In diesem Band kommt auf 10 oder 20 Seiten nicht mehr als ein halbwegs guter Abschnitt.




 
   
12.07.47.
Muß man, um die analoge Struktur zweier mathematischer Ausdrücke zu erkennen, sie in bestimmter Weise sehen? Oder ist es richtig zu sagen, : den Ausdruck so zu sehen, helfe die Ähnlichkeit zu erkennen? Dies klingt sehr verdächtig!
  Und kann man nicht doch sagen: “Ich sah den Ausdruck plötzlich so – so phrasiert –, da fiel mir z die Ähnlichkeit mit … auf”?

 
   
  Dieses das als das [s|S]ehen scheint manchmal ein Sinneseindruck, manchmal eine Bereitschaft das & das zu tun.
  Nur Erfahrung könnte lehren daß wirklich das so Sehen diesem Handeln entgegenkommt.

 
  /  
  Man muß da bedenken daß das so-Sehen eine ähnliche Wirkung
2
haben kann, wie ein Verändern des Gesehenen, z.B. durch ein Setzen von Klammern, ein Unterstreichen, Zusammenfassen auf die oder jene Art, etc., & daß das so-Sehen in dieser Weise wieder ˇmit dem Vorstellen Ähnlichkeit hat.
  Niemand wird doch läugnen daß ein Unterstreichen, ein Setzen von Klammern, , dem Erkennen einer Ähnlichkeit günstig sein kann.

 
  /  
  Es ist doch klar, daß nur der welcher das doppeldeutige Bild als Hasen sieht, den Gesichtsausdruck des Hasen wird nachahmen können. Sieht er das Bild also auf diese Weise so wird ihm dies ermöglichen, eine gewisse Ähnlichkeit zu beurteilen.

 
  /  
  Man wird auch gewisse Dimensionen nur dann richtig schätzen, wenn
man das Bild auf diese Weise sieht.

 
   
  Und doch fehlt meiner ganzen Betrachtung noch etwas Wesentliches, ˇirgend etwas Fundamentales.
  Ich sehe noch etwas unter einem falschen Schema.

 
   
   ∣ Es besteht kein Grund anzunehmen daß eine Menge gewöhnlicher Menschen dasselbe leisten können also dieselben Effekte hervorbringen können, die ein ungewöhnlicher Mensch hervorbringen kann. Das heißt nicht nur, daß eine Anzahl mittelmäßiger Komponisten nicht das Wohltemperierte Klavier hätten schreiben können, sondern ˇkein Grund zur Annahme besteht das ˇes hatte ein weittragendes geschichtliches Ereignis, da das einen Mann zum Zentrum hatte, ähnlich auch von einer Masse sehr gewöhnlicher Menschen ohne einen außerordentlichen Führer be-
3
wirkt werden können.
  Es ist in keinem Sinne klar, daß zur Erzeugung eines großen weitausgebreiteten Effekts nicht eine Konzentration großer Energie in einem Menschen nötig sei. Dies von vornherein anzunehmen ist eine Dummheit, die sich kein Wissenschaftler in seiner Wissenschaft erlauben könnte. ∣

 
   
  Diese Beschreibung scheint plötzlich zu passen, dann jene! – Aber ist das nicht nur darumn so, weil ˇeben jetzt dies in irgendeinem Sinne da ist, dann jenes? In irgend einem Sinne. –
  Man könnte natürlich auch sagen: Jetzt ist es so, jetzt so. Aber was damit gemeint wäre könnte nur die weitere Verwendung zeigen.

 
   
  “Ich sehe diese Figur jetzt so erzeugt, jetzt so.” “Jetzt zu diesem
System gehörig, jetzt zu jenem.” “Jetzt zu dieser Ordnung, jetzt zu jener gehörig.

 
   
  Und wie wenn das alles Wahnsinn wäre?! Was unterscheidet es von diesem?

 
   
  Das ‘Schachbrett’ einmal so, einmal so sehen hat ist von anscheinend sehr geringe geringer Wichtigkeit. Und doch möchte man glauben, es müßte von der allergrößten Wichtigkeit sein. – Daß man das Schachbrett so & so auffassen kann, ist offenbar von der größten Wichtigkeit. (Die Mathematik beruht auf dieser Fähigkeit.) Aber ist ‘es so auffassen’ & ‘es so sehen’ das Gleiche? Muß wer es so auffassen kann, es so sehen können? Oder begünstigt da[ß|s] so-sehen können das so-auffassen Können so-sehen, wie etwa die Existenz von Landkarten die Entwicklung
4
der Geographie.
  Darstellende Geometrie
 
   
  Aber habe ich je von einem Mathematiker gehört, es sei dieses [s|S]o-sehen können eine wichtige
Befähigung
Qualifikation
eines
des
Mathematikers. Habe ich je einen davon reden hören? Laboriere ich hier nicht unter einem Misverständnis?
13.07.
 
   
  Man könnte freilich das So-sehen können zur Phantasie rechnen // zum Vorstellungsvermögen rechnen // , & in diesem Falle dies wird man gewiss ein
wichtiges Vermögen
Werkzeug
des Mathematikers nennen. //
, & die gehört wohl zur Ausrüstung des Mathematikers // // , & von ihr wird man nicht läugnen, sie gehöre zur Ausrüstung des Mathematikers. //

 
   
  Denke, es sei mir ein ˇmathem. Ausdruck gegeben & ich schreibe ihn nun neu an mit neuer ◇◇◇ neuen Klammern, etc., mit neuer Organi-
sation. – War es dagegen nötig daß ich zuerst den alten Ausdruck anders sah? Oder soll ich sagen
  Es hätte sich so abspielen können, daß ich den alten Ausdruck ansah & sagte “Jetzt sehe ich ihn auf neue Art”, & nun schreibe ich ihn anders organisiert an. Aber so mußte es nicht geschehen.

 
  / ∫  
  Könnte es nicht Menschen geben, die nicht im Kopf rechnen & nicht leise lernen
können
könnten
, dabei aber sonst sehr intelligente Menschen wären & in keinem Sinne ‘schwachsinnig’?

 
   
  Denn das Sosehen hat in seiner Anwendung viel Ähnlichkeit mit dem Kopfrechnen.

 
   
       Man möchte sagen “Ich sehe jedesmal etwas ganz verschiedenes”.
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Wie kann das nicht von der größten Bedeutung sein?
  Z.B. sehe ich, wie man dies Schachbrett aus verschiedenen Bestandteilen zusammensetzen kann.
  Ich mache eine Art geometrischer Entdeckungen von ˇder größten Wichtigkeit

 
  /  
  Bedenke, daß man sagen kann: “Du mußt diese Melodie so hören, & dann auch entsprechend spielen”.

 
   
  Denk Dir z.B. Einer sagt “Jetzt sehe ich wieder eine neue Art der Zusammensetzung!” – dann schickt er sich an, sie zu erklären. Diese Situation ist ähnlich der ˇSituation “Jetzt weiß ich weiter!”.

 
   
  Und doch ist das Entdecken einer neuen Art der Zusammensetzung nicht immer mit einem Sehen dieser Zusammensetzung verbunden, & wenn
mit dem Sehen eines besondern Aspektes, nicht ˇnotwendigerweise immer mit dem ˇSehen des gleichen Aspektes.

 
  /  
  Ich glaube, daß man einen Aspekt oft durch eine Augenbewegung, durch eine Bewegung des Blicks, hervorruft.

 
  /  
  Aber wie seltsam!
möchte
konnte
man sagen – Wenn man eine Art der Zusammensetzung entdecken kann, – wie ist es möglich sie auch zu sehen?! ‒ ‒ ‒ Wie ist es möglich, mit einem Schlage zu wissen, was man sagen will? Ist dies nicht ebenso merkwürdig?

 
  / ∫  
  Nehmen wir an ich hätte die Fähigkeit Aspekte zu sehen nicht, ein Andrer aber habe sie & mache dementsprechende Äußerungen: Was würde ich von ihnen denken, was könnte ich mit ihnen anfangen. Ich könnte sie etwa für
Äußerungen
eine Art
von Haluzinationen halten; aber das würde mich
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nicht hindern von ihnen Gebrauch dieser Erscheinung ˇgebrauch zu machen, wenn sie sich gebrauchen läßt. Und
soweit
wenn
sie für den Andern nützlich ist, kann sie es für mich durch ihn sein.

 
  /  
  Ist denn die Erscheinung des Aspekts seltsamer, als meine Erinnerung an eine bestimmte, wirkliche Person von der ich ein Erinnerungsbild habe? Ja es ist sogar eine Ähnlichkeit zwischen beiden. Denn man fragt sich auch hier: Wie ist es möglich, daß ich von ihm ein Vorstellungsbild habe & es keinen Zweifel daran gibt, daß es sein Bild sei?
14.7.
 
  / ∫  
  Könnte der Aspekt durch eine Modifikation des Bildes erzeugt werden? Das modifizierte Bild könnte doch wieder so oder so gesehen werden[!| .] Und doch ist das nicht ganz richtig; denn sonst könnte man nicht ein Thema so hören & es dem entsprechendend spielen.


 
   
  Ich bin eigentlich auch ein Gelehrter; nur ist meine Gelehrtheit nicht durch viel-lesen, sondern durch viel denken entstanden angehäuft worden.

 
  /  
  Wie kann man etwas so sehen, wie man es auffaßt?
  Man sollte glauben, ein Aspekt könnte einer Auffassung nur günstig sein, nicht aber der Ausdruck der Auffassung der einzig mögliche // der wesentliche // Ausdruck des Aspekts. // , nicht aber der Ausdruck der Auffassung wesentlich der Ausdruck des Aspekts. (Hier liegt die Analogie mit dem Vorstellungsbild einer p bestimmten Person.)

 
  /  
  Die Philosophie löst
ein Problem
eine Schwierigkeit
oft nur indem sie sagt: Hier ist sowenig eine Schwierigkeit, wie da.

7


 
  /  
  
Nur also, indem sie ein
Indem sie, also, ein
Problem heraufbeschwört, wo keines war. // wo früher keines war. //

 
  /  
  Sie sagt: “Ist es nicht etwas merkwürdig, daß … ” & läßt es
damit
dabei
bewenden.

 
   
  Welches ist die Verwendung des Befehls “Faß es so auf!”?

 
   
  Man sagt z.B.: “Du wirst es Dir leichter merken, wenn Du es so auffaßt.”

 
   
  Wie kommt man dem Befehl also nach? Doch indem man den Gegenstand so (& so) behandelt. Ihn in dieser Reihenfolge // Ordnung // beschreibt, zeichnet, etc. etc..

 
  ? /  
  Wie kommt befolgt man de[m|n] Befehl “Stell dir N.N. vor!”? Wie weiß man daß der Befehl befolgt wurde? Wie
weiß Einer, daß er ihn befolgt hat? Wozu ist der Zustand der Vorstellung hier nütze? – Ich will sagen, es verhalte sich ähnlich beim Sehen eines Aspekts.

 
   
  Immer kommen wir hier auf elementare Wörter, wie “Zustand”, vergessen aber, daß wir ihre Anwendung auch umgraben müssen.

 
   
  Es könnte sein, daß die Wissenschaft & Industrie, & ihr Fortschritt, das Bleibendste der heutigen Welt ist. Daß jede Mutmaßung eines Zusammenbruchs der Wissenschaft & Industrie einstweilen, & auf lange Zeit, ein bloßer Traum
ist
sei
& daß Wissenschaft & Industrie noch & mit unendlichem Jammer die Welt einigen werden, ich meine, sie zu einem Reich
zusammenfassen
vereinigen
werden, in
welchem
dem
dann freilich alles eher als der Friede
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wohnen wird.
  Denn die Wissenschaft & die Industrie entscheidete doch die Kriege, oder so scheint es.

 
   
  Was weiß ich von dem Gleichbleiben seines Zustands, & also von dem meinigen?

 
  /  
  Ich sehe es (das Schachbrett) jetzt so. Es ist als hättest Du mir diese schematische Zeichnung gegeben. Z.B. oder

 
  /  
  Die Figur als die ich die andere sehe, ist doch nicht eindeutig bestimmt. Denke Dir ein Dreieck im Film schwin um den Punkt1 schwingend dargestellt & dann stehen bleibend.
  Und nun könnte es sein als wirke diese zeitliche Umgebung auf das endlich ruhende Bild ein // Umgebung noch im Bild des zur Ruhe gekommenen Dreiecks //

  “Hängend” möchte ich sagen. “Aber entspricht dem denn nichts?” Doch gewiß! Aber das heißt nur daß ich nicht lüge, & daß der Ausdruck des Aspekts eine Verwendung hat. “Welche Anwendung?!” mußt Du Dich immer fragen.

 
   
  Denke, man sagte statt “Ich sehe die Zeichnung jetzt so”: “Es kommt mir vor, ich sähe sie jetzt so”, wo ich die Möglichkeit irgendeiner Täuschung offenlasse. Dadurch ginge dem Ausdruck nichts an Kraft verloren; & nun würde es sich offenbar darum handeln, was mit ihm anzufangen sei.

 
   
  Merkwürdig erscheint doch, daß ein Bewußtseinszustand mit einer Bereitschaft zusammenfällt.

 
   
  Denke Dir den Dauerzustand
9
als eine Täuschung! & was bleibt
:
,
die geneigtheit zu einem bestimmten Ausdruck[!| .]

 
   
  Man möchte immer wieder vom Erlebnis, vom Privaten, als zu einem Gegenstand übergehen.
wie von
als
einem Gegenstand
Gebrauch machen. Daher will man's sich immer vergegenwärtigen. Es vor sich hinstellen. Man will es ins Auge fassen
– &
, &
darin liegt der Fehler, den wir machen.
15.7.
 
   
  Man möchte immer das Erlebnis, das Private als Gegenstand behandeln, dem unsre Beschreibung gelte.

 
  /  
  Man könnte die Schachbrettzeichnung als Werkzeichnung betrachten, nach welcher Stücke herzustellen sind, die das Schachbrett ergeben. Man kann diese Zeichnung auf verschiedene Weise
verwenden; & man kann sie auch auf verschiedene Weise, solchen Verwendungen entsprechend, sehen.

 
  /  
  Denke, man erklärte das so, daß wir der Aspekt durch verschiedene, dem visuellen Bild superponierten Vorstellungen & Erinnerungen entstehe. Natürlich interessiert mich diese Erklärung nicht als Erklärung, sondern als logische Möglichkeit, also begrifflich (mathematisch).

 
   
  “Es ist nicht nur eine grüne Form gegenwärtig (& mit echter Dauer), sondern Blätter.”
  “Wenn ich mir ein Zimmer vorstelle so stelle ich mir nicht nur ein visuelles Bild vor, eine Anordnung von Farben im Raume, – sondern ein Zimmer, & dieses dauert in meiner Vorstellung.”


10

  “Das Grüne, was ich dort sehe, ist blatthaft. Diese Dinge dort augenhaft.” (Welche Dinge sind es?)

 
  / ∫  
  Wie kann etwas das Bild von Zinnen sein, ˇd.h. als solches gesehen
sein
werden
?

 
  /  
  Es scheint hier das Objekt des Sehens zu sein, was nicht Objekt des Sehens sein kann. Als sagte man, man sehe Töne. (Aber man sagt ja wirklich ein Vokal
sei gelb oder braun.
habe diese Farbe.
)

 
   
  “Ich sehe, in einem Sinne, das: oder das: obwohl ich in einem andern Sinne
beidemale
wieder
das Gleiche sehe.

 
   
  Es ist nur eben hier etwas fundamental unklar im Gebrauche des Wortes “[I|i]ch sehe”.


 
  /  
  Wie könnte denn Assoziation ein Dauerzustand sein? Wie könnte ich denn fünf Minuten lang Zinnen mit diesen
Linien
Strichen
assoziieren?

 
   
  Ich willne sagen “Was ich sehe ist jetzt das ist so & so zusammengesetzt. – Nun, warum soll ich's nicht sagen? Ich gebrauche ja zu der Beschreibung wirklich Gegenstände? – Aber ich will nun sagen: “Ich sehe eben Gegenstände.” “Ich habe jedesmal etwas anderes vor mir!” Gut! aber was? Und nun folgt doch eben die hier passende Beschreibung! Einerseits nämlich die durch eine Zeichnung, anderseits die durch Worte & Bilder.

 
   
  Ich sehe doch dies als Schuh! Und nun möchte man die Schuh-
11
haftigkeit erfassen, vorführen, herausstellen, das Objekt des Sehens.

 
   
  Die Lösung ist n[ä|a]türlich nicht: “Man kann eben auch solche Dinge, solche Objekte, ˇwirklich sehen” – sondern: Das Wort “sehen” hat eine Verwendung,
welche
die
nicht dem von uns angenommenen Schema folgt.

 
   
  Es sind falsche Vergleiche, die die Frage “Wie kann man … ” “Wie ist es möglich … ”
gebären
hervorrufen // , die zur Frage zwingen … //
// , die uns in die Frage treiben … //
  ‘Das Mißverstehen unsrer Sprachlogik’!

 
   
  Wie man die Doppeldeutige Zeichnung als Kopf des Hasen oder der Ente
sehen kann, so einen beliebigen Strich als alles mögliche.


         Z.B. als Kontur eines Kopfes, oder als K Haken, etc. etc.

 
  /  
  Nun, wie sieht es alles in der dritten Person aus? Und was für die dritte Person gilt, gilt dann, so seltsam das scheinen mag, auch für die erste.
16.7.
 
  /  
  Was überzeugt mich denn, daß der Andere ein gewöhnliches Bild dreidimensional sieht? – Daß er's sagt? Unsinn ‒ ‒ ‒ wie weiß ich denn, was er mit dieser Versicherung meint?2

 
  /  
  Nun, daß er sich darin auskennt; die Ausdrücke auf das Bild verwendet die er auf den Raum anwendet; sich vor einem Landschaftsbild benimmt wie vor einer Landschaft, etc. etc.
12


 
   
Interessier Dich nicht für das, was, vermeintlich, Du allein tust!

 
  /  
  Ich kann von ihm
nie
nicht
wissen, ob er wirklich sieht. Nun, dann kann ich's von mir natürlich auch nicht wissen. Denn wie weiß ich daß ich jetzt das Gleiche so nenne, wie früher, & daß ich das Gleiche “gleich” nenne!

 
   
  “Mein Gesichtsbild organisiert sich: es
bildet
formt
sich ein Viereck & ein Stern in der Mitte (etc.). Ein andermal bildet sich eine H homogene Masse von Feldern (e, etc. etc..”

 
   
  Denke dir wir erklärten die verschiedenen Aspekte durch verschiedene “Ladungen
der Teile des Netzhautbildes (oder dergleichen). Würde nun so eine (oder irgendeine) Erklärung unser Problem lösen? Unser Problem betrifft die Grammatik der Wahrnehmung.

 
  /  
  Denk Dir eine physiologische Erklärung dafür, daß ich eines (A) als Variation des andern (B) sehe: Es könnte sich zeigen, daß wenn ich B A als B sehe, auf meiner Retina gewisse Vorgänge stattfinden, die sich sonst zeigen, wenn ich wirklich B sehe. Und dies könnte nun manches in meinem Benehmen erklären. Man könnte z.B. sagen, daß ich mich darum beim anblick von A als B gesehen leichter so benehme als sähe ich B, als ich's für gewöhnlich tue wenn ich A sehe, aber nicht als B.
13
Aber diese Erklärung meines Benehmens ist für
uns
mich
überflüssig. Ich nehme das Benehmen ebenso hin, wie einen Vorgang auf der Retina, oder im Gehirn.
  Ich will sagen: Die physiologische Erklärung ist zuerst scheinbar eine Hilfe, zeigt sich aber dann gleich als bloßer Katalysator der Gedanken. Ich führte sie nur ein, um sie gleich wieder loszu werden.

 
   
  Ich sehe beidemale dasselbe, & ich sehe beidemale doch durchaus nicht dasselbe.

 
   
  Warum zieht man denn in einer Ze geometrischen Zeichnung gewisse Striche stark aus, andere dünn, andere Punktiert, etc.? Um die [u|Ü]bersicht zu erleichtern. Also um es mir leichter zu machen sogar nach der Zeichnung zu handeln.
Nun man kann das Gleiche auch so erreichen, indem man einem sagt: “Du mußt die Zeichnung so sehen … ” & nun gibt man eine Erklärung.

 
  /  
  Und was da “in ihm” vorgeht ist von ähnlicher Bedeutung, wie das Kopfrechnen.

 
   
/ Denk Dir es sage uns Einer er sähe ein Schachbrett immer als Stern. Und nun erklärt er uns ein kompliziertes Sternornament. – Wie würde es sich zeigen, daß er dies im gewöhnlichen Sinne meint? daß er versteht was wir mit solchen Wörtern meinen? // was wir meinen, wenn wir dergleichen sagen? //
  Oder denke, es sagte Einer für ihn veränderte sich das Ornament immer wieder; & nun gäbe er uns eine lange Reihe von Aspekten, die das
14
Schachbrett für ihn annehme; & dabei verwende er es aber ganz so wie jeder Andere.
  Würden wir nicht meinen, es müßten diese unnützen Aspekte seine Aufmerksamkeit von dem, was er tut (z.B. Schachspielen) abziehen?
  Aber warum sollten diese Spiele des Aspekts nicht gerade ˇder Tätigkeit einen Reiz
geben?
ausmachen?
Auch das wäre möglich, aber es würde sich das Tun mit dem Aspekt doch irgendwie vermählen.

 
   
  Ich rede noch wild um das Problem herum.

 
   
  Das heißt, ich kümmere mich um alles mögliche, worum ich mich
am Ende
eigentlich
garnicht kümmern
darf
durfte
. Denn die Lösung
müßte
muß
mir alles dies ersparen.
// Denn die Lösung muß mir alle diesen Überlegungen ersparen. //

 
   
  Denke die physiolog. Erkl. erklärte das Reden vom Aspekt als einen Irrtum. Der Physiologe sagte: “Darum meinen die Leute, sie sähen das Schachbrett als dies Ornament. – Würde es so eine Erklärung nicht auch tun? würde sie nicht gegen?
  (“Darum meinen die Leute der ein Vokal sei gelb …”)

 
   
  Die physiolog. Erkl. hat das Gute, daß sie
unsern Blick
unsere Aufmerksamkeit
von dem
subjektiven
privaten
G Objekt des Sehens abzieht.

