Dieses Buch kann allerdings gekürzt werden, aber es ist sehr schwer es richtig zu kürzen. Diese Bemerkung bezieht sich nicht auf den Versuch einer Umarbeitung”.







 
   
    Philosophische           Bemerkungen                

        XI.


     Fortsetzung von Band X.




1
 
   
14.12.33.
   Das1 Bild sagt mir also sich selbst.
     Und daß es mir etwa sagt wird etwa darin bestehen, daß ich in ihm Gegenstände in irgend einer charakteristischen Gruppierung wierdererkenne. (Wenn ich sage: “ich sehe in diesem Bild einen Tisch”, so charakterisiert das, wie gesagt, das Bild in einer Weise, die nichts mit der Existenz eines ‘wirklichen’ Tisches zu tun hat. “Das Bild zeigt mir einen Würfel”, kann z.B. heißen: es enthält die Form .)


 
   
  Wir sind geneigt zu denken, es gäbe ein bestimmtes Phänomen des Wiedererkennens, das Ding als das zu erkennen. Aber als was? Als das, welches diesen Namen hat? oder so gebraucht wird? Denn ‘das Ding als sich selbst erkennen’ heißt nichts. Die Idee, die uns da vorschwebt, ist die des Vergleichs zweier Bilder; es ist als trügen wir ein Bild des Gegenstandes mit uns herum, & wenn wir ihn wiedersehen & wir erkennen einen Gegenstand als den, welchen das Bild
zeigt
darstellt
. Es ist uns so, als ob unser Gedächtnis so einen Vergleich vermittelte; indem es uns ein Bild des früher gesehenen aufbewahrt oder uns erlaubt in die Vergangenheit zu
schauen
sehen
, (so)-daß wir jedes Bild, oder das in der Vergangenheit [g|G]eschaute, das was uns das Gedächtnis zeigt, mit dem gegenwärtig [g|G]esehenen vergleichen können. ˇAber Wwenn wir die Gegenstände die uns umgeben & die wir unzählige Male gesehen
2
haben nicht als fremde sondern als wohlvertraute behandeln, ja sogar wenn wir auf eine Frage etwa antworten “ja, diesen Tisch kenne ich
wohl
gut
, ich bin immer ich sehe ihn täglich”, so geht hier kein Vergleich zweier Eindrücke (eines Erinnerungsbildes & der Wirklichkeit) vor sich. Ja, nicht einmal dann, wenn wir sagen “ich erinnere mich, daß diese Farbe gestern etwas heller war”, es sind auch da in den meisten Fällen nicht zwei Eindrücke.


 
   
    Ich leugne natürlich nicht, daß es Phänomene des Wiedererkennens gibt[. W| (w]enn wir, z.B., sagen: “das ist dasselbe Kästchen, das ich vor Jahren dort gesehen habe”) auch nicht, daß unter den Phänomenendes Wie , die wir “Wiedererkennen” nennen,
dasjenige
das
ist, ein Vorstellungsbild mit der Wirklichkeit ˇzu vergleichen. ∣ Wenn aber jemand auf meinen Schreibtisch zeigt & ˇman mich fragt: “hast Du
Deinen Schreibtisch
ihn
wiedererkannt,
als
wie
Du ihn heute früh
nach dem Aufstehen
früh wieder
gesehen hast
wie Du heute morgens in Dein Zimmer getreten bist?” so
würde
werde
ich
wohl
zwar
sagen “gewiß!” und doch ist es irreführend, das was sich da abgespielt hat ein “Wiedererkennen” zu nennen. Gewiß, der Schreibtisch war mir nicht fremd, ich war nicht überrascht ihn zu sehn, wie ich es gewesen wäre wenn ein andrer dagestanden hätte oder gar ein ˇfremdartiger Gegenstand. desgleichen ich noch nie gesehen hätte.


 
   
    Der Anblick meines Zimmers, einer Straße2
3
voll Menschen, einer Landschaft mit Häusern & Bäumen ist mir wohlvertraut.
¥
⋎ S. 5 A



 
   
  “Was heißt es: ‘dieser Gegenstand ist mir wohlbekannt?” – “Nun, ich weiß daß er ein Tisch ist.” Das kann u.a. ˇaber alles mögliche heißen, ˇu.a.: “ich weiß, wie er gebraucht wird”, “ich weiß daß, ˇer sieht wie ein Tisch aus wenn man ihn aufklappt.“, er wie ein Tisch aussieht“, etc. “ich weiß, daß man das einen ‘Tisch’ nennt”.


 
   
Was ist das Wesens des ‘wohlbekannt Sseins’? Worin besteht es, daß ein Anblick mir wohlbekannt ist? (Schon diese Frage ist eigentümlich; sie klingt nicht wie eine grammatische Frage.)
     Ich möchte sagen: “Ich sehe was ich sehe. Und die Wohlbekanntheit kann nur darin liegen, daß ich in dem Anblick ruhe.


 
   
  “Ich sehe, was ich sehe”, das sage ich darum, weil ich nicht benennen will, was ich sehe. Ich will nicht sagen, “ich sehe eine Blume”, denn das setzt ein Sprachübereinkommen voraus & meine Ausdrucksweise will sich nicht auf die Geschichte des Eindrucks beziehen.


 
   
   Ja, wenn ich sage das Wohlbekanntsein bestehe darin, daß ich erkenne, was ich
4
sehe // daß ich erkenne, was das ist was ich sehe // .
ich sehe eine Blume, so
sehe … so an
wende ich die Sache nun so
, : das Aussprechen das Aussprechen der Worte des Erkennens “das ist eine Blume” ist eine Reaktion auf den Anblick; man kann aber nicht sagen, es sei das Kriterium des Erkennens, daß ich den Gegenstand richtig benenne; vielmehr muß es nun heißen, das Erkennen ist dadurch charakterisiert, daß ich bei dem Anblick des Gegenstandes eine Lautverbindung ausspreche, etwa mit gewissen Empfindungen, ausspreche. Denn daß diese Lautverbindung das richtige deutsche Wort ist, ja überhaupt ein Wort einer
existierenden
bestehenden
Sprache, liegt nicht in der Erfahrung beim Aussprechen.


 
   
  Das Wohlbekanntsein bestehe darin, daß ich erkenne, : was ich sehe sei eine Blume. Ich sehe sage nun die Sache so an: Das Aussprechen der Worte des Erkennens “das ist eine Blume“ ist eine die Reaktion ˇdes Erkennens auf den Anblick (des Gegenstandes); ich sage aber nicht, das Kriterium des Erkennens sei ist nicht, daß ich den Gegenstand richtig benenne, sondern daß ich bei seinem Anblick eine Lautverbindung mit bestimmtem Erlebnis ausspreche. Denn daß die Lautverbindung das richtige deutsche Wort ist, oder überhaupt ein Wort einer bestehenden Sprache liegt nicht in dem Erlebnis beim Aussprechen.

5
 
   



  ˇ[Zu S. 3]
A Prüfe: “Wohlbekannt ist das, wovon ich weiß, was es ist”.



 
   
  Ich will alles ‘Geschichtliche’ aus meiner Betrachtungsweise des Bekanntseins ausschalten. Es bleiben dann Eindrücke (Erlebnisse, Reaktionen), & auch wo die Sprache in unsere Erfahrungen eintritt betrachten wir sie nicht als bestehende Einrichtung.


 
   
Die Multiplizität des Wohlbekanntseins, wie ich es verstehe, ist also die des Ruhens in einem Anblick. Es könnte darin bestehen daß mein Blick auf dem Gegenstand nicht unruhig (suchend) umherschweift, daß ich den Aspekt des Gesehenen nicht wechsle sondern
sogleich einen Aspekt ergreife & festhalte.
mich in einem Aspekt niederlasse & bleibe.



 
   
  Ich sehe das Bild eines dicken Rockes & habe ein Gefühl der Wärme & Behaglichkeit, ich sehe das Bild einer winterlichen Landschaft & friere. Diese Reaktionen, könnte man sagen, sind durch frühere Erfahrung gerechtfertigt. Aber wir bekümmern uns jetzt nicht um die Geschichte unserer Erfahrungen & also auch nicht um eine solche Rechtfertigung.
6
 
  ∕∕  



    Niemand wird sagen, daß jedesmal wenn ich in mein Zimmer komme, in die altgewohnte Umgebung, sich ein Wiedererkennen alles dessen was ich sehe, & hundertemale gesehen habe, abspielt.


 
   
  Wenn wir an unser Verstehen eines Bildes etwa eines Genrebildes denken, so sind wir vielleicht geneigt anzunehmen, daß es da ein bestimmtes Phänomen des Wiedererkennens gibt & wie die gemalten Menschen als Menschen, die gemalten Bäume als Bäume erkennen, etc.
    Aber vergleiche ich den beim Anblick eines Genrebildes die gemalten Menschen mit wirklichen, etc.?
    Soll ich also sagen ich erkenne die gemalten Menschen als gemalte Menschen? & Und also auch die wirklichen Menschen als wirkliche?


 
   
  Freilich gibt es
das
ein
Phänomen des Erkennens, wenn wir, etwa nach einem Vorgang des Suchens, eine Zeichnung als die Darstellung eines Menschen erkennen; aber was sich hier abspielt geschieht eben nicht, wenn ich die Zeichnung sogleich als die Darstellung eines Menschen sehe.

7
 
   



    
Das Bild
Der Anblick
einer
der
menschlichen Gestalt      sowie die menschliche Gestalt selbst sind uns wohlvertraute Gegenstände. Von einem Wiedererkennen aber ist hier keine Rede.


 
  ∕∕  
  Von den Vorgängen, die man “Wiedererkennen” nennt haben wir leicht einen falschen Begriff; als bestünden sie das Wiedererkennen immer darin daß wir zwei
Eindrücke
Bilder
mit einander vergleichen. Es ist als trügen wir ich ein Bild des eines Gegenstandes mit uns bei mir & agnoszierte danach einen Gegenstand als den, welchen das Bild darstellt. Unser Gedächtnis scheint uns so einen Vergleich zu vermitteln, indem es uns ein Bild des früher Gesehenen aufbewahrt oder uns erlaubt (wie durch ein Rohr) in die Vergangenheit zu blicken.


 
   
In den meisten Fällen des Wiedererkennens findet kein solcher Vergleich statt.
  Jemand kommt mir auf der Gasse entgegen dessen Gesicht meinen Blick auf sich zieht; vielleicht frage ich mich “wer ist das?”; plötzlich ändert sich der Aspekt des Gesichtes in bestimmter Weise, “es wird mir bekannt”; ich lächle gehe auf ihn zu & begrüße ihn beim Namen; jetzt reden wir von ˇder vergangenen Zeit & dabei schwebt mir vielleicht auch ein Erinnerungsbild ˇvon ihm vor, & ich
8
sehe ihn
ich sehe ihn in einer bestimmten Situation.


 
   
    Man sagt vielleicht: hätte ich nicht sein Bild in der Erinnerung bewahrt, so könnte ich ihn nicht erkennen. Aber hier gebraucht man eine Metapher, oder ˇman spricht eine Hypothese aus.


 
   
  Man könnte sagen: “
der Anblick
sein Gesicht
war erinnerungsbetont”.


 
   
  Man sagt auch: “wir könnten Worte gar nicht gebrauchen, wenn wir nicht sie & die Gegenstände die sie bezeichnen wiedererkennten”. Wenn wir die Farbe Grün nicht als solche wiedererkennten (wohl wegen Mangels an Gedächtnis), so könnten wir also das Wort “Grün” nicht anwenden. Aber haben wir den irgend eine Kontrolle dieses Wiedererkennens, so daß wir wissen daß es auch wirklich ein Wiedererkennen ist? Wenn wir von einem Wiedererkennen reden, so meinen wir, daß wir etwas als das erkennen, was es, nach andern Kriterien, wirklich ist. “Erkennen” heißt: erkennen, was ist.


 
   
   Die Wohlbekanntheit bestätigt den
Anblick
Aspekt
ohne ihn aber mit etwas [a|A]nderem zu vergleichen. Sie stempelt ihn gleichsam ab.
9


 
   



      Anderseits möchte ich sagen: “was ich hier vor mir sehe, ist doch nicht irgend eine Form, die ich auf bestimmte Weise sehe, sondern es sind eben meine Schuhe, die ich kenne. Aber hier bekämpfen sich eben zwei Ausdrucksweisen.

 
  ∕∕  
  Diese Form, die ich sehe – möchte ich sagen – ist nicht einfach eine Form, sondern sie ist eine von den mir bekannten Formen; sie ist eine im vorhinein ausgezeichnete Form. Sie ist eine von den Formen deren Bild schon früher in mir war & nur weil sie so einem Bild entspricht, ist sie die wohlbekannte Form. (Ich trage gleichsam einen Katalog solcher Formen mit mir herum & die Gegenstände die dort abgebildet sind, sind dann die wohlbekannten.)

 
  /  
  Aber daß ich das Bild schon früher mit mir herumgetragen habe wäre nur eine kausale Erklärung des gegenwärtigen Eindrucks. Es ist, als sagte man: diese Bewegung geht so leicht, als wäre sie eingeübt worden.
    Und es ist ja nicht so sehr als [V|v]ergliche ich den Gegenstand mit einem neben ihm stehenden Bild sondern als deckte er sich mit dem Bild. Ich sehe also nur Eines & nicht zwei.


10
 
  ∕∕  
  Man sagt: “[D|d]ieses Gesicht hat einen ganz bestimmten Ausdruck”, & sucht etwa nach Worten, die ihn charakterisieren.


 
  ∕∕  
  Hier ist es leicht in jene Sackgasse des Philosophierens zu geraten, wo man glaubt die Schwierigkeit der Aufgabe liege Er darin, daß schwer
erhaschbare Erscheinungen
Erhaschbares
, die schnell entschlüpfende gegenwärtige Erfahrung, oder dergleichen, von uns beschrieben werden sollten. Wo die gewöhnliche Sprache uns zu roh erscheint; & ˇes scheint als haben wir es nicht mit den Phänomenen ˇzu tun, von denen der Alltag redet, zu tun zu haben scheinen, sondern “mit den leicht entschwindenden, die mit ihrem Auftauchen & Vergehen jene ersteren annähernd erzeugen.”.


 
   
Und da muß man sich daran erinnern, daß alle die Phänomene, die uns nun so merkwürdig vorkommen, die ganz gewöhnlichen sind, die, wenn sie geschehen, uns nicht im geringsten auffallen. Sie kommen uns erst in der seltsamen Beleuchtung, die die merkwürdig vor, die wir ˇnun auf sie werfen, wenn wir philosophieren.


 
   
“Das Bild sagt mir sich selbst”, möchte ich sagen. D.h., daß es mir etwas sagt, liegt besteht in seiner eigenen
11
Struktur in seinen Formen & Farben.
    So ein Fall wäre es z.B., wenn der Satz “es sagt mir etwas” oder “es ist ein Bild” hieße: es zeigt irgend eine Kombination von Würfeln & Zyllindern.


 
   
  “Es sagt mir etwas” kann heißen: es erzählt mir etwas, es ist eine Erzählung

 
   
  Es sagt mir sich selbst, wie ein Satz, eine Erzählung mir sich selbst sagt.

 
   
  Ist denn der Begriff des erzählenden Bildes nicht ähnlich dem des Genrebildes (oder Schlachtenbildes). Und wenn ich beschreiben wollte, was ein Schlachtenbild ist, so brauchte ich mich nicht auf eine Realität außerhalb des Bildes zu beziehen sondern nur von gemalten Menschen, gemalten Pferden, ˇgemalten Kanonen etc zu reden.


 
   
“Das Bild sagt mir etwas”: es gebraucht, sozusagen, Worte[.|;] Ich vergleiche das Hier hier sind Augen, Mund, Nase, Hände, etc. etc.. Ich vergleiche das Bild mit einer Kombination sprachlicher Formen.


 
  /  
Aber das System der Sprache ist nicht von der Kategorie
eines
des
Erlebnisses. & [e|E]in Erlebnis Das typische Erlebnis beim Gebrauch eines Systems nicht das System.
12
(Vergleiche: Bedeutung des Wortes “oder” & Oder-Gef Oder-Gefühl.)


 
   
  “Jetzt sagt mir diese Zeichenfolge etwas; früher, ehe ich die Sprache lernte, hat sie mir nichts gesagt”. Nehmen wir an wir
meinen
meinten
damit, daß der Satz jetzt
mit einem bestimmten Erlebnis gelesen wird.
einen bestimmten Eindruck auf mich macht.
Gewiß, diese Zeichenfolge hat, ehe ich die Sprache verstehen lernte, nicht
diesen Eindruck gemacht.
diesen Eindruck auf mich hervorgebracht.
Der Eindruck ist natürlich, wenn wir vom Kausalen absehen vom System der Sprache ganz unabhängig. – Und nun wehrt sich etwas in mir dagegen, zu sagen:: daß der Satz etwas sagt, besteht darin, daß er mir diesen Eindruck macht.
   “Etwas ist ein Satz nur in einer Sprache”, will ich sagen.


 
   
  ‘Sprache’, das sind doch die Sprachen. Auch solche die ich nach Analogie bestehender erfinde. Die Sprachen sind Systeme.


 
   
“Ein Satz ist ein Satz einer Sprache”, Aber das heißt eben,: “Sätze” nenne ich Glieder der Sprachen.

 
   
Aber achten wir auf den Gebrauch des Wortes “deutsche Sprache”, sonst fragen wir etwa: “Was ist die Sprache? alle ˇihre Sätze die je
13
gesprochen worden sind? ˇ[D|d]ie Klasse [I|i]hrer Regeln ˇ& Wörter? etc. etc..” Was ist das System? Wo ist es? Was ist das Schachspiel? alle Partien? Das Regelverzeichnis?

 
   
Satz ist das Glied einer Sprache”. “Es ist doch offenbar die Kombination von Wörtern die auch anders kombiniert werden
können
könnten
, was den Satz ausmacht”. D.h. aber: was ihn für mich ausmacht. So betrachte ich die Sprache

 
   
Wir wollen eben auf das System der Sprache achten.

 
  ∕∕  
  Gewiß, ich lese eine Geschichte & kümmere mich den Teufel um ein System der Sprache. Ich lese einfach, habe Eindrücke, sehe Bilder vor mir, etc.. Ich lasse die Geschichte an mir vorüberziehen wie Bilder, wie eine Bildergeschichte. (Damit will ich natürlich nicht sagen, daß jeder Satz in mir ein visuelles Bild oder mehrere hervorruft, & daß das etwa der Zweck
des
eines
Satzes sei.)


 
  ∕∕  
  Denken wir uns eine Bildergeschichte in S schematischen Bildern, also ähnlicher der Erzählung in einer Sprache als eine Folge realistischer Bilder. Man könnte in so einer Bildersprache etwa insbesondere den Gang von Schlachten festgehalten haben. (Sprachspiel.) Und ein Satz unserer Wortsprache kommt kommt so einem Bild dieser Bildersprache viel näher als man meint.
14


 
   
    Denken wir auch daran,
daß
wie
wir uns solche Bilder [] nicht erst in realistische übertragen, um sie zu ‘verstehen’, sowenig wir uns je Photographien oder die Bilder des Films in färbige Bilder übertragen obwohl uns schwarz-weiße Menschen oder Pflanzen etc. in der Wirklichkeit unsagbar fremd & schrecklich vorkämen.
    Wie, wenn wir nun hier sagten: “ein Bild ist etwas nur in einer Bildersprache”?


 
   
  Ein Satz einer Erzählung gibt uns dieselbe Befriedigung, wie ein Bild.


 
   
Wir können uns (anderseits) eine Sprache denken, in deren Verwendung der Eindruck
, den wir von den Zeichen erhalten,
, den ein Zeichen uns macht,
nicht eintritt
keine Rolle spielt
in keiner Weise eintritt
; in der es ein Verstehen im Sinne eines solchen Eindrucks nicht gibt. // ; in der ein Verstehen im Sinne eines solchen Eindrucks nicht in Frage kommt. // Die Zeichen werden uns etwa geschrieben übermittelt & wir können sie uns nun merken. (D.h. der einzige Eindruck von dem da die Rede ist, ist das Bild des Zeichens.) Wenn es nun ein Befehl ist, so übertragen wir nach Regeln, Tabellen, das Zeichen in Handlung. Zum Eindruck ähnlich dem eines Bildes kommt es gar nicht & man schreibt auch nicht Erz Geschichten in dieser Sprache. Es gibt
15
aber etwa eine Art Unterhaltungslektüre, die darin besteht, daß man gewisse Zeichenfolgen in Körperbewegungen übersetzt die eine Art Tanz bilden. (Vergleiche die Bemerkung über Verstehen & Chiffre.)
¥



 
  ∕∕  
  Es wäre natürlich auch denkbar, daß wir einen Satz der Wortsprache, um von ihm einen Eindruck zu erhalten, nach Regeln in ein gezeichnetes Bild übertragen müßten. (Daß erst dies Bild eine Seele hätte)


 
  ∕∕  
(Ich könnte meinem Schüler sagen: Du wirst anders denken, wenn Du durch diese Übungen gegangen bist.)


 
   
In diesem Fall könnte man ˇwirklich sagen: “Die Zeichenfolge ist tot ohne das System”. // “Das Zeichen lebt nur im System.” //



 
   
Aber auch in unserer gewöhnlichen Sprache können wir von dem Eindruck des Satzes oft ganz absehen & wichtig ist nur, wie wir mit dem Satz operieren. (Frege's Auffassung der Logik.)


 
   
  “Es gibt keinen alleinstehenden Satz”. Denn was ich “Satz” nenne ist eine Spielstellung in einer Sprache.
16



 
   
   Ist das Verwirrende nicht, daß ich eine Spielstellung betrachten kann so genau ich will, aber dadurch nicht herausfinde, daß es eine Spielstellung ist? Es verwirrt uns hier etwas
an
in
der Grammatik des Wortes “Spielstellung”.


 
   
  Das Denken heißt eine Tätigkeit, wie das Rechnen. Niemand wurde rechnen einen Zustand nennen, oder Schach spielen.


 
  ∕∕  
   Denken wir uns eine Art Vexierbild, worin nicht ein bestimmter Gegenstand aufzufinden ist, sondern das uns auf den ersten Blick als ein Gewirr nichtssagender Striche erscheint & nach einigem Suchen erst als, sagen wir, ein Landschaftsbild. – Worin besteht der Unterschied zwischen dem Anblick des Bildes vor & nach der Lösung // Auflösung // . Daß wir es beidemale anders sehen ist klar. Inwiefern aber kann man nach der Auflösung sagen, jetzt sage uns das Bild etwas, früher habe es uns nichts gesagt?

 
   
   Wir können diese Frage auch so stellen: Was ist das allgemeine Charakteristikum dafür, daß die Lösung gefunden ist?

17
 
   


    Als das Kriterium der Auflösung könnte ich alles mögliche bestimmen.

  Ich will annehmen, daß ich, sobald es gelöst ist, die Lösung dadurch
kenntlich mache
darstelle
,
daß
indem
ich gewisse Striche des Vexierbildes stark nachziehe & etwa Schatten eintrage. Warum nennst Du nun das Bild das Du eingezeichnet hast eine Auflösung?
   a) Weil es die klare Darstellung einer Gruppe dreidi räumlicher Gegenstände ist.
  b) Weil es ˇdie Darstellung eine[n|s] regelmäßigen Körpers darstellt ist.
  c) Weil es eine symmetrische Figur ist.
  d) Weil es eine Figur ist die mir eine[m|n] ornamentalen Eindruck macht.
  e) Weil es die Darstellung eines Körpers ist der mir bekannt vorkommt
  f) Weil es eine Liste von Auflösungen gibt & diese Figur (dieser Körper) auf der Liste steht.
  g) Weil es eine Art von Gegenstand darstellt, die ich wohl kenne: denn
er
sie
macht mir den augenblicklichen Eindruck der Wohlbekanntheit, ˇich verbinde augenblicklich alle möglichen Assozitionen mit ihm, ich weiß, wie er heißt, ich weiß, daß ich ihn oft gesehen habe, ich weiß, wozu man ihn gebraucht, etc. etc.
  h) Weil es ein Gesicht darstellt, welches mir bekannt vorkommt
  i) Weil es ein Gesicht darstellt welches ich erkenne: α) es ist das Gesicht meines Freundes so & so β) es ist ˇein Gesicht welches ich oft abgebildet gesehen habe. etc.
  k) Weil es einen Gegenstand darstellt,
18
den ich mich erinnere, einmal gesehen zu haben.
  l) Weil es ein Ornament ist das ich gut kenne (obwohl ich nicht weiß, wo ich es gesehen habe).
  m) Weil es ein Ornament ist das ich gut kenne: ich kenne seinen Namen, weiß wo man es finden kann ich es schon gesehen habe.
  n) Weil es einen Einrichtungsgegenstand meines Zimmers darstellt.
  o) Weil u.s.w. ich instinktiv diese Striche nachgezogen habe & mich nun beruhigt fühle.
  p) Weil ich mich erinnere, daß mir dieser Gegenstand beschrieben worden ist.
  g1) Weil ich den Gegenstand wohl zu kennen meine // scheine // : ich es fällt mir sogleich ein Wort als sein Name ein (obwohl das Wort keiner bestehenden Sprache angehört), ich sage mir: “natürlich das ist ein α wie ich es oft in β gesehen habe. Man γt damit die δ bis sie εen.” So etwas kommt z.B. im Traum vor.
 q)        u.s.w.


 
   
   (Wer nicht versteht, warum wir über diese Dinge reden, muß, was wir sagen, als leere Spielerei empfinden.)


 
   
  Der Eindruck ist [e|E]ins, & die Bestimmtheit des Eindrucks etwas Anderes.
  Was ich den Eindruck der Wohlbekanntheit nenne ist von der hat die Multiplizität
19
einer Bestimmtheit.


 
   
  Wir können in ein menschliches Gesicht schauen das wir genau kennen ohne irgend einen Eindruck zu
haben
erhalten
, sozusagen ganz stumpfsinnig; & von da bis zu einem starken Eindruck gibt es alle Stufen.


 
   
   Denken wir uns ˇder Anblick eines ein Gesichts machte brächte uns einen starken Eindruck auf uns hervor // ergriffe uns stark // ˇes flößt uns etwa Furcht ein. Soll ich dann sagen: vor allem muß
da
hier
der
ein
Eindruck der [w|W]ohlbekanntheit
statthaben
sein
,
die Form des menschlichen Gesichts als solche muß mir den Eindruck der Bekanntheit machen;
ich muß muß in dem Anblick des Gesichts ruhen, oder dergleichen;
& zu diesem Eindruck kommt nun der der Furcht. – Ist es nicht (vielmehr) so, daß, was ich den Eindruck der Artbekanntheit nenne, ein Chara[k|c]teristicum eines jeden starken Eindrucks ist den ein Gesicht auf mich macht. Etwa das Characteristicum der Bestimmtheit. Ich sagte ja der Eindruck der Wohlbekanntheit bestehe etwa darin daß wir in einem Anblick ruhen, den Aspekt nicht wechseln & dergleichen.


 
  ∕∕  
  Kann ich mir den Eindruck der individuellen Bekanntschaft wegdenken, wo er ist, & hinzudenken wo er nicht ist? Und was heißt das? Ich sehe
20
z.B. das Gesicht eines Freundes an & frage mich: wie schaut dieses Gesicht aus wenn ich es als ein mir unbekanntes Gesicht sehe (als sähe ich es etwa jetzt zum ersten mal)? Was bleibt sozusagen von dem Anblick des Gesichts wenn ich den Eindruck der Bekanntheit wegdenke, abziehe? – Hier bin ich nun geneigt zu sagen: “es ist sehr schwer die Bekanntheit von dem Eindruck des Gesichts zu trennen”. Aber ich fühle auch daß das eine irreführende Ausdrucksweise ist. Ich weiß nämlich gar nicht wie ich es auch nur versuchen soll diese beiden zu trennen. Der Ausdruck “sie trennen” hat für mich gar keinen klaren Sinn.
     Ich weiß was es heißt: “stelle Dir diesen Tisch vor aber schwarz, obwohl er blaun ist” das heißt etwas [a|A]hnliches wie: “ze male ein Bild dieses Tisches aber schwarz statt braun”; ˇoder analog: “zeichne diesen Menschen aber mit längeren Beinen als er hat”.


 
  ∕∕  
  Wie, wenn man sagte: “denke Dir diesen Schmetterling, genau so wie er ist, aber häßlich statt schön”?!


 
   
  Die Ausdrucksweise [e|E]s ist sehr schwer … wegzudenken”, : hier scheint es als handle es sich um eine ˇpsychologische Schwierigkeit, ˇeine Schwierigkeit der Introspektion
219
einer Bestimmtheit oder dergleichen. (Dies trifft für ein großes Gebiet von philosophischen Problemen zu: Denke an das Problem der genauen Wiedergabe, ˇBeschreibung, des im Gesichtsfeld gesehenen; an die Beschreibung der immer fließenden Erscheinung; auch an die Frage daran: “wieviel Regentropfen siehst Du, wenn Du in den Regen schaust”.)
Vergleiche: “Es ist schwer diesen Tisch aus der Ferne bewegen zu wollen”.



 
  /  
Wir haben in diesem Fall nicht bestimmt, was es heißen soll sich die Wohlbekanntheit wegzudenken.
Es könnte etwa heißen, sich des Eindrucks zu entsinnen den ich hatte als ich das Gesicht zum ersten Male sah. Und hier wieder muß man wissen was es heißt zu “versuchen” sich an den Eindruck zu erinnern. Denn das hat mancherlei Bedeutung. Fragen wir uns: welche Tatigkeiten nennen wir “versuchen uns an etwas zu erinnern”[. W|; w]as tun wir wenn wir uns daran erinnern wollen was wir gestern zu Mittag gegessen haben[?|;] ; gibt es
diese
so eine
Methode auch für die ˇfrühen Kindheitserinnerungen eines Erwachsenen; kann man versuchen, sich an
die eigene
seine
Geburt zu erinnern?


 
   
  Ich sage mir: ich will versuchen ein gedrucktes deutsches Wort anzuschauen und mir vorzu es so zu sehen als hätte ich nicht lesen gelernt & a[s|l]s seien
202
die schwarzen Figuren auf dem Papier sonderbare Zeichnungen de[sse|ren]n Zweck ich mir nicht denken kann, oder nicht ahne. Da geschieht nun dies, daß ich das gedruckte Wort nicht anschauen kann ohne da[s|ß] mir das Lautbild des Wortes oder der Buchstaben die ich gerade anschaue vorschwebt.


 
  /  
  
Eine
Die
Zeichnerische Darstellung des Innern eines Radioempfängers wird für
Einen
denden
der nicht das Geringste vom Radio weiß
den keine Kunde von solchen Dingen hat, ein Gewirr sinnloser Striche sein. Lernt Hat er aber den Apparat & seine Funktion kennenˇgelernt so wird jene Zeichnung ˇfür ihn ein sinnvolles Bild sein.
     
Gegeben irgend eine mir jetzt …
Gegeben nun eine bestimmte mir jetzt
sinnlose körperliche Gestalt ( etwa im Bild), kann ich nach Belieben sie sinnvoll vorstellen? Das wäre, als fragte man: kann ich mir einen beliebig geformten
Körper
Gegenstand
als Gebrauchsgegenstand vorstellen? Aber zu was für eine[n|m] Gebrauch?
   Nun man kann ja wenigstens eine Klasse von Körperformen sich methodisch als Wohnungen von Tieren oder Menschen denken. Eine andere Klasse als Waffen. Eine etwa als Modelle von Landschaften etc. etc.. Und hier weiß ich also, wie ich einer sinnlosen Form Sinn geben // andichten // kann.


23


 
  ∕∕  
  Wenn ich sage,, dieses Gesicht hat den Ausdruck der Milde, Güte, Feigheit, so scheine ich nicht nur zu meinen daß wir die & die Gefühle mit dem G Anblick des Gesichts assoziieren, sondern ich bin versucht zu sagen, daß das Gesicht ein Aspekt der Feigheit, Güte, etc., selbst ist. (ˇVergleiche z.B. Weininger.) – Man kann sagen: ich sehe die Feigheit in dieses Gesicht hinein (& könnte sie auch in ein anderes hineinsehen), aber jedenfalls scheint sie mit dem Gesicht nicht bloß assoziiert, äußerlich verbunden, sondern die Furcht hat die Multiplizität der Gesichtszüge. Und wenn sich z.B. die Züge ein wenig ändern, so können wir von einer entsprechenden Änderung der Furcht reden. Würden wir gefragt: “kannst Du Dir dieses Gesicht auch als Ausdruck des Mutes denken”, so wüßten wir, gleichsam, nicht, wie wir den Mut in diesen Zügen unterbringen sollten. Ich sage dann etwa: “Ich weiß nicht, was das hieße, wenn dieses Gesicht ein mutiges Gesicht
wäre
ist
”.
ist”. [Diesen Satz kann man nicht richtig stellen indem man statt “wenn” “daß” setzt, oder statt “ist” wäre”.] Aber wie sieht die Lösung so einer Frage aus? Man sagt ˇetwa: “Ja, jetzt verstehe' ich es
:
;
das Gesicht ist sozusagen gleichgültig gegen die Außenwelt”. Wir haben also Mut hineingedeutet. Der Mut, könnte man sagen, paßt jetzt wieder auf das Gesicht. Aber was paßt hier worauf?

24
 
  /  


    Es ist ein verwandter Fall (obwohl es vielleicht nicht so scheinen möchte) wenn wir uns z.B. darüber wundern, daß die Franzosen nicht ˇeinfach sagen “der Mann ist gut” sondern ein attributives [a|A]djektiv dorthin setzen, wo ein prädikatives stehen sollte; und wenn wir das Problem uns dann dadurch lösen daß wir sagen sie meinten “der Mensch ist ein guter”.


 
  /  
    Könnten verschiedene Deutungen eines Gesichtsausdrucks nicht darin bestehen, daß ich mir zu ihm jedesmal eine Andere Fortsetzung // eine andere
Weise
Art
der Fortsetzung // denke? So ist es gewiß oft. Ich sehe ein Bild das einen lächelnden Kopf darstellt. Was tue ich, wenn ich das Lächeln einmal als freundliches einmal als böses auffasse? Stelle ich es mir dann nicht in einer räumlichen & zeitlichen Umgebung vor die ich freundlich oder boshaft nenne? Ich So könnte ˇich mir zu dem Bild vorstellen daß der Lächelnde auf ein spielendes Kind herniederlächelt oder ˇaber auf das Leiden eines Feindes.
     Daran wird nichts geändert dadurch, daß ich mir auch die auf den ersten Blick liebliche Situation durch eine weitere Umgebung wieder anders deuten kann. Ein gewisses Lächeln werde ich, wenn keine besondern Umstände meine Deutung umstellen, als freund-
25
liches auffassen, ein freundliches nennen, entsprechend reagieren.


¥
⋎ S. 27 A
 
  /  
  Was heißt es: “Freundlichkeit in das Lächeln hineinlesen”?
   Es heißt vielleicht, ich mache ein dem lächelnden Gesicht auf ˇeine bestimmte Weise koordiniertes Gesicht. Ich nehme etwa den gleichen Gesichtsausdruck an Ich ordne etwa dem andern Gesicht meines in der Weise zu daß es den einen oder andern Zug des andern übertreibt.


 
  ∕∕  
Ein freundlicher Mund, ein freundliches Auge. Wie denkt man sich eine freundliche Hand? – Wahrscheinlich geöffnet & nicht als Faust. – Und könnte man sich die Haarfarbe des Menschen als Ausdruck der Freundlichkeit, oder des Gegenteils, denken? Aber, so gestellt, scheint
diese Frage
dies
zu fragen, ob uns das gelingenc wird // gelingen kann // . Die Frage soll // sollte // lauten: Wollen wir etwas eine freundliche, oder unfreundliche Haarfarbe nennen? Wollen wir solchen Worten Sinn geben, so würden wir uns etwa einen Menschen denken dessen Haare dunkel werden, wenn er
zornig
böse
wird. Das Hineinlesen des bösen Ausdrucks in die dunklen Haare aber geschähe mittels einer schon fertigen Idee.
    Man kann sagen: das freundliche
26
Auge der freundliche Mund, das Wedeln des Hundes sind ˇunter anderm primäre & von einander unabhängige Symbole der Freundlichkeit, ich meine damit: sie sind Teile der Phänomene die man Freundlichkeit nennt. Will man sich andere Erscheinungen als Ausdruck der Freundlichkeit denken so sieht man jene Symbole in sie hinein. Wir sagen “er macht ein finsteres Gesicht”; vielleicht weil die Augen durch die (heruntergezogenen) Augenbrauen ˇstärker beschattet werden; & nun übertragen wir die Idee der Finsternis auf die Haarfarbe. Er macht finstere Haare. Fragte man mich ob ich mir einen Sessel mit freundlichem Ausdruck denken kann, so ich würde ich mir ihn gewiß vor allem mit einem freundlichen Gesichtsausdruck vorstellen wollen, ein freundliches Gesicht in ihn hineinlesen.


 
  ∕∕  
Ich sage: “dieses Gesicht (
das
was
zuerst den Eindruck der Furchtsamkeit macht) kann ich mir auch als ein mutiges denken”. Damit meinen wir nicht, daß ich mir vorstellen kann, wie jemand mit diesem Gesicht ˇetwa einem Andern das Leben retten kann (das kann man sich natürlich zu jedem Gesicht vorstellen). Ich rede vielmehr von einem Aspekt des Gesichtes selbst. Was ich meine ist auch nicht, daß ˇich ˇkönne mir vorstelle, daß dieser Mensch sein Gesicht in ein, im gewöhnlichen geläufigen Sinne, mutiges veränd // in ein, nach der gewöhnlichen Auffassung // mutiges, ˇim gewöhnlichen Sinn, verändern
27
kann wird; wohl aber, daß es auf eine ganz bestimmte Art in ein solches übergehen kann. Die [u|U]mdeutung eines Gesichtsausdrucks ist ˇaber // wohl // zu vergleichen mit der Umdeutung eines Akkordes in der Musik, wenn wir ihn
einmal
einmal
als Überleitung in diese eine ei ˇeinmal in oder jene Tonart ‘hörenˇ // empfinden // . (Vergleiche auch den Unterschied Mischfarbe, Zwischenfarbe.)


 
   
[Zu S. 25] A Das [H|h]ängt mit dem Gegensatz von sagen & meinen zusammen.
  “Jeder Ausdruck kann (doch) lügen”: [a|A]ber denke doch nur was Du mit “lügen” meinst. Wie stellst Du Dir die Lüge vor? setzt Du nicht einen Ausdruck einem andern entgegen? Doch gewiß dem Ausdruck einen Vorgang, der auch Ausdruck sein könnte.




 
   
  Wenn wir uns fragen “welcher ˇPersonen[N|n]ame würde den Charakter dieses Menschen treffen” – klanglich abbilden – so ist es gl steht gleichsam die Projektionsmethode,
nach
mittels
der wir abbilden, fest ˇ(So könnte sich etwa ein Dichter fragen welchen Namen er einer Person geben will.). Manchmal aber projizieren wir den Charakter in den ˇgegebenen Namen. So scheint es uns, daß die großen Meister gerade die Namen haben die einzig zu ih dem Charakter ihrer Werke passen.


 
  ∕∕  
  Erlebnis der wirklichen Größe. Wir sähen
28
ein Bild da[ß|s] uns die Form eines Sessels zeigt; man sagt uns, es stelle eine Konstruktion von Hausgröße vor. Nun sehen wir es anders.


 
   
   Was geschieht wenn wir lernen den Schluß einer Kirchentonart als Schluß zu empfinden?


 
   
   Denke an die Vielgestaltigkeit dessen was wir “Sprache” nennen. Wortsprachen, Bildersprachen, Gebärdensprachen, Tonsprache.


 
   
   Die philosophischen Schwierigkeiten, etwa das Wiedererkennen betreffend, sind nicht solche die wir zwar in praxi
nicht merken
übersehn
, die sich aber zeigen
sowie
wenn
man die
Vorgänge
Phänomene
genauer betrachtet. Sie zeigen sich vielmehr nur, wenn wir sie durch ein vorgefaßtes Schema


 
  ∕∕  
   Ich bin versucht zu sagen: “‘[d|D]iesen Gegenstand kenne ich wohl’, das ist als sagte ich: ‘dieser Gegenstand ist in meinem Katalog abgebildet’”. Dann bestünde es also darin, daß so ein Bild in einem bestimmten Umschlag mit andern zusammengebunden wäre; in dieser Lade läge. – Aber wenn ich mir das wirklich vorstell[t|e]e, & denke
29
ich vergliche einfach den gesehenen Gegenstand mit Bildern in meinem Katalog & fände, daß er mit einem von ihnen übereinstimmt, so wäre das eben nicht ähnlich dem Phänomen der Wohlbekanntheit. Man nimmt nämlich an es sei uns das Bild in unserem Katalog wohlbekannt. Wäre es uns fremd, so würde die Tatsache daß es in diesem Umschlag, in dieser Lade
liegt
ist
gar nichts für uns bedeuten.


 
  ∕∕  
  Wenn ich nun von dem Vorbild im Katalog meines Geistes rede oder dem Futeral in
in welches
worein
der Körper Gegenstand paßt, wenn er mir wohlbekannt ist, so möchte ich, daß das Futeral in meinem Geist sozusagen als “Form der Vorstellung” ist, sodaß ich nicht sagen kann, ein Vorbild sei in meinem Geiste, welches (wirklich) nicht dort ist. – Das Vorbild zieht sich sozusagen in meinen Geist zurück, ist also kein Objekt mehr für
ihn
mich
.
Das aber heißt nur:
Das heißt aber ˇnur:
Es
es
hatte keinen Sinn von einem Vorbild überhaupt zu reden. (Vergleiche ˇdamit die Idee [der|Die] Raumbrille die man wir nicht ablegen kann. können.)


 
  ∕∕  
  Wenn wir von der Wohlbekanntheit als von einem Passen ˇdes Gegenstandes in ein Futeral reden, so ist das nicht ganz so als verglichen wir das Gesehene mit einem Abbild. Wir meinen dann eigentlich das Gefühl, wie wenn ein der Gegenstand ohne Widerstand in die Form des Futerals gleitet. Aber dieses Gefühl könnten wir auch
30
haben, wenn gar kein genau passendes Futeral vorhanden wäre.
     Wir könnten uns auch jeden Gegenstand in einem unsichtbaren Futeral denken & das ändert gar nichts an unseren Erfahrungen & ist nun eine leere Form der Darstellung


 
   
   (Die Darstellung der Philosophie kann nur gedichtet werden.)


 
   
(Philosophie dürfte man eigentlich nur dichten. Daraus muß sich, scheint mir, ergeben, wie weit mein Denken der Gegenwart, Zukunft oder der Vergangenheit angehört: Denn ich habe mich damit auch als einen bekannt, der nicht ganz kann, was er zu können wünscht.


 
   
    ˇ[Zu S. 53] A Die Beruhigung in der Philosophie tritt ein, wenn das erlösende Wort gefunden ist.



 
   
   Es sollte eigentlich nicht heißen: “ja, ich erkenne es, es ist ein Gesicht” sondern: “ich erkenne es, ich
sehe ein Gesicht”
sehe es als Gesicht”
. (Das Wort Gesicht könnte für mich hier das bloße Ornament
bedeuten ˇ(ohne irgend eine Beziehung zum Geicht des Menschen), wäre also auf
gleicher
derselben
Stufe wie irgend eine andere
uns bekannte
mir wohlbekannte
Figur, z.B. ein Hakenkreuz.) Denn die Frage ist (hier): Was erkenne ich hier als was? Denn, ein Ding als
31
es
sich
selbst erkennen, heißt nichts.


 
   
Das Gedächtnis mit einem Notitzbuch verglichen: Einerseits dient dieser Vergleich als Bild dessen was bewußt vorgeht; anderseits gibt er ein psychologisches Modell. (Und das Wort “bewußt” verweist hier auf einen Abschnitt der Grammatik & ist nicht der eine Teil des psychologischen Gegensatzes “bewußt” – “unbewußt”)


 
   
  Die Vorgänge des Erinnerns sind sehr mannigfach.
   “Bist Du gestern an
in Deinem Zimmer gewesen
bei Deinem Tisch gesessen
?” – “Ja.” – “Bist Du sicher?” – “Ich sitze jeden Tag an diesem Tisch & ich wüßte [es|doc]h wenn [es|ich] gestern nicht geschehen hier gewesen wäre!” Dabei brauche ich mich keinen Augenblick vor dem Tische sitzen sehen in der Erinnerung in meinem Zimmer sehen. Aber nehmen wir an ich sähe mich während ich so spräche in meinem Zimmer am Fenster stehen; wie zeigt mir das Bild das es gestern war. Freilich, das Bild könnte das auch zeigen, wenn ich z in ihm etwa einen Wandkalender mit dem gestrigen Datum sähe. Wenn das aber nicht der Fall war, wie las ich dann aus dem Erinnerungsbild ˇoder der Erinnerung ab daß ich gestern so am Fenster stand, wie übersetzte ich die Erinner das Erleb-
32
nis der Erinnerung in Worte? – Aber übersetzte ichc sie denn ein Erlebnis in Worte? Sprach ich nicht einfach die Worte aus[?|;] War das nicht und zwar in bestimmtem Tonfall & dergleichen ˇErlebnissen der Sicherheit? War das nicht aber das Erlebnis der Erinnerung? (Das Erlebnis der Überzeugung ist von der Art des Erlebnisses des Tonfalls.) Aber was machte Dich so sicher als Du diese Worte sprachst? Nichts; ich war sicher.
     Ich kann freilich, was ich so aussprach, nun auf andere Weise – wie man sagen würde – nachprüfen. Das heißt: ich kann nun versuchen mich an bestimmte spezielle Geschehnisse des gestrigen Tages zu erinnern & mir Bilder vor's Auge zu rufen etc.. Aber das mußte jedenfalls nicht geschehen sein ehe ich antwortete.


 
   
  Wenn wir einen Vorgang aus der Erinnerung erzählen so sehen wir wohl manchmal Erinnerungsbilder vor uns; meistens aber sind sie nur in der Erinnerung verstreut wie Illustrationen in einem Märchenbuch.


 
   
Es sagt mir jemand: “stelle Dir auf dieser weißen Wand einen Fleck vor von der Farbe die man ‘rot’ nennt”. Ich tue es; – soll ich nun sagen ich habe mich daran erinnert welche Farbe ‘rot’ heißt. Wenn ich von diesem Tisch rede, erinnere ich mich, daß dieser Gegenstand ‘Tisch’ ge-
33
nannt wird.


 
  ∕∕  
Könnte man nicht einwenden: “So kann also der gewisse Erinnerungen nicht haben, der keine Sprache gelernt hat?” Freilich, – er kann keine sprachlichen Erinnerungen, sprachlichen Wünsche, etc. haben. Und
Erinnerungen in der Sprache, etc. sind …
sprachliche Erinnerungen, etc., sind
ja nicht bloße Übersetzungen fadenscheinige Schemata; ist denn das sprachliche Erlebnis kein Erlebnis? // Und Erinnerungenˇ, etc., in der Sprache sind ja nicht bloß die fadenscheinigen Darstellungen wirklicher eigentlicher // für eigentliche // Erlebnisse; ist denn das Sprachliche kein Erlebnis? // (Worte sind Taten.)


 
  ∕∕  
Manche Menschen erinnern sich an ein musikalisches Thema in der Weise, daß das Notenbild vor ihnen auftaucht & sie es herunterlesen.
    Es wäre denkbar daß, bei gewissen Menschen das Gedächtnis darin bestün was wir das “
Erinnern
Gedächtnis
” bei einem Menschen nennen, darin bestünde, daß er sichˇ im Geiste, ein Buch Notizbuch nachschlagend, sähe & daß was er in diesem Buch liest eben das Erinnerte wäre. (Wie reagiere ich auf eine Erinnerung?)


 
   
  Ubrigens, denke ich denn, wenn ich die Gegenstände meiner Umgebung als wohlbekannte behandle, an diesen Vergleich. Natürlich nicht. Das tue ich erst, wenn ich den Akt des Erkennens (Wiedererkennens) nachträglich
34
betrachte; & zwar nicht so sehr indem ich zu sehen trachte, was dabei tatsächlich vorgegangen ist, als indem ich es durch ein vorgefaßtes Schema betrachte. (Fluß der Zeit.) (Das Problem vom Wesen der Zeit & dem Fluß der Zeit ist diesem sehr ähnlich.)
[Von da an wieder auf S. 155 Bd. X]






 
   
      ˇ[Zu S. 161 Bd X] A) Ich nenne Regeln der Darstellung nicht Konventionen, wenn sie sich ˇdadurch rechtfertigen lassen, daß die Darstellung, mit wenn sie ihnen gemaß ist, mit der Wirklichkeit übereinstimmt. So ist die Regel, “male den Himmel heller als irgend etwas, was von ihm sein Licht empfängt” keine Konvention.
   Die Regeln der Grammatik lassen sich nicht dadurch rechtfertigen, daß man zeigt, ihre Anwendung führe zu einer Übereinstimmung der Darstellung mit der Wirklichkeit. Denn diese Rechtfertigung müßte das Dargestellte selbst beschreiben.



 
   
    B) Kann aber die Rechtfertigung nicht einfach auf die Wirklichkeit zeigen?
   Inwiefern ist dieses Zeigen aber eine Rechtfertigung? Hat es denn die Multiplizität einer Rechtfertigung? Es mag freilich die
Ursache sein, warum wir …
Ursache sein (davon) sein, daß wir
diesen Satz statt jene[m|s] sagen. Aber gibt es einen Grund dafür? Nennen wir das
35
“Rechtfertigung”?




 
   
[Zu S. 171 Bd X] A “Sprache” das ist ein Wort wie “Tastatur”. Es gibt Maschinen die eine Tastatur enthalten. Nun könnte ich mich aus irgendwelchen Gründen für Formen von Tastaturen interessieren (wirklich verwen solche die im Gebrauch sind & auch andere bloß von mir ersonnene). Und eine Tastatur erfinden könnte heißen etwas erfinden was die gewünschte Wirkung hat; aber auch auch neue Formen ersinnen die den alten auf mannigfache Weise analog sind.




 
   
   [Zu S. 172 Bd. X.] B “Die Regeln eines Spiels sind willkürlich” heißt: der Begriff “Spiel” ist nicht durch die ps Wirkungen, die das Spiel auf uns haben soll, definiert.



 
   
[Zu S. 175 Bd X] A C Ist die Philosophie ein Geschöpf der Wortsprache? Ist die Wortsprache eine Bedingung für die Existenz der Philosophie? Richtiger würde man fragen: Gibt es außerhalb des Gebietes unserer Wortsprachen auch etwas der Philosophie analoges? Denn die Philosophie, (das) sind die philosophischen Probleme, d.i. die bestimmten individuellen Beunruhigungen, die wir “philosophische Probleme” nennen. Das ihnen Gemeinsame reicht soweit
wie
als
das Gemeinsame zwischen verschiedenen Gebieten. unserer Sprache
36

    Betrachten wir nun ein bestimmtes philosophisches Problem, etwa das: “Wie ist es möglich einen Zeitraum zu messen da (doch) Vergangenheit & Zukunft nicht gegenwärtig sind & die Gegenwart nur ein Punkt ist” –; so ist das Charakteristische daran, daß ˇsich hier eine Verwirrung in Form einer Frage äußert,
die
welche
diese Verwirrung nicht anerkennt. Daß er // der Fragende // der Frager // durch eine bestimmte Änderung seiner Ausdrucksweise von seinem Problem erlöst wird.




 
   
[Zu S. 175 Bd X] A Ein dem philosophischen analoges Problem, oder eine Beunruhigung, könnte etwa dadurch entstehen, daß jemand auf allen Tasten des Manuals spielte, daß das Ergebnis nicht wie Musik klänge, & daß er doch versucht wäre zu
denken
glauben
, es müsse Musik sein. etc..



 
  ∕∕  
[Etwas, was auf den ersten Blick ausschaut wie ein Satz & keiner ist] [Zu S. 175 Bd X] B
      Ich möchte hier Der folgende die Erfindung ein einen Vorschlag zur Konstruktion einer Motor[s|S]traßenwalze ˇwurde mir mitˇgeteil[e|t]n we der & scheint mir philosophisches Interesse zu haben. scheint. ˇ Der Irrtum des Erfinders hat mit einem philosophischen Irrtum Verwandtschaft. Das Wesentliche [der|Die] Erfindung
ist
warˇbesteht darin
, daß der Motor sich im [i|I]nneren der hohlen Walze befinde[n|t] sollte. Die Kurbelwelle läuft durch die Mitte der ˇhohlen Walze & ist an beiden Enden durch Speichen mit dem Walzenrande ihr verbunden. Der Zylinder des Benzinmotors ist an der Innenseite der Walze befestigt. Auf den ersten Blick sieht diese
37
Konstruktion wie eine Maschine aus. Aber sie ist // Tatsächlich aber ist sie // ein starres System & der Kolben kann sich im Zylinder nicht aus & einc noch bewegen. Wir haben
ihn
sie
selbst
der
jeder
Bewegungsmöglichkeit beraubt & wissen es nicht.





 
  v  
Wir sagen: “der Hahn ruft die Hühner durch sein Krähen herbei”; aber liegt dem nicht schon der Vergleich mit unserer Sprache (Wortsprache) zugrunde? – Wird der Aspekt nicht ganz verändert, wenn wir uns vorstellen durch irgend eine physikalische Einwirkung ziehe das Krähen die Hühner an?
    Wenn aber gezeigt würde in welcher Weise die Worte “komm zu mir!” auf den Angesprochenen einwirken, so daߡ, unter gewissen Bedingungen, am Schluß gewi[ß|s]se Muskeln innerviert werden & er zu mir kommt, – würde damit jener Satz den Charakter des Satzes verlieren?

 
  v  
    Unsere Sprache, unsere Wortsprache, ist vor allem das was wir “Sprache nennen”, & dann Anderes nach seiner Analogie oder Vergleichbarkeit mit ihr.


 
  v  
   Das Achselzucken, wenn wir es (etwa in einem Gespräch) meinen, als Antwort
38
geben, wird allerdings anders erlebt als
dieselbe Bewegung wenn sie durch …
ein Achselzucken das etwa durch
einen Schmerz in der Schulter bewirkt wird. Und wir fragen
etwa
auch
: “war das ein Achselzucken oder hat es nur so ausgeschaut”. “war das als Achselzucken gemeint, oder war es nur eine zufällige Bewegung?” – Würden wir aber das Achselzucken ein Zeichen nennen, wenn wir es nicht in Verbindung mit der Wortsprache gebrauchten?


 
  ∕∕  
  ˇDer Fall // Die Fälle // :[J|j]emandem ein Zeichen geben wollen.”. – Ich bedeute jemand mit einer Bewegung der Hand, daß er sich setzen soll; unmittelbar neben ihm steht ein Anderer; aus der Richtung meines Blicks & meiner Gebärde ist nicht zu entnehmen welchem von Beiden ich
ein
das
Zeichen gebe. Nun fragt man mich: , “welchen hast Du gemeint”,, & ich antworte: “den A”. Worin
bestand
lag
dieses Meinen? Oder: Worin lag der Unterschied zwischen den Vorgängen, mit diesem Zeichen den A & den B zu meinen. Mußte das Kriterium darin liegen daß irgend etwas Unterscheidende ein Vorgang sein welcher den des Zeigens der // die // Handbewegung, des Blickes // den Blick // , etc., begleitete? konnte es nicht darin liegen, daß ich auf ich mich ärgerte wenn sich auf mein Zeichen der A stehen blieb; oder darin, daß ich auf die Frage “wen hast Du gemeint” antwortete: “den A”? Oder in einer Kombination dieser & andrer?
39
 
   



   Mache diesen [v|V]ersuch: Sage “hier ist es kalt” & meine “hier ist es warm”. Kannst Du es? – Und was tust Du dabei? Und gibt es nur eine Art das zu tun?


 
   
   “Der Hund meint etwasˇ damit, wenn er mit dem
Schwanz
Schweif
wedelt”. Was betrachten wir als Kriterium dafür? Wie
können
würden
wir das begründen?
// Wie könnte man das begrunden? //

 
  ∕∕ v  
  Wir würden kaum fragen, ob das Krokodil etwas damit meint, wenn es mit offenem Rachen auf einen Menschen zukommt. Und wir würden erklären: das Krokodil könne nicht denken & darum sei eigentlich hier von einem Meinen keine Rede.


 
   
Wenn wir die Achsel zucken, so sind
dabei die seelischen Erlebnisse, …
die begleitenden psychischen Erlebnisse,
nicht wesentlich verschiedendie Meinungserlebnisse, // , was man die Meinungserlebnisse nennen könnte, // nicht wesentlich verschieden von denen beim [a|A]ussprechen eines Wortes ode[i|r] Satzes: “vielleicht –”, “ich weiß nicht”, “weiß Gott” etc. – Diese Worte können gewiß so unwillkürlich (ich meine aber nicht papageienhaft) ausgesprochen werden wie eine Geste gemacht werden kann.

40
 
   



  Ad hoc “erfunden” sind natürlich meine Wörter & Gesten nicht; aber nicht alles, was nicht erfunden ist, ist von früher vereinbart.

       “Contract sociale” Auch hier ist in Wirklichkeit kein Vertrag geschlossen worden; aber die Situation ist mehr oder weniger der ähnlich, analog, der, in welcher wir wären, wenn …. Und sie ist ˇvielleicht mit Nutzen unter dem Gesichtspunkt eines solchen Vertrages zu betrachten.


 
  v  
 Was heißt es, zu wissen, was eine Pflanze ist? Was heißt es, es zu wissen & es nicht sagen zu können?

  (Socrates: “Du weißt es, & kannst hellenisch reden, also mußt Du es doch sagen können.”)


 
   
 Hat dieses Wissen die Multiplizität eines Satzes, der nicht ausgesprochen wurde? So daß, wenn der Satz ausgesprochen würde, ich ihn als den Ausdruck meines Wissens anerkennen würde? – Ist es nicht vielmehr so, daß jede exacte Definition als Ausdruck unseres Verstehens abgelehnt werden müßte? D.h.: müßten wir nicht von so einer sagen, sie bestimme zwar eine[m|n], dem unsern verwandten Begriff, aber nicht diesen selbst? Und die Verwandtschaft sei etwa die zweier Bilder, deren eines aus unscharf begrenzten Farbflecken, das andere aus ähnlich geformten
41
& verteilten, aber scharf begrenzten bestünde? Die Verwandtschaft wäre dann ebenso unleugbar, wie die Verschiedenheit.


 
   
Vergleiche:
1 “Wissen was eine Pflanze ist”
¤
3 “Wissen
wie hoch der Stephansturm ist”
wieviel 25 × 25 ist”

4 “Wissen wie eine Klarinette klingt”
¤ 2 “Wissen wie man das Wort ‘Pflanze’ gebraucht”.
Im dritten Fall wäre es allerdings seltsam zu sagen, man wisse es, könne es aber nicht sagen. Wenn wir uns darüber wundern daß [e|E]iner etwas wissen, & es nicht sagen kann, werden wir da nicht durch eine scheinbare Analogie mit einem Fall wie № 3 geleitet?


 
   
  “Ich weiß
, was Pflanzen sind:
, was eine Pflanze ist:
ich kann [d|D]ir w
welche
Pflanzen
zeigen, aufzeichnen, beschreiben.”


 
   
  Was nennen wir denn eine “die “Antwort auf die Frage: ‘was ist eine Pflanze’”. Nun etwa: “[s|S]iehst Du, das, das, & das sind Pflanzen”. Auch eine Verbaldefinition ˇder Botanik etwa, würden wir eine Antwort nennen; aber sie wäre eine andere Antwort und nicht mit der ersten äquivalent. Sowenig, wie die Erklärung ˇdes Schrittmaßes, die etwa vor einigen hundert Jahren ein Vater seinem Sohn gegeben hat mit der: “ein Schritt = 75 cm”. Diese Antworten sind verwandt aber nicht äquivalent & die zweite ist nicht vielleicht die eigentlich richtige, die die erste ungenaue selbstver-
42
ständlich ersetzt wenn wir nur einmal die richtige kennen.


 
   
Ich sage: “der Boden war ganz mit Blumen bedeckt”. Wollte jemand eine Erklärung dessen was ich meine so wäre etwa die gemäßeste ich könnte ihm ein ˇgemaltes Bild eines solchen Bodens zeigen. Und ich würde ihm sagen: “siehst Du, so hat es ausgesehen”. Will ich nun, daß er versteh[t|e], jede Blüte & jedes Gras sei genau in der Lage & von gewesen, wie es sie auf dem Bild zu sehen sind? – Und wenn das nicht, ist
das
es
ein Fehler des Bildes & meine ich, daß ein anderes möglich wäre welches die genauen Lagen zeigte?


 
   
“Ist ein verschwommener Begriff überhaupt ein Begriff?”. Ist eine unscharfe Photographie
ein
das
Bild eines Menschen? Kann man ein unscharfes Bild
immer
überall
mit Vorteil durch ein scharfes ersetzen? Ist das unscharfe nicht oft ˇgerade das was
man braucht
wir brauchen
?


 
   
“Was ist eine ‘exacte’ Definition im Gegensatz zu einer unexacten?” Nun, etwa, eine Definition in der die Wörter nicht das Wort “ungefähr”, “beiläufig”,
oder
&
ähnliche vorkommen.


43
 
   
    Denken wir an ein anderes Beispiel: den Gebrauch des Wortes “eiförmig” oder “Osterei”. Wir würden einen Gegenstand von dieser Gestalt nicht mehr als Osterei gelten lassen & doch nicht sagen können bei welchem Verhältnis der Länge S & Breite etwas anfängt ein Osterei zu sein. Ja, wenn Einer nun ein solches Verhältnis angäbe, so könnten wir es nie als die richtige Begrenzung unseres Begriffes angeben anerkennen. Sondern wir müßten // würden // entweder sagen: “Nein, das nenne ich kein Osterei,
es
das
ist zu schlank (oder zu dick, etc.)” – oder: “ja, das ist ein Osterei, aber der Grenzfall ist es nicht gerade”. Diesen gibt es eben nicht in unserem Kalkül & wer einen Grenzfall einführte, führte einen neuen Kalkül ein.


 
   
Fürs
Beim
Preisschießen gibt es Statuten, welche bestimmen wie die Preise nach der Lage der Schüsse auf der Scheibe zu verteilen sind. Muß es nun auch für alle
vorstellbaren
denkbaren
Grenzfälle Regeln geben. Würde man sagen, die Preisverteilung gelte nicht, weil für diesen Fall in den Regeln nicht vorgesehen // vorgesorgt // war; selbst wenn dieser Fall beim Preisschießen gar nicht eingetreten ist.


 
   
 Wenn man sagt “Moses hat nicht existiert, so kann das verschiedenerlei bedeuten. Es kann heißen: die Is[t|r]aeliten haben keinen nicht einen
44
Führer gehabt als sie
aus
vonc
Aegypten auscgezogen sind: – oder: ihr Führer hat nicht “Moses” geheißen – oder: es hat keinen Menschen gegeben der alles das vollbracht hat, was die Bibel von Moses erzählt. etc., etc.. – Russell würde sagen, daß der Name “Moses” durch verschiedene Beschreibungen definiert
sein
werden
kann. ( Z.B.: “der Mann welcher zu dieser Zeit & an diesem Ort lebte & damals ‘Moses’ genannt wurde”, “der Mann, welcher die Israeliten durch die Wüste führte”, “der Mann, welcher als Kind von der Tochter des Pharao Pharaos aus dem Nil
gzogen
gefischt
wurde” etc.. Und je nachdem wir die eine oder andere Definition annehmen bekommt der Satz “Moses hat existiert” einen andern Sinn & ebenso jeder andere Satz der von Moses handelt.
    Man wird auch, wenn uns jemand sagt “N existiert nicht”, fragen: “Was meinst Du? willst Du sagen, daß …, oder daß …, etc.?”
     
Oder wenn ich sage
Wenn ich nun ˇ z.B. sage
“N ist gestorben”, so
hat kann es mit dem Gebrauch der Bedeutung des Namens ’N’ Wenn ich nun sage “N“ gewöhnlich unge etwa fo diese Bewandtnis haben: Ich glaube, daß ein Mensch gelebt hat, den ich 1.) dort & dort gesehen habe, der 2.) so & so ausschaut, 3.) das & das getan hat & 4.) in der bürgerlichen Welt den Namen ‘N’ führt. Gefragt, was ich unter ‘N’ verstehe, würde ich [a|A]lles das, oder [e|E]iniges davon, & bei verschiedenen Gelegenheiten Verschiedenes aufzählen. –
45
und ebenso Meine Definition von ‘N’ wäre also etwa: “der Mann, von dem das alles das stimmt”. Wenn aber nun etwas davon sich als falsch erwiese, – wäre ˇwerden wir nun den der Satz “ N ist gestorben“ nun als falsch anzusehen? auch, wenn ansehen; auch, wenn etwas was
uns
uns
ganz nebensächlich ist
werden wir ich nun den Satz “N ist gestorben” für falsch erklären auch wenn sich ˇnur etwas mir ganz Nebensächliches, was ich in die Erklärung des Namens ‘N’ hineingenommen habe, als falsch herausstellt. Ich werde dann meistens
wohl bereit …
ohne weiteres bereit
sein die Definition etwas abzuändern.
    Das kann man nun so ausdrücken, daß ich den Namen ‘N’ ohne eine feste Bedeutung gebrauche. (Was seinem Gebrauch so wenig Eintrag tut wie einer Brücke, daß sie kein absolut starrer Körper ist.) Sol Heißt das nun daß ich nicht Soll man nun sagen das heiße, daß ich ein Wort gebrauche dessen Bedeutg ich nicht kenne, daß also, was ich sage Unsinn ist?



 
   
 Und hier erinnere ich mich daran, daß Ramsey einmal betont hat, die Logik sei eine “normative Wissenschaft”. Die genaue Idee, welche ihm dabei vorgeschwebt hat, kann ich nicht sagen. // Ich weiß nicht die genaue Idee, … hat. // Sie war aber zweifellosc gewiß eng verwandt ˇmit der, welche mir erst später klar wurde, daß wir nämlich in der Philosophie den Ge Gebrauch der Worte mit
Kalkülen nach festen Regeln
Spielen nach niedergelegten Regeln
vergleichen, aber nicht sagen können, wer die Sprache gebrauche, spiele
46
müsse ein Spiel nach irgend einen Kalkül nach festen Regeln betreiben. – Sagt man nun aber, daß unsere Sprachgebrauch sich solchen Kalkülen nur nähert, so
steht man
stehen wir
damit unmittelbar am Rande einer Reihe von Konfusionen.
     Denn nun kann es scheinen, als redeten wir in der Logik von einer idealen Sprache. Als wäre unsre Logik gleichsam eine Logik für den luftleeren Raum. Während man die Logik doch nicht von einer Sprache redet (wie die Physik von einer Naturerscheinung), & man also höchstens sagen kann, wir konstruierten ideale Sprachen. Aber hier ist wieder das Wort “ideal” irreführend, denn es scheint nun als wären diese Sprachen besser, vollkommener, als die Umgangssprache & als brauchte es also den Logiker damit der den Menschen endlich zeige,
wie ein richtiger Satz ausschaut.
wie sie einen richtigen Satz sprechen sollen.



 
   
Unsere Untersuchung trachtet nicht die eigentliche, exakte Bedeutung der Wörter zu finden; wohl aber geben wir den Wörtern im Verlauf unsrer Untersuchung oft exakte Bedeutungen.


