
Das Verständnis als eine Disposition der Seele, oder des
Gehirns, geht uns nichts an. |
| ⌊⌊
Das Bild des Mechanismus kann wohl ein Zeichen des Freiheitsgrades
sein.
D.h. als Ausdruck dafür gebraucht werden, welche
Bewegungen
11 152 ⌋⌋ |
|
|
‘Gedanke ist einennennen
wir etwas﹖ Vorgang﹖ der den Satz begleitet’ aber
auch den Satz selbst im System der Sprache. |
? / |
Kann ich nicht sagen: ich meine die Verneinung, welche verdoppelt
eine Bejahung gibt? |
? / |
Wäre das nicht, als würde man sagen: Ich meine die Gerade,
deren zwei sich in einem Punkt schneiden. |
/ |
Das heisst: Wenn Du von Rot
gesprochen hast, hast Du dann das gemeint, wovon man sagen kann, es sei
hell, aber nicht,ˇ es sei grün, auch wenn Du an
diese Regel nicht gedacht,
| ✓ |
/ |
Was heisst die Frage: Ist das dasselbe
‘non’, für welches die Regel
non-non-non-p =
non-p gilt? |
/ |
“Meinst Du das ‘nonnon.neg’ so,
dass ich aus non-p
non-non-non-p schliessen
kann?” 12 153 |
∫ ¿ |
Das Schachspiel ist gewiss durch seine Regeln
(sein Regelverzeichnis) charakterisiert.
Und wir sagen, daß Einer, der eine Partie Schach spielt und jetzt einen
Zug macht, etwas anderes tut, als der, der nicht Schach spielen kann
(d.h. das Spiel nicht kennt) und nun eine Figur
in die Hand nimmt und sie zufällig der Regel gemäss
bewegt.
Anderseits ist es klar, dass der Unterschied nicht
darin bestehthen muß, dass der Erste in irgend einer Form die
Regeln des Schachspiels vor sich hersagt oder überdenkt. –
Wenn ich nun sage: “dass er Schach
spielen kann, (wirklich Schach spielt, die Absicht hat, Schach zu
spielen) besteht darin, dass er die Regeln
kennt”, ist diese Kenntnis der Regeln in jedem Zuge in
irgendeiner Form enthalten?
Was heisst das: “er tut etwas anderes”? Hierin liegt schon die Verwendung eines
|
∫ |
Wenn das Schachspiel durch seine Regeln definiert ist, so gehören diese
Regeln zur Grammatik des Wortes “Schach”. ⌊⌊
Das Schachspiel ist gewiß durch seine Regeln (sein Regelverzeichnis)
charakterisiert.
Wenn ich Schachˇ nur durch seine Regeln definiere, so gehören diese Regeln
zur Grammatik des Wortes “Schach”.
⌋⌋
| ✓ |
/ | ⍈
[Zu
S. 354)
Worin besteht es die Absicht zu haben eine Partie
Sch. zu spielen
Kann man eine Intention haben, ohne sie auszudrücken?
Kann man die Absicht haben, Schach zu spielen (in dem Sinne, in
welchem man apodiktisch sagt “ich hatte die Absicht Schach zu
spielen; ich muss es doch
wissen”), ohne einen Ausdruck dieser Absicht? –
Könnte man da nicht fragen: Woher
weisst Du, dass das, was Du
hattest, diese Absicht war?
D.h. wie unterscheidet sich diese Absicht von der
Dame zu spielen.
Ist die Absicht Schach zu spielen etwa wie die Vorliebe für das Spiel, oder für seine Person
13 154
Das Sch. ist doch durch seine Regeln definiert. |
/ |
Muss
ich nicht sagen: “Ich weiss,
dass ich die Absicht hatte, denn ich
habe mir gedacht ‘jetzt komme ich endlich zum
Schachspielen’” oder
etc.
etc.. |
? / | ⍈
[Zu:
S. 354
Es würde sich mit der Absicht in diesem Sinne auch vollkommen vertragen, wenn ich beim ersten Zug darauf käme, dass ich alle Schachregeln vergessen habe, und zwar so, dass ich nicht etwa sagen könnte “ja, als ich den Vorsatz hatte // fasste // , da hatte // habe // ich sie noch gewusst”. |
? ∫ |
Es wäre wichtig, den Fehler allgemein auszudrücken, den ich in allen
diesen Betrachtungen zu machen neige // geneigt bin // .
Die falsche Analogie, aus der er entspringt.8 |
|
Ich glaube, jener Fehler liegt in der Idee, dass die
Bedeutung eines Wortes eine Vorstellung ist, die das Wort
begleitet.
Und diese Conception hat wieder mit der des Bewusst-Seins zu tun. // Und diese Conception steht wieder … in Verbindung. // Dessen, was ich immmer “das Primäre” nannte. |
/ | ⍈ ⇒
Zu
S. 223
Es stört uns quasi, dass der Gedanke eines Satzes in [m|k]einem Moment ganz vorhanden ist. Hier sehen wir, dass wir den Gedanken mit einem Ding vergleichen, welches wir erzeugen, und das wir nie als Ganzes besitzen; sondern, kaum entsteht ein Teil, so verschwindet ein andrer. Das hat gewissermassen etwas unbefriedigendes, weil wir – wieder durch eine Erklärung // ein Gleichnis // verführt – uns etwas Anderes erwarten. |
∫ ∫ |
[Zu:
S. 354
Der Spieler, der die Intention hatte, Schach zu spielen, hatte sie schon dadurch, dass er zu sich etwa die Worte sagte “jetzt wollen wir Schach spielen”. Und etwa durch gewisse Gefühle die die Worte begleiteten. 14 155
spielen”. Ich will sagen, dass das Wort “Schach” eben auch (nur) ein Stein in einem
|
/ |
Muss denn dem, der das Wort
“Schach” gebraucht, eine Definition des Wortes
vorschweben?
Gewiss nicht. –
Gefragt, was er unter “Schach” versteht, wird er
erst eine geben.
Diese Definition ist selber ein bestimmter Schritt
| ✓ |
/ |
Wenn ich ihn aber nun fragte: Wie Du das Wort
ausgesprochen hast, was hast Du damit gemeint? –
Wenn er mir darauf antwortet: “ich habe das Spiel
gemeint, das wir so oft gespielt haben
etc..
etc.”, so
weiss ich, dass ihm diese
Erklärung in keiner Weise beim Gebrauch des Wortes vorgeschwebt hatte,
und dass seine Antwort meine Frage nicht in
dem Sinn beantwortet,
dass sie mir
sagt, was, quasi, “in ihm vorging //
vorgegangen ist // ”, als er dieses Wort
sagte. | ✓ |
/ |
⌊⌊
Statt “ich habe das Spiel gemeint,
welches …” hätte ich auch sagen können: ich setze
jetzt statt des Wortes Schach
daß das ich
|
∫ |
Denn die Frage ist eben, ob unter der “Bedeutung, in der man ein
Wort gebraucht” ein Vorgang verstanden werden soll, den wir beim
Sprechen oder Hören des Wortes erleben. | ✓ |
/ |
Die Quelle des Fehlers scheint die Idee vom
Gedanken zu sein, der ist der Begriff
vom Gedanken, der …
⌊⌊Die Quelle der Verwirrung ist
vielleicht der Begriff …⌋⌋ den Satz begleitet.
(Oder der seinem Ausdruck
vorangeht.)
Dem Wortausdruck kann natürlich ein andrer Ausdruck vorangehen, aber
für uns kommt der [u|U]nterschied //
Artunterschied // dieser beiden
Ausdrükke – oder Gedanken – nicht in
Betracht.
Und es kann der Gedanke unmittel-
15 156 bar in seiner
Wortform gedacht werden. ¥• | ✓ |
/ |
Man könnte sagen: auf die Aussage “dieser Satz hat
Sinn” kann man nicht wesentlich fragen
“welchen?”
So wie man jach auch auf den Satz “diese Worte
sind ein Satz” nicht fragen kann
“welcher?”9 | ✓ |
/ |
↺⍈
(“Er hat diese Worte gesagt, sich aber dabei gar
nichts gedacht.” –
“Doch, ich habe mirch etwas dabei
gedacht”. –
“Und zwar was denn?” –
“Nun, das, was ich gesagt
habe”.) | ✓ |
|
“Dieses Wort hat doch eine ganz bestimmte
Bedeutung”.
Wie ist sie denn (ganz)
bestimmt? |
/ |
Zu
S. 224
”Ich habe etwas bestimmtes damit gemeint, als ich sagte …”. – “Wann hast Du es gemeint und wie lange hat es gebraucht. Und hHast Du bei jedem Wort etwas anderes gemeint, oder während des ganzen Satzes dasselbe?”10 |
/ |
Zu
S. 224
(Uebrigens komisch,
dass, seltsam: wenn man bei
jedem – sagen wir, deutschen – Wort etwas meint,
ˇ daß eine Zusammenstellung
|
/ |
“Ich meine aber doch mit diesen Worten etwas”.
Gewiss: im Gegensatz
z.B. etwa zu dem Falle, wo ich
nichts meine, wo ich etwa Silben ihres komischen Klangs wegen aneinander
reihe.
Ich will eigentlich sagen, dass ‘ich meine etwas mit den Worten’ nur heisst: ich unterscheide doch diesen Fall von dem des sinnlossen Plapperns etc.. Und das ist zugegeben. Aber es ist damit noch keine besondere Theorie des Meinens gegeben. | ✓ |
∫ |
Und so geht es in allen solchen Fällen.
Wenn etwa jemand sagt: “aber ich meine doch wirklich,
dass der Andere Zahnschmerzen hat; nicht,
dass er
16 157 sich
bloss so benimmt”.
Immer muss man antworten:
“Gewiss” und zugeben,
dass auch wir diese Unterscheidung machen
müssen. // dass diese
Unterscheidung besteht. // |
| “Jetzt “Jetzt sehe ich's erst, er zeigt immer auf die Leute, die dort vorübergehen”. Er hat ein System verstanden: wie Einer, dem ich die Ziffern 1, 4, 9, 16 zeige und der sagt “ich versteh' jetzt das System, ich kann jetzt selbst weiterschreiben”. Aber was ist diesem Menschen geschehen, als er das System plötzlich verstand? |
/ |
Es handelt sich beim Verstehenˇ, meinen, nicht um einen Akt des
momentanen, sozusagench nicht diskursiven,
Erfassens der Grammatik.
Als könnte man sie gleichsam auf einmal herunterschlucken.
| ✓ |
? / |
Das also, was der
Welche ich ja auch nicht so in mir habe, als
| ✓ |
|
Gewiss, der Vorgang des “jetzt
versteh' ich …!” ist ein ganz
spezi-
17 158 fischer,
aber es ist eben auch ein ganz spezifischer Vorgang,
wenn wir auf einen bekannten Kalkül
stossen, wenn wir “weiter
wissen”.
Aber dieses Weiter-Wissen ist eben auch diskursiv (nicht intuitiv). |
/ | ⍈
Zu
S. 223
‘Intuitives Denken’, das wäre so, wie ‘eine Schachpartie auf die Form eines dauernden, gleichbleibenden Zustandes gebracht’. (ebenso undenkbar). 18 159 |
|
/ |
Und doch ist noch etwas unklar // nicht
klar // , was sich
z.B. in der
dreifachen Verwendung des Wortes ‘ist’ zeigt.
Denn, was heisst es, wenn ich sage,
dass im Satz ‘die Rose ist rot’ das
ist eine andere Bedeutung hat, als in ‘zweimal zwei ist
vier’?
Wenn man sagt, es heisse, dass
verschiedene Regeln von diesen beiden Wörtern gelten, so
muss man zunächst sagen, dass
wir hier nur ein Wort haben.
Zu sagen aber: von diesem gelten in einem Fall die
Regeln, im anderen jene, ist Unsinn.
Und das hängt wieder mit der Frage zusammen, wie wir uns denn aller Regeln bewusst sind, wenn wir ein Wort in einer bestimmten Bedeutung gebrauchen, und doch die Regeln die Bedeutung ausmachen? | / ✓ |
/ |
Wenn ich nun aber das Wort “ist”
betrachte: Wie kann ich hier zwei verschiedene
Anwendungsarten unterscheiden, wenn ich nur auf die grammatischen
Regeln sehe // achte // ?
Denn diese erlauben ja eben die Verwendung des Wortes im
Zusammenhang “die Rose ist rot” und “zweimal zwei
ist vier”.
An diesen Regeln sehe ich nicht, dass
es sich um zwei verschiedene Wörter
19 160 handelt // dass wir hier zwei verschiedene Wörter
haben // . –
Ich ersehe es aber
z.B. wenn ich versuche, in
beiden Sätzen statt “ist” “ist
gleich” zu setzen //
einzusetzen // (oder auch den Ausdruck “hat die
Eigenschaft”).
Aber nur wieder, weil ich für den Ausdruck “ist gleich”
die Regel kenne, dass er in “die Rose
… rot” nicht eingesetzt werden darf // nicht stehen darf // . | ✓ |
|
Wenn ich mich weigere ein Wort,
z.B. das Wort
‘ist gleich’ in zwei Zusammenhängen zu gebrauchen,
so ist der Grund das, was wir mit den Worten beschreiben
“das Wort habe in den beiden Fällen verschiedene
Bedeutung”. // das Wort
werde in diesen Fällen in verschiedenem Sinn
gebraucht. // ¥ |
/ |
Ib
Kann ich nun aber das, was die grammatischen Regeln von einem Worte
sagen, auch anders beschreiben, nämlich durch die Beschreibung des
Vorgangs, der beim Verstehen des Wortes stattfindet?11 |
/ |
Ic
Wenn also die Grammatik –
z.B. – die
Geometrie der Verneinung ist, kann ich sie durch eine Beschreibung dessen
ersetzen, was bei der Verwendung sozusagen hinter dem Wort
‘nicht’ steht? |
|
Aber so eine Beschreibung wäre doch – wie gesagt – ein Ersatz
des Wortes // für das Wort //
‘nicht’, etwa wie
|
? / | ⍈
Ia
In meiner Darstellung schienen doch die grammatischen Regeln die
Auseinanderlegung dessen, was ich im Gebrauch des Wortes auf einmal
erlebe.
20 161 stehen auf
einmal
|
? / | ⍈
Id
Man
|
|
Dass wir dieses Wort dieser Regel
gemäss gebrauchen, das dafür einsetzen
etc., damit dokumentieren wir, wie wir es meinen.
|
|
“Wie ich einen Körper durch seine verschiedenen Ansichten geben
kann und er mit diesen äquivalent ist, so offenbart sich die Natur der
Negation in den verschiedenen, grammatisch erlaubten Anwendungen des
Negationszeichens.” ¥ |
/ |
Ib
”Die doppelte Negation gibt eine Bejahung”, das klingt
so wie: Kohle und Sauerstoff gibt Kohlensäure.
Aber in Wirklichkeit gibt die doppelte Negation
nichts, sondern ist etwas. |
/ | ⍈
Ia
”Wer die Negation versteht, der weiss,
dass die doppelte Negation …” |
/ |
∫ |
If
Das Wort ‘nicht’ in der grammatischen Regel hat keine
Bedeutung, sonst könnte das nicht von ihm ausgesagt
werden. |
? / | ⍈
Ie
Die Negation hat keine andere Eigenschaft, als etwa die, in gewissen
21 162
Sätzen, die Wahrheit zu ergeben.
Und ebenso hat ein Kreis die Eigenschaft, da oder dort zu stehen, diese Farbe zu haben, von einer Geraden tatsächlich geschnitten zu werden; aber nicht, was ihm die Geometrie zuzuschreiben scheint. (Nämlich diese Eigenschaften haben zu können.) |
/ | ⋎
Was heisst es: “Dieses Papier
ist nicht schwarz und ‘nicht’ ist hier in dem
Sinne // ist hier so // gebraucht,
dass eine dreifache Verneinung eine Verneinung
ergibt”?
Wie hat sich denn das im Gebrauch
geäussert?
Oder: “Dieses Papier ist nicht schwarz und zwei von diesen Verneinungen geben eine Bejahung”. Kann ich das sagen? Oder: “Dieses Buch ist rot und die Rose ist rot und die beiden Wörter ‘rot’ haben die gleiche Bedeutung”. (Dieser Satz ist von gleicher Art wie die beiden oberen.) Was ist denn das für ein Satz? ein grammatischer? Sagt er etwas über das Buch und die Rose? Ist der Zusatz zum Verständnis des ersten Satzes nicht nötig, so ist er Unsinn, und wenn nötig, dann war das erste noch kein Satz; und dasselbe gilt in den oberen Fällen. | @ |
/ |
“Dass 3 Verneinungen wieder eine Verneinung
ergeben, muss doch schon in der einen Verneinung,
die ich jetzt gebrauche, liegen”.
Aber deute ich hier nicht schon wieder?
(D.h. bin ich nicht im Begriffe,
| I |
Heisst es etwas, zu sagen, dass
drei solche Verneinungen eine Verneinu[g|n]g
ergeben.
(Das erinnert immer an “drei solche Pferde können diesen
Wagen fortbewegen”.)
Aber, wie gesagt, in jenem logischen Satz ist gar nicht von der
Verneinung die Rede (von der Verneinung handeln nur Sätze wie: es
regnet nicht) sondern nur vom Wort ‘nicht’, und
es ist eine Regel über die Ersetzung eines Zeichens durch ein
anderes. 22 163 | / |
/ |
Aber können wir die Berechtigung dieser Regel nicht einsehen, wenn wir
die Verneinung verstehen?
Ist sie nicht eine Folge aus dem Wesen der Verneinung?
Sie ist nicht eine Folge, aber ein Ausdruck dieses Wesens. |
/ |
Was wir sehen, wenn wir einsehen, dass eine
doppelte Verneinung
etc. …
muss von der Art dessen sein, was wir im Zeichen
|
/ |
Die Geometrie spricht aber so wenig von Würfeln, wie die Logik
von der Verneinung. (Man möchte hier vielleicht einwenden, dass die Geometrie vom Begriff des Würfels und die Logik vom Begriff der Negation handelt. Aber diese Begriffe gibt es nicht.) |
/ |
Man kann einen Würfel
| ✓ |
|
| ⍈
Zu
S. 91
Man kann eine geometrische Figur nicht be[w|s]chreiben. Auch die Gleichung beschreibt sie nicht, ﹖– sondern vertritt sie durch die Regeln, die von ihr gelten –﹖. 23 164
|
∫ |
Zu
S. 91
Und haben wir hier nicht das Wort “Figur” so angewendet // angewandt // , wie in unseren Betrachtungen so oft das Wort “Gedanke” oder “Symbol”? Die Art der Anwendung dieses Wortes, von welcher ich sagte, es bedeute dann kein Phänomen, sondern sei quasi ein unvollständiges Zeichen // Symbol // und entspreche eher einer Funktion. |
∕∕ |
Man kann auch nicht sagen, die Würfelform habe die Eigenschaft, lauter
gleiche Seiten zu besitzen.
Wohl aber hat ein Holzklotz diese Eigenschaft.
(Noch hat “die Eins die Eigenschaft, zu sich selbst
addiert, zwei zu ergeben”.) | ✓ |
∫ / |
Ich sagte doch: Es schien, als wären die grammatischen Regeln
die ‘Folgen in der Zeit’ dessen, was wir in einem
Augenblick wahrnehmen, wenn wir eine Verneinung verstehen.
Und als gebe es also zwei Darstellungen des Wesens der Verneinung: Den Akt (etwa den seelischen Akt) der Verneinung selbst, und seine Spiegelung in dem System der Grammatik. | ✓ |
/ ∫ / |
Man ist versucht zu sagen // könnte
sagen // : die Gestalt eines Würfels wird doch sowohl
durch die Grammatik des Wortes
“Würfel[’|”], als auch durch
einen Würfel, dargestellt. |
∫ |
In “non-p & (non-non-p =
p)” kann der zweite Teil nur eine Spielregel
sein. |
∕∕ | ✓ |
/ ∫ |
Als würden aus der Natur der Negation die Regeln über das
Negationszeichen folgen.
24
folgen. So dass, in gewissem Sinne, die Negation zuerst vorhanden
| ✓ |
/ |
Es ist also, als hätte das Wesen der Negation einen zweifachen Ausdruck
in der Sprache: Dasjenige, was ich sehe, wenn ich die Negation
verstehe, und die Folgen dieses Wesens in der Grammatik. | ✓ |
∫ |
Zu sagen, dass eine Vierteldrehung ein Quadrat mit
sich selbst zur Deckung bringt,
heisst doch offenbar nichts andres als: Das
Quadrat ist um ﹖ zwei zueinander senkrechte Achsen
symmetrisch, und das wieder, dass es Sinn hat, von
zwei senkrechten Achsen zu reden, ob sie vorhanden sind oder nicht.
Dies ist ein Satz der Grammatik. |
∫ / |
Die Schwierigkeit ist wieder, dass
Und doch kann man eben nur sagen, der andere Satz ist nicht mit diesem ausgesprochen, auch
|
|
Statt der Betrachtung der Negation, könnte ich auch die eines Pfeiles
setzen und
z.B. sagen: wenn ich ihn zweimal um
180o drehe, zeigt er wieder,
wohin er jetzt zeigt: welcher Satz dem non-non-p = p
entspricht.
Wie ist es nun hier mit der Darstellung des Wesens dieses Pfeils durch
die Sprache?
Jener Satz muss doch unmittelbar von diesem Wesen
abgeleitet // abgelesen // sein und es
also darstellen.
25
darstellen.
Oder nehmen wir den Fall eines Quadrats und eines Rechtecks und die Sätze, dass das Quadrat durch eine Vierteldrehung mit sich selbst zur Deckung gebracht werden kann; das Rechteck aber erst durch eine halbe Drehung. |
? / ? |
Es frägt sich: Was ist das für ein Satz “das Wort
‘ist’ in ‘die Rose ist rot’ ist
dasselbe, wie in ‘das Bu[h|c]h ist rot’, aber
nicht dasselbe, wie in ‘zweimal zwei ist
vier’?
Man kann nicht antworten, es heisse, verschiedene
Regeln gelten von den beiden Wörtern, denn damit geht man im Zirkel.
Wohl aber heisst es, das Wort ist in seinen
verschiedenen Verbindungen durch zwei Zeichen ersetzbar, die
nicht für einander einzusetzen sind.
Ersetze ich dagegen das Wort in den beiden ersten Sätzen durch zwei
verschiedene Wörter, so darf ich sie für einander
einsetze[h|n]. |
∫ / |
Nun könnte ich wieder fragen: sind diese Regeln // ist diese Regel // nur eine
Folge des Ersten:
dass im einen Fall die beiden Wörter
‘ist’ die gleiche Bedeutung haben, im andern Fall
nicht?
Oder ist es so, dass diese Regel eben der
sprachliche Ausdruck dafür ist, dass die Wörter das
Gleiche bedeuten? |
/ |
Ich will es damit vergleichen ˇIch möchte die
Metapher gebrauchen, dass das Wort
‘ist’ einen andern
WortBedeutungskörper hinter sich hat wenn es einmal =
einma ε bedeutet // einmal
für “ = ” einmal für
“ε”
steht”.
Dass es beide Male die gleiche
|
|
Oder denken wir unsd diesen Fall: Wir hätten
26 hier rote
Qud Quadrate angeordnet sein können, auch ohne
Erwähnung der Würfel
|
∕∕ |
Wenn wir nun aber einen solchen Würfel sehen, sind
damit wirklich schon alle Gesetze der möglichen
Zusammenstellung ge[b|g]eben?!
Also die ganze
Geometrie[.| ?]
Kann ich die Geometrie des Würfels von einem Würfel ablesen? |
∕∕ |
Der Würfel ist dann eine Notation der Regel.
Und hätten wir eine solche Regel gefunden, so könnten wir sie wirklich nicht besser notieren, als durch die Zeichnung eines Würfels (und dass es hier eine Zeichnung tut, ist wieder ungemein wichtig // bedeutsam // ). |
/ |
Und nun ist die Frage:
|
? / |
Doch auch nur,
|
/ |
Jedes Zeichen der Negation ist gleichwertig jedem andern, denn
“
27 |
/ |
Ich möchte sagen: Nur dynamisch wirkt das Zeichen, nicht
statisch.
Der Gedanke ist dynamisch. |
/ |
Dass die Tautologie und Kontradiktion nichts sagen,
geht nicht etwa aus dem W-F-Schema hervor, sondern
muss festgesetzt werden.
Und die Schemata machen nur die Form der allgemeinen
Festsetzung einfach. // … machen nur die
Festsetzung der Form
| ✓ |
? / / | ⍈
[Zu
S. 93]
⌊⌊
überprüfen⌋⌋
Du sagst, das Hinweisen auf einen roten Gegenstand ist das primäre Zeichen für ‘rot’. Aber das Hinweisen auf einen roten Gegenstand ist nicht mehr, als die bestimmte Handbewegung gegen einen roten Gegenstand, und ist
Es scheint hier … zusammenfaßte, daß sie in ihm enthalten wäre … und wir sie nur …⌋⌋ (Aber dieses Bild ist es eben,
28 metrie abzuleiten.
Aber welche Rolle spielt dabei das Modell?
Doch wohl die des Zeichens[:|.]
Des Zeichens, welches eine bestimmte Verwendungsart hat
und nur durch dieses
bezeichnet.
Es ist allerdings interessant und merkwürdig, wie dieses Zeichen
verwendet wird, wie wir, etwa, die Zeichnung des
Würfels wieder und wieder bringen mit immer
anderˇen
Zutaten.
Einmal sind die Diagonalen gezogen, einmal Würfel aneinander
gereiht,
etc.
etc..
Und es ist dieses Zeichen (mit der Identität
170
|
|
|
/ |
[Zu § 18
S. 76]
Wenn ich erkläre “‘non-p’ ist wahr, wenn ‘p’ nicht wahr ist”, so setzt das voraus, dass ich verstehe, was es heisst, ‘p’ sei nicht wahr. Dann habe ich aber nichts getan als zu definieren: non-p = ‘p’ ist
falsch.
Es kommt nämlich wesentlich darauf an, dass es nicht möglich ist, das Zeichen “p” auf der rechten Seite der Definition auszulassen, bezw. durch ein anderes zu ersetzen (es sei denn wieder durch eine // mit Hilfe einer // Definition). Solange das nicht möglich ist, kann und muss man auch die rechte Seite als Funktion auffassen von p, nämlich: ‘( )’ ist falsch. Das hängt auch damit zusammen, dass ja der Tintenstrich nicht falsch ist. Wie er schwarz oder krumm ist. | ✓ |
/ |
⌊⌊
Ist es denn richtig zu schreiben ““p” ist
falsch”?
Muß es nicht heißen “p ist falsch”?
⌋⌋ | ✓ |
| ⌊⌊⌊⌊
Überprüfe ⌋⌋ Sagt denn “‘p’ ist wahr” etwas über das Zeichen ‘p’ aus? Man sagt: “ja, es sagt daß ‘p’ mit der Wirklichkeit übereinstimmt”. Denken wir uns statt eines gewohnl Satzes der Wortsprache ein nach einer exakten Projektionsmethode gezeichnetes Bild der betreffenden Wirklichkeit. Hier muß es sich gewiß am deutlichsten zeigen, was “‘p’ ist wahr” von dem Bild ‘p’ aussagt. Man kann also den Satz “‘p’ ist wahr” mit dem vergleichen: “Dieser Gegenstand hat zweimal die Länge dieses MaߡMeterstabes” & “p” dem Satz: “dieser Gegenstand ist 1 m lang”. Aber der Vergleich ist falsch denn “dieser Meterstab” ist eine Beschreibung während weil “Meterstab” eine Begriffsbestimmung ist. Dagegen tritt in “‘p’ ist wahr” der Maßstab unmittelbar in den Satz ein. ⌋⌋ ⌊⌊‘p’ representiert⌋⌋ hier einfach die Länge & nicht den [m|M]eterstab Stab. Denn p die projizierte Figur ist ja auch gar nicht wahr außer nach einer bestimmten Projektionsmethode die den MeterMaßstab zu einem rein-geometrischen Anhängsel der gemessenen Strecke macht. |
∫ |
Wenn ich also auch dem Schriftzug “p” den Namen
A gebe und daher schreibe:
“non-p = A ist falsch”, so
hat das nur einen Sinn,
d.h. die rechte Seite
kann nur verstanden werden, wenn A für uns als
Satzzeichen steht.
Dann aber ist nichts gewonnen: zum mindesten keine
Erklärung
172 des Mechanismus der
Negation. | ✓ |
∫ |
Und dasselbe muss der Fall sein, wenn man erklärt,
“(x).fx” sei wahr, wenn
f( ) für alle Substitutionen
wahr ist. ⌊⌊
Jeder dieser beiden Sätze folgt aus dem anderen, drum sind sie
identisch. ⌋⌋
Man muss auch dazu schon den logischen
Mechanismus der Verallgemeinerung verstehen.
Es ist (auch) nicht so,
dass man erst ahnungslos ist, und die Verallgemeinerung
nun durch die Erklärung erst zum Funktionieren gebracht
wird.
Wie wenn man in eine Maschine ein Rad einsetzt und sie dann // nun // erst funktioniert (oder, die
Maschine erst in zwei getrennten Teilen da ist und sie nun erst durch das
Zusammensetzen als diese Maschine funktionieren).
| ✓ |
∫ | ✓ |
Wie schaut die Erklärung eines Zeichens aus?
Das müsste doch eine für die Sprache
ausserordentlich wichtige Form sein, sei dieser
Behelf nun ein Satz oder nicht.
| ✓ |
? / |
Denken wir uns eine Sprache, in der ich “A ist
grösser als B” nicht nur so
ausdrücke: “ist grösser als”,
sondern in der ich auch statt des Wortes
“grösser” eine Geste mache, die die
Bedeutung des Wortes zeigt. –
Wie könnte ich nun so eine Sprache erklären?
(Wie könnte ich die Zeichen so einer Sprache erklären?)
Und würde ich nun noch das frühere Bedürfnis nach einer Erklärung
fühlen?
Eine Erklärung für die Bedeutung eines Zeichens tritt an Stelle des erklärten Zeichens. 173 | ✓ |
? / |
Auch das Kind lernt in diesem Sinne //
durch Erklärungen // nur eine Sprache vermittels einer
anderen.
Die Wortsprache durch die Gebärdensprache. |
? / |
Die Gebärdensprache ist eine Sprache und wir haben sie nicht
– im gewöhnlichen Sinne – gelernt.
Das heisst: sie wurde uns nicht
geflissentlich gelehrt. –
Und jedenfalls nicht durch Zeichenerklärungen. | ✓ |
∫ | ⍈
[Zu
S. 201]
Man kann sich das Lernen einer Sprache in anderm Sinne aber analog dem Fingerhutsuchen vorstellen, wo die gewünschte Bewegung durch “heiss, heiss”, “kalt, kalt” herbeigeführt wird. Man könnte sich denken, dass der Lehrende statt dieser Worte auf irgendeine Weise (etwa durch Mienen) angenehme und unangenehme Empfindungen hervorruft, und der Lernende nun dazu gebracht wird, die Bewegung auf den Befehl hin auszuführen, die regelmässig von der angenehmen Empfindung begleitet wird (oder zu ihr führt). Abrichten |
∫ |
Verbindung von Wort und Sache durch die Erklärung // das Lehren der Sprache //
hergestellt.
Was ist das für eine Verbindung, welche Art?
Was für Arten von Verbindungen gibt es?
Eine elektrische, mechanische, psychische Verbindung kann funktionieren oder nicht funktionieren: Anwendung auf die Verbindung, die die Worterklärung herstellt. | ✓ |
∫ |
Die Zuordnung von Gegenstand und Name ist keine andere, als die durch
die Worte “das ist …” oder eine Tabelle erzeugte
etc..
Sie ist ein Teil des Symbolismus.
Es ist daher unrichtig, die Beziehung von // zwischen // Name und Gegenstand sei eine
psychologische. | ✓ |
✓ ∫ |
Das Wort ‘Teekanne’ hat doch Bedeutung;
gewiss, im Gegensatz zum Worte
174
‘Abracadabra’, nämlich in der
deutschen Sprache.
Aber wir könnten ihm natürlich auch eine Bedeutung geben;
das wäre ein Akt ganz analog dem, wenn ich ein Täfelchen mit der
Aufschrift ‘Teekanne’ an eine Teekanne hänge.
Aber was habe ich hier anders als eine Teekanne mit einer Tafel, auf
der Striche zu sehen sind?
Also wieder nichts logisch Interessantes.
Die Festsetzung der Bedeutung eines Wortes kann nie
(wesentlich) anderer Art sein. 175 |
|
? / |
[B|V]ielleicht ist die eigentliche
Schwierigkeit die: dass ich das Wort
“rot” erkläre, indem ich auf etwas Rotes zeige und sage
“das ist rot”, während doch dieses Rote später meinem
Blick entschwindet.
Und nun s[d|c]heinbar etwas Anderes an
seine Stelle tritt (die Erinnerung oder [d|w]ie man es
heissen mag). | ✓ |
/ |
“Also so wird dieses Wort
gebraucht!”
Aber wie bewahre ich denn dieses So in der
Erinnerung? | ✓ |
? / |
| ✓ |
∫ |
Ich kann die Regel selbst festsetzen und mich
176 |
∫ |
Wie kann ich mir vornehmen, einer Regel zu folgen?
Nicht nur soweit, als ich die Regel ausdrücken kann? |
? / |
Welche Wirkung hatte nun die hinweisende Erklärung?
Hatte sie sozusagen nur eine automatische Wirkung?
Das heisst aber, wird sie nun immer wieder
benötigt, oder hatte sie eine ursächliche Wirkung, wie etwa eine
Impfung, die uns ein für allemal, oder doch bis auf weiteres,
geändert hat. | ✓ |
? / |
Ich sage “wähle alle blauen Kugeln aus”; er aber
weiss nicht, was “blau”
heisst.
Nun zeige ich und sage “das ist blau”.
Nun versteht er mich und kann meinem Befehl folgen. |
? / |
Ich setze ihn in Stand, dem Befehl zu folgen.
Was geschieht nun aber, wenn er in Zukunft diesen Befehl
hört?
Ist es nötig, dass er sich jener
Erklärung,
d.h. des einmaligen
Ereignisses jener Erklärung erinnert?
Ist es nötig, dass das Vorstellungsbild
die des blauen Gegenstands oder eines blauen Gegenstands vor
seine Seele tritt?
Alles das scheint nicht nötig zu sein, obwohl es
möglicherweise geschieht.
Und doch scheint das Wort “blau” jetzt einen anderen
Aspect für ihn zu haben, als da es ihm noch nicht
erklärt war.
Es gewinnt gleichsam Tiefe. |
? / |
In wiefern hilft die hinweisende Erklärung “das ist
‘rot’” zum Verständnis des Wortes.
(Sie ‘hilft’ gar nicht, sondern ist eben eine der symbolischen Regeln für den Gebrauch des Wortes ‘rot’.) |
? ✓ |
Eine Erklärung kann nicht in die Ferne wirken.
Ich meine: sie wirkt nur,
177 wo sie angewandt wird.
Wenn sie ausserdem noch eine
“Wirkung” hat, dann nicht die als
Erklärung. |
? / |
Ist es so, dass eine Erklärung, eine Tabelle
ˇ
z.B., zuerst so gebraucht
| ✓ |
/ |
Ich muss unterscheiden zwischen den Fällen:
wenn ich mich einmal nach einer Tabelle richte, und ein andermal in
Uebereinstimmung mit der Tabelle (der Regel,
welche die Tabelle ausdrückt) handle, ohne die Tabelle zu
benützen. –
Die Regel, deren Erlernung uns veranlasste, jetzt so
und so zu handeln, ist als Ursache unserer Handlungsweise
Geschichte. als ihre Gesch
Vorgeschichte und (für uns) ohne
Interesse. ⌊⌊… ohne Interesse für
uns.⌋⌋
Sofern sie aber eine allgemeine Beschreibung unserer Handlungsweise
ist, ist sie eine Hypothese.
Es ist [d|D]ie Hypothese, dass diese
zwei Leute, die am // über dem
// Schachbrett sitzen, so und so handeln werden
(wobei auch ein Verstoss gegen die
Spielregeln unter die Hypothese fällt, denn diese sagt dann etwas darüber
aus, wie sich die Beiden benehmen werden, wenn sie auf
178 ein und verhält sich zu ihr
ihnen
nicht, wie eine Hypothese zu ihrer Bestätigung.
“Hier gibt es aber eine Schwierigkeit.
Denn der Spieler, welcher ohne Benützung des Regelverzeichnisses
spielt, ja, der nie eins gesehen hätte, könnte dennoch, wenn es verlangt
würde, ein Regelverzeichnis anlegen und zwarˇ meine ich nicht
– behaviouristisch – indem er durch wiederholte
Beobachtung feststellte, wie er in diesem und in jenem Fall
gehandelt hat // handelt // ,
sondern, indem er, vor einem Zug stehend,
sagt: ‘in diesem Fall zieht man
so’”. –
Aber, wenn
| ✓ |
? / | ⍈
Zu § 13
S. 46
Wie wirkt nun die hinweisende Erklärung? Sie lehrt den Gebrauch eines Zeichens; und das Merkwürdige ist nur, dass sie ihn auch für die Fälle zu lehren scheint, in denen ein Zurückgehen auf das hinweisende Zeichen nicht möglich ist. Aber geschieht das nicht, indem wir, quasi, die in der hinweisenden Definition gelernten Regeln in bestimmter Weise transformieren? ⌊⌊ Ich gebrauche eine mache von einer Zeichenerklärung Gebrauch für Transformationen, deren Paradigma
(Wenn z.B. der Mann, der mir vorgestellt wurde, abwesend ist und ich nun trotzdem seinen Namen gebrauche, dessen Gebrauch mir durch die Vorstellung – hinweisende Erklärung – erklärt wurde.) Wenn ich ihn nun brauche, in wiefern mache ich da von der hinweisenden Erklärung Gebrauch? Offenbar nicht in der Weise, in wel- 179 cher ich in der Anwesenheit des
Menschen von ihr Gebrauch machen konnte.
Es gibt ein Spiel, worin ich immer statt des Namens das hinweisende
Zeichen geben kann, und eins, in welchem das nicht mehr möglich
ist.
(Und wir müssen nur daran festhalten,
dass die Erklärung, als fortwirkende
Ursache unseres Gebrauchs von Zeichen, uns nicht
interessiert, sondern nur, sofern wir von ihr in unserm Kalkül
Gebrauch machen können.)
Eine Schwierigkeit // Es macht eine
Schwieri[k|g]keit // in der Erklärung des Gebrauchs
der hinweisenden Definition macht es dass wir
Definition, dass wir verschiedene Kriterien
der Identität anwenden (also das Wort
|
? / / |
Es ist möglich, dass Einer die Bedeutung des Wortes
“blau” vergisst.
Was hat er da vergessen?: Wie
äussert sich das? Da gibt es verschiedene Fälle
Wenn wir ihn nun fragen: “weisst Du, was das Wort ‘blau’ bedeutet”, und er sagt “ja”; da konnte er verschiedene Kriterien anwenden, um sich “zu überzeugen”, dass er die Bedeutung wisse. (Denken wir wieder an die entsprechenden Kriterien dafür, dass er das Alphabet hersagen kann.) Vielleicht rief er sich ein blaues Vorstellungsbild vor die Seele, vielleicht sah er nach einem blauen Gegenstand im Zimmer, vielleicht fiel ihm das englische Wort “blue” ein, oder er dachte an einen “blauen Fleck”, den er sich geholt 180 hatte,
etc.,
etc..
Wenn nun gefragt würde: wie kann er sich denn zur Probe seines Verständnisses ein blaues Vorstellungsbild vor die Seele rufen, denn, wie kann ihm das Wort ‘blau’ zeigen, welche Farbe aus dem Farbenkasten seiner Vorstellung er zu wählen hat, – so ist zu sagen, dass es sich ebenso so zeigt, es sich
Man könnte nun sagen: Der, welcher die Bedeutung des Wortes “blau” vergessen hat und aufgefordert wurde, einen blauen Gegenstand aus anderen auszuwählen, fühlt beim Ansehen dieser Gegenstände, dass die Verbindung zwischen dem Wort “blau” und jenen Farben nicht mehr besteht (unterbrochen ist). Und die Verbindung wird wieder hergestellt, wenn wir ihm die Erklärung des Wortes wiederholen. Aber wir konnten die Verbindung auf mannigfache Weise wieder herstellen: Wir konnten ihm einen blauen Gegenstand zeigen und die hinweisende Definition geben, oder ihm sagen “erinnere Dich an Deinen ‘blauen Fleck’”, oder wir konnten ihm das Wort “blue” zuflüstern, etc. etc.. Und wenn ich sagte, wir konnten die Verbindung auf diese verschiedenen Arten herstellen, so liegt nun der Gedanke nahe, dass ich ein bestimmtes Phänomen, welches ich die Verbindung zwischen Wort und Farbe, oder das Verständnis des Wortes nenne, auf alle diese verschiedenen Arten hervorgerufen habe; wie ich etwa sage, dass ich die Enden zweier Drähte durch Drahtstücke verschiedener Länge und Materialien leitend miteinander verbinden kann. Aber von so einem Phänomen, etwa dem Entstehen eines blauen Vorstellungsbildes, muss keine Rede sein und das Verständnis wird sich dann dadurch zeigen, dass er etwa die blaue Kugel 181 aus den andern tatsächlich auswählt, oder
sagt, er könne es nun tun, wolle es aber nicht;
etc.,
etc.
etc..
Wir können dann immer ein Spiel festsetzen, welches
eine Möglichkeit so eines Vorgangs darstellt, und müssen
nicht vergessen, dass in Wirklichkeit
hundert verschiedene und ihre Kreuzungen mit den Worten
“die Bedeutung vergessen”, “sich an die
Bedeutung erinnern”, “die Bedeutung
kennen” beschrieben werden. | ✓ |
|
Siehe auch Notizbuch 182 |
| 42
Kann man etwas Rotes nach dem Wort “rot” suchen?
braucht man ein Bildˇ, ein Erinnerungsbild, dazu?
Verschiedene Suchspiele. ¥
⋎
S. 23/5
|
/ |
Man könnte eine wesentliche Frage auch so stellen: Wenn ich
jemandem sage “male diesen Kreis rot”, wie entnimmt er
aus dem Wort rot, welche Farbe er zu nehmen hat? | ✓ |
/ |
Heisst es etwas, zu sagen, dass
das Wort ‘rot’, um ein brauchbares Zeichen zu sein, ein
Supplement – etwa im Gedächtnis – braucht?
D.h., inwiefern ist es allein nicht Zeichen? | ✓ |
/ |
Wenn ich eine Erfahrung mit den Worten beschreibe “vor mir steht
ein blauer Kessel”, ist die Rechtfertigung dieser Worte,
ausser der Erfahrung die in den Worten beschrieben
wird, noch eine andere, etwa die Erinnerung,
dass ich das Wort ‘blau’ immer für
diese Farbe verwendet habe,
etc.? | ✓ |
? / |
Wenn ich jemandem sage “wenn ich läute, komm' zu
mir”, so wird er zuerst, wenn er läuten hört, sich diesen
Befehl (das Läuten) in Worte über-
183 setzen und erst
den übersetzten befolgen.
Nach einiger Zeit aber wird er das Läuten ohne Intervention anderer
Zeichen in die Handlung übersetzen.
Und so, wenn ich sage “zeige auf einen roten Fleck”, befolgt er diesen Befehl, ohne daß ihm dabei zuerst das Phantasiebild eines roten Flecks als Zeichen für ‘rot’ erscheint. |
| ⌊⌊
Der Witz muß sein, daß die Erinnerung (wie das Wissen) dem
verglichen wird was irgendwo aufgeschrieben steht ⌋⌋ |
/ |
Wenn er läutet, som komme ich zu ihm, ohne mir erst ein Bild
meiner Bewegungen vorzustellen, wonach ich
(dann) handle. |
/ |
Muß er sich daran erinnern, wie er den Befehl gestern befolgt
hat?
⌊⌊ Und wie weiß er dann, was die Worte dieses Befehls (Tu was Du Deiner Erinnerung nach …) von ihm wollen – wenn wir annehmen es sei immer ein Erinnerungsbild das den Worten ihre Bedeutung gibt.⌋⌋ [D.h. die Erinnerung wirkt automatisch.] | ✓ |
| ⌊⌊
Dies
bezieht sich auf den Fall vom Läuten damit jemand kommt & die Weise
wie er die Bedeutung dieses Zeichens lernt.
Ich glaube die Frage war: Muß er, wenn er sich das Läuten nicht in Worte in eine Erklärung übersetzt, sich nicht nach der Erinnerung an die letzte Befolgung des Befehls richten?⌋⌋ |
/ |
[Lösung]13
| ✓ |
? / |
Wenn ich jemandem sage “male das Grün Deiner Zimmertür nach dem
Gedächtnis”, so bestimmt das, was er zu tun hat, nicht
eindeutiger, als der Befehl “male das Grün, was Du auf dieser
Tafel siehst”.
Denn er wird auch im zweiten Fall für gewöhnlich nicht nach der
Projectionsmethode fragen. | ✓ |
? / |
Wenn es bei der Bedeutung des Wortes “rot” auf das Bild
ankommt, das mein Gedächtnis beim Klang dieses Wortes automatisch
reproduziert, so muss ich mich auf diese
Reproduktion gerade so verlassen, als wäre ich entschlossen, die
Bedeutung durch Nachschlagen in einem Buche zu bestimmen, wobei ich
mich diesem Buche, dem Täfelchen, das ich darin fände, quasi auf Gnade
und Ungnade ergeben würde. 184 | ✓ |
? / |
Ich bin dem Gedächtnis ausgeliefert. |
Freilich kann man sagen: das rote Täfelchen ist in Wirklichkeit
auch nicht massgebend, weil das Gedächtnis immer als
Kontrolle des Täfelchens verwendet wird. | ✓ |
/ |
Die Frage aber ist: Ist im Falle einer relativen Veränderung
der Farbe des Täfelchens zu meinem Gedächtnis (ein gewagter
Ausdruck) in irgend einem Sinne unbedingt der Deutung der Vorzug
zu geben, das Täfelchen habe sich geändert und ich müsse mich also nach
dem Gedächtnis richten?
Offenbar nein.
Uebrigens besagt die
‘Deutung’, das Täfelchen und nicht das
Gedächtnisbild habe sich verändert, nichts als eine Worterklärung der
Wörter “verändern” und
“gleichbleiben”. | ✓ |
/ |
Könnte ich behaupten, dass mein Gedächtnis immer
etwas nachdunkle?
Jedenfalls könnte ich sagen: “wähle die Farbe, die Du im Gedächtnis hast” und auch “wähle eine etwas dunklere Farbe, als die Du im Gedächtnis hast”. Von einem Nachdunkeln kann man natürlich nur im Vergleich zu Etwas // etwas andrem // sprechen und es genügt nicht, zu sagen “nun, mit der Farbe, wie sie wirklich war”, weil hier die besondere Art der Verifikation, d.h., die (besondere) Grammatik der Worte “wie sie war” noch nicht festgelegt ist, diese Worte (al[w|s]o) noch mehrdeutig sind. | ✓ |
/ |
Mit einem Draht nach einem Kurzschluss suchen:
er ist gefunden, wenn es läutet.
Aber suche ich dabei auch nach etwas, was der Idee des Klingelns gleich
ist? | ✓ |
/ |
Der Befehl sei: “Stelle Dir einen roten Kreis
vor”.
Und ich tue es. Wie
185 konnte ich den Worten auf diese
Weise folgen?
Das ist doch ein Zeichen // Beweis // dafür, dass wir den Worten auch ohne Vorstellungen gehorchen können. | ✓ |
/ ∕∕ |
⍈
Wie kann ich es rechtfertigen, dass ich
mir auf diese Worte hin diese Vorstellung mache?
[Zu § 77
S. 357[)|]]
Hat mir jemand die Vorstellung der blauen Farbe gezeigt und gesagt, dass sie das ist? Was heißt denn hier “diese Vorstellung”? Kann ich denn auf sie zeigen? Dies hängtˇ unmittelbar mit dem Problem zusammen ‘ob ˇ & woher ich denn wissen kann ob & was der [a|A]ndre fühlt, sieht etc.’ | ✓ |
∫ |
Es ist also richtig: “Ich erinnere mich
daran”, an das, was ich hier vor mir sehe.
Das Bild ist dann in einem gewissen Sinne
◇◇◇ gegenwärtig und
vergangen. | ✓ |
? / |
Der14 Vorgang des Vergleiches eines Bildes mit der Wirklichkeit ist also
der Erinnerung nicht wesentlich. | ✓ |
Es ist instruktiv zu denken, dass, wenn wir mit einem
gelben Täfelchen die Blume suchen, uns jedenfalls nicht die Relation der
Farbengleichheit in einem weiteren Bild gegenwärtig ist.
Sondern wir sind mit dem einen ganz zufrieden. | ✓ |
(So wie wir nicht für einen Augenblick daran dächten, ein Kind die
Gebärdensprache zu lehren.) | ✓ |
/ |
Ich kann die Bedeutung der Zeichen
186
Aber konnte denn auch die erste Erklärung wegbleiben? Gewiss, wenn die Zeichen |
/ |
Denken wir an das laute Lesen nach der Schrift (oder das Schreiben
nach dem Gehör).
Wir könnten uns natürlich eine Art Tabelle denken, nach der wir uns
dabei richten könnten.
Aber wir richten uns nach keiner.
Kein Akt des Gedächtnisses, nichts, vermittelt zwischen dem
geschriebenen Zeichen und dem Laut. | ✓ |
|
(Das Wort ‘rot’ ist ein Stein in einem Kalkül und das
rote Täfelchen ist auch einer.) |
/ ∫ ¿ / / |
Es ist ein anderes Spiel, mit einem Täfelchen herumgehen, es an die
Gegenstände anzulegen und so die Farbengleichheit zu prüfen; und
anderseits: ohne ein solches Muster nach Wörtern in einer
Wortsprache handeln.
Man denkt nun: “Ja, das erste Spiel verstehe ich; das ist ja ganz einfach: Der erste Schritt ist der, von einem geschriebenen Wort auf das gleiche geschriebene Wort des Musters; der zweite ist der Uebergang von dem Wort auf dem Mustertäfelchen zu der Farbe auf dem gleichen Täfelchen; und der dritte, das Vergleichen von Farben. Jeden Schritt die[w|s]es Kalküls gehen wir also auf einer Brücke. (Wir sind geführt, der Schritt ist vorgezeichnet.)” Aber wir sind doch hier nur insofern ˇso geführt, als wir unsˇ so führen lassen. Auf diese Weise ka kann ich alles, und muss ich nichts eine Führung nennen. – Und am Schluss tu ich, was ich tue und das ist Alles. 187 Alles.
Man möchte Gründe & Gründe & Gründe angeben.
In dem Gefühl: wo ein Grund ist, ist alles in Ordnung. // solange ein Grund das ist, ist alles
Aber ein Unterschied bleibt doch: Wenn ich gefragt werde “warum nennst Du gerade diese Farbe ‘rot’, so würde ich tatsächlich antworten: weil sie auf dem gleichen Täfelchen mit dem Wort ‘rot’ steht. Würde ich aber in dem gleichen Täfelchen mit zweiten Spiel gefragt “warum nennst Du diese Farbe ‘rot’”, so gäbe es darauf keine Antwort und die Frage hätte keinen Sinn. – Aber im ersten Spiel hat die Frage keinen Sinn: “warum nennst Du die Farbe ‘rot’, die auf dem gleichen Täfelchen mit dem Wort ‘rot’ steht”. So handle ich eben (und man kann dafür wohl eine Ursache angeben, aber keinen Grund). Das Gedächtnis ist jedenfalls nicht immer die letzte Instanz. Bedenke vor allem: Wie weiss man, dass das Täfelchen rot bleibt? Braucht man dazu wieder ein Bild? Und wie ist es mit dem? etc.. Woran erkennt er das Vorbild als Vorbild? | ✓ |
? / |
“Eine Hauserreihe ist eigentlich unendlich,
denn man könnte immer noch weitere Haüser
bauen.”
(Ein Grund lässt sich nur innerhalb eines Spiels angeben.) | ✓ |
∫ |
Die Kette der Gründe kommt zu einem Ende
| ✓ |
| ⌊⌊
Und, wenn man sich
|
? / |
Man kann sagen: Die Regeln des Spiels sind die, die gelehrt
werden, wenn das Spiel gelehrt wird. –
Nun wird
z.B. dem Menschen, der lesen lernt,
tatsächlich gelehrt: das ist ein a, das ist ein e,
etc.; also, könnte man sagen, gehören diese Regeln,
gehört diese Tabelle mit zum Spiel. –
Aber erstens: lehrt man denn auch den Gebrauch dieser
Tabelle? und könnte man ihn, anderseits, nicht
lehren?
Und zweitens kan[h|n] doch das Spiel wirklich
auf zwei verschiedene Arten gespielt werden.
Man kann nun fragen: ist es denn aber auch noch ein Spiel, wenn Einer die Buchstaben abbc sieht und irgend etwas macht? Und wo hört das Spiel auf, und wo fängt es an? Die Antwort ist natürlich: Spiel ist es, wenn es nach einer Regel vor 188 sich geht.
Aber was ist noch eine Regel und was keine mehr?
Eine Regel kann ich nicht anders geben, als durch ihren Ausdruck; denn auch Beispiele, wenn sie Beispiele sein sollen, sind ein Ausdruck für die Regel, wie jeder andre. Wenn ich also sage: Spiel nenne ich es nur, wenn es einer Regel gemäss geschieht und die Regel ist eine Tabelle, so kann ich nicht die Verwendungsart // die Art des Gebrauches // dieser Tabelle garantieren, denn ich kann sie nur durch eine weitere Tabelle festlegen, oder durch Beispiele. Diese Beispiele tragen nicht weiter, als sie selbst gehen // reichen // und die zwei[f|t]e Tabelle ist im gleichen Fall wie die erste. Ich könnte auch sagen: was ist das Schachspiel andres (oder was ist vom Schachspiel andres vorhanden[,|)], als Regelverzeichnisse (gesprochen, geschrieben, etc.) und die Beschreibung einer Anzahl von Schachpartien? Es steht mir (danach) natürlich frei, ‘Spielregel’ nur ein Ding von bestimmt festgelegter Form zu nennen. 189 | ✓ |
|
/ ? |
[Zu15 § 21
S. 76
83]
Uebereinstimmung von Gedanke und Wirklichkeit. Wie alles Metaphysische ist die (prästabilierte) Harmonie zwischen Gedanken und Wirklichkeit in der Grammatik der Sprache aufzufinden. | ✓ |
| ⌊⌊
Jedes Bild müsse etwas mit der Welt des Dargestellten gemeinsam haben um
ein Bild von etwas in dieser Welt sein
dastellen zu können.
Was aber nur heißt: Das Bild habe sozusagen die Projektionsmethode mit dem Dargestellten gemeinsam. Wie könnte etwas ein Befehl sein wenn ich mich nicht danach richten konnte. Und wie könnte ich mich nach ihm richten, wenn ihm nicht die Form
|
/ |
⌊⌊
[Zu § 21
S. 83]
Was macht uns glauben daß so etwas wie eine Übereinstimmung von
der des Gedankens mit der Wirklichkeit
besteht? –
Die Ub Statt Übereinstimmung könnte manˇ hier ruhig
⌊⌊ überlege⌋⌋ Alles kann ein Bild von allem sein: Wenn wir den Begriff des Bildes entsprechend ausdehnen. Und sonst müssen wir eben sagen, was wir noch ein Bild von etwas nennenˇ wollen &ˇ damit auch was wir noch die Übereinstimmung der Bildhaftigkeit, die Übereinstimmung der Formen nennen wollen. Denn was ich sagte kommt ja eigentlich darauf hinaus: zu sagen daß jede Projektion, nach welcher Methode immer, etwas habe müsse etwas mit dem Projizierten gemeinsam habench muß. Aber das sagt nur, daß ich hier den Begriff des ‘gemeinsam habens’ ausdehne & ihn dem allgemeinen Begriff des Projizierens äquivalent mache. Ich mache also nur auf eine Möglichkeit der Verallgemeinerung aufmerksam (was freilich sehr wichtig sein kann). Es schwebt mir also drängt sich also eine bestimmte mogliche Verallgemeinerung vor eine Form der Darstellungch, ein Aspekt Es drängt sich mir also eine bestimmte Art Form der Verallg. auf, eine Form der Darstellung, einˇ bestimmter Aspekt.⌋⌋ |
∫ |
Es ist wohl auch
190 Erklärung für
Sätze. | ✓ |
? / |
Um
Ja, wenn es mir im Deutschen so geschähe, dass ich die ganze Sprache
| ✓ |
? / |
Wenn man jemanden fragt “wie weisst Du,
dass
| ✓ |
∫ |
Wenn ich die Beschreibung nach Regeln bilde, (sie mit der
Wirklichkeit kollationiere) was auch möglich ist, dann
übersetze ich sie als eine Sprache aus einer anderen.
Und das kann ich natürlich mit Grammatik und Wörterbuch tun und so
rechtfertigen. –
Aber dann ist die Uebertragung von Artikuliertem
in Artikuliertes.
Und wenn ich sie durch Berufung auf die Grammatik und das Wörterbuch
rechtfertige, so tue ich nichts, als eine Beziehung zwischen Wirklichkeit
und Beschreibung (eine projektive Beziehung) festzustellen, von
der Intention aber, meiner Beschreibung ist hiebei keine
Rede.
(D.h., ich kann eben nur die
Aehnlichkeit des
191 | ✓ |
|
? / |
Kann man sagen: “die Grammatik ist die richtige, die die
gewünschte Wirkung hat”? Wir
|
? / |
Oder auch: Wir erlauben uns irgend welche Erfahrungstatsachen
zu erdichten & die Grenze ist für uns nur dort gezogen wo das
aufhört was wirˇ ◇ noch
Erdichtung nennen, wo der Uns Sinn
aufhört. |
∫ ¿ / |
⌊⌊
Ich muß nun so etwas sagen, wie: Was ein Zeichen sein kann,
kann auch eine Ursache sein; aber nicht immer
umgekehrt.
Eine Ursache muß die Multiplizität eines Zeichens haben.
(Ein Zeichen, die Multiplizität einer möglichen
Ursache.)
(Vergleiche Gesetz der Symmetrie, Gleichgewicht des symmetrischen
Hebels.) ⌋⌋ |
? / |
⌊⌊
Kann ich eine grammatische Regel durch ihren Zweck rechtfertigen? Ich kann sagen, ich gebrauche zwei verschiedene Wörter hier um eine Verwechslung zu vermeiden. Aber sind die grammatischen Regeln so durch ihren Zweck gerechtfertigt wie die Regeln über den Bau einer Dampfmaschine durch die beabsichtigte Wirkungsweise der Dampfmaschine? Sind sie die Regeln nach denen ein Mechanismus konstruiert sein muß um die & die Bewegungen & … hervorzubringen? ⌋⌋ |
/ |
⌊⌊
Wie wäre es, wenn man eine Man kann eine … bestimmte
Zeichengebung damit rechtfertigte Wie wäre es, wenn man eine Man kann eine … bestimmte
Zeichengebung damit rechtfertigte, daß ein Anderer danach die
& die gewisse Handlungen ausführen soll?
Man würde die Wirkung der verschiedenen Zeichen auf ihn beschreiben. Man würde vielleicht sagen, daß dieses Zeichen die gewünschte Wirkung hat jenes ein anderes nicht. Man würde also etwa sagen dieser Pfeil das Zeichen → bewirkt daß er nach rechts geht dieses ← daß er nach links geht. Gäbe man Erklärungen der Bedeutung, so würde man sagen: dieses das Zeichen → bedeutet “geh nach links”, etc. Es ist klar daß es so eine kausale Rechtfertigung
|
|
Könnte ich nicht die Sprache als soziale Einrichtung betrachten, die
gewissen Regeln unterliegt, weil sie sonst nicht wirksam wäre // wirken würde // .
Aber hier liegt es: dieses Letztere // Letzte
// kann ich nicht sagen: eine Rechtfertigung der
Regeln kann ich, auch so, nicht geben.
Ich könnte sie nur als ein Spiel, das die Menschen spielen,
beschreiben. |
? / |
Aber wie ist es: Ich gehe diesen Weg, um dorthin zu kommen;
ich drehe den Hahn auf, um Wasser zu erhalten, ich winke, damit jemand zu
mir kommt und endlich teile ich ihm meinen Wunsch mit, damit er ihn
erfüllt!
((D.h.: War also die Mitteilung
meines Wunsches nicht nur das Ziehen eines Hebels und der Sinn meiner
Mitteilung. Iihr Zweck aber nicht ihre
Wirkung.?)) |
|
Aber was geht vor sich, wenn ich den Hahn aufdrehe,
da–mit Wasser
herausfliesst?
Was geschieht, ist, dass ich den Hahn aufdrehe, und
dass dann Wasser herauskommt, oder nicht.
Was geschieht, ist also, dass ich den Hahn
aufdrehe. –
192
aufdrehe.
Was auf das Wort “damit” folgt, die Absicht, ist darin nicht enthalten. Ist sie vorhanden, so muss [d|s]ie ausgedrückt sein und sie kann nur dann bereits durch das Aufdrehen des Hahnes ausgedrückt sein, wenn das Teil einer Sprache ist. |
? / |
⌊⌊
Die Rechtfertigung würde etwa lauten: wenn ich das
sagen will, muß ich solche // diese // Regeln geben muß ich
nach solchen Regeln vorgehen.
Aber was ich sagen will (ich meine der Ausdruck für das
“das”) ist ja erst durch die Regeln
bestimmt.⌋⌋ |
/ |
⌊⌊
Die grammatischen Regeln sind nicht diejenigen (natürlichen
erfahrungsmäßigen) Regeln nach denen die Sprache gebaut sein muß um ihren
Zweck zu erfüllen.
Um diese Wirkung zu haben.
Vielmehr sind sie die Beschreibung davon wie die Sprache es macht, – was immer sie macht. D.h. die Grammatik beschreibt nicht die Wirkungsweise der Sprache sondern nur das Spiel der Sprache die Sprachhandlungen.⌋⌋ |
/ | ⌊⌊
Eine Sprache erfinden um mit ihr etwas
[b|B]estimmtes A auszudrücken: aber
dieses etwas muß
schon vorher ausgedrückt sein, ehe
wenn ich sagen kann, daß ich es ausdrücken
will.⌋⌋ |
? / |
⌊⌊
Man könnte
z.B. Einem ein Bild zeigen, damit
er tut, was auf dem Bild dargestellt ist.
Hätte man durch Erfahrung gefunden daß dieser Behelf ihn zu gewissen
Handlungen bringen kann, so könnte man nun eine Sprache, wie einen
Mechanismus konstruieren um ihn damit zu lenken.⌋⌋ |
∫ |
Wenn man sagte: Sprache ist alles, womit man sich verständigen kann,
so muss //
müsste // man fragen: Aber
worin besteht ,es, ‘sich verständigen’?
Ich könnte als Antwort darauf einen realen oder fiktiven Fall einer Verständigung von Menschen oder andern Lebewesen beschreiben. In dieser Beschreibung werden dann fingierte kausale Verbindungen eine Rolle spielen. Aber wenn der Begriff Sprache durch solche bestimmt ist, so interessiert er uns nicht. Und abgesehen von jenen empirischen Regelmässigkeiten der Ereignisse, haben wir dann nur noch einen willkürlichen // beliebigen // Kalkül. – Aber worin besteht denn das Wesentliche eines Kalküls? |
? / |
‘Sprache’ und
‘Lebewesen’.
Der Begriff des Lebewesens hat die gleiche Unbestimmtheit wie der
der Sprache // … ist so unbestimmt wie
… // | ✓ |
∫ |
“Ein Zeichen ist doch immer für ein lebendes Wesen da, also
muss das etwas dem Zeichen Wesentliches
sein”.
Gewiss: auch ein Sessel ist immer nur für
einen Menschen da, a[v|b]er er lässt sich
beschreiben, ohne dass wir von seinem Zweck
reden.
Das Zeichen hat nur einen Zweck in der menschlichen Gesellschaft,
aber dieser Zweck kümmert uns gar nicht.
Ja am Schluss sagen wir überhaupt keine Eigenschaften von den Zeichen aus – denn diese interessieren uns nicht – sondern nur die (allgemeinen) Regeln ihres Gebrauchs. Wer das Schachspiel beschreibt, gibt weder Eigenschaften der Schachfiguren an, noch redet er vom Nutzen und Gebrauch des Schachspiels. 193 | ✓ |
? / | ⌊⌊
überlege⌋⌋
Denken wir uns den Standpunkt eines Forschers: er findet, dass in der Sprache der Erde ein Zeichen benützt wird, das nach diesen und diesen Regeln (etwa nach denen der Negation) gebraucht wird, und fragt sicht: Wozu können sie das brauchen? Die Antwort wäre aber: Wenn immer ein Zeichen mit diesen Regeln zu gebrauchen ist. |
/ |
⌊⌊
Es wäre ja auch möglich daß man fände, daß nur die deutsche Sprache dazu
geeignet wäre von Menschen verstanden zu werden.
Und wenn es sich um Menschen handelt die nur Deutsch gelernt haben, so ist
das ja wirklich so.
Man würde dann sagen: nur mit diesem Zeichensystem
kann man Menschen beeinflussen.
Wäre dann das aber die einzig richtige Grammatik? ⌋⌋ |
|
⌊⌊
Die Grammatik ist die Beschreibung der Sprache.
Aber sie teilt nicht mit, ob jemand die Sprache versteht, wer sie versteht, oder obˇ etwa ein Befehl dieser Sprache befolgt wird.⌋⌋ |
|
⌊⌊
Die Sprache ist Teil eines Mechanismus (oder man zu mindest kann
Als Teil des Mechanismus, kann man sagen, hat die Sprache einen Zweck. Aber die Grammatik kümmert sich nicht um den Zweck der Sprache & ob sie ihn erfüllt. Sowenig wie die Arithmetik um die Anwendung der Addition.⌋⌋ |
| ⌊⌊
Sind die Regeln des Schachspiels willkürlich?
Denken wir uns den Fall, es stellte sich heraus, daß nur das Schachspiel
mit seinen gegenwärtigen Regeln die Menschen zerstreute &
befriedigte.
Dann wären doch diese Regeln, wenn der Zweck des Spiels erfüllt werden
soll, nicht willkürlich.
Wenn man aber von diesem Zweck absähe, wären könnte man sie willkürlich
nennen. ⌋⌋ |
? / |
Eine Sprache erfinden, heisst nicht auf Grund von
Naturgesetzen (oder im Einklang mit ihnen // in Uebereinstimmung mit ihnen // ) eine Vorrichtung zu einem bestimmten Zweck
erfinden.
Wie es etwa die Erfindung des Benzinmotors oder der Nähmaschine
ist.
Auch die Erfindung eines Spiels ist nicht in diesem Sinne
eine Erfindung, aber vergleichbar der Erfindung einer
Sprache. | ✓ @ |
/ |
Ich brauche nicht zu sagen, dass ich nur die
Grammatik des Wortes “Sprache” weiter beschreibe,
indem ich sie mit der Grammatik des Wortes
“Erfindung” in Verbindung bringe. | ✓ @ |
|
Ist alles, was ich sagen darf // kann //
damit gesagt: Man kann nicht von den grammatischen Regeln
sagen, sie seien eine Einrichtung dazu, dass die
Sprache ihren Zweck erfüllen könne.
Wie man etwa sagt: wenn die Dampfmaschine keine Steuerung
hätte, so könnte der Kolben nicht hin und her gehen, wie er soll.
Als könne man sich eine Sprache auch ohne Grammatik denken.
|
|
Die grammatischen Regeln sind, wie sie nun einmal da sind, Regeln des
Gebrauchs der Wörter.
Uebertreten wir sie, so können wir deswegen die
Wörter dennoch mit Sinn gebrauchen.
Wozu wären dann die grammatischen Regeln da?
Um den Gebrauch der Sprache im Ganzen gleichförmig zu machen?
(etwa aus ästhetischen Gründen?)
Um den Gebrauch der Sprache als
gesellschaftli-
194 che Einrichtung zu
ermöglichen? also wie eine Verkehrsordnung, damit keine
Kollision geschieht //
entsteht // ?
(Aber was macht es uns // geht es uns
an // , wenn eine entsteht?)
Die Kollision, die nicht geschehen //
entstehen // darf, darf nicht entstehen können!
D.h., ohne Grammatik ist es nicht eine schlechte
Sprache, sondern keine Sprache. |
/ |
Anderseits muss man doch sagen, die Grammatik einer
Sprache als allgemein anerkannte Institution ist eine
Verkehrsordnung.
Denn, dass man das Wort “Tisch”
immer in dieser Weise gebraucht, ist nicht der Sprache
als solcher wesentlich, sondern quasi nur eine praktische
Einrichtung. |
|
Wie unterscheiden sich die Sprachregeln von denen des Anstandes?
Wenn man kein Ziel angeben kann, das nicht erreicht würde, wenn diese
Regeln anders wären. |
? / |
⌊⌊
Denken wir
uns anuns
|
/ |
⌊⌊
Es ist klar, daß es einer Verwechslung entspringt,
z.B., zu sagen: die Grammatik müsse von vier
primären
Farbenˇ Wörtern reden, weil es vier primäre
Farben gäbe.
Als wäre der Fall vergleichbar dem: die Astronomie muß von vier
Jupitermonden sprechen, weil es vier Jupitermonde gibt.⌋⌋ |
∫ |
⌊⌊
Man kann also sagen, die Grammatik läßt sich nicht mit der Wirklichkeit
rechtfertigen.
Aber es ist ein andrer Satz, daß sie sich nicht als Teil eines
psychologischen Mechanismus rechtfertigen läßt.⌋⌋ |
| ⌊⌊
Ja es wäre – wie ich oben gesagt habe – ˇeben
|
/ |
⌊⌊
So könnte es sein daß ein Mensch das Zeigen einer Richtung ◇ (etwa der,
in welcher er gehen soll) nur verstünde, wenn es mit der Hand oder einem
Pfeil in der gewöhnlichen Weise geschähe, aber nicht wenn man mit dem
|
? / |
Der Zweck der Grammatik ist nur der Zweck der Sprache.
Der Zweck der Grammatik ist der Zweck der Sprache. |
? / |
Woher die Bedeutung der Sprache?
|
/ |
Wir können aber sagen: Ohne Sprache könnten wir die Menschen
nicht beeinflussen.
Oder, nicht trösten.
Oder: nicht ohne eine Sprache Häuser und Maschinen bauen.
Ohne Sprache könnten wir die Menschen nicht bewegen unseren Willen zu tun. 195 |
/ |
⌊⌊
Denken wir daran wie ein Mensch durch die Sprache die Tätigkeiten einer
Schar von Arbeitern lenkt – beim Bau einer Pyramide etwa.
Und ; und wie Worte & Menschen
durch Maschinen zu ersetzen wären.
Aber es ist auch eine Maschine denkbar die auf in die man Befehle hineinspricht
& die auf dieses System von Einwirkungen durch Befolgung der Befehle
reagiert. –
Welches Und nun kann man fragen:
Welches Interesse hat nun dieser Mechanismus für die
Philosophie?⌋⌋ |
/ |
Es ist auch richtig //
sinnvoll // zu sagen, ohne den Gebrauch des Mundes oder
der Hände können sich Menschen nicht verständigen. | ✓ |
|
Die Worte, die Einer bei gewisser Gelegenheit sagt, sind insofern nicht
willkürlich, als gerade diese in der Sprache, die er sprechen
will (oder muss) das meinen, was er sagen
will;
d.h., als gerade für sie diese grammatischen
Regeln gelten.
Was er aber meint,
d.h. das grammatische Spiel,
das er spielt, ist insofern nicht willkürlich, als er etwa seinen Zweck
nur so glaubt erreichen zu können. |
a ? / |
⌊⌊
Die Sprache mit den Bärten von Schlüsseln zu vergleichen.
Ebenso kann ich sie aber auch mit der Perforation der Pianolarolle
vergleichen. ⌋⌋ |
∫ |
Man kann sagen, daß die
gramm.
R. den Bau der
Spr. beschreiben, ihre Möglichkeiten beschreiben.
|
∫ / |
Wie wäre es wenn ein Mensch die Sprache erfände wie man eine
Maschine erfindet?
Könnte er denn nicht das Abrichten von Tieren oder Menschen erfinden,
ˇ entdecken daß sie auf gewisse Signale reagieren & dies
dazu benützen sie gewisse Arbeiten verrichten zu lassen?
Wenn ich aber eine Notation erfinde so ist das eine Erfindung in einem andern Sinn des Wortes. |
∫ |
Uns interessiert die Sprache als Phänomen, nicht als die Maschine, die
einen bestimmten Zweck erfüllt. |
|
Sprache ist für uns: die deutsche Sprache, die
englische Sprache,
etc.,
etc.
& ähnliche Systeme. |
∫ |
Warum interessiert uns aber das Phänomen der Sprache?
Gewisser Mißverständnisse halber. –
Aber was sind Mißverständnisse?
Worin besteht das Sich-nicht-auskennen? Es findet scheinbar ja auch seinen Ausdruck in der Sprache. |
∫ |
⌊⌊
Könnte sich die Philosophie auch für andere Mechanismen als den der
Sprache interessieren?
Denken wir es würde uns beunruhigen, daß Handgriffe, deren Verrichtungen
ganz verschieden, sind gleich geformt sind.
Wäre es nicht auch eine philosophische Tat die gleichen Handgriffe durch
verschiedene zu ersetzen.
Denken wir an die Handgriffe beim Automobil: das Vollan, eine Pumpe,
einen Hahn, die Bremse,
etc.
Könnte es nicht einen Menschen
196 |
|
Das ist insofern nicht richtig, als für die Sprache keine Regeln
niedergelegt sein müssen, sowenig wie für's
Spiel.
Aber man kann die Sprache (& das Spiel) vom Standpunkt eines
Vorgangs nach Regeln betrachten. | ✓ |
? / |
⌊⌊
Grammatik besteht aus Vereinbarungen; anderseits kann die Sprache
teil eines Mechanismus sein.
Wie tritt nun das, was einer Vereinbarung entspricht in einen Mechanismus,
z.B. das Pianola, ein?
Nun eine Vereinbarung ist doch
z.B. eine Tabelle
& eine Tabelle könnte ganz gut auch Teil eines Mechanismus
von der Art des Pianola sein.⌋⌋ |
? / |
⌊⌊
Warum interessiere ich mich denn so sehr für die Sprache?
Kann man einen Grund dafür angeben, oder ist es eben eine Tatsache deren
Ursachen mich einfach nicht interessieren?
Und könnten Bilder nicht als Befehle gebra verwendet werden? Und warum sollte ich mich nicht für Bilder interessieren, wenn sie im menschlichen Leben eine überragende Rolle spielen würden? ⌋⌋ |
∫ ¿ |
⌊⌊
Und könnten philosophische Probleme, Beunruhigungen, auch
in
|
|
Wie, wenn eine Sprache aus lauter einfachen und unabhängigen Signalen
bestünde?!
Denken wir uns diesen Fall: Es handle sich etwa um die
Beschreibung einer Fläche, auf der in schwarz und
weiss [i|s]ich allerlei Figuren
zeigen können.
Wäre es nun möglich, alle möglichen Figuren durch unabhängige
Symbole zu bezeichnen //
kennzeichnen // ?
(Ich nehme dabei an, dass ich nur über, sagen
wir 10000 Figuren reden will.)
Wenn ich Recht habe, so muss die ganze
Geometrie in den Regeln über die Verwendung dieser 10000 Signale
wiederkehren.
(Und zwar ebenso, wie die Arithmetik, wenn wir statt 10 unabhängiger
Zahlzeichen eine Billion verwendeten.) |
|
Um eine Abhängigkeit auszudrücken, bedarf es einer Abhängigkeit.
|
Denken wir uns ein Tagebuch mit Signalen geführt.
Etwa die Seite in Abschnitte für jede Stunde eingeteilt und nun
heisst ‘A’ ich schlafe,
‘B’ ich stehe auf, ‘C’
ich schreibe,
etc.. 197 | ✓ |
|
Muss denn nicht die Regel der Sprache –
dass also dieses Zeichen das bedeutet
– irgendwo niedergelegt sein?
Freilich auch: Mehr als die Regel niederlegen, kann ich nicht. Ist die Regel niedergelegt, so ist es eben eine andere Sprache, als wenn sie nicht niedergelegt ist. |
✓ / |
⌊⌊
“Contrat sociale” auch hier ist in Wirklichkeit
kein Vertrag geschlossen worden; aber die Situation ist
ähnlich mehr oder weniger ähnlich, analog, der in welcher
wir wären, wenn ….
Und sie ist mit großem Nutzen vom Ge unter dem Gesichtspunkt eines solchen
Vertrages zu betrachten. ⌋⌋ |
|
Und warum soll ich, dass ‘A’
in dieser Zeile steht, nicht ein Bidl Bild dessen
nennen, dass ich dann schlafen gehe?
Freilich, dass es die Multiplizität dessen
wiedergeben soll die in jenen Worten liegt, kann ich nicht
verlangen.
Der Akt des Schlafengehens war ja auch nicht dadurch bestimmt. Denken wir, ich zeichne einen Sitzplan |
/ |
Wie kann ich denn kontrollieren, dass es immer
dasselbe ist, was ich ‘A’ nenne.
Es sei denn, dass ich etwa ein Erinnerungsbild
zuziehe.
Das aber dann zum Zeichen gehört. |
∫ ¿ |
Wenn
z.B. Einer fragte: wie
weisst Du, dass Du jetzt dasselbe
tust, wie vor einer Stunde, und ich antwortete: ich habe
mir's ja aufgeschrieben, hier steht ja ein
‘A’! | ✓ |
∫ ¿ |
Wenn ich mich in dieser Sprache ausdrücke, so werde ich also
mit ‘B’ immer dasselbe meinen.
Es kann einen // keinen // Sinn haben,
zu sagen, dass ich beide Male dasselbe tue, wenn ich
den Befehl ‘B’ befolge (oder dasselbe getan
habe, als ich tat, was ◇◇◇ ich durch
‘B’ bezeichnete). B = B | ✓ |
? / |
D.h. die Sprache funktioniert als Sprache nur durch
die Regeln, nach
198 denen wir uns in
ihrem Gebrauch richten.
(Wie das Spiel nur durch Regeln als Spiel funktioniert.)
| ✓ |
∫ / |
Und zwar, ob ich zu mir oder Andern rede.
Denn auch mir teile ich nichts mit, wenn ich Lautgruppen ad hoc
mit irgend welchen Fakten associiere. | ✓ |
✓ |
⌊⌊
Ich könnte auch sagen, daß, wenn die Zeichen ad hoc erfunden sind,
eben ein System eine Regel erfunden werden muß.⌋⌋ |
∫ / |
Ich muss,ˇ auch wenn ich zu mir rede,
schon auf einem bestehenden //
gegebenen // Sprachklavier spielen.
| ✓ |
✓ |
⌊⌊
Man kann sagen: die Grammatik erklärt die Bedeutungen
der Zeichen & dadurch macht sie die Sprache bildhaft.
Man würde nicht sagen, daß ich aus den Signalen im Tagebuch die Ereignisse eines Tages ableiten kann d.h. z.B. Bilder nach den Aufzeichnungen entwerfen kann, wenn zu den Signalen nicht noch eine Erklärung tritt. Es handelt sich um den Begriff des Ableitens. Man spricht vom Ableiten wo eine allgemeine Regel, also ein Ausdruck einer solchen Regel, gegeben ist.⌋⌋ |
✓ |
⌊⌊
Wir werden würden nämlich nicht sagen aus
a b b
c ließe sich die Figur
![]()
Die Erklärung der Bedeutung bestimme wie ein Wort beim portraitieren eines Sachverhalts zu verwenden ist. Man kann sagen: die Grammatik bestimmt die Bedeutung der Wörter & bestimmt ihnen damit den Platz den sie beim Portraitieren eines Sachverhaltes einnehmen dürfen. Denn wonach richte ich mich wenn ich hier ‘rot’ & nicht “gelb” verwende, ◇ hier “aber” & nicht “oder”? Doch wohl nach der Bedeutg der Wörter nach dem wasˇ in Übereinkommen über sie in der Grammatik festgehalten ist, denn warum sollte ich sonst das eine Wort dem andern vorziehen.⌋⌋ |
∫ ∫ ? / |
‘Ich verstehe diese Worte’ (die ich etwa zu mir
selbst sage), ‘ich meine etwas damit’, ‘sie
haben einen Sinn’ muss immer
dasselbe heissen wie: ‘sie sind nicht
ad hoc erfundene Laute, sondern Zeichen aus einem
vorbereiteten System [Zeichen, über die eine Konvention
besteht﹖]’.
Aber da könnte man fragen: Tut es jedes
System?
Ist es nicht eben das System unserer Sprache was ich meine?
Ich spiele ein Spiel mit ihnen ˇ[
d.h.
ein schon bestehendes Spiel.]. |
∫ |
Etwa﹖, wie die Teilstriche auf einem
Masstab nur solche sind, wenn sie ein System
bilden. |
∫ ? ∫ ∫ / |
Denn, wenn wir einen Befehl befolgen, so deuten wir die
Worte nicht willkürlich.
D.h. wieder, wir müssen die Unterscheidung anerkennen zwischen dem ‘Befolgen eines Befehls’ und einem ‘willkürlichen Zuordnen einer Handlung’. | ✓ |
∫ ¿ / |
Das Aussprechen eines Satzes wäre kein Porträtieren, wenn ich meine
Worte nicht aus einem System wählte, so dass man
sagen kann, ich wähle sie im Gegensatz zu anderen.
Aber die Worte, wenn sie nicht in einem grammatischen System stehen, sind ja alle gleichwertig und also wäre es dann ˇganz gleichgültig, welche ich wählte, ja, – man könnte sagen – als Worte würden sie sich (dann) voneinander gar 199 nicht unterscheiden.
Man muss die Worte wählen, wie // in demselben Sinne wie // man die Striche und Farben wählt, mit denen man einen Körper abbildet. | ✓ |
|
Warum wir ein Wort – und nicht ein anderes – an dieser Stelle
gebrauchen, erfahren wir, wenn wir jemand fragen: warum gebrauchst
Du hier das Wort A.
Die Antwort wird sein: das und das
heisst A.
Und das ist eine Regel der Grammatik, die die Position des Wortes in
der Sprache bestimmt.
(Und Und (zum Zeichen,
dass es sich hier wi[l|r]klich um Grammatik
handelt) wenn A das Wort “und” gewesen wäre,
so könnte man weiter nichts tun, als die Regeln für
“und” angeben. |
|
Sage ich jemandem “bringe eine rote Blume” und er bringt
eine, und nun frage ich “warum hast D[i|u] mir
eine von dieser Farbe gebracht?” – und er:
“diese Farbe nenne ich //
heisst doch // rot”: so
ist dies Letzte ein Satz der Grammatik.
Er rechtfertigt eine Anwendung des Worts. |
✓ |
⌊⌊
Zusammenhang der Grammatik mit der Bildhaftigkeit
| ✓ |
|
Fehlt dieser Satz // diese Regel // , so
ist die Grammatik des Worts (seine Bedeutung) eine
andere. |
∕∕ ∫ |
Wenn man einen Satz braucht, so muss er schon
irgendwie funktionieren.
Das heisst, man gebraucht ihn nicht, um einer
Tatsache einen Lärm beizuordnen. | ✓ |
⌊⌊
Wir vergleichen den tatsachlichen Vorgang mit dem in welchem
die Rechtfertigung ausgeführt ist.⌋⌋ | ✓ |
⌊⌊
Wir ergänzen das tatsächlich Ausgeführte zu einem bestimmten Kalkül, um es
dadurch zu beleuchten.
Ähnlich wie die Grammatik einen eliptischen Satz zu einem vollstandigen
ergänzt,
d.h. ein gewisses Gebilde als
eliptischen Satz auffaßt.⌋⌋ | ✓ |
Es wäre doch nicht, einen Tatbestand porträtieren, wenn ich etwa
beliebige Striche auf das Papier kritzelte und sagte “es
gibt gewiss eine Projektionsmethode, die diesen
Tatbestand in diese Zeichnung projiziert”. 200 | ✓ |
? ∫ ∫ / |
Ja auch hier (beim Porträtieren //
Abbilden // ) fühle ich mich schon beim ersten Strich
verpflichtet –
d.h. er ist nicht
willkürlich.
Jedenfalls aber fängt das Bild erst dort an, wo die
Verpflichtung anfängt. |
v ✓ / |
⌊⌊
Wenn ich die Achsel zucke, könnte man da sagen: ich meine etwas
damit?
Gewiß, man es könnte mich doch jemand fragen: “hast Du mit der
Achsel nurˇ zufällig gezuckt weil oder hast Du es als Achselzucken
gemeint?
Und worin unterscheiden sich diese Fälle // Und was ist der
wesentliche Unterschied zwischen diesen Fällen; worin besteht es, diese
Bewegung als Achselzucken zu meinen?
Ist es ein besonderes Gefühl was das ◇◇◇ die Bewegung begleitet?
Ist es nicht vielmehr die ganze Umgebung in der die sie
liegt?
Was sozusagen aus ihr folgt, was ich zu ihrer Erklärung sagen würde, oder
was ich zu ihrer Ergänzung sage oder denke.
Würden wir etwa von der Bedeutung der Meinung des Achselzuckens reden wenn
es isoliert von aller andern Ausdrucksweise aufträte //
geschähe // ?
Sagen wir daß der Hund etwas mit dem Wedeln des Schweifs meint?
Wir werden
auch da vielleicht auch da von
einer Meinung reden, wenn wir den Fall des Wedeln aus Freude von dem aus
einer andern Ursache unterscheiden wollen & doch ist das natürlich
ein anderer Fall als der, in welchem wir das Kriterium der Meinung der Ausdruck
einer Sprache ist.⌋⌋ |
v ✓ / |
⌊⌊
Wir würden kaum fragen, ob das Krokodil etwas damit meint
wenn es mit offenem Rachen auf
|
? / |
“Meinen” ist so vieldeutig wie “ein
Zeichen geben” // wie
“Zeichen” // oder das Wort
“ausdrucken”. |
∫ / ? / |
Wie unterscheidet sich eine Geste von irgend einer andern
Bewegung?
Dadurch daß sie etwas ausdrückt? – |
? v ✓ ∕∕ |
Denken wir es würde uns [e|E]iner vorschlagen:
“Meine einmal mit dem Wort ‘ der Lautreihe “ber” die
Negation,
|
v ∫ |
|
? / |
Wenn das Achselzucken ein Zeichen ist, – kann man es durch ein
beliebiges anderes ersetzen? & wie kann man das andere an die
Stelle des ersten setzen? |
v / |
Ist das Gähnen unbedingt ein Zeichen der Langenweile
& nichtˇ meist nur ein Anzeichen von ihr?
Und wie wird etwas zum Zeichen, sagen wir, des Zweifels?
Wenn ich etwa von heute an immer wenn ich im Zweifel wäre statt meinen
Kopf zu schütteln mit der Hand wackeln würde (erfahrungsgemäß), würde
dann die Handbewegung dadurch zum Zeichen des Zweifels?
Und kann man das Gähnen auch meinen? |
|
Kann man sagen der Unterschied zwischen dem Gähnen & dem
⌊⌊ Achselzucken ist
Unwillkürlichkeit & Willkürlichkeit?⌋⌋ |
∫ ¿ |
⌊⌊
Oder könnte man eine Gebärde für die es Sinn hat zu sagen, ich trachtete
sie nicht zu machen aber mein Körper hat gegen meine Anstrengung sie
gemacht, könnte man diese Gebärde auch meinen wenn sie in
diesem Sinne gegen den Willen geschieht? ⌋⌋ |
∫ |
⌊⌊
Wenn ich mich kratze, nenne ich das ein Zeichen das
es mich juckt?
Gewiß, ich kann es als Zeichen dafür gebrauchen, aber auch
nicht.⌋⌋ |
∫ |
⌊⌊
Ich kannˇ in einem Gespräch ein trauriges Gesicht machen als
Zeichen der Trauer aber es kann auch nur ein Anzeichen
sein.
Worin besteht es nun in diesem Falle das Gesicht als
Zeichen der Trauer zu verziehen?
Ich würde sagen: “ich habe es absichtlich getan &
ihm auch
⌋⌋ |
/ ✓ |
⌊⌊
Kann ich Ich kann mir kaumˇ alle die
Gesten die bei mir uns im Zusammenhang mit der Sprache stehn, mir
auch ohne diesen Zusammenhang denken // richtig
vorstellen // ?
Würde ich sie außer diesem Zusammenhang auch Zeichen nennen?
⌋⌋ |
? v ✓ / |
⌊⌊
Man sagt:
|
v ✓ / |
⌊⌊
Wenn aber im Fall der menschlichen Sprache gezeigt würde, Lernen der Sprache als ein Abrichten daß das Wort “komm zu mir” auf die Menschen eine Anziehung im physikalischen Sinne bewirkt, würde damit die Sprache den Charakter der Sprache verlieren? ⌋⌋ |
v ✓ / |
⌊⌊
Ich will doch immer wieder sagen
|
|
⌊⌊
Wir benützen das Wort “Sprache”,
“meinen”,
etc. nach sehr verschiedenen
Kriterien⌋⌋ |
|
⌊⌊ Und das Achselzucken ist natürlich gar nicht ⌋⌋ wesentlich verschieden von einem
Wort, ja einem Satz, etwa: “Ich weiß
nicht!” oder “Weiß
Gott!”.
Diese Worte können gewiß so unwillkürlich ausgesprochen werden wie
eine Geste gemacht werden kann. |
|
Die Zeichen
|
|
|
[siehe Notizbuch]
Lernen der Sprachedurch Abrichten. |
✓ |
Ich halte meine Wange, und jemand fragt, warum ich es tue und ich
antworte: “Zahnschmerzen”.
Das heisst offenbar dasselbe, wie “ich habe
Zahnschmerzen”, aber weder stelle ich mir die fehlenden
Worte im Geiste vor, noch gehen sie mir im Sinn irgendwie
ab.
“Daher ist es auch möglich,
dass ich die Worte den Satz
“ich habe Zahnschmerzen” in dem
Sinne aussprache, als sagte ich nur das letzte Wort oder, als wären
die drei nur wäre der ganze Satz nur … ei[h|n]
Wort.”
(Eliptischer Satz. Was tut die Grammatik, wenn sie sagt: “‘Hut und Stock!’ heisst eigentlich ‘gib mir meinen Hut und meinen Stock!’”) |
✓ |
Ein einfaches Sprachspiel ist
z.B. dieses:
Man spricht zueinem Kind (es
kann aber auch ein Erwachsener sein), indem man das elektrische Licht
in einem Raum andreht: “Licht”, dann, indem
man es abdreht: “Finster”; und tut das etwa
mehrere Male mit Betonung und variierenden Zeitlängen.
Dann geht man etwa in das Nebenzimmer, dreht von dort aus das Licht im
ersten an und bringt das Kind dazu, dass es
mitteilt, ob es licht oder finster ist. //
dasse es mitteilt:
“Licht”, oder
“Finster”.
Soll ich da nun “Licht” und “Finster” ‘Sätze’ nennen? Nun, wie ich will. – Und wie ist es mit der ‘Uebereinstimmung mit der Wirklichkeit’? 202 |
✓ |
Wenn ich bestimmte einfache
|
✓ |
Man könnte
|
✓ |
Wie unterscheidet sich
|
✓ |
Wenn ein Mann im Ertrinken “Hilfe!” schreit,
– konstatiert er die Tatsache, dass er
Hilfe bedarf? dass er ohne Hilfe ertrinken
wird? –
Dagegen gibt es den Fall, in dem man, quasi, sich
beobachtend, sagt “ich hätte (oder:
habe) jetzt den Wunsch nach …”. |
✓ |
Ich sage das Wort “Licht!”, – der Andere
fragt mich: “was meinst Du?”
–
203 und ich sage // antworte // : “Ich meinte,
Du sollst Licht machen”. –
Wie war das, als ich es meinte?
Sprach ich den “[j|k]ompletten Satz” in
der Vorstellung unhörbar aus, oder den entsprechenden in einer andern
Sprache?
(Ja, das kann vorkommen oder auch nicht.)
Die Fälle, die man alle mit dem Ausdruck “ich meinte”
zusammenfasst, sind sehr
mannigfach. |
|
Nun kann man ruhig annehmen: ‘ich meinte, Du solltest Licht
machen’ heisst, dass
mir dabei ein Phantasiebild von Dir in dieser Tätigkeit vorgeschwebt
hat, und ebensogut: der Satz heisst,
dass mir dabei die Worte des vollständigen Satzes in
der ◇◇◇ Phantasie gegenwärtig waren, oder,
dass eins von diesen beiden der Fall war; –
◇◇◇ nur muss ich wissen,
dass ich damit eine Festsetzung über die Worte
“ich meinte” getroffen habe und eine engere als die
ist, welche dem tatsächlichen allgemeinen Gebrauch des
Ausdruckse entspricht. |
✓ |
Wenn das Meinen für uns irgend eine Bedeutung, Wichtigkeit, haben soll,
so muss dem System der Sätze ein System der Meinungen
zugeordnet sein, was immer für Vorgänge die Meinungen sein
| ✓ |
| ⌊⌊Modepuppen⌋⌋ |
✓ |
⌊⌊
Aber reden wir doch nicht vom Meinen als einem unbestimmten & uns
Reden wir vom Meinen nur wenn es ein teil des Sprachkalküls ist (etwa der Teil der aus Bildern unserer Vorstellungsbildern besteht)
|
✓ |
Inwiefern stimmt nun das Wort “Licht” im
obigen Symbolismus oder Zeichenspiel mit einer Wirklichkeit
überein, – oder nicht überein?
Wie gebrauchen wir überhaupt das Wort “übereinstimmen”? – Wir sagen “die beiden Uhren stimmen überein”, wenn sie die gleiche Zeit zeigen, “die beiden Masstäbe stimmen überein”, wenn gewisse Teilstriche zusammenfallen, “die beiden Farben stimmen überein”, wenn etwa ihre Zusammenstellung uns angenehm ist
Der Plan stimmt mit der Wirklichkeit überein. Was er spielt stimmt mit den Noten überein. ⌋⌋ So muss also in jedem Fall erst 204 festgesetzt werden, was unter
“Uebersti
“Uebereinstimmung” zu verstehen
ist. –
So ist es nun auch mit der Uebereinstimmung einer
Längenangabe mit einer der Länge eines
Gegenstandes.
Wenn ich sage: “dieser Stab ist 2
m
lang”, so kann ich
z.B. erklären // eine Erklärung geben // , wie man nach diesem
Satz mit einem Masstab die Länge des Stabes
kontrolliert, wie man etwa nach diesem Satz einen
Als ich nun dem Andern erklärte: “Licht” (indem ich Licht machte), “Finster” (indem ich auslöschte), hätte ich auch sagen können und mit genau derselben Bedeutung: “das ist // heisst // ‘Licht’” (wobei ich Licht mache) und “das ist // heisst // ‘Finster’” etc., und
| ✓ |
✓ |
Es kommt eben wieder auf die Grammatik des Wortes
“Uebereinstimmung” an, auf seinen
Gebrauch.
Und hier liegt die Verwechslung mit
‘Aehnlichkeit’ nahe, in dem
Sinn, in dem zwei Personen einander ähnlich sind, wenn ich sie leicht
miteinander verwechseln kann.
Ich kann auch wirklich nach der Aussage über die Gestalt eines Körpers eine Hohlform konstruieren, in die nun der Körper passt, oder nicht passt, je nachdem die Beschreibung richtig oder falsch war, und die konstruierte Hohlform gehört dann in dieser Auffassung noch zur Sprache (die bis an die Wirklichkeit herankommt). 205
Aber auch die Hohlform macht kein finsteres Gesicht, wenn der Körper nicht in sie passt. |
✓ |
Wenn das Wort “Uebereinstimmung mit der
Wirklichkeit” gebraucht wird // werden
darf // , dann nicht als metalogischer Ausdruck, sondern
als Teil eines Kalküls, als Teil der gewöhnlichen Sprache. ⌊⌊
|
|
In dem Sprachspiel “Licht – Finster”
kommt keine Frage vor. –
Aber wir könnten es auch mit Fragen spielen. |
|
Das Sprachspiel eine Geschichte erfinden anderseits ein wirkliches
Erlebnis erzählen.
So lernt der Maler portraitieren, aber auch ein Bild aus der Phantasie
entwerfen, oder ein Ornament erfinden,
etc.. 206 |
|
✓ |
Das Frege'sche
Behauptungszeichen ist am Platze, wenn es nichts weiter bezeichnen
soll, als den Anfang des Satzes.
Man könnte sagen “den Anfang der Behauptung”, im
Gegensatz zu den Sätzen, die in der Behauptung vorkommen
können.
Das Behauptungszeichen dient dann demselben Zweck, wie der
Schlusspunkt des vorhergehenden Satzes.
“Ich denke p” hat dann mit “!-p” eben nur das Zeichen “p” gemein // gemeinsam // . |
✓ |
Was zum Wesen des Satzes gehört, kann die Sprache schon darum nicht
ausdrücken, weil es für jeden Satz das Gleiche wäre; und ein Zeichen, das
in jedem Satz vorkommen muss, logisch eine
blosse Spielerei wäre.
Die Zeichen des Satzes sind ja nicht Talismane oder magische
Zeichen, die auf den Betrachter einen bestimmten Eindruck
hervorrufen sollen.
Gäbe es philosophische Zeichen im Satz, so müsste ihre Wirkung // Funktion // eine solche unmittelbare sein. |
✓ |
Man hat natürlich das Recht, ein Behauptungszeichen zu
verwenden, wenn man es im Gegensatz etwa zu einem Fragezeichen
gebraucht.
Irreleitend
207 ist es nur, wenn man meint,
dass die Behauptung nun aus zwei Akten bestehe,
dem Erwägen und dem Behaupten (Beilegen des Wahrheitswertes, oder
dergl.) und dass wir diese Akte nach
dem geschriebenen Satz ausführen, ungefähr wie wir nach Noten
Mit dem Klavierspielen nach Noten ist nun allerdings das laute oder auch leise, Lesen nach dem geschriebenen oder gedruckten Satz zu vergleichen und ganz analog; aber n[k|i]chts, was wir ‘denken’ nennen aber nicht das Denken des Satzes. ⌊⌊aber nicht etwas, was wir ein Denken oder Meinen des Satzes nennen würden. aber nicht Akte des Denkens oder Meinens aber nicht eine
Aber nicht das Denken; insofern da wir nicht aber nicht eine psychologische Tatigkeit Reihe seelischer Akte des Denkens oder Meinens des Satzes Aber die Zeichen des Satzes sind nicht Signale nach welchen denen wir psychische Operationen vornehmen ausführen – u.a. auch das Behaupten. Aber die Zeichen des Satzes sind nicht Signale zu psychischen Tätigkeiten des Meinens. ⌋⌋ ⌊⌊ Daher ist auch das Zeichen ◇ in der Fregeschen Schreibweise ganz überflüssig.⌋⌋ ⌊⌊Es wird (ja) vor alle Sätze gesetzt kann⌋⌋ also in allen weggelassen werden. Dort wo er einmal einen Satz ohne dieses Zeichen hinschreibt tut er es mit einer gewissen Unsicherheit die zeigt daß er eigentlich nicht darauf gefaßt war es je wegzulassen also wirklichen Gebrauch im Kalkül davon zu machen. |
| ⌊⌊
Freges ansicht daß in der
Behauptung eine Annahme steckt
Ich behaupte daß … ⌋⌋ |
✓ |
Eine Sprache (ich meine eine Sprechart) ist denkbar, in
der es keine Behauptungssätze gibt, sondern nur Fragen und die Bejahung
und Verneinung. |
|
Behauptung, Annahme, Frage.
Man kann auf dem Schachbrett einen Zug in einer Schachpartie machen,
– aber auch während eines
Gespräches
über ein Schachproblem zur Illustration, oder wenn man jemand
das Spiel lehrt, –
etc..
Man sagt dann auch etwa: “angenommen, ich zöge
so, …”.
So ein Zug hat Aehnlichkeit mit dem, was man in
der Sprache ‘Annahme’ nennt.
Ich sage nun etwa “im Nebenzimmer ist ein Dieb”, –
der Andre fragt mich “woher weisst Du
das?” und ich antworte:
“ic “oh ich wollte nicht
sagen, dass wirklich ein Dieb im Nebenzimmer ist,
ich habe es nur in Erwägung gezogen”. –
Möchte man da nicht fragen: Was hast Du
erwogen? wie Du Dich benehmen würdest, wenn ein Dieb da wäre,
oder, was für ein Geräusch es machen würde, oder, was er Dir wohl stehlen
würde?
Freges Anschauung könnte man so wiedergeben: dass die Annahme (so wie er das Wort gebraucht) das ist, was die Behauptung, dass p der Fall ist, mit der Frage, ob p der Fall ist, gemeinsam hat. Oder auch, dass 208 die Annahme dasselbe
ist wie die Frage.
Man könnte auch eine Behauptung immer als eine Frage mit einer Bejahung
darstellen.
Statt “Es regnet”: “Regnet
es ˇAnnahme?
Ja ˇBehauptungszeichen!”
Ich behaupte daß es regnet |
|
Wenn es so etwas gäbe, wie eine Annahme im Sinne Freges, müsste dann nicht die
Annahme, dass p der Fall ist gleich der sein,
dass non-p der Fall ist? |
|
In dem Sinn, in welchem die Frage “ist
p der
Fall?” die gleiche ist wie “ist
p nicht der
Fall?”. |
|
Es gibt wirkliche Annahmen, die wir eben durch Sätze von der Form
“angenommen p wäre (oder: ist) der
Fall” ausdrücken.
Aber solche Sätze nennen wir nicht vollständig und sie
scheinen sehr ähnlich den Sätzen der Form // erinnern uns an Sätze der Form //
“wenn p der Fall ist, …”.
|
|
Ist nun aber eine solche Annahme ein Teil einer
Behauptung?
Ist das nicht, als sagte man, die Frage, ob
p der Fall
ist, sei ein Teil der Behauptung, dass
p der Fall
ist? |
|
Ist es aber nicht auffällig, dass wir es in unsern
gewöhnlich philosophisch-grammatischen Problemen nie damit zu tun
haben, ob sie sich auf Behauptungen oder Fragen beziehen?
(Etwa in dem Problem vom Idealismus und Realismus.)
|
✓ |
Und welcher Art ist ein Satz, wenn sich Einer eine mögliche Situation,
etwa ihrer Seltsamkeit wegen, notiert?
Oder: die Erzählung eines Witzes? |
✓ |
Sprachspiel: eine Geschichte erfinden.
Oder: eine Geschichte erfinden
209 und zeichnen. –
etc.. |
✓ |
Es ist uns, als könnten wir sagen[;| ,] der fragende
Tonfall sei dem Sinn der Frage angemessen. |
✓ |
Wir könnten uns
auch eine Sprache denken, die nur aus Befehlen besteht.
So eine Sprache verhält sich zu der unseren, wie eine primitive
Arithmetik zu unserer.
Und wie jene Arithmetik nicht wesentlich unvollständig ist, so ist
es auch die primitivere Form der Sprache nicht.
¥
S. 21/1
Bemerkung gehört nicht hierher. |
✓ |
Denken wir an dieˇ große Mannigfaltigkeit der
Sprachspiele: ⌊⌊ Eine Mitteilung machen wie “Licht”, “Finster”, . einen Einen Befehl geben “mach Licht!” “Licht aus”. Auf Fragen Licht? Finster? mit ja & nein antworten. Einen Befehl ausführen. Fragen & die Antwort
| ✓ |
✓ |
⌊⌊
Es hilft hier immer sich den Fall des Kindes vorzustellen welches d sprechen
lernt oder auch den Fall eines
Aber auch der Erwachsene lernt neue
|
✓ |
Geschicklichkeits-
& Hasardspiele sie
sind viel fundamentaler verschieden als ihre Bezeichnung erkennen
läßt. |
✓ |
Richtig & falsch spielen
Richtig & falsch vermuten wobei man richtig spielt. |
|
Der Tonfall der Frage angelernt & instinktiv.
Und was macht es aus, ob er angelernt ist oder nicht; da wir, wenn wir ihn
einmal gebrauchen, doch nicht auf das Lernen zurückgreifen.
Später ist er jedenfalls instinktiv, was immer sein Ursprung ist.
|
✓ |
Man sagt: Die Affen sprechen nicht weil ihnen die geistigen
Fähigkeiten dazu fehlen.
Das heißt: sie denken nicht, darum sprechen sie nicht.
Aber sie sprechen eben nicht & das ist alles.
Befehlen, fragen,
|
✓ |
✓ |
⌊⌊
Wie gesagt, das Benennen ist etwas Ähnliches wie einem
Ding Mineral eine
Etiquette Ding eine
Namenstafel umhängen.
Man kann es eine Vorbereitung zum weiteren Gebrauch
|
✓ |
⌊⌊
“Wir benennen die Dinge & können nun über sie
reden:” uns in der Rede auf sie
beziehen”: als ob mit dem Akt des Benennens schon das was wir
weiter tun gegeben sei.
Als ob es nur Eines gabe was heißt: von Dingen
reden.
Während wir das Verschiedenartigste mit unseren Sätzen tun. ⌋⌋ |
✓ |
⌊⌊
Denken wir nur an die Verschiedene Ausrufe
mit ihren ganz verschiedenen Funktionen:
|
✓ |
⌊⌊
Bist Du nun noch geneigt diese Wörter “Namen” zu
nennen?⌋⌋ |
✓ | ⌊⌊
Es sagte mir einmal jemand: “Wie wäre es, wenn die
Menschen ihre Schmerzen nicht äußerten (nicht stöhnten,
etc.), – dann könnte man einem Kind nicht das Wort
“Zahnschmerz” beibringen!” –
Denken wir uns nun, es würde Einer sagen: “Ich nehme
an, das Kind sei ein Genie & erfinde selbst
einen Namen für den Schmerz, obwohl ihm keiner gelehrt wurde. –
Aber nun könnte er sich freilich mit diesem Wort nicht verständlich
machen!”
Also versteht es ihn, kannˇ aber seine Bedeutung
niemandem erklären?
Aber was heißt es denn, daß er “seinen
Schmerzen benannt hat”?
Was ist die Verbindung des Wortes daß er ausspricht mit dem
Schmerz?
Und was für eine Funktion hat dieses Wort?
Wie hat er das gemacht den Schmerz zu benennen??
Und was immer er getan hat, was hat es für einen Zweck? –
Wenn man sagt “er hat dem Schmerz einen Namen gegeben”
so vergißt man daߡ sozusagen schon alles mögliche in der Sprache
vorbereitet sein muß damit das bloße benennen einen
Sinn hat.
Und wenn wir davon reden daß er dem Schmerz einen Namen gibt
die Grammatik des Wortes “Schmerz” hier das
Vorbereitete es zeigt den Posten an an dem das neue Wort
gestellt wird.⌋⌋ 210 |
|
|
|
Die Idee ist: [d|D]enken, Glauben,
etc. als Tätigkeiten in denen der Satz vorkommt,
ˇ etwa wie die Karten in den Operationen des
Musterwebstuhls. Das Unverständnis der Grammatik des Wortes “Denken” & psychologisches Unverständnis angesehen als nicht Verstehen eines komplizierten mechanischen Vorgangs. |
Man ist (durch
| ✓ |
“Wie arbeitet der Gedanke, wie bedient er sich seines
Ausdrucks?” – das
ist // klingt //
analog der Frage ⌊⌊… dies scheint analog der
Frage …⌋⌋ dies möchte man fragen
analog: “wie arbeitet der Musterwebstuhl,
wie bedient er sich der Karten?” | ✓ |
Das Gefühl ist, dass mit dem Satz “ich
glaube, dass p der Fall ist” der Vorgang des
Glaubens nicht beschrieben sei (dass vom Webstuhl
nur die Karten gegeben seien und alles übrige bloss
angedeutet ist).
Dass man die Beschreibung “ich glaube
p”
durch die Beschreibung eines Mechanismus ersetzen könnte, worin dann
p,
d.h. jetzt die Wortfolge
“p”, wie die Karten im Webstuhl
nur als ein Bestandteil vorkommen würde.
Aber hier ist der Irrtum: Was immer diese Beschreibung
enthielte, wäre für uns wertlos,
212 ausser eben der Satz
p mit
seiner Grammatik.
Sie ist quasi der eigentliche Mechanismus, in welchem // dem // er eingebettet liegt. ⌊⌊
Das Gefühl ist, daß
Vergleichen wir nun das Glauben mit dem Aussprechen eines Satzes. Es gehen da auch sehr komplizierte Vorgänge in unseren Sprechmuskeln, Nerven etc., etc., vor sich. Diese begleiten den ausgesprochenen Satz & er bleibt das Einzige was uns interessiert. Und ist zwar als Bestandteil eines Kalküls, nicht eines Mechanismus. ⌋⌋ | ✓ |
←
Wenn man fragt “wie macht der Gedanke //
Satz // das, dass er
darstellt?”
So könnte die Antwort sein:
“Weisst Du es denn
(wirklich) nicht?
Du siehst es doch, wenn Du denkst // wenn Du
ihn benützt // ”.
Es ist ja nichts verborgen.
Wie macht der Satz das? – Weisst Du es denn nicht? Es ist ja nichts versteckt. | ✓ |
|
[Gehört nicht hierher, sondern zur
Betrachtg. der Zeit oder zu Solipsismus.]
Dass ‘alles fliesst’, scheint uns am Ausdruck der Wahrheit zu hindern, denn es ist, als ob wir sie nicht auffassen könnten, da sie uns entgleitet. |
|
Aber es hindert uns eben nicht am Ausdruck. –
Was es heisst, etwas Entfliehendes in der
Beschreibung festhalten zu wollen, wissen wir.
Das geschieht etwa, wenn wir das Eine vergessen, während wir das
Andere beschreiben wollen.
Aber darum handelt es sich doch hier nicht.
Und so ist der Ausdruck // das
Wort // “entfliehen” anzuwenden.
|
✓ |
Aber auch hier irren wir uns.
Denn es geschieht dabei auch nichts, was uns durch die
Geschwindigkeit entgeht. | ✓ |
Warum können wir uns keine Maschine mit einem Gedächtnis denken?
Es w[r|u]rde oft gesagt, dass das
Gedächtnis darin besteht, dass Ereignisse Spuren
213 hinterlassen, in denen nun
gewisse Vorgänge vor sich gehen müssten.
Wie wenn Wasser sich ein Bett macht und das folgende Wasser in diesem
Bett fliessen muss; der
eine Vorgang fährt für den nächsten das Gleise aus. //
der eine Vorgang fährt das Gleise aus, das den andern führt.
Geschieht dies nun aber in einer Maschine, wie es wirklich geschieht,
so sagt niemand, die Maschine habe Gedächtnis, oder habe sich den
einen Vorgang gemerkt. | ✓ |
Nun ist das aber ganz so, wie wenn man sagt, eine Maschine kann
nicht denken, oder kann keine Schmerzen haben. ⌊⌊Könnte eine Maschine denken?
‒ ‒ ‒ Könnte sie Schmerzen haben? In dem Sinne in
welchem der tierische Körper Schmerzen hat. – ja Wann Wenn ich
diesen eine Maschine nennen will.⌋⌋
⌊⌊ Aber im Satz “ich habe Schmerzen” bezeichnet ‘ich’ keinen Körper
also nicht auch keine Maschine.⌋⌋
Und hier kommt es darauf an, was man darunter versteht
“Schmerzen zu haben”. ⌊⌊Hier kommt es drauf an, wie der Ausdruck “Schmerzen
haben” angewandt wird.⌋⌋ Es ist klar, dass ich mir eine Maschine denken kann, die sich genau so benimmt (in allen Details), wie ein Mensch der Schmerzen hat. Oder vielmehr: ich kann den Andern eine Maschine nennen, die Schmerzen hat, d.h.: den andern Körper. Und ebenso, natürlich, meinen Körper. Dagegen hat das Phänomen der Schmerzen, wie es auftritt, wenn ‘ich Schmerzen habe’, mit meinem Körper, d.h. mit demn Erfahrungen, die ich als Existenz meines Körpers zusammenfasse, gar nichts zu tun. (Ich kann Zahnschmerzen haben ohne Zähne.) Und hier hat nun die Maschine gar keinen Platz. – Es ist klar, die Maschine kann nur einen physikalischen Körper ersetzen. Und in dem Sinne, wie man von einem solchen sagen kann, er “habe” Schmerzen, kann man es auch von einer Maschine sagen. Oder wieder, die Körper, von denen wir sagen, sie hätten Schmerzen, können wir mit Maschinen vergleichen, und auch Maschinen nennen. | ✓ |
|
Und ganz ebenso verhält es sich mit dem Denken und dem Gedächtnis.
|
⌊⌊⌋⌋
Es ist uns – wie gesagt – als ginge es uns mit dem Gedanken
so, wie mit einer Landschaft, die wir gesehen haben und
beschreiben sollen, aber wir erinnern uns ihrer nicht genau genug, um sie
in﹖ allen ihren Zusammenhängen beschreiben zu
können.
So, glauben wir, können wir das Denken nachträglich
214 nicht beschreiben, weil uns alle
die vielen feineren Vorgänge dann verloren gegangen
sind.
Diese feinen Verhäkelungen möchten wir sozusagen unter der Lupe sehen. 215 | ✓ |
|
Wir fragen: Was ist ein Gedanke, welcher Art
muss etwas sein, um die Funktion des Gedankens
verrichten zu können?
Und diese Frage ist ganz analog der: Was ist,
oder, wie funktioniert, eine Nähmaschine.
“Wie macht sie das?”
Aber die Antwort könnte sein: Schau den Stich an; alles, was
der Nähmaschine wesentlich [nicht
sperren] ist, ist in ihm zu sehen;
alles andre kann so, oder anders sein. | ✓ |
Wir fragen, wie muss der Gedanke beschaffen sein, um
seine Bestimmung // Funktion
// zu erfüllen; aber was ist denn seine
Bestimmung //
Funktion // ?
Wenn sie nicht in ihm selbst liegt (d.h. wenn sie
nicht ist, (das﹖) zu sein, was er
ist), liegt sie in seiner Wirkung; aber die interessiert
uns nicht. | ✓ |
Wir sind nicht im Bereiche der Erklärungen und jede Erklärung klingt
uns trivial. 216 | ✓ |
|
Aber dieser Verzicht auf die Erklärung macht es so schwer zu sagen, was
der Gedanke uns eigentlich bedeutet. |
Man kann etwa sagen: Er rechnet auf Grund von
Gegebenem und endet in einer Handlung. | ✓ |
Willst Du sehen wie der Gedanke verwendet wird:
Die Berechnung der Wandstärke eines Kessels und, der
entsprechenden, Verfertigung ist ein sicheres Beispiel des Denkens.
// … muss ein Beispiel des Denkens
sein. // // die Berechnung der Wandstärke eines Kessels und die dieser entsprechenden Verfer[i|t]igung … // | ✓ |
|
Der Schritt, der von der Berechnung auf dem Papier zur Handlung führt,
ist noch ein Schritt der Rechnung. |
|
Wir sagen, wir werden das Denken untersuchen von dem Standpunkt aus,
dass es auch von einer Maschine ausgeführt werden
könnte.
Aber hier befinden wir uns in einer falschen Betrachtungsweise. Wir sehen das Denken für // als // einen Vorgang wie das Schreiben an, oder das Weben das Erzeugen eines Stoffes, etc.. Und dann lässt sich natürlich sagen, dass dieser Vorgang der Erzeugung sich im Wesentlichen auch maschinell muss denken lassen. 217 |
v |
v | Aber ist nicht der Satz dieses Wunderding ‒ ‒﹖
der sagt, was er meint? Denn so ein Wunderding, scheint es, brauchen wir. Und die Vorstellung scheint
|
v | ⍈
[Zu § 21]
Sokrates zu Theaitetos: “Und wer vorstellt, sollte nicht etwas vorstellen?” Th.: “Notwendig”. Sok.: “Und wer etwas vorstellt, nichts Wirkliches?” Th.: “So scheint es”. |
|
Und wer malt sollte nicht etwas malen – & wer etwas malt,
nichts wirkliches? –
Ja, wasch
meinst Du: das Bild was er malt oder den
Gegenstand etwa den Menschen den es darstellt. |
v |
“Ist die Vorstellung nur die Vorstellung, oder ist sie
Vorstellung von Etwas in der Wirklichkeit?”
Und von dieser Frage aus könnte man // Und von dieser Frage aus könnte man … // auch die Beziehung der Vorstellung zum gemalten Bild erfassen. // denn ich kann nicht zweifeln wenn ich mir Napoleon vorstelle, ob es wirklich Napoleon ist den ich mir vorstelle oder nicht nur jemand der ihm ähnlich sieht! |
|
Die Frage könnte aber nicht heissen:
“Ist die Vorstellung immer Vorstellung von etwas, was
inn der Wirklichkeit existiert” – denn das ist sie
offenbar nicht immer –; sondern, es müsste
heissen: bezieht sich die Vorstellung immer,
wahr oder falsch, auf Wirklichkeit. –
Denn das kann man von einem gemalten Bild nicht sagen. –
Aber worin besteht dieses ‘sich auf die Wirklichkeit
beziehen?’
Es ist doch wohl die Beziehung des
218 Porträts zu seinem
Gegenstand. |
|
Aber warum sollte man dann nicht sagen, dass eine
Vorstellung Vorstellung eines Traumes sei? |
|
Wenn mit heute geträumt hat, dass
N mich
besuche und
N besucht mich nun wirklich, so war darum jene
Traumphantasie﹖ keine Erwartung, und die
Tatsache, dass
N mich besuchte, keine
Erfüllung der // einer //
Erwartung. |
? |
Denn ich erwarte ebenso wirklich, wie ich warte. 219 |
|
| ⌊⌊
Wenn man an den Gedanken als etwas spezifisch menschliches organisches
denkt, möchte man fragen:
|
|
Der ‘Gedanke’, das ist nichts
organisches, läßt sich mit nichts organischem
vergleichen; // sollte nicht mit etwas organischem
verglichen werden; das sich dann etwa durch etwas
[t|T]otes Anorganisches wie durch eine
Prothese ersetzen
|
Eine Gedankenprothese ist darum nicht möglich, weil der Gedanke für uns
nichts spezifisch Menschliches ist.
Wir könnten die Rechenmaschine als eine Prothese statt der 10 Finger ansehen, aber die Rechnung ist nichts spezifisch Menschliches und für sie gibt es keinen Ersatz // keine Prothese // . 220 | ✓ |
|
|
Das Denken: ein Vorgang im Gehirn & Nervensystem; im Geist;
auf dem im Mund & Kehlkopf; auf dem
Papier. |
✓ |
✓ |
“Das Denken geht im Kopf vor sich”
heisst eigentlich nichts anderes, als, unser Kopf
hat etwas mit dem Denken zu tun.
Man sagt freilich auch: “ich denke mit der Feder auf dem
Papier” und diese Ortsangabe ist mindestens so gut, wie die
erste. | ✓ |
|
Wenn wir fragen “wo geht das Denken vor sich”, so ist
dahinter immer die Vorstellung eines maschinellen Prozesses, der in einem
abgeschlossenen Raum vor sich geht, sehr ähnlich, wie
|
Schon die Bezeichnung ‘Tätigkeit’ für's Denken
ist in einer Weise irreführend.
Wir sagen: das Reden ist eine Tätigkeit unseres Mundes.
Denn wir
221 sehen dabei unseren Mund sich
bewegen und fühlen es,
etc.
In
Und kann man sagen, das Denken sei eine Tätigkeit des Mundes oder des Kehlkopfs oder der Hände (etwa, wenn wir schreibend denken)? Zu sagen, Denken sei eben eine Tätigkeit des Geistes, wie Sprechen des Mundes, ist eine Travestie (der Wahrheit). Wir gebrauchen eben ein Bild, wenn wir von der Tätigkeit des Geistes reden. | ✓ |
| Das Denken ist nicht mit der Tätigkeit eines Mechanismus zu
vergleichen, die wir von aussen sehen // der wir von aussen
zuschauen // , deren Inneres aber wir sehen
müssten // müssen //
um sie zu verstehen. // Das Denken ist nicht die Tätigkeit eines Mechanismus, der wir von aussen zusehen, deren Inneres aber erforscht werden muss. // // Das Denken ist nicht mit der Tätigkeit eines Mechanismus zu vergleichen, den wir von aussen sehen, in dessen Inneres wir aber erst dringen müssen. // |
|
Die Wendung “dass etwas in unserem Geist vor
sich geht”, soll, glaube ich, andeuten,
dass es im physikalischen Raum nicht lokalisierbar
ist.
Von Magenschmerzen sagt man nicht, dass sie in
unserem Geist vor sich gehen, obwohl der physikalische Magen ja nicht
der unmittelbare Ort der Schmerzen ist, in dem Sinn, in welchem
d er der Ort der Verdauung ist. 222 |
|
|
Der Schrei als Ausdruck des Schmerzes, der Satz als
Ausdr. des Gedankens. |
|
Das Denken ein Vorgang in einem ätherischen Mechanismus. |
| ⌊⌊
Denken nennen wir einen bestimmten Gebrauch von Symbolen.
⌋⌋ |
| ⌊⌊
Der Gedanke ist nicht eine Art von Stimmung die die durch
|
|
Der Gedanke ist wesentlich das, was durch den Satz ausgedrückt ist,
wobei ‘ausgedrückt’ nicht
heisst ‘hervorgerufen’.
Ein Schnupfen wird durch ein kaltes Bad hervorgerufen, aber nicht
durch ein kaltes Bad ausgedrückt. |
Man hat nicht den Gedanken, und daneben die Sprache. –
Es ist also nicht so, dass man für den Andern die
Zeichen, für sich selbst aber einen stummen Gedanken hat.
Gleichsam einen gasförmigen oder ätherischen Gedanken, im Gegensatz zu
sichtbaren, hörbaren Symbolen. | ✓ |
|
Man könnte so sagen, am Gedanken ist nichts wesentlich
privat. –
Es kann jeder in ihn Einsicht nehmen. |
|
Man hat nicht den Zeichenausdruck und daneben, für sich selbst, den
(gleichsam dunkeln) Gedanken.
Dann wäre es doch auch zu merkwürdig, dass man den
Gedanken durch die Worte sollte wiedergeben können. 223 |
|
D.h.: wenn der Gedanke nicht schon artikuliert
wäre, wie könnte der Ausdruck durch die Sprache ihn artikulieren.
Der artikulierte Gedanke aber ist in allem Wesentlichen ein
Satz. |
|
Wie sich der Gedanke zur Rede verhält, Um einzusehen, wie
Gedanke & Rede sich zueinander verhalten kann man am besten
verstehen, wenn man bedenkt, ob bedenke man,
ob etwa das
‘Verständnis’ (der Gedanke)
einer Rechnung (etwa
z.B. einer Multiplikation
ˇ
z.B.) als gesonderter
Prozess neben dem Rechnungsvorgang
einherläuft. |
|
“Dachtest Du denn, als Du den Satz sagtest, daran,
dass Napoleon …” – “ich dachte nur, was
ich sagte”. | ✓ |
|
Plato nennt die Hoffnung eine
Rede.