 
  /  
  Denk nur ja nicht, Du wüßtest w im vorhinein, was
Zustand des Sehens
Bewußtseinszustand
in diesem Falle bedeutet! Laß Dich die Bedeutung
vom Gebrauch
durch den Gebrauch
15
lehren[!| .]

 
  /  
  Hätte ich mir das Phänomen der Vorstellung erklären können? wenn
mir gesagt worden wäre
man uns gesagt hätte
, es sähe Einer mit offenen Augen etwas was nicht vor ihm ist & zugleich ˇdoch was vor ihm ist &
es
doch
störten sich die beiden Gesichtsobjekte nicht?! // & es wären die beiden Gesichtsobjekte einander nicht im Wege?! //

 
  /  
  Und es wäre nun natürlich ganz falsch zu sagen: “Und doch geschieht das Seltsame” oder “das [u|U]nglaubliche”. Vielmehr ist aber, was geschieht nicht seltsam & nur falsch als Seltsames gesehen!

 
  /  
  Die alte Ansicht von der Rolle der Anschauung in der Mathematik. Ist diese Anschauung nicht eben die Fähig
das Sehen der Komplexe in verschiedenen Aspekten?

 
   
  Muß der Maler einer Phantasielandschaft diese vor seinem innern Auge sehen, ehe er sie malt? Kann er sie nicht vielleicht einfach malen? Und ist nicht doch auch möglich, daß er, ehe er sie malt in der Vorstellung vor sich sieht, dies etwa auch sagt? Ist es aber nicht auch möglich, daß er das Gegenteil sagt?
  Muß der Mathematiker, den Ausdruck, so abgeteilt, sehen, ehe er ihn nun in dieser Weise verwendet, hinschreibt? Und kann er ihn nicht doch auch so sehen, & das etwa auch sagen?

 
   
  ‘Ich w[ü|u]ßte, wie ich fortzusetzen habe? – Ich sagte es, & handelte dann so & so. Aber
bestand
war
nicht
16
doch auch jener Geisteszustand? Welcher? Ich weiß ja nur, wie ich ihn nannte. – Aber es war eben das nicht etwas, was ich so & so nannte. Die Wörter hatten einen andern Gebrauch!
17.7.
 
  /  
  Muß man aber nicht doch unter den Aspekten rein optische von anderen unterscheiden?
  Daß sie untereinander sehr verschieden ist sind ist klar: Es tritt z.B. in ihre Beschreibung manchmal die dritte Dimension // die Tiefendimension // ein, manchmal nicht; manchmal ist der Aspekt eine bestimmte ‘Gruppierung’, wenn man aber
Striche
etwas
als Gesicht sieht so hat man sie nicht nur visuell zu einer Gruppe zusammengefaßt; man kann die [S|s]chematische Zeichnung eines Würfels als offene Kiste oder als soliden Körper sehen, auf der Seite
liegend oder stehend; die Figur


      kann nicht nur auf zwei, sondern auf sehr viele verschiedene Arten gesehen werden.

 
  /  
  Man hängt Bilder, ˇstellt Photographien auf von Landschaften, Innenräumen, Menschen, & gebraucht ˇ& betrachtet sie nicht
wie
als
Werkzeichnungen. Man liebt es sie anzusehen, wie die Gegenstände selbst; man lächelt die Photographie an, wie den Menschen, den sie zeigt. Wir lernen nicht eine Photographie verstehen wie eine Blaupause. – Es wäre freilich möglich, daß ˇwir eine Abbildungsart erst mit Mühe verstehen lernen müssen um sie später als natürliches Bild gebrauchen zu können. Dies mühsame & Lernen wäre später nur mehr Geschichte & das Bild würden wir nun ebenso
17
betrachten, wie jetzt unsre Photographien.

 
  /  
  Es könnte doch auch Menschen geben, die Photographien nicht, wie wir, verstünden, sähen; die zwar verstünden, daß sa auf diese Weise ein Mensch dargestellt werden kann, die ˇihn auch ungefähr nach einer Photogr. modellieren könnten, die aber die Photogr. doch nicht als Bild sähen. Wie würde sich das äußern? Was würden wir als Äußerung
dessen
dafür
betrachten?? Das ist vielleicht nicht leicht zu sagen.
  Diese Leute hätten vielleicht nicht Freude an Photogr. wie wir. Sie würden nicht sagen “Schau, wie er lächelt!” & dergleichen; sie würden eine Person oft nicht gleich nach dem Bild erkennen; müßten die Photogr. lesen lernen & lesen; sie hätten Schwierigkeiten
zwei ˇgute Aufnahmen desselben Gesichts als Bilder etwas verschiedener Stellungen zu erkennen.

 
  ? /  
Denke eines der Europäischen Völker schriebe F so: “” & nun fragte ich mich: Schreiben sie's verkehrt, oder verschoben? Wie könnte das entschieden werden? Etwa geschichtlich! Ohne weiteres wäre es nicht zu entscheiden, hätte die Frage noch keinen Sinn.
  Wenn mir jemand mitteilt: “Ich sehe es als verkehres F an” – was kann ich damit tun? Ich könnte ihm ˇetwa sagen: “Dann sieht es nicht kühn oder flott ˇoder energisch aus, sondern: “[D|d]ann stimmt es nicht zum übrigen Charakter der Schrift”, . Es könnte aber für mich auch das lahme Aussehen verlieren & sozusagen ein ganz anderer Buchstabe werden, der auch wieder unenergisch aussehen kann.
18
 
   
  Das Wort “Venus” habe ich früher immer so gehört als wie Wallnuß.3 Und auch jetzt hat
die Endung
es
noch einen Schatten davon an sich. In einem Gesicht, oder in ausdrucks[f|v]oller Prosa könnte das Wort seinen
andern
richtigen
Klang ˇfür mich gewinnen, einen lateinischen Klang. Wenn ich dies Einem mitteilte, so könnte er manches daraus schließen, damit machen; aber es ist nicht ohne weiteres klar was.

 
  /  
  Hat es Sinn zu sagen: “Ich sehe immer
ohne Unterlass
andauernd
, als umgekehrtes F”? Das scheint nicht möglich zu sein.
Was sollten wir aus so einer Mitteilung machen?
Wenn uns jemand das mitteilte, was sollten wir daraus machen?
(Bemerkung James' über die Aufmerksamkeit.) Hier liegt noch eine völlige Unklarheit. Denn es scheint dann, als könnte man den Aspekt im Zusammenhang mit Gedanken, mit
einer Fähigkeit haben.

 
  /  
  Wenn mir Einer sagte, er habe die Figur gar eine halbe Stunde lang ohne Unterbrechung als umgekehrtes F gesehen, so
müßte
würde
ich annehmen, er habe fortwährend
an diese Interpretation
daran
gedacht, sich damit beschäftigt.

 
  /  
  Ich verstehe es, wenn Einer mir sagt “Es ist jetzt für mich ein verkehrtes F”, aber nicht (merkwürdigerweise), wenn er sagt “Es ist, für mich ununterbrochen ein verkehrtes F”.

 
  /  
  Es ist, als wäre der Aspekt etwas, was nur aufleuchtet, aber nicht
stehen bleibt
stationär bleibt
; & doch muß dies eine begriffliche Bemerkung sein, keine psychologische.

 
   
  Es kann eine Figur die ich immer für dies anschaute, plötz
19
lich für mich das werden, & es dann bleiben, aber das akute Erlebnis des Übergangs besteht dann nicht aus zwei aneinanderstoßenden g Phasen, deren zweite nun einfach festgehalten wird.

 
  /  
  Oder auch: Beim Umschnappen erlebt man die zweite Phase in akuter Weise (entsprechend etwa dem Ausruf “Ach, es ist ein … !”) & hier beschäftigt man sich ja mit dem Aspekt. Im chronischen Sinne ist er nur die Art & Weise, wie wir die Figur wieder & wieder behandeln.

 
   
  Was teil ich jemandem mit, dem ich sage, ich habe das Wort “Bank” ausgesprochen & es in der Bedeutung “Sitzbank” gemeint?
  Ich könnte etwa sagen “Ja, ich kenne das”. Achte aber auf die seltsame eigentümliche Verwendung der Worte, auf die seltsame ‘Mitteilung’.


 
   
  Denn wir müssen bis zum Begriff der Mitteilung niedersteigen, um uns
den Status
die Lage
dieser Worte verständlich zu machen. // niedersteigen, & ihn betrachten, um das Problematische an
diesen Worten
dieser Mitteilung
loszuwerden. //

 
   
  Ich werde ˇhier immer in Fragen verwickelt, die mich nichts angehen; muß mich aber in sie verwickeln lassen, um zu lernen, wie diese Verwicklungen zu vermeiden sind. // , wie diese falsche Lage zu vermeiden sei. //

 
  /  
18.7.
  “Ding” & “Hintergrund” sind visuelle Begriffe, wie rot & rund – will Köhler sagen. Die Beschreibung des Gesehenen schließt die Angabe was Ding, was Hintergrund ist,
nicht weniger
ebenso
ein,
als
wie
die Angabe der Farbe & der Form. Und die Beschreibung ist ebenso unvollständig wenn nicht gesagt wird, was Ding, was
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Grund ist, wie sie es ist, wenn Farbe oder Form nicht angegeben wurden. Ich sehe das eine ebenso unmittelbar als das andere – will
er
man
sagen. Und was ist dagegen einzuwenden? Zuerst: wie sich das erkennen läßt; – ob durch Introspektion & ob Alle darin übereinstimmen müssen. Denn es handelt sich di offenbar um die Beschreibung des subjektiv Gesehenen. Aber wie lernt man nur, das Subjektive durch W[ö|o]rter wiedergeben? Und was können uns diese Worte bedeuten?
  Denk statt um Worte handelte sich's um zeichnerische Wiedergabe; & den Wörtern “dinglich” & dergl. entsprächen in dieser Wiedergabe die Reihenfolge, Ordnung, in der wir die Zeichnung herstellen. (Ich nehme an, wir könnten außerordentlich rasch zeichnen.) Und nun sagte jemand: Zur Darstellung des Gesehenen gehört die Reihenfolge ebenso wie Farben & Formen.” – Was hieße das?


 
  /  
  Man kann wohl sagen: Es gibt Gründe, zum zeichnerischen Beschreiben des Gesehenen nicht nur das gezeichnete Bild, sondern auch die Phrasierung beim Zeichnen zu rechnen. Es gehörten diese Reaktionen des Beschreibenden irgendwie zusammen. Zu gewisser Beziehung gehören sie zusammen, in anderer nicht.

 
   
  Köhler denkt
mit den Begriffen der
‘in terms of’
V[ö|o]rgängen auf der Netzhaut & im Nervensystem. Er sagt, es könne eine Kontur nach dieser, oder nach der andern Seite gerichtet sein & erklärt es etwa durch Ströme, die so, oder so gerichtet sind. Und solange man physiologisch denkt, sind dann freilich Farbe, Form & Aspekt auf einer Stufe. Aber die physiologischen Vorgänge beim Sehen sind es nicht, die wir
21
durch's Sehen wahrnehmen.

 
   
  Sagen wir so: Eine visuelle Kontur hat zwei
ungleiche
nicht gleichberechtigte
Seiten, die eine ist die positive, die andere die negative. Warum nicht? – Aber welches ist nun die Verwendung von “positiv” & “negativ”, wie zeigt es sich in unserm Benehmen, daß eine Seite positiv ist, etc.? Wie weiß ich, heißt das, daß der Andre “positiv” nennt, was ich so nenne? Spielt dabei die sonstige Rolle des Funktion der Wortes “positiv” ˇ& “negativ” eine Rolle.

 
  /  
  Denkt man an Ströme in der Netzhaut (oder dergleichen), so möchte man sagen: “Also ist der Aspekt so gut ‘gesehen’ wie Form & Farbe.” Aber wie konnte uns denn so eine Hypothese zu dieser Überzeugung helfen? Nun sie kommt der Tendenz entgegen, hier zu sagen, wir sähen zwei
verschiedene Gebilde. Aber diese Tendenz muß anders begründet sein. // Aber diese Tendenz, wenn sie zu begründen ist, muß ihren Grund woanders haben. //

 
   
  Einen Aspekt möchte man oft vergleichen (mit) einer angeschlagenen Note, die ausklingt.

 
   
  Die Figur
















könnte einer als Gesicht sehen nämlich so:
















Wenn aber jemand sagte, er sähe sie immer als Gesicht, wie wüßten wir, daß dies nicht heißt, er halte die Figur für das Bild eines Gesichts? Wer in unserm Sinne sagt, er sehe die Figur als das, muß der sie nicht auch anders sehen können? Ist es unserm Sinne nicht wesentlich, daß verschiedene Aspekte, ein Wechsel der Aspekte möglich sind? Denn wie unterschiede
22
sich sonst der Aspekt von dem, was objektiv ist?

 
  /  
  Der Ausdruck des Aspekts ist der Ausdruck einer Auffassung ˇ(also einer Behandlungsweise, einer Technik) aber gebraucht als Beschreibung eines Zustands.

 
  /  
  Wenn es scheint, es wäre für
eine solche
diese
logische Form kein Platz, so mußt Du sie in einer anderen Dimension
aufsuchen.
suchen.
Wenn hier kein Platz ist, so ist er eben in einer andern Dimension. // Wenn es scheint es wäre für so eine Form zwischen den andern Formen doch kein Platz,
so
dann
mußt Du sie … //

 
   
  Denn so fragt man: “Wie kann ich das [w|W]ort “Faß” in einer Bedeutung, oder in einer andern hören?” Und zu sagen “Es ist eben doch möglich –
also war es ein Vorurteil, es wäre nicht möglich”
also hat dich ein Vorurteil gehindert es zu sehen”
ist ganz irreleitend & zwar ganz so
als sagte man, die Mathematik habe uns vom Vorurteil befreit unser Raum müsse 3-dimensional sein. Denn zwischen drei Dimensionen & vier Dimensionen ist nicht der Unterschied wie zwischen 3 Äpfeln in einer Lade & vier Äpfeln in einer Lade. , Es ist noch ‘für einen vierten Apfel Platz’ aber nicht für eine / vierte Dimension. In diesem Sinne ist auch auf der Zahlenlinie nicht für imaginäre Zahlen Platz. Und / das heißt doch: Die Anwendung eines imaginären Zahlbegriffs ist grund-verschieden von der einer ganzen Zahl Anzahl, etwa; verschiedener, als die Op mathemathischen Operationen allein es offenbaren. Man muß also, um Platz für sie zu gewinnen, zu ihrer Anwendung hinuntersteigen & dann finden sie einen, sozusagen, ungeahnt, verschiedenen Platz.


23


 
   
  Du mußt eine neue Dimension der Anwendung, der Sprachspiele, öffnen, aufsperren.

 
  /  
19.7.47.
  Wenn diese Konstellation für mich stets & ständig im Gesicht ist, dann habe ich damit keinen Aspekt bezeichnet. Denn das hieße, daß ich ihr immer als Gesicht begegne, sie als Gesicht behandle; während das Eigentümliche des Aspekts ist, daß ich etwas in ein Bild hineinsehe. So daß man sagen könnte: ich sehe etwas, was garnicht da ist, was nicht in der Figur liegt so daß es selt mich überrascht, daß ich's sehen kann (mindestens, wenn ich später darüber reflektiere).

 
  /  
  Wenn das Sehen eines Aspekts einem Gedanken entspricht, dann kann es nur in
einem Reich
einer Welt
von Gedanken ein Aspekt sein.


 
  /  
  Wenn ich einen Aspekt beschreibe, so setzt die Beschreibung eine große Menge von Begriffen voraus, die nicht zur Beschreibung der Figur selbst gehören.

 
   
  Der Aspekt lebt nur, solange ich ihn am Leben erhalte. // solange wir ihn beleben. //

 
   
  “Ich kann das in die Form hineinsehen.
  Ich schaue es auf diese Weise an. Ich tue dabei etwas. Es ist eine Art Gedankentätigkeit.

 
  /  
  Es ist doch merkwürdig // Ist es nicht merkwürdig // daß man bei der Beschreibung eines Gesichtseindrucks so ungemein selten das Wandern des Blicks in die Beschreibung einbezieht? So gut wie nie – Es wird so gut wie nie einbezogen, wenn der Gegenstand
24
klein, z.B. ein Gesicht, ist; obgleich doch auch da der Blick fortwährend in Bewegung ist.

 
   
  Der Wechsel des Aspekt gibt jedesmal ˇgleichsam ein Aufzucken d eines Aspekts. // des einen oder des andern Aspekts. // Es So wie unser Gesicht tatsächlich zuckt, sich erhellt, wenn wir ihn wahrnehmen // wenn er eintrifft. // Und dies Eintreten muß nicht ganz plötzlich geschehen, es kann durch ein ˇlängeres Schauen, ein Deuten
hervorgebracht
erzwungen
werden.
Deshalb kann auch nicht der Aspekt durch ein verändertes Bild ersetzt werden. Ich meine: deshalb können wir auch den Aspekt nicht wieder unter einem Aspekt wahrnehmen als wäre er selbst ein Gesichtsbild.

 
   
  Das Betrachten der
Zeichnung
Figur
als … Als ordnete man die Figur
mit dem Blick, als tastete man sie auf einen bestimmten Aspekt hin ab. Wie man etwa ein Kleid zurechtlegt.

 
  /  
1699
  Der Aspekt kann plötzlich we[l|c]hseln & es folgt dem Wechsel dann ein neues Betrachten. Man ist sich, z.B., des Gesichtsausdruckes bewußt, | 430 betrachtet ihn.

 
  /  
  Ich kann z.B. eine Photographie anschauen & mich mit dem Ausdruck des Gesichts beschäftigen, ihn mir sozusagen zu Gemüt führen, ohne mir oder einem Andern dabei etwas zu sagen. – ‘Worin besteht das?’ Darauf kam ich nicht antworten.4

 
   
  Ich lasse die Augen der Photographie zu mir sprechen.
  Ich sehe das Bild, vielleicht zum ersten mal, als wirkliches Gesicht. ‘Gehe auf den Ausdruck ein’. Frage wieder nicht “Was geht
25
dabei vor?” sondern “Was tut man mit dieser Aüßerung?”
20.7.
 
  /  
  Wir werden uns des Aspekts nur im Wechsel bewußt. Wie wenn sich Einer nur des Wechsels der Tonart bewußt ist, aber kein absolutes Gehör hat.

 
   
  Ich sage nur das & das, & sehe es dann so.

 
   
  Mein Blick, meine Betrachtung, kann sich mit einer Figur in gewissem Sinne beschäftigen.

 
   
  Der Begriffshintergrund lebt ˇin der Empfindung während man sich des Aspekts bewußt ist. So nämlich möchte man sagen. Denn das sind alles Äußerungen nicht nähere Beschreibungen, oder Analysen, des Erlebnisses.




 
  /  
Wie Köhler sagen will “Das zeigt, daß … ” sage ich: das zeigt gar nichts. Wenn man das Mittelmeer auf der [c|K]arte, bei anderer Kolorierung, nicht erkennt, so zeigt das nicht, daß hier wirklich ein anderer visueller Gegenstand vorliegt.
Es
Das
könnte das höchstens einen
guten
plausiblen
Grund für eine bestimmte Ausdrucksweise sein abgeben. // Das könnte höchstens einen guten Grund für die & die Ausdrucksweise abgeben. // Es ist eben nicht das Gleiche, zu sagen: “Das zeigt, daß hier wirklich
zweierlei gesehen wird” – &
zwei verschiedene visuelle Objekte vorliegen” – &
unter diesen Umständen wäre es
besser
gut
von zwei verschiedenen
Gesichtsobjekten
visuellen Objekten
zu reden”.

 
  ? /  
  Daß man einen Aspekt durch Gedanken hervorrufen kann, ist äußerst wichtig, obwohl es das Hauptproblem nicht löst.
26


 
  /  
  Ja, es ist als wäre der Aspekt ein unartikulierter Fortklang eines Gedankens.

 
   
  Als hätte der Gedanke eine Katalognummer, ein Abzeichen, das ich sehe wenn ich die Figur sehe.

 
   
  Paraphrasierung ist keine Erklärung.
 
  /  
  Was sehe ich wenn ich diese Figur einmal als etwas Stehendes, einmal als etwas Herabhangendes sehe! Es scheint unbeschreiblich. Dies war eben die Beschreibung. Und der Vergleich mit dem Sehen ist eben gefährlich. Und das müßte ich daraus lernen.
  Ja, es sind hier [a|A]nalogien, aber auch begriffliche Verschiedenheiten

 
   
  Das Sehen einer Figur in einem
bestimmten Aspekt ist vergleichbar dem Hören eines Worts in einer bestimmten Bedeutung, insofern als es ist als hätten die Figur & das Wort den Keim einer bestimmten
Anwendung
Verwendung
in sich.
  Damit ist aber wieder nichts über eine physiologische Funktion dieses Wahrnehmens gesagt. Es zeigt das nicht ˇz.B. daß etwas dies ‘Sehen’ die Anwendung ˇder Figur oder des Worts t[ä|a]tsächlich erleichtert; obwohl [e|E]rfahrung so etwas zeigen könnte.

 
  /  
  Ich höre zwei Leute reden,
höre
verstehe
nicht, was sie sagen, höre aber das Wort “Bank”. Nun nehme ich an, sie sprächen von Geld. (Das kann sich als richtig oder unrichtig herausstellen.) Habe ich damit das Wort Bank in der Bedeutung gehört?
  Anderseits: Es
spricht
sagt
einer in einem Spiel doppeldeutige Wörter, ohne Zusammenhang; ich höre
27
“Bank” & höre es als ˇin der Bedeutung Geldinstitut. Es ist beinahe, als wäre dies letztere ein wertloses Überbleibsel des ersten Vorgangs.

 
  /  
  Warum soll nicht die überwältigende Neigung, ein ˇgewisses Wort in Äußerung unsrer Äußerung zu gebrauchen, bestehen? Und warum sollte dies Wort nicht dennoch irreführend sein, wenn wir über unseren unser Erlebnis nachdenken?

Ich meine: [W|w]arum sollen wir nicht “sehen” sagen wollen, obwohl der Vergleich mit dem Sehen in mancher Weise
nicht stimmt.
hinkt.
Warum sollen wir nicht von einer Analogie beeindruckt sein, zum Nachteil
von allen
aller
Verschiedenheiten. Aber darum kann man sich auch nicht auf die Worte der Äußerung berufen. , sondern muß
ihre Anwendung ansehen.