 
   
Denn was soll ich die ‘Regel’ nennen, ‘nach der er vorgeht’? Die Hypothese, welche seine Spielhandlungen, soweit ich sie kenne, zufriedenstellend beschreibt, – oder die
47
Regel, die er beim Spielen nachschlägt, – oder die Regel die er mir, wenn ich ihn nach seiner Regel frage, zur Antwort gibt. Wie aber, wenn die Beobachtungen c
des Spiels
der Spielhandlung
keine klare Regel zeigt // erkennen läßt // , wenn man aus der Beobachtung des Spiels keine klare Regel entnimmt, & er keine Regel nachschlägt, & die Frage keine Regel zu Tage fördert? Denn er gab mir zwar auf meine Frage, was er unter ‘N’ verstehe, eine Erklärung, war aber bereit diese Erklärung zu widerrufen & abzuändern. Wie soll ich also die Regel bestimmen, nach der er spielt? er weiß sie selbst nicht. Oder richtiger: Was soll der Ausdruck “Regel nach welcher er spielt” hier noch besagen?


 
   
Wir können uns doch sehr wohl vorstellen, daß sich Menschen auf einer Wiese damit unterhielten, mit einem Ball zu spielen, & zwar so, daß sie verschiedene ˇgeregelte Spiele anfingen, manche davon nicht beendeten, dazwischen den Ball auch planlos in die Höhe würfen & auffingen, dann ˇwieder würden sie einige versuch[en|ten], wie hoch jeder sie den Ball werfen k[a|ö]nnen oder einander mit dem Ball im Scherz bewerfen etc.. Und nun sagte Einer: die ganze Zeit hindurch spielen die Leute ein Ballspiel & richten sich daher nach bei jedem Wurf nach bestimmten Regeln. Und wäre es anderseits richtig zu sagen: “sie spielen also nicht mit dem Ball.”


 
   
Welches ist die Bedeutung eines Wortes wenn der Redende sie nicht angeben kann? Nun, wir
48
werden ˇvielleicht sein (tatsächliches) Verhalten als ein Schwanken zwischen mehreren verwandten Bedeutungen beschreiben können. Ich frage ihn: “was hast Du eigentlich gemeint?” – und als Antwort wird er mir verschiedenes angeben & sich vielleicht an mich wenden, daß ich ihm
sein
ein
Regelverzeichnis einrichte, daß seinem Zweck entspricht. – Es wird sich dann in unserm Gespräch oft die Redensart finden: “Du wolltest also eigentlich sagen …”. Und diese kann ˇleicht ganz mißverstanden werden: sie ist ˇmuß nämlich keine Beschreibung des seines Geisteszustandes als er eines Vorgangs ˇsein der etwa darin besteht daß man das eine sagt während man das andere sagen will; als wäre, was man “eigentlich sagen wollte” damals schon irgendwie, wenn auch nicht in lauten Worten, ausgedrückt gewesen.
¥⋎ [neuer Absatz S. 53 A]



 
   
(Eine der irreführendsten Redeweisen ist die Frage “was
meine ich
meinst Du
damit?” – Man könnte in den meisten Fällen darauf antworten: “Gar nichts – ich sage …”)


 
  ∕∕  
[Gehört nicht hierher] Was geschieht, wenn wir uns bemühen, etwa beim Schreiben eines Briefes, den richtigen Ausdruck unserer Gedanken zu finden? Diese Redeweise vergleicht den Vorgang dem einer Übersetzung oder Beschreibung: [D|d]ie Gedanken sind da,
49
etwa schon vorher & wir suchen nur noch nach ihrem Ausdruck. (Und) dDieses Bild trifft in verschiedenen Fällen mehr oder weniger zu. – Aber was kann hier nicht alles geschehn! Etwa: ich gebe mich einer Stimmung hin, & der Ausdruck kommt; oder: es schwebt mir ein Bild vor
, das ich …
& ich trachte es zu beschreiben
; oder: es fiel mir ein englischer Ausdruck ein & ich will mich auf den entsprechenden deutschen besinnen; oder: es kommt mir eine Gebärde & ich frage mich,, “welches ist denn der Satz, der dieser Gebärde entspricht?” Endlich fällt mir einer ein & scheint der Gebärde angemessen; etc. etc..
    Wenn man nun fragte: “hast Du den Gedanken, ehe Du den Ausdruck hattest”, was müßte man da antworten? Und was auf die Frage: “worin bestand der Gedanke, wie er vor dem Ausdruck vorhanden war?”


 
   
[Ich glaube, dieser Satzˇ, oder ein ähnlicher gehört zu einer Untersuchung was ein Wort ◇◇◇ Frage des augenblicklichen Verstehens etc.] Bd X /109 /1
¥
⌊⌊ˇgehört zu: “Was ist ein Satz? [w|W]as ist ein Wort? Unsere alltäglichen Begriffe “Satz”, “Wort” etc sind viel zu wüst, zu ungeklärt. Sollte man nicht von den Sinnesdaten der Sätze etc reden?⌋⌋
Hier ist es schwer gleichsam den Kopf oben zu behalten, – zu sehen, daß wir bei den Dingen des alltäglichen Denkens bleiben müssen & nicht auf den Abweg zu geraten, wo es scheint, als müßten wir letzte // die letzten // Feinheiten beschreiben, die wir doch wieder mit unsern Mitteln gar nicht beschreiben könnten. Es ist ˇuns, als sollten wir ein zerstörtes Spinnennetz mit unseren Fingern
in Ordnung bringen
zurecht richten
. // wieder herstellen // . // wieder richten // // wieder in Ordnung bringen //
50
⌊⌊ {Diese Bemerkung bezieht sich auf den Fall, wenn wir scheinbar von den Dingen des Alltags zu immer schwerer fassbaren hinabsteigen & in den brauenden Nebeln zu ertrinken drohen} ⌋⌋

 
   
     Was versteht man unter “allen Regeln des Tennisspiels”? Alle Regeln die in einem bestimmten Buche stehn, oder alle, die der Spieler im Kopf hat, oder alle, die je ausgesprochen wurden, oder gar, alle, die sich angeben lassen? – Daher wollen wir lieber nicht so vag von ‘allen Regeln’ reden, sondern nur von bestimmten Regeln, oder allen Regeln eines Verzeichnisses; und dergleichen. Und das Gleiche gilt von den Regeln über die Verwendung eines Wortes.


 
   
  Es ist nicht unsere Aufgabe,
die Wortsprache
unsere Sprache
zu verbessern, exacter zu machen, oder gar (zu versuchen,) an ihre Stelle eine ‘ideal exkte’ zu setzen. Wir haben von einer solchen gar keinen Begriff. Damit sage ich nicht, daß wir für unsere Zwecke nicht auf pr[e|ä]ziseren als Ausdruck
dringen müssen als …
dringen, als
den
gebräuchlichen
üblichen
.


 
    
   Die Verkehrsregelung in den Straßen erlaubt & verbietet gewisse
Handlungen (der Fahrer & Fußgänger)
Verkehrshandlungen
; aber sie versucht nicht ihre sämtlichen Bewegungen der Fußgänger & Fahrzeuge durch Vorschriften zu regeln // durch Regeln zu leiten // . Und es wäre unsinnig von einer idealen Verkehrsordnung zu reden, die das täte; wir wüßten nicht, wie wir uns dieses Ideal zu denken hätten // ; wir wüßten nicht, was wir uns unter diesem Ideal zu denken hätten // . Wünscht Einer die Verkehrsordnung in irgendwelchen Punkten
51
strenger zu gestalten, so bedeutet das nicht, er wünsche sich sie so einem Ideal zu nähern anzunähern.


   
 Wir verstehen was es heißt: eine Taschenuhr wird auf die genaue Stunde gestellt, – oder: sie wird gerichtet daß sie genau geht.
 Wie aber wenn man fragte: ist diese Genauigkeit eine ideale Genauigkeit, oder
, wie nahe kommt sie ihr?
, wie weit nähert sie sich ihr?
– Wir können freilich von Zeitmessungen Gehe reden, bei welchen es eine andere &, in ˇeinem gewisse[m|n] Sinne, größere Genauigkeit gibt als bei der Zeitmessung mit der Taschenuhr. Wo die Worte “die Uhr auf die genaue Stunde stellen” eine andere (wenn auch verwandte) Bedeutung haben, & die Uhr ablesen ein anderer Prozess ist, etc.. Wenn ich nun jemandem sage: “Du solltest pünktlicher zum
Essen
Unterricht
kommen, Du weißt daß es genau um 1 Uhr anfängt”, – wird man sagen, daß die Genauigkeit, von der hier die Rede ist, hinter der idealen, der sich die zurücksteht, der sich die Zeitmessung im Laboratorium zunähert? Gibt es ein Ideal der Genauigkeit?


 
   
  Gibt es ein komplettes Regelverzeichnis für die Verwendung eines Wortes? Wie hat man sich das vorzustellen?
  Gibt es ein komplettes Regelverzeichnis für die Verwendung einer Figur im Schachspiel? Könnten wir uns nicht Zweifel konstruieren die das normale Regelverzeichnis nicht beseitigt // nicht
Zweifelsfälle
zweifelhafte Fälle
konstruieren
die das
in denen das
normale Regelverzeichnis nicht entscheidet // ?
Denke etwa an so eine Frage:
Fragen wir etwa:
wie ist es festzustel-
52
len wer zuletzt gezogen hat, wenn die Zuverlä[ß|ss]igkeit des Gedächtnisses der Spieler angezweifelt wird. Macht aber die Möglichkeit eines solchen Zweifels das Schachspiel zu einem nicht ganz idealen Spiel? und welchen Begriff haben wir von diesem Ideal?
     Es scheint da fast als wären alles was wir ein ‘Ideal’ nennen nur ein angenähertes Ideal gegen das ideale Ideal.


 
   
Man kann fragen: Wenn wir nicht eine ideale Exaktheit im Gegensatz zu der alltäglichen anstreben, wozu arbeiten wir an der Grammatik unserer Sprache überhaupt herum? Und die Antwort ist: Wir wollen nicht das Verwirrungen & Beunruhigungen beseitigen die aus der Schwierigkeit entspringen, das System unsrer Ausdrucksweise zu übersehen. Wir werden dazu Unterscheidungen hervorheben, die in den Formen
unserer gewöhnlichen Notation
unserer Sprache
nur einen schwachen, schwer sichtbaren Ausdruck finden.
     Dadurch kann es allerdings den Anschein haben als setzten wir uns vor die Sprache zu reformieren.


 
   
Wir wollen nicht das Regelsystem in unerhörter Weise [f|v]erfeinern oder komplettieren. So eine Reform für bestimmte praktische Zwecke, ist wohl denkbar die Verbesserung unserer Terminologie zur Vermeidung von Mißverständnissen ˇ[kein Beistrich] ist wohl denkbar.
53
(Wenn zwei Mitglieder einer Familie ‘Paul’ heißen, so ist es oft zweckmäßig, den einen von ihnen bei einem andern Namen zu nennen.) Aber das sind nicht die Fälle, mit denen wir es zu tun haben. Die Konfusionen die uns beschäftigen entstehen, gleichsam, wenn die Sprache feiert, nicht wenn sie arbeitet. (Man könnte sagen: “wenn sie leerläuft”.)


 
   
Wir wollen nicht das Regelsystem in unerhörter Weise verfeinern oder
vervollständigen.
komplettieren.

¥
⋎ [in dieser Zeile: S. 30 A]
 
  ∕∕  




[Zu S. 48] A “Du wolltest also eigentlich sagen” mit dieser Redeweise leiten wir jemand von einer Ausdrucksform zu einer andern. Man ist, wie gesagt, versucht zu meinen, das, was er eigentlich “sagen wollte”, was er “meinte” sei als er es meinte noch ehe wir es aussprachen in seinem Geist ausgedrückt gewesen. (Man sagt in gewissen Fällen, es habe ihm vorgeschwebt: auch dieser Ausdruck beschreibt sehr mMannigfaches Vorgänge.) Was uns dazu bewegt einen Ausdruck aufzugeben &
an seiner Stelle
statt seiner
einen andern z anzunehmen kann sehr von mannigfacher Art sein. Um [d|D]as zu verstehen, ist es sehr nützlich, das Verhältnis zu betrachten, in welchem d[ie|er] Lösung eines mathematischen Problems zum ˇursprünglichen Sinn der Fragestellung zu betrachten. // Das zu verstehen, ist es nützlich das Verhältnis zu betrachten, in welchem die Lösun-
54
gen mathematischer Probleme
zum Anlaß & Ursprung
zum ursprünglichen Sinn
der Fragestellung stehen. //
Das Verhältnis der Begriffe ‘regelmäßiges Fünfeck’ in der Frage. Das Verhältnis der Begriffe ‘Dreiteilung des Winkels mit Lineal & Zirkel’, wenn Einer nach der Dreiteilung sucht, & anderseits, wenn bewiesen
ist
wird
, daß sie unmöglich ist.



 
   
Nehmen wir an, es fragt mich jemand (wie oben): “was verstehst Du unter ‘Moses’?”
  Ich erkläre nun: “unter ‘Moses’ verstehe ich den Mann, wenn es einen solchen gegeben hat, der die Israeliten aus Ägypten geführt hat, wie immer er damals genannt worden sein mag & was immer er sonst getan oder nicht getan haben mag”. Aber
über den Gebrauch der Worte dieser …
über die Worte dieser
Erklärung sind ganz
ähnliche
analoge
Zweifel möglich wie über
den Gebrauch des Namens
den Namen
“Moses”. (Was nennst Du “Ägypten”; ? wen, “die Israeliten”? etc..) Ja diese Fragen kommen auch nicht zu einem Ende, wenn wir etwa bei Wörtern, wie “rot”, “dunkel”, “süß”, angelangt wären. “Aber wie hilft mir dann eine Erklärung zum Verständnis, wenn sie doch nicht die letzte ist? Dann komme stehe ich ja also nie auf festen festem Grund! ? Die Erklärung ist dann ja nie beendetc, ich verstehe also nie was er meint. // ichc Ich verstehe also noch immer nicht, & nie, was er meint. // Nun, “Verständnis” nenne ich ˇaber gerade, was mir eine Erklärung gibt[,|.] sie hat sollte nur die Schwierigkeit beseitigt beseitigen die ich hatte. Als ich nach einer Erklärung fragte,
55
fragte ich gerade nach einer solchen Antwort. Sie hat …
war es das, was ich brauchte. Die Antwort hat
die Schwierigkeit beseitigt, die ich hatte.


 
   
    Ist der Begriff ‘rot’ un[f|d]efinierbar? “Undefinierbar”, darunter stellt man sich etwas wie vor wie unanalysierbar; & zwar so, als wäre
hier ein
der betreffende
Gegenstand unanalysierbar (wie ein chemisches Element). Dann wäre die Logik also doch eine Art sehr allgemeiner Naturwissenschaft. – Aber die Unmöglichkeit der Analyse entspricht einer von uns angenommenen (festgesetzten)
Art & Weise
Weise
der Darstellung.

¥
 
   
 Wir könnten
fragen
sagen
: Wie denn, ‘undefinierbar’!
Können
Könnten
wir denn versuchen es zu definieren? Und wie?
              ¥ [Hierher gehört als eigener Absatz ein Satz aus Bd X. der ungefähr lautet: “Das einzige Korrelat zu ˇin unserer Ausdrucksweise zu einer Naturnotwendigkeit ist eine willkürliche Regel.”]


 
   
 Es ist von der größten Bedeutung, daß wir uns zu einem Kalkül der Logik immer ein Beispiel seiner Anwendung denken, auf welches der Kalkül wirklich eine Anwendung findet, & ˇdaß wir nicht Beispiele
geben &
, von denen wir
sagen, sie seien eigentlich nicht die idealen, diese ˇaber hätten wir noch nicht. Das ist das Zeichen einer falschen Auffassung. (Russell & ich haben, in verschiedener Weise an ihr laboriert. Vergleiche was ich in der “Abhandlung” “Log. phil. Abh.” über Elementarsätze
56
& Gegenstände sage.) Kann ich den Kalkül überhaupt verwenden, dann ist dies auch die ideale Verwendung, & die Verwendung um die es sich handelt. Einerseits will man nämlich das Beispiel nicht als das eigentliche anerkennen, weil man in ihm eine Mannigfaltigkeit sieht, der der Kalkül nicht Rechnung trägt. Anderseits ist es doch das Urbild des Kalküls & er davon hergenommen, & auf eine geträumte Anwendung kann man nicht warten. Man muß sich also eingestehen, welches das eigentliche
Vorbild
Urbild
des Kalküls ist.
    Nicht ˇaber, als habe man damit einen Fehler begangen, den Kalkül von daher genommen zu haben
. Der Fehler …
; sondern der Fehler
liegt darin, dem Kalkül seine
eigentliche
wirkliche
Anwendung jetzt nicht zuzugestehen
, sondern sie
& sie
in einer für
einen idealen Fall
eine nebulose Ferne
zu versprechen.


 
   
   Denken wir Spengler sagte: “[i|I]ch vergleiche verschiedene Kulturperioden dem Leben von Familien; innerhalb einer Familie gibt es eine Familienähnlichkeit, während es auch zwischen Mitgliedern verschiedener Familien Ähnlichkeiten gibt; die Familienähnlichkeit unterscheidet sich von der andern so & so. etc..” Das
Vorbild
Vergleichsobjekt
, der Gegenstand, von welchem
diese
eine
Betrachtungsweise abgezogen ist, soll uns angegeben werden, damit die Betrachtungen nicht ungerecht werden wird. Denn nun wird alles was vom Vorbild gilt auch vom Gegenstand unserer
57
Betrachtung behauptet; & behauptet: es müsse immer …. Das ist der Ursprung einer Art von Dogmatismus. Man vergißt die Stellung des Urbilds in der Betrachtung: Es ist gleichsam die Maßeinheit
mit
mittels
der wir das Betrachtete messen. Und [d|D]er Dogmatismus ˇaber behauptet, daß jeder der gemessenen Gegenst[ä|a]nde genau eine ganze Zahl von Maßeinheiten lang sein muß. Es ist
freilich
allerdings
wahr, daß
eine
die
Maßeinheit ˇfür einen bestimmten Zweck gut gewählt war, in welchem wenn ˇsich viele der Längen, die wir messen wollen sich mit ihr in angenähert in ganzen Zahlen angeben lassen. // wenn mit ihr // wenn sie viele der Längen, die wir messen wollen, (angenähert) in ganzen Zahlen ausdrückt. //


 
   
  Regel & Erfahrungssatz. Ist eine Regel ein Erfahrungssatz – etwa über den Gebrauch der Sprache? Ist eine Regel des Schachspiels ein Satz
der sagt,
darüber,
wie die Menschen seit dem Ereignis der Erfindung des Schachspiels es gespielt haben; d.h. d.h. etwa mit den Schachfiguren gezogen haben. Denn wenn davon die Rede ist daß die Menschen das Schachspiel so gespielt haben so muß “Schachspiel” so definiert sein, daß es Sinn hat davon auszusagen es sei einmal anders gespielt worden. (Es ist etwa durch seine mit [h|H]ilfe seiner historische Kontinuität definiert.) Sonst nämlich gehören die Regeln zur Definition des Schachspiels. Daß jemand d[er|ie]ser Regel gemäß spielt, das ist eine Erfahrungstatsache; oder: “A spielt dieser
58
Regel gemäß”, “die meisten Menschen spielen dieser nach dieser Regel”, “niemand spielt nach dieser Regel” sind Erfahrungssätze. Die Regel ist kein Erfahrungssatz◇◇◇; sie ist in unsern Beispielen ein Teil solcher Sätze.


 
   
Wenn die Definition des Meters die Länge des Pariser Urmeters ist, so sagt der Satz “dieses Zimmer ist 4 m lang” dasselbe wie: “dieses Zimmer ist 4 m lang & die Lan 1 m = die Länge des Pariser Urmeters”.
   Die Legende
auf
zu
einer Landkarte ist ein Verzeichnis von Regeln, die der Beschreibung des Landes beigefügt sind. , welche
einer
der
geographischen Beschreibung beigefügt sind.
Sie sagen nichts über die Geographie des Landes aus; sowenig wie
die Erklarung
der Satz
“1 m ist die Länge des Pariser Urmeters die Länge eines Gegenstandes angibt.
   Wenn man die Regel dem ˇbeschreibenden Satze beifügt so ändert sich der Sinn des Satzes nicht.


 
   
Ich könnte auch sagen: Ich will ˇnur das mitteilen, was der Satz der Sprache mitteilt; & die Regel ist nichts als ein Hilfsmittel dieser Mitteilung. Die Regel ist keine Mitteilung[,|:] [w|W]enn sie die Regel dem Satz beigefügt wird, fügt sie seiner Mitteilung nichts hinzu. Sie ist (also) keine ﹖﹖﹖﹖ Mitteilung über den Sprachgebrauch.


 
  ∕∕  
Denken wir uns (etwa) ein Bild, einen Boxer in bestimmter Kampfstellung darstellend. Dieses
59
Dieses Bild kann nun dazu gebraucht werden um jemandem mitzuteilen, wie er stehen, sich halten soll; oder, wie er sich nicht halten soll; oder, wie ein bestimmter Mann dort & dort gestanden hat; oder etc. etc.. Man könnte dieses Bild (chemisch gesprochen[)|)] ein Satzradikal nennen.
      
Eine
Die
Regel ist quasi ein Satzradikal.

    In diesem Sinne ist auch die Regel ein Satzradikal. // In diesem Sinne kann man auch die Regel … nennen. //


 
   
Man könnte die Regeln Regeln die Beschreibung eines Spiels nennen, oder die Vorschrift, die
befielt
sagt
, wie man es spielen soll. Aber merken wir wohl: die Regel Regeln [B|b]eschreibt sagt // sagen // nicht ˇdaß & wie eine Partie
dieses
des
Spiels je gespielt
wurde
worden ist
wurde, oder daß sie gespielt wurde
[. A|, a]uch
befehlen
befielt
sie niemandem, so zu spielen. Sie beschreiben das nicht ein Spiel nicht, sondern sie definieren
eines.
es.



 
   
Die Beschreibung einer Notation fängt charakteristischerweise oft mit den Worten an: “Wir können auch so schreiben: …”. Man könnte fragen: Was ist das für eine Mitteilung: “wir können …”?


 
  /  
Sagte ich nicht, die Vorschriften, die den Gebrauch eines Wortes regeln, gäben ihm damit seine Bedeutung? (Konstituierten seine Bedeutung.) Könnte ich
aber
nun
nicht sagen zwei Wörter – schreiben wir sie “non” & “ne” – hätten dieselbe Bedeutung, sie
seien
sind
beide
60
Verneinungszeichen, aber
non non p = p
&
ne ne p = ne p
– In
vielen Sprachen
den Wortsprachen
bedeutet eine doppelte Verneinung ˇsehr oft eine Verneinung. – Warum nenne ich dann aber beide “Verneinungen”? Was haben sie mit einander gemein? Nun es ist klar, daß sie einen ein große[n|r] Teil ihres Gebrauchs beiden gemeinsam ist. Das löst aber unser Problem noch nicht. Denn wir möchten doch sagen: Auch daß die doppelte Verneinung eine Bejahung ist, muß für beide stimmen, wenn wir nur die Verdoppelung entsprechend auffassen. Aber wie? Nun so, wie es z.B. durch Klammern ausgedrückt werden kann.
(ne ne) p = ne p, ne (ne p) = p

     Es bietet sich uns gleich ein analoger (oder besser, spezieller) Fall der Geometrie
:
an:
Wir denken gleich an einen analogen Fall der Geometrie: “Zwei halbe Drehungen addiert heben
einander
sich
auf”, “Zwei halbe Drehungen addiert gebe sind eine habe Drehung”.
,
Es kommt eben darauf an, wie wir sie addieren. (Ich könnte es ebensowohl “sie addieren” nennen einen Gegenstand nach dem Schema I bewegen zweimal zu drehen, wie das Schema I zeigt; oder auch ihn einmal um 180˚ zu drehen, & dann, gleichsam um diese Drehung zu bekräftigen,
61
ihn in die erste Stellung zurück & nocheinmal im ersten Sinn zu drehen. (II.)


 
  / /  
  Hier stoßen wir auf eine merkwürdige & charakteristische Erscheinung in philosophischen Untersuchungen: Die Schwierigkeit – könnte ich sagen – ist nicht, die Lösung zu finden, sondern, etwas als die Lösung anzuerkennen, was aussieht, als wäre es erst eine Vorstufe zu ihr. “Wir haben schon alles gesagt. – Nicht etwas, was daraus folgt, sondern eben das ist die Lösung!”
    Das hängt, glaube ich, damit zusammen, daß wir fälschlich [keine Beistriche] eine Erklärung erwarten; während eine Beschreibung die Lösung der Schwierigkeit ist, wenn wir sie richtig in unsere Betrachtung einordnen. Wenn wir bei ihr verweilen & nicht versuchen, über sie hinauszukommen.
      Die Schwierigkeit ist hier
:
, –
Halt zu machen.


 
   
  “Das ist bereits alles, was sich darüber sagen läßt.” – “non non p” als Verneinung des verneinten Satzes auffassen, das ist
etwa
für uns das Gleiche wie
: eine Erklärung der Art “non non p = non (non p)” zu geben. // das Gleiche, wie zu schreiben: “non non p = non (non p)”. //
     “Wenn ‘ne’ eine Verneinung ist, so muß [|]ne ne p’, wenn es nur richtig aufgefaßt wird gleich p sein.”
     “Wenn man ‘ne ne p’ als Negation von p nimmt, muß man die Verdoppelung anders auffassen.”
   Man möchte sagen[;|,]die ‘Verdoppelung’
62
heißt dann etwas anderes, darum ergibt sie jetzt eine Verneinung”, also: daß sie jetzt eine Verneinung ergibt, ist die Folge ihrer ihres anderen Bedeutung Wesens. “Ich meine sie jetzt als Verstärkung”, würde man sagen. Wir setzen statt der Meinung den Ausdruck der Meinung.

 
  ? ∕∕  
   Worin mag das gelegen haben, daßich, ˇzur Zeit als ich die doppelte Verneinung sagte, ˇich sie als verstarkte [v|V]erneinung & nicht als Bejahung Verstärkung gemeinte war? In den Umständen unter denen ich den Ausdruck gebrauche, im Bild, das mir etwa dabei vorschwebt ˇoder mit dem ich bereit bin die doppelte Negation zu vergleichen, im Ton meiner Rede (so wie ich auch im Ton die Klammern in “ne (ne p)” wiedergeben kann).
Die Verdoppelung
“ne ne”
als Verstärkung meinen, ist
ist dann von der Art
kann von der Art sein
, es ˇsie ˇunter gewissen Umständen als Verstärkung aussprechen. Die Verdoppelung als Aufhebung meinen, heißt z.B. Klammern setzen (auch im
gesprochenen
mündlichen
Ausdruck). – “Ja, aber diese Klammern selbst können doch verschiedene Rollen spielen; denn wer sagt, daß ˇsie in “~(~p)” im gewöhnlichen Sinn als Klammern aufzufassen seien & nicht irgendwie anders; etwa die erste als Trennungsstrich zwischen den beiden ‘~’, die zweite als Zugehör des ‘p’ // als Schlußpunkt des Satzes // ?” Niemand sagt es. Und Du hast ja Deine Auffassung wieder durch Worte ersetzt. Was die Klammern bedeuten, wird sich in ihrem Gebrauch zeigen &, in anderm Sinn, liegt es etwa im Aspekt (gesehenen Rhythmus) des Gesichtseindrucks von “~(~p)”.

 
  /  
   Soll ich nun sagen: die Bedeutung Bedeutungen von “non”
63
& “ne” sei seien etwas verschieden? Sie seien verschiedene Abarten der Verneinung? – Das würde niemand sagen. Denn, würde man einwenden, heißt dann “geh nicht in dieses Zimmer!” (etwa) am Ende vielleicht nicht
genau
ganz
dasselbe, wenn ich “nicht nicht p” als Bejahung gebrauche // Denn, würde man einwenden heißt denn “geh nicht in dieses Zimmer!” wenn wir die Regel aufstellen “nicht nicht” solle verneinen als Verneinung gebraucht werden & nicht als Bejahung? – Dagegen aber möchte man einwenden: “Wenn d[er|ie] beiden S[a|ä]tze ’geh nicht in dieses Zimmer’ dasselbe heißt wie “ne p“ und “non p“ ˇganz dasselbe sagen, wie kann dann “ne ne” nicht dasselbe bedeuten wie “non non”? Aber hier setzen wir eben einen Symbolismus voraus, d.h., nehmen ihn zum Vorbild, in welchem aus ne p = non p folgt, daß die beiden Wörter in allen Fällen gleich verwendet werden.
    Die Drehung um 180˚ & die [N|V]erneinung sind im besonderen Fall tatsächlich dasselbe, & die Anwendung des Satzes ~~p = p von der Art der Anwendung einer Geometrie.


 
  ∕∕  
Denken wir, ich fragte: Zeigt es sich uns klar, wenn wir die Sätze aussprechen “dieser Stab ist 1 m lang” & “hier steht 1 Soldat”, daß wir mit ‘1’ verschiedenes meinen, daß ‘1’ verschiedene Bedeutungen hat? – Es zeigt sich uns gar nicht.
Gar
Besonders
, wenn wir etwa einen Satz sagen ˇwie: “auf der Fläche “auf je 1 m steht 1 Soldat, auf 2 m 2 Soldaten usw.”
654
Gefragt “meinst Du dasselbe mit den beiden Einsern” würde man etwa antworten: “freilich meine ich dasselbe: – eins!” (wobei man (etwa) einen Finger in die Höhe hebt).


 
  /  
Was meint man damit: ‘ne ne p’, auch wenn es, nach dem Übereinkommen, ‘ne p’ bedeutet, könnte auch als aufgehobene Verneinung gebraucht werden? – Man möchte sagen: “‘ne’ könnte, mit der Bedeutung, die man wir ihm gegeben hat haben, ˇkönnte sich selbst aufheben, wenn wir es nur richtig
anwenden
applizieren
.” Was meint man damit? (Die beiden halben Drehungen ˇin der gleichen Richtung könnten einander aufheben, wenn sie
entsprechend
richtig
zusammengesetzt würden.) “Die Bewegung der Verneinung ‘ne’ kann ist im Stande sich selbst aufˇzuheben”. Aber wo ist diese Bewegung? Man möchte natürlich von einer geistigen Bewegung der Verneinung reden, zu deren Ausführung das Zeichen ‘ne’ nur das Signal
gibt
ist
.


 
  ∕∕ /  
   [Denk an andere Mittel der Verneinung, etwa durch die Tonhöhe.]
Wir können uns ganz leicht Menschen
mit ‘primitiverer’ Logik
mit einer ‘primitiveren’ Logik
denken, in der es etwas unserer Verneinung entsprechendes nur für gewisse Sätze gibt; für solche etwa, die keine Verneinung enthalten. In dieser der Sprache ˇdieser Menschen könnte man dann einen Satz wie “er geht in dieses Haus” verneinen; würde man ˇihnen aber einem von ihnen einen Satz sagen in welchem zwei sie würden aber eine Verdopplung der Verneinung immer nur als Wiederholung
65
der Verneinung nie als ihre Aufhebung verstehen.

 
  ∕∕  
Die Frage
Zu fragen
, ob für diese Menschen die
Verneinung
Negation
dieselbe Bedeutung hat, wie für uns wäre dann analog der, ob die Ziffer ‘2’ für Menschen deren Zahlenreihe nur bis 5 geht // mit 5 endigt // dasselbe bedeutet wie für uns.


 
  /  
  Wer “~~p = p” (oder auch “~~p ≡ p”) einen “notwendigen Satz der Logik” nennt(, aber und nicht geneigt ist, ihn eine Bestimmung über die von uns angenommene Darstellungsart) zu nennen, der hat auch die Tendenz zu sagen, dieser Satz gehe aus der Bedeutung der Verneinung hervor. Wenn in einer dialektischenc Redeweise ˇdes Dialekts die doppelte Verneinung als Verneinung gebraucht wird, wie in “er hat nirgends nichts gefunden”, so sind wir geneigt zu sagen: eigentlich heiße das, er habe überall etwas gefunden. Überlegen wir was dieses “eigentlich” heißt! –


 
  ∕∕ /  
 Unser Problem könnte man sehr klar so stellen: Angenommen wir hätten zwei Systeme der Längenmessung; eine Länge wird in beiden durch ein Zahlzeichen ausgedrückt, ,
diesem
& ihm
folgt ein Wort, welches das Maßsystem
angibt.
bezeichnet.
Das eine System bezeichnet eine Länge als “n Fuß” & Fuß ist eine Längeneinheit im gewöhnlichen Sinne; im andern System wird eine Länge mit “n W” bezeichnet & 1 Fuß = 1 W. Aber
66
2 W = 4 Fuß, 3 W = 9 Fuß, u.s.w.. – Also heißt der Satz “dieser Stock ist 1 W lang” dasselbe wie, “dieser Stock ist 1 Fuß lang”. Frage: Hat in diesen beiden Sätzen “W” & “Fuß” dieselbe Bedeutung?

 
  ∕∕ /  
  Die Frage ist falsch gestellt. Das
sieht man, wenn wir …
sehen wir, wenn wir
Bedeutungsgleichheit durch eine Gleichung ausdrücken. Die Frage kann dann nur lauten: “ist W = Fuß, oder nicht?” –
Die
die
Sätze, in denen diese Zeichen stehen, verschwinden in dieser Betrachtung. – Ebensowenig kann man natürlich in dieser Terminologie fragen “ist, ob “ist” das gleiche bedeutet wie “ist”; wohl aber, ob “ε“ die Copula das gleiche bedeutet wie “ = “ das Gleichheitszeichen. Nun, wir sagten ja: 1 Fuß = 1 W; – aber Fuß ≠ W.


 
   
 Unsere Schwierigkeiten können gelöst werden; & sie brauchen zu ihrer Lösung nicht neuer & feine Entdeckungen, tiefer dringende Analysen & dergleichen, sondern eine Zusammenstellung der richtigen Beispiele. (Das erlösende Wort.)


 
   
Wenn man sagt “ne ne p” könnte auch als aufgehobene Verneinung gebraucht werden, so soll das doch wohl heißen, daß der Kalkül mit ˇder Regel ne ne p = p sich ganz in einen mit der Regel ne ne p = ne p übersetzen läßt.

 
   
Hat nun “ne” dieselbe Bedeutung wie “non”? – Kann ich “ne” statt “non” setzen? – “Nun, an
67
gewissen Stellen
wohl
ja
, an andern nicht.” – Aber danach fragte ich nicht. Meine Frage war: kann man, ohne weitere Qualifikation ne statt non gebrauchen? – Nein.


 
   
“‘ne’ & ‘non’ heißen in diesem Fall genau dasselbe.”. – Und zwar, wasc? “Nun, man solle das & das nicht tun.” Aber
damit
hier
hast Du ja nur gesagt, daß in diesem Fall ne p = non p ist & das läugnen wir (ja) nicht.
    Wenn Du erklärst ne ne p = ne p, non non p = p, so gebrauchst Du die beiden Wörter eben in verschiedener Weise; & hält man dann an der Auffassung fest, daß, was sie in gewissen Kombinationen ergeben von ihrer Bedeutung ‘abhängt’, der Bedeutung, die sie mit sich herumtragen, dann muß man also sagen, sie müssen verschiedene Bedeutungen haben, wenn sie, auf gleiche Weise zusammengesetzt verschiedene Resultate ergeben können. | D.h., man muß dann sagen: ne ne p kann nicht etwas Anderes ergeben als non non p wenn die Bedeutungen von “ne” & “non” wirklich dieselben sind. Und wir drücken das nur anders aus. c


 
  ∕∕ / ∕∕ /  
Man möchte etwa von der Funktion des Wortes in diesem Satz reden. Aber worin besteht diese Funktion? Wie tritt sie zu Tage? Denn es ist ja nichts verborgen
,
;
wir sehen ja den ganzen Satz! Die Funktion muß sich im Kalkül // im Laufe des Kalküls // zeigen.
68

   Man will ˇ
aber
nun
sagen: “[|]non[|] tut dasselbe mit ‘p’, was ‘ne’ tut, – es kehrt ihn um”. Aber das sind nur andere Worte für “non p = ne p” (
was
welches
nur
gilt
stimmt
, wenn “p” nicht
selbst
selbst
ein verneinter Satz ist). Immer wieder der Gedanke, daß, was wir vom Zeichen sehen nur eine Außenseite zu einem Innern ist, worin sich die eigentlichen
Prozesse
Operationen
des Sinnes & der Bedeutung abspielen // die [E|e]igentlichen Operationen der Meinung abspielen // .


 
  ∕∕ /  
  Ist es nun nicht merkwürdig, daß ich sage das Wort “ist” werde in zwei verschiedenen Bedeutungen (als ‘ε’ & ‘ = ’) gebraucht, & nicht sagen möchte, seine Bedeutung
sei sein Gebrauch als ‘ε’ & ‘ = ’?
bestehe darin, daß es wie ‘ε’ & wie ‘ = ’ gebraucht werde?
// seine Bedeutung sei sein Gebrauch als ‘ε’ & als ‘ = ’? //
   Man
möchte
will
sagen diese beiden Arten des Gebrauchs geben nicht eine Bedeutung; sie die Personalunion durch das gleiche Wort
ist
sei
ein bloßer unwesentlicherc Zufall.

 
  ∕∕ /  
  Aber wie kann ich entscheiden, welches ein wesentlicher & welches ein unwesentlicher, ˇzufälliger Zug der Notation ist? Liegt denn eine Realität hinter der Notation nach der sich ihrec
Grammatik
Strukturc
richtet?
    Denken wir an einen ähnlichen Fall im Spiel: Im Damespiel wird eine Dame dadurch gekennzeichnet, daß man zwei Spielsteine aufeinanderlegt. Wird man nun nicht sagen, daß es es sei für das Spiel unwesentlich ist , daß … eine
69
Dame aus zwei Steinen besteht?


 
  ∕∕  
 Sagen wir: die Bedeutung eines Steines (einer Figur) ist ihre Rolle im Spiel. – Nun werde vor Beginn
jeder
einer
Schachpartie immer durch das Los entschieden ˇwelcher der Spieler wer [w|W]eiß erhält. indem man die der eine die beiden Schachkönige Dazu halte der eine ˇder Spieler in jeder ˇgeschlossenen Hand einen Schachkönig hält & der andere wähle ˇauf gut Glück eine der beiden Hände. wählt. Wird man es nun zur Rolle des Königs im Schachspiel rechnen, daß er (so)
zum
beim
Auslosen verwendet wird?


 
  / /  
 Ich bin (also) geneigt auch im Spiel zwischen wesentlichen & unwesentlichen Regeln zu unterscheiden. Das Spiel,
möchte
könnte
ich sagen, hat nicht nur Regeln, sondern auch einen Witz.


 
  /  
ˇ[Zu S. 70] A Denken wir uns (aber) die beiden Ämter in einer Person vereinigt als ein altes Herkommen.




 
  ∕∕  
 Wozu das gleiche Wort[,|?] wir machen ja im Kalkül keinen Gebrauch von dieser Gleichheit! Wozu
für Beides
für beide Verwendungen
die gleichen Steine? –
Aber was heißt es hier “von der Gleichheit Gebrauch machen”? Ist es denn nicht ein Gebrauch, wenn wir eben das gleiche Wort gebrauchen?


 
  ∕∕  
Hier scheint es nun als hätte der Gebrauch des
70
gleichen Worts, des gleichen Steins, einen Zweck – wenn die Gleichheit nicht zufällig, unwesentlich, ist. Und als sei der Zweck, daß man den Stein wiedererkennen,, & wissen könne, wie man zu spielen hat. Ist da von einer physischen oder einer logischen Möglichkeit die Rede? Wenn das Letztere, so gehört eben die Gleichheit der Steine
ins
zum
Spiel.


 
  ∕∕ /  
 Das Spiel soll doch durch die Regeln bestimmt sein! Wenn also eine Spielregel vorschreibt, daß zum Auslosen vor der Schach[P|p]artie die Könige zu nehmen sind, so gehört das, wesentlich, zum Spiel. Was könnte man dagegen einwenden? Nun, [d|D]aß man den Witz dieser
Regel
Vorschrift
nicht einsehe. Etwa, wie man auch nicht den Witz einer Regel nicht einsähe, die vorschriebe nach der jede[n|r] Stein erst dreimal umzudrehen bevor wäre, ehe Vorschrift einsähe, jeden Stein dreimal … man mit ihm zieht. Fänden wir diese Regel in einem Brettspiel, so würden wir uns wundern & Vermutungen über den
Zweck
Grund
(zu) so einer Regel anstellen. (“Sollte diese Vorschrift verhindern daß man ohne Überlegung zieht”) // (Wie man sich (etwa) fragt: Was ist der Ursprung des ‘Abhebens’ nach dem Mischen der Spielkarten?)

 
  ∕∕ /  
  “Wenn ich den Charakter des Spiels richtig verstehe”,
möchte
könnte
ich sagen, “so gehört das nicht wesentlich dazu”.


¥⋎ S 69 A
71
 
   
   Man sagt: d[as|er] Gebrauch des gleichen Wortes ist hier unwesentlich, weil es er diese Gleichheit keine Übergänge überbrückt. // , weil die Gleichheit der Wortgestalt hier nicht dazum dient, einen Übergang zu
vermitteln
überbrücken
herzustellen. eine Brücke zu einem Übergang ist. // Aber damit beschreibt man nur den Charakter des Spiels, welches man spielen will.


 
   
Eine der Versuchungen, der wir beim Philosophieren widerstehen müssen, ist, die, zu
denken
glauben
, wir müßten unsere Begriffe exakter machen, als sie nach dem gegenwärtigen Stand unserer Einsicht sind. Dieser Abweg führt in eine Art mathematischer Philosophie, welche glaubt, mathematische Probleme lösen zu müssen, damit wir zur philosophischen Klarheit kommen. (Ramsey.) Wir brauchen nur eine richtige Beschreibung der gegenwärtigen Lage.


 
   
 Sage mir, was Du mit einem Satz anfängst, wie Du ihn verifizierst, etc., & ich werde ihn verstehen?

 
   
  Die Frage “wie kann man das wissen” fragt nach einem
logischen
grammatischen
Zusammenhang, wenn “kann” die logische Möglichkeit bedeutetc.

 
   
 “Was ist ein Sessel?
 “Wie sieht ein Sessel aus?” Sind das etwa von einander unabhängige Fragen?
 Wie haben wir denn die Bedeutung des Wortes
72
“Sessel” gelernt? Wie wurde sie uns denn erklärt?

 
   ∕∕ \ ∕∕  
  Die Frage nach der ˇ
Art der
Möglichkeit der
Verifikation des Satzes ist nur eine besondere Form der Frage “wie meinst Du das?”. Die Antwort ist ein Beitrag zur Grammatik des Satzes.


 
  ∕∕  
  Wie weiß man, wenn es regnet? Wir sehen, fühlen, den Regen. Die Bedeutung des Wortes “Regen” wurde uns
an
mit
solchen
diesen
Erfahrungen erklärt. ˇ Ich sage, sie sind ‘Kriterien’ dafür, daß es regnet. “Was ist Regen” & “wie sieht Regen aus” sind logisch verwandte Fragen. – Die Erfahrung habe nun gelehrt, daß ein plötzliches Fallen des Barometers & ein Regenguß immer zusammengehen; dann werde ich ein solches Fallen des Barometers als ein Symptom für das [n|N]iedergehn eines Regengusses ansehen. Ob ein Phänomen ein Symptom des Regens ist, lehrt die Erfahrung; was als Kriterium des Regens gilt ist
unsere Bestimmung
Sache der Abmachung
(Definition).


 
  ∕∕ \  
Es ist nichts gewöhnlicher, als daß
die Bedeutung
der Gebrauch
eines Ausdrucks in der Weise schwankt, daß ein Phänomen bald als Symptom bald als Kriterium angesehen wird. Und meistens wird dann in einem solchen Fall der Wechsel der Bedeutung nicht gemerkt. In der Wissenschaft ist es üblich Phänomene die genaue Messungen // Messungen bestimmter Art // zulassen zu definierenden Kriterien eines Ausdrucks zu machen; & man ist dann geneigt zu
73
meinen, nun sei die eigentliche Bedeutung gefunden worden. Eine Unmenge von Verwirrungen ist auf diese Weise zustande gekommen.
   Es gibt Grade der
Hoffnung
Erwartung
, aber es ist unsinnig von einer Messung der Hoffnung zu reden, wenn wir dem Wort “Hoffnung” seinen normalen Gebrauch lassen. Nun setzt gibt man etwa einem meßbaren Phänomen das manchmal mit
Vergnügen
der Hoffnung
zusammen geht statt den Namen “
Vergnügen
Hoffnung
” & sagt, man habe eine Methode gefunden
Vergnügen
die Hoffnung
zu messen. Es ist wahr, daß in gewissen Fällen das ein meßbares Phänomen, den Platz den einnimmt, den
vor ihm
früher
ein nicht meßbares hatte. Das Wort, was diese[m|n] Platz bezeichnete, wechselt dann seine Bedeutung, & seine alte Bedeutung ist mehr oder weniger obsolet geworden. Man beruhigt sich dann
damit
dabei
, der eine Begriff sei der genauere, ◇◇◇ der andere der ungenauere; &
beachtet
meintsieht
nicht, daß hier in jedem besondern Fall ein anderes Verhältnis von “genau” & “ungenau” vorliegt // Verhältnis zwischen dem ‘genauen’ & ‘ungenauen’ vorliegt // . Es ist der alte Fehler die besondern Fälle nicht zu prüfen.
     Das führt dann dahin, daß wir glauben jedes Phänomen, welches Grade zuläßt, müsse sich ‘eigentlich’ messen lassen. So z.B. die Wahrscheinlichkeit daß mein Freund mich heute besuchen wird.


 
  \ ∕∕ ∕∕  
  Das Schwanken der Grammatik zwischen Kriterien & Symptomen läßt es dann erscheinen als gäbe es überhaupt nur Symptome. Wir sagen dann etwa: es ist Erfahrungs-
74
tatsache
ˇ[d|D]ie Erfahrung lehrt daß es regnet, wenn d[er|as] Barometer fällt, aber es ist ebenso Erfahrungstatsa[g|c]he sie lehrt auch daß es regnet, wenn wir ein bestimmtes Gefühl der Nässe & Kälte, oder einen bestimmten Gesichtseindruck haben.” Als
Argument dafür
Erhärtung dessen
sagt man dann
gibt man dann an
, daß wir uns ja irren können diese Sinneseindrücke uns täuschen können. Aber man bedenkt dabei nicht, daß gerade die Tatsache, daß sie uns gerade den Regen vortäuschen auf einer Abmachung beruht.


 
   
  Nicht
das ist maßgebend, …
darum handelt es sich ˇhier,
daß unsere Sinneseindrücke uns belügen können, sondern, daß wir ihre
Lügen
Sprache
verstehen. (Und diese Sprache beruht, wie jede andere, auf Übereinkunft.)


 
  ∕∕  
Man ist etwa geneigt zu sagen: “[e|E]s regnet, oder es regnet nicht; wie ich das weiß, wie mich die Kunde davon erreicht hat, ist eine andere Sache. Aber stellen wir also die Frage so: “Was nenne ich denn: ‘eine Kunde davon, daß es regnet’?” (Oder habe ich auch von dieser Kunde nur Kunde erhalten?) – Und was kennzeichnet denn diese ‘Kunde’ als Kunde von etwas? Leitet uns da nicht die Form unseres Ausdrucks irre? Ist das eben nicht ein irreleitendes Gleichnis // eine
irreführende
irreleitende
Metapher // : “mein Auge gibt mir Kunde davon, daß dort ein Sessel steht”?

75
 
  ∕∕  


   “Der
Regen
Sessel
existiert unabhängig davon, ob ihn jemand wahrnimmt.” Ist das ein Erfahrungssatz[?|;] oder eine verschleierte Festsetzung ˇder Grammatik? // Ist das ein Erfahrungssatz? // Soll es sagen, die Erfahrung habe gelehrt, daß ein Sessel nicht verschwindet, wenn man sich von ihm wegwendet?


 
   
“Welches ist die ‘wirkliche Lage’ des Körpers, den ich unter Wasser sehe, was, die ‘wirkliche Farbe’ des Tisches?”
Welche
Welches
nennst Du “die wirkliche Lage”? Du selbst kannst es entscheiden. – Wie findet man die wirkliche Lage; was willst Du als Methode der [b|B]estimmung der wirklichen Lage
anerkennen
gelten lassen
?
    Die Frage nach der Verification ist eine Frage nach der Methode. (Methodologie.)


 
   
 “Es wird niemals Menschen mit zwei Köpfen geben” So ein Dieser Satz // [e|E]in solcher Satz // scheint irgendwie ins Unendliche, Unverifizierbare zu reichen & sein Sinn von jeder Verification unabhängig zu sein. Aber wenn wir seinen Sinn erforschen wollen, so meldet sich(,
sogleich
mit Recht
ganz richtigc
,) die Frage: Können wir die Wahrheit eines solchen Satzes je wissen, & wie können wir sie wissen; & welche Gründe können wir haben, was der Satz sagt anzunehmen, oder abzulehnen? – Nun wird sagt man vielleicht sagen: es ist ja nach dem Sinn gefragt worden, & nicht ob danach, ob, & wie man ihn wissen kann. Aber die Antwort auf die Frage “wie kann
76
man diesen Satz wissen?” ist nicht eine psychologische, sondern sie sagt, mit welchen andern Sätzen er
beschreibt
erklärt
den
seinen
Zusammenhang im Kalkül mit andern Sätzen
.
// erklärt seinen Zusammenhang (des Kalküls) mit andern Sätzen // // erklärt seinen logischen Zusammenhang, ˇseinen Zusammenhang im Kalkül, mit andern Sätzen // . ⌊⌊ˇ // sondern sie erklärt seinen logischen, quasi rechnerischen, Zusammenhang mit andern Sätzen // ⌋⌋ Und die ˇmöglichen Gründe den Satz anzunehmen sind nicht pesönliche Angelegenheiten, sondern Teile des Kalküls (zu dem der Satz gehört).
     Wenn ich frage: wie kann
man
ich
manc
den Satz “jemand ist im Nebenzimmer” verifizieren, oder, : wie kann
man
ich
herausfinden, daß jemand im Nebenzimmer ist, – so ist etwa eine Antwort: “indem ich man in's Nebenzimmer geh[e|t] & nachsieh[e|t] ”. Wenn nun gefragt wird: “wie kann
man
ich
ins Nebenzimmer kommen, wenn die Tür versperrt ist”, so bedeutet das “kann” hier die physische Moglichkeit, nicht, wie in der
vorigen
ersten
Frage, die logische.


 
  ∕∕  
 Die Ursachen, warum wir einen Satz glauben, sind für die Frage, was es denn ist, was wir glauben allerdings irrelevant; aber nicht so die Gründe, die ja mit dem Satz grammatisch verwandt sind & uns sagen, wer er ist.


 
   
 Der Instinkt führt uns richtig, der zur Frage führt: wie kann man so etwas wissen; was für einen Grund können wir haben, das anzunehmen; aus welchen Erfahrungen würden wir so einen Satz ableiten; etc..
77
 
  /  



    Der Sinn des Satzes ist ja nicht etwas, was wir, wie die Struktur der Materie, erforschen, & was vielleicht zum Teil unerforschlich ist. (Ungelöste Probleme der Mathematik.) So daß wir später (erst) noch einmal daraufkommen könnten, daß dieser Satz von andern Wesen, als wir sind, auf andere Art gewußt werden kann. (Ich rede nicht von Symptomen.)
So daß
Daß
er dieser Satz mit diesem Sinn bliebe, dieser Sinn aber Eigenschaften hätte, die wir jetzt nicht ahnen. Der Satz, oder sein Sinn, ist nicht das pneumatische Wesen, was sein Eigenleben hat & nun Abenteuer besteht, von denen wir nichts zu wissen brauchen. Wir hätten ihm quasi Geist von unserm Geist eingehaucht, aber nun hat er sein Eigenleben – wie unser Kind – und wir können ihn nur beobachten & untersuchen. // beobachten & sein Wesen zu erforschen trachten. // (Mathematik.)


 
  ü ∫  
Wenn man nun fragt: hat es Sinn zu sagen “es wird nie das & das geben”?””? – Nun, welche Evidenz gibt es dafür; & was folgt daraus? – Denn, wenn es keine Evidenz gibt – nicht, daß wir noch nicht im Stande waren sie zu erhalten, sondern daß keine im Kalkül vorgesehen wurde –, dann ist damit der Charakter dieses Satzes bestimmt. So wie das Wesen einer Zahlenart ˇdadurch bestimmt ist, dadurch, daß kein
wenn
daß
wir sagen, daß diese Zahlen seien mit [r|R]ationalzahlen rationalen Zahlen unvergleichbar.

78
 
   



“Das & das wird nie geschehen” – man glaubt durch diesen Satz in die unendliche Zukunft zu reichen.
Wenigstens eine Eisenbahn …
Quasi, zum mindesten eine Eisenbahn
dorthin gelegt zu haben, wenn wir auch noch nicht die ganze Strecke bereist haben.
  
Dem liegt die Idee …
Es liegt da die Idee
zu Grunde, daß das Wort “nie” die Unendlichkeit bereits mitbringe, da das eben seine Bedeutung ist.
  Es kommt darauf an: Was kann ich mit
so einem
diesem
Satz anfangen, ?
denn
Denn
auf die
Frage, “was sagt er?”
kommt wieder ein …
kommt ja wieder ein
Satz zur Antwort,
& der führt mich nicht weiter, ehe ich ˇnicht etwas über die Züge erfahre …
& der führt mich so lange nicht weiter, als ich aus der Erklärung nichts über die Züge erfahre
, die ich mit den Figuren machen darf. (Als ich ehe [s|S]olange ich … sozusagen nur immer wieder die gleiche Spielstellung vor mir sehe & keine andern, die ich aus ihr bilden kann.) So höre ich, z.B., daß keine Erfahrung den Satz beweisen kann, & das beruhigt mich über seine unendliche Bedeutung.


 
   
Aus keiner Evidenz geht hervor, daß dieser Satz wahr ist. Ja, aber ich kann ihn doch glauben[.|,] // Ja, aber ich kann doch glauben, was er sagt! // daß das der Fall ist, // daß was er sagt! // daß es sich so verhält, wie er sagt! // Aber was heißt (das): “glauben, daß es sich so verhält”? Reicht (etwa) dieser Glaube in die Unendlichkeit; fliegt er der Verifikation voran? – Was heißt es,
das
diesen Satz
glauben:
diesen Satz
ihn
mit
79
bestimmten Empfindungen sagen? in der & der Weise handeln? – Und diese Handlungen interessieren uns nur, sofern sie zeigen, wie wir den Satz im Kalkül
gebrauchen.
verwenden.



 
   
  Jemand fragt mich: “warum hälst Du Deine Wange?” – ich antworte: “Zahnschmerzen”. Das heißt offenbar dasselbe wie “ich habe Zahnschmerzen”; aber weder
ergänze ich die fehlenden Worte im Geiste, noch …
stelle ich mir die fehlenden Worte im Geiste vor, noch
gehen sie mir im Sinn ab. “
Also
Daher
ist es auch möglich, daß ich den Satz “ich habe Zahnschmerzen” so meine, als sagte ich nur das letzte Wort; oder, als wäre
das ganze Satzzeichen
der ganze Satz
nur ein Wort.”
   (Man sagt[:|,] ‘Hut & Stock!’ heiß[t|e] eigentlich: ‘gib mir
den
meinen
Hut &
den
meinen
Stock!’.)

 
  /  
  Daran3 könnte man sehen, was es mit dem Meinen & der Bedeutung auf sich hat.

 
  A  
  Denken wir an die folgende Verwendung der Sprache: Ich schicke jemand einkaufen. Ich gebe ihm auf dem einen Zettel auf diesem stehen die Zeichen “drei rote Äpfel”. Er trägt den Zettel zum Kaufmann;
der
dieser
sucht
sucht
sieht nach öffnet die Lade, auf welcher das Zeichen “Äpfel” steht; dann schlägt er in einer Tabelle das Wort “rot” nach & findet ihm gegenüber ein färbiges
Täfelchen
Quadrat
; nun zählt er sagt er ˇetwa die Reihe der Kardinalzahlwörter, die er auswendig kann Grundzahlwörter ich nehme an er
weiß
kann
sie auswendig, ˇbis zum Wort “drei” & bei jedem
Wort
Zahlwort
nimmt er einen Apfel aus der Lade der die Farbe des Täfelchens hat. So &
80
ähnlich operiert man mit Worten. “Wie weiß er aber, wo & wie er das Wort “rot” nachschlagen soll & wie was er mit dem Wort “drei” anzufangen hat?” Nun, ich nehme eben an, er handelt, wie ich es beschrieben habe. Die Erklärungen haben irgend-wo ein Ende. – Was ist aber die Bedeutung des Wortes “drei”? – Von einer solchen war hier gar nicht die Rede; nur davon, wie das Wort “drei” gebraucht wird!


 
  A  
  Das Wort “Bedeutung” hat, wenn es systematisch verwendet wird, einen gefährlichen Beigeschmack des okulten. Darum ist es gut, wenn wir die Erscheinungen der Sprache an primitiven Verwendungsformenarten der Sprache studieren. An Sprachspielen Formen der & Verwendungen der Sprache wie sie dem das Kind gebraucht wenn es anfängt zu sprechen.
     Das Lehren der Sprache ist hier kein Erklären sondern ein Abrichten.


 
  A  
   Denken wir uns etwa folgendes Sprachspiel: Man spricht zu
dem Lernenden
einem Kind
indem man das elektrische Licht i[n|m] einem Rau Zimmer andreht: “Licht”[;|,] dann, indem man es abdreht: “Finster”; man tut das mehrere male, variiertc indem man die Zeitlängen & spricht mit eindringlicher Betonung m Tonfall, begleitet die Worte etwa auch mit Gesten. Dann dreht man etwac im Nebenzimmer das Licht an
&
oder
ab & bringt & bringt das Kind dazu, daß es uns mitteilt:
81
“Licht”, oder “Finster”.
    Soll ich nun “Licht” & “Finster” Sätze nennen? Nun, wie ich will. – Und wie ist es mit der ‘Ubereinstimmung mit der Wirklichkeit”?


 
  A  
 Wenn ich bestimmte einfache Sprachspiele beschreibe, so geschieht es nicht, um
von ihnen aus
mit ihnen
nach an & nach die ˇwirklichen Vorgänge der
ausgebildeten
normalen
Sprache zu beschreiben, was nur zu Ungerechtigkeiten
führen würde
führt
. (Nicod & Russell.) Sondern ich stelle die Sprachspiele als Vergleichsobjekte hin Vielmehr lassen wir die Sprachspiele als das stehn, was sie sind. & lassen sie Sie sollen bloß ihre aufklärende Wirkung auf unsere Probleme ausstrahlen.


 
   
Man könnte nun einwenden: “Die Worte ‘Licht’ & ‘Finster’ sind hier nicht als Sätze gemeint & nicht einfach als Wörter”. D.h. ˇDas heißt, sie sind hier so ˇnicht gebraucht nicht so gebraucht, wie wir sie in der gewöhnlichen Sprache gebrauchen (obwohl wir tatsächlich auch oft so sprechen.)
   Wenn ich Einer ˇjemand plötzlich ohne sichtbaren Anlaß das Wort “Licht“ aussprech[e|i]cht, ˇ& nichts dazusetzt, so wird man allerdings sagen: “was heißt das fragen “was meinst Du fragen: “warum sagst Du ‘Licht’, was soll's damit?” oder: “was meinst Du mit ‘Licht’? ‘Licht’ ist doch kein Satz!”. Aber ebenso unverständlich wäre es uns, wenn er einen
vollständigen
kompletten
Satz ohne jeden Anlaß & Zusammenhang ausgesprochen hätte etwa “da kommt er” oder “der Himmel ist
82
blau”. Und anderseits würden wir es so gut wie jeden Satz verstehen, wenn Einer, der einen Gegenstand im Finstern etwas sucht, einem Andern zuriefe: “Licht!”.
Das Aussprechen des Wortes “Licht” war, im obigen Fall, noch kein
vollständiger
kompletter
Zug des Spieles, auf das wir gefaßt waren.


 
   
  
Aber reden wir …
Reden wir
doch nicht vom Meinen als einem unbestimmten & nicht verstandenen Vorgang, sondern vom wirklichen, ‘praktischen’, Gebrauch des Wortes, von den Handlungen, die wir mit ihm ausführen.
    Reden wir vom Meinen nur, wenn es ein Teil des Sprachkalküls ist (etwa der Teil, der aus Vorstellungsbildern besteht). Und dann brauchen wir eigentlich das Wort “meinen” nicht, denn das scheint immer anzudeuten, daß es sich um Vorgänge handelt, die der Sprache nicht angehören, sondern ihr gegenüberstehn; & daß es Vorgänge von wesentlich anderer Natur sind als der sprachlichen.


¥⋎ [Als neuer Absatz S. 83 A
 
   
Wie unterscheidet sich aber “Licht”, wenn es den Wunsch nach Licht ausdrückt, von “Licht”, wenn es
mitteilt
konstatiert
daß es im Zimmer licht ist? Wir können Vielleicht dadurch, daß wir es in anderem Ton aussprechen, – mit anderer Empfindung (Meinung als Begleitung). Oder es kommt bloß in einem andern Spielzusammenhang vor. Denken wir, man fragte: “Wie unterscheidet sich ein Zug im Damespiel von der gleichen Bewegung eines Steins im Schlagdamespiel?”
   Vielleicht Der Unterschied kann sein, daß er das
83
eine Mal auf die Frage “was meinst Du” antwortet: “ich meine Du sollst Licht machen”, das andremal “ich meine
, es ist das Licht angezündet”
, es ist licht”
.


 
   
 Wenn ein Mann im Ertrinken “Hilfe!” schreit, – konstatiert er die Tatsache, daß er Hilfe bedarf? daß er ohne Hilfe ertrinken werde?
  Dagegen gibt es den Fall, in dem man, quasi sich beobachtend, sagt, : “ich habe jetzt den Wunsch nach …”.


 
   
 ˇ[Zu S. 82] A Wenn das Meinen für uns irgend eine Bedeutung, Wichtigkeit, haben soll, so muß dem System der Sätze ein System der Meinungen zugeordnet sein, was immer für Vorgänge die Meinungen sein mögen.





 
   
 Inwiefern stimmt nun das Wort “Licht” im Sprachspiel mit einer Wirklichkeit überein, oder nicht überein?
  Wie gebrauchen wir das Wort “übereinstimmen”? – Wir sagen “die beiden Uhren stimmen überein”, wenn sie die gleiche Zeit zeigen; “die beiden Maßstäbe stimmen überein”, wenn gewisse Teilstriche zusammenfallen (übereinstimmen); ein Plan
stimme
stimmt
mit einer Gegend überein[;|.] was [e|E]iner auf dem Klavier spielt, die Melodie, die ich höre, mit den Noten. In jedem Fall muß Wir sagen, “
die beiden
zwei
Längen stimmen überein”, wenn sie gleich sind; aber auch, wenn sie in einem ˇandern, von uns
festgelegten
festgesetzten
, Verhältnis stehen (Maßstab
eines
des
Planes). Und daß sie übereinstimmen, heißt dann nichts anderes, als daß
84
sie im Verhältnis des Maßstabs stehen.
So muß also in jedem Fall erst
erklärt
festgesetzt
werden, was unter “Übereinstimmung zu verstehen ist. – So ist es nun auch mit der Übereinstimmung einer Längenangabe mit der Länge eines Gegenstandes // mit einer Länge // . Wenn ich sage: “dieser Stab ist 2˙5 m lang”, so kann ich z.B. eine Erklärung geben, wie man verfährt, um nach diesem Satz mit einem Maßstab die Maßband die Länge des Stabes zu kontrollieren; wie man etwa nach diesem Satz einen 2˙5 m langen Meßstreifen erzeugt // einen Meßstreifen der angegebenen Länge erzeugt // . Und ich sage nun, der Satz stimmt mit der Wirklichkeit überein, wenn der so konstruierte Meßstreifen mit dem Stab übereinstimmt. (
Diese Anfertigung
Diese Konstruktion
des
des
einesˇeines
Meßstreifens illustriert übrigens, was ich in der Abhandlung damit meinte
:
,
der Satz komme bis an die Wirklichkeit heran.)
    Als ich nun de[m|n] Andern das Sprachspiel lehrte & sagte: “Licht” (indem ich Licht machte) & “Finster” (indem ich
es
das Licht
abdrehte), hätte ich auch sagen können, & mit keiner andern Bedeutung: “das heißt ‘Licht’” (
wobei
indem
ich [l|L]icht mache) & “das heißt ‘Finster’” etc., & auch ebensogut: “das stimmt mit ‘Licht’ überein”, “das stimmt mit ‘Finster’ überein”.


 
   
  Man denkt ˇleicht beim Worte “Übereinstimmung” nur an Ähnlichkeit, in dem Sinne, in welchem zwei Gegenstände ähnlich sind, wenn man sie leicht mit einander verwechseln kann ( wenn sie
einander gleich sehen)
ähnlich ausschauen)
.
85
 
   



   Wir gebrauchen
(das Wort)
den Ausdruck
“Übereinstimmung mit der Wirklichkeit” nicht als metalogischen Ausdruck, sondern als Teil der gewöhnlichen – praktischen – Sprache. // Der Ausdruck “Übereinstimmung mit der Wirklichkeit” gehört ˇfür uns nicht der Metalogik an, sondern dem gewöhnlichen – praktischen Gebrauch unserer ˇgewöhnlichen Sprache. //
   Man kann ˇetwa sagen: Im Sprachspiel “Licht – Finster” kommt der Ausdruck “Übereinstimmung mit der Wirklichkeit” nicht vor.


 
  ∫ ✓  
  Freges Ansicht, daß in
einer
der
Behauptung ein eine Annahme steckt die dasjenige ist, was behauptet wird, basiert eigentlich auf der Moglichkeit jeden Behauptungssatz in der Form zu schreiben: “Es wird behauptet, daß das & das der Fall ist”.


 
  A ∫ ✓  
  Aber wir könnten sehr gut auch jede Behauptung in Form einer Frage mit nachfolgender Bejahung (oder Verneinung) schreiben. Z.B. – statt: “Es regnet”, “Regnet es? Ja!”
   Würde das zeigen, daß in jeder Behauptung eine Frage steckt?


 
  A ✓  
  Wir könnten uns eine menschliche Sprache denken, in der es keine Behauptungssätze gibt, sondern nur Fragen & die Bejahung & Verneinung.

86
 
  A ✓  


   Man hat natürlich das Recht ein Behauptungszeichen zu verwenden wenn ˇman es im Gegensatz, etwa, zu einem Fragezeichen gebraucht. Irreleitend ist es nur, wenn man meint, daß die Behauptung nun aus zwei Akten besteht, dem Erwägen & dem Behaupten (Beilegen des Wahrheitswertes, oder dergl.) & daß wir diese Akte nach dem geschriebenen Satz ausführen, ungefähr wie wir nach Noten singen.
     Mit [d|D]em Mit dem Singen nach Noten ist nunc allerdings das ˇlaute, oder leise, Lesen des geschriebenen Satzes analog zu vergleich[bar|en]; aber nicht
die
eine
Tätigkeit den Satz zu denken. // ; aber nicht ein ‘Denken’ ˇoder ‘Meinen’ des Satzes. // Ist ˇalso ein Behauptungszeichen im geschriebenen Satz, so wird wieder ein Behauptungszeichen im gelesenen sein (etwa die Betonung, oder der Stimmfall). Aber nicht, als ob im geschriebenen das Denken des Satzes besteht nicht darin, daß wir nach den Signalen (
Zeic
Wörtern
des Satzes Gedankenoperationen – u.a. auch das Behaupten – ausführten. Und als seien im Satz die Zeichen, & die Bedeutungen im Denken.
¥
[Statt des Durchstrichenen S. 87 A]


 
  A ✓  
 Man könnte die Funktion des Fregeschen Behauptungszeichens auch darin sehen, daß es den Anfang der Behauptung bezeichnet. Es entspräche dann dem großen Anfangsbuchstaben, oder dem Schlußpunktpunkt des vorhergehenden Satzes. Das Behauptungszeichen unterscheidet dann einfach ist dann eine von zwei Klammern, die den selbständigen Satz von einem unterscheiden, der Teil eines andern
87
ist. (Dies ist zum Teil gewiß auch der Idee Freges gemäß.) Und diesen Unterschied stark hervorzuheben ist gewiß wichtig. Denn unsere philosophischen Schwierigkeiten die Negation & das Denken betreffend rühren in gewissem Sinn daher, daß wir nicht sehenc, daß die ein S[ä|a]tze “⊢ ~p”
oder
&
“⊢ ich denke p” mit dem Satz “⊢ p” wohl “p” gemein hat, aber nicht “⊢ p”.