(Philebos) |
|
Der Gedanke ist kein geheimer – und verschwommener –
Prozess von dem wir nur Andeutungen in der Sprache
sehen, als wäre die Negation ein Stoss und der
Gedanke darauf wie﹖ ein unbestimmter Schmerz, von
diesem Stoss hervorgerufen, aber gänzlich von
ihm verschieden. |
Gedankenlesen kann nur darin bestehen, dass wir
Zeichen interpretieren, also einfach lesen (nur vielleicht
andere Zeichen).
Oder aber es besteht darin, dass Einem, wenn man
des Anderen Hand hält (oder in andrer Art mit ihm in Kontakt steht)
Gedanken kommen, die durch nachträgliche Fragen als die Gedanken
auch des Anderen erkannt werden.
Aber da handelt es sich überhaupt um kein Lesen, sondern es wäre nur
die Hypothese
224 erlaubt, dass zwei
Leute unter gewissen Umständen das Gleiche dächten. | ✓ |
|
Ist das Denken ein augenblicklicher Vorgang oder etwa ein andauernder
Zustand, wovon die Worte, der Satz, nur eine ungeschickte Wiedergabe sind
(sodass man etwa sagen könnte, wie von dem Eindruck
einer Landschaft: Worte können das gar nicht
wiedergeben)?
Der Gedanke braucht solange wie sein Ausdruck.
Weil der Ausdruck der Gedanke ist. |
Ich habe einmal gelesen, dass
ˇ (einmal) diesen Ausspruch
eines französischer Politikers
gesagt hat gelesen, die
französische Sprache sei dadurch ausgezeichnet, dass in
ihr die Wörter in der Ordnung folgen, wie man wirklich denkt. | ✓ |
Niemand würde fragen, ob die Multiplikation zweier Zahlen (etwa nach
der gewöhnlichen Art durchgeführt) gleichläuft mit dem
Gedanken
| ✓ |
Die Idee, dass eine Sprache eine Wortfolge haben
kann, die der Reihenfolge des Denkens entspricht, im Gegensatz zu
| ✓ |
|
Willkürlichkeit des sprachlichen Ausdrucks: Könnte man
sagen: das Kind muss das
Sprechen einer bestimmten Sprache zwar lernen, aber nicht
225 das Denken,
d.h. es
würde von selber denken, auch ohne irgend eine Sprache zu
lernen?
((D.h. Willkürlichkeit, wie sie gewöhnlich
aufgefasst wird.
Sozusagen: “auf den Gedanken kommt es an, nicht auf die
Worte⌊”⌋.))
Ich meine aber, wenn es denkt, so macht es sich eben Bilder und diese Ich sind in einem gewissen Sinne willkürlich, insofern nämlich, als andere Bilder denselben Dienst geleistet hätten. Und andererseits ist ja die Sprache auch natürlich entstanden, d.h., es muss wohl einen ersten Menschen gegeben haben, der einen bestimmten Gedanken zum ersten Mal in gesprochenen Worten ausgedrückt hat. Und übrigens ist das Ganze gleichgültig, weil in gesprochenen Worten ausgedrückt jedes Kind, das die Sprache lernt, sie nur in dieser Weise lernt, dass es anfängt in ihr zu denken. Plötzlich anfängt; ich meine: Es gibt kein Vorstadium, in welchem das Kind die Sprache zwar schon gebraucht, sozusagen
|
| ⌊⌊
Lernt das Kind nur sprechen, & nicht auch denken?
Lernt es den Sinn des Multiplizierens vor, oder
nach, dem Multiplizieren? Oft
⌋⌋ |
| ⌊⌊
“Ich weiß bin
nicht ganz sicher, aber ziemlich sicher daß er kommen
wird.” nicht ganz sicher
Ich meine, was ich sage. ⌋⌋ |
|
Ist es quasi eine Verunreinigung des Sinnes, dass wir
ihn in einer bestimmten Sprache, mit ihren Zufälligkeiten, ausdrücken
und nicht gleichsam körperlos und rein﹖?
∫
Nein, denn es ist wesentlich, dass ich die Idee
der Uebersetzung von einer Sprache in die andere
verstehe. |
|
Spiele ich eigentlich doch nicht das Schachspiel selbst, da die Figuren
﹖– ja auch
|
∫ |
Da der Sinn eines Satzes ganz in der Sprache fixiert ist, und es auf
den Sinn ankommt, so ist jede Sprache gleich gut.
Der Sinn aber ist, was Sätze, die in einander übersetzbar
sind, gemein haben. |
| ⌊⌊
Beweise die das
Dez. Syst. verwenden. ⌋⌋ 226 |
|
|
Sage Dir
|
|
Der Gedanke, soweit man überhaupt von ihm reden kann,
muss etwas ganz hausbackenes sein.
(Man pflegt sich ihn als etwas Aetherisches,
noch Unerforschtes, zu denken; als handle es sich um Etwas,
dessen Aussenseite bloss wir
kennen, dessen Wesen aber noch unerforscht ist, etwa wie
|
|
Der Gedanke hat aber nur eine Aussenseite und kein
Innen.
Und ihn analysieren heisst nicht in ihn
dringen. |
|
Man kann wieder nur die Grammatik des Wortes
“erwarten” // “denken” //
explicit machen.
(Und so des Wortes “erwarten” // “denken” // ,
etc..) 227 |
|
|
Wozu denkt der Mensch?
Weil Denken sich bewährt hat?
Denkt man, weil man denkt, es sei vorteilhaft zu denken? Erzieht er seine Kinder weil es sich sich das bewährt hat? |
|
Wozu denkt der Mensch? wozu ist es nütze?
Wozu berechnet er Dampfkessel und
überlässt ˇ[die|ihre]
Dimensionen Wandstärke es nicht dem
Zufall[,|?] wie stark er ihre Wand Wände
macht // wie stark die Wand des Kessels wird
// ?
Es ist doch nur Erfahrungstatsache, dass
Kessel, die so berechnet wurden, nicht so oft explodieren // explodierten // .
Aber so, wie er alle[r|s] eher täte, als die Hand ins Feuer
stecken, das ihn früher gebrannt hat, so wird er alles eher tun, als den
Kessel nicht berechnen.
Da Wenn uns aber Ursachen nicht interessieren,
so können werden wir nur sagen: die
Menschen denken tatsächlich
|
|
Denkt der Mensch also, weil [d|D]enken sich bewährt
hat?
Weil er denkt, es sei vorteilhaft zu denken?
In gewissen speziellen Fällen wird man
das sagen können. In gewissen,
speziellen, Fällen aber wird man
ˇ aber sagen
können: Heute berechnet man dies, weil &
überläßt es nichtˇ mehr dem Gefühl (oder dem
Zufall) weil es sich das bewährt hat.
Man kann auch sagen es hat sich bewährt diese Berechnungen
immer genau kontrollieren zu lassen. ⌊⌊
Und doch kann man sagen, das Denken habe sich bewährt.
Es seien jetzt weniger Kesselexplosionen als früher seit man die
Dimensionen etwa nicht mehr nach dem Gefühl bestimmt sondern auf die
& die Weise berechnet.
Oder, seit man jede Rechnung unabhängig von zwei Leuten ausführen
läßt. Manchmal, also, denkt man weil es sich bewährt hat. ⌋⌋ |
∫ |
Sich etwas überlegen.
Ich überlege, ob ich jetzt ins Kino gehen soll.
Ich mache mir ein Bild der Zeiteinteilung des Abends.
Aber wozu tue ich das??
Ich mache ja kein “Gedankenexperiment”! |
| §
Wie wäre herauszubringen: warum er
denkt? |
|
Wir verstehen alle, was es heisst, in einem Kalender
nachschlagen, an welchem Tag der Woche wir frei sind.
Das Bild, das wir sehen, ist etwa
228 |M|D|M|D|F|S|S16
und wir sagen nun, wir seien nur Freitag frei, und handeln
demgemäss.
Mit welcher Berechtigung handeln wir nach dem Bild
Fahrplan? |
|
Wir erwarten etwas und handeln der Erwartung
gemäss.
Muss die Erwartung eintreffen?
|
| ←
Die Natur des Glaubens an die Gleichförmigkeit des Geschehens wird
vielleicht am klarsten im Falle, in dem wir Furcht vor dem
[e|E]rwarteten
Ereignis
em[f|p]finden.
Nichts könnte mich dazu bewegen, meine Hand in die Flamme zu stecken,
obwohl ich mich doch nur in der Vergangenheit verbrannt
habe. |
|
|
|
|
Ich kalkuliere so, weil ich nicht anders kalkulieren
kann.
(Ich glaube das, weil ich nicht anders glauben
kann.) 229 |
|
Es lässt sich kein // Man
kann keinen // Grund angeben, Was sollte ich für
einen Grund angeben, Was sollte ich als Grund angeben
dafür, weswegen weswegen man denken soll. Es sei
denn ein einen Grund von der Art dessen, weswegen man
essen soll. |
|
|
v |
Es lässt sich kein rationaler Grund angeben,
weshalb wir denken sollten //
müssten // . Ich
weiß nicht, warum ich denken sollte. Aber ich
denke. |
|
Fahrplan
Ich nehme an, dass dieses Haus nicht in einer halben Stunde zusammenstürzen wird. Wann nehme ich das an? Die ganze Zeit? und was ist dieses Annehmen für eine Tätigkeit? Heisst, das annehmen, nicht (wieder) zweierlei? Einmal bezeichnet es eine hypothetische psychologische Disposition; einmal den Akt des Denkens, Ausdrückens, jenes Satzes // des Satzes “das Haus wird nicht einstürzen” // . Im ersten Sinne ist das Kriterium dafür, dass ich jene Annahme mache // das annehme // das, was ich sonst sage, fühle und tue; im andern Sinn, dass ich einen Satz sage, der wieder ein Glied einer Rechnung // Kalkulation // ist. Nun sagt man: Du musst aber doch einen Grund haben, das anzunehmen, sonst ist die Annahme ungestützt und wertlos (erinnere Dich daran, dass wir zwar auf der Erde stehen, die Erde aber nicht wieder auf irgend etwas; und Kinder glauben, sie müsse fallen, wenn sie nicht gestützt ist). Nun, ich habe auch Gründe zu meiner Annahme. Sie lauten etwa: dass das Haus schon jahrelang gestanden hat, aber nicht so lang, dass es schon baufällig sein könnte, etc. etc.. Was ein Grund wofür ist (Was als Grund wofür gilt), kann von vornherein angegeben werden und beschreibt // bestimmt // einen Kalkül, in welchem // dem // eben das eine ein Grund des andern ist. Soll aber nun ein Grund für diesen ganzen Kalkül gegeben werden, so sehen wir, dass er fehlt. Fragt man aber, 230 ob der Kalkül also eine
willkürliche Annahme ist, so ist die Antwort, dass
er so wenig ist, wie die Furcht vor dem Feuer oder einem wütenden
Menschen, der sich uns nähert.
Ist es
[w|W]illkürlich, daß wir das als Grund von dem betrachten?
Ist es
[w|W]illkürlich, daß wir auf die Erzählungdes A dieser
Hund habe ihn gebissen, diesem Hund nicht in
die Nähe gehen wollen?
Wenn man nun sagt: gewiss sind doch die Regeln der Grammatik, nach denen wir vorgehen und operieren, nicht willkürlich; so müsste man zur Antwort fragen: Gut also, warum denkt denn ein Mensch wie er denkt? warum geht er denn durch diese Denkhandlungen? (gefragt ist hier natürlich nach den Gründen Gründen, nicht Ursachen). Nun, da lassen sich Gründe in dem Kalkül angeben; und ganz zum Schluss ist man dann versucht zu sagen: “es ist eben sehr wahrscheinlich, dass sich das Ding jetzt so verhalten wird, wie es sich immer verhalten hat” // … dass das Ding jetzt das gleiche Verhalten zeigen wird, das es immer gezeigt hat” // , – oder dergleichen. Eine Redensart, die den Anfang des Raisonnements verhüllt und hier // an diesem Anfang // eine ähnliche Rolle spielt, wie der Schöpfer am Beginn // Anfang // der Welt, der // welcher // zwar in Wirklichkeit nichts erklärt, aber ein einen den Menschen acceptabler acceptablen Anfang ist. macht. Das, was so schwer einzusehen ist, ist,ˇ eigentlich, ⌊⌊ Das was so schwer einzusehen ist, lautet
|
|
Denken wir uns die Tätigkeit in einem Haus, in einer Werkstätte.
Da wird gehobelt, gesägt, gestrichen,
etc.
etc.; und ausserdem
gibt es da eine Tätigkeit, die man
‘rRechnen’ nennt, und die sich scheinbar von allen den
andern unterscheidet // von allen diesen
unterscheidet // , besonders, was den //
ihren // Grund anbelangt.
Wir machen da etwa ein Bild, die Tätigkeit
231 des Rechnens (Zeichnens,
etc.) verbindet Teile der andern Tätigkeit.
Er setzt aus, rechnet etwas, dann misst er und
arbeitet mit dem Hobel weiter.
Er setzt auch manchmal aus, um das Hobelmesser zu schleifen; aber ist
diese Tätigkeit analog der andern des Kalkulierens? –
“Aber Du glaubst doch auch, dass
mehr Kessel explodieren würden // mehr Kesselexplosionen
wären // , wenn die Kessel nicht berechnet
würden”.
“Ja, ich
Wenn man nun nach dem Grund einer einzelnen Denkhandlung (Kalkülhandlung) fragt, so erhält man als Antwort die Auseinandersetzung eines Systems dem die Handlung angehört. |
|
“Ist also also daß es sich in der Vergangenheit
bewährt hat kein guter Grund zu anzunehmen daß
es in Zukunft so sein wird? –
Das ist was wir einen guten Grund
nennen.? 232 |
|
✓ |
|
Angenommen, wir lassen die Uebersetzung in die
Gebärdensprache fort; zeigt es sich dann in der Anwendung (ich meine,
in den grammatischen Regeln der Anwendung), dass
diese Uebersetzung möglich ist? |
|
Und kann es sich nur zeigen, dass
dsie möglich
ist, oder auch, dass sie notwendig ist?
Wenn sie notwendig ist, so heisst das, dass die Sprache vermittels des roten Täfelchens in irgend einem Sinn notwendig ist; und nicht gleichberechtigt der Wortsprache. |
|
Aber wie könnte das sein? denn dann wären ja die hinweisenden
Erklärungen überflüssig: das heisst aber
schon, implicite in den andern enthalten.
Wie kann denn eine Regel eines Spiels überflüssig sein, wenn
es eben das Spiel sein soll, was auch durch
diese Regel charakterisiert wird. 234 |
|
Der // Mein // Fehler besteht
hier immer wieder darin, dass ich vergesse
dass erst alle Regeln das Spiel, die
Sprache, charakterisieren, und dass diese Regeln
nicht einer Wirklichkeit verantwortlich sind, so dass
sie von ihr kontrolliert würden, und so dass man von
einer Regel bezweifeln könnte, dass sie notwendig,
oder richtig, wäre.
([C|V]ergleiche das Problem der
Widerspruchsfreiheit der Nicht-euklidischen Geometrie.) |
Die Grammatik ist keiner Wirklichkeit verantwortlich. | ✓ |
(Die Grammatik ist kei der Wirklichkeit nicht
Rechenschaft schuldig.) | ✓ |
←
Kann man diese hinweisende Erklärung mit den
ˇ übrigen Regeln der Verwendungˇ des Worts
kollidieren?17 | ✓ |
Denn eigentlich können ja Regeln nicht kollidieren,
ausser sie widersprechen einander.
Denn im Uebrigen bestimmen sie ja eine
Bedeutung, und sind nicht einer verantwortlich, so
dass sie ihr widersprechen könnten.
((Dazu eine Bemerkung, dass die hinweisende
Erklärung eine der Regeln ist, die von einem Wort
gelten.)) | ✓ |
|
Eine Sprache ist, was sie ist, und eine andere Sprache ist nicht
diese Sprache.
Ich gebrauche also die Nummern des Musterkataloges anders, als die
Wörter “rot”,
“[B|b]lau”,
etc.. |
/ | ←
Es kann keineˇ Wie kann es eine Diskussion darüber geben, ob diese Regeln oder andere die richtigen für das Wort
‘nicht’ sind.?
Denn das Wort hat ohne diese //
die // Regeln noch keine Bedeutung, und wenn wir die Regeln
ändern, so hat es nun eine andere Bedeutung (oder keine) und wir
können dann ebensogut auch das Wort ändern.
Daher sind diese Regeln willkürlich, weil die Regeln erst
das dem
235 Zeichen machen.
die Bedeutung geben. | ✓ |
✓ |
/ |
Wenn man fragt “warum gibst Du Eier in diesen Teig”, so
ist die Antwort etwa “weil der Kuchen dann besser
schmeckt”.
Also, man hört // erfährt // eine
Wirkung und sie wird als Grund gegeben.
Wenn ich dem Holzblock eine bestimmte Form geben will, so ist der Hieb der richtige, der diese Form erzeugt. – Ich nenne aber nicht das Argument das richtige, das die erwünschten Folgen hat. Vielmehr nenne ich die Rechnung falsch, obwohl // auch wenn // die Handlungen, die dem Resultat entspringen, zum gewünschten Ende geführt haben. (ˇVergl den Witz “Ich mach den Haupttreffer, und er will mich belehren!” ⌊⌊ Ein Jude A erzählt einem andern dem B er habe in der Lotterie den Haupttreffer
Wenn man nun von der Wirklich Willkürlichkeit der grammatischen Regeln spricht, so kann das nur bedeuten, dass es die Rechtfertigung, die in der Grammatik als solcheˇr liegt, nicht für die Grammatik gibt. Und wenn man das Rechnen und // aber // nicht das Kochen dem Spiel vergleicht, ﹖– so ist es
236
her. Ich glaube, der Grund, warum man das Kochen kein
Spiel zu nennen versucht ist, ist der: es gibt natürlich auch
für das Kochen Regeln, aber “Kochen” bezeichnet
nicht wesentlich eine Tätigkeit nach diesen Regeln, sondern eine
Tätigkeit, die ein bestimmtes Resultat hat.
Es ist
z.B. etwa eine Regel,
dass man Eier 3 Minuten lang kocht, um weiche Eier zu
erhalten; wird aber durch irgend welche Umstände das gleiche Ergebnis
durch 5 Minuten langes Kochen erreicht, so sagt man nun nicht
“das heisst dann nicht ‘weiche
Eier kochen’”.
Dagegen heisst “Schachspielen”
nicht die Tätigkeit, die ein bestimmtes Ergebnis hat, sondern dieses Wort
bedeutet eine Täti[v|g]keit, die nachch
gewissen den & den ↘ ausgeführt
wirdch entspricht.
Die Regeln der Kochkunst hängen mit der Grammatik des Wortes
“kochen” anders zusammen, als die Regeln des
Schachspiels mit der Grammatik des Wortes “Schach spielen”
und als die Regeln des Multiplizierens mit der Grammatik
des Wortes “multiplizieren”. | ✓ |
✓ v ✓ ✓ | ⌊⌊ In diesem Sinn würde man es eine willkürliche Regel nennen, die Ingredientien beim Kochen nach Pfund zu wägen, aber nicht Eier 3 Minuten lang kochen zu lassen. “Die Maßeinheit ist willkürlich” (wenn dies nicht heißen soll: “wähle in diesem Falle die Einheit ganz wie Du willst”) sagt nichts anderes, als daß die Angabe der Maßeinheit keine Längenangabe ist (obwohl sie so klingt). Und zu sagen, die Regeln der Grammatik sind willkürlich, sagt bloß: Verwechsle eine Regel nicht mit einem über den Gebrauch des Wortes A nicht mit einem Satz, in dem vom Wort A Gebrauch gemacht wird G Denke nicht daß die Regel in über”A” sei in ähnliche[m|r] Sinne Weise einer Realität verantwortlich ist, wie der Erfahrungssatz der “A” enthält. von A handelt. ⌋⌋ Die Regeln der Grammatik sind so (d.h. in demselben Sinne) willkürlich, ˇ & in demselben Sinne nicht willkürlich wie die Wahl einer Masseinheit.
Die grammatischen Regeln sind zu vergleichen Regeln über das Messen Vorgehn beim Messen der von Zeiträumen
Grammatische Regeln wird man mit Vorteil Übereinkommen vergleichen. Diese Regeln des Vorgehens sind willkürlich
“Wenn Du mit diesem Zeichen die Negation ausdrücken willst, so mußt Du
Man ist versucht, die Regeln der Grammatik durch Sätze zu rechtfertigen von der Art: “Aber es gibt doch wirklich 4 primäre Farben”; und gegen die Möglichkeit die[w|s]er Rechtfertigung, die nach dem Modell der Rechtfertigung eines Satzes durch (den﹖) Hinweis auf seine Verifikation gebaut ist, richtet sich das Wort, dass die Regeln der Grammatik willkürlich sind. Kann man aber nicht doch in irgend einem Sinne sagen, dass die Grammatik der Farbwörter die Welt, wie sie tatsächlich ist, charakterisiert? Man möchte sagen: kann ich nicht wirklich vergebens nach einer fünften primären Farbe suchen? (Und wenn man suchen kann, denn ist ein Finden denkbar.) Nimmt man nicht die primären Farben zusammen, weil sie eine Aehnlichkeit 237 haben, oder zum mindesten die
Farben, im Gegensatz
z.B. von // zu den // Formen oder Tönen, weil sie eine
Aehnlichkeit haben?
Oder habe ich, wenn ich diese Einteilung der Welt als die richtige
hinstelle, schon eine vorgefasste
Id[d|e]e als Paradigma der im Kopf?
Von der ich dann etwa nur sagen kann: “ja, das ist die
Weise // Art // , wie
wir die Dinge betrachten”, oder “wir wollen eben ein
solches Bild (von der Wirklichkeit)
machen”.
Wenn ich nämlich sage: “die primären Farben
haben doch eine bestimmte Aehnlichkeit
mitch einander” – woher nehme ich den Begriff
dieser Aehnlichkeit?
D.h.: habe ich hier eine Funktion
“x ähnlich mit y”, in die ich die Farben als
Argumente einsetzen kann?
Ist nicht so, wie der Begriff “primäre Farbe” nichts
andres ist, als “blau oder ro[r|t] oder grün oder
gelb”, – auch der Begriff jener
Aehnlichkeit nur durch die vier Farben
gegeben?
Ja, sind sie nicht die gleichen!
– “Ja, könnte man denn auch rot, grün und
kreisförmig zusammenfassen?” –
Warum nicht?!
Die Wichtigkeit
Warum nenne ich die Regeln des Kochens nicht willkürlich; und warum bin ich versucht, die Regeln der Grammatik willkürlich zu nennen? Weil das ‘Kochen’ durch seinen Zweck definiert ist, dagegen der die Regeln des Gebrauchs der Sprache das Sprechen nicht. Darum ist der Gebrauch der Sprache in einem gewissen Sinne autonom, in dem das Kochen und Waschen es nicht ist. Denn, wer sich beim Kochen nach andern als den richtigen Regeln richtet, kocht schlecht; aber wer sich nach andern Regeln als denen des Schach richtet, spielt ein ein anderes Spiel und wer sich nach andern grammatischen Regeln richtet, als den und den, spricht darum nichts Falsches, sondern von etwas Anderem. | ✓ |
|
Könnte ich den Zweck der grammatischen Konventionen dadurch
beschreiben, 238 dass ich
sagte, ich müsste sie machen, weil etwa die Farben
gewisse Eigenschaften haben, so wären damit diese Konventionen
überflüssig, denn dann könnte ich eben das sagen, was die
Konvention gerade ausschliessen.
Umgekehrt, wenn die Konventionen nötig waren, also gewisse
Kombinationen der Wörter als unsinnig ausgeschlossen werden
mussten, dann kann ich eben darum nicht eine
Eigenschaft der Farben angeben, die die Konventionen nötig machte,
denn dann wäre es denkbar, dass die Farben diese
Eigenschaft nicht hätten und das könnte nur entgegen den Konventionen
ausgedrückt werden. |
| ⌊⌊
Angenommen man wollte eine Grammatische Konvention damit rechtfertigen,
daß –
z.B. – die Farben die & die
Eigenschaften haben & daher gewisse Regeln für den Gebrauch der
Farbwörter gelten // gelten müßten //
Dann wäre es nach dieser Grammatik auch denkbar, ˇnämlich sagbar, daß die
Farben
|
v | ⌊⌊
‘Die grammatischen Regeln sind willkürlich’
heißt … ⌋⌋ |
Ich ◇◇◇ nenne
| ✓ |
Wer etwas dagegen hat, dass man sagt, die Regeln der
Grammatik seien Spielregeln, hat in dem Sinne Recht,
dass das, was das Spiel zum Spiel macht die
Konkurrenz von Spielern, der Zweck der Unterhaltung und Erholung, in der
Grammatik abwesend ist,
etc..
Aber niemand wird leugnen, dass das Studium des
Wesens der Spielregeln für das Studium der grammatischen Regeln nützlich
sein muss, da
239 mit etwas
Ueberflüssigem verliert.
Man sieht dann vor allem, wie der Begriff des Spiels und damit der Spielregel ein an den Rändern verschwimmender ist. Ferner sieht man etwa Folgendes, wenn man die Regeln z.B. des Schachspiels betrachtet: Es gibt hier Sätze, die die Züge der einzelnen Figuren beschreiben; allgemeiner ausgedrückt, Regeln über Spielhandlungen. Dann aber gibt es doch die Sätze, die die Grundstellung beschreiben und solche, die das Schachbrett beschreiben. | ✓ |
v |
Dieser Kalkülˇ die Zahlentheorie etwa zeigt nicht, welche
ˇ wunderbare Eigenschaften Gott den
Zahlen gegeben hat; sondern, welche Eigenschaften er uns
& den Dingen gegeben hat, daß dieser Kalkül
nützlich, interessant, &, mit
unsern Schreibmaterialien,ˇ leicht
ausführbar ist. 240 |
|
∫ |
Die Regel ist eine Anwendung der Satzform; sie
grenzt sie geht nach verschiedenen Seiten in Befehl, Rat,
Vorschlag, Erklärung eines Spiels, Erfahrungssatz
u.a. über. |
∫ |
Eine Regel verglichen mit einem Weg.
Sagt ein Weg man solle auf ihm (& nicht auf dem
Rasen) gehen?
Sagt erˇ aus die Menschen gingen meistens so? |
Ist eine Regel ein Befehl? oder eine Bitte? Ist eine Bitte & was ist eine Bitte? Schau wie der Satz wirklich im Verkehr gebraucht wird. Die Regel ist die Festsetzung der Masseinheit // Die Regel setzt die Masseinheit fest // , und der Erfahrungssatz sagt, wie la[h|n]g ein Gegenstand ist. (Und hier sieht man, wie logische Gleichnisse funktionieren, denn die Festsetzung der Masseinheit ist wirklich eine grammatische Re- 241 gel und die Angabe einer Länge in dieser
Masseinheit ein Satz, der von der Regel Gebrauch
macht.) | ✓ |
←
Wenn man die Regel dem Satz beifügt, so ändert sich der Sinn des
Satzes nicht.
Wenn die Definition des Meters ˇist, es sei die Länge des
Pariser Urmeters, ist, so sagt der Satz “dieses
Zimmer ist 4
m lang” dasselbe wie,
“dieses Zimmer ist 4
m
lang; , und 1
m =
die Länge des Pariser Urmeters”.
Die Legende zu einer Landkarte ist so eine Anweisung zum Gebrauch – oder ˇzum Verständnis – einer Beschreibung. ∣ [Ende] ∣ Diese Legende sagt jedenfalls nichts über die Geographie des Landes aus. So wenig, wie der Satz “1 m ist die Länge des ˇPariser Urmeters in Paris” die Länge eines Gegenstandes
| ✓ |
|
Ferner muss sichˇ Ferner bezieht
sich die Regel auf die ihre Anwendung in der Beschreibung
(◇◇◇ der Wirklichkeit)
beziehen.
Denn, was hat es für einen Sinn von einem Stab zu sagen “das
ist das Urmeter”, wenn sich diese Aussage nicht auf Messungen
mit dem Metermass bezieht.
Insofern könnten wir uns die Regel jedem Satz beigefügt denken.
Die Regel ist eine Art vorgezeichneter Route; ein vorgezeichneter Weg. |
v |
|
Wenn eine Regel ein Satz ist, dann wohl einer, der von den Wörtern der
Sprache handelt.
Aber was sagt so ein Satz von den Wörtern aus?
Dass sie in dem und dem Zusammenhang gebraucht
werden?
Aber von wem und wann?
Oder, dass jemand wünscht, dass
sie so gebraucht werden?
Und wer? –
Vielmehr ist die Regel von allen
|
|
Die Regel “links gehen!” oder einfach ein
Pfeil.
Wie, wenn ich mir in meinem Zimmer einen Pfeil an die Wand malte –
wäre der auch der Ausdruck
242 eines Gesetzes, wie es der Pfeil auf einem
Bahnhof wohl sein könnte?
Um ihn zu einem Gesetz zu machen, gehört doch // wohl // noch der übrige
Apparat, dessen ﹖– einer Teil der Pfeil
nur ist –﹖.
(Sraffa) Ein Ingenieur baut eine Brücke; er schlägt dazu in mehreren Handbüchern nach; in technischen Handbüchern und in juridischen. Aus dem einen erfährt er, dass die Brücke zusammenbrechen würde, wenn er diesen Teil schwächer machen würde als etc. etc.; aus den andern, dass er eingesperrt würde, wenn er sie so und so bauen wollte // würde // . – Stehn nun die beiden Bücher nicht auf gleicher Stufe? – Das kommt drauf an, was für eine Rolle sie in seinem Leben spielen. Das juridische Handbuch kann ja für ihn einfach ein Buch über die Naturgeschichte der ihn umgebenden Menschen sein. Vielleicht muss er auch ein Buch über das Leben der Biber nach schlagen, um zu erfahren, wie er die Brücke streichen muss, dass die Biber sie nicht annagen. – Gibt es aber nicht noch eine andere Weise, die Gesetze zu betrachten? Fühlen wir nicht sogar deutlich, dass wir sie nicht so betrachten? – Ist dies nicht die gleiche Frage, wie: – Ist ein Vertrag nur die Feststellung, dass es für die Parteien nützlich ist, so und so zu handeln? Fühlen wir uns nicht in manchen Fällen (wenn auch nicht in⌊/⌋allen) auf andre Weise “durch den Vertrag gebunden”? Kann man nun sagen: “Wer sich durch einen Vertrag oder ein Gesetz gebunden fühlt, stellt sich irrtümlicherweise das Gesetz als einen Menschen (oder Gott) vor, der ihn mit physischer Gewalt zwingt”? – Nein; denn, wenn er handelt, als ob ihn jemand zwänge, so ist doch seine Handlung jedenfalls Wirklichkeit und auch die Vorstellungsbilder, die er etwa dabei hat, sind nicht Irrtümer; und er braucht sich in nichts irren und kann doch handeln wie er handelt und sich auch vorstellen, was er sich etwa vorstellt. Die Worte “der Vertrag bindet mich” sind zwar eine bildliche Darstellung und daher mit der gewöhnlichen Bedeutung des Wortes “binden” ein falscher Satz: aber, richtig aufgefasst, sind sie wahr (oder können es sein) und unterscheiden einen Fall von dem, 243 in welchem der Vertrag mir
bloss sagt, was zu tun mir nützlich ist.
Und wenn man etwas gegen die Worte einwendet “der Vertrag
(oder das Gesetz) bindet mich”, so kann man nichts sagen
gegen die Worte: “ich fühle mich durch den
Vertrag gebunden”. |
Die Regel – wie ich sie verstehe – ist wie ein Weg in einem
Garten.
Oder wie die vorgezeichneten Felder auf einem //
dem // Schachbrett, oder die Linien einer Tabelle.
Von diesen Linien
etc. wird man nicht sagen,
dass sie uns etwas mitteilen (obwohl sie ein Teil
einer Mitteilung sein können, ja auch selbst Mitteilungen).
Ich lege in einer Abmachung mit jemandem eine Regel fest.
In dieser Abmachung teile ich ihm etwa die Regel (einer künftigen
Darstellung) mit.
Ich sage ihm etwa: “der Plan, den ich Dir von meinem
Haus zeichne, ist im Masstab
1:10”.
Das ist eigentlich ein Teil der Beschreibung des Hauses.
Und wenn ich schreibe non-p &
(non-non-p = p)
so ist das wirklich ähnlich, wie wenn ich dem Plan den
Masstab beifüge. ⌊⌊ Kann man “non” nicht in der gegenwärtigen selben Bedeutung gebrauchen ob man nun definiert ~~p = p oder ~~p = ~p? Denn warum sollen wir nicht wie in vielen Wortsprachen eine doppelte Negation als Negation verwenden? Man könnte dann etwa unterscheiden zwischen ~(~p) = p & ~~p = ~p aber eine Schreibweise ~(~p) braucht es gar nichtˇ in unserer Sprache zu geben & die Schreibweise ~~p = ~p multipliziert zwar unnötig Zeichen der Negation aber mehr kann man ihr nicht zum Vorwurf machen. Wie ist mir aber dann die Bedeutung des Zeichens “nicht” der Verneinung // Verneinungszeichens // gegeben? Durch das Kopfschütteln, die abwehrende Bewegung? (Aber diese bestimmen keinen Kalkül.) Oder durch eine Reihe besonderer Erklärungen wie etwa der “der Fleck befindet sich nicht innerhalb dieser Figur heißt …”? ⌋⌋ Ich könnte auch so sagen: Ich will nur das mitteilen, was der Satz der Sprache mitteilt; und die Regel ist nichts als ein Hilfsmittel dineser Mitteilung (so wie ich sie, die Regel, verstehe). Schon deshalb kann darf // kann // die Regel nicht selbst eine Mitteilung sein; denn sonst würde der Sinn des Satzes irgendwie zugleich den Sinn der Mitteilung über den Sprachgebrauch beinhalten. Wir müssen uns vergegenwärtigen, wie wir in der Philosophie, d.h. beim Klären grammatischer Fragen, wirklich von Regeln reden; – damit wir auf der Erde bleiben und nicht nebelhafte Konstruktionen machen // bauen // . Ich gebe z.B. Regeln wie: (Ex). fx: V :fa: V :fb = (Ex). fx oder non-non-p = p, oder ich sage, dass es sinnlos ist von einem “rötlichen Grün” zu reden, oder von “schwärzlichen Schwarz”, oder ich sage, dass “a = “a = a” sinnlos ist, oder beschreibe eine Notation die dieses Gebilde und “(Ex).x = x” vermeidet, oder sage, es habe keinen Sinn zu sagen, etwas 244 “scheine rot zu
scheinen”, oder es habe Sinn zu sagen, dass im
Gesichtsraum eine krumme Linie aus geraden Stücken zusammengesetzt
sei, oder es ◇◇◇ habe den gleichen Sinn, zu sagen
“der Stein falle, weil er von der Erde angezogen werde”
und “der Stein müsse fallen, weil er von der Erde
etc.”.
Ich biete dem Verwirrten eine Regel an und er nimmt sie an. Ich könnte auch sagen: ich biete ihm eine Notation an. Wie schaut nun so eine Notation aus? Nun, in⌊/⌋den meisten Fällen werde ich Sätze der alten Notation (etwa der Wortsprache) in die entsprechenden Sätze der neuen Schreibweise übersetzen; etwa indem ich schreibe:
etc.. | ✓ |
v |
Die Regel entspricht aber in gewissem Sinne dem, was man eine
“Annahme” genannt hat.
Sie ist quasi ein Satzradikal (chemisch gesprochen).
Und es ist charakteristisch für die Art unserer Untersuchung,
dass wir uns nicht für die Sätze
interessiereˇn, die mit diesem Radikal gebildet werden
(können).
Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die Regel; nicht,
dass ich sie jemandem anbiete, nicht,
dass jemand sie benützt,
etc..
Sie könnte, glaube ich, vergl[ei|ic]hen werden dem Plan
eines Hauses, ich meine einer Zeichnung, die als Plan eines Hauses
gebraucht werden kann, der aber kein existierendes Haus entspricht
und von der auch nicht gesagt wird, dass ihr einmal
eines entsprechen soll,
etc.. |
Die Beschreibung einer neuen, etwa übersichtlicheren, Notation (denn
auf die Uebersichtlichkeit kommt es uns
an) ist dann von der gleichen Art, wie die Beschreibung einer jener
Sprachen, die die Kinder erfinden
245 oder von einander lernen, worin
z.B. jeder Vokal der gewöhnlichen Sprache // Wörter // verdoppelt und zwischen die Teile der
Verdoppelung ein b gestellt wird.
Hier sind wir ganz nah an's Spiel herangekommen.
So eine Beschreibung oder ein Regelverzeichnis kann man als Definiens des
Namens der Sprache oder des Spiels auffassen.
Denken wir auch an die Beschreibung des Zeichnens, Konstruierens,
irgend einer Figur, etwa eines Sternes (welches auch in Spielen
eine Rolle spielt).
Sie lautet etwa so: “Man zieht eine Gerade von
einem Punkt A nach einem Punkt B,
etc.
etc.”.
Diese Beschreibung könnte ich offenbar auch //
einfach // durch eine Vorlage,
d.h.
Zeichnung, ersetzen.
Das, was hier irrezuführen scheint, ist ein Doppelsinn des Wortes “Beschreibung”, wenn man einmal von der Beschreibung eines wirklichen Hauses oder Baumes etc. spricht, ein andermal // einmal // von der Beschreibung einer Gestalt, Konstruktion, etc., einer Notation, eines Spiels. Worunter aber eben nicht ein Satz gemeint ist der sagt, dass ein solches Spiel irgendwo wirklich gespielt, oder eine solche Notation wirklich verwendet wird; vielmehr steht die Beschreibung statt der hier gebrauchten Wörter “ein solches Spiel” und “eine solche Notation”. Die Beschreibung einer Notation fängt (man﹖) charakteristisch(erweise) oft mit den Worten an: “Wir können auch so schreiben: …”. Man könnte fragen: “was ist das für eine Mitteilung ‘wir können …’?”? etc.. Man schreibt auch etwa: “übersichtlicher wird unsere Darstellung, wennw wir statt … schreiben: … ; und die Regeln geben …”; und hier stehen die Regeln in einem Satz. | ✓ |
Denken wir uns etwa ein Bild, einen Boxer in bestimmter Kampfstellung
darstellend.
Dieses Bild kann nun dazu gebraucht werden um jemandem mitzuteilen,
wie er stehen, sich halten soll; oder, wie er sich nicht halten soll;
oder, wie ein bestimmter Mann dort und dort gestanden hat // ist // ;
246
etc.
etc..
Man könnte dieses Bild ein Satzradikal nennen. | ✓ |
|
‘Regel’ ist in demselben Sinne ein Begriff mit
verschwommenen Rändern, wie ‘Blatt’ oder
‘Stiel’ oder ‘Tisch’,
etc.. |
|
Wenn man eine Notation beschreibt, sagt man etwa: “ich
will // werde // in diesem Buch statt
‘p oder q’
‘p
V q’ schreiben”, und das ist
natürlich ein kompletter Satz.
Das aber, was ich ‘Regel’ nennen will, und etwa
“p oder q . = . p V
q” geschrieben wird, ist keiner. –
Was ich ‘Regel’ nenne, soll nichts von einer
bestimmten (oder auch unbestimmten) Zeit oder einem Ort der
Anwendung enthalten, sich auf keine bestimmten (oder
unbestimmten) Personen beziehen; sondern nur Instrument der
Darstellung sein.
Wir sagen nun: “wir gebrauchen die Wörter ‘rot’ und ‘grün’ in solcher Weise, dass es als sinnlos gilt (kontradiktorisch ist) zu sagen, am selben Ort sei zu gleicher Zeit rot und grün”. Und dies ist natürlich ein Satz. Erfahrungssatz über unsere tatsächliche Sprache. |
|
⌊⌊
Eine Regel, könnte man sagen, ist kein Befehl, sondernˇ quasi ein
Vorschlag. Man könnte sich die Regeln eines Spiels auch in der Form gegeben denken: “Willst Du nicht folgendes Spiel spielen: …”⌋⌋ |
|
Die Stellung der Spielregeln zu den Sätzen.
Eine Regel verhält sich zu einem Erfahrungssatz ähnlich, wie die
Zeichnung, die die charakteristischen Merkmale eines Wohnhausplanes
hat, zu der Beschreibung, welche sich einer solchen Zeichnung bedient,
und welche sagt, dass so ein Haus dort und dort
existiere // stehe // .
Der Respekt, den man vor den Regelnˇ[ –| (] z.B. denen des Schachspiels) – etwa (z.B.) – hat, ich meine, daß man sie annimmt ohne sich über sie zu wundern sich nicht über sie …, // , – des Schach z.B. // – daß hat, – daß man wir sie annehmen, uns nicht über sie wundern – entspringt // kommt // daher, ˇ hat, warum wir ihre Autorität – sozusagen – nicht in Frage ziehen, kommt daher, dass die Spiele, die diese von den … Regeln // ihnen // charakterisieren beschreiben werden, uns in vielerlei Bezei Beziehung Weise Hinsicht gemäss sind. Denken wir uns aber, ich erfände // beschriebe // ein Spiel, das ich es soll … heißen, ich will es etwa “Abracadabra” nenne nennen,
247
Man wird nur fragen: “was soll das alles? wozu
sollen wir das machen?”
Aber auf solche Fragen geben ja auch die Schachregeln keine
Antwort.
Aber in dem Fall
|
v |
Kaufe Dir in einer Spilwarenhandlung ein
Spiel
◇◇◇ Du
erhalst eine Schachtel darin die
Implemente des Spiels & ein Regelverzeichnis.
Was sind die Regelnˇ dieses Verzeichnisses für Sätze?
Wird Dir vom Erzeuger des Spiels befohlen soˇ & so zu
handeln?,
[O|o]derˇ wird es Dir angeraten?
Oder wird Dir mitgeteilt daß die & die Menschen,
oder alle Menschen, so
gehandel[t|n]
haben?
Nun, sieh doch ˇ nur nach wie das Regelverzeichnis
gebraucht wird!
Die meisten Leute die das Spiel kaufen lesen ⌊⌊die Regeln
& spielen nach ihnen. –⌋⌋ |
| ⌊⌊
“Wenn der Satz von den Spielfiguren handelt so ist er also ein
Erfahrungssatz!” –
So ist also auch dies ein Erfahrungssatz: “Alle
Wohlgerüche Arabiens …”?⌋⌋ |
| ⌊⌊
Dieser Satz kann die Rolle eines Erfahrungssatzes spielen
& die Sätze des Regelverzeichnisses könnten die Rolle von Befehlen,
von Ratschlägen oder von Erfahrungssätzen spielen, (sie) tun es
aber nicht. 248 ⌋⌋ |
|
✓ |
Was heisst es, zu wissen, was eine Pflanze
ist?
Was heisst es, es zu wissen und es nicht sagen zu können? “Du weisst es und kannst hellenisch reden, also musst Du es doch sagen können.” Müssigkeit einer Definition, etwa der, des Begriffs ‘Pflanze’. Aber ist die Definition kein Erfordernis der Exaktheit? “Der Boden war ganz mit Pflanzen bedeckt”; : damit meinen wir nicht Bacillen. Ja, wir denken dabei vielleicht an grüne Pflanzen einer bestimmten Grössenordnung. Wer uns sagen würde, wir wissen nicht, was wir reden, ehe wir keine Definition der Pflanze gegeben haben, würden wir mit Recht für verrückt halten. Ja, wir könnten auch mit einer solchen Definition uns in den gewöhnlichen Fällen nicht besser verständigen. Ja, es scheint sogar, in gewissem Sinne schle[f|c]hter, weil gerade das Undefinierte in diesem Fall zu unserer Sprache zu gehören scheint. |
✓ |
Denken wir Eine Richtige Erklärung könnte in
so
einem Falle durch ein gemaltes Bild gegeben werden
249 |
✓ |
⌊⌊
Ist eine scharfe Photographie immer & für alle Zwecke immer besser als
eine unscharfe verschwommene?
Was, wenn
|
Denken wir uns in dem Satz einer Erzählung “der Boden war ganz
mit Gräsern und Kräutern bedeckt” die Wörter
“Gräser” und “Kräuter” durch
Definitionen ersetzt.
Es ist klar, dass diese Definitionen lange und
komplizierte Ausdrücke sein müssen // werden // ; und nun ist die Frage, ob wir denn wirklich mit dem
Satz das gemeint haben, was jetzt in dem ungleich viel
komplizierteren steht.
Wir würden – glaube ich – sagen, dass
wirn an alles das gar nicht gedacht hätten. | ✓ |
|
Kann man nun aber auf eine solche Sprache die Idee des Kalküls
anwenden?
Und ist das nicht so, als wollte man in einem Bild, worin alle
Farbflecken ineinander verlaufen, von Farbgrenzen reden?
Oder liegt die Sache so: Denken wir uns ein
Spiel, etwa das Tennis, in dessen Regeln nichts über die Höhe gesagt ist,
die ein Ball im Flug nicht übersteigen darf.
Und nun sagte Einer: Das Spiel ist ja gar nicht geregelt,
denn, wenn Einer den Ball so hoch wirft, dass er
nicht wieder auf die Erde zurückfällt, oder so weit,
dass er um die Erde herumfliegt, so wissen wir nicht,
ob dieser Ball als ‘out’ oder
‘in’ gelten soll.
Man würde ihm – glaube ich – antworten, wenn ein solcher Fall
einträte, so werde man Regeln für ihn geben, jetzt sei es nicht
nötig. |
|
So können doch grammatische Regeln über den Gebrauch des Wortes
“Pflanze” gegeben werden und wir können also auf
Fragen von der Art “folgt aus diesem Sachverhalt,
dass dort eine Pflanze steht” Bescheid
geben.
Auf andere solche Fragen aber sind wir nicht gerüstet und können
antworten: Ein solcher Fall ist noch nie vorgekommen und
es wäre für uns müssig, für ihn
vorzusorgen.
(Wenn es etwa gelänge, ein Lebewesen halb maschinell und halb
auf organischem Weg zu erzeugen, und nun gefragt würde: ist das nun
noch ein Tier (oder eine Pflanze).) 250 |
|
Wenn etwa beim Preisschiessen für gewisse Grenzfälle
keine Bestimmung getroffen wäre, ob dieser Schuss
noch als Treffer ins Schwarze gelten soll (oder
nicht).
Nehmen wir nun aber an, ein solcher Schuss komme
bei unserem Preisschiessen gar nicht vor; könnte man
dann dennoch sagen, die ganze Preisverteilung gelte nichts, weil für
diesen Fall nicht vorgesehen //
vorgesorgt // war? |
|
Ich mache mich doch anheischig, das Regelverzeichnis unserer Sprache
aufzustellen: Was soll ich nun in einem Fall, wie dem des
Begriffes ‘Pflanze’, tun?
Soll ich sagen, dass für diesen und diesen Fall keine Regel aufgestellt ist? Gewiss, wenn es sich so verhält. Soll ich aber solche sagen, es gibt kein Regelverzeichnis unserer Sprache und das ganze Unternehmen, eines aufzustellen, ist Unsinn? – Aber es ist ja klar, dass es nicht unsinnig ist, denn wir stellen ja mit Erfolg Regeln auf, und wir müssen uns nur enthalten, Dogmen aufzustellen. (Was ist das Wesen eines Dogmas? Besteht es nicht darin, naturnotwendige Sätze über alle möglichen Regeln zu behaupten?) // Ist es nicht die Behauptung eines naturnotwendigen Satzes über alle möglichen Regeln? // |
✓ | ⌊⌊
Ich mache mich nicht anheischig ein Regelverzeichnis aufzustellen das alle
unsere Sprachhandlungen regelt; sowenig ein Jurist es versucht für sämtliche
Handlungen der Menschen Gesetze zu geben. ⌋⌋ |
✓ |
⌊⌊
Was ist eine exakte Definition im Gegensatz zu einer unexakten?
Nun etwa; eine Def. in der nicht das Wort
“ungefähr”, “beiläufig” &
◇ ähnliche vorkommen. ⌋⌋ |
⍈
“Ich weiss, was eine Pflanze ist, kann es
aber nicht sagen”.
Hat dieses Wissen die Multiplizität eines Satzes, der nur nicht
ausgesprochen wurde?
So dass, wenn der Satz ausgesprochen würde,
ich ihn als den Ausdruck meines Wissens anerkennen würde? –
Ist es nicht vielmehr waˇhr, dass jede
exakte Definition als Ausdruck unseres Verstehens abgelehnt werden
müsste?
D.h., würden wir nicht von so einer sagen müssen,
sie bestimme zwar einen, dem unseren verwandten, Begriff, aber nicht
diesen selbst?
Und die Verwandtschaft sei etwa die, zweier Bilder, deren eines aus
unscharf begrenzten Farbflecken, das andere aus ähnlich geformten und
verteilten, aber scharf
251 begrenzten, bestünde.
Die Verwandtschaft wäre dann ebenso unleugbar, wie die
Verschiedenheit. | ✓ |
|
Die Frage ist nun: kannst Du bei dem ersten Bild auch von Flecken
reden?
Gewiss, nur in einem anderen, aber verwandten,
Sinn. |
|
Das heisst: die unscharfen Grenzen gehören zu
meinem Begriff der Pflanze, so wie er jetzt ist,
d.h. so, wie ich dieses Wort jetzt gebrauche, und
es charakterisiert diesen Begriff, dass ich
z.B. sage: ich habe darüber keine Bestimmung
getroffen, ob dieses Ding eine Pflanze heissen soll
oder nicht. |
Es verhält sich doch mit dem Begriff
[/|‘]Pflanzex
‘Pflanze’ ähnlich, wie mit dem der Eiförmigkeit, wie
wir sie im gewöhnlichen Leben meinen.
Die Grenzen dieses Begriffs sind nicht schwarf bestimmt und wir
würden
z.B. ein Osterei von dieser Form
![]() | ✓ |
Wenn man sagt “N. existiert nicht”, so
kann das verschiedenerlei bedeuten.
Es kann heissen, dass ein Mann,
der, als er lebte, diesen Namen trug, nicht, oder nicht zun einer
gewissen Zeit, in einem gewissen Land existiert hat; aber auch,
dass spätere Geschichtsschreiber den Charakter, den wir
so 252 (etwa “Moses”) nennen, erfunden haben,
dass die und die Ereignisse nie stattgefunden haben
und ihr Held also nie gelebt hat.
D.h. also: kein Mensch hat
Moses geheissen und
diese Taten vollbracht; oder: das Ding, das Dir als Herr
N vorgestellt wurde, war eine Puppe;
etc..
Denken wir uns, es sagte uns Einer, er habe Moses auf der Strasse gesehen. Wir
würden ihn dann fragen: “wie meinst Du das: Du hast
ihn gesehen? Wie wusstest Du denn,
dass er es war?” und nun könnte der
Andre sagen: “er hat es mir gesagt”, oder
“er sah so aus, wie ich mir Moses
vorstelle”, oder “er hatte diese und diese
Merkmale”,
etc.. Ich will doch wohl das
sagen, was Russell dadurch
ausdrückt, dass der Name
Moses durch verschiedene Beschreibungen
definiert sein kann (“der Mann, welcher
‘Moses’
hiess und zu dieser Zeit an diesem Ort
lebte”, oder “der Mann – wie immer er damals genannt
wurde – welcher die Israeliten durch die Wüste führte”,
oder “der Mann, der als kleines Kind von der Königstochter aus
dem Nil gefischt wurde”,
etc.
etc.). Und je
nachdem wir die eine oder andere Definition annehmen, bekommt ⌊⌊
“Moses hat nicht
existiert”; – das kann heißen: Es
hat nicht einen Menschen gegeben der alle die Taten die von
Moses berichtet werden getan hat.
Es hat keinen Mann mit Namen ‘Moses’ gegeben der die Israeliten
253 hinaus, dass
wir den Namen “N” in gewissem Sinne ohne feste
Bedeutung gebrauchen, oder: dass wir
bereit sind, die Spielregeln nach Bedarf zu verändern (make
the rules as we go along).
Das erinnert an das, was ich früher einmal über die Benützung der
Begriffswörter,
z.B. des Wortes
“Blatt” oder “Pflanze”,
geschrieben habe. –
Und hier erinnere ich mich daran, dass
Ramsey einmal
betont hat, die Logik sei eine “normative
Wissenschaft”.
Wenn man damit meint, sie stelle ein Ideal auf, dem sich die
Wirklichkeit nur nähere, so muss gesagt werden,
dass dann dieses “Ideal” uns nur
als ein Instrument der annähernden Beschreibung der Wirklichkeit
interessiert. ⌊⌊ “Die Logik ist eine normative Wissenschaft” heißt eigentlich sollte doch wohl heißen sie stelle Ideale auf nach denen wir nachstreben sollen. Aber so ist es ja nicht. Die Logik stellt exakte Kalküle auf ⌋⌋ Es ist allerdings möglich, einen Kalkül genau zu beschreiben und zwar zu dem Zweck, um dadurch eine Gruppe anderer Kalküle beiläufig zu charakterisieren. Wollte z.B. jemand wissen, was ein Brettspiel ist, so könnte ich ihm zur Erklärung das Damespiel genau beschreiben und dann sagen: siehst Du, so ungefähr funktioniert jedes Brettspiel. – War es nun nicht ein Fehler von mir (denn so scheint es mir jetzt) anzunehmen, dass der, der die Sprache gebraucht, immer ein bestimmtes Spiel spiele? Denn, war das nicht der Sinn meiner Bemerkung, dass alles an einem Satz – wie beiläufig immer er ausgedrückt sein mag – ‘in Ordnung ist’? Aber wollte ich nicht sagen: alles müsse in Ordnung sein, wenn Einer einen Satz sage und ihn anwende? Aber daran ist doch weder etwas in Ordnung noch in Unordnung, – in Ordnung wäre es, wenn man sagen könnte: auch dieser Mann spielt ein Spiel nach einem bestimmten, festen Regelverzeichnis. Und setzt das nicht wieder voraus, dass dieses | ✓ |
|
Denn ich habe zur Feststellung der Regel, nach der er handelt, zwei
Wege angeben.
Der eine, der hypothetische, bestand in der Beobachtung seiner
Handlungen und die Regel war dann von der Art eines
naturwissenschaftlichen Satzes.
Der andere war, ihn zu fragen, nach w[w|e]lcher Regel er
vorgehe.
Wie 254 aber, wenn der erste Weg
﹖– kein klares Resultat
er[i|g]ibt –﹖ und die Frage keine
Regel zu Tage fördert, wie es im Fall “N”
ist gestorben” geschieht.
Denn, wenn wir den, der das sagte, fragen “was ist
N?” so wird er zwar
‘N’ durch eine Beschreibung erklären, wird
aber bereit sein, diese Beschreibung zu widerrufen und abzuändern, wenn
wir ihm den einen oder andern Satz widerlegen // entziehen // .
Wie soll ich also die Regel bestimmen //
auffassen // , nach der er spielt? er
weiss sie selbst nicht.
Ich könnte eine Regel nur nach dem bestimmen, was er auf die Frage
“wer ist
N” in diesem Fall gerade
antwortet. |
✓ |
⌊⌊
Unsre Untersuchung trachte nicht die
|
Steckt uns da nicht die Analogie der Sprache mit dem Spiel ein Licht
auf?
Wir können uns doch sehr wohl denken, dass sich
Menschen auf einer Wiese damit unterhielten, mit einem Ball zu spielen;
und zwar so, dass sie verschiedene bestehende Spiele
der Reihe nach anfingen, nicht zu Ende spielten und etwa
daz[i|w]ischen sogar planlos den Ball würfen, auffingen,
fallen liessen
etc..
Nun sagte Einer: die ganze Zeit hindurch spielen die Leute
ein Ballspiel und richten sich daher bei jedem Wurf nach gewissen // bestimmten // Regeln. –
Aber – wird man einwenden – der den Satz “N
ist gestorben” gesagt hat, hat doch nicht planlos Worte
aneinander gereiht (und darin besteht es ja, dass
er ‘etwas mit seinen Worten gemeint hat’). –
Aber man kann wohl sagen: er sagt den Satz planlos, was sich eben
in der beschriebenen Unsicherheit zeigt.
Freilich ist der Satz von irgendwo hergenommen und wenn man will,
so spielt er nun auch ein Spiel mit sehr primitiven Regeln; denn es
bleibt ja wahr, dass ich auf die Frage “wer
ist
N” eine Antwort bekam, oder eine
Reihe von Antworten, die nicht gänzlich regellos waren. –
Wir können sagen: Untersuchen wir die Sprache auf ihre
Regeln hin.
Hat sie dort und da keine Regeln, so ist das das
Resultat unsrer Untersuchung. ¥
⋎
S. 250✓
255 | ✓ |
✓ |
Wenn aber der Träger dem Namen abhanden kommen, oder nie existiert
haben kann, som musste man beim Gebrauch
des Namens von vornherein damit rechnen.
Das musste in seiner Bedeutung liegen.
((Es sei denn, dass wir diese Bedeutung
geändert haben, oder, dass das Wort keine
bestimmte Bedeutung hatte; denn welches ist die
Bedeutung, wenn er sie nicht angeben kann?
Nun, wir werden sein tatsächliches Verhalten durch ein
“Schwanken zwischen mehreren Bedeutungen” beschreiben
können.
Es ist wohl wesentlich, dass ich ihn fragen
kann: was hast Du eigentlich gemeint.
Und als Antwort wird er mir vieles sagen, und sich
[Siehe Notizbuch: was geschieht, wenn man sagt ich kann nicht gut ausdrücken was ich denke] ⌋⌋
Für uns ist es genügend, dass es eine Frage gibt: “wie meinst Du das?” 256 und dass als Antwort
auf diese Frage das zuerst gegebene Zeichen durch ein neues
ersetzt wird. –
Der Einwand dagegen ist, dass mir eine
Erklärung ja nichtsˇ zum Verständnis hilft, wenn sie nicht die
letzte ist, und dass sie
|
✓ |
⌊⌊
Unsere Aufgabe ist es nicht eine Sprache zu konstruieren
der sämtliche Es ist nicht unsere Aufgabe unsere Spracheˇ wesentlich zu verbessern, exakter zu machen, oder etwa (gar) zu versuchen an ihre Stelle eine ‘ideal exakte’ zu setzen.
Wer die eine Verkehrsregelung an Stellen starken Verkehrs verbessern oder strenger gestalten will ⌋⌋ |
✓ |
⌊⌊
Die Verkehrsregelung in den Straßen erlaubt & verbietet gewisse
Handlungen Verkehrshandlungen.
Aber sie versucht nicht sämtliche
|
|
⌊⌊
Was wir Regeln nennen bilden wir nach Analogie von bestehenden
Regeln.⌋⌋ |
✓ |
⌊⌊
Wir wissen alle was es heißt
daß der daß eine
ˇ TaschenUhr auf die genaue Stunde zu stellen
gestellt wird, oder gerichtet wird
da[ß|mi]t sie
genau geht.
Wie aber wenn man fragte: ist diese Genauigkeit eine ideale
Genauigkeit
|
| ⌊⌊
Wir können freilich von Zeitmessen reden bei
denen es eine andere & im gewissen Sinne größere Genauigkeit
gibt.
Bei denen die Worte die Uhr auf die genaue Stunde stellen eine andere
Bedeutung haben.
Wo die Uhr ablesen ein anderer Prozess ist
etc.
Wenn ich nun jemandem sage Du solltest pünktlicher zum Mittagessen kommen
Du weißt daß es genau um 2
h anfängt ist die Genauigkeit
von der ◇
hier die Rede ist eine unvollkommene im Vergleich zu jener
andern.
Und gibt es ◇
ein Ideal der Genauigkeit. ⌋⌋ |
✓ |
Was bedeutet “undefinierbar”?
Dieses Wort ist offenbar irreführend, denn es
erweck[g|t] den Anschein, als könnten wir
hier etwas versuchen, was sich dann als unausführbar
erwiese.
Als wäre also das Undefinierbare etwas, was sich nicht weiter
definieren liesse, wie sich ein zu
grosses Gewicht nicht heben
lässt.
Wir könnten sagen: “Wie denn
‘undefinierbar’?!
Könnten wir 257 denn versuchen, es zu
definieren?” | ✓ |
✓ |
Ist “rot” undefinierbar.
Undefinierbar darunter stellt man sich etwas vor wie
unanalysierbar, zwar so als wäre der betreffende
Gegenstand unanalysierbar (wie ein
chem. Element).
Dann wäre die Logik aber doch eine Art sehr allgemeiner
Naturwissenschaft.
Aber die Unmöglichkeit der Analyse ist eine logische
entspricht uns der von uns
einer von uns festgesetzten
| ✓ |
Nun könnte man freilich sagen: die Definition ist ja etwas
Willkürliches,
d.h., wie ich ein Wort
definiere, so ist es definiert.
Aber darauf kann geantwortet werden: Es kommt darauf an, es
so zu definieren, wie wir das Wort meinen.
Also so, dass wir zur Definition des Wortes
“Tisch”,
z.B., sagen: ja,
das ist es, was ich mit dem Wort meine. –
Ja hat Dich nun aber die Definition dahin gebracht, das mit dem Wort zu
meinen oder willst Du sagen, dass Du das schon
immer gemeint hast?
Und wenn das Letztere, so hast Du also immer
das gemeint, was die Definition sagt (im Gegensatz zu
etwas Anderem, was sie auch sagen könnte).
D.h.: die Definition ist auch eine
Beschreibung dessen, was Du schon früher gemeint hast.
Du warst also auch früher schon im Besitz einer
Uebersetzung dieser Definition; sie hat
sozusagen nur laut gesagt, was Du schon im Stillen
wusstest.
Sie hat also auch wesentlich nichts zergliedert.
(Vergleiche: Begriff der 3 Teilung des Winkels vor & nach
der Betrachtung die die Unmöglichkeit der 3
Teilung zeigt.) | ✓ |
✓ |
⌊⌊
Gibt es ein komplettes Regelverzeichnis für die Verwendung eines
Wortes? Gibt es ein komplettes Regelverzeichnis für die Verwendung einer Figur im Schachspiel?⌋⌋ |
|
Denken wir uns Jemand, der die //
alle // Formen in diesem Zimmer beschreibt, indem er
sie mit ebenflächigen geometrischen Formen vergleicht.
Gibt es in diesem Zimmer nur solche Formen?
Nein. –
Muss der, der die Formen unter dem
Gesichtspunkt der ebenflächigen Körper beschreibt, behaupten, es gäbe nur
solche Formen im Zimmer?
Auch nicht.
Kann man sagen, dass das einseitig ist, weil
er alle Formen durchgängig nach diesem Schema
auffasst?
Und sollte es ihn in // an // dieser
Auffassung irrefü
machen, wenn er
bemerkt, dass auch runde Körper vorhanden
sind?
Nein.
Es wäre auch irreführend, den ebenflächigen Körper ein
“Ideal” zu nennen, dem sich die Wirklichkeit nur
mehr oder weniger nähert.
Aber die Geometrie der ebenflächigen Körper könnte man mit Bezug auf
diese Darstellungsweise //
Darstellung // eine normative Wissenschaft nennen.
(Eine, die das Darstellungsmittel darstellt; gleichsam eine, die
die Messgläser eicht.) |
✓ |
⌊⌊
Man kann fragen: Wenn wir nicht
nach eine einer idealen Exactheit
streben anstrebenˇ im
Gegensatz zu der alltäglichen, wozu
arbeiten hantieren wir mit an der Grammatik unserer Sprache überhaupt herum.
Und die Antwort ist: ◇
Unsere Aufgabe ist gewisse
Beunruhigungen zu beseitigen und wir suchen nach dem erlösenden Wort wir suchen
uns
von
philos. Beunruhigungen zu
beseitigen befreien & das tun wir
indem wir Unterscheidungen welche die Grammatik der gewöhnlichen Sprache
verschleiert, hervorheben.
Sozusagen Regeln die mit verblaßter Tinte geschrieben sind, stark
nachziehen und anderes
mehr.
Dadurch kann es allerdings den Anschein haben als reformierten wir die
Sprache. ⌋⌋ 258 |
|
Ich habe ein Bild mit verschwommenen Farben und komplizierten
Uebergängen.
Ich stelle ein einfaches mit klargeschiedenen Farben, aber mit dem
ersten verwandtes, daneben.
Ich sage nicht, dass das erste eigentlich das
zweite andere sei; aber ich lade den Andern ein, das
einfache anzusehen, und verspreche mir davon,
dass gewisse Beunruhigungen für ihn
verschwinden werden. |
|
⌊⌊
Wer etwa … einführte könnte im Interesse der Chemie die Sprache
verbessern …⌋⌋ |
✓ |
⌊⌊
So eine Reform fürˇ gewisse praktische Zwecke ist wohl denkbar die
Verbesserung unserer Terminologie zur Vermeidung von
Mißverständnissen.
(Wenn zwei Mitglieder einer Familie
‘Paul’ heißen, so ist es manchmal zweckmäßig
den einen von ihnen bei einem andern Namen zu nennen.)
Aber das sind nicht die Fälle mit denen wir es zu tun haben.
Die Konfusionen
|
|
Behandle die deutlichen Fälle in der Philosophie, nicht die
undeutlichen
Diese werden sich lösen, wenn jene gelöst sind.
Die Tendenz mit der Untersuchung eines Satzes da anzufangen, wo seine Anwendung ganz nebelhaft und unsicher ist (der Satz der Identität ist ein gutes Beispiel), anstatt diese Fälle vorläufig beiseitge zu lassen und den Satz dort anzugehen, wo wir mit gesundem Menschenverstand über ihn reden können, diese Tendenz ist für die aussichtslose Methode der meisten Menschen, die philosop[j|h]ieren, bezeichnend. |
|
Ich betrachte die Sprache und Grammatik unter dem Gesichtspunkt des
Kalküls // unter der Form des Kalküls // als Kalkül // ,
d.h. des Operierens nach festgelegten
Regeln. //
d.h. als
Vorgang nach festgesetzten Regeln. //
|
✓ |
⌊⌊
Wir wollen nicht das Regelsystem in unerhörter Weise verfeinern oder
Wir wollen Verwirrungen & Beunruhigungen beseitigen die aus der Unübersichtlichkeit des Regelsystems herrühren. // die aus der Schwierigkeit herrühren, das Regel[s|S] zu übersehen. ⌋⌋ |
|
⌊⌊
Es ist als wäre dieses Regelsystem in einem Buch niedergelegt; wir zögen
aber dieses Buch in praktischen Fällen beinahe nie zu Rate.
Hie & da aber wären wir
|
|
Untersuchen wir die // unsere // Sprache
auf ihre Regeln hin. |
|
Gibt es so etwas, wie eine komplette Grammatik,
z.B., des Wortes ‘nicht’?
|
Es ist von der grössten Bedeutung,
dass wir uns zu einem Kalkül der
Lo- 259
gik immer ein Beispiel denken, auf welches der Kalkül
wirklich angewandt wird, und nicht Beispiele, von denen wir sagen, sie
seien eigentlich nicht die I idealen, diese aber
hätten wir noch nicht.
Das ist das Zeichen einer ganz falschen Auffassung.
Kann ich den Kalkül überhaupt verwenden, dann ist das // dies // auch die ideale Verwendung und
die Verwendung, um die es sich handelt.
Man geniert sich nämlich einerseits, das Beispiels als das
eigentliche anzuerkennen, weil man in ihm noch eine
Komplikation erkennt, auf die der Kalkül sich nicht
bezieht ⌊⌊… weil man in ihm eine Komplication sieht für die
der Kalkül nicht aufkommt⌋⌋; anderseits ist es doch das
Urbild . [a|A]ber es ist das Urbild
… des Kalküls und er
davon hergenommen, und auf eine geträumte Anwendung kann man nicht
warten. Man muss sich also eingestehen,
welches das eigentliche Urbild des Kalküls ist. &
dies ist kein Fehler
| ✓ ✓ |
Das ist aber kein Eingeständnis – als habe man damit einen Fehler
gemacht // begangen // , den Kalkül
von daher genommen zu haben, sondern der Fehler liegt
darin, ihn jetzt in nebelhafter Weise anzuwenden, oder eine
Anwendung zu versprechen. // … oder eine Anwendung
in nebuloser Ferne zu versprechen. // | ✓ |
(So könnte Spengler besser
verstanden werden, wenn er sagte: ich vergleiche
verschiedene Kulturperioden dem Leben von Familien; innerhalb der
Familie gibt es eine Familienähnlichkeit, während es auch zwischen den
Mitgliedern verschiedener Familien eine Aehnlichkeit
gibt; die Familienähnlichkeit unterscheidet sich von der andern
Aehnlichkeit so und so
etc..
Ich meine: das Vergleichsobjekt, der Gegenstand, von welchem diese
Betrachtungsweise abgezogen ist, muss uns
angegeben werden, damit nicht in die Diskussion immer
Ungerechtigkeiten einfliessen.
Denn da wird dann alles, was für das Urbild der
Betrachtung
Das kommt nun daher, dass man den Merkmalen des Urbil[s|d]s einen Halt﹖﹖ in 260 der Betrachtung geben
will.
Da man aber Urbild und Objekt vermischt, dem Objekt dogmatisch beilegen
muss, was nur das Urbild charakterisieren
muss //
soll // .
Anderseits glaubt man, die Betrachtung ermangle ja der // habe nicht die // Allgemeinheit, die man
ihr geben will, wenn sie nur für den einen
ˇ besondern﹖ Fall wirklich stimmt.
Aber das Urbild soll ja eben als solches hingestellt werden;
ˇ so﹖ dass es die ganze Betrachtung
charakterisiert, ihre Form bestimmt.
Es steht also an der Spitze und ist dadurch,ˇ ﹖
ˇausgezeichnet aber nicht dadurch, dass
alles, was nur von ihm gilt, von allen Objekten der Betrachtung ausgesagt
wird. [dieser
| ✓ |
|
[Gehört an eine andere Stelle] |
| ⌊⌊
Der Syllogismus wartet nicht auf eineˇ zukünftige exacte
Anwendung ˇFragen wir uns Was ist die praktische Anwendung des Syllogismus. ⌋⌋ |
|
Wie seltsam, wenn sich die Logik mit einer “idealen”
Sprache befasste, und nicht mit
unserer, denn woher sollten wir diese ideale Sprache
nehmen?
Und was sollte diese ideale Sprache ausdrücken?
Doch wohl das, was wir jetzt in unserer gewöhnlichen Sprache
ausdrücken; dann muss die Logik also diese
untersuchen.
Oder etwas anderes: aber wie soll ich dann überhaupt wissen, was
das ist. –
Die logische Analyse ist die Analyse von etwas, was wir haben, nicht
von etwas, was wir nicht haben.
Sie ist also die Analyse der Sätze wie sie sind.
(Es wäre seltsam, wenn die menschliche Gesellschaft bis jetzt
gesprochen hätte, ohne einen richtigen Satz
zusammenzubringen.) |
|
Nicht das ist wahr, dass, was ich sage // wir sagen // , nur für eine “ideale
Sprache” gilt (oder Geltung hätte); wohl aber
kann man sagen, dass wir eine ideale Sprache
konstruieren, in die aber dann alles übersetzbar ist, was in den
anderen // in unidealen // Sprachen gesagt
werden kann. |
Wenn Einer von einer idealen Sprache redet, so müsste
man fragen: in
262 ⌊⌊⌋⌋ welcher
Beziehung ‘ideal’? | ✓ |
(Es gibt keine Logik für den luftleeren Raum.
Insofern es keine Hypothese in der Logik gibt.) 263 | ✓ |
|
|
Es gibt nicht zwei Wortarten, die ich grammatisch
(ganz) gleich behandeln kann,
die aber doch zwei Wortarten sind.
Sondern die Regeln, die von ihnen handeln, machen die Wortarten
aus: dieselben Regeln, dieselbe Wortart.
Das hängt damit zusammen, dass, wenn sich ein
Zei[f|c]hen ganz so benimmt wie ein anderes, die beiden
dasselbe Zeichen sind. |
|
Verschiedenen⌊/⌋Arten von Schachfiguren wie Läufer, Rössel
etc.
entsprechen verschiedene Wortarten. |
|
Ich komme hier auf jene Methode der Zeichenerklärung, über die sich
Frege som lustig gemacht
hat.
Man könnte nämlich die Wörter “Rössel”,
“Läufer”,
etc. dadurch erklären,
dass man die Regeln angibt, die von diesen
Figuren handeln. |
|
Genau dasselbe gilt in jeder Geometrie von den Ausdrücken
“Punkt” und “Gerade”
etc.
Was ein Punkt ist und was eine Gerade, sieht man nur daran, welche
Plätze das eine und das andere in dem System von Regeln einnimmt.
Denken wir uns etwa ein System von Buchstaben von solcher Art,
dass alle
264 erlaubten Zeichen Gruppen von 3
Buchstaben sind, und zwar derart, dass ein
Buchstabe, der an einer Aussenstelle stehen darf, nicht
in der Mittelstelle stehen darf und umgekehrt.
Diese Regel würde zwischen zwei “Wortarten”
unterscheiden und wir könnten das dadurch zum Ausdruck bringen,
dass wir für die Aussenglieder
grosse, für die Innenglieder kleine Buchstaben
verwenden. –
Andrerseits aber hat die Unterscheidung zweier Wortarten keinerlei
Sinn, wenn sie nicht auf die obige Art syntaktisch
unterschieden sind,
d.h. wenn sie nicht auch ohne
die verschiedene Art der Bezeichnung, bloss durch
die von ihnen geltenden Regeln, als verschieden zu erkennen
wären.
(Zwei Rössel könnten einander in keiner Hinsicht ähnlich sehen und
wären, wenn man die für sie geltenden Spielregeln kennt, doch als solche
gekennzeichnet.)
Damit hängt es unmittelbar zusammen, dass das
Einführen neuer Gattungsnahmen in die Philosophie der Logik uns
um kein Haar weiterbringt, solange nicht die syntaktischen Regeln
gegeben sind, die den Unterschied machen. |
|
Das Wort “ein gewisser” und seine Grammatik.
Ein Beispiel, wie man Worte häuft, um eine Bedeutung zu sichern,
statt auf die Spielregeln zu achten.
(Als wollte man dem Schachkönig ein wirkliches Gesicht anmalen, um
ihm die richtige Wirkung zu sichern.) 265 |
|
Was ist ein Sessel?
Wie sieht der Sessel aus? Sind das etwa voneinander unabhängige Fragen? Die einzige Funktion des Satzes scheint es, auf dem Gedankenklavier zu spielen;
| ✓ |
|
Untersuche seine Nützlichkeit! |
✓ | ⌊⌊
Die Frage “wie kann man das wissen” fragt (in einer
Bedeutung) nach einem logischen Zusammenhang, wenn sie nach einer logischen
Möglichkeit fragt. ⌋⌋ |
✓ |
⌊⌊
Wie weiß man wenn es regnet.
Wir sehen & fühlen etwa den Regen.
Die Bedeutung des Wortes “Regen” wurde uns durch
|
Die Angabe //
Beschreibung // der Verifikation eines Satzes ist
ein Beitrag zu seiner Grammatik. | ✓ |
Man kann nicht die Möglichkeit der Evidenz mit der Sprache
überschreiten. ⌊⌊
D.h. eigentlich: die Möglichkeit der
Evidenz für einen Satz ist eine Angelegenheit der Grammatik. ⌋⌋ | ✓ |
/Die Frage nach der Verifikation ist nur eine
| ✓ |
|
Wie sich die Sprache von der Beschreibung der Verifikation
entfernt.
wie sie abstrakt wird!
Man muss wieder entdecken, dass
man die Zeit mit der Uhr misst. –
Und erkennt dabei nicht einmal, dass man eine
grammatische Entdeckung gemacht hat. |
|
Wie ein Satz verifiziert wird, das sagt er.
Vergleiche die Allgemeinheit in der Arithmetik mit der
Allgemeinheit von nicht arithmetischen
266 Sätzen.
Sie wird anders verifiziert und ist darum eine Andere.
Die Verifikation ist
|
✓ |
⌊⌊ Man ist vielleicht geneigt zu
|
✓ |
⌊⌊
“Der Sessel existiert unabhängig davon ob ihn jemand
|
|
⌊⌊
Folgt nun daraus, daß ich einen Mann dorten sehe, daß einer sich dort
befindet?⌋⌋ |
| ⌊⌊
Wir
|
✓ ✓ | ⌊⌊
Ob unsere Sinne uns belügen, davon rede ich nicht, sondern nur davon, daß
wir ihre Sprache verstehen. ⌋⌋ |
| ⌊⌊
Die Frage nach der Verification ist eine Frage nach der Methode.
⌋⌋ |
∫ ✓ |
Welches ist die ‘wirkliche Lage’ des
Körpers, den ich unter Wasser sehe, was, die ‘wirkliche
Farbe’ des Tisches.
Welches nennst Du “die wirkliche
Lage”
Du selbst kannstˇ es entscheiden.
Hier macht eben die Frage nach der Verifikation den Sinn der
Worte // dieser
Ausdrücke // klar. |
∫ |
Eigentlich [j|h]at ja schon Russell durch seine “theory of
descriptions” gezeigt, dass man
sich nicht eine Kenntnis der Dinge von hinten herum
erschleichen kann, und dass es nur
scheinen kann, als wüssten wir von den
Dingen mehr, als sie uns auf geradem Weg geoffenbart haben.
Aber er hat durch die Idee der “indirect
knowledge” wieder alles verschleiert. |
/ |
Es ist gut sich zu sagen: Aus derselben Quelle
fließt nur Eines.
[Gehört in einen größeren Zusammenhang wohl zur
Mathematik] |
|
Welche Sätze aus ihm folgen und aus welchen Sätzen er folgt, das
ma[h|c]ht seinen Sinn aus.
Daher auch die Frage nach seiner Verifikation eine Frage nach
seinem Sinn ist. |
✓ |
267 gen: es ist ja nach
dem Sinn gefragt worden; und nicht danach, ob und wie man ihn wissen
kann.
Aber die Antwort auf die Frage “wie kann man diesen Satz
wissen?” ist nicht eine psychologische, sondern
ˇ sie sagt,
sondern sie erklärt seinen Zusammenhang mit andern Sätzen des Kalküls // Zusammenhang im Kalkül mit andern Sätzen. sondern sie stellt seinen Zusammenhang mit andern Sätzen des Kalküls her. sondern sie lehrt Zusammenhänge im Kalkül.⌋⌋ Und die Gründe, die möglich sind den Satz anzunehmen., sind nicht persönliche Angelegenheiten, sondern Teile des Kalküls, zu dem der Satz gehört. ˇ [Neue Zeile] Wenn ich frage: wie kann ich den Satz “jemand ist im Nebenzimmer” verifizieren, oder wie kann ich herausfinden, dass jemand im Nebenzimmer ist, so ist etwa eine Antwort: “indem ich ins Nebenzimmer gehe und
|
| ⌊⌊
So kann ja auch der Satz der Komet … bewege sich in einer Parabel
nicht verifiziert werden.
Aber können wir ihn nicht verwenden?
Denke darüber nach, was wir mit so einem Satz machen[?|.]
Wie er unsere Beobachtungen leitet. ⌋⌋ |
✓ |
Die Ursachen, warum wir einen Satz glauben, wären bei der // für die // Frage, was es denn ist, was wir
glauben, allerdings irrelevant, aber nicht so die Gründe, die ja mit dem
Satz grammatisch verwandt sind und uns sagen, wer er ist.
|
| ⌊⌊
Wenn Du
268 ⌋⌋ |
✓ |
Und der Sinn des Satzes ist ja nicht etwas, was wirˇ wie die Struktur
der Materie erforschen undˇ was vielleicht zum Teil
unerforschlich ist.
So dass wir später erst noch einmal
daraufkommen könnten, dass dieser Satz von
andern Wesen als wir sind, auf eine andere Art
gewusst werden kann.
So dass er dieser Satz mit
diesem Sinn bliebe, dieser Sinn aber
[R|E]igenschaften hätte, die wir jetzt nicht ahnen.
Der Satz, oder sein Sinn, ist nicht das pneumatische Wesen, was sein
Eigenleben hat und nun Abenteuer besteht, von denen wir nichts zu
wissen brauchen.
Wir hätten ihm quasi Geist von unserm Geist eingehaucht – seinen
Sinn – aber nun hat er sein Eigenleben – wie unser Kind – und
wir können ihm ihn (nur)
erforschen und mehr oder weniger verstehen.
Mathematik |
✓ |
Der Instinkt
|
|
Der Sinn ist keine Seele des Satzes.
Er muss, soweit wir an ihm interessiert sind,
sich gänzlich ausmessen lassen, sich ganz in Zeichen
offenbaren //
erschliessen // .
|
| ⌊⌊
Die Lagrangeschen
Gleichungen, die Keplerschen
Gesetze, ein Satz aus der Naturgeschichte, oder der Satz
“dort geht Herr N.N”,
ˇ sie haben alle verschiedene Art der Verwendung, wenn auch
Verwandschaft zwischen ihnen besteht.
Es sind eben alles Instrumente zu verschiedenartigenˇ (wenn
auch bis zu einem gewissen Grade verwandten) Zwecken. ⌋⌋ |
| ⌊⌊
Und hier kann man ermessen welche unheilvolle Wirkung die
Preokupation mit dem
“Sinn” des Satzes, dem “Gedanken”, den
er ausdrückt, gehabt hat.
Denn so werden den Satz begleitenden Empfindungen
& Bilder charakteristische Vorstellungen die mit
sich mit dem Satz den Worten des Satzes verbunden sind
verbinden für wichtig das
|
✓ |
Wenn man nun fragt: hat es Sinn zu sagen “es wird
nie das und das
geben””?”
–
Nun, welche Evidenz gibt es dafür; und was folgt daraus? –
Denn, wenn es keine Evidenz dafür gibt – nicht,
dass wir noch nicht im Stande waren sie zu
krigen – sondern,
dass // wenn // keine
im Kalkül vorgesehen wurde, – dann ist damit der
Charakter dieses Satzes bestimmt.
Wie das Wesen einer Zahlenart dadurch, dass kein
Vergleich zwischen ihr und gewissen Rationalzahlen möglich ist.
|
|
Uebrigens: Eine Zahl, die heute auf
bewusste Weise mittels des
Fermat'schen
Satzes definiert ist, wird dadurch nicht geändert, dass
der Beweis
269 dieses Satzes, oder
des Gegenteils, gefunden wird.
Denn der Kalkül dieser Zahl weiss von dieser
Lösung des Problems nichts (und wird auch dann nichts von ihr
wissen). |
|
✓ |
“Ich werde nie einen Menschen mit 2 Köpfen sehen”; man
glaubt durch diesen Satz irgendwie in die Unendlichkeit zu
reichen.
Quasi, zum mindesten eine Eisenbahn dorthin gelegt zu haben, wenn
wir auch noch nicht die ganze Strecke bereist haben.
Es liegt da die Idee zu Grunde, dass z.B. das Wort “nie” die Unendlichkeit bereits // schon // mitbringe, da das eben seine Bedeutung ist. Es kommt darauf an: Was kann ich mit so einem Satz tun anfangen fange ich mit
|
✓ |
Aus keiner Evidenz folgt, dass dieser Satz wahr
ist.
Ja, aber ich kann doch glauben,
dass er wahr ist ˇwas
er sagt //
dchass das der Fall ist, was er
sagt // ⌊⌊aber ich kann doch
glauben daß es
|
|
Um den Sinn einer Frage zu verstehen, bedenken wir: Wie sieht
denn die Antwort auf diese Frage aus.
270 aus.
Auf die Frage “ist A mein Ahne” kann ich mir nur die Antwort denken “A findet sich in meiner Ahnengalerie” oder “A findet sich nicht in meiner Ahnengalerie” (wo ich unter Ahnengalerie die Gesamtheit aller Arten von Nachrichten über meine Vorfahren verstehe). Dann konnte aber auch die Frage nur dasselbe heissen wie: “Findet sich A in meiner Ahnengalerie”. (Eine Ahnengalerie hat ein Ende: das ist ein Satz der Syntax) Wenn mir ein Gott offenbarte, A sei mein Ahne, aber nicht, der wievielte, so könnte auch diese Offenbarung für mich nur den Sinn haben, ich werde A unter meinen Ahnen finden, wenn ich nur lang genug suche; da ich aber die Zahl N von Ahnen durchsuchen werde, so muss die Offenbarung bedeuten, A sei unter jenen N Ahnen. 271 |
|
|
⌊⌊Die Verwechslung von Grund & Ursache.
⌋⌋ | ✓ |
Wenn ich, den Regeln folgend, statt
“↑” “a”
schreibe, so ist es, als wäre hier eine Kausalität im Spiel, die nicht
hypothetisch, sondern unmittelbar erlebt, wäre.
(Natürlich ist nichts dergleichen der Fall.)
⇒
[Zu: Grund, Ursache, Motiv.]
| ✓ |
| ⌊⌊
Der Gegenstand meines Ha[ß|ss]es ist nicht die Ursache meines Ha[ß|ss]es.
⌋⌋ |
|
Wenn ich mich aber nun ärgere, weil jemand zur Türe
hereinkommt, kann ich mich hier im Nexus irren, oder erlebe ich
ihn wie den Aerger?
In einem gewissen Sinne kann ich mich irren, denn ich kann mir sagen “Ich weiss nicht, warum mich sein Kommen heute so﹖ ärgert”. Das heisst, über die Ursache meines Aergers lässt sich streiten. – Anderseits nicht darüber, dass der Gedanke an sein Kommen – wie man sagt – unlustbetont ist. Wie aber in dem Fall: Ich sehe den Menschen und der Ha[ss|ß] gegen ihn steigt bei seinem Anblick in mir gegen ihn auf. – Könnte man fragen: wie weiss ich, dass ich ihn hasse, dass er die Ursache meines Hasses ist. Und wie weiss ich, dass sein Anblick diesen Hass neu erweckt? Auf die erste Frage: – ‘ich hasse ihn’ heisst nicht ‘ich hasse und er ist 273 die Ursache meines
Hasses’.
Sondern er, beziehungsweise sein Gesichtsbild –
etc. – kommt in meinem Hass vor,
ist ein Bestandteil meines Hasses.
(Auch hier tut's die Vertretung nicht, denn was
garantiert mir dafür, dass das
Vertretene existiert.)
Im zweiten Fall kommt﹖ eben unmittelbar die
Erscheinung des Menschen in meinem Hass
vor﹖, oder, wenn nicht, dann ist seine
Erscheinung wirklich nur die hypothetische Ursache meines Gefühls und
ich kann mich darin irren, dass sie es
ist, die das Gefühl hervorruft. |
|
“Ganz ebenso muss es sich auch mit dem
Handeln nach einem Zeichenausdruck verhalten.
Der Zeichenausdruck muss in diesem Vorgang
involviert sein, während er nicht involviert ist, wenn er
bloss die Ursache meines Handelns
ist.” |
|
Wenn der Satz “ich hasse ihn” so
aufgefasst wird: ich hasse und er ist die
Ursache; dann ist die Frage möglich “bist Du sicher,
dass Du ihn
hasst, ist es nicht vielleicht ein Anderer oder etwas
Anderes” und das ist offenbarer Unsinn. 274 |
|
|
Denken wir uns den einfachen Fall, dass
jemand eine Strecke absichtlich im Masstab
1:1 kopiert.
Ist dann in dem Vorgang des Kopierens schon das Verständnis
Ich würde dann sagen: Wäre die Vorlage länger gewesen, so wäre ich mit meinem Bleistift noch weitergefahren und wenn kürzer, weniger weit. Aber war, gleichsam, der Geist, der sich hierin ausspricht, schon im Nachziehen des einen Strichs enthalten? |
|
Ich kann mir vornehmen: Ich gehe solange, bis ich ihn finde
(ich will etwa jemand auf einer Strasse
treffen).
Und nun gehe ich die Strasse entlang und
treffe ihn an einem bestimmten Punkt und bleibe stehen.
War in
275 dem Vorgang des Gehens, oder irgend einem
andern gleichzeitigen, die Befolgung der allgemeinen Regel, die ich
mir vorgesetzt hatte, enthalten?
Oder war der Vorgang nur in
Uebereinstimmung mit dieser Regel, aber auch
mit anderen entgegengesetzten Regeln? |
|
|
Wer liest, macht das, was er abliest abhängig von dem, was da
steht.
Aber die Abhängigkeit kann nur durch eine Regel ausgedrückt
werden. |
|
Was hätte übrigens eine // die //
allgemeine Regel überhaupt auszudrücken, wenn
|
|
Die Frage ist nun: wenn ich (nun) auf diese Weise eine Vorlage
nachgezeichnet habe, ist es dann möglich, den Vorgang des
Nachzeichnens, wie er war, auch nach einer anderen allgemeinen Regel
richtig zu beschreiben?
Oder kann ich so eine Beschreibung zurückweisen // ablehnen // mit den Worten:
“nein, ich habe mich wirklich nur von dieser
(allgemeinen) Regel leiten lassen
(und nicht von jener anderen, die
|
|
Wenn ich absichtlich eine gewisse Form
nachzieh nachzeichne, so hat der
Vorgang des Kopierens mit der Wirklichkeit an einer bestimmten Stelle
diese Form gemein.
Sie ist eine Fassette des Vorgangs des
Kopierens.
Eine
276 Fassette, die an dem
kopierten Gegenstand anliegt und sich dort mit ihm deckt. |
|
Man könnte dann sagen: Wenn auch mein Bleistift die Vorlage
nicht trifft, die Absicht trifft sie immer. |
|
Es ist nur die Absicht, die an das Modell heranreicht.
Und das ist dadurch ausgedrückt, dass der Ausdruck
der Absicht die Beschreibung des Modells und den Ausdruck der
Projektionsregel enthält.
Was ich tatsächlich spiele, ist gleichgültig; die Erfahrung wird es
lehren und die Beschreibung des Gespielten muss
nichts mit der Beschreibung des Notenbildes gemein haben.
Wenn ich dagegen meine Absicht beschreiben will, so
muss es heissen,
dass ich dieses Notenbild auf die Weise in Tönen
abzubilden beabsichtige.
Und nur das kann der Ausdruck dafür sein, dass die
Absicht an die Vorlage heranreicht und eine allgemeine Regel
enthält. |
|
Wenn ich einen Apparat machte, der nach Noten spielen könnte,
der also auf das Notenbild in der Weise reagierte,
dass er die entsprechenden Tasten einer Klaviatur
drückte, und wenn dieser Apparat bis jetzt immer klaglos funktioniert
hätte, so wäre doch weder er, noch sein Funktionieren der Ausdruck
einer allgemeinen Regel.
Ferner, dieses Funktionieren ist, wie immer er funktioniert, an sich
weder richtig noch falsch;
d.h. weder der
Notenvorlage entsprechend, noch ihr nichtentsprechend.
Kein Mechanismus, welcher Art immer, kann eine solche Regel
etablieren.
Man kann nur sagen: der Mechanismus arbeitet bis jetzt dieser
Regel gemäss (was natürlich
heisst, dass er auch anderen
Regeln gemäss
arbeitet).
Das Funktionieren des Apparates bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt würde
gewisse Regeln zu // von // seiner
Beschreibung ausschliessen, aber nie eine Regel
eindeutig bestimmen. 277 |
|
Wir können wohl eine Maschine zur Illustration der Koordination
zweier Vorgänge, der Abbildung des einen in dem andern, verwenden,
aber nur die Maschine wie sie funktionieren soll, also
die Maschine in ganz bestimmter Weise als Ausdruck
aufgefasst, also als Teil der Sprache.
|
|
Nur in diesem Sinne bildet
z.B. das Pianola die
Loch-Schrift auf dem Streifen in die Tonfolge ab.
Oder der Musterwebstuhl die Sprache der gelochten Karten in das
Muster des gewebten Stoffes. |
| ⌊⌊
In dem Ausdruck der Absicht muß ich die Vorlage beschreiben; in der
Beschreibung des Abbildes nicht.
(Und das ist der Kern des ganzen Problems, & seine
Lösung.) ⌋⌋ |
|
Das Wort “psychischer Vorgang”, “mental
process”, ist an vieler Verwirrung schuld.
Wenn wir sagen, der Gedanke, die Intention sind psychische
Vorgänge, so stellen wir uns darunter etwas ähnliches oder analoges vor,
wie unter dem Wort chemischer Vorgang, oder physiologischer Vorgang. –
Und soweit das richtig ist, haben wir mit dem Gedanken und der
Intention nichts zu tun. |
| ⇒
Zu § 63 ⌊⌊
Diese Bemerkung gehört nicht zu der, daß die Rechtfertigungen der Abbildung
irgendwo aufhören
etc. ⌋⌋
“Wenn man kopiert, d.h. überhaupt abbildet, sich von einer Vorlage leiten lässt, so ist das Charakteristische daran, dass nur die Vorlage mir bewusst wird, dagegen nicht die Projektionsart ˇ (Nach Noten spielen). Ich bin mir bewusst, dass mich die Vorlage einmal so, einmal so lenkt, aber das Wie dieser Uebertragung nehme ich sozusagen hin; ich bemerke es weiter nicht. Und zwar, weil ich es nicht mit einem Anderen vergleiche. Ich befolge die Projektionsregel, aber ich drücke sie nicht aus und sie fällt sozusagen aus der Betrachtung heraus, weil sie mit nichts verglichen wird. Wenn ich sie beschreibe, so setzt das voraus, dass ich sie mit anderen Regeln vergleiche.” ⌊⌊ Was ist das Kriterium der Absicht? Kommt diese Frage in die Betrachtung dieser Seite hinein? ⌋⌋ |
| ⇒
Zu § 63
“Ja, in gewissem Sinne ist alles, was beim Nachbilden der Vorlage ge- 278 schieht,
dass diese Vorlage an uns vorüberzieht und wir sie
besser oder weniger gut treffen.
D.h. es ist das Ende der Kopiermaschine, das
unserer Vorlage entlangläuft, was wir beobachten; die ganze übrige
Maschine nehmen wir als gegeben hin.
Wir merken sozusagen nur, was sich ändert, nicht, was
gleichbleibt.
Der Abbildungsweise haben wir durch eine Einstellung
(die gleichbleibt) (ein für allemal)
Rechnung getragen. –
Und was wir spüren, ist nur das Modell.”
|
| ⇒
Zu § 63
“Darum, wenn wir falsch nach Noten singen oder spielen – so verschieden diese Abbildung der Art nach von ihrem Vorbild ist – füh[r|l]len nennen wir es als einen Verstoss gegen das Modell die Vorlage das Vorbild.” 279 |
|
|
Ich kann 5²
mittels x²
rechtfertigen, wenn ich dabei
x² einem
x³ oder einem
anderen Zeichen des
Systems entgegenstelle. |
|
Die Schwierigkeit ist offenbar, dass nicht zu rechtfertigen
versuchen, was keine Rechtfertigung verträgt // zulässt // . |
Wenn man fragt: “warum schreibst Du
5²?”
und ich antworte “es steht doch da, ich soll
quadrieren”, so ist das eine Rechtfertigung – und eine
volle –.
﹖– Eine Rechtfertigung verlangen, in dem Sinne,
in dem dies keine ist, ist sinnlos. –﹖
| ✓ |
|
Ich hätte jemandem alle möglichen Erklärungen alle
mögliche Erklärung dafür ge[f|g]eben,
was der Befehl “quadriere diese Zahlen”
heisst.
(Und diese Erklärungen sind doch sämtlich Zeichen.)
Er quadriere darauf, und nun frage ich ihn “warum tust Du
das auf diese Erklärung hin?”
Dann hätte es keinen Sinn mir zu antworten: “Du hast mir
doch gesagt: (es folgt die Wiederholung der
Erklärungen)”.
Eine andre Art der Antwort
280 ist aber auf diese Frage auch nicht möglich
und die Frage heisst eben nichts.
Sie müsste sinnvoll lauten:
“Warum tust Du das und nicht jenes auf
diese Erklärungen hin (ich habe Dir doch gesagt
…)”. |
|
Wenn man nun fragen würde: Wie lange vor der Anwendung der
Regel muss die Disposition
“x²”
gedauert haben?
Eine Sekunde, oder zwei?
Diese Frage klingt natürlich, und mit Recht, wie eine
Persiflage.
Wir fühlen, dass es darauf gar nicht ankommen
kann.
Aber diese Art der﹖ Frage taucht immer wieder
auf. |
Wenn man nach einer Regel einen Tatbestand abbildet, so ist
dieser dabei die Vorlage.
Ich brauche keine weitere Vorlage, die mir zeigt, wie die Abbildung vor
sich zu gehen hat, wie also die erste Vorlage zu benützen ist, denn sonst
brauchte ich auch eine Vorlage, um mir die Anwendung der zweiten zu
zeigen,
u.s.f. ad infinitum.
D.h. eine weitere Vorlage nützt mich nichts, ich
muss ja doch einmal ohne Vorlage handeln.
| ✓ |
Wenn ich ˇmich mit der Bewegung des Punktes P von A
nach B nach dem Pfeil richte, so ist, was hier
geschieht // so ist das // nur dadurch
beschrieben, dass ich das System von Pfeilen
beschreibe, dem dieser angehört. –
Ich könnte nun wohl sagen: Ist das genug?
muss ich nicht auch die Regel angeben, nach der die
Uebersetzung geschieht,
z.B.
hier, dass ich mich parallel zum Pfeil bewegen
soll?
Aber diese Uebersetzungsregel kann // könnte // ich mir in Gestalt etwa des Zeichens
“!!” (im
Gegensatz etwa zu “!/” dem Pfeile
zugesetzt denken; aber dann würde das Zeichen
“ 281 infinitum,
also erfolglos, weitere Zeichen zu den
obigen setzen will. | ✓ |
| ⌊⌊
Jedes Abbilden,(Ableiten einer H (Handeln nach
( – nicht bloß in
Übereinstimmung mit–)
|
Wir stossen hier immer auf die peinliche Frage, ob
denn nicht das Anschreiben des
‘5²’
(z.B.) mehr oder weniger (oder ganz)
automatisch erfolgt sein könne, und fühlen, dass
das der Fall sein mag und dass es uns gar nichts
angeht.
﹖– Dass wir hier auf ganz
irrelevantem Boden sind, wo wir nicht
hingehören. –﹖ | ✓ |
“Ich schreibe
‘5²’,
weil hier
‘x²’
steht”.
Was aber, wenn ich sagte: “Ich schreibe
‘+’, weil hier
‘A’ steht”?
Man würde fragen: Schreibst Du denn überall
‘+’ wo
‘A’ steht?
D.h., man würde nach einer
allgemeinen Regel fragen.
Und [w|d]as ‘weil’ im letzten Satz hätte
sonst keinen Sinn. | ✓ |
| ✓ |
⍈
Zu
S. 272
Was heisst es aber: Ich geh'
zur Tür, weil der Befehl gelautet hat
“geh' zur Tür”?
Und wie vergleicht sich dieser Satz mit: ich geh' zur Tür, obwohl der Befehl gelautet hat “geh' zur Tür”. Oder: Ich geh' zur Tür, aber nicht weil der Befehl lautete “geh' …”, sondern …. Oder: Ich geh' nicht zur Tür, weil der Befehl gelautet hat “geh' z.T.”. | ✓ |
Das Phänomen der Rechtfertigung.
282 | ✓ |
|
In gewissem Sinn bringt uns das nicht weiter.
Aber es kann uns ja auch nicht weiter,
d.h., zu einem Fundament // zu dem
Metalogischen // , bringen. 283 |
|
Kein psychischer Vorgang kann besser symbolisieren, als Zeichen, die
auf dem Papier stehen.
Der psychische Vorgang kann auch nicht mehr leisten, als die Schriftzeichen auf dem Papier. Denn immer wieder ist man in der﹖ Versuchung, einen symbolischen Vorgang durch einen besonderen psychischen Vorgang erklären zu wollen, als ob die Psyche in dieser Sache viel mehr tun könnte, als das Zeichen. | ✓ |
Es missleitet uns da die falsche Analogie mit einem
Mechanismus, der mit anderen Mitteln arbeitet, und daher besondere
Bewegungen // eine besondere Bewegung //
erklären kann.
Wie wenn wir sagen: diese Bewegung kann nicht durch den Eingriff von
Zahnrädern allein erklärt werden. 284 | ✓ |
| Hierher gehört irgendwie: dass es nicht
selbstverständlich ist, dass sich das Zeichen durch
seine Erklärung ersetzen lässt.
Sondern eine merkwürdige, wichtige Einsicht in das Wesen
dieser (Art von)
Erklärung.
(Im Gegensatzˇ zu einer kausalen Erklärung.)
⌊⌊
Hierher gehört, daß es eine wichtige Einsicht in das Wesen der
Zeichenerklärung
ist, im Gegensatz zur Kausalerklärung ist, … die sie in Gegensatz bringt zur
Kausalerklärung …, daß sich das Zeichen durch seine Erklärung ersetzen
läßt. ⌋⌋ |
Die Beschreibung des Psychischen müsste sich ja
doch wieder als Symbol verwenden lassen. | ✓ |
Das Behaviouristische an meiner Auffassung
// an unserer Behandlung // besteht nur
darin, dass ich // wir //
keinen Unterschied zwischen
‘aussen’ und
‘innen’ machen mache.
Weil mich die Psychologie nichts angeht. | ✓ |
Kann man etwas in einem wesentlich anderen Sinne
“offen lassen”, als man eine Klammer
leer lässt? | ✓ |
Es kann nie essentiell für uns ˇunsere
Betrachtung sein, dass ein
ˇ symbolisierendes Phänomen in der Seele sich abspielt und
nicht auf dem Papier, für den Andern sichtbar. | ✓ |
Man kann sagen, dass, ob ich lese, oder nur Laute
hervorbringe, während ein Text vor meinen Augen ist, sich nicht durch
die Beobachtung von aussen entscheiden
lässt.
Aber das Lesen kann nicht wesentlich eine innere
Angelegenheit sein.
Das Ableiten der Uebersetzung vom Zeichen, wenn es
überhaupt ein Vorgang ist, muss auch ein sichtbarer
Vorgang sein können.
Man muss also
z.B. auch den
Vorgang dafür nehmen // ansehen //
können, der sich auf dem Papier abspielt, wenn die Glieder der
Reihe, 1,4,9,16
(als Uebersetzung von
1,2,3,4) durch die
Gleichungen
1 × 1 = 1,
2 × 2 = 4,
3 × 3 = 9,
etc. ausgerechnet erscheinen.
285 erscheinen.
Schriebe er aber nun:
| ✓ |
|
Man könnte natürlich ebensogut schreiben
|
Das Gefühl, welches man bei jeder solchen Darstellung hat,
dass sie roh (unbeholfen) ist, leitet irre,
denn wir sind versucht, nach einer “besseren”
Darstellung zu suchen.
Die gibt es aber gar nicht.
Eine ist so gut wie die andere, solange die Multiplizität die richtige
ist;
d.h., solange jedem Unterschied im
Dargestellten ein Unterschied in der Darstellung entspricht.
| ✓ |
Und nun kann aber auch der Gedanke als psychischer
Prozess nicht mehr tun, als dieses
“rohe” Zeichen. | ✓ |
Man kann nicht fragen: Welcher Art sind die
gie geistigen Vorgänge, dass
sie wahr und falsch sein können, was die
aussergeistigen nicht können.
Denn, wenn es die “geistigen” können, so
müssen's auch die anderen
286 können; und umgekehrt.
Denn, können es die seelischen // geistigen // Vorgänge, so muss es auch ihre Beschreibung können. Denn in ihrer Beschreibung muss es sich zeigen, wie es möglich ist. | ✓ |
Wenn man sagt, der Gedanke sei eine seelische Tätigkeit, oder eine
Tätigkeit des Geistes, so denkt man an den Geist als an ein
trübes, gasförmiges Wesen, in dem manches geschehen kann,
dass ausserhalb dieser Sphäre
nicht geschehen kann.
Und von dem man manches erwarten
Es handelt // Als handle // gleichsam die Lehre vom Gedanken vom organischen Teil, im Gegensatz zum anorganischen des Zeichens. Es ist // wäre // gleichsam der Gedanke der organische Teil des Symbols, das Zeichen der anorganische. Und jener organische Teil kann Dinge leisten, die der anorganische nicht könnte. Als geschähe hinter dem Ausdruck noch etwas Wesentliches, was sich nicht ausdrücken lässt // nicht durch den Ausdruck ersetzen lässt // – auf das // worauf // sich etwa nur hinweisen lässt – was in dieser Wolke (dem Geist) geschieht und den Gedanken erst zum Gedanken macht. Wir denken hier an einen Vorgang analog dem Vorgang der Verdauung und die Idee ist, dass im Inneren des Körpers andere chemische Veränderungen vor sich gehen, als wir sie aussen produzieren können, dass der organische Teil der Verdauung einen anderen Chemismus hat, als, was wir aussen mit den Nahrungsmitteln w vornehmen könnten. | ✓ |
Das heisst, das Abbilden kann sich von einem andern
Vorgang auch nur so unterscheiden, wie eben ein Vorgang vom andern und
das heisst, dass
dieser Unterschied nicht logische Bedeutung haben kann // kein metalogischer Vorgang ist // .
| ✓ |
| ⌊⌊
Abbilden ist kein metalogischer Begriff. 287 ⌋⌋ |
|
So wie ich früher einmal gesagt habe: Die Intention kann auch
nur ein Phänomen wie jedes andere sein, wenn ich überhaupt von ihr reden
darf. |
Das Wählen der Striche beim Abbilden einer Vorlage ist also allerdings
ein anderer Vorgang, als etwa das blosse Zeichnen
dieser Striche, wenn ich mich “nicht nach der Vorlage
richte”, aber der Unterschied ist ein
äusserer, beschreibbarer, wie der Unterschied zwischen
den Zeichengruppen
| ✓ |
Und so steht es also auch mit dem Wählen der Worte, wenn ich etwas mit
Worten beschreibe: dieser Vorgang unterscheidet sich von dem, des
willkürlichen Zuordnens von Worten, aber eben nur
(äusserlich), wie sich
die beiden Zeichen im vorigen Satze unterscheiden. | ✓ |
“Wenn man einen Hund gelehrt hätte, den Zeichenverbindungen
von a,b,c,d zu folgen (wobei
a = 288 | ✓ |
|
| ⌊⌊
Die Vorstellung von ihm ist ein ungemaltes Portrait. ⌋⌋ |
“Das sol soll
er sein” (dieses Bild stellt ihn
vor) darin liegt das ganze Problem der Darstellung. | ✓ |
| ⌊⌊
Kann man sagen: “mein Erinnerungsbild stellt
ihn vor”? oder: “ich habe ein Vorstellun
Kann manˇ nicht statt “ich stelle mir ihn vor”
sagen: ich habe ein Vorstellungsbild, welches ihn
|
| ⌊⌊
Worin besteht es, daß ich mir ihn vorstelle?
Daß mein Vorstellungsbild ihm ähnlich ist?
Und wie wenn es einem andern Menschen zufälligerweise noch ähnlicher wäre,
– stellte ich mir dann den andern vor?
Nun, die Vorstellung als Bild
|
Wenn ich sage “der Sinn eines Satzes ist dadurch bestimmt,
wie er zu verifizieren ist”, was
muss ich dann von dem Sinn des Satzes sagen:
dass dieser Satz die
Uebersetzung // dieses Bild das
Porträt // jenes Gegenstandes sein
soll?
Wie ist das denn zu verifizieren? | ✓ |
|
Was heisst es: Ich kann mir vorstellen,
dass der Fleck A sich an den Ort
B bewegt?
Die seltsame Täuschung, der man unterliegt, dass im
Satze die Gegenstände das tun, was der Satz sagt,
muss sich aufhellen. |
|
Es ist, als ob im Befehl bereits ein Schatten der Ausführung läge.
Aber ein Schatten eben dieser Ausführung.
Du gehst im Befehl
289 dort und dort
hin. –
Sonst wäre es aber eben ein anderer Befehl.
⌊⌊
Gewiß
⌋⌋ |
|
[Zu § 21
S. 83]
“Der Satz ist ein Bild”. Ein Bild wovon? Kann man sagen: “von der Tatsache, die ihn wahr macht, wenn er wahr ist und von der Tatsache, die ihn falsch macht, wenn er falsch ist. Im ersten Fall ist er ein korrektes Bild, im zweiten ein unkorrektes”? ((Wenn ich bei einem gemalten Bild frage: “wovon ist das ein Bild”; was ist die Art der Antwort?)) ⌊⌊ Die Antwort kann offenbar verschiedener Art sein: Sie ist anders für ein Porträtˇ als Porträt & anders für ein Genrebild. ⌋⌋ |
|
[Zu § 21
S. 83]
Wenn man mit Bild meint: die richtige, oder falsche Darstellung der Realität, dann muss man wissen, welcher Realität, oder; welches Teils der Realität. Ich kann dieses Zimmer richtig oder falsch darstellen, aber um heraus zu finden, ob richtig oder nicht, muss ich wissen, dass dieses Zimmer gemeint ist. |
Was hei[w|s]st es: Sich eine
Vorstellung machen, die der Wirklichkeit nicht entspricht?
| ✓ |
Man vergleiche das Vorstellen mit dem Malen eines Bildes.
Er malt also ein Bild des Menschen, wie dieser in Wirklichkeit
nicht ist.
Sehr einfach. Aber warum nennen wir es das Bild dieses Menschen? Denn, wenn es das nicht ist, ist es (ja﹖) nicht falsch. – Wir nennen es so, weil er selbst es drübergeschrieben hat. Also hat er nichts weiter getan, als jenes Bild zu malen, und jenen Namen drüberzuschreiben. Und das tat er wohl auch in der Vorstellung. | ✓ |
Es muss uns klar sein, dass der
Zusammenhang unseres Gedankens mit Napoleon nur durch diesen selbst und durch kein Bild
(Vorstellung,
etc.) und sei es noch so ähnlich,
gemacht werden kann.
Anderseits aber ist Napoleon für uns in seiner S Abwesenheit
nicht weniger enthalten, als
290 in seiner Anwesenheit. | ✓ |
“Der Plan besteht darin, dass ich mich das
und das tun sehe”.
Aber wie weiss ich, dass
ich es bin. –
Nun, ich bin es ja nicht, was ich sehe, sondern etwa ein Bild.
Warum aber nenne ich es mein Bild?
Nicht etwa, weil es mir ähnlich sieht.
“Woher weiss ich, dass ich es bin”: Das ist ein gutes Beispiel einer falsch angebrachten Frage. Die Frage hat nämlich Sinn, wenn es etwa heisst: Woher weiss ich, dass ich es bin, den ich da im Spiegel sehe. Und die Antwort gibt dann Merkmale, nach denen ich zu erkennen bin. – | ✓ |
Die Frage “woher weiss ich,
dass ich das bin” oder richtiger
“… dass das mich
vertritt” ist Unsinn, denn, dass es mich
vertritt, ist meine (eigene)
Bestimmung.
Ja, ich könnte ebensogut fragen: “woher
weiss ich, dass das Wort
‘ich’ mich vertritt”, denn meine Figur im Bild
war nur ein anderes Wort ‘ich’. | ✓ |
Wohl aber könnte man fragen “was ˇhat denn der Name
‘a’ mit diesem Menschen zu tun”.
Und die Antwort wäre: Nun, das ist
a // er heisst
a // . | ✓ |
“Diese Figur des Bildes bin ich” ist ein
Uebereinkommen. | ✓ |
Ja, aber worin kommen wir überein?
Welche Beziehung zwischen Zeichen und mir stellen wir her?
Nun, nur die, die etwa durch das Zeigen mit der Hand oder
das Umhängen eines Täfelchens besteht.
Denn diese Relation ist nur durch das System ◇◇◇
bedeutungsvoll, dem sie angehört. | ✓ |
Wenn man sagt: Ich stelle mir die Sonne vor, wie sie über den
Himmel zieht; so ist doch nicht die Vorstellung damit beschrieben,
dass “die Son-
291 ne über den Himmel
zieht”!
Nun könnte ich einerseits fragen: ist nicht, was Du vor Dir
siehst, eine gelbe Scheibe in Bewegung? aber doch nicht gerade die
Sonne. –
Andrerseits, wenn ich sage “ich stelle mir die Sonne in dieser
Bewegung vor”, so ist das nicht dasselbe, wie wenn ich (etwa
kinematographisch) ein solches Bild zu sehen bekäme.
Ja, es hätte Sinn, von diesem Bild zu fragen: “stellt das die Sonne vor?” | ✓ |
Das Porträt ist nur ein dem
N ähnliches Bild (oder auch das
nicht), es hat aber nichts in sich (wenn auch noch so
ähnlich), was es zum Bildnis dieses Menschen,
d.h. zum beabsichtigten Bildnis machen würde.
(Ja, das Bild, was dem Einen täuschend ähnlich ist, kann in
Wirklichkeit das schlechte Porträt eines Anderen sein.) | ✓ |
Nun kann man doch fragen: “Wie zeigt sich denn das,
dass er das Bild als Porträt des
N
meint?” –
“Nun, indem er's sagt” –
“Aber wie zeigt es sich denn, dass er
das mit dem meint, was er sagt?” –
“Gar nicht!”
((Worauf bezieht sich denn dieses “das”.
Man kann fragen: Wie zeigt sich, dass
er meint, was er sagt.
Antwort
z.B. an seinem
Gesicht.)) | ✓ |
“
| ✓ |
“Was hat aber
Es kann, z.B., der sein, dass das Wort “Napoleon” in dem Ausdruck meiner Meinung vorkommt, plus dem Zusammenhang, den dieses Wort mit seinem Träger hat. Also etwa, dass er sich so unterschrieben hat, so angeredet wurde, etc. etc. 292
“Aber mit dem Wort ‘Napoleon’ bezeichnest Du doch, während Du es aussprichst, eben diesen Menschen”. – “Wie geht denn, Deiner Meinung nach, dieser Akt des Bezeichnens vor sich? Momentan? oder braucht er Zeit?” – “Ja aber, wenn man Dich fragt ‘hast Du jetzt (eben) den Mann gemeint, der die Schlacht bei Austerlitz gewonnen hat?’ wirst Du doch sagen ‘ja’. Also hast Du diesen Mann gemeint, als Du den Satz, in dem sein Name vorkommt, aussprachst!” – Wohl, aber nur etwa in dem Sinne, in welchem ich damals auch wusste, dass 2 + 2 = 4 ist // sei // . Nämlich nicht so, als ob zu dieser Zeit ein besonderer Vorgang stattgefunden hätte, den wir dieses ‘Meinen’ nennen könnten; auch wenn vielleicht gewisse Bilder das Aussprechen begleitet haben, die für diese Meinung charakteristisch sind und bei andrer Bedeutung des Wortes ‘Napoleon’ vielleicht andre gewesen wären. Vielmehr ist die Antwort “ja, ich habe den Sieger von Austerlitz gemeint” ein weiterer Schritt im Kalkül. Täuschend ist an ihmr die vergangene Form, die eine Beschreibung dessen zu geben scheint, was “in mir” während des Aussprechens des Satzes vorgegangen war. In Wirklichkeit knüpft das Präteritum nur an den früher ausgesprochenen Satz an. | ✓ |
“Aber ich habe ihn gemeint”.
Sonderbarer Vorgang, dieses Meinen!
Kann man ˇhier in Europa jemanden meinen,
auch wenn er in Amerika und man in
Europa ist?
Und // Oder // gar, wenn er schon
tot ist? | ✓ |
Meine ganzen Ueberlegungen gehen immer dahin, zu
zeigen, dass es nichts nützt, sich das
Denken als ein Haluzinieren vorzustellen.
D.h., dass es
überflüssig ist, die Schwierigkeit aber bestehen
bleibt.
Denn auch die Haluzination, kein Bild, kann die
Kluft zwischen dem Bild und der Wirklichkeit überbrücken, und das eine
nicht eher als das andere. 293 | ✓ |
|
|
|
p
& q = p heisst
“q folgt aus p”.
|
|
(Ex).fx V fa =
(Ex).fx, (Ex).fx & fa =
fa
Wie weiss ich das? (denn das Obere
habe ich sozusagen bewiesen).
Man möchte etwa sagen: “ich verstehe
‘(Ex).fx’
eben”.
(Ein herrliches Beispiel dessen, was
‘verstehen’
heisst.)
Ich könnte aber ebensogut fragen “wie weiss ich, dass (Ex).fx aus fa folgt” und antworten: “weil ich ‘(Ex).fx’ verstehe”. Wie weiss ich aber wirklich, dass es folgt? – Weil ich so kalkuliere. |
|
Wie weiss ich, dass
(Ex).fx aus
fa
folgt?
Sehe ich quasi hinter das Zeichen “(Ex).fx”,
und sehe den Sinn, der hinter ihm steht und daraus // aus ihm // , dass
er aus fa folgt? ist das
das Verstehen?
Nein, jene Gleichung drückt einen Teil des Verstehens // Verständnisses // aus (das so ausgebreitet vor mir liegt). 295 liegt).
Denke an die // Vergleich[d|e] die // Auffassung des Verstehens, das ursprünglich mit einem Schlag erfassbar // ein Erfassen mit einem Schlag // , erst so ausgebreitet werden kann. Wenn ich sage “ich weiss, dass (Ex).fx folgt, weil ich es verstehe”, so hiesse das, dass ich, es verstehend, etwas Anderes sehe, als das gegebene Zeichen, gleichsam eine Definition des Zeichens, aus der das Folgen hervorgeht. |
|
Wird nicht vielmehr die Abhängigkeit durch die Gleichung hergestellt
und festgesetzt?
Denn eine verborgene Abhängigkeit gibt es eben nicht. |
|
Aber, meinte ich, muss also nicht (Ex).fx eine Wahrheitsfunktion von fa sein, damit das möglich ist? Damit diese Abhängigkeit möglich ist? |
|
Ja sagt denn eben (Ex).fx V fa =
(Ex).fx nicht, dass
fa
schon in (Ex).fx enthalten
ist?
Zeigt es nicht die Abhängigkeit des fa vom
(Ex).fx?
Nein, ausser, wenn (Ex).fx als logische
Summe definiert ist (mit einem Summanden
fa). –
Ist das der Fall, so ist (Ex).fx
(nichts als) eine Abkürzung. |
|
Einen verborgenen Zusammenhang gibt es in der Logik nicht. |
|
Hinter die Regeln kann man nicht dringen, weil es kein Dahinter
gibt. |
|
fE &
fa = fa
Kann man sagen: das ist nur möglich, wenn
fE
aus fa folgt; oder
muss man sagen: das bestimmt,
dass fE aus
fa
folgt? // folgen
296 soll. // |
|
Wenn das erste, so muss es vermöge der Struktur
folgen, etwa indem fE durch eine Definition so
bestimmt ist, dass es die entsprechende
Struktur hat.
Aber kann denn wirklich das folgen, gleichsam aus der sichtbaren
Struktur der Zeichen hervorgehen, wie ein physikalisches Verhalten aus
einer physikalischen Eigenschaft, und braucht etwa nicht vielmehr immer
solche Bestimmungen, wie die Gleichung
fE & fa
= fa?
Ist es etwa den p V q anzusehen,
dass es aus p folgt, oder auch nur den
Regeln, welche Russell
für die Wahrheitsfunktionen gibt? |
|
Und warum sollte auch die Regel fE & fa = fa aus einer
andern Regel hervorgehen und nicht die primäre Regel sein?
|
|
Denn was soll es heissen
“fE muss doch
fa
in irgendeiner Weise enthalten”?
Es enthält es eben nicht, insofern wir mit
fE
arbeiten können, ohne fa zu erwähnen.
Wohl, aber, insofern eben die Regel fE & fa = fa
gilt. |
|
Die Meinung // Idee // ist nämlich,
dass fE & fa = fa nur
vermöge einer Definition von fE gelten kann. |
|
Und zwar – glaube ich – darum, weil es sonst den falschen
Anschein hat, als würde nachträglich noch eine Bestimmung über
fE
getroffen, nachdem es schon in die Sprache eingeführt
sei﹖.
Es wird aber tatsächlich keine Bestimmung einer künftigen Erfahrung
überlassen. |
|
Und die Definition des fE aus ‘allen
Einzelfällen’ ist ja ebenso unmöglich, wie die
Aufzählung aller Regeln von der Form
fE & fx
= fx.
297
Ja, die Einzelgleichungen fE & fx = fx sind eben gerade ein Ausdruck dieser Unmöglichkeit. |
|
Wenn man gefragt wird: ist es aber nun auch sicher,
dass ein anderer Kalkül als dieser nicht gebraucht
wird, so muss man sagen: Wenn das
heisst “gebrauchen wir nicht in unserer
tatsächlichen // wirklichen //
Sprache noch andere Kalküle”, so kann ich nur antworten
“ich weiss
(jetzt﹖) keine anderen (so, wie
wenn jemand fragte “sind das alle Kalkülle der
(gegenwärtigen﹖) Mathematik”,
ich sagen könnte “ich erinnere mich keiner anderen, aber ich
kann etwa noch genauer nachlesen).
Die Frage kann aber nicht heissen “kann
kein anderer Kalkül gebraucht werden?”
Denn wie sollte ich diese Frage beantworten? // Denn wie sollte die Antwort auf diese Frage gefunden
werden? //
Ein Kalkül ist ja da, indem man ihn beschreibt. |
|
Kann man sagen: ‘Kalkül’ ist kein mathematischer
Begriff? |
|
Wenn ich sagte: “ob p aus q folgt, muss aus
p und
q
allein zu ersehen sein // hervorgehen // ”; so
müsste es heissen:
dass p aus q folgt, ist eine Bestimmung, die
den Sinn von p und q bestimmt; nicht etwas, das, von
dem Sinn dieser beiden ausgesagt, wahr ist.
Daher kann man (sehr) wohl die
Schlussregeln
ˇangeben, gibt damit
aber Regeln für die Benützung der Schriftzeichen an, die deren Sinn erst
bestimmen; was nichts andres heisst, als
dass die[w|s]e Regeln willkürlich
festzusetzen sind;
d.h. nicht von der Wirklichkeit
abzulesen, wie eine Beschreibung.
Denn, wenn ich sage, die Regeln sind willkürlich, so meine ich, sie
sind nicht von der Wirklichkeit determiert,
determiniert, wie die Beschreibung dieser Wirklichkeit.
Und das heisst: Es ist Unsinn, von
ihnen zu sagen, sie stimmen mit der Wirklichkeit überein; die Regeln
über die Worter “blau”,
“rot”, etwa, stimm-
298 ten mit den Tatsachen, die diese Farben
betreffen, überein,
etc.. |
|
Die Gleichung p
& q = p zeigt eigentlich den Zusammenhang des
Folgens und der Wahrheitsfunktionen. 299 |
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Bedenke, dass aus dem allgemeinen Satz eine logische
Summe von, sagen wir, hundert Summanden folgen könnte, an die wir
doch bestimmt nicht gedacht haben, als wir den allgemeinen Satz
aussprachen.
Können wir nicht dennoch sagen, dass sie
aus ihm folgt? |
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“Was aus einem Gedanken folgt, muss in ihm
mitgedacht werden.
Denn an einem Gedanken ist nichts, was wir nicht wissen, während wir
ihn denken.
Er ist keine Maschine, deren Untersuchung Ungeahntes zu Tage fördern
kann, oder eine Maschine, die etwas leisten kann, was man ihr
zuerst nicht ansieht.
D.h. er wirkt eben logisch überhaupt
nicht als Maschine.
Als Gedanke liegt in ihm nicht mehr, als hineingelegt würde.
Als Maschine,
d.h. kausal, wäre ihm alles
zuzutrauen; logisch ergibt er nur, was wir mit ihm gemeint
haben.”