  Die physiologische Betrachtung verwirrt hier nur. Weil sie von dem logischen, begrifflichen Problem ablenkt.

 
  /  
  Die Verwirrung in der Psychologie ist nicht (Köhler)
damit
dadurch
zu erklären, daß sie eine “junge Wissenschaft” ist. Ihr Zustand ist mit dem der
Physik
Mechanik
, z.B., in ihrer Frühzeit gar nicht zu vergleichen. Eher mit dem gewissen Zweige der Mathematik. Es besteht da nämlich einerseits eine gewisse experimentelle Methode, anderseits Begriffsverwirrung, sowie in manchen Reihen der Mathematik Begriffsverwirrung
mit
&
Beweismethoden. Während man aber in der Mathematik ziemlich sicher sein kann, daß ein Beweis von Wichtigkeit sein wird, auch wenn er noch
nicht recht verstanden ist
falsch interpretiert wird
, ist man beim in
28
der Psychologie der Fruchtbarkeit der Experimente us durchaus nicht sicher. Vielmehr besteht in ihr Problematisches, & Experimente, die man für die Methoden der Lösung der Probleme ansieht auch wenn sie an dem, was uns beunruhigt, ganz vorbei gehen.

 
   
  Es handet sich nicht darum, daß wir noch aller möglichen ungeahnten Entdeckungen gewärtig sein müssen (Köhler) – als wären die Naturgesetze, die die Psychologie lehrt (﹖), noch als Provisorium zu behandeln. Köhler selbst ist dabei ganz im Unklaren, welcher Natur solche Entdeckungen etwa sein könnten. Wie gesagt die Schwierigkeit in der Psychologie ist am ähnlichsten der der “Grundlagen” der Mathematik.

 
   
  Die Ähnlichkeit sehen. Ist
dies ein sozusagen homogener Zustand? Die Ähnlichkeit fällt mir plötzlich auf; beginnt hier einfach ein neuer Zustand, der nun andauern kann?

 
   
  Ich sehe z.B. plötzlich die Ähnlichkeit zwischen Sohn & Vater, oder ich erkenne Italien auf der Karte. Inwiefern sehe ich hier etwas [n|N]eues: D.h. nämlich: Inwiefern ist dies begrifflich mit dem Sehen eines neuen
Komplexes von Farben & Formen
Gegenstands
verwandt?

 
   
  Es kommt z.B. in einer Figur die gleiche Form zweimal ˇin verschiedenem Zusammenhang vor. Ich zeichne die Figur richtig
nach
ab
, habe also die beiden gleichen Formen gesehen, die Gleichheit ist mir aber nicht aufgefallen, sie habe ich nicht gesehen.
21.7.
 
  /  
  Man könnte dazu verführt werden zu glauben, es gäbe eine bestimmte
29
Art & Weise, wie man Jahreszahlen ausspricht, einen bestimmten Tonfall oder dergleichen. Denn eine
Hausnummer
Zahl
wie 1854 kann für mich etwas Jahreszahlhaftes an sich haben.
  Man könnte glauben unser Erlebnis sei das einer bestimmten Einstellung des Geistes, die ihn für eine bestimmte Tätigkeit bereit macht, zu vergleichen also der Stellung
des Körpers
eines Menschen
vor dem Sprung. Hier ist ein
viel beliebter Irrtum
für Viele
ˇsehr verlockender Irrtum. Es ist Erfahrungstatsache, daß diese Stellung eine häufige, oder zweckmäßige, Vorbereitung für diese Tätigkeit ist. Wir aber haben nicht gelernt, daß dies Gefühl, diese Erfahrung, eine zweckdienliche Vorbereitung der & der Anwendung der Figur,
Zahl
etc.
, ist. Wie wi Erfahrung uns auch nicht gelehrt hat, daß diese Intention eine Vorbereitung zu dieser Handlung ist. Ausdrucke wie “Es ist als zitterte in dem Erlebnis bereits die künftige
Verwendung”, “Es ist, als innervierten wir schon die Muskeln zu dieser bestimmten Tätigkeit”, etc., etc., sind nur paraphrasierte Äußerungen des Erlebnisses. (Als sagte man “Die Liebe zu … glüht mir im Herzen”) – Hier haben wir übrigens eine Andeutung des Ursprungs der ˇmythischen Innervationsempfindung, die de[m|n] Willensakt , die das Bewußtsein des Willensakts vorausgehen ausmachen soll.

 
  /  
  Was heißt das: “Ich sehe in seinem Gesicht das Gesicht seines Vaters”? – auch wenn ich dieses gar nicht vor mir habe! “Jetzt sehe ich erst, wie ähnlich er dem … sieht!” & habe doch nur das eine Gesicht vor mir! Und es erklärt nichts, zu sagen ich stelle mir das andere Gesicht dazu vor. Wie weiß ich denn, daß ich mir das rechte Gesicht vorstelle?
  Das Phänomen ist zu vergleichen dem des ˇplötzlichen Wiedererkennens einer Person nach längerer Abwesenheit.
30
Plötzlich erinnern wir uns in diesem Gesicht der früheren Züge! “Sehe ich nun sein Gesicht plötzlich anders?”

 
   
  Das Sehen ohne Augen. In welchem Falle wird man vom Augenlosen sagen, er habe ein Gesichtsbild?

 
  /  
  Ich sage beim Erkennen: “Jetzt seh ichs – es sind dieselben Züge, nur … ” – & es folgt eine Beschreibung der tatsächlichen Veränderungen. Denk Dir ich sagte “Das Gesicht ist runder, als es war” – soll ich sagen, es ist eine Eigentümlichkeit des Gesichtsbildes, des Gesichtseindrucks, die nur das zeigt? Freilich, man wird sagen: “Nein, hier kommt ein Gesichtsbild & eine Erinnerung zusammen. Aber wie kommen diese zusammen? Ja – es ist als ob hier zwei Bilder verglichen würden. Aber es werden nicht zwei Bilder ver-
glichen; & würden sie's so müßte man noch immer eines als das des früheren Gesichts anerkennen.

 
   
  “Ich erkenne jetzt sein Gesicht. Was ich sehe scheint sicht verändert zu haben.” – In wiefern hat es sich geändert? Was sehe ich jetzt, was ich früher nicht gesehen habe? “Nun, ich sehe jetzt (plötzlich) das alte Gesicht.” Ist das alles was Du sagen kannst? Worin besteht das alte Gesicht? “Nun, ich sehe jetzt das die Wangen stärker geworden sind … aber die Augen & der Mund sind die alten” – Aber ist jetzt der Gesichtseindruck ein andrer als vor dem Wiedererkennen? Wenn er sich geändert hat, so möchte ich das durch ein verändertes Bild zum Ausdruck bringen. Nun etwa durch das Bild des ehemaligen Gesichts. In sofern sehe ich also wirklich etwas anderes:
31
Was früher kein Bild des Gesehenen war ist jetzt eins.

 
  /  
  Ich kann doch sagen: Ich sehe, daß diese Figur in dieser enthalten ist, kann sie aber nicht darin sehen.
    

  Ich kann also sagen: Diese Beschreibung paßt wohl für diese Figur, aber doch kann ich die Figur nicht dieser Beschreibung gemäß sehen.
  Und “sehen” heißt hier auch nicht “auf einen Schlag erkennen”. Denn es könnte wohl sein, daß jemand nicht im Stande wäre die ein auf den ersten Blick die eine Figur in der andern zu sehen, daß er dies aber könnte, nachdem er das Enthaltensein der einen in der andern sozusagen stückweise erkannt hätte.



 
  /  
  Teile ich ihm mittels der
beiden
zwei
Bilder mit, die eine Figur sei in der andern enthalten, oder, ich erkenne, daß es so sei, so teile ich ihm damit nicht mit, ich sehe die eine in der andern.
  Worin liegt der Unterschied der beiden Mitteilungen. (Ihr Wortausdruck muß sich nicht unterscheiden.)

 
  /  
  Ich kann die Figur nicht als eine Vereinigung von & sehen die ˇzusammengeschoben sind, daß sie sich halb überdecken, so daß das
schwarze
mittlere
Feld
ein oberes & ein unteres darstellt.
gleichsam doppelt gilt.
Wenn nun Einer sagte, er könne
die Figur
es
so sehen, könnte ich es nicht verstehen? könnte ich es glauben? Sollte ich sagen, dies sei unmöglich – auch wenn mir derlei noch nie vorgekommen
ist
wäre
? Müßte ich sagen “Der meint eben mit “so-sehen” etwas andres als ich”? – Und wenn ich es nun
32
annähme, was wüßte ich nun, was könnte ich damit anfangen? (Eine physiologische Verwendung ist natürlich wieder
vorstellbar
möglich
.)

 
  /  
  Hierher gehört die Frage “Was würde mir Einer mitteilen, der sagte, er könne ein regelmäßiges 50-Eck als solches sehen? Wie würde man seine Aussage prüfen? Was als Prüfung gelten lassen?

 
  /  
  Mir scheint, es könnte nun sein daß man gar nichts als Bestätigung dieser Aussage annehmen würde.

 
   
  Das erste was man sagen möchte, ist, daß da[ß|s] so-Sehen ein Zustand ist; ahnlich in dieser Beziehung dem Vorstellen, auch dem Sehen eines Nachbilds, etc.

 
  /  
  “Für mich ist es jetzt dieses Ornament.” Das “dieses” muß
erklärt werden durch Hinweis auf eine Klasse von Ornamenten. Man kann etwa sagen “Es sind weiße Bänder auf etwas Schwarzem”
  Ja – anders ist es nicht zu erklären. Obgleich man sagen möchte: “Es muß doch einen einfachen Ausdruck für das geben, was ich sehe!” Und vielleicht gibt es ihn auch. Denn vor allem könnte man den Ausdruck “hervortreten” benützen. Man kann sagen “Diese Teile treten hervor”. Und nun kann man sich ja eine primitive Reaktion eines Menschen denken, der, dies nicht durch Worte ausdrückt, sondern etwa auf auf die “hervortretenden” Teile mitc den Fingern andeutet beklopft betupft tupft. Aber dieser primitive Ausdruck wäre damit noch nicht äquivalent dem Wortausdruck “weites Bandornament”.

33


 
  /  
  Es wäre aber auch das möglich: daß eine große Menge von von Ausdrucken, Begriffen für jemand in diesem Fall ganz gleichbedeutend wäre. Und sollte man in diesem Falle sagen der ˇbeschriebene Aspekt sei rein optisch?

 
  /  
  Es
ist
wäre
aber die Frage
:
,
warum die primitive Reaktion des Klopfens mit dem Finger ein Ausdruck des so-Sehens genannt werden soll. Ohne weiteres wird man sie ˇdoch so nicht nennen können. Nur wenn sie sich mit andern Ausdrücken vereinigt.

 
   
  “Ich sehe es so” – & nun könnte man es auch durch Gesten ausdrücken.

 
  /  
  Denke, es drückte Einer das so-Sehen immer durch eine Erinnerung aus! Er sagte
also z.B.:
Jetzt erinnere ihn die Figur an dies, jetzt an jenes.
Jetzt erinnert mich die Figur an eine Tapete die ich einmal gesehen habe; jetzt an ein Tischtuch … ” etc.

  Was könnte ich mit dieser Mitteilung anfangen?

 
   
  Ich möchte fragen: “Was weiß ich von Einem, der mir das sagt? // mitteilt?” //

 
  /  
  Kann mich etwas eine halbe Stunde lang an
diesen Gegenstand
das Tischtuch
erinnern? Es sei denn, daß ich mich mit dieser Erinnerung beschäftige.
22.7.
 
   
  “Es ist mir, als sehe ich …” Und daraus kann ich etwas darauf schließen, wie er die Figur kopieren wird. Verschiedene “Bilder”, “Darstellungen”, “Kopien” der Figur.

 
   
  “Ich weiß jetzt
an wen
woran
es mich erinnert”, sage es aber noch nicht.
34


 
   
  “Es ist mir[,| (]wenn ich die Figur ansehe[,| )] als sehe ich ein unvollständiges Ornament ˇmit weißen Streifen …” Wie ist mir denn also, wenn ich ein unvollständiges Ornament sehe? – Was kann der Andre daraus lernen?
  Nun, es könnte mich
z.B.
doch
zu einer Zeichnung, einem Bild anregen. In diesem Falle, wäre ˇdas Sehen des Aspektes ähnlich dem einer Vorstellung, die durch die Figur angeregt wurde. Es könnte ein solches Sehen auch einer mathematischen Entdeckung vorangehen. Oder der Andre könnte aus meiner Äußerung nur entnehmen, daß ich ein müßiges Spiel der Vorstellung treibe.

 
  /  
  Wenn es sich nun so verhält, daß es ein Bedeutungserlebnis zwar gibt, dies aber etwas Nebensächliches ist, – wie kann es dann so sehr wichtig scheinen?
Kommt das daher daß dies Phänomen einer gewissen ˇprimitiven Deutung unsrer Grammatik (Sprachlogik) entgegenkommt?
Aus dem gleichen Grunde
So
, wie man sich auch oft vorstellt, es müsse die Erinnerung an ein Ereignis ein
inneres Bild
Vorstellungsbild
sein, & wie ja so ein Bild gelegentlich manchmal wirklich existiert.

 
   
  Wenn ich die Figur einen schwarzen Ring nenne & die Figur einen weißen Ring, – so ist es auffallend, daß es schwer oder unmöglich ist, die Figur als das Ineinander eines weißen & schwarzen Rings zu sehen. Das könnte sich aus unsrer Unfähigkeit erklären, die Augen in
bestimmter
der & der
Weise zu bewegen; & es könnte gefunden werden, daß, wer im Stande ist die Augen so zu bewegen, jenen Aspekt
erhält
sieht
.
  Sage ich aber “Ich kann die Figur nicht so sehen”, so meine
35
ich nicht, ich
kann
könne
die Augen so nicht bewegen (selbst wenn dies die Bedingung für das Eintreten des Aspekts
ist
wäre
).

 
   
  Wenn ich sage, es könnte gefunden werden, daß wer die Augen so bewegen kann,
jenen
den
Aspekt erhält, – so wird dafür das Zeichen sein, daß er uns sagt, er sehe die Figur so. Und was ist nun verbürgt uns nun, daß hier z.B. kein Misverständnis ist? – daß er wirklich die Figur so sieht? // daß wirklich dieser Aspekt eingetreten ist? // Gibt es hier ein andres Kriterium, außer seiner Versicherung? Sind wir genötigt, sie hier [A|a]nzuerkennen? anzunehmen?

 
   
  Wenn es nämlich hier keine weitere Verwendung jener Versicherung gibt, – kann man sie nicht einfach abstoßen, solange wir z.B. nicht einmal das Spiel mit
ihr spielen können “Jetzt seh ich's so & Du so”. Fände man aber physiologische Zusammenhänge mit den Aspekten, dann könnte die Aussage eines Einzelnen, er sähe etwas wie kein Andrer es sehen könne, wieder Bedeutung gewinnen.

 
   
  Von einem Ornament könnte man freilich sagen, : “Es wird Dir nur dann Vergnügen bereiten wenn Du es so siehst.”

 
  /  
  
Wie
So
verschwommen auch mein Gesichtsbild sein mag, (so) muß es doch eine bestimmte Verschwommenheit haben, so muß es doch ein bestimmtes Gesichtsbild sein.
  Das heißt wohl es muß einer ˇgenauen passenden Beschreibung fähig sein, wobei eher die Beschreibung die gleiche Vagheit haben müsse wie das Beschriebene. – Aber nun
wirf einen Blick
schau
auf das Bild & gib eine in diesem Sinne passende Beschreibung!
36
Diese Beschreibung sollte eigentlich ein Bild, eine Zeichnung sein! Aber hier handelt sich's eben nicht um eine verschwommene Kopie eines verschwommenen Bildes. Was wir sehen, ist in ganz anderm Sinne unklar. Und ich glaube, die Lust von einem privaten Gesichtsobjekt zu reden, könnte einem vergehen, wenn man öfter an dies Bild // Gesichtsbild // dächte.


 
  /  
  Die Abbildungs // Abbildungsweise // , die sonst möglich ist, ist eben hier
nicht möglich
unmöglich
.

 
   
  “Du mußt Dein Geld in eine Bank legen” sage ich jemandem & denke dabei an ein Sitzgerät, will ihm aber dennoch mitteilen, er
solle das Geld in eine Geldbank legen. Denk an das Beispiel des Satzes “a b c d e” = “es wird heute nicht regnen”. Merkwürdiger aber noch wäre der Fall, daß die Worte “es wird heute nicht regnen” in einer andern Sprache der Reihe nach bedeuteten “Du sollst nicht immer reden”. (“Who came?” – “You sang”) “Als ich die Worte mißverstand, – mußte ich nicht ein anders Erlebnis haben, als das des richtigen Verständnisses?” ‘Mußte’?! Ich konnte eins haben.

 
   
  “Ich habe bei diesen Worten an … & nicht an … gedacht.” So hast Du also während des Redens gedacht?

 
   
  Aber es ist uns doch eben möglich, & nicht leicht, Worte mit einer Intention zu gebrauchen & sie privat anders zu meinen. Und wiederum ist die Frage:
37
Was teile ich einem mit, dem ich sage “Ich habe ihm das in dieser Absicht gesagt, mir aber dabei das gedacht”?

 
   
  Ist denn, daß uns der Witz “Weiche, Wotan, weiche!” zum Lachen reizt, ein Beweis dafür daß das Wort “[w|W]eiche” je nach seiner Bedeutung immer mit einem bestimmten Erlebnis ausgesprochen wird?

 
  /  
  Wenn ich sage “Er hat sich im Park auf eine Bank gesetzt”, so ist es freilich schwierig dabei an eine Geldbank zu denken, sich eine vorzustellen; aber das beweist nicht, daß man sich sonst eine andere
Sitzbank
Bank
vorgestellt hätte.
  Es könnte uns z.B. leichtfallen während des Redens gewisse Bilder zu zeichnen, die der Rede entsprechen, & sehr schwer dabei Bilder zu
zeichnen, die der Absicht, oder dem Zusammenhang der Rede zuwider sind. Aber das würde nicht beweisen, daß wir beim Reden immer zeichnen.

 
   
  Aber es hat ˇes einen Sinn von einem ‘privaten Meinen’ eines Satzes zu reden im Gegensatz zum intendierten Sinn des Satzes für den Andern, also im Gegensatz zu seinem Zweck. Und dieses private Meinen” ist vergleichbar mit einem Vorstellen, einem Zeichnen während des Sprechens.

 
   
  Denk an mögliche Variationen der Bedeutung von “[b|B]eabsichtigen” z.B.
  Das Denken an die Absicht, das Äußern der Absicht, die Vorbereitungen zu[r|m] Handlung Ausführen der Absicht.

 
   
  Wenn man sich die falsche Bedeutung zum Worte “Bank” denkt stellt man es sich in einem andern
38
Zusammenhang gebraucht vor. Und man könnte nun sagen: Es ist merkwürdig, daß dies möglich ist, daß es möglich ist, sich mit einem Schlage einen andern Zusammenhang vorzustellen.

 
  /  
  Wenn ich jetzt beim Philosophieren allein den Satz “Du mußt das Geld in die Bank legen” sage & ihn so & so meine, – heißt das, daß in mir beim Aussprechen des Satzes das Gleiche vorgeht, wie wenn ich den Satz bei einer wirklichen Gelegenheit jemand in dieser Bedeutung sage? Was könnte so eine Annahme rechtfertigen?? Höchstens, daß ich nach ihm sage “Ich habe das Wort Bank jetzt in der Bedeutung … gemeint. Und hier handelt sich's doch um eine Art optische Täuschung! Denn was mich im praktischen Gebrauche zu dieser
Feststellung berechtigt, ist ja nicht ein das Sprechen begleitender Vorgang. Wenn auch Vorgänge das Sprechen begleiten können die auf diese Bedeutung hinweisen. (Die Richtung des Blicks z.B..)
23.7.
 
   
  “Für mich ist es noch immer … ”

 
  /  
  Die Schwierigkeit ist, sich unter den Begriffen der ‘psychologischen Erscheinungen’ auszukennen.
  Sich unter ihnen zu bewegen o[f|h]ne anzustoßen. Also die Wege zu kennen die vom einen zum andern führen, so daß man sich frei
durch sie
in ihnen
bewegen kann // Sich unter ihnen zu bewegen, ohne immer wieder gegen ein Hindernis zu
rennen
stoßen
. Also die Wege zu kennen, die durch sie hindurchführen. // // ohne immer wieder gegen ein Hindernis anzurennen. //

 
  /  
  D.h., man muß die Verwandschaften & Unterschiede der Begriffe beherrschen.
39
Wie man den Übergang
von einer Tonart in die andere beherrscht,
von irgend einer Tonart in eine andere beherrscht,
von
der einen
einer
in die andere moduliert. // // Wie
Einer
man
den Übergang von jeder Tonart in jede beherrscht, von
der einen
einer
in die andere moduliert. //

 
   
Was nicht unerhetzlich ist, mag Allen gehören[!| .]

 
   
  Mathematische Fragen & Antworten, mathematische Probleme & ihre Lösungen. Vergleiche eines mathem. Problems mit dem
:
,
einen Satz, ein Gedicht, einen Dialog aus einer Sprache in eine andere zu übersetzen. (Interessanter & weitgehender Vergleich.)

 
   
  Ein Zeitalter, das fortwährend mit Erklärungen von Tatsachen // von Phänomenen // preokupiert ist, kann eine Tatsache nicht fest ins Auge fassen, wenn es nicht die Erklärung dazu hat. Es ist,
als könnte [e|E]iner könnten Leute einen Felsblock nur dann
in aller Klarheit
klar
sehen, wenn
sie
er
seine Entstehung
kennten
kennt
.)

 
   
  “Jetzt höre ich das als Nachsatz zum ersten Teil.” – “Du machst dabei wahrscheinlich gewisse Bewegungen, innervierst Muskeln zu gewissen Gesten, und dergleichen.” Darum handelt sich's nicht. Erstens weiß ich von diesen Bewegungen nichts; & wenn sie auch tatsächlich
gefunden
konstatiert
würden, so wäre dadurch meine Aufgabe nicht gelöst. Ich muß gerade diese möglichen Erklärungen ignorieren. (Denn auch wenn sie stimmen, müssen sie nicht stimmen.)