 
   
[Zu S. 86 statt des Gestrichenen] Mit dem Singen nach Noten ist nun allerdings das laute (oder leise) Lesen nach dem geschriebenen Satz zu vergleichen; aber die Zeichen des Satzes sind nicht Signale zu
seelischen
psychischen
Tätigkeiten des Meinens. Nicht, also [a|A]ls seien im Satz die Zeichen
, & die
, & die
Bedeutungen im Denken.



 
   
Wir könnten uns auch eine Sprache denken die nur aus Befehlen besteht. So eine Spra


 
   
Denken wir an die große Mannigfaltigkeit der Sprachspiele:
      Eine Mitteilung machen, wie: “Licht”, “Finster”;
      einen Befehl geben (“mach [l|L]icht!”, “[L|l]ösch aus!”);
      auf Fragen – “Licht?”, “Finster?” – mit “ja” oder “nein”
antworten;
      einen Befehl ausführen;
      fragen, & die Antworten auf ihre Richtigkeit prüfen;
      negative, disjunktive Befehle ausführen;
      eine Vermutung aussprechen (“welche Karte werde ich jetzt aufschlagen”) & sie verifizieren;
88
      eine Notation in eine andere transformieren;
      Schlüsse ziehen;
      ein angewandtes Rechenexempel lösen;
      eine Zeichnung herstellen & sie beschreiben;
      einen Hergang erzählen;
      eine Erzählung erdichten;
      eine Hypothese aufstellen & prüfen;
      eine Tabelle anlegen;
      grüßen;
      ein Tier abrichten, daß es auf den Ruf folgt; auf Zeichen dressieren // abrichten // . etc. etc..
      einen Witz erzählen,


 
   
    Es hilft hier immer sich darauf zu besinnen, wie das Kind aus solchen Sprachspielen sprechen lernt. ˇEs hilft [A|a]uch ˇsich einen primitiven Volksstamm mit einer vorzustellen, der primitiven Sprache zu fingieren besitzt. Eine Sprache etwa die nur aus Befehlen im Krieg besteht; oder aus Befehlen & Berichten. Etwa aus gezeichneten Berichten in einer einfachen zeichnerischen Darstellungsform. (Denke daran, wie die Schrift einmal nu[n|r] für sehr speziellen Zwecken verwendet wurde.) – Auch der Erwachsene lernt neue Sprachformen, wenn er eine neue Rechnungsart kennen & lernt & ihre [a|A]nwend[e|u]ng lernt; ˇoder wenn er lernt eine graphische Darstellung ˇvon Messungsresultaten zu machen, oder abzulesen.

 
   
Denke daran daß man Würfeln ein Spiel nennt,
aber
&
auch Tauziehen, & auch Reigentanzen.
    Dem falschen (d.h. unvorteilhaften) Zug im Schach entspricht etwas im Damespiel,
& auch etwas im Bridgespiel etc.;
& auch im Kartenspielen
aber nichts in einem Abzählspiel.
89

  Der falsche Zug in diesem Sinne gehört wesentlich zum Spiel; er ist nicht eine Verunreinigung des Spiels, wie ein falscher Schritt im Tanz.en
     Denke
nun
nun
an die die verschiedene Rollenc, die die [U|u]nwahrh[ei|rer]t ˇSätze in Sprachspielen. spielen kann Das Subject eines im psychologischen Experimentes Experiment soll sagen, was es gesehen hat; z.B. – es beschreibt seine Erfahrung falsch. – Der Meteorologe macht eine Prognose des zukünftigen Wetters; sie trifft nicht ein.


 
  v  
 Wenn wir nicht sehen, daß es eine Menge von Sprachspielen gibt, so sind wir geneigt zu fragen: “Was ist eine Frage?” Ist
sie
es
die Feststellung, daß wir ich das & das nicht wissen weiß[?|;] oder die Feststellung daß ich wünsche der Andere möchte mir sagen …? Oder ist es die Beschreibung meines seelischen Zustandes der [u|U]ngewißheit? Und ist der Ruf “Hilfe!” so eine Beschreibung?

 
  v  
  Denke daran, wie Verschiedenes “Beschreibung” genannt wird. Denke an die Beschreibung des Lage eines Körpers durch eine Zeichnung, einen Plan & anderseits an die Beschreibung des Verlaufs einer Schmerzempfindung.

 
  v  
 Den Untersch Man kann freilich statt der gewöhnlichen Notation der Frage eine Notation der Feststellung oder Beschreibung
90
einführen: “ich will wissen, ob …” oder “ich bin im Zweifel, ob …” – aber damit hat man die verschiedenen Sprachspiele einander nicht näher gebracht.


 
   
Es ist uns, als könnten wir sagen, der fragende Tonfall sei dem Sinn der Frage angemessen.
    Ist der Schrei dem Schmerz angemessen?

 
   
 Man sagt ˇmanchmal: die Affen sprechen nicht, weil ihnen die geistigen Fähigkeiten fehlen. Das heißt: “sie denken nicht, darum sprechen sie nicht”. Aber sie sprechen eben nicht,
oder besser: sie verwenden die Sprache nicht
d.h. sie spielen keine Sprachspiele
& das ist alles.
Befehlen, fragen, erzählen, plauschen, sind so natürliche Handlungen, wie gehen, essen, trinken, spielen.

 
   
 Das hängt
mit der Idee zusammen, das Lernen
damit zusammen, daß man meint, das Lernen
der Sprache bestehe darin, daß man Gegenstände benennt, & zwar: Menschen, Formen, Farben, Schmerzen, Stimmungen, Zahlen, etc.


 
   
Wie gesagt – das Benennen ist etwas Ähnliches, wie einem Ding ein Namenstäfelchen anheften. Man kann das eine Vorbereitung zum Gebrauch eines Worts nennen. Aber worauf ist es eine Vorbereitung?

91
 
   


“Wir benennen die Dinge, & können nun über sie reden. Uns in der Rede auf sie beziehen” Als ob mit dem Akt des Benennens schon das, was wir weiter tun, gegeben sei. Als ob es nur [e|E]ines gäbe, was heißt: “von Dingen reden”. Während wir doch das Verschiedenartigste mit unsern Sätzen tun.


 
   
Denken wir doch nur ˇzum Beispiel allein an die Ausrufe – mit ihren ganz verschiedenen Funktionen: Wasser! – Fort! – Au! – Hilfe! – Schön! – Nicht! –

 
   
Bist Du nun noch geneigt diese Wörter “Namen” zu nennen?


 
   ∕∕ ∕∕  
“Wie wäre es, wenn die Menschen ihre Schmerzen nicht äußerten (nicht stöhnten, das Gesicht verzögen, etc.), – dann könnte man einem Kind nicht das Wort “[W|Z]ahnschmerzen” beibringen.” – Nun, nehmen wir an das Kind sei ein Genie & erfinde selbst einen Namen für den Schmerz, obwohl ihm keiner gelehrt wurde! – Aber nun könnte es sich freilich mit diesem Wort nicht verständlich machen! – Also versteht es den Namen, kann aber seine Bedeutung niemandem erklären? – Aber was heißt es denn, daß er “seinen Schmerz benannt hat”? – Wie hat er das gemacht: den Schmerz ˇ(zu) benennen?? Und, was immer er
92
getan hat, was hat es für einen Zweck? – Wenn man sagt “er hat dem Schmerz einen Namen gegeben”, so vergißt man, daß schon viel in der Sprache vorbereitet sein muß, damit das bloße Benennen einen Sinn hat. Und wenn wir davon reden, daß er dem Schmerz einen Namen gibt, so ist die Grammatik des Wortes “Schmerz” hier das [v|V]orbereitete; es zeigt den Posten an, an den wir das neue Wort gestellt wird.


 
   
Warum ist der Gedanke, die Erwartung, der Glaube, keine bloße Spielerei?
Was hat mein Gedanke mit dem zu tun, was der Fall ist? – Was macht uns die Erwartung zur Erwartung der Wirklichkeit?
    Ich habe das Gefühl: Nur die Stellungnahme zum Bild kann es uns zum Bild der Wirklichkeit machen; d.h., kann es mit der Wirklichkeit so verbinden, gleichsam wie eine Lasche, die die Überleitung von dem Bild zur Wirklichkeit herstellt, die beiden in der rechten Lage zu einander haltend, dadurch, daß beide für sie dasselbe bedeuten.
   Und es ist wahr: das Portrait erhält seine Bedeutung für uns dadurch daß unsere Einstellung zu ihm & unsere Einstellung zu dem Menschen etwas gemein haben.

 
   
Was verbindet den Glauben, die Überzeugung, mit der Wirklichkeit? Was verbindet den Ausdruck des Gl. mit d. W.? Ich ˇvielleicht möchte sagen:
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  “Der Glaube ist in uns, die Wirklichkeit außer uns; die beiden sind von einander isoliert. Was hat kann dann mein Glaube für eine Bedeutung haben?” – Nun, wer glaubt, macht wirklich nur ein Bild & die Verbindung des Bildes mit der Wirklichkeit ist keine andere, als die durch die besondere Entstehung dieses Bildes gemachte oder durch Erklärungen der Zeichen des Bildes. Aber uns Bilder zu machen ist Teil unseres Lebens.

 
   
⌊⌊ Denk Dir, jemand malte ein Bild der Heimkunft seines Freundes, an die er glaubt. Er betrachtet es gläubig. Handelt diesem Glauben entsprechend. ⌋⌋


 
  \ ∕∕ ∕∕  
 Hat es einen Sinn zu fragen: “Woher weißt Du, daß Du
es
das
glaubst?” – & ist etwa die Antwort: “ich erkenne es durch Introspektion”?
   In manchen Fällen wird man so etwas sagen können, in
den meisten
manchen
nicht.



 
  ∕∕ ∕∕  
 Es hat Sinn zu fragen “liebe ich sie wirklich, mache ich mir das nicht nur vor?” Und der Prozess der Introspektion ist das Wachrufen von Erinnerungen;
von Vorstellungen
das Vorstellen
möglicher Situationen & der Gefühle die man hätte, etc..

 
   
 Introspektion nennt man einen Vorgang des Schauens, – im Gegensatz zum Sehen.


 
   
 Wenn ich das Wort “glauben” so
verstehe,
gebrauche,
daß ich geneigt bin zu sagen: “ich kann nicht glauben & es nicht wissen, daß ich glaube” dann hat es, eben darum, keinen Sinn zu sagen:
94
   “ich weiß, daß ich das & das glaube”. Wie es keinen Sinn hat zu sagen “ich weiß, daß ich Zahnschmerzen habe”, wenn ich “nicht Zahnschmerzen haben kann, ohnes es zu wissen”. (Wenn also “ich habe Zahnschmerzen” nicht heißen soll “ich habe Schmerzen, die vom schlechten Zahn herrühren”.)
 (Denke auch an die Frage: “wie merkst Du, daß Du Z Schmerzen hast?”; oder gar: “wie merkst Du, daß Du fürchterliche Schmerzen hast?”.) – Dagegen: “wie merkst Du, daß Du Schmerzen bekommen wirst?”.)


 
   
 (Hierher gehört die Frage: welchen Sinn hat es von der Verification des Satzes “ich habe Zahnschmerzen” zu reden? Und hier sieht man deutlich, daß die Frage “wie wird dieser Satz verifiziert?” von einem Gebiet der Grammatik zum andern ihren Sinn ändert.)


 
   
Ist “[i|I]ch glaube …” der Ausdruck des Glaubens; oder die Beschreibung des Geistes psychischen Erlebnisses // des seelischen Zustandes // ?

 
  ∕∕  
Ist der Satz “es regnet” die “es wird regnen” die Beschreibung meiner Geistestätigkeit, da er doch die Wiedergabe meines Gedankens ist, daß es regnen wird? – Wir werden nicht so leicht geneigt sein, den Satz die Beschreibung der Geistestätigkeit zu nennen, wenn wir bedenken, daß das Denken im Reden bestehen kann,
95
keine Begleitung des Gedankenausdrucks ist.

 
   
   Man kann in Worten glauben.

 
   
Anderseits, warum sollen wir nicht sagen, daß die Aussage “ich glaube …” die Beschreibung des seelischen Zustandes ist? Es ist ja damit nichts verredet. Denn “seelischer Zustand” & “Beschreibung eines seelischen Zustandes” heißt
ja
eben
so Vieles.

 
   
Man könnte nun die Sache so – falsch – auffassen: Die Frage “wie weisst Du, dass Du Zahnschmerzen hast” wird darum nicht gestellt, weil man dies von den Zahnschmerzen (selbst) aus erster Hand erfährt, während man, dass ein Mensch im andern Zimmer ist, aus zweiter Hand, etwa durch ein Geräusch, erfährt. Das eine weiss ich durch unmittelbare Beobachtung, das andere erfahre ich indirekt. Also: “Wie weisst Du, dass Du Zahnschmerzen hast” – “Ich weiss es, weil ich sie habe” – “Du entnimmst es daraus, dass Du sie hast
?
:
aber musst Du dazu nicht schon wissen, dass Du sie hast?”. - - Der Uebergang von den Zahnschmerzen zur Aussage “ich habe Zahnschmerzen” ist eben ein ganz anderer, als der vom Geräusch zur Aussage “in diesem Zimmer ist jemand”. Das heisst, die Uebergänge gehören ganz andern Sprachspielen an // gehören zu ganz verschiedenen Sprachspielen // .



 
   
                        Ist, dass ich Zahnschmerzen habe ein Grund zur Annahme, dass ich Zahnschmerzen habe?


 
   
                        (Man kann die Philosophen dadurch verwirren (confound), dass man nicht bloss da Unsinn spricht, wo auch sie es tun, sondern auch solchen, den zu sagen sie sich scheuen (würden).)


 
   
                        Erschliesst man aus der Wirklichkeit einen Satz? Also etwa “aus den wirklichen Zahnschmerzen, darauf, dass man Zahnschmerzen hat”? Aber das ist doch nur eine unkorrekte Ausdrucksweise; es müsste heis-
96
sen: man schliesst, dass man Zahnschmerzen hat daraus, dass man Zahnschmerzen hat (offenbarer Unsinn).


 
  ∕∕ ∕∕  
                        “Warum glaubst Du, dass Du Dich an der heißen Herdplatte verbrennen wirst?” – Hast Du Gründe für diesen Glauben, und brauchst Du Gründe?


 
   
        Hast Du diese Gründe – gleichsam – immer bei Dir, wenn Du es glaubst?
        Und glaubst Du es immer – ausdrücklich – wenn Du Dich etwa wehrst, die Herdplatte anzurühren?
        Meint man mit ‘Gründen des Glaubens // für den Glauben // ’ dasselbe, wie mit ‘Ursachen des Glaubens’ (Ursachen des Vorgangs des Glaubens)?


 
  ∕∕ ∕∕  
                        Was für einen Grund habe ich, anzunehmen, dass mein Finger, wenn er den Tisch berühren, einen Widerstand spüren wird? Was für einen Grund, zu glauben, dass dieser Bleistift sich nicht schmerzlos durch meine Hand stecken lässt? Wenn ich dies frage, melden sich hundert Gründe, die einander
kaum
gar nicht
zu Wort kommen lassen wollen. “Ich habe es doch selbst ungezählte Male erfahren; und ebenso oft von ähnlichen Erfahrungen gehört; wenn es nicht so wäre, würde …; etc.”.


 
   
                        Glaube ich, wenn ich auf meine Tür zugehe, ausdrücklich, dass sie sich öffnen lassen wird, – dass dahinter ein Zimmer und nicht ein Abgrund sein wird, etc.?
        Setzen wir statt des Glaubens den Ausdruck des Glaubens. –


 
   
                        Was heisst es, etwas aus einem bestimmten Grunde glauben? Entspricht es, wenn wir statt des Glaubens den Ausdruck des Glaubens setzen, dem, dass Einer // man // den Grund sagt, ehe er // man // das Begründete sagt?


 
   
                        “Hast Du es aus diesen Gründen geglaubt?” ist dann eine ähnliche Frage, wie: “hast Du, als Du mir sagtest, 25 × 25 sei 625, die
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Multiplikation wirklich ausgeführt?”


 
  ∕∕  
                        Die Frage “warum glaubst Du das” // “aus welchen Gründen glaubst Du das” // könnte bedeuten: “aus welchen Gründen leitest Du das jetzt ab (hast Du es jetzt abgeleitet)”; aber auch: “welche Gründe kannst Du mir nachträglich für diese Annahme angeben”.


 
   
                        Ich könnte also unter ‘Gründen’ zu einer Meinung tatsächlich nur das verstehen, was
Einer
der Andere
sich vorgesagt hat, ehe er zu der Meinung kam. Die Rechnung, die er tatsächlich ausgeführt hat.


 
   
                        Frage ich jemand: “warum glaubst Du, dass diese Armbewegung einen Schmerz mit sich bringen wird?”, und er antwortet: “weil sie ihn einmal hervorgebracht und einmal nicht hervorgebracht hat”, so werde ich sagen: “das ist doch kein Grund zu Deiner Annahme”.
        Wie nun, wenn er mir darauf antwortet: “oh doch! ich habe diese Annahme noch immer gemacht, wenn ich diese Erfahrung gemacht hatte”? – Da würden wir doch sagen: “Du scheinst mir die Ursache (psychologische Ursache) Deiner Annahme anzugeben, aber nicht den Grund”.


 
   
                        “Warum glaubst Du, dass das geschehen wird?” – “Weil ich es zweimal beobachtet habe”.
        Oder: “Warum glaubst Du, dass das geschehen wird?” – “Weil ich es mehrmals beobachtet habe; und es geht offenbar so vor sich: …” (es folgt eine Darlegung einer umfassenden Hypothese). Aber diese Hypothese, dieses Gesamtbild, muss Dir einleuchten. Hier geht die Kette der Gründe nicht weiter. – (Eher könnte man sagen, dass sie sich schliesst.)


98
 
   
                        Man möchte sagen: Wir schliessen nur dann aus der früheren Erfahrung auf die zukünftige, wenn wir die Vorgänge verstehen (im Besitze der richtigen Hypothese sind). Wenn wir den richtigen, tatsächlichen, Mechanismus zwischen den beiden Beobachteten Rädern annehmen. Aber denken wir doch nur: Was ist denn das // unser // Kriterium dafür, dass unsere Annahme die richtige ist? –
        Das Bild und die Daten überzeugen uns und führen uns nicht wieder weiter – zu andern Gründen.


 
   
                        Wir sagen: “diese Gründe sind überzeugend”; und dabei handelt es sich nicht um Prämissen, aus denen das folgt, wovon wir überzeugt wurden.


 
   
                        Wenn man sagt: “die gegebenen Daten sind insofern Gründe, zu glauben, p werde geschehen, als dies aus den Daten zusammen mit dem angenommenen Naturgesetz folgt”, – dann kommt das eben darauf hinaus, zu sagen, das Geglaubte folge aus den Daten nicht, sondern komme vielmehr ﹖– einer neuen Annahme gleich. –﹖


 
  ∕∕ ∕∕  
                            Wenn man nun fragt: wie kann aber frühere Erfahrung ein Grund zur Annahme sein, es werde später das und das eintreffen, – so ist die Antwort: welchen allgemeinen Begriff vom Grund zu solch einer Annahme haben wir denn? Diese Art Angabe über die Vergangenheit nennen wir eben Grund zur Annahme, es werde das in Zukunft geschehn. – Und wenn man sich wundert, dass wir ein solches Sprachspiel // Spiel // spielen, dann berufe ich mich auf die Wirkung einer vergangenen Erfahrung (dass ein gebranntes Kind das Feuer fürchtet).


99
 
  ∕∕  
                        Wer sagt, er ist durch Angaben über Vergangenes nicht davon zu überzeugen, dass in Zukunft etwas geschehen wird, der muss etwas anderes mit dem Wort “überzeugen” meinen, als wir es tun. – Man könnte ihn fragen: Was willst Du denn hören? Was für Angaben nennst Du Gründe

// dafür // ,
das zu glauben? Was nennst Du “überzeugen”? Welche Art des “Ueberzeugens” erwartest Du Dir. – Wenn das keine Gründe sind, was sind denn Gründe? – Wenn Du sagst, dass sind [G| // ]seien // keine Gründe, so musst Du doch angeben können, was der Fall sein müsste, damit wir mit Recht sagen könnten, es seien Gründe für unsern Glauben // unsere Annahme // vorhanden. ‘Keine Gründe’ –: im Gegensatz wozu?


 
  ∕∕  
                        Denn, wohlgemerkt: Gründe sind hier nicht Sätze, aus denen das Geglaubte folgt.


 
  ∕∕  
                  Aber [N|n]icht, als ob man // wir // sagen könnte kön // wollten // : Für's Glauben genügt eben weniger, als für das Wissen. – Denn hier handelt es sich nicht um eine Annäherung an das logische Folgen.


 
  ? ∕∕  
                  Irregeführt werden wir durch die Ausdrucksweise // Redeweise // : “Das ist ein guter // richtiger // Grund zu unserer Annahme, denn er macht das Eintreffen des Ereignisses wahrscheinlich”. // “Dieser Grund ist gut, denn er macht das Eintreffen des Ereignisses wahrscheinlich”. // Hier ist es, als ob wir nun etwas weiteres über den Grund ausgesagt hätten, was seine Zugrundelegung // was ihn als (guten) Grund // rechtfertigt; während mit dem Satz, dass dieser Grund das Eintreffen wahrscheinlich macht, nichts gesagt ist, wenn nicht, dass dieser Grund dem // einem // bestimmten
Maßstab
Standard
des guten Grundes entspricht, – der
Maßstab
Standard
aber nicht begründet ist!


 
  ? ∕∕  
                        Ein guter Grund ist einer, der so aussieht.


 
   
                        “Das ist ein guter Grund, denn er macht das Eintreffen wahrscheinlich” erscheint uns so wie: “das ist ein guter Hieb, denn er macht den Gegner kampfunfähig”.


100
 
  ∕∕  
                        Man möchte sagen: “ein guter Grund ist er nur darum, weil er das Eintreffen wirklich wahrscheinlich macht”. Weil er sozusagen wirklich einen Einfluss auf das Ereignis hat, also quasi einen erfahrungsmässigen.


 
   
                        “Warum nimmst Du an, dass er besserer Stimmung sein wird, weil ich Dir sage, dass er gegessen hat? ist denn das ein Grund?” –
“Das ist ein guter Grund, denn das Essen hat erfahrungsgemäss einen Einfluss auf seine Stimmung”. Und das könnte man auch so sagen: “Das Essen macht es wirklich wahrscheinlicher, dass er guter Stimmung sein wird”.
         Wenn man aber fragen wollte: “Und ist alles das, was Du von der früheren Erfahrung vorbringst, ein guter Grund, anzunehmen, dass ˇes sich auch diesmal so verhalten wird”, so kann ich nun nicht sagen: ja, denn das macht das Eintreffen der Annahme w[h|a]hrscheinlich. Ich habe oben meinen Grund mit Hilfe des Standards für den guten Grund gerechtfertigt; jetzt kann ich aber nicht den Standard rechtfertigen.


 
   
                        Wenn man sagt “die Furcht ist begründet”, so ist nicht wieder begründet, dass wir das als guten Grund zur Furcht ansehen. Oder vielmehr: es kann hier nicht wieder von einer Begründung die Rede sein.



 
  ∕∕ ∕∕  
   Die Rechtfertigung durch die Erfahrung hat ein Ende. Hätte sie keins, so wäre sie keine Rechtfertigung.


 
  ∕∕  
  Das Raisonnement, das zu einem endlosen Regress führt, ist nicht darum aufzugeben, ‘weil wir so nie das Ziel erreichen können’, sondern weil es hier ein Ziel gar nicht gibt, sodaß es gar keinen Sinn hat zu sagen ‘wir können es nicht erreichen’.
101
 
  ∕∕  


   Wir meinen leicht, wir müßten den end Regress ein paar Stufen weit durchlaufen & ihn dann ˇsozusagen in Verzweiflung aufgeben. Während seine Ziellosigkeit (das Fehlen eines Zieles im Kalkül) aus der Anfangsposition zu entnehmen ist.


 
  ∕∕ ∕∕  
  Ich lege meine Hand auf die Herdplatte, fühle unerträgliche Hitze & ziehe die Hand schnell zurück. War es nicht möglich, daß die Hitze der Platte im nächsten Augenblick aufgehört hätte? Konnte ich es wissen? Und war es nicht möglich, daß ich gerade durch mein Zurückziehen mich weiterem Schmerzen aussetzte?
   Es müßte also kein guter Grund sein zu sagen: “ich habe sie zurückgezogen, weil die Platte zu heiß war”.


 
  ∕∕ ∕∕  
 Wenn man mich fragte: “[b|B]ist Du sicher, daß Du es deswegen getan hast?” – wäre da irgendein Zweifel?
    Sollte man sagen: “Ich weiß, daß ich es aus d deshalb tun wollte; nicht: daß der Arm sich aus dieser Ursache zurückgezogen hat”? D.h., ich weiß das Motiv, nicht die Ursache.

 
  ∕∕ ∕∕  
  “Ich habe es nicht mehr länger ausgehalten, ich mußte die Hand zurückziehen”
Das heißt also wohl, : Du weißt das Motiv, nicht die Ursache. – Und wie weißt Du, daß Du
102
es aus diesem Motiv getan hast? – “Ich erinnere mich daran, es darum getan zu haben.” – Aber woran erinnerst Du Dich? An das, was Du Dir damals gesagt hast; an die Gefühle der Angst; an den Kˇrampf in den Muskeln [d|D]eines Arms?
     Es gibt sehr verschiedene Fälle, in denen wir sagen: “das war das Motiv meiner M Handlung”.


 
   
Mit den Worten “wollen”, “willkürlich” (im Gegensatz zu “unwillkürlich”) beschreibt man eine [m|M]enge verschiedener Erfahrungen. Denke daran, wenn wir beim Essen die Hand mit dem Löffel heben – weil wir sie heben wollen; anderseits wenn wir ein Gewicht zu heben uns anstrengen, es zu heben versuchen. Ist eine solche Erfahrung des [v|V]ersuchens auch im ersten Fall & nur insofern modifiziert als es uns so leicht gelingt den Löffel zu heben? – Oder ich schreibe: schreibe ich unwillkürlich? – Aber ist mein Schreiben von Willensakten begleitet? Will ich einen Buchstaben schreiben bevor ich ihn schreibe? Und wie verschieden ist es wieder, wenn ich nachdenken will, mich erinnern will, etc.. Zwischen allen diesen Fällen bestehen verschiedene Familienähnlichkeiten einander übergreifende Analogien, (Familienähnlichkeiten).

 
   
Was man im Falle des Armhebens ‘wollen’ nennt hängt mit der Erfahrung der
103
Muskelempfindung zusammen. Man versuche sich vorzustellen daß man
einen
seinen
Arm hebt (willkürlich hebt) ohne aber zu fühlen, daß er sich hebt (oder man ihn) hebt, sondern bloß mit den Augen wahrnehmend, daß er sich hebt.

 
  ✓ ∕∕ ∕∕  
Wenn wir unsere Finger entsprechend in ˇeiner bestimmte[r|n] Weise verschränken so sind wir nicht im Stande einen Finger bestimmten Finger auf Befehl zu heben wenn der Befehlende bloß auf den Finger zeigt – ihn bloß unserem Aug zeigt. Wenn er ihn dagegen berührt so können wir ihn bewegen. Man
möchte
kann
diese Erfahrung so beschreiben: wir seien nicht im Stande, den Finger heben zu wollen. Aber
der Fall ist ganz verschieden von dem, wenn
nicht nur ist das ganz anders als, wenn
wir nicht im Stande sind den Finger zu heben, weil ihn etwa jemand hält, sondern der Ausdruck “nicht im Stande sein” oder das Wort “versuchen” bedeutet hat im ersten Fall etwas eine anderes, wenn auch ähnliche, Bedeutung.
   Man ist nun leicht geneigt den ersten Fall so zu beschreiben, man könne für den Willen keinen Angriff finden ehe der Finger nicht berührt sei, ehe man den Finger nicht fühle. Erst wenn man ihn fühle könne der Wille wissen, wo er anzugreifen habe. Aber diese Ausdrucksweise ist irreführend; man möchte sagen: “wie soll ich denn wissen, wo ich mit dem Willen anzupacken habe, wenn das Gefühl nicht die Stelle bezeichnet?” Aber ich könnte fragen: “Und wie weiß man denn, wenn das Gefühl
104
da ist, wohin ich den Willen zu lenken habe?”


 
  ∕∕ ∕∕  
 “Das Wollen ist auch nur eine Erfahrung”, möchte man sagen (der ‘Wille’ auch nur ‘Vorstellung’). Er kommt, wenn er kommt, & ich kann ihn nicht herbeiführen.

 
   
‘Nicht herbeiführen’? – Wie was? – Was kann ich denn herbeiführen? Womit vergleiche ich das Wollen, wenn ich
dies
das
(von ihm) sage?

 
   
 Im Gegensatz wozu nenne ich denn hier das Wollen “eine Erfahrung”,
oder
&
sage, es komme, wenn es komme?!

 
   
Wo ist die Antithese, auf die ich hier deute, zu Hause?

 
  ∕∕ ∕∕  
  Von der Bewegung meines Armesˇ, z.B., würde ich nicht sagen, sie komme, wenn sie komme
, etc..
, ich könne sie nicht herbeiführen.
[&|Un]d hier ist die Domäne, in der wir sinnvoll sagen, daß uns etwas nicht einfach geschieht, sondern daß wir es tun. “Ich brauche nicht abwarten bis mein Arm sich ˇvielleicht heben wird, – ich kann ihn heben”.
Hier
Und hier
setze ich die Bewegung meines Arms etwa dem entgegen,
daß sich das heftige Klopfen meines Herzens legen wird.
daß die Windrichtung sich ändern wird.


 
  ∕∕  
“Aber mußt Du das Wollen nicht
doch
auch
abwarten?”
Die Handlung geschieht, wenn ich will. – “Aber willst Du auch, wenn Du
105
willst?” – Das heißt nichts. Und daß es nichts heißt kommt daher, daß hier das Wort “wollen” grammatisch falsch aufgefaßt wird, wie das Wort “Zeit”
Das ist wie wenn
, wenn
man denkt, die Zeit müsse sich mit einer bestimmten Geschwindigkeit bewegen // müsse mit einer bestimmten Geschwindigkeit verfließen // .


 
  ∕∕ ∕∕  
“Ich kann es nicht herbeiführen”? Doch, ich kann es herbeiführen, in dem Sinne, in dem ich
irgend
überhaupt
etwas herbeiführen kann. Ich kann es nicht wollen. Und das heißt, es hat keinen Sinn zu sagen. “ich habe es willkürlich, (oder unwillkürlich) gewollt”.

¥[⋎ S 111 A als
eigener
neuer
Absatz.


 
  ∕∕ ∕∕  
 So führt man das Wollen herbei, wenn man sich absichtlich in eine Zwangslage versetzt. Wenn man z.B. ins tiefe Wasser springt um schwimmen zu lernen.

 
  ∕∕ ∕∕  
 Denke an das Paradox: ‘daß es etwas Weiches eigentlich nicht gibt; denn auch das Weichste hat, wenn ich etwa auf ihm liege, eine bestimmte Form & eine ebenso bestimmte, als wäre sie aus Stahl’. // ; denn auch das weichste Kissen hat, wenn ich darauf liege eine bestimmte Form, die ˇauch nicht bestimmter wäre & die könnte auch nicht bestimmter sein, wenn sie aus Stahl wäre’. //


 
   
Man sagt: “[V|v]ielleicht wird es Dir einmal geschehen, daß Du das siehst, oder hörst”; aber
106
man sagt nicht: ‘vielleicht wird es Dir einmal geschehen, daß Du das willst’. “Denn”, möchte man sagen, “wenn Du willst (Lust hast) kannst Du jederzeit wollen. Denn Du tust es ja selbst; nicht der Körper, der nur teilweise von [d|D]ir abhängig ist, sondern Du.

 
  ∕∕ ∕∕  
   Das wollende Subjekt stellt man sich hier als etwas [m|M]asseloses[, t|(T]rägheitsloses) Wesen vor, als einen Motor der in sich selbst keinen Trägheitswiderstand zu überwinden hat. Und also nur Treibendes & nicht auch Getriebenes ist. D.h.: Man kann sagen “ich will, aber mein Körper folgt mir nicht”, aber nicht: “mein Wille folgt mir nicht”. (Augustinus)
Aber in dem Sinn, in welchem es mir nicht mißlingen kann, zu wollen, kann ich es auch nicht versuchen.

 
  ∕∕ ∕∕  
⌊⌊ Und doch sagt man: “Ich glaube, Du wirst das einmal wollen.” – ⌋⌋

 
  ∕∕ ∕∕  
 Und man könnte sagen: “Ich kann nur insofern jederzeit wollen, als ich nie versuchen kann zu wollen”.

 
   
 Und zu sagen, ich könne nicht zu wollen versuchen ist natürlich keine Aussage über die Naturgeschichte des Willens. Das Zeitwort “wollen” legt es uns nahe, die Tätigkeit des Wollens mit der Tätigkeit der Ausführung des Gewollten zu vergleichen & die grammatische Verschiedenheit für eine Verschiedenheit der Eigenschaften zu nehmen.


107
 
  ∕∕  
“Das Wollen ist auch nur eine Erfahrung …” Wogegen richtet sich das? Und wenn die Annahme, die hier zurückgewiesen wird, unrichtig war; wie konnte man diesen Fehler machen? Was hat uns zu ihm verführt? Was ist die Vorstellung, die Analogie, die am Grunde der Anschauung liegt, es gäbe ein passives Prinzip, die Vorstellung, & ein aktives, den Willen?
¥⋎ [S. 108 A] als eigener Absatz.]



 
  ∕∕ ∕∕  
Tun scheint selbst gar kein Volumen der Erfahrung zu haben. Es scheint wie ein ausdehnungsloser Punkt, die Spitze einer Nadel. Diese Spitze scheint das eigentliche Agens. Und alles Geschehen in der Erscheinung nur Folge dieses Tuns. “Ich tue” scheint einen bestimmten Sinn zu haben, abgelöst von deje jeder Erfahrung.

 
   
 Denke ich aber an eine Anwendung dieses Ausdrucks, so ist (da) immer eine Erscheinung im Spiele.

 
   
Das was den Eindruck erweckt, daß es ein Tun gibt abgelöst vom Erfahren ist die Existenz der Ausdrucksweise: “[i|I]ch tue das”, “Ich hebe den Arm”, im Gegensatze zu “Mein Arm hebt sich”, oder “Ich fühle, sehe, wie mein Arm sich hebt”.

 
   
Wir sind unter dem Eindruck dieser Ausdrucksformweise, wenn wir das unmittelbar Gegebene als Tun & Wahrnehmen sehen.
108


 
  ∕∕ ∕∕  


   Aber vergessen wir [e|E]ines nicht: Wenn ‘ich meinen Arm hebe’, ‘hebt sich mein Arm’; & das Problem entsteht: Was ist das, was übrigbleibt, wenn ich von der Tatsache, daß ich meinen Arm hebe, die abziehe, daß mein Arm sich hebt

 
   
Bedenken wir auch, daß die Tätigkeit des Deliberierens von den Erfahrungen beim wirklichen Ausführen der Bewegung unabhängig sind. D.h., dieses Deliberieren, Überlegen, Wählen, könnte geschehen, auch ein Entschluß gefaßt werden, & die willkürliche Handlung doch nicht stattfinden. Und umgekehrt konnte die willkürliche Handlung ohne jede vorausgehende Überlegung ausgeführt werden.
 
   



[Zu S 107] A Es ist freilich in dieser Konzeption gleich eine Schwierigkeit, daß nämlich das, was der Wille ausführt, sich in der Vorstellung zeigen muß.
   ¥
[Auf dieser Zeile: S. 109 A]


 
  ∕∕  
 Kann nun eine willkürliche Handlung nicht verursacht werden? – Und ist sie dadurch gezwungen? Wenn ich arretiert & von der Polizei abgeführt werde, so gehe ich gezwungen. Ist nun das Gleiche der Fall wenn ich im Garten spazieren gehe? ˇ Ist denn die Ursache ein Zwang?? Ist es richtig zu sagen: “[i|I]ch fühle mich in diesem Falle nur nicht gezwungen, weil mir die Ursache, weswegen ich mich
109
bewege, wie ich es tue, nicht bekannt ist”? Wäre die Kenntnis eines Naturgesetzes ein Gefühl des Zwanges?

 
  ∕∕ ∕∕  
  Ist das Gefühlˇ, die Erfahrung, des Zwanges die direkte Erfahrun Wahrnehmung der Ursache, die man sonst nur aus der Koinzidenz erschließt?


 
   
[Zu S. 108 A auf einer neuen Zeile] A Was ist das, was wir wollen? Was ist das Objekt des Wollens?


 
  ∕∕ ∕∕  
Vergleiche verschiedene Bedeutungen der Worte “Zwang”, “herbeiführen”, “versuchen”.

 
  ∕∕ ∕∕  
 Wenn wir Flüssigkeit durch
einen Strohhalm trinken, so sind wir geneigt …
ein Röhrchen oder einen Strohhalm einsaugen, so sind wir geneigt
zu meinen, wir saugen mit dem Mund, den Wangen, weil wir in ihnen den Luftdruck spüren, aber keine Anstrengung in den Brustmuskeln, die die Kraft ausüben.

 
   
Ist das Deliberieren, das zur Handlung führt, selbst eine Erfahrung oder eine Tätigkeit? Und allgemein: ist der Gedanke eine Erfahrung oder eine Tätigkeit? – Wie willst Du ihn nennen? (Man liest oft in Erzählungen den Ausdruck: “plötzlich hörte er sich die Worte sagen …”.)

 
   
“Geschieht es uns, daß wir wünschen, oder
110
tun wir es?” Ja, hat diese Frage einen Sinn? Es hat freilich Sinn zu fragen: “Hast Du den Arm absichtlich gehoben, oder hat er sich von selbst gehoben?” Und die Frage, ob das Wünschen ein Tun oder ein Erfahren sei, kann etwa bedeuten
:
,
ob das Wünschen ähnlicher ist dem willkürlichen Heben des Armes, oder der Erfahrung, daß mein Arm sich hebt. (Lichtenberg: “Es denkt.”)

 
   
Es hat auch keinen Sinn zu fragen: “ist das Wollen, eigentlich, eine Erfahrung?”
    Die eigentümliche, zähe Schwierigkeit dieser Frage zeigt schon, daß es eigentlich keine Frage ist.

 
   
“Das Wollen kommt, wenn es kommt”, & das heißt, es müßte eigentlich etwas sein, was da ist, ehe es da ist.

 
   
Das philosophische Problem scheint
unlösbar. Bis
unlösbar; bis
man sieht, daß es
ein Leiden
eine Krankheit
der Darstellungsform gibt. // Das philosophische Problem scheint unlösbar. Bis man sieht, daß es eine Krankheit gibt,
die ihren Sitz in der Darstellungsform hat.
die in der Darstellungsform sitzt.
//


 
  ∕∕  
Meine Wahl ist frei, heißt nichts anderes als: ich
wähle manchmal
kann wählen
. Und ˇdaß ich manchmal wähle, steht doch nicht in Zweifel. Was man “frei” nennt, ist nur die Wahl an sich. Zu sagen, : “wir glauben nur, daß wir wählen”, ist Unsinn. Der Vorgang, den
111
wir “wählen” nennen, findet statt, ob man das Resultat der Wahl nach Naturgesetzen vorraussagen kann, oder nicht.


 
   
ˇ[Zu S. 105] A Mein Ausdruck kam daher, daß ich mir das Wollen als ein Herbeiführen dachte, – aber nicht als ein Verursachen, sondern – ich möchte sagen – als ein direktes, nicht-kausales, Bewegen // Herbeiführen // . Und dieser Idee liegt die Vorstellung zu Grunde, daß der kausale Nexus
die Verbindung zweier Maschinenteile durch einen Mechanismus, etwa eine Reihe von Zahnrädern, ist.
durch einen Mechanismus, eine Reihe von Zahnrädern oder dergleichen, gebildet wird.
Diese Verbindung kann auslassen, wenn der Mechanismus gestört wird. (Man denkt nur an die Störungen, denen ein Mechanismus normalerweise ausgesetzt ist; nicht daran, daß etwa die Zahnräder plötzlich weich werden, oder einander durchdringen, etc..) [Siehe Maschinschrift S. 401]





 
   
 Das Motiv ist nicht eine Ursache ‘von innen gesehen’! (Das Gleichnis von ‘innen & außen’ hier, wie so oft, gänzlich irreführend. – Es ist von der verwandt der Idee von der Seele, einem Lebewesen, im Kopfe. Aber
diese Idee ist mit andern unverträglichen vermengt, wie die …
wir vermengen diese Idee mit andern unverträglichen, wie die
Metaphern im Satz “der Zahn der Zeit, der alle Wunden heilt, etc.”)


 
   
Man nimmt an daß ein Mensch das Motiv seiner Tat weiß; – das sagt uns etwas über die Bedeutung des Wortes “Motiv”.
112
// ; – das zeigt uns, wie wir das Wort “Motiv” gebrauchen. // // ; – das sagt uns etwas darüber, wie wir das Wort “Motiv” gebrauchen. //

 
  ∕∕  
 Nach den Gründen zu einer Annahme gefragt, besinnt man sich auf diese Gründe. Geschieht hier dasselbe, wie, wenn man über die Ursachen eines Ereignisses nachdenkt? // , wie, wenn man nachdenkt, was ˇwohl die Ursachen eines Ereignisses gewesen sein mögen? //


 
   
“Wie weißt Du, daß das wirklich der Grund ist, weswegen Du es glaubst?”, das ist ähnlich, als fragte ich: “wie weißt Du, daß es das ist, was Du glaubst”. Denn, wenn er die Gründe angibt, (so) beschreibt er ein Operieren mit Gedanken, das zu dem Geglaubten führt (ihn etwa geführt hat); einen Vorgang der seiner Art nach zu dem des Glaubens gehört.
   Der Unterschied zwischen der Frage nach der Ursache & der Frage nach dem Grund ist etwa der, zwischen den Fragen: “Was ist die Ursache der Bewegung dieses Körpers von A nach B” & “[a|A]uf welchem Wege ist er von A nach B gekommen”. (Hier sieht man, wie ˇauch die Angabe der Ursache als Angabe eines Weges aufgefaßt werden kann.)


 
    
  ∕∕ ∕∕  
Wie hängt die Furcht mit dem furchtbaren Anblick zusammen? oder mit der furchtbaren Vorstellung? – Soll ich sagen: “sich vor etwas etwas fürchten heißt, es sehe wahrnehmen & sich fürchten”? Wenn man nun mehreres gleichzeitig sieht oder hört, ist da ein Zweifel darüber, welches das Furcht Einflößende ist? – Oder weiß man es
etwa
eben
aus früherer Erfah-
114
rung, vor welchem von allen diesen man sich fürchtet?

   Ich möchte sagen:
sich vor etwas fürchten ist
das Fürchten ist
eine Beschäftigung mit dem Gegenstand der Furcht. – Die Furcht begleitet nicht den Anblick. Sondern das Furchtbare & die Furcht haben die Struktur des Gesichts. Denken wir uns, daß wir den Zügen eines Gesichts mit den Augen in Erregung folgen; sie gleichsam zitternd nachfahren.


¥
 
  ∕∕ ∕∕  
So ist das Gesicht, das uns Furcht oder Entzücken einflößt (der Gegenstand der Furcht, des Entzückens, etc.) darum nicht die ihre Ursache, sondern – man könnte sagen – ihre Richtung.


 
   
Das wovor man sich fürchtet braucht nicht die Ursache der Furcht zu sein. Wenn ich sage: “ich fürchte mich, weil er mich anschaut”, so konstatiert das “weil” keinen kausalen Zusammenhang.

 
  ∕∕ ∕∕  
↺ Es ist zu unterscheiden zwischen dem Gegenstand der Furcht & der Ursache der Furcht.


 
   
“Der Schmerzlose Zustand setzt die Fähigkeit voraus ˇSchmerzen zu fühlen” & das kann keine physiologische Fähigkeit sein. Wenn ich sage “ich habe keine Schmerzen im Arm”, heißt das, daß ich eine Art schattenhaftes Gefühl habe, welches die Stelle andeutet, in die der Schmerz, wenn er käme, eintreten würde?
   In wiefern enthält der Gegenwärtige, Zustand
115
schmerzlose, Zustand die Möglichkeit der Schmerzen?
    Wenn einer sagt, : “Damit das Wort ‘Schmerzen’ Bedeutung habe, ist es notwendig, daß man Schmerzen als solche erkennt, wenn sie auftreten”, so kann man antworten: Es ist nicht notwendiger, daß man Schmerzen als solche erkennt, wenn sie auftreten, als daß man das Fehlen der Schmerzen erkennt.

 
   
   “Schmerzen” heißt, sozusagen der ganze Maßstab & nicht einer seiner Teilstriche. Daß der Zustand auf einem bestimmten Teilstrich steht, ist durch einen Satz
auszudrücken.
ausgedrückt.



 
   
  Ist absolute Stille zu verwechseln mit innerer Taubheit, ? ich meine der Unbekanntheit mit dem Begriff des Tons? Wenn das der Fall ist wäre, so könnte man den Mangel des Gehörsinnes nicht von dem Mangel eines andern Sinnes unterscheiden.
   Ist das aber nicht genau dieselbe Frage wie: Ist der Mann, der jetzt nichts Rotes um sich sieht, in derselben Lage, wie der, der unfähig ist, rot zu sehen?
   Worin äußert sich die Fähigkeit ˇrot zu sehen & worin die Bekanntschaft mit dem Begriff des Tons?
   Man wird sagen: Er muß wissen was “Ton” heißt. Aber was heißt es, das zu wissen? – Ich sage: “ich weiß was ‘rot’ heißt”.
116
– Jemand fragt: “Bist Du sicher?” – Was würde ich da tun, um mich davon zu überzeugen?

 
  ∕∕  
   Man scheint etwas über den Zustand der Schmerzlosigkeit zu sagen, wenn man sagt, daß er die Möglichzkeit des Schmerzes enthalten muß. Man redet aber nur vom System der Bilder, das wir verwenden.

 
  ∕∕  
 Man möchte sagen: “Das Grau muß bereits im Raum von dunkler & heller vorgestellt sein, wenn ich davon reden will, daß es dunkler oder heller werden kann.” – D.h.: es kann zum Verständnis des Satzes gehören, daß man etwas Helleres & Dunkleres (tatsächlich) vor sich sieht, & man sagt dann etwa: “dieses Grau kann so oder auch so werden.”, indem man auf die Muster zeigt.


 
   
Kann ich mir Schmerzen in der Spitze meines Nagels denken, oder in meinen Haaren? – Sind dieses Schmerzen nicht ebenso, & ebenso wenig vorstellbar, wie die, die an irgend einer Stelle
meines
des
Körpers, wo ich ˇ(jetzt) gerade keine Schmerzen habe & mich an keine erinnere? – Das Bild der Moglichkeit ist in den Gedanken, das heißt, in der Sprache.


 
  ∕∕  
Das Gefühl ist, als müßte nicht-p, um
117
p zu verneinen, es der verneinende Satz, um einen Satz zu verneinen, ihn erst in gewissem Sinne wahr machen. (ˇVergleiche Erwartung & Erfüllung.)
“⊢ ~p” enthält nicht “⊢ p” “⊢p”.

































118
 
    
   
   
Augustinus beschreibt das Lernen … so:
Das Lernen der menschlichen Sprache beschreibt Augustinus so:
(Confessiones I.8)
“… cum … appellabant rem aliquam et cum secundum eam vocem corpus ad aliquid movebant, videbam et tenebam hoc ab eis vocari rem illam, quod sonabant, cum eam vellent ostendere”.
 
   
  Wer das Lernen der Sprache ˇes so beschreibt, denkt vorerst an eine gewissec Klasse von
Wörtern, wie etwa
Substantiven:
‘Mann’, ‘Mund’, ‘Brot’, ‘Tisch’, &
nur entfernt
erst in zweiter Linie
an Wörter, wie, ‘heute’, ‘nicht’ ˇ‘aber’, ‘vielleicht’, ‘heute’.
 
   
       Wenn jemand das Schachspiel beschreiben wollte, aber seine Beschreibung vergäße die Bauern & ihre Züge, in seiner Beschreibung die Bauern unerwähnt ließe // nicht erwähnte // // aber die Bauern & ihre Funktion im Spiel // so könnte man sagen Wer das Schachspiel beschreiben wollte … von dem könnte man sagen …, er habe das Schachspiel unvollständig beschrieben; aber auch: , er habe ein einfacheres Spiel als unser Schach beschrieben. Und in diesem Sinne ˇso kann man sagen Augustin'[e|s]s Beschreibung gelte für eine einfachere Sprache als die unsere.
So eine einfache Sprache wäre die:
Denken wir uns die folgende Sprache:

     Denken
 
   
1
Ihre Funktion ist die Verständigung eines
Meisters
Bauenden
A mit seinem Gehilfen B. A errichtet einen Bau, B reicht ihm Bausteine ˇzu. Es gibt Würfel, Platten, Balken, Säulen. A ruft eines dieser der Wörter ˇ’Würfel’, ’Platte’ etc. aus, B bringt ihm ˇdarauf den entsprechenden
Baustein
Stein
. – Denken wir uns eine Gesellschaft die nur dieses System der Verständigung, ˇnur diese Sprache, besitzt. Die Kinder lernen
die Sprache
sie
von den Erwachsenen, indem sie dazu abgerichtet werden zu ihrem Gebrauche erzogen werden: d.h., sie werden dazu erzogen, zu bauen,
119
sich der Rufe ‘Platte!’, ‘Würfel!’, etc. zu bedienen & auf diese Rufe richtig zu reagieren. Dieses Lernen der Sprache ist wesentlich eine Abrichtung[,|] durch Vormachen, Ermunterung, Nachhilfe, Belohnung, Strafe,
u.a.m.
u.s.w.
. Ein Teil der Abrichtung besteht ˇetwa darin, daß:, der Lehrende ˇweist auf einen Baustein, weist, ˇlenkt die Aufmerksamkeit des Kindes auf ihn, lenkt & ˇspricht dabei ein Wort ausspricht. Diesen Vorgang Diesen Vorgang will ich associierendes ‘vorzeigendes // zeigendes // Lehren der Wörter’ nennen.
   Im praktischen Gebrauch dieser Sprache ruft der Eine die Wörter als Befehle, der Andre handelt nach ihnen. Im Lernen der Sprache aber wird sich
diese Übung
dieser Vorgang
finden: das Kind ‘benennt’ die Gegenstände[; d|. D].h., es sagt die Wörter, wenn der Lehrende auf die Dinge ˇverschiedenen Baustein[e|f]ormen weist. Ja es wird hier die noch einfachere Übung geben: [d|D]as Kind spricht Worte nach, die der Lehrer im vorsagt.
 
   
“Aber4 in dieser Sprache hat doch das Wort ‘Platte’, z.B., nicht die selbe Bedeutung, wie in unserer Sprache!” – Das ist wahr, wenn Du sagen willst, daß in unserer Sprache das Wort ‘Platte’ auch anders verwendet wird als in (1). Aber gebrauchen wir es nicht auch ebenso wie in (1)? Oder sollen wir sagen
, wenn wir es brauchen, dann ist es ein eliptischer Satz,
, es sei dann ein eliptischer Satz,
eine Abkürzung für “Bring mir eine Platte”? – Ist es so: Wenn wir ‘Platte!’ rufen, so meinen wir ‘Bring mir eine Platte!’? Aber warum sollte ich hier wenn ich angeben will was er meint
den Ausdruck
im Geiste
‘Platte!’ in ‘Bring mir eine Platte!’ übersetzen[?|,] und wenn sie gleichbedeutend sind, warum sollte ich nicht sagen: “Wenn wir ‘Platte!’ rufen,
120
so meinen wir ‘Platte!’”? Oder: Warum sollte ich nicht ‘Platte!’ meinen können, wenn ich im Stande bin ‘Bring mir eine Platte!’ zu meinen[, e|? E]s sei denn, daß Du sagen willst, daß ˇein Mensch tatsächlich, wenn er ‘Platte!’ ruft, zu sich selbst, im Geiste, immer den Satz ‘Bring mir eine Platte’ sagt. Ist aber ein Haben wir aber einen Grund vorhanden, dies anzunehmen zu glauben?

 
   
   Denken wir uns folgende Fragestellung: “Wenn jemand den Befehl gibt ‘Bring mir eine Platte!’, muß er ihn als
Satz von vier Wörtern
vier Wörter
meinen; kann er ihn nicht auch als ein (langes, zusammengesetztes) Wort meinen, das dem einen Worte ‘Platte!’ entspricht?” dem einen Worte … entsprechend?” – Wir werden geneigt sein, zu antworten, daß er die vier Wörter meint, wenn er den Satz ‘Bring mir eine Platte!’ im Gegensatz zu andern Sätzen
gebraucht
braucht
,
welche
die
diese Wörter in andern Zusammenstellungen enthalten; wie etwa ‘Bring mir 2 Platten!’, ‘Bring ihm einen Würfel!’, etc.ˇ etc. – Aber was heißt es, den einen Befehl im Gegensatz zu diesen andern gebrauchen? Müßen dem der den einen Befehl gibt, die andern im Geiste vorschweben? Und alle von ihnen[,|?]
;
,
oder nur einige? Ist es nicht so: Der Befehl ist ein Satz aus vier Wörtern, oder, der Befehlende ‘meint vier Wörter’, wenn in der Sprache, die er spricht, & deren ein Satz
der
dieser
Befehl ist, jene andern Kombinationen vorkommen. Es kommt nicht darauf an, daß solche Kombinationen dem Befehlenden vorschweben, während er den Befehl gibt, noch ˇoffenbar darauf, wie lange vorher oder nachher er etwa an sie gedacht hat.

 
   
2
Betrachten wir nun eine Erweiterung der Sprache (1) Der Gehilfe hat gelernt kann die Zahlwörter
121
von ’eins’ bis ’zehn’ der Reihe nach herzusagen. Auf den Ruf ‘[f|F]ünf Platten!’ geht er dorthin, wo die Platten aufgestapelt
sind
liegen
, sagt die Zahlwörter von ‘eins’ bis ‘fünf’, nimmt bei jedem Wort eine Platte auf & bringt sie
A
dem Bauenden
. (
In der Praxis
Im Gebrauch
dieser Sprache sprechen also beide Teile.) Das Zum Lernen der Sprache enthält nun gehört hier das Auswendiglernen der Reihe der Zahlwörterreihe. Der Gebrauch
dieser Wörter
der Zahlwörter
wird wieder vorzeigend gelehrt [. A|; a]ber hier wird das gleiche Zahlwort,
z.B.
etwa
‘drei’, ˇsowohl beim beim Hinweisen auf alle Bausteinformen Platten als auf Würfel etc. u.s.w. vorgesprochen,
& verschiedene
& die verschiedenen
Zahlwörter beim Hinweisen auf die ˇGruppen von Steinen der gleichen Form.

 
   
Dem Auswendiglernen der
Zahlwörterreihe
Reihe der Zahlwörter
entspricht
kein Zug
nichts
im Lernen der Sprache (1), & dies zeigt
klar
deutlich
, daß wir mit den Zahlwörtern
eine ganz neue Art von
ein gänzlich neues
Instrument
Instrument
in die Sprache eingeführt haben. Die Wesensverschiedenheit der
Instrumente
Instrumente
Zahlwort & Bezeichnung der Bausteinform
// ist hier so augenfällig //
tritt hier ˇso klar zu Tage
, weil wir es nur mit zwei Wortarten zu tun haben &
den Gebrauch der beiden
ihren Gebrauch
// & die Art ihres Gebrauches // // & die Art des Gebrauchs der beiden // ganz übersehen können.

 
   
3
Es ist hier klar, daß die Wortarten nur die äußere Form der Lautreihe mit einander gemein haben Die Wortarten beiden Sprachinstrumente haben nur die äußere Form, die Form der Lautreihe,,. ˇUnd die ˇist unwesentlich ist, denn wir könnten uns eine Variante von (2) denken,
in der A statt ein Zahlw[o|ö]rter zu rufen auszusprechen dem B
eine
die entsprechende
Anzahl von Fingern zeigt. // … auszusprechen, eine Anzahl von Fingern in die Höhe hebt. //

 
   
Was hat das vorweisende Lehren der Wörter ‘Platte’, ‘Würfel’, etc. mit dem der Zahlwörter gemein? In beiden Fällen weisen wir auf Dinge & sagen sprechen Wörter ˇaus; aber der weitere Gebrauch, den wir von dieser Handlung
122
machen ist jedesmal ein andrer. Dies ist ˇfreilich nur klar ˇoffensichtlich, wenn man es mit wir Beispielen zu tun hat betrachten, die ˇwir bis in die ihre Einzelheiten ausgeführt sind haben.
Man kann den Unterschied durch die Ausdrucksweise verwischen:
Jener Unterschied wird verschleiert durch die Ausdrucksweise:
Im einen Fall weisen wir auf die Form, im andern auf die Anzahl”.

 
   
4
Führen wir ein weiteres Inst Werkzeug in unsere Sprache ein: Einem [b|B]estimmten Gegenst[a|ä]nden, etwa einer bestimmten Stange die beim Bauen als Werkzeug dient, wird ein Eigenname gegeben einzelnen bestimmten Steinen die beim Bau verwendet werden sollen, werden Eigennamen Namen (Eigennamen) gegeben[;|,] indem man auf sie weist & zeigt auf den Stein & sagt seinen Namen. Ruft A den Namen aus, so bringt B den Stein, dem er beigelegt wurde.

 
   
    Das5 vorzeigende Lehren der Worte ist hier wieder anders als verschieden von dem in (1) & (2). Aber nicht notwendigerweise die ˇhinweisende Gebärde, das oder das Aussprechen des
Eigennamens
Namens
, noch, notwendigerweise, das, was beim Zeigen & Aussprechen im Sprechenden oder Hörenden vorgeht; ˇwohl aber die Rolle die der Gebrauch der von diese[s|m] Zeigen & Aussprechen im Lehren der Sprache & in ihrem Gebrauch zufällt der Praxis der Verständigung mit ihr gemacht wird. –
Soll man
Man ist versucht zu
sagen, der Unterschied sei ˇliege darin, daß man in den verschiedenen Fällen auf verschiedene Arten von Gegenständen weist? Aber wenn ich mit der Hand auf ein ˇStück weißes Papier zeige, wie unterscheidet sich ein Hinweisen auf die Form von einem Hinweisen auf
seine
die
Farbe? Man möchte sagen: der Unterschied ist, daß wir in den beiden Fällen verschiedenes meinen. Und Meinen sollte
124
hier ein
Gedankenvorgang
Vorgang
sein, der
statthat
stattfindet
während wir zeigen. Besonders neigt man zu dieser
Auffassung
// Vorstellung //
Idee
, wenn man
sich sagt
bedenkt
, daß ein Mensch, danach wenn man ihn fragt der gefragt ˇwird, ob er
die Form oder die Farbe meine,
auf
im allgemeinen apodictisch im einen oder im andern Sinne antworten
wird
kann
. Wenn Suchen wir nun aber nach zwei seelischen Vorgängen suchen, die das mei Meinen der Form & das Meinen der Farbe
kennzeichnen
charakterisieren
, so finden wir nichts, was das ˇwovon wir sagen könnten, es müsse alle die Handlung des Zeigens auf die Form, oder das Zeigen auf die Farbe der gleichen Art begleiten. müßte. Unsere Begriffe: ‘die Aufmerksamkeit auf die Form richten’, ‘die Aufmerksamkeit auf die Farbe richten’ sind nur rohe, unbestimmte Begriffe. Der Unterschied, könnte man sagen, liegt nicht einfach in dem was beim Zeigen vor sich geht, sondern ˇvielmehr in der Umgebung dieses Zeigens, in dem, was ˇihm vorhergeht & dem was darauf folgt. Es gibt aber wohl charakteristische Weisen auf eine Form zu zeigen, oder auf eine Farbe, Höhe, einen Umfang, etc..

 
   
5
Auf den Ruf “Diese Platte!” bringt B die Platte auf die A zeigt. Auf den Ruf “Platte dorthin!” trägt er eine Platte an die Stelle auf die A weist.
 
   
Wird das Wort ‘dorthin’
zeigend
vorzeigend
gelehrt? Wenn der Gebrauch dieses Wortes gelehrt & eingeübt wird, wird der Lehrende die zeigende Handbewegung machen & dabei das Wort aussprechen. Aber sollen wir sagen, daß er damit einem Ort den Namen ‘dorthin’ gibt? Die zeigende Gebärde ist gehört ja hier
in die
zur
Praxis der Verständigung mittels der Sprache.

 
   
    Es ist die Ansicht
unter Philosophen
in der Philosophie
die Meinung aufgetaucht, daß Wörter wie ‘dort’, ‘hier’, ‘jetzt’,
125
‘dieses’ die eigentlichen Eigennahmen sind,
nicht aber
& nicht
die Wörter, die wir im gewöhnlichen Leben
etwa so
geneigt sind, so zu
nennen. für gewöhnlich so nennen würden. Diese seien Eigennamen nur in einem ˇungenauen, oder, angenäherten Sinn. Etwa, wie man sagen kann, daß für gewisse Betrachtungen ein Sandkörnchen angenähert als materieller Punkt gelten kann. Denke an Russell's Begriff vom ‘individual’, oder an meinen von den ‘Gegenständen’ ˇ& ihren ‘Namen’ (Log. Phil. Abh.); diese Gegenstände sollten die Grundbestandteile der Wirklichkeit sein; etwas, wovon man nicht aussagen könnte, es existiere(; oder existiere nicht). ˇ(Theaitetos) Welches diese Einfachen Elemente der Wirklichkeit
seien
waren
, schien schwer ˇnicht leicht zu sagen. & [s|S]ie zu finden // Ich dachte, es sei // ˇdachte ich mir als die Aufgabe weiterer ’logischer Analyse’ zu sein // sie zu finden // . Wir Dagegen haben ˇdagegen wir in (4)
Eigennamen
Namen
eingeführt, die Gegenstände, Dinge, im gewöhnlichen Sinne des Wortes, bezeichnen zur Bezeichnung von Dingen, Gegenständen,.

 
   
6
Frage & Antwort. A fragt: “Wie viele Platten?” B zählt sie & antwortet mit dem letzten Zahlwort.
 
   
Systeme der Verständigung wie meine Beispiele 1-6 will ich ‘Sprachspiele’ nennen. Sie sind dem, was wir im gewöhnlichen Leben Spiele nennen mehr oder weniger verwandt; Kinder lernen ihre Muttersprache mittels solcher Sprachspiele, & hier haben sie vielfach den unterhaltenden Charakter des Spiels. – Wir betrachten aber die Sprachspiele nicht als die Fragmente
eines Ganzen ‘der Sprache’,
einer Sprache,
sondern als in sich geschlossene Systeme der Verständigung, als einfache, primitive, Sprachen. Um diese Betrachtungsart im Auge zu behalten ist es oft nützlich sich das Bild weiter auszumalen
126
& ˇsich einen primitiven Volksstamm vorzustellen dessen gesamte Sprache in
diesem
dem
Sprachspiel besteht. (Denke an die primitive Arithmetike
wilder
solcher
S[f|t]ämme.)
 
   
  Wenn wir in der Schule spezielle technische Zeichensprachen lernen, wie den Gebrauch von Diagrammen & Tabellen, Darstellende Geometrie, chemische
Formeln
Gleichungen
, etc., lernen wir weitere Sprachspiele.

 
   
  Das Bild welches man von ([der|Die] Sprache eines des Erwachsenen hat ist etwa stellt sich unsrem Auge dar erscheint uns als eine nebelhafte Masse, die Umgangssprache, & umgeben sie herum von einzelnen, ˇmehr oder weniger klar umrissenen, Sprachspielen, d[ie|en] technischen Sprachen.)

 
   
6 7
Fragen nach dem Namen. Es werden außer den alten, neue Bausteinformen eingeführt neue zugebracht. B zeigt dann auf eine solche Form & fragt: “[w|W]ie heißt das?” A antwortet: “[d|D]as heißt …” Beim Bauen ruft A das neue Wort (‘Prisma’ z.B.) & B bringt den Stein.

 
   
Die Worte “Das heißt …” mit der hinweisenden Gebärde nennen wir ‘hinweisende Erklärung’
oder
,
‘hinweisende Definition’. In (7) wird ein Gattungsname erklärt, der Name einer Form, erklärt; aber analog kann nach dem Eigennamen eines Dinges, ˇdem Namen einer Farbe, einer Zahl, einer Himmelsrichtung gefragt werden. (Wenn ich wir hier von den ’Namen’ von Farben, Zahlen, Richtungen, etc. sprechen, so könnte das zweierlei Gründe haben. Der eine: wir könnten
meinen
glauben
, daß die Funktionen eines Eigennahmens, Farbnamens, ˇStoffnamens, Zahlwortes, etc., etc. ˇin der Sprache, d.i. ihre Funktionen im Sprachspiel, einander viel ähnlicher sind als ˇwirklich der Fall ist. Wenn wir das glauben Dann sind wir versucht
127
zu denken, die Funktion eines jeden Wortes
ist
sei
ungefähr die des Eigennamens einer Person, oder ˇetwa eines
Wortes
Gattungsnamens
wie ‘Tisch’, ‘[s|S]essel’, ‘Tür’. – Der andre Grund: wir verstehen die gänzliche Verschiedenheit der Funktionenen von des Worte[n|s] wie “Tisch”, “Sessel”, etc. ˇeinerseits & der Funktion eines Eigennamens ˇandrerseits, & die Verschiedenheit beider von der, etwa, eines Farbnamens; & ˇwir können sehen darum keinen Grund warum wir nicht auch von ’Zahlnamen’, ’Richtungsnamen’ etc sprechen sollen: Nicht, um damitc zu sagen, daß Farben, Körper, Zahlen, Richtungen ja nur verschiedene Arten von Gegenständen
seien
sind
, sondern um die Analogie zu betonen, die im Mangel der Ähnlichkeit ˇliegt, zwischen den der Funktionen von ’Sessel’ & ’Jakob’ einerseits, & ’Sessel’ ’Süden’ & ’Jakob’ andrerseits. liegt.

 
   
8
  B erhält eine Tabelle in welcher Schriftzeichen ↻gegenüberstehn den Bildern von Gegenständen; z.B. ˇden Bildern eine[m|s] Hammers, einer Zange, einer Säge., etc. A schreibt eines solches jener Zeichen auf eine Tafel, B sucht es in der Tabelle auf, fährt mit dem Finger vom Schriftzeichen zum Bild &
holt
bringt
den Gegestand den das Bild zeigt.