Wenn ich sage, das Viereck ist ganz weiss, so denke ich nicht an zehn kleinere, in ihm enthaltene Rechtecke, die weiss sind; und an “alle” in ihm enthaltene Rechtecke oder Flecken, kann ich nicht denken. Ebenso denke ich im Satz “er ist im Zimmer” nicht an hundert mögliche Stellun- 300 gen, die er einnehmen kann, und
gewiss nicht an alle. |
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“Wo immer Du die Scheibe triffst, hast Du gewonnen. –
Du hast sie rechts oben getroffen, also …”
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Auf den ersten Blick scheint es zwei Arten der Deduktion zu
geben: in der einen ist in der Prämisse von dem // allem // die Rede, wovon die Konklusion
handelt, in der andern nicht.
Von der ersten Art ist der Schluss von
p & q auf
q.
Von der anderen der Schluss: der ganze Stab
ist weiss, also ist auch das mittlere Drittel
weiss.
In dieser Konklusion wird von Grenzen gesprochen, von denen im ersten
Satz nicht die Rede war.
(Das ist verdächtig.)
Oder wenn ich sage: “wo immer in diesem Kreise Du
die Scheibe triffst, wirdst Du den Preis gewinnen” und dann
“Du hast sie hier getroffen, also …”, so war
dieser Ort im ersten Satz nicht vorausgesehen.
Die Scheibe mit dem Einschuss hat zu der Scheibe,
wie ich sie früher gesehen habe, eine bestimmte interne Beziehung und
darin besteht es, dass das Loch hier unter
die vorausgesehene allgemeine Möglichkeit fällt.
Aber es selbst war nicht vorausgesehen und ˇes kam in dem ersten
Bild nicht vor.
Oder musste doch nicht darin vorkommen.
Denn selbst angenommen, ich hätte dabei an tausend bestimmte
Möglichkeiten gedacht, so hätte es zum mindesten geschehen können,
dass die ausgelassen wurde, die später
eintraf.
Und wäre das Voraussehen dieser Möglichkeit wesentlich gewesen, so
hätte die Prämisse durch das Uebersehen
dieser einen Möglichkeit den unrechten Sinn bekommen und
die Konklusion würde nun nicht aus ihr folgen.
Anderseits wird dem Satz “wohin immer Du in diesem Kreis triffst …” nichts hinzugefügt, wenn man sagt: “wohin immer Du in diesem Kreis triffst, und wenn Du insbesondere den schwarzen Punkt triffst …”. Aber, war der schwarze Punkt schon da, als man den ersten Satz aussprach, 301 so war er natürlich mitgemeint; war er aber
nicht da, so hat sich durch ihn eben der Sinn des Satzes
geändert. |
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Was soll es aber dann heissen, zu sagen: wenn
ein Satz aus dem andern folgt, so muss der erste im
zweiten mitgedacht sein, da es doch nicht nötig ist, im Satz
“ich bin 170
cm hoch” auch nur einen einzigen
aus der aus ihm folgenden negativen Längenangaben
mitzudenken. |
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“Das Kreuz liegt so auf der Geraden:
“Es hat hier 16
Wenn man sich übrigens wundert, dass dieser Satz aus jenem folgt, obwohl man doch bei jenem gar nicht an ihn dachte, // dass ein Satz aus dem andern folgt, obwohl man doch bei diesem gar nicht an jenen dachte, // so denke man nur daran, dass p V q aus p folgt, und ich denke doch gewiss nicht alle Sätze p V x wenn ich p denke. |
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Die ganze Idee, dass man bei dem Satz, aus dem ein
anderer folgt, diesen denken muss, beruht auf einer
falschen, und psychologisierenden, Auffassung.
Wir haben uns ja nur um das zu kümmern, was in den Zeichen und
(ihren) Regeln liegt. |
|
Wenn das Kriterium dafür, dass
p aus
q
folgt, darin besteht, dass man “beim Denken
von q
p mitdenkt”, so denkt man wohl beim Denken des
Satzes “in dieser Kiste sind
10⁵
Sandkörner” die
10⁵
Sätze: “in dieser Kiste ist ein
Sandkorn”, “…2 Sandkörner”,
etc.,
etc.?
Was ist denn hier das Kriterium des Mitdenkens!
Und wie ist es mit einem Satz: “ein Fleck (F) liegt zwischen den Grenzen AA? Folgt aus ihm nicht, dass 302 F auch zwischen BB und CC
liegt,
u.s.w.?
Folgen hier aus einem [D|S]atz unendlich
viele? und ist er also unendlich vielsagend? –
Aus dem Satz “ein Fleck liegt zwischen den Grenzen
AA” folgt jeder Satz von der Art “ein Fleck liegt
zwischen den Grenzen BB”, den ich hinschreibe – und
so viele, als ich hinschreibe.
Wie aus p soviele Sätze der Form
p V
x folgen, als ich hinschreibe (oder ausspreche,
etc.).
(Der Induktionsbeweis beweist soviele Sätze von der Form
… als ich hinschreibe.) 303 |
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|
Ist es unmöglich, dass aus einem Satz unendlich viele
Sätze folgen, – in dem
Sinne nämlich,
dass nach einer Regel immer neue Sätze aus dem einen
gebildet werden
könn⌊t⌋en,
aad infinitum? |
|
Angenommen, die ersten tausend Sätze dieser Reihe schrieben wir
in Konjunktion an.
Musste der Sinn dieses Produktes dem Sinne des
ursprünglichen Satzes nicht näherkommen, als das Produkt der ersten
hundert Sätze?
Müsste man nicht eine immer bessere Annäherung an den
ersten Satz bekommen, je mehr man das Produkt ausdehnte und würde das
nicht zeigen, dass aus dem Satz nicht unendlich
viele andere folgen können, da ich schon nicht mehr im Stande bin, das
Produkt aus
10¹⁰
Gliedern zu verstehen und doch den Satz verstanden habe, dem das
Produkt aus
10¹⁰⁰
Gliedern noch näher kommt als das von
10¹⁰
Gliedern? |
|
Man denkt sich wohl, der allgemeine Satz ist eine abgekürzte
Ausdrucksweise des Produkts.
Aber was ist am Produkt abzukürzen, es enthält ja nichts
Ueberflüssiges. 304 |
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Wenn man ein Beispiel braucht dafür, dass unendlich
viele Sätze aus einem folgen, so wäre vielleicht das
Einfachste das, dass aus “a ist
rot” die Negation aller Sätze folgt, die a eine andere Farbe
zuschreiben.
Diese Negatien negativen Sätze werden
gewiss in dem einen nicht mitgedacht.
Man könnte natürlich sagen: wir unterscheiden doch nicht unendlich
viele Farbtöne; aber die Frage ist: hat die Anzahl der Farbtöne,
die wir unterscheiden, überhaupt etwas mit der Komplikation
jenes ersten Satzes zu tun; ist er mehr oder weniger komplex,
je nachdem wir mehr oder weniger Farbtöne unterscheiden?
Müsste man nun nicht so sagen: Ein Satz folgt erst aus ihm, wenn er da ist. Erst wenn wir zehn Sätze gebildet haben, die aus dem ersten folgen, folgen zehn Sätze aus ihm. |
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Ich möchte sagen, ein Satz folgt erst dann aus dem anderen, wenn er mit
ihm konfrontiert wird.
Jenes “u.s.w. ad
infinitum” bezieht sich nur auf die Möglichkeit der Bildung
von Sätzen, die aus dem ersten folgen, ergibt aber keine Zahl
solcher Sätze.
Könnte ich also einfach sagen: Unendlich viele Sätze folgen darum nicht aus einem Satz, weil es unmöglich ist, unendlich viele Sätze hinzuschreiben (d.h. ein Unsinn ist, das zu sagen). |
| Man müsste a priori sagen können, dass F(A'B') aus F(AB) folgen würde. 3o05 |
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Sind die Striche A' und B' vorhanden, dann folgt
allerdings jener zweite Satz aus dem ersten
(﹖– dann ist die
Zusammengesetztheit schon in dem ersten Satz
offenbar﹖ vorhanden –﹖)
dann folgen aber aus dem ersten Satz nur so viele Sätze, als seiner
Zusammengesetztheit entspricht (also nie unendlich
viele). |
|
“Das Ganze ist weiss, folglich ist auch ein
Teil, der durch eine solche Grenzlinie charakterisiert ist,
weiss.”
“Das Ganze war weiss, also
war auch jener Teil davon weiss, auch
wenn ich ihn damals nicht begrenzt darin wahrgenommen
habe.” |
| “Eine ungeteilt gesehene Fläche hat keine
Teile“.
Denken wir uns aber einen Masstab an die Fläche
angelegt, sodass wir etwa zuerst das Bild
|
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“Wo immer, innerhalb dieses Kreises Du die Scheibe triffst, hast
Du gewonnen”.
“Ich denke, Du wirst die Scheibe irgendwo innerhalb dieses Kreises treffen”. Was den ersten Satz betrifft, könnte man fragen: woher weisst Du das? Hast Du alle möglichen Orte ausprobiert? Und die Antwort müsste dann lauten: das ist ja kein Satz, sondern eine allgemeine Festsetzung. |
|
Der Schluss lautet auch nicht so: “wo
immer auf der Scheibe der Schuss hintrifft, hast Du
gewonnen.
Du hast auf der Scheibe dahin getroffen,
306 also hast Du den Preis
gewonnen”.
Denn wo﹖ ist dieses da? wie ist es
ausser dem Schuss bezeichnet, etwa
durch einen Kreis?
Und war der auch schon früher auf der Scheibe?
Wenn nicht, so hat die Scheibe sich ja verändert, wäre ˇer
aber schon dort gewesen, dann wäre er als eine Möglichkeit des Treffens
vorgesehen worden.
Es muss vielmehr heissen:
“Du hast die Scheibe getroffen, also …”.
|
|
Der Ort auf der Scheibe muss nicht notwendig durch
ein Zeichen, einen Kreis, auf der Scheibe angegeben sein.
Denn es gibt jedenfalls die Beschreibung “näher dem
Mittelpunkt”, “näher dem Rand”, “rechts
oben“
etc..
Wie immer die Scheibe getroffen wird, stets
muss so eine Beschreibung möglich
sein.
(Aber von diesen Beschreibungen gibt es auch nicht
“unendlich viele”.) |
|
Hat es nun einen Sinn zu sagen: “aber wenn man die Scheibe
trifft, muss man sie irgendwo
treffen”?
Oder auch: “wo immer er die Fläche trifft, wird es keine
Ueberraschung sein, ⌊–⌋ so
dass man etwa sagen würde ‘das habe ich mir
nicht erwartet, ich habe gar nicht gewusst,
dass es diesen Ort gibt’”.
Das heisst aber doch, es kann keine geometrische
Ueberraschung sein. |
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Was für eine Art Satz ist: “Auf diesem Streifen sind
alle Schattierungen von Grau zwischen Schwarz und
Weiss zu sehen”?
Hier scheint es auf den ersten Blick, dass von
unendlich vielen Schattierungen die Rede ist.
Ja, wir haben hier scheinbar das Paradox, dass wir zwar nur endlich viele Schattierungen von einander unterscheiden können und der Unterschied zwischen ihnen natürlich nicht ein unendlich kleiner ist, und wir dennoch einen kontinuierlichen Uebergang sehen. 307 |
|
Man kann ein bestimmtes Grau ebensowenig als eines der unendlichen
vielen Grau zwischen Schwarz und Weiss auffassen, wie
man eine Tangente t als eines der unendlich vielen
Uebergangsstation von t' nach
t'' Wenn ich als z.B. sage: “Ich habe das Lineal sich von t' nach t'' bewegen sehen, also muss ich es auch in t gesehen haben”, so haben wir hier keinen richtigen logischen Schluss. Wenn ich nämlich damit sagen will, das Lineal muss mit in der Lage t erschienen sein – wenn ich also von der Lage im Gesichtsraum rede, so folgt das aus dem Vordersetz durchaus nicht. Rede ich aber vom physischen Lineal, so ist es natürlich möglich, dass das Lineal die Lage t übersprungen hat und das Phänomen im Gesichtsraum dennoch kontinuierlich war. 308 |
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Es ist nur wesentlich, dass wir
(hier﹖) nicht sagen können, wir sind
durch Erfahrung daraufgekommen, dass es auch noch
diesen Fall der Grammatik gibt.
Denn den müssten wir in dieser Aussage
statement beschreiben und diese Beschreibung,
obwohl ich ihre Wahrheit erst jetzt einsehe, hätte ich doch schon vor
dieser Erfahrung verstehen können. |
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Es ist die alte Frage: inwiefern kann man jetzt von einer
Erfahrung sprechen, die man jetzt nicht hat.
Was ich nicht voraussehen kann, kann ich nicht voraussehen. Und wovon ich jetzt sprechen kann, kann ich jetzt sprechen, unabhängig von dem, wovon ich jetzt nicht sprechen kann. Die Logik ist eben immer komplex. |
|
“Wie kann ich wissen, was alles folgen wird?”
–
Was ich dann wissen kann, kann ich auch jetzt wissen. |
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Aber gibt es denn auch allgemeine Regeln der Grammatik, oder nicht nur
Regeln über allgemeine Zeichen[.| ?]
309
Zeichen?
Was wäre etwa eine allgemeine und eine besondere Regel im Schachspiel [&|(]oder einem andern)? Jede Regel ist ja allgemein. Doch ist eine andere Art der Allgemeinheit in der Regel, dass p V q aus p folgt, als in der, dass jeder Satz der Form p, non-non-p, … aus p & q folgt. Ist aber nicht die Allgemeinheit der Regel für den Rössselspr[i|u]ng eine andere als die, einer Regel für den Anfang einer Partie? |
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Ist das Wort “Regel” überhaupt vieldeutig?
Und sollen wir also nicht von Regeln im Allgemeinen reden, wie auch
nicht von Sprachen im Allgemeinen?
Sondern nur von Regeln in besonderen Fällen. |
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“Wenn aus F1(a) (a hat
die Farbe F1) folgt
non-F2 (a), so
musste in der Grammatik des ersten Satzes auch schon
die Möglichkeit des zweiten vorausgesehen sein (wie könnten wir auch
sonst F1 und
F2 Farben
nennen).”
“Wenn der zweite Satz dem ersten, sozusagen, unerwartet gekommen wäre, so könnte er nie aus ihm folgen”. “Der erste Satz muss den anderen als seine Folge anerkennen. Oder vielmehr es muss dann beide eine Grammatik vereinigen und diese muss dieselbe sein, wie vor dem Schluss”. (Es ist sehr schwer, hier keine Märchen von den Vorgängen im Symbolismus zu erzählen, wie an anderer Stelle keine Märchen über die psychologischen Vorgänge. Denn alles ist ja einfach und allbekannt (und nichts neues zu erfinden). Das ist ja eigentlich das Unerhörte an der Logik, dass ihre ausserordentliche Schwierigkeit darauf beruht, dass nichts zu konstruieren, sondern alles schon da und bekannt ist.) |
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“Welchen Satz p nicht als seine Folge erkennt, der ist
nicht seine Folge”. 310 |
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Aus der Grammatik des Satzes – und aus ihr allein,
muss es hervorgehen, ob ein Satz aus
ihm folgt.
Keine Einsicht in einen neuen Sinn kann das ergeben; – sondern nur
die Einsicht in den alten Sinn. –
Es ist nicht möglich, einen neuen Satz zu bilden, der aus jenem folgt,
den man nicht hätte bilden können (wenn auch ohne zu wissen, ob er
wahr oder falsch ist) als jener gebildet wurde.
Entdeckte man einen neuen Sinn und folge dieser aus jenem // dem // ersten Satz, so hätte dieser Satz dann
nicht seinen Sinn geändert. 311 |
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Ich möchte sagen: das allgemeine Bild ❘ ⚬ ❘ hat eine andre
Metrik als das besondere. |
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Im allgemeinen Zeichen “❘ ⚬ ❘”
spielen die Distanzen so wenig eine Rolle wie im Zeichen
“aRb”. |
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Wie man die Zeichnung ❘ ⚬ ❘ als eine
Darstellung des “allgemeinen Falls” ansehen
kann.
Quasi nicht im Massraum, sondern so,
dass die Distanzen des Kreises von den Geraden
garnichts ausmachen.
Man sieht dann das Bild d als Fall
eines anderen Systems, wie wenn man es als Darstellung einer besonderen
Lage des Kreises zwischen den Geraden sieht.
Oder richtiger: Es ist dann Bestandteils
eines andren Kalküls.
Von der Variablen gelten eben andre Regeln, als von ihrem besonderen
Wert. |
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”Woher // Wie //
weisst Du, dass er im Zimmer
ist?” –
“Weil ich ihn
313 hineingesteckt habe und er
nirgends heraus kann.” –
So ist also Dein Wissen der allgemeinen Tatsache,
dass er irgendwo im Zimmer ist, auch von der
Multiplizität dieses Grundes. |
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Nehmen wir die besonderen Fälle des allgemeinen Sachverhalts,
dass das Kreuz sich zwischen den Grenzstrichen
befindet:
|
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Es scheint uns aber das ‘zwischen den Strecken, oder Wänden,
Liegen’ etwas Einfaches, wovon die verschiedenen Lagen (ob
die Gesichtserscheinungen, oder die durch Messen festgestellten
Lagen) ganz unabhängig sind.
D.h., wenn wir von den einzelnen (gesehenen) Lagen reden, so scheinen wir von etwas ganz Anderem zu reden, als von dem, wovon im allgemeinen Satz die Rede ist. |
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Es ist ein anderer Kalkül, zu dem unsere Allgemeinheitsbezeichnung
gehört und ein anderer, in dem es jene Disjunktion gibt.
Wenn wir sagen, das Kreuz liegt zwischen diesen Strichen, so haben wir
keine Disjunktion bereit, die den Platz des //
dieses // allgemeinen Satzes nehmen könnte. |
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Wenn man die allgemeinen Sätze von der Art “der Kreis befindet
sich im [W|Q]uadrat” betrachtet, so kommt es einem
immer wieder so vor, als sei die Angabe der Lage im Quadrat nicht
eine nähere Bestimmung zur Angabe, der Kreis liege im
Quadrat (wenigstens nicht, soweit der
Gesichtsformraum in Betracht kommt), als sei vielmehr das
“im Quadrat” eine komplette Bestimmung, die an sich nicht
mehr näher zu
314 beschreiben sei.
So wie eine Angabe der Farbe die Angabe der Härte eines Materials nicht
näher bestimmt. –
So ist nun das Verhältnis der Angaben über den Kreis natürlich nicht,
und doch hat das Gefühl einen Grund. |
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In den grammatischen Regeln für die Termini des allgemeinen Satzes
muss es liegen, welche Mannigfaltigkeit er für mögliche
Spezialfälle vorsieht //
voraussieht // .
Was in den Regeln nicht liegt, ist nicht vorhergesehen.
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Ist denn in (x).fx von a die Rede,
da fa aus
(x).fx
folgt?
In dem Sinne des allgemeinen Satzes, dessen Verifikation in einer
Aufzählung besteht, ja. |
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Wenn ich sage “in dem Quadrat ist ein schwarzer Kreis”
so ist es mir immer, als habe ich hier wieder etwas Einfaches vor
mir.
Als müsse ich nicht an verschiedene mögliche Stellungen // Lagen // oder
Grössen des Kreises denken.
Und doch kann man sagen: wenn ein Kreis in dem Quadrat ist, so
muss er irgendwo und von irgend einer
Grösse sein.
Nun kann aber doch auf keinen Fall davon die Rede sein,
dass ich mir alle möglichen Lagen
und Grössen zum voraus denke. –
In dem ersten Satz scheine ich sie vielmehr, sozusagen, durch ein Sieb
zu fassen, sodass “Kreis innerhalb des
Quadrats” einem Eindruck zu entsprechen scheint, für
den das Wo
etc. überhaupt noch nicht
in Betracht kommt, als sei es (gegen allen Anschein) etwas, was mit
jenem ersten Sachverhalt nur physikalisch,
315 nicht logisch verbunden sei.
Der Ausdruck “Sieb” kommt daher: wenn ich etwa eine Landschaft ansehe, durch ein Glas, das nur die Unterschiede von Dunkelheit und Helligkeit durchlässt, nicht aber die Farbunterschiede, so kann man so ein Glas ein Sieb nennen. Denkt man sich nun das Quadrat durch ein Glas betrachtet, das nur den Unterschied “Kreis im Quadrat, oder nicht im Quadrat” durchliesse, nicht aber einen Unterschied der Lage oder Grösse des Kreises, so könnten wir auch hier von einem Sieb sprechen. |
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Ich möchte sagen, in dem Satz “ein Kreis liegt im
Quadrat” ist von der besonderen Lage überhaupt nicht die
Rede.
Ich sehe dann in dem Bild nicht die Lage, ich sehe von ihr ab.
So als wären etwa die Abstände von den Quadratseiten dehnbar und als
gälten ihre Längen nicht.
Ja, kann denn nicht der Fleck sich wirklich im Viereck bewegen? Ist das nicht nur ein spezieller Fall von dem, im Viereck zu sein? Dann wäre es also doch nicht so, dass der Fleck an einer bestimmten Stelle im Viereck liegen muss, wenn er überhaupt darin ist. |
|
|
Der Satz “der Fleck ist im Quadrat” hält gleichsam
selbst den Fleck bloss im Quadrat, das
heisst, er beschränkt die Freiheit des Flecks nur
auf diese Weise und gibt ihm in dem Quadrat volle﹖
Freiheit.
Der Satz bildet dann einen Rahmen, der die Freiheit des
Flecks beschränkt und ihn innerhalb frei lässt, das
heisst, mit seiner Lage nichts zu
316 schaffen hat. –
Dazu muss aber der Satz (gleichsam eine Kiste,
in der der Fleck eingesperrt ist) die logische Natur dieses Rahmens
haben und das hat er, denn ich könnte jemandem den Satz erklären und
dann jene Möglichkeiten auseinandersetzen und zwar unabhängig davon, ob
ein solcher Satz wahr ist oder nicht, also unabhängig von einer
Tatsache. |
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“Wo immer der Fleck im Viereck ist …”
heisst “wenn er // “solange er // im Viereck
ist …” und hier ist nur die Freiheit (Ungebundenheit)
im Viereck gemeint, aber keine Menge von Lagen. |
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Es besteht freilich eine logische Aehnlichkeit
(formelle Analogie) zwischen dieser Freiheit und der
Gesamtheit von Möglichkeiten, daher gebraucht man oft in beiden
Fällen dieselben Wörter (“alle”,
“jeder”,
etc.). |
|
“Alle Helligkeitsgrade unter diesem tun meinen Augen
weh”.
Prüfe die Art der Allgemeinheit. |
|
“Alle Punkte dieser Fläche sind
weiss”.
Wie verifizierst Du das? – dann werde ich wissen, was es
heisst. 317 |
|
|
Wenn ich sage, der Fleck liegt im Quadrat, so weiss
ich – und muss wissen –
dass es verschiedene mögliche Lagen für ihn
gibt.
Aber auch, dass ich nicht eine bestimmte Zahl
aller solcher Lagen nennen könnte.
Ich weiss von vornherein nicht, wieviele Lagen
“ich unterscheiden könnte”.
– Und ein Versuch darüber lehrt mich auch nicht das, was ich hier
wissen will.
Das Dunkel, welches über den Möglichkeiten der Lage etc. herrscht, ist die gegenwärtige logische Situation. So wie trübe Beleuchtung auch eine bestimmte Beleuchtung ist. |
|
Es ist da immer so, als könnte man eine logische Form nicht ganz
übersehen, da man nicht weiss, wieviel, oder
welche mögliche Lagen es für den Fleck im Viereck gibt.
Anderseits weiss man es doch, denn man ist von
keiner überrascht, wenn sie auftritt. |
|
Es ist natürlich nicht “Stellung des Kreises in diesem
Quadrat” ein Begriff, und die besondere Stellung ein Gegenstand,
der unter ihn fällt.
318
So dass Gegenstände gefunden würden, von denen man
sich überzeugt, dass sie
⌊(⌋auch﹖) Stellungen des Kreises im
Quadrat sind, von denen man aber früher nichts
gewusst hat. |
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Die Mittelstellung des Kreises und andere ausgezeichnete Stellungen
sind übrigens ganz analog den primären Farben in der Farbenskala.
(Dieses Gleichnis könnte man mit Vorteil fortsetzen.)
|
|
Der Raum ist sozusagen eine Möglichkeit.
Er besteht nicht aus mehreren Möglichkeiten. |
|
Wenn ich also höre, das Buch liegt – irgendwo – auf dem Tisch,
und finde es nun in einer bestimmten Stellung, so kann ich nicht
überrascht sein und sagen “ah, ich habe nicht
gewusst, dass es diese Stellung
gibt” und dochn hatte ich diese besondere Stellung nicht
vorhergesehen,
d.h., als
besonderee Möglichkeit vorher ins Auge
gefasst.
Was mich überrascht, ist eine physische Möglichkeit, nicht eine
logische! |
|
Was ist aber der Unterschied zwischen dem Fall “das Buch liegt
irgendwo auf dem Tisch” und dem “das
Ereignis wird irgendeinmal in Zukunft eintreten”?
Offenbar der, dass wir im einen Fall eine sichere
Methode kennen zu verifizieren, ob das Buch auf dem Tisch liegt, im
anderen Fall eine analoge Methode nicht existiert.
Wenn etwa ein bestimmtes Ereignis bei einer der unendlich vielen
Bisektionen einer Strecke eintreten sollte, oder besser: wenn es
eintreten sollte, wenn wir die Strecke in einem Punkt
(ohne nähere Bestimmung) schneiden und an diesem Punkt eine Minute
verweilen, so ist diese Angabe ebenso sinnlos, wie die über die
unendliche Zukunft. 319 |
|
Angenommen, ich gäbe eine Disjunktion von so vielen Stellungen an,
dass es mir unmöglich wäre, eine Stellung von allen
angegebenen als verschieden zu erkennen sehen; wäre
nun die Dis[k|j]unktion der allgemeine Satz
(Ex).fx?
Wäre es nicht sozusagen Pedantrie, die Disjunktion noch
immer nicht als den allgemeinen Satz anzuerkennen?
Oder besteht ein wesentlicher Unterschied, und ist die Disjunktion
vielleicht dem allgemeinen Satz gar nicht ähnlich? |
|
Das, was uns auffällt, ist, dass der eine Satz so
kompliziert, der andere so einfach ist.
Oder ist der einfache nur eine kurze Schreibweise des
komplizierteren? |
|
Was ist denn das Kriterium dafür (für den allgemeinen Satz),
dass der Kreis im Quadrat ist?
Entweder überhaupt nichts, was mit einer Mehrheit von Lagen
(bezw. Grössen) zu
tun hat, oder aber etwas, was mit einer endlichen Anzahl solcher
Lagen zu tun hat. |
|
Wenn man sagt, der Fleck A ist irgendwo zwischen den Grenzen B
und C, ist es denn nicht offenbar möglich, eine Anzahl von
Stellungen des A zwischen B und C zu beschreiben
oder abzubilden, sodass ich die
Succession aller dieser Stellungen als
kontinuierlichen Uebergang sehe?
Und ist dann nicht die Disjunktion aller dieser
N Stellungen
eben der Satz, dass sich A irgendwo
zwischen B und C befindet?
Aber wie verhält es sich mit diesen N Bildern? Es ist klar, dass ein Bild und das unmittelbar folgende visuell nicht unterscheidbar sein dürfen, sonst ist der Uebergang visuell diskontinuierlich. Die Stellungen, deren Succession ich als kontinuierlichen Uebergang sehe, sind Stellungen nicht im Gesichtsraum. 320 Gesichtsraum. |
|
Wie ist der Umfang des Begriffs “Dazwischenliegen”
bestimmt?
Denn es soll doch im Vorhinein festgelegt werden,
welche Möglichkeiten zu diesem Begriff gehören.
Es kann, wie ich sage, keine Ueberraschung sein,
dass ich auch das
“dazwischenliegen” nenne.
Oder: wie können die Regeln für das Wort
“dazwischenliegen” angegeben werden, da ich doch nicht die
Fälle des Dazwischenliegens aufzählen kann?
Natürlich muss gerade das für die Bedeutung
dieses Worts charakteristisch sein. |
|
Wir würden das Wort ja auch nicht durch Hinweisen auf alle
besonderen Fälle jemandem zu erklären suchen, sondern // aber wohl, // indem wir auf einen solchen
Fall (oder einige) zeigten und in irgendeiner Weise andeuteten,
dass es auf den besonderen Fall nicht ankomme.
|
|
Das Aufzählen von Lagen ist nicht nur nicht nötig, sondern es kann hier
wesentlich von so einem Aufzählen keine Rede sein. |
|
Zu sagen “der Kreis liegt entweder zwischen den beiden Geraden
oder hier“ (wo dieses //
das // ‘hier’ ein Ort zwischen den Geraden
ist) heisst offenbar nur: “der
Kreis liegt zwischen den beiden Geraden”, und der Zusatz
“oder hier” erscheint //
ist // überflüssig.
Man wird sagen: in dem ‘irgendwo’ ist das
‘hier’ schon mitinbegriffen.
Das ist aber merkwürdig, weil es nicht
(darin) genannt ist. |
|
Eine bestimmte Schwierigkeit besteht darin,
dass // wenn //
die Worte // Zeichen // das nicht zu
sagen scheinen, was der Gedanke erfasst, oder:
wenn die Worte das nicht sagen, was der Gedanke zu erfassen scheint.
321
So, wenn wir sagen “dieser Satz gilt von allen Zahlen” und glauben in dem Gedanken alle Zahlen wie die Aepfel in einer Kisste gefasst // aufgefasst // zu haben. |
|
Nun könnte man aber fragen: Wie kann ich
(nun﹖) im Voraus wissen, aus welchen
Sätzen dieser allgemeine Satz folgt?
Wenn ich diese Sätze nicht angeben kann. |
|
Kann man aber sagen: “man kann nicht sagen, aus welchen
Sätzen dieser Satz folgt”?
Das klingt so wie: man weiss es nicht.
Aber so ist es natürlich nicht.
Und ich kann ja Sätze sagen, und im Vorhinein sagen,
aus denen er folgt. –
“Nur nicht alle”. –
Aber das heisst ja eben nichts. |
|
Es ist eben nur der allgemeine Satz und besondere Sätze (nicht die
besonderen Sätze).
Aber der allgemeine Satz zählt besondere Sätze nicht auf.
Aber was charakterisiert ihn denn ˇdann als allgemein, und was
zeigt, dass er nicht einfach diejenigen // die // besonderen Sätze
umschliesst, von denen wir in diesem
bestimmten Falle sprechen? |
|
Er kann nicht durch seine Spezialfälle charakterisiert werden; denn
wieviele man auch aufzählt, so könnte er immer mit dem Produkt der
angeführten Fälle //
Spezialfälle // verwechselt werden.
Seine Allgemeinheit liegt also in einer Eigenschaft (grammatischen
Eigenschaft) der Variablen. 322 |
|
|
Die eigentliche Schwierigkeit liegt nämlich im Begriff des
‘(En) ’
und allgemein des ‘(Ex)’.
Ursprünglich stammt diese Notation vom Ausdruck unsrer
Wortsprache her: “es gibt ein … von der und der
Eigenschaft”.
Und was hier an Stelle der Punkte steht, ist etwa “Buch meiner
Bibliothek”, oder “Ding (Körper) in diesem
Zimmer”, “Wort in diesem Brief”,
u.s.w..
Man denkt dabei an Gegenstände, die man der Reihe nach
durchgehen kann.
Durch einen, so oft verwendeten // angewandten // ,
Prozess der Sublimierung wurde diese Form dann
zu der: “es gibt einen Gegenstand, für
welchen …”, und hier dachte man sich ursprünglich
auch die Gegenstände der Welt ganz analog den
‘Gegenständen’ im Zimmer (nämlich den Tischen,
Stühlen, Büchern,
etc.).
Obwohl es ganz klar ist, dass die Grammatik dieses
“(Ex).
etc.” in vielen Fällen eine ganz andere ist, als
im primitiven und als Urbild dienenden Fall.
Besonders krass wird die Diskrepanz zwischen dem
ursprünglichen Bild und dem, worauf die Notation nun angewendet
werden soll // angewendet wird // , wenn ein
Satz “in diesem Viereck sind nur zwei Kreise”
wiedergegeben wird durch die // in
der // Form “es gibt keinen Gegenstand, der die
Eigenschaft hat, ein
323 Kreis in diesem Viereck, aber weder der
Kreis a noch der Kreis b zu sein”, oder “es
gibt nicht drei Gegenstände, die die Eigenschaft haben, ein Kreis in
diesem Viereck zu sein”.
Der Satz “es gibt nur zwei Dinge, die Kreise in diesem Viereck
sind” (analog gebildet dem Satz “es gibt nur zwei
Menschen, die diesen Berg erstiegen haben”) klingt verrückt; und
mit Recht.
D.h., es ist nichts damit gewonnen, das wir den Satz
“in diesem Viereck sind zwei Kreise” in jene Form
pressen; vielmehr hilft uns das nur zu übersehen,
dass wir die Grammatik dieses Satzes nicht
klargestellt haben.
Zugleich aber gibt hier die
Russell'sche
Notation einen Schein von Exaktheit, der Manchen glauben macht,
die Probleme seien dadurch gelöst, dass man den Satz
auf die Russell'sche Form gebracht hat.
(Es ist das ebenso gefährlich, wie der Gebrauch des Wortes
“wahrscheinlich”, ohne weitere Untersuchung
darüber, wie das Wort in diesem speziellen Fall gebraucht wird.
Auch das Wort “wahrscheinlich” ist, aus leicht
verständlichen Gründen, mit einer Idee der Exaktheit
verbunden.)
In allen den Fällen: “Einer der vier Füsse dieses Tisches hält nicht”, “es gibt Engländer mit schwarzen Haaren”, “auf dieser Wand ist ein Fleck”, “die beiden Töpfe haben das gleiche Gewicht”, “auf beiden Seiten stehen gleichviel Wörter” – wird in der Russell'schen Notation das “(E … ) …” gebraucht; und jedesmal mit anderer Grammatik. Damit will ich also sagen, dass mit einer Uebersetzung so eines Satzes aus der Wortsprache in die Russell[_|']sche Notation nicht viel gewonnen ist. |
|
Unzulänglichkeit der
Frege'schen und
Russell'schen Allgemeinheitsbezeichnung.
Es hat Sinn, zu sagen “schreib' eine beliebige Kardinalzahl hin”, ist aber Unsinn zu sagen: “schreib' alle Kardinalzahlen hin”. “In dem Viereck befindet sich ein Kreis” ((Ex).fx) hat Sinn, aber nicht non.neg(Ex).non fx: 324 “in dem Viereck befinden sich alle
Kreise”.
“Auf einem andersfarbigen Hintergrund befindet sich ein roter
Kreis” hat Sinn, aber nicht “es gibt keine von rot
verschiedene Farbe eines Hintergrundes, auf der sich kein roter Kreis
befindet”.
“In diesem Viereck ist ein schwarzer Kreis”: Wenn dieser Satz die Form “(Ex).x ist ein schwarzer Kreis im Viereck” hat, was // welcher Art // ist so ein Ding x, welches // das // die Eigenschaft hat, ein schwarzer Kreis zu sein (und also auch die haben kann, kein schwarzer Kreis zu sein)? Ist es etwa ein Ort im Quadrat? dann aber gibt es keinen Satz “(x).x ist ein schwarzer …”. Anderseits könnte jener Satz bedeuten “es gibt einen Fleck im Quadrat, der ein schwarzer Kreis ist”. Wie verifiziert man diesen Satz? Nun, man geht die verschiedenen Flecken im Quadrat durch und untersucht sie daraufhin, ob sie ganz schwarz und kreisförmig sind. Welcher Art ist aber der Satz: “Es ist kein Fleck in dem Quadrat”? Denn, wenn das ‘x’ in ‘(Ex)’ im vorigen Fall ‘Fleck im Quadrat’ hiess, dann kann es zwar einen Satz “(Ex).fx” geben, aber keinen “(Ex)” oder “non.neg(Ex)”. Oder, ich könnte wieder fragen: Was ist das für ein Ding, das die Eigenschaft hat (oder nicht hat) ein Fleck im Quadrat zu sein? Und wenn man sagen kann “ein Fleck ist in dem Quadrat”, hat es dann // damit // auch schon Sinn, zu sagen “alle Flecken sind in dem Quadrat”? Welche alle? |
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Die gewöhnliche Sprache sagt “in diesem Viereck ist ein roter
Kreis”, die Russell'sche Notation sagt “es gibt einen Gegenstand,
der ein roter Kreis in diesem Viereck ist”.
Diese Ausdrucksform ist offenbar nach dem Modell
gebildet: “es gibt eine Substanz, die im Dunkeln
leuchtet”, “es gibt einen Kreis in diesem Viereck, der
rot ist”. –
Vielleicht ist schon der Ausdruck “es gibt”
irreführend.
“Es gibt” heisst eigentlich
soviel wie “es findet sich”, oder “es gibt
unter diesen Kreisen einen …”.
Wenn man also in grösstmöglicher Annäherung an die Russell'sche Aus- 325 drucksweise sagt “es
gibt einen Ort in diesem Viereck, wo ein roter Kreis ist”, so
heisst das eigentlich, unter diesen Orten gibt es
einen, an welchem
etc.. |
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(Der schwierigste Standpunkt in der Logik ist der des gesunden
Menschenverstandes.
Denn er verlangt zur Rechtfertigung seiner Meinung die volle Wahrheit
und hilft uns nicht, durch die geringste Konzession, oder
Konstruktion.) |
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Der richtige Ausdruck dieser Art Allgemeinheit ist also der, der
gewöhnlichen Sprache “in dem Viereck ist ein
Kreis”, welcher die Lage des Kreises einfach offen
lässt (unentschieden
lässt).
(“Unentschieden” ist ein richtiger Ausdruck, weil die
Entscheidung einfach fehlt.) 326 |
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Meine Auffassung des allgemeinen Satzes war, dass
(Ex).fx eine
logische Summe ist und dass nur ihre Summanden
hier nicht aufgezählt seien, sich aber aufzählen
liessen (und zwar aus dem Wörterbuch und der
Grammatik der Sprache).
Denn liessen sie sich nicht aufzählen, so handelt es sich ja doch nicht um ˇeine // um keine // logische Summe // , so haben wir ja doch keine logische Summe // . (Vielleicht ein Gesetz, logische Summen zu bilden.) |
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Die Erklärung von (Ex).fx als einer
logischen Summe und (x).fx als logischem
Produkt kann natürlich nicht aufrecht erhalten werden.
Sie ging mit einer falschen Auffassung der logischen Analyse zusammen,
indem ich etwa dachte, das logische Produkt für ein bestimmtes
(x).fx werde sich schon
einmal finden. –
Es ist natürlich richtig, dass
(Ex).fx
irgendwie als logische Summe funktioniert und
(x).fx als Produkt; ja in
einer Verwendungsart der Worte “alle” und
“einige” ist meine alte Erklärung richtig, nämlich
–
z.B. – in dem Falle “alle
primären Farben finden sich in diesem Bild” oder “alle
Töne der C-Dur Tonleiter kommen in
327 diesem Thema vor”.
In Fällen aber wie “alle Menschen sterben, ehe sie 200 Jahre
alt werden” stimmt meine Erklärung nicht.
Dass nun aber (Ex).fx als
logische Summe funktioniert, ist darin ausgedrückt,
dass es aus fa und aus
fa.
V .fb folgt, also in den Regeln:
(Ex).fx . & . fa = fa und (Ex).fx : & : fa. V .fb = fa. V .fb. Aus diesen Regeln ergeben sich dann die Grundgesetze Russells fx .C. (Ez).fz und fx. V .fy :C: (Ez).fz als Tautologien. |
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Für (Ex).fx,
etc. brauchen wir auch
die Regeln:
(Ex). fx V Fx = (Ex).fx . V . (Ex).Fx, (Ex,y). fx & Fy . V . (Ex).fx . & . Fx = (Ex).fx . & . (Ex).Fx. Jede solche Regel ist ein Ausdruck der Analogie zwischen (Ex).fx und einer logischen Summe. |
|
Man könnte übrigens wirklich eine Notation für
(Ex).fx einführen,
in der man es durch ein Zeichen
“fr
V fs V ft V …” ersetzt
und dürfte dann damit rechnen, wie mit einer logischen Summe; es
müssten aber die Regeln vorgesehen sein, nach denen
ich diese Notation immer in die von
“(Ex).fx”
zurücknehmen kann und die also das Zeichen “fa V fb
V fc V …” von dem einer
logischen Summe unterscheiden.
Der Zweck dieser Notation wäre nur der, in gewissen Fällen leichter
mit (Ex).fx rechnen zu
können. |
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Wenn ich Recht habe, so gibt es keinen Begriff “reine
Farbe”; der Satz “A hat eine reine
Farbe” heisst einfach “A ist
rot, oder gelb, oder blau, oder grün”.
“Dieser Hut gehört entweder A oder B oder
C” ist nicht derselbe Satz wie “dieser Hut
gehört einem Menschen in diesem Zimmer”, selbst wenn tatsächlich
nur A,B,C im Zimmer sind, denn das muss erst
dazugesagt werden. –
Auf dieser Fläche sind zwei reine Farben,
heisst: Auf dieser
328 Fläche sind rot und gelb, oder
rot und blau, oder rot und grün, oder
etc.
Wenn ich nun nicht sagen kann “es gibt 4 reine Farben”, so sind die reinen Farben und die Zahl 4 doch irgendwie miteinander verbunden und das muss sich auch irgendwie ausdrücken. – Z.B. wenn ich sage “auf dieser Fläche sehe ich 4 Farben: gelb, blau, rot, grün. |
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Die Allgemeinheitsbezeichnung unserer gewöhnlichen Sprache
fasst die logische Form noch viel oberflächlicher,
als ich früher geglaubt habe.
Sie ist eben in dieser Beziehung mit der Subjekt-Prädikat Form
vergleichbar. |
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Die Allgemeinheit ist so vieldeutig, wie die Subjekt-Prädikat
Form. |
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Es gibt so viel verschiedene Allgemeinheiten, als es verschiedene
Zahlarten gibt. // Es gibt so viel
verschiedene ‘alle’, als es verschiedene
‘Eins’ gibt. // |
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Darum nützt es nichts, zur Klärung das Wort “alle” zu
gebrauchen, wenn man seine Grammatik in diesem Falle noch
nicht kennt. 329 |
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Denken wir uns die Erklärung des Begriffs der Pflanze.
Wir zeigen jemand mehrere Gegenstände und sagen, das sind
Pflanzen.
Dann zeigt auch er auf einen weiteren Gegenstand und sagt
“ist auch das eine Pflanze” und wir antworten
“ja, das auch”,
u.s.w..
Ich hätte nun einmal gesagt, er habe nun in dem Gezeigten den Begriff
‘Pflanze’ – das gewisse Gemeinsame –
gesehen und er sähe // sehe // die
Beispiele der Erklärung anders, wenn er in ihnen eben diesen Begriff
sieht als, wenn er sie etwa als Repräsentanten dieser bestimmten
Form // Gestalt // und Farbe allein
auffasse.
(So wie ich auch sagte, er sähe in der Variablen, wenn er sie als
solche versteht, etwas, was er im Zeichen für den besonderen Fall nicht
sieht.)
Aber der Gedanke des ‘darin Sehens’ ist von dem Fall
hergenommen, wo ich
z.B. die Figur
!!!! verschieden
‘phrasiert’ sehe.
Aber dann sehe ich eben in einem andern Sinn wirklich verschiedene
Figuren und, was diese gemein haben, ist ausser
ihrer Aehnlichkeit die Verursachung durch das
gleiche physikalische Bild.
Aber diese Erklärung ist doch nicht ohneweiteres auf den Fall des Verstehens der Variablen oder der Beispiele für den Begriff ‘Pflanze’ 330 anzuwenden.
Denn angenommen, wir hätten wirklich etwas anderes in ihnen gesehen,
als in Pflanzen, die nur um ihrer selbst willen gezeigt wurden, so ist
die Frage, kann denn dieses, oder irgendein anderes, Bild uns
zu der Anwendung als Variablen berechtigen?
Ich hätte Einem also die Pflanzen zur Erklärung zeigen können und
ihm dazu einen Trank gegeben, durch den es verursacht wird,
dass er die Beispiele in der bestimmten Weise
sieht.
(Wie es möglich wäre, dass ein Alkoholisierter
eine Gruppe !!!! immer als
!!! !
sieht.)
Und damit wäre die Erklärung des Begriffs in eindeutiger
Weise gegeben und wer sie verstanden hat, hätte von den vorgezeigten
Specimina und den begleitenden Gesten
dieses Bild empfangen.
So ist es aber doch nicht. –
Es ist nämlich wohl möglich, dass der, welcher
z.B. das Zeichen !!!!!! als
Zahlzeichen für die 6 sieht, es anders sieht (etwas andres darin
sieht) als der, welcher es nur als Zeichen für
“einige” auffasst, weil er seine
Aufmerksamkeit nicht auf das Gleiche richten wird; aber es kommt dann auf
das System von Regeln an, die von diesen Zeichen gelten und das Verstehen
wird wesentlich kein Sehen des Zeichens in gewisser Weise sein.
|
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Es wäre also möglich, zu sagen ‘jetzt sehe ich das nicht mehr als
Rose, sondern nur noch als Pflanze’!
Oder: “Jetzt sehe ich es nur als diese Rose”. “Ich sehe den Fleck nur noch im Quadrat, aber nicht mehr in einer bestimmten Lage”. |
|
Der seelische Vorgang des Verstehens interessiert uns eben gar
nicht.
(So wenig, wie der einer Intuition.) |
|
“Es ist doch gar kein Zweifel, dass der,
welcher die Beispiele als
331 beliebige Fälle zur Veranschaulichung des
Begriffs versteht, etwas andres versteht, als der, welcher sie als
bestimmt begrenzte Aufzählung
auffasst”.
Sehr richtig, aber was versteht der erste also, was der
zweite nicht versteht?
Nun, er sieht eben nur Beispiele in den vorgezeigten
Dingen, die nur gewisse Züge aufzeigen // aufweisen // sollen, aber er
meint nicht, dass ich ihm im
Uebrigen diese Dinge um ihrer selbst ◇◇◇
willen zeige. – |
|
Ich möchte die eine Aufzählung //
Klasse // ‘logisch begrenzt’,
die andere ‘logisch nicht begrenzt’ nennen.
|
|
Ja, aber ist es denn so, dass er nun tatsächlich nur
diese Züge an den Dingen sieht?
Etwa am Blatt nur das, was allen Blättern gemeinsam ist?
Das wäre so, als sähe er alles übrige “in
blanco”.
Also gleichsam ein unausgefülltes Formular, in dem die wesentlichen
Züge vorgedruckt sind.
(Aber die Funktion
“f( …)”
ist ja so ein Formular.) |
|
Aber was ist denn das für ein Prozess, wenn mir Einer
mehrere verschiedene Dinge als Beispiele eines Begriffes // für einen Begriff // zeigt, um mich darauf
zu führen, dass Gemeinsame in ihnen zu sehen; und wenn ich
es nun suche und wirklich sehe? // es suche und
nun wirklich sehe? //
Er kann mich auch auf das Gemeinsame aufmerksam
machen. –
Bringt er aber dadurch hervor, dass ich den
Gegenstand anders sehe?
Vielleicht auch, denn ich kann jedenfalls besonders auf einen
seiner Teile schauen, während ich sonst etwa alle
gleichmässig deutlich gesehen hätte.
Aber dieses Sehen ist nicht das Verstehen des Begriffs.
Denn wir sehen nicht etwas mit einer leeren
Argumentstelle. 332 |
|
Man könnte auch fragen: Sieht der, welcher das Zeichen
“!!! …”
als Zeichen des Zahlbegriffs (im Gegensatz zu
“!!!”, welches 3
bezeichnen soll) auffasst, jene erste Gruppe von
Strichen anders, als die Zweite?
Aber auch wenn er sie anders – gleichsam, vielleicht, verschwommener
– sieht, sieht er da etwa das Wesentliche des
Zahlbegriffs?
Hiesse das nicht, dass er
dann “!!! …” und
“!!!! …”
tatsächlich nicht voneinander müsste
unterscheiden können?
(Wenn ich ihm (nämlich﹖) etwa den
Trank eingegeben hätte, der ihn den Begriff sehen
macht //
lässt // .)
|
|
Denn wenn ich sage: Er bewirkt dadurch,
dass er uns mehrere Beispiele zeigt,
dass wir das Gemeinsame in ihnen sehen und von dem
Uebrigen absehen, so heisst
das eigentlich, dass das
Ueübrige in den Hintergrund
tritt, also gleichsam blasser wird (und warum soll es dann nicht ganz
verschwinden) und “das Gemeinsame”, etwa die
Eiförmigkeit, allein im Vordergrund bleibt.
Aber so ist es nicht. Uebrigens wären die mehreren Beispiele nur ein technisches Hilfsmittel, und wenn ich einmal das Gewünschte gesehen hätte, so könnte ich's auch in einem Beispiel sehen. (Wie ja auch ‘(Ex).fx’ nur ein Beispiel enthält.) |
|
Es sind also die Regeln, die von dem Beispiel gelten, die es zum
Beispiel machen. – |
|
Nun genügt aber doch heute jedenfalls das blosse
Begriffswort ohne eine Illustration, um sich mit mir zu
verständigen // sich mir verständlich zu
machen // (und die Geschichte des Verständnisses
interessiert uns ja nicht)
z.B., wenn mir Einer
sagt “forme ein Ei”; und ich will doch nicht sagen,
dass ich etwa dabei den Begriff des
Ei's vor meinem inneren Auge sehe, wenn ich diesen
Befehl (und das Wort “Ei”
verstehe.
333 verstehe.
Wenn wir eine Anwendung des Begriffes ‘Ei’ oder ‘Pflanze’ machen, so schwebt uns gewiss nicht vorerst ein allgemeines Bild vor, oder bei dem Hören des Wortes “Pflanze” das Bild des bestimmten Gegenstandes, den ich dann als eine Pflanze bezeichne. Sondern ich mache die Anwendung sozusagen spontan. Dennoch gibt es eine Anwendung, von der ich sagen würde: nein, das habe ich unter ‘Pflanze’ nicht gemeint; oder anderseits “ja, das habe ich auch gemeint”. Aber heisst das, dass mir diese Bilder vorgeschwebt haben // vorschwebten // und ich sie in meinem Geist ausdrücklich abgewiesen und zugelassen habe? – Und doch hat es diesen Anschein, wenn ich sage: “ja, das und das und das habe ich alles gemeint, aber das nicht”. Man könnte aber fragen: Ja, hast Du denn alle diese Fälle vorausgesehen? und die Antwort würde dann lauten “ja”, oder “nein”, aber ich dachte mir, es sollte etwas zwischen dieser und dieser Form sein”, oder dergleichen. Meistens aber habe ich in diesem Moment gar keine Grenzen gezogen und diese ergeben sich nur auf einem Umweg durch eine Ueberlegung. Ich sage z.B. “bring' mir noch eine ungefähr so grosse Blume” und er bringt eine und ich sage: Ja, so eine habe ich gemeint. So erinnere ich mich vielleicht an ein Bild, was mir vorschwebte, aber aus diesem geht nicht hervor, dass auch die herbeigebrachte Blume noch zulässig ist. Sondern hier wende ich eben jenes Bild an. Und diese Anwendung war nicht anticipiert worden. |
|
Was uns interessiert ist nur die exakte Beziehung des
Beispiels zum Folgen // zu dem
Danachhandeln // . |
|
Es wird aus dem Beispiel heraus wieder kalkuliert. |
|
Beispiele sind ordentliche Zeichen, nicht Abfall, nicht
Beeinflussung. 334 |
|
Denn uns interessiert nur die Geometrie des Mechanismus.
(Das heisst doch, die Grammatik seiner
Beschreibung.) |
|
Wie äussert es sich aber in unsern Regeln,
dass die behandelten Fälle
fx
keine wesentlich abgeschlossene Klasse sind? –
Doch wohl nur durch die Allgemeinheit der allgemeinen Regel. –
Dass sie nicht die Bedeutung für den
Kalkül haben, wie eine abgeschlossene Gruppe von Grundzeichen (etwa
den Namen der 6 Grundfarben).
Wie anders, als durch die Regeln, die von ihnen ausgesagt sind. –
Wenn ich etwa in einem Spiel die Erlaubnis habe, eine gewisse Art von
Steinen in beliebiger Anzahl zu borgen, andere aber in festgesetzter
Anzahl vorhanden sind, oder das Spiel zwar zeitlich unbegrenzt, aber
räumlich begrenzt ist, haben wir ja wohl denselben Fall.
Und der Unterschied zwischen den einen und den anderen Figuren des
Spiels muss eben durch die Spielregeln festgesetzt
sein.
Es heisst dann etwa von der einen: Du kannst
soviele Steine dieser Art nehmen, als Du willst. –
Und nach einem anderen exakteren //
bindenderen // Ausdruck der //
dieser // Regel darf ich nicht suchen. |
|
Das heisst, dass der Ausdruck
für die Unbegrenztheit der behandelten Einzelfälle
(eben) ein allgemeiner Ausdruck sein wird und
kein andrer sein kann, kein Ausdruck, indem die
anderen nicht behandelten Einzelfälle in schattenhafter Weise
vorkämen. |
|
Es ist ja klar, dass ich keine logische Summe als
Definition des Satzes “das Kreuz liegt zwischen den
Strichen” anerkenne.
Und damit ist doch alles gesagt. 335 |
|
Eines möchte ich immer sagen, um den Unterschied der Fälle zu
erklären, die als Beispiele für einen Begriff beigebracht werden, von
denen, die in der Grammatik eine bestimmte abgeschlossene Gruppe
bilden.
Wird nämlich zuerst erklärt “a,b,c,d sind Bücher. –
Nun bringe mir ein Buch” und er bringt eines, das von allen
gezeigten verschieden ist, so kann dennoch gesagt werden, er habe ganz
richtig nach der aufgestellten Regel gehandelt.
Hätte es aber geheissen “a,b,c,d sind
meine Bücher. –
Bringe mir eines von meinen Büchern”, so wäre es falsch
gewesen, überhaupt ein fünf[r|t]es // weiteres // zu bringen und die Antwort hätte
gelautet: Ich habe Dir doch gesagt, dass
a,b,c,d meine Bücher sind.
Im ersten Fall handelt der der Regel nicht zuwider, der einen anderen
Gegenstand bringt, als die in der Regel genannten, im zweiten Fall würde
er dadurch der Regel zuwider handeln.
Wenn Du aber auch nur a,b,c,d im Befehl nanntest, aber die
Handlung f(e) als Befolgung des Befehls
ansahst, heisst das nicht, dass
Du mit F(a,b,c,d …) doch
F(a,b,c,d,e) meintest?
Oder, wie unterscheiden sich diese Befehle, wenn sie doch von dem
Selben befolgt werden? –
Ja, aber es hätte ja auch f(g) mit dem Befehl
übereingestimmt und nicht nur f(e). –
Gut, dann meintest Du eben mit dem ersten Befehl:
F(a,b,c,d,e,g).
u.s.f.
Was immer Du mir bringst, ichn hätte es doch in einer
Disjunktion einschliessen können.
Wenn wir also eine Disjunktion aller von uns tatsächlich
gebrauchten Fälle konstruieren, wie würde sich die syntaktisch
von dem allgemeinen Satz unterscheiden?
Denn wir dürfen nun nicht sagen, : dadurch,
dass der allgemeine Satz auch noch durch r
(das nicht in der Disjunktion steht) wahr gemacht
wird.
Denn dadurch unterscheidet sich der allgemeine Satz nicht von
einer Disjunktion, die r enthält.
(Und also ist auch jede andere ähnliche Antwort
unmöglich.)
Wohl aber wird es einen Sinn haben, zu sagen:
F(a,b,c,d,e) ist die Disjunktion
aller tatsächlich von uns gebrauchten Fälle, aber auch andere
Fälle (es wird natürlich keiner erwähnt) machen den
allgemeinen Satz “F(a,b,c,d, …)”
336 wahr.
Während man hierin natürlich nicht den allgemeinen Satz für
F(a,b,c,
F(a,b,c,d,e) einsetzen
kann. |
|
Es ist übrigens hier gerade wichtig, dass die
Paranthese im vorigen Satz “und also ist
auch jede andere ähnliche Antwort unmöglich” ein
Unsinn // unsinnig // ist, weil man zwar
verschiedene besondere Fälle als Beispiele einer Allgemeinheit
geben // angeben // kann, aber nicht
verschiedene Variable, da die Variablen r,s,t sich ihrer
Bedeutung nach nicht unterscheiden. |
|
Man könnte dann freilich nicht sagen, wir befolgen
F(E) anders, wenn
wir f(d) tun, als eine Disjunktion,
worin // in welcher //
f(d) vorkommt, denn
F(E) = F(E)
V f(d).
Wem der Be[t|f]ehl gegeben wird “hole mir irgend
eine Pflanze, oder diese” (von welcher ihm ein Bild mitgegeben
wird), der wird dieses Bild ruhig beiseite legen und sich sagen
“da es irgend eine tut, so geht mich dieses Bild nichts
an”.
Dagegen werden wir das Bild nicht einfach beiseite legen dürfen, wenn
es uns mit fünf anderen gegeben wurde und der Befehl lautete, eine
von diesen sechs Pflanzen zu bringen.
(Es kommt also darauf an, in welcher Disjunktion sich
der besondere Befehl befindet.)
Und nach dem Befehl “f(a) V f(b) V
f(c)” wird man sich anders richten,
als nach dem Befehl “f(E)” ( = f(E) V
f(c)), auch wenn man jedes Mal
f(c) tut. –
Das Bild f(c) geht in
f(E) unter.
(Und es hilft uns ja nichts in einem Kahn zu sitzen, wenn wir
b mitsamt ihm unter Wasser sind und
sinken.)
Man möchte (uns﹖) sagen:
Wenn Du auf den Befehl “f(E)”
f(c) tust, so hätte Dir ja auch
f(c) ausdrücklich erlaubt
sein können, und wie hätte sich dann der allgemeine Befehl von einer
Disjunktion unterschieden? –
Aber auf diese Erlaubnis hättest Du Dich eben, in der﹖
Disjunktion mit dem allgemeinen Satz, gar﹖ nicht
337 stützen
können.
Ist es also so, dass der Befehl “bringe mir eine Blume” nie durch den Befehl ersetzt werden kann von der Form “bringe mir a oder b oder c”, sondern immer lauten muss “bringe mir a oder b oder c, oder eine andere Blume”? Aber warum tut der allgemeine Satz so unbestimmt, wenn ich ja doch jeden Fall, der wirklich eintritt, auch im Voraus hätte beschreiben können? |
|
Aber auch das scheint mir noch nicht den wichtigsten Punkt dieser
Sache zu treffen.
Weil es, wie [u|i]ch glaube, nicht eigentlich auf die
Unendlichkeit der Möglichkeiten ankommt, sondern auf eine Art von
Unbestimmtheit.
Ja, gefragt, wie[i|v]iele Möglichkeiten es denn für einen Kreis
im
Gesichtraumfeld
gäbe, innerhalb eines bestimmten Vierecks zu liegen, könnte ich weder
eine endliche Zahl nennen, noch sagen, es gäbe unendlich viele (wie in
der euklidischen Ebene).
Sondern wir kommen hier zwar nie zu einen Ende, aber die Reihe ist
nicht endlos im Sinne von /1, x, x + 1/.
Sondern, kein Ende, zu dem wir kommen, ist wesentlich das Ende. Das heisst, ich könnte immer sagen: ich seh' nicht ein, warum das alle Möglichkeiten sein sollen. – Und das heisst doch wohl, dass es sinnlos ist, von “allen Möglichkeiten” zu sprechen. Der Begriff ‘Pflanze’ und ‘Ei’ wird also von der Aufzählung gar nicht angetastet. |
|
Wenn wir auch sagen, wir hätten die besondere Befolgung
fa
immer als möglich voraussehen können, so haben wir dies doch in
Wirklichkeit nie getan. –
Aber selbst, wenn ich die Möglichkeit fa vorhersehe und ausdrücklich
in meinen Befehl aufnehme, so verliert sie sich neben dem allgemeinen
Satz und zwar, weil ich eben aus dem allgemeinen Satz ersehe,
dass dieser besondere Fall erlaubt ist, und nicht
einfach daraus, dass er im Befehl als erlaubt
◇◇◇ festgesetzt ist.
Denn, steht der allgemeine Satz da,
338 so nützt mir das Hinzusetzen des besonderen
Falles nichts mehr (d.h. eso macht den
Befehl nicht expliciter).
Denn nur aus dem allgemeinen Satz leite ich ja die Rechtfertigung
her, diesen besonderen Fall neben ihn zu setzen.
Man könnte nämlich glauben, und darauf geht ja meine ganze
Argumentation aus, dass durch das Hinzusetzen
des besonderen Falles die – gleichsam verschwommene –
Allgemeinheit des Satzes aufgehoben wird. Man könnte
sagen // ; dass man sagen
könnte // “jetzt brauchen wir sie nicht mehr, wir
haben ja hier den bestimmten Fall”.
Ja, aber wenn ich doch zugebe, dass ich den
besonderen Fall darum hierhersetze, weil er mit dem allgemeinen
Satz übereinstimmt!
Oder, dass ich doch anerkenne,
dass fa ein besonderer Fall von
fE ist!
Denn nun kann ich nicht sagen: das
beweis[s|t] //
heisst // eben, dass
fE eine Disjunktion ist,
deren ein Glied fa ist.
Denn wenn dies so ist, so muss sich diese Disjunktion
angeben lassen.
fE
muss dann als eine Disjunktion definiert sein.
Eine solche Definition wäre auch ohne weiteres zu geben, sie entspräche
aber nicht dem Gebrauch von fE, den wir
meinen.
Nicht so, dass die Disjunktion immer noch etwas
übrig lässt; sondern, dass sie das
Wesentliche der Allgemeinheit gar nicht berührt, ja, wenn man sie dieser
beifügt, ihrer Rechtfertigung erst von dem allgemeinen Satz
nimmt // bezieht // . |
|
Ich befehle zuerst fE; er befolgt den Befehl
und tut fa.
Nun denke ich, ich hätte ihm ja gleich den Befehl
“fE V fa”
geben können.
(Denn, dass fa den Befehl
fE befolgt,
wusste ich ja früher und es kam ja auf dasselbe
hinaus, ihm fE V fa zu
befehlen.)
Und dann hätte er sich also bei der Befolgung nach der // einer // Disjunktion “tue Eines oder
fa” gerichtet.
Und ist es, wenn er den Befehl durch fa befolgt, nicht gleichgültig, was
in Disjunktion mit fa steht?
Wenn er auf jeden Fall fa tut, so ist ja doch der Befehl
befolgt, was immer die Alternative ist.
Ich möchte auch sagen: In der Grammatik ist nichts nachträglich, keine 339 Bestimmung nach einer andern,
sondern alles ist zugleich da﹖.
Insofern kann ich also (auch﹖) nicht sagen, ich habe zuerst den Befehl fE gegeben und bin dann erst draufgekommen, dass fa ein Fall von fE ist; jedenfalls aber war und blieb mein Befehl fE, und fa setze ich dazu wissend // in der Erkenntnis // , dass fa mit fE übereinstimmt. Und diese Bestimmung, dass fa mit fE übereinstimmt, setzt doch eben den Sinn des Satzes fE voraus, wenn er überhaupt selbständig festgehalten wird, und nicht erklärt wird, er sei durch eine Disjunktion zu ersetzen. Und mein Satz “jedenfalls war und blieb aber mein Befehl fE u.s.w.” hiess nur, dass ich den allgemeinen Befehl nicht durch eine Disjunktion ersetzt hatte. Man kann sich nun denken, dass ich einen Befehl p V fa gebe und der Andre den ersten Teil des Befehls nicht deutlich versteht, wohl aber, dass der Befehl “… [B| V ] fa” lautet. Er könnte dann fa tun und sagen “ich weiss gewiss, dass ich den Befehl befolgt habe, wenn ich auch den ersten Teil nicht verstanden habe”. So nun denke ich es mir auch, wenn ich sage, es käme ja auf die andere Alternative nicht an. Aber dann hat er doch nicht den gegebenen Befehl befolgt, sondern ihn als “fa!” aufgefasst. // als Befehl fa aufgefasst. // Man könnte fragen: Hat der, welcher auf den Befehl “fE V fa” fa tut, den Befehl darum (d.h. insofern) befolgt, weil der Befehl von der Form x V fa ist, oder darum, weil fE V fa = fE ist? Wer fE versteht, also weiss, dass fE V fa = fE ist, der befolgt durch fa fE, auch wenn ich es “fE V fa” schreibe, weil er ja doch sieht, dass fa ein Fall v[i|o]n fE ist. – Und nun kann man uns entgegenhalten: Wenn er sieht, dass fa ein Fall von fE ist, so heisst das ja doch, dass fa disjunktiv ist in fE enthalten ist, dass also fE mit Hilfe von fa definiert ist! Und – muss er jetzt weiter sagen – die übrigen Teile der Disjunktion gehen mich eben nichts an, wenn die Glieder, die ich sehe, [q|a]lle sind, die ich jetzt brauche. “Du hast eben mit der Erklärung ‘dass 340 fa ein Fall von
fE ist’ nichts
weiter gesagt, als dass
fa
in fE vorkommt, und noch
andere Glieder.” –
Aber gerade das meinen wir nicht.
Und es ist nicht so, als hätten wir durch unsere Bestimmung
fE
unvollständig //
unvollkommen // defini
definiert.
Denn dann wäre ja eine vollständige Definition
möglich.
Und es wäre diejenige Disjunktion, nach welcher das angehängte
“ V fE”
gleichsam lächerlich wäre, weil ja doch nur die
genannten // aufgezählten //
Fälle für uns in Betracht kämen.
Wie wir aber fE auffassen, ist die Bestimmung,
dass fa ein Fall von
fE ist, keine unvollkommene,
sondern gar keine Definition von fE.
Ich nähere mich also auch nicht dem Sinn von fE, wenn
ich die Disjunktion der Fälle vermehre; die Disjunktion der Fälle
V fE ist zwar
gleich fE, aber niemals gleich der
Disjunktion der Fälle, sondern ein ganz anderer Satz. |
|
Auf keinem Umweg kann, was über eine Aufzählung von Einzelfällen
gesagt ist // wird // , die
Erklärung der Allgemeinheit ergeben //
sein // . |
|
Kann ich denn aber die Regeln des Folgens in diesem Fall
angeben?
Denn, wie weiss ich, dass
gerade aus fa (Ex).fx
folgt? ich kann ja doch nicht alle Sätze angeben,
aus denen es folgt. –
Das ist aber auch gar nicht nötig; folgt (Ex).fx aus
fa,
so war das jedenfalls vor jeder besonderen Erfahrung zu
wissen, und möglich, es in der Grammatik anzugeben. |
|
Ich sagte “es war möglich, vor jeder Erfahrung zu wissen,
dass (Ex).fx aus
fa
folgt und es in der Grammatik anzugeben”.
Es sollte aber heissen:
‘(Ex).fx folgt aus
fa’ ist kein Satz
(Erfahrungssatz) der Sprache, der ‘(Ex).fx’
und ‘fa’ angehören, sondern eine
in ihrer Grammatik festgesetzte Regel. 341 |
|
|
Man kann für den Gebrauch der Variablen wohl eine Regel aufstellen und
es ist kein Pläonasmus,
dass wir dabei eben diese Art der Variablen
gebrauchen.
Denn brauchten wir sie nicht, so wäre ja durch die Regeln die Variable
definiert.
Und wir nehmen ja nicht an, dass sie sich
definieren lasse, oder: sie definiert werden müsse (denn einmal
nehmen die Definitionen doch ein //
ihr // Ende). |
|
Das heisst (nur﹖),
dass –
z.B. – die
Variable
“x²”
keine Abkürzung ist (etwa für eine logische Summe) und
dass in
unserem
Gedanken auch nur ein Zeichen dieser Multiplizität vorhanden
ist. |
|
Denn nehmen wir an, ich hätte 7 Fälle // Spezialfälle
// aufgezählt und sagte “ihre logische Summe ist
aber nicht der allgemeine Satz”, so ist das nicht genug und ich
will noch sagen, dass auch keine andere
Zahl von Fällen //
Spezialfällen // den allgemeinen Satz ergibt.
Aber in diesem Zusatz scheine ich nun wiederum eine Aufzählung,
wenn auch nicht wi[k|r]k-
342 [k|l]ich so doch quasi
schattenhaft auszuführen.
Aber so ist es nicht, denn in dem Zusatz kommen ganz andere Wörter als
die Zahlwörter vor. |
|
“Wie aber soll ich es verbieten, dass
ein Zahlwort dort und dort eingesetzt wird?
Ich kann doch nicht vorhersehen, welches Zahlwort Einer ◇◇◇
wird einsetzen wollen, um es zu verbieten”. –
Du kannst es ja verbieten, wenn es kommt. –
Aber da sprechen wir ja schon, allgemein, vom Zahlbegriff!
|
|
Was macht aber macht ein Zeichen zum Ausdruck der Unendlichkeit?
Was gibt ihm den eigentümlichen Charakter dessen, was wir unendlich
nennen?
Ich glaube, dass es sich ähnlich verhält wie das
Zeichen einer enormen Zahl.
Denn das Charakteristische des Unendlichen, wie man es so?
auffasst, ist seine enorme
Grösse. |
|
Aber es gibt nicht etwas, was eine Aufzählung ist und doch keine
Aufzählung.
Eine Allgemeinheit, die quasi nebelhaft aufzählt, aber nicht wirklich
und bis zu einer be[w|s]timmten Grenze. |
|
Die Punkte in “1 + 1 + 1 + 1 …”
sind eben auch nur die vier Pünktchen.
Ein Zeichen, für das sich gewisse Regeln angeben lassen müssen.
(Nämlich dieselben, wie für das Zeichen
“u.s.w. ad inf.”)
Dieses Zeichen ahmt zwar die Aufzählung in gewisser Weise nach, ist
aber keine Aufzählung.
Und das heisst wohl, dass die
Regeln, die von ihm gelten, bis zu einem Punkt mit denen, die von einer
Aufzählung gelten, übereinstimmen, aber nicht ganz
übereinstimmen. |
|
Es gibt kein Mittelding zwischen einer //
der // bestimmten Aufzählung und der
Variablen. // und dem allgemeinen
Zeichen. // 343 |
|
Man hat natürlich nur die Zahlen bis zu einer gewissen höchsten –
sagen wir 10¹⁰ – hingeschrieben.
Worin besteht nun die Möglichkeit, Zahlen
hinzuschreiben, die man noch nicht hingeschrieben hat?
Wie seltsam dieses Gefühl, als wären sie doch schon alle irgendwie
vorhanden!
(Frege sagte, eine
Konstruktionslinie sei in gewissem Sinne schon vorhanden, auch ehe sie
gezogen wurde.) |
|
Hier ist die Schwierigkeit, sich zu wehren gegen den Gedanken, die
Möglichkeit sei eine Art schattenhafter Existenz //
Wirklichkeit // . |
|
In den Regeln für die Variable a kann eine Variable
b vorkommen und auch besondere Zahlzeichen; aber auch
keine Gesamtheit von Zahlen. |
|
Nun scheint es aber, als wäre damit etwas (aus
der Logik) weggeleugnet.
Etwa gerade die Allgemeinheit; oder das, was die Punkte
andeuten.
Das Unfertige (Lockere, Dehnbare) der Reihe //
Zahlenreihe // .
Und natürlich dürfen und können wir nichts wegleugnen.
Wo kommt also diese Unbestimmtheit zum Ausdruck?
Etwa so: Wenn wir Zahlen anführen, die wir statt der
Variablen a einsetzen dürfen, so sagen wir von keiner, es
sei die letzte, oder höchste. |
|
Würde uns aber nun nach der Erklärung einer Rechnungsart jemand fragen
“und ist nun 103 das letzte Zeichen, welches ich benützen
kann”; was sollen wir antworten?
“Nein, es ist nicht das letzte”, oder “es gibt
kein letztes”? –
Aber muss ich ihn nicht zurückfragen:
“Und wenn es nicht das letzte ist, was käme dann
noch?”
Und sagt er nun “104”, so müsste
ich sagen: Ganz richtig, Du kannst die Reihe selber
fortsetzen. |
|
Von einem Ende der Möglichkeit kann ich überhaupt nicht reden.
344
(Nur vor dem Geschwätz muss man sich in der Philosophie hüten. Eine Regel aber, die praktisch anwendbar ist, ist immer in Ordnung.) |
|
Es ist klar, dass man einer Regel von der Art
/a, x, x + 1/ folgen kann; ich meine, ohne schon von
vornherein die Reihe hinschreiben zu können, sondern, indem man
sich wirklich nach der Bildungsregel richtet // indem man
wirklich der Bildungsregel folgt // .
Es ist ja dann dasselbe, wie wenn ich eine Reihe etwa mit der Zahl 1
anfinge und sagte: “nun gib 7 dazu, multipliziere mit
5 und zieh' die Wurzel, und diese zusammengesetzte Operation
wende immer wieder auf das // ihr //
Resultat an”.
(Das wäre ja die Regel
/1, x, V(x + 7)∙5/.) |
|
Schliesslich ist ja das Wort
“u.s.w.” nichts anderes, als
das Wort
“
u.s.w.”
(d.h. wieder als ein Zeichen des Kalküls, das nicht
mehr tun kann, als durch die Regeln zu bedeuten, die von ihm
gelten.
Das nicht mehr sagen kann, als es zeigt.)
D.h. es wohnt in dem Wort “u.s.w.” keine geheime Kraft inne, durch die nun die Reihe fortgesetzt wird, ohne fortgesetzt zu werden. |
|
Das wohl nicht, wird man sagen, aber eben die Bedeutung der
unendlichen Fortsetzung. |
|
Man könnte nun﹖ aber fragen: Wie kommt es,
dass der, welcher die allgemeine Regel nun auf
eine weitere Zahl anwendet, nur dieser Regel
folgt.
Dass keine weitere Regel nötig war, die ihm erlaubt,
die allgemeine auch auf diesen Fall anzuwenden; und
dass doch dieser Fall in der
(allgemeinen) Regel nicht genannt
war. |
|
Es wundert uns also, dass wir diesen Abgrund zwischen
den einzelnen Zah-
345 len und dem allgemeinen Satz nicht
überbrücken kann. |
|
“Kann man sich einen leeren Raum vorstellen?”
(Diese Frage gehört merkwürdigerweise hierher.)
|
|
Es ist einer der tiefstwurzelnden Fehler der Philosophie: die
Möglichkeit als ein Schatten der Wirklichkeit. // , die Möglichkeit als einen Schatten der Wirklichkeit zu
sehen. //
Anderseits aber kann es kein Irrtum sein. Und das ist es auch nicht, wenn man den Satz diesen Schatten nennt. |
|
Die Gefahr ist natürlich hier wieder, in einen
Positivismus zu verfallen, nämlich in einen, der einen
eigenen Namen verdient und daher natürlich ein Irrtum sein
muss.
Denn wir dürfen überhaupt keine Tendenz haben, keine besondere
Auffassung der Dinge, sondern müssen alles anerkennen, was jeder
Mensch darüber je gesagt hat, ausser soweit er selbst
eine besondere Auffassung der oder Theorie hatte.
|
|
Denn das Zeichen “u.s.w.”,
oder ein ihm entsprechendes, ist wohl für die Bezeichnung der
Endlosigkeit wesentlich.
Natürlich durch die Regeln, die von einem solchen Zeichen
gelten.
D.h. wir können wohl das Reihenstück
“1, 1 + 1,
1 + 1 + 1” unterscheiden von der Reihe
“1, 1 + 1, 1 + 1 + 1,
u.s.w.”.
Und das letzte Zeichen und sein Gebrauch ist so wesentlich für den
Kalkül, als eines der vorhergehenden. // als irgend ein andres. //
|
|
Das, was mich nun bedrückt, ist, dass das
“u.s.w.” scheinbar auch in
den Regeln für das Zeichen
“u.s.w.” vorkommen
muss.
Z.B. ist 1, 1 + 1,
u.s.w.
= = 1, 1 + 1,
1 + 1 + 1,
u.s.w.
u.s.w.. 346 |
|
Aber haben wir denn hier nicht die alte Erkenntnis,
dass wir die Sprache nur von
aussen beschreiben können?
Dass wir also nicht erwarten dürfen, durch eine
Beschreibung der Sprache in andere Tiefen zu dringen, als die
Sprache selbst offenbart: Denn die Sprache beschreiben wir
mittels der Sprache. |
|
Wir könnten sagen: Es ist ja [k|g]ar kein
Anlass, zu fürchten, dass wir
das Wort “u.s.w.” in einer
das Endliche übersteigenden Weise gebrauchen. |
|
Uebrigens kann der, für das
“u.s.w.” charakteristische
Teil seiner Grammatik nicht in Regeln über die Verbindung
von “u.s.w.” mit einzelnen
Zahlzeichen (nicht: “den einzelnen
Zahlzeichen”) bestehen – denn diese Regeln geben ja
wieder ein beliebiges Stück einer Reihe – sondern in Regeln der
Verbindung von “u.s.w.” mit
“u.s.w.”. |
|
Die Möglichkeit noch weitere Zahlen anzuführen.
Die Schwierigkeit scheint uns die zu sein, dass
die Zahlen, die ich tatsächlich angeführt habe, ja gar nicht
wesentlich sind // keine wesentliche Gruppe sind
// und nichts dies andeutet, dass sie
eine beliebige Kollektion sind die zufällig
aufgeschriebenen unter allen Zahlen.
(So, als hätte ich in einer Schachtel alle Steine eines Spiels und auf dem Tisch daneben eine zufällige Auswahl aus dieser Schachtel. Oder, als wären die einen Ziffern in Tinte nachgezogen, während sie alle schon gleichsam blass vorgezeichnet sind.) Dass wir aber ausser diesen zufällig benützten nur die allgemeine Form haben. Haben wir hier übrigens nicht – so komisch das klingt – den Unterschied zwischen Zahlzeichen und Zahlen? 347
Wenn ich z.B. sage “‘Kardinalzahlen’ nenne ich alles, was aus 1 durch fortgesetztes Addieren von 1 entsteht”, so vertritt das Wort “fortgesetzt” nicht eine nebelhafte Fortsetzung von 1, 1 + 1, 1 + 1 + 1, vielmehr ist auch das Zeichen “1, 1 + 1, 1 + 1 + 1, …” ganz exakt zu nehmen; als verschieden von “1, 1 + 1, 1 + 1 + 1” anderen bestimmten Regeln unterworfen und nicht ein Ersatz // Vertreter // einer Reihe “die sich nicht hinschreiben lässt”. |
|
Das heisst: Mit dem Zeichen
“1, 1 + 1,
1 + 1 + 1, …” wird auch
gerechnet, wie mit
(den﹖) Zahlzeichen, nur nach andern
Regeln. |
|
Was bildet man sich denn aber ein?
Welchen Fehler macht man denn?
Wofür hält man das Zeichen “1,
1 + 1, …”?
D.h.: wo kommt denn das
wirklich vor, [d|w]as man in diesem Zeichen zu
sehen meint?
Etwa, wenn ich sage “er zählte 1,2,3,4 und so weiter bis
1000”? wo es auch möglich wäre, wirklich alle Zahlen
hinzuschreiben. |
|
Als was sieht man denn “1, 1 + 1,
1 + 1 + 1, …” an?
Als eine ungenaue Ausdrucksweise. Die Pünktchen sind so, wie weitere Zahlzeichen, die aber undeutlich sind. So, als hörte man auf, Zahlzeichen hinzuschreiben, weil man ja doch nicht alle hinschreiben kann, aber als seien sie allerdings, quasi, in einer Kiste, vorhanden. // … aber als seien sie wohl, gleichsam in einer Kiste vorhanden. // Etwa auch, wie wenn ich von einer Melodie nur die ersten Töne deutlich singe und den Rest nur noch andeute und in Nichts auslaufen lasse. (Oder wenn man beim Schreiben von einem Wort nur wenige Buchstaben deutlich schreibt und mit einem unartikulierten Strich endet.) Wo dann dem ‘undeutlich’ ein ‘deutlich’ entspräche. |
|
Ich habe einmal gesagt, es könne nicht Zahlen geben und den Begriff
348 der Zahl.
Und das ist richtig, wenn es heisst,
dass die Variable zur Zahl nicht so steht, wie der
Begriff Apfel zu einem Apfel (oder der Begriff Schwert zu
Nothung).
Anderseits ist die Zahlvariable kein Zahlzeichen. |
|
Ich wollte aber auch sagen, dass der Zahlbegriff
nicht unabhängig von den Zahlen (gegeben) sein
könnte, und das ist nicht wahr.
Sondern die Zahlvariable ist in dem Sinne von einzelnen Zahlen
unabhängig, als es einen Kalkül mit einer Klasse unsrer Zahlzeichen, die
von unsern gelten, und ohne die allgemeine Zahlvariable, wohl
gibt.
Freilich gelten dann eben nicht alle Regeln von diesen Zahlzeichen, die
von unsern gelten, aber doch entsprechen sie unseren, wie die Damesteine
im Damespiel denen im Schlagdamespiel. |
|
Wogegen ich mich wehre, ist die Anschauung, dass
eine // die // unendliche
Zahlenreihe etwas uns Gegebenes sei, worüber es nun spezielle Zahlensätze
und auch allgemeine Sätze über alle Zahlen der Reihe gibt.
So dass der arithmetische Kalkül nicht vollständig
wäre, wenn er nicht auch die allgemeinen Sätze über die Kardinalzahlen
enthielte, nämlich allgemeine Gleichungen der Art
a + (b + c)
= (a + b) + c.
Während schon 1:3 = 0,3̇
einem andern Kalkül angehört als 1:3 = 0,3.
Und so ist eine allgemeine Zeichenregel (z.B.
rekursive Definition), die für 1, (1) + 1,
((1) + 1) + 1,
((1) + 1) + 1) + 1,
u.s.w. gilt, etwas andres, als eine spezielle
Definition.
Und die allgemeine Regel fügt dem Zahlenkalkül etwas neues bei, ohne
welches er ebenso vollständig gewesen wäre, wie die Arithmetik der
Zahlenreihe 1, 2, 3, 4, 5. |
|
Es fragt sich auch, wo denn der Zahlbegriff (oder Begriff der
Kardi-
349 nalzahl) unbedingt gebraucht wird.
Zahl, im Gegensatz wozu? /1, x, x + 1/ wohl im Gegensatz zu /5, x, √x/ u.s.w..– Denn wenn ich so ein Zeichen (wie “/1, x, x + 1/”) wirklich einführe – und ◇◇◇ nicht nur als Luxus mitschleppe, so muss ich auch etwas mit ihm tun, d.h., es in einem Kalkül verwenden, und dann verliert es seine Alleinherrlichkeit und kommt in ein System ihm koordinierter Zeichen. |
|
Man wird vielleicht sagen: aber ‘Kardinalzahl’
steht doch im Gegensatz zu ‘Rationalzahl’,
‘reelle Zahl’
etc..
Aber dieser Unterschied ist ein Unterschied der Regeln (der von
ihnen geltenden Spielregeln) – nicht einer, der Stellung auf dem
Schachbrett – nicht ein Unterschied, für den man im selben Kalkül
verschiedene koordinierte Worte braucht. |
|
Man sagt “dieser Satz ist für alle Kardinalzahlen
bewiesen”.
Aber sehen wir doch nur hin, wie der Begriff der Kardinalzahl in
de[m|nb]
Beweis eintritt.
Doch nur, indem im Beweis von 1 und der Operation
x + 1 die
Rede ist – aber nicht im Gegensatz zu Etwas, was den Rationalzahlen
entspräche.
Wenn man also den Beweis in Prosa mit Hilfe des Begriffsworts
‘Kardinalzahl’ beschreibt, so sehen wir wohl,
dass kein Begriff diesem Wort
entspricht. |
|
Die Ausdrücke “die Kardinalzahlen”, “die
reellen Zahlen” sind ausserordentlich
irreführend, ausser, wo sie als Teil einer Bestimmung
verwendet werden, wie in: “die
Kardi[b|n]alzahlen von 1 bis 100”,
etc..
“Die Kardinalzahlen” gibt es nicht, sondern nur
“Kardinalzahlen” und den Begriff, die Form,
‘Kardinalzahl’.
Nun sagt man: “die Zahl der Kardinalzahlen ist
kleiner, als die der rellen Zahlen” und denkt sich,
man könnte die beiden Reihen etwa nebeneinander schreiben (wenn
wir nicht schwache Menschen wären) und dann würde die eine im
Endlosen enden, während die andere ins wirklich [|U]nendliche
über [d|s]ie hinaus liefe.
Aber das ist
350 alles Unsinn.
Wenn von einer Beziehung, die man nach Analogie
“grösser” und
“kleiner” nennen kann, die Rede sein kann, dann nur
zwischen den Formen ‘Kardinalzahl’ und
reelle Zahl’.
Was eine Reihe ist, erfahre ich dadurch, dass man
es mir erklärt und nur soweit, als man es erklärt.
Eine endliche Reihe wurde mir durch Beispiele der Art 1, 2, 3, 4
erklärt, eine endlose durch Zeichen der Art “1, 2, 3,
4,
u.s.w.” oder “1, 2, 3,
4 …”. |
|
Es ist wichtig, dass ich eine //
die // Projektionsregel verstehen (sehen) kann, ohne
sie in einer allgemeinen Notation vor mir zu haben.
Ich kann aus der Reihe
1/1 2/4 3/9 4/16 eine allgemeine Regel entnehmen – freilich
auch beliebig viele andere, aber doch auch eine bestimmte
und das heisst, dass für mich
diese Reihe irgendwie der Ausdruck dieser einen Regel
war.” |
|
Hat man “intuitiv” das Bildungsgesetz einer Reihe,
z.B. der Reihe m verstanden, so
dass man also im Stande ist, ein beliebiges
m(v) zu bilden, so hat
man das Bildungsgesetz ganz verstanden, also so gut, wie es
etwa // irgend // eine
algebraische Darstellung vermitteln könnte.
D.h. man kann es durch eine solche Darstellung nicht
mehr besser verstehen.
Und diese Darstellung ist daher insofern auch nicht
strenger.
Obwohl sie natürlich einprägsamer sein kann. |
|
Man ist geneigt, zu glauben, dass die Notation, die
eine Reihe durch Anschreiben einiger Glieder mit dem Zeichen
“u.s.w.” darstellt,
wesentlich unexakt ist[.|,]
Iim Gegensatz zur Angabe
des allgemeinen Gliedes.
Dabei vergisst man, dass die
Angabe des allgemeinen Gliedes sich auf eine
351 Grundreihe bezieht, welche nicht wieder
durch ein allgemeines Glied beschrieben werden sein kann.
So ist 2n +
1 das allgemeine Glied der ungeraden Zahlen,
wenn n die Kardinalzahlen durchläuft, aber es wäre
Unsinn zu sagen, n sei das allgemeine Glied der Reihe der
Kardinalzahlen.
Wenn man diese Reihe erklären will, so kann man es nicht durch Angabe
des “allgemeinen Gliedes n”, sondern natürlich nur
durch eine Erklärung der Art
1, 1 + 1,
1 + 1 + 1,
u.s.w..
Und es ist natürlich kein wesentlicher Unterschied zwischen dieser
Reihe und der: 1,
1 + 1 + 1, 1 + 1 + 1 + 1 + 1,
u.s.w., die ich ganz ebensogut als Grundreihe
hätte nehmen // annehmen // können
(sodass dann das allgemeine Glied der
Kardinalzahlenreihe
|
|
(Ex).fx &
non (Ex,y).fx & fy (Ex,y).fx & fy. & .non (Ex,y,z).fx & fy & fz (Ex,y,z).fx & fy & fz. & .non (Ex,y,z,u).fx & fy & fz & fu ““Wie müsste man es nun anfangen, die allgemeine Form solcher Sätze zu schreiben? Die Frage hat offenbar einen guten Sinn. Denn, wenn ich nur einige solcher Sätze als Beispiele hinschreibe, so versteht man, was das Wesentliche dieser Sätze sein soll.”” Nun, dann ist also die Reihe der Beispiele schon eine Notation; denn das Verstehen dieser Reihe besteht doch inn der Verwendung dieses Symbols und darin, dass wir es von andern in demselben System unterscheiden, z.B. von: (Ex).fx (Ex,y,z).fx & fy & fz (Ex,y,z,u,v).fx & fy & fz & fu & fv. Warum sollen wir aber nicht das allgemeine Glied der ersten Reihe so schreiben: (E x1 … xn).Π
352 sondern nur auf die Regeln ihres
Gebrauchs, das System in die sie gebraucht wird, kommt es
an. // , auf das System, in dem sie gebraucht wird,
kommt es an.
Die Skrupel, die ihr anhaften, schreiben sich von einem Gedankengang
her, der sich mit der Zahl der Urzeichen in dem Kalkül der
‘Principia Methamatica’ beschäftigte. 353 |
|
|
Kann man sagen, die Erwartung ist eine vorbereitende, erwartende,
Handlung. –
Es wirft mir jemand einen Ball, ich
strek strecke die Hände aus und richte
sie zum Erfassen des Balls.
Aber sagen wir, ich hätte mich verstellt, ich hatte erwartet,
dass er nicht werfen würde, wollte aber so tun, als
erwartete ich den Wurf.
Worin besteht dann mein Erwarten, dass er nicht
werfen wird, wenn meine Handlung die gegenteilige Erwartung
ausdrückt?
Diese // Sie //
musste doch auch in etwas bestehen, was ich
tat.
Ich war also doch irgendwie nicht drauf vorbereitet,
dass der Ball kam. | ✓ |
|
Es ist sehr trivial, wenn ich sage, dass ich in der
Erwartung eines Flecks die Erwartung eines kreisförmigen von der eines
eliptischen muss unterscheiden können
und es überhaupt so viele Unterschiede in der Erwartung geben
muss, wie in den Erfüllungen der Erwartungen.
(Der Hunger und der Apfel, der ihn befriedigt, haben nicht die
gleiche Multiplizität.) 355 |
| ⌊⌊
Wenn wir die Worte “ich wissen wollen was die
Worte “ich erwarte daß er kommt” bedeuten, – fragen
wir uns: Was ist das Kriterium dafür, daß, was wir tun ist, ihn
zu erwarten.
Wie weiß wissen wir, daß wir ihn erwarten? ⌋⌋ |
Nehmen wir an, ich erwarte jemand: ich sehe auf die Uhr, dann zum
Fenster hinaus, richte etwas in meinem Zimmer zurecht, schaue wieder
hinaus,
etc..
Diese Tätigkeit könnte ich das Erwarten nennen.
Denke ich nun die ganze Zeit dabei?
(D.h. ist diese Tätigkeit wesentlich eine
Denktätigkeit, oder von ihr﹖ begleitet?)
Letzteres bestimmt nicht.
Und wenn ich jene Tätigkeiten Denken nenne, welches wären
die Worte, durch die dieser Gedanke ausgedrückt würde? –
Wohl aber werden auch Gedanken während dieses Wartens sich
einfinden.
Ich werde mir sagen: “vielleicht ist er zu
Hause aufgehalten worden”, und
drgl. mehr; vielleicht auch die
artikulierte Erwartung “wenn er nur käme”.
In allen jenen erwartenden Handlungen ist nichts, was uns interessiert (die Erfüllung der Erwartung in diesem Sinn ist nichts anderes, als die Stillung eines Hungers). Uns interessiert nur das zu einem Zweck gemachte Bild. – Der artikulierte Gedanke. | ✓ |
Es ist – glaube ich, – wichtig zu erkennen,
dass, wenn ich etwa glaube,
dass jemand zu mir kommen wird, mein Dauerzustand
nichts mit dem Betreffenden und den übrigen Elementen des Gedankens
zu tun hat,
d.h. sie nicht
enthält.
Das Gleiche gilt aber für Erwartung, Wunsch,
etc.
etc..
Wenn ich jemand erwarte, so denke ich nicht während dieser ganzen Zeit,
dass er kommen wird, oder dergleichen.
Ja selbst, wenn ich es gerade denke, so ist ja dieser Vorgang kein
amorpher, wie etwa der des Schmerzes, sondern besteht nur darin,
dass ich etwa jetzt gerade den Satz sage,
“er wird kommen”.
Man kann nicht amorph sehen, dass
etwas der Fall ist, glauben, dass etwas der Fall ist,
wünschen, befürchten, denken,
etc.. | ✓ |
Der Ausdruck der Erwartung ist die Erwartung. 356 | ✓ |
|
Die Vorbereitung ist quasi selbst die Sprache und kann nicht über
[w|s]ich selbst hinaus.
(In dem “nicht über sich selbst hinauskönnen”
liegt die Aehnlichkeit meiner Betrachtungen und jener
der Relativitätstheorie.) |
|
Wenn ich früher gesagt habe, es kommt darauf an, ob
dieses Bild erwartet wird,
d.h., ob
wir gerade dieses Bild “verwenden”
(“benützen”) so könnte ich jetzt sagen, es
kommt darauf an, ob gerade dieses Bild
unsere Sprache ist. // zu unserer Sprache
gehört. // |
|
Die Sprache als Ausdruck der Erwartung ist das
Vorbereitete. 357 |
| 77
In der Erwartung wurde das erwartet, was die Erfüllung
brachte. ¥
⋎
S. 185/2 |
Die Erwartung und die Tatsache, die die Erwartung befriedigt, passen
doch irgendwie zusammen.
Man soll nun eine Erw[q|a]rtung beschreiben, und eine
Tatsache, die zusammenpassen, damit man sieht, worin diese
Uebereinstimmung besteht.
Da denkt man sofort an das Passen einer Vollform in eine entsprechende
Hohlform.
Aber wenn man nun hier die beiden beschreiben will, so sieht man,
dass, soweit sie passen, eine Beschreibung für
beide gilt.
Vergleiche das Passen eines Hutes zu einem Kleid. | ✓ |
|
Kann man den Vorgang des Verständnisses eines Befehls mit dem
Vorgang der Befolgung d vergleichen, um zu
zeigen, dass diese Befolgung
diesem Verständnis, dieser Auffassung, wirklich
entspricht? und inwiefern sie übereinstimmen?
Gewiss, – nämlich
z.B.
die Auffassung p' mit der Befolgung p.
“Ich habe mir das heller vorgestellt”.
Aber nicht die Vorstellung ist als solche heller als die
Wirklichkeit. |
|
Kann man denn die Erwartung mit der eingetroffenen Tatsache
ver-
358 gleichen?
Man sagt ja, die Tatsache stimme mit der Erwartung überein oder nicht
überein.
Aber dieses Uebereinstimmen bezieht sich nicht auf
Eigenschaften der Erwartung als solcher (des Vorgangs der
Erwartung) und Eigenschaften des Ereignisses als
Realität.
Kann man eine Hohlform mit einer Vollform vergleichen. |
(Es ist aber nicht so als ob ich sagte: “ich habe Lust
auf einen Apfel, was immer also diese Lust stillen wird, werde ich einen
Apfel nennen”.
(Also etwa auch ein Schlafmittel.)) | ✓ |
Das Seltsame ist ja darin ausgedrückt, dass, wenn
das // dies // der Fleck ist, den ich
erwartet habe, er sich nicht von dem unterscheidet, den ich erwartet
habe.
Wenn man also fragt: “Wie unterscheidet
sich denn der Fleck von dem, den Du erwartet hast, denn in Deiner
Erwartung war doch der wirkliche Fleck nicht vorhanden, sonst hättest Du
ihn nicht erwarten können”, so ist die Antwort dennoch:
der Fleck ist der, den ich erwartet habe. | ✓ |
Ich sage “genau so habe ich mir's
vorgestellt”.
Und jemand antwortet etwa “das ist unmöglich, denn das eine
war eine Vorstellung und das andere ist keine; und hast Du etwa Deine
Vorstellung für Wirklichkeit gehalten?” | ✓ |
“Ich erwarte mir einen
Schuss”.
Der Schuss fällt.
Wie, das hast Du Dir erwartet; war also dieser Krach irgendwie schon in
Deiner Erwartung?
“Der Knall ist leiser als ich mir ihn erwartet
habe” –
“Hat es also in Deiner Erwartung lauter
geknallt?”
Oder stimmt Deine Erwartung nur in anderer Beziehung mit dem
Eingetretenen überein, war dieser Lärm nicht in Deiner Erwartung
enthalten und kam nur als Accidens hinzu, als die
Erwartung erfüllt wurde?
Aber nein, wenn der Lärm nicht eingetreten wäre, so wäre meine
Erwartung nicht er-
359 füllt worden; der Lärm hat sie erfüllt, er kam nicht zu der
Erfüllung hinzu wie ein zweiter Gast zu dem einen, den ich
erwartete. | ✓ |
War das am Ereignis, was nicht auch in der Erwartung war, ein
Accidens, eine Beigabe des
Schicksals // der
Schickung // ?
Aber was war denn dann nicht Beigabe, kam denn
irgend etwas vom Schuss schon in meiner Erwartung
vor?
Und was war denn Beigabe, denn hatte ich mir nicht den ganzen
Schuss erwartet. | ✓ |
|
Unterscheidet sich etwa ein vorgestellter Ton von dem gleichen,
wirklich gehörten durch die Klangfarbe?! |
|
Es hat auch einen Sinn zu sagen, es sei nicht das geschehen, was ich
erwartet habe, sondern etwas ähnliches; im Gegensatze aber zu dem Fall,
wenn das geschieht, was erwartet wurde.
Und das zeigt, welcher Art der Missbrauch der
Sprache ist, zu welchem // dem // wir
hier verleitet werden. |
Wenn man nun sagte: Das Rot, das Du Dir
vorstellt, ist doch gewiss nicht
dasselbe (dieselbe Sache) wie das, was Du wirklich vor Dir
ziehst, – wie kannst Du dann sagen
‘das ist dasselbe, was ich mir vorgestellt
habe’? –
Zeigt denn das nicht nur, dass, was ich
“dieses Rot” nenne, eben das ist, was meiner
Vorstellung und der Wirklichkeit gemein ist?
Denn das Vorstellen des Rot ist natürlich anders als das Sehen des Rot,
aber darum heisst ja auch das eine
“Vorstellen eines roten Flecks” und das andre
“Sehen eines roten Flecks”.
In beiden (verschiedenen) Ausdrücken aber kommt dasselbe Wort
“rot” vor und so muss dieses Wort nur
das bezeichnen, was beiden Vorgängen
zukommt.
Ist es denn nicht dasselbe in﹖ den Sätzen “hier ist ein roter Fle[f|c]k” 360 und “hier ist kein roter
Fleck”?
In beiden kommt das Wort “rot” vor,
also kann dieses Wort nicht das Vorhandensein von etwas Rotem
bedeuten. –
(Der Satz “das ist rot” ist nur eine
Anwendung des Wortes “rot”, gleichberechtigt mit allen
anderen, wie mit dem Satz “das ist nicht
rot”.)
(Das Wort “rot” hat eben – wie jedes Wort – nur im Satzzusammenhang eine Funktion. Und ist das Missverständnis das, in dem Wort allein schon den Sinn d eines Satzes zu sehen glauben?) | ✓ |
Wie komisch wäre es, zu sagen: ein Vorgang sieht anders aus, wenn
er geschieht, als wenn er nicht geschieht.
Oder: “Ein roter Fleck sieht anders aus, wenn
er da ist, als wenn er nicht da ist, aber die Sprache abstrahiert von
diesem Unterschied, denn sie spricht von einem
roten Fleck, ob er da ist oder nicht”. | ✓ |
|
Wie unterscheidet sich das Rot eines Flecks, den wir vor uns sehen, von
dem dieses Flecks, wenn wir ihn uns
bloss vorstellen? –
Aber wie wissen wir denn, dass es das Rot
dieses Flecks ist, wenn es (von dem Ersten
verschieden ist? –
Woher wissen wir denn, dass es dasselbe Rot ist,
wenn es verschieden ist // nicht dasselbe
ist // ? –
Dieser Callimathias zeigt,
dass hier ein Missbrauch der
Sprache vorliegt. |
Wie ist es möglich, dass ich erwarte, und
das, was ich erwarte, kommt?
Wie konnt' ich es erwarten, da es nicht da war?
Die Realität ist keine Eigenschaft, die dem Erwarteten noch fehlt und die nun hinzutritt, wenn es eintritt. – Sie ist auch nicht wie das Tageslicht, das den Dingen erst ihre Farbe gibt, wenn sie im Dunkeln schon gleichsam farblos vorhanden sind. Wie konnte ich es erwarten, und es kommt dann wirklich; – als 361 ob die Erwartung ein dunkles Transparent
wäre und mit der Erfüllung das Licht dahinter angezündet würde. –
Aber jedes solche Gleichnis ist falsch, weil es die Realität
ˇals einen beschreibbaren Zusatz zur Erwartung // zum Gedanken // darstellt; was unsinnig
ist.
(Es ist das im Grunde derselbe Unsinn, wie der, der die vorgestellte Farbe als matt im Vergleich zur wirklichen darstellt.) | ✓ |
Du siehst also, möchte ich sagen, an diesen Beispielen, wie die
Worte wirklich gebraucht werden. | ✓ |
|
Ich habe etwas vorausgesagt, es tritt nun ein, und ich sage nun
einfach “es ist eingetroffen” und das
beschreibt schon den Tatbestand vollkommen.
Er ist also auch jetzt nur so weit beschrieben, als man ihn auch hat
beschreiben können, bevor // ehe // er
eingetreten war. |
|
Wenn ich einfach sagen kann “es ist eingetroffen” so
kann ich andrerseits nicht //
nicht auch // beschreiben, wie ein Tatbestand sein
muss, um eine bestimmte Erwartung zu
befriedigen. |
|
Das Befolgen des Befehls liegt darin, dass ich etwas
tue ‒ ‒ ‒
Kann ich aber auch sagen, ‘dass ich das
tue, was er befiehlt’?
Gibt es ein Kriterium dafür, dass das die Handlung
ist, die ihn befolgt?
Was soll hier unter einem Kriterium verstanden werden. |
✓ |
Die Erwartung verhält sich eben zu ihrer Befriedigung nicht wie der
Hunger zu seiner Befriedigung.
Ich kann sehr wohl den Hunger beschreiben und das, was ihn stillt,
und sagen, dass es ihn stillt. |
|
Wenn ich ein Ereignis erwarte und es kommt dasjenige, welches meine
362 Erwartung erfüllt, hat es dann einen Sinn zu fragen, ob das
wirklich das Ereignis ist, welches ich erwartet habe.ch
D.h. wie würde ein Satz, der das
behauptet, verifiziert werden?ch |
“Wie weisst Du, dass Du
einen roten Fleck erwartest?” –
d.h. “wie weisst Du,
dass ein roter Fleck die Erfüllung dessen ist, was
Du Dir erwartest”.
Aber ebensogut könnte man fragen, “wie
wei[w|s]st Du, dass
das ein ro[f|t]er Fleck ist?”
Wie weisst Du, dass, was Du getan hast, wirklich war, das Alphabet im Geist herzusagen? – Aber wie weisst Du, dass, was Du hersagst, nun wirklich das Alphabet is ist? Das ist natürlich die gleiche Frage wie: Woher weisst Du, dass, was Du rot nennst, wirklich dasselbe ist, was der Andre so nennt. Und die eine Frage ebenso unsinnig wie andere. | ✓ |
|
Was immer ich über die Erfüllung der Erwartung sagen mag, was sie zur
Erfüllung dieser Erwartung machen soll, zählt sich zur Erwartung, ändert
den Ausdruck der Erwartung.
D.h., der Ausdruck der Erwartung ist der
vollständige Ausdruck der Erwartung. |
|
Wenn ich sage “das ist dasselbe Ereignis, welches ich erwartet
habe” und “das ist dasselbe Ereignis, was auch an jenem
Ort stattgefunden hat”, so bedeutet hier das Wort
“dasselbe” jedesmal etwas anderes.
(Man würde auch normalerweise nicht sagen “das ist
dasselbe, was ich erwartet habe”, sondern “das ist
das, was ich erwartet habe”.) ¥
⋎
S. 23/3✓ 363 |
|
Es könnte gesagt werden: Wie kann ich denn das Ereignis
erwarten, es ist ja noch garnicht da?
| ✓ |
|
Man kann sich vorstellen, es sei etwas der Fall, was nicht ist:
sehr merkwürdig!
Denn, w dass die Vorstellung
nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt, ist nicht merkwürdig,
dass sie sie aber dann repräsentiert, ist
merkwürdig. |
Sokrates: Wer also
vorstellt, was nicht ist, der stellt nichts vor? –
Theaitetos: So
scheint es. –
S.:
Wer aber nichts vorstellt, der wird gewiss
überhaupt garnicht vorstellen? –
Th.:
Offenbar, wie wir sehen.
Setzen wir in diesem Argument // und dem ihm vorhergehenden // statt “vorstellen” etwa “
364 | ✓ |
|
Ich kann mir einen Hirsch auf dieser Wiese vorstellen, der nicht da
ist, aber keinen töten, der nicht da ist. –
Und sich einen Hirsch vorstellen, der nicht da ist,
heisst, sich vorstellen, dass ein
Hirsch da ist, obwohl keiner da ist.
Einen Hirsch töten aber, heisst nicht:
töten, dass ein Hirsch da ist (also:
verschiedene grammatische Regeln).
Wenn aber jemand sagt: “um mir einen Hirsch
vorzustellen, muss es ihn doch in einem gewissen
Sinne geben”, so ist die Antwort: nein, es
muss ihn dazu in keinem Sinne
geben.
Und wenn darauf gesagt würde: Aber
z.B. die braune Farbe muss es
doch geben, damit ich mir sie vorstellen kann, so ist zu sagen:
“‘Es gibt die braune Farbe’
heisst überhaupt nichts, ausser
etwa, dass sie da oder dort d als
Färbung eines Gegenstandes (Flecks) auftritt // erscheint // und das ist nicht nötig, damit
ich mir einen braunen Hirsch vorstellen kann.” |
|
“Ich stelle mir vor, wie das sein wird” (wenn der
Sessel weiss gestrichen sein wird) – wie
kann ich es mir denn vorstellen, wenn es nicht ist?!
Ist denn die Vorstellung eine Zauberei? |
✓ |
|
Die Antwort: Wenn Dir das sonderbar vorkommt, son
vergleichst Du es mit etwas, womit es nicht zu vergleichen
ist. –
Etwa damit: Wie kann ich jetzt dem Mann die Hand geben, der
erst in 5 Minuten hereintreten wird?
(Oder etwa gar: Wie kann ich dem die Hand geben, den
◇◇◇ es vielleicht gar nicht gibt?) |
Das ‘foreshadowing’ der Tatsache besteht
offenbar darin, dass wir
365 jetzt denken können,
dass das eintreffen wird, was erst
eintreffen wird.
Oder, wie das irreführend ausgedrückt wird:
dass wir (an)
das denken können, was erst eintreffen
wird. | ✓ |
| ⌊⌊
Wir sagen, daß der Ausdruck der Erwartung die erwartete Tatsache
beschreibt & denken an sie wie an einen Gegenstand oder Komplex der
ˇ mit bei der Erfüllung der Erwartung in die Erscheinung
tritt ⌋⌋ |
|
“Wenn immer ich über die Erfüllung eines Satzes rede, rede ich
über sie im Allgemeinen.
Ich beschreibe sie in irgendeiner Form.
Ja, es liegt diese Allgemeinheit schon darin, dass
ich die Beschreibung zum Voraus geben kann und jedenfalls unabhängig von
dem Eintreten der Tatsache.” |
|
Wenn man sagt, dass die Tatsache auf
“allgemeine Art” beschrieben wird //
Wenn wir sagen, dass wir die Tatsachen auf
“allgemeine Art” beschreiben // , so
setzen wir diese Art im Geiste einer andern entgegen.
(Diese Entgegenstellung nehmen wir aber natürlich von wo anders
her.)
Wir denken uns, dass bei der Erfüllung etwas Neues
entsteht und nun da ist, was früher nicht da war.
Das heisst, wir denken an einen Gegenstand oder
Komplex, auf den wir nun zeigen können, beziehungsweise, der sich nun
selbst repräsentieren kann, während die Beschreibung nur sein Bild
war.
Wie wenn ich den Apfel, der auf diesem Zweig wachsen wird, zum
Voraus gemalt hätte, nun aber er selber kommt.
Man könnte dann sagen, die Beschreibung des Apfels war allgemein,
d.h. mit Wörtern, Farben,
etc.
bewerkstelligt, die schon vor dem Apfel und nicht speziell für ihn da
waren.
Gleichsam altes Gerümpel im Vergleich mit dem wirklichen Apfel.
Vorläufer // Vorbilder // , die
alle abdanken müssen, wenn der Erwartete //
(selber) kommt. |
Aber der Erwartete ist nicht die Erfüllung,
sondern: dass er gekommen ist. 366 | ✓ |
Dieser Fehler ist tief in unserer Sprache verankert: Wir sagen
“ich erwarte ihn” und “ich erwarte sein
Kommen” und “ich erwarte, dass er
kommt”. | ✓ |
|
Die Tatsache wird allgemein beschrieben heisst, sie
wird ◇◇◇ aus alten Bestandteilen zusammengesetzt.
Sie wird beschrieben, das ist so, als wäre sie uns, ausser durch die Beschreibung, noch anders gegeben. |
|
Hier wird die Tatsache mit einem Haus oder einem andern // sonstigen // Komplex
gleichgestellt. |
Noch einmal der Vergleich: der Mensch tritt ein – die
Tatsache // das Ereignis // tritt ein:
Als wäre die Tatsache // das
Ereignis // schon vorgebildet vor der Tür der Wirklichkeit
und würde nun in diese eintreten, wenn sie //
es // eintritt. | ✓ |
Das ganze Problem der Bedeutung der Worte ist darin aufgerollt,
dass ich den A suche, ehe ich
ihn gefunden habe. –
Es ist darüber zu sagen, dass ich ihn suchen
kann, auch wenn er in gewissem Sinne nicht existiert.
Wenn wir sagen, ein Bild ist ◇◇◇ da[t|z]u nötig, wir müssen in irgend einem Sinne ein Bild von ihn herumtragen, so sage ich: vielleicht; aber was hat es für einen Sinn, zu sagen, es sei ein Bild von ihm. Das hat also auch nur einen Sinn, wenn ich ein weiteres Bild von ihm habe, das dem Wort “ihm” entspricht. | ✓ |
|
Man sagt etwa: Wenn ich von der Sonne spreche,
muss ich ein Bild der Sonne in mir haben. –
Aber wie kann man sagen, dass es ein Bild der
367 Sonne ist.
Hier wird doch die Sonne wieder erwähnt, im Gegensatz zu ihrem
Bilde.
Und damit ich sagen kann: “das ist ein Bild der
Sonne”, müsste ich ein weiteres Bild der
Sonne besitzen.
u.s.w.. |
|
Man könnte nur sagen: Wenn er von der Sonne spricht,
muss er ein visuelles Bild (oder Gebilde von
der und der Beschaffenheit – rund, gelb,
etc.)
vor sich sehen.
Nicht, dass das wahr ist, aber es hat Sinn, und
dieses Bild ist dann ein Teil des Zeichens. |
Wie seltsam, ich kann ihn suchen, wenn er nicht da ist, aber ich kann
nicht auf ihn zeigen, wenn er nicht da ist.
Das ist eigentlich das Problem des Suchens und zeigt den irreführenden
Vergleich.
Man könnte sagen wollen: da muss er doch auch dabei sein, wenn ich ihn suche. – Dann muss er auch dabei sein, wenn ich ihn nicht finde, und auch, wenn es ihn nicht gibt. | ✓ |
Ihn (etwa meinen Stock) suchen, ist eine Art des
Suchens und unterscheidet sich davon, dass man
etwas andres sucht, durch das, was man beim Suchen tut (sagt,
denkt), nicht durch das, was man findet. | ✓ |
Und trage ich beim Suchen ein Bild mit mir oder eine Vorstellung, nun
gut.
Und sage ich, das Bild sei das Bild des Gesuchten, so sagt das nur,
welchen Platz das Bild im Vorgang des Suchens einnimmt.
Und finde ich ihn und sage “da ist er!
den habe ich gesucht”, so sind die letzten Worte
nicht etwa eine Worterklärung für die Bezeichnung des gesuchten
Gegenstandes (etwa für die Worte “mein Stock”), die
erst jetzt, wo er gefunden ist, gegeben werden könnte // kann // . –
Wie man das, was man wünscht, nach der Erfüllung des Wunsches nicht
besser weiss, oder erklären kann, als
vorher. 368 | ✓ |
Man kann den Dieg Dieb nicht hängen ehe
man ihn hat, wohl aber schon suchen. | ✓ |
“Du hast den Menschen
gesu[f|c]ht?
Wie war das möglich, er war doch gar nicht da!”
| ✓ |
|
“Ich suche meinen Stock. –
Da ist er!”
Dies letztere ist keine Erklärung des Ausdrucks “mein
Stock”, die für das Verständnis des ersten Satzes wesentlich
wäre und die ich daher nicht hätte geben können, ehe mein Stock
gefunden war.
Vielmehr muss der Satz “da ist er”,
wenn er nicht eine Wiederholung der (auch)
früher möglichen Worterklärung ist, ein neuer synthetischer Satz
sein. |
Das Problem entspricht einer Verwechslung des eines
Wortes oder Ausdrucks mit dem Satz, der die Existenz, das Dasein, des
Gegenstands behauptet. | ✓ |
“Den hast Du gesucht?
Du konntest ja nicht einmal wissen, ob er da
ist!”
(Vergleiche dagegen das Suchen nach der Dreite[l|i]lung des
Winkels.) | ✓ |
|
Auch haben wir hier die Verwechslung zwischen der Bedeutung und dem
Träger eines Wortes.
Denn der Gegenstand, auf den ich bei dem Worte
“den” zeige, ist der Träger des Namens,
nicht seine Bedeutung. |
|
Kurz: ich suche den Träger des Namens, nicht dessen // seine // Bedeutung //
die Bedeutung des Namens // .
Aber anderseits: ich suche und hänge den Träger des Namens. (﹖) |
|
Man kann von dem Träger des Namens sagen, dass er
([)|e]xistiert oder)
369 nicht existiert, und das ist natürlich
keine Tätigkeit, obwohl man es mit einer verwechseln könnte und sagen, er
müsse doch dabei sein, wenn er nicht existiert.
(Und das ist von einem Philosophen bestimmt schon einmal geschrieben
worden.) |
|
(“Ich suche ihn”. –
“Wie schaut er aus”. –
“Ich weiss es nicht, aber
(ich bin sicher) ich werde ihn wiedererkennen,
wenn ich ihn sehe”.) |
Der Gedanke, dass uns (erst) das
Finden zeigt // sagt // , was wir
erwartet haben, heisst, den Vorgang so beurteilen, wie
etwa die Symptome der Erwartung bei einem Andern.
Ich sehe ihn etwa unruhig auf und ab gehen; da kommt jemand zur Tür
herein und er wird ruhig und gibt Zeichen der Befriedigung; und nun sage
ich: “er hat offenbar diesen Menschen
erwartet”. | / \ ✓ |
Die ‘Symptome der Erwartung’ sind nicht der Ausdruck der
Erwartung.
Und zu glauben, ich wüsste erst nach dem Finden, was ich gesucht (nach der Erfüllung, was ich gewünscht) habe, läuft auf einen unsinnigen “behaviourism” hinaus. | ✓ |
|
“Ich wünsche mir eine gelbe Blume”. –
“Ja, ich gehe und suche Dir eine gelbe Blume.
Hier habe ich eine gefunden”. –
Gehört die Bedeutung von “gelbe Blume” mehr zum
letzten Satz, als zu den zwei vorhergehenden? |
|
Die Bedeutung des Wortes “gelb” ist nicht die Existenz
eines gelben Flecks: Das ist es, was ich über das Wort
“Bedeutung” suchen sagen
möchte. 370 |
|
““Die Vorstellung, die mit dem Wort rot verbunden ist,
ist gewiss die, welche der Tatsache entspricht,
dass etwas rot ist, – nicht die, die der
Tatsache entspricht, dass etwas blau, also nicht
rot ist.
Statt der Worterklärung “das ist rot” sollte ich sagen
“so sieht es aus, wenn etwas rot ist”.
Ja, die Vorstellung rot ist die Vorstellung,
dass etwas rot ist.
Und darauf beruht jene Verwechslung von Wort und Satz, von der ich
früher sprach.”” |
| ⌊⌊
Könnte man zur [e|E]rklärung des Wortes
“rot” auf etwas
ˇhinweisen
was nicht rot ist?
Wie wenn man einem der der deutschen Sprache nicht mächtig ist das Wort
“bescheiden” erklären sollte & man zeigte
dazu auf einen sehr
|
|
Und hier ist, glaube ich, ein Hauptanstoss zum
Missvers⌊t⌋ändnis, dass
Diese Gemeinsamkeit ist eben die Harmonie
371 |
✓ |
In der Sprache berühren sich Erwartung und Ereignis.
| ✓ |
|
“Ich sagte, ‘geh' aus dem Zimmer’ und
er ging aus dem Zimmer”.
“Ich sagte, ‘geh aus dem Zimmer’ und er ging langsam aus dem Zimmer”. ”Ich sagte, ‘geh aus dem Zimmer’ und er sprang zum Fenster hinaus”. Hier ist eine Rechtfertigung möglich, auch wo die Beschreibung der Handlung nicht die ist, die der Befehl gibt. |
|
Es ist doch offenbar nicht unmöglich //
undenkbar // , dass Einer die gelbe
Blume so mit einem Phantasiebild sucht, wie ein Anderer mit dem
färbigen Täfelchen, oder ein Dritter in irgendeinem
Sinne, mit dem Bild einer Reaktion, die durch das, was er sucht,
hervorgerufen werden soll (Klingel).
Womit immer aber er suchen geht (mit welchem Paradigma immer), nichts zwingt ihn, das als das Gesuchte anzuerkennen, was er am Schluss wirklich anerkennt, und die Rechtfertigung in Worten, oder andern Zeichen, die er dann von dem Resultat // Ergebnis // gibt, rechtfertigt wieder 372 nur
|
|
Die Schwierigkeit ist aufzuhören, ‘warum’ zu fragen
(ich meine, sich dieser Frage zu enthalten). |
|
Du befiehlst mir “bringe mir eine gelbe Blume”;
ich bringe eine und Du fragst: “warum hast Du mir so eine
gebracht?”
Dann hat diese Frage nur einen Sinn, wenn sie zu ergänzen ist
“und nicht eine von dieser (andern) Art”.
D.h., diese Frage gehört schon in // bezieht sich schon auf // ein System; und die Antwort muss man sich auf das gleiche System beziehen. |
|
Auf die Frage “warum tust Du das auf meinen
Befehl?” kann man fragen:
“was?”
Da wäre es nun absurd zu fragen “warum bringst Du mir eine gelbe Blume, wenn ich Dir befohlen habe, mir eine gelbe Blume zu bringen”. Eher könnte man fragen “warum bringst Du eine rote Blume, wenn ich sagte, Du solltest eine gelbe bringen” oder “warum bringst Du eine dunkelgelbe auf den Befehl ‘bring' eine gelbe’?” |
|
Noch einmal: was ist das Kriterium dafür, dass
der Befehl richtig ausgeführt wurde?
Was ist das Kriterium, nämlich auch für den Befehlenden?
Wie kann er wissen, ◇◇◇
dass der Befehl nicht richtig ausgeführt
wurde.
Angenommen, er ist von der Ausführung befriedigt und sagt nun:
“von dieser Befriedigung lasse ich mich aber nicht täuschen, denn
ich weiss, dass doch nicht das
geschehen ist, was ich wollte”.
Er [i|e]rinnert sich in irgend einem Sinne daran, wie er den
Befehl gemeint hatte. ‒ ‒ ‒
In welchem Sinne?
Woran erinner[t|e] ich mich, wenn ich mich erinnere,
das
373 gewünscht zu haben.
|
| ⇒
[Zu: Behauptung,
etc.]
Man hat vielleicht das Gefühl: es kann doch nicht im Satz “ich glaube, dass p der Fall ist” das ‘p’ dasselbe bedeuten, wie in der Behauptung “p”, weil ja in der Tatsache des Glaubens, dass p der Fall ist, die Tatsache dass p der Fall ist, nicht enthalten ist. |
Man hat das Gefühl, dass ich mich im Satz
“ich erwarte, dass er kommt” der
Worte “er kommt” in anderem Sinne bediene, als in der
Behauptung “er kommt”. –
Aber wäre es so, wie könnte ich davon reden, dass
meine Erwartung durch die Tatsache befriedigt ist? | ✓ |
Nun könnte man aber fragen: Wie schaut das aus, wenn er
kommt? –
“Es geht die Tür auf und ein Mann tritt herein, der
…”.
Wie schaut das aus, wenn ich erwarte, dass er
kommt? –
“Ich gehe auf und ab, sehe auf die Uhr,
…”. –
Aber der eine Vorgang hat ja mit anderen nicht die
geringste Aehnlichkeit!
Wie kann man dann dieselben Worte zu ihrer Beschreibung
gebrauchen?
Aber, auf- und- abgehen konnte
ich ja auch, ohne zu
ˇer-warten,
dass er kommen werde, auf die Uhr sehen auch,
etc.; das ist also nicht das Charakteristische des
Erwartens, dass er kommt.
Das Charakteristische aber ist nur eben durch diese Worte
gegeben.
Und “er” heisst dasselbe, wie in
der Behauptung “er kommt” und “kommt”
heisst dasselbe, wie in der Behauptung, und ihre
Zusammenstellung bedeutet nichts anderes.
D.h.
z.B.:
eine hinweisende Erklärung des Wortes “er”
gilt für beide Sätze. | ✓ |
| ⌊⌊
Diesen Vorgang würde ich nicht mit den Worten “ich erwarte daß er
kommt” beschreiben.
Worin läge es denn
z.B. daß ich gerade
ihn erwarte?
Ich sagte doch der Vorgang der Erwartung sollte ein solcher sein, daß ich,
ihn sehend, erkennen müßte was erwartet wird. ⌋⌋ |
| ⇒
[Zu: Behauptung,
etc.]
Wenn ich non-p glaube, so glaube ich dabei nicht zugleich p, weil “p” in “non-p” vorkommt. 374 |
|
p kommt in non-p in demselben Sinne vor, wie
non-p in p.19 |
|
Die Worte “vorkommen”
etc. sind eben
unbestimmt, wie alle solche Prosa.
Exakt und unzweideutig und unbestreitbar sind nur die grammatischen
Regeln, die am Schluss zeigen müssen, was gemeint
ist. 375 |
| 80
“Der Satz bestimmt, welche Realität ihn wahr
macht”.
Er scheint einen Schatten dieser Realität zu geben.