 
  /  
  “Ich habe jetzt das Wort ‘Bank’ in der Bedeutung … ausgesprochen” – Wie weißt Du, daß Du's getan hast? Wie, wenn Du Dich geirrt hast, es in der Bedeutung auszusprechen?
40


 
  /  
  Wer sagt “[i|I]ch habe jetzt das Wort ‘Bank’ in der Bedeutung isoliert gesprochen”, der spielt ein gänzlich anderes Sprachspiel, als der, welcher mir mitteilt, er habe mit dem Wort in jenem Bericht, oder Befehl, etc., das gemeint.
  Und nun ist es also wesentlich oder unwesentlich daß er auch im ersten Falle das Wort “meinen” gebraucht. Ist es unwesentlich so kann man es vielleicht durch die Beschreibung einer Vorstellung ersetzen. Ist es aber wesentlich, dann ist
das eine
das erste
Sprachspiel sozusagen eine Spiegelung des zweiten.5

 
  /  
  Etwa, wie die Schachpartie auf der Bühne eine Spiegelung einer wirklichen Schachpartie genannt werden könnte.

 
   
  Man könnte doch beinahe sagen “Mir träumt, ich habe das
gemeint.”

 
  /  
  Schach in der Vorstellung mit dem Andern spielen: Beide Spieler spielen in der Vorstellung & stimmen miteinander darin überein, dieser habe gewonnen, dieser verloren. Denk Tennis so gespielt Sie können dann [b|B]eide aus dem Gedächtnis die Partie übereinstimmend reproduzieren, sie aufschreiben, erzählen, etc..– Denke Tennis so gespielt. Es wäre möglich. Nur natürlich keine Übung für die Muskeln. (Obwohl sich auch das denken ließe.) Wichtig ist daß mans auch beim ‘Tennis in der Vorstellung’ wird sagen können “Es ist mir gelungen, den Ball …”.

 
  /  
  Ich könnte doch von einer Schachpartie träumen, der Traum hat mir aber vielleicht nur einen
41
Zug des Spiels gezeigt. Dennoch hätte ich geträumt: ich habe ˇeine Partie Schach gespielt. Man wird dann sagen “Du hast sie nicht wirklich gespielt, Du hast es geträumt”. Warum sollte man nicht auch sagen “Du hast das Wort nicht wirklich so gemeint, Du hast es nur geträumt”?

 
  /  
  Vor Gericht, z.B., könnte es eine Rolle spielen, könnte die Frage
erörtert
gestellt
werden,
könnte es sich darum fragen, wie
Einer
ich
ein Wort gemeint
habe
hat
, & es kann auch aus gewissen
Zeugnissen
Tatsachen
geschlossen werden, wie
er
ich
es gemeint
hat
habe
// er habe es so gemeint. // Es ist eine Frage der Absicht. Könnte aber auch jenes andere gleichsam
geträumte
gespielte
Meinen diese Wichtigkeit haben? // … Könnte die Frage erörtert werden, … //

 
   
  Ist denn eine Absicht & eine vorgestellte, phantasierte Absicht dasselbe?

 
   
  Weiter wollen wir natürlich nicht
untersuchen
feststellen
, was beimc vorgestellten
Meinen vorsichgeht.c

 
   
  Ich habe das Wort … ausgesprochen
& mir ist, als wäre
& es ist mir, als wäre
dabei das vorgegangen, was vorgeht, wenn ich es so meine.
24.7.
 
  /  
  Aber wie ist es, – : wenn Wenn ich ein Gedicht, oder ausdrucksvolle Prosa lese, besonders wenn ich sie laut lese, so geht doch beim Lesen etwas in mir vor, was nicht vorgeht, wenn ich z.B. die Zeilen nur
ihrer
der
Information wegen überfliege. // , wenn ich die Sätze nur
ihrer
der
Information wegen
lese
durchlese
// . Ich kann doch, z.B., einen Satz mehr, oder weniger eindringlich lesen. Ich bemühe mich den Ton genau zu treffen. Dabei
sehe ich oft ein Bild, gleichsam eine Illustration, vor mir.
geht oft auch ein Spiel der Vorstellungen vor sich
Ja, ich kann auch einem Wort einen Ton verleihen, der seine Bedeutung
, beinahe als wäre das Wort ein Bild, herumtreten läßt.
, wie ein Bild, beinahe, heraushebt.
Man könnte sich
selbst
ja
eine Schreibweise denken,
42
in der gewisse Wörter
durch bildliche Zeichnen ersetzt & so hervorgehoben werden.
durch Bildzeichen dargestellt & so hervorgehoben werden.
Ja dies geschieht
doch manchmal
ja wörtlich
, wenn wir ein Wort unterstreichen, oder es im Satz
gleichsam
förmlich
auf ein Postament stellen. [… “there lay a something …”]

 
  /  
  Wenn ich beim ausdrucksvollen Lesen dies Wort ausspreche, so ist es sozusagen mit seiner Bedeutung
ausgefüllt
gefülltc
. Und nun könnte man fragen: “Wie kann das sein?”

 
  /  
  “Wie kann das sein, wenn Bedeutung das ist, was Du glaubst?” Der Gebrauch eines Wortes kann das Wort nicht anfüllen[!| .] nicht begleiten oder anfüllen. Und nun kann ich antworten: Mein Ausdruck war bildlich gebraucht. – Aber das Bild drängte sich mir auf. Ich will sagen: das Wort war von seiner Bedeutung erfüllt. Wie ich dazu komme, das sagen zu wollen, ließe sich vielleicht erklären.




 
  /  
  Warum aber soll ich dann nicht auch ‘sagen wollen’: ich habe das Wort (isoliert) in dieser Bedeutung ausgesprochen?

 
  /  
  Ich könnte das auch so sagen: Warum soll mich eine bestimmte Technik der Verwendung der Worte “Bedeutung”, “meinen” & anderer nicht dazu
führen,
bringen,
diese Worte sozusagen in einem bildlichen ˇuneigentlichen Sinne zu gebrauchen. (So wie ich sage der
Laut
Vokal
“e”
ist
sei
gelb)
  Ich meine aber nicht: es sei ein Irrtum: ich habe das Wort nicht wirklich in dieser Bedeutung ausgesprochen, sondern
mir's nur
es mir nur
eingebildet. Nicht so ist es. // ein Irrtum: ich habe mir nur eingebildet das Wort in dieser Bedeutung auszusprechen. Nicht so ist es. // Ich bilde mir ja auch nicht
bloß
nur
ein, es werde im “Nathan”
Schach gespielt
eine Schachpartie gespielt.
43


 
   
Der Kreis meiner Gedanken ist wahrscheinlich viel enger, als ich ahne.

 
   
  Eines als Bruchstück eines Aandern sehen, hören.
  Eine Form als unvollständiges Ornament sehen.
    


 
   
  Jeder Mensch mit dem Namen irgend einer Krankheit benannt. (﹖)
25.7.
 
  /  
  Das Denken ‘in terms’ physiologischer
Vorgänge
Prozesse
ist für die Klarstellung der begrifflichen Probleme in der Psychologie höchst gefährlich. Das Denken in physiologischen Hypothesen spiegelt uns manchmal falsche Schwierigkeiten, manchmal falsche Lösungen vor. Die beste Kur dagegen ist der Gedanke, daß wir ich
gar nicht wissen, weiß, ob ich & ob die Menschen, die
ich kenne,
wir kennen,
wirklich ein Nervensystem haben.

 
  /  
  Der Fall der ‘erlebten Bedeutung’ ist verwandt (mit) dem des Sehens einer Figur als … Mehr als
die
diese
Verwandtschaft können wir nicht konstatieren. // des Sehens einer Figur als dies, oder jenes. Wir müssen
diese
die
begriffliche Verwandtschaft
beschreiben
feststellen
, daß eigentlich beidemale das Gleiche
vorliege,
vorliegt,
sagen wir nicht.

 
  / ∫  
  “Wenn Du Dein ‘’ so schreibst ‘’, – meinst Du es ˇals ‘verschobenes’ F oder als Spiegel-F? – Willst Du daß es nach rechts, oder nach links schaue? ‒ ‒ ‒ Die zweite Frage bezieht sich offenbar nicht auf einen Vorgang der das Schreiben begleitet. Bei der ersten Frage könnte man an so einen Vorgang denken.


44


 
  /  
  “Ich sehe, daß das Kind den Hund anrühren will, sich aber nicht recht traut.” Wie kann ich das sehen? – Ist diese Beschreibung des Gesehenen auf gleicher Stufe mit einer Beschreibung sich bewegender Formen & Farben? Liegt ein Deuten vor? Nun, bedenke, daß Du ja auch einen Menschen nachmachen kannst
:
,
der etwas aufgreifen möchte, sich aber nicht traut! Und was Du nachmachst ist doch ein Benehmen. Aber Du wirst dies Benehmen charakteristisch vielleicht nur in einem weiteren Zusammenhang
nachahmen
wiedergeben
können.

 
  /  
  Man wird auch sagen können: Was diese Beschreibung sagt, wird sich irgendwie in der Bewegung & dem übrigen Benehmen des Kindes, aber auch in den Umständen, & dem, was vorhergeht, // in der räumlichen & zeitlichen
Umgebung // ausdrücken. // sagt, druckt sich irgendwie in der Bewegung & dem übrigen Benehmen des Kindes, in dieser räumlichen & zeitlichen Umgebung, aus. //

 
  /  
  Soll ich nun aber sagen, daß ich die Furchtsamkeit in diesem Benehmen – oder
den
im
Gesichtsausdruck – eigentlich ‘sehe’? Warum nicht? – Aber damit sind ja die Unterschiede // ist ja der Unterschied // der beiden Begriffe der Wahrnehmung nicht geleugnet. // ist ja der Unterschied zweier Begriffe des Wahrgenommenen nicht geleugnet. // Ein Bild des Gesichts könnte die Gesichtszüge sehr genau, den Ausdruck aber nicht richtig wiedergeben; es könnte aber auch der Ausdruck ähnlich sein & die Züge nicht gut getroffen.
  “Ahnlicher Ausdruck” faßt Gesichter ganz anders zusammen, als ähnliche Anatomie”.
45


 
  ? /  
  Die Frage ist natürlich nicht: “Ist es richtig zu sagen ‘ich sehe sein schlaues Blinzeln’?” Was zum Teufel sollte daran richtig oder falsch sein, außer der Gebrauch der deutschen Sprache? Wir werden auch nicht sagen: Der naive Mensch hat ganz recht, wenn er sagt er sähe den Gesichtsausdruck.”!

 
  /  
  Anderseits möchte man aber sagen: Wir können doch den Ausdruck, die Schüchternheit des Benehmens, etc. nicht in demselben Sinn ‘sehen’, wie die Bewegung, die Formen & Farben. Was ist nun daran? (Physiologisch ist die Frage natürlich nicht zu beantworten.)
  Nun man sagt eben von der Bewegung & auch von der Freude des Hundes, man sähe sie. Schließt man die Augen so kann man weder das eine, noch das andere sehen. Sagt man aber von
dem, er habe alles gesehen, was zu sehen
ist
war
, der die Bewegung des Hundes auf irgendeine Weise genau im Bilde wiedergeben könnte, dann müßte der die Freude des Hundes nicht erkennen. Ist ˇalso die ideale Darstellung des Gesehenen die photographisch ˇ(metrisch) genaue Wiedergabe im Bild, dann könnte man sagen wollen: “ich sehe die Bewegung, & merke irgendwie die Freude.”
  Nun aber bedenk doch, wie wir // in welcher Bedeutung wir // das Wort “[S|s]ehen” gebrauchen lernen. Wir sagen doch gewiß “Ich sehe Herrn N.N.” // gewiß, wir sehen diesen Menschen, diese Blume, während unser Gesichtsbild – die Farben & Formen sich stätig & zwischen den weitesten Grenzen ändern. Nun, so gebrauchen wir eben das Wort “sehen”. (Glaub nicht, Du kannst einen bessern Gebrauch dafür
46
finden (einen phänomenologischen)!

 
  /  
  Lerne ich nun die Bedeutung von “traurig” – auf's Gesicht angewendet – ganz so wie die Bedeutung von “rund” oder “rot”? Nein, nicht ganz so, aber doch ähnlich. (Ich reagiere ja auch anders auf die Traurigkeit ˇdes Gesichts, als auf die Röte.)

 
   
∫ /
  “Sein Gesicht war sehr traurig.” – “Hast Du es gesehen?” – Was soll das heißen? // Was soll diese Frage heißen? //
  Soll ich antworten “Nein, ich habe seine Züge gesehen & weiß, daß sie die Anzeichen der Trauer sind”? Soll ich dann auch sagen: “Ich habe nicht das Gesicht gesehen sondern gewisse Farben & Formen, & ich weiß, daß
solche
diese
zu einem menschlichen Gesicht gehören”? Und welche Farben & Formen habe ich gesehen? Wie, wenn ich diese Frage
nicht zu beantworten vermag?

 
  /  
  Schau eine Photographie an; frag Dich, ob Du nur die Verteilung von dunkleren & helleren Flecken, oder auch den Gesichtsausdruck siehst!? Frag Dich, was Du sieht: Wie wäre es leichter darzustellen: durch eine Beschreibung jener Verteilung von Flecken, oder durch die Beschreibung eines Menschlichen Kopfes; & wenn Du nun vom Gesicht sagst, es lächle, – ist die es leichter die entsprechende räumliche Lage Lage & Form der de[s|r] Gesichtsˇteile zu beschreiben, oder selbst zu lächeln?

 
   
  Wenn nun [e|E]iner sagt: “Was ich sehe, kann ja doch nur die Verteilung von Licht & Dunkel auf der Photographie sein –” was hätte der behauptet?
  Nun er hätte einen wichtige
47
Sinn // eine wichtige Bedeutung // des Wortes “sehen” isoliert; indem er nämlich einen wichtigen Sinn // eine wichtige Bedeutung // des Ausdrucks “das Gesehene” isoliert hat. Diese Bedeutung ist etwa: Das Gesehene ist, was ich durch ein Porträt des Angeschauten wiedergeben kann. Und diesem Begriff kommt natürlich der Glaube an das Netzhautbild entgegen. Denn, jener Begriff des Gesehenen scheint zusammenzufallen mit dem: Das Gesehene ist das was aus dem Netzhautbild allein abgeleitet werden kann.

 
   
  “Das Gesehene ist das, dessen ideale Darstellung ein genaues Bild // eine genaue Abbildung // wäre.” Aber hier macht man schon einen Fehler: – Was nennt man eine genaue Abbildung des Gesehenen? Ja, eine genaue Kopie der Photographie, ein ˇmetrisch genaues
Bild, das verstehen wir! – Was aber wäre das ein genaues Bild des augenblicklichen Eindrucks? Was würdest Du so nennen?

 
  /  
  “Was ich sehe kann nicht der Ausdruck sein, weil das Erkennen des Ausdrucks von keinem Wissen, meiner Kenntnis des menschlichen Benehmens im Allgemeinen, abhängt.” Aber ist dies nicht bloß eine geschichtliche Feststellung?

 
   
  “Ich sehe, das Gesicht lächelt mich an; es macht so” – dabei mach ich es nach.
Behaupte
Sag
ich nun etwas
mögliches
seltsames
? oder etwas was physiologisch schwer zu begreifen ist? Ist es als nähme ich eine ‘vierte Dimension’ wahr? Nun, ja & nein. Seltsam ist es aber eben nicht. Woraus Du lernen
sollst
magst
, daß das nicht seltsam ist, was uns beim Philo-
48
sophieren so vorkommt. Wir nennen aber sehr häufig das gewöhnliche beim Philosophieren seltsam. Wir nehmen an, es müßte eigentlich so sein – & dann kommt mir das gewöhnliche seltsam vor. Wir nehmen an: das Wort … müßte doch eigentlich so gebraucht werden (dieser Gebrauch fällt uns als Prototyp ein) & dann finden wir den normalen Gebrauch höchst seltsam.

 
  /  
  “Was ich eigentlich sehe, muß doch das sein, was in mir durch Einwirkung des Objekts zu Stande kommt.” – Das, was in mir zu Stande kommt, ist dann so etwas wie ein Abbild, etwas was man selbst wieder anschauen könnte // anschauen, vor sich haben könnte. // Beinahe so etwas wie eine Materialisierungsation.
  Und diese Materialisierung ist etwas [r|R]äumliches & muß sich ganz in räumlichen Begriffen,
beschreiben lassen. Sie kann dann zwar lächeln aber der Begriff der Freundlichkeit gehört nicht zu ihrer Darstellung, sondern ist dieser Darstellung fremd[.| (]wenn er ihr auch dienen kann).

 
   
  “Ich sehe, daß dieses Auge starrt.”

 
   
  “Wie kann ich den Ausdruck sehen” möchte man fragen – “der Ausdruck (die Freundlichkeit, z.B.) ist doch nicht die Art von Gegenstand, die ich sehen kann!” (Sie gehört doch sozusagen, in
Department
einen andern Teil
meines Geistes, meines Gehirns.)

 
  /  
  Wer z.B. im Stande wäre diese Photographie genau zu kopieren, – sollte ich von dem nicht sagen, er sähe alles, was ich sehe?
  Und er müßte den Kopf gar nicht als Kopf, oder als etwas Räumliches
49
aussprechen; & wenn auch das, so brauchte ihm der Ausdruck nichts zu sagen. Und wenn dieser nun zu mir spricht, – soll ich sagen, ich sehe mehr als
er?
der Andre?

  Ich könnte es sagen.

 
  /  
  Aber ein Maler kann doch ein Auge malen, daß es starrt; so muß also sein [s|S]tarren sich durch die Verteilung der Farben auf der Fläche beschreiben lassen. Aber
der
wer
es malt muß diese Verteilung nicht beschreiben können
26.7.
 
   
  “Mein soll natürlich ein sein & und kein .” Warum soll es das sein? Während ich's schreibe?

 
   
  Wenn ich diese Figur einen Achter nenne so besteht aus einem weißen & einem schwarzen Achter, aber ich kann sie nicht so zusammengesetzt sehen. Was hat der vor mir voraus, der es
kann? Sehr wenig! – Es könnte sein, daß er gewisse Ornamente ‘versteht’, die ich nicht verstehe.

 
  /  
  Verstehen eines Musikstücks – [V|v]erstehen eines Satzes.
  Man sagt, ich verstehe eine Redeweise nicht wie ein Einheimischer, wenn ich zwar ihren Sinn kenne, aber z.B., nicht weiß, was für eine Art von Leuten sie verwenden würde. Man sagt in so einem Falle ich kenne das die genaue Aroma des Wortes Schattierung der Bedeutung nicht. Wenn man aber nun dächte, man empfände beim Aussprechen des Worts etwas anderes, wenn man diese Schattierung kennt, so wäre dies wieder unrichtig. Aber ich kann z.B. unzählige Übergänge machen, die der Andere nicht machen kann. (Ich höre das Wort “weiche” auf die Frage “Ißt Du lieber harte Eier etc.” & zucke zusammen.)

50


 
  /  
  
Man
Ich
möchte doch sagen: “Das Seelenleben des Menschen läßt sich gar nicht beschreiben; es ist so ungemein kompliziert & voller von kaum greifbare[r|n] Erlebnissen. Es gleicht gr[ö|o]ßenteils einem Brauen farbiger Nebel, in dem jede Form nur Durchgang zu andern Formen, zu andern Durchgängen ist. – Ja nimm nur das [V|v]isuelle Erlebnis! Dein Blick wandert beinahe unaufhörlich; wie könntest Du es beschreiben? – Und doch beschreibe ich's! – “Aber das ist nur eine ganz rohe Beschreibung, sie beschreibt [d|D]ein Erlebnis eigentlich nur in den gröbsten Zügen.” – Aber ist dies eben nicht was ich Beschreibung meines Erlebnisses nenne? Wie komme ich denn zum Begriff einer Art Beschreibung, die ich
nie
unmöglich
geben kann?

 
  /  
  Denk, Du
blickst
siehst
auf strömendes
Wasser. Das Bild der Oberfläche ändert sich fortwährend.
Lichter & Dunkelheiten tauchen überall auf …
Lichter, Wellen, & Wirbel tauchen ˇüberall auf
& & vergehen. // verschwinden. // Was würde ich eine ‘genaue Beschreibung’ dieses Vorgangs Bildes // Gesichtsbildes // nennenc? Ich würde nichts so nennen wenn sagt Einer, es läßt sich nicht beschreiben, so
kann man
können wir
antworten: Du weißt nicht,
was einer Beschreibung zu nennen wäre.
was Du eine Beschreibung nennen würdest
Denn die genaueste Photographie, z.B.,
könntest
würdest
Du nicht als genaue Darstellung
Deines Erlebnisses
des Gesichtserlebnisses
anerkennen. Genauigkeit gibt es in diesem Sprachspiel nicht. (ˇNämlich so: Wie ein Rössel nicht im Damespiel.)

 
   
  Ja, schau bloß auf die Figur … & beschreib, was Du siehst!

 
   
  “Ein Sternenmeer” beschreibt das etwa unsern Eindruck schlecht?

51


 
   
  Schau auf die Figur & sag mit Genauigkeit, was Du siehst. Welches ist das private Objekt des Erlebnisses.



 
  /  
  Die Beschreibung des Erlebnisses beschreibt nicht einen Gegenstand. Sie kann sich der Beschreibung eines Gegenstands bedienen. Und dieser Gegenstand ist manchmal der, welchen man anschaut, manchmal (Photographie)
eines Gegenstandes
einer Landschaft
)
nicht.
  Der Eindruck – möchte ich sagen
sei
ist
kein Gegenstand.

 
   
∣   Das Nachbild bei geschlossenen Augen wird aufrecht oder geneigt gesehen, jenachdem wir den Kopf neigen! ∣

 
   
  Die Gedanken steigen, langsam, wie Blasen an die Oberfläche.

 
   
  Manchmal ist es, als sähe man einen Gedanken, eine Idee, als undeutlichen Punkt fern am Horizont; & dann kommt er oft mit überraschender Geschwindigkeit näher. // ganz nahe heran. //

 
   
  Der Eindruck: kein Gegenstand – in wiefern nicht?
27.7.
 
   
So wenig Philosophie ich gelesen habe: ich habe gewiß nicht zu wenig gelesen, eher zu viel. Das sehe ich, wenn ich in einem philosophischen Buch lese: es verbessert meine Gedanken nicht, es verschlechtert sie.