 
   
Betrachten wir die verschiedenen Arten von Zeichen in unsern Beispielen. Wir wollen zwischen Sätzen & Wörtern unterscheiden. ‘Sätze’ & ‘Wörter’ ˇin unsern Sprachspielen werde ich nennen, was dem analog ist, was wir für in der gewöhnlichen ˇSprache ‘Sätze’ & ‘Wörter’ nennen. Ein Satz kann auch aus einem einzigen Wort bestehen. In (1) sind die Ausrufe ‘Platte!’, ‘Balken!’ solche Sätze. In (2) hat jeder Satz zwei Wörter. – Wir unterscheiden unter den Sätzen Befehle, Fragen, Behaup-
128
tungen, Vermutungen, u.s.f.; unzählige Arten von de[n|r]en ˇeinigen nach & nach die Rede sein
soll
wirdc
.

 
   
9
Wenn [i|I]n einem Sprachspiel ähnlich (1) ruft A Befehle von der Form “Platte, Säule, Prisma!”; & B bringt daraufhin eine Platte, eine Säule & ein Prisma. diese Bausteine. Wir könnten hier den Befehl einen Satz, aber auch drei Sätze nennen. –
 
   
10
Wenn aber die Reihenfolge der Wörter dem B die Reihenfolge angibt, in welcher er die Steine bringen soll, dann werden wir “Platte, Säule, Prisma!” einen Satz
nennen der aus drei Wörtern besteht
aus drei Wörtern nennen
.
Hätte der Befehl die Form gehabt “Platte, dann Säule, dann Prisma!”, so würden wir sagen er bestehe aus vier Wörtern (nicht ˇaus fünfen).

 
   
Unter den Wörtern finden wir Gruppen mit ähnlichen Funktionen ˇim Sprachspiel. Man sieht leicht die Ähnlichkeit der Funktion ˇin der Gruppe der Wörter ‘eins’, ‘zwei’, ‘drei’ etc.ˇ einerseits, & anderseitsc die in der Gruppe Funktion von Wörter ‘Platte’, ‘Säule’ etc.[;|.] & [S|s]o können unterscheiden wir Wortarten unterscheiden. In (9) & (10) besteht ein Satz aus Wörtern nur einer Wortart

 
   
11
Die Ordnung, in der B die Steine [Z|z]ureicht wird durch Ordnungszahlwörter, etwa ‘erstens’, ‘zweitens’, ‘drittens’ etc, angegeben. Der Befehl in (10) kann also lauten “Drittens Prisma, erstens Platte, zweitens Säule!” Hier haben wir einen Fall in dem das was Wir sehen
:
, daß,
was in einer Sprache die Funktion von Wörtern ist, ˇkann in einer [a|A]ndern etwa von der Ordnung der Wörter im Satz getan wird. geleistet werden.Oder [e|E]ine Pause
in einem
im
Satz ˇder einen Sprache kann die Funktion eines Worts
129
im Satz einer andern Sprache haben.

 
   
Solchec Überlegungen ˇwie diese können uns die unendlichegeheure Manigfaltigkeit der Mittel unserer Sprache
ahnen lassen
zeigen
; & es ist
interessant mit
merkwürdig, mit
dem was wir hier
beobachten
sehen
sich uns hier zeigt die einfachen & starren Regeln zu vergleichen, die was Logiker vom Bau aller Sätze gesagt haben. (
Dies gilt auch von dem, was ich …
Vergleiche auch, was ich
ˇselbst in Log. Phil. Abh
geschrieben
gesagt
habe.)

 
   
   Wenn wir nach der Ähnlichkeit der Funktionen der Wörter Wortarten unterscheiden, so ist leicht zu sehen daß man die Wörter in es man verschiedenerlei Weise Einteilungen wird geben können treffen kann. So Wir können wir z.B. leicht einen Grund finden, das Zahlw [w|W]ort ‘eins’ nicht mit ‘zwei’, ‘drei’, etc. zur ˇgleichen Art der wie die Wörter ‘zwei’, ‘drei’, ‘vier’, etc. zu
rechnen
zählen
.

 
   
12
Denken wir uns diese Variation der Sprache ˇvon (2): Statt “Eine Platte!”, “Einen Würfel!”, etc. ruft A einfach “Platte!”, “Würfel!”, etc.[; d|. D]ie andern Zahlwörter aber werden wie in (2) ausgerufen. Wer an dieses System gewöhnt wäre,
würde
könnte
sich leicht weigern das Wort ‘eins das Zusammenfassen von ‘eins’ mit ‘zwei’ & ‘drei’ etc befremdlich finden. (Denke an Gründe für & gegen die Klassifikation der ‘0’ mit den andern Kardinalzahlzeichen. – Sind [s|S]chwarz & [w|W]eiß Farben? In manchen Fällen möchte rechnet man sie unter die Farben rechnen, in manchen nicht.)

 
   
W[ö|o]rter Wörter Wörter lassen sich in vielen Beziehungen mit Schachfiguren vergleichen. Denke an die verschiedenen Arten die Schachfiguren zu klassifizieren. (z.B. in Offiziere & Bauern.).

 
   
   Es ist uns natürlich die hinweisenden Gebärden
130
in (5) & die Bilder in (8) zu den
Instrumenten
Werkzeugen
der Sprache zu rechnen. (Es gibt Gebärdensprachen.) Die Bilder in (8) & ähnliche andere Instrumente einer der Sprache die eine ähnliche Funktion haben will ich ‘Muster’ nennen, zum Unterschiede von von ‘Wörtern’. Wenn wir von einem Muster Gebrauch machen, so vergleichen wir etwas mit dem Muster. Wir vergleichen in (8) einen Hammer mit dem Bild des Hammers, aber in (1) nicht eine Platte mit dem Wort ‘Platte’. ¥ –Wir wollen ˇaber nicht sagen: “Es gibt in der Sprache Worte & Muster”, als wäre damit irgend ein wesentlicher Dualismus festgestellt, sondern nur einen wichtigen Gegensatz, unter vielen andern, hervorheben. ‘1’, ‘2’, ‘3’ z.B. werden wir Wörter nennen, die Zeichen ‘|’, ‘❘ ❘’, ‘❘ ❘ ❘’, ‘❘ ❘ ❘ ❘’, ‘❘ ❘ ❘ ❘ ❘’ etc. aber Muster (soweit sie nicht wieder einfach als Ziffern benützt werden.). Ob Soll man aber ‘|’ überhaupt ein Muster nennen? soll? ˇ Es gibt allerlei Übergänge zwischen Wort & Muster. ↺ Dasselbe Zeichen
könnte
kann
einmal als Wort, einmal als Muster
fungieren
gebraucht werden
: Ein Kreis kann der Name einer Elipse sein, aber auch das Muster, womit sie nach gewissen Proje[c|k]tionsregeln zu vergleichen ist.
 
   
Vergleiche diese beiden AusdrucksZeichensysteme:
13
A gibt dem B Befehle die aus zwei
auf eine Tafel gemalten
geschriebenen
Zeichen bestehen. Das erste Zeichen ist ein unregelmäßig geformter Fleck von irgendeiner bestimmten Farbe,
z.B.
etwa
grün; das zweite eine in schwarz gezeichnete geometrische Figur, z.B. ein Kreis: B bringt darauf dem A einen Gegenstand, der die Farbe des ersten & die Form des zweiten Zeichens hat. (z.B. einen grünen, kreisförmigen Gegenstand.).
14
A gibt Ein Befehle die aus ist einem gemalte[n|s]
131
Zeichen bestehn, eine geometrische Figur in einer bestimmten Farbe gemalt, z.B. ein grüner Kreis. B bringt auf den Befehl einen Gegenstand von der Form & Farbe des Zeichens.
 
   
In (13) besteht ein Satz aus zwei Mustern zwei,
, deren jedes einem Wort entspricht – z.B. “grüner Kreis”.
ˇden
In (14) dagegen steht statt dieser zwei Muster eines; das man nicht in zwei Bestandteile (Form & Farbe) zerlegen kann; es steht also hier nicht ein Muster für ein Wort.
 
   
     
Worte
Einen Ausdruck
in Anführungszeichen kann man Muster nennen[. I|; i]n dem Satz “Er
ruft
schrie
‘Halt!.
also
ist
‘Halt’ ein Muster. Vergleiche aber den ˇdie beiden F[a|ä]lle, wenn: der Satz “Er schrie ruft ’Halt’“ ge ist ein gesprochener Satz, & anderseits ein geschriebener Satz. Wir nennen eine große Mannigfaltigkeit von Vorgängen: “etwas mit einem Muster vergleichen”. Wie wird das gesprochene Wort mit dem Ruf verglichen, wie das geschriebene? Wer geschriebenes kopiert vergleicht was er schreibt mit einem Muster, aber in gewissem Sinne auch der, der nach Diktat schreibt. Wir6 nennen eine große Mannigfaltigkeit von Vorgängen: “etwas mit einem Muster vergleichen”.
 
   
    In (8) vergleicht B Bilder mit Gegenständen. Aber worin besteht dieses Vergleichen? Was tut der,
welcher
der
vergleicht? Betrachte diese Fälle: a) die ˇabgebildeten Gegenstände sind (wie in (8)) ˇein Hammer, ˇeine Zange, eine Säge, ein Bohrer; b) zwanzig verschiedene Arten von Schmetterlingen. Wie verschieden wird hier der Vorgang des Vergleichens sein. c) Die Bilder d sind maßstabgerechte Zeichnungen von Bausteinen & das Vergleichen hat mit dem Zirkel zu geschehn.
132
 
   
    Es sei B's Aufgabe ein Stück Tuch von der Farbe eines Musters zu bringen, da[ß|s] ihm gegeben wird. Wie vergleicht er die Farbe des Musters & des Tuches? Stelle Dir verschiedene Fälle vor:
 
   
15
A zeigt dem B das Muster; darauf geht B & bringt
einen
den
Stoff nach dem Gedächtnis.
16
    A gibt B das Muster. B geht mit dem Muster zu dem Regal auf dem die Stoffe liegen & sieht vom Muster auf die Stoffe ehe er wählt.
17
B legt das Muster auf jeden der Stoffe am Regal & wählt den Stoff dessen Farbe er nicht vom Muster unterscheiden kann.
18
Stelle Dir dagegen den Fall vor, der Befehl lautete: “Bring mir einen Stoff etwas dunkler als dieses Muster!”. –
 
   
Ich sagte in (15) B bringe einen Stoff ‘nach dem Gedächtnis’; aber dieser Ausdruck umfaßt unzählige ˇmögliche Vorgänge. Denke an einige Beispiele:
 
   
19
B, wenn er zu den Stoffen kommt,
schließt die Augen &
schließt die Augen & ruft
sich ein Bild des Musters in's Gedächtnis. Er sieht dann abwechselnd auf die Stoffe & stellt sich das Muster vor. Einmal sagt er zu sich selbst “zu hell”, einmal “zu dunkel”; endlich blickt er auf einen & sagt “gut!”, & nimmt ihn vom Regal.
20
B ruft sich kein Bild des Musters vor Augen. Er sieht einen Stoff nach dem andern an, schut runzelt die Stirn & schüttelt bei jedem den Kopf; beim zehnten entspannt sich sein Gesicht, er nickt mit dem Kopf & nimmt den Stoff.
⌊⌊ Denke Du hättest zu beschreiben, was Du in einem solchen Falle wirklich tust getan hast. ⌋⌋
21
B ruft sich kein Bild des Musters vor Augen; er blickt auf der Reihe nach auf einige
133
S Stoffe, den fünften nimmt er & bringt ihn dem A.
 
   
Die Beschreibungen der ˇdieser drei Beispiele (19), (20), (21)ˇ, besonders des letzten, hat etwas Unbefriedigendes. Es scheint, sie geben allerlei
Nebensächliches
Accidentien
& lassen ˇaber das Wesentliche aus. Das Wesentliche aber wäre
die
eine
spezifische Erfahrung des Vergleichens & des Erkennens.
Wenn wir nun irgendeinen irgendwelche Vorg[a|ä]nge des Vergleichens genau in's Auge fassen, so sehen wir leicht eine Anzahl von Handlungen, Gedanken, Empfindungen, die alle für den Vorgang d[e|a]s Vergleichen mehr oder weniger charakteristisch sind. Und das ist der Fall, ob es sich um ein Vergleichen nach dem Gedächtnis handelt, oder um das Vergleichen zweier Gegenstände, die wir beide vor Augen haben. Wir kennen eine Unzahl solcher Vorgänge des Vergleichens; sie bilden, wie wir uns in solchen Fällen ausdrücken wollen, eine “Familie”, unter deren Gliedern eine Unzahl von Familienähnlichkeiten bestehen, die einander auf die verschiedenste Weise ˇübergreifen & kreuzen. diese Ähnlichkeiten übergreifen & kreuzen einander sich auf mannigfache Weise. . Zwischen ihren Mitgliedern ˇbestehen eine große Zahl von Ähnlichkeiten die sich … übergreifen & kreuzen – Wir halten Gegenstände, deren Farbe wir vergleichen wollen zusammen für kürzere oder längere Zeit zusammeneinander, schauen sie abwechselnd an, halten sie in verschiedene Beleuchtungen, wir machen dabei verschiedene charakteristische Äußerungen, haben Erinnerungsbilder, Gefühle der Spannung & Entspannung, Befriedigung & Unbefriedigung, die verschiedenen Gefühle der Anstrengung in den Augen & ihrer Umgebung, die längeres aufmerksames Schauen begleiten & alle möglichen Kombinationen dieser & anderer Erfahrungen. Je mehr solche Fälle ˇdes Vergleichens & je genauer wir sie besehen, umso zweifelhafter erscheint desto weniger glauben wir an eine spezifische Erfahrung des Vergleichens.
134
 
   
    Ja, wenn Du eine Anzahl solcher Fälle genau
besehen
untersucht
hast & ich gebe Dir nun zu, daß es ˇvielleicht eine Erfahrung geben
kann
mag
gibt, die allen von ihnen gemeinsam ist & erkläre mich bereit das Wort ‘Vergleich’ nur da zu gebrauchen, wo diese Erfahrung anwesend ist, dann wirst Du nun fühlen, daß die Annahme einer solchen Erfahrung jetzt
ihren
jeden
Zweck verloren hat, denn ˇnun steht diese Erfahrung steht nun neben einer
Menge anderer
Unzahl von andern
Erfahrungen, welche, wie man nun sieht, die Verbindung aller der Fälle des Vergleichens herstellen. – Denn jene ‘spezifische [e|E]rfahrung’, die wir suchten, sollte ja ˇgerade das tun was nun
jene
jene
die
die ganze
Masse von Erfahrungen leistet. Die spezifische Erfahrung sollte ja
nicht
nie
eine
unter
aus
einer Anzahl ˇmehr oder weniger charakteristischer A Erfahrungen sein. – Man könnte sagen, daß man ˇkönne kann diesen Gegenstand auf zweierlei Weise ansehn kann: einmal aus der Nähe –, einmal aus der von weitem & durch eine eigentümliche Atmosphäre. – Wir Und wir haben ˇaber gefunden, daß der ˇtatsächliche Gebrauch, den wir von dem des Wortes “Vergleich“ machen, anders ein anderer ist als der, den wir vom weiten zu sehen glauben. Wir finden, daß, das, was die verschiedenen Fälle des Vergleichens verbindet, eine große Anzahl uber einander übergreifender Ähnlichkeiten ist; & wenn wir dies sehen, so fühlen wir uns nicht mehr
gezwungen
genötigt
zu sagen, es müsse allen diesen Fällen eines gemeinsam sein. Sie sind durch ein Tau mit einander verbunden; und dieses Tauc
verbindet sie nicht dadurch, daß
hält nicht darum, weil
irgend eine Faser ˇin ihm von einem Ende des Taus zum andern
läuft
reicht
, sondern
dadurch, daß
weil
eine Unzahl von kürzeren Fasern einander übergreifen.
 
   
     “Aber in dem Fall (21) handelt ja B gänzlich
135
automatisch. [w|W]enn wirklich nur das
vorgeht
geschieht
, was dort beschrieben ist, weiß er ja nicht, warum er den Stoff gewählt hat, er hatte keinen Grund ihn zu wählen. Wenn er den richtigen wählt, so tut er es, wie eine Maschine es hätte tun können kann.” – Aber wir sagten ja nicht, daß B in diesem Falle nichts wahrnimmt, empfindet, daß er die Stoffe nicht sähe, daß er keine Tast- & Muskelempfindungen habe u.s.f. – Und wie sieht denn so ein Grund aus der die Wahl zu einer nicht-automatischen macht; d.h., wie stellen wir uns ihn vor? Ich denke, wir würden sagen, daß das Gegenteil des automatischen Wählens, sozusagen das Ideal des bewußten Wählens, darin bestehe, daß wir ein klares ˇErinnerungsBild des Musters oder das Muster selbst vor
Augen
uns
hätten und eine spezifische Empfindung nicht zwischen ˇdem Muster & dem ˇdem gewählten Stoff unterscheiden zu können. Diese bestimmte Empfindung wäre dann der Grund, die Rechtfertigung
unsrer
der
Wahl. Diese Empfindungverbindet, könnte man sagen, ˇverbindet die beiden Erfahrungen: das Sehen des Musters mit dem Sehen des Stoffes. Aber was verbindet dann die spezifische Empfindung mit jenen beiden Erfahrungen? – Wir läugnen nicht, daß so eine Empfindung vermitteln kann; aber
so betrachtet
in dem Licht dieser Betrachtung
erscheint ˇnun d[er|ie] Untersch[ie|ei]dung ‘automatischnicht automatisch’ nicht mehr so scharf & prir wir früher. Das heißt nicht, daß diese Unterscheidung in speciellen Fällen ihren praktischen Wert verliert. ˇSo w[i|e]rden man wir z.B. [U|u]nter bestimmten Umständen
auf die Frage
g
“Hast Du diesen Rolle Stoff mechanisch vom Regal genommen, oder hast Du Dir etwas dabei gedacht?”, antworten, man wir hätten nicht mechanisch gehandelt, & zum Beweis dafür anführen,
136
denn wir hätten den Stoff genau besehen, ˇversucht uns an das Bild des Musters in die Erinnerung ˇzu gerufen erinnert, Zweifel & endlich Befriedigung geäußert. Das kann in einem besondern Fall der Unterschied zwischen automatisch & nicht-automatisch sein. In einem andern ˇdagegen werden wir vielleicht ˇzwischen automatische[s|m] & nicht-automatische[s|m] Auftreten
eines
des
Erinnerungsbildes unterscheiden etc , u.s.f..
 
   
      “Aber warum hat er in (21) gerade diesen Stoff gebracht, wie hat er ihn als den Rrichtigen erkannt, woran?” – Wenn Du fragst “Warum?” fragst Du nach der Ursache oder nach dem Grund? Wenn nach der Ursache so ist es ja nicht schwer sich eine physiologische oder psychologische Hypothese auszudenken die die Wahl unter den gegebenen Umständen erklären könnte. Es ist die Aufgabe der experimentellen Wissenschaft solche Hypothesen zu prüfen. Wenn Du dagegen nach dem Grund fragst, so ist die Antwort: es muß keinen kein Grund für die Wahl geben gegeben haben. vorhanden gewesen sein. Ein Grund ist ein Schritt, der dem Schritt der Wahl vorhergeht. Aber warum sollte jedem Schritt ein
anderer vorhergehen?
andrer Schritt vorangehen?
 
   
      “Aber dann hat de B den Stoff nicht wirklich als den richtigen erkannt.” – Wenn Du willst so brauchst Du (21) nicht unter die Fälle des ‘Erkennens’ zu zählen. Aber wenn es uns klar wird daß die Vorgänge des Erkennens eine große Familie bilden mit einander übergreifenden Familienähnlichkeiten, werden wir wahrscheinlich nicht abgeneigt sein ˇden Fall (21) zu dieser Familie zu rechnen. – “Aber fehlt denn dem B in diesem Fall nicht das Kriterium wonach er den Stoff erk als den rechten erkennen kann? In (19) hatte er z.B. das Erinnerungsbild & er erkannte den Stoff durch
137
seine Übereinstimmung mit diesem Bild.” – Aber hatte er auch ein Bild vor sich von dieser Übereinstimmung? , ? so daß er Ein Bild mit dem er die Über[i|e]instimmung zwischen Muster & Stoff mit ihm vergleichen konnte, um zu sehen, ob es die r[e|i]cht[e|i]ge Ubereinstimmung sei? Und hätte man ihm er andrerseits nicht ein solches Bild haben können? Angenommen etwa, A wollte, daß B sich erinnerte, daß hier ein Stoff von der gleichen Farbe wie das Muster verlangt sei, – im Gegensatz zu anderen Fällen ˇetwa, in denen B einen etwas dunkleren Stoff von etwas dunklerer Farbe als das Muster bringen mußte. A gibt
also
nun
dem B ˇauch ein Muster von der gewünschten Übereinstimmung mit, nämlich zwei
Stücke Stoff
Muster
von der gleicher Farbe. – Ist irgend ein solches Zwischenglied zwischen ˇdem Befehl & ˇder Ausführung notwendig das letzte? – Und wenn Du sag[en|st], willst daß B i[m|n] Fall (20) wenigstens das Gefühl der Entspannung hat, das ihm zeigt, daß er woran er den richtigen Stoff erkennen kannˇ, daß der Stoff der richtige ist, – mußte er ein Bild von dieser Entspannung
vor sich haben
habbesitzen
, um an ihm danach die Empfindung zu erkennen, nach der er den richtigen Stoff erkennen sollte?
 
   
      “Aber angenommen nun B bringt in (21) den Stoff & wenn man ihn mit dem Muster vergleicht, so erweist er sich als der Unrechte.” – Aber hätte das nicht auch in den andern Fällen so geschehen können? Angenommen in (19) hätte der Stoff den B brachte nicht mit dem Muster übereingestimmt würden wir nicht in
gewissen
einigen
Fällen sagen, sein Erinnerungsbild habe nicht gestimmt, in andern, das Muster, oder der Stoff, habe seine Farbe geändert, & noch in anderen, die Beleuchtung sei nicht die gleiche? Es ist nicht schwer Fälle zu erfinden,
138
ˇsich Umstände auszudenken vorzustellen, in denen man diese Urteile fällen würde. – “Aber ist nicht doch ein wesentlicher Unterschied zwischen den Fällen (19) & (21)?” – Gewiß! Eben der, welchen die Beschreibungen zeigen.
 
   
    Im Beispiel (1) lernt B einen Baustein bringen wenn er das Wort ‘Würfel’ hört. Wir könnten uns vorstellen, daß in diesem Fall folgendes geschieht: in B ruft das Hören des Wortes ein Vorstellungsbild auf; die ˇErziehung, Abrichtung, hat, wie man sagen würde, diese Association geschaffen. B nimmt nun den Stein auf der mit dem Vorstellungsbild übereinstimmt. – Aber mußte dies geschehen? Wenn die Abrichtung es bewirken konnte, daß das Vorstellungsbild – automatisch – B vors Auge trat, warum dann nicht daß B den Stein aufnimmt, ohne Vermittlung eines Bildes? Das bedeutet ja nur ein etwas anderes Funktionieren des
Apparates der Association.
Associationsapparates.
Denke daran, daß das ˇer zu dem ˇer das Vorstellungsbild, welches das von dem Wort aufgerufen wird, nicht aus dem Wort, welches er hört, ableitet (aber wäre es so, so würde
das
dieses
unser Argument nur einen Schritt zurück
schieben
verlegen
) sondern daß dieser der Fall ˇhier analog dem des Registrators ist: wenn ein bestimmter Knopf gedrückt wird
erscheint
springt
ein bestimmtes Täfelchen. Ja dieser Mechanismus kann statt dem der Association verwendet werden.
 
   
    ˇEs ist oft nützlich sich das Vorstellen Die Vorstellungsbilder ˇEs ist oft klärend sich das Vorstellen von Farben, Gestalten, Tönen, etc.etc., d[ie|as] im Gebrauche der Sprachen eine Rolle spiel[e|t]n kann durch wirklicher gesehene Farben, ˇdas Anschauen von wirklicher Farbmustern, das Hören wirklicher gehörte Töne, etc. u.s.w. etc. ersetzt zu denken, also z.B. das Aufrufen eines Erinnerungsbildes einer Farbe durch das
139
Ansehen
Anschauen
eines wirklichen Farbmustersˇ, das wir bei uns tragen, viele der Vorgänge beim Gebrauch der Sprache verlieren, wenn man an die Möglichkeit dieser Ersetzung denkt,
den
ihren
scheinbar okulten Charakter Schein des Ungreifbaren, Okulten.
 
   
      Der Zweck [der|Die] Abrichtung im Gebrauch
der
einer
Tabelle (wie der in (8)) kann dahin gehen, den Schüler nicht bloß zum Gebrauch einer bestimmten Tabelle sondern ˇzum Gebrauch & auch zum Anlegen beliebiger Tabellen zu, befähigen beliebiger Kombinationen von Schriftzeichen & Bildern, zu befähigen. Die erste Tabelle die er gebrauchen lernte war etwa die in (8).
 
   
18 22
Wir
fügen
setzen
ihr nun das Bild eines andern Werkzeugs bei welches der Schüler vor sich hat, etwa eines Hobels, & gegenüber dem Bild das Wort ‘Hobel’. Wir werden diese Tabelle der [E|e]rsten so ähnlich als möglich
gestalten
machen
; das auf dem gleichen Stück Papier, verwenden, etwa, das Bild des Hobels unter die andern Bilder, das Wort unter die andern Wörter schreiben setzen. Der Schüler wird nun ermuntert werden, von dem neuen Bild & Wort gebrauch zu machen ohne daß man die frühere Abrichtung an ihnen wiederholt. D[ie|as] Ermuntern nun besteht in gewissen Nachhilfen, billigenden & mißbilligenden Mienen des Lehrers, Handbewegungen Gesten, die ein Fortsetzen ausdrücken und dergleichen mehr. Denke an die verschiedenen ˇGesten & Gebärden & Bewegungen, die man macht, wenn man um einen Hund zum Apportieren ˇzu bringen. will
 
   
Aber nicht jedes Tier wird auf diese Gebärden reagieren, wie der Hund. Eine Katze wird diese Gebärden nicht, oder mißverstehen; das heißt in diesem Fall
140
einfach: sie wird nicht apportieren. Und wenn das Kind auf unsere Ermunterungen nicht reagiert, wie eine Katze
der
die
man das Apportieren lehren möchte, so gelangt es nicht zum Verständnis einer Erklärung; oder vielmehr, das Verstehen beginnt hier mit dem richtigen Reagieren in bestimmter Weise. – Das Verstehen eines ermunternder Worte ist nur eine Weiterentwicklung des Verst Reagierens auf einen ermunternden Tonfall, eine Gebärde, etc.
 
   
23
Der Schüler lernt Dingen Namen seiner eigenen Erfindung zu geben & die Dinge zu bringen, wenn die Namen gerufen werden. Es wird ihm eine Tabelle gegeben auf deren einer Seite er Bilder ihm bekannter Gegenstände findet &
ihnen
diesen
[G|g]egenüber, leere [p|P]lätze dort wo in den früheren Spielen Schriftzeichen standen, leere
Stellen
Plätze
. Er schreibt die neuen Wörter an diese Stellen & gebraucht die Tafel dann, wie in (8).
        
Im
Beim
Lernen des Gebrauchs der Tabelle kann es eine wichtige Übung sein den Finger ˇin der Tabelle immer von rechts links nach links rechts ( vom Schriftzeichen zum entsprechenden Bild ) zu bewegen, gleichsam also eine Reihe paralleler Striche in ihr zu ziehen. Dies mag dann beim Übergang in (22) von der ersten Tafel zur erweiterten helfen.
 
   
Tabellen & hinweisende Erklärungen & ähnliches werde ich, in [ü|Ü]bereinstimmung mit dem gewöhnlichen Sprachgebrauch, ‘Regeln’ nennen.
 
   
24
Betrachte dieses Beispiel: Es werden verschiedene Arten eingeführt Tabellen zu lesen. Jede der Tabellen besteht aus zwei Kolumnen, in der einen Schriftzeichen in der andern Bilder, wie
141
oben. Sie werden entweder horizontal von links nach rechts gelesen, wie oben, also nach dem Schema:
oder aber nach Schemata wie z.B.
oder
etc.

Schemata dieser Art werden den Tabellen als Regeln des Lesens beigegeben.
 
   
Könnten aber diese Regeln nicht durch weitere Regeln erklärt werden? – Gewiß. – Andrerseits aber, : ist eine Regel unvollständig erklärt wenn ihr keine weitere Regel für ihren Gebrauch beigegeben
wurde
ist
?
 
   
   Wir wollen nun die endlose Reihe der Kardinalzahlen in unsre Sprachspiele einführen. Aber wie machen wir das? Die Analogie zwischen & einem solchenˇ, unbegrenzten, Spiel & ↺dem ˇSpiel Spiel mit zehn Zahlwört[|t]erntern kann ja nicht dieselbe sein, wie die zwischen dem Spiel mit zehn & einem etwa mit 55 Zahlwörtern. Angenommen wir Spielen ein das Spiel sei wie (2) die Reihe der Zahlzeichen aber unbegrenzt. Es werde in der Praxis des Spiels tatsächlich bis 155 gezählt, dan[m|n] soll ja das unbegrenzte Spiel nicht das sein, welches aus (2) würde, wenn ich dort statt den “die Zahlzeichenwörtern von ‘eins’ bis ‘zehn’” “die ˇZahlwörter von ‘eins’ bis ‘hundertfünfundfünfzig’” gesagt hätte. Aber worin liegt dann der Unterschied? Fast
142
möchte man so etwas sagen wie, er liege im Geiste in dem die Spiele gespielt würden.
Der Unterschied zwischen zwei ˇBrett[S|s]pielen kann
z.B.
etwa
in der Zahl der
Spielsteine
Spielfiguren
liegen, in der Zahl der Felder im des Brettes, oder darin, daß
diese
sie
i[n|m] eine[m|n] Fall Quadrate im andern Sechsecke sind, etc. Aber der Unterschied zwischen dem begrenzten & dem unbegrenzten Spiel scheint nicht in den materiellen Werkzeugen des Spiels liegen zu können, denn, möchten wir sagen, wie kann sich das Unendliche in diesen ausdrücken? Wir können es, so scheint es, nur in unsern Gedanken erfassen. Und es sind scheinen also die Gedanken ˇzu sein, die das begrenzte Spiel vom unbegrenzten unterscheiden. Seltsam ist es dann nur, daß wir diese Gedanken über das Unendliche in Worten & Gebärden ausdrücken & mitteilen können.
 
   
25
Denke Dir zwei Kartenspiele: Ich will sie das ‘begrenzte’ & das ‘unbegrenzte’ nennen. Die Karten beider tragen Ziffern & die höhere Ziffer sticht die
geringere
niedrigere
. Die Spielregeln sind einander in jeder Beziehung analog; aber das eine Spiel wird mit 32 Karten gespielt das andere mit einer beliebigen Zahl. Angenommen nun wir spielen das unbegrenzte Spiel, & die Zahl der ˇSpiel[K|k]arten ist 32; wie unterscheidet sich das Spiel vom begrenzten. – Nicht durch die Blätter, nicht durch die Art wie ausgespielt, gestochen wird, etc. Aber vielleicht dadurch: Das begrenzte Spiel wird mit einem Pack gedruckter Karten gespielt, beim unbegrenzten wird jedem Spieler ein Vorrat leerer weißer Karten & ein Bleistift zum Schreiben der Ziffern gegeben[. Z|; z]u Anfang des unbegrenzten Spiels fragt einer: “Wie hoch gehen
143
wir?”;, und dergleichen mehr;, und dergleichen mehr. [e|E]s wird ˇalso hier über die Grenzen des Spiels eine Entscheidung getroffen & dies kann sich in der mannigfachsten Weise abspielen. ¥ Man kann also hier wirklich sagen, der Unterschied was das unbegrenzte Spiel charakterisiere, sei ‘schwer zu fassen’, wenn es auch kein ungreifbarer ‘Geist’ ist. ↺ Denke endlich an die Verschiedenheit des Vorgangs der Einübung, des Lernens, der beiden Spiele. Die Partie des unbegrenzten Spiels mit 32 Karten wird sich vielleicht von
einer
der
des begrenzten Spieles kaum unterscheiden, oder nur in Dingen, die man ‘unwesentliche Äußerlichkeiten’ nennen möchte.
 
   
  Der verschiedene ‘Geist’ dieser Partien liegt mag ˇnur darin ˇliegen, daß sie verschiedenen Systemen angehören, & dies in den mannigfachen Beziehungen, die sie zu andern Partien, zum Lernen der Spiele & zu verschiedenen andern Vorgängen haben, die außerhalb der ˇbeiden Partien selbst liegen. Betrachte die folgenden beiden Spiele:
 
   
26
Es sind zwei Arten des Damespiels, in ich will sie A & B nennen. In A gewinnt verliert der ˇder alle seine Spielsteine verliert; in B gewinnt, wer seine Steine verliert verloren hat. Die beiden Spiele sind einander also in
dieser
der
Beziehung entgegengesetzt; in allen andern aber, nehme ich an, gleich. Welchen Unterschied wird nun [e|E]iner Zuschauer ein Zuschauer me sehen, der Partien
der Art
von
ˇder beiden Spiele A & B
beobachtet
zuschaut
? Nun, es lassen sich ja leicht solche Unterschiede beschreiben[:|.] Zuerst etwa so: In A trachtet Jeder, seine Steine davor zu bewahren, daß sie von denen des Andern übersprungen werden; in B schiebt [j|J]eder dem Andern seine Steine zu, damit der sie überspringen
144
um sie von ihm überspringen zu lassen. Aber worin besteht dieses Trachten Aber das wird sich dem Zuschauer doch nur als ein unterschied des Grades zeigen, denn sowohl in A als auch in B verliert ja Einer endlich alle Steine, & eine nachläßig gespielte Partie des Spiels A braucht sich von einer solchen des Spiels B kaum, oder nicht, zu unterscheiden. – “Aber die Partie A wird sich doch ˇnun von der Partie B im Geist i[m|n] dem sie gespielt werden unterscheiden!” – Gewiß: [D|d]ie Spieler werden im allgemeinen bei äußerlich ahnlichen ˇäußeren Anlässen in den beiden Partien andere Gefühle haben; & der Zuschauer wird ja auch sehen, daß in B der Eine dem Andern einen Stein mit triumphierender Miene zuschiebt & der [a|A]ndre ihn mit wenig erfreutem Gesicht überspringt; oder daß in A [e|E]iner unangenehm überrascht ist, wenn ihm der Andre einen Stein nimmt; ˇdaß er zögert, wenn er einen Stein dem Überspringen aussetzen muß; u.s.f.c. Endlich wird der Zuschauer sehn, daß in A der, der seinen letzten Stein verloren hat ˇdem Andern Geld gibt, oder sagt, er habe verloren, oder mit einer Miene, d[ie|er] Ergebung in sein Schicksal ausdrückt vom Spiel aufsteht, der Andre aber vielleicht mit einem schlecht unterdrückten Ausdruck der Befriedigung; u.s.f.. Aber sind denn die Gefühle immer die gleichen? Triumphiert jeder, der in A dem Andern einen Stein nimmt?, ˇoder [S|s]träubt sich jeder der ein Spiel verliert? Freut sich nicht Mancher über den Sieg des Andern?

Wie ist es also mit dem Unterschied im des Geistes ˇder beiden Partien? Ist es nicht so: Der Unterschied, kan[m|n] man sagen, ist etwa so groß, wie der Unterschied im Ausdruck der Gemütsbewegung, die der Zuschauer be-
145
obachten kann; & im allgemeinen beobachten wird. Von dem Verhältnis der ‘Gemütsbewegung’ zu ‘ihrem Ausdruck’ wollen wir jetzt nicht reden. Wenn wir also d[as|ie] Spiel Partie als eine Handlung betrachten, so können wir sagen, daß sich im allgemeinen eine Partie A von einer Partie B unterscheiden wird durch die Art der Züge sowohl, als auch durch das was sonst während ˇ& nach der Partie vorgeht; daß aber in einem besondern Fall der Unterschied bis auf ‘unwesentliche Äußerlichkeiten’ herabsinken kann, etwa darauf, daß die ein Spieler vor Anfang der Partie sag[en|t] “Wir wollen eine Partie A spielen”. Der Zuschauer wird ferner einen Unterschied in den Regelverzeichnissen der beiden Spiele sehn.
 
   
   Wir wollen nun Sprachspiele, von denen wir sagen würden, sie werden mit verwenden einer begrenzten Reihe von Zahlwörternzeichen gespielt, mit
solchen
Sprachspielen
vergleichen, von denen wir sagen würden, sie werden mit verwende[te|n]n einer unbegrenzten Reihe von Zahlwörternzeichen. gesp
 
   
27
Wie № 2. Sprache ([2| 3]). A befielt B, ihm eine Anzahl von Bausteinen ˇvon bestimmter Form zu bringen. Die Zahlzeichen sind die Ziffern ‘1’, ‘2’, ‘3’ … bis ‘9’, jede auf einer Karte aufgeschrieben. A hat einen Pack dieser Karten & gibt B den Befehl indem er ihm eine Karte zeigt & dabei das Wort ‘Würfel’, oder ‘Platte’, etc. ausruft. gibt A mit den Fingern der beiden Hände. // Die Zahlzeichen sind zehn Bilder der beiden Hände mit gestreckten & eingebogenen Fingern. A gibt B den Befehl, indem er ihm ein solches Bild zeigt & dabei das Wort ‘Würfel’ oder ‘Platte’, etc. ausruft. //
 
   
28
Wie (27) (2); aber es gibt keine Karten[;|.] sondern [d|D]ie Reihe der Zahlwörter wird auswendig gelernt. I[m|n] ˇden Befehl w[i|e]rden d[as|ie] Zahlw[o|ö]rter gerufen. Das Kind lernt sie durch mündlichen Unterricht.
 
   
[30|29]
B hat die Es wird eine Rechenmaschine (Abacus) verwendet. A stellt d[ie|en] Re Abacus & gibt
146
ihn dem B. B geht mit damit dorthin wo die Platten liegen, etc.
 
   
3[1|0]
B hat die Platten, ˇdie in einem St[o|ö]ßen ˇliegen, zu zählen.
Es geschieht
Er tut es
mit
einer
der
Rechenmaschine[. S|; s]ie hat zwanzig Kugeln. In einem Stoß sind nie mehr als zwanzig Platten. B stellt die Rechenmaschine schiebt die Kugeln, den Platten [des|ein]es Stoßes entsprechend, dem Sto & zeigt
darauf
dann
dem A die Rechenmaschine.
 
   
3[2|1]
Wie 3[1|0]; der Abacus hat nun zwanzig kleine & eine große Kugel. Enthält der Stoß mehr als zwanzig Platten, so verschiebt B die große Kugel. (Sie entspricht also etwa ˇin gewisser Beziehung dem Wort ‘viele’.)
 
   
3[3|2]
Wie 3[1|0]. Wenn der Stoß mehr als zwanzig Platten enthält n Platten enthält, wo n größer als 20 & kleiner als 40 ist, verschiebt B n ‒ 20 Kugeln, zeigt dem A die Rechenmaschine & klatscht dabei einmal in die Hände.
 
   
3[4|3]
A & B verwenden die Zahlzeichen des Dezimalsystems (als Schrift- oder Lautzeichen) bis zur ‘20’. Das Kind lernt die Reihe dieser Zeichen auswendig;
weiter
u.s.w.
wie in (2).
 
   
3[5|4]
Ein gewisser Volksstamm besitzt eine Sprache von der Art (2). Die Zahlzeichen sind die ˇSchriftzeichen unseres Dezimalsystems. Keines
von ihnen
der Zahlzeichen
spielt ist als das höchste gekennzeichnet, wie z.B. in einigen der früher beschriebenen Spiele. , (Man ist hier vielleicht versucht, fortzufahren: “obwohl natürlich eines von ihnen das
höchste der tatsächlich gebrauchten Zahlzeichen ist”)
höchst gebrauchte ist”.)
Die Kinder dieses Stammes lernen die Zahlzeichen wie auf folg[t:|en]de Weise: Man lehrt sie die
Ziffern
Schriftzeichen
Zahlzeichen
von ‘1’ bis ‘20’, wie in (2) die Wörter von ‘eins’ bis ‘zehn’. ˇUnd [M|m]it
ihnen
denen
zählen sie Reihen von Gegenständen bis zu zwanzig, auf den Befehl “Zähle diese Platten!”, “Zähle diese Würfel!”, etc. Später legt man ihnen
147
eine Reihe von 21 Dingen vor & befi gibt wieder den Befehl ‘[z|Z]ähle!’. Wenn nun das Kind beim Zählen bis bis zu ‘20’ gekommen ist macht der Lehrer eine Handbewegung, die das ‘Fortfahren’ andeutet, worauf das Kind, für gewöhnlich, die Ziffer ‘21’ schreibt. Ähnlich läßt man dann die Kinder bis ‘22’, & weiter, zählen. Bei diesen Übungen spielt keine Zahl die ausgesprochene Rolle der
höchsten
letzten
. Endlich muß das Kind Reihen von weit über 20 Gegenständen ˇzählen, ohne die Nachhilfe des Lehrers. Macht ein Kind den Übergang von ’20’ auf ’21’ auf die suggestive Geste des Lehrers hin nicht, so gilt wird es als schwachsinnig behandelt.
 
   
3[6|5]
Ein andrer Volksstamm: seine Sprache ist wie die in (3[5|4]). Man beobachtet nicht, daß die Leute je höher als bis 159 zählen. – Im Leben dieses Stammes spielt d[ie|as] Zeichen ‘159’ eine eigentümliche Rolle. – – Nehmen wir an, ich sagte: “Sie behandeln dieses Zahlzeichen als ihr höchstes”. – Aber was heißt das? – “Nun, sie sagen einfach es sei das höchste.” –
Aber wie : Sie sagen gewisse Worte

,
aber wie wissen wir, was sie
die Worte bedeuten?
mit diesen Worten ihnen meinen?
was sie damit meinen? Ein Criterium dafür, was sie
meinen
bedeuten
, wären die Gelegenheiten bei denen sie sie ˇdie Menschen ˇsie ˇdas Wort aussprechen, welches wir mit unserm “höchstes” übersetzen wollen, die Rolle welche
jenes
das
Wort im Leben des Stammes spielt. Wir können uns unschwer einen Gebrauch des Zahlworts ‘159’ denken leicht das Zahlzeichen ‘159’ bei solchen Anlässen, in Verbindung mit solchen Gesten & Formen des Benehmens gebraucht denken, daß wir sagen müßten, dieses ˇZahlZeichen spiele bei ihnen die Rolle einer unübersteigbaren ˇoberen Grenze. Selbst dann, wenn der Stamm
148
⌊⌊kei⌋⌋ kein Wort besäße, welches unserm “höchste” entspr[ä|i]ch[e|t], & das Kriterium dafür, daß ‘159’ das höchste Zahlzeichen
ist
sei
, in nichts
läge
liegt
, was sie darüber sagen.
 
   
3[7|6]
Ein Stamm besitzt zwei Systeme des zählens: Man lernt erstens das [Z|z]ählen mit den Buchstaben des Alphabets, & außerdem mit den Zahlzeichen des Dezimalsystems, wie in (3[5|4]). Soll jemand [d|D]inge auf die erste Art zählen, so sagen sie, er solle sie auf die ‘geschlossene Weise’ zählen Die erste Art nennen sie die ‘offene’ Art des Zählens, die zweite die ‘geschlossene’ & sie verwenden diese beiden Wörter auch für eine offene & geschlossene Türe.
 
   
In (27) ist die Reihe der Zahlzeichen in augenfälliger Weise beschränkt. – In (27) & (28) ist ein ‘beschränkter Vorrat’ von Zahlzeichen vorhanden[;|:] denke an die Analogien & die Verschiedenheiten der ˇdieser beiden Beschränkungen, & wieder an den Mangel der Analogie. – In (30) liegt die Beschränkung einerseits im Werkzeug des Zählens & seinem Gebrauch. Dann aber, in ganz anderer Weise, darin, daß kein Stoß nie mehr als zwanzig Platten hat. Gegenstände gezählt werden. – In (31) fehlt diese Beschränkung, aber die große Kugel an der Rechenmaschine betont die Beschränkung unserer Mittel. – Ist (32) ein beschränktes oder unbeschränktes Spiel? Die Praxis der Anwendung des Abacus, die wir beschrieben haben, hat 40 als obere Grenze. –
Aber wir
Wir
sind geneigt zu sagen, dieses Spiel ‘hat es in sich’,
unbegrenz fortgesetzt werden zu können.
daß es unbegrenzt fortgesetzt werden kann.
Aber vergessen wir nicht, daß wir auch die vorhergehenden Spiele als Anfänge endloser Systeme hätten auffassen können. – In (33)
149
ist tritt das System, Systematische, d.h. die Gesetzmäßigkeit, in den Zahlzeichen noch augenfälliger hervor.
Hier wäre wäre ˇman geneigt zu
Ich würde
sagen, es sei hier dem Spiel durch das Werkzeug des Zählens keine Grenze gesetzt; wäre es wenn nicht, daß die Kinder die Zahlwörter von ei[1|n]s bis zwanzig ‘1’ bis ‘20’ auswendig lern[en|ten]. Das möchte darauf hinweisen, daß das Kind nicht gelehrt wird legt die Auffassung nahe // den Ausdruck nahe // , daß sie nicht lernen, das System , welches wir in diesen Zahlzeichen sehen. ↺zu ’verstehen. – Von dem Volksstamm den Leutenc in (34) werden wir sagen, er sie verwenden ein unbegrenztes System von Zahlzeichen, sie kennen die unendliche Kardinalzahlenreihe. – (35) kann uns zeigen, welche ungeheure Mannigfaltigkeit von Fällen man sich denken kann, in denen wir man geneigt wären wäre zu sagen, die Arithmetik der Leute bediene sich einer endlichen Zahlenreihe, obwohl der Unterricht im Gebrauch der Zahlzeichen keines Zahl als obere Grenze hinstellt. – In (36) bedient sich die Sprache des Stammes selbst der Wörter ‘offen’ & ‘geschlossen’ (statt deren wir durch eine geringfügige Veränderung des Beispiels die Wörter ‘begrenzt’ & ‘unbegrenzt’ setzen konnten). In dieser einfachen & klar umschriebenen Form gebraucht ist natürlich gar nichts geheimnisvolles an der
Verwendung
Bedeutung
des Wortes ‘offen’. Aber dieses Wort entspricht unserm ‘unendlich’, & die Verwendung
dieses Wortes
des letztern
ist nur ungeheuer viel komplizierter, als die
des Wortes
von
‘offen’. Das heißt, die Bedeutung von ‘unendlich’ ist ebenso
wenig geheimnisvoll
ungeheimnisvoll
, als die von ‘offen’, & die Idee, daß seine sie sei in irgend einem Sinne trancendent beruht auf einem Mi[s|ß]verständnis.
150
 
   
      Wir könnten uns etwa so ausdrücken: Die unbegrenzten Spiele sind dadurch charakterisiert, daß sie nicht mit einer einem bestimmten Menge Vorrat von Zahlzeichen gespielt werden sondern statt dessen mit einem System der ˇ(unbeschränkten) Konstruktion von Zahlzeichen.
 
   
    Wenn wir sagen, jemand werde ein System der Konstruktion von Zahlzeichen gegeben, so denken wir ˇdabei im allgemeinen an einen eines von drei Vorgängen Dingen: a) daran, daß er eine Abrichtung erhält wie die in (34) bes von der Art derjenigen, die wir in (34) beschrieben haben wurde, wie die in (34) beschriebene, – die, wie ˇuns die Erfahrung lehrt, ihn
befähigt
in den Stand setzt
Aufgaben ˇzu lösen von der dort beschriebenen Art zu lösen auszuführen // Aufgaben zu lösen, wie die der dort angeführten. // b) daß in ihm (seinem Gehirn, seiner Seele)
die
eine
Disposition
hervorgerufen
erzeugt
wird, auf diese Weise zu reagieren. c) daß ihm eine allgemeine Regel ↻gegeben wird, zur Konstruktion von Zahlzeichen .
 
   
    Was nennen wir
Regeln
eine ‘Regel’
? Betrachte dieses Beispiel:
37
B
legt einen Weg zurück einem Befehl entsprechend, den
bewegt sich entsprechend einer Regel, die
A ihm gibt. B erhält diese folgende Tabelle:  
a
b
c
d




A gibt ihm (nun) einen Befehl, der aus den vier Buchstaben der Tabelle besteht; z.B. “a a c a d d d”. B
sucht den Pfeil, der in der Tabelle
schaut in der Tabelle den Pfeil nach der
jedem Buchstaben entspricht &
bewegt sich
geht
nun diesem Pfeil entsprechend, in unserm Beispiel also so:















.
151
Die Tabelle werden wir hier eine Regel nennen. ([o|O]der[,|a]uch: den ‘Ausdruck einer Regel’. Warum ich dieses Synonym hierhersetze wird sich später zeigen.)
Den Satz ‘a a c a d d d’ werden wir keine Regel nennen wollen. – Er ist natürlich die Beschreibung des Weges den B nehmen soll. – Aber eine solche Beschreibung würde man unter bestimmten Umständen eine Regel nennen; z.B in diesem Fall:
38
B soll verschiedene lineare Ornamente zeichnen. Jedes Ornament ist die Wiederholung eines Elements,
das
welches
A angibt. Gibt z.B. A den Befehl ‘c a d a’, so zieht B eine Linie
.
In diesem Fall würden wir, glaube ich, sagen, ‘c a d a’ die Regel nennen, nach welcher das Ornament gezeichnet wird.

 
   
Beiläufig gesprochen, gehört zu einer Regel die Wiederholte Anwendung.
 
   
   Vergleiche mit (38) den folgenden Fall:
39
ˇIn[E|e]inem Brettspielˇ, etwa ähnlich dem Schach, sind den verschiedenen wird mit Figuren von verschiedener Gestalt Arten ähnlich von Zügen erlaubt. Der [E|e]inen ˇFigur etwa Züge von der Form ‘a c’, einer andern ‘a c a a’ u.s.f.. Ein Brettspiel mit Spielfiguren verschiedener Gestalt, etwa ähnlich dem Schach. Die Art & Weise wie jede Figur ziehen darf ist durch Regeln festgelegt. So lautet für die eine Figur die Regel ‘a c’, für eine andere etwa ‘a c a a’, u.s.f.. Die erste darf also so ziehen:






; die andre so:














.
Sowohl ein Satz wie ‘a c’, als auch Hier
kann
könnte
man sowohl die Sätze (‘a c’, ‘a c a a’, etc.) als auch die Diagramme, ˇdie ihnen entsprechen, Regeln nennen.
 
   
40
Kehren wir zum
Sprachspiel
Fall
(37) zurück: Nachdem
151
es
öfters
einige Male
gespielt wurde, wird es nun dahin
abgeändert
variiert
, daß B ˇdie Pfeile nicht mehr in der Tabelle
nachsieht
nachschaut
, sondern ˇsie sich auf de[n|m] Befehle des A hin nach den Buchstaben ( des Befehls nach vorstellt & nach seinem Vorstellungsbild handelt.
 
   
41
Nach einiger Praxis in diesem Spiel ändert es sich ˇweiter dahin, daß B auf den ˇsich nach den Buchstaben des Befehls hin sich bewegt, ohne Vermittelung der Tabelle oder eines Vorstellungsbildes.
 
   
   Betrachte auch
diese
folgende
Variation:
42
Beim Unterricht in der Sprache (37) wird B die Tabelle gezeigt; ihm aber nicht bei der Ausführung des Befehls überlassen nicht an die Hand gegeben. Die Tabelle tritt in die Praxis der Sprache nicht ein.
 
   
In jedem der Fälle (37) ˇ(40) (41) (42) können wir die Tabelle eine Regel des Spiels nennen. Aber in jedem von ihnen spielt sie eine andere Rolle. In (37) ist sie ein Werkzeug in der Praxis
der Sprache
des Spiels
[.|;] In in (39) (40) wurde sie durch das Wirken der Association ersetzt. In (41) ist auch dieser Schatten der Tabelle aus nicht mehr zu finden. – In (42) ist sie nichts als ein Unterrichtsbehelf.
 
   
43
Aber weiter: Ein Stamm gebraucht ein System der Verständigung wie (42); nur wird ˇvon ihnen im Unterricht nicht von keiner Tabelle gebrauch gemacht. keine Tabelle gebraucht. Der Unterricht konnte darin bestehen, daß der Schüler im Anfang den Wegˇgeführt wurde, den er gehn sollte., vom Lehrer geführt wird.
 
   
⌊⌊
44
⌋⌋ Aber wir könnten
44
uns auch den Fall denken, wo
selbst
auch
dieser Unterricht nicht gebraucht wird. nötig ist; wo, wie wir … Einen Fall, in welchem, ˇwie wir sagen würden, daß der Anblick dieser Formen, der Buchstaben ’a’, ’b’, ’c’, ’d’, in Menschen die natürliche Tendenz erzeugt, sich
152
so & so zu bewegen.
, von Natur aus den Menschen so & so gehen macht sich so & so bewegen macht. Dieser Fall erscheint uns auf den ersten Blick ˇäußerst seltsam. Wir scheinen etwas
nie erhörtes
ganz unerhörtes
anzunehmen. Oder wir
könnten fragen:
fragen vielleicht:
“Wie kann er denn wissen, wie er sich zu bewegen hat, wenn ihm der Buchstabe ‘a’ gezeigt wird?” Aber ist nicht B's Reaktion ˇin diesem Fall gerade die, die wir in (4[1|2]) & (4[2|3]) beschrieben haben, & zwar unsere
gewöhnliche
normale
Reaktion, wenn wir z.B. einen Befehl hören & befolgen? Denn die Tatsache, daß in (4[1|2]) & (4[2|3]) eine die Abrichtung vor[aus|her]gegangen war, ändert ja nicht den am Vorgang der Befolgung nicht nichts. Oder,, richtiger ausgedrückt: Wir wollen ja jetzt bloß auf den Vorgang
des Befolgens
der Befolgung
des Befehles sehn, & nicht auf das, was diesem Vorgang vorhergegangen ist. – Mit andern Worten: Der seltsame seelische Mechanismus, den wir in (44)
voraussetzten
annahmen
, ist
kein andrer als der, der, wie wir annahmen
derselbe von dem wir annahmen
er werde durch die Abrichtung
in (41) & (42)
derjenige, von dem wir in (41) & (42) annahmen, er sei durch Abrichtung erzeugt worden. // … ist kein andrer als der, den wir in (41) & (42), als Ergebnis der Abrichtung,
voraussetzten
annahmen
. // – “Aber könnte so ein Mechanismus uns angeboren sein?” – Aber fanden wir eine Schwierigkeit findest Du in der Annahme, darin, anzunehmen, daß dem B je sei derjenige Mechanismus angeboren sei, der ihn befähigt auf die Abrichtung so zu reagieren, wie er es tut? Und bedenke, daß die Regel, oder Erklärung, die die Tabelle (37) für die Zeichen ‘a’, ‘b’, ‘c’, ‘d’ gibt nicht
notwendigerweise
wesentlich
die letzte ist. Siehe (24).
 
   
   Wie erklärt man Einem, in welcher Weise er den Befehl “Geh dort hin!” (mit der zeigenden Gebärde)
auszuführen habe
ausführen solle
? Könnte dieser Befehl nicht bedeuten, er solle in der Richtung gehen, die wir die ent-
153
gegengesetzte der zeigenden Hand nennen würden? Ist nicht jede Erklärung, wie er ˇder Hand zu gehen folgen habe, in der Lage einer weitern zeigenden Hand? Was würden wir zu dieser Erklärung sagen: “Wenn ich dorthin zeige (
Geste der rechten Hand
mit der rechten Hand zeigend
), so hast Du in dieser Richtung zu gehen (
gleiche Geste der linken Hand
mit der linken Hand zeigend
)”? Dies kann unter Umständen eine nützliche Erklärung sein.
 
   
   Aber kehren wir zu (43) zurück. Ein Forscher besucht diesen Volksstamm & beobachtet den Gebrauch
ihrer
der
Zeichen. Er beschreibt dann ihre Sprache & sagt, die Sätze bestünden aus den Buchstaben ‘a’, ‘b’, ‘c’, ‘d’, diese werden gemäß der Regel
a
b
c
d




gebraucht. – Wir sehen, daß der Ausdruck ‘es wird nach der Regel
R
so & so
vorgegangen’ nicht bloß in Fällen wie (37), (40), (41), (42) gebraucht wird, sondern auch dort, wo die Regel (oder sollen wir sagen ‘ihr Ausdruck’) weder ˇein Werkzeug in der Praxis, noch im Unterricht des Spiels ist. Zur Sprache (43) steht verhält sich die Tabelle vielmehr im Verhältnis als wie ein Naturgesetz
zu einer
zur
Erscheinung, die es beschreibt. Die Tabelle ist in diesem Beispiel ein Satz in der Naturgeschichte
des
jenes
Stammes.
 
   
   Merke: Im Spiel (37) haben wir zwischen dem Befehl der auszuführen ist & der Regel geschieden; im Fall (38) dagegen nannten wir den Satz ‘c a d a’ eine Regel & er war der Befehl. –
 
   
45
    Stellen [w|d]ir nun diese Variante von (37) vor: Der Schüler wird nicht bloß ab zum Gebrauch einer Tabelle abgerichtet, sondern die Abrichtung zielt geht darauf hin aus den Schüler ihn zumc den Gebrauch jeder beliebigen
154
Tabelle von Buchstaben & Pfeilen zu befähigenc lehren. Damit meine ich nun bloß, daß die Abrichtung von einer gewissen Art ist, beiläufig gesprochen, von der in (34) beschriebenen. Ich will einen Unterricht ungefähr analog de[m|r] in (34) einen ’allgemeinen Unterricht’ nennen. so eine Abrichtung mehr oder weniger von dieser Art einen ’allgemeinen Unterricht’ nennen. Diese ˇGlieder dieser Familie umfaßt Mitglieder können von einander sehr weit verschiedener Art sein. Der Unterricht, an welchen ich jetzt denke, besteht der Hauptsache nach 1) in einer Abrichtung in einem engen, bestimmt abgegrenzten Gebiet von Handlungen, 2) darin, de[m|n] Schüler zu[r|m] Überschreit[un|en]g der bestimmten in einer Führung des Schülers beim Überschreiten dieser der Grenze ˇdieses Gebildes zu helfen führen, 3) in
einer Auswahl von
beliebig gewählten
Übungen & Aufgaben.
 
   
   Nach einem solchen Unterricht ˇdieser Art erhält B einen Befehl von der Form:
r r t s [t|s]
r
s
t



Er führt den Befehl aus, indem er sich so bewegt:
Hier würden wir sagen, die Regel bilde einen Teil des Befehles.
 
   
    Merke: N.B.: Wir sagen nicht ‘was eine Regel ist’, sondern geben nur verschiedene Anwendungen des Wortes ‘Regel’. Und wir tun dies offenbar, indem wir ˇauch Anwendungen
der Worte
des Ausdrucks
‘Ausdruck einer Regel’ geben[.|a]ngeben.
 
   
   In (45) könnten wir das ganze Zeichen des Befehls einen Satz nennen[; a|. A]ber wir könnten auch in ihm zwischen Satz & Tabelle unterscheiden. Was ˇuns diese Unterscheidung nahelegt ist ˇhier insbesond[er|re]s ˇauch d[er|ie] lineare Charakter Schreibweise de[[s|r]|s] Zeichensc außerhalb
155
der Tabelle
‘r r t s s’. Obwohl wir den linearen [c|C]harakter unserer Sätze von einem bestimmten Standpunkt aus für rein äußerlich & unwesentlich erklären werden, spielt er doch in dem, was wir als Logiker über die Sätze zu sagen geneigt sind, eine
große
bedeutende
Rolle[,|.] ([d|D]ies gilt auch von andern ähnlichen Zügen der Sätze unsrer gewöhnlichen Sprache..). Wenn wir ˇalso den Befehl in (45) als eine Einheit auffassen, so kann er uns zeigen, wie verschiedenartig Sätze auschauen können.
 
   
   
Vergleichen
Betrachten
wir nun diese folgenden beiden Spiele:
46
46
Das eine ist das Spielc (38). Der Unterricht i[n|m] dem Spiel ist ˇein ’allgemeiner Es wird den Menschen durch einen ‘allgemeinen Unterricht’
beigebracht
gelehrt
Die Befehle bestehen aus sind Kombinationen de[n|r] Buchstaben ’a’, ’b’, ’c’, ’d’ in beliebigen Kombinationen mit beliebig vielen Wiederholungen. – Aber was heißt das? Nun, daß in der Praxis des Spiels, ˇwie in seinem Unterricht, keine Anzahl von Wiederholungen die Rolle der ‘größt möglichen’ spielt (siehe (35)). – Vergleichen wir
mit diesem Spiel
damit
das folgende:
4[6|7]
Die Befehle & ihre Ausführung sind wie in (38); aber es werden nur drei
Zeichen
Sätze
gebraucht: ‘a c’, ‘a c c’, ‘c a a’. [Untereinander schreiben]
 
   
Wir
werden
können
sagen, ac daß B in (38) ˇB beim Ausführen des Befehls von de[n|m] Zeichen, da[ß|s] ihm gegeben wird, der Kombination der Buchstaben geführt wird. [z|Z]iehen der ˇgebrochenenc Linie von dem ˇzusammengesetzten Zeichen des Befehls
geleitet
geführt
wird. – Aber wenn wir uns fragen, ob die drei Sätze in (47) B in der Ausführungc d[er|ie]ser Befehle
leiten
führen
, so scheint es, wir ˇals könnten ˇwir sowohl ‘ja’ als ‘nein’ sagen. – Wenn wir ˇnun zu entscheiden versuchen, ob wir sagen sollen B werde geführt, oder nichtˇgeführt, so, sind wir geneigt, Antworten zu geben, wie
diese:
die folgenden:
⌊⌊ˇWenn ich nun nachdenke, wird er geführt oder nicht geführt, so fallen mir Antworten ein wie diese:⌋⌋
     a) “B wird von den Zeichen geführt, wenn er den
156
Satz nicht einfach als ein Ganzes (gleichsam ein Wort) ansieht & dann handelt, – sondern wenn er ihn ‘Wort für Wort’ (die Wörter sind ˇhier die Buchstaben) liest, & den Wörtern, die er gelesen hat, entsprechend handelt.” Wir Dies könn[en|ten] dies deutlicher machen;
indem
wenn
wir uns vorstellen, daß das Lesen ‘Wort für Wort’ ˇinsbesondere ˇetwa darin besteht, daß er auf jeden die alle Buchstaben des Befehls einzeln, der Reihe nach, mit dem Finger gezeigt wird; im Gegensatz dazu, daß man (statt etwa auf den [G|g]anzen Befehl Komplex Satz auf einmal) weist. Und das ‘Handeln den Wörtern entsprechend’ werden wir uns so vorstellen soll, der Einfachheit
halber
wegen
, darin bestehen, daß B ˇje ein Linienstück nach dem Lesen
eines
jedes
Buchstaben zieht. –
b) “B wird geführt, wenn in ihm ein Bewußtseinsvorgang stattfindet, der er durch einen Denkvorgang // durch einen Bewußtseinsvorgang // durch einen Vorgang in seinem Bewußtsein // eine Verbindung das Zeigen auf einen Buchstaben mit dem Ziehen
des entsprechenden
eines
Linienstücks verbindet // von dem Zeigen auf einen … zu dem Ziehen … gelangt // .”
Eine solche
// Diese //
So eine
Verbindung könnten wir uns auf verschiedene Weise
hergestellt denken
vorstellen
. Z.B. so: B befragt sieht nach dem Lesen eines jeden Buchstaben die in die Tabelle & zieht das ˇdann ein Linienstück parallel dem ˇPfeil, den er in der Tabelle. ˇaufgefundenen. gefunden hat.–
c) “B wird geführt, wenn er nicht einfach ↻mit dem [z|Z]iehen des eines Linienstücks auf den Anblick eines Buchstaben reagiert, sondern wenn er die muß die jene die eigentümliche Spannung erfährtc erfahren: des das ’Sich-Besinnens auf die Bedeutung des Zeichens’; & das Nachlassen dieser Spannung, wenn die richtige Handlung im Geiste auftaucht.”
 
   
   Diese Erklärungen aber lassen uns alle auf eine Weise unbefriedigt & es ist die Begrenzung unseres Sprachspiels, welche sie ˇdie jede alle solche Erklärungen unbefriedigend macht. befriedigen uns alle nicht recht, & es ist die … die welche sie alle unbefriedigend macht. – Dies drückt sich
darin aus, daß wir sagen möchten,
in der Erklärung aus, c ˇdie uns einfällt:
B werde dann von den Kombinationen der Buchstaben in
den
unsern
drei Sätzen geführt, wenn er
157
auch ˇsolche Befehle ausführen könntec, die in andern Kombinationen dieser Buchstaben bestehen. die andere Kombinationen
jener
dieserc
Buchstaben sind.
– Und wenn wir dies sagen, so scheint es uns, so erscheint uns daß diese Fähigkeit zur Ausführung anderere Befehle ˇsei ein bestimmter besonderer Zustand, der Person sei, die dessen, // des Menschen, // der die Befehle in (46 47◇◇◇) ausführt. diese Fähigkeit, auch andere Befehle auszuführen, als ein bestimmter Zustand dessen, der die 3 Befehle in (47) ausführt. Und dabei können wir doch nichts in diesem Fall entdecken, Wenn wir nun aber den Fall daraufhin von der Nähe ansehen, so finden sehen wir nichts // Sehen wir uns aber ˇdaraufhin den Fall von der Nähe an, so sehen wir nichts // was wir ˇals so einen Zustand bezeichnen nennen
könnten.
würden.

⌊⌊ˇ Wenn wir uns aber daraufhin den Fall, gleichsam von der Nähe, besehen, ist kein solcher Zustand zu finden. // Wenn wir nun aber den Fall [ … // |gleich]sam … betrachten, ist kein solcher Zustand zu sehen.⌋⌋
 
   
    Sehen wir nach, welche Rolle das Wort “Können, (oder das Wort “Fahigkeit”), in unserer Sprache spielt. Betrachten ˇwir
die folgenden
diese
Beispiele:
 
   
48
Für irgendeinen … brauchen Menschen ein Gerät dieser Art:
Stellen wir uns vor, für irgend einen wichtigen Zweck brauchten Menschen ein Gerät dieser Art:
Es ist ein Brett mit einem geraden oder
gekrümmten
gebogenenˇkrummen
Schlitz, in welchem ein Zapfen geführt wird. Der Mann, der das Gerät gebraucht, läßt den Zapfen dem Schlitz entlanggleiten. Es gibt solche Bretter mit geraden, kreisˇbogenförmigen, ovalen, ˇS-förmigen & andern Schlitzen. Die Sprache des Stammes hat Ausdrücke zur Beschreibung der Tätigkeit beim Gebrauch dieses des Arbeitens mit diesem Geräts. Sie sprechen vom Bewegen des Zapfens in gerader Linie, im Kreisbogen, etc. Sie haben auch eine Weise, d[as|ie] entsprechenden Bretter zu beschreiben[;|,]: [s|S]sie sagen[;|,] “Das ist ein Brett, in welchem der Zapfen gerade bewegt werden kann”. Man könnte in diesem Fall das Wort “kann” einen Operationszei[g|c]hen einen Operator nenn[t|e]n, durch welchen die Beschreibung der Handlung in eine Beschreibung des Instruments verwandelt wird.
 