Der Befehl scheint seine Ausführung in schattenhafter Weise
vorauszunehmen. ¥
⋎
S. 384/1,2 |
| ⌊⌊
Denn es ist also als ob dieses Etwas, die Handlung, ein Ding wäre das
wir in der Befolgung des Befehls in die Existenz treten solle
& als ob der Befehl uns eben dieses Ding kennen lehrte, also
zeigte, so daß er es also schon in irgend einem Sinne in die Existenz
riefe // rufen müßte // . Wie kann der Befehl die Erwartung uns den Menschen zeigen ehe er in unser Zimmer eingetreten ist?! ⌋⌋ |
Die Beschreibung der Sprache muss dasselbe leisten
wie die Sprache. | ✓ |
Denn dann kann ich wirklich aus dem Satz, der Beschreibung
der Wirklichkeit, ersehen, wie es sich in der Wirklichkeit
verhält. | ✓ |
(Aber nur das nennt man ja
“Beschreibung” und nur das nennt man ja
“ersehen, wie es sich verhält”!) | ✓ |
(Und etwas anderes ist es ja nicht, was wir alle damit sagen:
dass wir aus der Beschreibung ersehen, wie es sich
in Wirklichkeit verhält.) | ✓ |
“Du beziehst von dem Befehl die Kenntnis dessen, was Du zu
tun hast.
Und doch gibt Dir der Befehl nur sich selbst, und seine Wirkung ist gleichgültig.” | ✓ |
|
Das wird erst dann seltsam, wenn der Befehl etwa ein Glockenzeichen
376 ist. –
Denn, in welchem Sinne mir dieses Zeichen mitteilt, was ich zu tun
habe, ausser dass ich es
einfach // eben // tue und
das Zeichen da war ‒ ‒ ‒.
Denn es ist auch nicht das, dass ich es
erfahrungsgemäss immer tue, wenn das Zeichen gegeben
wird. |
|
Darum hat es ja auch ohne weiteres keinen Sinn, zu
sagen: “Ich muss gehen, weil
die Glocke geläutet hat”.
Sondern, dazu muss noch etwas anderes gegeben
sein. |
|
Wie kann man die Handlung von dem Befehl “hole eine gelbe
Blume” ableiten? –
Wie kann man das Zeichen “5” aus dem Zeichen
“2 + 3” ableiten? |
Kann man denn, und in welchem Sinne kann man, aus dem Zeichen plus dem
Verständnis (also der Interpretation) die Ausführung
ableiten, ehe sie geschieht?
Alles was man ableitet, ist doch nur eine Beschreibung der Ausführung
und auch diese Beschreibung war erst da, nachdem man sie
abgeleitet hatte. | ✓ |
Die Ausführung des Befehls leiten wir von diesem erst ab,
wenn wir ihn ausführen. | ✓ |
The bridge can only be crossed when we get
there.
(Gemeint ist die Brücke zwischen Zeichen und Realität.) | ✓ |
Von der Erwartung zur Erfüllung ist ein Schritt einer Rechnung.
Ja, die Rechnung
377 | ✓ |
Und so weit – und nur so weit – als diese Rechnung ein Bild des
Resultats ist, ist auch die Erwartung ein Bild der Erfüllung.
| ✓ |
Und so weit das Resultat von der // durch die
// Rechnung, so weit ist die Erfüllung durch die Erwartung
bestimmt. // … von der Rechnung bestimmt
ist, so weit … // | ✓ |
“Der Befehl nimmt die Ausführung voraus”.
Inwiefern nimmt er sie denn voraus?
Dadurch, dass er das
befiehlt // dass er jetzt
befiehlt // , was später ausgeführt (oder nicht
ausgeführt) wird.
Oder: Das, was wir damit meinen, wenn wir sagen, der Befehl
nimmt die Ausführung voraus, ist dasselbe, was
dadurch ausgedrückt ist, dass der Befehl
befiehlt, was später geschieht.
Aber richtig: “geschieht, oder nicht
geschieht”.
Und das sagt nichts.
(Der Befehl kann sein Wesen eben nur
zeigen.) | ✓ |
Aber, wenn auch mein Wunsch nicht bestimmt, was der Fall sein wird, so
bestimmt er doch sozusagen das Thema einer Tatsache, ob die nun den
Wunsch erfüllt, oder nicht. | ✓ |
|
Muss er nun dazu etwas voraus wissen?
Nein.
p. V .non-p sagt wirklich
nichts. |
Wir wundern uns – sozusagen – nicht darüber,
dass Einer die Zukunft weiss,
sondern – darüber, dass er überhaupt (richtig
oder falsch) prophezeien kann. | ✓ |
Es ist, als würde die blosse Prophezeiung
(gleichgültig ob richtig oder falsch) schon einen Schatten der
Zukunft vorausnehmen. –
Während
378 sie über die Zukunft nichts
weiss, und weniger als nichts nicht wissen
kann. | ✓ |
|
Worin besteht das Vorgehen nach einer Regel? –
Kann man das fragen? –
Ich gehe nach einer Regel vor heisst: i[v|c]h gehe so vor, dass das, was herauskommt, …. Dass das, was herauskommt, dieser Regel genügt. Nach der Regel vorgehen, heisst so vorgehen, und das ‘so’ muss die Regel enthalten. |
|
|
Denn mehr bestimmt, als durch eine genaue Beschreibung, kann etwas
nicht sein.
Dennk, bestimmen kann nur
heissen, es beschreiben. ch |
|
Dann ist eine Handlung nicht bestimmt, wenn die Beschreibung
noch etwas offen lässt //
gelassen hat // (so, dass man sagen
kann “ich weiss noch nicht
ob …”) was also die eine Beschreibung
bestimmen kann.
Ist die Beschreibung vollständig, so ist die Handlung bestimmt.
Und das heisst, es kann der Beschreibung nur
eine Handlung entsprechen.
(Nur so können wir das Wort // diesen
Ausdruck // gebrauchen.)
(Erinnern wir uns an die Argumentation über “Zahnschmerzen”.) ch |
|
Hier ist auch der Zusammenhang mit der Frage: “sieht der
Andere wirklich dieselbe Farbe, wenn er blau sieht, wie
ich?”
Freilich, er sieht blau!
Das ist ja eben dieselbe Farbe. –
D.h.﹖, die Frage, ob er als
blau dieselbe Farbe sieht, ist unsinnig, wenn angenommen ist,
dass wir das Recht haben, was er sieht und ich sehe,
als ‘blau’ zu bezeichnen.
Lässt
379 sich im gewöhnlichen Sinne –
d.h. nach der gewöhnlichen Methode –
konstatieren, dass er nicht dieselbe Farbe
sieht, so kann ich nicht sagen, dass wir beide blau
sehen.
Und lässt es sich konstatieren,
dass wir beide blau sehen, dann “sehen wir
beide die gleiche Farbe”, denn dieser Satz hat ja nur auf diese
Proben bezug. |
| ⇒
[Zu: Erinnerungszeit]
Und so // analog // verhält es sich mit der Frage: “ist das, was ich jetzt ‘gelb’ nenne, gewiss die gleiche Farbe, die ich früher ‘gelb’ genannt habe?” – Gewiss, denn es ist ja gelb. – Aber woher weisst Du das? – Weil ich mich daran erinnere. – Aber kann die Erinnerung nicht täuschen? – Nein. Nicht, ﹖– wenn ihr Datum gerade das ist, wonach ich mich richte –﹖. ◇◇◇ ch |
Wenn man nun fragt: Ist also die Tatsache durch die Erwartung
auf ja und nein bestimmt, oder nicht,
d.h. ist es
bestimmt, in welchem Sinne die Erwartung durch ein Ereignis –
welches immer eintrifft﹖ – beantwortet
werden﹖ wird, so muss man
antworten: ja!
Unbestimmt wäre es etwa im Falle einer Disjunktion im Ausdruck der
Erwartung. | ✓ |
Wenn ich sage “der Satz bestimmt doch schon im Voraus, was ihn
wahr machen wird”: Gewiss, der
Satz ‘p’ bestimmt, dass p
der Fall sein muss, um ihn wahr zu machen; das ist
aber auch alles, was man darüber sagen kann, und
heisst nur “der Satz p – der Satz,
den die Tatsache p wahr macht”. | ✓ |
|
In der Sprache wird alles ausgetragen. 380 |
✓ |
Wenn eine Vorrichtung ◇◇◇ als Bremse wirken
soll, tatsächlich aber aus irgendwelchen Ursachen den Gang
der Maschine beschleunigt, so ist die Absicht, der die Vorrichtung dienen
sollte, aus ihr allein nicht zu ersehen.
Wenn man sagt “das ist der Bremshebel, er funktioniert aber nicht”, so spricht man von der Absicht. Aehnlich ist es, wenn man eine verdorbene Uhr doch eine Uhr nennt. | ✓ |
Angenommen, das Anziehen des Bremshebels bewirkt manchmal das
Abbremsen der Maschine und manchmal nicht.
So ist daraus allein nicht zu schliessen,
dass er als Bremshebel gedacht war.
Wenn nun eine bestimmte Person immer dann, wenn der Hebel nicht als
Bremshebel wirkt, ärgerlich würde –.
So wäre damit auch nicht das gezeigt, was ich zeigen will.
Ja, man könnte dann sagen, dass der Hebel einmal die
Bremse, einmal den Aerger betätigt. –
Wie drückt es sich nämlich aus, dass
die Person darüber ärgerlich wird,
dass der Hebel die Bremse nicht
381 betätigt hat?
(Dieses über etwas ärgerlich sein ist nämlich scheinbar von ganz derselben Art, wie: etwas fürchten, etwas wünschen, etwas erwarten, etc.) Das “über etwas ärgerlich sein” verhält sich nämlich zu dem, worüber man ärgerlich ist, nicht wie die Wirkung zur Ursache, also nicht wie Magenschmerzen zu der Speise mit der man sich den Magen verdorben hat. Man kann darüber im Zweifel sein, woran man sich den Magen verdorben hat und die Speise, die etwa die Ursache ist, tritt in die Magenschmerzen nicht als ein Bestandteil dieser Schmerzen ein; dagegen kann man, in einem gewissen Sinne, nicht zweifelhaft sein, worüber man sich ärgert, wovor man sich fürchtet, was man glaubt. (Es heisst nicht “ich weiss nicht, – ich glaube heute, aber ich weiss nicht woran”!) – Und hier haben wir natürlich das alte Prob[o|l]em, dass nämlich der Gedanke, dass das und das der Fall ist, nicht voraussetzt, dass es der Fall ist. Dass aber anderseits doch etwas von﹖ der Tatsache für den Gedanken selbst Voraussetzung sein muss. “Ich kann nicht denken, dass etwas rot ist, wenn rot garnicht existiert”. Die Antwort darauf ist, dass die Gedanken in im demselben Raum sein müssen, wie das Zweifelhafte[k|,] wenn auch an einer andern Stelle. Im Raum der Sprache nämlich. | ✓ |
| ⌊⌊
Der Satz “ich könnte nicht denken daß etwas rot ist wenn Rot
nicht existierte” bezieht sich wirklich auf die Vorstellung von
etwas Rotem oder die Existenz eines roten Musters als Teil unserer
Sprache.
Aber natürlich kann man auch nicht sagen, unsere Sprache
müsse ein solches Muster enthalten.
Enthält sie es nicht so ist sie eben eine Andere.
Aber man kann sagen & betonen, daß sie es enthält. ⌋⌋ |
|
In der Sprache wird alles ausgetragen. |
Darin, und nur darin besteht auch die (prästabilierte) Harmonie
zwischen Welt und Gedanken.
Die Intention ist nun aber von genau derselben Art wie – z.B. – der Aerger. Und da scheint es irgendwie, als würde man die Intention von aussen betrachtet nie als Intention erkennen; als müsste man sie selbst intendieren // meinen // , um sie als Meinung zu verstehen (von innen). Das hiesse aber, sie nicht als Phänomen, nicht als Tatsache, zu betrachten! D.h. es hieße eine weitere (unklar angedeutete) Bedingungˇ der Erfahrung allem hinzufügen. Und freilich, wenn
⌊⌊ Woher
⌊⌊ Die Frage Das Problem aber ist: wie kann man die Intention wenn man sie nun hat in die Worte übersetzen, sie sei die Intention das [Den|& das] zu tun? Denn daß die Intention nur kennt wer sie erlebt hat (siehe Zahnschmerzen) gebe ich zu; warum aber nennst Du sie die Intention das zu tun. Das hat mit ihrem unbeschreibbaren Charakter offenbar nichts zu tun⌋⌋ ⌊⌊ Und einerseits ist das so als wollte man sagen, man könne Zahnschmerzen, nur von innen betrachtet als solche erkennen. Von außen betrachtet wäre er z.B. gar nicht unangenehm. Und hier erinnert die Intention an den Willen (auch im Schopenhauerschen Sinn). Die Zahnschmerzen geben [e|E]iem aber gar kein solches Problem Die Frage Das Problem aber ist: wie kann man die Intention wenn man sie nun hat in die Worte übersetzen, sie sei die Intention das & das zu tun? Denn daß die Intention nur kennt wer sie erlebt hat (siehe Zahnschmerzen) gebe ich zu; warum aber nennst Du sie die Intention das zu tun. – Das hat mit ihrem unbeschreibbaren Charakter offenbar nichts zu tun.⌋⌋ Das ist natürlich wieder das vorige Problem, denn der Witz ist, dass man es den Gedanken (als selbständige Tatsache betrachtet) ansehen 382
muss,
dass er der Gedanke ist, dass das
und das der Fall ist.
Kann man es ihm nicht ansehen (so wenig wie den Magenschmerzen woher
sie rühren), dann hat er kein logisches Interesse, oder vielmehr,
dann gibt es keine Logik. –
Das kommt auch darauf hinaus, dass man den Gedanken
mit der Realität muss unmittelbar vergleichen können
und es nicht erst einer Erfahrung bedürfen kann,
dass diesem Gedanken diese Realität entspricht.
(Darum unterscheiden sich auch Gedanken nach ihrem Inhalt, aber
Magenschmerzen nicht nach dem, was sie hervorgerufen hat.)
Meine Auffassung scheint unsinnig, wenn man sie so ausdrückt: man soll sehen können, worüber Einer denkt, wenn man ihm den Kopf aufmacht; wie ist denn das möglich? die Gegenstände, über die er denkt, sind ja garnicht in seinem Kopf (ebensowenig wie in seinen Gedanken)! Man muss nämlich die Gedanken, Intentionen (etc.) von aussen betrachtet als solche verstehen, ohne über die Bedeutung von etwas unterrichtet zu werden. Denn auch die Relation des Bedeutens wird ja dann als ein Phänomen gesehen (und ich kann // darf // dann nicht wieder auf eine Bedeutung des Phänomens hinweisen müssen, da ja dieses Bedeuten wieder in
| ✓ |
Wenn man den Gedanken betrachtet, so kann also von einem Verstehen
keine Rede mehr sein, denn, sieht man ihn, so muss man
ihn als den Gedanken dieses Inhalts erkennen, es ist nichts zu
deuten. –
Aber so ist es ja wirklich, wenn wir denken, da wird nicht
gedeutet. – | ✓ |
✓ ✓ / |
⌊⌊
Kann man Magenschmerzen von außen betrachtet als solche
verstehen?
Und was heißt es heißt sind
“Magenschmerzen von außen betrachtet”.
Es sind Magenschmerzen gemeint die man hat nicht die des Andern deren
Wirkungen man sieht. Wie kommt es daß ich hier etwas der Erfahrung entgegensetzen will? ⌋⌋ |
/ |
⌊⌊
Freilich, sofern das Meinen eine spezifische Erfahrung ist kann man keine
Andere das Meinen nennen.
Nur erklärt keine besondere Erfahrung die Richtung der
Meinung.
Und wenn wir sagten “von außen betrachtet …” so
wollen wir auchˇ gar nicht sagen die Meinung sei eine besondere Erfahrung
sondern sie sei nicht etwas was geschähe oder uns geschähe, sondern (denn das
wäre ja tot) sondern etwas was wir tun. ⌋⌋ |
✓ |
⌊⌊
Das Subject falle hier nicht aus der Erfahrung heraus sondern sei so in
ihr involviert daß sich die Erfahrung nicht beschreiben
ließe ⌋⌋ |
✓ |
⌊⌊Es ist beinahe als sagte man wir können uns nicht dort hingehen
sehen da wir nicht selbst gehen.
(Und also nicht stehen & zuschauen
können)
Aber hier laborieren wir eben wie soˇ sehr oft an einer
Ausdrucksweiseˇ die inadäquat ist die wir abschütteln wollen
& ˇaber zugleich doch gebrauchen & kleiden den
Protest gegen unsere eigene Ausdrucksweise in einen verneinenden Satz in
dieser Ausdrucksweise. ⌋⌋
⌊⌊Denn wenn man sagt “wir sehen uns dorthin gehen” so
meint man eben daß wir sehen was man sieht wenn man selbst geht &
nicht was⌋⌋ man sieht wenn ein Andrer geht.
Und man sieht ja hat ja auch eine bestimmte
[s|S]eherfahrung wenn man selbst geht. |
|
Die kausale Bedeutung d Erklärung des Bedeutens und
Verstehens lautet im Wesentlichen so: einen Befehl verstehen
heisst, man würde ihn ausführen, wenn ein
gewisser Riegel zurückgezogen würde. –
Es würde jemandem befohlen, einen Arm zu heben, und man sagt: den
Befehl verstehen heisst, den Arm zu heben.
Das ist klar, wenn auch gegen unseren Sprachgebrauch
383 (wir nennen das “den
Befehl befolgen”).
Nun sagt man // [
Frege] // ] aber: den Befehl verstehen
heisst, entweder den Arm heben, oder, wenn das
nicht, etwas bestimmtes Anderes tun – etwa das Bein heben.
Nun heisst das aber nicht “verstehen im
ersten Sinn, denn der Befehl war nicht “den Arm oder das Bein zu
heben”.
Der Befehl bezieht sich also (nach wie vor) auf eine Handlung,
die nicht geschehen ist.
Mit andern Worten, es bleibt der Unterschied bestehen zwischen dem
Verstehen und dem Befolgen des Befehls.
Und weiter // [
Frege] // ]:
ein unverstandener Befehl ist gar kein Befehl. –
Dieses Verstehen des Befehls kann nicht irgend eine Handlung sein,
(etwa den Fuss heben) sondern sie
muss das Wesen des Befehls selbst enthalten.
|
|
“In dem Faktum des Verstehens muss das
Verstehen (was immer es ist) seinen Ausdruck finden.
In dem Vorgang des Verstehens (welcher immer der sei) muss das Verstehen ausgedrückt sein.” (Wenn ich Einem in die Seele sehe, müsste ich sehen, woran er denkt. ⇒ Siehe Vorgang des Denkens.) |
In der Sprache wird alles ausgetragen. | ✓ |
| ⌊⌊
Wenn ich in der Sprache denke so schweben mir nicht neben dem sprachlichen
Ausdruck noch Bedeutungen vor sondern die Sprache selbst ist das Vehikel der
Gedanken. ⌋⌋ |
|
Warum scheint mir mein Gedanke ein so exceptionelles
Stück Wirklichkeit zu sein?
Doch nicht, weil ich ihn “von innen” kenne, das
heisst nichts; sondern offenbar, weil ich alles in
Gedanken ausmache, und über das Denken auch nur wieder
denke. |
| ⌊⌊
Die Spra Alles wird auf den gemeinsamen Nenner der Sprache gebracht & dort
verglichen. 384 ⌋⌋ |
|
|
[Zu §80
S.375]
Man könnte nämlich denken, wie ist es; der Gedanke und die Tatsache sind verschieden; aber wir nennen den Gedanken: den, dass die Tatsache der Fall ist; oder die Tatsache: die, welche den Gedanken wahr macht. Ist da das Eine eine Beschreibung mit Hilfe des Anderen? Wird der Gedanke mittels der Tatsache, die ihn wahr macht beschrieben, also einer äusseren Eigenschaft nach beschrieben, wie wenn ich von jemandem sage, er sei mein Onkel?20 |
|
Wenn man den Ausdruck “der Gedanke, dass
… der Fall ist” als Beschreibung
erklärt, so ist damit wieder nichts erklärt, weil es sich fragt:
wie ist eine solche Beschreibung möglich, sie
selbst selber wieder
das Wesen des Gedankens voraus, denn sie enthält den Hinweis auf eine
Tatsache, die nicht geschehen ist, also gerade das, was problematisch
war. |
Die Erfüllung der Erwartung besteht nicht darin, dass
ein Drittes ge-
385 schieht, das man ausser
eben als “die Erfüllung der Erwartung” auch noch anders
beschreiben könnte, also
z.B. als ein Gefühl der
Befriedigung, oder der Freude, oder wie immer.
Denn die Erwartung, dass p der Fall sein wird, muss das Gleiche sein, wie der die Erwartung der Erfüllung dieser Erwartung, dagegen wäre, wenn ich unrecht habe, die Erwartung, dass p eintreffen wird, verschieden von der Erwartung, dass die Erfüllung dieser Erwartung eintreffen wird. | ✓ |
Könnte denn die Rechtfertigung lauten: “Du hast gesagt
‘bring’ etwas
Rotes’ und dieses hier hat mir daraufhin
ein Gefühl der Befriedigung erzeugt //
gegeben // , darum habe ich es gebracht”?
| ✓ |
Müsste man da nicht antworten: Ich habe
Dir doch nicht geschafft, mir das zu bringen, was Dir auf
[D|m]eine Worte hin ein solches Gefühl geben
wird! | ✓ |
Ich gehe die gelbe Blume suchen.
Auch wenn mir während des Gehens ein Bild vorschwebt, brauche ich es
denn, wenn ich die gelbe Blume – oder eine andere –
sehe? –
Und wenn ich sage “sobald ich eine gelbe Blume sehe,
schnappt, gleichsam, etwas in der Erinnerung // dem
Gedächtnis // ein”: kann ich denn dieses
Einschnappen eher voraussehen, erwarten, als die gelbe Blume?
Ich wüsste nicht, warum.
D.h., wenn es in einem bestimmten Fall
wirklich so ist, dass ich nicht die gelbe Blume,
sondern ein anderes (indirektes) Kriterium erwarte, so ist
das dies jedenfalls keine Erklärung des Erwartens.
| ✓ |
Aber geht nicht mit dem Eintreffen des Erwarteten immer ein Phänomen
der Zustimmung // Bejahung (oder
Befriedigung[/|)] Hand in Hand?
Dann frage ich: Ist dieses Phänomen ein anderes, als das
Eintreten des Erwar-
386 teten?
Wenn ja, dann weiss ich nicht, ob so ein anderes
Phänomen die Erfüllung immer begleitet. –
Oder ist es dasselbe, wie die Erfüllung?
Wenn ich sage: Der, dem die Erwartung erfüllt wird,
muss doch nicht sagen
– “ja, das ist es” (oder
dergleichen), so kann man mir antworten:
“gewiss, aber er muss
doch wissen, dass die Erwartung erfüllt
ist”. –
Ja, soweit das Wissen dazu gehört, da
dass [d|s]ie erfüllt
ist.
In diesem Sinne: wüsste er's
nicht, so wäre sie nicht erfüllt. –
“Wohl, aber, wenn einem eine Erwartung erfüllt wird, so tritt
doch immer eine Entspannung auf!” –
Woher weisst Du das? –
| ✓ |
|
Beim Versteckenspiel erwarte ich, den Fingerhut zu finden.
Wenn ich ihn finde, gebe ich ein Zeichen der Befriedigung von mir, oder
ich fühle doch (eine﹖)
Befriedigung.
Dieses Phänomen mag ich auch erwartet haben (oder auch nicht),
aber diese Erwartung ist nicht die, den Fingerhut zu finden.
Ich kann beide Erwartungen haben und die sind offenbar ganz
getrennt. |
|
Es ist nicht so, dass wir eine
Unbefriedigung // das Phänomen einer Unbefriedigung
Nein, das erste Phänomen ist die Erwartung des Fingerhutes [n| // ] den Fingerhut zu finden // so sicher, als // wie // das zweite das Finden des Fingerhutes ist. Das Wort “Fingerhut” // Der Ausdruck “finden des Fingerhuts” // gehört zu der Beschreibung des ersten so notwendig, wie zur Beschreibung des zweiten. Nur verwechseln wir nicht “die Bedeutung des Wortes ‘Fingerhut’” (den Ort dieses Worts im grammatischen Raume) mit der Tatsache, dass ein Fingerhut hier ist. 387 |
|
“
Denn warum sollen wir uns gerade für dieses Bild interessieren, wo wir uns doch sonst mit Seelenzuständen, Magenschmerzen, etc. nicht befassen. | ✓ |
| ⌊⌊
Der Kalkül des Denkens knüpft mit der Wirklichkeit an. ⌋⌋ |
| ⌊⌊
Die Erwartung ist eine vorbereitende Handlung.
Eine vorbereitende Handlung innerhalb der Sprache (Berechnung des
Dampfkessels.) ⌋⌋ |
| ⌊⌊
[gehört zur Erklärung des Wesens der Erwartg.
Erwartg. als Hohlform eine Follform fordernd. Die Erwartung ist eine ˇerwartende vorbereitende Handlung. Eine vorb. H. innerhalb der Sprache. In der Sprache wird alles ausgetragen. // Die Erwartg. ist eine Vorbereitung auf etwas eine Vorbereitung innerhalb d. Sprache. ⇒ Siehe S. 354 ⌋⌋ |
|
(Der Plan kann mich nur leiten, wenn ich auch auf dem Plan
bin.) |
|
| ⍈
[Zu
S. 102]
Ich erwarte mir, dass der Stab im selben Sinne 2 m hoch sein wird, in dem er jetzt 1 m 99 cm hoch ist. In der Spr. wird alles ausgetr. |
|
In demselben Sinne, ind dem er jetzt 1
m
hoch ist, wird er später 1,5
m hoch sein. |
Wäre der Gedanke sozusagen eine Privatbelustigung und hätte nichts mit
der Aussenwelt zu tun, so wäre er für uns ohne jedes
Interesse (wie etwa die Gefühle bei einer
Magenverstimmung).
Was wir wissen wollen ist: Was hat der Gedanke mit dem zu
tun, was ausser dem Gedanken vorfällt.
Denn seine Bedeutung, ich meine seine Wichtigkeit, bezieht er ja nur
daher.
Was hat das, was ich denke, mit dem zu tun, was der Fall ist. | ✓ |
Das Denken als Ganzes und seine mit seiner
Anwendung geht sozusagen automatisch
d.h.
als Kalkül vor sich. –
Wieviele Zwischenstufen ich auch zwischen den Gedanken und die
Anwendung setze, immer folgt eine Zwischenstufe der nächsten – und
die Anwendung der letzten – ohne Zwischenglied.
Und hier haben wir den gleichen Fall, wie wenn wir zwischen
Entschluss und Tat durch Zwischenglieder vermitteln
wollen. | ✓ |
|
|
[Zu
S. 102 §29]
“Worin besteht es, sich eine gelbe Blume zu wünschen? Wesentlich darin, dass man in dem, was man sieht, eine gelbe Blume vermisst? Also auch darin, dass man erkennt, was in dem Satz ausgedrückt ist “ich sehe jetzt keine gelbe Blume”.” 389 |
|
[Zu
S. 102]
Könnte man auch sagen: Man kann die Erwartung nicht beschreiben, wenn man die gegenwärtige Realität nicht beschreiben kann oder, man kann die Erwartung nicht beschreiben, wenn man nicht eine vergleichende Beschreibung von Erwartung und Gegenwart geben kann in der Form: Jetzt sehe ich hier einen roten Kreis und erwarte mir später dort ein blaues Viereck. D.h., der Sprachmasstab muss an dem Punkt der Gegenwart angelegt werden und deutet dann über ihn hinaus – etwa in der Richtung der Erwartung. |
| ⌊⌊
Ich will sagen um den Ort des Gewünschten zu bestimmen muß
mein Sat mein Satz wie ein Maßstab auf die
gegenwärtige Situationˇ in gewisser
Richtg aufgesetzt werden,
denn wie sollte er sonst den Punkt im Raum zeigen wo das gewünschte sein
soll?
Aber auch wenn so der Maßstab an der Wirklichkeit
aufstehtsitzt warum
muß ich ihn dann als gerade diesen Wunsch interpretieren?
Die Schwierigkeit die man hier lösen will ist wieder: “wie
bestimmt der Wunsch das gewünschte”.
Und man trachtet wieder vergebens die Erfüllung des
Wünsches im Wunsche schon vorwegzunehmen.
⌋⌋ |
|
[Zu
S. 102]
Ich will sagen: wenn ich über eine gelbe Blume rede, muss ich zwar keine sehen, aber ich muss etwas sehen und das Wort “gelbe Blume” hat quasi nur in Uebereinstimmung mit oder im Gegensatz zu dem Bedeutung, was ich sehe. Seine Bedeutung würde quasi nur von dem aus bestimmt, was ich sehe, entweder als das, was ich sehe, oder als das, was davon in der und der Richtung so und so weit liegt. Hier meine ich aber weder Richtung noch Distanz räumlich im gewöhnlichen Sinn, sondern es kann die Richtung von Rot nach Blau und die Farbendistanz von Rot auf ein bestimmtes Blaurot gemeint sein. – Aber auch so stimmt meine Auffassung nicht. Es ist schon richtig, dass der Satz “ich wünsche eine gelbe Blume” den Gesichtsraum voraussetzt, nämlich nur insofern, als er in unserer Sprache voraussetzt, dass der Satz “ich sehe jetzt eine gelbe Blume” und sein Gegenteil Sinn haben muss // hat // . Ja, es muss auch Sinn haben, oder vielmehr, es hat auch Sinn, zu sagen “das Gelb, was ich mir wünsche, ist grünlicher als das, welches ich sehe”. Aber anderseits wird der grammatische Ort des Wortes “gelbe Blume” nicht durch eine Massangabe, bezogen auf das, was ich jetzt sehe, bestimmt. Obwohl, soweit von einer solchen Entfernung und Richtung die Rede überhaupt sein kann, durch die Beschreibung des gegenwärtigen Gesichtsbildes und des Gewünschten diese Entfernung und Richtung im grammatischen Raum gegeben sein muss. |
Ich habe das Gefühl, nur die Stellungnahme zu dem Bild kann es uns
zur Wirklichkeit machen,
d.h., kann es mit
der Wirklichkeit so verbinden, gleichsam wie eine Lasche, die die
Ueberleitung von dem Bild zur Wirklichkeit
herstellt, die beiden in der rechten Lage zueinander haltend,
dadurch, dass beide für sie dasselbe
bedeuten.
Die Furcht verbindet das Bild mit de[n|m] Schrecken der Wirklichkeit // mit der Wirklichkeit // . | ✓ |
|
Ich könnte vielleicht auch fragen: Was ist es, was dem Bild
eine Bedeutung gibt?
Die Kontinuität des Kalküls in mir. Ich benehme mich dem Bild gegenüber ähnlich wie der Wirklichkeit gegenüber & der Kalkül das Nachdenken in mir vollzieht sich in einer Einstellung oder einer kontinuierlichen Reihe von Einstellungen. D.h. ich erlebe das Bild in seiner Art, wie die Wirklichkeit in ihrer Art. |
|
Daß wir das Bild erleben, Unsere Stellungnahme zu dem Bild, daß wir das Bild
erleben …
|
|
D.h. verbindet es mit der Wirklichkeit, indem es
eine Kontinuität herstellt. |
✓ |
⌊⌊
Mit dem Bild ist der Satz gemeint.
Und das Problem war: “Was hat mein Gedanke mit dem
zu tun, was der Fall ist?”
Das Problem der Abbildung des Portraits
etc.
Oder (besser): “Dieses Kreuz auf dem Plan bin
ich”. ⌋⌋ |
| ⌊⌊
Ich bin empört, wenn ich die Beschreibung eines Mordes
lese // wenn ich von einem Mord lese // , wie
wenn ich
|
| ⌊⌊
Das Problem läßt scheinbar zwei Lösungen zu: Man kann sagen, daß der
Kalkül den Gedanken mit der Wirklichkeit verbindet.⌋⌋ |
| ⌊⌊
Früher sagte ich, daß der Satz seine Bedeutung hat, indem er quasi in uns
eingreift.⌋⌋ |
| ⌊⌊
Dazu auch: Wir denken, sehen voraus, überlegen, weil wir nicht
anders können.⌋⌋ |
| ⌊⌊
Was macht uns die Erwartung zur Erwartung?⌋⌋ |
| ⌊⌊
Man könnte fragen: Was macht uns das Bild, den Gedanken, zur
Wirklichkeit?⌋⌋ |
✓ |
⌊⌊
Oder: Was macht uns den Glauben zur
Wirklichkeit? ⌋⌋ |
✓ |
⌊⌊
Nun das Glauben ist ein natürlicher Akt der Menschen.
Uns Bilder herzustellen ist Teil unseres Lebens. ⌋⌋ 391 |
✓ |
|
Glauben.
Hiermit verwandt ist: erwarten, hoffen, fürchten, wünschen.
Aber auch: zweifeln, suchen,
etc..
Man sagt: “Ich habe ihn von 5 bis 6 Uhr erwartet”, “ich habe de[m|n] ganzen Tag gehofft, er werde kommen”, “in meiner Jugend habe ich gewünscht …”, etc.. Daher der falsche Vergleich mit in der Zeit amorphen Zuständen (Zahnschmerz, das Hören eines Tones, etc., obwohl diese unter sich wieder verschiedene sind). |
|
Was heisst es nun: “ich glaube, er
wird um 5 Uhr kommen”? oder: “er glaubt
N werde um 5 Uhr kommen”?
Nun, woran erkenne ich, dass er das
glaubt?
Daran, dass er es sagt? oder aus seinem
übrigen Verhalten? oder aus beiden?
Danach wird man dem Satz “er glaubt …”
verschiedenen Sinn geben können. |
Hat es einen Sinn zu fragen: “Woher
weisst Du, dass Du das
glaubst”?
Und ist etwa die Antwort: “ich erkenne es durch
Introspection”?
In manchen Fällen wird man so etwas sagen können, in manchen aber nicht. | ✓ |
Es hat einen Sinn, zu fragen: “liebe ich sie
wirklich? mache ich mir das nicht nur vor?”
Und der Prozess der
Introspection ist hier das Aufrufen
von Erinnerungen, das Vorstellen möglicher Situationen und der Gefühle,
die man hätte,
etc.. 603 392 | ✓ |
✓ |
Introspection nennt man einen
Prozess //
Vorgang // des
Schauens, im Gegensatz zum
Sehen. |
✓ |
“
|
✓ |
Man konstruiert hier nach dem Schema: “Woher
weisst Du, dass jemand im
andern Zimmer ist?” –
“Ich habe ihn drin singen gehört”.
“Ich weiss, dass ich Zahnschmerzen habe, weil ich es fühle” ist nach diesem Schema konstruiert und heisst nichts. Vielmehr: ich habe Zahnschmerzen = ich fühle Zahnschmerzen = ich fühle, dass ich Zahnschmerzen habe (ungeschickter und irreführender Ausdruck). “Ich weiss, dass ich Zahnschmerzen habe” sagt dasselbe, nur noch ungeschickter, es sei denn, dass unter “ich habe Zahnschmerzen” eine Hypothese verstanden wird. Wie in dem Fall: “ich weiss, dass die Schmerzen vom schlechten Zahn herrühren und nicht von einer Neuralgie”. Denken wir auch an die Frage “wie merkst Du, dass Du Zahnschmerzen hast?”, oder gar: “wie merkst Du, dass Du fürchterliche Zahnschmerzen hast?” (Dagegen: “wie merkst Du, dass Du Zahnschmerzen bekommen wirst”.) |
| ⌊⌊
In dem Sinn von ‘Z.’
in dem man geneigt ist zu
sagen ‘ich kann nicht
Z. haben ohne es zu wissen’
heißt es eben darum nichts zu sagen “ich weiß daß ich
Z. habe” es sei denn daß dies
ein ungeschickter Ausdruck ist statt des Satzes “ich habe
Z.”⌋⌋ |
⌊⌊
Ist “Ich glaube …” der Ausdruckˇ des
Glaubens oder die Beschreibung des Geisteszustandes?
des Glaubens? ⌋⌋ | ✓ |
⌊⌊
Ist der Satz “es regnet” die Beschreibung meines
Geisteszustandes? da es doch die Wiedergabe des
meines Gedankens ist daß es regnet.
Wir werden nicht so leicht geneigt sein den Satz die Beschreibung des
Geisteszustands zu nennen, wenn wir sehen
bedenken, daß das Denken im Reden bestehen kann, keine
Begleitung des Gedankenausdrucks ist. ⌋⌋ | ✓ |
⌊⌊
Man kann in Worten glauben. ⌋⌋ | ✓ |
/ |
⌊⌊
Anderseits warum sollen wir
nicht sagen, daß der Satz die Aussage
“Ich glaube …” die Beschreibung des
Geisteszustandes ist? es ist ja damit nichts verredet.
Denn “Geisteszustand” &
“Beschreibung
|
✓ |
(Hierher gehört die Frage: welchen Sinn hat es, von der
Verifikation des Satzes ‘ich habe Zahnschmerzen’ zu
reden?
Und hier sieht man deutlich, dass die Frage
“wie wird dieser Satz verifiziert” von einem Gebiet der
Grammatik zum andern ihren Sinn ändert.) |
36 | |||||||||||||
36 | |||||||||||||
✓ |
Man könnte nun die Sache so (falsch) auffassen: Die
393 604
Frage “wie weisst Du,
dass Du Zahnschmerzen hast” wird darum nicht
gestellt, weil man dies von den Zahnschmerzen
(selbst) aus erster Hand erfährt, während
man, dass ein Mensch im andern Zimmer ist, aus zweiter
Hand, etwa durch ein Geräusch, erfährt.
Das eine weiss ich durch unmittelbare Beobachtung,
das andere erfahre ich indirekt.
Also: “Wie weisst Du,
dass Du Zahnschmerzen hast” –
“Ich weiss es, weil ich sie
habe” –
“Du entnimmst es daraus, dass Du
sie hast; aber musst Du dazu nicht schon wissen,
dass Du sie hast?”. ‒ ‒ ‒
Der Uebergang von den Zahnschmerzen zur Aussage
“ich habe Zahnschmerzen” ist eben ein ganz anderer, als
der vom Geräusch zur Aussage “in diesem Zimmer ist
jemand”.
Das heisst, die Uebergänge
gehören ganz andern Sprachspielen an // gehören
zu ganz verschiedenen Sprachspielen // . |
36 | |||||||
|
Ist, dass ich Zahnschmerzen habe ein
Grund zur Annahme, dass ich Zahnschmerzen
habe? | 1 |
36 | |||||||
|
(Man kann die Philosophen dadurch verwirren
(confound), dass man nicht
bloss da Unsinn spricht, wo auch sie es tun, sondern
auch solchen, den zu sagen sie sich scheuen
(würden).) | 2 |
36 | |||||||
|
Erschliesst man aus der Wirklichkeit einen
Satz?
Also etwa “aus den wirklichen Zahnschmerzen, darauf,
dass man Zahnschmerzen hat”?
Aber das ist doch nur eine unkorrekte Ausdrucksweise; es
müsste heissen: man
schliesst, dass man Zahnschmerzen
hat daraus, dass man Zahnschmerzen hat
(offenbarer Unsinn). | 3 |
36 | ||||||||||
|
“Warum glaubst Du, dass Du Dich an der
Herdplatte verbrennen wirst?” –
Hast Du Gründe für diesen Glauben, und brauchst Du Gründe?
394 605
Hast Du diese Gründe – gleichsam – immer bei Dir, wenn Du es glaubst? Und glaubst Du es immer – ausdrücklich – wenn Du Dich etwa wehrst, die Herdplatte anzurühren? Meint man mit ‘Gründen des Glaubens // für den Glauben // ’ dasselbe, wie mit ‘Ursachen des Glaubens’ (Ursachen des Vorgangs des Glaubens)? | 4 |
36 | |||||||
|
Was für einen Grund habe ich, anzunehmen, dass
mein Finger, wenn er den Tisch berühren, einen Widerstand spüren
wird?
Was für einen Grund, zu glauben, dass dieser
Bleistift sich nicht schmerzlos durch meine Hand stecken
lässt?
Wenn ich dies frage, melden sich hundert Gründe, die einander gar nicht
zu Wort kommen lassen wollen.
“Ich habe es doch selbst ungezählte Male erfahren; und ebenso
oft von ähnlichen Erfahrungen gehört; wenn es nicht so wäre, würde
…;
etc.”. | 1 |
36 | |||||||
|
Glaube ich, wenn ich auf meine Türe zugehe, ausdrücklich,
dass sie sich öffnen lassen wird, –
dass dahinter ein Zimmer und nicht ein Abgrund sein
wird,
etc.?
Setzen wir statt des Glaubens den Ausdruck des Glaubens. – | 2 |
36 | |||||||
|
Was heisst es, etwas aus einem bestimmten Grunde
glauben?
Entspricht es, wenn wir statt des Glaubens den Ausdruck des
Glaubens setzen, dem, dass Einer
// man // den Grund sagt, ehe er // man
// das Begründete sagt? | 3 |
36 | ||||||||||
|
“Hast Du es aus diesen Gründen
geglaubt[”|?]” ist dann eine ähnliche
Frage, wie: “hast Du, als Du mir sagtest,
25 × 25 sei
625, die
395 606
Multiplikation wirklich ausgeführt?” | 4 |
36 | |||||||
|
Die Frage “warum glaubst Du
das” // “aus welchen Gründen glaubst
Du das” // könnte bedeuten:
“aus welchen Gründen leitest Du das jetzt ab (hast Du es
jetzt abgeleitet)”; aber auch: “welche Gründe
kannst Du mir nachträglich für diese Annahme angeben”.
| 1 |
36 | ||||||||
|
Ich könnte also unter ‘Gründen’ zu einer Meinung
tatsächlich
| 2 |
36 | |||||||
|
Frage ich jemand: “warum glaubst Du,
dass diese Armbewegung einen Schmerz mit sich
bringen wird?”, und er antwortet: “weil
sie ihn einmal hervorgebracht und einmal nicht hervorgebracht
hat”, so werde ich sagen: “das ist doch kein
Grund zu Deiner Annahme”.
Wie nun, wenn er mir darauf antwortet: “oh doch! ich habe diese Annahme noch immer gemacht, wenn ich diese Erfahrung gemacht hatte”? – Da würden wir doch sagen: “Du scheinst mir die Ursache (psychologische Ursache) Deiner Annahme anzugeben, aber nicht den Grund”. | 3 |
36 | ||||||||||
|
“Warum glaubst Du, dass das geschehen
wird?” –
“Weil ich es zweimal beobachtet habe”.
Oder: “Warum glaubst Du, dass das geschehen wird?” – “Weil ich es mehrmals beobachtet habe; und es geht offenbar so vor sich: …” (es folgt eine Darlegung einer umfassenden Hypothese). Aber diese Hypothese, dieses Gesamtbild, muss Dir einleuchten. Hier geht die Kette der Gründe nicht weiter. – (Eher könnte man sagen, dass sie sich schliesst.) 396 607 | 4 |
36 | |||||||
|
Man möchte sagen: Wir schliessen nur dann
aus der früheren Erfahrung auf die zukünftige, wenn wir die Vorgänge
verstehen (im Besitze der richtigen Hypothese sind).
Wenn wir den richtigen, tatsächlichen, Mechanismus zwischen den
beiden Beobachteten Rädern annehmen.
Aber denken wir doch nur: Was ist denn das // unser // Kriterium dafür,
dass unsere Annahme die richtige ist? –
Das Bild und die Daten überzeugen uns und führen uns nicht wieder weiter – zu andern Gründen. | 1 |
36 | |||||||
|
Wir sagen: “diese Gründe sind überzeugend”; und
dabei handelt es sich nicht um Prämissen, aus denen das
folgt, wovon wir überzeugt wurden. | 2 |
36 | |||||||
|
Wenn man sagt: “die gegebenen Daten sind insofern
Gründe, zu glauben, p werde geschehen, als dies aus den Daten zusammen
mit dem angenommenen Naturgesetz folgt”, – dann kommt das
eben darauf hinaus, zu sagen, das Geglaubte folge aus den Daten
nicht, sondern komme vielmehr
﹖– einer neuen Annahme
gleich –﹖. | 3 |
36 | ||||||||||
|
Wenn man nun fragt: wie kann aber frühere
Erfahrung ein Grund zur Annahme sein, es werde später das und das
eintreffen, – so ist die Antwort: welchen allgemeinen Begriff
vom Grund zu solch einer Annahme haben wir denn?
Diese Art Angabe über die Vergangenheit nennen wir eben Grund zur
Annahme, es werde das in Zukunft geschehn. –
Und wenn man sich wundert, dass wir ein solches
Sprachspiel // Spiel // spielen, dann
berufe ich mich auf die Wirkung einer vergangenen
Erfahrung (dass ein gebranntes Kind das Feuer
fürchtet). 397 608 | 4 |
36 | ||||||||
|
Wer sagt, er ist durch Angaben über Vergangenes nicht davon zu
überzeugen, dass in Zukunft etwas geschehen wird, der
muss etwas anderes mit dem Wort
“überzeugen” meinen, als wir es tun. –
Man könnte ihn fragen: Was willst Du denn hören?
Was für Angaben nennst Du Gründe
| 1 |
36 | |||||||
|
Denn, wohlgemerkt: Gründe sind hier nicht Sätze, aus denen das
Geglaubte folgt. | 2 |
36 | |||||||
|
⌊Aber⌋ [N|n]icht, als ob man // wir
// sagen könnte (kön
// wollten // : Für's Glauben genügt eben
weniger, als für das Wissen. –
Denn hier handelt es sich nicht um eine Annäherung an das logische
Folgen. | 3 |
36 | ||||||||||
|
Irregeführt werden wir durch die Ausdrucksweise //
Redeweise // : “Das ist ein
guter // richtiger // Grund zu unserer
Annahme, denn er macht das Eintreffen des Ereignisses
wahrscheinlich”. // “Dieser Grund
ist gut, denn er macht das Eintreffen des Ereignisses
wahrscheinlich”. //
Hier ist es, als ob wir nun etwas weiteres über den Grund ausgesagt
hätten, was seine Zugrundelegung // was ihn als
(guten) Grund // rechtfertigt;
während mit dem Satz, dass dieser Grund das
Eintreffen wahrscheinlich macht, nichts gesagt ist, wenn nicht,
dass dieser Grund dem // einem
// bestimmten Standard des guten Grundes entspricht,
– der Standard aber nicht begründet ist! 398 609 | 4 |
36 | |||||||
|
Ein guter Grund ist einer der so aussieht. | 1 |
36 | |||||||
|
“Das ist ein guter Grund, denn er macht das Eintreffen
wahrscheinlich” erscheint uns so wie: “das ist ein
guter Hieb, denn er macht den Gegner kampfunfähig”.
| 2 |
36 | ||||||||
|
Man
| 3 |
36 | |||||||
|
“Warum nimmst Du an, dass er besserer
Stimmung sein wird, weil ich Dir sage, dass er
gegessen hat? ist denn das ein Grund?” –
“Das ist ein guter Grund, denn das Essen hat
erfahrungsgemäss einen Einfluss
auf seine Stimmung”.
Und das könnte man auch so sagen: “Das Essen macht
es wirklich wahrscheinlicher, dass er guter Stimmung
sein wird”.
Wenn man aber fragen wollte: “Und ist alles das, was Du von der früheren Erfahrung vorbringst, ein guter Grund, anzunehmen, dass ˇes sich auch diesmal so verhalten wird”, so kann ich nun nicht sagen: ja, denn das macht das Eintreffen der Annahme w[h|a]hrscheinlich. Ich habe oben meinen Grund mit Hilfe des Standards für den guten Grund gerechtfertigt; jetzt kann ich aber nicht den Standard rechtfertigen. | 3 |
36 | ||||||||||
|
Wenn man sagt “die Furcht ist begründet”, so ist
nicht wieder begründet, dass wir das als guten Grund
zur Furcht ansehen.
Oder vielmehr: es kann hier nicht wieder von einer Begründung die
Rede sein. 399 | 5 |
✓ |
Wenn
|
|
Wenn die Beziehung des Grundes zum Begründeten eine wäre, die die
Erfahrung lehrt, so müßte man weiter fragen: und mit welchem Recht
nimmst Du das als Grund für diesen Glauben?
Und so ginge es weiter; & der Glaube wäre nie
gerechtfertigt. |
|
Vergleiche damit: “Wenn eine Verbindungˇ zweier
Dinge immer in einer Vermittlung durch ein drittes Ding
besteht, dann sind zwei Dinge nie mit einander verbunden?
Das ist falsch; dagegen könnte man sagen: “Wenn eine
Verbindg. zweier Dinge – immer in
einer
Vermittlg. durch ein
drittes Ding besteht, daß mit jedem der zwei
verbunden ist, dann sind zwei Dinge nie mit einander
verbunden”, & das
heißt eigentlich: aber nicht:
eine Verbindung wird nie erreicht, sondern es hat keinen Sinn zu sagen
“die Verbindung wird erreicht” (& also auch
nicht das Gegenteil).
D.h., es hat keinen Sinn von einer
“Verbindung” zu reden; der Begriff der
‘Verbindung’ ist gar nicht erklärt worden. |
|
| ⌊⌊
Die Erfahrung lehrt daß die Ursache von B A ist.
Und also ist es ein guter Grund
|
| ⌊⌊
400 ⌋⌋ |
|
|
Wie kann man sicher sein, es darum getan zu haben?
|
|
Denken wir uns daß Hitze die Wirkung hätte daß uns zu
zwingenˇ die Hand gegen den heißen Gegenstand zu pressen (etwa
ähnlich wie man einen Leitungsdraht nicht auslassen
kann) |
✓ |
Ich lege meine Hand auf die Herdplatte, fühle unerträgliche Hitze und
ziehe die Hand schnell zurück: War es nicht möglich, daß die
Hitze der Platte im nächsten Augenblick aufgehört hätte?
konnte ich es wissen?
Und war es nicht möglich, dass ich gerade durch
meine Bewegung mich
|
✓ |
Wenn man nun fragte: Bist Du sicher, dass
Du es deswegen getan hast?
Würde man ich da nicht schwören, dass
man ich es nur deswegen getan hat
habe?
Und ist es nicht doch
|
|
“Ich hab' es nicht mehr
(länger) ausgehalten”.
“Ich halte es nicht mehr aus; ich muss die Hand zurückziehen”. Aber 401
worin besteht
dieses Zurückziehen, als in dem Wunsch, die Hand möchte sich
zurückziehen, während sie sich wirklich zurückzieht?
Zieht sie sich nicht zurück, so können wir auch nichts machen.
Jedenfalls, möchte ich sagen, ist ‘sie zurückziehen
wollen’ eine Erfahrung, die wir zwar wünschen können, aber nicht
herbeiführen.
“Wie was?” muß ich fragen.
(Denke an die Erfahrung beim Zeichnen eines Quadrats
mit seinen Diagonalen durch den Spiegel.) |
✓ ✓ | ⌊⌊
zwangsläufiger Mechanismus ⌋⌋ Wenn ich sage, die Erfahrung des Wollens könne ich zwar wünschen, aber nicht herbeiführen, so bin ich da wieder bei einem, für die Erkenntnistheorie sehr // so // charakteristischen Unsinn. Denn in dem Sinne, in welchem ich überhaupt etwas herbeiführen kann (etwa Magenschmerzen durch Ueberessen), kann ich auch das Wollen herbeiführen. (In diesem Sinne führe ich das Schwimmen-Wollen herbei, indem ich in's tiefe Wasser springe.) Ich wollte wohl sagen: ich könnte das Wollen nicht wollen; d.h., es hat keinen Sinn, vom Wollen-wollen zusprechen. Und mein falscher Ausdruck kam daher, dass man sich das Wollen als ein direktes unmittelbares, nicht-kausales,
Man denkt nur an die Störungen, denen ein Mechanismus normalerweise ausgesetzt ist; nicht daran, daß die Zahnräder plötzlich weich werden könnten, oder einander durchdringen, etc.. |
✓ |
“Wie weisst Du, dass Du
es aus diesem Motiv getan hast?” –
“Ich erinnere mich daran, es darum getan zu haben”. –
“Woran erinnerst Du Dich? –
Hast Du es Dir damals gesagt; oder erinnerst Du Dich an die Stimmung in
der Du warst; oder daran, dass Du Mühe hattest, einen
Ausdruck Deines Gefühls zu unterdrücken?”
Daraus wird sich zeigen worin es bestand es aus diesem Motiv getan zu
haben.
Und wenn man etwa einen Ausdruck seines Gefühls nur mit Mühe unter- 402 drückt hat, – wie
war das?
Hatte man sich ihn damals leise vorgesagt?
etc.
etc.. |
✓ |
Das Motiv ist nicht eine Ursache ‘von innen
gesehen’!
Das Gleichnis von ‘innen und
aussen’ ist hier – wie so oft –
gänzlich irreleitend. –
Es ist von der Idee der Seele (eines Lebewesens)
im Kopfe (als Hohlraum vorgestellt) hergenommen // hergeleitet // . Aber diese Idee
ist die Idee von der Seele, einem Lebewesen, im Kopfe.
Aber sie ist darin mit andern
|
✓ |
Man nimmt an daß ein Mensch das Motiv seiner Tat weiß; – das
|
|
“Wie weisst Du, dass
das wirklich der Grund ist, weswegen Du es glaubst? –
(das﹖) ist, als fragte ich:
“wie weisst Du, dass es
das ist, was Du glaubst”.
Denn er gibt nicht die Ursache eines Glaubens an, die er nur vermuten
könnte, sondern beschreibt eine[h|n] Vorgang von
Operationen, die ein Operieren mit Gedanken das zu dem
Geglaubten führen führt (und ihn etwa geführt
haben hat).
Einen Vorgang, der seiner Art nach zu dem des Glaubens gehört. –
Der Unterschied zwischen der Frage nach der Ursache und der
(Frage) nach dem Grund des Glaubens ist etwa
so, wie der, zwischen der Frage: den
Fragen: “was ist die physikalische Ursache davon,
dass Du da bist von A nach B gekommen
bist” und der Frage: “auf welchem Wege bist Du
hergekommen von A nach B gekommen”. –
Und hier sieht man sehr klar, wie auch die Angabe der Ursache als
Angabe eines Weges aufgefasst werden kann, aber in
ganz anderemn
Sinne. |
✓ |
“Man kann die Ursache einer Erscheinung nur vermuten”
(nicht wissen). –
Das muss
403 kann die Ursache dieser
Erscheinung nur vermuten”
d.h.: es ist
mir noch nicht gelungen, sie [)|(]im gewöhnlichen
Sinne)
‘festzustellen’.
Also im Gegensatz zu dem Fall, in dem es mir gelungen ist,
|
✓ |
Nach den Gründen zu einer Annahme gefragt, besinnt man
sich auf diese Gründe.
Geschieht hier dasselbe, wie, wenn man über die Ursachen eines
Ereignisses nachdenkt? // … wenn man
(darüber)
nachdenkt, was die Ursachen eines Ereignisses gewesen sein
mögen? // |
✓ |
“Diese Gegend macht micht
melancholisch”.
Woher weisst Du, dass es die
Gegend ist?
Ist das eine Hypothese – wie Du auch nur glaubst,
dass es jene Speise war, die die
Magenschmerzen verursachte, oder gehört es zur unmittelbaren
Erfahrung.
Wäre es also widerlegt, wenn Du, in eine andere Gegend versetzt,
melancholisch bliebest; oder ist es nicht durch eine künftige Erfahrung
zu widerlegen, da es die Beschreibung der gegenwärtigen
ist?
Ja, wie bist Du auf den Gedanken gekommen, dass es die Gegend ist, die diese Stimmung hervorruft? Oder handelt es sich eben gar ni[h|c]ht um einen durch sie hervorgerufenen Zustand meiner Person, sondern, etwa, darum, dass das Bild der Gegend melancholisch ist? (Dies hängt unmittelbar 404 zusammen mit dem Problem: Motiv und
Ursache.)
“Das ist ein furchtbarer Anblick”. – Das kannst Du nicht wissen. Vielleicht hättest Du auch sonst gezittert. Wie hängt die Furcht mit dem Anblick zusammen? oder mit der furchtbaren Vorstellung? Oder soll ich etwa sa[f|g]en: “sich vor dieser Vorstellung fürchten” heisst, sie haben und sich fürchten? Wenn man nun aber mehrere Vorstellungen hat, während man sich fürchtet (mehrere sieht oder hört), ist da ein Zweifel darüber, was das Furchtbare ist? Oder weiss man es eben ausˇ früherer Erfahrung, wovor (von allen diesen Sachen) man sich fürchtet? Ich möchte auch sagen “das Fürchten ist eine Beschäftigung mit dem Anblick”. Kann ich sagen; es sei ein sehr komplizierter Vorgang, in welchem die Vorstellung an charakteristischen Stellen eintritt? |
|
Denken wir an ein furchtbares Antlitz.
Welche Rolle spielt der Anblick im Vorgang der Furcht.
|
✓ |
Ich will sagen: die Furcht begleitet nicht den
Anblick.
Sondern das Furchtbare und die Furcht haben die Struktur des
Gesichtes.
Denken wir, dass wir den Zügen eines Gesichts mit den
Augen in Aufregung folgen.
Sie gleichsam zitternd nachfahren.
So dass die Schwingungen der Furcht den Linien des
Gesichts superponiert wären. 405 |
|
|
|
Wie ich oft gesagt habe, führt die Philosophie mich zu keinem
Verzicht, da ich mich nicht entbreche, etwas zu sagen,
sondern eine gewisse Wortverbindung als sinnlos aufgebe.
In anderem Sinne aber erfordert die Philosophie dann eine Resignation,
aber des Gefühls, nicht des Verstandes.
Und das ist es vielleicht, was die sie Vielen so
schwer macht.
Es kann schwer sein, einen Ausdruck nicht zu gebrauchen, wie es schwer
ist, die Tränen zurückzuhalten, oder einen Ausbruch des Zorns // der Wut // . |
|
/ (Tolstoi: die
Bedeutung (Bedeutsamkeit) eines Gegenstandes liegt in seiner
allgemeinen Verständlichkeit. –
Das ist wahr und falsch.
Das, was den Gegenstand schwer verständlich macht ist – wenn er
bedeutend, wichtig, ist – nicht, dass
irgendeine besondere Instruktion über abstruse Dinge zu seinem
Verständnis erforderlich wäre, sondern der Gegensatz zwischen dem
Verstehen des Gegenstandes und dem, was die mei[w|s]ten
Men-
407 schen sehen
wollen.
Dadurch kann gerade das Naheliegendste am allerschwersten verständlich
werden.
Nicht eine Schwierigkeit des Verstandes, sondern des Willens ist zu
überwinden.) / |
|
Die Arbeita an der Philosophie ist – wie vielfach die Arbeit
in﹖ der Architektur – eigentlich mehr die // eine // Arbeit an Einem selbst.
An der eignen Auffassung.
Daran, wie man die Dinge sieht.
(Und was man von ihnen verlangt.) |
|
Beiläufig gesprochen, hat es in // nach
// der alten Auffassung – etwa der, der
(grossen) westlichen Philosophen – zwei
Arten von Problemen im wissenschaftlichen Sinne gegeben // zweierlei Arten von Problemen … // : wesentliche,
grosse, universelle, und unwesentliche, quasi
accidentelle Probleme.
Und dagegen ist unsere Auffassung, dass es kein
grosses, wesentliches Problem im Sinne
der Wissenschaft gibt. 408 |
|
|
Ist die Grammatik, wie ich das Wort gebrauche, nur die
Beschreibung der tatsächlichen Handhabung der Sprache // Sprachen // ?
So dass ihre Sätze eigentlich wie Sätze
einer Naturwissenschaft aufgefasst werden
könnten?
Das könnte man die descriptive Wissenschaft [o|v]om Sprechen nennen, im Gegensatz zu der vom Denken. |
|
Es könnten ja auch die Regeln des Schachspiels als Sätze aus
der Naturgeschichte des Menschen aufgefasst
werden.
(Wie die Spiele der Tiere in naturgeschichtlichen Büchern
beschrieben werden.) |
|
Wenn ich einen philosophischen Fehler rektifiziere und sage, man hat
sich das immer so vorgestellt, aber so ist es nicht, so zeige
ich immer auf eine Analogie // so
muss ich immer … zeigen // , nach der
409 man sich
gerich[f|t]et hat, und, dass diese Analogie
nicht stimmt. … so muss ich
immer eine Analogie aufzeigen, nach der man gedacht hat, die man aber
nicht als Analogie erkannt hat. |
|
Die Wirkung einer in die Sprache aufgenommenen falschen Analogie:
Sie bedeutet﹖ einen ständigen Kampf und
Beunruhigung (quasi einen ständigen Reiz).
Es ist, wie wenn ein Ding aus der Entfernung ein Mensch zu sein
scheint, weil wir dann Gewisses nicht wahrnehmen, und in der
aNähe sehen wir, dass es ein Baumstumpf
ist.
Kaum entfernen wir uns ein wenig und verlieren die Erklärung aus dem
Auge, so erscheint uns eine Gestalt; sehen wir
darauf-hin näher zu, so sehen wir eine andere; nun
entfernen wir uns wieder,
etc.
etc..
|
|
(Der aufregende Charakter der grammatischen Unklarheit.)
|
|
Philosophieren ist: falsche Argumente zurückweisen.
|
Der Philosoph trachtet, das erlösende Wort zu finden, das ist das Wort,
das uns endlich erlaubt, das zu fassen, was bis
(Es ist, wie wenn man ein Haar auf der Zunge liegen hat; man spürt es, aber kann es nicht erfassen // ergreifen // und darum nicht loswerden.) | X |
|
|
(Die Wahl unserer Worte ist so wichtig, weil es gilt, die
Physiognomie der Sache genau zu treffen, weil nur der genau
gerichtete Gedanke auf die richtige Bahn führen kann.
Der Wagen muss haargenau auf die Schiene
gesetzt werden, damit er richtig weiterrollen kann.) |
Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, alle falschen Gedankengänge so
charakteristisch auszudrücken, dass der Leser sagt
“ja, genau so habe ich es gemeint”.
Die Physiognomie jedes Irrtums nachzuzeichnen. | \ |
Wir können ja auch nur dann den Andern eines Fehlers überführen,
wenn er anerkennt, dass dies wirklich der
Ausdruck seines Gefühls ist. // … wenn er
diesen Ausdruck (wirklich) als den richtigen
Ausdruck seines Gefühls anerkennt. // | \ |
Nämlich, nur wenn er ihn als solchen anerkennt, ist er der
richtige Ausdruck. (Psychoanalyse.) | \ |
\ |
|
Gehört zu “mussen”,
“können”
(Es beschäftigen uns Fragen verschiedener Art, etwa “wie gross ist das spezifische Gewicht dieses Körpers”, “wird es heute schön bleiben”, “ˇwer wird als nächster zur Tür hereinkommen”, etc.. Aber unter unseren Fragen finden sich solche von besonderer Art. Wir haben hier ein anderes Erlebnis. Die Fragen scheinen fundamentaler zu sein als die anderen. Und nun sage ich; wenn wir dieses Erlebnis habenm, dann sind wir an der Grenze der Sprache angelangt.) | \ |
Woher nimmt die Betrachtung ihre Wichtigkeit, da sie doch nur alles
Interessante,
d.h. alles Grosse
und Wichtige, zu zerstören scheint?
(Gleichsam alle Bauwerke; indem sie nur Steinbrocken und Schutt
übrig lässt.) | X |
Woher nimmt die Betrachtung ihre Wichtigkeit: , die uns darauf
aufmerksam macht, dass man eine Tabelle auf mehr
als eine Weise brauchen kann, dass man
sich eine Tabelle als Anleitung zum Gebrauch einer Tabelle
ausdenken kann, dass man einen Pfeil auch als
Zeiger der Richtung von
412 der Spitze
zum Schwanzende auffassen kann, dass ich eine Vorlage
auf mancherlei Weise als Vorlage benützen kann? | X |
|
Wir führen die Wörter von ihrer metaphysischen, wieder auf ihre
(Der Mann, der sagte, man könne nicht zweimal in den gleichen Fluss steigen, sagte etwas Falsches; man kann zweimal in den gleichen Fluss steigen.) Und so sieht die Lösung aller philosophischen Schwierigkeiten aus.
|
|
Woher nehmen // nahmen // die alten
philosophischen Probleme ihre Bedeutung? |
Der Satz der Identität
z.B. schien eine fundamentale
Bedeutung zu haben.
Aber der Satz, dass dieser “Satz”
ein Unsinn ist, hat diese Bedeutung übernommen. | X |
X |
\ |
Warum empfinden wir die Untersuchung der Grammatik als
fundamental? | X |
(Das Wort “fundamental” kann auch nichts
metalogisches, oder philosophisches bedeuten, wo es überhaupt eine
Bedeutung hat.) | X |
X |
Unsere grammatische Untersuchung unterscheidet sich ja von der eines
Philologen
etc.: uns interessiert
z.B. die Uebersetzung von einer
Sprache in andre, von uns erfundene Sprachen.
Ueberhaupt interessieren uns Regeln, die der
Philologe gar nicht betrachtet.
Diesen Unterschied können wir also wohl hervorheben. | \ |
Anderseits wäre es irreführend zu sagen, dass wir das
Wesentliche der Grammatik behandeln (er, das Zufällige).
| \ |
“Aber das ist ja nur eine äussere
Unterscheidung // ein äusserer
Unterschied // ”.
Ich glaube, eine andere gibt es nicht. | \ |
Eher könnten wir sagen, dass wir doch etwas Anderes
Grammatik nennen, als er.
Wie wir eben Wortarten unterscheiden, wo für ihn kein Unterschied
(vorhanden) ist. | \ |
Die Wichtigkeit der Grammatik ist die Wichtigkeit der Sprache.
| X |
|
Man könnte auch ein Wort
z.B.
“rot” ‘rot’
wichtig nennen insofern, als es oft und zu Wichtigem gebraucht wird, im
Gegensatz etwa zu dem Wort ‘Pfeifendeckel’.
Und die Grammatik des Wortes ‘rot’ ist dann
wichtig, weil sie die Bedeutung des Wortes ‘rot’
beschreibt. |
|
(Alles, was die Philosophie tun kann ist, Götzen zerstören.
Und das heisst, keinen neuen – etwa in der
“Abwesenheit eines Götzen” – zu
schaffen.) 414 |
|
|
|
Es hat Einer gehört, dass der Anker eines Schiffes
durch eine Dampfmaschine aufgezogen werde.
Er denkt nur an die, welche das Schiff treibt (und nach welcher es
Dampfschiff heisst) und kann sich, was er gehört
hat, nicht erklären.
(Vielleicht fällt ihm die Schwierigkeit auch erst später
ein.)
Nun sagen wir ihm: Nein, es ist nicht diese
Dampfmaschine, sondern ausser ihr gibt es noch
eine Reihe anderer an Bord und eine von diesen hebt den Anker. –
War sein Problem ein philosophisches?
War es ein philosophisches, wenn er von der Existenz anderer
Dampfmaschinen auf dem Schiff gehört hatte und nur daran erinnert
werden musste? –
Ich glaube, seine Unklarheit hat zwei Teile: Was der
Erklärende ihm als Tatsache mitteilt, hätte der Fragende sehr wohl
als Möglichkeit sich selber ausdenken können, und seine Frage
in bestimmter Form, statt in der des blossen
Zugeständnisses der Unklarheit vorlegen können.
Diesen Teil des Zweifels hätte er selber beheben können, dagegen konnte
ihn Nachdenken nichtm über die Tatsachen belehren.
Oder: Die Beunruhigung,
415 die davon
herkommt, dass er die Wahrheit nicht
wusste, konnte ihm kein Ordnen seiner Begriffe
nehmen.
Die andere Beunruhigung und Unklarheit wird durch die Worte “hier stimmt mir etwas nicht” gekennzeichnet und die Lösung, durch (die Worte): “Ach so, Du meinst nicht die Dampfmaschine” oder – für einen andern Fall – “… Du meinst mit Dampfmaschine nicht nur Kolbenmaschine”. |
Die Arbeit des Philosophen ist ein Zusammentragen von Erinnerungen zu
einem bestimmten Zweck. | X |
Eine philosophische Frage ist ähnlichn der, nach der Verfassung
einer bestimmten Gesellschaft. –
Und es wäre etwa so, als ob eine Gesellschaft ohne klar geschriebene
Regeln zusammenkäme, aber mit einem Bedürfnis nach einer
solchen: ja, auch mit einem Instinkt, durch welchen sie gewisse
Regeln in ihren Zusammenkünften begut
beobachten // einhalten // : nur,
dass dies dadurch erschwert wird,
dass nichts hierüber klar
ausgespr[i|o]chen ist und keine Einrichtung getroffen, die
die Regeln deutlich macht. // klar hervortreten
lässt. //
So betrachten sie tatsächlich Einen von ihnen als
Präsidenten, aber er sitzt nicht oben an der Tafel, ist durch
nichts kenntlich und das erschwert die Verhandlung.
Daher kommen wir und schaffen eine klare Ordnung: Wir
setzen den Präsidenten an einen leicht kenntlichen Platz und seinen
Sekretär zu ihm an ein eigenes Tischchen und die übrigen
gleichberechtigten Mitglieder in zwei Reihen zu beiden Seiten des Tisches
etc.
etc.. | \ |
Wenn man die Philosophie fragt: “was ist
–
z.B. – Substanz?” so
wird um eine Regel gebeten.
Eine allgemeine Regel, die für das Wort “Substanz”
gilt,
d.h.: nach welcher ich zu
spielen entschlossen bin. –
Ich will sagen: die Frage “was ist …”
bezieht sich nicht auf einen
416 besonderen
– praktischen – Fall, sondern wir fragen sie von unserem
Schreibtisch aus.
Erinnere Dich nur an den Fall des Gesetzes der Identität, um zu
sehen, dass es sich bei der Erledigung einer
philosophischen Schwierigkeit nicht um das Aussprechen neuer
Wahrheiten über den Gegenstand der Untersuchung (der Identität)
handelt.
Die Schwierigkeit besteht
| \ |
(Die besondere Beruhigung, welche eintritt, wenn wir einem
Fall, den wir für einzigartig hielten, andere ähnliche Fälle an die Seite
stellen können, tritt in unseren Untersuchungen immer wieder ein,
wenn wir zeigen, dass ein Wort nicht nur
eine Bedeutung (oder, nicht nur zwei) hat, sondern in
fünf oder sechs verschiedenen (Bedeutungen)
gebraucht wird.) 417 | \ |
Die philosophischen Probleme kann man mit den Kassenschlössern
vergleichen, die durch Einstellen eines bestimmten Wortes oder einer
bestimmten Zahl geöffnet werden, sodass keine
Gewalt die Tür öffnen kann, ehe gerade dieses Wort getroffen ist,
und ist es get[o|r]offen, jedes Kind sie öffnen
kann. // … und ist es getroffen, keinerlei
Anstrengung nötig ist, die Tür // sie
// zu öffnen. // | \ |
Der Begriff der übersichtlichen Darstellung ist für uns von
grundlegender Bedeutung.
Er bezeichnet unsere Darstellungsform, die Art, wie wir die Dinge
sehen.
(Eine Art der ‘Weltanschauung’, wie sie scheinbar
für unsere Zeit typisch ist[.| ,]
Spengler.) | \ |
Diese übersichtliche Darstellung vermittelt das Verstehen // Verständnis // , welches eben darin
besteht, dass wir die “Zusammenhänge
sehen”.
Daher die Wichtigkeit der
Zwischenglieder. // des Findens von
Zwischengliedern. | \ |
|
Der Satz ist vollkommen logisch analysiert, dessen Grammatik
vollkommen klargelegt ist.
Er mag in welcher Ausdrucksweise immer hingeschrieben oder
ausgesprochen sein. |
|
Unserer Grammatik fehlt es vor allem an
Uebersichtlichkeit. |
Die Philosophie darf den wirklichen // tatsächlichen
// Gebrauch der Sprache // … darf, was
wirklich gesagt wird // in keiner Weise antasten, sie
kann ihn // es // am Ende also nur beschreiben. | X |
X |
(Ein Gleichnis gehört zu unserem Gebäude; aber wir können
auch aus ihm keine Folgen ziehen; es führt uns nicht über sich selbst
hinaus, sondern muss als Gleichnis stehen
bleiben.
Wir können keine Folgerungen daraus ziehen.
So, wenn wir den Satz mit einem Bild vergleichen (wobei ja, was wir
unter ‘Bild’ verstehen, schon früher // vorher // in uns festliegen
muss) oder, wenn ich die Anwendung der Sprache mit
der, etwa, des Multiplikationskalküls vergleiche.
Die Philosophie stellt eben alles bloss hin und erklärt und folgert nichts.) | \ |
Da alles offen daliegt, ist auch nichts zu erklären. Denn
was etwa nicht offen daliegt, interessiert uns nicht. // … , denn, was etwa verborgen ist
… //
Die Antwort auf die Frage nach der Erklärung der Negation ist wirklich: verstehst Du sie denn nicht? Nun, wenn Du sie verstehst, was gibt es da noch zu erklären, was hat eine Erklärung da noch zu tun? | \ |
|
Wir müssen wissen, was Erklärung
heisst.
Es ist die ständige Gefahr, dieses Wort in der Logik in einem Sinn
verwenden zu wollen, der von der Physik hergenommen ist. |
| ⌊⌊⇒
VII 7⌋⌋
Methodologie, wenn sie von der﹖ Messung redet, sagt nicht, aus welchem Material etwa wir den Masstab am Vorteilhaftesten herstellen, um dies 419
und dies Resultat zu erzielen; obwohl doch
das auch zur Methode des Messens gehört.
Vielmehr interessiert diese Untersuchung bloss,
unter welchen Umständen wir sagen, eine Länge, eine Stromstärke,
(u.s.w.) sei gemessen.
Sie will die, von uns bereits verwendeten, uns geläufigen, Methoden
tabulieren, um dadurch die Bedeutung der Worte “Länge”,
“Stromstärke”m,
etc.
festzulegen.) |
Wollte man Thesen in der Philosophie aufstellen, eso
könnte nie über sie zur Diskussion kommen, weil Alle mit ihnen
einverstanden wären. | \ |
⇒
VII 164
Das Lernen der Philosophie ist wirklich ein Rückerinnern. Wir erinnern uns, dass wir die Worte wirklich auf diese Weise gebraucht haben. | X |
Die philosophisch wichtigsten Aspekte der Dinge // der
Sprache // sind durch ihre Einfachheit und Alltäglichkeit
verborgen.
(Man kann es nicht bemerken, weil man es immer (offen) vor Augen hat.) | \ |
|
Die eigentlichen Grundlagen seiner Forschung fallen dem Menschen gar
nicht auf.
Es sei denn, dass ihm dies einmal
aufgefallen // zum Bewusstsein
gekommen // ist. (Frazer
etc.
etc..)
Und das heisst, das Auffallendste (Stärkste) fällt ihm nicht auf. |
(Eines der grössten Hindernisse für die
Philosophie ist die Erwartung neuer tiefer //
unerhörter // Aufschlüsse.) | \ |
\ |
|
Das muss sich auch darauf beziehen,
dass ich keine Erklärungen der Variablen
“Satz” geben kann.
Es ist klar, dass dieser logische Begriff,
diese Variable, von der Ordnung des Begriffs
“Realität” oder “Welt” sein
muss. |
Wenn Einer die Lösung des ‘Problems des Lebens’ gefunden
zu haben glaubt, und sich sagen wollte, jetzt ist alles ganz leicht, so
brauchte er sich zu seiner Widerlegung nur erinnern,
dass es eine Zeit gegeben hat, wo diese
‘Lösung’ nicht gefunden war; aber auch zu
der Zeit musste man leben können und
im Hinblick auf sie erscheint die gefundene Lösung wie // als // ein Zufall.
Und so geht es uns in der Logik.
Wenn es eine ‘Lösung’ der logischen
(Philosophischen) Probleme gäbe, so
müssten wir uns nur vorhalten,
dass sie ja einmal nicht gelöst waren (und auch
da musste man leben und denken können).
‒ ‒ ‒ | \ |
|
Alle Ueberlegungen können viel hausbackener
angestellt werden, als ich sie in früherer Zeit angestellt habe.
Und darum brauchen wir in der Philosophie auch keine neuen
Wörter angewendet werden, sondern die alten,
gewöhnlichen Wörter der Sprache reichen aus. // die
alten reichen aus. // |
|
(Unsere Aufgabe ist es nur, gerecht zu sein.
D.h., wir haben nur die Ungerechtigkeiten der
Philosophie aufzuzeigen und zu lösen, aber nicht neue Parteien – und
Glaubensbekenntnisse – aufzustellen.) |
|
(Es ist schwer, in der Philosophie nicht zu übertreiben.)
|
|
|
Das philosophische Problem ist ein Bewusstsein der
Unordnung in unsern Begriffen, und durch Ordnen derselben zu
heben. |
Ein philosophisches Problem ist immer von der Form:
“Ich kenne mich einfach nicht aus”.
| \ |
|
Wie ich Philosophie betreibe, ist es ihre ganze Aufgabe, den
Ausdruck so zu gestalten, dass gewisse
Beunruhigungen // Probleme﹖
// verschwinden.
((Hertz.))
|
|
Wenn ich Recht habe, so müssen sich philosophische Probleme
wirklich restlos lösen lassen, im Gegensatz zu allen andern.
|
|
Wenn ich sage: Hier sind wir an der Grenze der Sprache, so
scheint // klingt // das immer, als
wäre hier eine Resignation nötig, während im Gegenteil volle Befriedigung
eintritt, da keine Frage übrig bleibt. |
Die Probleme werden im eigentlichen Sinne aufgelöst – wie ein
Stück Zucker im Wasser. | \ |
\ |
|
Wie kommt es, dass die Philosophie ein so
komplizierter Bau // Aufbau //
ist.
Sie sollte doch gänzlich einfach sein, wenn sie jenes Letzte, von
aller Erfahrung Unabhängige ist, wofür Du sie ausgibt. –
Die Philosophie löst die Knoten in unserem Denken auf; daher
muss ihr Resultat einfach sein, ihre Tätigkeit
aber so kompliziert wie die Knoten, die sie auflöst. | \ |
|
Lichtenberg: “Unsere ganze Philosophie ist
Berichtigung des Sprachgebrauchs, also, die Berichtigung einer
Philosophie, und zwar der allgemeinsten.” |
⇒
Zu ‘Witz’ ‘Tiefe’
(Die
| \ |
|
Warum die grammatischen Probleme so hart und anscheinend
undausrott-
423 bar sind – weil sie mit den ältesten
Denkgewohnheiten,
d.h. mit den ältesten
Bildern, die in unsere Sprache selbst geprägt sind,
zusammenhängen.
((Lichtenberg.)) |
|
/ Das Lehren der Philosophie hat dieselbe ungeheure Schwierigkeit,
welche der Unterricht in der Geographie hätte, wenn der Schüler eine
Menge falsche und viel zu einfache // und falsch
vereinfachte // Vorstellungen über den Lauf und
Zusammenhang der
|
|
/ Die Menschen sind tief in den philosophischen
d.i. grammatischen Konfusionen eingebettet.
Und, sie daraus zu befreien, setzt voraus,
dass man sie aus den ungeheuer mannigfachen
Verbindungen herausreisst, in denen sie
gefangen sind.
Man muss sozusagen ihre ganze Sprache
umgruppieren. –
Aber diese Sprache ist ja so entstanden //
geworden // , weil Menschen die Neigung hatten
– und haben – so zu denken.
Darum geht das Herausreissen nur bei denen, die in
einer instinktiven Auflehnung gegen // Unbefriedigung
mit // die der Sprache leben.
Nicht bei denen, die ihrem ganzen Instinkt nach in der
Herde leben, die diese Sprache als ihren eigentlichen Ausdruck
geschaffen hat. / |
|
Die Sprache hat für Alle die gleichen Fallen bereit; das ungeheure Netz
gut erhaltener // ganzbarer // Irrwege.
Und so sehen wir also Einen nach dem Andern die gleichen Wege gehen und
wissen schon, wo er jetzt abbiegen wird, wo er geradaus
fortgehen wird, ohne die Abzweigung zu bemerken,
etc.
etc..
Ich sollte also an allen den Stellen, wo falsche We[t|g]e
abzweigen, Tafeln aufstellen, die über die gefährlichen Punkte
hinweghelfen. 424 |
|
Man hört immer wieder die Bemerkung, dass
die Philosophie eigentlich keinen Fortschritt mache,
dass die gleichen philosophischen Probleme, die
schon die Griechen beschäftigten, uns noch beschäftigen.
Die das aber sagen, verstehen nicht den Grund, warum es
so ist // sein
muss // .
Der ist aber, dass unsere Sprache sich gleich
geblieben ist und uns immer wieder zu denselben Fragen
verführt.
Solange es ein Verbum ‘sein’ geben wird, das zu
funktionieren scheint wie ‘essen’ und
‘trinken’, solange es Adjektive
‘identisch’, ‘wahr’,
‘falsch’, ‘möglich’ geben wird,
solange von einem Fluss der Zeit und von einer
Ausdehnung des Raumes die Rede sein wird,
u.s.w.,
u.s.w.,
solange werden die Menschen immer wieder an die gleichen
rätselhaften Schwierigkeiten stossen, und auf
etwas starren, was keine Erklärung scheint wegheben zu können.
Und dies befriedigt im Uebrigen ein Verlangen nach dem Ueberirdischen // Transcen[t|d]enten // , denn, indem sie die “Grenze des menschlichen Verstandes” zu sehen glauben, glauben sie natürlich, über ihn hinaus sehen zu können. |
|
Ich lese “.... philosophers are no nearer to the meaning
of ‘Reality’ than
Plato got .....”.
Welche seltsame Sachlage.
Wie sonderbar, dass
Plato dann überhaupt so weit kommen
konnte!
Oder, dass wir dann nicht weiter kommen
konnten!
War es, weil Plato so
gescheit war? |
Der Konflikt, in welchem wir uns in logischen Betrachtungen immer
wieder befinden, ist wie der Konflikt zweier Personen, die miteinander
einen Vertrag abgeschlossen haben, dessen letzte Formulierungen in
leicht missdeutbaren Worten
niedergelegt sind, wogegen die Erläuterungen zu diesen Formulierungen
alles in unmissverständlicher Weise erklären.
Die eine der beiden Personen nun hat ein kurzes Gedächtnis,
vergisst die Erläuterungen immer wieder,
missdeutet die Bestimmungen des
425 Vertrages
und kommt // gerät daher // fortwährend
in Schwierigkeiten.
Die andere muss immer von frischem an die
Erläuterungen im Vertrag erinnern und die Schwierigkeit
wegräumen. | \ |
Erinnere Dich daran, wie schwer es Kindern fällt, zu glauben,
(oder) einzusehen)
dass ein Wort wirklich zwei ganz verschiedene
Bedeutungen hat // haben
kann // . | X |
Das Ziel der Philosophie ist es, eine Mauer dort zu errichten, wo die
Sprache ohnehin aufhört. | \ |
Die Ergebnisse der Philosophie sind die Entdeckung irgend eines
schlichten Unsinns, und Beulen, die sich der Verstand beim Anrennen an
die Grenze // das Ende // der
Sprache geholt hat.
Sie, die Beulen, lassen uns den Wert jener Entdeckung
verstehen. // erkennen.
// | \ |
Welcher Art ist unsere Untersuchung?
Untersuche ich die Fälle, die ich als Beispiele anführe, auf ihre
Wahrscheinlichkeit? oder Tatsächlichkeit?
Nein, ich führe nur an, was möglich ist, gebe also grammatische
Beispiele. | \ |
|
Philosophie wird nicht in Sätzen, sondern in einer Sprache
niedergelegt. |
|
Wie Gesetze nur Interesse gewinnen, wenn die Neigung besteht, sie
zu übertreten, // wenn sie übertreten werden
// so gewinnen gewisse grammatische Regeln
erst dann Interesse, wenn die Philosophen sie übertreten möchten.
426 |
|
Die Wilden haben Spiele (oder wir nennen es doch so), für die
◇◇◇ sie keine geschriebenen Regeln, kein Regelverzeichnis
besitzen.
Denken wir uns nun die Tätigkeit eines Forschers,
die Länder dieser Völker zu bereisen und Regelverzeichnisse
für ihre Spiele anzulegen.
Das ist das ganze Analogon zu dem, was der Philosoph tut.
((Warum sage ich aber nicht: Die
Wilden haben Sprachen (oder wir …), … keine geschriebene
Grammatik haben …”? 427 |
|
|
Was zum Wesen der Welt gehört, kann die Sprache nicht ausdrücken.
Daher kann sie nicht sagen, dass
Alles fliesst.
Nur was wir uns auch anders vorstellen könnten, kann die Sprache
sagen.
Dass Alles fliesst, muss im Wesen der Berührung der Sprache mit der Wirklichkeit liegen. Oder besser: dass Alles fliesst, muss im Wesen der Sprache liegen. Und, erinnern wir uns: im gewöhnlichen Leben fällt uns das nicht auf – sowenig, wie die verschwommenen Ränder unseres Gesichtsfeldes (“weil wir so daran gewöhnt sind”, wird Mancher sagen). Wie, bei welcher Gelegenheit, glauben wir denn darauf aufmerksam zu werden? Ist es nicht, wenn wir Sätze gegen die Grammatik der Zeit bilden wollen? |
|
Wenn man sagt, dass ‘alles
fliesst’, so w fühlen
wir, dass wir gehindert sind, das Eigentliche,
die eigentliche Realität festzuhalten.
Der Vorgang auf der Leinwand entschlüpft uns eben, weil er ein
Vorgang
428 ist.
Aber wir beschreiben doch etwas; und ist das ein anderer
Vorgang?
Die Beschreibung steht doch offenbar gerade mit dem Bild auf der
Leinwand in Zusammenhang.
Es muss dem Gefühl unserer Ohnmacht ein falsches
Bild zugrunde liegen.
Denn was wir beschreiben wollen können, das können wir
beschreiben. |
|
Ist nicht dieses falsche Bild das eines Bilderstreifens, der so
geschwind vorbeiläuft, dass wir keine Zeit
haben, ein Bild aufzufassen. |
|
Wir würden nämlich in diesem Fall geneigt sein, dem Bilde
nachzulaufen.
Aber dazu gibt es ja im Ablauf eines Vorgangs nichts analoges.
|
|
Es ist merkwürdig, dass wir das Gefühl,
dass das Phänomen uns entschlüpft, den ständigen
Fluss der Erscheinung, im gewöhnlichen Leben nie
spüren, sondern erst, wenn wir philosophieren.
Das deutet darauf hin, dass es sich hier um einen
Gedanken handelt, der uns durch eine falsche Verwendung unserer Sprache
suggeriert wird. |
|
Das Gefühl ist nämlich, dass die Gegenwart in die
Vergangenheit schwindet, ohne dass wir es hindern
können.
Und hier bedienen wir uns doch offenbar des Bildes eines Streifens, der
sich unaufhörlich an uns vorbeibewegt und den wir nicht aufhalten
können.
Aber es ist natürlich ebenso klar, dass das Bild
missbraucht ist.
Dass man nicht sagen kann “die Zeit
fliesst” wenn man mit “Zeit”
die Möglichkeit der Veränderung meint. |
|
Dass uns nichts auffällt, wenn wir uns umsehen, im
Raum herumsehen, unseren eigenen Körper fühlen
etc.
etc., das zeigt, wie natürlich uns eben diese Dinge
sind.
Wir nehmen nicht wahr, dass wir den Raum
perspek-
429 tivisch sehen oder dass das Gesichtsbild
gegen den Rand zu in irgendeinem Sinne verschwommen ist.
Es fällt uns nie auf und kann uns nie auffallen, weil es
die Art der Wahrnehmung ist.
Wir denken nie darüber nach, und es ist unmöglich, weil es zu der Form
unserer Welt keinen Gegensatz gibt. |
|
Ich wollte sagen, es ist merkwürdig, dass die, die
nur den Dingen, nicht unseren Vorstellungen, Realität zuschreiben, sich
in der Vorstellungswelt so selbstverständlich bewegen und sich nie
aus ihr heraussehnen.
D.h., wie selbstverständlich ist doch das Gegebene. Es müsste mit allen Teufeln zugehen, wenn das das kleine, aus einem schiefen Winkel aufgenommene Bildchen wäre. Dieses Selbstverständliche, das Leben, soll etwas Zufälliges, Nebensächliches sein; dagegen etwas, worüber ich mir normalerweise nie den Kopf zerbreche, das Eigentliche! D.h., das, worüber hinaus man nicht gehen kann, noch gehen will, wäre nicht die Welt. Immer wieder ist es der Versuch, die Welt in der Sprache abzugrenzen und hervorzuheben – was aber nicht geht. Die Selbstverständlichkeit der Welt drückt sich eben darin aus, dass die Sprache nur sie bedeutet, und nur sie bedeuten kann. Denn, da die Sprache die Art ihres Bedeutens erst von ihrer Bedeutung, von der Welt, erhält, so ist keine Sprache denkbar, die nicht diese Welt darstellt. |
|
Wenn die Philosophen ein Wort gebrauchen und nach seiner Bedeutung
forschen, muss man sichn immer fragen:
wird denn dieses Wort in der Sprache, die e[w|s]
geschaffen hat // für die es geschaffen ist // ,
je tatsächlich so gebraucht?
Man wird dann meistens finden, dass es nicht so ist, und das Wort gegen seine normale // entgegen seiner normalen // Grammatik gebraucht wird. (“Wissen”, “Stein”, “Ding”.) | X |
(Die Den Philosophen sind oft wie kleine
Kinder, geht es oft wie den kleinen
Kindern … die zuerst mit ihrem Bleistift
431 | \ |
|
|
Die eigentliche Entde[f|c]kung ist die, die mich fähig macht,
mit dem Philosophieren aufzuhören, wann ich will.
Die die Philosophie zur Ruhe bringt, so dass sie nicht mehr von Die die Philosophi Fragen gepeitscht ist // wird // , die sie selbst in Frage stellen. Sondern es wird jetzt an Beispielen eine Methode gezeigt, und die Reihe dieser Beispiele kann man abbrechen // kann abgebrochen werden // . |
|
Richtiger hiesse es aber: Es werden
Probleme gelöst (Beunruhigungen // Schwierigkeiten
// beseitigt), nicht ein Problem.
|
|
Die Unruhe in der Philosophie kommt daher, dass die
Philosophen die Philosophie falsch ansehen, falsch sehen, nämlich
gleichsam in (unendliche)
Längsstr[ie|ei]fen zerlegt, statt in (endliche)
Querstreifen.
Diese Umstellung der Auffassung macht die
grösste Schwierigkeit.
Sie wollen also gleichsam den unendlichen Streifen erfassen, und
klagen,
432 dass es // dies // nicht Stück für Stück möglich
ist.
Freilich nicht, wenn man unter einem Stück einen endlosen Längsstreifen
versteht.
Wohl aber, wenn man einen Querstreifen als Stück //
ganzes, definitives Stück // sieht. –
Aber dann kommen wir ja mit unserer Arbeit nie zu Ende!
Freilich //
Gewiss // nicht, denn
sie hat ja keins. |
|
(Statt der turbulenten Mutmassungen und
Erklärungen wollen wir ruhige
﹖–
|
|
Wir müssen die ganze Sprache durchpflügen. |
|
(Die meisten Menschen, wenn sie eine philosophische Untersuchung
anstellen wollen, machen es wie Einer, der
äusserst nervös einen Gegenstand ine
einer Lade sucht.
Er wirft Papiere aus der Lade heraus – das Gesuchte mag darunter
sein – blättert hastig und ungenau unter den ◇◇◇
übrigen.
Wirft wieder einige in die Lade zurück, bringt sie mit den andern
durcheinander,
u.s.w..
Man kann ihm dann nur sagen: Halt, wenn Du
so suchst, kann ich Dir nicht suchen helfen.
Erst musst Du anfangen, in vollster Ruhe
methodisch eins nach dem andern zu untersuchen; dann bin ich auch bereit,
mit Dir zu suchen und mich auch in der Methode nach Dir zu
richten.) 433 |
|
|
In den alten Riten haben wir den Gebrauch einer
äussert ausgebildeten Gebärdensprache.
Und wenn ich in Frazer lese, so möchte ich auf Schritt und Tritt sagen: Alle diese Prozesse, diese Wandlungen der Bedeutung, haben wir noch in unserer Wortsprache vor uns. Wenn das, was sich in der letzten Garbe verbirgt, der ‘Kornwolf’ genannt wird, aber auch diese Garbe selbst, und auch der Mann der sie bindet, so erkennen wir hierin einen uns wohlbekannten sprachlichen Vorgang. |
|
Der Sündenbock, auf den man seine Sünde legt und der damit in die Wüste
hinausläuft, – ein falsches Bild, ähnlich denen, die die
philosophischen Irrtümer verursachen. |
|
Ich möchte sagen: nichts zeigt unsere Verwandtschaft mit jenen
Wilden besser, als dass
Frazer ein ihm und uns so
geläufiges Wort wie “ghost” oder
“shade” bei der Hand hat, um die Ansichten
dieser Leute zu beschreiben. 434 |
|
(Das ist ja doch etwas anderes, als wenn er etwa beschriebe, die
Wilden bildeten // bilden // sich
ein, dass ihnen ihr Kopf herunterfällt, wenn sie
einen Feind erschlagen haben.
Hier hätte unsere Beschreibung nichts Abergläubisches
oder Magisches an sich.) |
|
Ja, diese Sonderbarkeit bezieht sich nicht nur auf die Ausdrücke
“ghost” und “shade”,
und es wird viel zu wenig Aufhebens davon gemacht,
dass wir das Wort “Seele”,
“Geist” (“spirit”) zu
unserem eigenen gebildeten Vokabular zählen.
Dagegen ist es eine Kleinigkeit,
dass wir nicht glauben, dass
unsere Seele isst und trinkt. |
|
In unserer Sprache ist eine ganze Mythologie niedergelegt. |
|
Austreiben des Todes oder Umbringen des Todes; aber anderseits wird er
als Gerippe dargestellt, also selbst in gewissem Sinne tot.
“As dead as death”.
‘Nichts ist so tot wie der Tod; nichts so schön wie die
Schönheit selbst!’
Das Bild, worunter man sich hier die Realität denkt ist,
dass die Schönheit, der Tod,
etc. die
reine (konzentrierte) Substanz ist, reinen
(konzentrierten) Substanzen sind während sie in einem schönen
Gegenstand als Beimischung vorhanden ist.
sind. –
Und erkenne ich hier nicht meine eigenen Betrachtungen über
‘Gegenstand’ und ‘Komplex’?
(Plato.) |
|
Die primitiven Formen unserer Sprache: Substantiv, Eigenschaftswort
und Tätigkeitswort zeigen das einfache Bild, auf dessen Form
sie alles zu bringen sucht. |
|
Solange man sich unter der Seele ein Ding, einen
Körper vorstellt, der in unserem Kopfe ist, solange ist
diese Hypothese nicht gefährlich.
Nicht in der Unvollkommenheit und Rohheit unserer Modelle
435 liegt die Gefahr, sondern in ihrer
Unklarheit (Undeutlichkeit).
Die Gefahr beginnt, wenn wir merken, dass das alte Modell nicht genügt, es nun aber nicht ändern, sondern nur gleichsam sublimieren. Solange ich sage, der Gedanke ist in meinem Kopf, ist alles in Ordnung; gefährlich wird es, wenn wir sagen, der Gedanke ist nicht in meinem Kopfe, aber in meinem Geist. 436 |
|
|
|
Die Untersuchung der Regeln des Gebrauchs unserer Sprache, die
Erkenntnis dieser Regeln und übersichtliche Darstellung, läuft auf
das hinaus,
d.h. leistet dasselbe, was man oft
durch die Konstruktion einer phänomenologischen Sprache leisten // erzielen // will.
Jedesmal, wenn wir erkennen, dass die und die Darstellungsweise auch durch eine andre ersetzt werden kann, machen wir einen Schritt zu diesem Ziel. |
|
““Angenommen, mein Ge[w|s]ichtsbild wären
zwei gleichgrosse rote Kreise auf blauem
Grund: was ist hier in zweifacher Zahl vorhanden, und was
einmal?
(Und was bedeutet diese Frage überhaupt?) –
Man könnte sagen: wir haben hier eine Farbe, aber
zwei Oertlichkeiten.
Es wurde aber auch gesagt, rot und kreisförmig seinen
Eigenschaften von zwei Gegenständen, die man Flecke nennen könnte,
und die in gewissen räumlichen Beziehungen zueinander
stehen.””
Die Erklärung “es sind hier zwei Gegenstände – Flecke
–, die …” klingt wie eine Erklärung der
Physik.
Wie wenn Einer fragt “was sind das für rote Kreise, die ich
dort sehe” und
438 ich antworte “das sind zwei rote
Laternen,
etc.”.
Eine Erklärung wird aber hier nicht gefordert (unsere
Unbefriedigung durch eine Erklärung lösen zu wollen ist der Fehler der
Metaphysik).
Was uns beunruhigt, ist die Unklarheit über die Grammatik des Satzes
“ich sehe zwei rote Kreise auf blauem Grund”;
insbesondere die Beziehungen zur Grammatik der Sätze // eines Satzes // wie “auf
dem Tisch liegen zwei rote Kugeln”; und wieder “auf
diesem Bild sehe ich zwei Farben”.
Ich kann // darf // natürlich
statt des ersten Satzes sagen: “ich sehe zwei Flecken
mit // von // den Eigenschaften Rot
und kreisförmig und in der räumlichen Beziehung
Nebeneinander” – und ebensowohl: “ich
sehe die Farbe rot an zwei kreisförmigen
Oertlichkeiten nebeneinander” – wenn ich
bestimme, dass diese Ausdrücke das gleiche bedeuten
sollen, wie der obige Satz.
Es wird sich dann einfach die Grammatik der Wörter
“Fleck”,
“Oertlichkeit”,
“Farbe”,
etc. nach der
(Grammatik) der Wörter des ersten Satzes
richten müssen.
Die Konfusion entsteht hier dadurch, dass wir
glauben, über das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein eines
Gegenstands (Dinges) – des Flecks – entscheiden zu
müssen: wie wenn man entscheidet, ob, was ich sehe (im
physikalischen Sinn) ein roter Anstrich oder ein Reflex ist.
|
|
Irrtümliche Anwendung unserer physikalischen Ausdrucksweise auf
Sinnesdaten.
“Gegenstände”,
d.h. Dinge,
Körper im Raum des Zimmers – und “Gegenstände” im
Gesichtsfeld; der Schatten eines Körpers an der Wand als
Gegenstand!
Wenn man gefragt wird: “existiert der Kasten noch, wenn
ich ihn nicht anschaue”, so ist die korrekte Antwort:
“ich glaube nicht, dass ihn jemand gerade
dann wegtragen wird, oder zerstören”.
Die Sprachform “ich nehme x wahr” bezieht sich
ursprünglich auf ein Phänomen (als Argument) im physikalischen
Raum (ich meine hier: im “Raum” der
alltäglichen Ausdrucksweise).
Ich kann diese Form daher nicht unbedenklich auf das anwenden, was man
Sinnesdatum nennt, etwa auf ein optisches Nachbild.
439
(Vergleiche auch, was wir über die Identifizierung von Körpern, und
anderseits von Farbflecken im Ge[w|s]ichtsfeld gesagt
haben.)
Was es heisst: ich, das Subjekt, stehe dem
Tisch, als Objekt, gegenüber, kann ich leicht verstehen; in welchem Sinne
aber stehe ich meinem optischen Nachbild des Tisches gegenüber?
“Ich kann diese Glasscheibe nicht sehen, aber ich kann sie fühlen”. Kann man sagen: “ich kann das Nachbild nicht sehen, aber …”? Vergleiche: “Ich sehe den Tisch deutlich”; “ich sehe das Nachbild deutlich”. “Ich höre die Musik deutlich”; “ich höre das Ohrensausen deutlich”. Ich sehe den Tisch nicht deutlich, heisst etwa: ich sehe nicht alle Einzelheiten des Tisches; – was aber heisst es: “ich sehe nicht alle Einzelheiten des Nachbildes”, oder: “ich höre nicht alle Einzelheiten des Ohrenklingens”? Könnte man nicht sehr wohl statt “ein Nachbild” sehen” sagen: “ein Nachbild haben”? Denn: ein Nachbild “sehen”? im Gegensatz wozu? – “Wenn Du mich auf den Kopf schlägst, sehe ich Kreise”. – “Sind es genaue Kreise, hast Du sie gemessen?” (Oder: “sind es ge[i|w]iss Kreise, oder täuscht Dich Dein Augenmass?”) – Was heisst es nun, wenn man sagt: “wir können nie einen genauen Kreis sehen”? Soll das eine Erfahrungstatsache sein, oder die Konstatierung einer logischen Unmöglichkeit? – Wenn das letztere, so heisst es also, dass es keinen Sinn hat, vom Sehen eines genauen Kreises zu reden. Nun, das kommt drauf an, wie man das Wort gebrauchen will. “Genauer Kreis” im Gegensatz zu einem Gesichtsbild, das wir eine sehr kreisähnliche Elipse nennen würden, kann man doch gewiss sagen. Das Gesichtsbild ist ein genauer Kreis // Das Gesichtsbild ist dann ein genauer Kreis // , welches uns wirklich, wie wir sagen würden, 440 kreisförmig erscheint und nicht
vielleicht nur sehr ähnlich einem Kreis //
Kreise // .
Ist anderseits von einem Gegenstand der Messung die Rede, so gibt es
wieder verschiedene Bedeutungen des Ausdrucks “genauer
Kreis”, je nach dem Erfahrungskriterium, welches ich dafür
bestimme, dass der Gegenstand genau kreisförmig
ist. // … je nach dem Erfahrungskriterium, das
ich für die genaue Kreisförmigkeit des Gegenstandes bestimme.
//
Wenn ich nun sage // wir nun
sagen // : “keine Messung ist absolut
genau”, so erinnern wir hier an einen Zug in der Grammatik der
Angabe von Messungsresultaten.
Denn sonst könnte uns Einer sehr wohl antworten: “wie
weisst Du das, hast Du alle Messungen
untersucht?” –
“Man kann nie einen genauen Kreis sehen” kann die
Hypothese sein, dass genauere Messung
eines kreisförmig aussehenden Gegenstandes immer zu dem Resultat führen
wird, dass der Gegenstand von der Kreisform
abweicht. –
Der Satz “man kann ein 100-Eck nicht von einem Kreis
unterscheiden” hat nur Sinn, wenn man die beiden auf irgend
eine Weise unterscheiden kann, und sagen will, man könne
sie, etwa visuell, nicht unterscheiden.
Wäre keine Methode der Unterscheidung vorgesehen, so hätte es also
keinen Sinn, zu sagen, dass diese zwei Figuren
(zwar) gleich aussehen, aber “in
Wirklichkeit” // “tatsächlich” // verschieden
sind.
Und jener Satz wäre dann etwa die Definition 100-Eck =
Kreis.
Ist in irgendeinem Sinne ein genauer Kreis im Gesichtsfeld undenkbar, dann muss der Satz “ich sehe nie einen genauen Kreis im Gesichtsfeld” von der Art des Satzes sein: “ich sehe nie ein hohes C im Gesichtsfeld”. // … , dann muss der Satz “im Gesichtsfeld ist nie ein genauer Kreis” von der Art des Satzes sein: “im Gesichtsfeld ist nie ein hohes C.” // |
|
Der Farbenraum wird beiläufig dargestellt durch das
Oktoeder,
441 mit den reinen Farben an den Eckpunkten und
diese Darstellung ist eine grammatische, keine psychologische.
Zu sagen, dass unter den und den Umständen
– etwa – ein rotes Nachbild sichtbar wird, ist dagegen
Psychologie (das kann sein, oder auch nicht, das
andere ist a priori; das Eine kann durch Experimente festgestellt
werden, das Andere nicht.) |
|
Was Mach ein Gedankenexperiment
nennt, ist natürlich gar kein Experiment.
Im Grunde ist es eine grammatische Betrachtung. |
|
Das Farbenoktoeder ist Grammatik, denn es sagt,
dass wir von einem rötlichen Blau, aber nicht von
einem rötlichen Grün reden können,
etc.. |
|
Die Oktoeder-Darstellung ist eine
übersichtliche Darstellung der grammatischen
Regeln. |
|
Wenn Einer konstatieren wollte “der Gesichtsraum ist
farbig”, so wären wir versucht, ihm zu antworten:
“Wir können ihn uns ja gar nicht anders vorstellen
(denken)”.
Oder: “Wenn er nicht färbig wäre, so wäre er in
dem Sinne verschieden vom Gesichtsraum, wie ein Klang von einer
Farbe”.
Richtiger aber könnte man sagen: er wäre dann eben nicht, was
wir “Gesichtsraum” nennen.
In der Grammatik wird auch die Anwendung der Sprache beschrieben;
das, was man den Zusammenhang zwischen Sprache und Wirklichkeit nennen
möchte.
Wäre er aber nicht beschrieben, so wäre einerseits die Grammatik
unvollständig, anderseits könnte sie aus dem Beschriebenen nicht
vervollständigt werden.
In dem Sinn, in welchem wir ihn uns nicht anders denken können, ist die
“Färbigkeit” in der Definition des Begriffs
‘Gesichtsraum’,
d.h. in der
Grammatik des Wortes “Gesichtsraum”, enthalten.
|
|
Wenn manchmal gesagt wird: man können das Helle nicht sehen,
wenn man
442 nicht das Dunkle sähe; so ist das kein Satz
der Physik oder Psychologie – denn hier stimmt es nicht und
ich kann sehr woh[k|l] eine ganz weisse
Fläche sehen und nichts Dunkles daneben – sondern es
muss heissen: In
unserer Sprache wird “hell” als ein Teil eines
Gegensatzpaars hell – dunkel gebraucht.
Wie wenn man sagte: im Schachspiel wird die
weisse Farbe von Figuren zur Unterscheidung von
der schwarzen Farbe andrer Figuren gebrau[h|c]ht. |
|
Ist nicht die Harmonielehre wenigstens teilweise Phänomenologie, also
Grammatik!
Die Harmonielehre ist nicht Geschmacksache. |
|
Eine Kirchentonart verstehen, heisst nicht, sich an
die Tonfolge gewöhnen, in dem Sinne, in dem ich mich an einen Geruch
gewöhnen kann und ihn nach einiger Zeit nicht mehr unangenehm
empfinde.
Sondern es heisst, etwas Neues hören, was ich
früher noch nicht gehört habe, etwa in der Art – ja ganz analog
– wie es wäre, 10 Striche !!!!!!!!!!,
die ich früher nur als 2 mal 5 Striche haben sehen können,
plötzlich als ein charakteristisches Ganzes sehen zu können.
Oder die Zeichnung eines Würfels, die ich nur als flaches Ornament habe
sehen können, auf einmal räumlich zu sehen. 443 |
|
|
Die Tatsache, dass man ein physikalisches
Hunderteck als Kreis sieht, es nicht von einem physikalischen
Kreis unterscheiden kann, sagt gar nichts über die
Möglichkeit, ein Hunderteck zu sehen.
Dass es mir nicht gelingt, einen physikalischen Körper zu finden, der das Gesichtsbild eines Hundertecks gibt, ist nicht von logischer Bedeutung. Es frägt sich; Hat es Sinn von einem Gesichts-Hunderteck zu reden? Oder: Hat es Sinn, von zugleich gesehenen 30 Strichen nebeneinander zu reden. Ich glaube, nein. Der Vorgang ist gar nicht so, dass man zuerst ein Dreieck, dann ein Viereck, Fünfeck etc. bis z.B. zum 50-Eck sieht und dann der Kreis kommt; sondern man sieht ein Dreieck, ein Viereck etc. bis vielleicht zum Achteck, dann sieht man nur mehr Viel-Ecke mit mehr oder weniger langen Seiten. Die Seiten werden kleiner, dann begin[g|n]t ein flukt[i|u]ieren zum Kreis hin und dann kommt der Kreis. Dass eine physikalische Gerade als Tangente an einen Kreis gezogen das Gesichtsbild einer geraden Linie gibt, die ein Stück weit mit der ge- 444 krümmten zusammenläuft, beweist auch nicht,
dass unser Sehraum nicht
euklidisch ist, denn es könnte sehr
wohl ein anderes physikalisches Gebilde das der
euklidischen Tangente entsprechende Bild
erzeugen.
Tatsächlich aber ist ein solches Bild undenkbar. |
|
Wenn man frägt, ob die Tonleiter eine unendliche Möglichkeit der
Fortsetzung in sich trägt, so ist die Antwort nicht dadurch gegeben,
dass man Luftschwingungen, die eine gewisse
Schwingenzahl überschreiten, nicht mehr als Töne wahrnimmt, denn es
könnte ja die Möglichkeit bestehen, höhere Tonempfindungen auf andere
Art und Weise hervorzurufen. |
|
Die Geometrie unseres Gesichtsraumes ist uns gegeben,
d.h., es bedarf keiner Untersuchung bis jetzt
verborgener Tatsache[,|n], um sie zu finden.
Die Untersuchung ist keine, im Sinn einer physikalischen oder
psychologischen Untersuchung.
Und doch kann man sagen, wir kennen diese Geometrie noch nicht.
Diese Geometrie ist Grammatik und die Untersuchung eine grammatische
Untersuchung. |
|
Man kann sagen, diese Geometrie liegt offen vor uns (wie alles
Logische) – im Gegensatz zur praktischen Geometrie
des physikalischen Raumes). |
|
Niemand kann [d|u]nseren // den
// Gesichtsraum näher kennen lehren.
Aber wir können seine sprachliche Darstellung übersehen lernen.
Unterscheide die geometrische Untersuchung von der Untersuchung der
Vorgänge im Gesichtsraum. |
|
Man könnte beinahe von einer externen und einer internen Geometrie
reden.
Das, was im Gesichtsraum angeordnet ist, steht in dieser Art
von
445 Ordnung a priori,
d.h. seiner logischen Natur nach und die Geometrie
ist hier einfach Grammatik.
Was der Physiker in der Geometrie des physikalischen Raumes in
Beziehung zu einander setzt, sind
Instrumentablesungen, die ihrer internen Natur nach nicht
anderss sind, ob wir in einem geraden oder sphärischen
physikalischen Raum leben.
D.h., nicht eine Untersuchung der logischen
Eigenschaften dieser Ablesungen führt den Physiker zu einer
Annahme über die Art des physikalischen Raumes, sondern die
abgelesenen Tatsachen. |
|
Vergleich des Arbeitens an der Rechenmaschine mit dem Messen
geometrischer Gebilde.
Machen wir bei dieser Messung ein Experiment, oder verhält es sich
so, wie im Falle der Rechenmaschine, dass wir nur
interne Relationen feststellen und das physikalische Resultat unserer
Operationen nichts beweist? |
|
Im Gesichtsraum gibt es natürlich kein geometrisches Experiment.
|
|
Ich glaube, dass hier der Hauptpunkt des
Missverständnisses über das a priori und
a posteriori der Geometrie liegt. |
|
Jede Hypothese ist eine heuristische Methode.
Und in dieser Lage ist, glaube ich, auch die
euklidische oder eine andere Geometrie auf
den Raum der physikalischen Messungen angewandt.
Ganz anders verhält es sich mit dem, was man die Geometrie des
Gesichtsraumes nennen kann. 446 |
|
|
Wenn die Aussage, dass wir nie einen genauen Kreis
sehen, bedeuten soll, dass wir
z.B. keine Gerade sehen, die den Kreis in einem
Punkt berührt (d.h., dass
nicht in unserm Sehraum die Multiplizität der einen Kreis berührenden
Geraden hat) dann ist zu dieser Ungenauigkeit nicht
ein beliebig hoher Grad der Genauigkeit denkbar.
Das Wort “Gleichheit” hat eine andere Bedeutung, wenn wir es auf Strecken im Sehraum anwenden, als, die es auf den physikalischen Raum angewendet hat. Die Gleichheit im Sehraum hat eine andere Multiplizität als die Gleichheit im physikalischen Raum, darum können im Sehraum g' und g'' Gerade (Sehgerade) sein und die Die gewöhnliche Sprache hilft sich hier mit dem Wort “scheint” oder 447 “erscheint”.
Sie sagt a' und a'' scheinen gleich zu sein,
während zwischen a' und a''''' dieser
Schein nocht nicht mehr be[w|s]teht.
Aber sie benutzt das Wort “scheint”
zweideutig.
Denn seine Bedeutung hängt davon ab, was diesem Schein nun als das Sein
entgegengestellt wird.
In einem Fall ist es das Resultat einer Messung, im anderen eine
weitere Erscheinung.
In diesen Fällen ist also die Bedeutung des Wortes
“scheinen” eine verschiedene. |
|
Wenn ich sage “die obere Strecke ist so lang wie die
untere” und mit diesem Satz das meine, was sonst der Satz
“die obere Strecke erscheint mir so lang, wie die
untere” sagt, dann hat in dem Satz das Wort
“gleich” eine ganz andere Bedeutung, wie im
gleichlautenden Satz, für den die Verifikation die
Uebertragung der Länge mit dem Zirkel ist.
Darum kann ich
z.B. im zweiten Fall von einem
Verbessern der Vergleichsmethoden reden, aber nicht im ersten
Falle.
Der Gebrauch desselben Wortes “gleich” in ganz
verschiedenen Bedeutungen ist sehr verwirrend.
Er ist der typische Fall, dass
W[i|o]rte und Redewendungen, die sich ursprünglich auf die
“Dinge” der physikalischen Ausdrucksweise, die
“Körper im Raum” beziehen, auf die Teile
uns[d|e]res Gesichtsfeldes angewendet werden, wobei sie ihre
Bedeutung gänzlich wechseln müssen und die Aussagen ihren Sinn verlieren,
die früher einen hatten, und andere einen Sinn
gewinne[,|n], die in der ersten Ausdrucksart keinen
hatten.
Wenn auch eine gewisse Analogie bestehen bleibt, eben die, dien
uns verführt, den gleichen Ausdruck zu gebrauchen. |
|
Die visuelle Gerade berührt den visuellen Kreis nicht in
einem Punkt, sondern in einer visuellen Strecke. –
Wenn ich die﹖ Zeichnung eines Kreises und einer Tangente
ansehe, so ist // wäre // nicht das
merkwürdig, wenn // dass
// ich etwa niemals einen vollkommenen Kreis und eine
vollkommene Gerade miteinander in Berührung sehe; interessant
ist //
448 es erst, wenn ich sie sehe, und dann die
Tangente mit dem Kreis ein Stück zusammenläuft. |
|
Die Geometrie der Physik hat es in diesem Sinn nicht mit der
Möglichkeit, sondern mit den Tatsachen zu tun.
Sie wird von Tatsachen bestätigt; in dem Sinne nämlich, in dem ein
Teil einer Hypothese bestätigt wird. |
|
Die Verschwommenheit, Unbestimmtheit unserer Sinneseindrücke ist nicht
etwas, de[j|m] sich abhelfen lässt, eine
Verschwommenheit, der auch völlige Schärfe entspricht (oder
entgegensteht).
Vielmehr ist diese allgem[i|e]ine Unbestimmtheit,
Ungreifbarkeit, dieses Schwimmen der Sinneseindrücke, das, was mit dem
Worte “alles fliesst” bezeichnet
worden ist.
Wir sagen “man sieht nie einen genauen Kreis”, und
wollen sagen, dass, auch wenn wir keine
Abweichung von der Kreisform sehen, uns das keinen genauen Kreis
gibt.
(Es ist, als wollten wir sagen: wir können dieses Werkzeug nie
genau führen, denn wir halten nur den Griff und das Werkzeug sitzt im
Griff lose.)
Was aber verstehen wir dann unter dem Begriff
‘genauer Kreis’?
Wie sind wir zu diesem Begriff überhaupt gekommen?
Nun, wir denken
z.B. an eine genau gemessene
Kreisscheibe aus einem sehr harten Stahl.
Aha – also dorthin zielen wir mit dem Begriff ‘genauer
Kreis’.
Freilich, davon finden wir im Gesichtsbild nichts.
Wir haben eben die Darstellungsform gewählt, die die Stahlscheibe
genauer nennt als die Holzscheibe und die Holzscheibe genauer als die
Papierscheibe.
Wir haben den Begriff “genau” durch eine Reihe
bestimmt, und reden von den Sinneseindrücken als Bildern, ungenauen
Bildern, der physikalischen Gegenstände. |
|
Zwingt mich etwas zu der Deutung, dass der Baum, den
ich durch mein Fenster sehe, grösser ist als das
Fenster?
Das kommt darauf an, wie ich die Wörter
“grösser” und
“kleiner” gebrauche. –
Denken wir uns die normale //
alltägliche // visuelle
Erfährung wäre es für uns, Stäbe in
verschiedenen Längen zu Lagen zu sehen, die durch
Teilstriche in (visuell) gleiche
449 Teile geteilt, wären.
Könnte sich da nicht/ein doppelter
Gebrauch der Worte “länger” und
“kürzer” einbürgern.
Wir würden nämlich manchmal den Stab den längeren nennen, der in mehr
Teile gewä geteilt wäre;
etc.. |
|
Messen einer Länge im Gesichtsfeld durch
Anlaˇegen ﹖ eines
visuellen Massstabes.
D.i., eines Stabes, der durch Teilstriche in gleiche
Teile geteilt ist.
Es gibt hier eine Messung, die darin besteht, dass
der Masstab an zwei Längen //
Strecken // angelegt wird.
Und zwar können 2 Masstäbe je einer an eine Länge
angelegt werden und das Kriterium für die Gleichheit der
Mass[t|e]inheit ist,
dass die Einheiten gleichlang aussehen.
Es kann aber auch ein Masstab von einer
Länge // Strecke // zur andern
transportiert werden und das Kriterium der Konstanz der
Masseinheit ist, dass wir keine
Veränderung merken.
Während das Kriterium dafür, dass die
gemessenen Längen sich nicht verändern etwa darin besteht,
dass wir keine Bewegung der Endpunkte
wahrgenommen haben.
Ich kann unzählige verschiedene Bestimmungen darüber treffen, welches
das Kriterium der Längengleichheit im Gesichtsbild sein soll und danach
werden sich wieder verschiedene Bedeutungen der
Massangaben ergeben. |
|
Teilbarkeit.
Unendliche Teilbarkeit.
Die unendliche Teilbarkeit der euklidischen Strecke besteht in der Regel (Festsetzung), dass es Sinn hat, von einem n-ten Teil jedes Teils zu sprechen. Spricht man aber von der Teilbarkeit einer Länge im Gesichtsraum und fragt, ob eine solche noch teilbar, oder endlos teilbar ist, so suchen wir hier nach einer Regel, die einer gewissen Realität ent- 450 spricht (aber wie
entspricht sie ihr?).
Ich sehe einen schwarzen Streifen an der Wand vor mir, – ist seine
Breite teilbar?
Was ist das Kriterium dafür?
Hier gibt es nun unzählige Kriterien, die wir alle als Kriterien
der Teilbarkeit im Gesichtsfeld bezeichnen //
anerkennen // würden, und die stufenweise
in einander übergehen.
Vor allem könnte die Bedeutung von “Teilbarkeit” so
festgelegt werden, dass ein Versuch sie erweist;
dann ist es also nicht “logische Möglichkeit” der
Teilung, sondern physische Möglichkeit, und die logische Möglichkeit, die
hier in Frage kommt, ist in der Beschreibung des Versuchs der Teilung
gegeben – wie immer dieser Versuch ausgehn mag.
Was würden wir nun einen “Versuch der Teilung” nennen? – Etwa den, einen Strich neben den ersten zu malen, der gleichbreit aussieht und aus einem grünen und roten Längsstreifen besteht, wobei die Erinnerung das Kriterium dafür gäbe, dass der schwarze Streifen die gleiche Breite habe, die er hatte, als wir die Frage stellten. (D.h., dass wir als gleiche Breite des schwarzen Streifens jetzt und früher das bezeichnen, was als gleichbreit erinnert wird.) Anderseits könnte ich als Kriterium der Teilbarkeit des schwarzen Streifens festsetzen, dass zugleich mit ihm ein gleich breit aussehender und geteilter Streifen gesehen wird. Und als Vollzug der möglichen Teilung würde ich dann die Ersetzung des ungeteilten durch einen 451 714
geteilten
bezeichnen, bei welcher der zuerst gesehene ungeteilte Streifen
bestehen bleibt.
Ich würde also sagen “a
452 715
natürlich
auch ersetzt werden durch ein gemaltes Muster.
Wenn ich nämlich frage: “was versteht man unter dem
Wachsen der Breite eines Streifens”, so wird mir als Erklärung
so etwas vorgeführt, es wird mir ein Muster gegeben, das ich, oder dessen
Erinnerung ich etwa meiner Sprache einverleibe.
Und so kann der, den ich frage “wieso ist der breite Streifen
a |
|
Gibt es nun für die Teilbarkeit des Streifens im Gesichtsraum eine
Grenze?
Nun – das kann ich festsetzen, wie ich will. –
Das heisst: ich kann ein Zeichensystem mit
begrenzter Teilbarkeit, oder eins mit unbegrenzter Teilbarkeit
einführen – nur kann ich natürlich die Tatsachen nicht kommandieren
und muss sie dann mit dem von mir festgesetzten
Zeichensystem entsprechend beschreiben.
Wenn also meine Vorstellung,
bezw. das
Gesichtsbild eines geteilten Streifens, einen Teil meines
Zeichensystems bildet, so endet dieser Teil meines Symbolismus, wo ich,
aus irgend welchen Gründen unfähig bin, eine weitere Verkleinerung
der Teile zu bewirken //
herbeizuführen // .
Dann aber kann ich mich entscheiden
453 716
neues Zeichen in die Sprache.
Diese Betrachtung ist meist ohne Wichtigkeit; manchmal aber wird
sie wichtig.
Wir haben einen dem Problem der Teilung analogen Fall Teilbarkeit analogen Fall, wenn gefragt wird: ist es möglich,
jede beliebige Anzahl 3n von Strichen !!!!!!!!!!!!
mit einem Blick als Gruppe von Trippeln zu erfassen, oder jede beliebig
lange Reihe solcher Striche als ein für ihre Anzahl charakteristisches
Bild zu sehen, wie es für ! !! !!!
!!!! können?
Auch hier können wir zur Beschreibung unserer Erfahrung ein
endliches oder ein unendliches Zahlensystem verwenden, – denn
die Reihe der Muster übersehbarer Gruppen hat ein Ende und sie
determiniert den Sinn unsrer Sätze ebensosehr, wie das verwendete
Zahlensystem.
Wenn ich also sagte “wir suchen nach einer Regel, die einer gewissen Realität entspricht”, so liegt die Entsprechung in der Einfachheit und leichten Verständlichkeit der Darstellung. Die Regel wird durch die Tatsachen nur insofern gerechtfertigt, als die Wahl eines Koordinatensystems durch ihre Anwendung auf eine Kurve gerechtfertigt wird, die sich in dem System besonders einfach darstellen lässt. |
|
Es ist möglich, im Gesichtsfeld zwei gleichlange
(d.h. gleichlang gesehen)
S[g|t]recken zu sehen, deren jede durch Farbgrenzen in mehrere
Teile, gleiche Teile, geteilt ist und beim Zählen dieser Teile zu finden,
dass ihre Anzahlen ungleich sind.
Wie ist es nun mit einer Frage: “Angenommen,
ich könnte 30 und 31 Teile als Zahl übersehen, wäre es auch dann möglich,
zwei Strecken von 30 und 31 gesichtsgleichen Teilen als
gleichlang zu sehen?” –
Nun, wie ist diese Frage zu entscheiden?
Vor allem: wie ist das, wenn man 30 Teile als Zahl
übersieht?
Was kann man dafür als Erklärung geben?