 
   
  Wo schlechte Wirtschaft im Staat ist wird, glaube ich, auch schlechte Wirtschaft in den Familien begünstigt. Der jederzeit zum Streite bereite Arbeiter wird auch seine Kinder nicht zur Ordnung erziehen.
52


 
  /  
  Wir lernen Gegenstände beschreiben, & dadurch, in anderem Sinne, unsre Empfindungen.

 
   
Möge Gott dem Philosophen Einsicht geben in das, was vor aller Augen liegt.

 
  /  
  Ich schaue in das Okular eines Instruments & zeichne, oder male ein Bild dessen, was ich sehe. Wer es anssieht, kann sagen: “Also so schaut es aus”, aber auch “Also so erscheint es Dir”.
  Ich konnte das Bild eine Beschreibung des Angeschauten, aber auch eine Beschreibung meines Gesichtseindrucks, nennen

 
  /  
  “Der Eindruck ist verschwommen” – ‘also ist der Gegenstand
in meinem Bewußtsein verschwommen
verschwommen,
, den ich habe.’

 
  /  
  Den Eindruck kann man
nicht betrachten, darum ist er kein Gegenstand. (Grammatisch.) Denn man betrachtet den Gegenstand nicht um ihn zu ändern. (Das ist eigentlich, was Leute ˇdamit meinen: , wenn sie sagen, die Gegenstände existierten ‘unabhängig von uns’.)

 
  /  
  “Der Sessel ist der gleiche, ob ich ihn betrachte, oder nicht” – das müßte nicht wahr sein. (Wie, wenn er ‘self conscious’ würde) Ein Menschen w[i|e]rden oft verlegen, wenn man ihn sie anschaut. “Der Sessel fährt fort zu existieren, ob ich ihn anschaue, oder nicht.” Das könnte eine Erfahrungs[tatsache|satz], so oder es könnte grammatisch aufzufassen sein. Man kann aber auch einfach an den begrifflichen Unterschied zwischen Sinneseindruck & Objekt ˇdabei denken.

 
  /  
  “Der Sessel fährt fort zu existie-
53
ren, …” – Das Bild ist das eines Dings,
– oder eines
etwa
eines Tiers, das sich nicht darum kümmert, ob es Einer anschaut, oder nicht. // Das Bild ist das eines Tiers, etwa, das sich … //

 
   
  “Ich sehe doch, daß der Eindruck dieses Bildes dreidimensional ist!” // , daß d[as|er] Gesichtsbild eindruck, den
dieses Bild mir hervorruft,
ich von diesem Bild erhalte,
…!” // Wie weiß ich nur, daß auf ihn das Wort “dreidimensional” paßt?! Du willst sagen es “Er ist so. Und das
heißt
ist
doch ‘dreidimensional’ // Und so heißt eben ‘dreidimensional’” // Und das könnte man ganz mit Recht sagen, wenn man nämlich beim Wort “so” auf etwas Dreidimensionales, einen Körper, zeigt.

 
   
  “Ich sehec doch, daß der Gesichtseindruck dreidimensional ist”: “Ich fühle doch den Zusam-
menhang der Furcht mit dem Furchteinflößenden.” (Köhler.) Wie vergleichen wir unsre Gefühle, um zu wissen, daß wir ˇwirklich [A|a]lle das Gleiche empfinden?

 
   
  “Wenn Du mein F so sehen willst, wie es gemeint ist, mußt Du es in dieser [w|W]eise sehen: …”
  So kann ich also einen Buchstaben so sehen, wie Du ihn meinst? Und meinst Du ihn so, während Du ihn schreibst? oder auch früher & später?
28.7.
 
   
  “Ich habe mein immer
als
so
gemeint, aber von jetzt an sehe ich es als ein an.” Hat sich da viel geändert?

 
  /  
  Hauptwörter in kleinem Druck bei
gewissen modernen Dichtern
Stephan George
. Ein deutsches Hauptwort in kleinem Druck sieht fremdartig aus, man muß es aufmerksam lesen, um es zu er-
54
kennen. Es soll uns neu vorkommen, als hätten wir es jetzt zum ersten mal gesehen. – Was aber interessiert mich daran? Diesß, daß der erste Eindruck zuerst nicht genauer beschrieben werden kann, als durch Worte wie “seltsam”, “ungewohnt”. Später erst folgen sozusagen Analysen des Eindrucks.
  Die Reaktion des Zuruckschreckens vor dem seltsamen Wort geschriebenen Wort.
 
   
  Grillparzer
schreibt
sagte
, das Wort “ghost” mache ihm nur dann einen Eindruck, wenn er es gedruckt sieht, nicht, wenn er es hört. Das “h” wirkt also geisterhaft. Man könnte sich einen Schriftsteller denken, der in dieser Weise die Orthographie der Worte änderte, um gewisse Effekte hervorzubringen.
  Was ist nun daran, wenn Einer sagt, er habe beim Lesen des Wortes “ghost” ein anderes Gefühl, als beim bloßen Hören? Es ist etwa ein unheimliches Gefühl. Er könnte bei der Erklärung die Worte “fremdartig”,
“Grabesluft”, “nicht von dieser Erde”, etc. gebrauchen. – Ich kann doch, was Grillparzer meint verstehen! D.h., auch für mich hat das Wort, in der Schrift das Schriftzeichen, etwas ‘unirdisches’, oder es wird doch seine unirdische Bedeutung durch seine Schreibweise stark zum Ausdruck gebracht. – Will man nun diese Erfahrung analysieren[,| (]wie es z.B. James getan hätte) so kommt man zu nichts, denn was uns an ihr intriguiert, ist nicht daß wir ihre Zusammensetzung nicht verstehen. Und insofern ist es richtig, daß wir, was der ‘naive’ Mensch sagt einfach hinnehmen müssen. Aber das löst nun unser Problem nicht, daß wir sagen: “Es gibt eben wirklich so eine Erfahrung, so ein Gefühl.” Die Frage ist eben, wie sich, was wir hier “Gefühl” nennen zu dem verhält, was wir sonst noch so nennen!


55


 
   
  Nichts ist damit getan, daß man sagt, man sehe die ‘Organisation’ ebenso, wie die Farbe. Gerade dieses “ebenso” ist falsch, oder bedeutet nichts.

 
  /  
  Wir lehren Einem die Bedeutung des Wortes “unheimlich” indem wir es mit einem gewissen Benehmen in gewissen Situationen in Zusammenhang bringen (aber nicht
:
,
das Benehmen so nennen). Er sagt nun in solchen Situationen, es sei ihm unheimlich; & einmal auch
:
,
das Wort “ghost” habe etwas Unheimliches. – Inwiefern war das Wort “unheimlich” von Haus aus die Bezeichnung eines Gefühls? Wenn einer davor zurückscheut in ein dunkles Zimmer zu gehen, – warum soll ich dies & ähnliches die Äußerung eines Gefühls nennen?
Denn “Gefühl” läßt uns ja doch an Empfindung & Sinneseindruck denken, & dies wieder sind die Ge-
genstände, die unsre Seele ˇunmittelbar vor sich hat. (Ich will hier einen logischen Schritt machen, der mir sehr schwer fällt.) ch

 
   
  Es ist hier gut, zu sagen: “Was weiß ich schließlich von den Gefühlen
der
des
Andern”, & was weiß ich von den
meinen
eignen
? // & dann:[W|w]as weiß ich von den
eignen
meinen
?”. //

 
   
  Das Leben ist wie ein Weg den entlang längs ˇauf einer ˇBerg[S|s]chneide; rechts & links
glitschige
glatte
Abhänge, auf denen Du unaufhaltsam
in der einen oder andern
in dieser, oder jener
Richtung
hinunterrutscht. Immer wieder sehe ich Menschen hinunter so rutschen & sage “Wie könnte sich ein Mensch da helfen!” Und das heißt: “den freien Willen leugnen”. Das ist die Stellungnahme, die sich in diesem ‘Glauben’ ausdrückt. Es ist aber kein wissenschaftlicher Glaube, hat nichts mit wissenschaftlichen Überzeugungen zu tun.
56
 
   
  Die Verantwortung leugnen, heißt, den Menschen nicht zur Verantwortung ziehen.

 
  /  
  “Was weiß ich von den Gefühlen des Andern, & was weiß ich von den meinen?” heißt, daß die Erfahrung als Gegenstand aus der Betrachtung herausfällt. // Erfahrung, als Gegenstand aufgefaßt, aus der … // herausfiele. //

 
   
  Denk Dir die ˇvisuelle Erfahrung,
durch
als
ein Bild im Kopfe des
Menschen
Andern
dargestellt. Wie kann ich nun Geruch, Geschmack, & Tastempfindungen
auf gleiche Weise
ebenso
darstellen?

 
   
Ich fühle mich nicht wohl, weiß aber nicht recht warum. Ich bin ermüdet; fühle mich
als ein Fremdling
fremd in der Welt
. Wenn dich kein Band an Menschen & kein Band an Gott bindet, so bist du ein Fremdling.


 
  /  
29.7.
  Kann denn etwas merkwür-
diger sein, als daß der Rhythmus des Satzes für das genaue sein genau(er)es Verständnis von Wichtigkeit sein soll!

 
   
  Der Satz spricht, & die Sprache spricht scheinbar auch.

 
   
  D.h., der Satz, auch wenn ihn ˇgerade niemand zur Mitteilung verwendet, & ob er in diesem oder jenem Fall wahr ist, oder falsch, scheint uns etwas zu sagen mitzuteilen. eine Mitteilung zu machen.

 
  /  
  Es ist, als teilte uns der etwas mit, der den Satz ausspricht, aber auch der Satz als bloße Möglichkeit der Mitteilung. // Es ist als teilte uns der etwas mit, der den Satz als Mitteilung ausspricht, aber auch der Satz als bloßes Beispiel.

 
   
  Die ‘seelenlosen’ Menschen, die nicht ‘in unserm Sinne’ Empfindungen haben gebrauchen dennoch
57
Beschreibungen von Eindrücken. Wie könnte man nun argumentieren, um zu zeigen, daß diese nicht Beschreibungen von innern Gegenständen zu nennen seien,
weil
daß
ihre Gebrauch Verwendung nicht die der Beschreibungen von Gegenständen
sei
ist
?

 
  /  
  Es ist ja klar, daß die Beschreibungen der
Eindrücke
Empfindungen
die Form der Beschreibung deräußere[n|r]’ Gegenstände haben – mit gewissen Abweichungen. (Einer gewissen Vagheit, z.B.)
  Oder auch: Soweit die Beschreibung des Eindrucks der Beschreibung eines Gegenstands gleichsieht, ist sie eine Beschreibung eines Gegenstands der
Wahrnehmung
Außenwelt
. (Darum
sollte die Betrachtung des zweiäugigen Sehens
sollte das zweiäugige Sehen
einen Philosophen ˇeinigermaßen // etwas // beunruhigen, wenn er vom visuellen Gegenstand
redet.
reden will.
 
  /  
  “Das Denken ist ein rätselhafter Vorgang, den wir ˇnoch nicht noch nicht verstehen.” // , von dessen ˇvollem Verständnis wir noch weit entfernt sind.” // Und nun stellt man Experimente an. Offenbar, ohne
sich
uns
bewußt zu sein, worin das Rätselhafte des Denkens für uns liegt.
Und dieses Mißverständnis // Unverständnis // durchzieht die ganze Psychologie. Es ist hier eine begriffliche Unklarheit, & daher die Empfindung des Problematischen, plus einer [E|e]xperimentellen Methode. [Es ist als wollte man durch chemische Experimente F feststellen, was Materie & was Geist ist.]
Die [E|e]xperimentelle Methode tut etwas; daß sie das Problem nicht löst, schiebt man auf darauf, daß sie noch in ihren Anfängen ist. // schiebt man auf ihre Jugendlichkeit. // ¥



58
 
  /  
  Was die Materialisten nicht verstehen, ist, wie verschiedenerlei wir “Erklärungen” nennen; & wie verschiedenerlei es gibt, was man “Naturgesetze” nennen kann. (Und daß z.B. durchaus nicht alle Naturgesetze, Gesetze die man durch die Erfahrung bestätigt uns lehrt, kausaler Art sind.)
30.7.
 
  /  
  Wer den Gesichtseindruck beschreibt, kann wird ˇbeschreibt die Ränder des Gesichtsfelds nicht. beschreiben. Ist dies eine Unvollkommenheit unsrer Beschreibungen?

 
  /  
  Schließe ich das linke Auge & drehe dann die Augen, so weit ich nur kann nach rechts, so sehe ich ‘aus dem Augenwinkel’ noch einen Gegenstand aufglänzen. Ja, ich könnte eine beiläufige Beschreibung von
diesem
meinem
Eindruck geben. Ich könnte auch eine Zeichnung von ihm herstellen & sie würde vielleicht Dunkel-
heiten & einen dunkeln, verlaufenden Rand zeigenc: aber richtig verstehen, verwenden könnte nur der dies Bild, der weiß, in welcher Situation es zu verwenden
ist
sei
. D.h. er könnte nun auch einen Auge schließen, & so weit wie möglich nach rechts schauen, & sagen, auch er sehe es so, oder (auch) in dieser, oder jener Weise
abweichend
modifiziert
. // & sagen, auch er habe diesen Eindruck, oder: der seine weiche in dieser oder jener Weise so oder so von meinem ab. // // , oder: der seine weiche von meinem Bild in dieser oder (in) jener Weise ab. //

 
   
Kann wegen schlechten Schlafes & Müdigkeit nicht arbeiten.

 
   
  Weierstraß führt eine Reihe neuer Begriffe ein, um Ordnung in den
Gedanken über die
Begriffen der
Differentialrechnung herzustellen. Und ganz so, scheint es mir, müßte auch ich durch
59
neue Begriffe Ordnung im psychologischen Denken herstellen. (Daß es sich
im ersten
in jenem
Fall um einen Kalkül handelt,
im zweiten
in diesem
nicht, ist nicht wichtig.)

 
  /  
  Daß wir mit gewissen Begriffen rechnen, mit andern nicht, zeigt nur, wie verschiedener Art die Begriffswerkzeuge sind (wie wenig Grund wir haben, eine Einförmigkeit anzunehmen). // , hier eine Einförmigkeit anzunehmen. // // , hier je (eine) Einförmigkeit anzunehmen. //

 
   
  Zusammenhang zwischen ‘mathematischer Approximation’ & ‘Genauigkeit’. // & ‘Genauigkeit’ (sagen wir: einer Messung, einer Konstruktion
, u.s.w.
, etc.
). // Primitive Idee, es sei menschliche Unzulänglichkeit, daß ein [G|g]erader ˇStrich ohne irrationale Punkte für uns nicht unterscheidbar ist von einem mit irrationalen Punkten. Als wären eben die Löcher für unser
Auge zu fein. Mangelnde Einsicht in die verschiedenheit der Begriffe Ich kann dem Tischler sagen “Mach dieses Brett 1 Fuß breit” & auch “Mach es √2 Fuß breit” – wie muß er in diesen Fällen verfahren? Im zweiten Fall soll er die Konstruktion: so genau als möglich machen. Aber es kann auch heißen Oder “√2” ist ein Gesetzes der numerischen Approximation & ich sage ihm: “Benütze es, & richte Dich bei der Herstellung des Bettes so weit als möglich.

 
  /  
  Turings ‘Maschinen’. Diese Maschinen sind ja die Menschen, welche kalkulieren. Und man könnte, was er sagt, auch in Form von Spielen ausdrücken. Und zwar wären die interessanten Spiele solche, bei denen man gewissen Regeln gemäß zu unsinnigen Anweisungen gelangt. Ich denke an Spiele
60
ähnlich dem “Wettrennspiel”. Man erhielte etwa den Befehl “[s|S]etze auf die gleiche Art fort”; wenn dies keinen Sinn ergibt, etwa weil man in einen Zirkel gerät; denn jener Befehl hat eben nur an gewissen Stellen Sinn. (Watson.)

 
  /  
  Eine Variante des Kantorschen Diagonalbeweises:
v = φ(κ, n) sei die Form der Gesetze für die Entwicklung von Dezimalbrüchen. v ist ist die n-te Dezimalstelle der κ-ten Entwicklung. Das Gesetz der Diagonale
ist
lautet
dann v = φ(n, n) ≝ φ' (n) Zu beweisen ist, daß φ'n nicht gleich sein kann einer der Regeln φ(κ, n) sein kann. Angenommen es sei die 100ste. Darum lautet die Bildung z Regel zur Bildung von φ' (1) : φ(1,1)
“ φ' (2) : φ(2,2)
etc                   aber
die Regel zur Bildung der 100sten Stelle von φ' (n)
wird
lautet
φ(100, 100); d.h. sie sagt uns nur, daß die 100ste Stelle sich selber gleich sein soll, ist also für n = 100 keine Regel.

 
   
Ich habe nämlich immer das Gefühl gehabt, der Kantorsche Beweis tue zwei Dinge, scheine aber bloß eines zu tun.

 
  /  
  Die
Spielregel
Regel
lautet
heißt
“Tue das [g|G]leiche, wie … !”, – & im besondern Fall wird sie nun “Tue das Gleiche, wie das, was Du tust!”.

 
  ? /  
  Der Begriff des ‘Ordnens’ der Rationalzahlen, z.B. & der ‘Unmöglichkeit’ die Irrationalzahlen so zu ordnen. Vergleiche das mit dem ˇwas man ‘Ordnen’ von Ziffern nennt. Gleichermaßen der Unterschied zwischen dem ‘Zuornen’ einer Ziffer ˇoder Nuß zu einer andern & dem ‘Zuordnen’ aller ganzer Zahlen zu den
61
geraden Zahlen; etc. Überall Begriffsverschiebungen.

 
   
  Das Sprachspiel “Was siehst Du dort?” Antwort: eine Beschreibung der Umgebung. Sie kann richtig oder falsch sein. Aber auch die falsche Aussage hat nur ein anderes, psychologisches, Interesse. So kann der Satz nun subjektiv wahr, wenn auch objektiv falsch sein. So scheint es also ich
besäße
hatte
einen gesehenen Gegenstand der nur mir angehört, den [S|s]ubjektiven Gegenstand von dem das subjektive Gesichtsurteil eben die Beschreibung ist. So hat also jeder Sinn seinen äußern & innern Gegenstand. – Ja, die Beschreibung des subjektiv Gesehenen ist ungefähr die Beschreibung eines Gegenstands // eines Gesichtsobjekt // ist mit dieser Beschreibung verwandt.

 
  /  
  Die Beschreibung des subjektiv
Gesehenen ist
nahe oder entfernt
mehr oder weniger
[V|v]erwandt der Beschreibung eines
Gegenstands
Objekts
, aber funktioniert nicht als Beschreibung eines Gegenstands. Wie vergleicht man Gesichtsempfindungen? Wie vergleiche ich meine, mit des Andern Gesichtsempfindung.
31.7.
 
  /  
  Das menschliche Auge
sehen wir
erscheint uns
nicht als
Empfänger
Empfangsorgan
, es scheint nicht
etwas einzulassen
zu empfangen
, sondern auszusenden. Das Ohr empfängt; das Auge blickt, . ([e|E]s
wirft
sendet
Blicke, (
es
Es
blitzt, strahlt, leuchtet.) Mit dem Auge kann man jemand schrecken, nicht mit dem Ohr, oder der Nase. Wenn Du das Aug ansiehst, so siehst Du etwas von ihm ausgehen.
Du siehst den Blick des Auges.
Du siehst das Auge blicken.
∣ Und was beweist das? Daß ich eben nicht nur Formen & Farben sehe, sondern auch Beziehungen, die niemand für sehbar gehalten hätte?
Und woher dieses Vorurteil gegen ihre Sehbarkeit? Sind daran
62
meine falschen Ideen
falsche Vorstellungen
von den physiologischen Seevorgängen schuld?


 
   
  Das Auge eines kleinen Kindes kann noch bloß-empfangend, nicht sendend, ausschauen.

 
  /  
  “Wenn Du nur von Deinen physiologischen Vorurteilen wegkommst, wirst Du garnichts daran finden, daß das Blicken des Auges auch gesehen werden kann.” Ich sage ja auch, ich sehe den Blick dem [Einer|Du] dem Andern zu[f|w]irfst. Und wollte
man
Einer
mich verbessern & sagen, ich sähe ihn eigentlich nicht, so hielte ich das für eine
bloße
müßige
Dummheit.
  Anderseits habe ich mit meiner Redeweise nicht etwas zugegeben & ich widerspreche dem, der mir sagt, ich sähe den Blick ‘geradeso’ wie die Gestalt & Farbe des Auges.
  Denn das ‘naive Sprechen’, d.h. unsere naive, normale Ausdrucksweise, enthält ja keine Theorie
des Sehens, – zeigt [d|D]ir keine Theorie, sondern nur einen Begriff des Sehens.

 
  /  
  Und wenn Einer sagt “Ich sehe eigentlich nicht das Blicken, sondern nur Formen & Farben”, – widerspricht der der naiven Ausdrucksweise? Sagt er, der war im Unrecht, der sagte, er habe meinen Blick ˇwohl gesehen, oder er habe gesehen, daß mein dieses Menschen Augen starr[t|en], ins Leere blicken, etc.? Doch gewiß nicht. Was wollte also der Purist tun?6

 
  /  
  Will er sagen, es sei richtiger hier ein anderes Wort statt des Wortes “sehen” zu gebrauchen? Ich glaube, er will nur auf eine Scheide zwischen Begriffen aufmerksam machen.

 
  /  
1769   Wie
stellt
placiert
denn das Wort “sehen” die Wahrnehmungen
63
zusammen? Ich meine: es kann sie zusammennehmen als Wahrnehmungen mit dem Auge; denn wir spüren ja das Sehen nicht im Auge. Aber eigentlich scheint der, der auf der Richtigkeit
unsrer normalen
der gewöhnlichen
Ausdrucksweise besteht zu sagen: daß im Gesichtseindruck das alles enthalten sei; [D|d]as das subjektive Auge sowohl Farbe Form als Farbe, als Bewegung, als Ausdruck & Blick (Richtung nach außen) habe. Daß man den Blick, sozusagen, nicht woanders spürt. Aber
das heißt nicht:
dies
‘woanders als
in den Augen
im Auge
’, sondern: woanders als im Gesichtsbild. Aber wie wäre es denn, wenn's anders wäre? Etwa so, daß ich sagte: Das Auge hat die & die Form 450 | 451 “Ich sehe in diesem Auge die & die Formen, Farben, Bewegungen, – das heißt, es blickt jetzt freundlich”, als zöge ich also einen Schluß. – Man könnte also sagen: Der Ort des ˇwahrgenommenen Blickes
ist das subjektive Auge, ˇdas Gesichtsbild des Auges, selber

 
  /  
1770   Vor allem kann ich mir sehr wohl jemand denken, der zwar ein
Gesicht
Auge
höchst genau siehst, es z.B. genau porträtieren kann, aber seinen ˇlächelnden Ausdruck nicht ˇals lächelnden erkennt. Zu sagen, sein
Sehen
Gesicht
sei mangelhaft,
fände ich absurd.
käme mir höchst seltsam vor.
Und zu sagen, daß
sein
der
subjektiver Gesichtsgegenstand ˇeben nicht lächle, obwohl er
alle
die
Farben & Formen des meinen hat, ebenso (absurd).