   
49
Denken wir uns eine Sprache, in der es keine solche Satzform gibt wie, “Das Buch
158
ist in der Lade”, oder, “Wasser ist im Glas”, sondern statt dessen
heißt es
sagt man
: “Das Buch kann aus der Lade genommen werden”, etc.
 
   
50
Wir denken uns eine Sprache, in derc man, statt der Ausdrücke Sätzen von der Form, ein Ding sei ’hart’, ’weich’, ’x ist hart’, (x ist weich’ (’spröde’, ’zähe’), immer sagt, Sätze gebraucht werden von der Form: ’es ’x kann leicht gebogen werden man kann es leicht biegen’, ’es man x kann nur schwer geritzt werden es schwer ritzen’, ’es man x kann es leicht zerschlagen’ werden’, u.s.f..
Und zwar auch
Auch
dann, wenn unter den gegenwärtigen man jetzt, wie wir sagen würden, das Ding nicht gebogen biegen; (oder geritzt, etc.), werden kann, ˇetc.. ritzen kann. Man sagt ˇin dieser Sprache ˇSo sagt man z.B.: “[d|D]ie Hütte ist aus Stäben gebaut, die
man leicht biegen kann
leicht gebogen werden können
”, wenn sie man die Stäbe, in unserm Sinn, einzeln leicht gebogen werden konnten. biegen konnte.
 
   
In diesen drei Beispielen, könnten wir sagen, beschreiben die Sätze von der Form “das & das kann geschehen” Zustände von Dingen. Aber die Fälle sind ˇunter einander sehr verschieden. In (48) hatten wir den Zustand f vor
den
unsern
Augen: Wir sehen, daß das Brett einen geraden, oder andern, Schlitz hat. – In (49) entspricht der beschriebene Zustand manchmal einem ‘Zustand der Sinneswahrnehmung’, einem ‘visuellen Zustand’, wie man wir es nennen könnte, könnten, manchmal nicht. – Wenn wir Auch in (50), können wir sagen, beschreibt der Satz “der Stab kann gebogen werden” einen Zustand, weil
sein
das
Verbum, ‘können’, weil das Verbum ‘gebogen werden können’ in der Gegenwart steht ˇAlso daraufhin deutet, daß etwas jetzt der Fall ist, während ich spreche.
Aber ich
Ich
hätte die zuständliche Auffassung ˇin diesem Beispiel noch viel klarer machen können, wenn ich angenommen hätte, daß in der dieser Sprache ˇwerde statt “das Ding ist weich“ immer gesagt wird: “das Ding hat es in sich, es kann gebogen
159
werden” daß es gebogen werden kann”, u.s.f. ˇoder dergleichen.
Und unsere ˇeigene Sprache behandelt ja auch die
Und wir gebrauchen ja die
Wörter “biegsam”, “leicht zerreißbar”, “zerbrechlich” wie ˇdie Wörter “weich”, “spröde”, etc., & diese wiederum wie die Wörterc
warm
rot
”, “
rot
grün
”, “dunkel” Aber dem Zustand der [b|B]iegsamkeit entspricht keine Sinneswahrnehmung, die dauert, während jener die mit dem Zustand andauert Aber zum Zustand der Biegsamkeit, Ritzbarkeit etc. verhält sich kein Zustand der Sinneswahrnehmung, ˇso, wie
zur
zum Zustand der
Röte eines Dings der visuelle Zustand des [s|S]ehens der roten Farbe. Das Kriterium
für die
der
Biegsamkeit ist nicht sosehr eine stationäre Sinneswahrnehmung, als die Probe des Biegens, das Kriterium des Zustandes der Ritzbarkeit, die Probe des Ritzens, u.s.f.. – Die Idee des ‘Zustands eines Wir sagen, ein Wagen f Dinges’ ist aber dennoch immer eng ˇverbunden mit der eines Zustands der Sinneswahrnehmung verbunden; & wenn wir uns fragen, worin denn das Zuständliche der Weichheit, z.B., besteht, so wird uns gleich so etwas [E|e]infallen, wie die ‘Struktur der Materie’, & wir werden geneigt sein, zu sagen, daß, : wenn wir nur in diese Struktur hineinsehen könnten, ˇso würden wir den Zustand sehen würden, der es macht, daß man den Körper leicht biegen kann, etc..
 
   
   Wir sagen ein Wagen fahre 20 km in der Stunde, auch wenn er nur eine halbe Stunde ˇlang fährt. Wir können unsern Ausdruck rechtfertigen, indem wir sagen, der Wagen fährt mit kann mit seiner Geschwindigkeit die ihn befähigt 20 km in der Stunde zurücklegen. Und wir nennen die Geschwindigkeit auch einen ‘Bewegungszustand’.
160
Ich glaube, wir würden diesen Ausdruck nicht gebrauchen, wenn wir keine anderen Bewegungserfahrungen hätten, als die, daß ein Ding zu einer [z|Z]eit an einem Ort, zu einer andern an einem andern Ort ist; wenn wir also alle Dinge sich bewegen sähen, wie wir den Stundenzeiger der Uhr, oder die Sonne,. sich bewegen sehen. (
Damit
Mit dieser Bemerkung
in Zusammenhang
steht
ist
die Idee vom Pfeil, der sich nicht bewegt : der fliegende Pfeil steht stille bewegt sich nicht, weil …, weil er ˇsich zu in jedem Zeitpunkt ˇnur an einem bestimmten Or t ist. befindet.)
 
   
51
Ein
Volksstamm
Stamm
hat in seiner Sprache Befehle zur Ausführung gewisser
Tätigkeiten
Handlungen
der Männer im Kriege; etwa Befehle wie, : “Werft die Speere!”, “Schießt!”, “Lauft!”, “Kriecht!” etc.. Sie haben auch eine Art
den Bau
die Figur
eines Menschen zu beschreiben; & zwar indem sie sagen sie “er kann schnell laufen”, “er kann weit werfen” etc. Was mich aber rechtfertigt zu sagen, diese Sätze
beschreiben
beschrieben
bei ihnen die Figur eines Menschen, ist die Art, wie sie von
den
diesen
Sätzen Gebrauch machen. Denn sie beschreiben
ein ge
das
Bild eines Menschen mit kräftigen Armen, indem sie sagen “er kann weit werfen”;
&
oder
sie weisen auf die Beine beschreiben Einen der wohlgeformte Beine hat, auch wenn er sie aus irgendd einem Grund nicht gebrauchen kann, mit
dem Ausdruck
den Worten
“er kann hoch springen”, etc.
 
   
52
Die Männer eines Stammes werden, ehe sie in den Krieg ziehen auf ihre Tauglichkeit ˇim Kampf geprüft. Der Prüfende läßt sie gewisse festgesetzte Übungen machen & zwar sind es Übungen an ˇeiner Art von Turngeräten. Danach gibt er jedem ein Zeugnis von dieser Art: “A kann
161
gut [b|B]ogenschießen”, “B ist geschickt zum schleudern” etc. etc., . Es gibt in ihrer Sprache keine besondern Worte für die Übungen denen sie bei der Prüfung unterzogen werden, sondern diese heißen nur
Proben
Tests
für die & die Tatigkeit im Kriege.
 
   
   Es ist nun wichtig zu sagen, daß man gegen dieses Beispiel
, wie gegen
&
andere, die wir geben,
einen
den
Einwand machen kann,: [w|W]ir ließen lassen unsere Volksstämme immer deutsche Sätze reden und setzen dadurch stillschweigend ˇschon den ganzen Hintergrund der deutschen Sprache voraus, & die
also
d.h.
die gewöhnlichen Bedeutungen der ˇdeutschen
Wörter
Worte
. dieser Sprache. Wenn wir etwa sagen, in der & der Sprache solle es kein Wort für das Stemmen von Handteln geben & es werde dort bloß
Übung zum
Test fürs
Steinschleudern’ genannt, so kann man fragen, wie wir denn den Gebrauch de[s|r] Ausdr[u|ü]ckes ‘einen Test Übung ausführen’ & ‘einen Stein sch[e|l]eudern’
gekennzeichnet
charakteriesiert
haben, daß wir berechtigt sind diese ˇdeutschen deutschen Ausdrücke der deutschen Sprache
denjenigen gleich
für die Wörter
zu setzen, die der jener Stamm etwa gebraucht. – Darauf müssen wir antworten, daß die ˇwir nur eine sehr skitzenhafte Beschreibungen der Praxis ˇjeder unserer fingierten Sprachen gegeben haben, & in manchen Fällen nur Andeutungen; daß sich aber diese Beschreibungen leicht weiter ausführen ließen. So hätten wir in (52) sagen können, daß der Prüfende gewisse Befehle gebraucht, wenn er die Leute Übungen ausführen läßt. Diese Befehle beginnen alle mit einem
gewissen Wort
s
, welches ich mit dem deutschen “Übe” übersetzen könnte, & diesem Wort folgt dann der Ausdruck der im Krieg als Befehl zum Speerschleudern gebraucht wird. Ferner, wenn wenn ein Mann dem Häuptling von
162
der Schlacht berichtet, gebraucht er wieder diesen Ausdruck, nun in einer Beschreibung. Was aber eine Beschreibung als solche, einen Befehl als solchen, eine Frage u.s.w., kennzeichnet ist – wie gesagt – die Rolle, welche diese
Äußerungen
Ausdrücke
in dem
Leben
ganzen Gebrauche
ˇder lebendigen Verwendung der Sprache spielen. Also, ob ein [w|W]ort
eines
des
Stammes richtig in durch ein Wort der deutschen Sprache wiedergegeben wurde, hängt von der Rolle ab, die jenes Wort im ganzen Leben des Stammes spielt; d.h. von den Gelegenheiten, bei welchen es gebraucht wird, den Ausdrücken der Gemütsbewegung, von denen es im allgemeinen begleitet ist, den Eindrücken, die es erweckt, etc., etc.. (Frage [d|D]ich zur Übung z.B.: In
was für
welchen
Fällen würdest Du sagen, ein Wort eines bestimmten Volkes entspräche unserm “Leb wohl”; in
was für
welchen
Fällen, ˇes entspräche unser[m|er] ˇAusdruck “Servus!“ einem ˇirgend einem unserer Schimpfworte? In welchen Fällen Welche Beobachtungen würden Dich etwa veranlassen, ein Wort einer fremden Sprache mit unserm “vielleicht” zu übersetzen; ˇoder mit einem Ausdruck des Zweifels, der
Gewißheit
Sicherheit
, u.s.f.? Du wirst finden, daß die Rechtfertigung dafür, daß man etwas eine Äußerung einen Ausdruck einen den ’Ausdr[ü|u]ck des Zweifels’, ’der Gewißheit’, etc., zu nennen, zu einem großen Teil, wenn auch nicht außschließlich, in Gebärden, im Gesichtsausdruck ˇdes Sprechenden & dem Ton der Stimme liegt. Denke hier auch daran, daß die Erfahrungen einer Gemütsbewegung, zum Teil st ˇwenigstens, klar lokalisierte Erfahrungen
sind
sein müssen
. Denn, wenn ich im Ärger die Stirn runzle, so fühle ich die Spannung des Runzelns in der Stirne, & wenn ich vor
Erregung
Traurigkeit
weine, so sind die Empfindungen in der Umgebung meiner Augen ein wichtiger Bestandteil dessen, was ich fühle, wie es die veränderte Atmung ˇist, das
163
Klopfen des Herzens ist, u.s.w.. Ich glaube es das ist das es, was William James meinte, wenn als er sagte, man weine nicht, weil man traurig ist, sondern man sei traurig, weil man weint. Der Grund, warum
diese Idee
dieser Gedanke
oft nicht verstanden wird, liegt darin, daß wir uns die in der Äußerun[|g]gen der eines Gefühl[e|s] als als ein künstliches ˇVerständigungs[M|m]ittel sehen auffassen, um den dem Andern wissen zu lassen zu zeigen, daß wir
dieses
das
Gefühl haben. Nun
gibt es
ist
keine scharfe Grenze zwischen solchen ‘nstlichen Mitteln der Verständigung’ & dem was man den ‘natürlichen Ausdruck des Gefühls’ nennen könnte. Vergleiche in dieser Hinsicht: a) Weinen, b)
die
seine
Stimme erheben, wenn man ärgerlich ist, c) einen groben Brief schreiben, d) die Glocke ziehen, um einen Diener zu rufen, den man
auszanken
schelten
will.
 
   
53
Denken wir uns einen Stamm, in dessen Sprache ein Ausdruck ist, entsprechend unserm “[E|e]r hat das & das getan”, & einer, der unserm ˇSatz “er kann das & das tun” entspricht. D[er|ie]ser zˇweite Ausdruck wird aber nur dort gebraucht, wo auch der erste berechtigt wäre. ⌊⌊ˇ Beiläufig gesprochen: Sie sagen nur ‘ich kann es tun’, wenn sie es schon getan haben. ⌋⌋
Was aber kann mich rechtfertigen
Was kann mich nun rechtfertigen
, das zu sagen? – Sie haben eine Form
der Mitteilung
des Ausdrucks
, die wir ‘Erzählung vergangener Ereignisse’ nennen würden; w die Umstände unter denen diese Form der Mitteilung gebraucht wird, rechtfertigen
unsere
diese
Bezeichnung. Es kommen
aber
nun
Fälle vor, in denen wir sie
die Frage stellen: “Kann N. das & das tun?”
A
Es wählt z.B. ein Führer Leute aus, die zu einer bestimmten Unternehmung geeignet sind; es soll ˇ z.B. eine Höhe erklettert, ein Fluß durchschwommen werden. Als ˇUnser Kriterium dafür,
164
daß der Führer ‘solche Leute auswählt’, ist
nicht
nichts
, was er
sagt
spricht
, sondern sein & der Andern Benehmen & die übrigen Umstände. Der Führer stellt nun in
diesen Fällen
diesem Fall
eine Fragen die, ihren praktischen f Folgen nach zu urteilen,
wiedergegeben werden müßten
wir wiedergeben müßten
durch: – “Kann A A durch den Fluß schwimmen?”, “Kann B auf diesen Felsen klettern?”, etc. Sie werden aber bejahend nur von denen beantwortet, die tatsächlich schon durch diesen Fluß geschwommen sind, etc. Die Fragen des Führers sind nicht in der Form gestellt, in der etwa anläßlich einer Erzählung gefragt wird “Hat A den Fluß durchschwommen?” & sie werden nicht in der Form beantwortet, wie diese Frage. Ist aber Einer nicht schon durch diesen Fluß geschwommen, hat aber etwa durch einen andern breiteren, so beantwortet er die Frage des Führers nicht durch den bejahenden Satz, der der Fragestellung entspricht, sondern erzählt von seiner andern Leistung.
 
   
   Soll man nun in so einem Fall sagen, Haben die Sätze “er hat das & das getan“, & “er kann das & das tun“ haben in dieser Sprache ˇnun denselbengleichen Sinn, oder verschiedenen Sinn? Wenn Du darüber nachdenkst, wirst Du einmal die eine, einmal die andre Antwort geben wollen. Und das zeigt nur, daß diese Frage hier keinen klaren ˇbestimmten Sinn hat. Ist Soll die Tatsache ausschlaggebend ˇsein, daß die Leute nur dann sagen “er kann …”, wenn er es getan hat, dann haben die Sätze den gleichen Sinn; wenn die Umstände, unter denen ein Ausdruck gebraucht wird, da[ß|s] bestimm[t|en], was Du den ‘Sinn’ nennst, dann haben sie verschiedenen Sinn.
 
   
   Der Gebrauch, der in diesem Beispiel vom Wort ‘kann’ –
von dem
vom
Ausdruck der Möglichkeit – gemacht wird, kann ein Licht auf die Idee werfen, daß,
165
was geschehen kann, ˇmüsse schon einmal muß geschehen sein (Nietzsche). Es ist wird auch interessant ˇsein im Lichte unserer Beispiele den Satz zu betrachten: “Was
geschieht,
geschehen ist,
kann geschehen”.
 
   
        Ehe wir mit unserer Betrachtungen des Gebrauchs des über den ’Ausdrucks der Moglichkeit’ fortfahrensetzen, wollen wir überc ˇin auf das Gebiet unsrer Sprache etwas klarer werden blicken mehr Klarheit gewinnen, in welchem von Zukünftigem
oder
&
Vergangenem Zukunft oder Vergangenheit die Rede ist; also
über
in
den Gebrauch von Ausdrücken, wie diesen: “gestern”, “vor einem Jahr”, “in 5 Minuten”, “ehe ich dies tat”, etc..
 
   
54
Stellen wir uns vor, wie ein Kind
zum Gebrauch der
in der Sprachform der
‘Erzählung vergangener Ereignisse’ abgerichtet werden könnte. Es hat gelernt verschiedene Dinge mit Worten zu verlangen (also gleichsam, Befehle zu geben wie in (1)). Ein Teil der Abrichtung war die Übung Dinge zu benennen. Es hat so gelernt, ein Dutzend seiner Spielsachen zu benennen (& zu verlangen). Es hat nun etwa gerade mit dreien von ihnen gespielt (einem Ball, einem Würfel & einer Rodel); nun nimmt man sie ihm fort weg & der Erwachsene sagt etwas wie: “Er hat einen Ball, einen Würfel & eine Rodel gehabt”. ¥ ⌊⌊ˇ Das Kind lernt ihm den Satz nachsprechen & dabei auch die Bewegung des Herzählens an den Fingern zu machen. ⌋⌋ Bei einer ähnlichen Gelegenheit bleibt bricht der Erwachsene in der die Aufzählung ab &
bewegt
bringt
das Kind dazu sie fortzusetzen.
Dabei
ˇder Gegenstände
macht er etwa eine charakteristische Bewegung, : er zählt
sie
die Dingec
ˇ, wie wir sagen würden, an den Fingern einer Hand her.
Bei einer weitern Gelegenheit fängt er den Satz nur an & macht die Handbewegung mit der die Aufzählung immer beginnt
166
& läßt das Kind
alle
die
Dinge selbst nennen. Die Handbewegung des Herzählens an den Fingern soll hier eine Brücke bilden beim Übergang
zu des Kindes selbständigem Aufzählen. –
zum selbständigen Aufzählen des Kindes.
Die Finger sollen
es
das Kindc
bei der Aufzählung
weiterführen
weiterleiten
. Und [D|d]er Lehrende wird wenn er die Aufzählung abbricht ihm ˇdies versuchen durch seine die Gebärde[,|n] & & den ˇGesichts[A|a]usdruck der Erwartung, in Gesicht & Stimme & ein Heben der Stimme, ˇetc. weiterzuhelfen versuchen. etc.. Ob es zu der Einübung des Spiels kommt hängt davon ab, ob das Kind auf diese Anregungen eingeht. Es liegt hier nun ein Mißverständnis sehr nahe: die Mittel (Gebärden, etc)
welche
die
der Lehrer gebraucht, um das Kind zum Fortsetzen der Aufzählung zu bewegen, aufzu anzusehen, als indirekte Mittel, sich dem Kind verständlich zu machen Andeutungen, mit denen er sich dem Kinde verständlich zu machen soll sucht. ˇSo [A|a]ls hätte das Kind bereits eine Sprache, in welcher es denkt, zu sich selbst spricht, & der Lehrer solle es nun dazu durch allerlei unvollkommene Andeutungen daz (seine Gebärden etc.) dazu bringen, daß es errät, was er meint. So also, als fragte das Kind sich in seiner eigenen Sprache: “Will erˇ nun, daß ich fortsetze, oder wiederhole, was er gesagt hat, oder etwas anderes?” – Es wird also so dargestellt, als lernte das Kind nie die Sprache, ˇalso als lernte es ˇnie denken, sondern nur, von einer Sprache, von einer Sprache die es schon kann, in eine andre übersetzen. (Augustinus: et ecce paulatim sentiebam, ubi essem, et voluntates meas volebam ostendere eis, per quos implerentur, et non poteram, quia illae intus erant, … Itaque iactabam et membra et voces, signa similia voluntatibus meis, …) Die Wurzeln dieser Auffassung reichen gehen tief & ˇreichen verzweigen sich reichen weit. Denn wie
167
kann das Kind denken lernen, wie ich es beschreibe? Ich sage ja selbst, es wird ‘abgerichtet’! Kann man zum Denken abgerichtet werden? Das Denken ist doch der Gegensatz zum bloß mechanischen Handeln, & abgerichtet wird man doch gerade zum mechanischen Handeln!
 
   
   “Machst Du das Kind nicht zum Papagei, der zum Reden abgerichtet wird?” – Aber kannst Du denn einen Papagei ˇ(oder etwa einen Affen) dazu abrichten, daß er eine Tabelle, gebraucht, Dinge
benennt
zählt
, aufzählt, etc.? – “Aber ist das Denken nicht ein geistiger Vorgang?” – Von der Geistigkeit des Denkens, später. –
 
   
55
Ein andres Beispiel einer primitiven Art der Erzählung vergangener Ereignisse: Wir leben in
einem Talkessel
einer Landschaft
mit einprägsamen Bergformen am Horizont. Es ist leicht sich zu erinnern an welchem Ort die Sonne in einer bestimmten Jahreszeit aufgeht, wo sie im Mittag steht & wo sie
wieder
untergeht
. Wir haben nun einige charakteristische Bilder der Sonne ˇunsrer Landschaft mit der Sonne in verschiedenen Stellungen. Diese Reihe dieser Bilder
werde
will
ich die ‘Sonnen[reihe|bilder]’ nennen. Wir haben auch charakteristische Bilder von ˇverschiedener Tätigkeiten des Kindes: , seines Aufstehens,
seiner
verschiedener
Spiele, das Kind
beim Mittagmahl
, wie es am Mittagstisch sitzt
,
u.a.m.
und anderes mehr
. Diese
werde
will
ich die ‘Lebensbilder Bilder aus dem seinem Leben’ nennen. Ich stelle mir vor, daß das Kind oft die Sonne bei vielen seiner Tätigkeiten bei seinen verschiedenen Beschäftigunggen oft die Sonne sehen kann; & wir lenken seine Aufmerksamkeit dabei oft auf
168
die Stellungen der Sonne, – sie
stehe über
sei bei
diesem Berg, diesem Baum, etc.. Dann lassen wir das Kind ein Bild seiner ˇgegenwärtigen Tätigkeiten ˇsehen anschauen & dazu Bilder & eines der Sonne in de[r|n] richtigen entsprechenden Stellungen. Wir können so in groben Um durch diese Bilder gleichsam erzählen, was das Kind den Tag über ˇvon [m|M]orgens bis [a|A]bends gemacht hat, indem wir eine Reihe der ‘
Bilder aus seinem Leben
Lebensbilder
’ legen & etwa darüber, in ˇder richtige[r|n] Zuordnung, die ˇReihe der Sonnenbilder. Wir werden dann das Kind eine solche Bildergeschichte, ˇdie wir angefangen haben, ergänzen lassen. Oder wir werden beim [l|L]egen der Bilder absichtliche grobe
Unrichtigkeiten legen
Irrtümer machen
& das Kind sie ausbessern lassen, etc.. Dieses Sprachspiel kann man sich am
besten
leichtesten
mit von Worten begleitet vorstellen.
 
   
   “Aber die Zeichen der Aufmunterung des Beifalls, der Mißbilligung, u.s.f., muß ja das Kind doch verstehen ehe es abgerichtet werden kann, diese Sprache kann das Kind doch nicht lernen.” –
 
   
Teils7 lernt es sie, teils ‘versteht’ es sie vor jedem Unterricht. Überlege aber was wir hier ‘verstehen’ nennen. Worin besteht das Verstehen? – Mit dieser Frage werden wir uns später beschäftigen müssen.
 
   
56
Eine Variante von (55): Im Kinderzimmer ist eine große Uhr. Der Einfachheit Stellen wir sie uns zur Einfachheit nur mit einem Stundenzeiger vor. Die Geschehniße des Was den Tag über geschieht, wird wie oben ‘erzählt’, aber es gibt hier keine Reihe der Sonnenbilder; statt ihrer verwen gebrauchen wir die Ziffern
der Uhr
des Zifferblatts
. Wir schreiben eine Ziffer zu einem
‘Bild aus dem Leben’
‘Lebensbild’.
 
   
57
Zeitbegriffe treten auch in das einfachere Spiel ein, ˇbloß eine Reihe von Aber auch in diesem einfachern Spiel arbeiten wir mit Zeitbegriffen: Es werden Lebensbildern ˇwerden in eine Reihe zu legen gelegt, der ˇzeitlichen Ordnung der Tätigkeiten
169
entsprechend. Wir könnten ˇin dieses Sprachspiel mit Hilfe der die Wörter ‘vor’ & ‘nach’ einführen. In diesem Sinne kann man sagen daß in ˇdieses Spiel ihm die Begriffe ‘vor’ & ‘nach’ eintreten, aber nicht der Begriff der Zeitmessung. (Ich verstehe also hier unter “Begriff” nichts [g|G]eistiges.) Es wäre offenbar nicht schwer von den Spielen (55), (56), (57) auf die Erzählung von Ereignissen in Worten überzugehen.
 
   
   Vielleicht wird jemand bei der Betrachtung solcher Formen der Erzählung denken, daß in ihnen der eigentliche Zeitbegriff noch ˇgar keine Rolle spielte, sondern nur irgend ein roher Ersatz
desselben.
für ihn.
– Nun, wenn jemand behauptet, es gäbe einen Begriff von ‘fünf Uhr’, der
eine
die
Uhr nicht voraussetze,
diese
die Uhr
sei nur das Instrument, mit dem mehr oder weniger genau festgestellt
wird
werde
, wann es fünf Uhr
ist
seic
; oder ˇwenn er behauptet, es gäbe
einen
den
Begriff der ‘Stunde’ der kein
Werkzeug
Instrument
der Zeitmessung voraussetze, werde ich dem nicht widersprechen, sondern ˇihn nur von ihm verlangen fragen, in welcher Weise er die
Worte
Ausdrücke
‘Stunde’ & ‘fünf Uhr’ gebraucht // sondern nur von ihm verlangen, daß er seinen Gebrauch der Ausdrücke … beschreibt // .
weiter
Und ist es nicht der, der eine Uhr involviert, so ist es ein andrer; & dann werde ich fragen …
warum er die Ausdrücke ‘fünf Uhr’, ‘eine Stunde’, ‘eine lange Zeit’, ‘eine kurze Zeit’ einmal in Verbindun Zusammenhang mit der Uhr, & einmal unabhängig von ihr gebraucht: Dies wird so sein, wegen gewisser Analogien, die zwischen den beiden Arten des Gebrauches bestehen. Aber wir haben nun eben [Z|z]wei solche Arten, & ˇes ist kein Grund keine eine von ihnen wird man die reinere’, oder die eigentliche’ zu nennen. können. sollte man … nennen.
 
   
58
Dies könnte durch folgendes Beispiel klarer werden: Wenn wir
jemandem befehlen
von jemandem verlangen
: “Sag eine
170
Zahl, irgendeine, die [d|D]ir gerade einfällt”, so kann er dies im allgemeinen sogleich tun.
Ich nehme nun an,
Angenommen nun,
es hätte sich gezeigt, daß die Zahlen, die so
zur Antwort kommen,
geantwortet werden,
vom Morgen bis zum Abend ˇjedes Tages zunehmen; der Mensch beginnt die Menschen beginnen anc jede[|]c Morgen mit ˇirgend einer kleinen Zahl & erreichten die größte höchste ˇZahl // ein Maximum // , ehe er sie des nachts einschläft einschlafen. – Denke
: was könnte uns dazu bewegen,
, was uns dazu bewegen könnte,
diese
Zahlen
Reaktionen
Erscheinung
ein ‘Mittel der Zeitmessung’ zu nennen; oder sogar, zu sagen,
sie
sieˇjene Zahlen
ihr Verlauf sei die Zeit;
ˇim Verlauf
& Uhren, Sonne, etc.,
zeigten nur indirekt die verflossene Zeit an
seien nur indirekte Anzeiger
. ⌊⌊ˇ… diese Erscheinung ein ‘Mittel der Zeitrechnung’ zu nennen; oder, sogar zu sagen, das Wachsen dieser Zahlen sei die Zeit. Und Uhren, Sonne, etc. zeigten nur indirekt den Verfluß der Zeit an.⌋⌋ (Prüfe
, was an dem Satz ist, unser
die Behauptung, das menschliche
Herz sei die eigentliche Uhr, die hinter allen andern Uhren. stehe.)
 
   
   Betrachten wir weitere Sprachspiele in die Zeitbestimmungen eintreten:
 
   
5[8|9]
Eine Variation des Sprachspiels (1): Wird ein Befehl gegeben (wie ‘Platte!’, ˇoder ‘Würfel’, etc), so führt B ihn nicht sogleich aus, sondern wartet, bis der Zeiger einer Uhr an einem Punkt ˇdes Zifferblatts
steht
angelangt ist
, den wir beim
Aussprechen
Ausrufen
des Befehls mit dem Finger bezeichnen. Man könnte sich denken, daß das Kind zuerst abgerichtet wird, die Befehle unverzüglich auszuführen[;|.] [w|W]enn es das kann, gibt man wiederc einen solchen Befehl, & & zeigt dabei auf einen
Punkt
Ort
des Zifferblattes, & hält ˇaber das Kind zurück, daß es den Befehl nicht ˇgleich ausführen kann; ˇman & läßt es erst frei, wenn der Zeiger dort an je[d|n]em Punkt angelangt gelangt ist. – Wir könnten in dieses Spiel ein Wort einen Ausdruck einführen einführen von der Funktion wie das Wort ˇein Wort wie das ◇ unserjetzt’ einführen:
Wir geben
Es gibt in unserm Spiel
zwei Arten von Befehlen; solche, die, die einen sind wie in (1), unverzüglich ausgeführt werden sollen, & solche, die ˇandern in einem
171
bezeichneten Zeitpunkt auszuführen. sind. Um den Unterschied der beiden Arten deutlicher zu machen,
fügen
setzen
wir den Befehlen der ersten Art ein Wort bei & rufen, z.B., ‘Platte jetzt!’.
 
   
    Man könnte jetzt leicht Sprachspiele beschreiben mit Ausdrücken wie: “in fünf Minuten”, “vor einer halben Stunde”, u.a..
 
   
60
Sehen wir noch den Fall an einer Beschreibung der Zukunft an, eine Vorhersage: ˇIch nehme an, Wir lassen ein Kind die we[l|ch]selnden Lichter an einer Straßenkreuzung beobachten & spannen seine Erwartung ˇdarauf, was wohl das nächste Licht sein werde. Wir haben eine rote, eine gelbe & eine grüne Scheibe & drücken die Erwartung
einer bestimmten Farbe
eines Lichts
durch das Zeigen auf eine der Scheiben aus. (Wir geben der Freude über die richtig
erratene
geratene
Farbe, der Enttäuschung über die unrichtig geratene Ausdruck.) Endlich wird das System erkannt, nach welchem die Lichter wechseln & das Raten geht in ein Vorhersagen über. Weitere-[E|e]ntwicklungen dieses Spiels lassen sich leicht vorstellen.
 
   
Es
kann
könnte
uns nun auffallen, daß wir in diesen Sprachspielen nicht diec den Begriffe der Gegenwart, Vergangenheit & Zukunft, in ihre[r|m] problematischen, beinahe geheimnisvollen, Gestalt Aspekt antreffen. begegnen. Was für ein Aspekt dies ist & wie man wir zu ihm gelangt gelangen, kann man
deutlich
am deutlichsten
erkennen, wenn man diese Frage betrachtet: “Wohin
geht
kommt
die Gegenwart, wenn sie Vergangenheit wird, & wo ist die Vergangenheit?” – Unter welchen Umständen kann uns diese Frage bewegen? Denn unter gewissen Umständen kann sie es nicht, & wir würden sie als Unsinn beiseite schieben. Es ist klar, daß
sie dann
diese Frage
am leichtesten in unserm Geiste auftauchen
172
wird, wenn uns beim Nachdenken über die Zeit das Bild ˇdes Kommens & Gehens, des [v|V]orüberfließens, gefangen hält; wenn wir in erster Linie immer an Geschehnisse denken, in denen ein in denen es ein solches Vorbeiziehen wirklich gibt. Wie etwa, wenn wir an einem Fluß stehen auf dem Holz geflößt wird: die Stämme ziehen an uns vorüber; die, welche vorüber sind, sind alle rechts von
uns
mirc
, die noch kommen, sind links. Wir gebrauchen diesen ˇVorgang nun als Gleichnis für alles Geschehen[;|.] [j|J]a das Gleichnis ist in ˇdie Ausdrücke unserer Sprache verkörpert gelegt, denn wir sagen, eine Krankheit ‘zieh[e|t] vorüber’, ‘es kommt ein Krieg’,
etc..
etc..
[w|W]ir sprechen sprechen vom Lauf der Ereignisse, aber auch vom Laufe der Zeit, – des Flusses, auf
welchem
dem
die Stämme ˇan uns vorbeischwimmen.ziehen. (ˇ“die Zeit ist da”, “die Zeit ist längst vorbei”, “es kommt die Zeit”, etc., etc.) Und so kann mit dem Wort “Zeit” das Bild eines ätherischen Flusses untrennbar verbunden sein, mit den Worten ‘Vergangenheit’ & ‘Zukunft’ das Bild von Gebieten,, Ländern, aus deren einem die Ereignisse in das andre ziehen. [u|U].s.f. (“das Land der Zukunft,) der Vergangenheit.) Und doch können wir natürlich keinen solchen Strom finden & keine solchen Örter. Die Grammatik [u|U]nserer Sprache läßt eben Fragen zu, ˇzu denen es keine Antwort gibt.
Und
&
sie verleitet uns zu ihnen durch
die
ihre
Bildhaftigkeit des Ausdrucks
diese Fragen zu stellen. durch die Bildhaftigkeit des Ausdrucks. Eine Analogie nimmt hat unser Denken gefangen & zieht es genommen & schleppt es unwiderstehlich mit sich fort.
 
   
   Dies geschieht auch, dann wenn uns die Bedeutung von ‘jetzt’ zu etwas Geheimnisvollem wird. In unserm Beispiel (59) ist es klar, daß die Funktion des Wortes ‘jetzt’
ganzlich verschieden ist von der
in keiner Weise vergleichbar ist der
der Worte
eines Ausdrucks
173
‘5 Uhr’, ‘mittag’, ‘die Zeit des Sonnenuntergangs’ etc.,. Diese Ausdrücke werde ich ‘Zeitangaben’ nennen. Aber unsere Sprache gebraucht das Wort ‘jetzt’ & Zeitangaben in
den gleichen
ähnlichen
Satzzusammenhängen wie die Zeitangaben. Wir sagen: “Die Sonne geht jetzt unter” & “Die Sonne geht um 6 Uhr unter”. Und, was was die Verwechslung noch mehr nahe legt, “Jetzt ist es 6 Uhr”.
 
   
      Wir sind versucht zu sagen, daß sowohl ‘jetzt’ als auch ‘6 Uhr’ einen Punkt der Zeit angeben bezeichnen. Und so kann die Frage entstehen: “Was ist das Jetzt? Denn es ist ein Augenblick der Zeit & doch kann man es nicht definieren als den Augenglick in welchem ich rede ˇ(das Wort ‘jetzt’ ausspreche), oder den Augenblick in welchem die Uhr schlägt, u.s.f.. Unsere Antwort ist, daß die Funktion des Wortes ‘jetzt’ eine andere ist, als die
jener
der
Zeitangaben. Sie ist ihr auch nicht ähnlich; aber es besteht natürlich ein Zusammenhang. (Wie die Funktion eines Hammers der eines Nagels nicht ähnlich ist, aber ein Zusammenhang besteht.) (
Nur
Aber
nicht der, der Ähnlichkeit.)
Dies ist leicht zu sehen, wenn
Du ansiehst
man ansieht
, welche Rolle das Wort im Gebrauche der Sprache spielt, ich meine, in der ganzen Praxis
der Sprache
des Sprachspiels
; & nicht bloß, in was für Sätzen es gebraucht wird. Vergleiche das mit dem Wort ’jetzt’ mit de[m|n] Zeitzeichen Befehl ‘los!’, etwa beim einem Rennen. Auch dieser ‘bezeichnet einen Augenblick’. (‘Jetzt’
kann
könnte
man ein ‘Zeitzeichen’ nennen. Das Klatschen beim Befehlen einer Turnübung.) ˇ Das Wort ‘heute’ ist kein Datum.
 
   
   Es ist gesagt worden ‘jetzt’ sei der Name eines Zeitmomentes; wie ‘hier’ der Name eines Orts, ‘dieses’ der Name eines Gegenstandes & ‘ich’
174
der Name einer Person. (Man kann dies dann natürlich auch von den Ausdrücken ‘Vor einem Jahr’, ‘da drüben’, ‘Eure Majestät’, etc. sagen.) (Vergl. (5)) Die Gründe zu diesem Gedanken sind weitverzweigt. – Ich könnte mir Es ist beinahe so, wie wenn jemand, etwa, auf einen Teil des Gehirns zeigend sagen würde: “Das ist der eigentliche Mensch”. Die Antwort darauf wäre: Nein, das ist nicht der Mensch. D.h., das ist nicht, was man ‘den Menschen’ nennt. Aber ich verstehe wohl, daß man unter Umständen versucht ist, so etwas zu sagen. Wir wünschen z.B., daß das Wort ‘Mensch’ etwas [e|E]infaches, [p|P]rimitives bedeuten solle, nichts [z|Z]usammengesetztes. Etwas wofür sich klare Gesetze angeben lassen, nicht etwas, wobei es ˇunscharfe Grenzen, ein Mmehr oder Wweniger, gibt. – Wenn man den Eigennamen eines Menschen, oder
einen
etwa den Namen
“Nothung” nicht Namen im ‘strengen, logischen’ Sinn des Wortes nennen will, so ist es, weil ein Name etwas [e|E]infaches bezeichnen soll. – Das Schwert Nothung aber g besteht aus Teilen in einer bestimmten Zusammensetzung. Sind sie anders zusammengesetzt, so existiert Nothung nicht. Nun hat aber ˇoffenbar der Satz “Nothung ist hat eine scharfes Schwert SchneideSinn, ob [n|N]othung noch ganz ist, oder schon zerschlagen. Ist aber “Nothung” der Name eines Gegenstandes, so gibt es diesen Gegenstand nicht mehr, wenn
Nothung
das Schwert
zerschlagen ist; & da dem Namen dann kein Gegenstand entspräche, so hätte er keine Bedeutung. Dann aber
stünde
wäre
in dem Satz “Nothung hat eine [S|s]charfe Schneide” ein Wort
das keine Bedeutung hat
ohne Bedeutung
& daher ˇwäre der Satz Unsinn. Nun hat er aber Sinn, also kann ‘Nothung’ nicht der Name eines Gegenstands sein muß den Wörtern, aus
175
denen er in analysierter Form zusammengesetzt ist immer schon etwas entsprechen. Also muß das Wort ‘Nothung’ bei der [a|A]nalyse des Sinnes verschwinden & statt seiner Worte
eintreten
gesetzt werden
, die Einfaches benennen. Diese Worte werden wir billigerweise die eigentlichen Namen nennen. – Dieses Raisonnement hängt an verschiedenen Irrtümern: a) die Idee einem Wort müsse ein Gegenstand ‘entsprechen’, damit es Bedeutung habe.(
die
Die
Verwechslung von der Bedeutung mit dem Träger eines Namens) b) ein falscher Begriff von der philosophischen, oder logischen Analyse eines Satzes, . ([m|M]an denkt sie sich als sei sie ähnlich ähnlich der chemischen, oder
physikalischen.
mechanischen)
c) [E|e]ine falsche Auffassung der ‘logischen Exactheit’, Unkenntnis des Begriffs der ‘Familie’. –
 
   
   Aber nichts unähnlicher, als der Gebrauch des
hinweisenden Fürwortes
Wortes “dieses”
& eines Eigennamens! ( [W|w]enn man nämlich die Praxis des Sprachspiels ansieht & nicht bloß die Stellung der Wörter in ˇunsern Sätzen: Denn wir sagen allerdings: “d[as|er] ist
groß
klein,
, & auch: “Hans ist groß”; aber v[i|e]rgiß nicht, daß der erste Satz sinnlos ist, ohne die zeigende Gebärde &
den Gegenstand auf den
das Ding worauf
wir zeigen. – Was ˇetwa mit einem Namen verglichen werden könnte ist nicht das Wort ‘d[as|er]’, sondern dieses Wort zusammen mit der zeigenden Gebärde & dem
Gegenstand.
Ding.
 
   
   Man könnte sagen[:|,] [E|e]s ist charakteristisch für einen Namen, daß wir ihn im Satz “[d|D]ies ist A” gebrauchen können[[.|:]|;] Aaber es ist ˇaber
Unsinn
sinnlos
zu sagen “[d|D]ies ist dies”, oder “[d|D]ies ist jetzt”. –
 
   
      Problematisch ˇerscheint uns auch manchmal der Satz der ein ˇzukünftiges Ereignis der Zukunft beschreibt, & zwar mehr, als
eine
die
Beschreibung eines vergangenen Ereignisses. Denn wenn man zukünftige mit vergangenen Ereignissen vergleicht, möchte man beinahe sagen, daߡdiese, wenn ˇsie auch diese nicht ˇmehr im
vollen Licht des Tages existieren so doch in einer Art Unterwelt, in die sie aus der Wirklichkeit hinabgestiegen sind, während die [Z|z]ukünftigen Ereignisse nicht einmal auch jene diese Schattenexistenz ˇnicht haben. Wir könnten uns freilich ein Reich der ungeborenen, zukünftigen, Ereignisse denken, aus
welchem
dem
diese
sie
in die Wirklichkeit treten, & von da ins Reich der Vergangenheit[; &|. Und] wenn wir in an diese[m|s] Bild denken, so könnte es uns wundern, daß die Zukunft uns weniger wirklich vorkommt, als die Vergangenheit. Aber vergessen wir nicht, daß
die
unsere
Grammatik
unserer Zeitbegriffe
der zeitlichen Ausdrücke
nicht symetrisch ist in Bezug auf die Gegenwart. [D|d]er Begriff des ’Gedächtnisses’ ↻tritt ˇDenn [[i|I]|i]n der Grammatik der ’Zukunft’ nicht auf, auch nicht ‘mit umgekehrten Vorzeichen’. – Vielleicht wird man sagen: “Was hat das mit Grammatik zu tun[,|?] [w|W]ir erinnern uns eben nicht an die Zukunft!” Nun das kommt darauf an, wie man das Wort erinnern gebraucht. In uns[e|r]er gewöhnlichen Sprache hat es keinen Sinn zu sagen: “Ich erinnere mich deutlich an das, was morgen geschehen wird”, – auch dann nicht, wenn ich ein Prophet bin. (Hier ist es nützlich, an die Worte zu denken, “daß
ein
der
Mensch, der an die Vergangenheit denkt, den Blick zur Erde richtet; der Mensch aber, der an die Zukunft denkt, ihn nach oben richtet”. Denn wenn Du Dich erinnernd, & voraussagend, denkst, wirst Du sehen, daß daran etwas Wahres ist.) In wiefern die Erfahrungstatsachen jene Zeitbegriffe bestimmen, ˇdiese sind gleichsam die Maßeinheiten, nach welchen wir jene Messen – davon später. Man könnte unsre Zeitbegriffe durch den Satz charakterisieren: “Die Vergangenheit ist doch wenigstens schon dagewen, die Zukunft aber noch gar
177
nicht”. Und so kommt es, daß gesagt worden ist, Sätze
die zukünftiges beschreiben, sind eigentlich gar keine Sätze (denn es entspricht ihnen sozusagen gar nichts).
über zukünftige Ereignisse seien eigentlich keine wirklichen Sätze (denn es entspräche ihnen sozusagen gar nichts).
Dies ist natürlich in Ordnung, wenn es bloß eine Bestimmung darüber sein soll, wie der Schriftsteller Philosoph Einer das Wort ‘Satz’ gebrauchen will[,|.] ⌊⌊ˇund [w|W]er dies sagt, steht offenbar unter dem ˇstarken Eindruck der Assymetrie ‘Zukunft’ – ‘Vergangenheit’.⌋⌋ [w|W]enn auch diese Betimmung wohl ˇEinschränkung des Gebrauchs des Wortes ‘Satz’ letzten Endes auf einem Mißverständnis des Funktionierens unserer Sätze im allgemeinen beruht. Gewiß könnte es unter Umständen natürlich sein, den Gebrauch des Wortes ‘Satz’ so einzuschränken. Der Philosoph ist aber in ˇder Gefahr, zu glauben, er habe ˇnun einer Art wissenschaftlicher Erkenntnis über die Natur der Zukunft [a|A]ausdruck gegeben.
 
   
61
Stelle Dir folgendes Spiel vor: Jemand würfelt; & vor jedem ehe er einen Wurf macht, zeichnet er vor sich eine der Flächen des Würfels
hin
auf
. Zeigt ihm nach dem Wurf der Würfel die Seite, die er gezeichnet hat, so gibt er der Befriedigung Ausdruck, andernfalls der Unbefriedigung. – Oder es seien zwei Spieler: Sie würfeln abwechselnd;
ehe
wenn
der eine würfelt, zeichnet der andere eine Fläche des Würfels
hin
auf
; ist es die, die kommt, so zahlt gibt der Würfelnde dem Andern ˇein Geldstück, andernfalls zahlt dieser dem Würfelnden.
 
   
Das Zeichnen der Würfelfläche wird man in diesem Fall ein ‘[r|R]aten’ nennen, oder ˇunter Umständen auch eine ’Vermut[un|en]g’.
 
   
62
Bei einem gewissen Volksstamm werden Wettkampfe abgehalten im Laufen, Speerwerfen, etc.[;|.]& die Zuschauer Vor jedem Wettkampf
178
werden die Bilder aller
Wettkämpfer
Teilnehmer
in einer Reihe aufgestellt & jeder Zuschauer legt ein Packchen Geld unter eines dieser Bilder. Gewinnt im Wettkampf der, unter dessen Bild
der Zuschauer
er
sein Geld gelegt hat, so erhält der Zuschauer sein Geld zurück & noch mehr dazu; verliert j andernfalls verliert der Zuschauer sein Geld.
So einen Gebrauch würden wir zweifellos ‘Wetten’ nennen; auch dann, wenn diec ˇes in der Sprache jenes Stammes keine Ausdrücke keinen Ausdruck ˇenthält für ’Grade der Wahrscheinlichkeit’, ’chancen’ etc.. gibt.
 
   
   Ich nehme an, daß das Benehmen der Zuschauer ehe & nachdem die Ergebnisse vor & nach dem Ausgang des Wettkampfs bekannt sind Spannung, Teilnahme, Befriedigung & Unbefriedigung ausdrückt. Ferner, wenn ich die Wetten der Zuschauer prüfe, so finde ich, daß ich verstehe, ‘warum’ sie ges besonders auf diesen oder jenen Teilnehmer gesetzt haben. So wird meißt auf den stärker gebauten von zwei Ringkämpfern gesetzt; & wenn auf den Andern, so finde ich daß jener kurz vorher krank war, oder dieser i[n|h]n einem ähnlichen Fall schon einmal früher einmal [g|b]esiegt hat; u. dergl..
 
   
   Dabei aber hat ihre Sprache keinen Ausdruck der Begründung. D.h. nichts in ihr entspricht
einem
unserm
Satz ˇwie: “Ich setze auf diesen
Ringer
Mann
, weil er in guter Form ist, während jener ˇandere kürzlich krank war”, u.s.w.. – Ich könnte sagen[,|:] [m|M]eine Beobachtung lehrt hat mich gewisse Ursachen gelehrt, die auf die Wetten Einfluß nehmen[;|,] aber die Wettenden habenˇ, oder verwenden, keine Gründe beim Setzen auf einen Wettkämpfer.
 
   
        Denken wir uns nun einen Fall, in welchem die Sprache die Form der Begründung enthält. Das Sprachspiel nun ‘Gründe für seine Hand-
179
lungen geben’
beinhaltet nicht das Auffinden von Ursachen …
setzt nicht das Finden von Ursachen dieser Handlungen voraus
(durch wiederholte [b|B]eobachtung der Umstände, unter
welchen
denen
es zu diesen Handlungen kommt).
 
   
63
      Stellen wir uns diesen Vorgang vor: Wenn [E|e]in Mann im
Wenn ein Zuschauer in den bei einem Wettk[ä|a]mpfen seine Wette verloren hat, wird er von den Andern geneckt & ausgelacht. Als Antwort weist er, wie wir sagen würden[;|:] zur Rechtfertigung seiner Wette – auf die Mus mit übertreibender Gebärde auf die Muskelpartien des Kämpfers auf Höhe den Biseps, die Höhe die ˇauf Muskeln, Brust, die Höhe ˇ etc. des Kämpfers, auf den er gewettet hatte, – wie wir sagen würden: zu[m|r] Rechtfertigung seiner Wette. um seine Wette zu rechtfertigen. Man ˇIn ahnlicher Weise könnte ˇman sich eine Discussion über die der chancen zweier Kämpfer so vorstellen: Zwei
Zuschauer
Leute
zeigen weisen abwechselnd auf das, was ihnen den Sieg ihres Kandidaten zu versprechen scheint. A zeigt auf die Höhe der Gestalt des S[e|E]inen; B zuckt ˇdarauf die Achseln & [w|z]ei[s|g]t auf den Bizeps des Andern;
u.s.f.
etc.
.
Die Diskussion
Der Fall
k[a|ö]nnte leicht so beschrieben werden, daß man wir sagen würde müßten, A & B g gäben Gründe an für ihre Wahl. // Wir könnten den Fall leicht dahin ausführen, daß man geneigt wäre zu sagen … //
 
   
“Setzt aber das Angeben solcher Gründe nicht voraus, daß die Leute Zusammenhänge beobachtet haben zwischen dem Ausgang eines Kampfes & der körperlichen Beschaffenheit der Kämpfenden?” – Aber ob ˇnun diese Annahme nun
berechtigt
verständig
erscheint oder nicht, so habe ich sie jedenfalls in der Beschreibung
des
unseres
Falles nicht gemacht. (Noch habe ich die Annahme ge-
180
macht, daß die Wettenden Gründe für ihre Gründe angeben.) Wir würden in einem Fall, wie dem eben beschriebenen nicht überrascht sein, in der Sprache der Leute Ausdrücke zu finden für Grade der Überzeugung, Vermutung, Sicherheit. Z.B. ein Wort, daß in verschiedenem Ton ausgesprochen wird; oder eine Reihe von Wörtern. (Ich denke aber nicht an ˇden Gebrauch einer Skala
von
der
Wahrscheinlichkeiten.) – Es ist auch leicht sich vorzustellen, daß sie das Wetten mit Ausdrücken begleiten die wir übersetzen würden in der Form: “Ich glaube daß A N den M im Speerwerfen schlagen kann”, etc.. – Ich übersetze das Wort, das sie gebrauchen mit ‘kann’ & nicht mit ‘wird’, denn weil sie haben ein Hilfszeitwort der Zukunft haben, das sie z.B. ˇin Sätzen gebrauch[e|t]n ˇwird, analog unserm “Er wird heute von der Reise zurückkommen”, “Er wird ihn schlagen, wenn er kommt”, etc..
 
   
64
Ein Stamm, in dessen ˇSprache die Erinnerung an ein Ereignis ↻mittels einer Handbewegung beschrieben dargestellt wird, die nach hinten wei[ßt|st]; die Erwartung eines Ereignisses mit einer Handbewegung, die nach vorn weist ([w|W]ie wir sie etwa machen, wenn wir sagen “Das liegt schon lang hinter mir”, oder, “Das liegt noch vor
uns
mir
[.|)]. Sie begleiten jede der beiden Bewegungen mit einem Hilfszeitwort (der Vergangenheit, & Zukunft). Beschreiben sie eine Erinnerung vergangenes Ereignis, so stellen sie es
in Worten
Sprachlich
& mimisch dar & wiederholen in ihrer Darstellung das Zeichen der Vergangenheit, ; etc.c. Bei gewissen Gelegenheiten aber, wenn sie, wie wir sagen würden, die Eignung eines Dinges, ˇeines Menschen oder Tieres erwägen etwas bestimmtes zu tun, drücken
181
sie ihre Erwartung, daß es dies tun werde durch ein anderes Hilfszeitwort aus. Wenn sie also, wie uns die Situation lehrt, erwägen, ob ein bestimmtes Wurfgeschoß imstande sein wird das & das Tier zu erlegen, so sehen sie etwa eines der Geschoße prüfend an, & sagen dabei machen die & sagen, mit der Handbewegung
der Voraussicht,
der Erwartung
, die in die Zukunft weist
[e|E]s kann ihn erschlagen” (so will ich's übersetzen). Sie sagen aber bei ander[n|e]n Gelegenheiten z.B.: “Wenn jetzt ein Mann in dieser Schlucht geht, so wird ihn dieser Felsblock erschlagen.”
 
   
65
In einer Sprache wird Menschen gebrauchen ein besonderes Hilfszeitwort gebraucht, wenn man sie den Erfolg einer körperlichen Anstrengung voraussagen. will wollen. Ich will ˇdieses Hilfszeitwort es durch das Wort ‘können’ wiedergeben; “[I|i]ch kann” heißt ˇhier dann aber immer: “es wird mir gelingen”, “er kann”: , “es wird ihm gelingen” etc.. Ihr Gebrauch jenes
Worts
Hilfszeitworts
entspricht also nicht ganz dem unsern des Wortes “können”; denn ˇwenn wir fragen etwa jemanden, etwa bei Tisch, fragen “Wie hoch kannst Du springen?“, so muß die seine Antwort nicht bedeuten, uns jemand, etwa bei Tisch, sagt “ich kann 80 cm hoch springen“, so muß das nicht heißen, daß er glaubt, er werde jetzt einen Sprung von dieser Höhe ausführen, sondern er kann uns ˇeinfach bloß angeben, wie hoch er schon gesprungen ist.
 
   
In den letzten drei Fällen ist das Wort ‘können’ das Merkmal einer Voraussage. Das heißt natürlich nicht, daß ich einen Satz in diesen Fällen eine ‘Voraussage’ nenne, weil das Wort ‘kann’ in ihm steht; sondern, wenn eine ‘Voraussage’, nenne ich ihn der Situation wegen, in der er gebraucht wird; und ich gebe ein
182
Wort jener Sprache durch ‘
können
kann
’ wieder, weil wir es unter diesen Umständen das Wort ‘können’ gebrauchen würden & weil ich ein Wort ihrer Sprache in ein analoges Wort der unsern übersetzen will.
 
   
   Nun ist es offenbar der Gebrauch von ‘können’ in (63), (64), (65) nahe verwandt dem in ˇden Fällen (50)
bis
(53); der Unterschied aber war, daß in (50) etc. ˇdiesen ˇaber war der Ausdruck ‘
das & das
etwas
kann geschehen’ keine Voraussage. Nun kann man einwenden, wir seien doch nur darum gewillt gewesen in jenen früheren
Fällen
Beispielen
das Wort ‘können’ zu verwenden, weil es dort angeht, eine Annahme über das zukünftige Verhalten zu machen. ([W|w]er einmal diesen Fluß durchschwommen hat, von dem kann man annehmen, es werde ihm jetzt wieder gelingen.). – Nun ist es freilich so, daß ich ˇdie Beispiele in (50) etc absichtlich solche Beispiele gewählt habe, daß eine Annahme über das zukünftige Verhalten nahe liegt; aber ich habe sie auch absichtlich so gewählt, daß keine solche Annahme gemacht wird. Wir können ja sagen, Menschen würden eine solche Ausdrucksweise nie gebrauchen, wenn sie nicht die Erfahrrung gemacht hätten, daß manˇ, z.B., von diesen & diesen Proben, z.B., auf ein solches Benehmen des Menschen in der Zukunft schließen könne. Diese Hypothese mag richtig sein, aber die Beispiele (50) etc.
machen von ihr keine Verwendung.
setzen sie nicht voraus.
 
   
66
Stellen wir uns nun diese[n|s] Vorgang Spiel vor: A schreibt eine Reihen von Zahlen an, B sieht ihm zu & versucht das ein Gesetz in der angeschriebenen Zahlenfolge zu finden. Ist es ihm gelungen, so sagt er: “jetzt kann ich fortsetzen”. – Dieses Beispiel ist besonders lehrreich, weil es scheint, daß hier
diese
die
Fähigkeit
183
fortzusetzen etwas ist, was
plötzlich
momentanˇin einem bestimmten Augenblick
kommt
da ist
eintritt
; so daß wir uns fragen können: was ist es, was hier eintritt? ⌊⌊ˇ Dies sollte man doch nun finden können! ⌋⌋Es sei ˇAngenommen also A habe die Zahlen 1, 5, 11, 19, 29 ↺anhingeschrieben; an diesem Punkt da sagt B: “Jetzt kann ich fortsetzen”. Was geschah da, als er plötzlich weiter wußte? – Vielerlei konnte geschehen sein. Nehmen wir an: B hat sich [w|W]ährend A langsam eine Zahl nach der anderen hinschreibt, damit ist B beschäftigt verschiedene algebraische Formeln mit an den schon angeschriebenen Zahlen zu vergleichen probieren // versuchen // . Als A ‘19’ angeschrieben hatte versuchte B die Formel an = n² + n ‒ 1; die ‘29’ bestätigte seine
Annahme
Vermutung
.
 
   
67
Oder aber: B
denkt
dachte
nicht an Formeln
an keine Formel
. Er sieht mit einem gewissen Gefühl der Spannung zu, wie die Reihe der Zahlen wächst, die A anschreibt; dabei schwimmen ˇihm ihm allerlei unklare Gedanken in seinem
Kopf
Geist
c vor der seiner Seele. Dann sagt er zu sich selbst: “[e|E]r quadriert immer & zählt 1 dazu”;
nun
dann
rechnet er die nächste Zahl aus & findet, daß A die gleiche ˇZahl anschreibt.
 
   
68
Oder: Die Reihe die A anschreibt ist 2, 4, 6, 8. B sieht sie an & sagt: “Natürlich kann ich weiter! , & setzt die Reihe der geraden Zahlen fort. – Oder er sagt gar nichts & schreibt die Reihe bloß weiter. Vielleicht hatte er, als er die Reihe ‘2, 4, 6, 8’ sah, eine Empfindung, oder Empfindungen, wie sie oft die Worte begleiten die man durch die Worte “Das ist leicht!“ beschreiben kann. Eine solche Empfindung ist z.B. ein schnelles ˇleichtes Einziehen des Atems,
// ähnlich der //
ˇähnlich wie
bei einem
gelinden
leichten
Schreck.
 
   
Soll ich nun
erklären
sagen
, der Satz “B kann die Reihe fortsetzen”
sage
heiße
, daß einer der eben beschriebenen Vorgänge stattfindet? Ist es nicht klar, daß
184
dieser Satz nicht der gleiche ist, wie der, B denke an falle die Formel ˇein, an = n² + n + 1? Dabei kann es keinen Unterschied machen, ob dieses Einfallen, darin besteht, daß die Formel vor B's geistigem Auge erscheint, oder ob er die Erfahrung hat, sie vor sich hinzuschreiben, sie auszusprechen, oder aus einer Reihe vor ihm aufgeschriebener Formeln aus mit dem Blick auszuwählen. – [Neue Zeile] “Hätte ein Papagei die Formel ausgesprochen, so würden wir nicht sagen, er könne fortsetzen; also
bedeutet ‘fortsetzen können’ mehr als die Formel
muß, dies mehr heißen, als, er spreche die Formel aus; & mehr als
aussprechen; & ˇetwas mehr als alle
andern
die
Vorgänge, die wir
oben
sonst nochc
beschrieben haben. Also war das Aussprechen der Formel nur ein Symptom dafür, daß B verstanden hatte, aber nicht das
Verstehen
Verständnis
selbst.” – Das ˇaber ist nun eine irreführende Ausdrucksweise, denn esc sie scheint ˇnun so zu sagen, es hier alsc gäbe esc einen Vorgang, oder Zustand, ˇden wir ˇder diec “Fähigkeit fortzusetzen“,. nennen heißt, der unsern Augen irgendwie verborgen sei ist; sich aber durch Symptome
kundgibt
zeigt
↻wie eine Entzündung der Nasenschleimhäute durch's Niesen. dagegen nehmen wir leicht eine Reihe von ˇaccidentellen Nebenerscheinungen wahr, die Symptome der eigentlichen Fähigkeit. Wenn
man sagt
wir sagen
: [E|e]s muß doch, wenn B fortsetzen kann, noch etwas hinter dem ˇbloßen Aufschreiben der Formel liegen, da wir dieses allein
nicht
nie
die Fähigkeit ˇfortzusetzen’ nennen würden fortzusetzen nennten, – so ist hier ˇja das Wort ’dahinter[|l]ˇiegen natürlich metaphorisch bildlich gebraucht; &
wir können antworten
in diesem Sinne kann man sagen
: ‘[h|H]inter’ dem Aufschreiben der Formel lieägen die Umstände, unter denen es geschieht. Es ist wahr: , “B schreibt die Formel nieder” sagt, im allgemeinen, nicht das Gleiche wie “B kann fortsetzen”; aber daraus folgt nicht, daß dieser Satz sich im
185
besondern Fall von einem andern Vorgang redet, ˇals jener (als rede der eine vom Niesen der andere vom Husten). Unser Irrtum
wäre
istc
etwa ähnlich
dem
diesem
: Wir sagen jemandem, [d|D]as Wort ‘Sessel’ bedeutet nicht diesen besonderen Sessel”; darauf sucht er nun nach dem Ding,
das eigentlich ‘Sessel’ heißt
// das ‘Sessel’ heißt. //
das das Wort ‘Sessel’ bezeichnet.
sieht er sich nun nach dem Ding um, das ‘Sessel’ heißt. (Eine noch bessere Illustration wäre
es
der Fall
, wenn
er
der Betreffende
jemand
nun den Sessel auseinander nähme, um in ihm ˇversuchte im Sessel das zu finden was wir ’Sessel’ nennen heißt genannt wird.)
 
   
   Es ist klar: , wenn wir,
in einem Fall wie (66), sagen,
mit Bezug auf das Aussprechen oder Anschreiben einer Formel, etc., sagen,
B habe habe das Gesetz erfaßt, er könne fortsetzen, so sagen wir
es
dies
eines Zusammenhangs wegens, der ˇerfahrungsmäßig zwischen dem Anschreiben einer solchen Formel & dem Fortsetzen einer Reihe ˇtatsächlich besteht. Und der erfahrungsmäßige Zusammenhang, der hier besteht, ist ja
klar
offenbar
// bedarf keiner Erklärung // . // Und dieser Zusammenhang ist bedarf ja keiner Erklärung. // Aber [d|D]ieser Zusammenhang verleitet uns nun ˇalso ˇvielleicht ˇnun dazu, zu denken ˇUnd [n|N]un denken wir vielleicht, der Satz “B kann fortsetzen” sage: “B tut etwas, was erfahrungsmäßig zum Fortsetzen der Reihe führt”. Aber meint das B, wenn er sagt, “ich kann [F|f]ortsetzen”? Schwebt ihm jener Satz dabei im Geiste vor;? [o|O]der ist er bereit, ihn
zur
als
Erklärung dessen ↻zu sagen geben dessen, was er meint ? wenn wir ihn fragen, was er meint? Wie man z.B. sagt: “Ja, ich kann hingehen, – d.h., ich habe Zeit.”) [Neue Zeile] Wir werden sagen: Es ist doch so: ˇEs ist aber so: // Es ist so // Der Satz, “B kann die Reihe fortsetzen”, ist richtig gebraucht, wenn B die Formel einfällt – ˇnämlich unter gewissen Umständen. Z.B., wenn er Algebra gelernt hat, oder solche Formeln schon benützt hat, u.s.f.. – Das heißt aber nicht, daß jener Satz ˇsei eine Abkürzung [A|a]bgekürzte Form // verkürzte Form // ist der Beschreibung aller jener Umstände ist, die den Hintergrund unseres des Sprachspieles bilden. (Denke nur daran, wie Du den Gebrauch so eines
186
Ausdrucks “Jetzt kann ich fortsetzen”, “Jetzt weiß ich weiter” lernst[;|.] [d|D]enke an das Sprachspiel, da[ß|s] Du etwa spielen würdest. in dem welchem Du ihn etwa lernen würdest.) ˇ[Neue Zeile] Unter gewissen Umständen werden wir auch ˇgeradezu statt “Jetzt kann ich fortsetzen” sagen: “Jetzt ist mir die Formel eingefallen”.
Oder
Wir sagen auch
: “Jetzt kann ich fortsetzen, – ich meine, ich weiß die Formel.”, & dergl.. – Wenn wir den Arzt fragen Statt der Frage: “Kann der Patient gehen?” werden wir in
gewissen
manchen
Fällen bereit sein, die zu setzen: “Ist sein Bein geheilt?”
; ˇDie Frage “Kann er schon sprechen?” heißt in ˇbedeutet unter gewissen Umständen:ˇso viel wie ˇdasselbe wie: Ist sein ˇKatarrh Kehlkopfleiden geheilt?” – unter andern Umständen ˇdasselbe wie: “Hat er schon sprechen gelernt?”. Die Auf die Frage “Kann er schon gehen?“ wird kann ˇantwortet der Doktor Arzt ˇeinfach mit “Sein Fuß ist geheilt“ beantworten.. Wir sagen auch: “Er kann gehen, was sein Bein ˇdie Heilung den Zustand seines Beins anbelangt”, wenn wir nämlich diese Bedingung seines Gehens andern Bedingungen entgegensetzen. (seiner Müdigkeit etwa). Hier müssen wir uns nun hüten, zu
denken
glauben
, es gäbe, ˇnun entsprechend je nach der Natur des Falles, eine
Gesamtheit
Liste
aller Bedingungen – z.B. dafür, daß der Patient gehet gehen kann – so daß er, sozusagen, nicht anders als gehen
könnte
kann
, wenn sie alle erfüllt sind.
 
   
   Man kann ˇauch sagen: Wir verwenden den
Satz
Ausdruck
“B kann die Reihe fortsetzen”, um verschiedenerlei Unterscheidungen zu machen. Er unterscheidet einmal ˇ(a) zwischen dem Fall dDessen, der die Formel kennt & dessen der sie nicht kennt; [Neue Zeile] oder (b) zwischen dem Fall dessen, der die Formel kennt & die arithmetischen Rechnungsarten beherrscht & dem Fall dessen, der sie nicht beherrscht; oder [Neue Zeile] (c) ˇ(wie vielleicht in (68)) zwischen dem Fall eines Menschen im normalen Zustand, & dem Fall
187
dieses Menschen im Zustand nach einem des Nervenschocks ˇaußerordentlicher Zerstreutheit (die Reihe sei etwa 2, 4, 6, 8 etc.); oder [Neue Zeile] (d) zwischen dem Fall Eines, der derlei Übungen schon oft gemacht hat & dem Fall eines Anfängers;:. Neue Zeile Und [d|D]ies sind nur einige Beispiele Glieder aus einer der großen Familie. von Fällen. ↺oder (e) zwischen dem Fall dessen der tatsächlich die ˇangefangene Reihe fortsetzt weiterschreibt & dessen, der ratlos vor ihr steht. – “Aber diesen Fällen ist doch gewiß etwas gemeinsam!” – Gewiß, – die Situation ist ja in allen eine ähnliche. – Oder meinst Du, das sei das Gemeinsame, daß B, ˇwenn er nicht fortsetzen kann, in allen Fällen des Könnens die Reihe tatsächlich, nicht fortsetzt? Aber das Fortsetzen ist ja ˇwieder nicht die Fähigkeit! – “Aber kann man nicht sagen, in allen diesen Fällen setze er die Reihe nicht fort, bemühe sich aber, sie fortzusetzen?” – Vielleicht; aber sieh nun, wie verschiedenerlei es in allen diesen Fällen heißt, ‘sich zu bemühen’!