Wir können freilich niemandem einen Centaur zeigen,
weil es keinen gibt, aber es ist für die Bedeutung des Wortes
“Centaur” wesent-
454 lich, dass wir einen
malen, oder modellieren können. –
So aber ist es auch für den Sinn des Satzes “ich kann 30 Teile
als Zahl übersehen” wesentlich, was ich etwa
als Beispiel dieses Ueberblickens zeigen kann, und
dass ich keinen Fall eines
Ueberblickens von 30 Strichen als Muster zeigen
kann.
Hier kann man sagen: ich kann mir das
Uebersehen von 30 Strichen // Ueberblicken von 30 Strichen als
Zahlbild // nicht vorstellen, ich
weiss nicht, wie das wäre, und die Frage “wie
wäre es, wenn …” ist für mich unsinnig, denn es ist mir
kein Kriterium zur Entscheidung gegeben. |
|
Wenn wir die Bedeutungen der Ausdrücke “gleichlang” und
anderer im Gesichtsraum mit den Bedeutungen derselben Wörter im
euklidischen Raum verwechseln, dann
geraten // kommen // wir in // auf
//
Widersprüc[j|h]e und fragen dann: “Wie
ist so eine Erfahrung möglich?! Wie ist es möglich,
dass 24 gleichlange Strecken zusammen die gleiche
Länge ergeben, wie 25 ebensolange? Habe ich wirklich so
eine Erfahrungg gehabt?” |
|
“Ist ein Feld eines Schachbretts einfacher, als das ganze
Schachbrett?”
Das kommt darauf an, wie Du das Wort “einfacher”
gebrauchst.
Meinst Du damit “aus einer kleineren Anzahl von Teilen
bestehend”, so sage ich: Wenn diese Teile etwa die
Atome des Schachbretts sind, so ist also das Feld einfacher als das
Schachbrett. –
Wenn Du aber vom visuellen Schachbrett sprich[t|s]t, // von dem sprichst, was wir am Schachbrett sehen,
// so bestehen ja die Felder nicht aus Teilen, es sei
denn, dass sie wieder aus kleineren Flecken
bestehen, und wenn Du dann den Fleck den einfacheren nennst, der weniger
Flecken enthält, so ist wieder das Feld einfacher
455 als das Schachbrett.
“Ist aber die gleichmässig gefärbte Fläche
einfach?” –
Wenn “einfach” bedeutet: nicht aus Flecken
mehrerer Farben [Z|z]usammengesetzt, – ja!
Aber können wir nicht sagen: einfach ist, was sich nicht teilen lässt? – Wie teilen lässt? Mit dem Messer? Und mit welchem Messera? Beschreibe mir erst die Methode der Teilung, die Du erfolglos anwendest, dann werde ich wissen, was Du “unteilbar” nennst. Aber vielleicht willst Du sagen: “ist “unteilbar” nˇene ich nicht das, was man erfolglos zu teilen versucht, sondern das, wovon es sinnlos (unerlaubt) ist zu sagen, es bestehe aus Teilen. – Dann ist ‘unteilbar’ eine grammatische Bestimmung. Eine Bestimmung also, die Du selber machen kannst und durch welche Du die Bedeutung, den Gebrauch andrer Wörter festlegst. Wenn ich etwa sage: ein einfärbiger Fleck ist unteilbar (einfach), denn, wenn ich ihn – z.B. – durch einen Strich teile, so ist er nicht mehr einfärbig, – so setze ich damit fest, in welcher Bedeutung ich das Wort “teilen” gebrauchen will. Wenn nun gefragt wird: “besteht das Gesichtsbild aus minima visibilia”, so fragen wir zurück: wie verwendest Du das Wort “aus … bestehen”? Wenn in dem Sinn, in welchem ein Schachbrett aus schwarzen und weissen Feld[r|e]rn besteht, – nein! – Denn Du wolltest doch nicht leugnen, dass wir einfärbige Flecke sehen (ich meine Flecke, deren Erscheinung einfärbig ist). Wenn Du aber etwa﹖ sagen willst, dass ein physikalischer Fleck (ein messbarer Fleck im physikalischen Raum) verkleinert werden kann, bis wir ihn aus einer bestimmten Entfernung nicht mehr sehen, dass er dabb dann beim Entschwinden gemessen und in dieser Ausdehnung der kleinst sichtbare Fleck genannt werden kann, so stimmen wir bei. |
|
Wenn wir in der Geometrie sagen, das regelmässige
Sechseck bestehe aus sechs gleichseitigen Dreiecken, so
heisst das, dass es Sinn hat, von
eine
456 einem regelmässigen
Sechseck zu reden, das aus sechs gleichseitigen Dreiecken
besteht.
Wenn daraufhin gefragt würde “ist also das Sechseck
einfach oder zusammengesetzt”, so
müsste ich antworten: bestimme Du selbst, wie
Du die Wörter “einfach” und
“zusammengesetzt” gebrauchen willst.
|
|
Es scheint, man kann einen einfärbigen Fleck nicht zusammengesetzt
sehen, ausser, wenn man ihn sich nicht
einfärbigv vorstellt.
Die Vorstellung einer Trennungslinie macht den Fleck einfärbig, denn
die Trennungslinie muss eine andere Farbe haben, als
der übrige Fleck.
/Auslassung 1/
|
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Ob es einen Sinn hat zu sagen “dieser Teil einer roten Fläche
(der durch keine sichtbare Grenze abgegrenzt
ist[_|)] ist rot” hängt davon ab, ob es einen
absoluten Ort gibt.
Denn, wenn im Gesichtsraum von einem absoluten Ort die Rede sein
kann, dann kann ich auch diesem absoluten Ort eine Farbe zuschreiben,
wenn seine Umgebung gleichfärbig ist. |
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Wir können in einem absoluten Sinne // in absolutem
Sinne // von einem Ort im Gesichtsfeld reden.
Denken wir uns, dass ein roter Fleck im
Gesichtsfeld verschwindet und in gänzlich neuer Umgebung wieder
auftaucht, so hat es Sinn zu sagen, er tauche am gleichen Ort oder an
einem andern Ort wieder auf.
(Wäre ein solcher Raum mit einer Fläche vergleichbar, die
von Punkt zu Punkt eine andere Krümmung hätte, so dass
wir jeden Ort auf der Fläche als absolutes Merkmal angeben
könnten?) |
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Der Gesichtsraum ist ein gerichteter Raum, in dem es ein
Obne Oben und Unten, Rechts und Links
gibt.
Und diese Bestimmungen
457 524 haben nichts
mit der Richtung der Schwerkraft oder der rechten und linken Hand zu
tun.
Sie würden auch dann ihren Sinn beibehalten, wenn wir unser ganzes
Leben lang durch ein Teleskop zu den Sternen sähen. –
Dann wäre unser Gesichtsfeld dunkel mit einem helleren Kreis
und in diesem Lichtpunkte. // … unser
Gesichtsfeld ein hellerer Kreis vom Dunkel begrenzt und im Kreis
Lichtpunkte. //
Nehmen wir an, wir hätten nie unsern Körper gesehen, sondern immer nur
dieses Bild, wir könnten also die Lage eines Sterns nicht mit der unseres
Kopfes oder unserer Füsse vergleichen: was zeigt
mir dann, dass mein Raum ein Oben und Unten
etc. hat, oder einfach: dass
er gerichtet ist?
Es hat Sinn, zu sagen, dass sich das ganze Sternbild
im Kreis dreht, obwohl es dadurch seine relative Lage zu
nichts im Gesichtsraum ändert.
Oder richtiger ausgedrückt: ich rede auch dann von einer
Drehung im Gesichtsraum, wenn keine relative Lageänderung in ihm
stattfindet.
Dieser Sachverhalt ist nicht vielleicht dadurch wegerklärt, dass man sagt: die Retina hat eben ein Oben, Unten, etc., und so ist es leicht verständlich, dass es das Analoge im Gesichtsfeld gibt. Vielmehr ist eben das nur eine Darstellung des Sachverhalts auf dem Umweg über die Verhä[o|l]tnisse in der Retina. |
|
Man könnte meinen: es verhält sich im Gesichtsfeld immer so,
als sähen wir mit allem Uebrigen ein gerichtetes
Koordinatenkreuz, wonach wir alle Richtungen fixieren können. –
Aber auch das ist keine richtige Darstellung; denn sähen wir wirklich
ein solches Kreuz (etwa mit Pfeilen), so wären wir im Stande, nicht
nur die relativen Richtungen der Objekte dagegen zu fixieren, sondern
auch die Lage des Kreuzes selbst im Raum, gleichsam gegen ein ungesehenes
im Wesen dieses Raums enthaltenes Koordinatensystem. 458 |
|
Ich kann die Figur
Die Wörter “oben”, “unten”, “rechts”, “links” haben andere Bedeutung im Gesichtsraum, andere im Gefühlsraum. Aber auch das Wort “Gefühlsraum” ist mehrdeutig. (Definieren d (Definitionen der Wörter “oben”, “unten”, etc. durch die Spitze des Buchstaben “V”, des Zeichens “kleiner” und “grösser” einerseits, anderseits durch Kopf – und Fusschmerzen; oder durch Gleichgewichtsgefühle.) |
|
“Ist Distanz in der Struktur des Gesichtsraumes schon enthalten,
oder scheint es uns nur, so, weil wir gewisse Erscheinungen
des Gesichtsbildes mit gewissen Erfahrungen des Tastsinnes
assoziieren, welche letztere erst Distanzen
betreffen?”
Woher nehmen wir diese Vermutung?
Wir scheinen dergleichen irgendwo angetroffen zu haben.
Denken wir nicht an folgenden Fall? diese Melodie
missfiele mir nicht, wenn ich sie nicht unter diesen
unangenehmen Umständen zum erstenmal gehört hätte.
Aber hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Melodie
missfällt mir, wie manche andere, für deren
Missfallen ich jenen Grund nicht angeben würde, und
es ist bloss eine Vermutung, dass
die Ursache meines Missfallens in jenem früheren
Erlebnis liegt.
Oder ab[,|e]r, wenn immer ich die Melodie höre, fällt mir
jenes Erlebnis ein und macht mir das Hören der Melodie
unangehmen unangenehm; dann ist meine
Aussage keine Hypothese über die Ursache meines
Missfallens, sondern eine Beschreibung dieses
Missfallens
459 selbst. –
Wenn also gefragt wird: “scheint es uns nur so,
dass eine Strecke im Gesichtsraum selbst länger ist,
als eine andere und bezieht sich das ‘länger’ nicht
bloss auf eine Erfahrung des Tastsinns, die wir mit
dem Gesehenen associieren”, – so ist zu
antworten: Weisst Du etwas von dieser
Association? beschreibst Du mit
ihr Dein Erlebnis, oder vermutest Du sie nur als Ursache Deines
Erlebnisses? –
Wenn das letztere, so können wir von Distanzen im
Ge[w|s]ichtsraum reden, ohne auf die mögliche Ursache unserer
Erfahrung Rücksicht zu nehmen.
Dabei muss man sich daran erinnern,
dass die Aussagen über Distanzen
(dass diese Strecke gleichlang ist wie jene, oder
länger als jene,
etc.) einen andern Sinn haben, wenn
sie sich auf den Gesichtsraum, und einen andern, wenn [w|s]ie
sich auf den euklidischen Raum
beziehen. |
|
Zu sagen, der Punkt B ist nicht zwischen A und C
Wenn Du sag[t|s]t, der Punkt B erscheint // scheint // Dir nur zwischen A und C (zu liegen), so antworte ich: das ist es ja, was ich sage, nur gebrauche ich dafür den Ausdruck “er liegt zwischen A und C”. Und wenn Du fragst “scheint es nicht nur so”, so antworte ich: Welche Methode würdest Du denn anwenden, um die Antwort auf Deine Frage zu finden. Dann nämlich werde ich verstehen, was Dein Verdacht eigentlich betrifft. Wenn Du sagst: ist auf diesem Tisch nicht doch vie[e|l]leicht etwas, was ich nicht sehe, so antworte ich: Wie könnten wir denn das Betreffende finden? Versuche mir doch eine Erfahrung zu beschreiben, die Dich sagen lassen würde // veranlassen würde, zu sagen // : “es war doch noch etwas 460 da”.
Beschreibe mir die Erfahrung, die Dich davon überzeugen würde,
dass B doch nicht zwischen A und C
liegt, und ich werde verstehen, welcher Art der //
dieser // wirkliche Sachverhalt im Gegensatz zum
scheinbaren ist.
Aber Eines ist klar: die Erfahrung, die Dich das lehrt,
kann nicht diejenige ändern, die ich mit den Worten beschreibe
“B liegt zwischen A und C”.
Dem Einwurf liegt aber eine falsche Auffassung der logischen Analyse zugrunde. Was wir vermissen ist nicht ein genaueres Hinsehen (etwa auf A, B und C) und die Entdeckung eines Vorgangs hinter dem gewöhnlich // oberflächlich // beobachteten (dies wäre die Untersuchung eines physikalischen oder psychologischen Phänomens), sondern die Klarheit in der Grammatik der Beschreibung des alten Phänomens. Denn, sähen wir genauer hin, so sähen wir eben etwas Anderes und hätten nichts für unser Problem gewonnen. Diese Erfahrung, nicht eine andere, sollte beschrieben werden. |
|
Hat das Gesichtsfeld einen Mittelpunkt? –
Es hat Sinn, in einem Bild etwa ein Kreuzchen anzubringen und zu
sagen: schau' auf das Kreuz; Du wirst dann
auch das Uebrige sehen, aber das Kreuz ist dann im
Mittelpunkt des Gesichtsfeld[.|e]s. |
|
Im Gesichtsraum gibt es absolute Lage.
Wenn ich durch ein Aug' schaue, sehe ich meine
Nasenspitze.
Würde diese abgeschnitten und entfernt, mir aber dann in die Hand
gegeben, so könnte ich sie ohne Hilfe des Spiegels und
bloss ﹖– durch die Kontrolle
des Sehens –﹖ wieder an ihre alte Stelle
setzen; auch dann, wenn sich in[w|z]wischen
alles in meinem Gesichtsbild geändert hätte.
Der Satz “ich sehe das sehende Auge im Spiegel” ist
nur scheinbar von der Form des Satzes “ich sehe das Auge des
Andern im Spiegel”, denn es hat keinen Sinn zu sagen:
“ich sehe das sehende Auge”.
Wenn
461 ich
“visuelles Auge” das Bild nenne, was mir etwa
das Auge eines Andern bietet, so kann ich sagen,
dass das Wort “das sehende Aug” nicht
einem visuellen Auge entspricht. |
|
Im Gesichtsraum gibt es absolute Lage und daher auch absolute
Bewegung.
Man denke sich das Bild zweier Sterne in stockfinsterer Nacht, in der
ich nichts sehen kann als diese, und diese bewegen sich im Kreise
umeinander. |
|
Mein Gesichtsfeld weist keine Unvollständigkeit auf, die mich dazu
bringen könnte, mich umzuwenden und // um
// zu sehen, was hinter mir liegt.
Im Gesichtsraum gibt es kein “hinter mir”; und wenn ich
mich umwende, ändert sich ja bloss
mein Gesichtsbild, wird aber nicht vervollständigt.
(﹖– Der ⌊“⌋Raum um mich
herum” ist eine Verbindung von Sehraum und
Muskelgefühlsraum –﹖.)
Es hat ekeinen Sinn, im Gesichtsraum von der Bewegung eines
Gegenstandes zu reden, die um das sehende Auge hinten herum
führt. |
|
Beziehung zwischen physikalischem Raum und Gesichtsraum.
Denke an das Sehen bei geschlossenen Augen (Nachbilder,
etc.) und an die Traumbilder. 462 |
|
|
Es ist unsinnig zu sagen “ich sehe die Dinge // diesen Gegenstand // im
Gesichtsraum”.
Im Gegensatz wozu?
Ist es denkbar, dass ich sie //
ihn // höre, oder dass ein Anderer
sie // ihn // sieht? |
|
Darum kann ich auch nicht sagen, dass der Gegenstand
in meinem Gesichtsraum die Ursache dessen //
davon // ist, dass ich ihn sehe.
(Darum ist es auch Unsinn zu sagen: aus dem Urnebel haben sich die Sonnen, Planeten, die einfachsten Lebewesen und endlich ein Wesen entwickelt, das so organisiert ist, dass es all diese Dinge sehen und über sie Betrachtungen anstellen kann. Es sei denn, dass man unter diesen Betrachtungen die (rein﹖) physikalischen Aeusserungen, im Sinne des Behaviourism, versteht. In diesem Sinne kann man auch von einer photographischen Kamera sagen, dass sie etwas wahrnehme.) |
|
Wenn man gefragt würde: was ist der Unterschied zwischen einem Ton
und einer Farbe, und die Antw[ä|o]rt wäre “Töne hören
wir, dagegen sehen wir die Farben”; so ist das nur eine durch
Erfahrung gerechtfertigte Hypothese,
463 wenn es überhaupt einen Sinn haben soll,
das zu sagen.
Und in diesem Sinn ist es denkbar, dass ich einmal
Töne mit den Augen wahrnehmen, also sehen werde, und Farben
hören.
Das Wesentliche der Töne und Farben ist offenbar in der Grammatik der
Wörter für Töne und Farben gezeigt. |
|
Wenn wir vom Gesichtsraum reden, so werden wir leicht zu der
Vorstellung verführt, als wäre er eine Art von Guckkasten, den jeder
mit // vor // sich herumtrüge.
D.h. wir verwenden dann das Wort
“Raum” ähnlich, wie wenn wir ein Zimmer einen Raum
nennen.
In Wirklichkeit aber bezieht sich doch das Wort
“Gesichtsraum” nur auf eine Geometrie, ich meine auf
einen Abschnitt der Grammatik unserer Sprache.
In diesem Sinne gibt es keine “Gesichtsräume”, die etwa jeder seinen Besitzer hätten. (Und etwa auch solche, vazierende, die gerade niemandem gehören?) |
|
“[Q|A]ber kann nicht ich in meinem Gesichtsraum
eine Landschaft, und Du in dem Deinen ein Zimmer sehen?”
–
Nein, – ‘ich sehe in meinem Gesichtsraum’ ist
Unsinn.
Es muss heissen “ich
sehe eine Landschaft und Du
etc.” – und das
wird nicht bestritten.
Was uns hier irreführt, ist eben das Gleichnis vom Guckkasten, oder
etwa von einer kreisrunden weissen Scheibe,
die wir gleichsam als Projektionsleinwand mit uns trügen, und die der
Raum ist, in dem das jeweilige Gesichtsbild erscheint.
Aber der Fehler an diesem Gleichnis ist, dass
es sich die Gelegenheit – die Möglichkeit – zum Erscheinen
eines visuellen Bildes selbst visuell vorstellt; denn die
weisse Leinwand ist ja selbst ein Bild. |
|
Es ist nun wichtig, dass der Satz “das Auge,
womit ich sehe, kann ich nicht unmittelbar sehen” ein verkappter
Satz der Grammatik, oder Unsinn ist.
Der Ausdruck “näher am (oder, weiter vom) sehenden
Auge“ hat nämlich
464 eine andere Grammatik, als der
“näher an dem blauen Gegenstand, welchen ich
sehe”.
Die visuelle Erscheinung, die der Beschreibung entspricht
“A setzt die Brille auf”, ist von der
grundverschieden, die ich mit den Worten beschreibe: “ich
setze die Brille auf”.
Ich könnte nun sagen: “mein Gesichtsraum hat
Aehnlichkeit mit einem Kegel”, aber dann
muss es verstanden werden, dass
ich hier den Kegel als Raum, als Repräsentanten einer Geometrie, nicht
als Teil eines Raumes (Zimmer) denke.
(Also ist es mit dieser Idee nicht verträglich,
dass ein Mensch durch ein Loch an der Spitze in
den Kegel hineinschaut // ein Loch in der Spitze des
Kegels in diesen hineinschaut // .) 465 |
|
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/ Wer aufgefordert würde, das Gesichtsbild zu malen
. und es im Ernst versuchte, würde bald
sehen, dass es unmöglich ist. / |
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Verschiedene Bedeutungen der Wörter “verschwommen”,
“unklar”. |
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Verschwommen, unklar, unscharf.
“Die Linien dieser Zeichnung sind unscharf”, “meine Erinnerung an die Zeichnung ist unklar, verschwommen”, “die Gegenstände am Rand meines Gesichtsfeldes sehe ich verschwommen”. – Wenn man von der Verschwommenheit der Bilder am Rande des Gesichtsfeldes spricht, so schwebt Eeinem oft ein Bild dieses Gesichtsfeldes vor, wie es etwa Mach entworfen hat. Die Verschwommenheit aber, als die die Ränder eines Bildes // Die Verschwommenheit aber der Ränder eines Bildes … // auf der Papierfläche haben können, ist von gänzlich andrer Natur, als die, die man von den Rändern des Gesichtsfeldes aussagt. So verschieden, wie die Blässe der Erinnerung an eine Zeichnung, von der Blässe einer Zeichnung (selbst). 466
Wenn im Film eine Erinnerung oder ein Traum dargestellt werden sollte,
so gab man den Bildern einen bläulichen Ton.
Aber die Traum- und Erinnerungsbilder haben
natürlich keinen bläulichen T[i|o]n – sowenig, wie unser
Gesichtsbild verschwach verwaschene Ränder
hat; also sind die bläulichen Projektionen auf der Leinwand // bläulichen Bilder auf der Leinwand // nicht
unmittelbar ans[f|c]hauliche Bilder der Träume, sondern
‘Bilder’ in noch einem andern Sinn. –
Bemerken wir im gewöhnlichen Leben, wo wir doch unablässig schauen, die
Verschwommenheit an den Rändern des Gesichtsfeldes?
Ja, welcher Erfahrung entspricht sie eigentlich, denn im normalen Sehen
kommt sie nicht vor!
Nun, wenn wir den Kopf nicht drehen und wir beobachten etwas, was wir
durch Drehen der Augen gerade noch sehen können, dann sehen wir etwa
einen Menschen, können aber sein Gesicht nicht erkennen, sondern sehen es
in gewisser Weise verschwommen.
Die Erfahrung hat nicht die geringste
Aehnlichkeit mit dem Sehen einer Scheibe, auf
der // welcher // Bilder gemalt sind, in
der Mitte der Scheibe mit schwarfen Umrissen, nach dem Rand zu
mehr und mehr verschwimmend, etwa in ein allgemeines Grau
unmerklich übergehend.
Wir denken an so eine Scheibe, wenn wir
z.B.
fragen: könnte man sich nicht ein Gesichtsfeld mit
gleichbleibender Klarheit der Umrisse
etc. denken?
Es gibt keine Erfahrung, die im Gesichtsfeld der entspräche, wenn
man den Blick einem Bild entlang gleiten lässt,
das von scharfen Figuren zu immer verschwommeneren übergeht.
|
|
Es ist
z.B. wichtig, dass in
dem Satz “ein roter Fleck befindet sich nahe an der Grenze des
Gesichtsfeldes” das “nahe an” eine andere
Bedeutung hat als in einem Satz “der rote Fleck im
Gesichtsfeld befindet sich nahe an dem braunen Fleck”.
Das Wort “Grenze” in dem vorigen Satz hat ferner eine
andere Bedeutung – und ist eine andere Wortart – als in dem
Satz “die Grenze zwischen rot und blau im Gesichtsfeld ist ein
Kreis”.
467
Welchen Sinn hat es, zu sagen: Unser Gesichtsbild ist an den Rändern undeutlicher als gegen die Mitte? Wenn wir hier nämlich nicht davon reden, dass wir die physikalischen Gegenstände in der Mitte des Gesichtsfeldes deutlicher sehen. Eines der klarsten Beispiele der Verwechslung zwischen physikalischer und phänomenologischer Sprache ist das Bild, welches Mach von seinem Gesichtsfeld entworfen hat und worin die sogenannte Verschwommenheit der Gebilde gegen den Rand des Gesichtsfeldes durch eine Verschwommenheit (in ganz anderem Sinne) der Zeichnung wiedergegeben wurde. Nein, ein sichtbares Bild des Gesichtsbildes kann man nicht machen. Kann ich also sagen, dass die Farbflecken in der Nähe des Randes des Gesichtsfeldes keine scharfen Konturen mehr haben: Sind denn Konturen dort denkbar? Ich glaube es ist klar, dass jene Undeutlichkeit eine interne Eigenschaft des Gesichtsraumes ist. Hat z.B. das Wort “Farbe” eine andere Bedeutung, wenn es sich auf Gebilde in der Randnähe bezieht? Die Grenzenlosigkeit des Gesichtsraums ist ohne jene “Verschwommenheit” nicht denkbar. |
|
Die Gefahr, die darin liegt, Dinge einfacher sehen zu wollen, als sie
in Wirklichkeit sind, wird heute oft sehr überschätzt.
Diese Gefahr besteht aber tatsächlich im höchsten Grade in der
phänomenologischen Unterschung der
Sinneseindrücke.
Diese werden immer für viel einfacher gehalten, als sie
sind. |
|
|
Man bedenkt gar nicht, wie merkwürdig das dreidimensionale Sehen
ist.
Wie seltsam etwa ein Bild, eine Photographie aussähe, wenn wir im
Stande wären, sie als Verteilung grauer, weisser und
schwarzer Flecken in einer ebenen Fläche zu sehen.
Was wir sehen, würde dann ganz sinnlos wirken.
Ebenso, wenn wir mit einem Aug' flächenchaft sehen
könnten.
Es ist
z.B. gar nicht klar, was geschieht, wenn
wir mit zwei Augen die Gegenstände plastischer sehen, als
mit einem.
Denn sie wirken auch mit einem gesehen schon plastisch.
Und der Unterschied zwischen Relief und Rundplastik ist auch keine
richtige Analogie. 469 |
|
|
Der einfärbige Fleck in der färbigen // farbigen
// Ebene ist nicht aus kleineren Teilen zusammengesetzt,
ausser so, wie die Zehn etwa aus tausend
Hundertsteln. |
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Das kleinste sichtbare Stück ist ein Stück der physikalischen Fläche,
nicht des Gesichtsfeldes.
Der Versuch, der das kleinste noch Sichtbare ermittelt, stellt eine
Relation fest zwischen zwei Erscheinungen. |
|
Der // Dieser // Versuch
untersucht nicht den Gesichtsraum und man kann den Gesichtsraum nicht
untersuchen.
Nicht in ihn tiefer eindringen. |
|
(Wenn man beschreiben wollte, was auf der Hand liegt, könnte man
nicht “untersuchen, was auf der Hand
liegt”. // “untersuchen wollen, was
auf der Hand liegt”. // ) |
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Man könnte glauben, das Gesichtsfeld sei aus den minima
visibilia zusammengesetzt; etwa aus lauter kleinen Quadraten, die
man als unteil-
470 bare Flecke sieht.
Unsinn.
Das Gesichtsfeld ist nicht zusammengesetzt, wenn wir die Zusammensetzung nicht sehen. Denn bei dem Wort “Zusammensetzung” denken wir doch an die Zusammensetzung eines grösseren Flecks aus kleineren. Von kleinsten sichtbaren Teilen des Gesichtsfeldes zu reden ist irreführend; gibt es denn auch Teile des Gesichtsfeldes, die wir nicht mehr sehen? Und wenn wir etwa das Bild // Gesichtsbild // eines Fixsterns so﹖ nennen, so könnte das nur heissen, dass es keinen Sinn habe, hier von ‘kleiner’ zu reden, und nicht, dass tatsächlich kein Fleck im Gesichtsfeld kleiner ist. Also ist der Superlativ “das kleinste …” falsch angewendet. |
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Der kleinste sichtbare Unterschied wäre einer, der in sich
selbst das Kriterium des Kleinsten trüge.
Denn im Fall des Flecks A zwischen B und C unterscheiden wir eben einige Lagen und andere unterscheiden wir nicht. Was wir aber brauchten, wäre sozusagen ein infinitesimaler Unterschied, also ein Unterschied, der es in sich selbst trüge, der Kleinste zu sein. |
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Der Gesichtsraum besteht offenbar nicht aus diskreten
Teilen.
Denn sonst müsste man unmittelbar sagen können, aus welchen. Oder er besteht nur sofern aus Teilen, als man sie angeben kann. |
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Gibt es einen kleinst sichtbaren Farbunterschied? –
Welche Farben sind hier gemeint?
Nennen wir Farbe das Ergebnis der Mischung von Farbstoffen:
dann kann ich das Experiment machen,
z.B. zu einer
Menge eines roten Farbstoffes eine kleine Menge eines gelben
beizumischen und zu versuchen, ob ich einen Farbunterschied
sehe; wenn ja, so wiederhole
471 534 ich den
Versuch mit einem kleineren Zusatz des gelben Farbstoffes und immer so
fort, bis der Zusatz keinen sichtbaren Unterschied mehr hervorbringt; das
kleinste Quantum, welches noch einen sichtbaren Unterschied
hervorbrachte, nenne ich, mit einem gewissen Faktor von
Ungenauigkeit, den kleinst sichtbaren Unterschied.
Das Wesentliche ist (hier﹖),
dass der Unterschied noch da war, also noch
konstatiert wurde, als kein Unterschied mehr gesehen
wurde.
Was ich so konstatiert habe, war der kleinst sichtbare Unterschied in
den Pigmenten.
Und ähnlich könnte ich von einem kleinst sichtbaren Unterschied
zwischen farbigen Lichtern reden; wenn ich nur
ausser dem Gesicht ein anderes Mittel der
Unterscheidung habe. –
Anders wird es, wenn man fragt: “gibt es einen kleinst
sichtbaren Unterschied zwischen den gesehenen Farben”.
Der müsste der kleinste in dem Sinne sein, in dem
die Null die kleinste Kardinalzahl ist.
Es wäre also nicht ein Unterschied, den man nicht mehr unterteilen
könnte, weil das Experiment seiner Unterteilung immer
misslänge; sondern die Unmöglichkeit der Unterteilung
wäre eine logische, was so viel heisst, als
dass es keinen Sinn hätte, von einer
Unterteilung zu reden.
Der kleinst sichtbare Unterschied in diesem Sinne wäre also ein
Farbunterschied einer andern Art. |
|
Wenn man einen schwarzen Streifen auf weissem
Grund immer dünner und dünner werden lässt, so kommt
man endlich zu dem, was ich einen visuellen Strich (im Gegensatz zu
einer visuellen Linie, der Grenze zweier Farben) nennen
möchte.
Der Strich ist kein Streifen, er hat keine Breite;
d.h., wenn er von einem andern Strich durchkreuzt
wird, sehen wir nicht die 4 Eckpunkte, in denen sich die
Grenzlinien zweier Streifen schneiden.
Es ist unsinnig, von der optischen Unterteilung eines Strichs zu
reden.
Ihm entspricht die Erscheinung eines Fixsterns, die sich zum
visuellen Punkt, dem Schnitt zweier Farbgrenzen, ebenso
verhält, wie der Strich zur Farbgrenze.
Den optischen Fixstern könnte man also ein Minimum
visibile
472 nennen.
Aber man kann nun nicht etwa sagen, das Gesichtsfeld bestehe aus
solchen Teilen!
Es bestünde nur daraus // aus
ihnen // , wenn wir sie sähen.
Das Bild // visuelle Bild // eines
Fixsternnebels im Fernrohr, besteht aus ihnen, soweit wir sie
unterscheiden können.
Denn diese beiden Ausdrücke heissen eben
dasselbe. |
|
Wenn gefragt wird “ist unser Gesichtsfeld kontinuierlich oder
diskontinuierlich”, so müsste man erst
wissen, von welcher Kontinuität man redet.
Einen Farbübergang nennen wir kontinuierlich, wenn wir keine
Diskontinuität in ihm sehen. 473 |
|
|
Zu sagen, dass diese Farbe jetzt an einem Ort ist,
474 529
heisst, diesen Ort vollständig
beschreiben. –
Zwei Farben, zwei Dampfspannungen, zwei Geschwindigkeiten, zwei
elektrische Spannungen, haben nicht zugleich an einem Ort // Punkt // Platz. –
Eine merkwürdige Gesellschaft, die sich da zusammenfindet.
Und auch der ‘Punkt’ von dem ich rede, hat
verschiedene Bedeutungen. Wenn also “f(x)” sagt, x sei jetzt an einem bestimmten Ort, so ist also ‘f(a) & f(b)’ ein Widerspruch. Warum nenne ich aber “f(a) & f(b)’ einen Widerspruch; da doch p & non-p die Form des Widerspruchs ist? Bedeutet // Heisst // es einfach, dass das Zeichen “fa & fb” kein Satz ist, wie etwa “ffaa” keiner ist? Unsere Schwierigkeit ist nur, dass wir doch das Gefühl haben, dass hier ein Sinn vorliegt, wenn auch ein degenerierter (Ramsey). Dass, wenn ich “und” zwischen zwei Aussagen setze, ein lebendes Wesen entstehen muss und nicht etwas Totes, wie wenn ˇich etwa “a & f” geschrieben hätte. Das ist eins sehr merkwürdiges und sehr tiefliegendes Gefühl. Man müsste sich darüber klar werden, was die Worte “dass hier ein Sinn vorliegt” sagen wollen. Die Entscheidung darüber, ob “fa & fb” [u|U]nsinn ist, wie “a & f”, könnte man so fällen: Ist p & non (fa & fb) = p, oder ist die linke Seite dieser Gleichung (und also die Gleichung) Unsinn? – Kann ich nicht entscheiden, wie ich will? Kann ich die Regel, die dem allem zu Grunde liegt, so schreiben: fa = (fa & non (fb))? d.i.: aus fa folgt non-fb. Ich glaubte, als ich die “Abhandlung” schrieb (und auch später noch), dass fa = fa & non-fb nur möglich wäre, wenn fa das logische Produkt aus irgend einem andern Satz und non-fb – also fa = p & non-fb – wäre, und war der Meinung, fa (z.B. eine Farbenangabe) werde sich in ein solches Produkt zerlegen lassen. Dabei hatte ich keine klare Vorstellung davon, wie ich mir die Auffindung einer solchen Zerlegung dachte. Oder vielmehr: ich dachte wohl an die Konstruktion eines Zeichens, das die richtige grammatische Ver- 530 475 wendung in
jedem Zusammenhang durch seine Beschaffenheit zum Ausdruck brächte
(d.h., seine Regeln ganz einfach gestaltete und in
gewissem Sinne schon in sich trüge, wie jede übersichtliche
Notation); aber ich übersah, dass, wenn diese
Umgestaltung des Satzes f(a) in seiner Ersetzung durch
ein logisches Produkt bestehen sollte, dann die Faktoren dieses
Produkts einen unabhängigen und uns bereits bekannten Sinn haben
muüssten.
Als ich dann eine solche Analyse einer Farbangabe durchführen wollte, kam zum Vorschein // , zeigte sich // , was es war, was ich mir unter der Analyse vorgestellt hatte. Ich glaubte die Farbangabe als ein logisches Produkt r & s & t … auffassen zu können, dessen einzelne Faktoren die Ingredienzien angaben (wenn es mehrere waren), aus denen die Farbe (color, nicht pigmentum) besteht. Es muss dann natürlich auch gesagt werden, dass dies alle Ingredienzien sind und diese abschliessende Bemerkung S bewirkt, dass r & s & t & S mit r & s & t & u & S in Widerspruch steht. Die Farbangabe hiesse dann: “an diesem Ort sind jetzt diese Farben (oder: ist jetzt diese Farbe) und sonst keine“. D.h.: die Farbangabe, die in unsrer gewöhnlichen Ausdrucksweise lautet “dies (oder: hier) ist rot” würde nun “hier ist rot und sonst keine Farbe” zu lauten haben // lauten müssen // ; während die Angabe “hier ist rot und blau” bedeuten sollte, dass die Farbe dieses Orts eine Mischfarbe aus rot und blau sei. Die Farbangaben // Sätze // nähmen da folgende Form an: “in dieser Farbe ist rot enthalten”, “in dieser Farbe ist nur rot enthalten”, “in dieser Farbe ist nur rot und blau enthalten”, etc..– Aber dies gibt nicht die rechte Grammatik: Es müsste das Vorhandensein eines roten Stiches ohne irgend einen andern Stich die rein rote Färbung dieses Orts bedeuten; das scheint uns unsinnig und der Fehler klärt sich so auf: Es muss im Wesen (in der Grammatik) dieses roten S[g|t]iches liegen, dass ein Mehr oder Weniger von ihm möglich ist; ein rötliches Blau kann dem reinen Rot näher und weniger nahe liegen, also in diesem Sinne mehr oder weniger Rot enthalten. Der Satz, wel- 476 cher angibt, dass Rot als Ingrediens einer
Farbe hier vorhanden ist, müsste also irgendwie eine
Quantität von Rot nennen //
angeben // ; dann aber muss
dieser Satz auch ausserhalb des logischen Produkts Sinn
haben, und es müsste also Sinn haben zu sagen,
dass dieser Ort rein rot gefärbt ist und die und die
Quantität von Rot enthalte; und das hat keinen Sinn.
Und wie verhält es sich mit den einzelnen Sätzen, die einem Ort
verschiedene Quantitäten, oder Grade, von Rot zuschreiben?
Nennen wir zwei solche q1r und
q2r: sollen sich diese
widersprechen?
Angenommen q2 sei
grösser als q1, dann könnte zwar unsere
Festsetzung sein, dass
q2r
& q1r kein Widerspruch sein solle (wie die
Sätze “in diesem Korb sind 4
Aepfel” und “in diesem Korb sind 3
Aepfel”, wenn das “nur”
fehlt), aber dann müssen q2r und
non-q1r einander
widersprechen; und daher müsste nach meiner alten
Auffassung q2r ein Produkt aus
q1r und einem andern Satz
sein.
Dieser andre Satz müsste die von
q1 auf
q2 fehlende Quantität
angeben und für ihn bestünde daher die selbe Schwierigkeit. –
Das Schema der Ingredientien
passt nicht auf den Fall der
Farbenmischung, wenn man unter
[“|‘]Farben’ nicht Farbstoffe
versteht, (nicht).
Und auch in diesem Schema sind verschiedene Angaben über das verwendete
Quantum eines Bestandteils widersprechende Angaben; oder, wenn ich
festsetze, dass p ( = ich habe
3
kg Salz verwendet) und q ( = ich habe
5
kg Salz verwendet) einander nicht widersprechen sollen,
dann doch q und non-p. // dann
widersprechen einander doch q und
non-p. //
Und es läuft alles darauf hinaus, dass der Satz
“ich habe 2
kg Salz verwendet” nicht
heisst “ich habe 1
kg Salz verwendet
und ich habe 1
kg Salz verwendet”,
dass also f(1 + 1) nicht gleich ist
f(1)
& f(1). |
|
Unsere Erkenntnis ist eben, dass wir es mit
Masstäben, und nicht quasi mit isolierten
Teilstrichen zu tun haben. 477 |
|
Der Satz “an einem Ort hat zu einer Zeit nur eine
Farbe Platz” ist natürlich ein verkappter Satz der
Grammatik.
Seine Verneinung ist kein Widerspruch, widerspricht aber
einer Regel unserer angenommenen Grammatik. |
|
Die Regeln über “und”, “oder”,
“nicht”,
etc., die ich die
durch die W-F-Notation dargestellt habe, sind ein
Teil der Grammatik über diese Wörter, aber nicht die
ganze. |
|
Wenn ich
z.B. sage, ein Fleck ist zugleich hellrot
und dunkelrot, so denke ich dabei, dass der eine Ton
den andern deckt.
Hat es dann aber noch einen Sinn zu sagen, der Fleck habe den unsichtbaren, verdeckten Farbton? Hat es gar einen Sinn, zu sagen, eine vollkommen schwarze Fläche sei weiss, man sehe nur das Weiss nicht, weil es vom Schwarz gedeckt sei? Und warum deckt das Schwarz das Weiss und nicht Weiss das Schwarz? Wenn ein Fleck eine sichtbare und eine unsichtbare Farbe hat, so hat er diese Farben // diese zwei Farben // jedenfalls in ganz verschiedenem Sinne. |
|
“Rot und grün gehen nicht zugleich an denselben Ort”
heisst nicht, sie sind tatsächlich nie beisammen,
sondern, es ist Unsinn zu sagen, sie seien zugleich am selben Ort und
also auch Unsinn zu sagen, sie seien nie zugleich am selben Ort.
|
|
Eine Mischfarbe, oder besser Zwischenfarbe, von blau und rot ist dies
durch eine interne Relation zu den Strukturen von blau und rot.
Richtiger ausgedrückt: was wir “eine Zwischenfarbe von blau
und rot” (oder “blaurot”) nennen,
heisst so, wegen einer Verwandtschaft, die sich
478 in der Grammatik der
Wörter // in den grammatischen Bestimmungen über die
Wörter // “blau”, “rot”
und “blaurot” zeigt.
(Der Satz, der von einer internen Relation der Strukturen redet,
entspringt schon aus einer unrichtigen Vorstellung; aus
der, welche in den Begriffen ‘rot’,
‘blau’,
etc. komplizierte
Strukturen // Gebäude // sieht; deren
innere Strukture Konstruktion die
Analyse zeigen muss.)
Die Verwandtschaft aber der reinen Farben und ihrer Zwischenfarbe ist
elementarer Art,
d.h., sie besteht
nicht darin, dass der Satz, welcher einem
Gegenstand die Farbe blaurot zuschreibt, aus den Sätzen besteht, die
ihm die Farben rot und blau zuschreiben.
Und so ist auch die Verwandtschaft verschiedener Grade eines
rötlichen Blau,
z.B., eine elementare
Verwandtschaft. |
|
Es hat Sinn von einer Färbung zu sagen, sie sei nicht rein rot,
sondern enthalte einen gelblichen, oder bläulichen,
weisslichen, oder schwärzlichen Stich; und es hat
Sinn zu sagen, sie enthalte keinen dieser Stiche, sondern sei reines
Rot.
Man kann in diesem Sinne von einem reinen Blau, Gelb, Grün,
Weiss, Schwarz reden, aber nicht von einem reinen
Orange, Grau, oder Rötlichblau.
(Von einem ‘reinen Grau’ übrigens wohl, sofern man
damit ein nicht-grünliches, nicht-gelbliches
u.s.w. Weiss-Schwarz
meint: und ähnliches gilt für ‘reines Orange’,
etc..)
D.h. der Farbenkreis hat vier ausgezeichnete
Punkte.
Es hat nämlich Sinn zu sagen “dieses Orange liegt (nicht in
der Ebene des Farbenkreises, sondern im Farbenraum)
näher dem Rot als jenes”; aber wir können nicht, um das gleiche
auszudrücken sagen “dieses Orange liegt näher dem Blaurot als
jenes” oder “dieses Orange liegt näher dem Blau als
jenes”. |
|
Die Farbenmischung, von der hier die Rede ist, bringt der Farbenkreise
hervor, aber auch er nicht, wenn ich ihn nur ruhend und dann in rascher
479 Drehung sehe.
Denn es wäre ja denkbar, dass der Kreisel im ruhenden
Zustand halb rot und halb gelb ist und dass er
in rascher Drehung (aus welchern
Ursachen
immer) grün erscheint.
Vielmehr bringt der Farbenkreisel die Mischung nur insofern zustande,
als wir sie optisch als solche wahrnehmen können //
optisch kontrollieren können // .
Wenn er sich nämlich nach und nach schneller und schneller dreht und
wir sehen, wie aus rot und gelb orange wird.
Wir sind aber darin nicht dem Farbkreisel ausgeliefert;
sondern, wenn durch irgend einen unbekannten Einfluss,
während der Kreisel sich schneller und schneller dreht, die Farbe
seiner Scheibe ins Weissliche überginge, so würden
wir nun nicht sagen, die Zwischenfarbe zwischen Rot und Gelb sei ein
weissliches Orange.
So wenig, wie wir sagen würden
3 + 4 sei 6, wenn
beim Zusammenlegen von 3 und 4 Aepfeln einer auf
unbekannte Weise verschwände und 6 Aepfel vor uns
lägen.
Ich gebrauche hier den Farbenkreisel nicht zu einem Experiment, sondern
zu einer Rechnung. |
|
Es scheint ausser dem Uebergang
von Farbe zu Farbe auf dem Farbenkreis noch einen bestimmten anderen zu
geben, den wir vor uns haben, wenn wir kleine Flecke der einen Farbe mit
kleinen Flecken der andern untermischt sehen.
Ich meine hier natürlich einen gesehenen
Uebergang.
Und diese Art des Uebergangs gibt dem Wort “Mischung” eine neue Bedeutung, die mit der Relation Zwischen auf dem Farbenkreis nicht zusammenfällt. Man könnte es so beschreiben: Einen orangefarbigen Fleck kann ich mir entstanden denken durch Untermischen kleiner roter und gelber Flecke, dagegen einen roten nicht durch Untermischen von violetten und orangefarbigen. – In diesem Sinne ist Grau eine Mischung von Schwarz und Weiss, und Rosa eine von Rot und Weiss, aber Weiss nicht eine Mischung von Rosa und einem weisslichen Grün. Nun meine ich aber nicht, dass es durch ein Experiment der Mischung 480 festgestellt wird,
dass gewisse Farben so aus anderen entstehen.
Ich könnte das Experiment etwa mit einer rotierenden Farbenscheibe
anstellen.
Es kann dann gelingen, oder nicht gelingen, aber das zeigt nur, ob der
betreffende visuelle Vorgang auf diese physikalische Weise
hervorzurufen ist, oder nicht; es zeigt aber nicht, ob er möglich
ist.
Genau so, wie die physikalische Unterteilung einer Fläche nicht die
visuelle Teilbarkeit beweisen oder widerlegen kann.
Denn angenommen, ich sehe eine physikalische Unterteilung nicht
mehr als visuelle Unterteilung, sehe aber die nicht geteilte Fläche im
betrunkenen Zustande geteilt, war dann die visuelle Fläche nicht
teilbar? |
|
Man könnte sagen, Violett und Orange löschen einander bei der Mischung
teilweise aus, nicht aber Rot und Gelb. |
|
Orange ist jedenfalls ein Gemisch von Rot und Gelb in einem Sinne,
in dem Gelb kein Gemisch von Rot und Grün ist, obwohl ja Gelb im Kreis
zwischen Rot und Grün liegt.
Und wenn das offenbar Unsinn wäre, so frägt es sich, an welcher Stelle es anfängt Sinn zu werden; d.h., wenn ich nun im Kreis von Rot und Grün aus dem Gelb näherrücke und Gelb ein Gemisch der betreffenden beiden Farben nenne. |
|
Ich erkenne nämlich im Gelb wohl die Verwandtschaft zu Rot und Grün,
nämlich die Möglichkeit zum Rötlichgelb und Grünlichgelb – und dabei
erkenne ich doch nicht Grün und Rot als Bestandteile von Gelb in dem
Sinne, in dem ich Rot und Gelb als Bestandteile von Orange
erkenne.
Ich will sagen, dass Rot nur in dem Sinn zwischen Violett und Orange ist, wie Weiss zwischen Rosa und Grünlichweiss. Aber ist in diesem Sinn 481 nicht jede Farbe zwischen jenen zwei
anderen, oder doch zwischen solchen zweien, zu denen man auf unabhängigen
Wegen von der dritten gelangen kann.
Kann man sagen, in diesem Sinne liegt eine Farbe nur in einem gegebenen kontinuierlichen Uebergang zwischen zwei andern. Also etwa Blau zwischen Rot und Schwarz. |
|
Wenn man mir sagt, die Farbe eines Flecks liege zwischen Violett und
Rot, so verstehe ich das und kann mir ein rötlicheres Violett als das
Gegebene denken.
Sagt man mir nun, die Farbe liege zwischen diesem Violett und einem
Orange – wobei mir kein bestimmter kontinuierlicher
Uebergang in Gestalt eines gemalten Farbenkreises
vorliegt – so kann ich mir höchstens denken, es sei auch hier
ein rötlicheres Violett gemeint, es könnte aber auch ein rötlicheres
Orange gemeint sein, denn eine Farbe, die, abgesehen von einem
gegebenen Farbenkreis in der Mitte zwischen den beiden
Farben liegt, gibt es nicht und aus eben diesem Grunde kann ich
auch nicht sagen, an welchem Punkt das Orange, welches die eine
Grenze bildet, schon zu nahe dem Gelb liegt, um noch mit dem Violett
gemischt werden zu können; ich kann eben nicht erkennen, welches Orange
in einem Farbenkreis 45 Grad vom Violett entfernt liegt.
Das Dazwischenliegen der Mischfarbe ist eben hier kein
anderes, als das des Rot zwischen Blau und Gelb. |
|
Wenn ich im gewöhnlichen Sinn sage, Rot und Gelb geben Orange, so ist
hier nicht von einer Quantität der Bestandteile die
Rede.
Wenn daher ein Orange gegeben ist, so kann ich nicht sagen,
dass noch mehr Rot es zu einem röteren
Orange gemacht hätte (ich rede ja nicht von Pigmenten) obwohl
es natürlich einen Sinn hat, von einem röteren Orange zu
sprechen.
Es hat aber
z.B. keinen Sinn zu sagen, dies Orange
und dies Violett enthalten gleichviel Rot.
Und wieviel Rot enthilet enthielte
482 Rot?
Der Vergleich, den man fälschlicherweise zu machen geneigt ist, ist der der Farbenreihe mit einem System von 2 Gewichten an einem Masstab, durch deren Vermehrung oder Verschiebung ich den Schwerpunkt des Systems beliebig verschieben kann. Und wie ist es mit den Gewichten, die ich auf die Schalen lege: Heisst es denn etwas, zu sagen, “me[g|h]r von diesem Rot”? Wenn ich nicht von Pigmenten spreche. Das kann nur dann etwas heissen, wenn ich unter reinem Rot eine bestimmte, vorher angenommene Anzahl von Einheiten verstehe. Dann aber bedeutet die volle Anzahl dieser Einheiten nichts, als, dass die Wagschale auf Rot steht. Es ist also mit den Verhältniszahlen wieder nur ein Ort der Wagschale, aber nicht ein Ort und ein Gewicht angegeben. |
|
Solange ich nun im Farbenkreis mit meinen beiden Grenzfarben –
z.B. – im Gebiete Blau – Rot stehe und
die rötere Farbe gegen Rot verschiebe, so kann ich sagen,
dass die Resultante auch gegen Rot wandert.
Ueberschreite ich aber mit der einen
Grenzfarbe das Rot und bewege mich gegen Gelb, so wird die Resultierende nun
nicht röter!
Die Mischung eines gelblichen Rot mit einem Violett macht Violett nicht
röter, als die Mischung von reinem Rot und dem Violett.
Dass das eine Rot nun gelber geworden ist, nimmt
ja vom Rot etwas weg und gibt nicht Rot dazu. |
|
Man könnte das auch so beschreiben: Habe ich einen Farbtopf
mit violetten Pigment und einen mit Orange und nun
vergrössere ich die Menge des
483 der Mischung zugesetztem Orange, so wird
zwar die Farbe der Mischung nach und nach aus dem Violett ins Orange
übergehen, aber nicht über das reine Rot. |
|
Ich kann von zwei verschiedenen Tönen von Orange sagen,
dass ich von keinem Grund habe zu sagen, er liege
näher an Rot als an Gelb. –
Ein “in der Mitte” gibt es hier nicht. –
Dagegen kann ich nicht zwei verschiedene Rot sehen und im Zweifel
sein, ob eines, und welches, von ihnen das reine Rot ist.
Das reine Rot ist eben ein Punkt, das Mittel zwischen Gelb und Rot aber
nicht. |
|
Es ist freilich wahr, dass man von einem Orange sagen
kann, es sei beinahe Gelb, also es liege “näher am Gelb als am
Rot” und Analoges von einem beinahe roten Orange.
Daraus folgt aber nicht, dass es nun auch eine
Mitte im Sinne eines Punktes zwischen Rot und Gelb geben müsse.
Es ist eben hier ganz wie in der Geometrie des Gesichtsraums,
verglichen mit der euklidischen.
Es h ist hier eine andere Art von Quantitäten als
die, welche durch unsere rationalen Zahlen dargestellt werden.
Die Begriffe näher und weiter sind hier überhaupt nicht zu
brauchen, oder sind irreführend, wenn wir diese Worte anwenden.
|
|
Auch so: Von einer Farbe zu sagen, sie liege zwischen Rot und
Blau, bestimmt sie nicht scharf (eindeutig).
Die reinen Farben aber müsste ich
e[u|i]ndeutig durch die Angabe bestimmen, sie
liegen zwischen gewissen Mischfarben.
Also bedeutet hier das Wort “dazwischen liegen” etwas
anderes als im ersten Fall.
D.h.: Wenn der Ausdruck
“dazwischen liegen” einmal die Mischung zweier
einfachen Farben, ein andermal den gemeinsamen
einfachen Bestandteil zweier Mischfarben bezeichnet, so ist die
Multiplizität seiner Anwendung in jedem Falle eine an-
484 dere.
Und das ist kein Gradunterschied, sondern ein Ausdruck
dafür, dass es sich um 2 ganz verschiedene
Kategorien handelt. |
|
Wir sagen, eine Farbe kann nicht zwischen Grüngelb und Blaurot
liegen, in demselben Sinne, wie zwischen Rot und Gelb, aber das
können wir nur sagen, weil wir in diesem Falle den Winkel von 45 Grad
unterscheiden können; weil wir Punkte Gelb, Rot
sehen.
Aber eben diese Unterscheidung gibt es im andern Fall – wo die
Mischfarben als primär angenommen werden – nicht.
Hier könnten wir also sozusagen nie sicher sein, ob die Mischung noch
möglich ist oder nicht.
Hier könnten wir also sozusagen nie sicher sein, ob die Mischung
noch möglich ist oder nicht.
Freilich könnte ich beliebige Mischfarben wählen und bestimmen,
dass sie einen Winkel von 45 Graden
einschliessen, das wäre aber ganz willkürlich,
[q|w]ogegen es nicht willkürlich ist, wenn wir sagen,
dass es keine Mischung von Blaurot und Grüngelb im
ersten Sinne gibt.
In dem einen Falle gibt die Grammatik also den “Winkel von 45 Grad” und nun glaubt man fälschlich, man brauche ihn nur zu halbieren und den nächsten Abschnitt ebenso um einen andern Abschnitt von 45 Grad zu kriegen. Aber hier bricht eben das Gleichnis des Winkels zusammen. |
|
Man kann freilich auch alle Farbtöne in einer geraden Linie anordnen,
etwa mit den Grenzen Schwarz und Weiss, wie das
geschehen ist, aber dann muss man eben durch Regeln
gewisse Uebergänge ausschliessen
und endlich muss das Bild auf der Geraden die
gleiche Art des topologischen Zusammenhangs bekommen, wie auf dem
Oktoeder.
Es ist dies ganz analog, wie das Verhältnis der gewöhnlichen
Sprache zu einer “logisch geklärten”
Ausdrucksweise.
Beide sind einander voll[l|k]ommen äquivalent, nur drückt
die eine die Regeln der Grammatik schon durch die
äussere Erscheinung aus. 485 |
|
Wenn mir 2 nahe aneinander liegende – etwa – rötliche Farbtöne
gegeben sind, so ist es unmöglich darüber zu zweifeln, ob beide zwischen
Rot und Blau, beide zwischen Rot und Gelb, oder der eine zwischen Rot und
Blau, der andere zwischen Rot und Gelb gelegen ist.
Und mit dieser Entscheidung haben wir auch entschieden, ob beide sich
mit Blau, mit Gelb, oder der eine sich mit Blau, der andere mit Gelb
mischen, und das gilt, wie nahe immer man die Farbtöne aneinander bringt,
solange wir die Pigmente überhaupt der Farbe nach unterscheiden
können. 486 |
|
|
|
Es kommt uns vor, als wäre die Erinnerung eine etwas sekundäre
Art der Erfahrung, im Vergleich zur Erfahrung des Gegenwärtigen.
Wir sagen “daran können wir uns nur
erinnern”.
Als wäre in einem primären Sinn die Erinnerung ein etwas schwaches und
unsicheres Bild dessen, was wir ursprünglich in voller Deutlichkeit vor
uns hatten.
In der physikalischen Sprache stimmt das: Ich sage “ich kann mich nur undeutlich an dieses Haus erinnern”. |
|
Und warum es nicht dabei sein Bewenden haben lassen?
Denn diese Ausdrucksweise sagt ja doch alles, was wir sagen wollen
und was sich sagen lässt!
Aber wir wollen sagen, dass es sich auch noch
anders sagen lässt; und das ist
wichtig.
In dieser andern Ausdrucksweise wird der Nachdruck gleichsam auf etwas anderes gelegt. Die Worte “scheinen”, “Irrtum”, etc. haben nämlich eine gewisse Gefühlsbetonung, die dem Phänomenen nicht wesentlich ist. Sie hängt irgendwie mit dem Willen und nicht bloss mit der Erkenntnis zusam- 488 men.
Wir reden z.B. von einer optischen Täuschung und verbinde[m|n] mit diesem Ausdruck die Idee eines Fehlers, obwohl ja nicht wesentlich ein Fehler vorliegt: und wäre im Leben für gewöhnlich das Aussehen wichtiger, als die Resultate der Messung, so würde auch die Sprache zu diesen Phänomenen eine andere Einstellung zeigen. Es gibt nicht – wie ich früher glaubte – eine primäre Sprache im Gegensatz zu unserer gewöhnlichen, der “sekundären”. Aber insofern könnte man im Gegensatz zu unserer Sprache von einer primären reden, als in dieser keine Bevorzugung gewisser Phänomene vor anderen ausgedrückt sein dürfte; sie müsste sozusagen absolut sachlich sein. |
|
Es ist jetzt an der Zeit, Kritik am Worte “Sinnesdatum”
zu üben.
Sinnesdatum ist die Erscheinung dieses Baumes, ob nun
“wirklich ein Baum dasteht” oder eine Attrappe, ein
Spiegelbild, eine Halluzination
etc. Sinnesdatum ist
die Erscheinung des Baumes, und was wir sagen w[i|o]llen ist,
dass diese sprachliche Darstellung nur
eine Beschreibung, aber nicht die wesentliche
ist.
Genau so, wie manv von dem Ausdruck
“mein Gesichtsbild” sagen kann,
dass es nur eine Form der
Beschreibung, aber nicht etwa die einzig mögliche und
richtige ist.
Die Ausdrucksform “die Erscheinung dieses Baumes”
enthält nämlich die Anschauung, als bestünde ein notwendiger Zusammenhang
dessen, was wir diese Erscheinung nennen, mit der
“Existenz eines Baumes” und zwar, entweder durch
eine wahre Erkenntnis oder einen Irrtum.
D.h., wenn von der Erscheinung eines
Baumes” die Rede ist, so hielten wir entweder etwas für einen
Baum, was einer ist, oder etwas, was keiner ist.
Dieser Zusammenhang aber besteht nicht.
Die Idealisten möchten der Sprache vorwerfen, dass sie das Sekundäre als primär und das Primäre als sekundär darstellt. Aber das ist nur in 489 diesen unwesentlichen, und mit der
Erkenntnis nicht zusammenhängenden Wertungen der Fall
(“nur” die Erscheinung).
Davon abgesehen enthält die gewöhnliche Sprache keine Entscheidung über
primär und sekundär.
Es ist nicht einzusehen, inwiefern der Ausdruck “die
Erscheinung eines Baumes” etwas dem Ausdruck
“Baum” sekundäres darstellt.
Der Ausdruck “nur ein Bild” geht auf die Vorstellung
zurück, dass wir das Bild eines Apfels nicht essen
können. |
|
Zur Frage nach der Existenz der Sinnesdaten.
Man sagt, wenn etwas rot scheint, so
muss Etwas rot gewesen
sein; wenn etwas kurze Zeit zu dauern schien,
so muss Etwas kurze Zeit gedauert
haben;
etc..
Man könnte nämlich fragen: Wenn etwas rot schien, woher wissen
wir denn, dass es gerade rot
schien.
Handelt es sich da u[j|m] eine
erfahrungsmässige Zuordnung dieses Scheins
mit // und // dieser Wirklichkeit?
Wenn etwas “die Eigenschaft F zu haben schien”,
woher wissen wir, dass es diese
Eigenschaft zu haben schien ‒ ‒ ‒.
Was für ein Zusammenhang besteht zwischen ‘es scheint
so’ und ‘es ist so’.
Vor allem kann der Schein recht haben, oder unrecht. – Er ist auch in einem Sinne erfahrungsgemäss mit der Wirklichkeit verbunden. Man sagt “das scheint Typhus zu sein” und das heisst, diese Symptome sind erfahrungsgemäss mit jenen Erscheinungen verbunden. Wenn ich sage “das scheint rot zu sein” und dann “ja, es ist wirklich rot”, so habe ich für die zweite Entscheidung einen Test angewandt, der unabhängig von der ersten Erscheinung war. |
|
Die Hypothese kann so aufgefasst werden,
dass sie nicht über die Erfahrung hinausgeht,
d.h. nicht der Ausdruck der Erwartung künftiger
Erfahrung ist.
So kann der Satz “es scheint vor mir auf dem Tisch eine Lampe zu
stehen” nichts weiter tun, als meine Erfahrung
(﹖– oder, wie man sagt,
unmittel-
490 bare Erfahrung –﹖) zu
beschreiben. |
|
Wie verhält es sich mit der Genauigkeit dieser Beschreibung.
Ist es richtig zu sagen: Mein Gesichtsbild ist so
kompliziert, es ist unmöglich, es ganz zu beschreiben?
Dies ist eine sehr fundamentale Frage. |
|
Das scheint nämlich zu sagen, dass man von
Etwas sagen könnte, es könne nicht beschrieben werden, oder nicht
mit den jetzt vorhandenen Mitteln, oder
(doch) man wisse nicht, wie es
beschreiben.
(Die Frage, das Problem, in der Mathematik.)
Wie ist denn das Es gegeben, das ich nicht zu beschreiben weiss? – Mein Gesichtsbild ist ja kein gemaltes Bild, oder der Ausschnitt der Natur den ich sehe, dass ich es näher untersuchen könnte. – Ist dieses Es schon artikuliert, und die Schwierigkeit nur es in Worten darzustellen, oder soll es noch auf seine Artikulation warten? |
|
“Die Blume war von einem rötlich gelb, welches
ich aber nicht genauer (oder, nicht genauer mit Worten) beschreiben
kann”.
Was heisst das? |
|
“Ich sehe es vor mir und könnte es
malen”.
Wenn man sagt, man könnte diese Farbe nicht mit Worten genauer beschreiben, so denkt man (immer) an eine Möglichkeit einer solchen Beschreibung (freilich, denn sonst hätte das Wort // der Ausdruck // “genaue Beschreibung” keinen Sinn) und es schwebt einem dabei der Fall einer Messung vor, die wegen unzureichender Mittel nicht ausgeführt wurde. |
|
Es ist mir nich[g|t]s zur Hand, was diese oder eine ähnliche
Farbe hätte. |
|
Wenn man sagt, man könne das Gesichtsbild nicht ganz beschreiben,
491 meint man, man kann keine
Beschreibung geben, nach der man sich dieses Gesichtsbild genau
reproduzieren könnte. |
|
Aber was heisst hier “genaue
Reproduktion”?
Hier liegt selbst wieder ein falches Bild zu
Grunde. |
|
Was ist das Kriterium der genauen Reproduktion? |
|
Wir können von dem Gesichtsbild nicht weiter reden, als
unsere Sprache jetzt reicht.
Und auch nicht mehr // weiter //
meinen (denken), als unsere Sprache sagt
// reicht // .
(Nicht mehr meinen, als wir sagen
können.) |
|
Einer der gefährlichsten Vergleiche ist der des Gesichtsfelds mit einer
gemalten Fläche (oder, was auf dasselbe hinauskommt, einem farbigen
räumlichen Modell). |
|
Hiermit hängt es zusammen: Könnte ich denn das Gesichtsbild
“mit allen Einzelheiten” wiedererkennen?
Oder vielmehr, hat diese Frage überhaupt einen Sinn? |
|
Denn als einwandfreiste Darstellung des Gesichtsbildes
erscheint uns immer noch ein gemaltes Bild oder Modell.
Aber, dass die Frage nach dem
“Wiedererkennen in allen Einzelheiten” sinnlos ist, zeigt
schon, wie inadäquat Bild und Modell sind. |
|
Phänomenologische Sprache: Die Beschreibung der
unmittelbaren Sinneswahrnehmung, ohne hypothetische Zutat.
Wenn etwas, dann muss doch wohl die Abbildung
durch ein gemaltes Bild oder dergleichen eine solche Beschreibung
492 der unmittelbaren Erfahrung
sein.
Wenn wir also
z.B. in ein Fernrohr sehen und die
gesehene Konstellation [w|a]ufzeichnen oder malen.
Denken wir uns sogar unsere Sinneswahrnehmung dadurch reproduziert,
dass zu ihrer Beschreibung ein Modell erzeugt wird,
welches von einem bestimmten Punkt gesehen, diese Wahrnehmungen erzeugt;
das Modell könnte mit einem Kurbelantrieb in die richtige Bewegung
gesetzt werden und wir könnten durch Drehen der Kurbel die Beschreibung
herunterlesen.
(Eine Annäherung hierzu wäre eine Darstellung im
Film.)
Ist das keine Darstellung des Unmittelbaren – was sollte eine sein? – Was noch unmittelbarer sein wollte, müsste es aufgeben, eine Beschreibung zu sein. ﹖– Es kommt dann vielmehr statt einer Beschreibung jener unartikulierte Laut heraus –﹖, mit dem manche Autoren die Philosophie gerne anfangen möchten. (“Ich habe, um mein Wissen wissend, bewusst etwas” Driesch.) |
|
“Was wir im physikalischen Raum denken, ist nicht das Primäre,
das wir ◇◇◇ nur mehr oder weniger anerkennen können; sondern,
was vom physikalischen Raum wir erkennen können, zeigt uns, wie weit
das Primäre reicht und wie wir den physikalischen Raum zu deuten
haben.” |
|
Es scheint ein Einwand gegen die Beschreibung des unmittelbar
Erfahrenen zu sein: “für wen beschreibe
ich's?”
Aber wie, wenn ich es abzeichne?
Und die Beschreibung muss immer ein Nachzeichnen
sein.
Und soweit eine Person für das Verstehen in Betracht kommt, steht die meine und die des Anderen auf einer Stufe. Es ist doch hier ebenso wie mit den Zahnschmerzen. Beschreiben ist nachbilden, und ich muss nicht notwendigerweise 493 für irgendjemand
nachbilden. |
|
Wenn ich mich mit der Sprache dem Andern verständlich mache, so
muss es sich hier um ein Verstehen im Sinne des
Behaviourism handeln.
Dass er mich verstanden hat, ist eine Hypothese,
wie, dass ich ihn verstanden habe.
|
|
“Für wen würde ich meine unmittelbare Erfahrung
beschreiben?
Nicht für mich, denn ich habe sie ja: und nicht für jemand
andern, denn der könnte sie nie aus der Beschreibung
entnehmen?” –
Er kann sie soviel und so wenig aus der Beschreibung entnehmen, wie
aus einem gemalten Bild.
Die Vereinbarungen über die Sprache sind doch mit Hilfe von gemalten
Bildern (oder was diesem gleichkommt) getroffen worden.
Und, unserer Spr gewöhnlichen
Ausdruksweise nach, entnimmt er doch aus einem gemalten Bild
etwas. 494 |
|
|
Es ist nämlich die Anschauung aufzugeben, dass, um
vom Unmittelbaren zu reden, wir von dem Zustand in einem Zeitmoment reden
müssten.
Diese Anschauung ist darin ausgedrückt, wenn man sagt:
“alles, was uns gegeben ist, ist das Gesichtsbild und die
Daten der übrigen Sinne, sowie die Erinnerung, in dem gegenwärtigen
Augenblick”.
Das ist Unsinn; denn was meint man mit dem “gegenwärtigen
Augenblick”?
Dieser Vorstellung liegt vielmehr schon ein physikalisches Bild zu
Grunde, nämlich das vom Strom der Erlebnisse, den ich nun in
einem Punkt // an einer Stelle
// quer durchschneide.
Es liegt hier eine ähnliche Tendenz und ein ähnlicher Fehler vor,
wie beim Idealismus (oder Solipsismus). |
|
Der Zeitmoment, von dem ich sage, er sei die Gegenwart, die alles
enthält, was mir gegeben ist, gehört selbst zur physikalischen Zeit.
|
|
Denn, wie ist so ein Moment bestimmt?
Etwa durch einen Glockenschlag?
Und kann ich denn nun die ganze, mit diesem Schlag gleichzeitige
Erfah-
495 rung wirklich beschreiben?
Wenn man daran denkt es zu versuchen, wird man sofort gewahr,
dass e[i|s] eine Fiktion ist, wovon wir
reden. |
|
Wir stellen uns das Erleben wie einen Filmstreifen vor, so
dass man sagen kann: dieses Bild, und
kein anderes, ist in diesem Augenblick vor der Linse. |
|
Aber nur im﹖ Film kann man von einem in diesem
Moment gegenwärtigen Bild reden; nicht, wenn man aus dem physikalischen
Raum und seiner Zeit in den Gesichtsraum und seine
Zeit übergeht. |
|
Es ist eben irreführend, zu sagen “das Gedächtnis sagt mir,
dass dies dieselbe Farbe ist
etc.”
Sofern es mir etwas sagt, kann es mich auch täuschen
(d.h. etwas falsches sagen).
Wenn ich die unmittelbar gegebene Vergangenheit beschreibe, so beschreibe ich mein Gedächtnis, und nicht etwas, was dieses Gedächtnis anzeigt. (Wofür dieses Gedächtnis ein Symptom wäre.) |
|
Und “Gedächtnis” bezeichnet hier – wie früher
“Gesicht” und “Gehör” – auch
nicht ein psychisches Vermögen, sondern einen bestimmten Teil der
logischen Struktur unserer Welt. |
|
Was wir die Zeit im Phänomen (specious present) nennen
können, liegt nicht ind der Zeit (Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft) der Geschichte, ist keine Strecke der Zeit.
Während, was wir unter “Sprache” verstehen, // Während der Vorgang der “Sprache”
// in der homogenen geschichtlichen Zeit abläuft.
(Denke an den Mechanismus zur Beschreibung der unmittelbaren
Wahrnehmung.) 496 |
|
(Von welcher Wichtigkeit ist denn diese Beschreibung des
gegenwärtigen Phänomens, die für uns gleichsam zur
fixen Idee werden kann.
Dass wir darunter leiden, dass
die Beschreibung nicht das beschreiben kann, was beim Lesen der
Beschreibung vor sich geht.
Es scheint, als wäre die Beschäftigung mit dieser Frage geradezu
kindisch und wir in eine Sackgasse hineingeraten.
Und doch ist es eine bedeutungsvolle Sackgasse, denn in sie lockt
es Alle zu gehen; als wäre dort die letzte Lösung der
philosophischen Probleme zu suchen. –
Es ist, als käme man mit dieser Darstellung des gegenwärtigen Phänomens
in einen verzauberten Sumpf, wo alles Erfassbare
verschwindet.)
Anderseits brauchen wir eine Ausdrucksweise, die Vorgänge // Phänomene // des Gesichtsraums getrennt von den Erfahrungen andrer Art darstellt. |
|
(Wir befinden uns mit unserer Sprache (als physischer
Erscheinung) sozusagen nicht im Bereich des projizierten Bildes auf
der Leinwand, sondern im Bereich des Films, der durch die Laterne
geht.
Und wenn ich zu dem Vorgang auf der Leinwand Musik machen will,
muss das, was sie hervorruft, sich wieder im
Gebiet des Films abspielen.
Das gesprochene Wort im Sprechfilm, das die Vorgänge auf der Leinwand
begleitet, ist ebenso
|
|
Ein Gedanke über die Darstellbarkeit der unmittelbaren Realität durch
die Sprache:
“Der Strom des Lebens, oder der Strom der Welt, fliesst dahin, und unsere Sätze werden, sozusagen, nur in Augenblicken verifiziert. Unsere Sätze werden nur von der Gegenwart verifiziert. – Sie müssen also so ge- 497 macht sein, dass sie von ihr verifiziert
werden können.
Sie müssen das Zeug haben, um von ihr verifiziert werden zu
können.
Dann haben sie also in irgendeiner Weise die
Kommensurabilität mit der Gegenwart // Dann sind sie
also in irgendeiner Weise mit der Gegenwart kommensurabel //
und diese // dies // können sie nicht haben
// sein //
trotz ihrer raum-zeitlichen Natur, sondern diese
muss sich zur Kommensurabilität verhalten, wie die
Körperlichkeit eines Masstabe[w|s] zu
seiner Ausgedehntheit, mit der // mittels der
// er misst.
Im Falle des Masstabes kann man auch nicht
sagen: ‘Ja, der Masstab
misst die Länge trotz seiner Körperlichkeit;
freilich, ein Masstab, der nur Länge hätte, wäre
das Ideal, wäre der reine
Masstab’.
Nein, wenn ein Körper Länge hat, so kann es keine Länge ohne einen
Körper geben – und wenn ich auch verstehe,
dass in einem bestimmten Sinn nur die Länge des
Masstabs misst, so bleibt
doch, was ich in die Tasche stecke der Masstab, –
der Körper und nicht die Länge.” |
|
“Nur die Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks hat
Realität”. –
Soll das heissen, dass ich
heute früh nicht aufgestanden bin?
Oder, dass ein Ereignis, dessen ich mich in diesem
Augenblick nicht erinnere //
entsinne // , nicht stattgefunden hat? –
Soll hier ‘gegenwärtige Erfahrung’ im Gegensatz
stehen zu zukünftiger und vergangener Erfahrung?
Oder ist es ein Beiwort, wie das Wort “rational” in
“rationale Zahl”, so dass man die
beiden Wörter auch durch eines ersetzen könnte und das
Beiwort auf eine grammatische Eigentümlichkeit hinweist.
Und was wird in diesem Falle vom Subjekt ausgesagt, wenn ihm Realität
zugesprochen wird?
Betonen wir hier nicht wieder eine grammatische Eigentümlichkeit,
in derselben Weise, wie wenn man sagt // etwa,
als wenn man sagte: // “nur die
Kardinalzahlen sind wirkliche Zahlen”.
(Kronecker soll
gesagt haben, nur die Kardinalzahlen seien von
Gott erschaffen, alle anderen seien
Men-
498 schenwerk.) –
Heisst es ‘gegenwärtige Erfahrung’
im Gegensatz zu zukünftiger und vergangener, dann meint man mit
diesen Erfahrungen etwa physikalische Vorgänge; und wenn ich das Bild
von der Laterna magica gebrauche und die zeitlichen
Beziehungen in räumliche übersetze, so ist die gegenwärtige Erfahrung im
physikalischen Sinn das Bild auf dem Filmstreifen, das sich
vor dem Objektiv der Laterne befindet.
(Ich kann nicht sagen: “das sich
jetzt vor dem Objektiv der Laterne
befindet”.)
Auf der einen Seite dieses Bildes sind // liegen
// die vergangenen, auf der andern die zukünftigen Bilder
(die beiden Seiten sind durch Eigentümlichkeiten des Apparates
charakterisiert).
Das Bild auf der Leinwand gehört der Zeit des Filmstreifens nicht
an; man kann von ihm nicht in dem eben beschriebenen Sinne
sagen, es sei gegenwärtig.
(Im Gegensatz wozu?
Das Wort ‘gegenwärtig’, wenn man es hier benützt,
bezeichnet nicht einen Teil [d|e]ines Raumes im Gegensatz zu
andern Teilen, sondern charakterisiert einen Raum.)
Der Satz, nur die gegenwärtige Erfahrung habe Realität, wäre nun hier
der Satz, dass nur das Bild vor dem Objektiv dem Bild
auf der Leinwand entspricht.
Und das könnte allerdings ein Erfahrungssatz sein und das Gleichnis
lässt uns hier in Stich, wenn wir die Entsprechung
zwischen Film und Leinwand (die Projektionsart) nicht so
festsetzen // festlegen // ,
dass sich dadurch das Bild auf dem Film, welches dem
Bild auf der Leinwand entspricht, als das Bild vor dem Objektiv der
La[g|t]erne ergibt. 499 |
|
|
((Ich sehe undeutlich eine Verbindung zwischen dem Problem
des Solipsismus oder Idealismus und dem, der Bezeichnungsweise eines
Satzes.
Wird etwa das Ich in diesen Fällen durch den Satz ersetzt und das
Verhältnis des Ich zur Wirklichkeit durch das Verhältnis von Satz
und Wirklichkeit?)) |
|
Dem, der sagt “aber es steht doch wirklich ein Tisch
hier” muss man antworten:
“Freilich steht ein wirklicher Tisch hier, – im
Gegensatz zu einem nachgemachten”.
Wenn er aber nun weiterginge und sagte: die Vorstellungen seien nur Bilder der Dinge, so müsste ich (ihm) widersprechen und sagen, dass der Vergleich der Vorstellung mit einem Bilde des Körpers gänzlich irreführend sei, das es für ein Bild wesentlich sei, dass es mit seinem Gegenstand verglichen werden kann. |
|
Wenn aber Einer sagt “die V[i|o]rstellungen sind das
einzig Wirkliche”, so muss ich sagen,
dass ich hier das Wort // Prädikat
// “wirklich”
500 nicht verstehe und nicht
weiss, was für eine Eigenschaft man damit
eigentlich den Vorstellungen zuspricht und – etwa – den
Körpern abspricht.
Ich kann ja nicht begreifen, wie man mit Sinn – ob wahr oder falsch
– eine Eigenschaft Vorstellungen und physischen Körpern
zuschreiben kann. |
|
(Der Mensch, der in den Spiegel sieht um sich zwinkern zu sehen; und
was er nun wirklich sieht.
Ungeeignete physikalische Theorien.) |
|
(Zeitdauer eines Tones und Zeitdauer einer
akkustischen Schwingung.) |
|
Das Wahre am Idealismus ist eigentlich, dass der Sinn
des Satzes aus seiner Verifikation ganz hervorgeht.
|
|
Wenn der Idealismus sagt, der Baum sei nur meine Vorstellung, so ist
ihm vorzuhalten, dass der Ausdruck “dieser
Baum” nicht dieselbe Bedeutung hat wie “meine
Vorstellung von diesem Baum”.
Sagt der Idealismus, meine Vorstellung allein existiert (hat
Realität) nicht der Baum, so missbraucht er
das Wort “existieren” oder “Realität
haben”.
1.) Du scheinst ja hier zu sagen, dass die Vorstellung eine Eigenschaft hat, die der Baum nicht hat. Aber wie weisst Du das? Hast Du alle Vorstellungen und Bäume daraufhin untersucht. Oder ist das ein Satz a priori, dann er in eine grammatische Regel gefasst werden, die sagt, dass man von der Vorstellung etwas Bestimmtes mit Sinn aussagen darf, nicht aber vom Baum. 2.) Was soll es aber heissen, von einer Vorstellung Realität auszusagen? Dem Sprachgebrauch // Gebrauch // entsprechend höchstens // nur // , dass diese Vorstellung vorhanden ist. In anderm Sinne – freilich – sagen wir aber auch von einem Baum aus, er existiere (habe Realität) im Gegensatz zu dem Fall etwa, dass er bereits umgehauen ist. 501
Und es bleibt nur übrig, dass das Wort
“Baum” in der Bedeutung, in der man sagen kann
“der Baum wird umgehauen und verbrannt” einer anderen
grammatischen Kategorie angehört, als der Ausdruck “meine
Vorstellung vom Baum” etwa im Satz: “Meine
Vorstellung vom Baum wird immer undeutlicher”.
Sagt aber der Realismus, die Vorstellungen seien doch “nur die
subjektiven Bilder // Abbilder // der
Dinge”, so ist zu sagen, dass dem eine
falsche Analogie // ein falscher Vergleich
// zwischen der Vorstellung von einem Ding und dem Bild
des Dinges zu Grunde liegt.
Und zwar einfach, weil es wohl möglich ist, ein Ding zu sehen
und sein Bild (etwa nebeneinander), aber nicht ein
Ding und die Vorstellung davon.
Es handelt sich um die Grammatik des Wortes ‘Vorstellung’ im Gegensatz zur Grammatik der ‘Dinge’. |
|
/ (Es könnte sich eine seltsame Analogie daraus ergeben,
dass das Okular auch des riesigsten Fernrohrs
nicht grösser sein darf // nicht
grösser ist // , als unser
Auge.) / |
|
Wer den Satz, nur die gegenwärtige Erfahrung sei real, bestreiten will
(was ebenso falsch ist, wie ihn zu behaupten) wird etwa fragen, ob
denn ein Satz wie “Julius Cäsar ging über die Alpen” nur den gegenwärtigen
Geisteszustand Desjenigen beschreibt, der sich mit dieser Sache
beschäftigt.
Und die Antwort ist natürlich: Nein! er beschreibt
ein Ereignis, das, wie wir glauben, vor
ca. 2000 Jahren
stattgefunden hat.
Wenn nämlich das Wort “beschreibt” so
aufgefasst wird, wie in dem Satz “der Satz
‘ich schreibe’ beschreibt, was ich gegenwärtig
tue”.
Der Name Julius Cäsar
bezeichnet eine Person. –
Aber was sagt denn das also alles?
Ich scheine mich ja um die eigentliche philosophische
Ant-
502 wort drücken zu wollen! –
Aber Sätze, die von Personen handeln,
d.h.
Personennamen enthalten, können eben auf sehr verschiedene Weise
verifiziert werden. –
Fragen wir uns nur, warum wir den [D|S]atz
glauben. –
Dass es
(z.B.) denkbar ist, die
Leiche Cäsars noch zu finden,
hängt unmittelbar mit dem Sinn des Satzes über Julius
Cäsar zusammen.
Aber auch, dass es denkbar //
möglich // ist, eine Schrift zu finden, aus der
hervorgeht, dass so ein Mann nie gelebt hat und
seine Existenz zu bestimmten Zwecken erdichtet worden ist // sei // .
Diese // Solche //
Möglichkeiten gibt es (aber) für einen
Satz: “ich sehe einen roten Fleck über einen grünen
dahinziehen” nicht; und das ist es, was wir damit meinen,
wenn wir sagen, dass dieser Satz in unmittelbarerer
Art Sinn hat // , dieser Satz habe in … Sinn,
als … // , als jener // der // über
Julius Cäsar.
// … Und das meinen wir, wenn wir sagen, dieser
Satz habe … 503 |
|
|
Zur Erklärung des Satzes “er hat Zahnschmerzen” sagt man
etwa: “ganz einfach, ich weiss, was
es heisst, daß ich Zahnschmerzen habe,
und wenn ich sage, dass er Zahnschmerzen hat, so meine
ich, dass er jetzt das hat, was ich damals
hatte”.
Aber was bedeutet “er” und was bedeutet
“Zahnschmerzen haben”.
Ist das eine Relation, die die Zahnschmerzen damals zu mir hatten
und jetzt zu ihm.
Dann wäre ich mir also jetzt auch der Zahnschmerzen
bewusst, und dessen dass er sie
jetzt hat, wie ich eine Geldbörse jetzt in seiner Hand sehen kann, die
ich früher in meiner gesehen habe.
Hat es einen Sinn zu sagen “ich habe Schmerzen, ich merke sie aber nicht”? Denn in diesem Satz könnte ich dann allerdings statt “ich habe” “er hat” einsetzen. Und umgekehrt, wenn die Sätze “er hat Schmerzen” und “ich habe Schmerzen” auf der gleichen logischen Stufe stehen, so muss ich im Satz “er hat Schmerzen”, die ich nicht fühle” statt “er hat” “ich habe” setzen können. – Ich könnte auch so sagen: Nur insofern ich Schmerzen haben kann, die ich nicht fühle, kann er Schmerzen habe[,|n], die 504 ich nicht fühle.
Es könnte dann noch immer der Fall sein, dass ich
tatsächlich die Schmerzen, die ich habe, immer fühle, aber es
muss Sinn haben, das zu verneinen.
|
|
Der Begriff der Zahnschmerzen als eines Gefühlsdatums ist allerdings
auf den Zahn des Anderen ebenso anwendbar, wie auf den meinen, aber nur
in dem Sinne, in dem es ganz wohl möglich wäre, in dem Zahn in eines
andern Menschen Mund Schmerzen zu empfinden.
Im Einklang mit der gegenwärtigen Ausdrucksweise würde man aber
diese Tatsache nicht durch die Worte “ich fühle seinen
Zahnschmerz” ausdrücken, sondern durch “ich habe in
seinem Zahn Schmerzen”. ‒ ‒ ‒
Man kann nun sagen: Freilich hast Du nicht seinen
Zahnschmerz, denn es ist auch dann sehr wohl möglich,
dass er sagt “ich fühle in diesem Zahn
nichts”.
Und sollte ich in diesem Fall sagen “Du lügst, ich fühle, wie
Dein Zahn schmerzt”? |
|
Wenn ich jemand, der Zahnschmerzen hat, bemitleide, so setze ich mich
in Gedanken an seine Stelle.
Aber ich setze mich an seine Stelle. |
|
Die Frage ist, ob es Sinn hat zu sagen: “Nur A
kann den Satz ‘A hat Schmerzen’ verifizieren, ich
nicht”.
Wie aber wäre es, wenn dieser Satz falsch wäre, wenn ich
also den Satz verifizieren könnte, dass
kann es etwas anderes heissen, als
dass dann ich Schmerzen fühlen
müsste!
Aber wäre das eine Verifikation?
Vergessen wir nicht: es i[w|s]t Unsinn, zu sagen,
ich müsste meine oder
seine Schmerzen fühlen.
Man könnte auch so fragen: Was in meiner Erfahrung rechtfertigt das “meine” in “ich fühle meine Schmerzen”. Wo ist die Multiplizität des Gefühls, die dieses Wort rechtfertigt, und es kann nur dann gerechtfertigt sein, wenn an seine Stelle auch ein anderes treten kann. 505 |
|
“Ich habe Schmerzen” ist, im Falle ich den
Satz gebrauche, ein Zeichen ganz anderer Art, als es für mich im Munde
eines Anderen ist; und zwar darum, weil es im Munde eines
Anderen für mich so lange sinnlos ist, als ich nicht
weiss, welcher Mund es ausgesprochen hat.
Das Satzzeichen besteht in die[w|s]em Falle nicht im
Laut allein, sondern in der Tatsache, dass dieser
Mund den Laut hervorbringt.
Während im Falle ich es sage, oder denke, das Zeichen der Laut allein
ist. |
|
Angenommen, ich hätte stechende Schmerzen im rechten Knie und bei
jedem Stich zuckt mein rechtes Bein.
Zugleich sehe ich einen anderen Menschen, dessen Bein in gleicher
Weise zuckt und der über stechende Schmerzen klagt; und zu gleicher
Zeit fängt mein linkes Bein ebenso an zu zucken, obwohl ich im linken Knie keine Schmerzen
fühle.
Nun sage ich: mein Gegenüber hat offenbar in seinem Knie
dieselben Schmerzen, wie ich in meinem rechten Knie.
Wie ist es aber mit meinem linken Knie, ist es nicht in genau dem
gleichen Fall, wie das Knie des Anderen? |
|
Wenn ich sage “A hat Zahnschmerzen”, so
gebrauche ich die Vorstellung des Schmerzgefühls in der selben
Weise, wie etwa den Begriff des Fliessens, wenn
ich vom Fliessen des elektrischen Stromes rede.
|
|
Ich sammle gleichsam sinnvolle Sätze über Zahnschmerzen, das ist der
charakteris[it|ti]sche Vorgang einer grammatischen
Untersuchung.
Ich sammle nicht wahre, sondern sinnvolle Sätze und darum ist diese
Betrachtung keine psychologische.
(Man möchte sie oft eine Metapsychologie nennen.) |
|
Man könnte sagen: Die Philosophie sammle fortwährend ein
Material von Sätzen, ohne sich um ihre Wahr- oder
Falschheit zu kümmern; nur im Falle der Logik und Mathematik hat sie es
nur mit den “wahren” Sätzen zu tun.
506
Die Erfahrung des Zahnschmerzgefühls ist nicht die, dass eine Person Ich etwas hat. |
|
In den Schmerzen unterscheide ich eine Intensität, einen Ort,
etc., aber keinen Besitzer.
Wie wären etwa Schmerzen, die gerade niemand hat? Schmerzen, die gerade niemandem gehören? |
|
Die Schmerzen werden als etwas dargestellt, das man wahrnehmen kann, im
Sinne, in dem man eine Zündholzschachtel wahrnimmt. –
Das Unangenehme sind dann freilich nicht die Schmerzen, sondern nur das
Wahrnehmen der Schmerzen. |
|
Wenn ich einen Anderen bedaure, weil er Schmerzen hat, so stelle ich
mir wohl die Schmerzen vor, aber ich stelle mir vor,
dass ich sie habe. |
|
Soll ich mir auch die Schmerzen eines auf dem Tisch liegenden Zahnes
denken können, oder die Schmerzen eines Teetopfs?
Soll man etwa sagen: es ist nur nicht wahr,
dass der Teetopf Schmerzen hat, aber ich kann es mir
denken?! |
|
Die beiden Hypothesen, dass die Anderen Schmerzen
haben, und die, dass sie keine haben, und sich nur
so benehmen wie ich, wenn ich welche habe, müssen ihrem Sinne nach
identisch sein, wenn alle mögliche Erfahrung, die die
eine bestätigt, auch die andere bestätigt.
Wenn also keine Entscheidung zwischen beiden durch die Erfahrung
denkbar ist. |
|
Zu sagen, dass die Anderen keine Schmerzen haben,
setzt aber voraus,
507 dass es Sinn hat zu
sagen, dass sie Schmerzen haben.
Ich glaube, es ist klar, dass man in demselben Sinne sagt, dass andere Menschen Schmerzen haben, in welchem man sagt, dass ein Stuhl keine hat. |
|
Wie wäre es, wenn ich zwei Körper hätte,
d.h. wenn
mein Körper aus zwei getrennten Leibern bestünde?
Hier sieht man – glaube ich – wieder, wie das Ich nicht auf derselben Stufe mit den Andern steht, denn wenn die Andern je zwei Körper hätten, so könnte ich es nicht erkennen. Kann ich mir denn die Erfahrung mit zwei Leibern denken? Die Gesichtserfahrung gewiss nicht. |
|
Das Phänomen des Schmerzgefühls in einem Zahn, welches ich kenne, ist
in der Ausdrucksweise der gewöhnlichen Sprache dargestellt durch
“ich habe in dem und dem Zahn
Schmerzen”.
Nicht durch einen Ausdruck von der Art “an diesem Ort ist ein
Schmerzgefühl”.
Das ganze Feld dieser Erfahrung wird in
dieser Sprache durch Ausdrücke von der Form “ich habe
…” beschrieben.
Die Sätze von der Form “N hat
Zahnschmerzen” sind für ein ganz anderes Feld
reserviert.
Wir können daher nicht überrascht sein, wenn in den Sätzen
“N hat Zahnschmerzen” nichts mehr auf jene
Art mit der Erfahrung Zusammenhängendes gefunden wird. |
|
Wenn man sagt, die Sinnesdaten seien “privat”,
sei niemand anderer könne meine
Sinnesdaten sehen, hören, fühlen, und meint damit nicht eine Tatsache
unserer Erfahrung, so müsste das ein philosophischer
Satz sein; und was gemeint ist, drückt sich darin aus,
dass eine Person in die Beschreibung von Sinnesdaten
eintritt. 508 |
|
Denn, kann ein Anderer meine Zahnschmerzen nicht
haben, so kann ich sie – in diesem Sinne – auch
nicht haben. |
|
In dem Sinne, in welchem es nicht erlaubt ist zu sagen, der Andere habe
diese Schmerzen, ist es auch nicht erlaubt zu sagen, ich habe // hätte // sie. |
|
Was wesentlich privat ist, oder scheint, hat keinen Besitzer.
|
|
Was soll es heissen: er hat diese
Schmerzen? ausser, er hat
solche Schmerzen:
d.h., von
solcher Stärke, Art,
etc..
Aber nur in dem eine Sinn kann auch ich
“diese Schmerzen” haben. |
|
Das heisst, die Subjekt-Objekt Form ist darauf
nicht anwendbar.
Die Subjekt-Objekt Form bezieht sich auf den Leib und die Dinge um ihn, die auf ihn wirken. |
|
In der nicht-hypothetischen Beschreibung des Gesehenen,
Gehörten – diese Wörter bezeichnen hier grammatische Formen
– tritt das Ich nicht auf, es ist hier von Subjekt und Objekt
nicht die Rede. |
|
Der Solipsismus könnte durch die Tatsache widerlegt werden,
dass das Wort “ich” in der
Grammatik keine zentrale Stellung hat, sondern ein Wort ist, wie jedes
andre Wort. |
|
Wie im Gesichtsraum, so gibt es in der Sprache kein metaphysisches
Subjekt. |
|
/ Die Schwierigkeit, die uns das Sprechen über den Gesichtsraum
ohne
509 Subjekt macht und
ü[h|b]er “meine und seine
Zahnschmerzen”, ist die, die Sprache einzurenken,
dass sie richtig in den Tatsachen sitzt. /
|
|
Behaviourism.
“Mir scheint, ich bin traurig, ich lasse den Kopf so
hängen”.
Warum hat man kein Mitl[i|e]id, wenn eine Tür ungeölt ist und beim Auf- und Zumachen schreit? Haben wir mit dem Andern, der sich benimmt wie wir, wenn wir Schmerzen haben, Mitleid – auf philosophische Erwägungen hin, die zu dem Ergebnis geführt haben, dass er leidet, wie wir? Ebensogut können uns die Physiker damit Furcht einflössen, dass sie uns versichern, der Fussboden sei gar nicht kompakt, wie er scheine, sondern bestehe aus losen Partikeln, die regellos herumschwirren. “Aber wir hätten doch mit dem Andern nicht Mitleid, wenn wir wüssten, dass er nur eine Puppe ist, oder seine Schmerzen bloss heuchelt.” Freilich, – aber wir haben auch ganz bestimmte Kriterien dafür, dass etwas eine Puppe ist, oder dass Einer seine Schmerzen heuchelt und diese Kriterien stehen eben im Gegensatz zu denen, die wir Kriterien dafür nennen, dass etwas keine Puppe (sondern etwa ein Mensch) ist und seine Schmerzen nicht heuchelt (sondern wirklich Schmerzen hat). |
|
Hat es Sinn zu sagen, zwei Menschen hätten denselben Körper?
Welches wären die Erfahrungen, die wir mit diesem Satz
beschrieben?
Dass ich darauf käme, dass
das, was ich meine Hand nenne, und bewege, an dem Körper eines Andern
sitzt, ist natürlich denkbar, denn ich sehe, während ich jetzt schreibe,
die Verbindung meiner Hand mit meinem übrigen Körper nicht.
Und ich könnte wohl darauf kommen, dass sich die
frühere Verbindung gelöst hat und also auch, dass
meine Hand jetzt an dem Arm eines Andern sitzt. 510 |
|
Von Sinnesdaten in dem Sinne dieses Worts, in dem es undenkbar ist,
dass der Andere sie hat, kann man eben aus diesem
Grunde auch nicht sagen, dass der Andere sie
nicht hat.
Und eben darum ist es auch sinnlos zu sagen, dass
ich, im Gegensatz zum Andern, sie habe. –
Wenn man sagt “seine Zahnschmerzen kann ich nicht
fühlen”, meint man damit, dass man die
Zahnschmerzen des Andern bis jetzt nie gefühlt hat?
Wie unterscheiden sich seine Zahnschmerzen von den
meinen?
Wenn das Wort “Schmerzen” in den Sätzen “ich
habe Schmerzen” und “er hat Schmerzen” die
gleiche Bedeutung hat, – was heisst es dann zu
sagen, dass er nicht dieselben Schmerzen haben kann,
wie ich?
Wie können sich denn verschiedene Schmerzen voneinander
unterscheiden?
Durch Stärke, durch den Charakter des Schmerzes (stechend, bohrend,
etc.) und durch die Lokalisation im Körper.
Wenn nun aber diese Charakteristika bei beiden dieselben
sind? –
Wenn man aber einwendet, ihr Unterschied, // , der
Unterschied der Schmerzen // sei eben der,
dass in einem Falle ich sie habe, im andern Fall
er! – dann ist also die besitzende Person eine Charakteristik
der Schmerzen selbst.
Aber was ist dann mit dem Satz “ich habe Schmerzen”
oder “er hat Schmerzen” ausgesagt? –
Wenn das Wort “Schmerzen” in beiden Fällen die
gleiche Bedeutung hat, dann muss man die Schmerzen
der Beiden miteinander vergleichen können: und wenn sie in Stärke
etc.,
etc. miteinander übereinstimmen, so
sind sie die gleichen; wie zwei Anzüge die gleiche
Farbe besitzen, wenn sie in Bezug auf Helligkeit, Sättigung,
etc. miteinander übereinstimmen.
Wenn man fragt “ist es denkbar, dass ein Mensch die Schmerzen des Andern fühlt?” so schweben einem dabei die Schmerzen (etwa Zahnschmerzen) des Andern gleichsam als ein Körper, ein Volumen, vor im Mund des Andern und die Frage scheint zu fragen, ob wir an diesem Schmerzvolumen 511 teilhaben können.
Etwa dadurch, dass sich unser beider Wangen
durchdrängen.
Aber auch das scheint dann nicht zu genügen und wir
müssten ganz mit ihm zusammenfallen // und wir müssten uns ganz mit ihm
decken // . |
|
1.) “Ich habe Schmerzen” “N hat Schmerzen” dagegen 2.) “Ich habe graue Haare” “N hat graue Haare Die verschiedenen philosophischen Schwierigkeiten und Konfusionen in Verbindung mit dem ersten Beispiel lassen sich zum grössten Teil auf die Verwechslung der Grammatik der Fälle 1) und 2) zurückführen. Es hat Sinn zu sagen: “ich sehe seine Haare, aber nicht die meinen”, oder “ich sehe meine Hände täglich, aber nicht die seinen” und dieser Satz ist analog dem: “ich sehe meine Wohnung täglich, aber nicht die seine”. – Dagegen ist es Unsinn: “ich fühle meine Schmerzen, aber nicht die seinen”. Die Ausdrucksweise unserer Sprache in den beiden Fällen 1) und 2) ist natürlich nicht ‘falsch’, aber sie ist irreführend. “Eine herren- 766 512 lose
Wohnung”, “herrenlose Zahnschmerzen”.
Es gibt Menschen, die Untersuchungen darüber anstellen,
“ob es ungesehene Gesichtsbilder gibt” und sie glauben,
dass das eine Art [W|w]issenschaftlicher
Untersuchung (über diese Phänomene)
ist.
“Wie ein Satz verifiziert wird, – dass sagt er”: und nun sieh Dir daraufhin die Sätze: an: “Ich habe Schmerzen”, “N hat Schmerzen”. Wenn nun aber ich der N bin? – Dann haben dennoch die beiden Sätze verschiedenen Sinn. “Die Sache ist doch ganz einfach: ich spüre freilich seine Schmerzen nicht, aber er spürt sie oben (und so sind alle Verhältnisse doch﹖ symmetrisch)”. Aber dieser Satz ist eben Unsinn. – Um nun die Asymmetrie der Erfahrung mit Bezug auf mich und den Andern deutlich zum Ausdruck zu bringen, könnte ich eine asymmetrische Ausdrucksweise vorschlagen:
Da wir für jeden sinnvollen Ausdruck der alten Ausdrucksweise einen der neuen setzen und für verschiedene alte, verschied verschiedene neue, so muss, was Eindeutigkeit und Verständlichkeit anlangt, die neue Ausdrucksweise der alten gleichwertig sein. – Aber könnte man denn nicht eine solche asymmetrische Ausdrucksweise ebensogut für Sätze der Art “ich habe graue Haare”, “N. hat graue Haare” konstruieren? Nein. Man muss nämlich verstehen, dass der Name “W.” in den Sätzen der rechten Seite sinnvoll durch andere Namen ersetzt werden können muss. 767 513
Und ist das nicht der Fall, dann braucht weder
“W.” noch ein anderer Name in diesen Sätzen
vorzukommen // vorkommen // .
Ersetzt man nämlich “W.” durch den Namen
eines andern Menschen, so wird etwa gesagt, dass ich in
der Hand eines anderen Körpers als des meinigen Schmerzen
empfinde.
Es wäre
z.B. denkbar, dass
ich mit einem Andern Körper wechsle // Andern den
Körper wechsle // ; etwa aufwache, meinen alten Körper mir
gegenüber auf einem Sessel sitzen sehe, und mich im Spiegel sehend
fände, dass ich das Gesicht und den Körper meines
Freundes angenommen habe.
Ich betrachte nun den Personennamen als Name eines Körpers.
Und es hat nun Sinn zu sagen: “ich habe im Körper
des
N (oder im Körper
N)
Zahnschmerzen; (in der asymmetrischen
Ausdrucksweise: “in einem Zahn des
N sind
Schmerzen”); aber es hat keinen Sinn, zu sagen “ich
habe auf dem Kopf des
N graue Haare”,
ausser, das soll heissen:
“N hat graue Haare”.
Aber ist (denn) die vorgeschlagene asymmetrische Ausdrucksweise richtig? Warum sage ich “N benimmt sich wie W, wenn er …”? Wodurch ist denn W charakterisiert? Doch durch die Formen etc. seines Körpers und durch dessen kontinuierliche Existenz im Raum. Sind aber diese Dinge für die Erfahrung der Schmerzen wesentlich? Könnte ich mir nicht folgende Erfahrung denken: ich wache mit Schmerzen in der linken Hand auf und finde, dass sie ihre Gestalt geändert hat und jetzt so aussieht, wie die Hand meines Freundes, während er meine Hand erhalten hat. Und worin besteht die Kontinuität meiner Existenz im Raum? Wenn mir jemand [V|v]erlässlicher erzählte, er sei, während ich geschlafen habe, bei mir gesessen, plötzlich sei mein Körper verschwunden und sei plötzlich wieder erschienen – ist es unmöglich das zu glauben? – Und worin besteht etwa die Kontinuität meines Gedächtnisses? In welcher Zeit ist es kontinuierlich? Oder besteht die Kontinuität darin, dass im Gedächtnis keine Lücke ist? Wie im Gesichtsfeld keine ist. (Denn überlege nur, wie wir den blinden Fleck merken!) Und was hätte diese Kontinuität mit der zu tun, die für den Gebrauch des Personennamens W. wesent- 768 514 lich ist // von Bedeutung ist // ?
Die Erfahrung der Schmerzen lässt sich in ganz
anderer Umgebung als der von uns gewohnten denken.
(﹖– Denken wir doch nur,
dass man tatsächlich Schmerzen in der Hand haben kann,
obwohl es diese im physikalischen Sinn gar nicht mehr gibt, weil sie
einem amputiert worden ist –﹖.)
In diesem Sinne könnte man Zahnschmerzen ohne Zahn, Kopfschmerzen
ohne Kopf
etc. haben.
Wir machen eben hier einfach eine Unterscheidung, wie die zwischen
Gesichtsraum und physikalischem Raum, oder Gedächtniszeit und
physikalischer Zeit. –
Danach nun ist es unrichtig, die Ausdrucksweise einzuführen
“N benimmt sich wie W, wenn
…”.
Man könnte vielleicht sagen “N benimmt sich, wie der
Mensch in dessen Hand Schmerzen sind”.
Warum sollte man aber überhaupt die Erfahrung der Schmerzen zur
Beschreibung des bewussten Benehmens
heranziehen? –
Wir wollen doch einfach zwei verschiedene Erfahrungsgebiete trennen;
wie wenn wir Tasterfahrung und Gesichtserfahrung an einem Körper
trennen.
Und verschiedener kann nichtss sein, als die
Schmerzerfahrung und die Erfahrung, einen menschlichen Körper sich
winden sehen // zu sehen // , Laute
ausstossen zu hören,
etc..
Und zwar besteht hier kein Unterschied zwischen meinem Körper und dem
des Andern, denn es gibt auch die Erfahrung, die Bewegungen des eigenen
Körpers zu sehen und die von ihm ausgestossenen
Laute zu hören.
Denken wir uns, unser Körper würde aus unserem Gesichtsfeld entfernt, etwa, indem man ihn gänzlich durchsichtig machte; er behielte aber die Fähigkeit, in einem geeigneten Spiegel in der uns gewohnten Weise zu erscheinen, so dass wir etwa die sichtbaren Aeusserungen unserer Zahnschmerzen wesentlich wie die eines fremden Körpers wahrnähmen. Dies ergäbe auch eine ganz andere Koordination zwischen sehendem Auge und Gesichtsraum, als die uns selbstverständlich erschein[d|e]nde alltägliche. (Denke an das Zeichen eines Vierecks mit seinen Diagonalen im Spiegel.) Wenn wir uns aber so die Möglichkeit denken können, dass wir unsern sichtbaren Körper nur als Bild in einem Spiegel kennten, so ist es nun auch denkbar, 769 515
dass dieser Spiegel wegfiele und wir ihn
nicht anders sähen, als irgend einen andern menschlichen Körper. –
Wodurch wäre er dann aber als mein Körper
charakterisiert?
Nun, nur dadurch, dass ich
z.B.
die Berührung dieses Körpers fühlen würde, nicht aber die eines
andern,
etc..
So ist es auch nicht mehr wesentlich, dass der
Mund unterhalb des sehenden Auges meine Worte
spricht.
(Und das ist von grosser Wichtigkeit.)
Auch wenn ich meinen Körper sehe, wie ich ihn jetzt sehe,
d.h. von seinen Augen aus, ist es denkbar,
dass ich mich mit Andern den Körper
tausche.
Die Erfahrung bestünde einfach in dem, was man als eine sprunghafte
Aenderung meines Körpers und seiner Umgebung
beschreiben würde.
Ich würde einmal 516 drucksweise, sie ist aber nicht mehr asymmetrisch.
Sie bevorzugt nicht einen Körper, einen Menschen zum
Nachteil des andern, ist also nicht
solipsistich. –
So ist alles // alle Erfahrung // ohne
Ansehen der Person verteilt.
Aber wir teilen anders.
Es werden die Dinge in unsrer Betrachtungsweise anders
zusammengefasst.
Wie wenn man einmal die Zeit zum Raum rechnet und einmal nicht, oder
wie wenn man einen Wald als Holzblock mit Löchern
ansähe.
Oder die Bahn des Mondes in die Sonne einmal als Kreisbahn um die Erde,
die sich verschiebt, – ein andermal als Wellenlinie, die um die
Sonne läuft.
(Wäre die Erde etwa nicht sichtbar, so könnte es eine merkwürdige
neue Betrachtungsweise/sein, die Wellenbewegung des Mondes um die Sonne als Kreisbahn
um einen kreisenden Körper // um ein kreisendes
Zentrum // aufzufassen.)
Man könnte auf diese Weise gewisse Vorurteile zerstören, die auf die
besondere uns geläufige Betrachtungsart aufgebaut wären. –
Sehr klar wird der Charakter der anderen Betrachtungsweise, wenn man an
die analoge Verschiebung // Veränderung // der Grenzen durch die
Einführung des Begriffs der Gedächtniszeit denkt.
Es ist ganz ähnlich der veränderten Betrachtung der
Mondbewegung.
Eine Grenze, die früher mit anderen in der Zeichnung
zusammenlief, wird plötzlich stark ausgezogen und
hervorgehoben. ‒ ‒ ‒ 517 |
|
|
“Ist die Zeit, in der die Erlebnisse des Gesichtsraums vor sich
gehen, ohne Tonerlebnisse denkbar?
Es scheint, ja.
Und doch, wie seltsam, dass etwas eine Form
sollte haben können, die auch ohne eben diesen Inhalt
denkbar wäre.
Oder lernt der, dem das Gehör geschenkt würde, damit auch eine neue
Zeit kennen?”
Die hergebrachten Fragen taugen zur logischen Untersuchung der Phänomene nicht. Diese schaffen sich ihre eigenen Fragen, oder vielmehr, geben ihre eigenen Antworten. Die Zeit ist ja nicht ein Zeitraum, sondern eine Ordnung. |
|
Denn “die Zeit” hat eine andere Bedeutung, wenn wir das
Gedächtnis als die Quelle der Zeit auffassen und wenn wir es als ein
aufbewahrtes Bild des vergangenen Ereignisses auffassen.
Wenn wir das Gedächtnis als ein Bild auffassen, dann ist es ein Bild eines physikalischen Ereignisses. Das Bild verblasst und ich merke sein Ver- 518 blassen wenn ich es mit andern
Zeugnissen des Vergangenen vergleiche.
Hier ist das Gedächtnis nicht die Quelle dern Zeit, sondern mehr
oder weniger gute Aufbewahrerin dessen, was
“wirklich” gewesen ist, und dieses war eben etwas,
wovon wir auch andere Kunde haben können, ein physikalisches
Ereignis. –
Ganz anders ist es, wenn wir nun das Gedächtnis als Quelle der Zeit
betrachten.
Es ist hier kein Bild und kann auch nicht verblassen – in dem
Sinne, wie ein Bild verblasst,
sodass es seinen Gegenstand immer weniger
[t|g]etreu darstellt.
Beide Ausdrucksweisen sind in Ordnung und
gleichberechtigt, aber nicht miteinander vermischbar.
Es ist ja klar, dass die Ausdrucksweise vom
Gedächtnis als einem Bild, nur ein Bild ist; genau so, wie die
Ausdrucksweise, die die Vorstellungen “Bilder der Gegenstände in
unserem Geiste” (oder dergleichen) nennt.
Was ein Bild ist, das wissen wir, aber die Vorstellungen sind doch gar
keine Bilder, denn sonst kann ich das Bild sehen und den Gegenstand,
dessen Bild es ist, aber hier ist es offenbar ganz anders.
Wir haben eben ein Gleichnis gebraucht und nun tyrannisiert uns das
Gleichnis.
In der Sprache dieses Gleichnisses kann ich mich nicht
ausserhalb des Gleichnisses bewegen.
Es muss zu Unsinn führen, wenn man mit der Sprache
dieses Gleichnis über das Gedächtnis als Quelle unserer Erkenntnis,
als Verifikation unserer Sätze, nreden will.
Man kann ˇvon gegenwärtigen, vergangenen und zukünftigen
Ereignissen in der physikalischen Welt reden, aber nicht von
gegenwärtigen, vergangenen und zukünftigen Ereignissen in
Vorstellungen, wenn man als Vorstellung nicht doch wieder eine Art
physikalischen Gegenstand (etwa jetzt ein ◇◇◇
physikalisches Bild, statt des Körpers) bezeichnet; sondern gerade
eben das gegenwärtige.
Man kann also den Zeitbegriff,
d.h. die Regeln
der Syntax, wie sie von den physikalischen Substantiven gelten, nicht in
der Welt der Vorstellung anwenden,
d.h. nicht dort,
wo man sich einer radikal anderen Ausdrucksweise bedient. 519 |
|
Kann ich sagen, das Drama hat seine eigene Zeit, die nicht ein
Abschnitt der historischen Zeit ist.
D.h., ich kann in ihm von früher und später
reden, aber die Frage hat keinen Sinn, ob die
Ereignisse, etwa, vor oder nach Cäsars Tod geschehen sind. |
|
Das Gleichnis vom Fluss // Fliessen // der Zeit ist
natürlich irreführend und muss uns, wenn wir
daran festhalten, in Verlegenheiten führen // landen // . |
|
Was Edington über ‘die Richtung der Zeit’ und den
Enthropiesatz sagt, läuft darauf hinaus,
dass die Zeit ihre Richtung umkehren würde, wenn die
Menschen eines Tages anfingen rückwärts zu gehen.
Wenn man will, kann man das freilich so nennen: man
muss dann nur darüber klar sein,
dass man damit nichts anderes sagt, als
dass die Menschen ihre Gehrichtung geändert
haben. |
|
Die meisten Rätsel, die uns das Wesen der Zeit aufzugeben scheint, kann
man durch die Betrachtung einer Analogie verstehen, die in einer oder der
andern Form den verschiedenen falschen Auffassungen zu Grunde liegt:
Es ist der Vorgang, im Projektionsapparat, durch welchen der Film
läuft einerseits, und auf der Leinwand anderseits.
Wenn man sagt, die Zukunft sei bereits präformiert, so heisst das offenbar: die Bilder des Filmstreifens, welche den zukünftigen Vorgängen auf der Leinwand entsprechen, sind bereits vorhanden. Aber für das, was ich in einer Stunde tun werde, gibt es ja keine solchen Bilder, und wenn es sie gibt, so dürfen wir wieder nicht die Bilder auf dem Zukunftsteil des Filmstreifens mit den zukünftigen Ereignissen auf der Leinwand verwechseln. Nur von jenen können wir sagen, dass sie präformiert sind, d.h. jetzt schon existieren. Und bedenken wir, dass sie präformiert sind, der 520 Zusammenhang der Ereignisse auf der
Leinwand mit dem, was die Filmbilder zeigen ein empirischer ist; wir
können aus ihnen kein Ereignis auf der Leinwand prophezeien, sondern nur
hypothetisch vorhersagen.
Auch – und hier liegt eine andere Quelle des
Missverständnisses – können wir nicht sagen
“es ist jetzt der Fall, dass dieses Ereignis
in einer Stunde eintreten wird” oder “es ist um 5
Uhr der Fall, dass ich um 7 Uhr spazierengehen
werde.” |
|
““Wenn die Erinnerung kein Sehen in die Vergangenheit
ist, wie wissen wir denn überhaupt, dass sie mit
Beziehung auf die Vergangenheit zu deuten ist?
Wir könnten uns dann einer Begebenheit erinnern und zweifeln, ob wir in
unserm Erinnerungsbild ein Bild der Vergangenheit oder der Zukunft
haben.
Ich kann natürlich sagen: ich sehe nicht die Vergangenheit, sondern nur ein Bild der Vergangenheit. Aber woher weiss ich, dass es ein Bild der Vergangenheit ist, wenn dies nicht im Wesen des Erinnerungsbildes liegt. Haben wir etwa durch die Erfahrung gelernt, diese Bilder als Bilder der Vergangenheit zu deuten? Aber was hiesse hier überhaupt “Vergangenheit”?”” Die Daten unseres Gedächtnisses sind geordnet; diese Ordnung nennen wir Gedächtniszeit, im Gegensatz zur physikalischen Zeit, der Ordnung der Ereignisse in der physikalischen Welt. Gegen den Ausdruck “Sehen in die Vergangenheit” sträubt sich unser Gefühl mit Recht;
521 dass etwas in der
physikalischen Welt geschehen ist. |
|
Die Erinnerungszeit unterscheidet sich unter anderen dadurch von der
physikalischen, dass sie ein Halbstrahl ist, dessen
Endpunkt // Anfangspunkt // die
Gegenwart ist.
Der Unterschied zwischen Erinnerungszeit und physikalischer Zeit ist
natürlich ein logischer.
D.h., : die beiden
Ordnungen könnten sehr wohl mit ganz verschiedenen Namen bezeichnet
werden und man nennt sie nur beide “Zeit”, weil eine
gewisse grammatische Verwandtschaft besteht, ganz wie zwischen
Kardinal- und Rationalzahlen; Gesichtsraum,
Tastraum und physikalischen Raum; Farbtönen und Klangfarben,
etc.,
etc.. |
|
Gedächtniszeit.
Sie ist (wie der Gesichtsraum) nicht ein Teil der
grossen Zeit, sondern die
spez[p|i]fische Ordnung der Ereignisse oder Situationen
im Gedächtnis // in der
Erinnerung // .
In dieser Zeit gibt es
z.B. keine Zukunft,
Gesichtsraum und physikalischer Raum, Gedächtniszeit und physikalische
Zeit, verhalten sich zueinander nicht wie ein Stück der
Kardinalzahlenreihe zum Gesetz dieser Reihe (“der // zur // ganzen
Zahlenreihe”), sondern, wie das System der Kardinalzahlen
zu dem, der rationalen Zahlen.
Und dieses Verhältnis erklärt auch den Sinn der Meinung,
dass der eine Raum den andern
einschliesst, enthält. |
|
Messung des Raumes und des räumlichen Gegenstandes.
Das Seltsame am leeren Raum und an der leeren Zeit.
Die Zeit (und der Raum) ein ätherischer Stoff.
Von Substantiven verleitet, glauben wir an eine Substanz // … verleitet, nehmen wir eine Substanz
an // .
﹖Ja, wenn wir der Sprache die Zügel überlassen und nicht
dem Leben, dann entstehen die philosophischen
Probleme.
“Was ist die Zeit?” – schon in der Frage liegt der Irrtum: als wäre 522 die Frage: woraus, aus welchem Stoff,
ist die Zeit gemacht.
Wie man etwa sagt, woraus ist dieses feine Kleid gemacht.
|
|
Die alles gleichmachende Gewalt der Sprache, die
sifh sich am krassesten im Wörterbuch
zeigt, und die es möglich macht, dass die
Zeit personifiziert werden konnte; was nicht weniger
merkwürdig ist, als es wäre, wenn wir Gottheiten der logischen Konstanten
hätten. 523 |
|
|
In gewissem Sinne ist die Bedeutung der Wörter “hier”,
“jetzt” (etc.) die einzige, die
ich nicht von vornherein festlegen kann.
Aber das ist natürlich irreführend ausgedrückt:
Die Bedeutung ist festzulegen und festgelegt, wenn
die Regeln bezüglich dieser Worte festgelegt sind, und das kann
geschehen, ehe
|
|
Die Wörter “hier”, “jetzt”,
etc. bezeichnen den Ursprung //
Anfangspunkt // eines Koordinatensystems:
“Wie der Buchstabe “O”,
aber sie beschreiben nicht seine Lage gegenüber
den﹖ Gegenständen im Raum. // … sie stehen nicht für Beschreibungen der Lage des
Punktes O im Verhältnis zu räumlichen Gegenständen. Sie
stehen nicht f[o|ü]r die Beschreibung einer räumlichen
Situation. // |
|
Unterschied zwischen Sage und Märchen, Märchen (und andere
Dichtungen) vom Jetzt und Hier abgeschnitten.
524 |
|
Es ist aber ein wichtiger Satz in der Grammatik des Wortes
“hier”, dass es keinen Sinn hat,
“hier” zu schreiben, wo eine Ortsangabe stehen soll;
dass ich also auf einen Gegenstand kein Täfelchen
befestigen soll, mit der Aufschrift “Dieser Gegenstand ist
immer nur hier zu benützen”. |
|
Ich kann natürlich in Bezug auf die Wörter “jetzt” und
“hier”
etc. nur tun, was ich sonst tue,
nämlich ihren Gebrauch beschreiben.
Und // Aber // diese
Beschreibung muss allgemein sein,
d.h. im Vorhinein,
vor jedem Gebrauch. |
|
Hier und Jetzt sind geometrische Begriffe, wie etwa der
Mittelpunkt meines Gesichtsfeldes. |
|
Hier und Jetzt haben nicht eine grössere
Multiplizität, als sie zu haben scheinen.
Das anzunehmen ist die grosse Gefahr.
Ersetze sie, durch welchen Ausdruck Du willst, immer ist es nur
ein Wort – und daher eins so gut wie das
andere. |
|
Das, was “particular” ist, ist das
Ereignis.
Das Ereignis, das durch die Worte beschrieben wird, “heute hat
es geregnet” und am nächsten Tag durch “gestern hat es
geregnet”. |
|
Was ist denn die “gegenwärtige Situation”?
Nun, dass das und das der Fall ist.
Nicht: “dassd
das und das jetzt der Fall ist”. |
|
“Jetzt” ist ein Wort.
Wozu brauche ich dieses Wort?
‘Jetzt’ – im Gegensatz wozu? –
Im Gegensatz zu ‘in einer Stunde’, ‘vor 5
Minuten’,
etc.
etc.
“Jetzt” bezeichnet kein System, sondern gehört zu einem System. Es wirkt nicht magisch; wie auch sonst kein Wort. 525 |
|
Wenn die Sprache sich mit dem Gelde vergleichen
lässt, an dem an und für sich nichts liegt, sondern
das nur indirekt von Bedeutung ist, weil man damit //
mit ihm // Gegenstände kaufen kann, die für uns Bedeutung
haben; so kann man sagen // so möchte man vielleicht
sagen // , dass hier beim Gebrauch der
Wörter “ich”, “hier”,
“jetzt”
etc. der
Tausc Tauschhandel in den Geldhandel
eintritt. (﹖) |
|
Wenn ich sage “ich gehe jetzt dorthin”, so kommt in dem
Symbol manches vor, was in dem Zeichen allein nicht liegt.
Der Satz, wenn ich ihn etwa von unbekannter Hand geschrieben, irgendwo
vorfinde, sagt gar nichts; das Wort “ich”, das Wort
“jetzt” und “dorthin” sind allein ohne
die Gegenwart der sprechenden Person, der gegenwärtigen Situation und der
im Raumg gezeigten Richtung bedeutungslos. |
|
“Jetzt”, “früher”,
“hier”, “dort”, “ich”,
“Du”, “dieses”, sind solche Wörter
zur Anknüpfung an die Wirklichkeit.
“Aber die Wirklichkeit, die solcherart zum Symbol gehört, fällt unter die Herrschaft der Grammatik”. |
|
Nun könnte man fragen: Gehört die Windrose noch zum
Plan?
Oder vielmehr; gehört die Regel, nach der die Windrose angewandt
wird, noch zum Plan?
Und es ist klar, dass ich diese Regel durch eine
andere Orientierungsregel ersetzen kann, in der von der Windrose
nicht die Rede ist, sondern statt dessen etwa von einem Weg auf dem
Plan und was ihm k in der Gegend
entspricht. |
|
Wenn (in einem Satz “ich will, dass Du
dorthin gehst”) der Sprechende, der Angesprochene und der
Pfeil der die Richtung weist, zum Symbolismus gehören, so spielen sie in
ihm jedenfalls eine ganz andere Rolle, als die
526 Wörter. |
|
Wenn aber die Grammatik den ganzen Symbolismus umfassen soll, wie zeigt
sich in ihr die Ergänzungsbedürftigkeit der Wörter “ich”,
“Du”, “dieses”,
etc.
durch Gegenstände der Realität? |
|
Denn, dass jener Satz ohne eine solche Ergänzung
nichts sagt, muss die Grammatik
sagen.
Wenn sie das vollständige Geschäftsbuch der Sprache sein soll (wie
ich es meine). |
|
Ich will immer zeigen, dass alles was in // an // der Logik
“business” ist, in der Grammatik gesagt
werden muss.
Wie etwa der Fortgang eines Geschäftes aus den Geschäftsbüchern ﹖– muss vollständig herausgelesen werden können –﹖. Sodass man, auf die Geschäftsbücher deutend, muss sagen können: Hier! hier muss sich alles zeigen; und was sich hier nicht zeigt, gilt nicht. Denn am Ende muss sich hier alles Wesentliche abspielen. Alles wirklich Geschäftliche – heisst das – muss sich in der Grammatik abwickeln. |
|
Wie erklärt die Grammatik das Wort “jetzt”?
Doch wohl durch die Regeln, die sie für seinen Gebr[q|a]uch
angibt.
Das Gleiche gi für das Wort
“ich”. |
|
Ich könnte mir denken, dass Einer, um das Wort
“jetzt” zu erklären, auf den gegenwärtigen Stand
der Zeiger einer Uhr zeigt // gegenwärtigen
Zeigerstand einer Uhr zeigt // .
Sowie er zur Erklärung des Ausdrucks “in fünf
Minuten” auf die Ziffern der Uhr zeigen kann, wo der Zeiger sich in
fünf Minuten befinden wird.