 
  /  
  D.h.
:
,
wir ziehen hier eine begriffliche Grenze (& sie hat mit physiologischen Meinungen nichts zu tun).

 
  /  
  Der Glanz oder die Spiegelung: Wenn ein Kind malt so wird es diese nie malen. Es ist ˇbeinahe erstaunlich, daß sie durch die gewöhnlichen Öl- oder Wasserfarben dargestellt werden können.
64
 
  /  
  Wer sieht, daß ˇjemand die Hand ausstreckt, um etwas zu berühren, sich aber davor scheut, der sieht doch, in einem wichtigen Sinne, dasselbe was wie Einer, der die Bewegung der Hand in allen Einzelheiten nachahmen oder durch Zeichnungen darstellen kann, sie aber nicht so zu deuten vermag.
1.8.
 
   
  “Aber man kann doch soetwas nicht sehen!” sagt der Eine; “Man sieht es eben doch!”, der Andre.
  Der Erste kann freilich seine Überzeugung physiologisch begründen, d.h., zum Schein begründen. Aber was er sagt ist eher von der Art wie: “Geld kann man doch nicht wirklich heiraten”. Er sagt also “Hier ist doch ein Unterschied!” – wenn er ihn auch nicht stichhaltig anzugeben vermag. – Der Zweite, wenn er sich auf eine andere physiologische Theorie stützt, ist
ebenso sehr im Irrtum. Erst wenn man alles Physiologische aus dem Spiel läßt, & vergißt, daß
das
unser
Sehen überhaupt
mit Vorgängen im Nervensystem
mit so etwas
verbunden ist, kann man die Ähnlichkeit & die Unterschiede zwischen den Begriffen des ‘Sehens’ beurteilen.

 
  /  
  Wenn Einer sagt: Die Form, die Farbe, die Organisation, der Ausdruck, sind doch alle, offenbar, (für jeden Unvoreingenommen) Eigenschaften, Züge, des subjektiv Gesehenen, des unmittelbaren Gesichtsobjekts, – so verrät ihn hier das Wort “offenbar”. “Offenbar” ist es darum weil's Jeder zugibt; & er gibt es nur durch den Sprachgebrauch zu. Man begründet also hier einen Satz durch ein Bild //
Wenn Einer sagt: Die Form, die Farbe, die Organisation, der Ausdruck, sind doch alle, offenbar, Eigenschaften des unmittel-
65
bar Gesehenen (des unmittelbaren
Objekts
Gesichtsobjects
, –
// des unmittelbar Gesehenen (meines Gesichtsobjekts), – // so stützt er seine Meinung auf ein Bild. – Denn, wenn Einer ‘zugibt’, alles dies sei eine Eigenschaft seines unmittelbaren Gesichtsobjekts, – was teilt er uns mit? Wenn er z.B. zu einem Andern sagt “Es geht mir auch so”, was kann ich nun daraus schließen? (Wie, wenn diese ˇvolle Übereinstimmung auf einem Mißverständnis beruhte?) //

 
  /  
  ↻ Jenes Bild ist ja nur eine Illustration zu unsrer Grammatik. zu der Lehre von
den
unsern
Sprachformen.
Wenn wir wirklich Alle geneigt sind dies Bild zu
anzuerkennen
// treffend zu finden, //
gebrauchen,
so hat dies etwa psychologisches Interesse, ersetzt aber eine begriffliche Untersuchung nicht. ¥
// Jenes Bild ist ja nur eine Illustration, gleichsam zur Methodologie unserer Sprache. //


 
  /  
  “Methodologie” kann man zweierlei nennen: Eine Beschreibung
der Tätigkeiten, die man, z.B., “Messen” nennt,
dessen, was man, z.B., “messen” nennt,
einen Zweig der menschlichen Naturgeschichte, der uns die Begriffe des Messens, der Genauigkeit, etc. ˇin ihre[m|n] Varianten verständlich machen wird; oder aber einen Zweig der angewandten Physik, die Lehre ˇdavon, wie man am besten (genauesten, bequemsten, etc.) das & das unter den & den Umständen mißt. (Popper.)
 
  /  
  “Das Auge blickt hinaus, in den Raum. Es schickt etwas aus, zu einem andern hin.”
2.8.
 
   
  Der Begriff der Einstellung. Unsre Einstellung ˇzum Gesichtsfeld, sagt Köhler, verändert unseren Gesichtseindruck. Und natürlich umgibt er diese Aussage mit vagen physiologischen Hypothesen. Aber wenn wir nun alle diese Hypothesen als unsicher & unwesentlich fallen lassen, –
66
was bleibt von jener Aussage übrig? – Wann reden wir von einer [B|b]estimmten Einstellung eines Menschen zu dem, was er sieht? Wann sagen wir, die Einstellung ändre sich // habe sich geändert? // Ist die Einstellung ˇdenn eine Erfahrung? oder ist sie etw ein physiologisches Faktum?
  Ich sage einem: “Betrachte jetzt die Zeichnung als Bild eines … !” – nun hat sich seine Einstellung geändert. War's eine Erfahrung? Weiß ich etwas von den physiologischen Vorgängen in ihm? – ‘Einstellung’ ist eine andere Kategorie.

 
  /  
  Ich sage ihm “Ändere Deine Einstellung so: … ” – er tut es; & nun hat sich etwas in ihm geändert. ‘Etwas’? Seine Einstellung hat sich geändert & diese Änderung kann man nun beschreiben. Die Einstellung “etwas in ihm” zu nennen ist irreführend. Es ist, als
könnten wir nur dunkel ein Etwas sehen, oder fühlen, was sich geändert hat & ‘die Einstellung’ genannt wird. Während alles klar zu Tage liegt, – die Worte “eine neue Einstellung” aber eben nicht eine Empfindung bezeichnen.

 
  /  
  Wie sieht die Beschreibung einer ‘Einstellung’ aus?7

 
  /  
  Man sagt z.B.: “Sieh von diesen Flecken ab & auch von dieser kleinen Unregelmäßigkeit, & schau es als Bild eines … an!”

 
   
  Wenn man nun von etwas absieht, etwas im Gesichtsfeld ‘unterdrückt’, – ändert man dadurch den Gesichtseindruck? “Ja, ich sehe es jetzt als … ; die Flecke sehe ich gar nicht.”


67


 
   
  Wenn man den Gesichtseindruck durch die Vorstellung ändert, so läßt sich das natürlich nicht physiologisch
erweisen
beweisen


 
   
   ∣ Manche Menschen haben einen Geschmack, der sich zu einem ausgebildeten verhält, wie der Gesichtseindruck eines halb blinden Auges zu dem eines normalen. Wo das normale Auge klare Artikulation sieht, sieht das schwache verwaschene Farbflecke. ∣

 
  /  
  “Denke Dir das weg! Wär's Dir auch ohne dieses … unangenehm?
  Man wird doch sagen, ich ändere mein Gesichtsbild, – wie durch Blinzeln, oder Weghalten eines Details.
  Dieses “Absehen von … ” spielt doch eine ganz ähnliche Rolle, wie etwa die Anfertigung einer neuen Zeichnung // eines neuen Bildes // .


 
  /  
  Nun wohl, – & das sind gute Gründe dafür, zu sagen, wir hätten durch unsre Einstellung unsern Gesichtseindruck geändert. D.h. es sind (dies) gute Gründe den Begriff ‘Gesichtseindruck’ so zu begrenzen.

 
   
  Jemand ˇein Postbeamter z.B. hat Übung darin Schriften zu lesen. Er sieht auch das seltsame Gekritzel als eine Folge von Buchstaben. Aber weiß ich mehr, als daß er die Schrift liest?

 
  /  
  Das Wort “Organisation” verträgt sich sehr gut mit dem Begriff ‘zusammengehörig’. Es scheint hier eine Reihe einfacher Modifikationen des Gesichtseindrucks zu geben, die alle eigentlich ‘optisch’ sind. Man kann aber eben in verschiedenen Aspekten noch ganz andere Dinge tun als
68
Teile trennen & zusammennehmen, oder unterdrücken & hervorheben.

 
  /  
  Ich kann doch etwas bestimmtes bei, eine (bestimmte) Eigentümlichkeit des Vorgangs des Kopierens einer Zeichnung “Zusammenfassen” nennen. Ich kann dann sagen, Einer fasse bei der zeichnerischen Wiedergabe, – oder bei der Beschreibung, – die Figur so zusammen, organisiere sie so. (Freilich hätte er damit in manchen Fällen Schwierigkeiten[;|.] z.B. im Fall Hase-Ente.)c

 
  /  
  Man sage nun: Ich kann Striche beim Kopieren (oder zusammennehmen, aber auch bloß durch die Aufmerksamkeit. Ähnlich wie ich im Kopfe, so wie auf dem Papier rechnen kann.

 
  /  
  Kann die Gestaltpsycho-
logie die verschiedenen Organisationen, die sich in's unorganisierte Gesichtsbild einführen lassen klassifizieren; kann sie die ˇmöglichen Arten der Modifikationen, die die Gestaltungsfähigkeit unseres Nervensystems hervorrufen kann ein für alle mal angeben. ∣ Wenn ich eine Zeichnung einmal als Hasen –, einmal als Entenkopf sehe, habe ich da einfach die Teile anders zusammengefaßt? ∣ Wenn ich den Punkt als Auge sehe, da[s|ß] in dieser Richtung schaut, in welches System von Modifikationen paßt dieser Aspekt? (System von Formen & Farben.)

 
  / /  
  Es ist z.B. irreführend, glaube ich, wenn Köhler die spontanen Aspekte der Figur damit
        beschreibt: man nehme ein die Striche die in einem Aspekt zum gleichen Arm gehören, gehören
69
nun zu verschiedenen Armen. Das klingt, als handelte es sich hier wieder um ein zusammennehmen dieser Radien. Während doch die Radien, die früher zusammengehörten, auch jetzt zusammengehören; nur umgrenzen sie einmal einen ‘Arm’ einmal einen Zwischenraum.

 
  /  
  
Ja, Du kannst
Du kannst
wohl sagen: Zur Beschreibung, was Du siehst, Deines Gesichtseindrucks, gehört nicht bloß, was die Kopie zeigt, sondern auch die Angabe ˇz.B., Du sähest dies, oder jenes, als ‘solid’, das Andere ‘als Zwischenraum’. Es kommt eben hier darauf an was wir wissen wollen, wenn wir
Euch
ihn
fragen, was er sieht.

 
  /  
  “Aber ich kann doch offenbar im Sehen
Elemente
Flecken, Striche etc.
, zusammennehmen!” Aber warum nennt man es “zusammennehmen’? Warum braucht man hier ein
Wort[,| (]wesentlich) was doch schon eine andere Bedeutung hat? (Es ist hier natürlich wie im Fall des Wortes “Kopfrechnen”.)

 
  /  
  Wenn ich jemandem sage: “Nimm diese Striche (oder anderes) zusammen!” was wir er tun? Nun, Verschiedenes, je nach den Umständen. Vielleicht soll er sie zu zwei & zwei zählen, oder in eine Lade legen, oder
anblicken
anschauen
, etc..

 
  /  
  Ist denn die Zeichnung selber, die Du ansiehst, organisiert?
  Und wenn Du sie so & so ‘organisiert’ siehst, siehst Du da, was gar nicht vorhanden ist? // siehst Du da mehr als vorhanden ist? //

 
  /  
  Organisiere diese Dinge!” – was heißt das? Etwa: “ordne sie!”. Es könnte heißen: bring Ordnung in sie; – oder
70
auch: lern Dich unter ihnen auskennen, lerne sie beschreiben; lerne sie durch eins System, durch eine Regel, beschreiben.

 
  /  
  Die Frage ist wieder: Was teile ich einem mit, dem ich sag[t|e] “Ich nehme ˇjetzt sage ich nähme jetzt die Striche jetzt mit dem Blick so zusammen”? // “Jetzt nehme ich die Striche mit dem Blick so zusammen”? // Man kann auch so fragen: Zu welchem Zweck sage ich Einem “Nimm jet diese Striche mit dem Blick so zusammen!”? // Man kann diese Frage auch so stellen: Zu welchem Zweck … //
  Es ist hier wieder eine Ähnlichkeit mit der Aufforderung “Stell Dir das vor!”

 
   
  Statt zu sagen “Nimm die Teile so zusammen” könnte man auch sagen “Organisiere
die
diese
[t|T]eile so!”


 
  ? /  
  Jedem Denken kleben die Eierschalen seines
Ursprungs
Herkommens
an. seiner Antezedentien an. // seines
philosophischen
kulturellen
Herkommens an.
//

  Man kennt es Dir an, im Kampf, womit Du aufgewachsen bist.
  Welche Anschauungen die Deinen gezeugt haben & von welchen Du Dich dann losgemacht hast. // Welche Anschauungen die Deinen gezeugt hatten, von welchen Du Dich dann hast losmachen müssen. // // Welche Anschauungen die Deinen gezeugt; von welchen Du Dich dann hast … //
3.8.
 
   
  A: “Es regnet” – Ich: “Es regnet?” – A: “Ja, es regnet.” Die Frage drückt ‘ungläubiges Erstaunen’ aus. Verschiedene Sprachspiele mit demselben Satz.

 
   
  Ich schaue eine Tapete an. Ihr Muster ist zuerst für mich ein regelloses Gewirr von Flecken; nach einer kurzen Prüfung
71
kenne ich mich aus; es ist ein System. Man kann sagen, ich sehe es zuerst unorganisiert, dann organisiert.

 
  /  
  Das Bild etc. organisiert sich unter unserm Blick nicht.
11.10.
 
   
  Die Unsinnigkeit eines Satzes im Brief wie: “Ich hoffe Sie leben noch” in einem Brief. Ähnlich: Ich hoffe dieser Brief erreicht sie”.

 
   
  Ich erlebe, was ich “Umschnappen des Aspekts” nennen kann. Und von welchem Interesse ist dies Erlebnis // diese Erfahrung // .

 
  /  
  Es ist vielleicht wichtig zu bedeuten daß ich eine Figur heute so sehen, auffassen, kann, morgen anders, & kein solches Umschnappen
stattgefunden haben muß. Ich könnte z.B. eine Illustration ˇin einem Buch heute in einer Auffassung, morgen so auffassen & gebrauchen, morgen der gleichen Illustration auf einer späteren Seite begegnen, wo sie ganz anders
aufzufassen ist
aufgefaßt wird
, ohne daß ich die merke, daß es
wieder
beidemale
die Gleiche Figur
ist.
war.


 
  /  
  Könnte Einer [z|s]eine Zuverläßigkeit dartun, indem er sagte: Es ist wahr; & sieh': ich glaube es!

 
   
  Ich sehe dort (ich zeige) das (ich zeichne es) so (ich zeichne wieder, oder erkläre einen Zusammenhang.)

 
  /  
  Könnte man sagen: es spiegelt sich eine Auffassung, eine Technik, im Erlebnis Erleben? Was doch nur heißt: Wir verwenden den Ausdruck, den wir für eine
72
Technik gelernt haben, in einem Erlebnisausdruck (nicht: als Bezeichnung eines Erlebnisses.)

 
  /  
  Warum soll denn eine Sprechweise nicht für ein Erlebnis verantwortlich sein? // ein E nicht ein Erlebnis eine Sprechweise ein Erlebnis hervorrufen? //

 
   
  “Ich sehe das als das” – warum sage ich “sehe”? Nun, etwas verleitet mich zu dieser Metapher. // etwas
versucht
verleitet
mich, dies zu sagen. // Es ist eben offenbar eine Analogie vorhanden. Aber natürlich auch Verschiedenheiten.

 
   
  Wie wäre es, wenn es einem auffiele dieser Hasenkopf könnte auch ein Entenkopf sein & er doch die Zeichnung nicht als Entenkopf sähe!

 
  /  
  Hätte es einen Sinn einen Komponisten zu fragen, ob man
eine Figur so oder so hören soll, wenn das nicht auch heißt, ob man sie auf diese, oder auf jene Weise spielen soll?

 
   
  Der Aspekt hat eine Frische.

 
  /  
  Erinnerung: “Ich sehe uns noch an jenem Tisch sitzen”. – Aber habe ich wirklich das ˇgleiche Gesichtsbild, – oder eines von denen, welche ich damals hatte? Sehe ich ˇauch gewiß z.B.
den
jenen
Tisch & meinen Freund vom gleichen Gesichtspunkt wie damals, also mich selbst nicht? – Mein Erinnerungsbild ist nicht Evidenz jener vergangenen Situation; wie eine Photographie, die damals angenommen mir jetzt bezeugt, daß es damals so war.

 
   
  Warum sollte man nicht
sich selbst widersprechende Sätze
Contradictionen
ausschließen, – nicht weil sie sich selbst widersprechen, sondern weil sie nutzlos sind?
73
Oder so:
Deshalb
Darum
, weil sie sich selbst widersprechen, braucht man sie ja nicht wie etwas Unreines scheuen; man schließe sie aus, weil sie zu nichts zu brauchen sind.

 
  /  
  Du mußt immer bedenken ˇmit der
Vorstellung
Annahme
Ernst machen
, daß es ja wirklich ein Wort in einer Sprache geben könnte welches Schmerzbenehmen, & nicht Schmerz bezeichnet.

 
  /  
  Er fragt “Was hast Du mit dem Wort gemeint?” – Ich beantworte die Frage & setze hinzu: “Hättest Du mich früher gefragt, so hätte ich das gleiche geantwortet; meine Antwort war nicht eine Deutung, die mir jetzt erst eingefallen ist. So war sie mir schon früher eingefallen? Nein. – Und wie konnte ich dann sagen: “Hättest Du mich früher gefragt so hätte ich …”?
  Woraus schloß ich
es
das
? Aus gar nichts. Was teile ich ihm mit, wenn ich diesen Konditional ausspreche? Etwas; was manchmal von Wichtigkeit sein kann.




 
  /  
  Er weiß z.B. jetzt, daß keine Sinnesänderung in mir vorgegangen ist. Es macht auch einen Unterschied ob ich antworte, ich
hätte
habe
die Worte ‘nur so vor mich hin gesagt, ohne etwas mit ihnen zu meinen; oder, ich habe den & den mit ihnen gemeint. Es hängt manches davon ab.
  Es ist auch nicht gleichgültig, ob mir jemand sagt Einer jemand sagt mir “Ich liebe Dich”, weil ihm ein Gedicht die Worte eines Gedichts mit diesen Worten im Kopf herumgehtn, oder ob er's mir sagt, mir seine Liebe zu gestehen.

 
  /  
  E Ist es aber nicht sonderbar, daß es so eine Reaktion, so ein Geständnis der
Intention gibt
Meinung, der Absicht, gibt
? Ist es nicht ein höchst merwürdiges Sprachinstrument? Was ist eigentlich merkwürdig daran? Nun
;
,
es ist schwer vorstellbar, wie der Mensch diesen Wortgebrauch lernt. Er ist gar so subtil.
74
 
  /  
  Aber ist er wirklich subtiler, als der der Worte “Ich habe mir ihn vorgestellt”, z.B.? Ja, merkwürdig, sonderbar, ist jeder solche Sprachgebrauchverwendung, wenn man nur auf die Betrachtung der Beschreibungen physiologischer Gegenstände eingestellt ist.
9.11.47.

          

[Bis dahin diktiert.]


 
  /  
N.g.g.

   Die Existenz eines für's Leben eher unwichtigen Erlebnisses, welche[n|s] das ˇ einhergeht mit einem psychologischen
Akt
Phänomen
ˇeiner ganz andere[r|[n|r]]
Kategorie
Art
, kann uns beim Philosophieren dazu [ver|bestim]leitenmen einen Phänomen Akt ˇmit Bestimmtheit für ein Erlebnis zu halten. Und dies ist ˇganz ähnlich, wie wenn man das Glauben für eine sich Vorbereit[en|ung] des Organismus auf ein
Ereignis
Faktum
hält.
⌊⌊ Dieser Satz sollte ein Faktum des Philosophierens konstatieren. Sozusagen ein naturgeschichtliches Faktum.⌋⌋

 
   
  Ich bin der Erfinder gewisser, die Discussion klärender Kunstgriffe; also wie Einer, der neue, übersichtlichere Arten der Buchführung erfände.
Welche Beziehung hat diese Tätigkeit mit einer mathematischen?

 
   
  Könnte man von einem ‘Schmarotzererlebnis’ reden? also sagen, das Bedeutungserlebnis sei ein parasitisches Erlebnis, ein Parasit des ˇVorgangs des Verstehens?

 
  /  
  ‘Überraschung’ &
Empfindung
das Gefühl
des raschen Einziehens des Atems.

 
  ? /  
  “Ich hoffe unentwegt, … ”
im Gegensatz zu
ist von anderer Art als
“Ich hoffe, Du wirst kommen!” Ich hoff Dies heißt ungefähr das Gleiche wie: “Du wirst doch kommen?!”

 
   
  Kann Selbstbeobachtung je der Grund der Aussage “Ich glaube … sein? – Es könnte vorkommen. Aber dann werden diese Worte eben in einem abnormalen Sinn gebraucht etwa ähnlich, als sagte man “Ich glaube also im Grunde: meiner Seele doch … ”,
75
“Ich glaube also im Unterbewußten …”.

 
   
  Man sagt “Ich wünsche … ” normalerweise gewiß nicht auf Grund einer Selbstbeobachtung – es ist eben Wunschäußerung – es kann aber doch vorkommen daß man einen Wunsch durch Beobachtung de[s|r] eigenen Benehmens etc. Reaktionen erkennt, entdeckt. Wenn Du nun fragst erkennt Du in solchem Fall dasselbe, was Du im andern durch die Äußerung “Ich wünsche.” ausdrückst, so liegt hier in der Frage ein Fehler. (Als fragte man: Ist es derselbe Sessel den ich
sehen kann
sehe
& auf dem ich
sitzen kann
sitze
.)