 
   
   Die Frage, ob
in einem Fall wie (66), z.B.,
im besonderen Fall
der Satz “er kann fortsetzen” den
selben
gleichen
Sinn habe, wie “er kennt die Formel” kann man mit ‘ja’ & ‘nein’ beantworten. Man kann sagen: sie haben nicht den gleichen Sinn, denn sie werden nicht allgemein als
synonyme
gleichbedeutend
gebraucht( , wie
z.B.
z.B.etwa
die Ausdrücke ‘er ist alt’ & ‘er ist betagt’. // , denn man kann den einen nicht unter allen Umständen für den andern setzen. // Oder man kann sagen: Unter diesen Umständen hat der zweite denselben Sinn wie der erste. (Siehe (53)) Es ist auch gleichgültig welches von beiden wir sagen, denn den wahren Stand der Dinge kann man doch nur sehen erfahren // denn, wie es nun damit steht, kann man doch nur erkennen, // wenn man man den speziellen Fall untersucht. // denn, wie es nun damit steht die Besonderheiten des gegebenen Falls // des vorliegenden Falls // betrachtet ansieht.

 
   
   Stellen wir nun aber folgende Frage: Angenommen, B sagt in irgend einem der Fälle, “Jetzt kann
188
ich fortsetzen”, wenn wir ihn nun aber auffordern fortzusetzen, zeigt er sich dazu nicht fähig: Sollen wir nun sagen, dies zeigt daß
seine Aussage, er könne fortsetzen, falsch war
er Unrecht hatte ˇzu sagen, er könne fortsetzen,
oder aber, daß er vielleicht ˇmöglicherweisec recht hatte möglicherweise fort[z|s]etzen konnte, als er sagte, er könne es. // oder sollen wir sagen daß sie die Aussage könne wahr sein, konnte
weil
da
er
vielleicht
moglicherweise
fortsetzen konnte, als er sagte, er könne es. // Soll B selbst in so einem Falle sagen: Was soll B selbst in so einem Falle sagen? : “Ich sehe jetzt, daß ich Unrecht hatte”, –,
oder
oder aber
: “Ich hatte Recht; [i|I]ch konnte es,
damals,
als ich sagte, ich könne es;
nur
aber
jetzt kann ich es nicht”? Es gibt Fälle, in denen er das eine, & Fälle, in denen er das andere mit Recht sagen
kann
wird
. Betrachte
diese Beispiele
die folgenden Fälle
Nimm an: // Beurteile diese Fälle: // a) als er sagte, er könne fortsetzen, stand die Formel vor seinem Geiste; ˇaber als man ihm aber befahl er nun fortzusetzen ˇsollte, hatte er sie vergessen;
oder
b) als er sagte, er könne fortsetzen, hatte er sich die nächsten fünf Glieder der Reihe vorgesagt;
nun
dann
aber konnte er sich nicht mehr an sie erinnern sind waren sie ihm entfallen damals wußte er
einige
ein paar
weitere Glieder auswendig; nun aber …
– oder
; –
c) er hatte die Reihe für sich fortgesetzt, indem er die nächsten fünf nämlich einige weitere Glieder ausgerechnet; er hatte drei weitere Glieder der Reihe ausgerechnet; nun erinnert weiß er sich noch an sie diese ˇnoch; aber er
weiß nicht mehr
hat vergessenc
, wie er sie berechnet hat;ˇoder d) er sagt: “[D|d]amals
hatte ich das Gefühl
habe ich gefühlt
, ich weiß jetzt weiter,
nun
jetzt
kann ich's nicht”;ˇoder e) ¥ Ich dachte, Als ich sagte, ich könne das Gewicht heben,
, jetzt bin ich's nicht”
hatte ich ˇnoch keine Schmerzen im Arm, nun
; ˇoder f) “Ich dachte ich könnte es heben, aber
es ist mir zu schwer”
es geht nicht.”
jetzt sehe ich, ich kann es nicht”
;ˇoder g) “Ich dachte ich könnte das Gedicht noch auswendig, aber ich kann es ˇgeht nicht mehr”; ↺– ˇoder h) “Ich dachte ich
hatte
wußte
die richtige Formel, aber es war ein [i|I]rrtum.”
Etc.
 
   
   Beispiele wie diese müß[et|te] man nun
189
ergänzen durch solche, die die Mannigfaltigkeit des im Gebrauch der Wörter ‘vergessen’ & ‘versuchen’ zeigen. [d|D]enn unsere Verwendung dieser Wörter hängt ˇeng mit der des Wortes ‘können’ zusammen. Betrachte diese Fälle: ˇDenke an diese Erfahrungen des Vergessens: a) Als er sagte er könne fortsetzen, hatte B sich die Formel
vorgestellt
vorgesagt
, nun aber ist sie ihm völlig entfallen (‘wie weggewischt’). b) Er hatte sich damals die Formel
vorgestellt
vorgesagt
, jetzt aber ist er einen Augenblick unsicher, war es 2n oder 3n. c)
Jemand
Einer
hat einen Namen vergessen & ‘er Das Wort welches er vergessen hat liegt ihm auf der Zunge’. d) Er weiß nicht, hat er kommt es ihm nur so vor, als hätte er
es
den Namen
gewußt, oder hat er
es
ihn
vergessen.
 
   
   Und nun ˇbetrachte diese Fälle: a) Jemand versucht eine Türe zu öffnen, indem er mit aller Kraft zieht. b) Er versucht eine Kassentür zu öffnen indem er ˇverschiedene mehrere Kombinationen
versucht
ausprobiert
[;|.] ¤
[c|d]) [e|E]r versucht, sich an die Kombination zu erinnern. d) (Und denke an die Mannigfaltigkeit der Möglichkeiten, die dieser Fall umfaßt.) d) // (Und denke an die Man[i|n]igfaltigkeit der
Möglichkeiten,
Fälle,
die mit diesen Worten beschrieben werden.
die wir mit diesen Worten beschreiben.
)
¤
oder (c) ˇ[e|E]r versucht es indem er die Knöpfe dreht & an der Türe horcht[;|.] oder e) Lege ein Papier vor Dich ˇhin, halte einen Spiegel so, daß Du das Papier darin siehst: & nun versuche ein Quadrat mit
den
seinen
Diagonalen auf dem Papier zu zeichnen, während Du
durch den Spiegel zusiehst.
in den Spiegel siehst.
Versuche ein Quadrat mit seinen Diagonalen zu zeichnen, wahrend Du durch einen Spiegel aufs ˇZeichenPapier siehst. schaust. Vergleiche diesen Fall, in welchem man, sozusagen, nicht weiß, ‘was man tun soll’, damit sich die Hand so bewegt, wie man esc wünscht, mit dem, in we Fall (a), die in dem ˇdie Hand gegen einen Widerstand zu beweg[e|t]n[.|w]erden soll.
190
 
   
   Denke
endlich
auch
an die Klasse von Fällen, in welchen wir
sagen: “Ich kann es tun, aber ich will nicht”, ˇin welchen wir uns also nicht bemühen. ⌊⌊[W|w]ir bemühen uns also nicht.⌋⌋ ⌊⌊wir versuchen es also nicht.⌋⌋; “Ich könnte, wenn ich es versuchte” (z.B. 50 kg heben); “Ich könnte, wenn ich wollte” (z.B. das ABC hersagen).
 
   
   Man möchte vielleicht sagen, vorschlagen: [d|D]der einzige Fall, in welchem es unbedingt richtig ist, zu sagen, ich könne etwas tun, sei der, in welchem ich, es wirklich ausführec tue während ich dies sage[.|,] In allen anderen Fällen sollte
es heißen
ich sagen
: “Ich kann es tun, was das & das
anbetrifft
anbelangt
”. Nur im ersten Fall habe ich
den
einen
wirklichen Beweis meinerc der Fähigkeit ˇes zu tun geliefert. // Der einzige Beweis, daß Einer etwas kann, ist, daß er es tut. //
 
   
Aber [w|W]ir können ˇuns ein Sprachspiel
69
betrachten denken, in welchem man ein Wort (ich übersetze es mit ’kann’) gebe es durch ’kann’ wieder) ˇin der Satzform ’ich kann das & das tun’ ⌊⌊ // in einem Satz ’ich kann das & das tun’ // ⌋⌋ nurc dann so verwendet ˇwird, wenn daß man
eine
diec
ˇbetreffendec Tätigkeit zur Probe ausführt, wärend man ˇden Satz sagt. “ich kann
diesc
das & das
es
tun”.
 
   
(In dieser Sprache wird also dieser besonderec Fall ˇdurch ein
besonderes
eigenes
Wort
hervorgehoben. // dieser Fall durch ein besonderes Wort hervorgehoben. // // Dieser besondere Fall wird durch ein ˇeigenes Wort hervorgehoben. //
Und
Aber
nun sieht man, daß kein metaphysischer Unterschied besteht zwischen diesem Sprachspiel & den andern, früher beschriebenen. Ein ˇsolches Sprachspiel wie (69) zeigt übrigens, welchen Sinn es haben kann, zu sagen “Wenn etwas geschieht,
dann kann
so kann
es jedenfalls geschehen // dann kann es geschehen. // [;|,] – ein so gut wie unnützer Satz unserer Sprache. (Es scheint gerade darum, als habe er einen sehr klaren & tiefen Sinn[;|.] er ist [a|A]ber, wie
viele
die meisten
allgemeinen philosophischen Prinzipien, ˇist er sinnlos, außer in sehr speziellen Fällen,
& an die denkt der Ph. gar nicht.
an die der Philosoph gar nicht denkt.c
Jener Satz ist ähnlich dem: Ihm [Ä|ä]hnlich ist der Satz: “Wenn
der
dieser
Körper sich hier befindet, so muß für ihn ˇauch Platz sein”. (Man könnte diesen einen speziellen Fall jenes nennen.) Wir denken aber leicht so, als
wäre
sei
es wäre // sei // Man denkt, es sei die Möglichkeit eine Bedingung der Wirklichkeit. Als
sei
wäre
der Satz
analog
etwa ähnlich
191
dem: “Wenn dieser Körper sich hier befindet, so muß
der
jener
andere fortgeschafft worden sein”
und als
. Als
legte ein Ereignis durch seine Wirklichkeit die Probe ab für seine Möglichkeit. –
Denke Dir
Angenommen
ich sage zu jemandem: “A hat sich den Fuß gebrochen, er kann nicht gehen”. – E[:|r] Der Anderec antwortet: “Hier geht er ja!” – Ich: “Ja, dann kann er also doch gehen”. – Hier mache ich den ˇallerdings Schluß von der Wirklichkeit auf die Möglichkeit
nach
gemäß
der Regel: “Wenn etwas geschieht, dann kann es geschehen” (Oder vielmehr
gemäß
,
der Regel, daß dieser Satz eine Tautologie ist.)
– wie man sie etwa ausdrückt.
Nehmen wir aber an
Angenommen aber
, A sei damals nicht auf natürlichem Wege Weise gegangen, sondern etwa durch einen einmaligen übernatürlichen Einfluß dazu zum Gehen gebracht worden, ˇeinmal einige Schritte zu gehen; besondern Eingriff dazu … – würde ich nun
den
meinen
Satz, er könne also doch gehen, aufrecht erhalten? – Wenn ich ihn nunc zurücknehmen will & der Andere sagt: “Das
kannst Du
gibt es
nicht! A
ist gegangen
geht
, also mußte er auch gehen können”, –
werde
würde
ich das nicht alsc (sinnloses)
Geschwätz
Gerede
bezeichnen
zurückweisen
? ⌊⌊ˇ Das Raisonnement ist etwa so: “Wenn etwas geschieht, so kann es geschehen. Denn hätte es nicht geschehen können, – so hätte es nicht geschehen können”. Und das heißt nichts. ⌋⌋ – Man könnte hier sagen:
Wenn
Weil
etwas geschieht,
so kann es darum noch nicht geschehen.
deswegen muß es noch nicht geschehen können.
 
   
70
Du kannst Dir eine Sprache denken
Denke Dir eine Sprache
(ähnlich (53)), in der es für einen Satz, wie “
Er hebt
Ich hebe
50 kg”, zwei Ausdrucksweisen gibt: Die eine wird nur (dort) verwendet, wo die Tätigkeit zur Probe geschieht, um die Fähigkeit
zu erweisen
darzutun
(z.B. vor einem Wettkampf)[;|,] die andere bei allen andern Anlässen. – “Wenn Einer springt, so zeigt er, daß er springen kann.” – “Nein, einmal springt er, ein andermal zeigt er, daß er springen kann!”
⌊⌊ [Was zeigt dies?] ⌋⌋
 
   
   Wir sehen, ein weitverzweigtes Netz
192
von Familienähnlichkeiten verbindet die Fälle in denen der Ausdruck die Ausdrücke der Möglichkeit, Fähigkeit gebraucht wird werdenˇ; in denen wir sagen etwas könne geschehen etc. Gewisse charakteristische Züge erscheinen in diesen Fällen in verschiedenen Verbindungen. Z.B. das Element der Voraussage des Zukünftigen Verhaltens, d[ie|er] Beschreibung
eines
eines des
Zustandes von etwas der Aussage über
einen
den
Zustand eines Gegenstandes
,ˇals (der die die Bedingung für ein gewisses Verhalten // der die Rolle der Bedingung für … ˇein Verhalten spielt.), der Aussagen über Proben des Verhaltens.
 
   
   Vielleicht das wichtigste dieser Elemente ist das der Aussage über den Zustand. Wir
haben eine starke Neigung
sind besonders stark dazu geneigt
, das Verhalten eines Gegenstandes ˇaufzufassen als Folge seines Zustands darzustellen. // Wir neigen dazu im Verhalten von etwas die Folge seines Zustandees zu sehen. //
Dies spiegelt sich in dem Ausdrucke unserer Sprache “er ist im Stande
das & das
etwas
zu tun”, ˇoder “er besitzt die Fähigkeit”; auch im Gebrauche des Presens: in “er kann [s|S]chach spielen”, “er kann große Zahlen im Kopf mit einander multiplizieren”, etc.
 
   
   Die Fähigkeit zur Lösung mathematischer Probleme, ˇ etc. ˇzum Auffassen eines Musikstückes [d|st]e[nken|llen] wir uns als einen gewissen Zustand,ˇ, als einen gewissen Bau, des Verstandes, oder Bau,, als einen bestimmten Bau, der ˇmenschlichen Seele[.|v]or. So auch denken wir uns das Gedächtnis als einen Speicher für
unsre Eindrücke.
die Eindrücke, die wir erhalten.
– Denke daran, wie sicher die [M|m]eisten Menschenc sind, ˇes müsse de[n|r] Fähigkeiten des Multiplizierens, des Aufsagens eines Gedichts, etc. müsse etwas im Zustande, oder Bau, des Gehirns des Menschen entsprechen; obwohl sie doch über ˇso einen psycho-physiologischen [p|P]arallelismus s in so gut wie gar nichts wissen. Wir haben eine überwältigen[|d]de ˇstarke Neigung überwältigende Neigung, dazu die Erscheinungen, die wir in so einem Falle wirklich beobachten, durch das Symbol eines Mechanismus darzustellen, dessen Arbeiten wir
193
eben in diesen Erscheinungen wahrnehmen. Und die Möglichkeitc dieser Erscheinungen
liegt in der
ist die
Fähigkeit denken wir uns als die Beschaffenheit des Mechanismus selbst. // Und was diese Erscheinungen möglich macht, die Fähigkeit, ist die Beschaffenheit des Mechanismus selbst. // // Die Möglichkeit dieser Erscheinungen liegt in der Beschaffenheit des Mechanismus
; diese ist die Fähigkeit.
. Diese Beschaffenheit ist die Fähigkeit.
 
   
      Schauen wir nun zurück auf die Diskussion des Sprachspiels (47). Dann sehen wir
Wir sehen es war keine Erklärung,
Es war keine rechte Erklärung,
zu sagen, B werde dann von den Kombinationen der Buchstaben geführt, wenn er auch andere Befehle ausführen könnte. – Ja, als wir uns fragten wir fragten, ob B in (47) von den Zeichen geführt werde, oder nicht, waren wir ˇimmer in Versuchung versucht zu
antworten
sagen
, wir könnten dies Frage nicht beantworten nur entscheiden, wenn wir in die eigentliche Verbindung
hineinsehen könnten
hineinsähen
, zwischen dem Sehen der Zeichen & dem Handeln nach ihnen. Denn wir haben ein bestimmtes Bild davon, was wir in einem Mechanismus die Führung eines Teilses durch andre Teilec nennen würden. // Denn wir haben ein bestimmtes Bild davon, was wir in einem Mechanismus die Führung eines Teils durch andre Teile nennen. // – Und zwar fällt uns, wenn wir über
unser
das
Geführtwerden im Falle (47) durch die durch Zeichen nachdenken, sofort
ein
der
Mechanismus von der Type des Pianolas oder der Spiel[ü|u]hr ein. ein von der Art des Pianolas. Hier haben wir den klaren Fall
einer
der
Führung,: d[es|as] Spiels der Klaviertasten ˇgeführt durch die : des Spiels … durch die … Perforierung
des Papierstreifens
in der Papierrolle
. Wir könnten den Ausdruck gebrauchen:
das
Der Mechanismus des
Pianola läse die Perforierungen der Rolle herunter. Und wir könnten man
194
könnte Gruppen solcher Perforierungen ‘komplexe Zeichen’, oder ‘Sätze’, nennen, –
indem man sie in Gegensatz bringt
im Gegensatz
zu
wenn man ihre Funktion in Gegensatz bringt entgegenstellt der Funktion ähnlicher Einrichtungen in einer andern Art ˇType von Mechanismen einem Mechanismus anderer Art. Z.B. der Funktion der Zähne & Nuten in eines Schlüsselbartes. Der Riegel des Schlosses wird
durch diese bestimmte
von dieser bestimmten
Kombination Verteilung ˇZusammenstellung // Anordnung // von Zähnen & Nuten bewegt. Aber wir w[ü|e]rden nicht sagen, die Bewegung des Riegels werde ˇgeführt // geleitet // durch die Art & Weise wie Aufeinanderfolge der ˇder //dieser// verschiedenen Zähne verschiedener Form. D.h. der Riegel bewegt sich nicht ‘dieser Aufeinanderfolge gemäß’. // Aber wir werden nicht sagen, die Bewegung des Riegels werde geleitet durch diese Anordnung der verschiedenen Zahne, oder, der Riegel bewege sich dieser Anordnung gemäß. //
 
   
   Man sieht hier den Zusammenhang zwischen der Iee des [g|G]eführtwerdens & der, der Fähigkeit neue Zeichenverbindungen zu lesen: Denn wir können sagen, das Pianola könne
jede beliebige
irgend eine
Ver Kombination // beliebige Kombinationen // von
von
der
Perforierungen lesen; es ist nicht zum Erzeugenc Hervorbringen einer bestimmten Tonfolge gebaut; während der Riegel des Schlosses nur auf eine bestimmte die
Gruppierung
Anordnung
der Zähne des Schlüsselbartes reagiert,
von einer der bestimmten … bewegt wird von der Anordnung der Zähne ˇbewegt wird // nur auf die Anordnung von Zähnen reagiert // die
im
durch den
Bau des Schlosses vorausbestimmt ist. – Wir könnten sagen, die Anordnun Zähne des Schlüsselbartes seien nicht vergleichbar den Wörtern eines Satzes, sondern den Buchstaben eines Worts; der Bart des Schlüssels entspräche nicht einem
komplexen Zeichen
Satz
, sondern einem Wort.
195
 
   
   Nun ist aber klar daß in den Fällen (46), (47) von ( solchen Mechanismen nicht die Rede ist; wenn wir diese auch als Gleichnisse gebrauchen können, ˇdazu, um ˇdas Verhalten des B zu beschreiben. wie B Der Gebrauchc Die Verwendungsart des Wortes “geführt werden“ im Falle des Pianolas ist nur einer eine aus einer Familie verwandter Arten des Gebrauchs. Wenn wir jenen auch oft als Gleichnis, als Darstellungsart, der andern verwenden möchten.
 
   
   Es wird uns nun helfen, wenn wir über den Begriff des Geführtwerdens klar werden wollen, den Begriff des Lensens Lesens zu betrachten. Unter Mit ‘Lesen’ meine ich hier
den Vorgang
die Tätigkeit
Schrift ˇGeschriebenes, Gedrucktes in Laute umzusetzen,
auch
oder
nach Diktat zu schreiben, oder Gedrucktes abzuschreiben, u. dergl,
dabei kommt es aber nicht auf ein ‘Verstehen’ dessen an …
dagegen ohne, daß es dabei auf das Verstehen dessen, was man liest, ankommt.
Die Verwendung
Der Gebrauchc
des Wortes ‘lesen’ ist uns natürlich in allen unter den Umständen unseres des gewöhnlichen Lebens
ungemein
außerordentlichc
wohl bekannt. (Es würde
ungemein
außerordentlich
schwer sein, diese Umstände auch nur in
groben Zügen
rohen Umrissen
zu beschreiben.) Ein Mensch,
sagen wir
etwa
ein Deutscher, hat ist als Kind, in der Schule, oder zu Hause, durch eine der bei uns gebräuchlichen Unterrichtsarten gegangen, er hat gelernt seine Muttersprache zu lesen; später liest er Bücher, die Zeitung, Briefe, etc..– Was
geht nun vor sich
ˇnun
, wenn er
seine
die
Zeitung liest? – Seine Augen gleiten den gedruckten Wörtern entlang, er spricht sie sagt sie ˇlaut aus, , oder nur zu sich selbst oder sagt siec nur zu sich selbst; aber gewisse Wörter
spricht er
sagtc ˇer
, ˇindem er ihre ˇgedruckte Form als Ganzes auffaßt, andere sagt er nachdem er ihre ersten Buchstaben gesehen hat,
das eine oder andere Wort
andere wieder
liest er ˇvielleicht Buchstabe für Buchstabe. Wir würden auch sagen, er habe einen
196
Satz gelesen, wenn er, während seine Augen über
den Satz
ihn
gleiten weder zu sich laut noch la noch zu sich selbst spricht, aber
danach
dann
im Stande ist, den Satz wortwörtlich, oder doch annähernd, wiederzugeben. Er kann auf das achten, was er liest, aber er kann auch, wie wir sagen könnten, als bloße Lesemaschine funktionieren, indem er ich meine, das Gedruckte richtig laut ˇ& richtig lesen liest, ohne aber auf die Worte ˇdie er liest zu achten,
etwa
vielleichtc
während er ˇetwa z.B. seine Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes gerichtet ˇist ˇhat[;|.] [s|S]o daß er nicht im Stande ist zu sagen, was er gelesen hat, wenn man wir ihn gleich darauf frag[t|e]n. – Vergleiche nun mit einem solchen Leser einen Anfänger ˇin der Schule. Er liest die Wörter, indem er sie
mit Anstrengung
mühsam
buchstabiert. Einige Wörter aber errät er einfach aus ihrem Zusammenhang, oder er weiß ˇvielleicht das
Lesestück auswendig
Stück schon auswendig
. Der Lehrer sagt dann, daß er oder, daß er vorgibt ˇdie Wörter sie zu lesen, oder, daß er sie die Wörter nicht wirklich liest . Wenn wir an diesen Fall denken & uns fragen worin ‘lesen’ besteht, so werden wir
dazu neigen
geneigt sein
, zu sagen, es sei eine bewußte geistige Tätigkeit. In so einem Falle sagen wir ˇauch: “Nur
er
er
weiß
ob er wirklich liest
natürlich, ob er liest
, niemand andrer kann es wissen”.
Aber wir müssen
Und doch müssen wir
zugeben, daß, was das Lesen
irgend eines Wortes
eines bestimmten Wortes
anbelangt, ˇdaß in der Seele ↺dabei im Geiste des Anfängers, der ‘vorgibt’ zu lesen, genau dasselbe vorsichgehen konnte, wie im Geiste des fließenden Lesers. Wir gebrauchen das Wort ‘lesen’ anders, wenn wir vom fließenden geübten Lese[n|r] sprechen, als wenn wir vom Anfänger sprechen. Was wir im ersten Fall jenes des ersten
‘ein Wort lesen’
ein ‘Lesen’
nennen, nennen wir nicht ‘lesen’ im Fall des Anfängers. Wir möchten freilich sagen, das was gesch im
197
geübten Leser & was im Anfänger geschieht, wenn sie das Wort aussprechen, kann nicht dasselbe sein.
Und der
Der
Unterschied liege, wenn nicht in
dem was ihnen gerade bewußt ist, so in ihrem Unbewußten; oder in ihrem Gehirn.
ihrem Bewußtsein, so im Unbewußten ihres Geistes, oder in ihrem Gehirn.
Wir
stellen uns ˇhier zwei Mechanismen vor,
denken hier an zwei Mechanismen,
Vorrichtungen;
wie sie arbeiten, können wir nicht sehen,
wir können nicht sehen, wie sie arbeiten,
aber dieses Arbeiten
unterscheidet lesen und nicht-lesen.
entscheidet lesen oder nicht-lesen.
// Der Unterschied liege, wenn nicht in dem, was ihnen gerade bewußt ist,
dann
so
im Unbewußten[;|,] oder in ihrem Gehirn. Wir stellen uns hier zwei Mechanismen vor; wir können nicht in sie hinein sehen, aber was in ihnen vorgeht, das unterscheidet Lesen vom Nicht-Lesen. – Aber wir kennen ja in diesen Fällen keine solchen Mechanismen. – Überlegen wir uns das Folgende:
 
   
71
Denke Dir, es würden ˇ
von uns
irgendwo
Menschen, oder Tiere, als Lesemaschinen benützt man würde … . Sie werden müssen zu diesem Zwecke einer Abrichtung unterzogen. abgerichtet werden. Der Lehrer, der sie abrichtet, sagt Der sie [A|a]brichtet sagt … von [e|E]inigen, daß sie schon lesen können, von Andern, sie können es noch nicht. Nimm den Fall eines Schülers, der bisher nicht
mitgetan
angebissen
hat; : legt zeigt man ihm ein geschriebenes Wort, so wird er manchmal Laute aussprechen, & hie & da geschieht es dann ‘zufällig’, daß sie
mehr oder weniger
ungefähr
stimmen. Ein Dritter hört diesen Schüler gerade in so einem Fall & sagt, “Er liest”[;|.] [a|A]ber der Lehrer sagt: “Nein, er liest nicht; es war nur ein Zufall”. – Nehmen wir nun aber an, aber an,, daß dieser Schüler, wenn wir ihm nur weitere Wörter & Sätze zeigen, ˇauf
sie
diese
fortgesetzt richtig reagiert. Nach
einigen solchen Proben
einiger Zeit
sagt der Lehrer:
198
“Jetzt kann er lesen”. Aber wie war es mit jenem ersten Wort? Soll der Lehrer sagen: “Ich hatte mich [G|g]eirrt, er
hat es
hatte
doch gelesen”, oder soll er sagen: “Er hat erst später angefangen wirklich zu lesen”? Wann hat er ˇnun wirklich zu lesen angefangen[;|?] oder: Welches war das erste Wort ˇdas er gelesen hat las oder ˇwelcher der erste Buchstabe?

den er las
Diese Frage ist hier sinnlos. – Es sei denn, wir gäben eine künstliche
Definition
Erklärung
, dessen wie etwa: “Das erste Wort das er liest = das erste der ersten Reihe von 50 Wörtern, die er fehlerlos liest”. ˇ[Neue Zeile] Verwenden wir aber das Wort ‘lesen’ für einen ˇbestimmten Bewußtseinsvorgang ˇ(Empfindungen) des Lesens der Buchstaben, – dann könnte der Lesende sagen, daß dieses Wort das erste war, welches er wirklich gelesen hat.
 
   
   Oder in dem hiervon verschiedenen Fall einer
Lesemaschine
Maschine
, die, etwa ähnlich
wie das
dem
Pianola, Zeichen mit Lauten
verbindet,
verbände,
könnte man sagen: “Erst nach dem das & das an der Maschinerie geschehen war – etwa, gewisse Teile durch Drähte verbunden worden waren – fing hat die Maschine an zu lesen; gelesen; der erste Buchstabe, den sie
las,
gelesen hat,
war

ein ‘d’
”.
 
   
   Im Falle (71)
hieß
warc
ein
Wesen
Mensch (oder Tier)
eine ‘Lese-Maschine’, wenn es ↻in bestimmter Weise auf gedruckte Zeichen, die man ihm vorlegt, reagierte. Von keiner Verbindung
des Zeichens & der Reaktion, von keinem …
zwischen dem Sehen des Zeichens & der Reaktion, von keinem
seelischen Mechanismus, ist in diesem Fall die Rede. Der Lehrer kann
auch
hier
vom Abgerichteten ˇhier nicht sagen: “Vielleicht
hat er dieses Wort gelesen
liest er dieses Wort
”, – denn es
besteht
ist
ja kein Zweifel darüber, was er tut. getan hat. – Die Veränderung, als der Schüler nun zu lesen anfing, war eine Veränderung
seines
des
Verhaltens (im [A|a]llgemeinen); & der dem Ausdruck “das erste Wort im neuen Zustand“ hat hier haben wir hier keinen Sinn erhalten. gegeben. (Vergleiche damit diesen Fall:
199
∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙      ∙      ∙      ∙      ∙      ∙
In dieser Figur folgt eine Reihe von Punkten in weiten Abständen einer Reihe von Punkten
in
mit
engen Abständen. Welches ist (von links nach rechts) der letzte Punkt der
engen
ersten
Reihe & welches der erste Punkt der
weiten
zweiten
? Angenommen diese Punkte wären Löcher in der Scheibe einer Syrene; dann würden wir einen hohen Ton hören, der auf einen tiefen folgt. In welchem Augenblicke hört der tiefe Ton auf & fängt der hohe an?)
 
   
      Wir sind aber versucht als ein zu sagen, das einzigec wirkliche Kriterium
dafür daß Einer liest sei der ihm …
des Lesens sei der ˇuns
bewußte Akt ˇdes Lesens, ein bestimmter Bewußtseinsvorgang; denn wir sagen: “ein Mensch
weiß doch,
muß doch selber wissen,
ob er ˇwirklich liest, oder ˇbloß vorgibt zu lesen”. – Angenommen A will den B glauben machen, er könne die cyrillische Schrift lesen[;|.] [e|E]r lernt einen russischen Satz auswendig & sagt ihn dann her, während er auf den gedruckten Satz
sieht
schaut
ˇals läse er. Wir werden hier gewiß sagen, A wisse, daß er nicht liest, & er empfinde, während er zu lesen vorgibt, daß er ˇeben dies tu[t|e]. Denn es gibt natürlich eine
Menge
Reihe
für das Lesen eines eines gedruckten ˇoder geschriebenen Satzes charakteristischer Erfahrungen; es ist nicht schwer, sich
eine Reihe
einige
von ihnen ins Gedächtnis zu rufen (denke an Empfindungen des Stockens, genauer Hinsehens, Verlesens, der größeren & geringeren Geläufigkeit der Wörter, etc.). Und ebenso gibt es eine Menge für das Hersagen von etwas auswendig Gelerntem ↺charakteristischer Erfahrungen. – Und A wird, ˇin unserm Fall eben
solche
diese letzteren
haben & nicht jene
ˇkeine von denen haben die für das Lesen charakteristisch sind, & er wird etwa eine Reihe für das Schwindeln charakteristi-
200
scher Erfah
von Empfindungen & Gedanken haben, die für das Schwindeln charakteristisch sind. –
 
   
Denke Dir aber diesen Fall:
72
Jemand der fließend lesen kann, soll ein Stück Wir geben jemandem, der fließend lesen kann, Sätze etwas zu lesen, [die|was] er nie vorher
gelesen
gesehen
hat. Er liest es ˇuns vor laut; aber mit den [e|E]mpfindungen als des Aufsagens von etwas was er auswendig weiß der Empfindung, alsc sage er etwas auf, was er auswendig weiß // wisse // . ⌊⌊ˇ ([v|V]ielleicht
unter dem
durch
Einfluß ˇirgend eines Giftes, das er genossen hat) ⌋⌋ Würden wir in einem solchen Fall sagen, er läse das Stück nicht wirklich?
D.h. würden wir hier …
Würden wir also hier
seine Empfindungen als Kriterium dafür gelten lassen, ob er liest oder nicht?
73
Oder diesen Fall: ˇWenn man [E|e]inem Menschen, der unter dem Einfluß eines bestimmten Giftes steht, ˇeine Reihe geschriebener Zeichen
zeigt
vorlegt
, die keinem ˇexistierenden Alphabet
anzugehören brauchen,
angehören,
so spricht er, je nach der ˇAn[Z|z]ahl der Zeichen, ein W[o|ö]rter aus, als wären jene
Zeichen
Schriftzeichen
die Buchstaben de[s|r] dieser W[o|ö]rte[s|r] &
als läse er sie.
als habe er sie gelesen.
Dies geschieht mit allen äußeren
Merkmalen
Zeichen
& ˇmit den persönlichenc Empfindungen des Lesens. (Solche Erfahrungen haben wir übrigens in Träumen. Nach dem Aufwachen sagen wir dannc ˇetwa: “Es kam mir vor, ich läse diese Zeichen, – obwohl es ja gar keine Zeichen sind.”)
 
   
In so einem Fall würden Manche geneigt sein zu sagen, der
Mensch
Mann
lese, Andre, er lese nicht. – Angenommen er habe
nun
so
eine Gruppe von fünf Zeichen als ˇdas Wort Nagel “Nagel” gelesen gedeutet. Nun zeigen wir ihm andere Kombinationen derselben Zeichen & er deutet sie jedesmal
in
bei
diesen ˇallen weiteren Versuchen jedes der Zeichen so,, legt ihm den gleichen Laut bei, wie das erste [m|M]al. In diesem Falle würden wir geneigt sein, zu wären wir vielleicht geneigt ˇmöchten wir wohl sagen, er benütze ein imaginäres Alphabet &
201
er l[ä|e]se die Zeichen.
 
   
   
Nun bedenke auch,
Bedenke auch,
daß es eine kontinuierliche Reihe vermittelnder Fälle gibt zwischen dem Fall, in welchem jemand ˇdas schon auswendig weiß, was
er lesen soll
gedruckt vor ihm liegt
, &
dem Fall,
dem,
in welchem er jedes Wort Buchstaben für Buchsta[|b]enben liest, ohne jede Hilfe des Erratens aus dem Zusammenhang, ˇdes Auswendig-Wissens,
etc.
und dergl.
 
   
74
Mache diesen Versuch: Sage die
Zahlenreihe
Kardinalzahlen
von 1 bis 12 auswendig. – Nun schau auf das Zifferblatt Deiner Uhr & lies diese Reihe von Zahlen. – Frage Dich, was Du in diesem Falle lesen genannt hast. Das heißt, was hast Du getan, um es
zum
zu einem
Lesen zu machen?
 
   
     Versuchen wir diese Erklärung: Jemand liest, wenn er die Reproduktion
vom Text
von der Vorlage
ableitet. (Ich nenne ‘Vorlage’ das, was er liest; ob er es laut liest, abschreibt, oder ob es
das
ein
Diktat ist, nach welchem er schreibt,
oder
etc.)
die Partitur, die er spielt, etc. ˇ etc.) Wenn wir
nun
etwa
jemand das cyrillische Alphabet gelehrt hätten & wie jeder Buchstabe auszusprechen sei[:|;] wenn wir ihm dann ein Lesestück in dieser Schrift vorlegen & er buchstabiert es, indem er jeden Buchstaben so ausspricht, wie wir es ih[m|n] gelehrt haben; dann werden wir gewiß sagen ˇkönnen, er leite den Klang jedes Wortes ˇvon dem vom gedruckten Text aus dem Schriftbild ab. des Wortes ab. mit Hilfe des geschriebenen & gesprochenen Alphabets ab; U[&|nd] dies ist auch ein klarer Fall des Lesens. (Wir könnten
den Ausdruck gebrauchen
sagen
, : wir haben ihn die Regel des Alphabets gelehrt.)
 
   
Aber warum
sollen wir hier sagen, …
sagten wir hier daß,
er habe das gesprochene Wort vom geschriebenen
nach dieser Regel
mit Hilfec der Regel
des Alphabets abgeleitet?
202
Wissen wir mehr, als, daß wir ihn gelehrt haben, wie jeder Buchstabe auszusprechen sei, & daß er dann die ˇgedruckten Worte laut gelesen habe? Wir möchten antworten, daß er
dies
es
irgendwie gezeigt
habe
haben muß
, daß er den Übergang vom
Druckbild
gedruckten
zum ausgesprochenen Wort mit Hilfe der Regel mache, die wir ihm gegeben
hatten
haben
.
 
   
75
Und was wir damit meinen, daß er das zeigt, werden wird ist klarer sehen zu sehen werden, wenn wir unser Beispiel dahin abändern, daß er, statt einen gedruckten Text laut zu lesen, ihn
abschreibt
in eine andere Schrift umschreibt
, z.B. aus der Blockschrift in die Kursivschrift. Denn hier konnten wir ihm die Regel des Alphabets in Form einer Tabelle geben die Block- & Kursivbuchstaben einander zuordnet. Dann können wir uns das Ableiten der
Kopie
Umschrift
aus der Vorlage so vorstellen: Er schaut, ˇdem Schreiben jedes vor jedem ˇehe er einen Buchstaben den er ˇniederschreibt, oder doch öfters, in der Tabelle nach; er sagt etwa zu sich ˇselbst “Wie schaut ein kleines ‘A’ aus?”, – versucht es sich vorzustellen, ohne in die Tabelle zu schauen, etc.
 
   
   Aber wie, wenn er das alles täte und dabei
7[5|6]
ein ‘A’ in ein ‘b’ umschriebe, ein ‘B’ in ein ‘c’, u.s.f. und ein ‘Z’ in ein ‘a’?
Wäre das nicht auch ein ‘Lesen’ oder ‘Ableiten’?
Würden wir das nicht ‘lesen’ oder ‘ableiten’ nennen?
Wir könnten in diesem Fall sein Vorgehen so beschreiben: [e|E]r benütze die Tabelle, wie wir sie benützen würden, wenn wir in ihr nicht horizontal von links nach rechts sähen, also so:
, sondern so:
203
Obwohl er, beim Nachschauen in der Tabelle ˇgerade von links nach rechts geblickt, oder mit dem Finger gezeigt, hatte.
 
   
7[6|7]
– Aber sagen wir nun, er transkribierte, mit allen normalen Vorgängen des Nachschauens in der Tabelle, ein ‘A’ in ein ‘n’, ein ‘B’ in ein ‘x’, – kurz er transkribiere, wie wir sagen würden, nicht nach irgend einem Schema, daß ˇwelches irgend welches, wie wir sagen würden, irgend eine einfachem Regelmäßigkeit
zeigt
aufweist
: könnten wir dies nicht auch ‘ableiten’ nennen?
 
   
778
Aber
nehmen wir
nimm
an, er bleibe nicht bei seiner Art der Transkribtion; sondern ändere sie nach einer einfachen Regel: Hat er einmal ein ‘A’ in ein ‘n’ umgeschrieben, so schreibt er das nächste ‘A’ in ein ‘o’, das nächste in ein ‘p’ um, etc. Aber wo ist die Grenze zwischen diesem Vorgehen & einem gänzlich regellosen? –
 
   
Nun könnte man einwenden, ich habe im Falle (7[5|6]) doch offenbar angenommen, daß er die Tabelle in einer andern als der gewöhnlichen Weise
auffaßt
versteht
. Aber was nennen wir, ‘die Tabelle in der & der Weise auffassen’? Wie immer Du Dir den Vorgang des ‘Auffassens’ vorstellst, so ist er doch nur ein Glied Bindeglied // Mittelglied // zwischen den Vorgängen des Ableitens, die ich beschrieben habe & dem Transkribieren selbst. Ja diese ‘Auffassung’ könnte wieder
durch ein
mit einem
Schema von Pfeilen beschrieben werden; & wir könnten dann sagen, daß er, z.B., die Tabelle so nachgeschaut habe:
,
sie so verstanden habe:
204
& sie so transkribiert habe:
 
   
      Aber heißt das nun, daß das Wort “ableiten” (oder “auffassen”) nichts eigentliches bedeute; da es ja scheint, daß sein Sinn in nichts zerfliest?, , wenn wir ihm nachgehen[,|.]
 
   
   Im Falle (7[4|5]) stand die Bedeutung des Wortes “ableiten” ganz klar vor uns. Aber wir sagten uns, ˇdaß dies seic ˇja nur ein ganz spezieller Fall des Ableitens ˇwar sei. Es schien uns daß [d|D]as Wesentliche am dieses Vorganges schien des Ableitens in diesem Falle in ein besonderes Gewand gehüllt war & gekleidet zu sein ˇ& wir dachten, daß wir zum Wesentlichen kommen könnten wenn wir ih[n|m] dieses Gewands entkleideten abzögen. schien zeigte sich uns hier in einem bestimmten besonderen Gewand & es schien, daß wir ihm dieses besondere Gewandc nehmen müßten, um zum Wesentlichen des Ableitens zu kommen gelangen das Wesentliche zu sehen. In den Beispielen (7[5|6]), (7[6|7]), (7[7|8]) versuchten wir dies zu tun streiften wir dem Ableiten diese Hüllen ab, nur um zu finden sehen, daß das, was ein Kleid zu sein schien zum Wesentlichen des Falles Ableitens selbst gehörte. daß sie zum Wesen des Ableitens selbst gehörten. (Es war,c [a|A]als hätten wir versucht, die eigentliche Artischoke zu finden, indem wir ˇsie ihrer die Blätter entkleideten.)
 
   
   
Das
Der Gebrauch des Wortes
[a|A]bleiten ist allerdings
im Beispiel
in
(7[4|5]) dargestellt; d.h., dieses Beispiel zeigt uns einen aus der Familie der Fälle,
für die
in denen
dieses Wort gebraucht wird. Und die
Beschreibung
Erklärung
, des Gebrauchs dieses Wortes, wofür dieses Wort gebraucht werde, so wie die des oder das Wortes ’lesen’, oder ˇde[s|r] Ausdrucks, ‘geführt werden’, besteht wesentlich in einer Auswahl von Beispielen, welche charakteristische Züge des Gebrauchs ˇvor Augen führen hervorheben. Manche dieser Beispiele werden einen solchen Zug in übertriebener Form darstellen, manche in Übergangsformen, manche werden ˇuns sein Abklingen zeigen. Stelle Dir vor, es wollte Dir jemand einen Begriff
205
ˇgeben von den ˇ
besonderen
charakteristischen
Gesichtszügen ˇder Mitglieder einer gewissen Familie. Er tut dies, indem er Dir Familienportraits zeigt & ˇdabei auf gewisse ˇdie charakteristischen Züge in ihnen hinweist[,|.] [&|U]nd [s|S]eine Aufgabe wird darin
liegen
bestehen
, Dir diese Bilder in der richtigen Folge & in den richtigen Zusammenstellungen zu zeigen; so daß Du z.B. sehen kannst, wie ein gewisser Einfl[u|ü]ße die Züge eines Teils Zweiges der Familie ˇnach & nach geändert ha[t|b]en; oder, in welcher besondern [w|W]eise diese Gesichter dieser Familie altern, welche Gesichtszüge dabei besonders hervortreten,
u.s.f.
etc.
 
   
   Es war nicht ˇdas die
Aufgabe
Funktion
unserer Beispiele, das Wesen des Ableitens, [l|L]esens,
u.s.f.
etc.
, durch einen Schleier unwesentlicher Züge sehen zu lassen[[.|;]|.] ˇUnd Die die Beispiele waren nicht Beschreibungen eines Ä[ü|u]ßern zu dem Zweck, uns ˇauf einen Kern erraten ein Inneres ahnen zu lassen, den das wir aus irgend einem Grund nicht in seiner Nacktheit zeigen
können
konnten
. Wir sind versucht, zu gl denken, daß diese Beispiele indirekte
Hilfsmittel
Mittel
sind, um in unserm Geist eine gewisses Bild, eine gewisse Idee,
entstehen zu lassen
zu erzeugen
; daß sie etwas andeuten, was sie nicht zeigen können. (Dies
geschähe etwa,
wäre etwa so,
wenn ich jemandem ‘ein Bild davon geben möchte’, wie es war, als Leute
in früheren Zeiten
seinerzeitˇin meiner Jugend
Walzer tanzten.)
 
   
   Unsere Methode ist rein beschreibend; die Beschreibungen, die wir geben, sind nicht Andeutungen von Erklärungen.
 
   
   “Aber, lesen”, möchten wir sagen, “ist doch ein ganz bestimmter Vorgang! Lies eine Druckseite, dann kannst Du's sehen; es geht da etwas ˇbesonderes vor, was sich mit
nichts verwechseln läßt
nichts anderm vergleichen läßt
.”
Nun, was geht denn vor, wenn ich lese[:|?] Ich sehe gedruckte Wörter & spreche Wörter aus. Aber das ist natürlich nicht alles, denn
206
ich könnte ja leicht gedruckte Wörter sehen & Wörter aussprechen & es wäre doch nicht lesen. Auch dann nicht wenn die Wörter die ich spreche den gedruckten Wörtern die sind, die man von jenen gedruckten Wörtern, einem bestehenden Alphabet entsprechend, ablesen soll. Und wenn wir Du sag[en|st], das Lesen sei ein ganz bestimmtes Erlebnis so spielt es ja dabei gar keine Rolle, ob Du nach einer ˇvon den Menschen allgemein anerkannten Regel des Alphabets liest, oder nicht. – Worin besteht also das Charakteristische am Erlebnis des Lesens? – Da möchte ich sagen[;|,][d|D]ie ˇgesprochenen Wörter kommen in besonderer Weise”. Nämlich sie kommen nicht so, wie sie kämen, wenn ich sie z.B. ersänne. Sie kommen von selbst. Aber auch das ist nicht genug; [D|d]enn mir können ja ˇallerlei Wörter einfallen während ich auf die gedruckten Wörter schaue & ich habe damit diese doch nicht gelesen. Da könnte ich noch sagen, daß mir die gesprochenen Wörte[r|r] ˇauch nicht so einfallen, als erinnerte mich z.B. etwas an sie. , ¥
. [s|S]ondern
die gesprochenen Worte
sie
schlüpfen ˇbeim Lesen gleichsam herein. Ja, ich kann ein gedrucktes Wort – wenn ich die Druckschrift kenne – gar nicht ansehen, ohne einen eigentümlichen Vorgang des inneren Hörens des Worts.
 
   
   ↺Ich möchte z.B. nicht sagen: “Das (gedruckte) Wort Zeichen “nichts” erinnert mich immer an den Laut “nichts”” Ich sagte doch die gesprochenen Worte kämen beim Lesen ‘in besonderer Weise’; aber in welcher Weise? Ist dies nicht eine Fiktion? Sehen wir uns doch einzelne Buchstaben an &
geben acht
sehen wir nach
in welcher Weise der Laut des Buchstabens kommt.
⌊⌊79    ⌋⌋ Lies den Buchstaben ‘A’. Nun wie kam der Laut? Wir wissen gar nicht[t|s]s darüber zu sagen. – Nun lies den
207
⌊⌊
79(Ƒ)
⌋⌋ Buchstaben ‘a’ im Spiel (37) indem Du die entsprechende Bewegung mit der Hand machst! Wie kam diese Bewegung? anders als der Laut im vorigen Versuch? – Ich habe in die Tabelle geschaut & die entsprechende Bewegung gemacht; mehr weiß ich nicht zu sagen. – Nun schau auf das Zeichen ‘
’ und laß Dir ˇdabei einen Buchstaben einfallen; sprich ihn aus. Mir [v|f]iel der Laut ‘U’ ein, aber ich könnte nicht sagen, d es war ein wesentlicher Unterschied in der Art & Weise, wie dieser Laut kam. Der Unterschied lag da in der etwas andern Situation: ich hatte mir vorher gesagt, ich
solle
wolle
mir einen Laut einfallen lassen; es war eine gewisse Spannung da, ehe der Laut kam. Und ich mir [v|f]iel // kam // ˇdabei nicht der Satz ein Und ich sagte mir nicht: “ …” “das ist ein ‘U’”,
wie beim Anblicken des Zeichens ‘U’.
wie er mir beim Anblick des Zeichens ‘U’ kommt.
Auch war mir jenes Zeichen nicht vertraut, wie die Buchstaben; ich sah es gleichsam gespannt, mit einem gewissen Interesse für seine Form an, ich dachte dabei an ein umgekehrtes σ. Und wenn Du sagst, der Buchstabe A ‘erinnere[d|D]ich nicht an den Laut, wie etwa der Anblick eines Rasiermessers Krokodils an das Wort ’scharf fressen’, so gibt es da Übergänge; Du könntest z.B. die Form an einem Holzbock oder ˇan einem Dachstuhl sehen & der Laut A ‘a’ fiele Dir nicht ein; oder ˇaber der Anblick könnte Dich an ein A erinnern & Du sprichst den Laut aus. – Stelle Dir vor, Du müßtest nun das Zeichen wirklich als Lautzeichen benützen, Du würdest gewohnst Dich also daran,, gewöhnen, bei seinem Anblick einen bestimmten Laut auszusprechen, ˇetwa den Laut ‘st’. Können wir mehr sagen, als daß nach einiger Zeit
dieser
jener
Laut automatisch kommt,
208
wenn wir das Zeichen sehen? D.h.,
ich frage mich
wir fragen uns
bei seinem Anblick nicht mehr: , “Was ist das für ein Buchstabe?”, – auch sage ich mir natürlich nicht: , “Ich will beim diesem Zeichen den Laut ‘[| st]sagen ˇaussprechen”, noch auch “Dieses Zeichen erinnert mich irgendwie an den Laut ‘[| st]’”.
 
   
   Was ist nun an
dem Satz
der Behauptung
, das Lesen sei doch ‘ein ganz bestimmter Vorgang’. Das heißt doch wohl, beim Lesen finde immer ein bestimmter Vorgang statt, den wir wiedererkennen. – Aber wenn ich einmal einen Satz im Druck lese & ein andermal mich im Spiel (37) nach einem Satz bewege unter Benützung der Tabelle, – findet hier wirklich der gleiche seelische Vorgang statt? Dahingegen ist aber freilich eine Gleichförmigkeit im Erlebnis des Lesens einer Druckseite! Denn der Vorgang ist ja ein gleichförmiger. Und es ist ja
leicht verständlich
natürlich
, daß sich dieser Vorgang unterscheidet von dem ˇetwa, sich Wörter beim Anblick beliebiger Striche einfallen zu lassen. Denn schon der bloße Anblick einer gedruckten Zeile ist ja ungemein charakteristisch, d.h., ein ganz spezielles Bild: Die Buchstaben alle ungefähr von der gleichen Größe, unzählige immer wiederkehrend[.|;] Ddie Wörter, die sich zum großen Teil ständig wiederholen & uns unendlich wohlvertraut sind, ganz wie wohlvertraute Gesichter. – Denke an das Unbehagen, das wir empfinden, wenn die Rechtschreibung eines Wortes geändert wird[;| (]& an die noch tiefern Gefühle, die eine solche Änderung in andern Zeiten Fragen der Schreibung eines Wortes // von Wörtern // in manchen Menschen aufgeregt hat haben). Freilich, nicht jede Zeichenform hat sich uns tief eingeprägt. Ein Zeichen wie ‘~’ für die Verneinung kann, ohne in uns etwas aufzuregen, durch ein beliebiges andere ersetzt werden. – Bedenke, daß das
gesehene
geschriebene
209
Wortbild uns in ähnlicher Weise vertraut ist wie das gehörte. – Auch gleitet der Bl[e|i]ck anders über die gedruckte Zeile, als über eine Reihe beliebiger [S|H]aken Striche (Ich rede ˇhier nicht von dem was durch Beobachtung der Augenbewegung festgestellt werden kann.)
Er
Der Blick
gleitet, möchte man sagen, besonders widerstandslos, ohne hängen zu bleiben,
& doch ohne zu rutschen.
& doch rutscht er nicht.
Und dabei geht ein Sprechen vor sich ohne Willensentschlüsse unwillkürliches Sprechen in der Vorstellung vor sich. Frage Dich ob Du Dir Und so verhält es sich, wenn ich Deutsch
und
oder
andere Sprachen lese, gedruckt oder geschrieben, & in verschiedenen Schriftarten. – Was aber von dem allen ist für das Lesen als solches wesentlich? Nicht ein Zug der in allen Fällen des Lesens vorkäme. ¥
Neue Zeile [S. 231]
 
   
   Aber empfinden wir nicht bei wenn wir lesen eine Art [v|V]erursachung unseres Sprechens durch die Wortbilder?
⌊⌊80    ⌋⌋ Lies z einen Satz, & nun schau der Reihe
entlang & sprich dabei einen Satz. Ist es nicht
deutlich fühlbar
klar
, daß im ersten
Versuch
Fall
das Sprechen mit dem Anblick der Zeichen verbunden war & im Zweiten
ohne Verbindung
unverbunden
neben
dem Schauen
der Tätigkeit des Blicks
herläuft? // Ist es im ersten Fall ↺nicht deutlich fühlbar, daß das Sprechen mit dem Anblick [|der Z]eichen verbunden ist, & läuft es nicht im im zweiten nicht ohne Verbindung neben dem Schauen her? //
 
   
      Aber warum sagst Du, wir fühlten eine Verursachung? Verursachung ist doch das, was wir durch Experimente feststellen, indem
210
wir das regelmäßige Zusammentreffen von
Ereignissen
Vorgängen
beobachten. Wie könnte ich denn sagen, daß ich eben das, was so durch Versuche festgestellt wird, fühle? (Später ˇeinmal muß noch hievon die Rede sein.) Eher könnte man sagen, ich fühle, daß die Buchstaben der Grund sind warum ich so & so lese. Denn wenn mich jemand fragte:, “[W|w]arum liest Du so?”, so begründe ich es durch die Buchstaben, welche da stehen. – Aber was soll es heißen diese Begründung, die ich ausgesprochen, gedacht, habe, zu fühlen? – Ich möchte sagen, : ich fühle ˇbeim Lesen einen gewissen Einfluß der Buchstaben auf
das
mein
Reden
mich, aber nicht einen Einfluß jener Schnörkel auf das, was ich rede. Vergleichen wir wieder einen einzelnen Buchstaben mit einem solchen Schnörkel. Würde ich auch sagen, ich fühle den Einfluß von ‘i’ wenn ich diesen Buchstaben lese? Es ist natürlich ein Unterschied, ob ich beim Anblicken von ‘i’ den Laut ‘i’ sage, oder beim Anblicken von . Der Unterschied ist, daß ˇdas innere Hören des i-Lauts die Vorstellung des beim Anblickenc des Buchstabenc in der Vorstellung ˇbeim Anblick des Buchstaben automatisch, ja gegen meinen Willen, beim Anblick des Buchstaben kommt geschieht; & wenn ich den Buchstaben laut lese,
sein
das
Aussprechen [A|a]nstrengungsloser
ist ist
geschieht
, als ich wenn ich beim Hinschauen auf ‘i’ sage. – Das heißt,
es
das
verh[a|ä]lte sich so, wenn ich den Versuch mache;
aber natürlich nicht,
nicht aber,
wenn ich, zufällig auf den Strich sehend, in irgend einem Zusammenhang ˇetwa ein Wort ausspreche, in dem der i-Laut vorkommt.
 
   
    Wir wären ja nie auf den Gedanken gekommen, wur wir fühlten einen Einfluß der W[ö|o]rterbilder Buchstaben ˇauf uns beim [l|L]esen wenn wir ↻nicht diesen ihren Fall mit dem beliebiger Striche verglichen hätten. Und
211
hier merken wir allerdings einen Unterschied[;|.] Und diesen Unterschied deuten wir als Einfluß, & Fehlen des Einflusses. Und zwar sind wir zu dieser Deutung ˇdann besonders geneigt, wenn wir absichtlich langsam lesen, – etwa um zu sehen, was denn beim Lesen geschieht. Wenn wir uns sozusagen recht absichtlich von den Buchstaben führen lassen. Aber dieses ‘mich führen lassen’ besteht eben nur darin, daß ich mir die Buchstaben gut anschaue, etwa gewisse andere Gedanken ausschalte. – Überlege Dir hier, was Du eigentlich tust, wenn Du jemand Dich bei der Hand einen Weg führen läßt. –
 
   
    Wir bilden uns ein, wir nähmen durch ein Gefühl, quasi, einen [V|v]erbindenden Mechanismus wahr zwischen dem Wortbild & dem Laut den wir [S|s]prechen. Denn, wenn ich ˇvom Erlebnis des von Einflu[ß,|s]ses, ˇder Verursachung, des Geführtwerdens rede, so soll das ja heißen, daß ich sozusagen die Bewegung der Hebel fühle, die den Anblick der Buchstaben mit dem Sprechen der Laute verbinden.
 
   
    Ich hätte nun mein Erlebnis beim Lesen eines Wortes auf verschiedene Weise treffend
in
mit
Worten darstellen können. So hatte könnte ich sagen, ich was beim Lesen eines Wortes geschehe, sei nicht bloß, daß ich es sehe & dabei etwas ausspreche, sondern ich fühle auch, daß mir das Geschriebene das was ich sage eingebe. Aber ich hätte auch sagen können, daß beim Lesen des Geschriebenen (oder Gedruckten) der Worte das Bild des Buchstaben & die des der Lautes
eine eigentumliche Einheit bilden. So …
in einem eigentümlichen Sinn eine Einheit bilden; so
daß man um die Aus den Laut d den Zusammenhang des Lautes e
212
mit dem Schriftzeichen ‘e’ dadurch erklären möchte,
indem
daß
man auf das Zeichen weisend sagt: “Das ist ja ein e”. (Ein Zusammenhang, eine ‘Einheit’, die,
der zwischen dem ˇBild des Buchstaben & seinem Klang
dieser nicht unähnlich
ist, besteht z.B. zwischen den Gesichtern berühmter Männer & ˇdem Klang ihre[n|r] Namen. Wenn Du Dir ˇ z.B. etwa die Namen ˇwie Schubert, Haiden, Mozart, sagst & Dir dabei an die Gesichter d[er|ie]ser Männer vorstellst, so kann es Dir so vorkommen, als ob jene Namen ein der richtige Ausdruck für diese Gesichtszüge wären; daß etwa mit dem Namen Schubert dieses Gesicht richtig beschrieben
sei
ist
.) Es ist mir, wenn ich das Erlebnis dieser Einheit habe, als könne ich ˇ z.B. beim Lesen des Wortes ‘ja’ z.B. zwischen dem Geschriebenen Wort ‘ja’ & dem ausgesprochenen
nicht
nicht recht
unterscheiden;
ich könnte sagen, das Aussprechen sei …
oder, wie ich auch sagen könnte, als wäre das Aussprechen
ein Teil der Wahrnehmung des Zeichens selbst.
 
   
   Aber jetzt lies einmal ein paar Sätze im Druck, so wie Du's gewöhnlich tust, ohn wenn Du nicht an den Begriff des Lesens denkst; & ˇnun dann frage Dich dann, ob Du beim Lesen solche Erlebnisse der Einheit, des Einflusses etc. gehabt hast[?|.] Sage nicht, Du habest sie unbewußt gehabt! – Auch lassen wir uns nicht durch das Bild verleiten: ‘[b|B]eim Na nähern Hinsehen’ zeigen sich diese Erscheinungen. (Wenn ich beschreiben will, wie ein
Gegenstand
Berg
aus der Ferne ausschaut, so wird diese Beschreibung nicht genauer ↺dadurch, daß ich
sage
beschreibe
, was ich an ihm bei der Betrachtung aus der Nähe aus der Nähe ˇan ihm sehe.)
 
   
      Ich kann zwar sagen, wer liest, werde von den Buchstaben geführt; & wer einen Satz sagt & dabei jener Reihe von Schnörkeln entlang schaut,
213
werde nicht geführt. Dies ist eine Erklärung für den, der den Ausdruck ‘von Buchstaben geführt werden’ versteht ehe er das Wort ‘lesen’ versteht. Aber es wäre falsch zu sagen: “Wer liest hat das Gefühl, Erlebnis, des Geführtwerdens”. [|(][e|E]s sei denn, daß damit bloß jedem Erlebnis beim Lesen der Name ‘Erlebnis des Geführtwerdens’ gegeben werden soll.)
      Denke wieder daran, was Du er[be|le]bst, fühlst, wenn Du einen Weg geführt wirst.
 
   
⌊⌊81⌋⌋     Denke Dir diesen Fall: Du bist auf einem ebenen Platz (vielleicht mit verbundenen Augen) & wirst von jemand an der Hand geleitet, bald rechts bald links; Du must immer
des
irgendc eines unerwarteten
Zuges seiner Hand gewärtig sein, & etwa achtgeben, daß Du bei eine[r|m]
allzu
ganz
unerwarteten ˇZug nicht stolperst. (Dies könnte in irgend einem Spiel vorkommen.) – Oder IV aber dieser Fall: Jemand führt Dich einen Spazierweg. Ihr geht im Gespräch ˇneben einander her & Du gehst wo immer er geht, gehst Du auch. – Oder V: Du gehst eine Straße entlang (& wirst von ihr geführt). – Oder ˇaber II: Du wirst von jemandem an der Hand dort & dahin geschleppt, wo Du nicht gehen willst. – Oder III: Du wirst im Tanz von einem Partner geführt. Du stellst Dich so rezeptiv als möglich ein, um ˇseine Absicht zu erraten & dem leisesten Drucke zu folgen. [Nach den Ziffern zu ordnen] Alle diese Situationen sind einander ähnlich; aber was ist allen den Erlebnissen gemeinsam?
 
   
    “Aber geführt werden ist doch ein bestimmtes Erlebnis.” – Über diesen Gebrauch des Wortes ‘bestimmt’, später. Aber es ist jedenfalls
214
nicht immer dasselbe Erlebnis. Und wenn Du sagst, es ist ein bestimmtes Erlebnis, so ist die Antwort darauf:
Nein, …
Du denkst an ein bestimmtes Erlebnis des geführt werdens.
 
   
82
Überlege Dir etwa diese Fälle: Im Spiel (38) wird Einer schaut [e|E]iner,
der
welcher
nach den Befehlen eine Linie zieht vor jedem Linienstück gewissenhaft auf den Buchstaben im Satz. Wir können uns davon leicht eine Vorstellung machen, & ˇwir werden sagen: der wird geführt.
 
   
   Nehmen wir an B mache es im Spiel (47) ebenso; wenn wir nun aber die Zahl der Sätze ˇin dem Spiel erweitern, etwa die Sätze ‘a c a a’ & ‘c c a a’ einführen wollen, so reagiert B gar nicht auf sie; er benimmt sich als haben wir ihm etwas gänzlich
fremdes
fremdartiges
gezeigt. Soll ich nun sagen, sein genaues Ansehen jedes Buchstaben etc. sei nur automatisches Handeln gewesen. Er habe die Sätze doch nicht als Sätze aufgefaßt, sondern, sozusagen, nur als Wörter?
 
   
83       Denke Dir das Spiel (38) mit Hilfe der Tabelle ([4|3]7) gespielt. Es gibt nun verschiedene
Varianten
Versionen
: nach der einen zieht B die Linienstücke immer parallel zu den Pfeilen der Tabelle, nach einer andern aber in einem Winkel von 30˚ zu ihnen, etc.. Du kannst Dir nun jemanden vorstellen der immer wieder vergißt, welche Version er spielt. Er schaut gewissenhaft in die Tabelle, zieht aber dann regellos in irgend einer Linien Richtung. Das könnte man sich so vorstellen daß er jedesmal ein anderes Erklärungsschema der Tabelle im Geiste vor sich sieht.
215
Aber wenn er nun das Spiel richtig spielte, so würden wir doch sagen er werde geführt, & habe das Erlebnis des Geführtwerdens, auch wenn er kein Erklärungsschema der Tabelle vor sich sieht. Warum also nicht auch hier? Und wird er nun geführt, wenn er gewissenhaft in der Tabelle nachschaut & gewissenhaft regellose die Striche zieht? ⌊⌊ˇ “Aber, wer ˇsich nach den Pfeilen richtet, sagt sich doch: [|]Ich ziehe den Strich darum so, weil der Pfeil dahin zeigt’.” – Aber warum sollte unser vergesslicher Freund sich nicht gerade das sagen? ⌋⌋
 
   
   Es kann Einer auch die Sätze ˇ& welche Figur sie bedeuten in (47) auswendig wissen, aber sich dennoch, gleichsam zur Vorsicht von ihnen führen lassen: sie Buchstabe für Buchstabe ansehen etc..
 
   
84     Stelle Dir auch diesen Fall vor: Wir zeigen Einem, der das Spiel (37) gespielt hat einen Satz dieses Spiels; & ˇdann sagen ˇwir ihm dann: “Nun richte Dich nicht nach diesem Satz sondern [g|G]ehe, wie es Dir ˇgerade einfällt”. Wir bemerken nun, daß der Weg den er nimmt immer eine bestimmte Beziehung zu dem Satz hat, den wir ihm gezeigt hatten[.| (]Er geht etwa immer entgegen den Pfeilrichtungen der Tabelle.) Wird dieser – –
 
   
      Wenn ich mir das Erlebnis des Geführtwerdens vergegenwärtigen will, so stelle ich mir das ‘gewissenhafte’ Nachsehen, etc., vor. Ich nehme dabei sogar einen bestimmten Gesichtsausdruck an (etwa den eines gewissenhaften Buchhalters). An diesem Bild ist z.B. die Sorgfalt sehr wesentlich; an einem andern Bild des Geführtwerdens etwa // wieder // , das Ausschalten jedes eigenen Willens. (Denke Dir, daß [e|E]iner das, was der gewöhnliche Mensch mit den Zeichen der Unachtsamkeit tut, mit dem Ausdruck – & warum nicht mit den Empfin-
216
dungen? – der Sorgfalt
begleitet
macht
: Er wäscht läßt das Geschirr ab, läßt einige Stücke sorgsam auf den Boden fallen, verschüttet ˇebenso
das Wasser
die Tinte
auf dem Tisch,
etc.
u.s.f.
. Ist er nun sorgfältig? –) Stelle ich mir so einen bestimmten Vorgang lebendig vor, so erscheint er mir als das Erlebnis des Geführtwerdens (oder Lesens). Nun aber frage ich mich: “Was tust Du? – Du schaust auf jedes Zeichen, Du machst dieses Gesicht dazu, Du ziehst das Linienstück langsam (u. dergl.). – Das ist also das Erlebnis des Geführtwerdens? Da möchte ich sagen: “Nein, das ist es nicht; es ist etwas Innerlicheres, Wesentlicheres”. – Es ist, als ob zuerst all diese mehr oder weniger unwesentlichen Vorgänge in eine bestimmte Atmosphäre gekleidet wären, die sich nun verflüchtigt, wenn ich
sie beschreiben will.
genau hinschaue.
 
   
      Frage Dich, wie Du ‘mit Bedacht’ eine Strecke parallel zu einem Pfeil ziehst, ein andermal mit Bedacht in einem Winkel zu dem Pfeil. Was ist das Erlebnis des Bedachts? Da fällt Dir gleich eine bestimmte Miene, eine Gebärde ein, & dann möchtest Du sagen: “und es ist eben ein bestimmtes inneres Erlebnis”. (Womit Du natürlich gar nichts mehrc gesagt hast.)
 
   
   (Du merkst einen Zusammenhang mit der Frage nach dem Wesen der Absicht, des Willens, – des Meinens & Verstehens.)
 
   
85
Mache einen beliebigen Fahrer auf dem Papier und nun zeichne ihn daneben nach , indem Du laß Dich von ihm führen. – Ich
könnte
möchte
sagen, : “Gewiß! ich habe mich jetzt führen lassen. Aber
217
was dabei charakteristisches geschehen ist –? Wenn ich sage, was geschehen ist, so kommt es mir nicht mehr charakteristisch vor.”
 