Es ist klar, dass dadurch nur die Uhr in unsere Zeichensprache einbezogen wird. 527 |
|
Das Wort “jetzt” wirkt gleichsam als Schlag eines
Zeitmessers.
Es gibt durch sein Ertönen eine Zeit an.
Man kann es ja auch wirklich durch ein anderes Zeitzeichen
ersetzen.
Wenn man
z.B. sagt: tu das, wenn ich in die
Hände klatsche.
Das Klatschen ist dann ein Zeitzeichen, wie der Pfeil ein
Richtungszeichen ist, wenn ich sage “gehe
dorthin”. |
|
Wenn mir
z.B. die Rede, die ein Anderer gestern
gesprochen hat, mitgeteilt wird: “es geschieht heute
das und das”, so muss ich verstehen,
dass der Satz, wenn ich ihn höre, nicht so
verifiziert werden kann, wie er zu verifizieren war, als er ursprünglich
ausgesprochen wurde.
Die Grammatik sagt mir: wenn ich gestern sagte “heute
geschieht es”, so heisst das soviel,
wie wenn ich heute sage “gestern ist es
geschehen”. |
|
Wenn man nun sagt “dieser Mensch heisst
N”, so muss uns die Grammatik
sagen, dass diese Wortfolge keinen Sinn hat,
wenn sie nicht durch ein Hinweisen ergänzt wird. 528 |
|
|
Man überlege: welchen Grund hat man, ein neues Phänomen
Farbe zu nennen, wenn es sich nicht in unser bisheriges
Farbenschema einfügt. |
|
Erfahrung ist nicht etwas, das man durch Bestimmungen von einem
Andren abgrenzen kann, was nicht Erfahrung ist; sondern eine
logische Form. |
|
Die Erfahrung (Der Begriff der Erfahrung) scheint
(uns﹖) von völligen Dunkel
begrenzt.
Aber auch Schwarz ist // wäre // eine Farbe, und wenn eine Farbe gegen Schwarz abgegrenzt ist, so durch eine Farbgrenze, wie jede andre. |
|
Unmittelbare Erfahrung (Sinnes-Datum) ist entweder ein Begriff
von trivialer Abgrenzung oder eine Form. 529 |
|
|
|
Was spricht man der Mathematik ab wenn man sagt, sie sei nur ein
Spiel (oder: sie sei ein Spiel)? |
|
Ein Spiel, im Gegensatz wozu? –
Was spricht man ihr zu, wenn man sagt, ihre Sätze hatten
Sinn? // Was spricht man ihr zu, wenn man sagt
(sie sei kein Spiel), ihre Sätze hätten Sinn?
// |
|
Der Sinn ausserhalb des Satzes.
Und was geht uns der an? Wo zeigt er sich und was können wir mit ihm anfangen? (Auf die Frage “was ist der Sinn dieses Satzes?” antwortet ein Satz. // kommt ein Satz zur Antwort. // (“Aber der mathematische Satz drückt doch﹖ einen Gedanken aus” – Welchen Gedanken? –) |
|
Kann er durch einen anderen Satz ausgedrückt werden? oder nur
durch diesen Satz? –
Oder überhaupt nicht?
In diesem Falle geht er uns nichts an.
531
Will man durch die mathematischen Sätze von andern Gebilden, den Hypothesen, etc. etwa unterscheiden? Daran tut man Recht, und dass dieser Unterschied besteht, unterliegt ja keinem Zweifel. |
|
Will man sagen, die Mathematik werden gespielt, wie das Schach,
oder eine Patience und es gebe dabei ein Gewinnen oder Ausgehen // und es laufe dabei auf ein Gewinnen oder Ausgehen
hinaus, // so ist das offenbar unrichtig. |
|
Sagt man, dass die seelischen Vorgänge, die den
Gebrauch der mathematischen Symbole begleiten, andere sind, als die,
die das Schachspielen begleiten // Schachspiel
begleiten // , so weiss ich darüber nichts
zu sagen. |
|
Es gibt auch beim Schach einige Konfigurationen, die unmöglich sind,
obwohl jeder Stein in einer ihm erlaubten Stellung steht.
|
|
Die Handlungen im Spiel müssen den Handlungen im Rechnen
entsprechen.
(Ich meine: darin muss die Entsprechung
bestehen, oder, so müssen die beiden einander zugeordnet
sein.) |
|
Handelt die Mathematik von Zeichen //
Schriftzeichen // ?
Ebensowenig, wie das Schachspiel von Holzfiguren handelt.
Wenn wir von dem Sinn mathematischer Sätze reden, oder; wovon sie handeln, so gebrauchen wir ein falsches Bild. Es ist nämlich hier auch so, als ob unwesentliche, willkürliche, Zeichen das Wesentliche – eben den Sinn – miteinander gemein hätten // gemeinsam haben // . 532
Weil die Grammatik ein Kalkül ist und daher wesentlich von nichts handelt, gibt es keine Metamathematik. |
|
Wie verhält sich die Schachaufgabe (das Schachproblem) zur
Schachpartie? –
Denn, dass die Schachaufgabe der Rechenaufgabe
entspricht, eine Rechenaufgabe ist, ist klar. |
|
Ein arithmetisches Spiel wäre
z.B. folgendes:
Wir schreiben auf gut Glück eine vierstellige Zahl hin, etwa 7368;
dieser Zahl soll man sich dadurch nähern, dass man
die Zahlen 7, 3, 6 und 8 in irgendeiner Reihenfolge miteinander
multipliziert.
Die Spielteilnehmer rechnen mit Bleistift auf Papier, und wer in der
geringsten Anzahl von Operationen der Zahl 7368 am nächsten kommt, hat
gewonnen.
(Uebrigens lassen sich eine Menge der
mathematischen Rätselfragen zu solchen Spielen umformen.) |
|
Angenommen, einem Menschen wäre Arithmetik nur zum Gebrauch in einem
ar[ti|it]hmetischen Spiel gelehrt worden.
Hätte er etwas Anderes gelernt als der, welcher Arithmetik zum
normalen // gewöhnlichen // Gebrauch
lernt?
Und wenn er nun im Spiel 21 mit 8 multipliziert und 168 erhält, tut er
etwas Andres, als der, welcher herausfinden wollte, wieviel
21 × 8
ist? |
|
Man wird sagen: Der Eine wollte doch eine Wahrheit
finden, während der Andre nichts dergleichen wollte. |
|
Nun könnte man diesen Fall etwa mit dem des Tennisspiel
vergleichen wollen, in welchem
der Spieler eine bestimmte Bewegung
424 533 macht, der
Ball darauf in bestimmter Weise fliegt und man diesen Schlag nun als
Experiment auffassen kann, durch welches man eine bestimmte Wahrheit
erfahren hat, oder aber auch als eine Spielhandlung, mit dem
alleinigen Zweck, das Spiel zu gewinnen.
Dieser Vergleich würde aber nicht stimmen, denn wir sehen im Schachzug kein Experiment (was wir übrigens auch könnten), sondern eine Handlung einer Rechnung. |
|
Es könnte Einer vielleicht sagen: In dem arithmetischen
Spiel werden wir zwar multiplizieren
|
|
Also kann man nur einwenden, dass in dem Spiel die
Gleichung kein Satz ist.
Aber was heisst das?
Wodurch wird sie dann zu einem Satz?
Was muss noch dazu kommen, damit sie ein Satz
wird? –
Handelt es sich nicht um die Anwendung //
Verwendung // der Gleichung (oder der
Multiplikation)? –
Und Mathematik ist es wohl dann, wenn es zum
Uebergang von einem Satz zu einem andern verwendet
wird.
Und so wäre das unterscheidende Merkmal zwischen Mathematik und Spiel
mit dem Begriff des Satzes (nicht ‘mathematischen
Satzes’) gekuppelt, und verliert damit für uns seine
Aktualität. |
|
Man könnte aber sagen, dass der eigentliche
Unterschied darin bestehe, dass für Bejahung und
Verneinung im Spiel kein Platz sei.
Es
425 534
wird da
z.B. multipliziert und
21 × 8 = 148
wäre ein falscher Zug, aber “non.neg(21 × 8 = 148)”, welches
ein richtiger arithmetischer Satz ist, hätte in unserm Spiel nichts zu
suchen. |
|
(Da mag man sich daran erinnern, dass in der
Volksschule mit nie mit Ungleichungen gearbeitet wird,
vom Kind nur die richtige Ausführung der Multiplikation verlangt wird
und nie – oder höchst selten – die Konstatierung einer
Ungleichung.) |
|
Wenn ich in unserm Spiel
21 × 8 ausrechne,
und wenn ich es tue, um damit eine praktische Aufgabe zu lösen,
so ist jedenfalls die Handlung der Rechnung in beiden Fällen die Gleiche
(und auch für Ungleichungen könnte in einem Spiele Platz
geschaffen werden).
Dagegen ist mein übriges Verhalten zu der Rechnung jedenfalls in den
zwei Fällen verschieden.
Die Frage ist nun: kann man von dem Menschen, der im Spiel die Stellung “21 × 8 = 168” erhalten hat, sagen, er habe herausgefunden, dass 21 × 8 168 sei? Und was fehlt ihm dazu? Ich glaube, es fehlt nichts, es sei denn eine Anwendung der Rechnung. |
|
Die Arithmetik, ein Spiel zu nennen, ist ebenso falsch, wie
das Schieben von Schachfiguren (den Schachregeln
gemäss) ein Spiel zu nennen; denn es kann auch
eine Rechnung sein. |
|
Man müsste also sagen: Nein, das Wort
“Arithmetik” ist nicht der Name eines Spiels.
(Das ist natürlich wieder eine Trivialität.) –
Aber die Bedeutung des Wortes “Arithmetik” kann erklärt
werden
426 535
durch die Beziehung der Arithmetik zu einem arithmetischen Spiel, oder
auch durch die Beziehung der Schachaufgabe zum Schachspiel.
Dabei aber ist es wesentlich, zu erkennen, dass dieses Verhältnis nicht das ist, einer Tennisaufgabe zum Tennisspiel. Mit “Tennisaufgabe” meine ich etwa die Aufgabe, einen Ball unter gegebenen Umständen in bestimmter Richtung zurückzuwerfen. (Klarer wäre der Fall, vielleicht﹖, einer Billardaufgabe.) Die Billardaufgabe ist keine mathematische Aufgabe (obwohl zu ihrer Lösung Mathematik angewendet werden kann[.|)]. Die Billardaufgabe ist eine physikalische Aufgabe und daher “Aufgabe” im Sinne der Physik; die Schachaufgabe ist eine mathematische Aufgabe und daher “Aufgabe” in einem andern (im mathematischen) Sinn. |
|
In dem Kampf zwischen dem “Formalismus” und der
“Iinhaltlichen Mathematik”, – was
behauptet denn jeder Teil?
Dieser Streit ist so ähnlich dem, zwischen Realismus und
Idealismus!
|
|
Die Arithmetik ist kein Spiel, niemandem wäre es
eingefallen, unter den Spielen der Menschen die Arithmetik zu
nennen. |
|
Worin besteht denn das Gewinnen und Verlieren in einem Spiel (oder
das Ausgehen der Patience)?
Natürlich nicht in der Konfiguration //
Situation // des Spiel // , die das
Gewinnen –
z.B. –
hervorbringt.
Wer gewinnt, muss durch eine eigene // besondere // Regel festgestellt
werden.
(⌊“⌋Dame⌊”⌋ und
⌊“⌋Schlagdame⌊”⌋ sind nur durch diese Regel
unterschieden.) 427 536 |
|
Konstatiert nun die Regel etwas, die sagt, “wer zuerst seine
Steine im Feld des Andern hat,
hat⌊/⌋gewonnen”?
Wie liesse sich das verifizieren?
Wie weiss ich ob Einer gewonnen hat?
Etwa daraus, dass er sich freut?
Diese Regel sagt doch wohl: Du musst versuchen, Deine Steine so rasch als möglich etc.. Die Regel in dieser Form bringt das Spiel schon mit dem Leben in Zusammenhang. Und man könnte sich denken, dass in einer Volksschule, in der das Schachspielen ein obligater Gegenstand // ein Lehrgegenstand // wäre, die Reaktion des Lehrers auf das schlechte Spiel eines Schülers dieselbe // genau dieselbe // wäre, wie die, auf eine falsch gerechnete Rechenaufgabe. |
|
Ich möchte beinahe sagen: Im Spiel gibt es
(zwar) kein “wahr” und
“falsch”, dafür gibt es aber in der Arithmetik kein
“Gewinnen” und “Verlieren”.
|
|
Ich sagte einmal, es wäre denkbar, dass Kriege auf
einer Art grossem Schachbrett nach den Regeln
des Schachspiels ausgefochten würden.
Aber: Wenn es wirklich bloss nach den
Regeln des Schachspiels ginge, dann brauchte man eben kein Schlachtfeld
für diesen Krieg, sondern er könnte auf einem gewöhnlichen Brett gespielt
werden.
Und dann wäre es (eben﹖) im
gewöhnlichen // normalen
// Sinne kein Krieg.
Aber man könnte sich ja auch eine Schlacht von den Regeln des
Schachspiels geleitet denken.
Etwa so, dass der “Läufer” mit der
“Dame” nur kämpfen dürfte, wenn seine Stellung zu ihr
es ihm im Schachspiel erlaubte, sie zu “nehmen”.
|
|
Könnte man sich eine Schachpartie gespielt denken,
d.h.,
537 sämtliche Spielhandlungen ausgeführt
denken, aber in einer andern Umgebung, so
dass dieser Vorgang uns nicht die Partie eines
Spiels genannt würde // genannt werden
könnte // ?
Gewiss, es könnte sich ja um eine Aufgabe handeln, die die Beiden miteinander lösen. (Und einen Fall für die Nützlichkeit einer solchen Aufgabe kann man sich ja nach dem Oberen leicht konstruieren.) |
|
Die Regel über das Gewinnen und Verlieren unterscheidet eigentlich nur
zwei Pole.
Welche Bewandtnis es (dann﹖) mit dem
hat, der gewinnt (oder verliert), geht sie eigentlich nichts
an.
Ob
z.B. der Verlierende dann etwas zu zahlen
hat.
(Und ähnlich, kommt es uns ja vor, verhält es sich mit dem “richtig” und “falsch” im Rechnen.) |
|
In der Logik geschieht immer wieder, was in dem Streit über das Wesen
der Definition geschehen ist.
Wenn man sagt, die Definition habe es nur mit Zeichen zu tun und
ersetze bloss ein kompliziertes Zeichen durch
ein einfacheres // ein Zeichen durch ein
anderes // , so wehren sich die Menschen dagegen und
sagen, die Definition leiste nicht nur das, oder es gebe
eben verschiedene Arten von Definitionen // der
Definition // und die interessante und wichtige sei nicht
die (reine)
“Verbaldefinition”.
Sie glaube nämlich, man nehme der Definition ihre Bedeutung, Wichtigkeit, wenn man sie als blosse Ersetzungsregel, die von Zeichen handelt, hinstellt. Während die Bedeutung der Definition in ihrer Anwendung liegt, quasi in ihrer Lebenswichtigkeit. Und eben das geht (heute) in dem Streit zwischen Formalismus, Intuitionismus, etc. vor sich. Es ist den Leuten﹖ unmöglich, die Wichtigkeit einer
538
Immer wieder hören wir (so﹖), dass der Mathematiker mit dem Instinkt arbeitet (oder etwa, dass er nicht mechanisch nach der Art eines Schachspielers vorgehe), aber wir erfahren nicht, was das mit dem Wesen der Mathematik zu tun haben soll. Und wenn ein solches psychisches Phänomen in der Mathematik eine Rolle spielt, wie weit wir überhaupt exakt über die Mathematik reden können, und wie weit nur mit der Art der Unbestimmtheit, mit der wir über Instinkte, etc. reden müssen. |
|
Immer wieder möchte ich sagen: Ich kontrolliere
die Geschäftsbücher der Mathematiker;
539 |
|
|
Kein Kalkül kann ein philosophisches Problem entscheiden.
Der Kalkül kann uns nicht prinzipielle Aufschlüsse über die Mathematik geben. |
|
Es kann daher // darum // auch keine
“führenden Probleme” der mathematischen Logik
geben, denn das wären solche, deren Lösung uns endlich berechtigen
würde // das Recht geben würde // Arithmetik
zu treiben, wie wir es tun. |
|
Und dazu können wir nicht auf dem Glücksfall der Lösung eines
mathematischen Problems warten. |
|
Ich sagte oben “Kalkül ist
kein mathematischer Begriff”ö; das
heisst, das Wort ‘Kalkül’ ist kein
Schachstein der Mathematik.
Es brauchte in der Mathematik nicht vorzukommen. – Und wenn es doch in einem Kalkül gebraucht wird, so ist dieser nun kein Metakalkül. Vielmehr ist dann dieses Wort wieder nur ein Schachstein wie alle andern. 540
Auch die Logik ist keine Metamathematik, d.h. auch Operationen des logischen Kalküls // das Arbeiten mit dem logischen Kalkül // können // kann // keine wesentlichen Wahrheiten über die Mathematik zu Tage fördern. Siehe hierzu das “Entscheidungsproblem” und ähnliches in der modernen mathematischen Logik. |
|
/ Durch Russell, aber
besonders durch Whitehead,
ist in die Philosophie eine Pseudoexaktheit gekommen, die die schlimmste
Feindin wirklicher Exaktheit ist.
Am Grunde liegt hier der Irrtum, ein Kalkül könne die
metamathematische Grundlage der Mathematik sein. /
|
|
Die Zahl ist durchaus kein “grundlegender mathematischer
Begriff”.
Es gibt so viele Kalküle //
Rechnungen // , in denen von Zahlen nicht die Rede
ist.
Und was die Arithmetik betrifft, so ist es mehr oder weniger willkürlich, was wir noch Zahlen nennen wollen. Und im Uebrigen ist der Kalkül – t.B. – der Kardinalzahlen zu beschreiben, d.h. seine Regeln sind anzugeben, und damit sind die Grundlagen der Arithmetik gegeben. // und damit ist die der Arithmetik begründet. der Grund gelegt. // |
|
Lehre sie uns, dann hast Du sie begründet. |
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/ Hilbert stellt Regeln
eines bestimmten Kalküls als Regeln einer // der // Metamathematik auf. /
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|
Es ist ein Unterschied, ob ein System auf ersten Prinzipien
ruht, oder ob es bloss von ihnen
ausgehend entwickelt wird.
Es ist ein Unterschied, ob es, wie ein Haus, auf seinen untersten
Mauern ruht oder ob es, wie etwa ein Himmelskörper, im Raum frei
schwebt und wir bloss unten zu
541 bauen angefangen haben, obwohl wir es auch
es auch irgendwo anders hätten tun können. |
|
Die Logik und die Mathematik ruht nicht auf Axiomen; so
wenig eine Gruppe auf den sie definierenden Elementen und Operationen
ruht.
Hierin liegt der Fehler, das Einleuchten, die Evidenz, der
Grundgesetze als Kriterium der Richtigkeit in der Logik zu
betrachten.
Ein Fundament, das auf nichts steht, ist ein schlechtes Fundament. |
|
(p
& q) V (p & non-q) V (non-p
& q) V (non-p &
non-q): Das wird meine Tautologie,
und ich würde dann nur sagen, dass sich
|
|
Das Wesen des “logischen Gesetzes” ist es ja,
dass es im Produkt mit irgendeinem Satz diesen Satz
ergibt.
Und man könnte den Kalkül Russells auch mit Erklärungen beginnen von der Art:
pCp
. & . q = q
p
. & . p V q = p
etc.
542 |
|
|
Wenn man die Lösbarkeit beweist, so muss in diesem
Beweis irgendiwe der Begriff ‘Lösung’ vorhanden
sein.
(In dem Mechanismus des Beweises muss
irgend etwas diesem Begriff entsprechen.)
Aber dieser Begriff ist nicht durch eine äussere
Beschreibung zu repräsentieren, sondern nun wirklich
darzustellen. |
|
Der Beweis der Beweisbarkeit eines Satzes wäre der Beweis des Satzes
selbst.
Dagegen gibt es etwas, was wir den Beweis der Relevanz nennen
könnten.
Das wäre
z.B. der Beweis, der mich davon überzeugt,
dass ich die Gleichung
17 × 38 =
456 nachprüfen kann, noch ehe ich es getan
habe.
Woran erkenne ich nun, dass ich
17 × 38 =
456 überprüfen kann, während ich das beim Anblick eines
Integralausdrucks vielleicht nicht weiss?
Ich erkenne offenbar, dass er nach einer
be[w|s]timmten Regel gebaut ist und auch, wie die
Regel // Vorschrift // zur Lösung der
Aufgabe an dieser Bauart des Satzes haftet.
Der Beweis der Relevanz ist dann etwa eine Darstellung der allgemeinen
Form der Lösungsmethode, etwa der Multiplikationsaufgaben, die die
allgemeine Form der Sätze erkennen lässt, deren
Kontrolle sie möglich macht.
Ich kann dann sagen, ich erkenne, dass diese Methode
auch diese Gleichung nachprüft, obwohl ich die Nachprüfung noch nicht
vollzogen habe. |
|
Wenn von Beweisen der Relevanz (und ähnlichen Dingen der
Mathematik) geredet wird, so geschieht es immer, als hätten wir,
abge-
674 543 sehen von
den einzelnen Operationsreihen, die wir Beweise der Relevanz nennen,
noch einen ganz scharfen umfassenden Begriff so eines Beweises oder
überhaupt eines mathematischen Beweises.
Während in Wirklichkeit dieses Wort wieder in vielen, mehr oder weniger
verwandten, Bedeutungen angewandt wird.
(Wie etwa die Wörter “Volk”,
“König”, “Religion”,
etc.; siehe Spengler.)
Denken wir nur an die Rolle, die in // bei
// der Erklärung so eines Wortes ein Beispiel
spielt.
Denn, wenn ich erklären will, was ich unter “Beweis”
verstehe, werde ich auf Beispiele von Beweisen zeigen müssen, wie ich bei
der Erklärung des Wortes “Apfel” auf
Aepfel zeigen werde.
Mit der Erklärung des Wortes “Beweis”
verhält es sich nun wie mit der des Wortes
“Zahl”: ich kann das Wort
“Kardinalza[n|h]l” erklären, indem ich auf
Beispiele von Kardinalzahlen weise, ja, ich kann geradezu für dieses
Wort das Zeichen “1, 2, 3,
u.s.w.
ad inf.” gebrauchen; ich
kann anderseits das Wort “Zahl” erklären, indem ich auf
verschiedene Zahlenarten hinweise; aber dadurch werde ich den Begriff
“Zahl” nun nicht so scharf fassen, wie früher den der
Kardinalzahl, es sein denn, dass ich sagen
will, dass nur diejenigen Gebilde, die wir heute
als Zahlen Bezeichnen, den Begriff “Zahl”
konstituieren.
Dann aber kann man von keiner neuen Konstruktion sagen, sie sie die
Konstruktion einer Zahlenart.
Das Wort “Beweis” aber wollen wir ja so
[v|g]ebrauchen, dass es nicht einfach
durch eine Disjunktion gerade heute üblicher Beweise definiert wird,
sondern in Fällen // sondern wir wollen es in Fällen
// gebrauchen, von denen wir uns heute “noch
gar keine Vorstellung machen können”.
Soweit der Begriff des Beweises “scharf
scharf gefasst ist, ist er es durch
einzelne Beweise, oder durch Reihen von Beweisen (den Zahlenreihen
analog) und das müssen wir bedenken, wenn wir uns anschicken,
mit voller Exaktheit wir mit voller Exaktheit über Beweise der
Relevanz, der Widerspruchsfreiheit,
etc.
etc. zu reden. reden wollen. |
|
Man kann sagen: Ein Beweis der Relevanz wird den Kalkül des
Satzes, auf den er sich bezieht, ändern.
Einen Kalkül
675 544 mit diesem
Satz rechtfertigen kann er nicht; in dem Sinn, in welchem
die Ausführung der Multiplikation 17 × 23 das Anschreiben der Gleichung
17 × 23 =
391 rechtfertigt.
Wir müssten nur dem Wort
“rechtfertigen” ausdrücklich jene Bedeutung
geben.
Dann darf man aber nicht glauben, dass die
Mathematik, ohne diese Rechtfertigung, in irgend einem allgemeineren
und allgemein feststehenden Sinne unerlaubt, oder mit einem Dolus
behaftet sei.
(Das wäre ähnlich, als wollte Einer sagen: “der Gebrauch
des Wortes ‘Steinhaufen’ ist im Grunde unerlaubt,
ehe wir nicht offiziell festgelegt haben, wieviel Steine einen Haufen
machen”.
Durch so eine Festlegung würde der Gebrauch des Wortes
“Haufen” modifiziert, aber nicht in irgend einem
allgemein anerkannten Sinne ‘gerechtfertigt’.
Und wenn eine solche offizielle Definition gegeben würde // wäre // , so wäre dadurch nicht der
Gebrauch, den man früher von dem Wort gemacht hat, als
unrichtig // etwas
Unrichtiges // gekennzeichnet.) |
|
Der Beweis der Kontrollierbarkeit von 17 × 23 = 391 ist
‘Beweis’ in einem andern Sinne dieses Worts, als der, der
Gleichung selbst.
(Der Müller mahlt, der Maler malt: beide
…)
Die Kontrollierbarkeit der Gleichung ersehen // entnehmen // wir aus ihrem Beweis in
analoger Weise, wie die Kontrollierbarkeit des Satzes “die
Punkte A und B sind nicht durch eine Windung der Spirale
getrennt” aus der Figur.
Und man sieht auch schon, dass der Satz, der die
Kontrollierbarkeit aussagt, ‘Satz’ in einem andern
Sinne ist, als der, dessen Kontrollierbarkeit behauptet wird.
Und hier kann man wieder nur sagen: Sieh Dir den Beweis
an, d dann wirst Du sehen, was hier
bewiesen wird, was “der bewiesene Satz” genannt
wird. |
|
Kann man sagen, dass wir zu jedem Schritt eines
Beweises eine frische Intuition brauchen?
(Individualität der Zahlen.)
Es wäre
545 etwa so: Ist mir eine
allgemeine (variable) Regel gegeben, so muss
ich immer von neuem erkennen, dass diese Regel auch
hier angewendet werden kann
(dass sie auch für diesen Fall
gilt).
Kein Akt der Voraussicht kann mir diesen Akt der
Einsicht ersparen.
Denn tatsächlich ist die Form, auf die die Regel angewandt wird,
bei jedem neuen Schritte eine neue. –
Es handelt sich aber hier nicht um einen Akt der
Einsicht, sondern um einen Akt der
Entscheidung. |
|
Der sogenannte Beweis der Relevanz steigt die Leiter zu seinem
Satz nicht hinaus, denn dazu
muss man jede Stufe nehmen, sondern
zeigt nur, dass die Leiter in der Richtung zu jenem
Satze führt.
(In der Logik gibt es kein Surrogat.)
Es ist auch der Pfeil, der die Richtung weist, kein Surrogat für das
Durchschreiten aller Stufen bis zum bestimmten Ziel. 546 |
|
|
Irgendetwas sagt mir: eigentlich dürfte ein Widerspruch in den
Axiomen eines Systems nicht schaden, als bis er offenbar wird.
Man denkt sich einen versteckten Widerspruch wie eine versteckte
Krankheit, die schadet, obwohl (und vielleicht [d|g]erade
deshalb weil) sie sich uns nicht deutlich zeigt.
Zwei Spielregeln aber, die einander für einen bestimmten Fall
widersprechen, sind vollkommen in Ordnung, bis dieser Fall eintritt
und dann ˇerst wird es nötig, durch eine weitere Regel zwischen
ihnen zu entscheiden. |
|
Der Beweis der Widerspruchsfreiheit der Axiome, von dem die
Mathematiker heute soviel Aufhebens machen.
Ich habe das Gefühl: wenn in den Axiomen eines Systems ein
Widerspruch wäre, so wäre das gar nicht so ein
grosses Unglück.
Nichts leichter, als ihn zu beseitigen. |
|
“Man darf ein System von Axiomen nicht benützen, ehe seine
Widerspruchsfreiheit nachgewiesen ist.”
”In den Spielregeln dürfen keine Widersprüche vorkommen”. 547 vorkommen”.
Warum nicht? “Weil man dann nicht wüsste, wie man zu spielen hat”? Aber wie kommt es, dass man auf den Widerspruch mit Zweifel reagiert? Auf den Widerspruch reagiert man überhaupt nicht. Man könnte nur sagen: Wenn das wirklich so gemeint ist (wenn der Widerspruch hier stehen soll, so versteh' ich es nicht. Oder: ich hab' es nicht gelernt. Ich verstehe die Zeichen nicht. Ich habe nicht gelernt, was ich daraufhin tun soll, ob es ü[v|b]erhaupt ein Befehl ist; etc.. |
|
Wie wäre es etwa, wenn man in der Arithmetik zu den üblichen
Axiomen die Gleichung 2 × 2 = 5 hinzunehmen wollte?
Das hiesse natürlich, dass
das Gleichheitszeichen nun seine Bedeutung geändert //
gewechselt // hätte,
d.h.,
dass nun andere Regeln für das
Gleichheitszei[f|c]hen gälte. |
|
Wenn ich nun sagte: “also kann ich es nicht als
Ersetzungszeichen gebrauchen; so hiesse das,
dass seine Grammatik nun nicht mehr mit der
des Wortes “ersetzen” (“Ersetzungszeichen”,
etc.)
übereinstimmt.
Denn das Wort “kann” in diesem Satz deutet nicht auf
eine physische (physiologische)
psychologische) Möglichkeit. |
|
Die Regeln dürfen einander nicht widersprechen”, das ist
wie: “die Negation darf nicht verdoppelt eine Negation
ergeben”.
Es liegt nämlich in der Grammatik des Wortes “Regel”,
dass “p &
non-p” (wenn
“p” eine Regel ist)
keine Regel ist. // …dass
“p V non-p”
keine Regel ist (wenn “p” eine Regel
ist). // |
|
Das heisst, man könnte also auch
sagen: die Regeln können // dürfen
// einander widersprechen, wenn andre Regeln für das
Wort // für den Gebrauch
548 des Wortes //
“Regel” gelten – wenn das Wort
“Regel” eine andere Bedeutung hat. |
|
Wir können eben auch hier nicht begründen (ausser
(etwa) biologisch oder historisch)
|
|
Es lässt sich nicht zeigen, beweisen,
dass man gewisse // diese
// Regeln als Regeln dieser Handlung gebrauchen
kann.
Ausser, indem man zeigt, dass die Grammatik der Bezeichnung // Beschreibung // der Handlung mit der jener Regeln übereinstimmt. |
|
“In den Regeln darf kein Widerspruch
sein”, das klingt so, wie eine Vorschrift: “in
einer Uhr darf der Zeiger nicht locker auf seiner Welle
sitzen”.
Man erwartet sich dann eine Begründung: weil sonst …
Im ersten Falle könnte diese Begründung aber nur lauten: weil es
sonst kein Regelverzeichnis ist.
Es ist eben wieder ein Fall der grammatischen Struktur, die
sich logisch nicht begründen lässt. |
|
Zum indirekten Beweis, dass eine Gerade über einen
Punkt hinaus nur eine Fortsetzung hat: Wir
nahmen an, es könnte eine Gerade zwei Fortsetzungen haben. –
Wenn wir das annehmen, so muss diese Annahme einen
Sinn haben –.
Was heisst es aber: das annehmen?
Es heisst nicht, eine naturgeschichtlich falsche
Annahme machen machen, wie etwa die,
dass
431 549 ein Löwe
zwei Schwänze hätte. –
Es heisst nicht, etwas annehmen, was gegen die
Konstatierung einer Tatsache spricht //
verstösst // .
Es heisst vielmehr, eine Regel annehmen; und gegen
die ist weiter nichts zu sagen, ausser
dass sie etwa einer anderen widerspricht und ich sie
darum fallen lasse.
Wenn im Beweis nun eine Gerade gezeichnet wird, die sich gabelt, so darf das an und für sich nicht absurd sein, und ich kann nur sagen: so etwas // das // nenne ich keine Gerade. // Wenn im Beweis nun gezeichnet wird |
|
Wenn nachträglich ein Widerspruch gefunden wird, so waren vorher die
Regeln noch nicht klar und eindeutig.
Der Widerspruch macht also nichts, denn er ist dann durch das
Aussprechen einer Regel zu entfernen. |
|
In einem völlig geklärten System // mit klarer
Grammatik // In einem grammatisch geklärten System
// gibt es keinen versteckten Widerspruch,
﹖– denn da muss die Regel
gegeben sein –﹖, nach welcher ein
Widerspruch zu finden ist.
Versteckt kann der Widerspruch nur in dem Sinn sein,
dass er gleichsam
|
|
Warum dürfen sich Regeln nicht widersprechen?
Weil es sonst keine Regeln wären. / 550 |
|
|
Man empfindet immer eine Scheu, die Arithmetik zu begründen, indem man
etwas über ihre Anwendung ausspricht.
Sie scheint fest genug in sich selbst begründet zu sein.
Und das kommt natürlich daher, dass die
Arithmetik ihre eigene Anwendung ist. |
|
Man könnte sagen: Wozu die Anwendung der Arithmetik
einschränken, sie sorgt für sich selbst.
(Ich kann ein Messer herstellen ohne Rücksicht darauf, welche
Klasse von Stoffen ich damit werde schneiden lassen; das wird sich dann
schon zeigen.)
Gegen die Abgrenzung des Anwendungsgebiets sprich[g|t] nämlich das Gefühl, dass wir die Arithmetik verstehen können, ohne eine solches Gebiet im Auge zu haben. Oder sagen wir so: Der Instinkt sträubt sich gegen alles, was nicht bloss eine Analyse der schon vorhandenen Gedanken ist. |
|
Man könnte sagen: Die Arithmetik ist eine Art Geometrie;
d.h., was in der Geometrie die Konstruktionen auf
dem Papier sind, sind in der Arithmetik die Rechnungen (auf dem
Papier). –
Man könnte sagen, sie ist eine
551 allgemeinere Geometrie. |
|
Es handelt sich immer darum, ob und wie es möglich ist, die
allgemeinste Form der Anwendung der Arithmetik
darzustellen.
Und hier ist eben das Seltsame, dass das in
gewissem Sinne nicht nötig zu sein scheint.
Und wenn es wirklich nicht nötig ist, dann ist es auch
unmöglich. |
|
Es scheint nämlich die allgemeine Form ihrer Anwendung dadurch
dargestellt zu sein, dass nichts
über sie ausgesagt wird.
(Und ist das eine mögliche Darstellung, so ist es auch die
einzig richtige.) |
|
Der Sinn der Bemerkung, dass die Arithmetik
eine Art Geometrie sei, ist eben, dass die
arithmetischen Konstruktionen autonom sind, wie die geometrischen,
und daher sozusagen ihre Anwendbarkeit selbst garantieren.
Denn auch von der Geometrie muss man sagen können, sie sei ihre eigene Anwendung. |
|
(In dem Sinne von möglichen und wirklich gezogenen Geraden
könnten // können // wir auch von
möglichen und wirklich dargestellten Zahlen reden.) |
|
|
Angenommen, mit dieser Rechnung wollte ich folgende Aufgabe lösen:
Wenn ich 11 Aepfel habe und Leute mit je 3
Aepfeln beteilen will, wieviele Leute kann ich
beteilen?
Die Rechnung liefert mir die Lösung e 3.
Angenommen nun, ich vollzöge alle Handlungen des
Beteils un Beteilens und am Ende hätten 4
Personen je 3 Aepfel in der Hand.
Würde ich nun sagen, die Aus-
552 rechnung hat ein falsches Resultat ergeben?
Natürlich nicht.
Und das heisst ja nur, dass
die Ausrechnung kein Experiment war.
Es könnte scheinen, als berechtigte uns die mathematische Ausrechnung zu einer Vorhersagung, etwa, dass ich 3 Personen werde beteilen können und 2 Aepfel übrigbleiben werden. So ist es aber nicht. Zu dieser Vorhersagung berechtigt uns eine physikalische Hypothese, die ausserhalb der Rechnung steht. Die Rechnung ist nur eine Betrachtung der logischen Formen, der Strukturen, und kann an sich nichts Neues liefern. |
|
Wenn 3 Striche auf dem Papier das Zeichen für die 3 sind, dann kann man
sagen, die 3 ist in unserer Sprache so anzuwenden, wie sich 3 Striche
anwenden lassen. |
|
Ich sagte: “Eine Schwierigkeit der
Frege'schen Theorie
ist die Allgemeinheit der Worte ‘Begriff’ und
‘Gegenstand’.
Denn, da man Tische, Töne, Schwingungen und Gedanken zählen kann, so
ist es schwer, sie alle unter einen Hut zu bringen”. –
Aber was heisst es: “man
kann sie zählen”?
Doch, dass es Sinn hat, sie zu
zählen // , auf sie die Kardinalzahlen
anzuwenden // .
Wenn wir aber das wissen, diese grammatische Regel
wissen, was brauchen wir uns da den Kopf über die andern grammatischen
Regeln zu zerbrechen, wenn es sich uns nur um eine Rechtfertigung der
Anwendung der Kardinalarithmetik handelt?
Es ist nicht schwer “sie alle unter einen Hut zu
bringen”, sondern sie sind, soweit das für diesen
Zweck // Fall // nötig
ist, unter einen Hut gebracht. |
|
Die Arithmetik aber kümmert sich (wie wir alle sehr wohl wissen)
überhaupt nicht um diese Anwendung.
Ihre Anwendbarkeit sorgt für sich selbst. 553 |
|
Daher ist alles ängstliche Suchen nach den Unterschieden zwischen
Subjekt-Prädikat-Formen, aber auch die Konstruktion von
Funktionen ‘in extension’
(Ramsey), zur
Begründung der Arithmetik Zeitverschwendung. |
|
Die Gleichung 4
Aepfel + 4 Aepfel = 8
Aepfel ist eine Ersetzungsregel, die ich
verwende, wenn ich nicht das Zeichen
“4 + 4”
durch “8”, sondern das Zeichen
4 Aepfel
+ 4 Aepfel” durch
“8
Aepfel” ersetze.
Man muss sich aber davor hüten zu glauben “4 Aepfel + 4 Aepfel = 8 Aepfel” ist die konkrete Gleichung, dagegen 4 + 4 = 8 der abstrakte Satz, wovon die erste Gleichung nur eine spezielle Anwendung ist // sei // . So dass zwar die Arithmetik der Aepfel viel weniger allgemein ist // wäre // , als die eigentliche allgemeine, aber eben in ihrem beschränkten Bereich (für Aepfel) gälte. – Es gibt aber keine “Arithmetik der Aepfel”, denn die Gleichung mit den benannten Zahlen // 4 Aepfel + 4 Aepfel = 8 Aepfel // ist nicht ein Satz, der von Aepfeln handelt. Man kann sagen, dass in dieser Gleichung das Wort “Aepfel” keine Bedeutung hat. (Wie man es überhaupt von dem Zeichen in einer Zeichenregel sagen kann, die seine Bedeutung bestimmen hilft.) |
|
Wie kann man Vorbereitungen zum Empfang von etwas eventuell
Existierendem treffen, – in dem Sinn, in welchem
Russell und
Ramsey das
(immer) tun wollten?
Man bereitet etwa die Logik für die Existenz von vielstelligen Relationen
vor, oder für die Existenz einer unendlichen Zahl von
Gegenständen. – |
|
Nun kann man doch für die Existenz eines Dinges vorsorgen: Ich
mache
554
z.B. ein
Kästchen, um den Schmuck hineinzulegen, der vielleicht einmal gemacht
werden wird. –
Aber hier kann ich doch sagen, was der D Fall
sein muss, – welcher Fall es ist, für den ich
vorsorge.
Ich kann diesen Fall jetzt so gut beschreiben, //
Dieser Fall lässt sich jetzt so gut
beschreiben, // wie, nachdem er schon eingetreten ist;
und auch dann, wenn er nie eintritt.
(Lösung mathematischer Probleme.)
Dagegen sorgen Russell und
Ramsey für eine eventuelle
Grammatik vor. |
|
Man denkt einerseits, dass es die Mathematik mit der
Art der Funktionen zu tun hat und ihren
Gegenständen // Argumenten // ,
von deren Anzahlen sie handelt.
Aber man will sich nicht durch die uns jetzt bekannten Funktionen
binden lassen und man weiss nicht, ob jemals eine
gefunden werden wird, die 100 Argumentstellen hat; also
muss man vorsorgen und eine GFunktion
konstruieren, die alles für die 100-stellige Relation vorbereitet,
wenn sich eine finden sollte. –
Was heisst es aber überhaupt: “es
findet sich (oder: es gibt) eine 100-stellige
Relation”?
Welchen Begriff haben wir von ihr? oder auch von einer
2-stelligen? –
Als Beispiel einer 2-stelligen Relation
613 555 gibt man
etwa die zwischen Vater und Sohn.
Aber welche Bedeutung hat dieses Beispiel für die weitere
logische Behandlung der 2-stelligen Relationen?
Sollen wir uns jetzt statt jedes
“aRb” vorstellen
“a ist der Vater des b”? –
Wenn aber nicht, ist dann das Beispiel, oder irgend eines überhaupt,
essentiell?
Spielt dieses Beispiel nicht die gleiche Rolle, wie eines in der
Arithmetik, wenn ich jemandem 3
× 6 = 18 an 3 Reihen zu je 6
Aepfeln erkläre?
Hier handelt es sich um unsern Begriff der Anwendung. – Man hat etwa die Vorstellung von einem Motor, der erst leer geht, und dann eine Arbeitsmaschine treibt. |
|
Aber was gibt die Anwendung der Rechnung? //
Aber was erhält die Rechnung von ihrer Anwendung?
Fügt sie ihr einen neuen Kalkül
|
|
Nein, die Rechnung mit Aepfeln ist wesentlich
dieselbe, wie die mit Strichen oder Ziffern.
Die Arbeitsmaschine setzt den Motor fort, aber die Anwendung (in
diesem Sinne) nicht die Rechnung. |
|
Wenn ich nun sage: “die Liebe ist ein Beispiel
einer 2-stelligen Relation”, – //
Wenn ich nun, um ein Beispiel zu geben, sage:
“die Liebe ist eine 2-stellige Relation”, –
// sage ich hier etwas über die Liebe
aus?
Natürlich nicht.
Ich gebe eine Regel für den Gebrauch des Wortes
“Liebe” und will etwa sagen, dass wir
dieses Wort
z.B. so
gebrauchen. 614 556 |
|
Nun hat man aber doch das Gefühl, dass mit dem
Hinweis auf die 2-stellige Relation ‘Liebe’ in die
Hülse des Relationskalküls Sinn gesteckt wurde. –
Denken wir uns eine geometrische Demonstration statt an einer Zeichnung
oder an analytischen Symbolen an einem Lampenzylinder
vorgenommen //
durchgeführt // .
In wiefern ist hier von der Geometrie eine Anwendung
gemacht?
Tritt denn der Gebrauch des Glaszylinders als Lampenglas in die
geometrische Ueberlegung ein?
Und tritt der Gebrauch des Wortes “Liebe” in einer
Liebeserklärung in meine
Ueberlegungˇen über die 2-stelligen Relationen
ein? |
|
Wir haben es mit verschiedenen Verwendungen, Bedeutungen, des
Wortes “Anwendung” zu tun.
“Die Multiplikation wird in der Division angewandt”;
“der Glaszylinder wird in der Lampe angewandt”;
“die Rechnung ist auf diese Aepfel
angewandt”. Hier |
|
Hier kann man nun sagen: Die Arithmetik ist ihre eigene
Anwendung.
Der Kalkül ist seine eigene Anwendung.
Wir können nicht in der Arithmetik für eine grammatische Anwendung vorsorgen. Denn, ist die Arithmetik nur ein Spiel, so ist für sie auch ihre Anwendung nur ein Spiel, und entweder das gleiche Spiel (dann führt es uns nicht weiter), oder ein anderes – und dann konnten wir das schon in der reinen Arithmetik betreiben. |
|
Wenn also der Logiker sagt, er habe für eventuell existierende
6-stellige Relationen in der Arithmetik vorgesorgt, so können wir
fragen: Was wird denn nun zu dem, was Du vorbereitet hast,
hinzukommen // hinzutreten // , wenn es
seine Anwendung findet // finden
wird // ?
Ein neuer Kalkül? – aber den hast Du ja eben nicht
vorbereitet.
Oder etwas, was
615 557 den
Kalkül nicht tangiert? – dann interessiert uns das
nicht, und der Kalkül, den Du uns gezeigt hast, ist uns Anwendung
genug. |
|
Die unrichtige Idee ist, dass die Anwendung
eines Kalküls in der Grammatik der wirklichen Sprache, ihm eine
Realität zuordnet, eine Wirklichkeit gibt, die er früher nicht
hatte. // Die unrichtige Idee ist: die
Anwendung eines Kalküls auf die wirkliche Sprache verleihe ihm eine
Realität, die er früher // vorher //
nicht hatte. // |
|
Aber, wie gewöhnlich in unserem Gebiet, liegt hier der Fehler nicht
darin, dass man etwas Falsches glaubt, sondern darin,
dass man auf eine irreführende Analogie
hinsieht. |
|
Was geschieht denn, wenn die 6-stellige Relation gefunden
wird?
Wird quasi ein Metall gefunden, das nun die gewünschten (vorher
beschriebenen) Eigenschaften (das richtige spezifische Gewicht, die
Festigkeit
etc.) hat?
Nein; ein Wort wird gefunden, das wir tatsächlich in
unsrer Sprache so verwenden, wie wir etwa den Buchstaben R verwendet
haben.
“Ja, aber dieses Wort hat doch Bedeutung und
“R” hatte keine!
Wir sehen also jetzt, dass dem
“R” etwas entsprechen kann”.
Aber die Bedeutung des Wortes besteht ja nicht darin,
dass ihm etwas entspricht.
Ausser etwa, wo es sich um Namen und benannten
Gegenstand handelt, aber da setzt der Träger des Namens nur den Kalkül
fort, also die Sprache.
Und es ist nicht so, wie wenn man sagt:
“diese Geschichte hat sich tatsächlich zugetragen, sie war nicht
blosse Fiktion //
Erfindung // ”. |
|
Das alles hängt auch mit dem falschen Begriff der logischen Analyse
Zusammen, den Russell,
Ramsey und ich
hatten.
So dass man auf
558 eine endliche logische Analyse der
Tatsachen wartet, wie auf eine chemische von Verbindungen.
Eine Analyse, durch die man dann etwa eine 7-stellige Relation
wirklich findet, wie ein Element, das tatsächlich
das⌊/⌋spezifische
Gewicht 7 hat. |
|
Die Grammatik ist für uns ein reiner Kalkül.
(Nicht die Anwendung eines auf die Realität.) |
|
““Wie kann man Vorbereitungen für etwas
eventuell Existierendes treffen”
heisst: Wie kann man die Arithmetik auf
eine Logik aufbauen, in der man im Speziellen noch Resultate einer
Analyse der // unserer //
620 559
rer // Sätze erwartet, und dabei
für alle eventuellen Resultate durch eine Konstruktion a priori
aufkommen wollen? –
Man will sagen: “Wir wissen nicht ob es sich nicht
herausstellen wird, dass es keine Funktionen mit 4
Argumentstellen gibt, oder, dass es nur 100
Argumente gibt, die in Funktionen einer Variablen
sinnvoll eingesetzt werden können.
Gibt es
z.B. (die Annahme scheint immerhin
möglich) nur eine solche Funktion F und 4
Argumente a, b, c, d, und hat es in diesem Falle Sinn, zu sagen
‘2 + 2 =
4[”|’], da es keine Funktionen
gibt, um die Teilung in 2 und 2 zu bewerkstelligen?”
Und nun, sagt man sich, werden wir für alle eventuellen Fälle
vorbauen.
Aber das heisst natürlich nichts: Denn
einerseits baut der Kalkül nicht für eine eventuelle Existenz vor,
sondern er konstruiert sich die Existenz, die er überhaupt
braucht.
Anderseits sind die scheinbaren hypothetischen Annahmen über die
logischen Elemente (den logischen Aufbau) der Welt nichts
andres, als Angaben der Elemente eines Kalküls; und die können
freilich auch so getroffen // gemacht
// werden, dass es darin ein
2 + 2 nicht
gibt.
Treffen wir etwa Vorbereitungen für die Existenz von 100 Gegenständen, indem wir 100 Namen einführen und einen Kalkül mit ihnen. Und nehmen wir jetzt an, es werden wirklich 100 Gegenstände gefunden. Aber wie ist das, wenn jetzt den Namen Gegenstände zugeordnet werden, die ihnen früher nicht zugeordnet waren? ändert sich jetzt der Kalkül? – was hat diese Zuordnung überhaupt mit ihm zu tun? Erhält er durch sie mehr Wirklichkeit? Oder gehörte er früher bloss zur Mathematik, jetzt aber zur Logik? – Was ist das für eine Frage: “gibt es 3-stellige Relationen”, “gibt es 1000 Gegenstände”? Wie ist das zu entscheiden? – Aber es ist doch Tatsache, dass wir eine 2-stellige Relation angeben können, etwa die Liebe, und eine 3-stellige, etwa die Eifersucht, aber, vielleicht, nicht eine 27-stellige! – Aber was heisst es “eine 2-stellige Relation angeben”? Das klingt (ja﹖) so, als würden wir auf ein Ding hinweisen und sagen “siehst Du, das ist so ein Ding” (wie wir es nämlich vorher beschrieben haben). Aber so etwas findet ja gar nicht statt (der Vergleich von dem Hinweisen ist gänzlich falsch). 621 560
“Die Beziehung der Eifersucht kann nicht in 2-stellige
Beziehungen aufgelöst werden”: das klingt ähnlich
wie: “Alkohol kann nicht in Wasser und eine feste
Substanz zerlegt werden”.
Liegt das nun in der Natur der Eifersucht?
(Vergessen wir nicht: der Satz “A ist wegen
B auf C eifersüchtig” kann ebenso
wenig zerlegt werden wie der: “A
ist wegen B auf C nicht
eifersüchtig”.)
Das, worauf man hinweist, ist etwa die Gruppe der Leute A,
B und C. –
“Aber wenn nun Lebewesen plötzlich den 3-dimensionalen Raum
kennen lernten, nachdem sie
bisher nur die Ebene kannten, aber in ihr doch eine 3-dimensionale
Geometrie entwickelt hätten?!”
Würde diese Geometrie nun //
damit // geändert, würde sie inhaltsreicher? –
“Ja, aber ist es denn nicht so, als hätte ich mir
z.B. einmal beliebige Regeln gesetzt, die es mir
verböten in meinem Zimmer bestimmte Wege zu gehen, die ich, was die
physikalischen Hindernisse betrifft, ohne weiteres gehen könnte, – und
als würden dann die physikalischen Bedingungen eintreten, etwa Möbel in
das Zimmer gestellt, die mich nun zwängen, mich nach den Regeln zu
bewegen, die ich mir erst willkürlich gegeben hätte?
Wie also, der 3-dimensionale Kalkül noch ein Spiel war,
da gab es eigentlich noch keine 3 Dimensionen; denn das x, y, z
gehorchten nur den Regeln, weil ich es so wollte; jetzt, wo wir sie mit
den wirklichen 3 Dimensionen gekuppelt haben, können sie
sich nicht mehr anders bewegen”.
Aber das ist eine blosse Fiktion.
Denn hier handelt es sich nicht um eine Verbindung mit der
Wirklichkeit, die nun die Grammatik in ihrer Bahn hält!
Die “Verbindung der Sprache mit der Wirklichkeit”,
etwa durch die hinweisenden Definitionen, macht die Grammatik nicht
zwangsläufig (rechtfertigt die Grammatik nicht).
Denn diese bleibt immer nur ein frei im Raume schwebender Kalkül, der
nur // zwar // erweitert,
aber nicht gestützt werden kann.
Die “Verbindung mit der Wirklichkeit” erweitert
nur die Sprache, aber zwingt sie zu nichts.
Wir reden von der Auffindung einer 27-stelligen Relation:
aber einerseits kann mich keine Entdeckung zwingen, (das
Zeichen und) den Kalkül der 27-stelligen Relation
zu gebrauchen; andrerseits kann ich diesen Kalkül // die Handlun-
561 gen dieses Kalküls // selbst mittels dieser
Notation beschreiben. |
|
Wenn man in der Logik scheinbar mehrere verschiedene Universen
betrachtet (wie Ramsey), so betrachtet man in Wirklichkeit verschiedene
Spiele.
Die Erklärung eines “Universums” würde
z.B. in
Ramsey's
Fall einfach die // eine // Definition
(∃x).fx ≝ fa V fb
V fc V fd sein. 562 |
|
|
Die Theorie der Identität bei Ramsey macht den Fehler, den man machen würde, wenn man sagte,
ein gemaltes Bild könne man auch als Spiegel benutzen, wenn auch nur
für eine einzige Stellung, wo dann übersehen wird,
dass das Wesentliche am Spiegel gerade das ist,
dass man aus ihm die Stellung des Körpers vor dem
Spiegel schliessen kann, während man im Fall des
gemalten Bildes erst wissen muss,
dass die Stellungen übereinstimmen, ehe man das
Bild als Spiegelbild auffassen kann. |
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Wenn die Dirichlet'sche Auffassung der Funktion einen strengen Sinn hat, so
muss sie sich in einer Definition
ausdrücken, die das Funktionszeichen mit der Tabelle als gleichbedeutend
erklärt. |
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Ramsey
definiert x
= y als
(Fe).Fex ≡
Fe. Aber nach den Erklärungen, die er über seine Funktionszeichen “Fe” gibt, ist (Fe).Fex ≡ Fex die Aussage: “jeder Satz ist sich selbst äquivalent” (Fe).Fex ≡ Fey die Aussage: “jeder Satz ist jedem Satz äquivalent”. // Ramsey erklärt “x = x” auf einem Umweg als die Aussage … und “x = y” als …. // Er hat also mit seiner Erklärung nichts andres erreicht, als wa[w|s] die zwei 546 563 Definitionen
x = x ≝ Tautologie x = y ≝ Contradiktion bestimmen. (Das Wort “Tautologie” kann hier durch jede beliebige Tautologie ersetzt werden und das gleiche gilt für “Kontradiktion”.) Soweit ist nichts geschehn, als Erklärungen der zwei verschiedenen Zeichenformen x = x und x = y zu geben. Diese Erklärungen können natürlich durch zwei Klassen von Erklärungen ersetzt werden: ⌊,⌋ z.B.:
“(Ex,y). x
≠ y”,
d.h.
“(Ex,y).
non (x = y)”,
– dazu hat er aber gar kein Recht: denn, was
bedeutet in diesem Zeichen das
“x
= y”?
[e|E]s ist ja weder
das Zeichen “x = y”, welches ich in
der Definition oben gebraucht habe, noch natürlich das
“x
= x” in der vorhergehenden
Definition.
Also ist es ein noch ein noch unerklärtes Zeichen.
Um übrigens die Müssigkeit jener // dieser // Definitionen einzusehen, lese man
sie (wie sie der Unvoreingenommene lesen würde) so: Ich
erlaube, statt des Zeichens “Taut.”,
dessen Gebrauch wir kennen, das Zeichen “a =
a” oder “b = b”,
etc. zu setzen; und statt des Zeichens
“Cont.”
(“non-Taut.”) die Zeichen
“a
= b”,
“a
= c”,
etc..
Woraus übrigens hervorgeht, dass(a = b) = (c = d) = (a ≠ a) = etc.! Es braucht wohl nicht gesagt zu werden, dass ein so definiertes Gleichheitszeichen nichts mit demjenigen zu tun hat, welches wir zum Ausdruck einer Ersetzungsregel brauchen. Ich kann nun “(Ex,y). x ≠ y” natürlich wieder erklären; etwa als a ≠ a . V . a ≠ b . V . b ≠ c . V . a ≠ c; diese Erklärung aber ist eigentlich Humbug und ich sollte unmittelbar schreiben (Ex,y). x ≠ y≝Taut.. (D.h. das Zeichen auf der linken Seite würde mir als ein neues – unnötiges – Zeichen für “Taut.” gegeben.) 547 564
Denn wir dürfen nicht vergessen, dass nach
der Erklärung “a = a”,
“a
= b”,
etc. unabhängige Zeichen
sind und nur insofern zusammenhängen, als eben die Zeichen
“Taut.” und
“Cont.”.
Die Frage ist hier die nach der Nützlichkeit der “extensiven” Funktionen, dann die Ramsey'schen Erklärung des Gleichheitszeichens ist ja so eine Bestimmung durch die Extension. Welcher Art ist // Worin besteht // nun die extensive Bestimmung einer Funktion? Sie ist offenbar eine Gruppe von Definitionen, z.B. die:
Denn die Zeichen “fa”, “fb”, “fc” sind Funktionen und Argument nur, sofern es auch die Wörter “Ko(rb)”, “Ko(pf)” und “Ko(hl)” sind. (Es macht dabei keinen Unterschied, ob die “Argumente” “rb”, “pf”, “hl” sonst noch als Wörter gebraucht werden, oder nicht.) (Welchen Zweck also die Definitionen haben können, ausser den, uns irrezuführen, ist schwer einzusehen.) Das Zeichen “(Ex). fx” heisst zunächst gar nichts; denn die Regeln für Funktionen im alten Sinn des Wortes gelten ja hier nicht. Für diese wäre eine Definition fa = … Unsinn. Das Zeichen “(Ex). fx” ist, wenn keine ausdrückliche Erklärung dafür gegeben wird, nur wie ein Rebus zu verstehen, in welchem auch die Zeichen eine Art uneigentliche Bedeutung haben. Jedes der Zeichen “a = a”, “a = c”, etc. in den Definitionen (a = a)≝Taut., etc. ist ein Wort. Der Endzweck der Einführung der extensiven Funktionen war übrigens, die Analyse von Sätzen über unendliche Extensionen und dieser Zweck 565 ist verfehlt, da eine extensive Funktion
durch eine Liste von Definitionen eingeführt wird. |
|
Es besteht eine Versuchung, die Form der Gleichung für die Form von
Tautologien und Kontradiktionen zu halten, und zwar darum, weil es
scheint, als könne man sagen: ⌊,⌋
x =
x ist selbstverständlich wahr (und)
x = y selbstverständlich
falsch.
Eher noch
Man könnte nun einwenden, dass richtige Gleichungen der Form x = y auch Tautologien, dagegen falsche, Kontradiktionen sein müssten, weil man ja die richtige Gleichung muss beweisen können und das, indem man die beiden Seiten der Gleichung transformiert, bis eine Identität x = x herauskäme. Aber obwohl durch diesen Prozess die erste Gleichung als richtig erwiesen ist und insofern die Identität x = x das Endziel der Transformationen war, so ist sie nichtn das Endziel in dem Sinne, als hätte man durch die Transformationen der Gleichung ihre richtige Form geben wollen, wie man einen krummen Gegenstand zurechtbiegt, und als habe sie nun in der Identität diese vollkommene Form (endlich) erreicht. Man kann also nicht sagen: die richtige Gleichung ist ja eigentlich eine Identität. Sie ist eben keine Identität. 566 |
|
|
Wenn man sagt: “es muss der Mathematik
wesentlich sein, dass sie angewandt werden
kann”, so hei meint man,
dass diese Anwendbarkeit // Anwendbarkeit // nicht die eines
Stückes Holz ist, von dem ich sage “das werde ich zu dem und dem
anwenden können”. |
|
Die Geometrie ist nicht die Wissenschaft (Naturwissenschaft) von
den geometrischen Ebenen, geometrischen Geraden und geometrischen
Punkten, im Gegensatz etwa zu einer anderen Wissenschaft, die von den
groben, physischen Geraden,–
Strichen,–
Flächen
etc. handelt und deren
Eigenschaften angibt.
Der Zusammenhang der Geometrie mit Sätzen des praktischen Lebens,
die von Strichen, Farbgrenzen, Kanten und Ecken
etc.
handeln, ist nicht der, dass sie über ähnliche Dinge
spr[j|i]cht, wie diese Sätze, wenn auch über
ideale Kanten, Ecken,
etc.; sondern der,
zwischen diesen Sätzen und ihrer Grammatik.
Die angewandte Geometrie ist die Grammatik der Aussagen über die
räumlichen Gegenstände.
Die sogenannte geometrische Ge-
567 rade verhält sich zu einer Farbgrenze nicht wie etwas Feines zu
etwas Grobem, sondern wie Möglichkeit zur Wirklichkeit.
(Denke an die Auffassung der Möglichkeit als Schatten der
Wirklichkeit.) |
|
Man kann eine Kreisfläche beschreiben, die durch Durchmesser in 8
kongruente Teile geteilt ist, aber es ist sinnlos, das von einer
eliptischen Fläche zu sagen.
Und darin liegt, was die Geometrie in dieser Beziehung von
der Kreis- und Elipsenfläche
aussagt. |
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Ein Satz, der auf einer fals[f|c]hen Rechnung beruht (wie
etwa “er teilte das 3
m lange Brett in 4 Teile zu je
1
m”) hat keinen Sinn // ist
unsinnig // und das wirft ein Licht auf den Sinn der
Ausdrücke “Sinn haben” und “etwas mit dem Satz
meinen”. // … und das beleuchtet, was es
heisst “Sinn zu haben” und
“etwas mit dem Satz meinen”. //
/ |
|
Wie ist es mit dem Satz “die Winkelsumme im Dreieck ist 180
Grad”?
Dem sieht man es jedenfalls nicht an,
dass er ein Satz der Synta[d|x] ist.
Der Satz “Gegenwinkel sind gleich” heisst, ich werde, wenn sie sich bei der Messung nicht als gleich erweisen, die Messung für falsch erklären und “die Winkelsumme im Dreieck ist 180 Grad” heisst, ich werde, wenn sie sich bei einer Messung nicht als 180 Grad erweist, einen Messungsfehler annehmen. Der Satz ist also ein Postulat über die Art und Weise der Beschreibung der Tatsachen. Also ein Satz der Syntax. 568 |
|
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|
Was die Zahlen sind? –
Die Bedeutungen der Zahlzeichen; und die Untersuchung dieser
Bedeutung ist die Untersuchung der Grammatik der Zahlzeichen. |
|
Wir suchen nicht nach einer Definition des Zahl-Begriffs, sondern
nach einer Klärung der Grammatik des Wortes “Zahl” und
der Zahlwörter. // , sondern versuchen eine
Darlegung der Grammatik des Wortes “Zahl” und der
Zahlwörter. // |
|
Es gibt unendlich viele Kardinalzahlen, weil wir dieses
unendliche System konstruieren und es das der Kardinalzahlen
nennen.
Es gibt auch ein Zahlensystem “1, 2, 3, 4, 5, viele”
und auch eines: “1, 2, 3, 4, 5,”.
Und W warum sollte ich das nicht auch ein System
von Kardinalzahlen nennen? (und also ein
endliches). |
|
Dass das axiom of infinity nicht ist, wofür
Russell es gehalten hat,
dass es weder ein Satz der Logik, noch auch –
wie es da steht, – ein Satz der Physik ist, ist
klar.
Ob der Kalkül damit, in eine ganz andre Umgebung ge-
570 bracht (in ganz anderer
“Interpretation”), irgendwo eine praktische
Anwendung finden könnte, weiss ich
nicht.
Von den logischen Begriffen, z.B. von dem (oder: einem) der Unendlichkeit, könnte man sagen: ihre Essenz beweise ihre Existenz. |
|
(Frege hätte noch
gesagt: “es gibt vielleicht Völker //
Menschen // , die in der Kenntnis der Kardinalzahlenreihe
nicht über die 5 hinausgekommen sind (und etwa das
Uebrige der Reihe nur in unbestimmter Form sehen),
aber diese Reihe existiert unabhängig von uns”.
Existiert das Schachspiel unabhängig von uns, oder
nicht? –) |
|
Eine sehr interessante Erwägung über die Stellung des Zahlbegriffs in
der Logik ist die: Wie steht // ist
// es mit dem Zahlbegriff, wenn ein Volk keine Zahlwörter
besitzt, sondern sich statt dieser immer eines
Abacus bedient, etwa einer Russischen
Rechenmaschine? // … sondern sich zum Zählen,
Rechnen,
etc.
ausschliesslich eines
Abacus bedient, etwa der Russischen
Rechenmaschine? //
(Nichts wäre interessanter, als die Arithmetik dieser Menschen zu untersuchen und man verstünde wirklich, dass es hier keinen Unterschied zwischen 20 und 21 gibt // dass hier kein Unterschied zwischen 20 und 21
|
|
Könnte man auch eine Zahlenart den Kardinalzahlen entgegensetzen, deren
Reihe der der Kardinalzahlen ohne der 5 entspräche?
Oh ja: nur wäre diese Zahlenart zu nichts zu
brauchen, wozu die Kardinalzahlen es sind.
Und die 5 fehlt diesen Zahlen nicht, wie ein Apfel, den man aus einer
Kiste voller Aepfel herausgenommen // genommen // hat und wieder hineinlegen
kann, sondern die 5 fehlt dem Wesen dieser Zahlen; sie kennen
die 5 nicht (wie die Kardinalzahlen die Zahl
571 Kardinalzahlen (mit der 5) nicht mit
Sinn angewendet werden könnten.
(Zeigt sich hier nicht die Unsinnigkeit des Geredes von der “Grundintuit⌊i⌋on”?) |
|
Wenn die Intuitionisten von der “Grundintuition”
sprechen, – ist diese ein psychologischer
Prozess?
Und wie kommt er dann in die Mathematik?
Oder ist, was sie meinen, nicht doch nur ein Urzeichen (im Sinne
Freges); ein Bestandteil eines
Kalküls? |
|
So seltsam es klingt, so ist es möglich, die Primzahl bis
– sagen wir – zur 7 zu kennen und daher ein endliches System
von Primzahlen zu besitzen.
Und was wir die Erkenntnis nennen, dass es unendlich
viele Primzahlen gibt, ist in Wahrheit die Erkenntnis eines neuen,
und mit dem andern gleichberechtigten, System. |
|
Wenn man bei geschlossenen Augen ein Flimmern sieht, unzählige
Lichtpünktchen, die kommen und verschwinden – wie man es etwa
beschreiben würde – so hat es keinen Sinn, hier von einer
‘Anzahl’ der zugleich gesehenen Pünktchen zu
reden.
Und man kann nicht sagen “es sind immer eine bestimmte Anzahl
von Lichtpünktchen da, wir wissen sie bloss
nicht”; dies entspräche einer Regel, die dort angewandt wird,
﹖– wo bon ein2 einer
Kontrolle dieser Anzahl gesprochen werden
kann –﹖. |
|
/ Es hat Sinn zu sagen: Ich verteile viele unter
viele.
Aber der Satz “ich konnte die vielen Nüsse nicht unter die
vielen Menschen verteilen” kann nicht
heissen, dass es logisch unmöglich
war.
Man kann auch nicht sagen: “in manchen Fällen ist es
möglich, viele unter viele zu verteilen
572 und in manchen nicht”: denn
darauf frage ich: in welch[w|e]n Fällen
ist dies möglich und in welchen unmöglich? und darauf könnte nicht
mehr im Viele-System geantwortet werden. / |
|
Von einem Teil meines Gesichtsfeldes zu sagen, er habe keine Farbe, ist
Unsinn; ebenso – natürlich auch – zu sagen, er habe Farbe
(oder, eine Farbe).
Wohl aber // Anderseits // hat es
Sinn zu sagen, er habe nur eine [G|F]arbe
(sei einfärbig, oder gleichfärbig), er habe
mindestens zwei Farben, nur zwei Farben,
u.s.w..
Ich kann also in dem Satz “dieses Viereck in meinem Gesichtsfeld hat mindestens zwei Farben” statt “zwei” nicht “eine” substituieren. Oder auch: “das Viereck hat nur eine Farbe” heisst nicht – analog (Ex).fx & non (Ex,y).fx & fy – “das Viereck hat eine Farbe, aber nicht zwei Farben”. 555 573 |
|
Ich rede hier von dem Fall, in dem // welchem
// es sinnlos ist zu sagen: ,
“der Teil des Raumes habe // hat
// keine Farbe”.
Wenn ich die gleichfärbigen (einfärbigen) Flecke in dem Viereck
zähle, so hat es übrigens Sinn zu sagen, es seien keine solchen
vorhanden, wenn die Farbe des Vierecks sich kontinuierlich
ändert.
Es hat dann natürlich auch Sinn zu sagen, in dem Viereck sei
“ein gleichfärbiger Fleck oder mehrere” und auch, das
Viereck habe eine Farbe aber nicht zwei Farben. –
Von diesem Gebrauch aber des Satzes “das Viereck hat keine
Farbe” sehe ich jetzt ab und spreche von einem System, in
welchem, dass
Was meint man, wenn man sagt “der Raum ist färbig”? (Und, eine sehr interessante Frage: welcher Art ist diese Frage?) Nun, man sieht etwa zur Bestätigung herum und blickt auf die verschiedenen Farben um sich her und möchte etwa sagen: wohin ich schaue, ist eine Farbe. Oder: ﹖– Es ist doch alles färbig, alles sozusagen angestrichen –﹖. Man denkt sich hier die Farben im Gegensatz zu einer Art (von﹖) Farblosigkeit, die aber bei näheren Zusehen wieder zur Farbe wird. Wenn man übrigens zur Bestätigung sich umsieht, so schaut man vor allem auf ruhige und einfärbige Teile des Raumes und lieber nicht auf bewegte // unruhige // , unklar gefärbte (fliessendes Wasser, Schatten, etc.). Muss man sich dann gestehen, dass man eben alles Farbe nennt, was man sieht, so will man es nun als eine Eigenschaft des 556 574 Raumes an
und für sich (nicht mehr der Raumteile) aussagen,
dass er färbig sei.
Das heisst aber, vom Schachspiel zu sagen,
dass es das Schachspiel sei und es kann nun nur auf
eine Beschreibung des Spiels hinauslaufen.
Und nun kommen wir zu einer Beschreibung der räumlichen Sätze; aber
ohne (eine﹖) Begründung, und als
müsste man sie mit einer andern Wirklichkeit
und in
Uebereinstimmung bringen.
Zur Bestätigung des Satzes “der Gesichtsraum ist färbig” sieht man sich (etwa) um und sagt: das hier ist schwarz, und schwarz ist eine Farbe; das ist weiss, und weiss ist eine Farbe; u.s.w.. “Schwarz ist eine Farbe” aber fasst man so auf, wie “Eisen ist ein Metall”[.| (]oder vielleicht besser “Gips ist eine Schwefelverbindung”[–|)]. Mache ich es sinnlos zu sagen, ein⌊/⌋Teil des Gesichtsraumes habe keine Farbe, so wird die (Frage nach der) Analyse der Angabe der Zahl der Farben in einem Teil des Gesichtsraumes ganz ähnlich der, der Angabe der Zahl der Teile eines Vierecks, etwa, das ich durch Striche in begrenzte Flächenteile teile. Auch hier kann ich es als sinnlos ansehen, zu sagen, das Viereck “bestehe aus 0 Teilen”. Man kann daher nicht sagen, es bestehe “aus einem oder mehreren Teilen”, oder es “habe mindestens einen Teil”. Denken wir uns den speziellen Fall eines Vierecks, das durch parallele Striche geteilt ist. Dass dieser Fall sehr speziell ist, macht (uns) nichts, denn wir halten ein Spiel nicht für weniger bemerkenswert, weil es nur eine sehr beschränkte Anwendung hat. Ich kann hier die Teile entweder so 575 immer mit der Anzahl von Soldaten
gezählt werden, welche über einen Soldaten angetreten sind
(etwa, indem die Anzahl der möglichen Kombinationen des
Flügelmanns und eines andern Soldaten der Reihe angegeben werden
soll).
Aber auch ein Herkommen könnte existieren, wonach die Anzahl der
Soldaten immer um 1 grösser als die wirkliche angegeben
wird.
Das wäre etwa ursprünglich geschehen, um einen bestimmten Vorgesetzten
über die wirkliche Zahl zu täuschen, dann aber habe es sich als Zählweise
für Soldaten eingebürgert.
(Akademisches Viertel.)
Die Anzahl der verschiedenen Farben in einer Fläche könne
◇◇◇ auch durch die Anzahl der möglichen Kombinationen
zu zwei Gliedern angegeben werden.
Und dann kämen für diese Anzahl nur die Zahlen
|
|
Denken wir uns eine Rechenmaschine, die, anstatt mit Kugeln, mit
Farben in einem Streifen rechnet.
Und während wir jetzt auf unserm
Abacuus mit Kugeln, oder den Fingern,
die Farben in einem Streifen zählen, so würden wir dann die Kugeln
auf einer Stange, oder die Finger an unserer Hand, mit Farben in einem
Streifen zählen.
Wie aber müsste diese Farbenrechenmaschine
konstruiert sein, um funktionieren zu können?
Wir brauchten ein Zeichen dafür, dass keine Kugeln
an der Stange sitzen.
Man muss sich den Abacus als
ein Gebrauchsinstrument denken und als Mittel der Sprache.
Und, so wie man etwa 5 durch die fünf Finger einer Hand darstellen kann
(man denke an einer Gebärdensprache), so würde man es durch den
Streifen mit
576 mit 5 Farben darstellen.
Aber für die 0 brauche ich ein Zeichen, sonst habe ich die nötige
Multiplizität nicht.
Nun, da kann ich entweder die Bestimmung treffen,
dass die Farbe // Fläche
// schwarz die 0 bezeichnen soll (dies ist natürlich
willkürlich und die einfärbige rote Fläche täte es ebensogut); oder
aber did die einfärbige Fläche soll 0
bezeichnen, die zweifärbige 1,
etc..
Es ist ganz gleichgültig, welche Bezeichnungsweise ich wähle.
Und man sieht hier, wie sich die Mannigfaltigkeit der Kugeln auf die
Mannigfaltigkeit der Farben in einer Fläche projiziert. |
|
Es hat keinen Sinn, von einem schwarzen Zweieck in
weissen Kreis zu reden; und dieser Fall ist analog
dem; ⌊:⌋ es ist sinnlos zu sagen, das
Viereck bestehe aus 0 Teilen [)|(]keinem
Teil).
Hier haben wir etwas, wie eine untere Grenze des Zählens, noch ehe wir die Eins erreichen. |
| 58 577
von Vierecken.
Dann kann man aber auch sagen “in dieser Zeile ist
kein Viereck”; und dann zählt man nicht
Teile.
Es beunruhigt uns die Analogie zwischen dem Zählen der Punkte und
der Teile, und das
Darin, die ungeteilte Fläche als “Eins” zu zählen, ist etwas Seltsames; dagegen finden wir keine Schwierigkeit darin, die einmal geteilte als Bild der 2 zu sehen. Man möchte hier viel lieber zählen “0, 2, 3, etc.”. Und dies entspricht der Zahlenreihe Satzreihe: “das Viereck ist ungeteilt”, “das Viereck ist in 2 Teile geteilt”, etc. |
|
Das Natürlichste ist, die Reihe der Schemata
|
|
Man kann die Teiligkeit des Vierecks
Ich will zeigen, dass nicht nur eine Methode besteht, die Teiligkeit zu beschreiben. 578 |
|
Man wird sich aber vielleicht auch enthalten, den Unterschied überhaupt
mit einer Zahl zu bezeichnen, sondern sich ganz an die Schemata A, AB,
ABC,
etc. halten.
Oder es auch so beschreiben: 1, 12, 123, etc., oder, was auf das Gleiche hinauskommt: 0, 01, 012, etc.. Diese kann man sehr wohl auch Zahlzeichen nennen. |
|
Die Schemata: A, AB, ABC,
etc.: 1, 12,
123,
etc.; !, !!,
!!!,
etc.; !.!,
!..!,
!...!,
etc.; 0,
1, 2, 3,
etc.; 1, 2, 3,
etc.; 1, 12,
121323,
etc.;
etc. – sind alle gleich
fundamental. |
|
|
Ich kann die Reihe der Teilungsschemata sowohl mit der Reihe 1, 2, 3,
etc. als auch mit der Reihe 0, 1, 2, 3,
etc. vergleichen.
Zähle ich die Teile, so gibt es in meiner Zahlenreihe keine 0, denn die Reihe
|
|
Unrichtig ausgedrückt, aber so, wie man es zunächst ausdrücken würde,
lautet das Problem: “warum kann man sagen ‘es gibt 2
Farben auf dieser Fläche’ und nicht ‘es gibt
eine Farbe auf dieser Fläche’?”
Oder:
579 ˃ wie muss ich die
grammatische Regel ausdrücken, dass ich nicht mehr
versucht bin Unsinniges zu sagen, und dass sie
mir selbstverständlich ist?
Wo liegt der falsche Gedanke, die falsche Analogie, durch die ich
verführt werde, die Sprache unrichtig zu gebrauchen?
Wie muss ich die Grammatik darstellen,
dass diese Versuchung wegfällt?
Ich glaube, dass die Darstellung durch die Reihen
Es kommt alles darauf an, ob ich mit einer Zahlenreihe zähle, die mit 0 anfängt, oder mit einer, die mit 1 anfängt. So ist es auch, wenn ich die Längen von Stäben, oder die Grössen von Hüten zähle. Wenn ich mit Zählstrichen zähle, so könnte ich sie dann so schreiben: |
|
Es hat hier übrigens mit den Zahlzeichen
(1),
((1) + 1),
etc. eine gewisse
Schwierigkeit: Nämlich die, dass wir sie
nach einer gewissen Länge nicht mehr unterscheiden können, ohne die
Striche zu zählen, also ohne die Zeichen in andere zu
übersetzen.
“!!!!!!!!!!”
und “!!!!!!!!!!!”
kann man nicht in dem Sinne unterscheiden – sie sind also nicht in
demselben Sinn verschiedene Zeichen – wie “10”
und “11”.
Uebrigens würde dasselbe natürlich auch im
Dezimalsystem geschehen (denken wir an die Zahlen 1111111111 und
11111111111), aber das ist nicht ohne Bedeutung. – |
|
Denken wir uns den Fall, es gäbe uns Einer eine Rechenaufgabe in der
580 Strichnotation, etwa:
!!!!!!!!!!!
+ !!!!!!!!!! und während wir
rechneten machte er sich den Spass, Striche,
ohne dass wir es bemerkten, wegzuwischen und
dazuzugeben.
Er würde uns dann immer sagen “die Rechnung stimmt ja
nicht” und wir würden sie immer von Neuem durchlaufen, stets zum
Narren gehalten. –
Ja, streng genommen, ohne den Begriff eines Kriteriums der
Richtigkeit der Rechnung. –
Hier könnte man nun Fragen aufwerfen, wie die: Ist es nun nur sehr wahrscheinlich, dass 464 + 272 = 736 ist? Und ist also nicht auch 2 + 3 = 5 nur sehr wahrscheinlich? Und was // wo // ist denn die objektive Wahrheit, der sich diese Wahrscheinlichkeit nähert? D.h., wie bekommen wir denn einen Begriff davon, dass 2 + 3 eine gewisse Zahl wirklich ist, abgesehen von dem, was sie﹖ uns zu sein scheint? – |
|
Wenn man nämlich fragen würde: was ist das Kriterium in der
Strichnotation, dass wir zweimal das gleiche
Zahlzeichen vor uns haben? –
Die Antwort könnte sein: “wenn es beidemale gleich
aussieht”, oder “wenn es beidemale die gleiche
Anzahl von Strichen enthält.”
Oder soll es heissen: wenn eine
eins-zu-eins Zuordnung
etc. möglich ist?
|
|
Wie kann ich wissen, dass
!!!!!!!!
und !!!!!!!!
dasselbe Zeichen sind?
Es genügt doch nicht, dass sie ähnlich
ausschauen.
Denn es ist nicht die ungefähre Gleichheit der Gestalt, was die
Identität der Zeichen ausmachen darf, sondern gerade eben die
Zahlengleichheit. |
|
/ Das Problem der Unterscheidung von
1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1
und
1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1
ist viel wichtiger // fundamentaler // ,
als es auf den ersten Blick scheint.
Es handelt sich um den Unterschied zwischen physikalischer und
visueller Zahl. / 581 |
|
|
Die Kardinalzahl ist eine interne Eigenschaft einer Liste. |
|
Hat die Anzahl wesentlich etwas mit einem Begriff zu tun?
Ich glaube, das kommt darauf hinaus, zu fragen, ob es einen Sinn hat,
von einer Anzahl von Gegenständen zu reden, die nicht unter einen Begriff
gebracht sind.
Hat es
z.B. Sinn zu sagen “a, b und
c sind drei Gegenstände”? –
Es ist allerdings ein Gefühl vorhanden, das uns sagt: Wozu
von Begriffen reden, die Zahl hängt ja nur vom Umfang des
Begriffes ab, und wenn der einmal bestimmt ist, so kann der Begriff
sozusagen abtreten.
Der Begriff ist nur eine Methode //
ein nur ein Hilfsmittel // , um einen
Umfang zu bestimmen, der Umfang aber ist selbständig und in seinem Wesen
unabhängig vom Begriff; denn es kommt ja auch nicht
daruaf an,
durch welchen Begriff wir den Umfang bestimmt haben.
Das ist das Argument für die extensive Auffassung.
Dagegen kann man zuerst sagen: Wenn der Begriff wirklich
582 nur ein Hilfsmittel ist, um zum
Umfang zu gelangen, dann hat der Begriff in der Arithmetik nichts zu
suchen; dann muss man eben die Klasse gänzlich
von dem zufällig mit ihr verknüpften Begriff scheiden.
Im g entgegengesetzten Fall aber ist der vom
Begriff unabhängige Umfang nur eine Chimaire und
dann ist es besser, von ihm überhaupt nicht zu reden, sondern nur vom
Begriff.
Das Zeichen für den Umfang eines Begriffes ist eine Liste. Man könnte – beiläufig – sagen: die Zahl // Anzahl // ist die externe Eigenschaft eines Begriffs und die interne seines Umfangs (der Liste der Gegenstände, die unter ihn fallen). Die Anzahl ist das Schema eines Begriffsumfangs. D.h.: die Zahlangabe ist, wie Frege sagte, die Aussage über einen Begriff (ein Prädikat). Sie bezieht sich nicht auf einen Begriffsumfang, d.i. auf eine Liste, die etwa der Umfang eines Begriffes sein kann. Aber die Zahlangabe über einen Begriff ist ähnlich dem Satz, welcher aussagt, dass eine bestimmte Liste der Umfang dieses Begriffs sei. Von so einer Liste wird Gebrauch gemacht, wenn ich sage: “a, b, c, d fallen unter den Begriff F(x)”. “a, b, c, d” ist die Liste. Natürlich sagt der Satz nichts anderes, als Fa & Fb & Fc & Fd; aber er zeigt, mit Hilfe der Liste geschrieben, seine Verwandtschaft mit “(Ex,y,z,u). Fx & Fy & Fz & Fu”, welches wir kurz “(E !!!!x).F(x)” schreiben können. Die Arithmetik hat es mit dem Schema !!!! zu tun. – Aber redet denn die Arithmetik von Strichen, die ich mit Bleistift auf Papier mache? – Die Arithmetik redet nicht von den Strichen, sie operiert mit ihnen. |
|
Die Zahlangabe enthält nicht immer eine Verallgemeinerung oder
Unbestimmtheit: “Die Strecke A B ist in
zwei (3, 4,
et.) gleiche Teile
geteilt”. 583 |
|
Wenn man wissen will, was
“2 + 2 =
4” heisst, muss
man fragen, wie wir es (erhalten),
es﹖ ausrechnen.
Wir betrachten dann den Vorgang der Berechnung als das Wesentliche,
und diese Betrachtungsweise ist die des gewöhnlichen Lebens,
wenigstens, was die Zahlen anbelangt, für die wir eine Ausrechnung
bedürfen.
Wir dürfen uns ja nicht schämen, die Zahlen //
Ziffern // und Rechnungen so aufzufassen, wie sie die
alltägliche Arithmetik jedes Kaufmanns
auffasst.
Wir rechnen dann 2 + 2
= 4 und überhaupt die Regeln des kleinen Einmaleins gar
nicht aus, sondern nehmen sie – sozusagen als Axiome
– an und rechnen nur mit ihrer Hilfe.
Wir könnten aber natürlich auch
2 + 2 = 4
ausrechnen und die Kinder tun es auch durch Abzählen.
Gegeben die Ziffernfolge 1 2 3 4 5 6, ist die Ausrechnung:
|
| Definitionen zur Abkürzung:
(Ex). fx . & . non (Ex,y). fx & fy ≝ (éx). fx(Ex,y). fx & fy . & . non (Ex,y,z). fx & fy & fz ≝ (éx,y). fx & fy u.s.w. (éx). fx ≝ (é 1x)fx (éx,y). fx & fy ≝ (é !!x)fx ≝ (é 2x)fx u.s.w.. 550 584
Man kann zeigen dass
(é!!x)fx & (é!!!x)Fx &
(é!!x)fx & (é!!!x)Fx & Ind. :C: (é !! + !!!x) fx & Fx tautologisch ist, denn von einer Summe “!! + !!!” war in unseren Definitionen
Daher hat die Gleichung !! + !!! = !!!!! nur dann einen Witz, wenn das Zeichen “!!!!!” so wiedererkannt wird, wie das Zeichen “5”; nämlich unabhängig von der Gleichung. |
|
Mein Standpunkt unterscheidet sich dadurch von dem der Leute, die heute
über die Grundlagen der Arithmetik schreiben, dass
585 ich es nicht nötig habe, einen
bestimmten Kalkül,
z.B. den des Dezimalsystems,
zu verachten.
Einer ist für mich so gut wie der andere.
Einen besondern Kalkül gering zu achten ist so, als wollte man
Schach spielen ohne wirkliche Figuren, weil das zu wenig abstrakt, zu
speziell sei.
Soweit es auf die Figuren nicht ankommt, sind eben die
einen so gut wie die andern.
Und soweit ein Spiel sich von dem andern doch unterscheidet, ist
eben ein Spiel so gut,
d.h. so interessant,
wie das andere. Keines aber ist sublimer als das
andre. // Und soweit die Spiele sich doch
voneinander unterscheiden, ist eben … // |
|
Welches ist der Beweis von é!! & é!!!
C é!!!!!, der der Ausdruck unseres
Wissens ist, dass dies ein richtiger logischer Satz ist?
Er macht offenbar davon Gebrauch, dass man (Ex) … als logische Summe behandeln kann. Wir übersetzen etwa von dem Symbolismus (“wenn in jedem Quadrat ein Stern ist, so sind zwei im ganzen﹖ Rechteck”) |
| Die Reihe von Sätzen
(Ex):aRx & xRb (Ex,y):aRx & xRy & yRb (x,y,z):aRx & xRy & yRz & zRb u.s.f. kann man sehr wohl so ausdrücken: “es gibt ein Glied zwischen a und b” “es gibt zwei Glieder zwischen a und b” u.s.w. 586 und kann das etwa Schreiben
(E1x).aRxRb,
(E2x). aRxRb,
etc..
Es ist aber klar, dass zum Verständnis dieser
Ausdrücke die obere Erklärung nötig ist, weil man sonst nach Analogie
von (E2x). fx = (Ex,y)fx & fy glauben könnte
(E2x). aRxRb sei
gleichbedeutend einem Ausdruck (Ex,y).aRxRb &
aRyRb.
Ich könnte natürlich auch statt “(Ex,y).F(x,y)” schreiben “(E2x,y).F(x,y)”. Aber die Frage wäre nun: was habe ich dann unter “(E3x,y).F(x,y)” zu verstehen? Aber hier lässt sich eine Regel geben; und zwar brauchen wir eine, die uns in der Zahlenreihe beliebig weiterführt. Z.B. die (E3 x,y).F(x,y) = (Ex,y,z): F(x,y) & F(x,z) & F(y,z) (E4 x,y).F(x,y) = (Ex,y,z,u): F(x,y) & F(x,z) & … es folgen die Kombinationen zu zwei Elementen. U.s.f.. Es könnte aber auch definiert werden: (E3 x,y).F(x,y) = (Ex,y,z).F(x,y) & F(y,x) & F(x,z) & F(z,x) & F(y,z) & F(z,y) u.s.f.. “(E3x).F(x,y)” entspräche etwa dem Satz der Wortsprache “F(x,y) wird von 3 Dingen befriedigt” und auch dieser Satz bedürfte einer Erklärung um eindeutig zu werden. Soll ich sagen, dass in den // in diesen // verschiedenen Fällen das Zeichen “3” eine andere // verschiedene // Bedeutung hat? Drückt nicht vielmehr das Zeichen “3” das aus, was den verschiedenen Interpretationen gemeinsam ist? Warum hätte ich es sonst gewählt. Es gelten ja auch die gleichen Regeln von dem Zeichen “3” in dieser wie // und // in jener Verwendung // in di jedem dieser Zusammenhänge // . Es ist nach wie vor durch 2 + 1 zu ersetzen; etc.. Allerdings aber ist ein Satz nach dem Vorbild von é!! & é!!! C é!!!!! nun keine Tautologie. Zwei Menschen, die miteinander in Frieden leben und drei weitere Menschen, die miteinander in Frieden leben geben nicht fünf Menschen, die miteinander in Frieden leben. Aber das heisst nicht, dass nun 2 + 3 nicht 4 5 ist. Vielmehr lässt sich die Addi- 587 tion nur nicht so anwenden.
Denn man könnte sagen: 2 Menschen, die … und 3 Menschen,
die … und von denen jeder mit jedem der ersten Gruppe in Frieden
lebt = 5 Menschen die …
Mit andern Worten die Zeichen von der Form (E1 x,y).F(x,y), (E2 x,y).F(x,y), etc. haben die Multiplizität der Kardinalzahlen, wie die Zeichen (Elx).fx, (E2x). fx, etc. und wie auch die Zeichen (é1x).fx, (é2x).fx, etc.. |
|
“Es gibt nur 4 rote Dinge, aber die bestehen nicht aus 2 und 2,
weil es keine Funktion gibt, die sie zu je zweien unter einen Hut
bringt”.
Das hiesse, den Satz 2 + 2 = 4 so auffassen: Wenn
auf einer Fläche 4 Kreise zu sehen sind, so haben je 2 von ihnen immer
eine bestimmte |
|
Man möchte sagen: 4 muss nicht immer aus 2 und
2 bestehen, aber es kann, wenn es wirklich aus Gruppen besteht, aus 2 und
2
617 588
wie aus 3 und 1,
etc., bestehen; aber nicht aus 2 und 1,
oder 3 und 2,
etc.; und so bereiten wir eben alles für
den Fall vor, dass 4 in Gruppen zerlegbar
ist.
Aber dann hat es eben die Arithmetik gar nicht mit der wirklichen
Zerlegung zu tun, sondern nur mit jener Möglichkeit der Zerlegung.
Die Behauptung könnte ja auch die sein,
dass von einer Gruppe von 4 Punkten auf dem Papier
immer je 2 durch einen Strich verbunden sind. //
Die Behauptung könnte ja auch die sein, dass,
wenn immer ich eine Gruppe von 4 Punkten auf einem Papier sehe, je 2 von
ihnen durch eine Klammer verbunden sind. //
Denke: wir gar an die Annahme, Oder: um je 2 solche Gruppen von 2 Punkten sei in der Welt immer ein Kreis gezogen. |
|
Dazu kommt nun, dass,
z.B., die
Aussage, dass in einem
weissen Viereck 2 schwarze Kreise zu sehen sind, nicht
die Form “(Ex,y).
etc.” hat.
Denn, gebe ich den Kreisen Namen, dann beziehen sich diese Namen gerade
auf die Orte der Kreise und ich kann nicht von ihnen sagen, sie seien
entweder in dem einen oder dem andern Viereck.
Ich kann wohl sagen: “in beiden Vierecken zusammen sind
4 Kreise”, aber das heisst nicht,
dass ich von jedem einzeln sagen kann,
dass er im einen oder andern Viereck
sei.
Denn der Satz “dieser Kreis ist i[j|n] diesem
Viereck”, ist im angenommenen Fall sinnlos. |
|
Was bedeutet nun der Satz “in den 2 Vierecken
zusammen sind 4 Kreise”?
Wie konstatiere ich das?
Indem ich die Zahlen in beiden addiere?
Die Zahl der Kreise in beiden Vierecken zusammen
bedeutet also dann das Resultate der Addition der
beiden Zahlen. –
Oder ist es etwa das Resultat einer besondern // eigenen // Zählung, die durch
beide Vierecke geht; oder die Zahl von Strichen, die ich erhalte, wenn
ich einen Strich einem Kreis zuordne, ob er nun in einem
oder im andern
618 589 Viereck
ist.
Man kann nämlich sagen: “jeder Strich ist entweder einem
Kreis |
|
|
Anders ist es, wenn man fragt: “wieviel Punkte sind
innerhalb der stark ausgezogenen Grenze?”
Denn hier kann ich sagen: es sind 7, in dem Sinne, in welchem in
den Kreisen 5 und 4 sind. |
|
Man könnte nun sagen: die Summe von 4 und 5 nenne ich die Zahl,
welche die unter den Begriff fx V Fx fallenden
Gegenstände haben, wenn (En4x).fx & (En5x).Fx
&
Ind. der Fall
ist.
Und zwar heisst das
(nun﹖) nicht, dass
die Summe von 4 und 5 nur in der Verbindung mit Sätzen von der Art
(E4x).fx
etc. verwendet werden darf, sondern es
heisst: Wenn Du die Summe von n
und m bilden willst, setze die Zahlen links von
“.C.” in die Form
(Enx).fx &
(Emx).Fx
etc. ein, und die
Zahl, die rechts stehen muss, um aus dem ganzen
Satz // Ausdruck // eine
Tautologie zu ma-
590 chen, ist die Summe von m und n.
Dies ist also eine Additionsmethode, und zwar eine
äusserst umständliche:.
|
|
Vergleiche: “Wasserstoff und Sauerstoff geben zusammen
Wasser” – “2 Punkte und 3 Punkte geben
zusammen 5 Punkte”. |
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Bestehen denn
z.B. 4 Punkte in meinem Gesichtsfeld,
die ich “als 4”, nicht “als 2 und 2
sehe”, aus 2 und 2?
Ja, was heisst das?
Soll es heissen, ob sie in irgendeinem Sinne
in Gruppen von je 2 Punkten geteilt waren?
Gewiss nicht.
(Denn dann müssten sie ja wohl auch in allen
andern denkbaren Weisen geteilt sein.)
Heisst es, dass sie sich in
Gruppen von 2 und 2 teilen lassen? also,
dass es Sinn hat, von solchen Gruppen
in den vieren zu reden? –
Jedenfalls entspricht doch das dem Satz “2 + 2 =
4”, dass ich nicht sagen kann, die
Gruppe der 4 Punkte, die ich gesehen habe, habe aus getrennten
Gruppen von 2 und 3 Punkten bestanden.
Jeder wird sagen: das ist unmöglich, denn
3 + 2 =
5.
(Und “unmöglich” heisst hier
“unsinnig”.) |
|
“Bestehen 4 Punkte aus 2 und 2” kann eine Frage nach
einer physikalischen oder optischen //
visuellen // Tatsache sein; dann ist es nicht die Frage
der Arithmetik.
Die arithmetische Frage könnte aber allerdings in der Form gestellt
werden: “Kann eine Gruppe von 4 Punkten
aus getrennten Gruppen von je 2 Punkten bestehen”.
|
|
“Angenommen, ich glaubte, es gäbe überhaupt nur eine Funktion und
die 4 Gegenstände, die sie befriedigen.
Später komme ich darauf, dass sie noch von einem
fünften Ding befriedigt wird; ist jetzt das Zeichen ‘4’
sinnlos geworden?” –
Ja, wenn im Kalkül die 4 nicht existiert, dann ist
‘4’ sinnlos. // Ja, wenn es im
Kalkül die 4 nicht gibt, dann ist
591
|
|
Wenn man sagt, es wäre möglich, mit Hilfe der Tautologie (En2x).fx & (En3x).Fx & Ind. .C. (En5x).fx V Fx. … A) zu addieren, so wäre das folgendermassen zu verstehen: Zuerst ist e[w|s] möglich, nach gewissen Regeln herauszufinden, dass (Enx).fx & (Enx).Fx & Ind. .C. (Enx,y):fx V Fx . & . fy V Fy tautologisch ist. (Enx).fx ist eine Abkürzung für (Ex).fx & non (Ex,y). fx & fy. Ich werde ferner Tautologien der Art A zur Abkürzung so schreiben: (E') & (E') C (E') So geht also aus den Regeln hervor, dass (E'x) & (E'x) C (E'x,y), (E'x,y) & (E'x) C (E'x,y,z) und andere Tautologien. Ich schreibe “und an[r|d]ere” und nicht “u.s.w. ad inf.), weil man mit diesem Begriff noch |
|
Als die Zahlen im Dezimalsystem hingeschrieben waren, gab es Regeln,
nämlich die der Addition für je zwei Zahlen von 0 bis 9, und die
reichten mir, entsprechend angewandt, für Additionen aller Zahlen
aus.
Welche Regel entspricht nun diesen Elementarregeln?
Es ist offenbar, dass wir uns in einer Rechnung
wie t weniger Regeln merken
brauchen als in
17 + 28.
Ja, wohl nur eine allgemeine und gar keine der Art
3 + 2 =
5.
Im Gegenteil, wie[i|v]iel
3 + 2 ist, scheinen
wir jetzt ableiten, ausrechnen zu können.
|
|
Die Aufgabe ist 2 + 3 =
? und man schreibt
1,2,3,4,5,6,7
1,2;1,2,3 So rechnen Kinder tatsächlich, wenn sie “abzählen”. (Und dieser Kalkül muss so gut sein wie ein anderer.) 592 |
|
Es ist übrigens klar, dass das Problem, ob
5 + (4 + 3) =
(5 + 4) + 3 ist, sich so lösen
lässt:
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|
|
|
Es ist hier eine gute Mahnung – so seltsam sie klingt –:
treibe hier﹖ nicht Philosophie, sondern
Mathematik. 623 593 |
|
Unser Kalkül braucht überhaupt noch nichts von der Bildun[b|g]
einer Reihe ‘(E'x)’,
‘(E'x,y)’,
‘(E'x,y,z)’,
etc. zu wissen, sondern kann einfach
einige, etwa 3, dieser Zeichen einführen, ohne das
“u.s.w.”.
Wir können nun einen Kalkül mit einer endlichen Reihe von Zeichen
einführen, indem wir eine Reihenfolge gewisser Zeichen festsetzen,
etwan die der Buchstaben des Alphabets, und
schreiben:
(E'a) & (E'a) C (E'a,b) (E'a,b) & (E'a) C (E'a,b,c) (E'a,b) & (E'a,b) C (E'a,b,c,d) u.s.w. bis zum z. Die rechte Seite (rechts vom “C”) kann man dann aus der linken durch einen Kalkül der Art finden:
Dieser Kalkül ergäbe sich aus den Regeln zur Bildung der Tautologien als eine Vereinfachung. – Dieses Gesetz der Bildung eines Reihenstückes aus zwei andern vorausgesetzt, kann ich für das erste nun die Bezeichnung “Summe der beiden andern” einführen und also definieren: a + a≝ab a + ab≝abc u.s.w. bis z. Hätte man an einigen Beispielen die Regel des Kalküls B erklärt, so könnte man auch diese Definitionen als Spezialfälle einer allgemeinen Regel betrachten und nun Aufgaben stellen von der Art: “abc + ab = ?”. Es liegt nun nahe, die Tautologie s) (E'a,b) & (E'a,b) C (E'a,b,c,d) mit der Gleichung t) ab + ab = abcd zu verwechseln. – Aber diese ist eine Ersetzungsregel, jene ist keine Regel, sondern eben eine Tautologie. Das Zeichen “C” in s entspricht in keiner Weise dem “ = ” in t. Man vergisst, dass das Zeichen “C” in s ja nicht sagt, dass die 624 594 beiden
Zeichen rechts und links von ihm eine Tautologie ergeben.
Dagegen könnte man einen Kalkül konstruieren, in welchem die Gleichung x + y = z als eine Transformation erhalten wird (aus﹖) der Gleichung: u) (E'x) & (E'y) C (E'z) = Taut.. So, dass ich also sozusagen z = x + y erhalte, wenn ich z aus der Gleichung u herausrechne. |
|
Wie tritt der Begriff der Summe in diese
Ueberlegungen ein? –
Im ursprünglichen Kalkül, der
(etwa) feststellt, dass
die Form (E'x) & (E'y) C
(E'z) v)
(
z.B.﹖)
tautologisch wird für x = ij, y = i und
z = ijk, ist von
Summierung nicht die Rede. –
Dann bringen wir ein Zahlensystem in den Kalkül (etwa das System
a b c d … z).
Und endlich definieren wir die Summe zweier Zahlen als diejenige Zahl
z, welche die Gleichung u löst. |
|
(Wenn wir statt “(E'x) &
(E'x) C (E'x,y)”
schrieben: “(E'x) &
(E'x) C (E'x + x)”, so hätte
das keinen Sinn; es sei denn, dass die Notation von
vornherein nicht I) “(E'x)
etc.”, “(E'x,y)
etc.”, (E'x,y
“(E'x,y,z) etc.” lautet, sondern: ⌊K)⌋ “(E'x) etc.”, “(E x + x) etc.”, “(E x + x + x) etc.”. Denn warum sollten wir plötzlich statt “(E'x,y) & (E'x) C (E'x,y,z)” schreiben: “(E'x,y) & (E'x) C (E'xy + x)”? das wäre nur eine Verwirrung der Notation. – Nun sagt man: Es vereinfacht doch das Hinschreiben der Tautologie sehr, wenn man in der rechten Klammer gleich die Ausdrükke der beiden linken hinschreiben kann. Aber diese Schreibweise ist ja noch gar nicht erklärt; ich weiss ja nicht, was (E'xy + z) bedeutet, dass nämlich (E'xy + x) = (E'x,y,z) ist. Wenn man aber von vornherein die Notation “(E'x)”, “(E'x + x)”, 625 595
“(E'x + x +
x)”, so hätte
vorerst nur der Ausdruck “(E'x + x + x
+ x)” Sinn, aber nicht
“(E'(x + x) + (x + x))”.
Die Notation K ist auf [E|e]iner Stufe mit // im gleichen Fall wie // I. Dass // ob // sich in der Form v eine Tautologie ergibt, kann man etwa kurz durch das Ziehen von Verbindungslinien kalkulieren, also (E'x,y) & (E'x,y) C (E'x,y,z,u) und analog (E'x + x) & (E'x + x) C (E'x + x + x + x).22 Die Bögen // Verbindungslinien // entsprechen nur der Regel, die in jedem Fall für die Kontrolle der Tautologie gegeben sein muss. Von einer Addition ist hier noch keine Rede. Die tritt erst ein, wenn ich mich entschliesse – z.B. – statt “x, y, z, u” “xy + xy” zu schreiben, und zwar in Verbindung mit einem Kalkül, der nach Regeln die Ableitung einer Ersetzungsregel “xy + xy = xyzu” erlaubt. Addition liegt auch dann nicht vor, wenn ich in der Notation K schreibe “(E'x) & (E'x) C (E'x + x)”, sondern erst, wenn ich zwischen “x + x” und “(x) + (x)” unterscheide und schreibe: (x) + (x) = (x + x). |
|
Ich kann “die Summe von x und
y”
(“x + y”) als die
Zahl z definieren (oder:
“den Ausdruck” – wenn wir uns scheuen, das
Wort Zahl zu gebrauchen) – ich kann
“x + y” als die Zahl
z definieren, die den Ausdruck v tautologisch
macht; – man kann aber auch “x +
y”,
z.B., durch den Kalkül
B definieren (unabhängig von dem der
Tautologien) und nun die Gleichung (E'x) & (E'y) C
(E'x + y) =
Taut.
beweisen //
ableiten // . |
|
Eine Frage, die sich leicht einstellt, ist die: müssen wir die
Kardinalzahlen in Verbindung mit der Notation
596 (Ex,y, …). fx
& fy & … einführen?
Ist der Kalkül der Kardinalzahlen irgendwie an den mit den Zeichen
“(Ex,y …). fx & fy
…” gebunden?
Ist etwa der letztere die einzige, und vielleicht wesentlich einzige,
Anwendung der Kardinalzahlen // des
|
|
Uebrigens ist das Zahlzeichen, jetzt in einem
andern Sinne, nicht mit “E” verbunden:
insofern nämlich “(E3x) …” nicht in
“(E2 + 3
x) …” enthalten ist. //
|
|
Wenn wir von den, mittels “ = ” konstruierten
Funktionen (x = a V
x = b
etc.) absehen, so wird nach
Russells Theorie
628 597
5 = 1, wenn es keine Funktion gibt, die
nur von einem Argument, oder nur von 5 Argumenten
befriedigt wird.
Dieser Satz scheint natürlich auf den ersten Blick unsinnig; denn, wie
kann man dann sinnvoll sagen, dass es keine solchen
Funktionen gibt.
Russell
müsste sagen, dass man die
beiden Aussagen, dass es
Fünfer- und Einserfunktionen gibt, nur dann
getrennt machen kann, wenn wir in unserem Symbolismus eine
Fünfer- und eine Einserklasse haben.
Er könnte etwa sagen, dass seine Auffassung richtig
sei, weil ich, ohne das Paradigma der Klasse 5 im Symbolismus, gar nicht
sagen könne, eine Funktionen werde von 5 Argumenten befriedigt. –
D.h., dass aus der Existenz
des Satzes “(Ef):
(E'1x).fx” seine Wahrheit schon
hervorgeht. –
Man scheint also sagen zu können: schau' auf diesen
Satz, dann wirst Du sehen, dass er wahr ist.
Und in einem, für uns irrelevanten, Sinn ist das auch möglich:
Denken wir uns etwa auf die Wand eines Zimmers mit roter Farbe
geschrieben: “in diesem Zimmer befindet sich etwas
Rotes”.
Dieses Problem hängt damit zusammen, dass ich in der hinweisenden Definition von dem Paradigma (Muster) nichts aussage, sondern nur mit seiner Hilfe Aussagen mache; dass es zum Symbolismus gehört und nicht einer der Gegenstände ist, auf den ich ihn auf anwende // auf den ich den Symbolismus anwende // . Ist z.B. “1 Fuss” definiert als die Länge eines bestimmten Stabes in meinem Zimmer, und ich würde etwa statt “diese Tür ist 6 Fuss hoch” sagen: “diese Tür hat sechsmal diese Länge (wobei ich auf den Einheitsstab zeige)”, – dann könnte man nicht (etwa) sagen: “der Satz ‘es gibt einen Gegenstand von 1 Fuss Länge’ beweist sich selbst, denn ich könnte diesen Satz gar nicht aussprechen, wenn es keinen Gegenstand von dieser Länge gäbe”; denn vom Einheitsstab kann ich nicht aussagen, dass er 1 Fuss lang sei. (Wenn ich nämlich statt “1 Fuss” das Zeichen “diese Länge” einführe, so hiesse die Aussage, dass der Einheitsstab die Länge 1 Fuss hat: “dieser Stab hat diese Länge (wobei ich beide Male auf den gleichen Stab zeige).) So kann man von der Gruppe der Striche, welche etwa als Paradigma der 3 629 598
steht nicht sagen, es bestehe aus 3 Strichen.
“Wenn jener Satz nicht wahr ist, so gibt es diesen Satz gar nicht” – das heisst: “wenn es diesen Satz nicht gibt, so gibt es ihn nicht”. Und ein Satz kann das Paradigma im andern niemals beschreiben, sonst ist es eben nicht Paradigma. Wenn die Länge des Einheitsstabes durch die Längenangabe “1 Fuss” beschrieben werden kann, dann ist er nicht das Paradigma der Längeneinheit, denn sonst müsste jede Längenangabe mit seiner Hilfe gemacht werden. |
|
Ein Satz, “non.neg(Ef):(E'x).fx”
muss, wenn wir ihm überhaupt einen
Sinn/geben, von der Art
dessen // des Satzes
// sein: “es gibt keinen Kreis auf dieser
Fläche, der nur einen schwarzen Fleck
enthält”.
(Ich meine: er muss einen ähnlich
[/|b]estimmten Sinn haben; und nicht
vague bleiben, wie er in der
Russell'schen
Logik [i|u]nd in meiner der Abhandlung
wäre.)
Wenn nun aus den Sätzen “non.neg(Ef):(E'x).fx” und … R) und “non.neg(Ef) :(E'x,y). fx & fy … S) folgt, dass 1 = 2 ist, so ist hier mit “1” und “2” nicht das gemeint, was wir sonst damit meinen, dann die Sätze R und S würden in der Wortsprache lauten: “es gibt keine Funktion, die nur von einem Ding befriedigt wird” und “es gibt keine Funktion, die nur von 2 Dingen befriedigt wird”. Und dies sind nach den Regeln unserer Sprache Sätze mit verschiedenem Sinn. |
|
Man ist versucht zu sagen: “Um
‘(Ex,y).fx & fy’
ausdrücken zu können //
auszudrücken // , brauchen wir 2 Zeichen
‘x’ und
‘y’.”
Aber das heisst nichts.
Was wir dazu brauchen, ist vielleicht Papier und
Feder; und der Satz so wenig, wie: “um
‘p’ auszudrücken, brauchen
wir ‘p’”. // Was wir dazu brauchen, sind, etwa, die
599 Schreibutensilien, nicht die
Bestandteile des Satzes. Ebensowenig
hiesse es, zu sagen: “Um
‘(Ex,y). fx & fy’ auszudrücken, brauchen wir das Zeichen
‘(Ex,y). fx & fy’.” // |
|
Wenn man s fragt: “was
heisst denn dann
‘5 + 7 =
12’ – was für ein Sinn oder Zweck bleibt denn noch
für diesen Ausdruck, nachdem man die Tautologien
etc.
aus dem arithmetischen Kalkül ausges[h|c]haltet // ausgeschlossen // hat, – so
ist die Antwort: Diese Gleichung ist eine Ersetzungsregel,
die sich auf bestimmte allgemeine Ersetzungsregeln, die Regeln der
Addition, stützt.
Der Inhalt von 5 + 7 =
12 ist (wenn einer es nicht wüsste)
genau das, was den Kindern Schwierigkeiten macht, wenn sie diesen Satz im
Rechenunterricht lernen. |
|
Keine Untersuchung der Begriffe, nur die Einsicht in den Zahlenkalkül
kann vermitteln, dass
3 + 2 = 5
ist.
Das ist es, was sich in uns auflehnt gegen den Gedanken,
dass
(E'3x).fx & (E'2x).gx & Ind. .C. (E'5x).fx V gx” der Satz 3 + 2 = 5 sein könnte. Denn das // dasjenige // , wodurch wir diesen // jenen // Ausdruck als Tautologie erkennen, kann ich selbst nicht aus einer Betrachtung von Begriffen ergeben, sondern muss aus dem Kalkül zu ersehen sein. Denn die Grammatik ist ein Kalkül. D.h., was im Tautologien[.|-]Kalkül noch ausser dem Zahlenkalkül da ist, rechtfertigt diesen nicht und ist, wenn wir uns für ihn interessieren, nur Beiwerk. |
|
Die Kinder lernen in der Schule wohl
2 × 2 = 4,
aber nicht 2 =
2. 600 |
|
|
Worin liegt der Unterschied zwischen der Zahlangabe über einen
Begriff // Zahlangabe, die sich auf einen Begriff
// und der Zahlangabe, die sich auf eine Variable
bezieht?
Die Erste ist ein Satz, der von dem Begriff handelt, die zweite eine
grammatische Regel die Variable betreffend.
Kann ich aber nicht eine Variable dadurch bestimmen, dass ich sage, ihre Werte sollen alle Gegenstände sein, die eine bestimmte Funktion befriedigen? – Dadurch bestimme ich ja die Variable nicht, ausser wenn ich weiss, welche Gegenstände die Funktion befriedigen, d.h. wenn mir diese Gegenstände auch auf andre Weise (etwa durch eine Liste) gegeben sind; und dann wird die Angabe der Funktion überflüssig. Wissen wir nicht, ob ein Gegenstand die Funktion befriedigt, so wissen wir nicht, ob er ein Wert der Variablen sein soll und die Grammatik der [F|V]ariablen ist dann in dieser Beziehung einfach nicht bestimmt // ausgesprochen // . |
|
Zahlangaben in der Mathematik
(z.B. “die Gleichung
x² = 1 hat 2
Wurzeln”) sind daher von ganz anderer Art, als
Zahlangaben ausserhalb der
601 Mathematik (“auf dem Tisch
liegen 2 Aepfel”.) |
|
Wenn man sagt, A B lasse 2 Permutationen zu, so klingt das, als
mache man eine allgemeine Aussage, analog der “in
dem Zimmer sind 2 Menschen”, wobei über die Menschen noch nichts
weiter gesagt ist und bekannt sein braucht.
Das ist aber im Falle A B nicht so.
Ich kann A B, B A nicht allgemeiner beschreiben und daher
kann der Satz, es seien 2 Permutationen möglich, nicht weniger sagen,
als, es sind die Permutationen A B und B A möglich.
Zu sagen, es sind 6 Permutationen von 3 Elementen möglich kann nicht
weniger,
d.h. etwas allgemeineres sagen, als das
Schema zeigt: ABC ACB BAC BCA CAB CBA Denn es ist unmöglich, die Zahl der möglichen Permutationen zu kennen, ohne diese selbst zu kennen. Und wäre das nicht so, so könnte die Kombinatorik nicht zu ihren allgemeinen Formeln kommen. Das Gesetz, welches wir in der Bildung der Permutationen erkennen, ist durch die Gleichung p = n! dargestellt. Ich glaube, in demselben Sinn, wie der Kreis durch die Kreisgleichung. – Ich kann freilich die Zahl 2 den Permutationen A B, B A zuordnen, sowie die 6 den ausgeführten Permutationen von A, B, C, aber das gibt mir nicht den Satz der Kombinationslehre. – Das was ich in A B, B A sehe, ist eine interne Relation, die sich daher nicht beschreiben lässt. D.h. das lässt sich nicht beschreiben, was diese Klasse von Permutationen komplett macht. – Zählen kann ich nur, was tatsächlich da ist, nicht die Möglichkeiten. Ich kann aber z.B. berechnen, wieviele Zeilen ein Mensch schreiben muss, wenn er in jede Zeile eine Permutation von 3 Elementen setzt und solange permutiert, bis er ohne Wiederholung nicht weiter kann. Und das heisst, er braucht 6 Zeilen, um auf diese Weise die Permutationen A B C, A C B etc. hinzuschreiben, denn dies sind eben “die Permutationen von A, B, C”. Es hat aber keinen Sinn zu sagen, 602 dies seien alle Permutationen von A B
C. |
|
Eine Kombinationsrechenmaschine ist denkbar ganz analog der
Russischen. |
|
Es ist klar, dass es eine mathematische Frage
gibt: “wieviele Permutationen von –
z.B. – 4 Elementen gibt es”, eine Frage
von genau derselben Art, wie die “wieviel ist
25 ×
18”.
Denn es gibt eine allgemeine Methode zur Lösung beider.
Aber die Frage gibt es auch nur mit Bezug auf diese Methode. |
|
Der Satz, es gibt 6 Permutationen von 3 Elementen, ist identisch mit
dem Permutationsschema und darum gibt es hier keinen Satz “es gibt
7 Permutationen von 3 Elementen”, denn dem entspricht kein
solches Schema. |
|
Man könnte die Zahl 6 in diesem Falle auch als eine andere Art von
Anzahl, die Permutationszahl von A, B, C auffassen.
Das Permutieren als eine andere Art des Zählens. |
|
Wenn man wissen will, was ein Satz bedeutet, so kann man immer fragen
“wie weiss ich das”.
Weiss ich, dass es 6
Permutationen von 3 Elementen gibt, auf die gleiche Weise wie,
dass 6 Personen im Zimmer sind?
Nein.
Darum ist jener Satz von anderer Art als
dieser. |
|
Man kann auch sagen, der Satz “es gibt 6 Permutationen von 3
Elementen” verhält sich genau so zum Satz “es sind 6
Leute im Zimmer”, wie der Satz
3 + 3 = 6, den
man auch in der Form “es gibt 6 Einheiten in
3 + 3”
aussprechen könnte.
Und wie ich in dem einen Fall die Reihen im Permutationsschema
zähle, so kann ich im andern die Striche in
603 |
|
Wie ich 4 × 3 =
12 durch das Schema beweisen kann:
|
|
Der Satz “die Relation R verbindet zwei Gegenstände
miteinaˇnder”, wenn das soviel
heissen soll, wie “R ist eine
zweistellige Relation” ist ein Satz der Grammatik.
604 |
|
|
Wie soll man nun den Satz auffassen “diese Hüte haben die
gleiche Grösse”, oder “diese Stäbe
haben die gleiche Länge”, oder “diese
Flecken haben die
gleiche Farbe”?
Soll man sie in der Form schreiben:
“(EL). La & Lb”? Aber wenn das in der gewöhnlichen Weise gemeint wird, also mit den gewöhnlichen Regeln gebraucht wird, so müsste es ja dann Sinn haben zu schreiben “(EL). La” also “der Fleck a hat eine Farbe”, “der Stab hat eine Länge”. Ich kann freilich “(EL). La & Lb” für “a und b sind gleichlang” schreiben, wenn ich nur weiss und berücksichtig[d|e], dass “(EL). La” sinnlos ist; aber dann wird die Notation irreführend und verwirrend. (⌊“⌋eine Länge haben”, “einen Vater haben”.) – Wir haben hier den Fall, den wir in der gewöhnlichen Sprache so oft so ausdrücken: “Wenn a die Län[f|g]e L hat, so hat b auch L”; aber hier hätte der Satz “a hat die Länge L” gar keinen Sinn, oder doch nicht als Aussage über a; und der Satz lautet richtiger “nennen wir die Länge von a ‘L’, so ist die Länge von b auch L” 605 und ‘L’ ist eben
hier wesentlich eine Variable.
Der Satz hat übrigens die Form eines Beispiels, eines Satzes, der als
Beispiel zum allgemeinen Satz dienen kann und man würde etwa auch
fortfahren // fortsetzen // :
“wenn
z.B. a 5
m lang
ist // die Länge 5
m hat // , so hat
b auch 5
m,
u.s.w.”. –
Zu sagen “die Stäbe a und b haben die gleiche
Länge” sagt nämlich gar nichts über die Länge jedes Stabes; denn
es sagt auch nicht, “dass jeder der beiden
eine Länge hat”.
Der Fall hat also gar keine Aehnlichkeit mit
dem: “A und B haben den gleichen Vater”
und “der Name des Vaters von A und B ist
‘N’”, wo ich einfach für die
allgemeine Bezeichnung den Eigennamen einsetze.
‘5
m’ ist aber d nicht
der Name der betreffenden Länge, von der zuerst nur gesagt
wurde, dass a und b sie beide
besässen.
Wenn es sich um Längen im Gesichtsfeld handelt, können wir zwar sagen,
die beiden Längen seien gleich, aber wir können sie im allgemeinen nicht
mit einer Zahl “benennen”. –
Der Satz “ist L die Länge von a, so hat auch
b die Länge L” schreibt seine Form nur als eine
von der Form // eines // des //
Beispiels // von der eines Beispiels //
derivierte (Form) hin.
Und man könnte den allgemeinen Satz auch wirklich durch eine
Anführung // Aufzählung
// von Beispielen mit einem
“u.s.w.”
ausdrücken.
Und es ist eine Wiederholung desselben Satzes, wenn ich sage:
“a und b sind gleichlang; ist die Länge von a
L, so ist die Länge von b auch L; ist a
5
m lang, so ist auch b 5
m lang, ist a
7
m, so ist b 7
m,
u.s.w.”.
Die dritte Fassung zeigt schon, dass in dem
Satz nicht das “und” zwischen zwei Formen steht, wie in
“(Ex). fx &
Fx”, so dass man auch
(Ex). fx”
und (Ex). Fx”
schreiben dürfte.
Nehmen wir als Beispiel auch den [D|S]atz “in den beiden Kisten sind gleichviel Aepfel”. Wenn man diesen Satz in der Form schreibt” es gibt 606 eine Zahl, die die
Aep Zahl der Aepfel in beiden
Kisten ist”, so kann man auch hier nicht die Form bilden:
“es gibt eine Zahl, die die Zahl der Aepfel
in dieser Kiste ist”, oder “die
Aepfel in dieser Kiste haben eine
Zahl”.
Schreibe ich:(Ex). fx. & . non (Ex,y). fx & fy . = . (En1x).fx . = . f1 etc., so könnte man den Satz “die Anzahl der Aepfel in den beiden Kisten ist die gleiche” schreiben: “(En). fn & Fn”. “(En). fn” aber wäre kein Satz. |
|
Will man den Satz “unter f und F fallen gleichviele
Gegenstände” in übersichtlicher Notation schreiben, so ist man
vor allem versucht, ihn in der Form
“fn
& Fn” zu schreiben.
Und [c|f]erner empfindet man das nicht
562 607 als
logisches Produkt von fn und Fn, so dass es also
auch Sinn hätte zu schreiben fn & F5 – sondern es ist
wesentlich, dass nach ‘f’ und
‘F’ der gleiche Buchstabe folgt und
fn &
Fn ist eine Abstraktion aus logischen Produkten
f4 & F4,
f5 & F5
etc., nicht selbst ein logisches
Produkt.
(Es würde also auch nicht aus fn & Fn fn folgen. ‘fn & Fn’ verhält sich vielmehr zu einem logischen Produkt ähnlich wie der Differenzialquot[t|i]ent zu einem Quotienten.) Es ist so wenig ein Logisches Produkt, wie die Photographie einer Familiengruppe eine Gruppe von Photographien ist. Darum kann uns also die Form “fn & Fn” irreführen und es wäre vielleicht eine Schreibweise der Art “
f1 & F1 & (En). fn & Fn = f1 & (En). fn & Fn f2 & F2 & (En). fn & Fn = f2 & (En). fn & Fn etc. ad inf.. Und überhaupt sind die Rechnungsregeln für (En). fn & Fn daraus abzuleiten, dass man schreiben kann: (En). fn & Fn = fo & Fo . V . f1 & F1 . V . f2 & F2 u.s.w. ad inf.. Es ist klar, dass dies keine logische Summe ist, da “u.s.w. ad inf.” kein Satz ist. Die Notation (En) fn & Fn ist aber auch nicht unmissverständlich; denn man könnte sich wundern, warum man hier statt fn & Fn nicht Gn sollte setzen können und dann sollte ja “(En). Gn” nichtssagend werden. Das klärt sich natürlich auf, wenn man ˇauf die Notation non.neg(Ex). fx für fo, (Ex). fx & non (Ex,y). fx & fy für f1, etc. zurückgeht, beziehungsweise auf (En0x). fx für fo (En1x). fx für f1, etc.. Denn dann ist zu unterscheiden zwischen (En1x). fx & (En1x). Fx und (En1x). fx & Fx. Und geht man auf (En (En). fn & Fn über, so bedeutet das (En):(Ennx). fx & (Ennx). Fx (welches nicht nichtssagend ist) und nicht (En) :(Ennx). fx & Fx, welches nichtssagend ist. 563 608 |
|
Die Worte “gleichzahlig”,
“längen⌊g⌋leich”,
“gleichfärbig”,
etc. haben ähnliche
aber verschiedene Grammatik. // aber nicht die
gleiche Grammatik. // –
In allen Fällen liegt die Auffassung des Satzes als eine endlose
logische Summe nahe, deren Glieder die Form
fn &
Fn haben.