 
   
  Ich sage “Ich hoffe, Du wirst kommen”
und
aber
nicht “Ich glaube
:
,
ich hoffe, Du wirst kommen”, wohl aber wäre es möglich zu sagen: “Ich glaube; ich hoffe noch immer, er werde kommen”.

 
   
Kann man definieren: Die Figur immer so gesehen haben, heißt: sie so gesehen,
& sie nie anders gesehen zu haben?
[9|8].12.
 
  /  
  “Aber erlebt man nicht die Bedeutung?” “Aber hört man nicht das Klavier?” Jede der beiden Fragen kann sachlich & begrifflich gemeint sein, d.h.: gebraucht werden. (Zeitlich, oder zeitlos.)

 
   
  “Aber ist der Ausdruck “die Bedeutung erleben” nicht der einzig natürliche Ausdruck? – Das könnte nur heißen: ist er nicht der, der uns spontan einfällt // kommt // ? // der, den wir spontan gebrauchen; ohne ihn gelernt zu haben; die primitive Äußerung des Erlebnisses?

 
   
  Und nun kommt die Frage: Aber erleben wir die Bedeutung nicht ‘ebenso’ wie z.B. Farben oder Töne? Und da müssen wir ˇnun die begrifflichen Unterschiede erklären // angeben // .
  Heißt nun diesen Unterschied angeben nicht den ˇangeben zwischen einem
76
Begriff wie ‘
Rot
Farbe
’ & einem wie ‘Bedeutung’ angeben? Ich meine: Wenn man angibt, da[ß|s] Wort Fa[R|r]ot’ werde so gebraucht, das Wort ‘Bedeutung’ so, – ist dann noch ein weiterer Unterschied anzugeben? ‒ ‒ ‒

 
   
⌊⌊[nicht gut, aber nützlich]⌋⌋ Ich will doch vom Bedeutungsblinden annehmen, er könne, wie wir, blitzartig seine Intention ändern. Er sagt “Ich will
jetzt ausgehen
das & das tun
”, plötzlich sagt er “Nein” & tut zuerst etwas anderes. Als er “Nein” sagte fiel ihm plötzlich ein, er wolle zuerst … tun. – Er sagte “Nein”; aber dachte er auch “Nein”?
  Dachte er eben nicht an jene andere
Sache
Angelegenheit
? Man kann sagen, er dachte an sie. Er mußte dazu aber weder laut noch im Stillen einen Gedanken aussprechen. – Er könnte freilich später die Absicht in einen Satz kleiden. Zur Zeit
des Wechsels mochte ihm ein Bild vorgeschwebt haben, oder aber er sagte nicht nur “Nein”, sondern irgend ein Wort, das Äquivalent eines Bildes. Wollte er etwa zuerst den Schrank zuschließen, so sagte er vielleicht “Der Schrank!”; wollte er erst die Hände waschen, so sah er sie etwa an & verzog das Gesicht. “Aber ist das Denken?” – Ich weiß es nicht. Sagt man denn in so einem Falle nicht, Einer habe sich etwas ‘überlegt’, er habe sich anders ‘benommen’?
  Aber muß er zu diesem Denken unbedingt eine Sprache beherrschen lernen? Könnte nicht ein ‘intelligentes’ Tier so handeln? Man hat es abgerichtet einen Gegenstand von dort & dort zu holen & ihn dorthin zu bringen. Es geht nun ohne den Gegenstand dem Ziel zu, kehrt plötzlich um (als hätte es gesagt
77
“Ach ich habe … vergessen!”) & holt den Gegenstand, etc.. Sähen wir so etwas, so würden wir sagen: es sei in ihm, in seinem Geiste, damals etwas vorgefallen. Und was ist denn in mir vorgefallen, wenn ich so handle? “Nicht gar viel” möchte ich sagen.
  Und was innen vorgeht, ist nicht wichtiger, als was außerlich, durch sprechen, zeichnen, etc., vorgehen kann. [Woraus Du lernen kannst, wie ˇdas Wort “denken” gebraucht wird.

 
   
  Denk Dir nun, Einer habe einen Bau aufzuführen mit Bausteinen oder ‘Mechano’. Er probiert nun verschiedene Stücke, versucht sie zusammenzupassen, macht vielleicht eine Skitze, etc., etc.. Nun sagt man, er habe bei dieser Tätigkeit gedacht! – Gewiß man unterscheidet so dies Tun von einem sehr anders gearteten. Aber ist es eine gute Beschreibung dieses Unterschieds zu sagen, in einem Falle gehe mit dem ma-
nuellen Tun noch etwas anderes einher? Könnte man etwa dieses Andere isolieren? , & es geschehen lassen ohne die übrige Tätigkeit?
  Es ist nicht wahr daß Denken eine Art Sprechen ist, wie ich einmal sagte. Der Begriff ‘Denken’ ist vom Begriff ‘Sprechen’ kategorisch verschieden. Aber natürlich ist das Denken keine Begleitung des Sprechens,
oder
noch
eine Begleitung irgendeiner andern Tätigkeit. // sonst irgendeines Vorgangs. //
  Das heißt: man kann zu z.B. den ‘Denkvorgang’ nicht unbegleitet vor sich gehen lassen. Er hat auch nicht Abschnitte, die den Abschnitten der andern Tätigkeit (des Redens z.B.) entsprechen. D.h.: wenn man von einem ‘Denkvorgang’ redet so ist er so, etwas wie das operieren (schriftlich oder mündlich) mit Zeichen. Das Schließen & Rechnen könnte man einen ‘Denkvorgang’ nennen.
78


 
   
  Es wäre auch nicht ganz falsch das Sprechen ‘das Instrument des Denkens’ zu nennen. Aber man kann nicht sagen der Sprechvorgang sei ein Instrument des Denkvorgangs; oder die Sprache gleichsam der Träger des Gedankens, wie etwa die Töne eines Lieds der die Träger der Worte sein ˇgenannt werden können.
[10|9].12.
 
   
  Man kann das Wort “denken” so verwenden, daß es, beiläufig gesprochen, ein Reden zu einem Zweck bezeichnet, d.h. also
:
,
ein Sprechen oder Schreiben, ein Sprechen in der Vorstellung, sozusagen ein ‘Kopfsprechen’.

 
   
  Man sagt “Überleg Dir, was Du sagen willst, ehe Du sprichst”. Eine Form dies zu tun, ist
:
,
sich die Rede leise vorsagen, oder aufschreiben & Korrekturen anbringen. Man sagt sich etwa einen Satz vor,
schüttelt den Kopf, sagt “Das ist zu lang”, oder “zu pompös” etc.; sagt den Satz wieder in einer andern Form.

 
  /  
  Man könnte vie etwa, was Denken ist, beschreiben, indem man den Unterschied zwischen einem geistesschwachen & einem normalen Kind, das zu denken anfängt, beschreibt. Wollte man etwa die Tätigkeit angeben, die der [n|N]ormale lernt, der Geistesschwache nicht lernen kann, man könnte sie nicht aus ihrem Benehmen herausklauben.

 
   
Wenn man nun jemandem sagte: “Wenn Du wissen willst, was Denken ist, vergleiche das Benehmen des Geistesschwachen mit dem des normalen Menschen” – so könnte er antworten: Denken ist doch nicht ein Benehmen! Und damit hatte er natürlich recht.
79


 
   
  Das Wort “denken” wird in gewisser Weise sehr anders gebraucht als z.B. “Schmerzen haben”, “traurig sein”, etc.: Man sagt nicht “Ich denke” als Äußerung eines Seelenzustands. Höchstens “Ich denke nach”. Laß mich in Ruh; ich denke über … nach”. Und damit meint man natürlich nicht” Laß mich in Ruh; ich benehme mich jetzt so & so.” Also ist Denken kein Benehmen.

 
   
  “Ich dachte ‘der Stab ist zu lang, ich muß einen andern probieren’.” – Als ich das dachte, sagte ich mir vielleicht gar nichts, – vielleicht ein oder zwei Worte. Und doch ist der Bericht wahr (oder mag wahr sein). // ist der Bericht nicht unwahr (oder kann doch wahr sein). Er hat eine Verwendung. Man sagt z.B. “Ja, ich hab ˇDir zugeschaut & hab mir gedacht, daß
Du Dir das gedacht hast”.

 
   
  Von unserm Bedeutungsblinden will ich nicht sagen, er könne nicht einen Satz (oder wenn du willst: ein Wort im Satz) zuerst so meinen, – dann, ohne etwas zu reden, den Sinn (oder die Bedeutung) ändern. Ginge ihm das ab, so wäre er etwa auf der Stufe Eines, der nicht sagen könnte “Als ich ihn kommen sah, änderte ich plötzlich meine Absicht dort & dorthin zu gehen”. Er wäre also etwas geistig zurückgeblieben. Nein; der Bedeutungsblinde müßte z.B. vor Gericht alle die Aussagen über sein Innenleben machen können wie wir; ich meine: er müßte seine Motive, Gedankengänge, seine Intentionen Absichten & ihre Schwankungen genau so berichten können, wie wir.
Überall also, wo
Wo also
‘meinen’ ein Intendieren ist, tut er's, wie jeder Andere.
80


 
   
  Wie ist es aber in der Sprachstunde? Der Sprachlehrer sagt “Wir kommen heute zum Wort ‘sondern’”. Der bedeutungsblinde Schüler denkt zuerst, das Zeitworts sei gemeint; dann, es sei gewiß das Bindewort. Ich glaube, diese Möglichkeit will ich gelten lassen. – Aber nicht die: Einer sagt ihm “Sprich das Wort ‘sondern’ aus & meine damit: das Zeitwort ‘absondern’”. & er tut was ihm geheißen wurde.

 
   
  Aber wie, wenn er am Anfang einer rein erfundenen Erzählung einen Satz schreibt, oder ausspricht, der zweierlei Deutungen fähig ist. Denk Dir die Erzählung finge an: “Er ging zur Bank.” – Nun kann ich natürlich so oder so fortfahren wollen. Hier wäre die
Auffassung
Meinung
also eine Intention.

 
   
  Denk Dir nun man sagte: “Sprich
den Satz ‘Er ging zur Bank’ & illustrier ihn im Geist // in der Vorstellung // zwei verschiedener Auffassungen gemäß! Könnte das der Bedeutungsblinde nicht tun? Warum nicht? er könnte die Illustrationen ja ˇvielleicht auch zeichnen; & dies könnte sogar eine Aufgabe für ˇdie Volksschule sein.

 
   
  Der Bedeutungsblinde hätte z.B. nicht das Gefühl, daß beim Aussprechen des Satzes in den verschiedenen Bedeutungen, das Wort Bank irgendwie anders klingt, sich anders anfühlt, oder dergleichen.

 
   
  Ganz unabhängig von diesem ‘Defekt’ wenn's einer ist, könnte nun der existieren, daß Leute nicht im Stande wären eine Figur einmal als das, einmal als das zu sehen. – Es ist nun eine ˇsehr wichtige Frage: wieviel der verliert, der in
81
diesem Sinne gestaltblind ist.
  Könnte er Vexierbilder auflösen? Oder würde ihm die Auflösung nicht plötzlich // mit einem Schlage // kommen? Oder könnte
er
der
ein Bild gar nicht für etwas halten, d.h., als Bild
dieses & dieses
eines bestimmten
Gegenstandes verstehen?

 
   
  Wenn er nun ein Bild als das eines Waldes versteht, & dann versteht er es als das Bild eines Menschen der in den Zweigen der Bäume hängt, – so hat sich doch für ihn der Aspekt geändert & er ist also nicht [A|a]spektblind.
  Es könnte aber z.B. sein, daß der Aspekt von seinem Willen unabhängig wäre, so daß er wohl einmal das Bild als Bild dieses Gegenstandes ein andermal als das Bild jenes Gegenstandes ausspricht, daß er uns mitteilt es sei das Bild eines Hasen, später etwa, es sei das Bild einer Ente – daß er aber den Wechsel nicht
auf Befehl hervorbringen kann & also das Bild wie zwei Bilder behandelt.

 
  ? /  
  “Der Mensch denkt, fühlt, wünscht, glaubt, will, weiß.” Das klingt wie einc ganz vernüftigerc Satzc Etwa So wie dieser: “Der Mensch zeichnet, malt, modelliert, baut in Stein.” oder: “Der Mensch kennt Seiteninstrumente, Blasinstrumente, …”
Der
Jener
erste Satz
ist
klingt wie
eine Aufzählung alles dessen, was der Mensch mit seinem Geiste tut. Aber so, wie man zum dem Satz über die Instrumente sagen könnte ˇdie Frage stellen kann: “Und kennt der Mensch nicht auch Instrumente, die aus ˇquiekenden Ratten bestehen? die ˇman hoch & tief quieken läßt?” & die Antwort darauf
lautet
wäre
: Nein – – so müßte man es zu der Aufzählung der Geistestätigkeiten auch eine Frage stellen können der Art geben: “Und können die Menschen nicht auch …?”

 
   
  Die Frage ist eben hier
10.12.
wieder: Was sind die Phänomene
82
die man so zusammenstellt?

 
  /  
  
Jemand
Wenn man z.B.
sagt: “Der Mensch hofft.”; [w|W]ie hätte man das naturgeschichtliche Phänomen zu beschreiben? – Man könnte z.B. ein Kind beobachten & warten bis es eines Tages Hoffnung
äußert
zeigt
; & man könnte dann sagen: “Heut hat es zum ersten Mal gehofft”. Aber das klingt doch etwas seltsam! Obwohl es ganz natürlich wäre zu sagen: “Heut hat es zum ersten Mal gesagt “Ich hoffe.” Und warum ist es seltsam? zu sagen “Heute hat es zum ersten Mal gehofft”? Man sagt doch nicht von einem Säugling er hoffe … , & man sagt es doch vom Erwachsenen. – Nun,
das
das
tägliche Leben wird nach & nach zu dem, worin ˇfür Hoffnung Raum ist.

 
   
  Ich habe in diesem Fall den
Ausdruck “eingebettet” gebraucht, gesagt die Hoffnung, der Glaube, etc. etc., sei in unserm Leben // sei im menschlichen Leben // in allen den Situationen & Reaktionen die das menschliche Leben ausmachen, eingebettet. Das Krokodil hofft nicht, der Mensch hofft. Oder: Vom Krokodil
kann man nicht sagen
sagt man nicht
, es hoffe; aber vom Menschen.
  Wie aber müßte sich ein Mensch verhalten, von dem man sagen würde, : er hoffe nie? – Die erste Antwort ist: Ich weiß es nicht. Eher könnte ich schon sagen, wie ein Mensch sich benehmen
müßte
würde
, der sich nie über irgend etwas freut; oder der nie erschrickt oder sich f vor nichts fürchtet.

 
   
  Furchtbenehmen bei Furchtanlässen (etc.) ist ein Phänomen unsres Lebens. Aber Furcht? – Nun, man könnte sagen, statt “Ich fürchte
83
mich”: “Das Phänomen der Furcht zeigt sich in mir”, wobei man nicht an das eigene Benehmen denkt. Könnte man dann aber im gleichen Sinne sagen: “Das Phänomen der Furcht zeigt sich in ihm”?

 
   
  Könnte man z.B. sagen: “Der Mensch glaubt, hofft, fürchtet sich, etc.; [I|i]ch, z.B., fürchte mich jetzt jetzt” –? Kann man also in sich eines dieser Phänomene entdecken? Die Frage wäre doch: Wie weißt Du, daß, was Du ˇjetzt in Dir findest, das Gleiche ist, wie das, was Du in Andern “Furcht” nennst? welchen Grund hast Du das Deine mit den andern zusammenzustellen? Oder (auch) so: Du machst einem Andern jene [m|M]itteilung ‒ ‒ ‒ unter welchen Umständen & zu welchem Zwecke? So vernünftig diese Mitteilung klingt, so sprachrichtig sie ist, – etwas stimmt hier nicht.
Es ist nicht nur, daß die Mitteilung überflüssig ist, weil Jeder das ohnehin weiß. Denken wir uns doch einmal einen Ignoranten ein Fr Wesen, dem dies erst mitgeteilt werden muß! Nun, eines kann ich mir denken: Ich sage einem: “Wohin immer Du reisen wirst, alle Menschen werden denken, fühlen, fürchten, hoffen etc..” (Dies mag wahr, oder falsch sein.) Diese Mitteilung wäre ähnlich der: “Wohin Du ˇauch kommst, die Menschen werden eine Sprache haben, eine Religion, ein Recht.”

 
  /  
   Wenn ich jemandem sage “Die Menschen, denken, fühlen … ”, so mache ich ihm, ˇscheint es, eine naturgeschichtliche Mitteilung. Kann es sie aber Sie soll ˇihm etwa den Unterschied des Menschen von den (verschiedenen) Tierarten zeigen. Kann er sie aber exemp[f|l]ifizieren, indem er sagt “Ja; ich selbst, z.B.
sehe
denke
jetzt”? Ist denn “Ich sehe … eine
84
naturgeschichtliche Mitteilung über mich? Würde es nämlich nicht ebensogut sein, wenn ich sagte “Ich sehe nicht”?

 
   
  “Der Mensch denkt, fürchtet sich, etc. etc.”: das könnte man etwa Einem antworten, der gefragt hat, welche Kapitel ein Buch über p Psychologie enthalten soll. Woher nehmen wir den Begriff “denken” den wir nun betrachten wollen? Aus der Alltagssprache. Was unsrer Aufmerksamkeit ˇals erstes ihre Richtung gibt ist das Wort “Denken”. Aber der Gebrauch dieses Worts ist verworren. Und wir können es nicht anders erwarten.
↻ Du mußt bedenken, daß “denken, z.B., ein Wort der Alltagssprache ist; es hat einen entsprechend verworrenen & komplizierten ˇGebrauch ˇVerwendung // & schwer zu übersehenden Verwendung. //

 
  /  
  Ich sage Einem: “Die Menschen denken.” Er fragt mich: “Was ist denken?” – Nun erkläre ich ihm den Gebrauch
dieses Worts.
des Wortes “denken
Aber ist danach jener erste Satz noch eine Mitteilung? [Könnte nicht eine Ameise so zu einer Ameise sprechen?] ¥
Und das läßts sich natürlich von allen psychologischen Verben sagen.
Ihre Verwendung ist nicht so klar, & ˇso leicht zu
übersehen
verstehen
, wie die der Wörter, die d[ie|er] Mechanik gebraucht z.B..

 
   
  Es ist mit diesen den psychologischen Wörtern etwa so, wie mit denen, die aus der Sprache des Alltags in die der Mediziner übergehen. (“Shock”)

 
   
  “Die Menschen denken, die
Heuschrecken
Seepferdchen
nicht.” Das heißt etwa: [D|d]er Begriff ‘denken bezieht sich auf das Leben der Menschen, nicht (auf das) der Seepferdchen Heuschrecken. – Und diese Mitteilung könnte man Einem machen, der das deutsche Wort “denken” nicht versteht &
etwa
vielleicht
irrtümlich glaubt, es beziehe sich auf etwas, was Heuschrecken tun. (Es [h|H]eiße z.B. soviel wie “stridulieren.”)

 
   
  “Heuschrecken denken nicht”. Wohin gehört das? – Ist es ein Glaubensartikel oder gehört es in die Naturgeschichte?
85
Wenn das letztere, so sollte es etwa ein Satz sein wie: “Heuschrecken können nicht lesen & schreiben.” Dieser Satz hat einen klaren Sinn, & wenn er vielleicht auch nie verwendet wird, so ist es doch leicht, sich eine Verwendung für ihn vorzustellen.

 
   
  “Eine Dampfmaschine hat einen Kreuzkopf, eine Dampfturbine nicht.” We[nn|m], in welchem Zusammenhang, würde man das sagen?

 
   
  “Kann ein Mensch verstehen was ‘lesen’ ist, es sei denn, er könne selber lesen; kann er verstehen, was ‘fürchten’ ist ohne Furcht zu kennen? , u.s.w.?” Nun, ein
Analphabet:
Mensch:
kann doch gewiß sagen, er könne nicht lesen, aber sein Sohn habe es gelernt.” Ein Blinder kann sagen, er sei blind & die Leute um ihn seien sehend. “Ja, aber meint er nicht doch etwas anderes mit
den Worten “blind” & “sehend”,
als
wie
der Sehende? Worauf beruht es, daß man das sagen will? Nun, wenn Einer nicht wüßte, wie ein Leopard ausschaut, so könnte er doch sagen & verstehen “Der Ort … ist sehr gefährlich, es gibt Leoparden dort”. Man würde aber doch ˇvielleicht sagen, er weiß nicht was ein Leopard ist, also nicht ˇoder nur unvollständig, was das Wort “Leopard” bedeutet, bis man ihn einmal ein solches Tier zeigt. Nun kommt es uns mit den Blinden ähnlich vor. Sie wissen, sozusagen, nicht, wie sehen ist. – Ist nun ‘Furcht nicht kennen’ analog dem ‘nie einen Leoparden gesehen haben’? Das will ich natürlich verneinen.

 
   
  Die Frage ist: Was für Sprachspiele kann, der die Furcht nicht kennt, eo ipso nicht spielen?
  Man könnte da ˇz.B. sagen: er würde einer Tragödie ohne Verständnis zuschauen. Und man könnte das
86
so erklären: Wenn ich den Andern in einer furchtbaren Lage sehe, auch wenn ich selbst gar nichts zu fürchten habe, so kann ich schaudern, aus Mitgefühl schaudern. Wer aber die Furcht nicht kennte, täte das nicht. Wir fürchten uns mit ihm, auch wenn wir nichts zu fürchten haben; & das ist es, was jener nicht kann. Wie ich mein Gesicht schmerzlich verziehe, wenn man dem Andern
Schmerz zufügt
weh tut


 
   
  Gut; aber wäre es nicht denkbar, daß Einer, der den Schmerz nie gefühlt hat, ihn in der Form des Mitleids dennoch empfände? Er würde also, was immer ihm geschähe nicht stöhnen, wohl aber, wenn einem Andern Schmerz zugefügt wird.
   Aber ob wir nun von Diesem sagen würden er habe Mitleid? Ob wir nicht sagen würden: “Es ist natürlich eigentlich kein Mitleid, weil er ja eigenen Schmerz gar nicht kennt” –?
Oder man könnte sich in so einem Fall denken, daß Leute sagten, diesem Menschen habe Gott ein Gefühl für das Leid, ˇdie Furcht, des Andern gegeben. So etwas würde man vielleicht eine Intuition nennen.
11.12.
 