   
   Aber nun merke ich dies: Während ich mich führen lasse ist alles
recht
ganz
einfach, ich merke nichts Besonderes; aber danach, wenn ich mich frage, was damals geschehen ist, so scheint etwas es etwas Unbeschreibbares geschehen gewesen zu sein. Danach genügt mir keine Beschreibung. Ich sage mir Ich kann, sozusagen, nicht glauben, daß ich bloß hingeschaut, das Gesicht gemacht, den Strich gezogen habe. – Aber erinnere ich mich denn an etwas anderes? Nein; & doch kommt mir vor, als müsse etwas [a|A]anderes gewesen sein; und zwar dann, wenn ich mir dabei das Wortcführenc
, vorsage
sage
ˇ, ‘Einfluß’, und andere, sage // vorsage // . Denn ich bin doch geführt worden, sage ich mir. – Dann erst tritt die Idee jenes Dann ethärischen, ungreifbaren, Einflusses auf. (Zusammenhang mit dem Problem des ‘willkürlichen Handelns’. [.|W. James]: [w|W]as geschieht, wenn ich, nach längere[r|m] Überleg[un|en]g, des morgens ˇaus dem Bett steige. aufstehe.
 
   
   Ich
habe nämlich das Gefühl
fühle nämlich
, nachtr wenn ich nachträglich über das Erlebnis denke, daß das Wesentliche
daran
an ihm
das ‘Erlebnis eines Einflusses’, einer Verbindung ist, im Gegensatz zu irgend einer bloßen Gleichzeitigkeit von Phänomenen[;|.] [z|Z]ugleich dabei aber möchte ich kein erlebtes Phänomen ‘Erlebnis des Einflusses’ nennen. (
Hier liegt die Idee
Die Idee
: der Wille ist kine [e|E]rscheinung.) Ich möchte sagen, ich hätte das ‘Weil’ erlebt
; –
; &
doch will ich keine Erscheinung ‘Erlebnis des Weil’ nennen.
 
   
86     Vergleichen wir damit diesen Fall: Jemand soll sagen, was er fühlt, wenn [er|ih]m er ein Gewicht auf der flachen Hand ruht hält. – Ich kann mir
218
nunc vorstellen, daß jemand sagt hier ein Zwiespalt entspeht: Einerseits sagt er sich, was er fühlte, sei ein Druck gegen die Handfläche & eine Spannung in den Muskeln seines Arms; anderseits will er sagen: “aber das ist doch nicht [a|A]alles; ich empfinde doch einen Zug, ein Streben, des Gewichts nach unten!”. Aber wann empfindet er denn dieses ‘Streben’? Doch [w|W]enn er an das ‘Streben’ denkt. Mit dem Worte ‘Streben’ ist hier ein bestimmtes Bild, eine Geste, ein Tonfall, verbunden; und die das ’Empfindung Empfinden des Strebens’ hast Du, wenn Dir dieses Bild, ˇdiese Geste, ja, dieses Wort, vorschweben. (Denke auch daran: ˇManche Menschen sagen manchmal, von
jemandem
dem & dem
gehe ‘ein Fluidum’ auf sie aus. ) (Daher fiel uns auch das Wort ‘Einfluß’ ein.) Das Erlebnis Ich möchte sagen, “Ich erlebe das Weil”.,aAber nicht, weil ich mich dieses Erlebnisses erinnere, sondern, weil ich beim Philosophieren über
das, was ich erlebe
dieses mein Erlebnis
,
dies
dieses
, gleichsam, durch das Medium (die Atmosphäre) des Begriffes ‘weil’ (oder ‘Einfluß’, ˇoder ‘Ursache’, oder ‘Verbindung’) etc.) anschaue. Denn freilich tue ich, was ich tue, unter dem Einfluß der Vorlage Denn es ist schon richtig, zu sagen, ich zeichne habe diese Linie unter dem Einfluß der Vorlage gezeichnet; diese
lag
liegt
aber nicht
bloß
einfach
in dem, was ich
während dem
beim
Ziehen der Linie füh empfinde, sondern auch, z.B., darin, daß ich sie der andern parallel ziehe (obwohl auch das natürlich für das Geführtwerden nicht allgemein wesentlich ist). Wir sagen auch: “Du siehst ja, daß ich von ihr geführt werde”; & was sieht der, der das sieht? – Es kann aber auch das das Geführtwerden ausmachen, was ich über den Vorgang darnach im nachhinein sage. // sage, wenn er schon geschehen ist. // Z.B., daß ich sage “[i|I]ch bin geführt worden”. – Dies klingt gewiß befremdlich, denn wie kann etwas da-
219
durch
nachträglich
im nachhinein
wahr werden, daß ich sage es habe sich so verhalten? – Es handelt sich aber hier um eine eigentümliche Benutzung der Die ˇVerwendung der Vergangenheitsform ist aber hier in ähnlicher der des Verbums ‘meinen’ in Sätzen wie: “Als ich von Heinrich
IV.
dem vierten
sprach, meinte ich den König von Frankreich”. (Hievon muß
später
noch
die Rede sein.) – Ich will aber sagen, daß wir, Wir werden unter Umständen, (auch
darum
dann
) sagen, jemand sei geführt worden,
weil
wenn
er nachträglich seine Handlung unter dem Begriff des Geführtwerdens sieht. (
Das hängt auch damit …
Dies hängt damit
zusammen, daß wir sagen, jemand könne das Motiv seiner Handlung ↺mit Sicherheit wissen
// ; nicht aber ihre Ursache.) //
.)
 
   
   Und [w|W]enn wir sagen ich zu mir selbst sage: “Ich werde doch geführt“, so machen wir ich etwa eine Handbewegung dazu, die das Führen ausdrückent soll: Und da ist es nun wichtig daß wir ganz leicht eine Handbewegung machen können
gleichsam
so etwa
als
leiteten
en
wir jemand, ohne doch jemanden oder irgendetwas zu leiten.

86
Mache eine solche Handbewegung[;|,] gleichsam als leitetest Du jemand entlang (ohne es aber wirklich zu tun) & frage Dich, worin denn das Führende dieser Bewegung besteht. Denn Du hast hier eingestandenermaßen niemanden geführt & doch
möchtest
könntest
Du die Bewegung eine ‘führende’ nennen. Also war in dieser Bewegung & der Empfindung dabei nicht das Wesen des Führens enthalten & doch konntest Du nicht umhin diese Bezeichnung zu gebrauchen. Es ist eben eine Erscheinungsform des Führens, die Dir diesen Ausdruck aufdrängt. – Erinnere Dich
220
der Discussion
von
des F Spieles
.
 
   
87     Denke Dir eine Fläche die in verschiedenen Farben gemalt ist. Und zwar ist etwa ein Stück grün. Das Grün geht nach verschiedenen Seiten in andere Farben über; nach der einen wird es immer gelblicher & endlich reines Gelb, nach einer andern wird es bläulicher & endlich
blau
himmelblau
, &
das Blau
dieses
geht nach einer andern Richtung in Weiß über, etc..
In manchen Richtungen
Nach manchen Seiten hin
wech[l|s]elt die Farbe rasch, – man könnte sagen, das Farbengefälle ist steil, – nach andern ist es flacher & Stückweise ist es ganz oder beinahe eben. – Denke Dir nun diese Fläche groß, daß Du sie nicht überschauen kannst; Du gehst etwa auf ihr spazieren. – Du
stehst
bist
gerade im Blauen & [B|[b|B]]läulichen ˇGebiet; nun sollst Du sagen, was für eine Farbe die Fläche hat. Es besteht nämlich eine Tendenz, zu
glauben, sie habe eine Farbe.
sagen, sie habe im Grunde nur eine Farbe.
Da wirst Du versucht sein, zu sagen: “Sie ist eigentlich blau; freilich spielt das Blau auch in andere Farben, aber das Gemeinsame, das Charakteristische ist: sie ist blau.”
 
   
   Kommst Du nun aber mehr ins Rötliche, so wird sich Dein Gefühl ändern; & Du wirst sagen wollen: “Vielleicht hätte ich eigentlich sagen sollen, sie ist blaurot; das Blaue war nur ein Grenzfall; eigentlich ist sie blaurot.” Du könntest dann von Farbe zu Farbe geführt & von jeder betrogen werden. An jeder möchten wir krampfhaft festhalten, – bis keine Spur mehr von ihr da ist & wir einem andern Eindruck unterliegen.
 
   
   Ie wohlvertrauter ˇmir dann & je stärker der
221
der Farbton ist, je stärker der Eindruck, den er auf mich macht, desto mehr bin ich geneigt ihn für die Farbe der Fläche zu nehmen.
 
   
    So ˇist es wenn man uns fragt: , gefragt wird: “Worin “Was ist das Wesen der Strafe?”, – und nun der Eine sagt, eigentlich ist jede Strafe eine Ra ein Akt der Rache, ein Anderer, das Wesen der Strafe ist Abschreckung, u.s.f.. Aber gibt es nicht typische Fälle der Rache der Gesellschaft, & wieder typische Fälle
einer
der
Abschreckungsmaßnahme, & andere, der Strafe als Besserungsmittel;? & nicht unzählige
Mischungen & Zwischenstufen?
Zwischenstufen & Mischungen?
 
   
    Würden wir also nach dem Wesen der Strafe gefragt, oder nach dem Wesen der Revolution, oder nach dem Wesen des Wissens, oder des kulturellen Verfalls, oder des Sinnes für Musik, – so würden wir nun nicht versuchen, ein Gemeinsames aller Fälle anzugeben, nicht das, was sie alle eigentlich sind, – also ein Ideal, das in ihnen allen enthalten ist; sondern statt dessen Beispiele, gleichsam Zentren der Variation.
 
   
      So, wenn man uns fragt: “Worin besteht ‘Lesen’?”, so möchten wir sagen: Lesen ist eine bestimmte geistige Tätigkeit. Dann sind wir geneigt etwas zu lesen, um zu sehen, worin diese Tätigkeit besteht. Und zwar merken wir beim gewöhnlichen Lesen nichts, & wollen nun sehen näher zusehen. Da scheint es uns dann, als sehen wir jetzt etwas: die Wortgestalten sprechen in bestimmter Weise zu uns. Sie sind uns wohl|bekannte, ausdrucksvolle Physiognomien (dies gilt vielleicht besonders von den geschriebenen, & in einer
222
uns wohlvertrauten Handschrift). Und es ist gerade das Wohlvertraute des Eindrucks, das uns verführt zu glauben, hier hätten wir nun das Wesentliche. Aber wir brauchen nur weiter im Gebiet des Lesens spazieren zu gehen, & von diesem bestimmten Eindruck ist nichts mehr vorhanden, die Landschaft ändert sicht.
 
   
    So geht es uns mit vielen Begriffen – z.B. dem des Bildes, der Abbildung –: denken wir über sie nach, so denken wir zuerst an den Teil ihrer Ausdehnung, in dem wir, man könnte sagen, zu Hause sind. Von dort zieht es uns in die Weite; & wir werden nicht gewahr, daß aAlles sich nun nach & nach, ganzlich
ändert
geändert hat
. Und zu sagen: im Grunde ist es ja immer dasselbe, – heißt jetzt vielleicht nur mehr: von dort komme ich her, mit diesem Zustand will ich alles vergleichen. // , auf diesen Zustand will ich alles beziehen. //
 
   
       Was heißt es nun, wenn wir sagen, die ˇBuchstaben ˇunserer Schrift, die wir lesen gelernt haben oder ˇdie Wortbilder & Klänge, seien uns wohlvertraut, – oder wir erkennten sie wieder, wenn wir sie wahrnehmen?
 
   
    Gibt es ein Gefühl der Vertrautheit & haben wir es also, wenn ˇimmer wir vertraute, bekannte, Gegenstände wahrnehmen? Ja hast Du für gewöhnlich, wenn Du die wohlbekannten Dinge Deiner Umgebung ansiehst
ein Gefühl
Gefühle
der Vertrautheit? – Wann haben wir solche Gefühle so ein dieses Gefühl? – Es wäre aber leicht gewesen, zu sagen, bei welchen Gelegenheiten wir die entgegengesetzten Gefühle haben: was Überraschung, Erstaunen, Befremdung, etc. erzeugt. – Denken wir uns
dieses Spiel
diesen Vorgang
:
 
   
88       A zeigt dem B eine Reihe von Gegenständen;
223
B soll sagen, ob sie er sie kennt, oder nicht.
 
   
     So zeigt z.B. A dem B eine Reihe von Apparaten: eine Wage, ein Thermometer, ein Spektroskop, etc.. Vergleiche diese Fälle: A zeigt dem B. ˇetwa eine Reihe von Apparaten: etwa ein ˇThermometer, ein Spektroskop, ein Electrometer, eine Wage, u.a.; dann aber einen Bleistift, eine Feder, einen Kieselstein.
In einigen dieser Fälle, :
gibt es
vielleicht
ein Suchen & Nachdenken: “Was ist das nur?” – Dann aber ˇwieder sagt er
bloß
einfach
: “Natürlich [e|E]ine Wage!” – mit dem Gefühl “[d|D]as ist leicht!” (gleichsam [A|a]ufatmend). Bei Bleistift & Feder wunderte er sich vielleicht, daß ihm so [w|W]ohlbekanntes Gegenstände gezeigt würden wird, & beim Kieselstein
weiß
wußte
er ˇzuerst nicht, was er sagen sollte, weil er auf Gegenstände eingestellt
ist
war
, die einen bestimmten Zweck haben. Endlich
sagt
sagte
er mit einem Achselzucken: “Es ist ein gewöhnlicher Kieselstein”. – Bei manche[m|n] gewissen Gegenst[a|ä]nden sagte
B
er
: “Ich habe das schon oft gesehen, aber was es ist, weiß ich nicht”, bei andern, “Das schaut so aus, als wäre es irgend ein Werkzeug, aber ich weiß nicht, ˇwas für eines wozu”. In einem Fall sagt er, “[d|D]as ist ein Bleistift”, in einem andern, “Das ist Deine Feder”.
 
   
    Was geschieht nun, wenn B einen Bleistift als Bleistift erkennt?
 
   
89     A ha[b|t]e habe ihm ein einen [S|s]tabförmige[s|n]n Ding Gegenstand gezeigt, B nimmt ihn in die Hand & untersucht ihn; es zeigt sich, er besteht aus zwei Teilen, einer Kappe & einem Bleistift. B sagt: “Das ist ja ein Bleistift.” Wir könnten hier sagen: B hat schon gewußt, wie ein Bleistift aussieht; er hätte z.B. jederzeit einen
zeichnen
aufzeichnen
oder beschreiben können. Er wußte nicht daß das Ding, welches ihm gezeigt wurde, das enthielt, was er jederzeit hätte beschreiben können.
224
 
   
90     Vergleiche damit
den
diesen
Fall: Man zeigt B ein geschriebenes Wort& , hält es aber verkehrt. Er B erkennt es nicht; nun drehen wir das Blatt Papier langsam; endlich sagt B: “Jetzt seh' ich's, es
heißt
ist
“Bleistift”. – Wir könnten sagen: Er hat
schon
immer
gewußt, wie das Wort “Bleistift” ausschaut[.|;] [E|e]r wußte nicht aber nicht, daß das Wort, was man ihm zeigte, umgedreht so ausschauen würde.
 
   
    In (89) & (90) könnten wir sagen, es sei etwas versteckt gewesen. Merke aber die verschiedenen Anwendungen von “versteckt”.
 
   
91     Vergleiche damit dies: Du liest einen Brief & kannst
ein Wort nicht entziffern
eines der Worte nicht leseneines der Worte nicht entziffern
.
Dann
Nun
errätst Du aus dem Zusammenhang, es muß ‘Boden’ heißen; & nun kannst Du es lesen[;|:] Du erkennst diesen Strich als das ‘B’ diesen als das ‘o’ etc.. Dieser Fall ist verschieden von dem, in welchem das Wort durch einen Tintenkleks verdeckt war & Du
nur
bloß
ˇaus dem Zusammenhang errietst, daß hier dieses Wort gestanden haben mußte mußte muß.
 
   
92     Vergleiche damit: Du siehst ein Wort& , kannst es ˇaber nicht lesen; jemand verändert es ein wenig: er macht noch einen Strich dazu, verlängert einen, oder dergleichen; & nun kannst Du es lesen. In (90) hätte B sagen können “Ich habe auf das Wort geschaut während es gedreht wurde & ich habe gesehen, daß es sich nicht geändert hat. –
 
   
93     Angenommen, das Spiel bestehe darin, daß B dem A sagt, ob er einen Gegenstand erkennt; aber nicht, was der Gegenstand
sei
ist
. Nach einem Hygrometer,
das
welches
er
B
nicht erkennt, zeigt A ihm einen gewöhnlichen Bleistift.
225
B sagt, er erkenne ihn. – Was geschah da als er den Bleistift erkannte? Mußte er zu sich selbst sagen, obwohl er es nicht zu dem A ˇnicht sagte – dies sei ein Bleistift? Warum sollte das geschehen sein müssen? – Als was also erkannte er das Ding?
 
   
    Angenommen, selbst er hätte zu sich selbst gesagt, “Das ist ein Bleistift”, könntest Du diesen Fall mit (89) & (90) vergleichen? In diesen Fällen k[ö|o]nnte man sagen: “Er erkennt dieses Ding als jenes”, – wobei man z.B.
für ‘dieses
zuerst
auf den
verkappten
mit den Kappen bedeckten
Bleistift & für ‘jenes’ auf einen gewöhnlichen Bleistift
zeigt
weist
. Und analog
im Fall
in
(90).
 
   
    In (93) veränderte sich der Bleistift nicht, & die Worte “Das ist ein Bleistift” bezogen den Gegenstand nicht auf ein Muster eines Bleistifts. Hätte man B gefragt, hätte auf die Frage [w|W]as ist ein Bleistift[,|?] so hätte er unmittelbar auf diesen ˇhinweisen können.
 
   
    Aber als er sich sagte “Das ist ein Bleistift”, – wie wußte er das, wenn er
die Sache
das Dingc
nicht als irgend etwas erkannte. Das kommt ˇaber darauf hinaus zu fragen: “Wie hat er das Wort ‘Bleistift’ als den Gattungsnamen // als das Wort ˇfür diesesc ˇDing // dieser Art Ding den Namen für diese Art Ding das Wort für dieses Ding erkannt?” Nun, wie hat er ˇes
jenes
esˇdieses
erkannt? – Er hat auf den Anblick des Dinges damit reagiert, daß er
dieses Wort
diese Worte
sagte. mit diesem Wort auf den Anblick dieses Ding[s|es] reagiert.
 
   
⌊⌊94    ⌋⌋ – Denke Dir, jemand zeigte Dir Farben & Du solltest sie benennen. Du sagst nun, auf eine Farbe weisend, “[d|D]as ist rot”. Was
müßtest
könntest
Du antworten, wenn man Dich fragte: “Wie weißt Du, daß das rot ist?”?
// Wenn man Dich nun fragte “Wie weißt Du, daß das rot ist”, was könntest Du antworten? //
 
   
      Es gibt freilich den Fall, in welchem
226
dem B eine allgemeine Erklärung des Begriffs gegeben wurde z.B.: “Wir wollen ‘Bleistift’ alles nennen, was diese Form hat & was auf Papier schreibt.” Dann zeigt A ˇzeigt nun dem B unter anderm einen Stift, B versucht ihn auf einem Stück Papier & sagt “Das ist ein Bleistift”. In diesem Falle könnten wir sagen, f[a|i]ndet eine Ableitung statt; in (93) & (94) aber keine.
 
   
      Sollen wir nun sagen, daß B, als ˇA wir ihm er den Bleistift sah zeigten nach dem Hygrometer, da[ß|s] er noch nie gesehen hatte, beim Anblick des Bleistiftes das Gefühl der Vertrautheit mit dem Gegenstand hatte?
⌊⌊95    ⌋⌋ Stellen wir uns vor, wie es wirklich geschehen sein mag. Er sah den Bleistift, lächelte, fühlte Erleichterung, &
er sagte sich innerlich das Wort, oder sprach es aus.
das Wort kam ihm dabei in den Sinn, oder er sprach es aus.
 
   
   Aber wie ist es, : haben wir
hier
nun
ein ‘Gedankenexperiment’ gemacht? – Wie wissen wir denn, daß es sich so verhält, bloß dadurch, daß wir es uns so vorstellen? Was ist das für eine seltsame Weise, festzustellen, wie sich eine Sache verhält? – Oder
geht es,
ist es so,
weil diese V[ö|o]rgänge in mir stattfinden & ich also nur in mich hineinzusehen habe? – Von ‘innen’ & ‘außen’ wollen wir später reden, – aber jedenfalls, sollte man meinen, die Sache müßte eben jetzt in mir vorgehen, wenn ich sie jetzt in mir sehen soll. Auch habe ich mich nicht an den Fall erinnert, denn er ist mir nie geschehen.
 
   
     Nun kann man ja wirklich ein Experiment machen, dadurch, daß man sich etwas vorstellt. Nicht ein Experiment in der Vorstellung, d.i., das bloße Vorstellungsbild eines Experiments.
227
(Ein Laboratorium kann man nicht dadurch überflüssig machen, daß man sich Apparate & Versuche einfach vorstellt.)
⌊⌊96    ⌋⌋ Wenn mich z.B. jemand fragt[;|,] “Wie begrüßt Du den N., wie gehst Du auf ihn zu?”, so kann ich, um antworten zu können, mir vorstellen N trete herein & ich mache etwa dabei die Bewegung des Begrüßens. Und dies ist ein Versuch. Er mag mich täuschen, & was wirklich in so einem Fall geschieht mag etwas anderes sein; aber die Erfahrung lehrt vielleicht daß wirklich meißt das geschieht, was so ein Versuch zeigt. Hätte also die Frage gelautet: , “Lächelt ein Mensch in so einem Fall?”, so hätte ich allerdings den Versuch
durch vorstellen
mit der Vorstellung // durch ein Vorstellen //
machen können. – Weiß ich aber nun, daß man lächelt, oder nur, daß ich lächle? Und wenn das erstere, ist dann das Vorstellen nicht ein Erinnern? Jedenfalls nicht notwendigerweise ‘das Erinnern an bestimmte Fälle’.
 
   
⌊⌊97    ⌋⌋ – Die Aufgabe wäre: “Mache, wie man auf jemand unter den & den Umständen zugeht.” Hier kann das Erinnern die Form der Nachahmung haben; & ˇmuß nicht etwa ein visuelles Erinnerungsbild da sein, wonach
man
er
sich
beim Nachahmen
bei der Nachahmung
richtet. Und wenn ich nun mich selbst nachahme, ist das Erinnerung? –
 
   
⌊⌊98    ⌋⌋     Man sagt in solchen Fällen manchmal, nachdem man sich die Situation vorgestellt hat, : “Von mir weiß ich sicher, daß ich ˇin so einem Falle lächle, ich könnte gar nicht anders”. Aber könnte es nicht vorkommen, daß mir ein Augenzeuge sagte: “Ich versichere Dich, Du hast in diesen Fällen nie gelächelt”; & ist es nicht möglich, daß ich ihm glaubte?
228
 
   
    Aber um einen solchen Versuch hatte es sich
in
im Fall
(95) nicht gehandelt. Denn die Frage war nicht, ob das & das uns bekannte Gefühl in
dem
diesem
Falle auftrete, oder nicht, sondern ob wir hier ˇbei seiner Betrachtung ein Gefühl sähen // unterscheiden // , das wir ‘Gefühl der Vertrautheit’ (oder ‘Bekanntheit’)
nennen wollen.
zu nennen bereit sind.
Wenn ich also sagte, : “Stellen wir uns vor, was in so einem Falle
geschehen könnte
wirklich geschieht
”, so hieß das: stellen wir uns den Fall [i|e]inmal vor, ohne von dem Wort ‘Gefühl der Vertrautheit’ beeinflußt zu sein, also, wie wir sagen könnten – ohne grammatisches Vorurteil. Und wir könnten fragen: Hast Du nun noch das Bedürfnis zu sagen: er habe beim Anblick des Bleistifts das Gefühl der Vertrautheit?
 
   
    Aber ist jenes Gefühl der Erleichterung nicht gerade das, welches den Übergang vom Unvertrauten zum Vertrauten kennzeichnet? – Wir sagen in sehr verschiedenen Fällen jemand habe die Gefühle der Spannung & Entspannung, der Anstrengung, ˇder Erleichterung, des Ausruhens: Jemand hält ein Gewicht mit gestrecktem Arm; sein Arm, sein ganzer Körper sind in einem Zustand der Spannung. Er läßt das Gewicht nieder, & empfindet Erleichterung. – Jemand läuft, – dann ruht er. – Er denkt ˇangestrengt über eine Aufgabe im Euklid nach // Er zerbricht sich über ein Aufgabe im Euklid ↺den Kopf // ; er findet die Lösung &
seinec
die
Spannung hat nachgelassen // & ist nun entspannt // . – Er
trachtet
versucht
sich an einen Namen zu erinnern[;|, –] der Name er fällt ihm ein. & die Spannung ist fort.
 
   
    Was aber haben alle diese Fälle mit einander gemein, da[s|ß] uns wir sagen macht, sie seien alle Fälle von Spannung & Entspannung?
229
// , daß wir sie alle “Fälle von Spannung & Entspannung” nennen? // –
 
   
   Warum gebrauchen wir den Ausdruck “im Gedächtnis nach etwas suchen”, wenn wir uns einer Sache erinnern wollen? – Fragen wir uns: Worin
liegt
besteht
die Ähnlichkeit zwischen de[m|r] Vorg[a|ä]ng[,|e],: wenn ich meinen Freund im Garten suche & dem Suchen eine[s|n] vergessenen Namens im Gedächtnis? suchenc, &, z.B., ein Buch im Schrank zu suchen? – Wie sieht die Antwort auf so eine Frage aus?
 
   
   Eine Art der Beantwortung wäre jedenfalls die, eine Reihe von Bindegliedern zu beschreiben. Man So könnte z.B. man sagen, derc Fall des materiellen Suchens, der dem Suchen im Gedächtnis am
nächsten steht
ähnlichsten sei
,
ist
sei
nicht Suchen nach einem Buch im Schrank, sondern, Nachschlagen einer Stelleˇ die wir vergessen haben, etwa in
einer Geschichte
einem Roman
in einem Buch. Und nun könnte man weitere Fälle interpollieren. – Eine andere Art des Aufzeigens der die einer Ähnlichkeit ˇanzuzeigen wäre z.B. die: “In ˇdiesen beiden Fällen kann ich zuerst etwas nicht aufschreiben &
nachher
dann
kann
ich es
ich's
.” Oder ˇdie: “In beiden Fällen runzle ich die Stirn,
mache ein verkniffenes Gesicht
kneife mein Gesicht zusammen
& erwäge Möglichkeiten”.
 
   
    Aber es ist wichtig, : , daß wir uns solcher Ähnlichkeiten nicht bewußt sein müssen,
um uns gedrängt zu fühlen,
dazu, daß es uns drängt,
um geneigt zu sein,
den Ausdruck
ˇsuchen im Gedächtnis suchenzu gebrauchen // … damit sich uns der Ausdruck … aufdrängt // .
 
   
    Vielleicht möchte
Einer
man
sagen: “Es muß uns doch eine Ähnlichkeit
aufgefallen sein
auffallen
, oder wir würden nicht wären nicht geneigt, das gleiche Wort gebrauchen”. Sage statt dessen: “Es muß uns eine Ähnlichkeit ˇzwischen diesen Fällen // Vorgängen // auffallen aufgefallen sein oder wir würden nicht wären nicht geneigt,
230
das gleiche Bild zu ihrer Darstellung zu benützen”. Das heißt, daßc irgend etwas etwas der Benützung daß ein seelischer Vorgang Akt dem Gebrauch des Bildes vorausgegangen sein vorausgehen muß. Aber warum sollte das ‘Auffallen der Ähnlichkeit’ nicht zum Teil, oder
ganz
gänzlich
, darin bestehen, daß wir dasselbe Bild gebrauchen? Und warum sollte es nicht zum Teil oder
ganz
gänzlich
darin bestehen, daß wir
uns gedrängt fühlen
geneigt sind
,
den gleichen Ausdruck
dasselbe Wort
zu gebrauchen? // , daß sich uns der gleiche Ausdruck aufdrängt? //
 
   
    Wir sagen: “Dieses Bild ˇ(dieser Ausdruck) drängt sich mir unwiederstehlich auf”.;[i|[:|I]]st Und i das ˇetwa keine Erfahrung?!
 
   
    Wir haben es hier mit einem
der
jener
zahlreichen
Fälle
von vielen zu tun,
denen wir
die uns
in
unserer
dieser
Untersuchung
auf Schritt & Tritt
immer wieder
begegnen: [e|E]in gewisses Wort wird ˇunter anderemc manchmal ˇvon uns unter anderem zur Bezeichnung eines ˇsogenannten ‘seelischen’ Vorgangs oder Zustandes verwendet,
welcher
der
eine Handlung vorbereitet;
diese
eine solche
Vorbereitung ist in einer Klasse von Fällen die ˇpraktische Bedingung für das Zustandekommen der Handlung; wir sind gewohnt, zu sagen,
der seelische Vorgang
sie
mußc stattgefunden haben, damit die Handlung
stattfinden
geschehen
konnte; wir sind nun geneigt eine solche ˇseelische Vorbereitung als Vorbedingung der zur Handlungen zu postulieren: So
heißt es
sagen wir
: “Man muß einen Befehl verstehen, ehe man ihn ausführen kann”, “Man muß wissen,
wo etwas ist, um darauf zeigen zu können.”,
wo der Schmerz ist, damit man die Stelle zeigen kann”,
“Man muß die Melodie kennen, wenn man sie singen will”, u.s.f.. “Die Ähnlichkeit muß uns auf[|ge]fallen ˇsein, ehe wir sie ausdrücken[.|k]önnen“.
 
   
99       Fragen wir uns folgendes: Nimm an, [I|i]ch hätte jemandem das Wort ‘
rot
blau
’ erklärt, indem ich auf verschiedene
rote
blaue
Gegenstände gezeigt, & die Worte “Das
heißt
ist
rot
blau
’”
dazu
dafür
ausgesprochen, hätte habe; was heißt es nun, wenn ich sage: “Wenn er die Bedeutung jetzt verstanden hat, wird er mir etwas
Rotes
Blaues
231
bringen, wenn ich es verlange”? Dies scheint zu sagen: Wenn er
(das)
wirklich
erfaßt hat, was allen
den
diesen
Gegenständen gemeinsam ist, die ich ihm gezeigt habe, wird er in der Lage sein, meinen Befehl zu befolgen. Aber was ist ihnen allen gemeinsam?
 
   
100     ⌊⌊100    ⌋⌋    Kannst Du mirc sagen, was ˇdas Gemeinsame an einem lichten & einem dunkeln Blau Rot gemeinsamc ist? Vergleiche damit diesen Fall: Ich zeige Dir zwei Bilder
:
,
zwei verschiedene Landschaften; ein Haus ist in ˇden beiden aber ganz gleich ; in beiden aber findet sich
der gleiche Busch
das gleiche Haus.
[;|.] [n|N]un Ich sage ich: “Zeige
mir
(auf)
das, was diesen beiden Bildern gemeinsam ist.;. & als Antwort ˇDu suchst die Bilder ab, dann zeigst Du ˇzur Antwort auf das Haus. den Busch. (Du hast das Gemeinsame gesucht.)
 
   
101     ⌊⌊ [Dieses Beispiel vielleicht auszulassen]⌋⌋
Oder:
Nun betrachte diese Erklärungen:
Ich
zeige
gebe
jemandem zwei Kisten Haufen in denen sich von verschiedenen Gegenständen Geräten Werkzeugen befinden, ich , & sage: “Das was in beiden Haufen gemeinsam ist, vorkommt, heißt ‘Stemmeisen’”. Der, dem
die Erklarung gegeben wurde,
ich die Erklärung gebe,
Der Andre hat die Werkzeuge zu sortieren, bis er das findet, was in beiden vorkommt, & dadurch, können wir sagen, ↺gelangt kommt er zur hinweisenden Erklärung.
 
   
⌊⌊102    ⌋⌋
Oder ich gebe
Und nun
diese Erklärung: “In diesen zwei Bildern, siehst Du verschiedene Farbflecken; d[ie|er] eine Farbton, der in beiden vorkommt, heißt ‘
Karmin
Ocker
’.” – Hier hat es einen klaren Sinn zu sagen: “Wenn er gesehen hat, was beiden gemeinsam ist, kann er mir nun auf
den Befehl hin
meinen Befehl
einen Gegenstand von jener Farbe bringen.
 
   
   {⋎ [Bemerkung zur Seite № 209] Vergleiche mit dem Vorgang beim Lesen einer unsrer gewöhnlichen Schrift das Lesen von Worten die ganz in großen Buchstaben gedruckt sind, wie manchmal die Auflösungen von Rätseln. Welch anderer Vorgang! – Oder lies unsre Schrift von
232
rechts nach links!}
 
   
103    
Es gibt freilich dieses Spiel:
Denke Dir dieses Spiel:
Denken wir uns dieses Spiel:
Ich sage jemandem: “Ich werde Dir das ˇdie Bedeutung des Zeichens (Wortes) ‘W’ erklären, indem ich
auf
Dir
. ‘W’ bedeutet das ˇetwas, was ihnen allen gemeinsam ist”. Ich zeige ihm nun zuerst zwei Bücher, & er fragt sich: ,[h|H]eißt Bedeutet ‘W’ ‘Buch’? – Dann zeige ich auf einen Ziegelstein, & er
denkt
sagt
: “Vielleicht
ist
bedeutet
es ‘Rechteck’”. Endlich zeige ich auf ˇeine glühende Kohle & er sagt ˇsich: “Es bedeutet ‘rot’; denn alles, was er ˇmir gezeigt hat, war rötlich hatte etwas Rotes.; ⌊⌊104    ⌋⌋
– Denken wir nun, ⌊⌊ˇdabei läßt er vielleicht seinen Blick über alles was an den Gegenständen rot ist schweifen. Es wäre auch lehrreich diese Variante zu betrachten:⌋⌋ er hätte Der Andre soll
in jedem Stadium des Spiels zeichnen oder malen sollen, was er
denkt
glaubt
, da[ß|s] ich meine. ˇEs wäre dann [I|i]n manchen ˇgewissen Fällen wäre es dann ganz klar, was er
zu zeichnen hat.
zeichnen soll.
Hätten z.B. alle Gegenstände ein ˇdasselbe gleiche Fabrikszeichen, & wenn er glaubt ˇdaß ich ˇes meine. dieses, ↺so wird er es dieses aufzeichnen. Sind sie aber alle rötlich, was soll er malen? Welchen
Ton
Farbton
von rot[?|;] & welche Form? Wie, wenn er ein andermal malen
will
wollte
, daß alle rot & rund seien? Man sagt sich gleich, daß hier , hier sei … eine [a|A]bmachung nötig. ist.
 
   
    Wenn Du [e|E]iner, auf verschiedene Töne von Rot zeigend fragtest fragte: “Was haben alle diese gemein, daß Du sie mit dem gleichen Wort benennst?”, – so möchte
ich
man
Dir antworten: “Siehst Du es denn nicht?!”,
– & damit habe ich natürlich nicht auf etwas Gemeinsames hingewiesen.
– & dies ist natürlich keine Antwort.
 
   
    Es gibt Fälle, in denen, erfahrungsgemäß, ein Mensch Befehle,
wie
von der Form
“Bring mir x das & das // x // ”, nicht ausführen kann, wenn er nicht vorherc erkannt hat, was allen den Dingen gemeinsam ist, auf die, bei der Erklärung des betreffenden
Ausdrucks
Wortes
// Wortes ‘x’ //
gezeigt
gewiesen
wurde. Und dieses Erkennen besteht kann dann
233
etwa darin ˇbestehen // besteht etwa darin // , daß er auf das Gemeinsame zeigt, wie in (100) oder
etwas
es
aufzeichnet, ˇoder sich vorstellt, oder sich ein bestimmtes Wort sagt, u.s.f. –
Aber es gibt auch Fälle
Dann aber gibt es Fälle
, in denen so ein einleitender Prozess nicht stattfindet; & wo wir dennoch sagen, er habe das Gemeinsame ˇin den aller dieser Gegenständen, erkannt da[ß|s] ich meinte welches wir meinten, wenn er auf die nach der [H|h]inweisenden Erklärung nun auf
den
meinenc
Befehl “[b|B]ringe mir …” zu
unserer
meiner
Zufriedenheit ausführt.
 
   
    “Warum nennst Du diese verschiedenen Erfahrungen, ‘Erfahrungen der Anstrengung’ & ˇ‘Erfahrungen der Entspannung’ etc.?” – “Weil sie alle etwas mit einander gemeinsam haben.” – “Was hat eine [G|g]eistige Anstrengung mit einer körperlichen gemeinsames?” – “Ich weiß es nicht; aber ˇirgend eine Ähnlichkeit besteht
ja ganz offenbar
offenbar
.” – Warum sagtest Du dann ˇaber, sie hätten etwas gemeinsam?Hast Du hast [d|D]amit nicht hast ˇDu hast damit bloß ein ˇbestimmtes Bild gebraucht ˇaber keine Erklärung gegeben[[?|.]|!] – Es
kann ja
könnte freilich auch
sein daß allen Fällen Vorgängen, die wir in denen wir von Anstrengung (& Entspannung) nennen ˇetwas gemeinsam ist, z.B. reden eine Art der Atmung, oder ein Spannungszustand gewisser Muskeln, etc. gemeinsam ist. Wenn Du Kannst Du aber ˇgar nichtc sagen kannst, welcher Art das Gemeinsame ist, so ist es
keinerlei
keine
Erklärung: zu sagen[:|,] die [I|i]hre Ähnlichkeit der beide besteh[e|t] // bestehe // darin, daß sie in ihnen etwas ˇmit einander [G|g]emeinsames ist. sei ist.
 
   
    Sollen wir nun sagen, Du habest ein ˇbesonderes ‘Gefühl ˇdes Ähnlihseins oder der Ähnlichkeit’, wenn Du die Erfahrungen mit einander vergleichst[?|,]
& darum gebrauchst Du den gleichen Ausdruck für sie?
& daß dieses besondere Gefühl Du darum den gleichen Ausdruck für sie gebrauchst?
 
   
    Stelle Dir
darüber
über dieses Gefühl
einige diese Fragen: Wann hast Du
das Gefühl
es
? – Denn was wir ‘zwei Erfah-
234
rungen vergleichen’ nennen ist ja ein ˇganz
zusammengesetzter
komplizierter
Vorgang: Du stelltest riefst Dir etwa die beiden Erfahrungen nach einander vor in's Gedächtnis, denkst abwechselnd an die eine & an die andre; wann, während all dies vorgeht, hast Du das Gefühl? – Was tut diese Frage? Sie nimmt uns in gewissen Fällen die Lust, hier von einem
bestimmten
besonderen
Gefühl zu sprechen.
 
   
    “Aber ich würde doch nicht sagen, die Vorgänge seien ähnlich, wenn ich nicht ein Erlebnis
dieses Ähnlichseins
dieser Ähnlichkeit
hätte?” – Aber muß dieses Erlebnis etw ein Gefühl sein? Angenommen es wäre das Erlebnis, daß sich Dir das Wort ‘Ähnlichkeit’ aufdrängt, – würdest Du dies ein Gefühl nennen? – Ich sage nicht, daß
hierbei
dabei
nicht allerlei Gefühle auftreten!
 
   
    “Aber gibt es nicht ein Gefühl der Ähnlichkeit?” – Ich glaube es gibt eine Reihe von Gefühlen, die man Gefühle der Ähnlichkeit ˇin speziellen Fällen nennen könnte. Aber Du mußt wir müssen keines von ihnen diesen Gefühlen haben wenn Du wir eine ’Ähnlichkeit wahrn[immst|ehmen]’. wenn auch nicht ein Gefühl, oder ein Erlebnis, welches das Wahrnehmen der Ähnlichkeit wäre. Denke an Erfahrungen, die wir in solchen Fällen haben:
 
   
   10[4|5]     a) Es gibt eine Erfahrung des Beinahe-nicht-unterscheiden-könnens. Du siehst z.B. zwei Längen, oder zwei Farben, die beinahe ganz gleich sind & willst sehen, ob Du einen Unterschied in ihnen entdecken kannstˇ, oder ob ihr Unterschied für den & den Zweck zu groß ist. Du siehst von einer zur andern, blinzelst, murmelst vielleicht Worte, schüttelst Den den wackelst mit dem Kopf,, ↺hälst den Atem an, u.s.f. Man könnte sagen: Es ist ja [z|Z]wischen all diesen Erfahrungen ˇist ja
kaum
gar kein
Platz für
das
ein
Gefühl der Ähnlichkeit.
 
   
     Wenn immer ich nun meinen Tisch sehe, sehe ich
Hölzer
Tischfüße
, die ganz oder beinahe gleich hoch sind; aber habe ich hier auch solche Erfah-
235
rungen des Nicht-unterscheiden-könnens?
 
   
  b) Vergleiche mit
dem ersten Beispiel eines,
(a) den Fall
in welchem es keinerlei Schwierigkeit macht die ˇähnlichen Gegenstände zu unterscheiden. Ich sage z.B.: “Ich will
diese beiden Beete
Rosen & Nelken
von ähnlicher Farbe haben, ich will ˇhier keinen starken Kontrast”. Die Erfahrung wenn der Blick von einem zum andern geht, könnte man hier ein sanftes Gleiten nennen.
 
   
  c) Ich höre Variationen über ein Thema & sage: “Ich sehe ˇnoch nicht, in wiefern das eine Variation des Themas ist, aber ich merke eine gewisse Ähnlichkeit (Analogie).” Bei gewissen charakteristischen Punkten der Variation ‘wußte ich, wo ich im Thema bin’; & diese Erfahrung konnte darin bestehen, daß mir ich ˇmir, blitzartig, die ˇbetreffende Stelle des Themas im Thema vorstellte einfiel, oder es schwebte mir ihr Notenbild vor, oder ich machte die gleiche Geste, wie an jener Stelle, etc.
 
   
     “Aber wenn zwei Farben einander [Ä|ä]hnlich sind, so sollte
doch meine
die
Erfahrung des dieser Ähnlich[s|k]ei[n|t]s darin bestehen, daß ich die Ähnlichkeit erfasse
, die
, welche
besteht
da ist
.” – Nimm ein Aber ist ˇ
also
nun
ein bläuliches Grün einem gelblichen Grün ähnlich, oder nicht? In gewissen Fällen Unter gewissen Umständen // Unter manchen Umständen // werden wir sagen, sie
sind
seien
ähnlich,
in
unter
andern, sie
sind
seien
gänzlich unähnlich. Sollen wir sagen, wir haben
da
s
ˇzwei verschiedene Relationen wahrgenommen, die zwischen den ˇbeiden Farben bestehen?
⌊⌊10[5|6]    ⌋⌋
Nimm an,
Denke Dir,
ich beobachtete
eine
die
ˇallmähliche Veränderung
der
einer
Farbe ˇeiner Substanz: ein bläuliches Grün wird nach & nach rein grün,
dieses dann
dann
gelblichgrün, dann gelb, & endlich
orange
rötlich gelb
.
geht nach & nach in grün, ˇdann in gelbliches grün, ˇin gelb & endlich ˇin orange über.
 
   
  Ich sage ˇDir: “Es braucht nur eine kurze Zeit vom [b|B]läulichgrünen zum [g|G]elblichgrünen, weil die
236
ähnlich sind.”
denn die sind ähnlich.”“Muß Du dazu da nicht Setzt das nicht eine ˇbesondere Erfahrung ein Gefühl der Ähnlichkeit ˇschlechtweg gehabt haben?“ vo[r|n]aus ˇBlaugrün & Gelbgrün voraus? – Die Erfahrung könnte
z.B. sein
darin bestehen
, daß ich im Geist einen Farbenstreifen vor mir sehe, in dem [b|B]laugrün & [g|G]elbgrün nah bei einander am Grün & nah bei einander
liegen
lagen
, & das Orange weiter
zur Seite
weg
; oder ich
sehe
sah
ein Grün vor mir, das bald ins Bläuliche bald ins [g|G]elbliche schillerte; oder ich
sehe
sah
nichts vor mir & sagte nur was ich sagte ˇ(Dies wird später klarer werden. Es handelt sich um das Verhältnis darum, was sind d[er|ie] Paradigmen für die Verwendung des Wortes & welches die Gegenstände auf die es angewandt wird.). – Wenn ich aber über die Ähnlichkeit von Blaugrün & Gelbgrün & die Unähnlichkeit von Blaugrün & Orange nachdenke, empfinde ich ˇjetzt etwa bei der Vorstellung dieses Farbenpaares etwas wie Spannung, ich mache ein Gesicht, gleichsam, als ob es mich ekelte, das Wort ‘Diskrepanz’ kommt mir in den Sinn; & beim ersten Farbenpaar mache ich ein versöhnliches Gesicht & fühle mich entspannt. Und es ist eine wichtige Tatsache, daß ich dabei ja mein Gesicht nicht sehe, sondern nur fühle.
 
   
  (
Beachte
Bemerke
die große Familie
der
v
Bedeutungen des Wortes “ähnlich”.)
 
   
    Es ist nun etwas [b|B]emerkenswertes [i|a]n dem Satz: daß wir sowohl geistige, als auch körperliche Anspannung ˇdarum ‘Anspannung’ nennen, weil zwischen beiden eine Ahnlichkeit bestehe. Würde[st|n] Du wir sagen: “Wir gebrauchen das Wort ‘
rot
blau
’ sowohl für für ein lichtes
Rot
Blau
wie für ein dunkles Blau, weil eine Ähnlichkeit zwischen ihnen besteht”? – Wenn man uns fragt: “Warum nennst Du das auch ‘
rot
blau
’?”, so möchten wir sagen: “Weil es auch
rot
blau
ist”. –
Hier möchte man als Erklärung vorschlagen
ˇals Erklärung
, : ‘
rot
blau
nenne man
nennten wirˇbezeichne etwas
, was dem dunkeln & dem hellen ˇRot gemeinsam sei; & wenn wir mit ’Anspannung’ auch das etwas nennten meinten, was der geistigen
237
& der körperlichen ˇAnspannung gemeinsam ist,
dann
so
wäre es falsch, zu sagen, sie hießen ˇbeide ‘Anspannung’ weil sie einander ähnlich
seien
sind
& statt dessen das Richtige, : es wäre zu sagen: sie
heißen
hießen
‘Anspannung’, weil
ein
das
Element der
Anspannung in beiden
verbunden ist
gegenwärtig sei
.
ist. // , weil das Element der … // [Nein, weil diese Wendung später vorkommt]
 
   
   Was aber haben lichtblaurot & dunkelblaurot miteinander gemeinsam?
Beim
Auf den
ersten Blick scheint die Antwort klar: Sie sind beide Schattierungen der-selben Farbe,
Rot
Blau
. – Aber das ist
nur
bloß
ein Pläonasmus
eine Tautologie
. Fragen wir also so: Was haben diese beiden Farben, auf
die
welche
ich zeige, mit einander gemeinsam (& laß die eine & nimm an, die eine sei … ein Hellblaurot, die andre ein Dunkelblaurot sein)? – Die Antwort darauf
könnte sein
wäre etwa
: Ich weiß nicht, was für ein Spiel Du spielst; & darau davon hängt es ab, ob ich sagen
soll
kann
, sie haben etwas gemein, & was.
 
   
10[6|7]    
Nimm an
Denke Dir dieses Spiel
: A zeigt B verschiedene ˇFälle von Farbmustern & fragt ihn, was je zwei ˇvon ihnen mit einander gemeinsam haben. Als Antwort soll hat B auf das Muster einer reinen Farbe zeigen zu zeigen. Zeigt also A ihm also Rosa & Orange, so zeigt B auf ein reines Rot; zeigt ◇◇◇ A ihm zwei [s|S]chattierungen von bläulichem Grün, so zeigt B auf reines Blau & reines Grün, etc.. H Zeigte A ihm in diesem Spiel lichtes & dunkles
Rot
Blau
, so wäre die Antwort nicht zweifelhaft. Zeigte er ihm reines Rot & reines Grün, so wäre hier die Antwort, diese beiden hätten nichts gemeinsam. – Aber ich kann mir leicht Umstände vorstellen, unter denen wir sagen würden, diesen beiden Farben sei etwas gemeinsam, & ˇauch ohne ˇuns zu [B|b]edenken unbedenklich sagen würden, was. // & uns nicht bedenken würden zu sagen, was. //
 
   
⌊⌊10[7|8]    ⌋⌋ – Stellen wir uns einen Sprachgebrauch ˇvor (eine Kultur), in welchem es einen gemeinsamen Namen für grün & rot, & einen für blau & gelb
gibt
gäbe
. ¥
Es g[i|a]bt bei ihnen ˇvor langer Zeit z.B.
238
zwei Kasten: die ˇsogenannten ‘Patrizier’ tr[a|u]gen blau & gelbe Gewänder, die ‘Plebe[i|j]er’ rot & grüne. ⌊⌊ˇSo etwa hatte sich ˇnun dieser Wortgebrauch
herausgebildet
gebildet
:
⌋⌋: Von [b|B]lau & von Gelb spricht man als ‘patrizischen Farben’, von rot & von grün als ‘plebejischen’ : Sowohl Blau als Gelb heißt ‘patrizische Farbe’, sowohlc grün als rot ‘plebejische’. ˇDer Ursprung dieser Worte ˇaber ist gänzlich in Vergessenheit geraten.. Sagt man also von einem Ding, es sei ‘plebeisch’ gefärbt so
weiß man natürlich
weiß wissen wir
nicht, ob es grün [&|od]er rot
ist
sei
, so wie wir nicht wissen, ob etwas hellblau oder dunkelblau ist, wenn bloß gesagt wird, es sei blau. Wollen sie zwischen Blau & Gelb unterscheiden, so
fügen
setzen
sie dem Wort patrizisch noch ein Wort bei (wie wir das Wort H ‘hell’ dem Wort ‘blau’) u.s.f.. Fragte man einen Mann dieses Volkes, was diesen beiden Farben (die wir ‘gelb’ & ‘blau’ nennen) mit einander gemein ist, – würde er nicht antworten, sie seien beide patrizisch?
 
   
   ⋎ [Zur vorigen Seite] Denke Dir ˇetwa, Menschen nähmen in der sie umgebenden Natur überall immer täglich ein ˇständiges Übergehen von roten ˇFärbungen in grüne & von grünen in rote wahr[;|,] ˇ& zwar so wie wir es im Herbst an manchen Blättern sehen, die nicht zuerst gelb & dann rot werden, sondern ˇdie durch einen dunkel schillernden Ton vo[n|m] der einen Farbe zur andern Grünen ins Rote
gehen
übergehen
. Ähnlich geht ˇgeschieht es mit auch mit Blaue[s|m] in & Gelbe[s|m] über, & umgekehrt was sie um sich ◇◇◇ sehen so (so etwa ˇso wie der Abendhimmel manchmal vom Blau ˇim Osten über ein helles Grau ins Gelbe übergeht.) Wie etwa der Abendhimmel manchmal im Osten blau ist & nach Westen hin über ein helles Grau in gelb übergeht) Für diese Menschen gehören rot & grün immer zusammen[;|.] & so auch blau & gelb. Es sind zwei Pole des Gleichen. Wollen sie in ihrer Sprache rot & grün unterscheiden, so fügen sie dem gemeinsamen Wort eines von zwei Adverben bei, wie wir dem Wort ‘[b|B]lau Rot’ die Worte ‘hell’ oder ‘dunkel’. Auf die Frage, ob diese beiden Färbungen (eine rote & eine grüne) etwas mit einander gemeinsam haben, antworten sind sie, geneigt zu antworten: , ja, beide seien …
239
 
   
10[7|8]     Umgekehrt könnte ich mir auch
eine Sprache
einen Sprachgebrauch
(& das heißt wieder eine
Form des Lebens
Lebensform
) denken, der die zwischen Dunkelblaurot & Hellblaurot eine Kluft befestigt. etc.
 
   
    Vergleiche mit (10[5|6]) die Erklärung das Spiel, den Fall & (102): in beidenc zeigt er auf die ‘gemeinsame Farbe’! k[ö|o]nnte die Frage lauten: “
Welche Farbe haben sie gemeinsam
Welches ist die gemeinsame Farbe
?” & ˇauch die Antwort in beiden die gleiche Form haben! ˇobwohl die Fälle gänzlich verschieden sind.
 
   
10[8|9]       Eine Worterklärung könnte lauten: “Was diesen beiden Farben ge[n|m]einsam ist, nenne ich ‘
rot
blau
’” – dabei zeige ich auf ein bläuliches Rot & auf ein bläuliches Grün gelbliches Rot. Ist es unmöglich, daß jemand Menschen diese Erklärung verstünde verstünden[?|;] [D|d]as heißt also z.B. Und [J|j]emand könnte diese Erklärung verstehen; d.h. z.B. | einen Befehl “Bring mir ˇnoch einen blauen roten Gegenstand“ ˇdaraufhin zur Zufriedenheit richtig ausführten? ausführen. Aber vielleicht bringt er mir etwas
Blaues
Rotes
& ich möchte sagen: “Er scheint irgend eine Ähnlichkeit zu bemerken zwischen & den Mustern, die ich ihm gezeigt habe. & ↺diesem Ding..
⌊⌊ˇ [Variante S 240]⌋⌋
 
   
    Wenn man gewisse [Bemerkung]: Manche Menschen, wenn sie einen Ton nachsingen sollen, den man auf dem Klavier anschlägt, singen ˇregelmäßig die Quint dieses des Tones.
1109     Man So könnte man sich könnte sich ˇdaher eine Sprache denken, die den gleichen Namen für Grundton & Quint haben hat. – Wenn man nun aber fragte: Denke
nun
aber
es fragte jemand:
“Was haben Grundton & Quint mit einander gemein?”? – Zu sagen, sie haben eine gewisse Affinität,
ist
wäre
ˇnatürlich keine Erklärung. (ˇErklärung der Affinität des ersten & zweiten Gedankens eines Sonatensatzes)
 
   
      Wenn wir nun von geistiger & körperlicher Anstrengung reden, [s|S]ollen wir sagen, sie seien ‘Anstrengungen’ im gleichen Sinn des Worts, oder
in verschiedenem Sinn
nicht im gleichen Sinn
? –
 
   
  Es gibt Fälle, in denen man wir diese eine Fragen Frage solcher dieser Art unbedenklich beantworte[n|t]n würde. // Es gibt Fälle, in denen uns die Antwort auf einer solche Frage nicht zweifelhaft ist. // Betrachte den folgenden Fall:
240
 
    
   
[II. Variante] { 109     Eine Worterklärung könnte lauten: “Was diesen beiden Farben gemeinsam ist, nenne ich ‘rot’”. Und jemand könnte diese Erklärung verstehen.
Er würde
Er könnte
z.B. einen Befehl, “Bring mir noch einen roten Gegenstand”, daraufhin
zur Zufriedenheit
richtig
ausführen. … [wie in I] }

 
   
[III Variante] { 109     Betrachte
den
diesen
Satz: “Ich meine mit ‘rot’, was diesen beiden Farben gemeinsam ist”. – Könnte ˇdenn nicht jemand diese Erklärung verstehen? – Gewiß; er
würde
könnte
… [wie in II]. – Vielleicht aber … … , & wir sind dann geneigt zu sagen: … }

 
   
111    : Jemand hat den Gebrauch der Wörter ‘heller’ & ‘dunkler’ gelernt. Er kann z.B. einen Befehl ausführen “Male einen dunkleren Farbton als diesen!”, oder die Frage beantworten “Welcher von diesen Farben ist dunkler?” u.s.f.. – Nun sage ich zu ihm: “Ordne die Vokale a e i o u nach der Dunkelheit ihres Klanges!” – Vielleicht sieht er nur verdutzt drein & tut nichts; vielleicht aber ˇüberlegt er & ordnet er nun die Vokalen in bestim etwa so: i, e, a, o, u. (Dies tun tatsächlich viele Menschen.) Nun könnte
man vielleicht
vielleich Einer
glauben, die Vokale riefen müßten dazu
in der Vorstellung
im Geiste
des Menschen Farben erzeugen & er ordne eben diese Farben. So verhält es sich aber nicht. Die Vokale werden, ohne Dazwischen-
241
kunft von Farbenbildern nach ihrer Dunkelheit geordnet.
 
   
    Würden wir nun gefragt, : ob u wirklich dunkler ist als e, so [w|sin]d wir geneigt zu sagen: “Nein, – es macht mir irgendwie einen dunklern Eindruck”.
 
   
    Wir könnten nun Einen, der gesagt hätte “u
klinge dunkler
ist dunkler
als e”, fragen: “Was war es, daß Dir dieses Wort eingab? Warum gebrauchs Du hier das Wort ‘dunkler’?”
 
   
   Hier besteht wieder die Versuchung zu sagen: “Du mußt etwas gesehen haben, was der Beziehung, die zwischen Farben ˇbesteht & der Beziehung die zwischen den Lauten besteht gemeinsam ist.” – Wenn er nun aber nichts solches angeben kann! –
 
   
   Beachte das Wort ‘muß’ in die Ausdrucksweise “Du mußt …”. Damit will man nicht sagen,: “[d|D]ie Erfahrung
hat mich
habe uns
gelehrt, daß ˇman in solchen Fällen etwas sieht, etc.”. Aber darum sagt dieser Satz auch über die Tatsachen nichts aus. (Er schlägt eigentlich eine Darstellungsweise vor.)
 
   
112     Sagt mir
nun
aber
jemand: “Ich sehe eine Ähnlichkeit zwischen
dunkel hier & dunkel dort,
den beiden Beziehungen,
kann aber nicht sagen,
aber ich kann nicht sagen,
worin sie besteht”, so sage ich ihm: “Das charakterisiert Deine Erfahrung der Ähnlichkeit.”
 
   
     Denke Dir Du siehst auf zwei Gesichter & sagst: “Sie sind einander ähnlich, – aber ich weiß nicht worin die Ähnlichkeit besteht”. Dann nach einer Weile sagst Du: “Jetzt weiß ich's. Ihre Augen haben die gleiche Form”. – Nun ist Deine Erfahrung der Ähnlichkeit eine andre, als vorher. Das ist natürlich eine grammatische Bemerkung; wie die: “Wenn man ‘näher hinsieht’, ˇso sieht
242
man kl[ä|a]rer wie
der Gegenstand
das Ding
ausschaut; aber nicht, wie das [g|G]esichtsbild ausschaut,
das
welches
man hatte.”
 
   
   Nun zu der Frage: “Warum gebrauchst Du hier das Wort ‘dunkler’?” – Die Antwort könnte sein: “Ich
habe es nicht aus irgend einem Grund gebraucht.
hatte keinen Grund es zu gebrauchen
Aber ich kann das sagen: ich habe gebrauche nicht nur dasc Wort gesagt gebraucht, sondern ˇich gebrauche ˇich hatte es ˇauch im gleichen Ton gebraucht, & ˇvielleicht mit dem
gleichen
selben
Gesichtsausdruck & vielleicht ˇmit der gleichen Gestec, ˇselben Gebärde, Handbewegung, wie wenn ˇals hätte ich es ˇwie von etwas [s|S]ichtbarem. gesagt. hätte. // wie wenn ich es von … sage // // … , wie wenn ich von etwas Sichtbarem rede. // – So ist es auch, wenn wir von tiefer Trauer Traurigkeit, einem tiefe[m|n] Ton Bass & einemc tiefe[n|m] Brunnenc Wasser, reden tiefem Schlaf, reden.
 
   
113     Es gibt Menschen, die ˇunter den sieben Wochentagen fette & magere Wochentage unterscheiden; & meine Erfahrung, wenn ich einen ˇWochen[T|t]ag als fett empfinde, besteht darin, daß mir das Wort ˇ‘fett’ kommt, etwa mit einer
Mimik
Geste
die Beleibtheit & ˇeine gewisse Bequemlichkeit ausdrückt.
 
   
   Sage nicht, dies sei nicht die eigentliche Erfahrung, denn man müße zuerst den Tag als fett empfinden ehe man das Wort ff ‘fett’ für ihn braucht & die Gebärde dazu macht. Warum muß man? Ist Dir eine solche
frühere
erste
Erfahrung bewußt? – Und wenn nicht, – ist es da dieses ‘muß’ ˇdann nicht der Ausdruck eines grammatischen Vorurteils? – Vielmehr lernst Du aus diesem & ähnlichen Fällen eine wichtige
Gebrauchsart
Art des Gebrauchs
des Wortes ‘empfinden’.
 
   
     Wer sagt ‘u sei nicht wirklich dunkler als e etc.’ Wir sind nun geneigt zu sagen i ein Vokal sei nicht in demselben Sinne dunkler als ein andrer, in dem eine Farbe dunkler ist, als eine andre. Denn das hieß es ja: u sei nicht wirklich dunkler als e etc.. – Betrachte nun dieses Beispiel:
243
 
   
114     Wir haben jemand die Farbnamen ‘rot’, & ‘grün’, ‘gelb’, ‘blau’, gel durch hinweisende Erklärungen verstehen gelehrt. Er kann z.B. Befehle ˇausführen, wie “Bring mir etwas rotes”, in denen diese Wörter gebraucht werden. Ich zeige ihm nun einen Haufen von Blättern
, von denen einige rötlich braun, die andern grünlich gelb
, die zum Teil rötlich braun zum Teil grünlich gelb
gefärbt sind & sage: “Lege die roten & die grünen Blätter auf zwei Haufen”. Ih Er wird dann vielleicht daraufhin vielleicht die rotbraunen & die grünlichgelben ˇBlätter von einander scheiden. – Habe ich nun hier die Worte ‘rot’ & ‘grün’ in demselben Sinn gebraucht, wie in den früheren, normalen, Fällen, oder in anderem, wenn auch ähnlichem, Sinn? Welche Gründe würde man für die letztere Auffassung angeben? Man
könnte
kann
, z.B., sagen, anführen, // darauf hinweisen, // daß er auf den Befehl ‘[m|M]ale einen roten
Fleck
Kreis
!’ ˇwenn ihm alle Farben zur Verfügung stehen gewiß keinen rötlichbraunen ˇmit einem rotlichen Stich gemalt hätte; & darum, könnte man sagen bedeutet ‘rot’ in den beiden Fällen etwas Verschiedenes. // [Variante] Ich zeige ihm nun einen Haufen Blätter; einige von ihnen sind braun mit einem rötlichen Stich, die andern gelb, mit einem grünlichen. Ich sage ˇihm: “[s|S]ortiere Lege die grünen & ˇdie roten Blätter auf zwei Haufen!”. Es ist leicht möglich, daß er daraufhin die rötlichen von den grünlichen trennt. – Soll ich nun sagen, die Worte ‘rot’ & ‘grün’ sind hier in demselben Sinne gebraucht, wie in den früheren, normalen, Fällen, oder in verschiedenem, wenn auch ähnlichem, Sinn? Welche Gründe kann man für die letztere Auffassung angeben? … // Ich könnte aber auch sagen: “Es hat immer die gleiche Bedeutung. Die Umstände der Anwendung sind hier etwas andere.”
 
   
     Als Kriterium dafür daß das Wort zwei Bedeutungen hat gilt uns in manchen
244
Fällen daß es zwei verschiedene Erklärungen des Wortes gibt. Wir sagen dann nicht nur daß das Wort in zwei verschiedenen Bedeutungen verwendet wird, sondern auch, welches diese zwei Bedeutungen sind. So sagen wir das Wort ‘Bank’ habe zwei Bedeutungen, denn einmal bedeutet es diesen Gegenstand (eine Sitzbank) ein andermal diesen (die Kreditbank). Und die Gegenstände, auf die ich weise sind hier die Muster nach denen ich mich bei der Benützung des Wortes zu richten habe. Man
kann
könnte
aber nicht ebenso sagen,: [D|d]as Wort rot h[at|ab]e zwei Bedeutungen, & nun auf ein helleres & auf ein dunkleres Rot zeigen, – wenn die Verwendung des Wortes ‘rot’ uns mit durch einem Muster erklärt
wird
wurde
.
Soll ich nun sagen das Wort ‘rot’ habe verschiedene Bedeutungen, weil ich es auf verschiedene
Farbtöne
Töne
anwende? – Denken wir uns diese[s|n]n Spiel Fall: Der Gebrauch des Wortes ‘rot’ wird Menschen dadurch gelehrt, indem daß man auf reines Rot zeigt & sagt “[d|D]as ist rot”
⌊⌊115    ⌋⌋ Irgendwo gebrauchen die Menschen die Farbwörter ‘rot’, ‘grün’, ‘blau’, ‘gelb’ stets in Verbindung mit Mustern dieser Farben,
welche
die
sie bei sich tragen. Alle Muster von Rot haben ˇgenau den gleichen Ton & ebenso gibt es wird auch nur einen Ton von Grün der als Muster verwendet wird, etc.. Ihre Farbwörter sind Zeichen die sie mit den Händen geben, & auf jedem Mustertäfelchen ist ein solches Zeichen abgebildet. Beim Gebrauch der Zeichen, sehen sie ˇstets nach, welches Täfelchen das gegeb Zeichen trägt, das
gegeben wurde,
der Andre gibt,
u.s.[w|f].. Sie gebrauchen aber diese Muster, wie wir sagen könnten,
245
für verschiedene Töne von Rot, Grün, etc. Holen also auf einen Befehl “Bringe mir ein grünes Blatt!” bald dieses bald jenes Grün u.s.f.
 
   
    Vergleiche damit diesen Fall: Man wird geneigt sein, zu sagen, daß in dieser Sprache jedes der Farbwörter nur eine Bedeutung hat, & vielleicht daß es das bedeutet, was allen roten Tönen (etc.) mit einander gemein sei. – “Aber gebrauchen sie nun ihr Muster für das, was den verschiedenen Rot gemeinsam ist, oder einfach, einmal für den einen Ton, einmal für den andern, also ‘in verschiedenen Bedeutungen’?”
⌊⌊116    ⌋⌋ – Aber nimm nun an, Du br[ä|a]chtest auf
jemandes
den
Befehl “[b|B]ring mir
zwei
vier
rote Bücher”, ein Zzinoberrotes, & ein Kkarminrotes Buch: Wie hast Du das Wort ‘rot’ des Befehles angewendet[;|?] für das ˇHast Du das darunter verstanden, was den beiden
Farben
Rot
gemeinsam ist, oder einfach, einmal für Zinober & einmalc für Karmin?
 
   
⌊⌊117    ⌋⌋ Denke Dir diesen Fall: Ein Volk besitzt kein Wort welches unserm ‘rot’, oder ‘grün’, etc, entspricht sondern hat für jedes dieser Wörter ˇhat es fünf verschiedene, für fünf Helligkeitsgrade ˇder Farben. Wenn
diese Leute
sie
Deutsch lernen, wundern sie sich, daß es da bloß ein Wort für diese fünf gibt. Würden
sie
diese
nicht sagen, unser ‘rot’ habe fünf verschiedene Bedeutungen? ¥
˃
 
   
⌊⌊118    ⌋⌋ Denke Dir eine Sprache, in welcher das Wort ‘rot’, in verschiedenen Tonlagen ausgesprochen, auf verschiedene Helligkeitsgrade von Rot der Farbe angewendet wird. Hier, würden wir sagen, bedeutet es verschiedenes, je nach dem Ton, in dem es ausgesprochen wird. Aber wir könnten auch sagen: “Es bedeutet immer das gleiche; & der Ton zeigt den Helligkeitsgrad an.”
 