Ausserdem hat jedes dieser Worte mehrere verschiedene
Bedeutungen,
d.h., könnte selbst wieder durch
mehrere Wörter mit verschiedener Grammatik ersetzt werden.
Denn “gleichzahlig” heisst etwas
anderes, wenn es auf Striche angewandt wird, die gleichzeitig im
Gesichtsraum sind, als wenn es sich auf die Aepfel
in zwei Kisten bezieht; und “gleichlang” auf den // im // Gesichtsraum angewandt ist
verschieden von “gleichlang” im
euklidischen Raum; und die Bedeutung von
“gleichfärbig” hängt von dem Kriterium ab, das wir für
die Gleichfärbigkeit annehmen. |
|
Wenn es sich um Flecke im
Gesichtsraum handelt, die wir zu gleicher Zeit sehen, so hat das Wort
“gleichlang” verschiedene Bedeutung, je nachdem die
Strecken unmittelbar angrenzend oder von einander entfernt sind.
In der Wortsprache hilft man sich da oft // häufig
// mit dem W[r|o]rt “es
scheint”. |
|
Die Gleichzahligkeit, wenn es sich um eine Anzahl von Strichen handelt,
“die man übersehen kann”, ist eine andere, als
die, welche nur durch Zählen der Striche festgestellt werden
kann.
564 609 |
|
Im Fall der Längengleichheit im
euklidischen Raum mag man sagen, sie
bestehe darin, dass beide Strecken die gleiche Zahl
von
cm messen, beide 5
cm, beide 10
cm,
etc..
Wenn es sich aber um die Längengleichheit zweier Strecken im
Gesichtsraum handelt, so gibt es hier nicht eine Länge L die beide
haben. |
|
Man möchte sagen: zwei Stäbe müssen immer entweder gleichlang
oder verschieden lang sein.
Aber was heisst das?
Es ist natürlich eine Regel der Ausdrucksweise.
“In den zwei Kisten müssen entweder gleichviel
Aepfel oder verschiedene Anzahlen
sein”.
Das Anlegen zweier Masstäbe an je eine Strecke
soll die Methode sein, wie ich herausfinde, ob die beiden Strecken
gleichlang sind: sind sie aber gleich lang, wenn die beiden
Masstäbe gerade ˇnicht angelegt
sind?
Wir würden in diesem Fall sagen, wir
[mü|wi]ssen nicht, ob
die beiden während dieser Zeit gleich oder verschieden lang sind.
Aber man könnte auch sagen, sie haben während dieser Zeit keine Längen,
oder etwa keine numerischen Längen. |
|
Aehnliches, wenn auch nicht das Gleiche, gilt von
der Zahlengleichheit. |
|
Es gibt hier die Erfahrung, dass wir eine Anzahl
Punkte sehen, deren Anzahl wir nicht unmittelbar sehen können, die
wir aber während des Zählens überblicken können, so
dass es Sinn hat zu sagen, sie haben sich während
des Zählens nicht verändert.
Anderseits aber gibt es auch den Fall einer Gruppe von Körpern // Gegenständen // oder Flecken, die
wir nicht übersehen können, während wir sie zählen, so
dass es hier das frühere Kriterium,
ˇ dafür, dass die Gruppe sich während des
Zählens nicht verändert, nicht gibt. 610 |
|
Russells Erklärung der
Gleichzahligkeit ist aus verschiedenen Gründen ungenügend.
Aber die Wahrheit ist, dass man in der Mathematik
keine solche Erklärung der Gleichzahligkeit braucht.
Hier ist überhaupt alles falsch aufgezäumt.
Was uns verführt die Russell'sche, oder Frege'sche, Erklärung anzunehmen, ist der Gedanke, zwei Klassen von Gegenständen (Aepfeln in zwei Kisten) seien gleichzahlig, wenn man sie einander 1 zu 1 zuordnen könne. Man denkt sich die Zuordnung als eine Kontrolle der Gleichzahligkeit. Und hier macht man in Gedanken wohl noch eine Unterscheidung zwischen Zuordnung und Verbindung durch eine Relation; und zwar wird die Zuordnung zur Verbindung, was die “geometrische Gerade” zu einer wirklichen ist, eine Art idealer Verbindung; einer Verbindung, die quasi von der Logik vorgezeichnet ist und durch die Wirklichkeit nun nachgezogen werden kann. Es ist die Möglichkeit, aufgefasst als eine schattenhafte Wirklichkeit. Dies hängt dann wieder mit der Auffassung von “(Ex). fx” als Ausdruck der Möglichkeit von fx zusammen. “f und F sind gleichzahlig” (ich werde dies schreiben “S(f,F)”, oder auch einfach “S”) soll ja aus “f5 & F5” folgen; aber aus f5 & F5 folgt nicht, dass f und F durch eine 1–1 Relation R verbunden sind (dies werde ich “P(f,F)” oder “P” schreiben). Man hilft sich, indem man sagt, es bestehe dann eine Relation der Art 566 611
“x = a & y = b . V . x = c
& y = d . V .
u.s.w.”. Aber, erstens, warum definiert man dann nicht gleich S als das Bestehen einer solchen Relation. Und wenn man darauf an[f|t]wortet, diese Definition // Erklärung // würde die Gleichzahligkeit bei unendlichen Anzahlen nicht einschliessen, so ist zu sagen, dass dies nur auf eine Frage der “Eleganz” hinausläuft, da ich letzten Endes für endliche Zahlen meine Zuflucht doch zu den “extensiven” Beziehungen nehmen müsste. Aber diese führen uns auch zu nichts; denn, zu sagen, zwischen f und F bestehe eine Beziehung – z.B. – der Form x = a & y = b . V . x = c & y = d sagt nichts andres, als (Ex,y). fx & fy . & . non (Ex,y,z). fx & fy & fz : & : : & : (Ex,y). Fx & Fy . & . non (Ex,y,z). Fx & Fy & Fz . (Was ich in der Form schreibe (En2x). fx &
(En2x).
Fx .
Und, zu sagen, zwischen f und F bestehe eine der
Beziehungenx = a & y = b ; x = a & y = [b|d] . V . x = c & y = d ; etc. etc., heisst nichts andres als, es bestehe eine der Tatsachen f1 & F1 ; f2 & F2; etc. etc. Nun hilft man sich mit der grösseren Allgemeinheit, indem man sagt, zwischen f und F bestehe irgend eine 1–1 Relation und vergisst, dass man dann doch für die
In dem Sinne von S also, in welchem S aus f5 & F5 folgt, wird es durch die Russell'sche Erklärung nicht erklärt. Vielmehr braucht man da eine Reihe von Erklärungen
fo & S =
fo & Fo =
Fo & S
Dagegen wird P als Kriterium der Gleichzahligkeit gebraucht und kann
natürlich in einem andern Sinne von S auch
S gleichge-
f1 & S = f1 & F1 = F1 & S …A etc. ad inf. 612 setzt werden.
(Und man kann dann nur sagen: Wenn in Deiner // einer // Notation
S = P
ist, dann bedeutet S nichts andres als
P.)
Es folgt zwar nicht P aus f5 & F5, wohl aber f5 & F5 aus P & f5. P
& f5 = P & f5 & F5 = P &
F5
u.s.w..
Also kann man schreiben:
P &
fo = P & fo &
Fo = P & fo &
S P & f1 = P & f1 & F1 = P & f1 & S … B P & f2 = P & f2 & F2 = P & f2 & S u.s.w. ad inf.. Und dies kann man dadurch ausdrücken, dass man sagt, die Gleichzahligkeit folge aus P. Und man kann auch die Regel geben P & S = P, die mit den Regeln, oder der Regel, B und der Regel A übereinstimmt. |
|
Die Regel “aus P folgt S” also
P & S
= P könnte man auch ganz gut weglassen: die Regel
B tut denselben Dienst.
Schreibt man S in der Form fo & Fo . V . f1 & F1 . V . f2 & F2 . V . . V . … ad inf., so kann man mit grammatischen Regeln, die der gewohnten Sprache entsprechen, leicht P & S = P ableiten. Denn (fo & Fo . V . f1 & F1 etc. ad inf.) & P = fo & Fo & P . V . f1 & F1 & P . V . . V . etc. ad inf. = fo & P . V . f1 & P . V . f2 & P . V . etc. ad inf. = = P & (fo V f1 V f2 V etc. ad inf.) = P . Der Satz “fo V f1 V f2 V etc. ad inf.” muss als Tautologie behandelt werden. |
| 613 net ist.
Zwischen solchen Reihen kann m dann nur von
einseitiger oder gegenseitiger Iklusion
Inklusion // Einschliessung
// die Rede sein.
Und diese hat eigentlich mit besondern Zahlen so wenig zu tun, wie die
Längengleichheit oder Ungleichheit im Gesichtsraum mit
Masszahlen.
Die Verbindung mit den Zahlen kann gemacht werden,
muss aber nicht gemacht werden.
Wird die Verbindung mit der Zahlenreihe gemacht, so wird die Beziehung
der gegenseitigen Inklusion oder Längengleichheit der Reihen zur
Beziehung der Z[ä|a]hlengleichheit.
Aber nun folgt nicht nur F5 aus P & f5 sondern auch
P aus
f5 &
F5.
Das heisst, hier ist
S =
P. 614 |
|
|
|
Wie kann es in der Mathematik Vermutungen geben?
Oder vielmehr: Welcher Natur ist das, was in der
Mathematik wie eine Vermutung aussieht?
Wenn icha also etwa Vermutungen über die Verteilung der Primzahlen
anstelle.
Ich könnte mir z.B. denken, dass jemand in meiner Gegenwart Primzahlen der Reihe nach hinschriebe, ich wüsste nicht, dass es die Primzahlen sind – ich könnte etwa glauben, es seien Zahlen, wie sie ihm eben einfielen – und nun versuchte ich irgendein Gesetz in ihen ihnen zu finden. Ich könnte nun geradezu eine Hypothese über diese Zahlenfolge aufstellen, wie über jede andere, die ein physikalisches Experiment ergibt. In welchem Sinne habe ich nun hiedurch eine Hypothese über die Verteilung der Primzahlen aufgestellt? 616 |
|
Man könnte sagen, eine Hypothese in der Mathematik hat den Wert,
dass sie die Gedanken an einen bestimmten Gegenstand
– ich meine ein bestimmtes Gebiet – heftet und man könnte
sagen “wir werden gewiss etwas
Interessantes über diese Dinge herausfinden”. |
|
Das Unglück ist, dass unsere Sprache so
grundverschiedene Dinge mit h jedem der Worte
“Frage”, “Problem”,
“Untersuchung”, “Entdeckung”
bezeichnet.
Ebenso h mit den Worten
“Schluss”, “Satz”,
“Beweis”. |
|
Es frägt sich wieder, welche Art der Verifikation lasse ich für meine
Hypothese gelten?
Oder kann ich vorläufig – faute de mieux – die
empirische gelten lassen, solange ich noch keinen “strengen
Beweis” habe?
Nein.
Solange ein solcher Beweis nicht besteht, besteht gar keine
Verbindung zwischen meiner Hypothese und dem
“Begriff” der Primzahl. |
|
Erst der sogenannte Beweis verbindet die Hypothese überhaupt mit den
Primzahlen als solchen.
Und das zeigt sich daran, dass – wie gesagt
– bis dahin die Hypothese als eine rein physikalische
aufgefasst werden kann. –
Ist andererseits der Beweis geliefert, so beweist er gar nicht, was
vermutet worden war, denn in die Unendlichkeit hinein kann ich nicht
vermuten.
Ich kann nur vermuten, was bestätigt werden kann, aber durch die
Erfahrung kann nur eine endliche Zahl von Vermutungen bestätigt werden,
und den Beweis kann man nicht vermuten, solange man ihn nicht hat, und
ˇdann auch nicht. |
|
Angenommen, es hätte Einer den
pythagoräischen Lehrsatz zwar nicht
bewiesen, wäre aber durch Messungen der Katheten und
Hypothenusen zur “Vermutung” dieses
Satzes geführt worden.
Und nun fände er den Beweis und sagt, er habe nun bewiesen, was er
früher vermutet hatte: so ist doch we-
617 nigstens das eine merkwürdige Frage:
An welchem Punkt des Beweises kommt denn nun das heraus, was er
früher durch die einzelnen Versuche bestätigt fand? denn der
Beweis ist doch wesensverschieden von der früheren Methode. –
Wo berühren sich diese Methoden, da sie angeblich in irgendeinem Sinne
das Gleiche ergeben?
D.h.: Wenn der Beweis und die Versuche
nur verschiedene Ansichten Desselben (derselben
Allgemeinheit) sind.
(Ich sagte “aus der gleichen Quelle fliesst nur Eines” und man könnte sagen, es wäre doch zu sonderbar, wenn aus so verschiedenen Quellen dasselbe fliessen sollte. Der Gedanke, dass aus verschiedenen Quellen dasselbe fliessen kann ist und von der Physik, d.h. von den Hypothesen so geläufig // vertraut // . Dort schliessen wir immer von Symptomen auf die Krankheiten und wissen, dass die verschiedensten Symptome, Symptome Desselben sein können.) |
|
Wie konnte man nach der Statistik das vermuten, was dann der
Beweis zeigte? |
|
Wo soll aus dem Beweis dieselbe Allgemeinheit hervorspringen, die die
früheren Versuche wahrscheinlich machten? |
|
Ich hatte die Allgemeinheit vermutet, ohne den Beweis zu vermuten
(nehme ich an) und nun beweist der Beweis gerade die
Allgemeinheit, die ich vermutete!? |
|
Angenommen, jemand untersuchte gerade [G|Z]ahlen auf das
Stimmen des Goldbach'schen Satzes hin.
Er würde nun die Vermutung aussprechen – und die
lässt sich aussprechen –
dass, wenn er mit dieser Untersuchung fortfährt,
er solange er lebt keinen widersprechenden Fall antreffen werde.
618
Angenommen, es werde nun ein Beweis des Satzes gefunden, – beweist
der dann auch die Vermutung des Mannes?
Wie ist das möglich? |
|
Nichts ist verhängnisvoller für das philosophische Verständnis,
als die Auffassung von Beweis und Erfahrung als zweier verschiedener,
also doch vergleichbarer Verifikationsmethoden. |
|
Welcher Art war Scheffers Entdeckung, dass
p . V .
q und non-p sich
durch p/q ausdrücken
lassen? –
Man hatte keine Methode, nach p/q zu
suchen und wenn man heute eine fände, so könnte das keinen
Unterschied machen.
Was war es, was wir vor der Entdeckung nicht wussten? (Es war nichts, was wir nicht wussten, sondern etwas, was wir nicht kannten.) Das sieht man sehr deutlich, wenn man sich den Einspruch erhoben denkt, p/p sei gar nicht das, was non-p sagt. Die Antwort ist natürlich, dass es sich nur darum handelt, dass das System p/q etc. die nötige Multiplizität hat. Scheffers hat also ein symbolisches System gefunden, das die nötige Multiplizität hat. Ist es ein Suchen, wenn ich das System Scheffers nicht kenne und sage, ich möchte ein System mit nur einer logischen Konstanten konstruieren. Nein! Die Systeme sind ja nicht in einem Raum, so dass ich sagen könnte: Es gibt Systeme mit 3 und 2 logischen Konstanten und nun suche ich die Zahl der Konstanten in der selben Weise zu vermindern. Es gibt hier keine selbe Weise. |
|
/ Wenn auf die
Lösung – etwa – des
Fermat'schen
Problems Preise ausge-
619 setzt sind, so könnte man mir vorhalten:
Wie kannst Du behaupten //
sagen // , dass es dieses Problem nicht
gebe; wenn Preise auf die Lösung ausgesetzt sind, so
muss es das Problem wohl geben.
Ich müsste sagen:
Gewiss, nur missverstehen
die, die darüber reden, die Grammatik des Wortes
“mathematisches Problem” und des Wortes
“Lösung”.
Der Preis ist eigentlich auf die Lösung einer naturwissenschaftlichen
Aufgabe gesetzt; (gleichsam)
[q|a]uf das
Aeussere der Lösung
(darum spricht man
z.B. auch von einer
Riemann'schen
Hypothese).
Die Bedingungen der Aufgabe sind äusserliche; und
wenn die Aufgabe gelöst ist, so entspricht, was geschehen ist,
der gestellten Aufgabe // der Stellung der
Aufgabe // , wie die Lösung einer physikalischen Aufgabe
dieser Aufgabe. |
|
Wäre die Aufgabe, eine Konstruktion des regelmässigen
Fünfecks zu finden, so ist die Konstruktion in dieser Aufgabestellung
durch das physikalische Merkmal charakterisiert,
dass sie tatsächlich ein durch Messung
definiertes regelmässiges Fünfeck
liefern⌊/⌋soll.
Denn den Begriff der konstruktiven Fünfteilung (oder
des konstruktiven Fünfecks) haben wir ja noch gar
nicht. // erhalten wir ja erst durch die
Konstruktion. // |
|
Ebenso im Fermat'schen Satz haben wir ein empirisches Gebilde, das wir als
Hypothese deuten, also – natürlich – nicht als Ende
einer Konstruktion.
Die Aufgabe fragt also, in gewissem Sinne, nach etwas Anderem, als
was die Lösung gibt./
|
|
/ Natürlich steht auch der
Beweis des Gegenteils des
[G|F]ermat'schen Satzes,
z.B., – im gleichen
Verhältnis zur Aufgabe, wie der Beweis des Satzes.
(Beweis der Unmöglichkeit einer
Konstruktion.)/ 620 |
|
Sofern man die Unmöglichkeit der 3-Teilung als eine physische
Unmöglichkeit darstellen kann, indem man
z.B. sagt: “versuch' nicht,
den Winkel in 3 gleiche Teile zu teilen, es ist
hoffnungslos!”, insofern beweist der
“Beweis der Unmöglichkeit” diese
nicht.
Dass es hoffnungslos ist, die
Teilung zu versuchen, das hängt mit physikalischen
Tatsachen zusammen. |
|
Denken wir uns, jemand stellte sich folgendes // dieses // Problem: Es
ist ein Spiel zu erfinden: das Spiel soll auf einem Schachbrett
gespielt werden; jeder Spieler soll 8 Steine haben; von den
weissen Steinen sollen 2 (die
“Konsulen”), die an den Enden der Anfangsposition
stehen, durch die Regeln irgendwie ausgezeichnet sein; sie sollen
eine grössere Bewegungsfreiheit haben als die
andern; von den schwarzen Steinen soll einer (der
“Feldherr” ein ausgezeichneter sein; ein
weisser Stein nimmt einen schwarzen (und
umgekehrt), indem er sich an dessen Stelle setzt; das ganze Spiel
soll eine gewisse Analogie mit den Punischen Kriegen
haben.
Das sind die Bedingungen, denen das Spiel zu genügen hat. –
Das ist gewiss eine Aufgabe, und eine Aufgabe ganz
andrer Art, als die, herauszufinden, wie Weiss im
Schachspiel unter gewissen Bedingungen gewinnen könne. –
Denken wir uns nun aber die Frage // das
Problem // : “Wie kann
Weiss in unserm // dem
// Kriegsspiel, dessen Regeln wir noch nicht genau
kennen, in 20 Zügen gewinnen?” –
Dieses Problem wäre ganz analog den Problemen der Mathematik
(nicht ihren Rechenaufgaben). |
|
Was versteckt ist, muss gefunden werden
können.
(Versteckter Widerspruch.) 621 |
|
Was versteckt ist, muss sich auch, ehe es gefunden
wurde, ganz beschreiben lassen, als wäre es
(schon﹖) gefunden. |
|
Wenn man sagt, der Gegenstand ist so versteckt, dass
es unmöglich ist, ihn zu finden, so hat das guten Sinn und die
Unmöglichkeit ist hier natürlich keine logische;
d.h., es hat Sinn, von dem Finden des
Gegenstandes zu reden und auch, es zu beschreiben; und wir leugnen
nur, dass das // es
// geschehen wird. |
|
Man könnte so sagen: Wenn ich etwas suche – ich meine,
den Nordpol, oder ein Haus in London – so kann ich das, was
ich suche, vollständig beschreiben, ehe ich es gefunden
habe (oder gefunden habe, dass es nicht da
ist) und diese Beschreibung wird in jedem Fall logisch einwandfrei
sein.
Während ich im Falle des “Suchens” in der
Mathematik, wo es nicht in einem System geschieht, das was
ich suche, nicht beschreiben kann, oder nur scheinbar; denn, könnte
ich es in allen Einzelheiten beschreiben, so hätte ich
es eben schon, und ehe es vollständig beschrieben ist,
kann ich nicht sicher sein, ob das was ich suche, logisch
einwandfrei ist, sich also überhaupt beschreiben
lässt;
d.h. diese unvollkommene
Beschreibung lässt gerade das aus, was notwendig
wäre, damit etwas gesucht werden könnte.
Sie ist also nur eine Scheinbeschreibung des
“Gesuchten”.
Irregeführt wird man hier leicht durch die Rechtmässigkeit einer unvollkommenen Beschreibung im Falle des Suchens eines wirklichen Gegenstandes, und hier spielt wieder eine Unklarheit über die Begriffe ‘Beschreibung’ und ‘Gegenstand’ hinein. Wenn man sagt, ich gehe auf den Nordpol und erwarte mir dort eine Flagge zu finden, so hiesse das in der Russell'schen Auffassung: ich erwarte mir Etwas (ein X) zu finden, das eine Flagge – etwa von dieser und die[w|s]er Farbe und Grösse – ist. Und es 622 scheint dann, als bezöge sich die Erwartung
(das Suchen[a|)] auch hier nur auf eine Beschreibung // indirekte Kenntnis
// und nicht auf den Gegenstand selbst, den ich erst
dann direkt // eigentlich // kenne
(knowledge by acquaintance), wenn ich ihn vor mir habe
(während ich früher // vorher
// nur indirekt mit ihm bekannt bin).
Aber das ist Unsinn.
Was immer ich dort wahrnehmen kann – soweit es eine Bestätigung
meiner Erwartung ist – kann ich auch schon vorher
beschreiben.
Und “beschreiben” heisst hier
nicht, etwas darüber aussagen, sondern es aussprechen,
d.h.: Was ich suche,
muss ich vollständig beschreiben
können. |
|
Die Frage ist: Kann man sagen, dass die
Mathematik heute gleichsam ausgezackt – oder ausgefranst – ist
und dass man sie deshalb wird abrunden
können.
Ich glaube, man kann das erstere nicht sagen, ebensowenig wie
man sagen kann, die Realität sei struppig, weil es 4 primäre
Farben, sieben Töne in einer Oktav, drei Dimensionen im Sehraum
etc. gäbe. |
|
Die Mathematik ⌊“⌋abrunden⌊”⌋ kann man so
wenig, wie man sagen kann “runden wir die vier primären Farben
auf fünf oder zehn ab”, oder “runden wir die acht Töne
einer Oktav auf zehn ab”. |
|
Vergleich zwischen einer mathematischen Expedition und einer
Polarexpedition.
Diesen Vergleich anzustellen hat Sinn und ist sehr nützlich.
|
|
Wie seltsam wäre es, wenn eine geographische Expedition nicht sicher
wüsste, ob sie ein Ziel, also auch ob sie überhaupt
einen Weg hat.
Das können wir uns nicht denken, es gibt Unsinn.
Aber in der mathematischen
623 Expedition verhält es sich
geradeso.
Also wird es vielleicht am besten sein, den Vergleich ganz fallen zu
lassen.
Es wäre wie eine Expedition, die des Raumes nicht ganz sicher wäre! |
|
Könnte man sagen, dass die arithmetischen oder
geometrischen Probleme immer so ausschauen, oder fälschlich so
aufgefasst werden können, als bezögen sie sich
auf Gegenstände im Raum, während sie sich auf den Raum selbst
beziehen? |
|
Raum nenne ich das, dessen man beim Suchen
gewiss sein kann. 624 |
|
|
Der bewiesene mathematische Satz hat in seiner Grammatik zur Wahrheit
hin ein Uebergewicht.
Ich kann, um den Satz von 25
× 25 = 625 zu verstehen, fragen: wie wird
dieser Satz bewiesen.
Aber ich kann nicht fragen: wie wird – oder würde –
sein Gegenteil bewiesen; denn es hat keinen Sinn, vom Beweis des
Gegenteils von 25 × 25
= 625 zu reden.
Will ich also eine Frage stellen, die von der Wahrheit des
Satzes unabhängig i[d|s]t, so muss ich
von der Kontrolle seiner Wahrheit, nicht von ihrem Beweis,
oder Gegenbeweis, reden.
Die Methode der Kontrolle entspricht dem, was man den Sinn des
mathematischen Satzes nennen kann.
Die Beschreibung dieser Methode ist allgemein und bezieht sich auf
ein System von Sätzen, etwa den Sätzen der Form
a × b =
c. |
|
Man kann nicht sagen: “ich werde ausrechnen,
dass es so ist”, sondern
“ob es so ist”.
Also, ob so, oder anders. |
|
Die Methode der Kontrolle der Wahrheit entspricht dem Sinn des
mathe-
625 matischen Satzes.
Kann von so einer Kontrolle nicht die Rede sein, dann bricht die
Analogie der “mathematischen Sätze” mit dem, was wir
sonst Satz nennen, zusammen.
So gibt es eine Kontrolle für die Sätze der Form
“(Ek)
|
|
Denken wir ◇◇◇ nun an die Frage: “hat die
Gleichung x² + ax
+ b = 0 eine reelle Lösung”.
Hier gibt es wieder eine Kontrolle und die Kontrolle scheidet zwischen
den Fällen (E …)
etc. und non.neg(E …)
etc..
Kann ich aber in demselben Sinne auch fragen und kontrollieren
“ob die Gleichung eine Lösung hat”? es sei denn,
dass ich diesen Fall wieder mit andern in ein System
bringe. |
|
(In Wirklichkeit konstruiert der “Beweis des Hauptsatzes der
Algebra” eine neue Art von Zahlen.) |
|
Gleichungen sind eine Art von Zahlen.
(D.h. sie können den Zahlen ähnlich
behandelt werden.) |
|
Der “Satz der Mathematik”, welcher durch eine Induktion
bewiesen ist –, so aber, dass man nach dieser
Induktion nicht in einem System von Kontrollen suchen // fragen // kann, – ist nicht
‘Satz’ in dem Sinne, in welchem
er es die Antwort auf eine mathematische Frage
ist.
“Jede Gleichung G hat eine Wurzel”. Und wie, wenn sie keine hat? können wir diesen Fall beschreiben, wie den, dass sie keine rationale Lösung di hat? Was ist das Kriterium dafür, dass eine Gleichung keine Lösung hat? Denn dieses Kriterium muss gegeben sein // werden // , wenn die mathematische Frage einen Sinn haben soll und wenn das, was die Form eines Existenzsatzes hat, “Satz” im Sinne der Antwort auf eine Frage 626 sein soll. // und wenn
der Existenzssatz Antwort auf eine Frage sein
soll. //
(Worin besteht die Beschreibung des Gegenteils; worauf stützt sie sich; auf welche Beispiele, und wie sind diese Beispiele mit einem besonderen Fall des bewiesenen Gegenteils verwandt? Diese Fragen [i|s]ind nicht etwa nebensächlich, sondern absolut wesentlich.) (Die Philosophie der Mathematik besteht in einer genauen Untersuchung der mathematischen Beweise – nicht darin, dass man die Mathematik mit einem Dunst umgibt.) |
|
Wenn in den Diskussionen über die Beweisbarkeit der mathematischen
Sätze gesagt wird, es gäbe wesentlich Sätze der Mathematik, deren
Wahrheit oder Falschheit unentschieden bleiben müsse, so
bedenken // wissen // , die es
sagen, nicht, dass solche Sätze, wenn wir
sie gebrauchen können und “Sätze” nennen wollen,
ganz andere Gebilde sind, als was sonst
“Satz” genannt wird: denn der Beweis ändert die
Grammatik des Satzes.
Man kann wohl ein und dasselbe Brett einmal als Windfahne,
ein andermal als Wegweiser verwenden; aber das feststehende nicht als
Windfahne und das bewegliche nicht als Wegweiser.
Wollte jemand sagen “es gibt auch bewegliche
Wegweiser”, so würde ich ihm antworten: “Du
willst wohl sagen, ‘es gibt auch bewegliche
Bretter’; und ich sage nicht,
dass das bewegliche Brett unmöglich irgendwie verwendet
werden kann, – nur nicht als Wegweiser”.
Das Wort “Satz”, wenn es hier überhaupt Bedeutung haben soll, ist äquivalent einem Kalkül und zwar jedenfalls den, in welchem p. V . non-p = Taut. ist (das “Gesetz des ausgeschlossenen Dritten” gilt). Soll es nicht gelten, so haben wir den Begriff des Satzes geändert. Aber wir 627 haben damit keine Entdeckung gemacht
(etwas gefunden, das ein Satz ist, und dem und dem Gesetz nicht
gehorcht); sondern eine neue Festsetzung getroffen, ein neues
Spiel angegeben. 628 |
|
|
Die Mathematiker verirren sich nur dann, wenn sie über Kalküle im
Allgemeinen reden wollen; und zwar darum, weil sie dann die besondern
Bestimmungen vergessen, die jedem besonderen Kalkül als
Grundelage
dienen // zu Grunde
liegen // . |
|
Der Grund, warum alle Philosophen der Mathematik fehlgehen, ist der,
dass man in der Logik nicht allgemeine
Dicta durch Beispiele begründen kann, wie in der
Naturgeschichte.
Sondern jeder besondere Fall hat die
|
|
Eine logische Fiktion gibt es nicht und darum kann man nicht mit
lo[t|g]ischen Fiktionen arbeiten; und
muss jedes Beispiel ganz ausführen. 629 |
|
In der Mathematik kann es nur mathematische Schwierigkeiten // troub[k|l]es // geben,
nicht philosophische. |
|
Der Philosoph notiert eigentlich nur das, was der Mathematiker
so﹖ gelegentlich über seine Tätigkeit
hinwirft. |
|
Der Philosoph kommt leicht in die Lage eines ungeschickten Direktors,
der, statt seine Arbeit zu tun und nur darauf zu schauen,
dass seine Angestellten ihre Arbeit richtig
machen, ihnen ihre Arbeit abnimmt und sich so eines Tages mit fremder
Arbeit überladen sieht, während die Angestellten zuschaun und ihn
kritisieren.
Besonders ist er geneigt, sich die Arbeit des Mathematikers aufzuhalsen. |
|
Wenn Du wissen willst, was der Ausdruck “Stetigkeit einer
Funktion” bedeutet, schau' den Beweis der Stetigkeit
an; der wird ja zeigen, was er beweist.
Aber sieh nicht das Resultat an, wie es in Prosa hingeschrieben // ausgedrückt // ist und auch nicht, wie es in
der Russell'schen
Not[q|a]tion lautet, die ja bloss
eine Uebersetzung des Prosaausdrucks ist;
sondern richte Deinen Blick dorthin, wo im Beweis noch gerechnet
wird.
Denn der Wortausdruck des angeblich bewiesenen Satzes ist meist
irreführend, denn er verschleiert das eigentliche Ziel des Beweises, das
in diesem mit voller Klarheit zu sehen ist. |
|
“Wird die Gleichung von irgend welchen Zahlen
befriedigt?”; “sie wird von Zahlen
befriedigt”; “sie wird von allen Zahlen (von keiner
Zahl) be-
630 friedigt”.
Hat Dein Kalkül Beweise? und welche? daraus erst wird man
den Sinn dieser Sätze und Fragen entnehmen können. |
|
Sage mir wie Du suchst und ich werde Dir sagen
was Du suchst. |
|
Wir werden uns zuerst fragen müssen: Ist der mathematische
Satz beie bewiesen? und
wie?
Denn der Beweis gehört zur Grammatik des Satzes! –
Dass das so oft nicht eingesehen wird, kommt daher,
dass wir hier wieder auf der Bahn einer uns
irreführenden Analogie denken.
Es ist, wie gewöhnlich in diesen Fällen, eine Analogie aus unserm
naturwissenschaftlichen Denken.
Wir sagen
z.B. “dieser Mann ist vor 2
Stunden gestorben”, und wenn man uns fragt “wie
lässt sich das feststellen”, so können wir
eine Reihe von Anzeigen [“|(]Symptomen) dafür
angeben.
Wir lassen aber auch die Möglichkeit dafür offen,
dass etwa die Medizin bis jetzt unbekannte
Methoden entdeckt, die Zeit des Todes festzustellen und das
heisst: Wir können solche mögliche
Methoden auch jetzt schon beschreiben, denn nicht ihre Beschreibung wird
entdeckt, sondern, es wird nur experimentell festgestellt, ob die
Beschreibung den Tatsachen entspricht.
So kann ich
z.B. sagen: eine Methode
besteht darin, die Quantität des Hämoglobins im Blut zu finden, denn
diese nehme mit der Zeit nach dem Tode, nach dem und dem Gesetz,
ab.
Das [d|s]timmt natürlich nicht, aber, wenn es stimmte, so
würde sich dadurch an der von mir erdichteten Beschreibungs
nichts ändern.
Nennt man nun die medizinische Entdeckung “die Entdeckung eines
Beweises dafür, dass der Mann vor 2 Stunden
gestorben ist”, so muss man sagen,
dass diese Entdeckung an der Grammatik des Satzes
“der Mann ist vor 2 Stunden gestorben”, nichts
ändert.
Die Entdeckung ist die Entdeckung, dass eine
bestimmte Hypothese wahr ist (oder: mit den Tatsachen
übereinstimmt).
Diese Denkweise sind wir nun so gewöhnt, dass wir den
Fall der Entdeckung eines Beweises in der Mathematik unbesehen für den
gleichen oder einen
631 ähnlichen halten.
Mit Unrecht: denn, kurz gesagt, den mathematischen Beweis
konnte man nicht beschreiben, ehe er gefunden war.
Der ‘medizinische Beweis’ hat die Hypothese, die er bewiesen hat, nicht in einen neuen Kalkül eingegliedert und ihm also keinen neuen Sinn gegeben; der mathematische Beweis gliedert den mathematischen Satz in einen neuen Kalkül ein, er verändert seine Stellung in der Mathematik. Der Satz mit seinem Beweis gehört einer andern Kategorie an, als der Satz ohne den Beweis. (Der unbewiesene mathematische Satz – Wegweiser der mathematischen Forschung, Anregung zu mathematischen Konstruktionen.) |
|
Sind die Variablen von derselben Art in den
Gleichungen:
x² + y² + 2xy = (x + y)² x² + 3x + 2 = 0 x² + ax + b = 0 x² + xy + z = 0 ? Das kommt auf die Verwendung dieser Gleichungen an. – Aber der Unterschied zwischen № Nr.1 und № Nr.2 (wie sie gewöhnlich gebraucht werden) ist nicht einer der Extension der Werte, die
|
|
Aber kann ich nicht von einer Gleichung sagen: “Ich
weiss, sie stimmt für einige Substitutionen nicht
– ich erinnere mich nicht, für welche –; ob
sie aber allgemein nicht stimmt, das weiss ich
nicht”? –
Aber was meinst Du damit, wenn Du sagst, Du weisst
das?
Wie weisst Du es?
Hinter den Worten “ich weiss
…” ist ja nicht ein bestimmter Geisteszustand, der
der Sinn dieser Worte wäre.
Was kannst Du mit diesem Wissen
632 anfangen? denn das wird zeigen,
worin dieses Wissen besteht.
Kennst Du eine Methode, um festzustellen, dass die
Gleichung allgemein ungiltig ist?
Erinnerst Du Dich daran, dass die Gleichung für
einige Werte von x zwischen 0 und 1000 nicht stimmt?
Hat Dir jemand bloss die Gleichung gezeigt und
gesagt, er habe Werte für x gefunden, die die Gleichung nicht
befriedigen, und weisst Du vielleicht selbst nicht, wie
man dies für einen gegebenen Wert konstatiert?
etc.
etc. |
|
“Ich habe ausgerechnet, dass es keine Zahl
gibt, welche …”. –
In welchem Rechnungssystem kommt diese Rechnung vor? –
Dies wird uns zeigen, in welchem Satzsystem der errechnete Satz
ist.
(Man fragt auch: “wie rechnet man so
etwas aus?”) |
|
“Ich habe gefunden, dass es so eine // eine solche // Zahl gibt”.
“Ich habe ausgerechnet, dass es keine solche Zahl gibt”. Im ersten Satz darf ich nicht “keine” statt “eine” einsetzen. – Und wie, wenn ich im zweiten statt “keine” “eine” setze? Nehmen wir an, die // eine // Rechnung ergibt nicht den Satz “non.neg(En) etc.”, sondern “(En) etc.”. Hat es dann etwa Sinn zu sagen: “nur Mut! jetzt musst Du einmal auf eine solche Zahl kommen, wenn Du nur lang genug probierst”? Das hat nur Sinn, wenn der Beweis nicht “(En) etc.” ergeben, sondern dem Probieren Grenzen gesteckt hat, also etwas ganz anderes geleistet hat. D.h., das, was wir den Existenzsatz nennen, der uns eine Zahl suchen lehrt, hat zum Gegenteil nicht den Satz “(n). etc.”, sondern einen Satz, der sagt, dass in dem und dem Intervall keine Zahl ist, die …. Was ist das Gegenteil des Bewiesenen? – Dazu muss man auf den Beweis schauen. Man kann sagen: das Gegenteil des bewiesenen Satzes ist 633 das, was statt seiner durch
einen bestimmten Rechnungsfehler im Beweis bewiesen worden wäre.
Wenn nun
z.B. der Beweis, dass
non.neg(En).
etc.
der Fall ist, eine Induktion ist die zeigt, dass,
soweit ich auch gehe, eine solche Zahl nicht vorkommen kann, so ist
das Gegenteil dieses Beweises (ich will einmal diesen Ausdruck
gebrauchen) nicht der Existenzbeweis in unserem Sinne. –
Es ist hier nicht, wie im Fall des Beweises, dass
keine oder eine der Zahlen a, b, c, d die Eigenschaft P hat;
und diesen Fall hat man immer als Vorbild vor Augen.
Hier könnte ein Irrtum darin bestehen, dass ich
glaube c hätte die Eigenschaft und, nachdem ich den Irrtum
eingesehen hätte, wüsste ich, dass
keine der Zahlen die Eigenschaft hat.
Die Analogie bricht eben hier zusammen.
(Das hängt damit zusammen, dass ich nicht in jedem Kalkül, in dem ich Gleichungen gebrauchen, eo ipso auch die Verneinungen von Gleichungen gebrauchen darf. Denn 2 × 3 [/| = ] 7 heisst nicht, dass die Gleichung “2 × 3 = 7” nicht vorkommen soll, wie etwa die Gleichung “2 × 3 = sinus”, sondern die Verneinung ist eine Ausschliessung innerhalb eines von vornherein bestimmten Systems. Eine Definition kann ich nicht verneinen, wie eine nach Regeln abgeleitete Gleichung.) Sagt man, das Intervall im Existenzbeweis sei nicht wesentlich, da ein andres Intervall es auch getan hätte, so heisst das natürlich nicht, dass das Fehlen einer Intervallangabe es auch getan hätte. – Der Beweis der Nichtexistenz hat zum Beweis der Existenz nicht das Verhältnis eines Beweises von p zum Beweis des Gegenteils. Man sollte glauben, in dem Beweis des Gegenteils von “(En). etc.” müsste sich eine Negation einschleichen // verirren // können, durch die irrtümlicherweise “non.neg(En) etc.” bewiesen wird. Gehen wir doch einmal, umgekehrt, von den Beweisen aus und nehmen wir an, sie wären uns ursprünglich gezeigt worden und man hätte uns dann gefragt: was beweisen diese Rechnungen? Sieh auf die Beweise und entschei- 634 de dann, was sie beweisen. |
|
Ich brauche nicht zu behaupten, man müsse die n
Wurzeln der Gleichung n-ten Grades konstruieren können, sondern
ich sage nur, dass der Satz “diese
Gleichung hat n Wurzeln” etwas anderes
heisst, wenn ich ihn durch Abzählen der
konstruierten Wurzeln, und wenn ich ihn anderswie bewiesen habe.
Finde ich aber eine Formel für die Wurzeln einer Gleichung, so habe
ich einen neuen Kalkül konstruiert und keine Lücke eines alten
ausgefüllt. |
|
Es ist daher Unsinn zu sagen, der Satz ist erst bewiesen, wenn man
eine solche Konstruktion aufzeigt.
Denn dann haben wir eben etwas Neues konstruiert, und was wir jetzt
unter dem Hauptsatz der Algebra verstehen, ist eben, was der
gegenwärtige ‘Beweis’ und uns
zeigt. |
|
“Jeder Existenzbeweis muss eine Konstruktion
dessen enthalten, dessen Existenz er beweist”.
Man kann nur sagen “ich nenne
‘Existenzbeweis’ nur einen, der eine solche
Konstruktion enthält”.
Der Fehler ist // liegt darin // ,
dass man glaubt // vorgibt
// einen klaren Begriff des
Existenzbeweises // der Existenz // zu
besitzen.
Man glaubt, ein Etwas, die Existenz, beweisen zu können, sodass man nun unabhängig vom Beweis von ihr überzeugt ist. (Die Idee der, voneinander – und daher wohl auch vom Bewiesenen – unabhängigen Beweise!) In Wirklichkeit ist Existenz das, was man mit dem beweist, was man “Existenzbeweis” nennt. Wenn die Intuitionisten und Andere darüber reden, so sagen sie: “Dieser Sachverhalt, die Existenz, kann man nur so, und nicht so, beweisen”. Und sehen nicht, dass sie damit einfach das definiert haben, was sie Existenz nennen. Denn die 635 Sache verhält sich eben nicht so, wie wenn
man sagt: “dass ein Mann in dem
Zimmer ist, kann man nur dadurch beweisen, dass man
hineinschaut, aber nicht, indem man an der Türe horcht”.
|
|
Wir haben keinen Begriff der Existenz unabhängig von unserm Begriff des
Existenzbeweises. |
|
Warum ich sage, dass wir einen Satz, wie den
Hauptsatz der Algebra, nicht finden, sondern konstruieren? –
Weil wir ihm beim Beweis einen neuen Sinn geben, den er früher gar
nicht gehabt hat.
Für diesen Sinn gab es vor dem sogenannten Beweis nur eine beiläufige
Vorlage in der Wortsprache. |
|
Denken wir, Einer würde sagen: das Schachspiel
musste nur entdeckt werden, es war
immer da!
Oder das reine Schachspiel war immer da, nur das
materielle, von Materie verunreinigte, haben wir gemacht.
|
|
Wenn durch Entdeckungen ein Kalkül der Mathematik geändert wird, –
können wir den alten Kalkül nicht behalten
(aufheben)?
(D.h., müssen wir ihn wegwerfen?)
Das ist ein sehr interessanter Aspekt.
Wir haben nach der Entdeckung des Nordpols nicht zwei Erden:
eine mit, und eine ohne den Nordpol.
Aber nach der Entdeckung des Gesetzes der Verteilung der Primzahlen,
zwei Arten von Primzahlen. |
|
Die mathematische Frage muss so exakt sein, wie der
mathematische Satz.
Wie irreführend die Ausdrucksweise der Wortsprache den Sinn der
mathematischen Sätze darstellt, sieht man, wenn man sich die
Multiplizität eines
636 mathematischen Beweises vor Augen
stellt // führt // und bedenkt,
dass der Beweis zum Sinn des
bewiesenen Satzes gehört,
d.h. den Sinn
bestimmt.
Also nicht etwas ist, was bewirkt, dass wir einen
bestimm[g|t]en Satz glauben, sondern etwas, was uns zeigt,
was wir glauben, – wenn hier von glauben eine Rede
sein kann.
Begriffswörter in der Mathematik: Primzahl,
Kardinalzahl,
etc..
Es scheint darum unmittelbar Sinn zu haben, wenn gefragt wird:
“Wieviel Primzahlen gibt es?”
(“Es glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
…”.)
In Wirklichkeit ist diese Wortzusammenstellung einstweilen Unsinn;
bis für sie eine besondere Syntax gegeben wurde.
Sieh' den Beweis dafür an,
“dass es unendlich viele Primzahlen
gibt” und dann die Frage, die er zu beantworten scheint.
Das Resultat eines intrikaten Beweises kann nur insofern einen
einfachen Wortausdruck haben, als das System von Ausdrücken,
dem dieser Ausdruck angehört, in seiner Multiplizität einem System
solcher Beweise entspricht. –
Die Konfusionen in diesen Dingen sind ganz darauf zurückzuführen,
dass man die Mathematik als eine Art Naturwissenschaft
behandelt.
Und das wieder hängt damit zusammen, dass sich die
Mathematik von der Naturwissenschaft abgelöst hat.
Denn, solange sie in unmittelbarer Verbindung mit der Physik betrieben
wird, ist es klar, dass sie keine
Naturwissenschaft ist.
(Etwa, wie man einen Besen nicht für ein Einrichtungsstück des
Zimmers halten kann, solange man ihn dazu benützt, die
Einrichtungsgegenstände zu säubern.) |
|
Ist nicht die Hauptgefahr die, dass uns der
Prosa-Ausdruck des Ergebnisses einer mathematischen
Operation einen Kalkül vortäuscht, der gar nicht
vorhanden ist.
Indem er seiner äussern Form nach einem System
anzugehören scheint, das es hier gar nicht gibt. |
|
Ein Beweis ist Beweis eines
(bestimmten﹖) Satzes, wenn er es nach
einer Regel ist, nach der dieser Satz diesem Beweis zugeordnet
ist.
D.h., der
637 Satz muss einem System
von Sätzen angehören und der Beweis einem System von Beweisen.
Und jeder Satz der Mathematik muss einem Kalkül der
Mathematik angeh[i|ö]ren.
(Und kann nicht in Einsamkeit tronen und sich sozusagen
nicht unter andere Sätze mischen.)
Also ist auch der Satz “jede Gleichung n-ten Grades hat n Lösungen” nur ein Satz der Mathematik, sofern er einem System von Sätzen, und sein Beweis einem korrespondierenden System von Beweisen, entspricht. Denn welchen guten Grund habe ich, dieser Kette von Gleichungen etc. (dem sogenannten Beweis) diesen Prosasatz zuzuordnen. Es muss doch aus dem Beweis – nach einer Regel – hervorgehen, von welchem Satz er der Beweis ist. |
|
Nun liegt es aber im Wesen dessen, was wir als Satz
bezeichnen, dass es sich verneinen lassen
muss.
Und auch die Verneinung des bewiesenen Satzes
muss mit dem Beweis zusammenhängen; so nämlich,
dass sich zeigen lässt, unter
welchen andern, entgegengesetzten, Bedingungen sie herausgekommen
wäre. 638 |
|
|
Wo man fragen kann, kann man auch suchen, und wo man nicht suchen kann,
kann man auch nicht fragen.
Und auch nicht antworten. |
|
Wo es keine Methode des Suchens gibt, da kann auch die Frage keinen
Sinn haben. –
Nur wo eine Methode der Lösung ist, ist eine Frage
(d.h. natürlich nicht: “nur
wo die Lösung ge[u|f]unden ist, ist eine
Frage”). –
D.h.: dort wo die Lösung des Problems nur
von einer Art Offenbarung erwartet werden kann, ist auch keine
Frage.
Einer Offenbarung entspricht keine Frage. –
|
|
Die Annahme der Unentscheidbarkeit setzt voraus, dass
zwischen den beiden Seiten einer Gleichung, sozusagen, eine
unterirdische Verbindung besteht; dass die
Brücke nicht in Symbolen geschlagen werden kann.
Aber den-
639 noch besteht; denn sonst wäre die Gleichung sinnlos. –
Aber die Verbindung besteht nur, wenn wir sie
durch Symbole // einen Kalkül
// gemacht haben.
Der Uebergang ist nicht durch eine dunkle Spekulation
hergestellt, von andrer Art als das was er verbindet.
(Wie ein dunkler Gang zwischen zwei lichten Orten.)
|
|
Ich kann den Ausdruck “die Gleichung G ergibt die Lösung
L” nicht eindeutig anwenden, solange ich
keine Methode der Lösung besitze; weil “ergibt”
eine Struktur bedeutet, die ich, ohne sie zu kennen, nicht bezeichnen
kann.
Denn das heisst das Wort “ergibt”
zu verwenden, ohne seine Grammatik zu kennen.
Ich könnte aber auch sagen: Das Wort
“ergibt” hat andere Bedeutung, wenn ich es so
verwende, dass es sich auf eine Methode der Lösung
bezieht, und eine andere, wenn dies nicht der Fall ist.
Es verhält sich hier mit “ergibt” ähnlich, wie mit dem
Wort “gewinnen” (oder
“verlieren”), wenn das Kriterium des
“Gewinnens” einmal ein bestimmter Verlauf der
Partie ist (hier muss ich die Spielregeln kennen, um
sagen zu können, ob Einer gewonnen hat), oder ob ich mit
“gewinnen” etwas meine, was sich etwa // beiläufig // durch “zahlen
müssen” ausdrücken liesse.
Wenn wir “ergibt” im ersten Sinne // in der ersten Bedeutung // anwenden, so heisst “die Gleichung ergibt L”; wenn ich die Gleichung nach gewissen Regeln transformiere, so erhalte ich L. So wie die Gleichung 25 × 25 = 620 besagt, dass ich 620 erhalte, wenn ich auf 25 × 25 die Multiplikationsregeln anwende. Aber diese Regeln müssen mir nun // hier // schon gegeben sein, ehe das Wort “ergibt” Bedeutung hat, und ehe die Frage einen Sinn hat, ob die Gleichung L ergibt. |
|
Es genügt also nicht zu sagen “p ist beweisbar”,
sondern es muss
heissen: beweisbar nach einem bestimmten
System.
Und zwar behauptet der Satz nicht, p sei beweisbar nach dem System S, 640 sondern nach seinem System,
dem System von p.
Dass p dem System S angehört, das
lässt sich nicht behaupten (das
muss sich zeigen). –
Man kann nicht sagen, p gehört zum System S; man kann nicht
fragen, zu welchem System p gehört; man kann nicht das System von
p suchen.
“p verstehen” heisst, sein
System kennen.
Tritt p scheinbar von einem System in das andere über, so hat
in Wirklichkeit p seinen Sinn gewechselt. |
|
Es ist unmöglich, Entdeckungen neuartiger Regeln zu machen, die von
einer uns bekannten Form (etwa dem sinus
eines Winkels) gelten.
Sind es neue Regeln, so ist es nicht die alte Form. |
|
Kenne ich die Regeln der elementaren Trigonometrie, so kann ich den
Satz sin 2x = 2 sin
x.cos x kontrollieren, aber nicht den Satz
sin x = x ‒
Die beiden Sätze stehen gleichsam auf zwei verschiedenen Ebenen. In der ersten kann ich mich bewegen, soweit ich will, ich werde nie zu dem Satz auf der höheren Ebene kommen. Der Schüler, dem das Rüstzeug der elementaren Trigonometrie zur Verfügung stünde und von dem die Ueberprüfung der Gleichung sin x = x ‒
|
|
Man nennt es eine Aufgabe, wenn gefragt wird “wieviel ist
25 × 16”,
aber
641 auch eine Aufgabe: was ist
das S sin²x
dx?
Die erste hält man zwar für viel leichter als die zweite, sieht aber
nicht, dass sie ˇin verschiedenem Sinn
‘Aufgaben’ sind.
Der Unterschied ist natürlich kein psychologischer;
und // denn // es handelt sich nicht
drum, ob der Schüler die Aufgabe lösen kann, sondern ob der Kalkül sie
lösen kann, oder, welcher Kalkül sie lösen kann. |
|
Die Unterschiede, auf die ich aufmerksam machen kann, sind solche, wie
sie jeder Bub in der Schule wohl kennt.
Aber man verachtet diese Unterschiede später, wie die
Russische Rechenmaschine (und den
zeichneri[w|s]chen Beweis in der Geometrie) und sieht
sie als unwesentlich an, statt als wesentlich und fundamental.
|
|
Es ist uninteressant, ob man // der
Schüler // eine Regel
weiss, nach der man // er
// S
sin²x.dx gewiss lösen kann, aber
nicht, ob der Kalkül, den wir vor uns haben (und den er
zufälligerweise benützt) eine solche Regel enthält.
Nicht, ob der Schüler es kann, sondern ob der Kalkül es kann und wie er es tut, interessiert uns. |
|
Im Falle 25 × 16 =
370 nun, schreibt der Kalkül, den wir benützen, jeden
Schritt zur Prüfung dieser Gleichung vor. |
|
Ein merkwürdiges Wort: “Es ist mir
gelungen, das zu beweisen”.
(Das ist es, was im Falle 25 × 16 = 400 niemand sagen würde.) |
|
Man könnte erklären //
festlegen // : “Was man anfassen kann, ist
ein Problem. –
Nur wo ein Problem sein kann, kann etwas behauptet
werden.”
642
Würde denn aus dem Allen nicht das Paradox folgen: dass es in der Mathematik keine schweren Probleme gibt; weil, was schwer ist, kein Problem ist? Was folgt, ist, dass das “schwere mathematische Problem”, d.h. das Problem der mathematischen Forschung, zur Aufgabe “25 × 25 = ?” nicht in dem Verhältnis steht, wie etwa ein akrobatisches Kunststück zu einem einfachen Purzelbaum (also einfach in dem Verhältnis: sehr leicht zu sehr schwer), sondern dass es ‘Probleme’ in verschiedenen Bedeutungen des Wortes sind. |
|
“Du sagst ‘wo eine Frage ist, da ist auch ein Weg
zu ihrer Beantwortung’, aber in der Mathematik gibt es doch
Fragen, zu deren Beantwortung wir keinen Weg sehen”. –
Ganz richtig, und daraus folgt nur, dass wir in
diesem Fall das Wort ‘Frage’ in anderem Sinn gebrauchen,
als im oberen Fall.
Und ich hätte vielleicht sagen sollen “es sind hier zwei
verschiedene Formen und nur für die erste möchte ich das Wort
‘Frage’ gebrauchen”.
Aber dieses Letztere ist nebensächlich.
Wichtig ist, dass wir es hier mit zwei
verschiedenen Formen zu tun haben.
(Und dass Du Dich in der Grammatik des
Wortes ‘Art’ nicht auskennst, wenn Du nun sagen willst, es
seien eben nur ◇◇◇ zwei verschiedene Arten von
Fragen.) |
|
“Ich weiss, dass es für
diese Aufgabe eine Lösung gibt, obwohl ich die Lösung // Art der Lösung // noch nicht
habe”. –
In welchem Symbolismus weiss
ich es? // weisst Du es?
// |
|
“Ich weiss, dass es da
ein Gesetz geben muss”.
Ist dieses Wissen ein 643 |
|
Was heisst es: den
Goldbach'schen Satz glauben?
Worin besteht dieser Glaube?
In einem Gefühl der Sicherheit, wenn wir den Satz aussprechen, oder
hören?
Das interessiert uns nicht.
Ich weiss ja auch nicht, wie w[i|e]it
dieses Gefühl durch den Satz selbst hervorgerufen sein mag.
Wie greift der Glaube in diesen Satz ein?
Sehen wir nach, welche Konsequenzen er hat, wozu er uns bringt.
“Er bringt mich zum Suchen nach einem Beweis dieses
Satzes”. –
Gut, jetzt sehen wir noch nach, worin Dein Suchen eigentlich
besteht; dann werden wir wissen,
|
|
Man darf nicht an einem Unterschied der Formen vorbeigehen – wie
man wohl an einem Unterschied zwischen Anzügen vorbeigehen kann, wenn er
etwa sehr gering ist.
In gewissem Sinne gibt es für uns – nämlich in der Grammati[g|k] – nicht ‘geringe Unterschiede’. Und überhaupt bedeutet ja das Wort Unterschied etwas ganz anderes, als dort wo es sich um einen Unterschied zweier Dinge // Sachen // handelt. |
|
Der Philosoph spürt Wechsel im Stil seiner Ableitung, an denen der
Mathematiker von heute, mit seinem stumpfen Gesicht ruhig vorübergeht. –
Eine höhere Sensitivität ist es eigentlich, was den Mathematikern der
Zukunft von dem heutigen unterscheiden wird; und die
wird die Mathematik – gleichsam – stutzen; weil man dann
mehr auf die absolute Klarheit, als auf ein // das // Erfinden neuer Spiele bedacht sein
wird. |
|
Die philosophische Klarheit wird auf das Wachstum der Mathematik den
gleichen Einfluss haben, wie das Sonnenlicht auf das
Wachsen der Kartoffeltriebe.
(Im dunklen // dunkeln // Keller
wachsen sie meterlang.) 644 |
|
Den Mathematiker muss es bei meinen mathematischen
Ausführungen grausen, denn seine Schulung hat ihn immer davon
abgelenkt, sich Gedanken und Zweifeln, wie ich sie aufrolle,
hinzugeben.
Er hat sie als etwas Verächtliches ansehen lernen und hat, um eine
Analogie aus der Psychoanalyse ([f|d]ieser
A[v|b]satz erinnert an Freud) zu gebrauchen, einen Ekel vor diesen Dingen erhalten,
wie vor etwas Infantilem.
D.h., ich rolle alle jene Probleme auf, die
etwae ein Knabe // Kind // beim
Lernen der Arithmetik,
etc. als Schwierigkeiten empfindet
und die der Unterricht unterdrückt, ohne sie zu lösen.
Ich sage also zu diesen unterdrückten Zweifeln: ihr habt ganz
recht, fragt nur, und verlangt nach Aufklärung! 645 |
|
|
Kann man aus der Ungleichung:
1 +
eine Zahl n ableiten // konstruieren // , die jedenfalls in den Kombinationen der rechten Seite noch fehlt? Der Euler'sche Beweis dafür, dass es “unendlich viele Primzahlen gibt” soll ja ein Existenzbeweis sein, und wie ist der ohne Konstruktion möglich? |
|
non 1 +
das Argument läuft so: Das rechte Produkt ist eine Reihe von Brüchen 43 646
1 +
44 647
dass man das andere Ufer sieht.
Alle Glieder der rechten Seite kommen in der linken Seite vor, aber die Summe links gibt unendlich und die rechte nur einen endlichen Wert – also müssen … aber in der Mathematik muss garnichts, ausser was ist. Die Brücke muss geschlagen werden. In der Mathematik gibt es kein Symptom, das kann es nur im psychologischen Sinne für den Mathematiker geben. Man könnte auch so sagen: Es kann sich in der Mathematik nicht auf etwas schliessen lassen, was sich nicht sehen lässt. |
Das ganze lose Wesen jener Beweisführung beruht wohl auf der
Verwechslung der Summe und des Grenzwerts der
Summe.
Das sieht man klar,: wie weit immer man die rechte Reihe fortsetzt, immer kann man die linke auch so weit bringen, dass sie alle Glieder der rechten einschliesst. (Dabei bleibt noch offen, ob die﹖ dann auch noch andere Glieder enthält.) | / |
Man könnte auch so fragen: Wenn du
// man // nur diesen Beweis hättest //
hätte // , was könntest du //
könnte man // nun daraufhin
wagen?
Wenn wir etwa die Primzahlen bis N gefunden hätten, könnten wir
nun daraufhin ins Unendliche auf die Suche nach einer weiteren
Primzahl gehen – da uns der Beweis verbürgt,
dass wir eine finden werden?
Das ist doch Unsinn. –
Denn das “wenn wir nur lange genug suchen”
heisst garnichts.
(Bezieht sich auf Existenzbeweise im Allgemeinen.) | / |
Könnte ich auf diesen Beweis hin weitere Primzahlen links
hinzufügen?
Gewiss nicht, denn ich weiss ja
garnicht, wie ich welche finden kann und das
heisst:
648 das
heisst: ich habe g ja
gar keinen Begriff der Primzahl, der Beweis hat mir keinen
gegeben.
Ich könnte nur beliebige Zahlen (bezw.
Reihen) hinzufügen. | / |
|
(Die Mathematik ist angezogen mit falschen Deutungen.)
|
|
(“Es muss noch eine
Primzahl // solche Zahl //
kommen” heisst in der Mathematik
nichts.
Das hängt unmittelbar damit zusammen, dass es
“in der Logik nichts Allgemeineres und Spezielleres
gibt”.) |
|
Wenn die Zahlen alle Kombinationen von 2 und 3 wären, so
müsste
(
|
|
1 +
Wieviel Glieder der Form
649
(1
+
Wenn ich nun die Summe 1 +
|
|
Die Bedingung, unter der ein Teil der Reihe 1 +
Es soll werden:
Formen wir die linke Seite um in:
1 ‒
Daher: 2nr + 2r ‒ 2n² ‒ 2n + 2n + 2 ‒ n² ‒ nr + n + r = oder grösser 0 nr + 3r ‒ 3n² + 2 + n = oder grösser 0 r = oder grösser
650 |
|
|
Man könnte sagen: In der Geometrie der
euklidischen Ebene kann man nach der
3-Teilung des Winkels nicht suchen, weil es sie nicht gibt – und
nach der 2-Teilung nicht, weil es sie gibt. |
|
In der Welt der
Euklidischen Elemente
kann ich ebensowenig nach der 3-Teilung des Winkels fragen, wie ich
nach ihr suchen kann.
Es ist von ihr einfach nicht die Rede. |
|
(Ich kann der Aufgabe der 3-Teilung des Winkels in einem
grössern System ihren Platz bestimmen, aber
nicht im System der
Euklidischen
Geometrie nach der Möglichkeit der 3-Teilung
fragen // nach ihrer Lösbarkeit fragen // danach fragen, ob sie lösbar ist // .
In welcher Sprache sollte ich denn danach fragen?
in der euklidischen? –
Und ebensowenig kann ich in der
euklidischen Sprache nach der Möglichkeit
der 2-Teilung
651 des Winkels im
euklidischen System fragen.
Denn das würde in dieser Sprache auf eine Frage nach der
Möglichkeit schlechthin hinauslaufen, welche immer Unsinn
ist.) |
|
Wir müssen übrigens hier eine Unterscheidung zwischen gewissen Arten
von Fragen machen, eine Unterscheidung, die wieder zeigt,
dass, was wir in der Mathematik
“Frage” nennen, von dem verschieden ist, was wir im
[)|a]lltäglichen Leben so nennen.
Wir müssen unterscheiden zwischen einer Frage “wie teilt man
den Winkel in 2 gleiche Teile” und der Frage “ist
diese Konstruktion die Halbierung des
Winkels”.
Die Frage hat nur Sinn in einem Kalkül, der uns eine Methode zu ihrer
Lösung gibt; nun kann uns ein Kalkül sehr wohl eine Methode zur
Beantwortung der einen Frage geben, aber nicht zur Beantwortung der
andern.
Euklid
z[l|.]B. lehrt uns nicht nach der Lösung
seiner Probleme suchen, sondern gibt sie uns und beweist,
dass es die Lösungen sind.
Das ist aber keine psychologische oder pädagogische Angelegenheit,
sondern eine mathematische.
D.h. der Kalkül (den er uns
gibt) ermöglicht es uns nicht, nach der Konstruktion zu
suchen.
Und ein Kalkül, der es ermöglicht, ist eben ein
anderer.
(Vergleiche auch Methoden des Integrierens mit denen des
Differenzierens;
etc..) |
|
Es gibt eben in der Mathematik sehr Verschiedenes, was alles Beweis
genannt wird und diese Verschiedenheiten sind
logische.
Was also ‘Beweis’ genannt wird, hat nicht mehr
miteinander zu tun, als was ‘Zah
‘Zahl’ genannt wird. |
|
Welcher Art ist der Satz “die 3-Teilung des
Winkels mit Zirkel und Lineal ist unmöglich”?
Doch wohl von derselben, wie: “in der Reihe
652 der Winkelteilungen
F(n) kommt keine
F(3) vor,
wie in der Reihe der Kombinationszahlen
Warum nennt man diesen Beweis den Beweis dieses Satzes? Der Satz ist ja kein Name, sondern gehört (als Satz) einem Sprachsystem an: Wenn ich sagen kann “es gibt keine 3-Teilung”, so hat es Sinn zu sagen “es gibt keine 4-Teilung” etc. etc.. Und ist dies ein Beweis des ersten Satzes (ein Teil seiner Syntax), so muss es also entsprechende Beweise (oder Gegenbeweise) für die andern Sätze des Satzsystems geben, denn sonst gehören sie nicht zu demselben System. |
|
Ich kann nicht fragen, ob die 4 unter den Kombinationszahlen vorkommt,
wenn dieses // das // mein Zahlensystem
ist.
Und nicht, ob
653 ausser, wenn ich
“Kardinalzahlen” einen Teil eines Systems nenne,
welches auch
Bezeichnen wir mit “Kardinalzahlen” nicht einen Teil der rationalen Zahlen, so können wir nicht ausrechnen, ob 81:3 eine Kardinalzahl ist, sondern, ob die Division 81:3 ausgeht oder nicht. |
|
Statt des Problems der 3-Teilung des Winkels mit Lineal und Zirkel
können wir nun ein ganz entsprechendes, aber viel übersichtlicheres,
untersuchen.
Es steht uns ja frei, die Möglichkeiten der Konstruktion mit Lineal und
Zirkel weiter einzuschränken.
So können wir
z.B. die Bedingung setzen,
dass sich die Oeffnung des Zirkels
nicht verändern lässt.
Und wir können festsetzen, dass die einzige
Konstruktion, die wir kennen – oder besser: die unser
Kalkül kennt – diejenige ist, die man zur Halbierung einer
Strecke AB benützt, nämlich: 692 654 |
|
(Das könnte
z.B. tatsächlich die primitive
Geometrie eines Volkes sein.
Und für sie gälte das, was ich über die Gleichberechtigung der
Zahlenreihe “1, 2, 3, 4, 5, viele” mit der Reihe der
Kardinalzahlen gesagt habe.
Ueberhaupt ist es für unsere Untersuchungen ein
guter Trick, sich die Arithmetik oder Geometrie eines
primitiven Volks auszumalen //
vorzustellen // .)
Ich will diese Geometrie das System T nennen und fragen: “ist die 3-Teilung der Strecke im System T möglich?” Welche 3-Teilung ist in dieser Frage gemeint? – denn davon hängt offenbar der Sinn der Frage ab. Ist z.B. die physikalische 3-Teilung gemeint? D.h. die 3-Teilung durch Probieren und Nachmessen. In diesem Falle ist die Frage vielleicht zu bejahen. Oder die optische 3-Teilung? d.h. die Teilung, deren Resultat drei gleichlang aussehende Teile sind? Wenn wir z.B. durch ein verzerrendes Medium sehen, so ist es ganz leicht vorstellbar, dass uns die Teile a, b, und c gleichlang erscheinen. Nun könnte man die Resultate der Teilungen im System T nach der Zahl der erzeugten Teile durch die Zahlen 2, 2², 2³, u.s.w. darstellen; und die Frage, ob die 3-Teilung möglich ist, könnte bedeuten: ist eine der Zahlen in dieser Reihe = 3. Diese Frage kann freilich nur gestellt werden, wenn die 2, 2², 2³, etc. in einem andern System (etwa den Kardinalzahlen) eingebettet sind; nicht, wenn sie selbst unser Zahlensystem sind; denn dann kennen wir – oder unser System – eben die 3 nicht. – Aber wenn unsere Frage lautet: ist eine der Zahlen 2, 2², etc. gleich 3, so ist hier eigentlich von einer 3-Teilung der Strecke nicht die Rede. Immerhin kann // könnte // die Frage nach der Möglichkeit der 3-Teilung so aufgefasst werden. – Eine andere Auffassung erhalten wir, nun, wenn wir dem System T ein System V hinzufügen, worin es die Streckenteilung nach Art dieser Figur 693 655
108 Teile eine Teilung der Art T?
Und diese Frage könnte wieder auf die hinauslaufen: ist 108 eine
Potenz von 2? aber sie könnte auch auf eine andere
Entscheidungsart hinweisen (einen andern Sinn haben), wenn wir die
Systeme T und V zu einem geometrischen Konstruktionssystem
[g|v]erbinden; so zwar, dass es sich nun
in diesem System beweisen lässt,
dass die beiden Konstruktionen die gleichen
Teilungspunkte B, C, D “liefern müssen”.
Denken wir nun, es hätte Einer im Die Perplexität, in der wir uns bezüglich des Problems der 3-Teilung befanden, war etwa die: Wenn die 3-Teilung des Winkels unmöglich ist – logisch unmöglich – wie kann man dann überhaupt nach ihr fragen? Wie kann man das logisch Unmögliche beschreiben und nach seiner Möglichkeit sinnvoll fragen? D.h., wie kann man logisch nicht zusammenpassende Begriffe zusammenstellen (gegen die Grammatik, also unsinnig) und sinnvoll nach der 656 Möglichkeit dieser Zusammenstellung
fragen? –
Aber dieses Paradox fände sich ja wieder, wenn man fragt:
“ist 25 × 25
= 620?” – da es doch
logisch unmöglich ist, dass diese
Gleichung stimmt; ich kann ja nicht beschreiben, wie es wäre, wenn
–.
Ja, der Zweifel ob 25
× 25 = 620 (oder der, ob es
= 625 ist) hat
eben den Sinn, den die Methode der Prüfung ihm gibt.
Und die Frage nach der Möglichkeit der 3-Teilung hat den Sinn, den
die Methode der Prüfung ihr gibt.
Es ist ganz richtig: wir stellen uns hier nicht vor, oder
beschreiben, wie es ist, wenn
25 × 25 =
620 ist, und das heisst eben,
dass wir es hier mit einer andern
(logischen) Art von Frage zu tun haben, als etwa der:
“ist diese Strasse 620 oder 625
m
lang?” |
|
(Wir sprechen von einer “Teilung des Kreises in
7 Teile” und von einer Teilung des Kuchens in 7
Teile.) 657 |
|
|
Wenn man jemanden, der es noch nicht versucht hat, sagt “versuche
die Ohren zu bewegen”, so wird er zuerst etwas in der Nähe der
Ohren bewegen, was er schon früher bewegt hat, und dann werden sich
entweder auf einmal seine Ohren bewegen oder nicht.
Man könnte nun von diesem Vorgang sagen: er versucht die Ohren zu
bewegen.
Aber wenn das ein Versuch genannt werden kann, so ist es einer in
einem ganz anderen Sinn als der, die Ohren (oder die Hände) zu
bewegen, wenn wir zwar “wohl wissen, wie es zu machen
ist”, aber sie jemand hält, sodass wir
[w|s]ie schwer oder nicht bewegen können.
Der Versuch im ersten Sinne entspricht einem Versuch “ein
mathematisches Problem zu lösen”, zu dessen Lösung es eine
Methode gibt.
Man kann sich immer um das scheinbare Problem bemühen.
Wenn man mir sagt “versuche durch den
blossen Willen den Krug dort am anderen Ende des
Zimmers zu bewegen” so werde ich ihn anschauen und
vielleicht irgendwelche seltsame Bewegungen mit meinen
Gesichtsmuskeln machen; also selbst in diesem Falle scheint es einen
Versuch zu geben. 658 |
|
Denken wir daran, was e[w|s] heisst, etwas
im Gedächtnis zu suchen.
Hier liegt gewiss etwas wie ein Suchen im eigentlichen Sinn vor. |
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Versuchen, eine Erscheinung hervorzurufen, aber
heisst nicht, sie suchen.
Angenommen, ich taste meine Hand nach einer schmerzhaften Stelle ab, so suche ich wohl im Tastraum, aber nicht im Schmerzraum. D.h. was ich eventuell finde, ist eigentlich eine Stelle und nicht der Schmerz. D.h., wenn die Erfahrung auch ergeben hat, dass drücken einen Schmerz hervorruft, so ist doch das Drücken kein Suchen nach einem Schmerz. So wenig, wie das Drehen einer Elektrisiermaschine das Suchen nach einem Funken ist. |
|
/ Kann man versuchen, zu einer Mel[d|o]die den falschen
Takt zu schlagen?
Oder: Wie verhält sich die[w|s]es Versuchen // dieser Versuch // zu dem, ein Gewicht zu
heben, das uns zu schwer ist? / |
|
/ Es ist nicht nur höchst bedeutsam, dass man
die Gruppe !!!!!
auf vielerlei Arten sehen kann (in vielerlei Gruppierungen),
sondern (noch﹖) viel mehr
bemerkenswerter, dass man es willkürlich tun
kann.
D.h., dass es einen ganz
bestimmten Vorgang gibt, eine bestimmte “Auffassung” auf
Befehl zu bekommen; und dass es – dem
entsprechend – auch einen ganz bestimmten Vorgang des vergeblichen
Versuchens gibt.
So kann man auf Befehl die Figur 659 |
|
/ Das Wesentliche ist hier, dass dieser Versuch
den Charakter desjenigen hat, ein Gewicht mit der Hand zu heben; nicht
den Charakter des Versuchs, in welchem man Verschiedenes tut,
verschiedene Mittel ausprobiert, um (z.B.)
ein Gewicht zu heben.
In den zwei Fällen hat das Wort “Versuch” ganz
verschiedene Bedeutungen.
(Eine ausserordentlich folgenreiche
grammatische Tatsache.) / 660 |
|
|
|
Ist der Induktionsbeweis ein Beweis von a + (b + c) =
(a + b) + c, so muss man
sagen können: die Rechnung liefert,
dass a + (b + c) =
(a + b) + c ist (und kein anderes
Resultat).
Denn dann muss erst die Methode der Berechnung (allgemein) bekannt sein und, wie wir darauf 25 × 16 ausrechnen können, so auch a + (b + c). Es wird also erst eine allgemeine Regel zur Ausrechnung aller solcher Aufgaben gelehrt und danach die besondere gerechnet. – Welches ist aber hier die allgemeine Methode der Ausrechnung? Sie muss auf allgemeinen Zeichenregeln beruhen (– etwa, wie﹖ dem associativen Gesetz –). |
|
Wenn ich a + (b + c) =
(a + b) + c negiere, so hat das nur Sinn, wenn
ich etwa sagen will: es ist nicht a + (b + c) =
(a + b) + c, sondern =
(a + 2b) + c.
Denn es fragt sich: was ist der Raum, in welchem ich den Satz
negiere? wenn ich ihn abgrenze, ausschliesse,
– wovon?
Die Kontrolle von 25 × 25 = 625 ist die Ausrechnung von 25 × 25, die Berechnung der rechten Seite; – kann ich nun a + (b + c) = (a + b) + c er- 662 rechnen, das, Resultat (a + b) + c
ausrechnen?
Je nachdem man es als berechenbar oder unberechenbar betrachtet,
ist es beweisbar oder nicht.
Denn ist der Satz eine Regel, der jede Ausrechnung folgen
muss, ein Paradigma, dann hat es keinen Sinn,
von einer Ausrechnung der Gleichung zu reden; sowenig, wie von der
einer Definition. |
|
Das, was die Ausrechnung möglich macht, ist das System, dem der Satz
angehört und das auch die Rechenfehler bestimmt,
﹖– die sich bei der Ausrechnung machen
lassen –﹖.
Z.B. ist (a + b)² = a² + 2ab
+ b² und nicht = a² + ab +
b²; aber (a + b)² = ‒ 4
ist kein möglicher Rechenfehler in diesem System. |
|
Ich könnte ja auch ganz beiläufig (siehe andere
Bemerungen)
sagen: “25 × 64 = 160,
64 × 25 =
160 das beweist, dass
a × b =
b × a ist” (und diese Redeweise ist nicht
vielleicht lächerlich und falsch; sondern man
muss sie nur recht deuten).
Und man kann richtig daraus schliessen; also
lässt sich “a.b = b.a” in
einem Sinne berechnen //
beweisen // .
Und ich will sagen: Nur in dem Sinne, in welchem die Ausrechnung so eines Beispiels Beweis des algebraischen Satzes genannt werden kann, ist der Induktionsbeweis ein Beweis dieses Satzes. Nur insofern kontrolliert er den algebraischen Satz. (Er kontrolliert seine Struktur // seinen Bau // , nicht seine Allgemeinheit.) |
|
(Die Philosophie prüft nicht die Kalküle der Mathematik, sondern
nur, was die Mathematiker über diese Kalkülse sagen.) 663 |
|
|
Hat der rekursive Beweis von a + (b + c) =
(a + b) + c …A) eine Frage
beantwortet? und welche?
Hat er eine Behauptung als wahr erwiesen und also ihr Gegenteil als
falsch? 699 664 |
|
Das, was
a + (b + 1) =
(a + b) + 1
In diesem Beweis kommt offenbar der bewiesene Satz gar nicht vor. –
Man müsste nur eine allgemeine Bestimmung
machen // treffen // , die den
Uebergang zu ihm erlaubt.
Diese Bestimmung könnte man so ausdrücken:
a + (b + (c + 1)) = a + ((b + c) + 1) = (a + (b + c)) + 1 B (a + b) + (c + 1) = ((a + b) + c) + 1 u f(1) = g(1) D v f(c + 1) = F(f(c)) f(c) = g(c) w g(c + 1) = F(g(c)) Wenn 3 Gleichungen von der Form u, v, w bewiesen sind, so sagen wir, es sei “die Gleichung D für alle Kardinalzahlen bewiesen”. Das ist eine Erklärung dieser Ausdrucksform durch die erste. Sie zeigt, dass wir das Wort “beweisen” im zweiten Fall anders gebrauchen als im ersten. Es ist jedenfalls irreführend zu sagen, wir hätten die Gleichung D oder A bewiesen, und vielleicht besser zu sagen, wir hätten ihre [a|A]llgemeingültigkeit bewiesen, obwohl das wieder in anderer Hinsicht irreführend ist. Hat nun der Beweis B eine Frage beantwortet, eine Behauptung als wahr erwiesen? Ja, welches ist denn der Beweis B: Iist es die Gruppe der 3 Gleichungen von der Form u, v, w, oder die Klasse der Beweise dieser Gleichungen? Diese Gleichungen behaupten ja etwas (und beweisen nichts in dem Sinne, in dem sie bewiesen werden). Die Beweise von u, v, w aber beantworten [w|d]ie Frage, ob diese 3 Gleichungen stimmen, und erweisen die Behauptung als wahr, dass sie stimmen. Ich kann nun erklären: die Frage, ob A für alle Kardinalzahlen gilt, solle bedeuten: “gelten für die Funktionen f(x) =
a + (b + x), g(x) =
(a + b) + x Gleichungen u, v und
w?”
Und dann ist diese Frage durch den rekursiven Beweis von A
beantwortet, wenn hierunter die Beweise von u, v, w
verstan-
665 den werden (bezw. die Festsetzung
von u und die Beweise von v und w mittels
u).
Ich kann also sagen, dass der rekursive Beweis ausrechnet, dass die Gleichung A einer gewissen Bedingung genügt; aber es ist nicht eine Bedingung der Art, wie sie etwa die Gleichung (a + b)² = a² + 2ab + b² erfüllen muss, um “richtig” genannt we zu werden. Nenne ich A “richtig”, weil sich Gleichungen von der Form u, v, w dafür beweisen lassen, so verwende ich jetzt das Wort “richtig” anders, als im Falle der Gleichungen u, v, w, oder (a + b)² = a² + 2ab + b². |
|
Was heisst “1:3 =
0,3̇
”? heisst
es dasselbe wie “
“1 : 3 = 0,3̇ ” ist nicht von der Art, wie “1 : 2 = 0,5”; vielmehr entspricht “10 : 2 = 0,5” dem “
Ich will einmal statt der Schreibweise “1 : 4 = 0,25” die gebrauchen // annehmen // : “1
dann kann ich sagen, diesem Satz entspricht nicht der: 1 : 3 = 0,3̇ , sondern z.B. der: “1
666 sultat (Quotient) der
Division, wie
0,375.
Denn die Zahl
0,375 //
die Ziffer “0,375”
// war uns vor der Division
3:8 bekannt; was
aber bedeutet “0,3̇
” losgelöst
von der periodischen Division? –
Die Behauptung, dass die Division
a:b als Quotienten
0,ċ
ergibt, ist
dieselbe wie die: die erste Stelle des Quotienten sei c und
der erste Rest gleich dem Dividenden.
Nun steht B zur Behauptung, A gelte für alle Kardinalzahlen, im selben Verhältnis, wie
|
|
Der Gegensatz zu der Behauptung “A gilt für alle
Kardinalzahlen” ist nun: eine der Gleichungen u, v,
w sei falsch.
Und die entsprechende Frage sucht keine Entscheidung zwischen einem
(x).fx und einem
(Ex).non-fx.
|
|
|
Man kann auch so sagen: Sofern man die Regel, in irgendeinem
Spiel Dezimalbrüche zu bilden, die nur aus der Ziffer 3 bestehen,
sofern man diese Regel als eine Art Zahl
auffasst, kann eine Division sie nicht zum Resultat
haben, sondern nur das, was man periodische Division nennen
kann und was die Form
aa : b = c
hat.
667 |
|
| 3 × 2 =
5 + 1 3 × (a + 1) = 3 +
(3 × a) = (5 + b) + 3 = 5 + (b
+ 3)
Warum nennst Du denn diese Induktion den Beweis dafür,
dass (n): n 2
.C. .C. 3 × n ≠
5?! –
Nun, siehst Du denn nicht, dass der Satz, wenn er
für n =
2 gilt, auch für n = 3 gilt, und dann auch für
n =
4, und dass es immer so weiter
geht?
(Was erkläre ich denn, wenn ich das Funktionieren des induktiven
Beweises erkläre?)
Du nennst ihn also einen Beweis für “f(2)
& f(3) & f(4) &
u.s.w.”, ist er aber nicht
vielmehr die Form der Beweise für “f(2)” und
“f(3)” und
“f(4)”
u.s.w.?
Oder kommt das auf eins hinaus?
Nun, wenn ich die Induktion den Beweis eines Satzes
nenne, dann darf ich es nur, wenn das nichts anderes
heissen soll, als dass sie
jeden Satz einer gewissen Form beweist.
(Und mein Ausdruck bedient si[f|c]h der Analogie vom
Verhältnis der Sätze “alle Säuren färben
Lakmuspapier rot”, “Schwefelsäure
färbt Lakmuspapier rot”.)
Denken wir nun, jemand sagte “prüfen wir nach, ob f(n) für alle n gilt” und nun fängt er an, die Reihe zu schreiben: 3 × 2 = 5
+ 1
3 × (2 + 1) = (3 × 2) + 3 = (5 + 1) + 3 = 5 + (1 + 3) 3 × (2 + 2) = (3 × (2 + 1)) + 3 = (5 + (1 + 3)) + 3 = 5 + (1 + 3 + 3) 686 668 und nun
bricht er ab und sagt: “ich sehe schon,
dass es für alle n gilt”. –
So hat er also eine Induktion gesehen!
Aber hatte er denn nach einer Induktion
gesucht?
Er hatte ja gar keine Methode, um nach ihr // einer
// zu suchen.
Und hätte er nun keine entdeckt, hätte er damit eine Zahl gefunden, die
der Bedingung nicht entspricht? –
Die Regel der Kontrolle kann ja nicht
alauten: sehen wir nach, ob sich eine Induktion findet,
oder ein Fall, für den das Gesetz nicht gilt. –
Wenn das Gesetz vom ausgeschlossenen Dritten nicht gilt, so
heisst das nur, dass unser
Ausdruck nicht mit einem Satz zu vergleichen ist.
Wenn wir sagen, die Induktion beweise den allgemeinen Satz, so denken wir: sie beweist, dass dieser Satz und nicht sein Gegenteil wahr ist // so wollen wir natürlich zur Ausdrucksform übergehen, sie beweise, dass dies, und nicht sein Gegenteil der Fall ist // . Welches wäre aber das Gegenteil des Bewiesenen? Nun, dass (En) nonfn der Fall ist. Damit verbinden wir zwei Begriffe: den einen, den ich aus meinem gegenwärtigen Begriff des Beweises von (n).f(n) herleite, und einen andern, der von der Analogie mit (Ex).fx hergenommen ist. (Wir müssen ja bedenken, dass “(n).fn” kein Satz ist, solange ich kein Kriterium seiner Wahrheit habe; und dann nur den Sinn hat, den ihm dieses Kriterium gibt. Ich konnte freilich, schon ehe ich das Kriterium hatte // besass // , etwa nach einer Analogie zu (x).fx ausschauen.) Was ist nun das Gegenteil von dem, was die Induktion beweist? Der Beweis von (a + b)² = a² + 2ab + b² rechnet diese Gleichung aus im Gegensatz etwa zu (a + b)² = a² + 3ab + b². Was rechnet der Induktionsbeweis aus? |
|
Die Gleichungen: 3 + 2 = 5 + 1, 3 × (a + 1) = (3 ×
a) + 3, (5 + b) + 3 =
5 + (b + 3) im Gegensatz also etwa zu
3 + 2 =
5 + 6, 3
× (a + 1) = (4 × a) + 2,
etc..
Aber dieses Gegenteil entspricht ja nicht dem Satz
(Ex). fx. –
Ferner ist nun nicht mit jener Induktion im Gegensatz jeder
Satz von der Form non- f(n), nämlich d.h. // der Satz
“non-f(2)”,
“non-f(3)”,
687 669
u.s.w.;
d.h. die Induktion
ist das Gemeinsame in der Ausrechnung // den Ausrechnungen // von
f(2),
f(3),
u.s.w.; aber sie ist nicht die Ausrechnung
“aller Sätze der Form f(n)”, da ja nicht eine
Klasse von Sätzen in dem Beweis vorkommt, die ich “alle Sätze
der Form f(n)” nenne.
Jede einzelne nun von diesen Ausrechnungen ist die Kontrolle eines
Satzes von der Form f(n).
Ich konnte nach der Richtigkeit dieses Satzes fragen und eine Methode
zu ihrer Kontrolle anwenden, die durch die Induktion nur auf eine
einfache Form gebracht war.
Nenne ich aber die Induktion “den Beweis eines allgemeinen
Satzes”, so kann ich nach der Richtigkeit dieses Satzes nicht
fragen (sowenig, wie nach der Richtigkeit der Form der
Kardinalzahlen).
Denn, was ich Induktionsbeweis nenne, gibt mir keine Methode zur
Prüfung, ob der allgemeine Satz richtig oder falsch ist;
diese Methode müsste mich vielmehr lehren,
auszurechnen (zu prüfen), ob sich für einen bestimmten Fall eines
Systems von Sätzen eine Induktion bilden lässt, oder
nicht.
(Was so geprüft wird, ist, ob alle n die oder jene Eigenschaft
haben, wenn ich so sagen darf; aber nicht, ob alle sie haben, oder ob
es einige gibt, die sie nicht haben.
Wir rechnen
z.B. aus, dass
der die Gleichung
x² + 3x + 1 =
0 keine rationalen Lösungen hat (dass
es keine rationale Zahl gibt, die …) und nicht die Gleichung
x² + 2x +
|
|
Daher wir es seltsam empfinden, wenn uns gesagt wird, die Induktion
beweise den allgemeinen Satz; da wir das richtige Gefühl haben,
dass wir ja in der Sprache der Induktion die allgemeine
Frage gar nicht hätten stellen können.
Da uns ja nicht zuerst eine Alternativee gestellt war
(sondern nur zu sein schien, solange uns ein Kalkül mit endlichen Klassen
vorschwebte).
Die Frage nach der Allgemeinheit häatte vor dem Beweis noch gar kei- 670 nen Sinn, also ist sie auch keine Frage, denn die Frage hätte nur
Sinn gehabt, wenn eine allgemeine Methode zur Entscheidung bekannt
war, ehe der besondere Beweis bekannt war. // Die Frage nach der Allgemeinheit hatte vor dem
Beweis noch gar keinen Sinn, also war sie auch keine Frage, denn die
hätte nur Sinn gehabt, wenn eine allgemeine Methode der Entscheidung
bekannt war, ehe der besondere Beweis bekannt
war. //
Denn der Induktionsbeweis entscheidet nichts. // … entscheidet keine Streitfrage. // // … entscheidet nicht in einer Streitfrage. // |
|
Wenn gesagt wird: “der Satz
‘(n).fn’ folgt aus der
Induktion” heisse nur: jeder Satz der
Form f(n) folge aus der Induktion;
– “der Satz ‘(En).
non-f(n)’
widerspreche // widerspricht // der
Induktion” heisse nur: jeder Satz der
Form non-f(n)
werde durch die Induktion widerlegt, – so kann man sich damit
zufrieden geben // so kann man damit einverstanden
sein // , aber wirdn jetzt
fragen: Wie gebrauchen wir den Ausdruck “der Satz
(n).f(n)”
richtig?
Was ist seine Grammatik.
(Denn daraus, dass ich ihn in gewissen
Verbindungen gebrauche, folgt nicht, dass ich ihn
überall dem Ausdruck “der Satz
(x).fx” analog
gebrauche.) |
|
Denken wir, es stritten sich Leute darüber, ob in der Division
1:3 lauter
Dreier im Quotienten herauskommen müssten; sie hätten
aber keine Methode, wie dies zu entscheiden sei // um dies zu entscheiden // .
Nun bemerkt Einer von ihnen die induktive Eigenschaft von
671 dings durch die Induktion eine Entscheidung herbeigeführt, denn
die Induktion zeigt für jede Extension des Quotienten,
dass sie aus lauter 3 besteht.
Lassen sie aber die extensive Auffassung fallen, so entscheidet die
Induktion nichts.
Oder nur das, was die Ausrechnung von
Die Frage “gibt es eine rationale Zahl, die die Wurzel von x² + 3x + 1 = 0 ist” ist freilich durch eine Induktion entschieden
|
|
672 fen gelassen war.
Wenn vor der Entdeckung der Periodizität Einer vergebens nach einer 4
in der Entwicklung von 1:3 gesucht hätte, so hätte er
do[h|c]h die Frage “gibt es eine 4 in der Entwicklung
von 1:3”
nicht sinnvoll stellen können,
d.h.,
abgesehen davon, dass er tatsächlich
zu keiner 4 gekommen war, können wir ihn davon überzeugen,
dass er keine Methode besitzt, seine Frage zu
entscheiden.
Oder wir könnten auch sagen: abgesehen von dem Resultat seiner
Tätigkeit könnten wir ihn über die Grammatik seiner Frage und die
Natur seines Suchens aufklären (wie einen heutigen Mathematiker
über analoge Probleme).
“Aber als Folge der Entdeckung der Periodizität hört er nun
doch gewiss auf, nach einer 4 zu suchen!
Sie überzeugt ihn also, dass er nie eine finden
wird”. –
Nein.
Die Entdeckung der Periodizität bringt ihn vom Suchen ab,
wenn er sich nun neu einstellt.
Man könnte ihn fragen: “Wie ist es nun, willst Du
noch immer nach einer 4 suchen?”
(Oder hat Dich, sozusagen, die Periodizität auf andere Gedanken
gebracht.)
Und die Entdeckung der Periodizität ist in Wirklichkeit die Konstruktion eines neuen Zeichens und Kalküls. Denn es ist irreführend ausgedrückt, wenn wir sagen, sie bestehe darin, dass es uns aufgefallen sei, dass der erste Rest gleich dem Dividenden ist. Denn hätte man Einen, der die periodische Division nicht kannte, gefragt
Ist nicht, was ich hier sage, immer dasselbe, // sage, das, // was Kant damit g meinte, dass 5 + 7 = 12 nicht analytisch, sondern synthetisch a priori sei? 673 |
|
|
Man sagt für gewöhnlich, die rekursiven Beweise
beweisen //
zeigen // , dass die
algebraischen Gleichungen für alle Kardinalzahlen gelten; aber es kommt
hier momentan nicht darauf an, ob dieser Ausdruck glücklich
oder schlecht gewählt ist, sondern nur darauf, ob er in allen Fällen
die gleiche Bedeutung hat. // ob er in allen
Fällen die gleiche, klarbestimmte, Bedeutung
hat. // |
|
Und ist es da nicht klar, dass die rekursiven Beweise
tatsächlich dasselbe für alle
“bewiesenen” Gleichungen zeigen? |
|
Und das heisst doch, dass
zwischen dem rekursiven Beweis und dem von ihm bewiesenen Satz immer die
gleiche (interne) Beziehung besteht? |
|
Es ist ja übrigens ganz klar, dass es so einen
rekursiven, oder richti-
674 ger, iterativen “Beweis” geben
muss.
(Der uns die Einsicht vermittelt, dass es
“mit allen Zahlen so gehen
muss”.)
/D.h. es scheint mir klar, und dass ich einem Anderen die Richtigkeit dieser Sätze für die Kardinalzahlen durch einen Prozess der Iteration begreiflich machen könnte. / |
|
Wie aber weiss ich
28 + (45 + 17)
= (28 + 45) + 17 ohne es bewiesen zu
haben?
Wie kann mir ein allgemeiner Beweis einen besonderen Beweis
schenken?
Denn ich könnte doch den besondern Beweis führen, und wie treffen sich
da die beiden Beweise, und wie, wenn sie nicht übereinstimmen?
|
|
D.h.: Ich möchte Einem zeigen,
dass das distributive Gesetz wirklich im Wesen der Anzahl liegt und nicht etwa nur
in diesem bestimmten Fall zufällig gilt; werde ich da nicht durch
einen Prozess der Iteration zu zeigen versuchen,
dass das Gesetz gilt und immer weiter gelten
muss?
Ja, – daraus ersehen wir, was wir hier darunter verstehen,
dass ein Gesetz für alle Zahlen gelten
muss. |
|
Und inwiefern kann man diesen Vorgang nicht den // einen // Beweis des
(distributiven) Gesetzes nennen?
|
|
Und dieser Begriff des
‘begreiflich-Machens’ kann
uns hier wirklich helfen. // … kann uns
hier helfen. // … ist hier ein
Segen. //
Denn man könnte sagen: das Kriterium dafür, ob etwas ein Beweis eines Satzes ist, ist, ob man ihn dadurch begreiflich machen kann. (Natürlich handelt es sich da wieder nur um eine Erweiterung unserer grammatischen Betrachtungen über das Wort // des Wortes // “Beweis”; nicht um ein psychologisches Interesse an dem Vorgang des Begreiflich-machens.) 675 |
|
/ “Dieser Satz ist für alle Zahlen durch das rekursive
Verfahren bewiesen”.
Das ist der Ausdruck, der so ganz irreführend ist.
Es klingt so, als würde hier ein Satz, der konstatiert,
dass das und das für alle Kardinalzahlen gilt,
auf einem Wege als wahr erwiesen, und als sei dieser Weg ein
Weg in einem Raum denkbarer Wege.
Während die Rekursion in Wahrheit nur sich selber z[i|e]igt, wie auch die Periodizität. // … wie auch die Periodizität nur sich selbst zeigt. // |
|
Wir sagen nicht, dass der Satz
f(x), wenn
f(l) gilt und aus
f(c)
f(c + 1) folgt,
darum für alle Kardinalzahlen wahr ist; sondern:
“der Satz f(x) gilt für alle
Kardinalzahlen” heisst
“er gilt für x = 1 und
f(c + 1) folgt aus
f(c)”.
Und hier ist ja der Zusammenhang mit der Allgemeinheit in endlichen Bereichen ganz klar, denn eben das wäre in einem endlichen Bereich allerdings der Beweis dafür, dass f(x) für alle Werte von x gilt und eben das ist der Grund, warum wir auch im arithmetischen Falle sagen, f(x) gelte für alle Zahlen. |
|
Zum mindesten muss ich sagen,
dass, welcher Einwand gegen den Beweis B gilt,
auch
z.B. gegen den der Formel
(a + b)n =
etc. gilt.
Auch hier, müsste ich dann sagen, nehme ich nur eine algebraische Regel in Uebereinstimmung mit den Induktionen der Arithmetik an. f(n) × (a + b) = f(n + 1) f(1) = a + b also: f(1) × (a + b) = (a + b)² = f(2) also: f(2) × (a + b) = (a + b)³ = f(3) u.s.w. 676
Soweit ist es klar.
Aber nun: “also (a + b)n =
f(n)”!
Ist denn hier ein weiterer Schluss gezogen? Ist denn hier noch etwas zu konstatieren? |
|
Ich würde aber doch fragen, wenn mir Einer die Formel
(a + b)n =
f(n) zeigt: wie ist man denn
dazugekommen?
Und als Antwort käme do[f|c]h die Gruppe
f(n) × (a + b) = f(n + 1) f(1) = a + b. Ist sie also nicht ein Beweis des algebraischen Satzes? – Oder antwortet sie nicht eher auf die Frage “was bedeutet der algebraische Satz”? |
|
Ich will sagen: hier ist doch mit der Induktion alles
erledigt. |
|
Der Satz, dass A für alle Kardinalzahlen gilt,
ist eigentlich der Komplex B.
Und sein Beweis, der Beweis von v und w.
Aber das zeigt auch, dass dieser Satz in einem
andern Sinne Satz ist, als eine Gleichung, und sein // dieser // Beweis in anderm Sinne Beweis eines
Satzes.
Vergiss hier nicht, dass wir nicht erst den Begriff des Satzes haben, dann wissen, dass die Gleichungen mathematische Sätze sind, und dann erkennen, dass es noch andere Arten von mathematischen Sätzen gibt! 677 |
|
|
Man kann nicht eine Rechnung als den Beweis eines Satzes
bestimmen. // zum Beweis eines Satzes
ernennen. // |
|
Ich möchte sagen: Muss man
diese Rechnung // die Induktionsrechnung
// den Beweis des Satzes I nennen?
D.h., tut's keine andere
Beziehung? |
|
(Die unendliche Schwierigkeit ist die “allseitige
Betrachtung” des Kalküls.) 439 678 |
|
“Der Uebergang ist gerechtfertigt”
heisst in einem Falle, dass er
nach bestimmten gegebenen Formen vollzogen werden kann.
Im andern Fall wäre die Rechtfertigung, dass der
Uebergang nach Paradigmen geschieht, die selbst eine
bestimmte Bedingung befriedigen. |
|
Man denke sich, dass für ein Brettspiel solche
Regeln gegeben würden, die aus lauter Wörtern ohne
“r” bestünden, und dass ich
eine Regel gerechtfertigt nenne, wenn sie kein “r”
enthält.
Wenn nun jemand sagte, er habe für das und das Spiel nur
eine Regel aufgestellt, nämlich,
dass die Züge Regeln entsprechen
müssten, die kein “r”
enthalten. –
Ist denn das eine Spielregel (im ersten Sinn)?
Geht das Spiel nicht doch nach den Regeln // nach
der Klasse von Regeln // vor sich, die nur alle jener
ersten Regel entsprechen sollen? |
|
Es macht mir jemand die Konstruktion von B vor und sagt nun,
A ist bewiesen.
Ich frage: “Wieso? – ich sehe nur,
dass Du um A eine Konstruktion mit Hilfe von
ρ α
gemacht hast”.
Nun sagt er: “Ja, aber wenn das möglich ist, so
sage ich eben, A sei bewiesen”.
Darauf antworte ich: “Damit hast Du mir nur
gezeigt, welchen neuen Sinn Du mit dem Wort ‘beweisen’
verbindest”. |
|
In einem Sinne heisst es, dass
Du das Paradigma mittels α so und
so konstruiert hast, in dem andern, nach wie vor, dass
eine Gleichung dem Paradigma entspricht. |
|
Wenn wir fragen, “ist das ein Beweis oder
nicht?”, so bewegen wir uns in den Formen der
Wortsprache. // … in der
Wortsprache. //
440 679
Nun ist natürlich nichts dagegen einzuwenden, wenn Einer sagt: Wenn die Glieder des Uebergangs in einer Konstruktion der und der Art stehen, so sage ich, die Rechtmässigkeit des Uebergangs ist bewiesen. |
|
Was wehrt sich in mir gegen die Auffassung von B als einem Beweis
von A?
Zuerst entdecke ich, dass ich den Satz von
“allen Kardinalzahlen” in meiner Rechnung nirgends
brauche.
Ich habe den Komplex B
mit Hilfe von r konstruiert und bin dann auf die Gleichung A
übergegangen; von “allen Kardinalzahlen” war dabei
keine Rede.
(Dieser Satz ist eine Begleitung der Rechnung in der Wortsprache,
die mich ˇhier nur verwirren kann.)
Aber nicht nur fällt dieser allgemeine Satz überhaupt fort, sondern
kein anderer tritt an seine Stelle. |
|
Der Satz, der die Allgemeinheit behauptet, fällt also weg,
“es ist nichts bewiesen”, “es
folgt nichts”.
“Ja, aber die Gleichung A folgt, sie steht nun an Stelle des allgemeinen Satzes”. – Ja in wiefern folgt sie denn? Offenbar verwende ich hier “folgt” in einem ganz andern Sinn, als dem normalen, da das, woraus A folgt, kein Satz ist. Das ist es auch, warum wir fühlen, dass das Wort “folgen” nicht richtig angewandt ist. |
|
Wenn man sagt “aus dem Komplex B folgt,
dass a + (b + c) =
(a + b) + c”, so schwindelt
Eine[,|m].
Man fühlt, dass man da auf irgend eine Weise einen
Unsinn geredet hat, obwohl es äusserlich richtig
klingt. |
|
Dass eine Gleichung folgt,
heisst eben schon etwas (hat seine bestimmte
Grammatik). 441 680 |
|
Aber wenn ich höre “aus B folgt A”, so
möchte ich fragen: “was
folgt?”
Dass a + (b + c) gleich
(a + b) + c ist, ist ja
eine Festsetzung, wenn es nicht auf normale Weise aus einer
Gleichung folgt. |
|
Wir können unsern Begriff des Folgens mit A und B
nicht zur Deckung bringen. // Wir können unsern
Begriff des Folgens dem A und B nicht aufpassen. // … nicht aufsetzen, er passt hier
nicht. // |
|
“Ich werde Dir beweisen, dass
a + (b + n) =
(a + b) + n”.
Niemand erwartet sich nun den Komplex B zu sehen.
Man erwartet eine andere Regel über das a, b, und
n zu hören, die den Uebergang von der einen auf
die andere Seite vermittelt.
Wenn mir statt dessen B und das Schema R gegeben wird, so kann
ich das keinen Beweis nennen, eben weil ich unter Beweis etwas
anderes verstehe.
Ja ich werde dann etwa sagen: “Ach so, das nennst Du ‘Beweis’, ich habe mir vorgestellt …”. |
|
Der Beweis von 17 + (18 + 5) = (17 + 18) + 5
wird allerdings nach dem Schema B geführt, und dieser
Zahlensatz ist von der Form A.
Oder auch: B ist der Beweis des Zahlensatzes; aber eben
deshalb nicht von A. |
|
“Ich werde Dir A1, ◇◇◇
A2,
A3 aus dem
einen // aus einem
// Satz ableiten”. –
Man denkt dabei natürlich an eine Ableitung, wie sie mit
Hilfe dieser Sätze gemacht wird. –
Man denkt, es wird eine Art von kleineren Kettengliedern gegeben
werden, durch die wir alle diese grossen ersetzen
können.
Und da haben wir doch ein bestimmtes Bild; und es wird uns etwas ganz Anderes geboten. 442 681
Die Gleichung wird durch den induktiven Beweis, quasi, der Quere, statt der Länge nach zusammengesetzt. |
|
Wenn wir nun die Ableitung ausführen //
rechnen // , so kommen wir endlich zu dem Punkt, wo die
Konstruktion von B vollendet ist.
Aber hier heisst es nun “also gilt diese
Gleichung”.
Aber diese Worte heissen ja nun﹖
etwas anderes als, wo﹖ wir sonst eine Gleichung aus
Gleichungen folgern.
Die Worte “die Gleichung folgt daraus﹖”
haben ja schon eine Bedeutung.
Und hier wird eine Gleichung allerdings konstruiert, aber nach einem
andern Prinzip. |
|
Wenn ich sage “aus dem Komplex folgt die Gleichung”,
so ‘folgt’ hier eine Gleichung aus etwas, was gar keine
Gleichung ist. |
|
Man kann nicht sagen: die Gleichung, wenn sie aus B folgt,
folge doch aus einem Satz, nämlich aus & v & w; denn es kommt
eben darauf an, wie ich sie aus diesem Satz
A erhalte; ob nach einer Regel des Folgens.
Welches die Verwandtschaft der Gleichung zum Satz
u &
v & w ist.
(Die Regel, die in diesem Falle zu A führt macht gleichsam einen
Querschnitt durch u & v & w, sie
fasst den Satz anders auf, als eine Regel des
Folgens.) |
|
Wenn uns die Ableitung von A aus u versprochen war und wir sehen nun den
Uebergang von B auf A, so möchten wir
sagen: “ach, so war es nicht gemeint”.
So, als hätte jemand mir versprochen, er werde mir etwas schenken und
nun sagt er: so, jetzt schenke ich Dir meine Zeit // mein Vertrauen // . 682 |
|
Darin, dass der Uebergang von
B auf A kein Folgen ist, liegt auch, was ich damit meinte,
dass nicht das logische Produkt
u & v
& w die Allgemeinheit ausdrückt. |
|
Ich sage, (a + b)² =
etc. ist mit Hilfe von
A1, A2,
etc. bewiesen, weil die Uebergänge
von (a + b)² zu
a² + 2ab +
b² alle von der Form A1, oder
A2,
etc.
sind.
In diesem Sinne ist in III auch der Uebergang
von (b + 1) + a auf
(b + a) + 1 nach
A1 gemacht, aber nicht der
Uebergang von a + n auf
n + a! |
|
Dass man sagt “die Richtigkeit
der Gleichung ist bewiesen”, zeigt schon,
dass Beweis nicht jede Ableitung // Konstruktion // ist. //
… Konstruktion der Gleichung ist. // |
|
Es zeigt mir jemand die Komplexe B und ich sage “das sind
keine Beweise der Gleichungen A”.
Nun sagt er: “Du siehst aber noch nicht das System,
nach dem diese Komplexe gebildet sind”, und zeigt es mir // und macht mich darauf aufmerksam // .
Wie konnte das die B zu beweisen
machen? |
|
Durch diese Einsicht steige ich in eine andere, sozusagen höhere,
Ebene; während der Beweis auf der tieferen hätte
geführt werden müssen // geführt werden
müsste // . |
|
Nur ein bestimmter Uebergang von Gleichungen zu einer
Gleichung ist ein Beweis dieser letzteren.
|
|
Aber kann ich eben nicht sagen, dass, wenn ich dies
über A bewiesen
683 habe, ich damit A bewiesen
habe?
Und woher kam dann überhaupt die Täuschung,
dass ich es dadurch bewiesen hätte? denn diese
muss doch einen tieferen Grund haben. |
|
Nun, wenn es eine Täuschung ist, so kam sie jedenfalls von unserer
Ausdrucksweise in der Wortsprache her “dieser Satz gilt für
alle Zahlen”; denn der algebraische Satz war ja
nach dieser Auffassung nur eine andere Schreibweise dieses
Satzes (der Wortsprache).
Und diese Ausdrucksweise liess den Fall
aller Zahlen mit dem Fall ‘aller Menschen in
diesem Zimmer’ verwechseln.
(Während wir, um die Fälle zu unterscheiden, fragen: Wie
verifiziert man den einen und wie den andern.) |
|
Wenn ich mir die Funktionen f1, f2,
F exakt definiert //
bestimmt // denke und nun das Schema des
Induktionsbeweises schreibe, –
auch dann kann ich nicht sagen, der Uebergang von f1y auf f2y sei auf Grund von r gemacht worden (wenn der Uebergang in u, v, w nach r gemacht wurde – in speziellen Fällen r = u). Er bleibt der Gleichung A entsprechend gemacht und ich könnte nur sagen, er entspreche dem Komplex B, wenn ich nämlich ﹖– diesen als ein anderes Zeichen statt der Gleichung A auffasse –﹖. |
|
Denn das Schema des Uebergangs
musste ja u, v und w enthalten. 684 |
|
Tatsächlich ist R nicht das
Schema des Induktionsbeweises B3; dieses ist viel
komplizierter, da es das Schema B1 enthalten
muss. |
|
Es ist nur dann nicht ratsam, etwas ‘Beweis’ zu nennen,
wenn die übliche Grammatik des Wortes ‘Beweis’ mit
der Grammatik des betrachteten Gegenstandes nicht
übereinstimmt. |
|
Die tiefgehende Beunruhigung rührt am Schluss von
einem kleinen, aber offen zu Tage liegendem Zug des überkommenen
Ausdrucks her. |
|
Was heisst es, dass
R den
Uebergang A //
Uebergang von der Form A //
rechtfertigt?
Es heisst wohl, dass ich mich
entschieden habe, nur solche Uebergänge in meinem
Kalkül zuzulassen, denen ein Schema B entspricht, dessen Sätze
u, v,
w wieder nach // aus //
r
ableitbar sein sollen.
(Und das hiesse natürlich nichts anderes, als
dass ich nur die Uebergänge
A1, A2,
etc. zuliesse und diesen Schemata
B entsprächen.)
// Richtiger wäre es, zu schreiben “und
diesen Schemata der Form R
entsprechen”.
Ich wollte mit dem Nachsatz in der Klammer sagen, der Schein der
Allgemeinheit – ich meine, der Allgemeinheit des Begriffs der
Induktionsmethode – ist un
456 685 nötig, denn es kommt am Schluss
doch nur darauf hinaus, dass die speziellen
Konstruktionen B1, B2,
etc. um die Seiten der Gleichungen
A1, A2,
etc. konstruiert wurden.
Oder: es ist ein Luxus, dann noch das [g|G]emeinsame
dieser Konstruktionen zu erkennen; alles was massgebend
ist, sind diese Konstruktionen
(selber).
Denn alles, was da steht, sind diese Beweise.
Und der Begriff, unter den die Beweise fallen, ist überflüssig, denn
wir haben nie etwas mit ihm gemacht.
Wie der Begriff Sessel überflüssig ist, wenn ich nur – auf die
Gegenstände weisend – sagen will “stelle dies und dies und
dies in mein Zimmer” (obwohl die drei Gegenstände Sessel
sind).
(Und eignen sich diese Geräte nicht, um darauf zu sitzen, so
wird das dadurch nicht anders, dass man auf eine
Aehnlichkeit zwischen ihnen aufmerksam
macht.)
Das heisst aber nichts anderes, als
dass der einzelne Beweis unsere Anerkennung als
solchen braucht (wenn ‘Beweis’ bedeuten soll, was es
bedeutet); hat er die nicht, so kann keine Entdeckung einer Analogie mit anderen solchen Gebilden sie ihm
geben //
verschaffen // .
Und der Schein des Beweises entsteht dadurch, dass
u, v,
w und A Gleichungen sind, und dass
eine allgemeine Regel gegeben werden kann, nach der man aus B A
bilden (und es in diesem Sinne ableiten) kann.
Auf diese allgemeine Regel kann man nachträglich aufmerksam werden. (Wird man nun dadurch aber darauf aufmerksam, dass die B doch in Wirklichkeit Beweis der A sind?) Man wird da auf eine Regel aufmerksam, mit der man hätte beginnen können und mittels der und u man A1, A2 etc. hätte konstruieren // bauen // können. Niemand aber würde sie in diesem Spiel einen Beweis genannt haben. |
|
Woher dieser Konflikt: “Das ist doch kein
Beweis!” – “das ist doch ein
Beweis!”? 457 686 |
|
Man könnte sagen: Es ist wohl wahr, ich zeichne im Beweis
von B mittels u die Konturen der Gleichung der A
nach, // die Konturen der Gleichung A mittels
u
nach, // aber nicht auf die Weise, die ich
nenne, “A mittels
u
beweisen”. |
|
Die Schwierigkeit, die
|
|
Wenn wir also oben sagten, wir können mit R beginnen, so ist dieses
Beginnen mit R in gewisser Weise Humbug.
Es ist nicht so, wie wenn ich eine Rechnung mit der Ausrechnung von
526 × 718
beginne.
Denn hier ist diese Problemstellung der Anfangspunkt eines Weges.
Während ich dort das R sofort wieder verlasse und wo anders
beginnen muss.
Und wenn es geschehen ist, dass ich einen Komplex
von der Form R konstruiert habe, dann ist es wieder gleichgültig,
ob ich mir das früher äusserlich
vorgesetzt habe, weil mir dieser Vorsatz, mathematisch
⌊(⌋gesprochen[,|)],
d.h. im Kalkül, doch nichts geholfen hat.
Es bleibt also bei der Tatsache, dass ich jetzt
einen Komplex von der Form R vor mir habe. |
|
Wir könnten uns denken, wir kennten nur den Beweis
B1 mit d
und würden nun sagen: Alles, was wir haben, ist diese
Konstruktion.
Von einer Analogie dieser mit anderen Konstruktionen, von einem
allgemeinen Prinzip bei der Ausführung dieser Konstruktionen, ist gar
keine Rede. –
Wenn ich nun so B und A sehe, muss ich
fragen: warum nennst Du das aber einen Beweis gerade von
A1? (ich frage noch
nicht: warum nennst Du es einen Beweis von
A).
Was hat dieser Komplex mit A1 zu tun?
687
Als Antwort muss er﹖ mich auf die
Beziehung zwischen A und B aufmerksam machen, die in
V ausgedrückt
ist. |
|
Es zeigt uns jemand B1 und erklärt uns den
Zusammenhang mit A1,
d.i., dass die rechte Seite
von A so und so erhalten wurde,
etc.
etc.
Wir verstehen ihn; und er fragt uns
(nun﹖): ist nun das ein Beweis von
A?
Wir würden // werden //
antworten: gewiss nicht!
Hatten wir nun alles verstanden, was über diesen Beweis zu verstehen war? Ja. Hatten wir auch die allgemeine Form des Zusammenhangs von B und A gesehen? Ja! Und wir können auch daraus schliessen, dass man so aus jedem A ein B konstruieren kann und also auch umgekehrt A aus B. |
|
Dieser Beweis ist nach einem bestimmten Plan gebaut (nach dem noch
andere Beweise gebaut sind).
Aber dieser Plan kann den Beweis nicht zum Beweis machen.
Denn wir haben jetzt hier nur die eine Verkörperung dieses Planes, und
können von dem Plan als allgemeinem Begriff
(ganz﹖) abgesehen.
Der Beweis muss für sich sprechen und der Plan ist
nur in ihm verkörpert, aber selbst kein Bestandteil // kein Instrument // des Beweises.
(Das wollte ich immer sagen.)
Daher nützt es mich nichts, wenn man mich auf die
Aehnlichkeiten zwischen Beweisen aufmerksam macht, um
mich davon zu überzeugen, dass sie Beweise
sind. |
|
Ist nicht unser Prinzip: keinen Begriff
// kein Begriffswort // zu
verwenden, wo keiner // keines // nötig ist? –
D.h. die Fälle zu zeigen, in denen das
Begriffswort in Wirklichkeit für eine Liste //
Aufzählung // steht. //
D.h. in den Fällen, in denen das Begriffswort
für
688 eine Liste steht, dies klar zu
machen. // //
D.h. die Fälle, in denen das Begriffswort in
Wirklichkeit für eine
|
|
Wenn ich nun früher sagte “das ist doch kein Beweis”, so
meinte ich ‘Beweis’ in einem bereits festgelegtem
Sinne, in welchem es aus A und B allein zu ersehen
ist.
Denn in diesem Sinne kann ich sagen: Ich verstehe doch ganz
genau, was B tut und in welchem Verhältnis es zu A
steht.
Jede weitere Belehrung ist überflüssig und das ist
kein Beweis. // und das, was da ist, ist kein
Beweis. //
In diesem Sinne habe ich es nur mit B und A allein zu tun;
ich sehe ausser ihnen nichts und nichts anderes geht
mich an.
Dabei sehe ich das Verhältnis nach der Regel V sehr gut // wohl // , aber es kommt für mich als Konstruktionsbehelf gar nicht in Frage. Sagte mir jemand, während meiner Be[f|t]rachtung von B und A, dass man auch hätte B aus A (oder umgekehrt) nach einer Regel konstruieren können, so könnte ich ihm nur sagen “komm' mir nicht mit unwesentlichen Sachen”. Denn das ist ja selbstverständlich, und ich sehe sofort, dass es B nicht zu einem Beweis von A macht. Denn, dass es so eine allgemeine Regel gibt, könnte nur zeigen // Denn diese allgemeine Regel könnte nur zeigen // , dass B der Beweis von A und keinem andern Satz // der Beweis gerade von A // ist, wenn es überhaupt ein Beweis wäre. 460 689
D.h., dass der Zusammenhang
zwischen B und A einer Regel gemäss ist,
kann nicht zeigen, dass B ein
Beweis von A ist.
Und jeder solche Zusammenhang könnte zur Konstruktion von B
aus A (und umgekehrt) benützt werden. |
|
Wenn ich also sagte “R
V wird ja gar nicht zur Konstruktion
ben[p|ü]tzt, also haben wir mit ihm nichts zu tun”, so
hätte es heissen müssen: Ich habe es
doch nur mit A und B allein zu tun.
Es genügt doch, wenn ich A und B mit einander konfrontiere
und nun frage “ist B ein Beweis von A”; und
also brauche ich A nicht aus B nach einer vorher festgelegten
Regel zu konstruieren, sondern es genügt, dass ich
die einzelnen A – wie viele es sind – den einzelnen
B gegenüberstelle.
Ich brauche eine Konstruktionsregel nicht; und das ist wahr.
Ich brauche eine vorher aufgestellte Konstruktionsregel nicht
(aus der ich dann erst die A gewonnen hätte). |
|
Ich meine: Im
Skolem'schen Kalkül
brauchen wir diesen Begriff nicht //
brauchen wir keinen solchen Begriff // ,
es es genügt die Liste.
Es geht uns nichts verloren, wenn wir nicht sagen “wir haben die Grundgesetze A bewiesen” // “wir haben die Grundgesetze A auf diese Weise bewiesen” // , sondern bloss zeigen, dass sich ihnen – in gewisser Beziehung analoge – Konstruktionen zuordnen lassen. |
|
Der Begriff der Allgemeinheit (und der
Rekursion), der in diesen Beweisen gebraucht wird, ist
nicht allgemeiner, als er aus diesen Beweisen unmittelbar herauszulesen
ist. |
|
Die Klammer in R, welche u, v, und
w
zusammenhält, kann weiter nichts bedeuten, als dass
wir den Uebergang in A (oder
einem von der
690 Form A) als berechtigt ansehen,
wenn die Glieder (Seiten) des Uebergangs in
einer, durch das Schema B charakterisierten Beziehung, zu einander
stehen.
Es nimmt dann B den Platz von A.
Und wie es früher hiess: der
Uebergang ist in meinem Kalkül erlaubt, wenn er
einem der A entspricht, es j so kann es
jetzt heissen // so
heisst es jetzt // : er ist erlaubt,
wenn er einem der B entspricht.
Damit aber hätten wir noch keine Vereinfachung, keine Reduktion gewonnen. |
|
Der Gleichungskalkül ist gegeben.
In diesem Kalkül hat ‘Beweis’ eine
festgelegte // fixe // Bedeutung.
Nenne ich nun auch die induktive Rechnung einen
Beweis, so erspart mir dieser Beweis doch nicht die Kontrolle, ob die
Uebergänge der Gleichungskette, nach diesen
bestimmten Regeln (oder Paradigmen) gemacht sind.
Ist das der Fall, so sage ich, die letzte Gleichung der Kette sei
bewiesen; oder auch, die Gleichungskette stimme. 463 691 |
|
Denken wir uns, wir kontrollieren die Rechnung
(a + b)³ =
… in der ersten // auf die erste
// Weise und beim ersten
Uebergang sagt er: “ja, dieser
Uebergang geschieht
|
|
In einer Bedeutung heisst die Frage “stimmt
die Gleichung G”: lässt sie
sich nach den Paradigmen herleiten? –
Im andern Fall heisst es: lassen sich die
Gleichungen u, v, w nach dem Paradigma (oder den
Paradigmen) herleiten? –
Und hier haben wir die beiden Bedeutungen der Frage (oder des
Wortes ‘Beweis’) auf eine Ebene gestellt
(in einem System ausgedrückt) und können sie nun
vergleichen (und sehen, dass sie nicht Eines
sind). |
|
Und zwar leistet dieser neue Beweis nicht, was man
annehmen könnte, dass er nämlich den Kalkül auf
eine kleinere // engere //
Grundlage setzte – wie es etwa geschieht, wenn wir durch
p|q p V q und
non-p
ersetzen, oder die Zahl der Axiome vermindern.
Denn, wenn man nun sagt, man habe alle die Grundgleichungen A aus
r allein
abgeleitet, so heisst hier das Wort
“abgeleitet” etwas (ganz)
andres.
(Was man sich bei dieser Versprechung erwartet, ist die Ersetzung
der grossen Kettenglieder durch kleinere, nicht
durch zwei halbe Kettenglieder.)
Und in einem Sinne hat man durch diese Ableitungen alles beim alten
gelassen.
Denn es bleibt im neuen Kalkül ein Kettenglied des alten wesentlich als
ein solches bestehn.
Die alte Struktur wird nicht aufgelöst.
So dass man sagen muss, der
alte Gang des Beweises bleibt bestehen.
Und es bleibt im alten Sinne auch die
Unreduzierbarkeit. 692 |
|
Man kann daher auch nicht sagen, Skolem habe das algebraische System auf eine kleinere Grundlage
gesetzt, denn er hat es in einem andern Sinne als dem
algebraischen ‘begründet’. //
denn er hat es in einem andern Sinne als dem der Algebra
‘begründet’. // |
|
Wird ein Zusammenhang der A durch die Induktionsbeweise mittels
u
gezeigt und ist dies nicht das Zeichen dafür, dass
wir es hier doch mit Beweisen zu tun haben? –
Es wird nicht der Zusammenhang gezeigt, den ein Zerlegen
der Uebergänge A in
Uebergänge r herstellen würde.
Und ein Zusammenhang der A ist ja schon vor jedem
Beweis zu sehen. |
|
Ich kann die Regel R auch so schreiben:
a + (b + 1) = (a + b) + 1, wenn ich R oder S als Erklärung oder Ersatz für diese Form nehme. Wenn ich nun sage, in
736 693 uns nur auf
die Regel R und ihre formale Beziehung zu
u
(oder zu u, v und w) aufmerksam
gemacht hättest.”
Ich hätte also auch sagen können: Ich nehme die Regel R in der und der Weise als Paradigma meiner Uebergänge. Wenn nun Skolem etwa nach seinem Beweis für das assoziative Gesetz übergeht zu:
737 694 wirklich als
den Beweis einer solchen Allgemeinheit rechtfertigen wollen, tun wir
vielmehr etwas anderes: wir gehen Beispiele einer Reihe durch, und
diese Beispiele und das Gesetz, was wir in ihnen erkennen, befriedigt uns
nun, und wir sagen: ﹖– ja, unser Beweis
leistet wirklich, was wir
wollten –﹖.
Aber wir müssen nun bedenken, dass wir mit der
Angabe dieser Beispielreihe die Schreibweise B und C nur in
eine andere (Schreibweise) übersetzt
haben.
(Denn die Beispielreihe ist nicht die unvollständige Anwendung der
allgemeinen Form, sondern ein anderer Ausdruck dieser Form // des Gesetzes // .)
Und weil die Wortsprache, wenn sie den Beweis erklärt, erklärt was er
beweist, den Beweis nur in eine andere Ausdrucksform übersetzt, so können
wir diese Erklärung auch ganz weglassen.
Und wenn wir das tun, so werden die mathematischen Verhältnisse
viel klarer, nicht verwischt, durch die mehrdeutigen // [v|V]ieles bedeutenden //
Ausdrücke der Wortsprache.
Wenn ich
z.B. B unmittelbar neben
A setze, ohne Dazwischenkunft des Wortes
“alle” // ohne Vermittlung durch den
Ausdruck der Wortsprache “für alle Kardinalzahlen
etc.” // , so kann kein falscher
Schein eines Beweises von A durch B entstehen.