   
  Warum soll ich nicht mich ˇfür einmal aus dem Spiele lassen? Also nur vom Denken, Fürchten, etc. der Andern reden?
  Nun ist es ganz verständlich, wenn mir Einer sagt: “Die Menschen raufen sich manchmal im Zorn die Haare aus”; auch dies: “Das Krokodil, wenn es freundlich ist, macht glucksende Tone in seinem Rachen. (Ich weiß dann, z.B., ich kann es streicheln, etc..) Nicht verständlich ist mir aber die Mitteilung: /“Die Menschen denken manchmal”. Wie habe ich gelernt, was “denken” heißt? – Es scheint, ich kann es nur gelernt haben, indem ich mit Menschen lebte. – Man könnte
87
sich freilich denken, daß
Einem
einem
das Leben der Menschen im Film vorgeführt würde, oder daß er das Leben nur beobachten, aber nicht mittun dürfte // nur beobachten dürfte, ohne mitzutun. // Er würde ihr Lebens dann etwa verstehen, wie wir das Leben der Fische verstehen; oder gar der Pflanzen. Von Lust & Leid etc. der Fische können wir nicht reden.

 
   
  Ich meine aber natürlich nicht: Er kann es, erfahrungsgemäß, nicht verstehen, wenn er das Leben nicht mitlebt (als sagte man: man kann Rudern nicht lernen, indem man bloß Andern be beim Rudern zuschaut) – sondern gemeint ist: ich würde von mir nicht (noch vom Andern) sagen, er verstünde die Lebensäußerungen, die ihm fremd sind. Und hier gibt es natürlich Grade.


 
   
  Wohl aber kann man sagen: Betrachte die Furcht, die Freude, das Denken, etc., der Menschen!
  Aber wie kommt es, daß ich hier “etc.” sagen kann? Ich muß also schon wissen, welche Erscheinungen gemeint sind. – Könnte ich aber nicht sagen: Das Denken kann man keine Erscheinung nennen; wohl aber kann man von ‘Erscheinungen des Denkens’ reden, & Jeder wird wissen, was für Erscheinungen da gemeint sind.

 
  /  
  Man kann offenbar sagen: “Denk an Zornanlässe & Zornerscheinungen (Zornbenehmen).
  Nenne ich aber den Zorn eine Erscheinung, so muß ich meinen Zorn, meine Zornerfahrung eine Erscheinung nennen. (Eine Erscheinung meines Innenlebens etwa.)
12.12.
 
  /  
  Sieh es einmal rein behaviouristisch
88
an: Jemand sagt: Der Mensch denkt, wünscht, freut sich, ist zornig, etc. Denk, es sei hier nur von gewissen Formen des Verhaltens bei gewissen Anlässen die Rede. Man könnte sich vorstellen, wer so vom Menschen redet, habe diese Verhaltungsweisen zuerst bei andern Wesen beobachtet & sage nun, beim Menschen ließen sich diese Erscheinungen auch beobachten. Das wäre also, wie wenn wir dies von einer Tierart sagten. ‒ ‒ ‒

 
   
  Ich habe das Gefühl, ich muß über die “psychologischen Erscheinungen” im allgemeinen schreiben. Sozusagen darüber wie die verschiedenen psychologischen Kategorien entstehen.

 
  /  
  Plötzlich lächle ich & sage … Als ich lächelte, war mir der Gedanke gekommen.
  Worin bestand er? Er bestand in gar nichts; denn das Bild, ˇoder Wort, etc., das
etwa auftauchte, war nicht der Gedanke.

 
   
  Ich möchte sagen: Das Innere kann nicht Phänomen sein; & das Äußere der “Phänomene” ist unvergleichbar verschieden.

 
  /  
  Ich
würde
möchte
gerne sagen: Die Psychologie hat es mit bestimmten Aspekten des menschlichen Lebens zu tun.
  Oder auch: mit gewissen Erscheinungen – aber die Wörter “denken”, “fürchten”, etc. etc. bezeichnen nicht diese Erscheinungen.
13.12.
 
   
  Ich rede davon “ als Spiegel- sehen oder als verschobenes ” – wie konnte ich mich denn überhaupt so verständigen? – Ja, es war einfach, zu erklären, wie das auf verschiedene Weise entstehen konnte. Aber damit er verstand, was “es so oder so sehen” hieß, mußte ihm etwa
dieser
der
Gebrauch des
89
Wortes “sehen” einleuchten.
  Er muß finden, daß dieser Ausdruck paßt, – & dafür gibt es eine grammatische Rechtfertigung. (Dauer des Sehens – Dauer des Denkens.)

 
  / ∫  
  “Wie ist es aber möglich, daß man ein Ding einer Deutung gemäß sieht?” – Die Frage stellt dies als ein seltsames Faktum dar; als wäre hier etwas in eine Form gezwängt worden, was eigentlich nicht hineinpaßt. Aber es ist hier kein Drücken & Zwängen geschehen.

 
  /  
Und nun ist das merkwürdige, daß man sozusagen, nicht weiß, was man tut, wenn man die Figur einmal als das, einmal als das ansieht oder sieht. Das heißt man ist
versucht
geneigt
, zu fragen “wie mache ich das?”, “was sehe ich eigentlich anderes?” Und darauf erhält man keine relevante Antwort. // man keine re[e|l][l|e]vante Erklärung zur Antwort. //


 
  /  
  Denn nicht das ist die Frage: was ich mache, wenn c, sondern welche Bedeutung es hat (dies könnte nur eine psychologische Frage sein) – sondern welche Bedeutung
die Äußerung
es
hat
:
,
was sich
aus ihr
daraus
entnehmen läßt // , welche Folgen sie hat. //

 
  /  
  Wer den Aspektwechsel nicht empfände, wäre nicht geneigt zu sagen: “Jetzt sieht es ganz anders aus!” oder “Es ist als hätte sich das Bild verändert!” & hat sich doch nicht verändert!” oder “Die Form ist gleichgeblieben & doch hat sich etwas verändert; etwas, was ich die Auffassung nennen möchte & was man sieht!” –

 
  ? /  
Etwas einmal als das, einmal als das sehen, könnte ein bloßes Spiel sein. Man redet zum Kind einmal in dieser Weise – etwa: “Jetzt ist es … ! jetzt … !”) – & es reagiert; ich meine, es lacht, macht nun verschiedene solche Übun-
90
gen (so als hätte man es
zuerst darauf
darauf
aufmerksam gemacht, daß die Vokale Farben haben). Ein anderes Kind empfindet weder diese Farben noch versteht es was mit jener Änderung (des Aspekts) gemeint ist.

 
  ? /  
  Wie aber, wenn man diesem Kind die Aufgabe stellte, die
Gestalt
Figur
in der Figur
aufzusuchen? (Dies könnte eine Aufgabe im ersten Unterricht der Kinder sein.) Könnte es die Aufgabe nicht lösen (oder die, eine Reihe verschiedener
Gestalten in jener Figur zu
Figuren in jener zu
finden), wenn es sich einer Aspektänderung nicht bewußt wird, nicht sagen möchte die Figur ändere sich irgendwie, werde zu einem andern Gebilde, oder dergleichen?

 
   
  Das Kind erkennt, daß eine Reihe verschiedener Beschreibungen auf die Figur anwendbar seien // Beschreibungen die Figur richtig beschreiben // . Aber muß es dazu im Stande sein,
einem wechselnden Gesamteindruck der Figur zu bekommen?

 
  /  
  Du sagst, der normale Mensch sähe die Figur
als zwei Kreise von einer geraden
durchschnitten
durchzogen
. Aber wie zeigt sich das? Wenn er die Figur etwa kopiert, soll ich sagen, es
zeige
zeigt
sich darin, wie er's tut? Wenn er die Figur mit Worten beschreibt, zeigt es sich darin, welche Beschreibung er wählt? Diese Wahl könnte durch die Bequemlichkeit der Darstellung bestimmt sein. Ja wenn des Kind auf verschiedene
Arten der Darstellung
// zeichnerische Wiedergabe //
Darstellungen
(Reihenfolgen der Striche) käme, wäre das unser Kriterium für den Wechsel des Aspekts? – Wenn es aber sagt “Jetzt ist es … , – jetzt … ”, wenn es redet, als sähe es jedesmal einen andern Gegenstand, dann werden wir sagen, es sähe die Figur auf verschiedene Weisen.

 
  /  
  Das Wichtige beim ‘Sehen’ ist, daß es
91
ein Zustand ist
, & ein solcher
, daß ein solcher Zustand
in einen andern umschlagen kannc.
   Aber wie weiß ich, daß er in so einem ˇsolchen Zustandc ist
?
,
nicht also in einem, der einer Disposition vergleichbar ist, wie das Wissen, ˇdas Verstehen, oder
eine
die
Auffassung. Was ist das logische Charakteristicum so eines Zustands?

 
  /  
  Denn, daß es Unsinn ist zu sagen, man erkenne ihn eben als solchen, wenn man ihn habe, ist Unsinn. Denn woran erkennt man ihn? Das Kriterium der Identität.)

 
  /  
  Ich will von einem ‘Bewußtseinszustand’ reden, & das Sehen eines bestimmten Bildes, das eines bestimmten Bildes, das Hören eines Tons, eine Schmerzempfindung, Geschmacksempfindung, etc. so nennen. Ich will sagen: Glauben, Verstehen, Wissen, Beabsichtigen, u.a. seien nicht Bewußtseinszustände. Wenn ich diese letzteren für einen Augenblick “Dispositionen” nenne, so ist ein wichtiger Unterschied zwischen Dispotionen & Bewußtseinszu-
ständen, daß eine Disposition durch eine Unterbrechung des Bewußtseins, oder ˇeine Verschiebung der Aufmerksamkeit nicht unterbrochen wird. ˇ(Und das ist natürlich keine kausale Bemerkung) Man sagt wohl überhaupt kaum, man habe etwas seit gestern “ununterbrochen” geglaubt, oder verstanden, eine Unterbrechung des Glaubens wäre aber nur eine Periode des Unglaubens, nicht aber z.B. die Abwendung der Aufmerksamkeit von dem Gegenstand des Glaubens // von dem Geglaubten // , oder z.B. der Schlaf.

 
   
  Ich weiß nicht, ob
dies
das
die beste Art & Weise ist, den Unterschied zu erklären zwischen dem, was man für die von Dispositionen & die von Bewußtseinszuständen “untertrockene Dauer” nennen kann.

 
  /  
  Der Unterschied zwischen ‘
knowing
believing
’ & ‘being aware of’.
14.12.
 
   
  “Aber wie kann man Einem erklären
92
wollen, was ein Bewußtseinszustand ist? Es ist ja eben das, was nur er selbst // was jeder nur selbst // in sich kennen kann!” (Aber wie, wenn auch er's immer wieder falsch wiedererkennt? “Das heißt nichts; denn identisch ist hier, was er für identisch hält.” – Aber wie weiß ich dann, ob er es wirklich für identisch hält, & was für ihn ‘identisch’ bedeutet?)

 
  /  
  Das ist wohl der Punkt an dem man sagt, man könne dem Andern eben nur die Form mitteilen, nicht aber den Inhalt. – So redet man also zu sich selbst über den Inhalt! & was heißt das? (Wie ‘beziehen’ sich meine Worte auf den mir bewußten Inhalt?) & zu welchem Zweck?)

 
  /  
  Wir ziehen in diesen Betrachtungen oft, was man ‘Hilfslinien’ nennen kann. Wir machen Konstruktionen, – wie den wie die des ‘seelenlosen Stamms, – die am
Schluß aus der Betrachtung herausfallen. Daß sie herausfielen mußte gezeigt werden.

 
  /  
  “Schmerz ist ein Bewußtseinszustand, Verstehen nicht.” – “Nun, ich fühle eben das Verstehen nicht!” – Aber diese Erklärung tut's nicht.
 Es wäre auch keine Erklärung, zu sagen: Was man in irgend einem Sinne fühlt, ist ein Bewußtseinszustand. Das hieße ja nur: Bewußtseinszustand = Gefühl. (Man hätte nur ein Wort durch ein anders ersetzt.)

 
   
  (Der Unterschied der beiden Zustandsarten ist zu vergleichen dem zwischen de[m|n] Zust[a|ä]nden der Geschwindigkeit eines Körpers & de[m|s] Gewichts eines Körpers.)

 
   
  Der Schmerz hat einen Ausdruck &, beiläufig gesprochen, kann man die Dauer des Schmerzes nach der Dauer seines Ausdrucks beurteilen.
93


 
   
  Das Sehen eines grünen Kreuzes hat keinen primitiven Ausdruck.

 
   
  Es ist hier noch etwas in meiner Darstellung ganz unklar.

 
  /  
   ∣ Beobachte Dich beim Schreiben, & wie die Hand die Buchstaben formt, ohne daß Du es eigentlich veranlaßt. Du fühlst wohl etwas in Deiner Hand, allerlei Spannungen & Drücke, aber das die dazu nötig sind diese Buchstaben zu erzeugen, davon weißt Du nichts. ∣

 
   
  Beim Sehen gibt es etwas wie ein ständiges Beobachten.

 
  /  
  Ich habe einmal von einem Stammbaum der psychologischen Begriffe gesprochen: ich könnte auch von einer Reihenfolge sprechen, in welcher man sie besprechen, ihre Zusammenhänge erklären muß. Diese Reihenfolge ist mir noch nicht
klar; insbesondere nicht ihr Anfang.
16.12.
 
   
  Das Wort “echte Dauer” für die Bewußtseinszustände ist nicht schlechter weil man sagen möchte, daß sie wirklich andauern, während dagegen ˇseelische Dispositionen ˇdes Geistes uns wie ˇbloße ‘Konstruktionen’ erscheinen.

 
  /  
  Man könnte statt von ‘echter Dauer’ auch von ‘wirklicher Dauer’ reden.

 
  /  
  Aber was
unterscheidet
ist der Unterschied
wirklich von nicht wirklich? Und das, möchte man sagen, la[ß|ss]e sich nicht erklären. Man geht es aber eben verkehrt an. Nämlich so, als sähe man es selbst, sei sich dessen, was es ist, selber bewußt, als wisse man von sich (
her
aus
), daß, was, was der Andere Röte // rot // nenne eine wirkliche Erfahrung sei. (Wenigstens, wenn er das gleiche erfahre, wie ich).

 
  /  
  Wo es echte Dauer gibt, da kann
94
man Einem sagen: “ˇMerk auf & [G|g]ib mir ein Zeichen, wenn es (das Bild, das Geräusch etc.) sich ändert.
  Es gibt da überhaupt ein Aufmerken. Während man nicht auf das Vergessen des Gewußten u. dergl. mit der Aufmerksamkeit verfolgen kann.

 
   
  Ich gehe da[ß|s] Problem aber noch nicht ganz richtig an. Es ist, als wollte ich ein impressionistisches Bild malen, wäre aber noch zu befangen in der alten Malweise &
malte daher trotz allen Bemühens immer noch
wollte daher noch immer malen
, was man nicht sieht.
  Ich
trachte
gehe
z.B. weit mehr in's Detail zu gehen, als ich müßte & sollte.
17.12.
 
   
  Was ich hier tue, ist eigentlich auf Sprachspiele hinzuweisen, die den Unterschied der Begriffe demonstrieren.

 
  /  
  Denk an das Sprachspiel: Bestimme mit der Stopuhr, wie lange der Eindruck
dauert. Man könnte so nicht, die Dauer des Wissens, Könnens, Verstehens bestimmen.

 
  /  
  “Aber die Verschiedenheit
zwischen
von
Wissen & Hören liegt doch nicht einfach in so einem Merkmal wie die Art ihrer Dauer. Sie sind doch ganz & gar grundverschieden!” Freilich[;|.] [a|A]ber man kann eben nicht sagen: “Wisse & höre
:
,
& Du wirst den Unterschied merken!”

 
  /  
  Man kann nicht das Wissen & das Hören betrachten & sehen, wie verschieden sie sind. Wie man nicht das Ficht[H|h]olz &
einen
den
Tisch betrachten kann, um ihre Verschiedenheit zu begreifen // um einen Eindruck von ihrer Verschiedenheit zu kriegen. //

 
  /  
  Wenn ich, um ˇmir den Unterschied der Begriffe ‘Wissen’ & ‘Sehen’ vorzuführen, das Sprachspiel mit der Stopuhr z.B.
anwende
verwende
, // vom Sprachspiel mit der
95
Stopuhr z.B. Gebrauch mache, //
, so macht dies allerdings den Eindruck, als
zeigte
mache
ich eine sehr fadenscheinige unwichtige // dünn // // schmächtige // Unterscheidung, wo ˇdie wirkliche doch unermesslich groß ist. // so macht dies freilich den Eindruck, als zeigte
ich bloß eine fadendünne Unterscheidung
ich eine äußerst dünne Unterscheidung
, wo die wirkliche doch enorm ist. //
  Aber dieser enorme Unterschied liegt eben darin (so möchte ich immer sagen), daß die beiden Begriffe ganz anders in unsern Sprachspielen eingebettet sind. Und der Unterschied ˇauf den ich aufmerksam machte, war eben nur ein Hinweis auf diese große durchgehende Verschiedenheit.

 
  /  
  Das Kind lernt “Ich weiß das jetzt” & “Ich höre das jetzt”; aber Gott! wie verschieden die Anlä[ß|sse], die Anwendung, Alles! Wie kann man den Gebrauch überhaupt vergleichen? Es ist schwer, zu sehen, wie man sie zusammenstellen soll, um (ihre) Unterschiede anzugeben.
  Wo der Unterschied so groß
ist, da ist es schwer auf
eine Unterscheidung
einen Unterschied
hinzuweisen. // schwer einen Unterschied anzugehen. //

 
   
  Denk Dir einfache Sprachspiele mit den Worten “Ich
sehe
höre
” & “Ich verstehe”. ⌊⌊⌋⌋ Im
ersten
einen
Fall würde man z.B. Eine[n|r] abrichten abgerichtet zu melden, wann ein gewisser Gegenstand seine Farbe wechselt. Die Meldungen wären etwa “Ich sehe rot”, “Ich sehe grün”, etc.. Auch den zweiten Fall kann man sich ausmalen. – Und nun werden Sehen & Verstehen seelische Zustände genannt & es wird gefragt, worin der begriffliche Unterschied liegt. – Was soll ich da antworten? Ich könnte etwa darauf hinweisen, in welchen Sprachspielen man sie diese Wörter verwendet. Ich kann aber doch den Unterschied in der Verwendung nur andeuten, weil ich eben auch die Verwendungen nur skitzieren kann. // eben auch von der Verwendung ⌊⌊/⌋⌋ nur eine Skitze geben kann. // Ich kann sagen “So, & ähnlich wird dieses Wort ver-
96
wendet, so & ähnlich jenes.” Die Vergleichbarkeit ist schwer zu sehen; nicht der Unterschied.

 
   
  Halt Dir eine philosophische Frage vom Leibe.

 
   
   ∣ Welche närrische Frage: “Was geht Einem ab, der das nicht kann?” (Bedeutungsblindheit) Man will ja nicht die kausalen Folgen dieses Mangels
erkennen.
kennen lernen.
Also, möchte man glauben, die Antwort müßte sein: “Daß er das nicht kann.” Was wir aber hören möchten, ist: was für Mängel diesem verwandt zu nennen wären. Die Frage ist eine über begriffliche Ähnlichkeiten & Unähnlichkeiten. ∣

 
   
∣ Wer zu viel weiß, für den ist es schwer nicht zu lügen. ∣

 
   
   ∣ Wenn meine Umgebung alles // alles was ich sehe // einfärbig wäre, könnte ich ein Farbwort gebrauchen lernen? Hätte ich Anlaß es zu gebrauchen?| Könnte ich also sagen, es sei alles einfärbig? ∣
 
   
  [Ich habe eine solche Angst davor, daß jemand im Hause Klavier spielt, daß ich, wenn es geschehen ist & das Klimpern aufgehört hat, noch eine Art Haluzination habe, als ginge es weiter. Ich kann es dann ganz deutlich hören, obwohl ich weiß daß es nur noch in meiner Einbildung ist.]
18.12.


 
   
  Wir aber reden
dachten
denken
nicht an ‘sehen’ & ‘verstehen’, sondern an den Unterschied zwischen Bewußtseinszuständen & Dispositionen im Allgemeinen. Wir müßten uns also auf etwas besinnen, was allen Bewußtseinszustanden gemeinsam ist & sie alle von Dispositionen unterscheidet.

 
  /  
  Der gemeinsame Unterschied aller ↻Bewußtseinszustände von den Dispositionen scheint mir zu sein, daß man sich nicht durch Stichproben überzeugen muß, ob sie noch andauern.

 
   
  Wie soll ich es nennen, wenn man
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den Glauben, die Erwartung, für eine Vorbereitung des Organismus, des Nervensystems, auf ein Ereignis der Außenwelt hält; oder wenn man ˇdenkt die Absicht für sei ein Erlebnis hält, weil eine Vorstellung des Beabsichtigens den Entschluß begleiten konnte, & dergl.?
  Es ist eine Vermengung der Kategorien. Ein nicht-[u|U]nterscheiden der Begriffsarten & Hinneigen ˇdazu, eine bestimmte Begriffsart für alle andern zu substituieren. Ein nicht Verstehen unserer Sprachlogik. Ein Mißverstehen der Begriffe. Ein begriffliches Mißverständnis.
  Gewisse Begriffsarten sind uns leichter verständlich als andere, sind in gewissem Sinne primitiver & müssen nun überall zur Erklärung herhalten.

 
   
  Mir fehlt hier eine gute, bündige Ausdrucksweise. Ich bin undeutlich, mein Sinn trüb, hie & da aufflackernd.



 

Editorial notes

1) Arrow pointing back to dot in triangle.

2) See facsimile; line connecting this remark with the following one.

3) See facsimile; Wittgenstein writes "Wallnuß".

4) See facsimile; line connecting this remark with the following one.

5) See facsimile; line connecting this remark with the following one.

6) See facsimile; line connecting this remark with the following one.

7) See facsimile; line connecting this remark with the following one.