Wir sehen dann ganz nüchtern, wie weit die Beziehungen von
B zu A und zu a + b = b + a reichen
und wo sie aufhören. // Wir sehen dann
die nüchternen, (nackten) Beziehungen
zwischen A und B, und wie weit sie
reichen. //
Man lernt so erst, unbeirrt von der alles gleichmachenden Form der
Wortsprache, die eigentliche Struktur dieser Beziehung kennen, und was es
mit ihr auf sich hat.
Man sieht hier vor allem, dass wir
f(1) = g(1) zu sehen ist, gleichsam eine bestimmte
Astgabelung, – dass aber diese Gebilde in
verschiedenen Anordnungen, und Verbindungen untereinander, auftreten, und
dass sie nicht in dem Sinne Konstruktionselemente
bilden // sind // ,
wie die Paradigmen im Beweis von a + (b + (c + 1)) =
(a + (b + c)) + 1 oder
(a + b)² =
f(n + 1) = F(fn) g(n + 1) = F(gn) 738 695
a² + 2ab + b².
Der Zweck der “rekursiven Beweise” ist ja, den
algebraischen Kalkül mit dem der Zahlen in Verbindung zu
setzen.
Und der Baum der rekursiven Beweise “rechtfertigt”
den algebraischen Kalkül nur, wenn das heissen soll,
dass er ihn mit dem arithmetischen in
Verbindung bringt.
Nicht aber in dem Sinn, in welchem die Liste der Paradigmen den
algebraischen Kalkül,
d.h. die
Uebergänge in ihm, rechtfertigt.
Wenn man also die Paradigmen der Uebergänge tabuliert, so hat das dort Sinn, wo das Interesse darin liegt, zu zeigen, dass die und die Transformationen alle bloss mit Hilfe jener – im übrigen willkürlich gewählten – Uebergangsformen zustande gebracht sind. Nicht aber dort, wo sich die Rechnung in einem andern Sinne rechtfertigen soll, wo also das Anschauen der Rechnung – ganz abgesehen von dem Vergleich mit einer Tabelle vorher festgelegter Normen – uns lehren muss, ob wir sie zulassen sollen oder nicht. Skolem hätte uns also keinen Beweis des assoziativen und kommutativen Gesetzes versprechen brauchen // sollen // , sondern einfach sagen können, er werde uns einen Zusammenhang der Paradigmen der Algebra mit den Rechnungsregeln der Arithmetik zeigen. Aber ist das nicht Wortklauberei? hat er denn nicht die Zahl der Paradigmen reduziert und uns z.B. statt jener beiden Gesetze eines, nämlich a + (b + 1) = (a + b) + 1 gegeben? Nein. Wenn wir z.B. (a + b)⁴ = etc. (r) beweisen, som könnten wir dabei von dem vorher bewiesenen Satz (a + b)² = etc. (s) [g|G]ebrauch machen. Aber in diesem Fall lassen sich die Uebergänge in r, die durch s gerechtfertigt wurden, auch durch jene Regeln rechtfertigen, mit denen s bewiesen wurde. Und es verhält sich dann s zu jenen ersten Regeln, wie ein durch Definition eingeführtes Zeichen zu dem primären Zeichen, mit deren Hilfe es definiert wurde. Man kann die Definition immer auch elliminieren und auf die primären Zeichen übergehen. Wenn wir aber in C einen Uebergang machen, der durch B gerechtfertigt ist, so können wir diesen Uebergang nun nicht auch mit u allein machen. Wir haben eben mit dem, was hier Beweis genannt wird, nicht einen Schritt // Uebergang // in Stufen zerlegt, sondern etwas ganz andres getan. 696 |
|
|
Wir haben also hier nicht den Fall, in welchem eine Gruppe von
Grundgesetzen durch eine mit weniger Gliedern bewiesen wird, aber nun
weiter in den Beweisen alles im Gleichen bleibt.
(Wie auch in einem System von Grundbegriffen an der späteren
Entwicklung dadurch nichts geändert wird, dass man
die Anzahl der Grundbegriffe durch Definitionen reduziert.)
(Uebrigens, welche verdächtige Analogie, zwischen “Grundgesetzen” und “Grundbegriffen”!) |
|
Es ist gleichsam // etwa // so:
der Beweis eines alten Grundgesetzes setzt sonst das System der
Beweise (einfach) nach rückwärts fort.
Die Rekursionsbeweise aber setzen das System von algebraischen Beweisen
(mit den alten Grundgesetzen) nicht nach rückwärts fort, sondern
sind ein neues System, das mit dem ersten nur parallel zu laufen
scheint. |
|
Das ist eine seltsame Bemerkung, dass in den
Induktionsbeweisen der Grundregeln nach wie vor ihre Unreduzierbarkeit
(Unabhängigkeit) sich
697 zeigen muss // ﹖– zu Tage treten
muss –﹖ // .
Was, wenn man das für den Fall von gewöhnlichen Beweisen (oder
Definition) sagte, also für den Fall, wo die Grundregeln eben weiter
reduziert werden, eine neue Verwandtschaft zwischen ihnen gefunden
(oder konstruiert) wird. |
|
Wenn ich darin Recht habe, dass durch die
Rekursionsbeweise die Unreduzierbarkeit //
Unabhängigkeit // intakt bleibt, dann ist damit
(wohl﹖) alles gesagt, was sich
gegen den Begriff vom Rekursions-“Beweis”
sagen // vorbringen // wollte // kann // . |
|
Der induktive Beweis zerlegt den Uebergang in A
nicht.
Ist es nicht das, was macht, dass ich mich dagegen
sträube, ihn Beweis zu nennen?
Warum ich versucht bin zu sagen, er kann auf keinen Fall –
nämlich auch, wenn man A durch R und
u
konstruiert – mehr tun, als etwas über den
Uebergang zu zeigen. |
|
Wenn man sich einen Mechanismus aus Zahnrädern und diese aus lauter
gleichen keilförmigen Stücken und je einem Ring, der sie
zue einem Rad zusammenhält, zusammengesetzt denkt, so blieben in
einem gewissen Sinne die Einheiten des Mechanismus doch die
Zahnräder. |
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Es ist so: Wenn ein Fass aus Dauben und
Böden besteht, so halten doch nur alle diese in dieser
(bestimmten) Verbindung (als Komplex)
die Flüssigkeit und bilden als Behälter neue Einheiten.
|
|
Denken wir uns eine Kette, sie besteht aus Gliedern und es ist möglich,
(je) ein solches Glied durch zwei kleinere zu ersetzen.
Die Verbindung, die die Kette macht, kann dann, statt durch
die grossen, ganz durch die
698 kleineren // kleinen
// Glieder gemacht werden.
Man könnte sich aber auch denken, dass jedes Glied
der Kette aus – etwa – zwei halbringförmigen Teilen
bestünde, die zusammen das Glied bildeten, einzeln aber nicht
als Glieder verwendet werden könnten.
Es hätte nun ganz verschiedenen Sinn, einerseits, zu sagen: die Verbindung, die die grossen Glieder machen, kann durch lauter kleine Glieder gemacht werden; – und anderseits: diese Verbindung kann durch lauter halbe grosse Glieder gemacht werden. Was ist der Unterschied? |
|
Der eine Beweis ersetzt eine grossgliedrige Kette
durch eine kleingliedrige, der andere zeigt, wie man die
(alten) grossen Glieder
aus mehreren Bestandteilen zusammensetzen kann. |
|
Aehnlichkeit, sowie // und
// Verschiedenheit der beiden Fälle sind
augenfällig // klar zu Tage liegend // .
|
|
Der Vergleich des Beweises mit der Kette ist natürlich ein
logischer Vergleich und also einv vollkommen
exakter Ausdruck dessen, was er illustriert. 699 |
|
|
Man fasst die Periodizität eines Bruches,
z.B.
700 Gegensatz zur
Unregelmässigkeit.
Die periodische Division, also
11 : 3 = 0,3 (im Gegensatz
zu
|
|
Von dem Zeichen “0,3̇
” kann man
sagen: es ist keine Abkürzung. |
|
Und das Zeichen
“/0,3, 0,x,
0,x3/” ist kein Ersatz für eine Extension,
sondern das vollwertige Zeichen selbst; und ebensogut ist
“0,3̇
”.
Es sollte uns doch zu denken geben, dass ein Zeichen
der Art “0,3̇
”
genügt, um damit zu machen, was wir brauchen.
Es ist kein Ersatz, und im Kalkül gibt es keinen Ersatz.
Wenn man meint, die besondere Eigenschaft der Division 11 : 3 = 0,3 sei ein Anzeichen für die Periodizität des unendlichen Dezimalbruchs, oder 701 der Dezimalbrüche der
Entwicklung, so heisst das, // so
ist das ein Anzeichen dafür, // das etwas
regelmässig ist; aber was?
Die Extensionen, die ich gebildet habe?
Aber andere gibt es ja nicht.
Am absurdesten würde die Redeweise, wenn man sagte: die
Eigenschaft der Division sei ein Anzeichen dafür,
dass das Resultat die Form
/0,a, 0,x,
0,xa/ habe; das wäre so, als wollte man sagen; eine
Division ist das Anzeichen dafür, dass eine Zahl
herauskommt.
Das Zeichen “0,3̇
” drückt seine
Bedeutung nicht von einer grösseren Entfernung
aus, als “0,333 …”, denn dieses
Zeichen gibt eine Extension von drei Gliedern und eine Regel; die
Extension 0,333 ist für
unsere Zwecke nebensächlich und so bleibt nur die Regel, die
“/0,3, 0,x,
0,x3/” ebensogut gibt.
Der Satz “die Division wird nach der ersten Stelle
periodisch” heisst soviel
wie: “der erste Rest ist gleich dem
Dividenden”.
Oder auch: der Satz “die Division wird von der ersten
Stelle an ins Unendliche die gleiche Ziffer erzeugen”
heisst “der erste Rest ist
gleich dem Dividenden”; so wie der Satz “dieses Lineal
hat einen unendlichen Radius” heisst, es
sei gerade. |
|
Man könnte nun sagen: die Stellen des // eines
// Quotienten von 1:3 sind notwendig alle 3, und das
würde wieder nur heissen, dass
der erste Rest gleich dem Dividenden ist und die erste Stelle des
Quotienten 3.
Die Verneinung des ersten Satzes ist daher gleich der Verneinung
des zweiten.
Es ist also dem “notwendig alle” nichts
entgegengesetzt, was man “zufällig alle” nennen
könnte; “notwendig alle” ist sozusagen
ein Wort.
Ich brauche nur fragen: Was ist das Kriterium der
notwendigen Allgemeinheit, und was wäre das, der zufälligen (das
Kriterium dafür also, dass zufällig alle Zahlen die
Eigenschaft P haben)? 702 |
|
|
Der “rekursive Beweis” ist das allgemeine Glied einer
Reihe von Beweisen.
Er ist also ein Gesetz, nach dem man Beweise konstruieren kann.
Wenn gefragt wird, wie es möglich ist, dass mir
diese allgemeine Form den Beweis eines speziellen Satzes,
z.B.
7 + (8 + 9) =
(7 + 8) + 9 ersparen kann, so ist die Antwort,
dass sie nur alles zum Beweis dieses Satzes
vorbereitet hat, ihn aber nicht beweist (er kommt ja in ihr nicht
vor).
Der Beweis besteht vielmehr aus der allgemeinen Form zusammen mit
dem Satz. |
|
Unsere gewöhnliche Ausdrucksweise trägt den Keim der Verwirrung in
ihre Fundamente, indem sie das Wort
“Reihe” einerseits im Sinne von
‘Extension’, anderseits im Sinne von
‘Gesetz’ gebraucht.
Das Verhältnis der beiden kann man sich an der Maschine klarmachen,
die Schraubenfedern erzeugt.
Hier wird durch einen schraubenförmig gewundenen
703 lichen Drahtstücke, oder etwas, dem sich diese nähern je länger sie werden, sondern das
Gesetz der Schraube, wie es in dem kurzen Gangstück verkörpert
ist.
Der Ausdruck “unendliche Schraube” oder
“unendliche Reihe” ist daher irreführend.
|
|
Wir können also den rekurierenden Beweis immer auch als Reihenstück mit
dem “u.s.w.” anschreiben und
er verliert dadurch nicht seine Strenge.
Und zugleich zeigt diese Schreibweise klarer sein Verhältnis zur
Gleichung A.
Denn nun verliert der rekursive Beweis jeden Schein einer
Rechtfertigung von A im Sinne eines algebraischen Beweises
– etwa von (a + b)² = a² + 2ab
+ b².
Dieser Beweis mit Hilfe der algebraischen Rechnungsregeln ist
vielmehr ganz analog einer Ziffernrechnung. |
|
5 + (4 + 3) =
5 + (4 + (2 + 1)) = 5 + (4 + 2) + 1) =
(5 + (4 + 2)) + 1 =
(5 + (4 + (1 + 1))) + 1 =
((5 + 4) + 2) + 1 = (5 + 4) + 3 …
(L)
Das ist einerseits der Beweis von 5 + (4 + 3) = (5 + 4) + 3, anderseits kann man es als Beweis von 5 + (4 + 4) = (5 + 4) + 4 etc. etc. gelten lassen, d.h. benützen. Wenn ich nun sage: L ist der Beweis des Satzes a + (b + c) = (a + b) + c, so würde das Eigentümliche
|
|
Definitionen führen nur praktische Abkürzungen ein, aber wir
könnten auch ohne sie
auskommen.
Aber wie ist es mit den rekursiven Definitionen?
|
|
Anwendung der Regel a + (b + 1) =
(a + b) + 1 kann man zweierlei nennen:
4 + (2 + 1) =
(4 + 2) + 1 ist eine Anwendung in einem Sinne, im
andern: 4 + (2 + 1) =
((4 + 1) + 1) + 1 =
(4 + 2) + 1. 704 |
|
Die rek[j|u]rsive Definition ist eine Regel zur Bildung
v[l|o]n Ersetzungsregeln.
Oder auch das allgemeine Glied einer Reihe von
Definit⌊i⌋onsreihen.
Sie ist ein Wegweiser, der alle Ausdrücke einer bestimmten Form
einem Wege heimweist. |
|
Man könnte – wie gesagt – den Induktionsbeweis ganz ohne die
Benützung von Buchstaben (mit voller Strenge) anschreiben.
Die rekursive Definition a + (b + 1) =
(a + b) + 1 müsste dann als
Definitionsreihe geschrieben werden.
Diese Reihe verbirgt sich nämlich in der Erklärung ihres
Gebrauchs.
Man kann natürlich auch der Bequemlichkeit halber die
Buchstaben in der Definition beibehalten,
[,|m]uss sich aber dann in der Erklärung auf
ein Zeichen der Art “1, (1) + 1, ((1) + 1) + 1,
u.s.w.” beziehen; oder, was auf
dasselbe hinausläuft,
“/1, x,
x + 1/”.
Hier darf man aber nicht etwa glauben, dass dieses
Zeichen eigentlich lauten sollte
“(x)./
1, x, x + 1/”! –
Der Witz unserer Darstellung ist ja, dass der Begriff “alle Zahlen” nur durch eine Struktur der Art “/1, x, x + 1/” gegeben ist. Die Allgemeinheit ist durch diese Struktur im Symbolismus dargestellt und kann nicht durch ein (x).fx beschrieben werden. Natürlich ist die sogenannte “rekursive Definition” keine Definition im hergebrachten Sinne des Worts, weil keine Gleichung. Denn die Gleichung “a + (b + 1) = (a + b) + 1” ist nur ein Bestandteil von ihr. Noch ist sie das logische Produkt von Gleichungen. Sie ist vielmehr ein Gesetz, wonach Gleichungen gebildet werden; wie /1, x, x + 1/ keine Zahl ist, sondern ein Gesetz etc.. (Das Ueberraschende // Verblüffende // am Beweis von a + (b + c) = (a + b) + c ist ja, dass er aus einer Definition allein hervorgehen soll. Aber u ist keine Definition, sondern eine allgemeine Additionsregel.) Anderseits ist die Allgemeinheit dieser Regel keine andere, als die der periodischen Division 11 : 3 = 0,3. D.h. es ist in der Regel nichts offen 705 gelassen, ergänzungsbedürftig oder
dergleichen.
Und vergessen wir nicht: Das Zeichen “/1, x, x + 1/” …N interessiert uns nicht als ein suggestiver Ausdruck des allgemeinen Gliedes der Kardinalzahlenreihe, sondern nur, sofern es mit analog gebauten Zeichen in Gegensatz tritt: N im Gegensatz zu, etwa, /2, x, x + 3/; kurz als Zeichen, als Instrument, in einem Kalkül. Und das Gleiche gilt natürlich von 11 : 3 = 0,3. (Offen gelassen wird in der Regel nur ihre Anwendung.) |
|
1 + (1 + 1) =
(1 + 1) + 1, 2 + (1 + 1) =
(2 + 1) + 1, 3 + (1 + 1) =
(3 + 1) + 1 …
u.s.w.
So könnte man die Regel “a + (b + 1) =
(a + b) + 1” anschreiben. 1 + (2 + 1) = (1 + 2) + 1, 2 + (2 + 1) = (2 + 2) + 1, 3 + (2 + 1) = (3 + 2) + 1 … u.s.w. 1 + (3 + 1) = (1 + 3) + 1, 2 + (3 + 1) = (2 + 3) + 1, 3 + (3 + 1)m = (3 + 3) + 1 … u.s.w. u.s.w..
a + (
a + (x + 1) = (a + x) + 1 R a + ((x + 1) + 1) = ((a + x) + 1) + 1 In der Anwendung der Regel R, deren Beschreibung ja zu der Regel selbst als ein Teil ihres Zeichens gehört, läuft a der Reihe /1, x, x + 1/ entlang und das könnte natürlich durch ein beigefügtes Zeichen, etwa “a N” angegeben werden. (Die zweite und d[ir|ri]tte Zeile der Regel R könnte man zusammen die Operation⌊/⌋nennen, wie das zweite und dritte Glied des Zeichens N.) So ist auch die Erläuterung zum Gebrauch der rekursiven Definition u ein Teil dieser Regel selber; oder auch eine Wiederholung ebenderselben // der // Regel in andrer Form: sowie “1, 1 + 1, 1 + 1 + 1, u.s.w.” das gleiche bedeutet, wie (d.h. übersetzbar ist in) “/1, x, x + 1/”. Die Uebersetzung in die Wortsprache erklärt den Kalkül mit den neuen Zeichen, da 706 wir den Kalkül mit den
Zeichen der Wortsprache schon
beherrschen.
Das Zeichen einer Regel ist ein Zeichen eines Kalküls wie jedes andere; seine Aufgabe ist nicht, suggestiv (﹖– auf eine Anwendung hin –﹖[_|)] zu wirken, sondern, im Kalkül nach einem System // nach Gesetzen // gebraucht zu werden. Daher ist die äuss[d|e]re Form, wie die eines Pfeiles nebensächlich, wesentlich aber das System, worin das Regelzeichen verwendet wird. Das System von Gegensätzen – sozusagen – wovon // von denen // worin // das Zeichen sich unterscheidet, etc.. Das, was ich hier die Beschreibung der Anwendung nenne, enthält ja selbst ein “u.s.w.”, kann also nur eine Ergänzung oder ein Ersatz des Regelzeichens selbst sein. |
|
Was ist nun der Gegensatz eines allgemeinen Satzes, wie
a + (b + (1 + 1)) =
a + ((b + 1) + 1)?
Welches ist das System von Sätzen, innerhalb desˇsen
diese Regel // dieser Satz // verneint
wird?
Oder auch: wie, in welcher Form, kann dieser Satz mit andern in
Widerspruch ge[t|r]aten?
Oder: welche Frage kann er beantworten, zwischen welchen
Alternativen entscheiden? – Nicht zwischen einer
“(n).fn” und einer
“(En).
non fn”; denn die
Allgemeinheit ist dem Satz von der Regel R zugebracht.
Sie kann ebensowenig
729 707 in Frage
gestellt // gezogen // werden, wie das
System der Kardinalzahlen. // Oder:
Welche Frage beantwortet er? Nicht //
Gewiss nicht // die, ob
(n).fn oder
(En).
non fn der Fall ist,
etc.. //
Die Allgemeinheit einer Regel kann eo ipso nicht in Frage
gestellt werden.
Denken wir uns nun den allgemeinen Satz als Reihe geschrieben p11, p12, p13, … p21, p22, p23, … p31, p32, p33, … … und verneint. Wenn wir ihn als (x). f(x) auffassen, so ist er ein logisches Produkt // so betrachten wir ihn als logisches Produkt // und sein Gegenteil ist die logische Summe der Verneinungen von p11, p12, etc.. Diese Disjunktion (nun﹖) ist mit jedem beliebigen Produkt p11 & p21 & p22 & p12 … pmn vereinbar. (Gewiss, wenn man den Satz mit einem logischen Produkt vergleicht, so wird er unendlich vielsagend und sein Gegenteil nichtssagend.) (Bedenke aber: das “u.s.w.” steht im Satz nach einem Beistrich, nicht nach einem “und” (“&”). Das “u.s.w.” ist kein Zeichen ihrer Unvollständigkeit.) Ist denn die Regel R unendlich vielsagend? wie ein ungeheuer⌊/⌋langes logisches Produkt? Dass man die Zahlenreihe durch die Regel laufen lässt, ist eine gegebene Form; darüber wird nichts behauptet und kann nichts verneint werden. Das Durchleiten des Zahlenstromes ist ja nichts, wovon ich sagen kann, ich könne es beweisen. Beweisen kann ich nur etwas über die Form, den Model, durch den ich den Zahlenstrom leite. Kann man nun nicht sagen, dass die allgemeine Zahlenregel a + (b + c) = (a + b) + c …A) eben die Allgemeinheit hat wie a + (1 + 1) = (a + 1) + 1 (indem diese ˇfür jede Kardinalzahl, jene für jedes Kardinalzahlentrippel gilt); 730 708 und
dass der rekursive Beweis //
Induktionsbeweis // von A die Regel A
rechtfertigt?
Dass wir also die Regel A geben dürfen, weil
der Beweis zeigt, dass sie immer stimmt?
Rechtfertigt 11 : 3 = 0,3 die Regel “1
A ist eine vollkommen verständliche Regel; so wie die Ersetzungsregel P. Eine solche Regel kann ich aber darum nicht geben, weil ich die einzelnen Fälle von A schon durch eine andere Regel berechnen kann, wie ich P nicht als Regel geben kann, wenn ich eine Regel gegeben habe, mit der ich 1
|
|
Wie wäre es, wenn man ausser den
Multiplikationsregeln noch”
25 × 25 =
625” als Regel festsetzen wollte?
(Ich sage nicht ”25 × 25 =
624”!) –
25 × 25 =
625 hat nur Sinn, wenn die Art der Rechnung // Ausrechnung // bekannt ist, die zu dieser
Gleichung gehört, und hat nur Sinn in Bezug auf diese Rechnung.
A hat nur Sinn mit Bezug auf die Art der Ausrechnung von
A.
Denn ﹖– die erste Frage wäre hier
eben –﹖: ist das eine Bestimmung // Festsetzung // , oder ein errechneter
Satz?
Denn ist 25 × 25
= = 625 eine Festsetzung (Grundregel), dann
bedeutet das Multiplikationszeichen etwas anderes, als es
z.B. in Wirklichkeit bedeutet.
(D.h. wir haben es mit einer anderen
Rechnungsart zu tun.)
Und ist A eine Festsetzung, dann definiert das die Addition
anders, als wenn es ein errechneter Satz ist.
Denn die Festsetzung ist ja dann eine Erklärung des Additionszeichens
und die
Darum kann ich nur sagen “25 × 25 = 625 wird bewiesen”, wenn die Beweismethode fixiert ist, unabhängig von dem speziellen Beweis. Denn 709 diese Methode bestimmt
erst die Bedeutung von “x,y”, also,
was bewiesen wird.
Insofern gehört also die Form
aa : b = c
zur Beweismethode, die den Sinn von
ċ
erklärt.
Etwas anderes ist dann die Frage, ob ich richtig gerechnet habe. –
Und so gehört u, v, w zur Beweismethode, die den Sinn des
Satzes A erklärt.
Die Arithmetik ist ohne eine Regel A vollständig, es fehlt ihr nichts. Der Satz A wird (nun﹖) mit Entdeckung einer Periodizität, mit der Konstruktion eines neuen Kalküls, in die Arithmetik eingeführt. Die Frage nach der Richtigkeit dieses Satzes hätte vor dieser Entdeckung (oder Konstruktion) so wenig Sinn, wie die Frage nach der Richtigkeit von “1
Nun ist die Festsetzung P verschieden vom Satz “1:3 = 0,3̇ ” und in diesem Sinne ist “a + (b + ċ ) = (a + b) + ċ ” verschieden von einer Regel (Festsetzung) A. Die beiden gehören andern Kalkülen an. Der Beweis, die Rechtfertigung, einer Ersetzungsregel A ist der rekursive Beweis nur insofern, als er die allgemeine Form der Beweise arithmetischer Sätze von der Form A ist. // Der Beweis, die Rechtfertigung, einer Regel A ist der Beweis von u, v, w nu nur insofern, als … // |
|
Die Periodizität ist nicht das Anzeichen (Symptom) dafür,
dass es so weitergeht, aber der Ausdruck
“so geht es immer weiter” ist nur eine
Ue[g|b]ersetzung in eine andere
Ausdrucksweise
710 |
|
|
Ich sprach früher von Verbindungsstrichen, Unterstreichungen,
etc. um die
korrespondierenden, homologen, Teile der Gleichungen eines
Rekursionsbeweises zu zeigen.
Im Beweis a + (b +
a + (b + (c +
(a + b) + (c +
entspricht z.B. die Eins i nicht der m sondern dem c der nächsten Gleichung; m aber entspricht nicht k, sondern dem p; und h nicht dem k sondern dem c + k. etc.. Oder in:
(a + 1) + 1 = (a + 1) + 1 1 + (a + 1) = (1 + a) + 1(Ƒ) 711 entspricht nicht m dem h und
n dem i, sondern m dem v und n dem k;
und nicht k dem p, aber p dem u und v dem
r und k dem q und q dem s, aber nicht dem
u,
u.s.w..
Wie verhält es sich mit einer Rechnung wie:(5 + 3)² = (5 + 3)(5 + 3) = 5(5 + 3) + 3(5 + 3) = 5 × 5 + 5 × 3 + 3 × 5 + 3 × 3 = 5² + 2 × 5 × 3 + 3² …R) aus welcher wir auch eine allgemeine Regel des Quadrierens eines Binoms herauslesen können? Wir können diese Rechnung sozusagen arithmetisch und algebraisch auffassen // ansehen // . Und dieser Unterschied in der Auffassung träge z.B. zu Tage, wenn das Beispiel gelautet hätte (5 + 2)² = 5² +
|
|
Nach der einen Auffassung wäre
z.B. die
obige // vorige //
Rechnung ein Beweis von
(7 + 8)² =
7² + 2 × 7 × 8 + 8², nach der anderen
nicht. |
|
Wir könnten ein Beispiel rechnen, um uns zu vergewissern,
dass (a + b)² gleich
a² + b² +
2ab und nicht
a² + b² +
3ab ist – wenn wir es etwa vergessen hätten; aber
wir könnten nicht in diesem Sinn kontrollieren, ob die Formel
allgemein gilt.
Auch diese Kontrolle gibt es natürlich und ich könnte in
der Rechnung (5 + 3)² = … = 5² + 2 × 5 × 3 + 3² nachsehen, ob die 2 im zweiten Glied ein allgemeiner Zug der Gleichung ist oder einer, der von den speziellen Zahlen des Beispiels abhängt. 712 |
|
Ich mache
(5 + 2)² =
5² + 2 × 2 × 5 + 2² zu einem andern
Zeichen, indem ich schreibe:
(
und dadurch “andeute, welche Züge der rechten Seite von den besonderen Zahlen der linken herrühren”, etc.. |
|
(Ich erkenne jetzt﹖ die Wichtigkeit dieses Prozesses der
Zuordnung.
Er ist der Ausdruck einer neuen Betrachtung der Rechnung und daher
die // der //
Betrachtung einer neuen Rechnung.) |
|
Ich muss, um ‘A zu beweisen’,
erst – wie man sagen würde – die Aufmerksamkeit auf
etwas ganz Bestimmtes richten // … auf ganz bestimmte
Züge in // von // B
lenken // .
(Wie in der Division
|
|
(Und von dem, was ich dann sehe, hatte das u sozusagen noch gar
keine Ahnung.) |
|
Es verhält sich hier zwischen Allgemeinheit und Beweis der
Allgemeinheit, wie zwischen Existenz und Existenzbeweis.
|
|
Wenn u, v,
w bewiesen sind, muss der allgemeine Kalkül
erst erfunden werden. |
|
Es kommt uns ganz selbstverständlich vor, auf die Induktionsreihe hin
“a + (b + c) =
(a + b) + c” zu schreiben; weil wir nicht
sehen, dass wir damit
713 einen ganz neuen Kalkül beginnen.
(Ein Kind, das gerade rechnen lernt, würde in dieser Beziehung
klarer sehen als wir.) |
|
Die Hervorhebungen geschehen durch das Schema R und könnten so ausschauen: a + (b + 1) = (a + b) + 1 a + (b + (c + 1)) = /a + ((b + c)/ + 1 (a + b) + (c + 1) = /((a + b) + c)/ + 1(Ƒ) Es hätte aber natürlich auch genügt (d.h. wäre ein Symbol derselben Multiplizität gewesen) B anzuschreiben und dazu: f1x = a + (b + x), f2x = (a + b) + x. (Und dabei ist wieder zu bedenken // anzumerken // , dass jedes Symbol – wie explicit auch immer – missverstanden werden kann. –) |
|
Wer etwa zuerst darauf aufmerksam macht, dass B
so gesehen werden kann, der führt ein neues Zeichen ein; ob er nun die
Hervorhebungen mit B verbindet oder auch das Schema R
daneben schreibt.
Denn dann ist eben R das neue Zeichen.
Oder, wenn man will, auch B zusammen mit R.
Die Weise, wie er darauf aufmerksam gemacht hat, gibt das neue
Zeichen. |
|
Man könnte etwa sagen: Hier wurde die untere Gleichung als
a + b =
b + a gebraucht; und analog: hier wurde B als
A gebraucht, wobei B aber gleichsam der Quere nach
gelesen wurde.
Oder: B wurde als A gebraucht, aber die
714 neue Gleichung //
der das neue Satz Zeichen // wird aus
u &
v& w so zusammengestellt, dass,
indem man nun﹖ A aus B herausliest, man nicht
u &
v& w in jener Art von Verkürzung liest, in der man die
Prämisse im Folgesatz vor sich hat. //
… im Folgesatz liest. // //
… dass, indem man nun A aus B
herausliest, u & v & w nicht in jener Art von
Verkürzung erscheint, in der man … // |
|
Was heisst es nun: “ich mache Dich
drauf aufmerksam, dass hier in beiden
Funktionszeichen das gleiche Argument // Zeichen
// steht (vielleicht hast Du es nicht
bemerkt)”?
Heisst das, dass er den Satz
nicht verstanden hatte? –
Und doch hat er etwas nicht bemerkt, was wesentlich zum Satz
gehörte; nicht etwa (so﹖), als
hätte er eine externe Eigenschaft des Satzes nicht bemerkt.
[)|(]Hier sieht man wieder, welcher Art das ist, was man
“verstehen eines Satzes” nennt.) |
|
Das Bild vom längs und quer Durchlaufen ist natürlich wieder ein
logisches Bild und darum ein ganz exakter Ausdruck
eines grammatischen Verhältnisses. Es ist also nicht davon zu
sagen: “das ist ein blosses
Gleichnis, wer weiss, wie es sich in der
W[8|i]rklichkeit verhält”. //
Der Vergleich von längs und quer Durchlaufen ist
wieder﹖ ein logisches Bild und darum
nicht ein unverbi[dn|nd]liches Gleichnis, sondern ein
korrekter Ausdruck eines einer grammatischen Verhältnisses
Tatsache. // … und darum
nicht als unverbindliches Gleichnis über die Achsel anzusehen,
sondern … // |
|
Wenn ich sagte, das neue Zeichen mit den Hervorhebungen müsse ja
doch aus dem alten ohne die Hervorhebungen abgeleitet sein // entstehen // , so
heisst das nicht, weil ich ja das Zeichen mit den
Hervorhebungen abgesehen von seiner Entstehung betrachten
kann.
Es stellt sich mir dann (Frege) dar, als drei Gleichungen,
d.h.
als die Figur dreier Gleichungen mit ge-
715 wissen Unterstreichungen
etc..
Dass diese Figur ganz analog der der drei Gleichungen l ohne den Unterstreichungen ist, ist allerdings bedeutsam, wie es ja auch bedeutsam ist, dass die Kardinalzahlen 1 und die Rationalzahl 1 analogen Regeln unterworfen sind, aber es hindert nicht, dass wir hier ein anderes // neues // Zeichen haben. Ich treibe jetzt etwas ganz Neues mit diesem Zeichen. |
|
Verhält es sich hier nicht so, wie in dem Fall, den ich einmal annahm,
dass der Kalkül der Wahrheitsfunktionen von
Frege und
Russell mit der Kombination
non-p
& non-q der
Zeichen “non”
und “ & ” betrieben
worden wäre, ohne dass man das gemerkt hätte,
und dass nun
Scheffer, statt eine
neue Definition zu geben, nur auf eine Eigentüm[.|l]ichkeit der
bereits benützten Zeichen aufmerksam gemacht hätte. |
|
Man hätte immer Dividieren können, ohne je auf die Periodizität
aufmerksam zu werden.
Hat man sie gesehen, so hat man etwas Neues gesehn. |
|
Könnte man das aber dann nicht ausdehnen und sagen: ich hätte
Zahlen miteinander multiplizieren können, ohne je auf den
Spezi[l|a]lfall aufmerksam zu werden, in dem ich eine Zahl
mit sich selbst multipliziere, und also ist
x² nicht
einfach
x.x”.
Die Schaffung des Zeichens “x²”
könnte, man den Ausdruck dafür nennen, dass man
auf diesen Spezialfall aufmerksam geworden ist.
Oder, man hätte (immer) a mit b multiplizieren und
durch c dividieren können, ohne darauf aufmerksam zu werden,
dass man
“
716
/a + (b + 1)
/f1(1)
|
|
Man könnte die Definition U sehen, ohne zu wissen,
warum ich so definiere. // so abkürze. //
Man könnte die Definition sehen, ohne ihren Witz zu verstehen. – Aber dieser Witz ist eben etwas Neues, das in ihr als spezielle Ersetzungsregel noch nicht liegt. |
|
Auch ist
““I””
natürlich kein Gleichheitszeichen, in dem Sinn wie sie in
u, v
, und w stehen.
Aber man kann leicht zeigen, dass I gewisse formale Eigenschaften mit = gemeinsam hat. |
|
Es wäre – nach den angenommenen Regeln – falsch, das
Gleichheitszeichen so zu gebrauchen: ⌊D …⌋ /(a + b)² = a.(a + b) + b.(a + b) = … = a² + 2ab + b²/. = ./(a + b)² = a² + 2ab + b²/ wenn damit gemeint sein soll, dass die linke Seite der Beweis der rechten ist. Könnte man sich aber nicht diese Gleichung als Definition aufgefasst denken? Wenn es z.B. immer Gebrauch gewesen wäre, statt der rechten Seite die ganze Kette anzuschreiben // hinzuschreiben // , und man nun die Abkür- 717 zung einführte. |
|
Freilich kann kann D als
Definition aufgefasst werden!
[d|D]enn das linke Zeichen wird tatsächlich gebraucht,
und warum sollte man es nicht nach dieser
Uebereinkunft abkürzen. //
… durch das rechte ersetzen. // Nur
gebraucht man dann dieses oder jenes anders, als es jetzt üblich
ist. // // … und warum sollte man es
dann nicht nach dieser Uebereinkunft
abkürzen. Nur gebraucht man dann das rechte oder linke
Zeichen anders,
|
|
Es ist nie genügend hervorgehoben worden, dass
ganz verschiedene Arten von Zeichenregeln in der Form
der Gleichung geschrieben werden. |
|
Die ‘Definition’ x.x = x² kann // könnte // so aufgefasst
werden, dass sie nur erlaubt, statt des Zeichens
“x.x” das Zeichen
“x²” zu setzen,
also analog der Definition
1 + 1 = 2; aber
auch so (und so wird sie tatsächlich
aufgefasst), dass sie erlaubt,
a²
statt a.a, und
(a + b)² statt
(a + b).(a + b) zu
setzen; auch so, dass für das x jede beliebige
Zahl eintreten kann. |
|
Wer entdeckt, dass ein Satz p aus einem von der
Form qCp & q folgt, der
konstruiert ein neues Zeichen, das Zeichen dieser Regel.
(Ich nehme dabei an, ein Kalkül mit p, q, C,
& , sei schon früher gebraucht worden, und nun träte
diese Regel hinzu und schaffe damit einen neuen Kalkül.) 718 |
|
In der Notation “x²”
verschwindet ja wirklich die Möglichkeit, das eine der x // den einen der Faktoren x // durch eine
andere Zahl zu ersetzen
Ja, es wären zwei Stadien der Entdeckung (oder Konstruktion) von
x²
denkbar.
Dass man etwa zuerst statt
“x²”
“x = ” setzt, ehe
es Einem nämlich auffällt, dass es das System
x.x,
x.x.x,
etc. gibt, und dass man dann erst
hierauf kommt.
Aehnliches ist in der Mathematik
unzählige Male vorgekommen.
(Liebig bezeichnete
ein Oxyd noch nicht so, dass der Sauerstoff
|
|
Mit den Definitionen x.x
= x²,
x.x.x =
x³ kommen nur die Zeichen
“x²”
und
“x³”
zur Welt (und so weit war es noch nicht nötig, Ziffern als Exponenten
zu schreiben.) |
|
/ Der Prozess der Generalisation // Verallgemeinerung // schafft ein neues
Zeichensystem. / |
|
Scheffers
Entdeckung ist natürlich nicht die der Definition
non-p
& non-q =
p!q.
Diese Definition hätte Russell
sehr wohl haben können, ohne doch damit das
Scheffer'sche System zu besitzen, und anderseits hätte
Scheffer auch ohne diese
Definition sein System begründen können.
Sein System ist ganz in dem Zeichen
“non-p &
non-p” für
“non-p” und
719
“non.neg(non-p &
non-q) &
non (non-p
&
non-q)” für
“p V q” enthalten und
“p|q” gestattet nur eine
Abkürzung.
Ja, ˇman kann sagen, dass einer sehr
wohl hätte das Zeichen “non.neg(non-p &
non-q) &
non (non-p
&
non-q)” für
“p V q” kennen können,
ohne das System p|q .|. p|q in ihm zu erkennen. |
|
Machen wir die Sache noch klarer durch die Annahme der beiden
Frege'schen
Urzeichen “non”
und “ & ”, so bleibt hier die
Ent[e|d]eckung bestehen, wenn auch die Definitionen
geschrieben werden, non-p &
non-p =
non-p und
non.neg(non-p &
non-p) &
non (non-q
& non-q) = p &
q.
Hier hat sich an den Urzeichen scheinbar gar nichts geändert.
|
|
Man könnte sich auch denken, dass jemand die ganze
Frege'sche oder
Russell'sche
Logik schon in diesem System hingeschrieben hätte und doch, wie
Frege,
“non” und
“ & ” seine Urzeichen nennte, weil er das andere
System in seinen Sätzen nicht sähe. |
|
Es ist klar, dass die Entdeckung des
Scheffer'schen Systems in non-p
& non-p =
non-p und
non.neg[)|(]non-p &
non-p) &
non (non-q
& non-q) = =
p &
q der Entdeckung entspricht, dass
x² + ax +
|
|
Dass etwas so angesehen werden kann, sieht man erst,
wenn es so angesehen ist.
Dass ein Aspekt möglich ist, sieht man erst, wenn er da ist. |
|
Das klingt, als könnte die
Scheffer'sche Entdeckung gar nicht in Zeichen dargestellt
werden. (periodische Division)
Aber das liegt daran, dass
720 man die Anwendung // Verwendung // des Zeichens in seiner
Einführung nicht voraus nehmen kann (die Regel ist und bleibt ein
Zeichen und von ihrer Anwendung getrennt). |
|
Die allgemeine Regel für den Induktionsbeweis kann ich natürlich nur
dann anwenden, wenn ich die Substitution entdecke, durch die sie
anwendbar wird.
So wäre es möglich, dass einer die Gleichungen (a + 1) + 1 = (a + 1) + 1 1 + (a + 1) = (1 + a) + 1 sähe, ohne auf die Substitution a = x, F1(x) = x + 1, F1(x + 1) = (x + 1) + 1, F2(x + 1) = 1 + (x + 1), F2(x) = 1 + x(Ƒ) zu kommen. |
|
Wenn ich übrigens sage, ich verstehe die Gleichungen als
besondern Fall jener Regel, so muss doch das
Verständnis das sein, was sich in der Erklärung der Beziehung zwischen
der Regel und den Gleichungen zeigt, also, was wir durch die
Substitutionen ausdrücken.
Sehe ich diese nicht als einen Ausdruck dessen an, was ich verstehe,
dann gibt es keinen; aber dann hat es auch keinen Sinn, von einem
Verständnis zu reden, zu sagen, ich verstehe etwas Bestimmtes.
Denn nur dort hat es Sinn, vom Verstehen zu reden, wo wir
eines verstehen, im Gegensatz zu etwas anderem.
Und dies // diesen
Gegensatz // drücken eben Zeichen aus.
Ja, das Sehen der internen Beziehung kann nur wieder das Sehen von etwas sein, das sich beschreiben lässt, wovon man sagen kann, “ich sehe, dass es sich so verhält”, also wirklich etwas von der Natur der Zeichen der Zuordnung // von der Natur der Zuordnungszeichen // (wie Verbindungsstriche, Klammern, Substitutionen, etc.). Und alles andere kann nur in der Anwendung des Zeichens der allgemeinen Regel in einem besonderen Fall liegen. 721 |
|
Es ist, als entdeckten wir an gewissen Körpern, die vor uns liegen,
Flächen, mit denen sie aneinandergereiht werden können.
Oder vielmehr, als entdeckten wir, dass sie mit
den und den Flächen, die wir auch schon früher gekannt // gesehen // hatten, aneinandergereiht werden
können.
Es ist das die Art der Lösung vieler Spiele oder Rätselfragen.
|
|
Der, welcher // der // die Periodizität
entdeckt, erfindet einen neuen Kalkül,.
Die Frage ist, wie unterscheidet sich der Kalkül mit der
periodischen Division von dem Kalkül, der die Periodizität nicht
kennt? |
|
(Wir hätten einen Kalkül mit Würfeln betreiben können, ohne
je auf die Idee zu kommen, sie zu Prismen aneinanderzureihen.)
722 |
|
|
Wozu brauchen wir denn das kommutative Gesetz?
Doch nicht, um die Gleichung, 4 + 6 = 6 + 4 anschreiben zu können,
denn diese Gleichung wird durch ihren besonderen
Beweis gerechtfertigt.
Und es kann freilich auch der Beweis de[r|s]
kommutativen Gesetzes als ihr Beweis verwendet werden, aber dann ist er
eben (
Und diese Berechtigung kann mir der Induktionsbeweis nicht geben. |
|
Aber eines ist klar: Wenn uns der Rekursionsbeweis das Recht
gibt, algebraisch zu rechnen,
|
|
Auch so: Der Rekursionsbeweis hat es – offenbar // natürlich // – wesentlich mit
Zahlen zu tun.
Aber was gehen mich die an, wenn ich rein algebraisch operieren
will.
Oder: Der Rekursionsbeweis ist nur dann zu
723
Man könnte nun aber fragen: Also brauchen wir (beide:) sowohl den Induktionsbeweis als auch das assoziative Gesetz, da ja dieses Uebergänge der Zahlenrechnung nicht begründen kann, und jener nicht Transformationen in der Algebra? |
|
Ja, hat man (denn﹖) vor dem
Skolem'schen
Beweisen das assoziative Gesetz –
z.B. –
hingenommen, ohne den entsprechenden Uebergang in einer
Zahlenrechnung durch Rechnung begründen // ausführen // zu können?
D.h.: konnte man vorher
5 + (4 + 3) =
(5 + 4) + 3 nicht ausrechnen, sondern hat es als
Axi[k|o]m betrachtet? |
|
Wenn ich sage, die periodische Zahlenrechnung beweist den Satz, der
mich zu jenen Uebergängen berechtigt, wie hätte dieser
Satz gelautet, wenn man ihn als Axiom angenommen und nicht bewiesen
hätte?
Wie hätte der Satz gelautet, nach welchem ich 5 + (7 + 9) = (5 + 7) + 9 gesetzt hätte, ohne es beweisen zu können? Es ist doch [l|o]ffenbar, dass es so einen Satz nie gegeben hat. |
|
Könnte man auch so sagen: In der Arithmetik wird das
assoziative Gesetz überhaupt nicht gebraucht, sondern da arbeiten wir
(nur﹖) mit besonderen
Zahlenrechnungen.
Und die Algebra, auch wenn sie sich der arithmetischen Notation bedient, ist ein ganz anderer Kalkül, und nicht aus dem arithmetischen abzuleiten. |
|
Auf die Frage “ist
5 × 4 =
20?” könnte man antworten: “sehen
wir nach, ob es mit den Grundregeln der Arithmetik
übereinstimmt”; und entsprechend
724 könnte ich sagen: sehen wir nach, ob
A mit den Grundregeln übereinstimmt.
Aber mit welchen?
Nun, wohl mit alpha. |
|
Aber zwischen u und A liegt eben die Notwendigkeit einer
Festsetzung darüber, was wir hier
“Uebereinstimmung” nennen
wollen. |
|
D.h. zwischen u und A liegt die Kluft
von // von der // Arithmetik und
// zur // Algebra, und wenn B als Beweis von A
gel[f|t]en soll, so muss diese
(Kluft﹖) durch eine Bestimmung überbrückt
werden. |
|
Nun ist ganz klar, dass wir Gebrauch von so einer
Idee der Uebereinstimmung machen, wenn wir uns
nur
z.B. rasch ein Zahlenbeispiel ausrechnen,
um dadurch die Richtigkeit eines algebraischen Satzes zu
kontrollieren.
Und in diesem Skön Sinne könnte ich z.B. rechnen
|
|
A, als Regel für das algebraische Rechnen, kann n[x|i]cht
rekursiv bewiesen werden; das würde man besonders klar sehen, wenn
man den “rekursiven Beweis” als eine Reihe
arithmetischer Ausdrücke hinschriebe.
Denkt man sie sich hingeschrieben (d.h. ein
Reihenstück mit dem
“u.s.w.”), aber ohne
die Absicht irgend etwas zu “beweisen”, und nun fragte
Einer: “beweist dies a + (b + c) =
(a + b) + c?”, so würden wir
erstaunt zurückfragen: “wie kann es denn so was
beweisen? in der Reihe kommen doch nur Ziffern und
keine Buchstaben
vor!” –
Wohl aber könnte man nun sagen: Wenn ich für das
Buch-
725 stabenrechnen die Regel A einführe, so kommt dieser Kalkül
dadurch in einem bestimmten Sinn in Einklang mit dem Kalkül der
Kardinalzahlen, wie ich ihn durch das Gesetz der Additionsregeln
(rekursive Definition a + (b + 1) =
(a + b) + 1) festgelegt habe. 726 |
|
|
|
“Welchen Sinn hat ein Satz der Art ‘(En).3 + n =
7’?”
Man ist hier in einer seltsamen Schwierigkeit: einerseits
empfindet man es als Problem, dass der Satz die Wahl
zwischen unendlich vielen Werten von n hat, andrerseits scheint
uns der Sinn des Satzes in sich gesichert und nur für uns
(etwa) noch zu
erfo erforschen, da wir doch
“wissen, was ‘(Ex).fx’
bedeutet”.
Wenn Einer sagte, er wisse nicht, was
“(En). 3 + n =
7” bedeute, // welchen Sinn
“(En). 3 + n =
7” habe, // so würde man ihm
antworten: “aber Du weisst doch, was
dieser Satz sagt: 3 + 0 = 7 . V . 3 + 1 = 7
. V . 3 + 2 = 7 und so
weiter!”
Aber darauf kann man antworten: “Ganz richtig –
der Satz ist also keine logische Summe, denn die endet nicht
mit ‘und so weiter’ und das, worüber ich nicht klar
bin, ist eben diese Satzform ‘f(0) V f(1) V
f(2)
V
u.s.w.’ –
und Du hast mir nur statt der ersten unverständlichen Satzform // Satzart // eine zweite gegeben und zwar mit
dem Schein, als gäbeste Du mir etwas altbekanntes, nämlich
eine Disjunktion.”
Wenn wir nämlich meinen, dass wir doch unbedingt “(En) etc.” verstehen, so denken wir zur Rechtfertigung an andre Fälle des Gebrauchs der Notation “(E …) …”, beziehungsweise der Ausdrucksform “es gibt …” unserer 728 Wortsprache.
Darauf kann man aber nur sagen: Du vergleichst also
den Satz “(En) …” mit
jenem Satz “es gibt ein Haus in dieser Stadt, welches
…”, oder “es gibt zwei Fremdwörter auf dieser
Seite”.
Aber mit dem V[l|o]rkommen der Worte “es
gibt” in diesen Sätzen ist ja die Grammatik dieser
Allgemeinheit noch nicht bestimmt.
Und dieses Vorkommen weist auf nichts andres hin, als eine gewisse
Analogie in ˇden Regeln.
Wir werden also ruhig diese Regeln von vorne untersuchen können,
ohne uns von der Bedeutung von “(E …) …” in
andern Fällen stören zu lassen. // ohne uns von der
Bedeutung, die “(E …) …” in
andern Fällen hat, stören zu lassen. // // Wir werden also die Grammatik der Allgemeinheit
“(En)
etc.”
ohne vorgefasstes Urteil untersuchen können,
d.h., ohne uns von der
Bedeutung … // |
|
“Alle Zahlen haben vielleicht die Eigenschaft
P”.
Wieder ist die Frage: was ist die Grammatik dieses allgemeinen
Satzes?
Denn damit ist uns nicht gedient, dass wir die
Verwendung des Ausdrucks “alle …” in andern
grammatischen Systemen kennen.
Sagt man: “Du weisst doch, was es
heisst! es heisst:
P(0)
& P(1) & P(2)
u.s.w.”, so ist damit wieder nichts
erklärt; ausser, dass
der Satz kein logisches Produkt ist.
Und man wird, um die Grammatik des Satzes verstehen zu lernen,
fragen: Wie gebrauchst man diesen Satz?
Was sieht man als Kriterium seiner Wahrheit an?
Was ist seine Verifikation? –
Wenn keine Methode vorgesehen ist, um zu entscheiden, ob der Satz wahr
oder falsch ist, ist er ja zwecklos und
d.h.
sinnlos.
Aber hier kommen wir nun zur Illusion, dass
allerdings eine solche Methode der Verifikation vorgesehen ist, die sich
nur einer menschlichen Schwäche wegen nicht durchführen
lässt.
Diese Verifikation besteht darin, dass man
alle (unendlich vielen) Glieder des Produktes
P(O)
& P(1) & P(2) … auf ihre
Richtigkeit prüft.
Hier wird logische mit physischer Möglichkeit
verwechselt. // Hier wird das, was man
‘logische Unmöglichkeit’ nennt, mit
729 physischer Unmöglichkeit
verwechselt. //
Denn dem Ausdruck “alle Glieder des unendlichen Produktes auf
ihre Richtigkeit prüfen” glaubt man Sinn gegeben zu haben, weil
man das Wort “unendlich v[k|i]ele” für die
Bezeichnung einer riesig grossen Zahl hält.
Und bei der “Unmöglichkeit, die unendliche Zahl von Sätzen
zu prüfen” schwebt uns die Unmöglichkeit vor, eine sehr
grosse Anzahl von Sätzen zu prüfen, wenn wir etwa nicht
die nötige Zeit haben.
Erinnere Dich daran, dass, in dem [W|S]inn, in welchem es unmöglich ist, eine unendliche Anzahl von Sätzen zu prüfen, es auch unmöglich ist, das // es // zu versuchen. – Wenn wir uns mit den Worten “Du weisst doch, was ‘alle …’ heisst” auf die Fälle berufen, in welchen diese Redeweise gebraucht wird, so kann es uns doch nicht gleichgültig sein, wenn wir einen Unterschied zwischen diesen Fällen und dem Fall sehen, für welchen der Gebrauch der Worte gerechtfertigt // erklärt // werden sollte. – (Gewiss), wir wissen, was heisst, “eine Anzahl von Sätzen auf ihre Richtigkeit prüfen” und gerade auf dieses Verständnis berufen wir uns ja, wenn wir verlangen, man solle nun auch den Ausdruck “unendlich viele Sätze …” verstehen. Aber ist denn der Sinn des ersten Ausdrucks von der Erfahrung // den Er[a|f]ahrungen // , die mit ihm verknüpft ist // sind // , unabhängig? // Aber hängt denn der Sinn des ersten A[i|u]sdrucks nicht von den spezifischen Erfahrungen ab, die ihm entsprechen? // Und gerade diese Erfahrungen fehlen ja in der Verwendung (dem Kalkül) des zweiten Ausdrucks; es sei denn, dass ihm solche Erfahrungen zugeordnet werden, die von den ersten grundverschieden sind. |
|
Ramsey schlug einst
vor, den Satz, dass unendlich viele Gegenstände eine
Funktion f(x) befriedigen, durch die
Verneinungs sämtlicher Sätze non.neg(Ex).fx (Ex).fx & non (Ex,y).fx & fy (Ex,y).fx & fy . & . non (Ex,y,z).fx & fy & fz u.s.w. 730 auszudrücken. –
Aber diese Verneinung ergäbe die Reihe(Ex).fx (Ex,y).fx & fy (Ex,y,z) etc. etc.. Aber diese Reihe ist wieder ganz überflüssig: den erstens enthält ja der zuletzt angeschriebene Satz alle vor[g|h]ergehenden und zweitens nützt uns dieser auch nichts, da er ja nicht von einer unendlichen Anzahl von Gegenständen handelt. Die Reihe kommt also in Wirklichkeit auf einen Satz hinaus: “(Ex,y,z … ad inf.).fx & fz … ad inf.”. Und mit diesem Zeichen können wir gar nichts anfangen, wenn wir nicht seine Grammatik kennen. Eines aber ist klar: wir haben es nicht mit einem Zeichen von der Form “(Ex,y,z).fx & fy & fz” zu tun; wohl aber mit einem Zeichen, dessen Aehnlichkeit mit diesem dazu gemacht scheint, uns irrezuführen. |
|
“m grösser als n” kann
ich allerdings definieren als (Ex). m ‒ n =
x, aber dadurch habe ich es in keiner Weise
analysiert.
Man denkt nämlich, dass durch die Verwendung des
Symbolismus “(E …) …” eine
Verbindung hergestellt ist // sei //
zwischen “m grösser als
n” und andern Sätzen von der Form “es gibt
…”, vergisst aber,
dass damit zwar eine gewisse Analogie betont
ist, aber nicht mehr; da das Zeichen “(E …) …” in
unzählig vielen verschiedenen ‘Spielen’ gebraucht wird.
(Wie es eine ‘Dame’ im
Schach- und im Damespiel gibt.)
Wir müssen also erst die Regeln wissen, wie // nach
denen // es hier verwendet wird.
Und da wird sofort klar, dass diese Regeln hier
mit den Regeln für die Subtraktion zusammenhängen.
Denn, wenn wir – wie gewöhnlich – fragen: “wie
weiss ich – dh
d.h. woraus geht es hervor –,
dass es eine Zahl x gibt, die der Bedingung
m ‒ n =
x genügt”, so kommen darauf die Regeln für die
Subtraktion zur Antwort.
Und
731 nun sehen wir,
dass wir mit unserer Definition nicht viel gewonnen
haben.
Ja, wir hätten gleich als Erklärung von ‘m
grösser als n’ die Regeln angeben
können, nach welchen man so einen Satz –
z.B. im
Falle ‘32 grösser als 17’ –
überprüft. |
|
Wenn ich sage: “für jedes n gibt es ein d, das
die Funktion kleiner macht als n”, so
muss ich mich auf ein allgemeines arithmetisches
Kriterium beziehen, das anzeigt, wann
F(d) kleiner ist als
n. |
|
Wenn ich wesentlich keine Zahl hinschreiben kann, ohne ein
Zahlensystem, so muss sich das auch in der
allgemeinen Behandlung der Zahl wiederspiegeln.
Das Zahlensystem ist nicht etwas Minderwertiges – wie eine
Russische Rechenmaschine – das nur für Volksschüler
Interesse hat, während die höhere, allgemeine Betrachtung davon
absehen kann. |
|
Es geht auch nichts von der Allgemeinheit der Betrachtung verloren,
wenn ich die Regeln, die die Richtigkeit und Falschheit von
‘m grösser als n’
(also seinen Sinn) bestimmen, etwa im [(| // ] für das // Dezimalsystem
gebe.
Ein System brauche ich ja doch und die Allgemeinheit ist
dadurch gewahrt, dass man die Regeln gibt, nach
denen von einem System in ein anderes übersetzt wird. |
|
Ein Beweis in﹖ der Mathematik ist allgemein, wenn er
allgemein anwendbar ist.
Eine andere Allgemeinheit kann nicht im Namen der Strenge gefordert
werden.
Jeder Beweis stützt sich auf bestimmte
Zeichen, auf eine bestimmte Zeichengebung.
Es kann nur die eine Art der Allgemeinheit eleganter
erschienen, als die andere.
((Dazu die Verwendung des Dezimalsystems in Beweisen über
732 |
|
“Streng” heisst:
klar. |
|
“Den mathematischen Satz kann man sich vorstellen, als ein
Lebewesen, das selbst weiss, ob es wahr oder falsch
ist.
(Zum Unterschied von den empirischen Sätzen //
Sätzen der Empirie // .
Der mathematische Satz weiss selbst, dass er wahr, oder dass er falsch ist. Wenn er von allen Zahlen handelt, so muss er auch schon alle 634 733 Zahlen
übersehen.
Wie der Sinn, so muss auch seine Wahrheit oder
Falschheit in ihm liegen.” |
|
“Es ist, als wäre die Allgemeinheit eines Satzes
‘(n).P(n)’ nur
eine Anweisung auf die eigentliche, wirkliche, mathematische
Allgemeinheit eines Satzes.
Gleichsam nur eine Beschreibung der Allgemeinheit, nicht diese
selbst.
Als bilde der Satz nur auf rein äusserliche Weise
ein Zeichen, dem erst von innen Sinn gegeben werden
muss.” |
|
“Wir fühlen: Die Allgemeinheit, die die
mathematische Behauptung hat, ist anders als die Allgemeinheit des
Satzes, der bewiesen ist.” |
|
“Man könnte sagen: ein mathematischer Satz ist der
Hinweis auf einen Beweis.” |
|
Wie wäre es, wenn ein Satz seinen Sinn selber nicht ganz
erfasste.
Wenn er sich quasi selber zu hoch wäre? –
Und das nehmen eigentlich die Logiker an. |
|
Den Satz, der von allen Zahlen handelt, kann man sich nicht durch ein
endloses Schreiten verifiziert denken, denn, wenn das Schreiten endlos
ist, so führt es ja eben nicht zu einem Ziel.
Denken wir uns eine unendlich lange Baumreihe, und ihr entlang, damit wir sie inspizieren können, einen Weg. Sehr gut, so muss dieser Weg endlos sein. Aber wenn er endlos ist, so heisst das, dass man ihn nicht zu Ende gehen kann. D.h., er bringt micht nicht dazu, die Reihe zu über- 635 734 sehen.
Der endlose Weg hat nämlich nicht ein “unendlich fernes”
Ende, sondern kein Ende. |
|
Man kann auch nicht sagen: “Der Satz kann alle
Zahlen nicht successive erfassen, so
muss er sie durch den Begriff
fassen”, – als ob das faute de mieux so
wäre: “Weil er es so nicht kann,
muss er es auf andre Weise tun”.
Aber ein successives Erfassen ist schon möglich,
nur führt es eben nicht zur Gesamtheit.
Diese liegt: nicht auf dem Weg, den wir
schrittweise gehen,
– und nicht: am unendlich fernen Ende dieses Weges.
(Das alles heisst nur –
“P(0) & P(1) &
P(2) &
u.s.w.” ist nicht das
Zeichen eines logischen Produkts.) |
|
“Alle Zahlen können nicht zufällig eine
Eigenschaft P besitzen; sondern nur ihrem
Sehen wir uns nun den Satz an: “alle n Zahlen, welche der Bedingung F(x) genügen, haben zufälligerweise die Eigenschaft P.” Da kommt es drauf an, ob die Bedingung F(x) eine mathematische ist. Ist sie das, nun dann kann ich ja aus F(x) P(x) ableiten, wenn auch über die Disjunktion der n Werte von F(x). (Denn hier gibt es eben eine Disjunktion.) Hier werde ich 735 also nicht von einem Zufall reden. –
Ist die Bedingung eine nicht-mathematische, so wird man dagegen
vom Zufall reden können.
Z.B. wenn ich sage: alle Zahlen, die ich
heute auf den Omnibussen gelesen habe, waren zufällig
Primzahlen.
(Dagegen kann man natürlich nicht sagen: “die
Zahlen 17, 3, 5, 31, sind zufällig Primzahlen”, ebensowenig
wie: “die Zahl 3 ist zufällig eine
Primzahl”.)
“Zufällig” ist wohl der Gegensatz von
“allgemein ableitbar”; aber man kann sagen:
der Satz “17, 3, 5, 31 sind Primzahlen” ist
allgemein ableitbar – so sonderbar das klingt –, wie auch der
Satz 2 + 3 =
5.
Sehen wir nun zu unserm ersten Satz zurück, so [w|f]ragen wir wieder: Wie soll denn der Satz “alle Zahlen haben die Eigenschaft P” gemeint sein? wie soll man ihn denn wissen können? denn diese Festsetzung gehört ja zur Festsetzung seines Sinnes! Das Wort “zufällig” deutet doch auf eine Verifikation durch successive Versuche und dem widerspricht, dass wir nicht von einer endlichen Zahlenreihe reden. |
|
In der Mathematik sind Beschreibung und Gegenstand äquivalent.
“die fünfte Zahl der Zahlenreihe hat diese Eigenschaften”
sagt dasselbe wie “5 hat diese
Eigenschaften”.
Die Eigenschaften eines Hauses folgen nicht aus
seiner Stellung in einer Häuserreihe; dagegen sind die Eigenschaften
einer Zahl die Eigenschaften einer Stellung. |
|
Man kann sagen, dass die Eigenschaften einer
bestimmten Zahl nicht vorauszusehen sind.
Man sieht sie erst, wenn man zu ihr kommt.
Das Allgemeine ist die Wiederholung einer Operation. Jedes Stadium dieser Wiederholung hat seine Individualität. Nun ist es nicht etwa so, dass ich durch die Operation von einer Individualität zur andern fortschreite. So dass die Operation das Mittel wäre, um von einer zur andern zu kommen. Gleichsam das Vehikel, das bei jeder Zahl anhält, die man nun betrachten 736 kann.
Sondern die dreimalige // dreimal iterierte
// Operation +1 erzeugt und ist die Zahl
drei.
(Im Kalkül sind Prozess und Resultat einander äquivalent.) Ehe ich aber nun von “allen diesen Individualitäten”, oder “der Gesamtheit dieser Individualitäten” sprechen wollte, müsste, ich mir gut überlegen, welche Bestimmungen ich in diesem Falle für den Gebrauch der Worte “alle” und “Gesamtheit” gelten lassen will. |
|
Es ist schwer, sich von der extensiv[ne|en] Auffassung ganz
frei zu machen: So denkt man: “Ja, aber
es muss doch eine innere Beziehung zwischen
x³ + y³ und
z³ bestehen, da doch (zum
mindesten) die Extensionen dieser Ausdrücke, wenn ich sie
nur kennte, das Resultat einer solchen Beziehung darstellen
müssten”.
Etwa: “Es müssen doch entweder wesentlich
alle Zahlen die Eigenschaft P haben, oder nicht; da doch
alle Zahlen die Eigenschaften haben, oder nicht; wenn
ich auch nicht wissen kann, welches der Fall ist.” // ; wenn ich das auch nicht wissen
kann.” // |
|
“Wenn ich die Zahlenreihe durchlaufe, so komme ich entweder
einmal zu einer Zahl von der Eigenschaft P, oder
niemals.”
Der Ausdruck “die Zahlenreihe durchlaufen” ist
Unsinn; ausser es wird ihm ein Sinn
gegeben, der aber die vermutete Analogiem mit dem
“durchlaufen der Zahlen von 1 bis 100” aufhebt.
|
|
Wenn Brouwer die Anwendung des
Satzes vom ausgeschlossenen Dritten in der Mathematik bekämpft, so hat er
Recht, soweit er sich gegen ein Vorgegehen richtet,
das den Beweisen empirischer Sätze analog ist.
Man kann in der Mathematik nie etwas auf die Art
beweisen: Ich habe 2 Aepfel auf dem
Tisch liegen gesehen; jetzt ist nur einer da; also hat
A einen Apfel gegessen. –
Man kann nämlich nicht durch
Ausschliesslichung
ge-
737 wisser Möglichkeiten eine neue
beweisen, die nicht, durch die von uns gegebenen Regeln, schon in jener
Ausschliessung liegt.
Insofern gibt es in der Mathematik keine echten Alternativen.
Währe Wäre die Mathematik die Untersuchung
von erfahrungsmässig gegebenen Aggregaten, so könnte
man durch die Ausschliessung eines Teils das
Nichtausgeschlossene beschreiben, und hier wäre der nicht
ausgeschlossene Teil der Ausschliessung des andern
nicht äquivalent. |
|
Die aBetrachtungsweise: dass ein
logisches Gesetz, weil es für ein Gebiet der Mathematik gilt, nicht
notwendig auch für ein anderes gelten müss[,|e], ist
in der Mathematik gar nicht am Platz, ihrem Wesen ganz
entgegen.
Obwohl ei manche Autoren gerade das für besonders
subtil halten, und entgegen den Vorurteilen. |
|
Wie es sich nun mit derjenigen Allgemeinheit in der Mathematik
verhält, deren Sätze nicht // , die nicht
// von “allen Kardinalzahlen”, sondern,
z.B. von “allen reellen Zahlen”
handeln // spricht // , kann man nur erkennen, wenn // indem
// man diese Sätze und ihre Beweise untersucht. // Wie es sich nun mit derjenigen Allgemeinheit, mit den
Sätzen der Mathematik verhält, die nicht …
handeln, … //
|
|
Wie ein Satz verifiziert ist wird, das sagt
er.
Vergleiche die Allgemeinheit in der Arithmetik mit der
Allgemeinheit von nicht arithmetischen Sätzen.
Sie wird anders verifiziert und ist darum eine andere.
Die Verifikation ist nicht bloss
ˇein // nicht ein
blosses // Anzeichen der
Wahrheit, sondern sie bestimmt den Sinn des Satzes.
(Einstein: wie
eine Grösse gemessen wird, das ist sie.)
738 |
|
|
/ “Die rationalen Punkte liegen auf der Zahlengeraden nahe
beisammen // bei
einander // ”: irreführendes
Bild. / |
|
Ist ein Raum denkbar, der nur alle rationalen Punkte, aber nicht die
irrationalen enthä[k|l]t?
Wäre etwa diese Struktur für unsern Raum zu ungenau // grob // ?
Weil wir zu den irrationalen Punkten dann
(immer) nur annäherungsweise gelangen
kön[t|n]ten? // Weil wir die
irrationalen Punkte dann nur annäherungsweise erreichen
könnten? //
Unser Netz wäre also nicht fein genug?
Nein.
Die Gesetze gingen uns ab, nicht die Extensionen. |
|
Ist ein Raum denkbar, der nur alle rationalen aber nicht die
irrationalen Punkte enthält?
Und das heisst nur: Sind die irrationalen Zahlen nicht in den rationalen präjudiziert? So wenig, wie das Schachspiel im Damespiel. Die irrationalen Zahlen füllen keine Lücke aus, die die rationalen offen lassen. 739 |
|
Man wundert sich darüber, dass
“zwischen den überall dicht liegenden rationalen
Punkten” noch die irrationalen Platz haben.
(Welche Verdummung!)
Was zeigt eine Konstruktion, wie die des Punktes √2?
Zeigt sie diesen Punkt, wie er doch noch zwischen den rationalen
Punkten Platz hat?
Sie zeigt, dass der durch die Konstruktion
erzeugte Punkt, nä[j|m]lich als Punkt
dieser Konstruktion, nicht rational ist. –
Und was entspricht dieser Konstruktion in der Arithmetik?
Etwa eine Zahl, die sich doch noch zwischen die
rationalen Zahlen hineinzwängt?
Ein Ge[w|s]etz, das nicht vom Wesen der rationalen Zahl
ist. |
|
Die Erklärung des
Dedekind'schen
Schnittes gibt vor, sie wäre anschaulich // gibt
vor, anschaulich zu sein // , wenn sie sagt // gesagt wird // : Es
gibt 3 Fälle: entweder hat die Klasse R ein erstes Glied und
L kein letztes,
etc..
In Wahrheit lassen sich 2 dieser 3 Fälle gar nicht
vorstellen.
Ausser, wenn die Wörter “Klasse”,
“erstes Glied”, “letztes Glied”
gänzlich ihre anscheinend //
vorgeblich // beibehaltenen alltäglichen
Bedeutungen wechseln.
Wenn man nämlich – starr darüber, dass Einer von
einer Klasse von Punkten redet, die rechts von einem gegebenen
Puntk Punkt liegt und keinen Anfang hat –
sagt: gib uns doch ein Beispiel so einer Klasse, – so zieht er
das von den rationalen Zahlen hervor!
Aber hier ist ja gar keine Klasse von Punkten im
alltäglichen // ursprünglichen
// Sinn! |
|
Der Schnittpunkt zweier Kurven ist nicht das gemeinsame Glied zweier
Klassen von Punkten, sondern der Durchschnitt zweier Gesetze.
Es sei denn, dass man die erste Ausdrucksweise,
sehr irreführend, durch die zweite definiert. |
|
Es mag nach dem Vielen, was ich schon darüber gesagt habe, trivial
klingen, wenn ich jetzt sage, dass der Fehler in
der mengentheoretischen Be-
740 trachtungsweise immer wieder darin liegt, Gesetze und
Aufzählungen (Listen) als wesentlich Eins zu betrachten und sie
aneinander zu reihen; da, wo das eine nicht ausreicht, das Andere seinen
Platz ausfüllt. |
|
Das Symbol für eine Klasse ist eine Liste. |
|
Die Schwierigkeit liegt auch hier wieder in der Bildung mathematischer
Scheinbegriffe.
Wenn man
z.B. sagt: Man kann die
Kardinalzahlen ihrer Grösse nach in eine Folge
ordnen, aber nicht die rationalen Zahlen, so ist darin
unbewusst die Voraussetzung enthalten, als hätte der
Begriff des Ordnens der Grösse nach für die
rationalen Zahlen doch einen Sinn, und als erwiese sich dieses
Ordnen nun beim Versuch als unmöglich (was voraussetzt, das der
Versuch denkbar ist). –
So denkt man, ist es möglich zu versuchen die reellen
Zahlen (als wäre es ein Begriff wie etwa
‘Aepfel auf diesem Tisch’) in
eine Reihe zu ordnen, und es erwiese sich nun als undurchführbar.
|
|
Wenn der Mengenkalkül sich in seiner Ausdrucksweise soviel als möglich
an die Ausdrucksweise des Kalküls der Kardinalzahlen anlehnt, so ist das
wohl in mancher Hinsicht belehrend, weil es auf gewisse formale
Aehnlichkeiten hinweist, aber auch irreführend,
wenn er gleichsam noch etwas ein Messer nennt, das weder Griff noch
Klinge mehr hat. (Lichtenberg.) |
|
(Die Eleganz eines mathematischen Beweises kann nur den einen Sinn
haben, gewisse Analogien besonders stark zu Tage treten zu lassen,
wenn das gerade erwünscht ist, sonst entspringt sie dem
Stumpfsinn und hat nur die eine Wirkung, das zu verhüllen, was klar und
offenbar sein sollte.
Das stumpfsinnige Streben nach Eleganz ist eine Hauptursache, warum die
Mathematiker ihre eigenen Operationen nicht verstehen, oder es
entspringt die Verständnislosigkeit und jenes Streben einer gemeinsamen
Quelle.) 741 |
|
Die Menschen sind im Netz der Sprache gefangen //
verstrickt // und wissen es nicht. |
|
“Es gibt einen Punkt, in dem die beiden Kurven einander
schneiden.”
Wie weisst Du das?
Wenn Du es mir sagst, werde ich wissen, was der Satz “es gibt
…” für einen Sinn hat. |
|
Wenn man wissen will, was der Ausdruck “das Maximum einer
Kurve” bedeutet, so frage man sich: wie findet man
es? –
Was anders gefunden wird, ist etwas anderes.
Man definiert es als den Punkt der Kurve, der höher liegt als alle
andern, und hat dabei wieder die Idee, dass es nur
unsere menschliche Schwäche ist, die uns verhindert, alle Punkte der
Kurve einzeln durchzugehen und den höchsten unter ihnen
auszuwählen.
Und dies führt zu der Meinung, dass der höchste
Punkt unter einer endlichen Anzahl von Punkten wesentlich dasselbe
ist, wie der höchste Punkt einer Kurve, und daß man hier eben auf zwei
verschiedene Methoden das Gleiche findet, wie man auf verschiedene Weise
feststellt, dass jemand im Nebenzimmer ist:
anders etwa, wenn die Tür geschlossen ist und wir zu schwach sind, sie zu
öffnen, und anders, wenn wir hei hinein
können.
Aber, wie gesagt, menschliche Schwäche liegt dort nicht vor, wo die
scheinbare Beschreibung der Handlung “die wir nicht ausführen
können” sinnlos ist.
Es würde freilich nichts schaden, ja sehr interessant sein, die
Analogie zwischen dem Maximum einer Kurve und dem Maximum (in anderm
Sinne) einer Klasse von Punkten zu sehen, so lange uns die Analogie
nicht das Vorurteil eingibt, es liege im Grunde beide Male dasselbe
vor. 650 742 |
|
Es ist der gleiche Fehler unserˇer Syntax, der den
geometrischen Satz “die Strecke lässt
sich durch einen Punkt in zwei Teile teilen” als die gleiche
Form darstellt, wie den Satz: “die Strecke ist
unbegrenzt teilbar”; so dass man
scheinbar in beiden Fällen sagen kann: “nehmen wir an, die
mögliche Teilung sei ausgeführt //
vollzogen // ”.
“In zwei Teile teilbar” und “unbegrenzt
teilbar” haben eine gänzlich verschiedene Grammatik.
Man operiert fälschlich mit dem Worte “unendlich”, wie
mit einem Zahlwort; weil beide in der Umgangssprache auf die Frage
“wieviele …” zur Antwort kommen. |
|
“Das Maximum ist doch aber höher, als jeder beliebige andre
Punkt der Kurve.”
Aber die Kurve besteht ja nicht aus Punkten, sondern ist ein Gesetz,
dem Punkte gehorchen.
Oder auch: ein Gesetz, nach dem Punkte konstruiert werden
können.
Wenn man nun fragt: “welche Punkte”, – so
kann ich nur sagen: “nun,
z.B., die
Punkte P, Q, R,
etc.”.
Und es ist einerseits so, dass keine Anzahl von
Punkten gegeben werden kann, von denen man sagen könnte, sie seien
alle Punkte, die auf der Kurve liegen, dass man
anderseits auch nicht von einer solchen Gesamtheit von Punkten reden
kann, die nur wir Menschen nicht aufzählen können, die sich aber
beschreiben lässt und die man die Gesamtheit aller
Punkte der Kurve nennen könnte, – eine Gesamtheit die für uns
Menschen zu gross wäre.
Es gibt ein Gesetz einerseits und Punkte auf der Kurve anderseits
– aber nicht “alle Punkte der
Kurve”.
Das Maximum liegt höher als irgend welche Punkte der Kurve, die man
etwa konstruiert, aber nicht höher als eine Gesamtheit von Punkten;
es sei denn, dass das Kriterium hiervon, und also
der Sinn dieser Aussage, wieder nur die Konstruktion aus dem Gesetz
der Kurve ist. |
|
Das Gewebe der Irrtümer auf diesem Gebiet ist natürlich ein sehr
kompliziertes.
Es tritt
z.B. noch die Verwechslung zweier
651 743
verschiedener Bedeutungen des Wortes “Art” hinzu.
Man gibt nämlich zu, dass die unendlichen Zahlen
eine andre Art Zahlen sind, als die endlichen, aber man
missversteht nun, worin hier der Unterschied
verschiedener Arten besteht.
Dass es sich nämlich hier nicht um die Unterscheidung
von Gegenständen nach ihren Eigenschaften handelt, wie wenn man rote
Aepfel von gelben
unterscheitet, sondern um verschiedene logische Formen. –
So versucht Dedekind
eine unendliche Klasse zu beschreiben; indem er sagt,
es sei eine, die einer echten Teilklasse ihrer selbst ähnlich
ist.
Hierdurch hat er scheinbar eine Eigenschaft angegeben, die die Klasse
haben muss, um unter den Begriff
‘unendliche Klasse’ zu fallen.
(Frege.)
Denken wir uns nun die Anwendung dieser // der
// Definition.
Ich soll also in einem bestimmten Fall untersuchen, ob eine Klasse
endlich ist oder nicht, etwa ob eine bestimmte Baumreihe endlich oder
endlos ist.
Ich nehme also, der Definition folgend, eine Teilklasse dieser
Baumreihe und untersuche, ob sie der ganzen Klasse ähnlich
(d.h. 1–1 koordinierbar) ist!
(Hier fängt gleichsam schon Alles an zu lachen.)
Das heisst ja gar nichts: denn, nehme ich eine
“endliche Klasse” als Teilklasse, so
muss ja der Versuch, sie der ganzen Klasse 1 zu 1
zuzuordnen eo ipso misslingen; und mache
ich den Versuch an einer unendlichen Teilklasse, ‒ ‒ ‒ aber das
heisst ja schon erst recht nichts, denn, wenn sie
unendlich ist, kann ich den Versuch dieser Zuordnung gar nicht machen. –
Das, was man im Fall eine[s|r] endlichen Klasse
‘Zuordnung aller ihrer Glieder mit andern’
nennt, ist etwas ganz anderes, als das, was man
z.B.
eine Zuordnung aller Kardinalzahlen mit allen Rationalzahlen
nennt.
Die beiden Zuordnungen, oder, was man in den zwei Fällen mit diesem
Wort bezeichnet, gehören verschiedenen logischen
Kathegorien // Typen
// an.
Und es ist nicht die “unendliche Klasse” eine Klasse,
die mehr Glieder im gewöhnlichen Sinn des Wortes “mehr”
enthält, als die endlichen.
Und wenn man sagt, dass eine unendliche Zahl
grösser ist, als eine endliche, so macht das die beiden
nicht vergleichbar, weil in dieser Aussage das Wort
“grösser” eine andere
Bedeutung hat, als etwa im Satz “5
grösser als 4”. 744 |
|
Die Definition gibt nämlich vor, dass aus dem
Gelingen oder Misslingen des Versuchs, eine
wirkliche Teilklasse der ganzen Klasse zuzuordnen, hervorgeht,
dass sie unendlich
bezw.
endlich ist.
Während es einen solchen entscheidenden Versuch gar nicht gibt. –
‘Unendliche Klasse’ und ‘endliche
Klasse’ sind verschiedene logische Kathegorien; was von
der einen Kathegorie sinnvoll ausgesagt werden kann, kann es
nicht von der andern. |
|
Der Satz, dass eine Klasse einer ihrer Subklassen
nicht ähnlich ist, ist für endliche Klassen nicht wahr, sondern eine
Tautologie.
Die grammatischen Regeln über die Allgemeinheit der generellen
Implikat⌊i⌋on in dem Satz “k ist eine Subklasse von
K” enthalten das, was der Satz, K sei
[3|e]ine un-endliche Klasse, sagt. // Die
grammatischen Regeln über die A[o|l]lgemeinheit
der // jener // generellen
Implikation im Satz “k ist eine Subklasse von
K” … // |
|
/ Ein Satz (wie﹖) “es
gibt keine letzte Kardinalzahl” verletzt den
Na naiven – und rechten – Sinn.
Wenn ich frage “wer war der letzte Mann der
Prozession” und die Antwort lautet “es gibt keinen
letzten”? ja, wenn die Frage
geheissen hätte “wer war der
Fahnenträger”, so hätte ich die Antwort verstanden “es
gibt keinen Fahnenträger”.
Und nach einer solchen Antwort ist ja jene sinnlose // verwirrende // gebildet.
Wir fühlen nämlich mit Recht: wo von einem Letzten die
Rede sein kann, da kann nicht ‘kein Letzter’
sein.
Das heisst aber natürlich: Der Satz
“es gibt keine letzte” müsste
richtig lauten: es hat keinen Sinn, von einer “letzten
Kardinalzahl” zu reden, dieser Ausdruck ist
unrechtmässig gebildet. / |
|
/ “Hat die Prozession ein Ende” könnte auch
heissen: ist sie eine in sich geschlossene
Prozession.
Und nun könnte man sagen // Und nun höre
745 ich die
Mathematiker﹖ sagen // “da siehst Du
ja, dass Du Dir sehr wohl einen solchen Fall
vorstellen kannst, dass etwas kein Ende hat; warum
soll es dann nicht
|
|
Die Ausdrucksweise: m = 2n ordne eine Klasse einer
ihrer echten Teilklassen // Subklassen
// zu, kleidet einen einfachen // trivialen // Sinn durch Heranziehung einer
irreführenden Analogie in eine paradoxe
[D|F]orm.
(Und statt sich dieser paradoxen Form als etwas Lächerlichem zu
schämen, brüstet man sich eines Sieges über alle Vorurteile des
Verstandes.)
Es ist genau so, als stiesse man die Regeln des
Schach um und sagte, es habe sich gezeigt, dass man
Schach auch ganz anders spielen könne.
So verwechselt man erst das Wort “Zahl” mit einem
Begriffswort wie “Aepfel”, spricht
dann von einer “Anzahl der Anzahlen” und sieht
nicht, dass man in diesem Ausdruck nicht beidemal
das gleiche Wort “Anzahl” gebrauchen sollte; und
endlich hält man es für eine Entdeckung, dass die
Anzahl der geraden Zahlen die gleiche ist wie d⌊i⌋e der geraden
und ungeraden. |
|
Weniger irreführend ist es, zu sagen “m =
2n gibt die Möglichkeit der Zuordnung jeder Zahl mit einer
andern”, als “m = 2n ordnet alle Zahlen
anderen zu”.
Aber auch hier muss erst die Grammatik die Bedeutung
des Ausdrucks “Möglichkeit der Zuordnung”
lehren. 746 |
|
(Es ist beinahe unglaublich, wie ein Problem durch die irreführenden
Ausdrucksweisen, die Generation auf Generation rundherum stellt,
gänzlich, auf Meilen, blockiert wird, so dass es
beinahe unmöglich wird, dazuzukommen.) |
|
Wenn
Die “unendliche Reihe der Kardinalzahlen” oder “der Begriff der Kardinalzahl” ist nur so eine Möglichkeit, – wie aus dem Symbol “/0, x, x + 1/” klar hervorgeht. Dieses Symbol selbst ist ein Pfeil, dessen Feder die “0”, d[d|e]ssen Spitze “x + 1” ist. Es ist möglich, von Dingen zu reden, die in der Richtung des Pfeils liegen, aber irreführend oder absurd, von allen möglichen Lagen der Dinge in der Pfeilrichtung als einem Aequivalent dieser Richtung selbst zu reden. Wenn ein Scheinwerfer nicht Licht in den unendlichen Raum wirft, so beleuchtet er allerdings alles, was in der Richtung seiner Strahlen liegt, aber man soll nicht sagen, er beleuchtet die Unendlichkeit. 747 Unendlichkeit. |
|
Es ist immer mit Recht höchst verdächtlich, wenn
Beweise in der Mathematik allgemeiner geführt werden, als es der
bekannten Anwendung des Beweises entspricht.
Es liegt hier immer der Fehler vor, der in der Mathematik
allgemeine Begriffe und besondere Fälle sieht.
In der Mengenlehre treffen wir auf Schritt und Tritt diese verdächtige
Allgemeinheit.
Man möchte immer sagen: “Kommen wir zur Sache!” Jene allgemeinen Betrachtungen haben stets nur Sinn, wenn man einen bestimmten Anwendungsbereich im Auge hat. Es gibt eben in der Mathematik keine Allgemeinheit, deren Anwendung auf spezielle Fälle sich noch nicht voraussehen liesse. Man empfindet darum die allgemeinen Betrachtungen der Mengenlehre (wenn man sie nicht als Kalkül ansieht) immer als Geschwätz und ist ganz erstaunt, wenn einem
|
|
Der Unterschied zwischen etwas Allgemeinem, das man wissen könne
und dem Besonderen, das man aber nicht wisse; oder zwischen der
Beschreibung des Gegenstandes, die man kenne, und dem Gegenstand, den man
nicht gesehen hat, ist auch ein Stück, das man von der physikalischen
Beschreibung der Welt in die Logik hinüber genommen hat.
Dass unsere Vernunft Fragen erkennen kann, aber
deren Antworten nicht, gehört auch hierher. |
|
Die Mengenlehre sucht das Unendliche auf eine allgemeinere Art zu
fassen, als es die Untersuchung der Gesetze der reellen Zahlen
kann.
Sie sagt, dass das wirklich Unendliche mit dem
mathematischen Symbolismus
748 überhaupt nicht zu fassen ist, und
dass es also nur beschrieben und nicht dargestellt
werden kann.
Die Beschreibung würde es etwa so erfassen, wie man eine Menge von
Dingen, die man nicht alle in der Hand halten kann, in einer Kiste
verpackt trägt.
Sie sind dann unsichtbar, und doch wissen wir,
dass wir sie tragen (gleichsam indirekt).
Man könnte von dieser Theorie sagen, sie kaufe die Katze im
Sack.
Soll sich's das Unendliche in seine Kiste einrichten, wie es
will.
Darauf beruht auch die Idee, dass man logische Formen beschreiben kann. In so einer Beschreibung werden die Strukturen und etwa zuordnende Relationen in verpacktem Zustand
|
|
Es geht, sozusagen, die Logik nichts an, wieviele
Aepfel vorhanden sind, wenn von “allen
Aepfeln” geredet wird; dagegen ist es anders
mit den Zahlen: für die ist sie einzeln verantwortlich.
|
|
Die Mathematik besteht aus Rechnungen. //
Die Mathematik besteht ganz aus
Rechnungen. // |
|
In der Mathematik ist alles Algoritmus,
nichts Bedeutung; auch dort, wo es so scheint,
als weil wir mit Worten über die
749 mathematischen Dinge zu sprechen
scheinen.
Vielmehr bilden wir dann eben mit diesen Worten einen
Algorismus. |
|
In der Mengenlehre müsste man das, was Kalkül ist,
trennen von dem, was Lehre sein will (und natürlich
nicht sein kann).
Man muss also die Spielregeln von unwesentlichen
Aussagen über die Schachfiguren trennen. |
|
Wie Frege in
Cantor's angebliche
Definition von “grösser”,
“kleiner”, “ + ”,
“ ‒ ”,
etc. statt dieser Zeichen neue
Wörter einsetzte, um zu zeigen, dass keine wirkliche
Definition vorliege, ebenso könnte man in der ganzen Mathematik statt der
geläufigen Wörter, insbesondere statt des Wortes
“unendlich” und seiner Verwandten ganz neue,
bisher bedeutungslose Ausdrücke setzen, um zu sehen, was der Kalkül mit
diesen Zeichen wirklich leistet und was er nicht leistet.
Wenn die Meinung verbreitet wäre, da[w|s]s
das Schachspiel uns einen Aufschluss über
Könige und Türme gäbe, so würde ich vorschlagen, den Figuren neue Formen
und andere Namen zu geben, um die Einsicht zu
erleichtern // um zu demonstrieren // ,
dass alles zum Schachspiel
Gehörige in seinen // den
// Regeln liegen muss. |
|
Was ein geometrischer Satz bedeutet, welche // was für
eine Art der // Allgemeinheit er hat, das
muss sich alles zeigen, wenn wir sehen, wie er
angewendet wird.
Denn, wenn Einer auch etwas Unfassbares // Unerreichbares // mit ihm
meinte // meinen könnte // ,
so hilft ihm das nicht, da er ihn ja doch nur ganz offenbar // offen // , und jedem verständlich,
anwenden kann.
Wenn sich etwa jemand unter dem Schachkönig auch etwas Mystisches vorstellt, so kümmert uns das nicht, weil er ja doch mit ihm nur auf den 8 × 8 Feldern des Schachbretts ziehen kann. 750 |
|
Es gibt ein Gefühl: “In der Mathematik kann es nicht
Wirklichkeit und Möglichkeit geben.
Alles ist auf einer Stufe.
Und zwar in gewissem Sinne wirklich”. –
Und das ist richtig.
Denn Mathematik ist ein Kalkül; und der Kalkül sagt von keinem Zeichen,
dass es nur möglich wäre, sondern
er hat es nur mit den Zeichen zu tun, mit denen er wirklich
operiert.
(Vergleiche die Begründung der Mengenlehre mit der Annahme eines
möglichen Kalküls mit unendlichen Zeichen.) |
|
Die Mengenlehre, wenn sie sich auf die menschliche Unmöglichkeit eines
direkten Symbolismus des Unendlichen beruft, führt dadurch die denkbar
krasseste Missdeutung ihres eigenen Kalküls
ein.
Es ist freilich eben diese Missdeutung, die für
die Erfindung dieses Kalküls verantwortlich ist.
Aber der Kalkül an sich ist natürlich dadurch nicht als etwas Falsches
erwiesen (höchstens als etwas Uninteressantes), und es ist
sonderbar, zu glauben, dass dieser Teil der
Mathematik durch irgend welche philosophische (oder
mathematische) Untersuchungen gefährdet ist.
(Ebenso könnte das Schachspiel durch die Entdeckung gefährdet
werden, dass sich Kriege zwischen zwei Armeen
nicht so abspielen, wie der Kampf auf dem Schachbrett.)
Was der Mengenlehre verl[l|o]ren
gehen⌊/⌋muss,
ist vielmehr die Atmosphäre von Gedankennebeln, die den
blossen Kalkül umgibt.
Also die Hinweise auf einen, der Mengenlehre zugrunde liegenden,
fiktiven Symbolismus, der nicht zu ihrem Kalkül verwendet wird, und
dessen scheinbare Beschreibung in Wirklichkeit Unsinn ist.
(In der Mathematik können // dürfen
// wir alles fingieren, nur nicht einen Teil unseres
Kalküls.) 751 |
|
|
/ Das Rätselhafte am Kontinuum ist, wie das Rätselhafte der Zeit
für Augustinus, dadurch
bedingt, dass wir durch die Sprache verleitet
werden, ◇◇◇ ein Bild auf sie anzuwenden, das nicht
passt.
Die Mengenlehre behält das unpassende Bild des Diskontinuierlichen bei,
aber sagt diesem Bilde Widersprechendes von ihm ausk,
mit der Idee, mit Vorurteilen zu brechen.
Während in Wirklichkeit darauf hingewiesen werden sollte,
dass dieses Bild eben nicht passt
und dass man es allerdings nicht strecken kann, ohne
es zu zerbrechen //
zerreissen // , aber ein neues ˇund
in gewissem Sinne dem alten ähnliches brauchen kann. /
|
|
/ Der Wirrwarr in der Auffassung des “wirklich
Unendlichen” kommt von dem unklaren Begriff der irrationalen
Zahl her.
D.h. davon, dass die
logisch verschiedensten Gebilde, ohne klare Begrenzung des Begriffs,
“irrationale Zahl” genannt werden.
Die Täuschung, als hätte man einen festen Begriff, rührt daher // beruht darauf // , dass man
in Zeichen von der Art “0, abcd …ad inf.” einen
Standard // Begriff // Bild // zu haben glaubt, dem sie
(die Irrationalzahlen) jedenfalls entsprechen müssen. /
752 |
|
“Angenommen, ich schneide eine Strecke dort, wo kein rationaler
Punkt (keine rationale Zahl) ist”.
Aber kann man denn das? von was für Strecken sprichst Du? –
“Aber, wenn meine Messinstrumente fein genug
wären, so könnte ich mich doch durch fortgesetzte Bisektionen einem
gewissen Punkt unbegrenzt nähern.” –
Nein, denn ich könnte ja eben niemals erfahren, ob mein Punkt ein
solcher ist.
Meine Erfahrung wird immer nur sein, dass ich ihn
bis jetzt nicht erreicht habe.
“Aber wenn ich nun mit einem absolut genauen
Reisszeug die Konstruktion der √2 durchgeführt
hätte und mich nun dem erhaltenen Punkt durch Bisektion nähere, dann
weiss ich doch,
dass dieser Prozess den
konstruierten Punkt niemals erreichen wird.” –
Aber das wäre doch sonderbar, wenn so die eine Konstruktion der andern
sozusagen etwas vorschreiben könnte!
Und so ist es ja auch nicht.
Es ist sehr leicht möglich, dass ich bei der
‘genauen’ Konstruktion der √2 zu einem Punkt
komme, den die Bisektion, sagen wir nach 100 Stufen, erreicht; –
aber dann werden wir sagen: unser Raum ist nicht
euklidisch. – |
|
Der “Schnitt in einem irrationalen Punkt” ist ein Bild,
und ein irreführendes Bild. |
|
Ein Schnitt ist ein Prinzip der Teilung in
grösser und kleiner. |
|
Sind durch den Schnitt einer Strecke die Resultate aller Bisektionen,
die sich dem Schnittpunkt nähern sollen, vorausbestimmt?
Nein. |
|
In dem vorigen Beispiel, in dem ich mich bei der
successiven Einschränkung eines Intervalls
durch Bisektionen einer Strecke von den Ergebnissen des Würfelns leiten
liess, hätte ich ebensowohl das Anschreiben eines
Dezimalbruchs von Würfeln leiten lassen können.
So bestimmt auch die Beschreibung “endloser Vorgang des
Wählens zwischen 1 und 0” beim Anschrei-
753 ben eines Dezimalbruches kein
Gesetz.
Man möchte etwa sagen: Die Vorschrift des endlosen Wählens
zwischen 0 und 1 in diesem Fall könnte durch ein Symbol
“0,
|
|
“Welches Kriterium gibt es dafür, dass die
irrationalen Zahlen komplett sind?
Sehen wir uns eine irrationale Zahl an: Sie läuft entlang
einer Reihe rationaler Näherungswerte.
Wann verlässt sie diese Reihe?
Niemals.
Aber sie kommt allerdings auch niemals zu einem Ende.
Angenommen, wir hätten die Gesamtheit aller irrationalen Zahlen mit Ausnahme einer einzigen. Wie würde uns diese abgehen? Und wie würde sie nun – wenn sie dazukäme, die Lücke füllen? – Angenommen, es wäre II. Wenn die irrationale Zahl durch die Gesamtheit ihrer Näherungswerte gegeben ist, so gäbe es bis zu jedem beliebigen Punkt eine Reihe, die mit der von II übereinstimmt. Allerdings kommt für jede solche Reihe ein Punkt der Trennung. Aber dieser Punkt akn kann beliebig weit “draussen” liegen, so dass ich zu jeder Reihe, die II begleitet, eine finden kann, die es weiter begleitet. Wenn ich also die Gesamtheit der irrationalen Zahlen habe, ausser II, und nun II einsetze, so kann ich keinen Punkt angeben, an dem II nun wirklich nötig wird, es hat an jedem Punkt einen Begleiter, der es vom Anfang an begleitet. Auf die Frage “wie würde uns II abgehen”, müsste man antworten: II, wenn es eine Extension wäre, würde uns niemals abgehen. D.h., wir könnten niemals eine Lücke bemerken, die es füllt. Wenn man uns fragte: “aber hast Du auch einen unendlichen Dezimalbruch, der die Zimm Ziffer m an der r-ten Stelle hat und n an der s-ten, etc.?” – wir könnten ihm immer dienen.) 653 754 |
|
“Die gesetzmässig fortschreitenden
unendlichen Dezimalbrüche sind noch ergänzungsbedürftig durch eine
unendliche Menge ungeordneter // regelloser
// unendlicher Dezimalbrüche, die ‘unter den Tisch
fielen’, wenn wir uns auf die
gesetzmässig erzeugten
beschränkten.”
Wo ist so ein nicht gesetzmässig erzeugter
unendlicher Dezimalbruch?
Und wie können wir ihn vermissen?
Wo ist die Lücke, die er auszufüllen hätte? |
|
Wie ist es, wenn man die verschiedenen Gesetze der Bildung von
Dualbrüchen durch die Menge der endlichen Kombinationen der Ziffern 0
und 1 sozusagen kontrolliert? –
Die Resultate eines Gesetzes durchlaufen die endlichen
Kombinationen und die Gesetze sind daher, was ihre Extensionen
anlangt, komplett, wenn alle endlichen Kombinationen
durchlaufen werden. |
|
Wenn man sagt: Zwei Gesetze sind identisch, wenn sie auf
jeder Stufe das gleiche Resultat ergeben, so erscheint uns das wie eine
ganz allgemeine Regel.
In Wirklichkeit aber hat dieser Satz verschiedenen Sinn, je nachdem was
das Kriterium dafür ist, dass sie auf jeder Stufe
das gleiche Resultat liefern.
(Denn die supponierte allgemein anwendbare Methode des endlosen
Probierens gibt es ja nicht!
Wir decken also die verschiedensten Bedeutungen mit einer, von
einer Analogie hergenommenen, Redeweise und glauben nun, wir hätten die
verschiedensten Fälle in einem System vereinigt.
|
|
(Die Vorschriften // Gesetze // , die
den irrationalen Zahlen entsprechen, gehören insofern alle der
gleichen Type an, als sie alle schliesslich
Vorschriften zur successiven Erzeugung von
Dezimalbrüchen
755 sein müssen.
Die gemeinsame Dezimalnotation bedingt in gewissem Sinne, eine
gemeinsame Type.)
Man könnte das auch so sagen: Beim Approximieren durch fortgesetzte Zweiteilung kann man sich jedem Punkt der Strecke durch rationale Zahlen näher[.|n]. Es gibt keinen P[j|u]nkt, dem man sich nur durch ir[a|r]ationale Schritte einer bestimmten Type nähern könnte. Dies ist natürlich nur, in andere Worte gekleidet, die Erklärung, dass wir unter irrationaler Zahl einen unendlichen Dezimalbruch verstehen. Und diese Erklärung wieder ist weiter nichts, als eine beiläufige Erklärung der Dezimalnotation, etwa mit einer Andeutung, dass wir Gesetze unterscheiden, die periodische Dezimalbrüche liefern und andere. |
|
Durch die falsche Auffassung des Wortes “unendlich” und
der Rolle der “unendlichen Entwicklung” in der
Arithmetik der reellen Zahlen, wird man zu der Meinung verführt, es gäbe
eine einheitliche Notation der irrationalen Zahlen (nämlich eben
die der unendlichen Extension,
z.B. der
unendlichen Dezimalbrüche).
Dadurch, dass man bewiesen hat, dass für jedes Paar von Kardinalzahlen x und y (
756 |
|
|
II' ist eine
Regel zur Erzeugung von Dezimalbrüchen, und zwar ist die Entwicklung von
II' dieselbe, wie
die von II,
ausser wenn in der Entwicklung von
II eine Gruppe 777
vorkommt; in diesem Falle tritt statt dieser Gruppe die Gruppe
000.
Unser Kalkül kennt keine Methode, um zu finden, wo wir in der
Entwicklung von II auf so eine Gruppe
stossen.
P ist eine Regel zur Erzeugung von Dualbrüchen. In der Entwicklung steht an der n-ten Stelle eine 1 oder eine 0, je nachdem n prim ist oder nicht. F ist eine Regel zur Erzeugung von Dualbrüchen. An der n-ten Stelle steht eine 0, ausser dann, wenn ein Zahlentrippel x, y, z aus den ersten 100 Kardinalzahlen die Gleichung xn + yn = zn löst. |
|
Man möchte sagen, die einzelnen Ziffern der Entwicklung (von
II
z.B.) sind immer nur die Resultate, die Rinde
des fertigen Baumes.
Das, worauf es ankommt, oder woraus noch etwas Neues wachsen
kann, ist im Innern des Stammes, wo die Triebkräfte sind.
Eine Aenderung des
Aeusseren ändert den Baum
überhaupt nicht.
Um ihn zu ändern, muss man in den noch lebenden
Stamm gehen. 719 757 |
|
Ich nenne “IIn”
die Entwicklung von II bis zur
n-ten Stelle.
Dann kann ich sagen: Welche Zahl II'100
ist, verstehe ich; nicht aber II', weil
II ja gar keine
Stellen hat, ich also auch keine durch andere ersetzen kann. // Welche Zahl II'100
758 praktisch sein, das zu tun; aber
wird es nun einem Punkt ähnlicher, wenn ich vergesse,
dass ich hier das Wort “Punkt” in
doppelter Bedeutung gebraucht habe?
Es zeigt sich hier klar, dass die Möglichkeit der Dezimalentwicklung II' nicht zu einer Zahl im Sinne von II macht. Die Regel für diese Entwicklung ist natürlich eindeutig, so eindeutig, wie die für II oder √2, aber das ist kein Argument dafür, dass II' eine reelle Zahl ist; wenn man die Vergleichbarkeit mit andern reellen Zahlen // mit rationalen Zahlen // für ein wesentliches Merkmal der reellen Zahl nimmt. Man kann ja auch von dem Unterschied zwischen den rationalen und den irrationalen Zahlen abstrahieren, aber der Unterschied verschwindet doch dadurch nicht. Dass II' eine eindeutige Regel zur Entwicklung von Dezimalbrüchen ist, bedeutet // konstituiert // natürlich eine Aehnlichkeit zwischen II' und II oder √2; aber auch ein Interval hat Aehnlichkeit mit einem Punkt, etc.. Allen Irrtümern, die in diesem Kapitel der Philosophie der Mathematik gemacht werden, liegt immer wieder die Verwechslung zu Grunde zwischen internen Eigenschaften einer Form (der Regel als Bestandteil des Regelverzeichnisses) und dem, was man im gewöhnlichen Leben “Eigenschaft” nennt (rot als Eigenschaft dieses Buches). Man könnte auch sagen; die ﹖– Widersprüche und Unklarheiten –﹖ werden dadurch hervorgerufen, dass die Mathematiker // Menschen // einmal unter einem Wort, z.B. “Zahl”, ein bestimmtes Regelverzeichnis verstehen, ein andermal ein variables Regelverzeichnis; so als nennte ich “Schach” einmal das bestimmte Spiel, wie wir es heute spielen, ein andermal das Substrat einer bestimmten historischen Entwicklung. |
|
“Wie weit muss ich II entwickeln, um es
einigermassen zu
erkennen?”
–
Das heisst natürlich nichts.
Wir kennen es also schon, ohne es überhaupt zu entwickeln.
Und, in diesem Sinne, könnte man sagen, kenne ich II' gar
nicht.
Hier zeigt sich nur ganz deutlich, dass
II' einem
721 759
anderen System angehört als II, und das erkennt
man, wenn man, statt “die Entwicklungen” der beiden zu
vergleichen, die Art der Gesetze allein ins Auge
fasst. |
|
Zwei mathematische Gebilde, deren eines ich in meinem Kalkül mit jeder
rationalen Zahl vergleichen kann, das andere nicht, – sind nicht
Zahlen im gleichen Sinne des Wortes.
Der Vergleich der Zahl mit einem Punkt auf der
Es genügt nicht, dass man den Punkt durch Verkleinerung seines Aufenthaltsortes – angeblich – mehr und mehr bestimmt, sondern man muss ihn konstruieren. Fortgesetztes Würfeln strengt schränkt zwar den möglichen Aufenthalt des Punktes unbeschränkt ein, aber es bestimmt keinen Punkt. Der Punkt ist nach jedem Wurf (oder jeder Wahl) noch unendlich unbestimmt – oder richtiger: er ist nach jedem Wurf unendlich unbe[w|s]timmt. Ich glaube, hier werden wir von der absoluten Grösse der Gegenstände in unserem Gesichtsraum irregeführt; und andrerse[ti|it]s von der Zweideutigkeit des Ausdrucks “sich einem Punkte // Gegenstand // nähern”. Von einer Strecke im Gesichtsfeld kann man sagen, sie nähere sich durch Einschrumpfen immer mehr einem Punkt; d.h. sie werde einem Punkt immer ähnlicher. Dagegen wird die euklidische Strecke durch Einschrumpfen einem Punkt nicht ähnlicher, sie bleibt ihm vielmehr immer gleich unähnlich, weil ihre Länge den Punkt, sozusagen, gar nichts angeht. Wenn man von der euklidischen Strecke sagt, sie nähere sich durch Einschrumpfen einem Punkt, so hat das nur Sinn, sofern schon ein Punkt bezeichnet ist, dem sich ihre Enden nähern, und kann nicht heissen, sie erzeuge durch Einschrumpfen einen Punkt. Sich einem Punkt nähern hat eben zwei Bedeutungen: es 722 760
heisst einmal, ihm räumlich näher kommen, dann
muss er schon da sein, denn ich kann mich in diesem
Sinne einem Menschen nicht nähern, der nicht vorhanden ist.
Anderseits heisst es “einem Punkt ähnlicher
werden”, wie man etwa sagt, die Affen haben sich dem Stadium des
Menschen in ihrer Entwicklung genähert, die Entwicklung habe den
Menschen erzeugt. |
|
Zu sagen: “zwei reelle Zahlen sind identisch, wenn
sie in allen Stellen ihrer Entwicklung
übereinstimmen”, hat nur dann Sinn, wenn ich dem Ausdruck
“in allen Stellen übereinstimmen”, durch eine Methode
diese Uebereinstimmung festzustellen, einen Sinn
gegeben habe.
Und das Gleiche gilt natürlich für den Satz “sie stimmen
nicht überein, wenn sie an irgend einer Stelle nicht
übereinstimmen”. |
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Könnte man aber nicht auch umgekehrt II' als das
Ursprüngliche, und also als den zuerst angenommenen Punkt,
betrachten; und dann über die Berechtigung von
II im Zweifel
sein? –
Was ihre Extensionen betrifft, sind sie natürlich gleichberechtigt; was
uns aber dazu veranlasst, II einen Punkt auf
der Zahlengeraden zu nennen, ist seine Vergleichbarkeit mit den
Rationalzahlen. |
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Wenn ich II, oder sagen wir
√2, als Regel zur Erzeugung von
Dezimalbrüchen auffasse, so kann ich natürlich eine Modifikation
dieser Regel erzeugen, indem ich sage, es solle jede 7 in der
Entwicklung von √2 durch eine 5 ersetzt werden; aber
diese Modifikation ist von ganz andrer Art // Natur // als die, welche, etwa,
durch eine Aenderung des
Radikanten, oder des Wurzelexponenten erzeugt
wird.
Ich nehme
z.B. in das modifizierte Gesetz eine
Beziehung zum Zahlensystem der Entwicklung auf, die in dem
ursprünglichen Gesetz √2 nicht vorhanden war.
Die Aen-
761 derung des Gesetzes ist von v[k|i]el fundamentalerer
Art, als es zuerst den Anschein haben könnte.
Ja, wenn wir das falsche Bild von der unendlichen Extension vor uns
haben, dann kann es allerdings scheinen, als ob ich durch die Hinzufügung
der Ersetzungsregel 75 zur √2 diese viel weniger
verändert hätte, als etwa durch Aenderung der
√2 ind √2,1 denn die
Entwicklungˇen von
|
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Gebe ich eine Regel R zur Bildung von Extensionen an, aber so,
dass mein Kalkül kein Mittel kennt, vorherzusagen,
wie oft höchstens sich eine scheinbare Periode der Extension wiederholen
kann, dann ist R von einer reellen Zahl insofern verschieden, als
ich R ‒ a in gewissen Fällen nicht
mit einer Rationalzahl vergleichen kann, so dass der
Ausdruck R ‒ a =
b unsinnig wird.
Wäre
z.B. die mir bekannte Entwicklung von
R bis auf weiteres 3,141111 …, so
liesse es sich von der Differenz
R ‒ 3,141̇
nicht sagen, sie sei grösser, oder sie sei kleiner,
als 0; sie lässt sich also in diesem Sinne nicht mit
0 vergleichen, also nicht mit einem Punkt der Zahlenachse, und sie und
R nicht in demselben [W|S]inne Zahl nennen wie einen
dieser Punkte. |
|
/ Die Ausdehnung eines Begriffes der Zahl, des Begriffs
‘alle’,
etc. erscheint uns
(ganz) harmlos; aber sie ist es
nich[,|t], wenn // sobald //
wir vergessen, dass wir unsern Begriff tatsächlich
geändert haben. / |
|
/ Was die irrationalen Zahlen betrifft, so sagt meine Untersuchung
nur, dass es falsch (oder irreführend) ist,
von Irrationalzahlen zu sprechen, indem man sie als Zahlenart den
Kardinalzahlen und Rationalzahlen gegenüberstellt, weil man
“Irrationalzahlen” in Wirklichkeit verschiedene
Zahlen-
762 arten nennt, – voneinander so verschieden, wie die
Rationalzahlen von jeder dieser Arten. / |
|
Es wäre eine gute Frage für die Scholastiker gewesen:
“Kann Gott alle Stellen von
II
kennen”. |
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Es tritt uns bei diesen Ueberlegungen immer wieder
etwas entgegen, was man “arithmetisches Experiment”
nennen möchte.
Was herauskommt ist zwar durch das Gegebene bestimmt, aber ich kann
nicht erkennen, wie es dadurch bestimmt ist.
So geht es mit dem Auftreten der 7 in der Entwicklung von
II; so
ergeben sich auch die Primzahlen als Resultate eines
Experiments.
Ich kann mich davon überzeugen, dass 31 eine Primzahl
ist, aber ich sehe den Zusammenhang nicht zwischen ihr (ihrer Lage in
der Reihe der Kardinalzahlen) und der Bedingung, der sie
entspricht. –
Aber diese Perplexität ist nur die Folge eines falschen
Ausdrucks.
Der Zusammenhang, den ich nicht zu sehen glaube, existiert gar
nicht.
Ein – sozusagen unregelmässiges –
Au[c|f]treten der 7 in der Entwicklung von II gibt es gar
nicht, denn es gibt ja keine Reihe, die “die
Entwicklung von II”
hiesse.
Es gibt Entwicklungen von II, nämlich die, die
man entwickelt hat (vielleicht 1000) und in diesen kommt die 7
nicht “regellos” vor, denn ihr Auftreten in ihnen
lässt sich beschreiben. –
(Dasselbe für die “Verteilung der
Primzahlen”.
Wer uns ein Gesetz dieser Verteilung gibt, gibt uns eine
neue Zahlenreihe, neue Zahlen.)
(Ein Gesetz des Kalküls, das ich nicht kenne, ist kein
Gesetz.)
(Nur was ich sehe, ist ein Gesetz; nicht, was ich
beschreibe.
Nur das hindert mich, mehr in meinen Zeichen auszudrücken, als ich
verstehen kann.) |
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Hat es keinen Sinn, – auch dann, wenn der
Fermat'sche Satz
bewiesen ist, – zu sagen F = 0,11?
(Wenn ich etwa in der Zeitung davon läse.)
763
Ja, ich werde dann sagen: “nun können wir also schreiben
‘F
= 0,11’”.
D.h. es liegt nahe, das Zeichen
“F” aus dem früheren Kalkül, in dem
e[w|s] keine Rationalzahl bezeichnete, in den neuen
hinüberzunehmen und nun 0,11 damit zu bezeichnen. |
|
F wäre ja eine Zahl, von der wir nicht wüssten,
ob sie rational oder irrational ist.
Denken wir uns eine Zahl, von der wir nicht wüssten,
ob sie eine Kardinalzahl oder eine Rationalzahl ist. –
Eine Beschreibung im Kalkül gilt eben nur als dieser bestimmte Wortlaut
und hat nichts mit einem Gegenstand der Beschreibung zu tun,
der vielleicht einmal gefunden werden wird. |
|
Man könnte was ich meine auch in den Worten ausdrücken: Man
kann keine Verbindung von Teilen der Mathematik oder Logik herausfinden,
die schon vorhanden war, ohne dass man es
wusste. |
|
In der Mathematik gibt es kein “noch nicht” und kein
“bis auf weiteres” (ausser
in dem Sinne, in welchem man sagen kann, man habe n[i|o]ch
nicht 1000-stellige Zahlen miteinander
multipliziert[.|)]. |
|
“Ergibt die Operation,
z.B. eine rationale
Zahl?” – wie kann das gefragt werden, wenn man
keine Methode zur Entscheidung der Frage hat? denn die Operation
ergibt doch nur im festgesetzten Kalkül.
Ich meine: “ergibt” ist doch wesentlich
präsens //
zeitlos // .
Es heisst doch nicht: “ergibt mit
der Zeit”! – sondern: ergibt nach der
gegenwärtigen Regel. // … nach der jetzt
bekannten, festgesetzten Regel. // |
|
“Die Lage aller Primzahlen muss doch
irgendwie vorausbestimmt sein.
Wir rechnen sie nur successive aus, aber sie
sind alle schon bestimmt.
764
Gott kennt sie sozusagen alle.
Und dabei scheint es doch möglich, dass sie nicht
durch ein Gesetz bestimmt sind. –”
Immer wieder das Bild von der Bedeutung eines Wortes, als einer vollen
Kiste, deren Inhalt uns mit ihr und in ihr verpackt gebracht wird, und
den wir nur zu untersuchen haben. –
Was wissen wir denn von den Primzahlen?
Wie ist uns denn dieser Begriff überhaupt gegeben?
Treffen wir nicht selbst die Bestimmungen über ihn?
Und wie seltsam, dass wir dann annehmen, es müssen
Bestimmungen über ihn getroffen sein, die wir nicht getroffen
haben.
Aber der Fehler ist begreiflich.
Denn wir gebrauchen das Wort “Primzahlen” und es
lautet ähnlich wie “Kardinalzahlen’,
“Quadratzahlen”, “gerade Zahlen”,
etc..
So denken wir, es wird sich ähnlich gebrauchen lassen, vergessen aber,
dass wir ganz andere –
andersartige – Regeln für das Wort
“Primzahl” gegeben haben, und kommen nun mit uns selbst
in einen seltsamen Konflikt. –
Aber wie ist das möglich? die Primzahlen sind doch die uns
wohlbekannten Kardinalzahlen, – wie kann man dann sagen, der Begriff
der Primzahl sei in anderem Sinne ein Zahlbegriff, als der der
Kardinalzahl?
Aber hier spielt uns wieder die Vorstellung einer
“unendlichen Extension” als
einems Analogons zu den uns bekannten “endlichen”
Extensionen einen Streich.
Der Begriff ‘Primzahl’ ist f[e|r]eilich
mit Hilfe des Begriffes ‘Kardinalzahl’ erklärt, aber
nicht “die Primzahlen” mit Hilfe der
“Kardinalzahlen”; und den Begriff
‘Primzahl’ haben wir in wesentlich anderer
Weise aus dem Begriff ‘Kardinalzahl’ abgeleitet, als,
etwa, den Begriff ‘Quadratzahl’.
(Wir können uns also nicht wundern, wenn ers sich anders
benimmt.)
Man könnte sich sehr wohl eine Arithmetik denken, die –
sozusagen – beim Begriff ‘Kardinalzahl’ sich
nicht aufhält, sondern gleich zu dem der Quadratzahl übergeht (diese
Arithmetik wäre natürlich nicht so anzuwenden, wie die
unsere).
Aber der Begriff ‘Quadratzahl’ hätte dann nicht den
Charakter, den er in unserer Arithmetik hat;
dass er nämlich wesentlich ein Teilbegriff
sei, dass die Quadratzahlen wesentlich ein
Teil
765 der Kardinalzahlen seien;
sondern sie wären eine komplette Reihe mit einer kompletten
Arithmetik.
Und nun denken wir uns dasselbe für die Primzahlen
gemacht!
Da würde es klar, dass diese nun in einem andern
Sinne “Zahlen” seien, als
z.B.
die Quadratzahlen; und als die Kardinalzahlen. |
|
Könnten die Berechnungen eines Ingenieurs ergeben,
dass die Stärke //
dass eine Dimension // eines
Maschinenteils bei gleichmässig wachsender
Belastung in der Reihe der Primzahlen fortschreiten müsse? // , dass die Stärken eines
Maschinenteils … müssen?
// 766 |
|
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“Regellose unendliche Dezimalzahl”.
Die Auffassung ist immer die, als ob wir nur Wörter unserer
Umgangssprache zusammenstellen brauchten, und die Zusammenstellung hätte
damit einen Sinn, den wir jetzt eben erforschen
müssten – wenn er uns nicht gleich ganz klar sein
sollte.
Es ist, als wären die Wörter Ingredientien einer
chemischen Verbindung, die wir zusammenschütten, sich miteinander
verbinden lassen, und nun müssten wir eben die
Eigenschaften der (betreffenden) Verbindung
untersuchen.
Wer sagte, er verstünde den Ausdruck “regellose unendliche
Dezimalzahl” nicht, dem würde geantwortet: “das
ist nicht wahr, Du verstehst ihn sehr gut! weißt Du nicht, was die
Worte “regellos”, “unendlich” und
“Dezimalzahl” bedeuten?! –
Nun, dann verstehst Du auch ihre Verbindung”.
Und mit dem ‘Verständnis’ ist hier gemeint,
dass er diese Wörter in gewissen Fällen anzuwenden
weiss und etwa eine Vorstellung mit ihnen
verbindet.
In Wirklichkeit tut der, welcher diese Worte zusammenstellt und
fragt “was bedeutet das” etwas ähnliches, wie die
kleinen Kinder, die ein Papier mit regellosen Strichen bekritzeln, es dem
Erwachsenen zeigen und fragen: “was ist
das?” 767 |
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“Unendlich kompliziertes Gesetz”, “unendlich
komplizierte Konstruktion”.
(“Es glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich
dabei auch etwas denken lassen”.)
|
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Wie unterscheidet sich ein unendlich kompliziertes Gesetz vom Fehlen
eines Gesetzes? |
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(Vergessen wir nicht: Die
Ueberlegungen der Mathematiker über das
Unendliche sind doch lauter endliche
Ueberlegungen.
Womit ich nur meine, dass sie ein Ende
haben.) |
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“Eine regellose unendliche Dezimalzahl kann man sich
z.B. dadurch erzeugt denken,
dass endlos gewürfelt wird und die Zahl der Augen
jedesmal eine Dezimalstelle ist”.
Aber, wenn endlos gewürfelt wird, kommt ja eben kein endgültiges
Resultat heraus. |
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“Nur der menschliche Intellekt kann das nicht erfassen, ein
höherer könnte es!”
Gut, dann beschreibe mir die Grammatik des Ausdrucks “höherer
Intellekt”; was kann ein solcher erfassen und was nicht, und
unter welchen Umständen // in welchem Falle
(der Erfahrung) // sage ich, dass
ein Intellekt etwas erfasst?
Du wirst dann sehen, dass die Beschreibung
des Erfassens das Erfassen selbst ist.
(Vergleiche: Lösung eines mathematischen
Problems.) |
|
Nehmen wir an, wir würfen mit einer Münze “Kopf und
Adler” und teilen nun eine Strecke AB nach folgender
Regel: “Kopf” sagt:
768 einem immer kleineren Interval
bewegen.
Beschreibt es nun die Lage eines Punktes, wenn ich sage, es solle der
sein, dem sich bei fortgesetztem Würfeln die Schnitte unendlich
nähern?
Hier glaubt man etwa einen Punkt bestimmt zu haben, der einer
regellosen unendlichen Dezimalzahl entspricht.
Aber die Beschreibung bestimmt doch ausdrücklich:
keinen Punkt; es sei denn, dass man sagt,
dass die Worte “Punkt auf dieser
Strekke” auch “einen
Punkt bestimmen”.
Wir verwechseln hier die Vorschrift des Wür[c|f]elns mit der
mathematischen Vorschrift, etwa Dezimalstellen der √2 zu
erzeugen.
Diese mathematischen Vorschriften sind die Punkte.
D.h., es lassen sich zwischen diesen Vorschriften
Beziehungen finden, die in ihrer Grammatik den Beziehungen
“grösser” und
“kleiner” zwischen zwei Strecken analog sind und daher
mit diesen Worten bezeichnet werden.
Die Vorschrift, Stellen der √2 auszurechnen, ist das Zahlzeichen
der irrationalen Zahl selbst; und ich rede hier von einer
“Zahl”, weil ich mit diesen Zeichen
⌊(⌋gewissen Vorschriften zur Bildung von Rationalzahlen) ähnlich
rechnen kann, wie mit den Rationalzahlen selbst.
Will ich also analog sagen, die Vorschrift des endlosen Halbierens
d nach Kopf und Adler bestimme einen Punkt, eine
Zahl, so müsste das heissen,
dass diese Vorschrift als Zahlzeichen,
d.h. analog andern Zahlzeichen, gebraucht werden
kann.
Das ist aber natürlich nicht der Fall.
Sollte diese Vorschrift einem Zahlzeichen entsprechen, so höchstens
(sehr entfernt) dem unbestimmten Zahlwort
“einige”, denn sie tut nichts, als eine Zahl offen zu
lassen.
Mit einem Wort, ihr entspricht nichts anderes, als das ursprüngliche
Interval AB. |
1) For dating see J. Schulte's note on http://www.wittgensteinsource.org/Ts-213_m and Chronik entry on 1933 in Ludwig Wittgenstein: Gesamtbriefwechsel, Innsbruck Electronic Edition (2011). Please keep in mind that the handwritten additions may be of later date.
2) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
3) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
4) See facsimile; arrow pointing right, connecting this remark with the facing page 36r.
5) See facsimile; line connecting this remark with the following one.
6) See facsimile; above 'der Sinn d[es]' there is an arrow pointing right, possibly indicating that this sentence belongs with the remark 'Der Sinn eines ...' on page 81r.
7) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
8) See facsimile; line connecting this remark with the following one.
9) See facsimile; line connecting this remark with the following one.
10) See facsimile; line connecting this remark with the following one.
11) See facsimile; line connecting this remark with the following one.
12) See facsimile; line connecting this remark with the following one.
13) See facsimile; arrow pointing down.
14) See facsimile; arrow pointing up.
15) See facsimile; there are two arrows pointing left.
16) See facsimile; the typescript has slashes, not horizontal strikes.
17) See facsimile; line connecting this remark with the following one.
18) See facsimile; musical score, deleted.
19) See facsimile; line connecting this remark with the following one.
20) See facsimile; line connecting this remark with the following one.
21) See facsimile; drawing of two circles, line and birds.
22) Space is left for drawing the connecting lines, but no lines drawn.
23) See facsimile; exclamation marks in left and right margins of table, indicating lines.
To cite this element you can use the following URL:
BOXVIEW: http://wittgensteinsource.com/BTE/Ts-213_d