   
  ↺ Oder, – müssen wir nicht sagen, daß für sie unser Wort ‘rot’ fünf verschiedene Bedeutungen hat? Besonders, wenn wir uns denken, daß Einer, wenn er
246
jenes
das
unser
Wort ‘rot’ bei uns hört sich im Geiste alle seine fünf Wörter hersagt & ˇsich die entsprechenden Farbtöne
dazu
dabei
vorstellt. Gewöhnte er sich aber nach & nach an unsern Sprachgebrauch lernte er ‘auf deutsch denken’, – würden wir da nicht ˇvielleicht sagen, er sähe nun das Gemeinsame aller jener Töne
 
   
119     Denke Dir, Menschen lernten den Gebrauch der Farbwörter zuerst beim Mischen von Malfarben. Sie haben sechs Farbtopnäpfe: [B|R]ot, Blau, Grün, Gelb, Weiß, Schwarz. Die sechs Fabwörter lernen sie zuerst auf die sechs Farbstoffe anwenden. Sie machen dann ˇvielfache Übungen, wie diese: ein ˇes werden ihnen ˇeinf[a|ä]rbig[er|e] Gegenst[a|ä]nde Muster wird werden ihnen gezeigt; & sie müssen sagen ‘aus welchen Farben seine Farbe diese Mischfarben besteh[t|en]’, ‘Welche von diese[r|n] Mischfarben rot enthalten’
u. dergl.
u.s.f.
. Später lernen sie Befehle
wie
von der Form
‘Bring mir etwas Rotes’ ausführen & zwar auch dann so, daß sie einen Gegenstand bringen dessen Farbe ‘genügend rot enthält’. – Hier würde man gewiss sagen, für sie bedeutet ‘rot’ was diesen Tönen gemeinsam ist.
 
   
⌊⌊120    ⌋⌋ “Können wir nicht zwei Töne von Rot, sagen wir, Karmin & Zinober, einmal als Farben auffassen, die rot mit einander gemein haben, – einmal, einfach als zwei einigermaßen ähnliche Farbtöne, oder, als zwei Farbtöne die reinem Rot ähnlich sind?” – Ja; aber in welchen Fällen würdest Du sagen, daß wir dies tun, & worin besteht dieses ‘einmal soc – einmal anders Aauffassen’? – Wer z.B. in durch d[er|ie] Schule (119) erzogen wurde worden ist gegangen ist, dem
wird
werden
vielleicht, wenn er sagt, zwei Dinge (ein zinoberrotes & ein karminrotes) seien beide rot, dabei eine Zerlegung von Farben vorschweben & darin kann das Auffassen der beiden Töne als Mischfarben bestehen,
247
oder das Auffassen des Rot als ˇihr gemeinsamer Bestandteil. Wir werden später noch von dem Auffassen (oder Sehen) von Etwas als Etwas reden. Sehr verschiedene Vorgänge nennen wir so; & nicht einen ˇeinfachen grundlegenden Vorgang, wie unsere Ausdrucksweise uns zu glauben verleitet. ¥⋎ [S 283-284.]
 
   
⌊⌊121    ⌋⌋ Denke an den Gebrauch, ˇden wir von den Farbwörtern machen, wenn wir von ‘schwarzem Kaffee’, ‘weißem Wein’, ‘Rotwild’, etc., reden. // Denke an die Verwendung der Farbwörter in Ausdrücken wie ‘schwarzer Kaffee’, ‘weißer Wein’, ‘Rotwild’, etc. // Wir könnten uns vorstellen, daß Menschen die Farbwörter je nach dem Gebiet von Gegenständen, von denen sie reden, in verschiedener Weise gebrauchten.
Sie sagen von …
So sagen sie von
einem Pferd, es sei rot, wenn es nach unsern Begriffen braun ˇist mit einem leichten rötlichen Stich; sie reden von ‘blauen’ Pferden & meinen weiße mit ein[er|em] Spur eine[s|m] bläulichen Schimmers;
für Kühe
bei Kühen
sind ihre die Begrenzungen ihrer Farbbegriffe wieder etwas anders, & wieder anders bei Äpfeln, Birnen & Pflaumen &
gebrannten Ziegeln
Ziegeln
// für Äpfel & Pflaumen & wenn sie vom Brennen d. Z. reden // , etc.. (Es wäre das vergleichbar damit, daß Menschen verschiedenerlei Längenmaß für Holz, Tuch, Papier, etc haben.) Wenn ich nun ihre Ausdrucksweise lernen sollte, & von einem Pferd sagen muß, es sei
blau
rot
, da[ß|s] ich nie anders als braun ˇweiß oder weißgrau genannt hätte, so würde ich mir gewiß sagen: “‘
Blau
Rot
’ bedeutet bedeutet hierc bei ihnen das // “Das heißt bei ihnen ‘blau’” // , & obwohl ich, gleichsam, verstünde, daß sie das ‘blau’ nennen, so bedeutet nun ‘blau’ für mich ˇdoch etwas
neues.
andres als gewöhnlich.
D.h. zeigt man mir zwei [f|F]arbtöne die beide ziemlich nahe reinem Blau sind & fragt mich, ob das Wort ‘blau’, auf diese beiden angewandt, dieselbe Bedeutung hat, so
248
bin ich geneigt zu sagen, [;|,] ja, es
hat
habe
dieselbe, & vielleicht auch: , Blau
ist
seic
das, was beide Gegenstände sind, das Blau
ist
seic
nur einmal ein wenig mit Weiß, einmal ein wenig mit Grün ‘legiert’. (Ich sage ja auch zwei Ketten
sind
seien
aus Gold, wenn ˇdie eine etwas mehr mit Kupfer legiert ist enthält, als die andre). Hier rede ich also von Blau als dem gemeinsamen ‘Hauptbestandteil’. Beachte den Gebrauch von ‘ziemlich nahe’; ich hätte auch sagen können ‘ziemlich ähnlich.) Zeigt man mir
aber
anderseits
ein solches Blau & ˇdazu jenes Weiߡgrau mit de[m|r] blau Spur eines des bläulichen Schimmers, das die Leute ‘blau’ nannten, & fragt mich, ob das Wort[b|B]lau’ dasselbe bedeutet, wenn man diese beiden Farben[b|B]Blau’ nennt, so sage ich ˇwohl, nein; & ich werde hinzufügen: “[d|D]as sind ja ganz verschiedene Farben nur mit einer leisen [v|V]erwandtschaft.”
Oder:
ˇhier
“‘Blau’ bedeutet hier eigentlich: , ‘Weiß mit einem Stich ins Blaue’”. Denn, wenn werde soll ich gefragt, werde, zeigen, w[as|el]che Farbe ˇich ’blau’ ist nenne, so werdec zeige ich zur Erklärung nicht auf so ein Weiß zeigenc. Aber
die
jene
Leute in unserm Beispiel
sagen
antworten auf diese Frage
vielleicht: “Blau, bei Pferden, ist das, bei Pflaumen das, etc.”. Wenn man
sie aber
diese Leute
fragt, ob bei ihnen ‘blau’ [v|V]erschiedenes oder immer nur Eines
bedeutet
heißt
, so kann ich mir vorstellen, daß sie antworten: “‘Blau’
ist
heißt
immer nur blau. Natürlich bei einem Pferd schaut es anders aus, als beim blauen Himmel!” // “… . Natürlich ein blaues Pferd schaut anders aus als der blaue Himmel ˇetc.!” //
 
   
     
Aber ich höre den Einwand:
Vielleicht aber sagst Du:
“‘Blau’ ist doch nicht die Farbe eines hellblauen oder dunkelblauen
Gegenstandes
Körpers
sondern, es ist der Begriff unter
249
den die Farbe des Dinges fällt” oder “‘Blau’ ist bedeutet die Klasse aller blauen Farben”. ‘Klasse’ ist ein logisches Modewort, ˇwir müssen von ihm noch reden, & es ist damit hier nichts erklärt, & ebensowenig mit der Verwendung des Wortes ‘Begriff’. Aber wir könnten aus diesem Beispiel allerdings etwas über die Biegsamkeit der Bedeutung des des Begriffes ‘Begriff’ lernen.
 
   
   Wir haben die Idee, daß der Mensch, der Mensch, … , trage der das Wort ‘blau’ versteht, seine Bedeutung kennt, in seiner Seele ein Bild dieses Begriffes trägt. Frage Dich aber: “Wie sieht dieses Bild aus?” – Von
jener
dieser
Metapher ausgehend kann man aber sagen: Das Wort hat ˇfür Dich eine Bedeutung, wenn Du auf die Frage geneigt bist, Dir selbst nur eine ˇhinweisende Erklärung des Wortes zu geben. (Lernst Du also die Sprache der Leute im Beispiel (121) & memorierst die Farbtöne, die diese ‘[[b|B]|b]lau’ nennen, so bedeutet das Wort einmal das, einmal das.)
 
   
   [I|i]m Beispiel (114) nun konnten [w|W]ir ˇkonnten nicht entscheiden ob ˇ‘rot’ nur eine, oder zwei Bedeutungen habe; aber nehmen wir an, der, dem ich den Befehl gebe, sagt ˇdarauf:
⌊⌊122    ⌋⌋ “Es sind zwar hier keine roten & keine grünen Blätter, aber ich verstehe Dich”, & darauf sortiert er
sie
die Blätter
. Oder: er hat sonst Befehle von der Art, “Sortiere diese Gegenstände etc.”, ohne sich zu bedenken ausgeführt; als ich ihm aber den in gab,
jene
die
Blätter zu sortieren, sah er zuerst auf den
Blätterhaufen
Haufen
& stutzte; dann erst fing er an ˇrötlich braune & grünlich gebe zu sortieren. – Oder er besinnt sich einen Augenblick & sagt ˇzu sich selbst: “Er meint wohl diese”, ˇdabei blickt er auf ein rotbraunes & ˇein grüngelbes Blatt, dann
führt er den Befehl aus.
sortiert er.
– Dies, können wir sagen, bedeutet daß d[as|ie] Worte ’rot’ & ’grün’ hier Blätter nicht in dem // jene // die Blätter für ihn nicht in demselben Sinne ‘grün’ & ‘rot’ sind wie die
250
Dinge, die früher so genannt wurden. – Befolgt er anderseits meinen Befehl ohne das geringste Bedenken, ‘als wäre es ganz selbstverständlich’, daß ich
diese Worte hier gebrauche,
hier die Worte ‘rot’ & ‘grün’ gebrauche,
so liegt es nahe, zu sagen,
sie
‘rot’ & ‘gr’diese Wörter
haben für ihn auch in diesem Befehl ihre alte Bedeutung. – Wollte man aber sagen: “Also muß müssen sie – der, welcher sich erst besinnen mußte & der ˇAndere welcher den Befehl, wie selbstverständlich, ausführte verschiedene Bilder der Begriffe in
seiner
ihrer
Seele getragen haben”, – so würde ich antworten: “Was Du sagst kann eine Hypothese sein zur Erklärung der Tatsachen, die ich beschrieben habe, oder auch ein Gleichnis,
unter welchem
wodurch
[d|D]u diese Tatsachen darstellst; aber
es ist nicht etwas, was aus den Tatsachen folgt.”
es folgt nicht aus den Tatsachen.”
 
   
123     Denke Dir nun diesen Fall: Jemand hat wie i[n|m] ( Beispiel (111) den Gebrauch von ‘heller’ & ‘dunkler’ gelernt. Ich gebe ihm nun die Aufgabe belie[g|b]ige Gegenstände in Reihen zu ordnen nach dem Grad ihrer Helligkeit. Er tut dies, indem er eine Reihe von Büchern legt, eine Reihe von Tiernamen aufschreibt, & endlich schreibt er noch die Reihe ‘i, e, a, o, u’. Ich frage ihn, weshalb er diese Reihe hingeschrieben hat, & er antwortet, : “i ist doch heller als e, & e ist heller als a, & a ist heller als o!” – Ich werde über diese Idee erstaunt sein, & doch sagen müssen, es ist etwas daran. Vielleicht sage ich ihm: “Aber i ist doch nicht in der Weise heller wie als e, wie
das
ein
Buch heller ist als das!”. Aber vielleicht zuckt er versteht
das
mich
nicht, zuckt mit den Achseln, & sagt: “Aber i ist doch heller als e
?” –
, nein?” –
 
   
     Wir werden geneigt sein diesen Fall als eine
251
‘Abnormität’ zu
betrachten
behandeln
, & zu sagen: “Er muß ˇirgendein Organ haben,
mit dem
womit
er sowohl färbige
Dinge
Gegenst
als auch Laute als heller & dunkler empfindet. ⌊⌊ˇUnd ‘heller’ & ‘dunkler’ haben also für ihn eigentlich eine andere Bedeutung als für uns.⌋⌋” Und wenn wir versuchen
, uns diese
, unsere
Idee
// ganz klar //
klar
zu machen, // Und wenn wir unsere Idee scharf in's Auge fassen, // so sieht sie etwa so aus: // Und wenn wir diese unsre Idee ganz ans Licht ziehen, so sieht sie etwa so aus: // Der Im normalen Menschen zeigt ein Instrument Helligkeit sichtbare Helligkeit & Dunkelheit an & ein anderes die hörbare Helligkeit & Dunkelheit von Lauten; (in dem Sinne, in welchem wir sagen
können
könnten
, wir nähmen Strahlen gewisser zwischen gewissen Wellenlängen ˇnähmen wir mit den unsern Augen ˇwahr, andere mit unserm Temperatursinn.) wahr. anderes Instrument das, was man die Helligkeit & Dunkelh. von Lauten nennen kann; in dem Sinn, … Das In unserm Subjekt im Fall (122) aber ordne werden sowohl Farben als auch Laute nach den Ausschlägen desselben Instruments geordnet (wie
etwa
etwa
eine photographische Platte etwa ˇauf einen Gebiet ˇBereich von Wellenlängen reagiert, welche[s|n] d[as|en] wir nur mit zwei Sinnesorganen wahrnehmen können.). // Platte ein Gebiet anzeigt // einen Bereich … anzeigt // // zu dessen Wahrnehmung wir zwei … brauchen. //
 
   
  [Variante] // Der normale Mensch registriert Helligkeit & Dunkelheit von Farben auf einem Instrument (der Seele, oder des Gehirns) & das, was man ‘Helligkeit & Dunkelheit von Lauten’ nennen kann, auf einem andern (in dem Sinne … ) Das Subje[c|k]t in (123) aber, ordnet
möchten wir sagen,
sind wir versucht zu sagen,
ordnet sowohl Farben
&
als
Laute nach den Ausschlägen desselben Instruments (wie eine Photographische Platte etwa
ein Register
// eine Klasse //
einen Bereich
von Wellenlängen anzeigt … ) //
 
   
   Dieses Bild, ungefähr, liegt hinter unserer Idee, ↻das Subjekt ˇin (123) müsse die Worte ‘heller’ & ‘dunkler’ anders verstehen als wir. Auf der andern Seite aber wissen wir in diesem Fall nichts von der
252
[e|E]xistenz eines besondern Instrumentes & die Annahme ein solches existiere kann nur eine Hypothese (& vielleicht eine
unnütze
ganz überflüssige
) sein, oder ein Bild mit dem wir die Tatsachen einprägsamer darstellen.
 
   
    “
Er
Aber er
gebraucht doch gewiß das Wort
heller
dunkler
’ gewiß in einem // gewiß ‘heller’ in einem … // andern Sinn, wenn er sagt, i sei heller als e!” – Unterscheidest Du hier zwischen dem Sinn, in welchem er das Wort gebraucht, & der Art
der Anwendung
des Gebrauches
? D.h., willst Du sagen, daß, wenn [e|E]iner das Wort so wie er gebraucht, wie er, müssec neben den offenbarenc Unterschieden ˇdes Gebrauchs noch ein anderer bestehen, & zwar ˇeiner im seelischen Vorgang? // … & zwar einer, der im seelischen Vorgang beim Gebrauch des Wortes liegt? // – Denke hier z.B. an das, was in der Betrachtung (116) & (120) gesagt wurde. – Oder
willst
wolltest
Du nur sagen, daß
sein
der
Gebrauch von ‘lichter’ & ‘dunkler’ in diesem Satz doch gewiß ein andrer
sei
genannt werden müsse
, // , der Gebrauch … sei doch gewiß … // als der im Satz “[d|D]ieser Topf ist heller als der”. Aber ist diese Verschiedenheit noch etwas, ˇüber & außer allen besonderen Verschiedenheiten? den Verschiedenheiten im Besondern? // Aber ist hier noch eine Verschiedenheit, ˇüber & außer den Verschiedenheiten im [E|e]inzelnen? // // Aber ist hier noch eine Verschiedenheit, außer den einzelnen Verschiedenheiten? // // Aber ist diese Verschiedenheit noch etwas außer den Verschiedenheiten im Besondern? // Und die der Verschiedenheiten sind freilich mannigfaltig unzählige; // Und es sind unzählige Verschiedenheiten: // // Diese sind unzählig; // hier hinsehen dort & hinhören; hier ˇeine Farben malen, dort ˇeinen Laute aussprechen; etc. Und ferners, wenn ich ˇin (111) dem Schüler in 1 sage: , “Jetzt ordne d a, e, i, o, u die fünf Vokale nach ihrer Dunkelheit”,
so werde ich wohl …
so bin ich geneigt dabei ein besonderes Gesicht zu machen
(vielleicht ein verschmitztes) & es in besonderem
Ton
Tonfall
zu sagen (
etwa
vielleicht
zögernd);
253
und diesem Ausdruck der Sti[t|m]me, des Gesichts & etwa der Gebärde entspricht es, wenn ich z.B. sage: “Sie sind freilich nicht eigentlich hell & dunkel”, oder
Es
// , Man kann gleichsam hellere & dunklere unterscheiden” //
, u.s.f. & entsprechen oder die Äußerungen ˇin (122). Es verhält sich mit dem Erlebnis den Erlebnissen der Unähnlichkeit, wie mit dem Erlebnis der Ähnlichkeit. denen der Ähnlichkeit.
 
   
124     A.: “Körper[,| &] Laute & Töne sind bald heller, bald dunkler”. – B: “Aber doch Körper & Laute nicht im selben Sinn!”. – A: Körper siehst Du & Laute siehst Du nicht; i ist doch nicht heller als a
:
,
wie dieses Buch heller ist [d|al]s das!” – A: “Ich sage ja nicht, daß ich die Laute
ansehen
sehen
kann, oder auf den Tisch
legen
stellen
, sondern nur, daß sie auch
heller & dunkler
bald heller, bald dunkler
sind.” – B: “Dann meinst Du mit ‘heller’ & ‘dunkler’ etwas anderes als ich.” – Ja, wenn das Kriterium, für das was
A
er
‘meint’ in dem liegen soll, was er bei so einer Gelegenheit sagt. – Es sollte aber eigentlich nicht heißen, “Dann meinst Du …”, sondern: “Du meinst …”, denn es ist eine Zusammenfassung & B zieht nicht einen weiteren Schluß, sondern er faßt zusammen. Worauf aber schließt B, wenn er sagt “Dann meinst Du …”? – Er schließt auf gar nichts, oder in unbestimmter Weise darauf, daß sich wohl auch andere Unterschiede in zwischen der Auffassung des A & der seinen finden werden. (Wie etwa, wenn man sagt: “Du hättest bei dieser Gelegenheit so gehandelt? Dann mußt Du ein ganz anderer Mensch sein, als wie ich.”)
 
   
    “Aber nehme ich ˇdenn nicht wahr, daß die Relation ‘lichter’ (oder ‘dunkler’) ˇzwischen Färbigem eine andre ist, als die
254
Relation ‘lichter’ zwischen Lauten?, – so wie ich w[ä|a]hrnehme, daß die Relation ‘lichter’ zwischen i & e die gleiche ist, wie die zwischen e & a?” Aber in gewissen Fällen ˇunter Umständen werden wir auch geneigt sein zu sagen in diesem Fall von verschiedenen Relationen zu reden. Man könnte sagen: “Es kommt darauf an, wie man sie vergleicht”.
 
   
⌊⌊125    ⌋⌋ Stellen wir die Frage: – “Sollen wir sagen, daß die (beiden) Pfeile, → und ←, in verschiedenen Richtungen weisen, oder in der gleichen?” – Auf den ersten Blick
sagt man
wird man sagen
: “Natürlich in verschiedenen.” – Aber sieh die Sache so an: Wenn ich in den Spiegel sehe & sehe das Spiegelbild meines Gesichtes, so kann ich das als Kennzeichen dafür dafür betrachten sein das das Kennzeichen dafür, daß ich meinen eigenen Kopf im Spiegel sehe; sähe ich anderseits ˇim Spiegel
einen
den
Kopf von hinten
// einen Hinterkopf // so könnte ich sagen: “Es kann nicht mein Kopf sein,
es
sondern
einer, der in
entgegengesetzter
umgekehrter
Richtung schaut”. So könnte ich sagen: ein Pfeil & das Spiegelbild eines Pfeiles zeigen in gleicher Richtung, wenn sie ihre Spitzen einander zugekehrt sind, & in entgegengesetzter, wenn die Spitze des einen
der Feder
dem Schwanzende
des andern zugekehrt ist. –
Nimm an
Denke Dir
jemand hätte den ˇgewöhnlichen Gebrauch des Wortes ‘gleich’ gelernt Ausdruck ‘die gleiche’ in den Verbindungen: ‘die gleiche Farbe’, ‘die gleiche Form’, ‘die gleiche Länge’; er kennt auch den Gebrauch des [w|W]ortes ‘zeigen’ in Verbindungen wie ‘der Pfeil zeigt ‘die Hand zeigt ˇin der Richtung des auf diesen den Baumes’. ‘gerichtet’ in Verbindungen wie ‘der Pfeil ist auf den Baum gerichtet’. – Nun zeigen wir ihm die zwei Paare von Pfeilen:
     

und
→←
→→
; & fragen ihn, von welchen
255
zweien er sagen möchte, sie seien ‘gleich gerichtet’. – Wenn nun gewisse Anwendungen in seinen Gedanken obenauf liegen, ist es da nicht leicht vorzustellen, daß er vom ersten Paar sagen wird, sie seien gleich gerichtet? ¥
 
   
  (Vielleicht wendet man ein,: “[w|W]enn man das unter ‘Richtung’ & das unter ‘gleich’ versteht, dann kann man nur das als ‘gleiche Richtungen’ bezeichnen.” So Ebenso ist man versucht zu sagen: “Wenn man das unter der Negation versteht & das unter der Bejahung, so gibt eine doppelte Negation eine Bejahung.” Von dem Fehler in dieser Auffassung müssen wir noch sprechen.)
 
   
126     Wenn wir eine Tonleiter hören, so sagen wir daß nach jedem sieben Tönen der gleiche Ton wiederkehrt[;|.] & [w|W]enn wir Einer gefragt würden, warum wir er das d[ie|en] ’gleichen’ Ton nenn[en|t], so würden wir er vielleicht
sagen
antworten
: “Es ist ˇja wieder ein c”. Aber das ist nicht, was ich hören
möchte
will
, denn ich würde ˇnun fragen: “Warum
nennt man
nennst Du
diesen Ton wieder ‘c’?” – Darauf wäre die Antwort vielleicht: “Hörst Du denn nicht, daß es derselbe Ton ist, nur um eine Oktav höher?!” – Auch hier könnten wir uns vorstellen, jemandem sei der Gebrauch des Wortes ‘gleich’ gelehrt worden, wie in (125)
, nun werde …
, undc nun werde
ihm die C-dur Tonleiter vorgespielt & er gefragt, ob etwa die ‘gleichen Töne’ in ihr immer wiederkehren. Und wir können uns leicht verschiedene Antworten auf diese Frage vorstellen. (Vergleiche (110).)
 
   
   ↺ (Insbesondere könnte ich mir vorstellen, daß er sich weigert die Pfeile

als ‘gleich gerichtet’ zu bezeichnen, da es
256
keine Stelle gibt, auf die sie beide zeigen.)
 
   
   Machten Wenn wir den Versuch mit zwei Menschen A & B, ˇmachen, & A braucht ‘gleich’ für jeden achten Ton & B ˇauch für die Dominant & Octav jedes Tons, hatte können wir sagen: A & B höre Verschiedenes? – Wenn wir dies sagen, so laß uns klar sein, ob wir behaupten wollen, es müsse eine Verschiedenheit bestehen, noch außer der, die der Versuch gezeigt hat.
 
   
127    
Unsere
Diese
Erörterungen hängen mit dem folgende[n|m] Problem zusammen: Nimm an, wir haben jemand gelehrt, Zahlenreihen anzuschreiben nach der Regeln von der Form “Mache jede folgende Zahl um n größer”. Wir geben den Befehl eine solche Reihe
anzuschreiben
aufzuschreiben
in der abgekürzten Form “Addiere immer n!”. Die Zahlzeichen in diesem Spiel sind Gruppen von Strichen: |, ❘ ❘, ❘ ❘ ❘, ❘ ❘ ❘ ❘, etc.. – Wenn ich sage, wir haben jemand
das
dieses
Spiel gelehrt, so meine ich natürlich, wir haben ihm ˇeinerseitsc
// Erklärungen allgemeiner Art //
allgemeine Erklärungen
gegeben, & Übungsbeispiele mit ihm gemacht. Diese Beispiele hätten sich z.B. im Zahlenraum bis 86 bewegt. – Wir geben ihm nun einmal den Befehl “Addiere immer 1!” & beobachten, daß er von 100 90 an, wie wir sagen würden, immer 2, & von 180 an immer 3 addiert. Wir
weisen ihn zurecht
machen ihn darauf aufmerksam
& sagen: “Schau, was Du tust Du solltest ‘Ich habe Dir gesagt ‘addiere 1’; schau doch doch wie Du ˇdie Reihe
// bis 90 geschrieben hast!”
angefangen hast!”
– Nimm an der Schüler sagt, auf die Zahlen 92, 94, etc weisend,:[i|I]ch bin doch in der gleichen Weise weiter gegangen! Ich dachte, so sollte ich's machen.” – Es würde uns nun nichts nützen, zu sagen: “Aber siehst Du denn nicht …?”, & ihm die alten
Erklärungen
Regeln
& Beispiele wieder vorzuführen. – Wir könnten in so einem Fall sagen: Dieser Mensch versteht von Natur
257
aus diese ˇRegel jenen Befehl (nach unsern auf unsere Regeln Erklärungen & Beispiele ˇhin) so, wie wir etwa
den Befehl auffassen würden
die Regel verstünden
: “[a|A]ddiere bis 90 immer 1, bis 180 immer 2, etc.!”.
⌊⌊ // Dieser Mensch faßt⌋⌋
 
   
128     (Dieser Fall hätte ˇeine gewisse [ä|Ä]hnlichkeit mit dem, dem daß ein Mensch, von Natur aus, ˇauf einer zeigenden Gebärde damit reagiert, daß er in der Richtung von der Fingerspitze zur Hand schaut. Verstehen ist hier reagieren.)
 
   
129     “Was Du sagst
läuftc
kommt
also wohl darauf hinaus, daß es sei, um den Befehl ’addiere immer 1’ richtig zu befolgen, bei jedem Schritt eine neue Einsicht, Intuition, nötig ist.” – Aber was heißt es, ‘den Befehl richtig ausführen’? Wie, & wann soll es entschieden werden, welches an einem bestimmten Punkt der richtige Schritt ist? – “Der richtige Schritt ist
überall
immer
derjenige,
der,
der im Einklang ist mit dem Befehl, wie er ihn der Befehlende gemeint hat meint ˇwar ist, übereinstimmt.” – Das heißt wohl: als Du ihm den Befehl gabst “Addiere immer 1!”, da hast Du gemeint, er solle nach 90 91 schreiben
, &
,
nach 290 291
&
,
nach 1041 1042 & so
fort
weiter
. Aber wie hast Du damals alles das meinen können? ([j|J]a, eine unendliche Anzahl Meinungen!)!? – Oder würdest Du sagen, : es habet nur ein Meinen stattgefunden, & jene aus welchem aber jede der besondern Meinungen ihres Orts folgt? – Aber ist denn nicht die Frage eben: Was folgt aus der allgemeinen Regel?

– Vielleicht sagst Du:
“Ich habe ˇaber doch als ich den Befehl gab ˇschon gewußt, daß er nach auf 90 91 ˇschreiben soll komm[en|t] folgt sollte ⌊⌊ˇ // Ich habe aber, als ich den Befehl gab, doch schon gewußt, daß er nach ‘90’ ‘91’ schreiben soll // ⌋⌋: ‘[a|A]ddiere immer 1[!|.]’” – Hier wirst Du ˇwirst von der Grammatik des Wortes ‘wissen’ irregeführt. War dieses Wissen ein seelischer Akt, durch welchen Du, als Du den Befehl gabst, ↺den Übergang von 90 auf 91 schon ausführtest
d.h.:
also
ein Akt vergleichbar dem Aussprechen des Satzes: ‘Nach 90 soll er 91 schreiben’? Wenn ja, so frage
258
Dich wieviele solcher Akte Du
ausführtest,
ausgeführt hast,
als Du den Befehl gabst. Oder meinst Du mit dem Wissen irgend eine Disposition zu gewissen Denkhandlungen, – dann kann nur die Erfahrung
zeigen
lehren
, wozu
es eine Disposition ist
diese Disposition disponiert
. – “Aber hätte man mich gefragt, welche Zahl er nach 1568 schreiben soll, so hätte ich geantwortet ‘1569’”. – Ich zweifle ˇvielleicht auch nicht daran, aber es ist doch eine Hypothese;
vergleichbar der,
etwa wie die,
daß Du den N aus dem Wasser gezogen hättest, wenn er
hinein gestürzt
hineingefallen
wäre. – Ich glaube Deine Idee ist die, daß Du in dem geheimnisvollen Vorgang des Meinens, der Intention,
alle
die
Übergänge irgendwie
schon gemacht hast
machtest
, ohne sie wirklich zu machen. Deine Seele fliegt gleichsam voran & macht
die
alle
Übergänge, während Dein Körper noch nicht
dort
bei ihnen
angelangt
war
ist
. ehe Dein Körper noch dort angelangt ist. – Diese [m|M]erkwürdige & uns immer wieder begegnende Idee
hängt zusammen
steht in Zusammenhang
mit
dem
diesem
Gebrauch ˇder Vergangenheitsform des Wortes “meinen”:, wenn wir sagen: “Ich meinte, Du solltest nach ‘90’ ‘91’ schreiben”. Diese Vergangenheitsform scheint zu sagen, daß damals ein (besonderer)
Akt
Vorgang
des Meinens
in Bezug auf die
bezüglich der
Folge dieser Zahlen stattgefunden ha[b|t]e; in Wirklichkeit aber redet der bezieht sich dieser Satz von auf keinem solchen Vorgang. // … daß damals ein besonderer Akt des Meinens stattgefunden habe, bezüglich der Folge dieser Zahlen; … // Man könnte diese Vergangenheitsform durch diese Umformung des Satzes erklären: “Hättest Du mich damals gefragt, welcher Übergang an dieser Stelle ˇdem Sinn meine[m|s] Befehls gemäß ist // der Intention meines Befehls entspricht // , so hätte ich geantwortet …”. Aber dies ist eine Hypothese. (Vergleiche die Bemerkung über das Geführtwerden auf S. 218–219)
 
   
   Denke an diesen Fall: Ich frage jemand: “Wann hat Gregor VII. gelebt?” – Er: Meinst Du den der Heinrich
259
VI. in Bann getan hat? Jemand fragt: “Als Du von Strauß sprachst, hast Du den gemeint, der die ‘Blaue Donau’ geschrieben hat?” – Ich: “Ja, den habe ich gemeint”.
⌊⌊ “Als ich von Strauß sprach, meinte ich den Komponisten der ‘Fledermaus’.” – ⌋⌋ Bedeutet das,: daß ich damals ˇhabe, als ich ihn meinte, daran gedacht, haben muß daß
er
Strauß
die
‘Fledermaus’
‘Blaue Donau’
geschrieben hat?, ? als ich ihn gemeint habe? // daß er der Komponist der … ist.
 
   
130     Wenn wir sagen: “Nach dem Sinne des Befehls sollte er
auf
nach
‘90’ ‘91’ schreiben”, so erscheint es hier, als
eilte
eile
dieser Sinn wie ein Schatten dem Befehl voraus, & alle Übergänge seien im Sinne in schattenhafter Weise schon gemacht. – Aber wenn es so die Übergänge in schattenhafter Weise gemacht worden
sind
wären
, –
was vermittelt
welcher Schatten macht
die Übergänge von den schattenhaften Übergängen zu den wirklichen? // , – welcher Schatten vermittelt die Übergänge von diesen Schatten-Übergängen zu den wirklichen? // – Wenn die Wortec ˇallein // bloßen Worte //
des Befehls
der Regel
diese Übergänge von einer Zahl zur nächsten nicht
vorausnehmen konnten
voraus genommen haben
, so konnte es auch kein seelischer Akt der etwa diese Worte begleitet. // Wenn
die Worte des Befehls allein
die Worte allein
einen Übergang von einer Zahl zur nächsten … //
 
   
131          Wir begegnen der Vorstellung schattenhafter ˇätherischer Gebilde in der Philosophie immer wieder & wieder In der Philosophie begegnen Dir eine Unmenge solcher … Es spukt in der Philosophie (überall)c (allerorten) von solchen schattenhaften, ätherischen, Gebilden Wesen. Sie zeigen allemal ein Mißverständnis unserer Sprachlogik* (Pa an * Ihre Vorstellungc Die Vorstellung von ihnen drängt sich uns als (eine) Erklärung einer ˇvon uns mißverstandenen unverstandenen grammatischen Form // unverstandener grammatischer Formen // auf. (Sie ist ein Zeichen das Erzeugnis // Sie sind // die Ausgeburten einer … // Sie sind die Erzeugnisse einer // unverstandenen Sprachlogik*. ⌊⌊ˇ* Paul Ernstc⌋⌋.) Es erscheint [d|D]er Sinn des Satzes ˇerscheint uns als Schatten einer Tatsache, ˇder Sinn de[r|s] Wunsches als Schatten seiner der der Erfüllung, ˇder Sinn der Regel als Schatten des ihr gemäßen Handelns, die Mo das Können als Schatten des Tuns, die Möglichkeit als Schatten der
260
Wirklichkeit. ⌊⌊ // Die Vorstellung von ihnen drängt sich uns als Erklärung einer grammatischen Form grammatischer sprachlicher Formen auf. (Sie sind die Erzeugnisse einer unverstandenen Sprachlogik*.) // Ihre Vorstellung drängt sich uns auf als Erklärung gewisser sprachlicher Formen. (Sie sind … ) // ⌋⌋
 
   
131     Es ist nicht ein Akt der Einsicht der uns die Regel “[a|A]ddiere immer 1” bei jedem Schritt so anwenden läßt, wie wir sie ˇeben anwenden. (Es sei denn, daß es im besondern Fall ein Akt der Einsicht wäre. Ich sage etwa: “Ach Du meinst, ich solle jede Zahl um 1 größer machen als die vorige!”) Eher ˇnoch könnte man von einem Akt der Entscheidung reden. Aber auch das
wäre
ist
irreführend, denn es findet kein Deliberieren statt, sondern er schreibt wir schreiben (einfach) etwas hin, oder spricht sprechen etwas aus. – Wir machen wollen hier wieder – wie in tausend andern Fällen – den Fehler es nicht wahr haben, daß die Kette der Gründe zu einem Ende kommt.
 
   
132     Nun vergleiche diese ˇbeiden Sätze: “
Es heißt doch gewiß
Es ist doch gewiß
nicht die gleiche Anwendung der Regel ‘addiere immer 1’, wenn man ˇanfängt: ‘1, 2, 3, 4 …’ & nach 90
schreibt
fortsetzt
: ‘92, 94, 96 etc.’ // … , wenn man die Reihe mit ‘1, 2, 3, 4 …’ anfängt & nach 90 sie mit 90, 92, 94 … fortsetzt // ¤; und: “Es ist doch
sicher
gewiß
nicht die gleiche Anwendung
des Wortes
von
‘dunkler’, wenn man es zuerst auf färbige
Gegenstände,
Dinge,
& dann auf Laute anwendet”. ¤
// “Es ist doch sicher nicht die gleiche Anwendung der Regel ‘addiere immer 1’, wenn man die Reihe mit ‘1, 2, 3, 4

etc.
’ anfängt
& dann fortsetzt: ‘90, 92, 94’ …”
& mit ‘90, 92, 94 …’ fortsetzt
//
– Das kommt darauf an, was Du die gleiche Anwendung’ nennst. – Aber ich nenne auch die Anwendung von ‘heller’ & ‘dunkler’ auf Laute nicht
// : “Es heißt doch gewiß, d[as|ie] Regel ‘addiere immer 1’ jetzt in anderem Sinn
gebrauchen
verwenden
, wenn Du nach ‘90’ fortfährst ‘92, 94, 96 …’”, und “Es heißt doch gewiß, (das Wort) ‘dunk[el|le]r’ in einem andern Sinn verwenden gebrauchen, wenn Du es jetzt auf Laute anwendest
, & früher auf Färbiges
, früher aber auf Färbiges
”. // – Das kommt drauf an, was Du ‘einen andern Sinn’ nennst. – Aber ich sage auch, Laute seien “in einem
261
andern Sinn ‘heller’ & ‘dunkler’”, als färbige Gegenstände; & ich schreibe ˇauch in der Reihe ‘[a|A]addiere immer 1’ nach ‘90’: ‘91, 92, 93 …’. – Nicht mit einer bestimmten Rechtfertigung, – oder nicht notwendig mit einer bestimmten Rechtfertigung. ⋎ [S 284 283]
 
   
⌊⌊133    ⌋⌋ Es ist eine
sehr
besonders
ungemein
gewöhnliche
verbreitete
Denkkrankheit, hinter allen Handlungen der Menschen Zustände der Seele
zu postulieren
zu suchen
, aus denen die Handlunge
wie man sagt,
, gleichsam,
fließen
‘entspringen’.
Es entstehen so die
Man gibt (dann)
Pseudo Scheinerklärungen von der Art: diese Handlung entspringe aus dem Charakter des Menschen, ˇd[ie|as]ses Benehmen aus dem
Volkscharakter
Charakter des Volkes
, etc., etc.. (Es beruhigt uns eben, etwas zu sagen, was wie eine Erklärung klingt. // , was
die Form
den Klang
der Erklärung hat. // ) – Sehen wir uns etwa den Satz an Nimm an, jemand sagte: “Die Mode ändert sich, weil der Geschmack der Menschen sich ändert.” – Wenn nun ein Schneider heuer einen andern Schnitt des Frackes entwirft als im vorigen Jahr, warum soll dasc, die was wir die Änderung
seines
des
Geschmacks nennen, nicht zum Teil, oder ganz, eben darin bestehen, daß
er den Schnitt ändert
er dies tut
?
 
   
    Aber
wir sagen
man sagt
: “Einen neuen Schnitt zeichnen ist doch nicht, seinen Geschmack ändern, so wie, etwas sagen, nicht heißt, es meinen. Es müssen bestimmte Empfindungen,
seelische
geistige
Akte
Vorgänge
, das Zeichnen, & Sprechen, begleiten. Es ist doch offenbar möglich, daß Einer einen neuen Schnitt zeichnet, ohne seinen Geschmack geändert zu haben; sowie er etwas sagen kann, ohne es zu meinen.” Und das ist
gewiß
natürlich
wahr. Aber es folgt daraus nicht, daß unter bestimmten Umständen das unterscheidende Merkmal einer Geschmacksänderung nicht ˇeinfach darin besteht, daß er jetzt etwas anderes
262
zeichnet als vor einem Jahr. (Siehe das Beispiel 66). ⌊⌊ˇ Übrigens ist ja selbstverständlich, daß ˇes bei diesem Zeichnen
mannigfache
allerlei
Empfindungen & seelische
Vorgänge
Akte
geben wird. –
⌋⌋ Und ist, ˇin einem Fall was er zeichnet, nicht das Kriterium der Geschmacksänderung, so folgt nun nicht
:
,
daß es in
der
einer
Veränderung einer eigenen Region
seiner Seele
seines Geistes
sozusagen eine[m|s] Geschmackszentrums
liegt
besteht
. // … : daß es eine Veränderung ist, die in einer eigenen Region seiner Seele, sozusagen einem Geschmackszentrum, vorsichgegangen ist. // … : daß es eine Veränderung in einer eigenen Region seiner Seele, sozusagen einem Geschmackszentrum, ist. //
 
   
   Wir gebrauchen das Wort ‘Geschmack’ nicht zur Bezeichnung einer Empfindung.
Dies irrtümlich
So etwas
anzunehmen // Dies aber anzunehmen // , heißt, den d Gebrauch
des
dieses
Wortes viel einfacher darzustellen, als er in Wirklichkeit ist. // … heißt, die Praxis unserer Sprache in
einer falschen
unrichtiger
Vereinfachung darstellen. // Durch
eine
die
Darstellung
des Gebrauchs unserer Worte in …
der Praxis unserer Sprache in
falscher Ver[i|e]infachung entstehen eine
große Zahl
Unmenge
der
unserer
philosophischen Probleme. (Denke ˇetwa // z.B. // an die
Auffassung
Idee
, eine Eigenschaft,
sei immer ein Ingrediens des Dinges, dem sie zukommt;
z.B. Schönheit, von einem Gegenstand prädizieren, heiße immer
das Schöne enthalte die Schönheit, wie das Alkoholische den Alkohol.)
// (Denke etwa an die Idee, : die Eigenschaften eines Dinges seien in ihm enthalten; sie seien also ˇimmer Ingredienzien des Dings. Die Schönheit sei im Schönen enthalten, wie der Alkohol im Alkoholischen.) // (Denke etwa an die Idee, : die Eigenschaften eines Dings seien Ingredienzien, die in ihm enthalten sind. Die Schönheit sei im Schönen enthalten; wie der Alkohol im Alkoholischen.) //
 
   
134     Wenn immer wir es in diesen Untersuchungen mit
Ausdrücken
Worten
zu tun haben, ˇdie wie man sagen würde, seelische Vorgänge oder Zustände beschreiben, ˇmit Ausdrücken also wie ‘einen Satz in dem & dem Sinne meinen’, ˇ‘auffassen’, ‘eine Absicht
263
haben’, ˇ‘von etwas überzeugt sein’, etwas annehmen’, ’ˇetwas glauben’, ˇ‘bezweifeln’, ‘wünschen’, ‘hoffen’, etc., etc., ist es klärend, in unseren Betrachtungen für das statt des Meinens, Glaubens, Zweifelns u.s.f. ↻den Gesichtsausdruck, die Gebärde, ↺den Tonfall zu substituieren, die für jene seelischen V[ö|o]rgänge charakteristisch sind. // … , die Gebärde des Meinens, Glaubens, Zweifelns u.s.f. zu substituieren. //
 
   
  Stellen wir diese Betrachtung an: William James spricht ˇirgendwo [nachlesen] davon, daß wir mit den Worten ‘wenn’, ‘und’, ‘nicht’ bestimmte Gefühle verbänden, daß man also von einem ‘Wenn-Gefühl’ reden könnte. etc. Diese Gefühle sollen die Bedeutungen jener Wörter erklären. – Wie kommt man nun auf die Idee, daß es solche Gefühle gibt? – Nun, man spricht sich einen Satz vor, z.B., “Wenn es heute regnet, kann ich nicht ausgehen”, & beobachtet was da geschieht. Wenn Du das nun tust so wirst Du gleich merken, daß das ‘Wenn-Gefühl’ nicht immer ‘gleich stark’ ist. Du bist vielleicht geneigt zu sagen, daß Du den Satz einmal mehr, einmal weniger mechanisch aussprichst. – Aber denke doch daran wie Du ihn aussprichst, wenn Du ihn praktisch gebrauchst. Denn im praktischen Gebrauch erfüllt er doch wohl seine eigentliche Funktion. Du wirst sehen, daß Du ihn da bei verschiedenen Gelegenheiten sehr verschieden aussprichst & das das Wenn-Gefühl nicht bloß der Stärke nach variiert. Und ferner: Du wirst sehen daß, was Du dieses Gefühl nennst, mit einem bestimmten Tonfall, oder einer Gebärde, ja einem Gesichtsausdruck, verbunden ist; änderst Du den Tonfall so ändert sich das Gefühl denn es ist, mindestens zum Teil,
das Erlebnis
das Gefühl
dieses Tonfalls. Versuche Mach
dies
das
Experiment: Sage den Wenn-Satz & schüttle dazu
264
verneinend den Kopf.
 
   
   Wenn uns nun nicht eine falsche Auffassung der Grammatik des Wortes ‘Bedeutung’ verführt, daß wir glauben, es müsse ein Wenn-Gefühl geben, so werden wir nun sagen: Es gibt Wenn-Gefühle & zwar in dem Sinne, in dem es Wenn-Gebärden gibt,
&
oder
einen Wenn-Tonf[a|ä]lle. Diese sind für den Gebrauch des Wortes ‘wenn’ charakteristisch insofern sie oft auftreten wenn wir das Wort oft
in dieser Weise
mit ihnen
aussprechen[;|.] [a|A]ber sie können auch ganz fehlen & das Wort doch vollgiltig gebraucht sein.
 
   
   So nun verhält es sich auch mit dem Gebrauch der Wörter ‘meinen’, ‘glauben’, ‘
intendieren
beabsichtigen
’ etc.: eine falsche – falsch vereinfachte – Auffassung
der
ihrer
ˇBedeutung, d.h. ihrer Grammatik, verleitet uns, zu denken, es müsse
dem Wort
jedem dieser Wörter // einem Wort //
ein bestimmtes charakteristisches Erlebnis entsprechen. Und auch hier macht man etwa den Versuch, sagt sich einen Satz vor, etwa “Ich glaube es wird heute regnen”, & beobachtet sich & denkt: “[n|N]un, es geht doch etwas Bestimmtes ˇdabei vor, wenn ich etwas glaube”. Aber auch hier sieh weg von diesem experimentellen Aussprechen des Satzes & denke daran wie Du ihn für praktische Zwecke aussprichst. Geht da wirklich immer das Gleiche vor? Und nun sieh auf [d|D]ein Experiment & frage Dich ob, was da vorgegangen ist nicht wieder mit der besonderen Art & Weise verknüpft ist, wie Du den Satz ausgesprochen hast. Ja wenn Du so ein Experiment machst so mimst Du ja das Glauben, & wie tust Du es? Du machst einen gewissen Tonfall nach, ˇein Gesicht, eine Gebärde. (Vergleiche (86)) Es verhält sich mit dem Erlebnis des Meinens,
265
der Überzeugung etc. ganz so wie mit dem Wenn-Gefühl.
 
   
⌊⌊135    ⌋⌋ Wir sprechen von einem ‘Ton der Überzeugung’ &
das
dies
täten wir nicht wenn dieser Ton für d[ie|as] Überzeugtsein nicht irgendwie charakteristisch wäre. – Aber es ist auch klar, daß dieser Ton nicht überall fehlen kann,
auch wo mit …
& dennoch mit
Überzeugung geredet wird. // Aber es ist auch klar, daß nicht alles diesen Ton hat, was mit Überzeugung
gesagt
gesprochen
wird & daß manches ihn hat, was nicht mit Überzeugung
gesagt
gesprochen
wird. // – “Ganz richtig,, sagst Du nun, “das zeigt daß Überzeugt-sein eben etwas anderes ist, als im Ton der Überzeugung reden. Und da es auch etwas anders ist, als mit einer bestimmten Gebärde etc. reden, etc., so ist es eben eine spezifische Erfahrung, die zwar manchmal von solchen Äußerungen begleitet wird, aber mit ihnen nicht zu verwechseln ist.” – Aber deswegen ist es doch keine spezifische Erfahrung! Und ist es denn eine? – Denn es ‘muß’ nun keine sein. – Denke Dir Du verstündest das Wort ‘rot’ nicht, & jemand sagt Dir ‘rot’ bedeute eine spezifische Erfahrung. Da wirst Du fragen: ‘Welche?’ Und so ist es auch keine Erklärung zu sagen Überzeugung sei eine bestimmte Erfahrung. Die Frage ist: [w|W]elchec?? Erfahrung ist es? Wenn Du eine Erfahrung so nennst, welche istc es? – Und [W|w]illst Du diese Frage beantworten, so siehst Du bald, daß Du das Wort gar nicht zur Bezeichnung einer Erfahrung gebrauchst.
 
   
⌊⌊136    ⌋⌋ Wenn wir nachsehen wollen welche besondere Erfahrung die der Überzeugung ist geschieht es uns so, wie wenn wir finden wollen
266
nach der spezifischen Erfahrung des Lesens suchen (Siehe S. 205.) Wir
fixieren unsere Aufmerksamkeit auf
denken an irgend einen
besondern Fall & glauben, ˇ[wir|hier] haben wir die spezifische Erfahrung. – Wenn ich mir z.B. sage: “Ich bin überzeugt daß binnen fünf Jahren ein fürchterlicher Krieg ausbricht”, so finde ich, ich empfinde ein schweres, drückendes Gefühl in der Magengegend. Und wäre dies nicht meine Überzeugung so hätte ich es nicht. Aber nun denke ich mir daß ich sagte: “Ich bin überzeugt, das Wetter wird heute schön bleiben”. Auch da ein Gefühl, das nicht wäre, wenn ich nicht überzeugt wäre, – aber wo ist das Gemeinsame? Such es & sieh ob es da ist, & was es etwa ist! Nur glaub' nicht, es müsse da sein. Eines ist freilich gemeinsam: die ˇselben Worte; & das ist ja schon viel, & mit ihnen geht vielleicht auch ein etwas ähnlicher Ton. – Vergleiche übrigens mit den Empfindungen, die in den zwei obigen Fällen die Überzeugung
charakterisieren
kennzeichnen
// für die Überzeugung charakteristisch sind // , die Erfahrungen,
die mit dem Satz gehen:
wenn wir sagen:
“Ich bin überzeugt, in dieser Rechnung ist ein Fehler!”! “Aber8 warum gebrauchen wir dann in diesen verschiedenen Fällen das gleiche Wort?” – Die Spiele die wir mit ihm spielen haben eine gewisse Ähnlichkeit. – Und auch die Empfindungen, die den Gebrauch des Wortes begleiten haben eine gewisse Ähnlichkeit. – Denke, in welche[m|n] Sprachspielen Du etwa den Ausdruck “ich bin überzeugt, daß …” lernen
würdest
könntest
. (Vergleiche S. 186) Denken wir auch daran wie wir man Leute etwa ˇein Kindern das Wort ’sicher’ ˇoder ’gewiss’ lehr[e|t]n; wir sie man sag[e|t]n ihm etwa: einen Satz vor wie: “Er kommt ganz sicher!”, & dabei übertrei spielt der Tonfall der Worte die größte Rolle, & auch
267
Gebärde &
Miene
Gesicht
. Das Wort
ist vor allem Träger
der
dieses Tonfalls.
 
   
⌊⌊137    ⌋⌋ Laß uns eine Analogie betrachten aus dem Gebiet des Gesichtsausdrucks. Denke es wäre die Frage: was ˇwelches ist der ch Zug der ein Gesicht freundlich macht? // was ist der charakteristische Zug eines freundlichen Gesichts? // Zuerst nimmt man vielleicht an daß es gewisse ‘freundliche Züge’ gibt, deren jeder ein Gesicht bis zu einem gewissen Grade freundlich macht, & je mehr solche Züge vorhanden sind desto freundlicher ist das Gesicht. Auch deutet daraufhin unsere Ausdrucksweise, wir sprechen von ‘freundlichen Augen’, einem ‘freundlichen Mund’ etc.. Aber es ist unschwer zu sehen daß der ‘freundliche Mund’ unter bestimmten Umständen – & das heißt hier: zusammen mit bestimmten andern G Zügen des Gesichts z.B. Runzeln der Stirn etc. – nicht freundlich, ja unfreundlich, aussehen kann. (Ein freundliches & ein unfreundliches Grinsen muß sich nicht im Mund unterscheiden. Betrachte Strichgesichter wie: . Sage nicht, was d[as|em] rechten für uns keinen freundlichen Ausdruck gebe, sei eine Asso[t|z]iation! Es ist gleichgültig, was den Eindruck verursacht Es ist ˇauch gewiß wahr
:
,
diese Gruppen von Punkten & Strichen hätten für uns ˇgar keinen ‘Ausdruck’, wenn nicht wir dieses Schema nicht vom Gesicht des Menschen her kennten. Aber das ist ˇhier auch gleichgültig: Nun haben
sie
diese Gruppen von Strichen
Ausdruck, & wenn wir sie anschauen, so sehen wir nur sie & hallu-
268
zinieren ˇdabei nicht etwa ein Gesicht von Fleisch & Blut ˇdahinter // hinter ihnen // . ⌊⌊ // & stellen uns nicht etwa … vor. // ⌋⌋ Wir können also diese Strichgesichter – & das ist für folgende Betrachtungen wichtig – als Gesichter mit Ausdruck ˇautonome Gebilde mit Gesichtsausdruck ansehen, die diesen von nirgends anders her borgen.)
 
   
    Aber wenn es sich nun so verhält, ist es da nicht unrichtig von einem ‘freundlichen Mund’, & dergleichen, zu reden? – Sehen wir noch eine Redeweise // Redewendung // an, die wir oft gebrauchen: “Es ist der Mund, der dieses Gesicht so freundlich macht”. Das heißt doch ungefähr: “Wäre der Mund anders, so hätte das Gesicht nicht den freundlichen Ausdruck”. – Aber das könnte man ja auch von den ander Zügen sagen! : wären sie anders, so hätte es den freundlichen Ausdruck auch mit diesem Mund nicht; auch mit diesem Mund nicht. – Aber darum ist es doch nicht unsinnig, zu sagen, es sei der Mund, der das Gesicht freundlich mache: Wir denken eben hier an eine bestimmte, verhältnismäßig einfache, Veränderung des Gesichts die
seinen
es aus einem
Ausdruck ins Gegenteil verwandeln würde. Und ferners lenkt dieser Zug, wenn wir das Gesicht betrachten, besonders unsere Aufmerksamkeit auf sich. Auch: Halten wir uns die übrigen Züge des Gesichts
zu
weg
, so stellen wir uns
automatisch
normalerweise
ein freundliches Gesicht zu diesem Mund vor; – obwohl auch das Gegenteil möglich wäre. (Ähnlich sagen wir auch “Es ist dieses Wort, was dem Satz seine Kraft” gibt. , etc., etc.)
 
   
    Es gibt eine große Familie freundlicher Gesichter; von dieser ˇFamilie ist, sozusagen, ein wichtiger Zweig der mit demc durch de[m|n]dieser Art freundlichen Mund’, dieser gekennzeichnet, ein anderer, der mit denc durch die ’freundlichen Augen’, etc.
269
Aber in der großen Familie boshafter Gesichter kann auch dieser Mund vorkommen, & auch diese Augen. Und zwar wirkt
dieser
der ‘freundliche Mund’
hier nicht freundlich, : so daß seine [f|F]reundlichkeit etwa nur von der [b|B]osheit der andern Züge übertönt würde. Wir sagen auch, “der lächelnde Mund wird von den Augen lügen gestraft”, & nicht, das Gesicht sei eigentlich doch nicht so unfreundlich, da doch immerhin der Mund lächle.
 
   
138     Sehr verschiedene Züge kennzeichnen ein Reden aus Überzeugung als
das
solches
.
// … kennzeichnen, was Einer sagt, als Ausdruck der Überzeugung. // //
Sehr Verschiedenes macht,
Sehr verschiedene Züge machen
eine Äußerung
, was Einer sagt,
zum Ausdruck der Überzeugung. // Es gibt da
Empfindungen
Gefühle
, von der Art deren, die wi[r|e] ˇdie, in den Beisspielen in (136) & Gefühle die mit dem Ton, der Miene, einer charakteristischen Körperhaltung, einer
Geste
Gebärde
der Überzeugung verbunden sind, aber es müssen er muß gar keine ˇsolchen für die Überzeugtheit das Überzeugtsein charakteristischen Erlebnisse gewesen sein, haben, während er d[er|ie] Überzeugung Ausdruck gibt, ausdrückt, &, was das Überzeugtsein ausmacht, kann
darin
in dem
liegen, was er vor
&
oder
nachher tut. Und daß
das
ein
Tun von allerlei Gefühlen begleitet ist, ist wieder selbstverständlich.
 
   
    “Das Erlebnis des Tons, der Miene etc. kannst Du doch nicht für die Überzeugung // das Überzeugtsein // charakteristisch’ nennen, da sie eben von andern Erlebnissen lügengestraft werden können.” – Aber in diesem & jenem Fall werden sie eben nicht von etwas anderm lügengestraft, & hier sind sie das hervorstechende Merkmal der Über-
270
zeugung. – Wie in diesem Gesicht der freundliche Mund der
hervortretend
hervorstechend
freundliche Zug. Gewiß, das Reden in dieser Weise macht ˇfür dich das Überzeugtsein nicht aus; aber wenn Du mich fragst: “Was für ein Erlebnis hattest Du da, als Du mit Überzeugung sagtest: …” so werde ich vielleicht
antworten
sagen
müssen: “Ich ˇblickte vor mich hin, sprach in diesem Ton, (etc.)”; wenn auch dieses Erlebnisse ˇdas Überzeugtsein nur in der besonderen Situation, mit dem was vorher & nachherging, ˇ& in der Abwesenheit ˇgewisser andrer Tendenzen, das Überzeugtsein charakterisierten. – “Aber man sagt doch oft: Ich habe
mit
in
dem Gefühl der Überzeugung
gesprochen
geredet
. – Nun, welches Gefühl ist das?” – Stelle Dir solche Fälle vor! ˇ& dann wirst Du es vielleicht
finden
sehen
.Ich denke da hauptsächlich an ein Gefühl im Gesicht (hervorgerufen durch einen bestimmten ein Gefühl des Gesichtsausdrucks) & an ein Gefühl in der Brust (ein Gefühl der Atmung). Hier ist es wieder nützlich
, zu fragen
, sich zu fragen
: “Wann habe ich das Gefühl der Überzeugung?” Denn
denke daran,
vergiß nicht,
daß das, wovon Du Ub überzeugt bist, ein Satz ist, – Anfang & Ende hat. Bist Du vom ersten Buchstaben des Satzes bis zum letzten überzeugt? & immer vom Gleichen? Oder bist Du von jedem Wort einzeln überzeugt, & wann das ˇbist Du es? –
Zieh auch keine irreführende Grenze zwischen Tun & Erleben; als wäre es kein Erleben, so & so zu reden, etc. (Vergleiche frühere Bemerkungen.) Denn, wie der Tonfall der Überzeugung, so kann auch das ‘Gefühl der Überzeugung’ lügen gestraft werden. Der, der die Überzeugung schauspielert & der sie hat, können genau das selbe [E|e]rleben, während sie ihr Ausdruck geben; & auch dann, wenn sie nicht etwa ‘automatisch’,
271
ˇoder ‘ohne zu denken’, reden[;|.] [w|W]ie ein freundliches & ein unfreundliches Gesicht genau die gleichen Augen haben kann. ¥⋎ [S 280] Neuer Absatz]
 
   
139     Eine Ausdrucksweise, die
sehr geeignet
dazu angetan
ist, uns irrezuleiten ist diese: “Er sagt es & meint es”. – Vergleiche ‘Meinen, was Du sagst’ wenn Du ˇa) jemandem sagst: “Ich werde mich freuen [s|S]ie zu sehen”, & b): “Der Zug nach N geht um 3 h30.”. – Angenommen, Du hättest jemandem jene ersten Worte gesagt, & würdest
dann
danach
gefragt: “Hast Du es gemeint?” – Du würdest dann
etwa
vielleicht
an
Deine
die
Gefühle denken, die Du hattest als Du es diese die Worte sagtest & wärst geneigt zu antworten: “Hast Du es denn nicht gemerkt, daß ich es gemeint habe?”. Angenommen aber, Du habest jemand die Information gegeben: “Der Zug nach N geht um 3 h30”; & nun fragte Dich jemand “Hast Du
Deine Worte
es
gemeint?”. Da wärst Du vielleicht ˇeinfach geneigt zu sagen: “Ja freilich[!|,] warum soll ich sie nicht gemeint haben!”
 
   
    Im ersten Fall werden wir viell[l|e]icht von einem
bestimmten
charakteristischen
Gefühl reden, welches das Meinen der Worte kennzeichnet, aber nicht im zweiten Fall.
 
   
140     Vergleiche nun auch die Erlebnisse des Lügens in den beiden Fällen! Im ersten wird das wohl oft das Lügen kennzeichnen, daß unsere Worte nicht mit von den entsprechenden Gefühlen begleitet sind, aber vielleicht sogar von den entgegengesetzten. Wir fühlen ˇetwa: es fällt uns schwer ein freundliches Gesicht zu machen. – Wenn wir
im Falle (b) eine Lüge sagen,
lügen indem wir jemand eine falsche Information über den die Abfahrtszeit des Zuges geben,
272
so werden wir wohl auch beim Aussprechen der [l|L]üge dabei ein anderes Erlebnis haben als bei einer wenn wir jemand wahrheitsgemäßen Information über den Abgang des Zuges informieren, aber der Unterschied wird nun nicht in der Abwesenheit eines cha für das Meinen charakteristischen Gefühls liegen, sondern etwa im Vorhandensein eines Gefühls des Unbehagens, der Unsicherheit, etc..
 
   
    Es ist aber auch möglich, beim Aussprechen einer [l|L]üge ganz entschieden das zu empfinden, was man ein Gefühle des Meinens nennen könnte dessen, was man sagt. (Es heiß heißt dann manchmal von einem Menschen
jemand
Einem
, er habe
eine
diese
Lüge schon so oft gesagt, daß er s[ch|ie] schon beinahe selber glaubet.)
⌊⌊141    ⌋⌋ ˇ[Neue Zeile] Man kann will sollte hier aber ˇvielleicht einen Unterschied machen wollen zwischen ‘glauben, was man sagt, & ‘meinen’, was man sagt. Wenn ich
also
z.B.
sage ich hätte kein Geld bei mir der Zug g[inge|eht] um 5 h30, während ich wohl weiß, daß ich welches habe, er um 3h geht, so könnte man sagen, ich glaube zwar nicht, was ich sage, sage es doch aber nicht automatisch, wie ein Papagei, & meine es also. – Hier frage Dich wieder, wann Du es meinst; & wie das Meinen das Sagen begleitet. Auch mache diesen Versuch: Denke “Der Zug geht um 3 h30”, aber ohne Worte! – Auf die Frage “Was geschah da, als Du das sagtest & es meintest, & auch glaubtest?” wirst Du in vielen in einer großen Zahl von Fällen antworten müssen: “Ich habe es gesagt; mehr weiß ich nicht”. (Von dem Meinen alles dessen was man nicht automatisch spricht, später)
 
   
     Wenn Du man unter ’Meinen’ & ’Glauben’
273
ˇeinen Akte verstehen willst, die der vor sich geh[e|t]n,
wenn
während
das Gemeinte & Geglaubte ˇgedacht, ausgesprochen wird, dann wird ‘Glauben’ in vielen Fällen das Gleiche bedeuten wie ‘dem Glauben Ausdruck geben’.
 
   
142     Es ist
wichtig & interessant
interessant
einen Einwand
dagegen
hiergegen
zu betrachten: Wie, wenn ich ˇ– wahrheitsgemäß – sage “Ich glaube, es wird regnen”, & jemand will einem Franzosen, der nicht Deutsch versteht, erklären, was ich glaube. – Wenn alles, was geschah,
war, daß
als ich jenen Satz glaubte, es werde regnen, darin bestand, daß
ich jenen Satz aussprach, so sollte ja der Franzose erfahren, was ich glaube, wenn man er meine Worte hört, oder wenn
ihm gesagt wird
man ihm sagt
: “Il croit: ‘es wird regnen’”. Nun ist es klar, daß ihm das nicht sagen wird, was ich glaube; & dies zeigt, daß wir ihm das Wesentliche nicht mitgeteilt haben, nämlich den
geistigen
seelischen
Akt des Glaubens. – Aber [d|D]ie Antwort ˇaber ist, daß selbst wenn meine Worte von allerlei Erfahrungen begleitet waren, & wenn wir im Stande wären, diese zusammen mit den deutschen Worten dem Franzosen zu
übermitteln
übertragen
, er auch dann nicht
wüßte
gewußt hätte
, was ich glaube. Denn ‘wissen, was ich glaube’ heißt nicht: fühlen, was ich fühle während ich diese Worte spreche. Ebenso wie es nicht heißt “meine Absichten bei diesem Schachzug kennen” nicht heißt:
wissen
fühlen
, was ich fühle während ich den Zug mache. Obwohl dies zu wissen Dir in gewissen Fällen sehr genauen Aufschluß über meine Absichten geben würde.
 
   
    Wir würden sagen, wir hätten dem Franzosen mitgeteilt, was ich glaube, wenn wir ihm meine Worte in's Französische übersetzt hätten. // Und
274
wie teilen wir
ihm denn nun mit,
denn nun dem Franzosen mit,
was ich glaube? Nun, indem wir es in seine Sprache übersetzen. // Und es ist möglich, daß wir ihm dadurch nichts darüber mitteilen, was in mir vor sich
gegangen ist
ging
, als ich
meiner Meinung Ausdruck gab.
den Satz aussprach
Vielmehr haben wir ihm einen Satz gegeben der in seiner Sprache eine ähnliche Stellung einnimmt, wie mein Satz in der deutschen Sprache. – Und
man kann auch wieder
anderseits kann man wieder
sagen daß wir, wenigstens in gewissen Fällen, ihm viel genauer hätten mitteilen können was ich glaubte meinte, wenn er
in der deutschen Sprache
im Deutschen
zu hause ˇgewesen wäre gut Deutsch verstanden hätte, weil er dann, wie wir sagen könnten, ‘genau wüßte, was in mir vorgegangen ist, als ich
sprach
redete
’.
 
   
   Gegeben gewisse Umstände, so wird allerdings Meinen & Nicht-meinen ˇGlauben, Beabsichtigen etc. durch das charakterisiert, was
in der Seele
im Geist
des Redenden vorgeht, oder nicht vorgeht.
 
   
   Du wirst Dich hier wieder fragen können: Was für Fälle gibt es da? Und wenn Du Dir Fälle des Meinens vergegenwärtigst, so
siehst Du
wirst Du sehen
, daß es eine Unzahl verschiedenartiger Falle gibt; die (aberc) alle mit einander auf die eine oder ˇdie andere Art verwandt sind.
 
   
  “Das Meinen ist ein seelischer Vorgang beim Reden, – vielleicht auch vorher, aber besonders während des Redens. – Wenn ich etwas sage & meine es, so geht doch in mir etwas anderes vor, als wenn ich es sage & nicht meine.” –
Dieses
Das
letztere
letzte
ist, im großen & ganzen wahr. Und nun sieh nach, was vorgeht. Und kümmere Dich dabei nicht um das ˇwas
‘doch vorgehen muß’
‘doch eigentlich vorgehen müßte’
. Wir sindbeim , wenn wir Philosophieren,
oft
immer
in der Versuchung, die Dinge so darzustellen, wie der
275
Maler Klecksel als Kind die …
kleine Maler Klecksel die
menschlichen Gesichter im Profile.
 
   
   “Es ist doch ein Unterschied im seelischen Vorgang, wenn Du meinst, was Du sagst & wenn Du es nicht meinst.” – Es sind allerlei solche Unterschiede & in verschiedenen Fällen ganz verschiedene. Aber es kann auch in besonderen Fällen gar kein solcher Unterschied
bestehen.
bestehen.
Vergleichec Denke an ˇdie charakteristischen
Erlebnisse
Empfindungen
Empfindungenc
des Meinens, wenn Du ˇa) zu jemandem sprichst:
a) “Verzeih, es tut mir sehr leid, daß ich das gesagt habe!”
b) “Ich freue mich, daß Du da bist!”c “Ich hoffe, daß Du kommen wirst! // Dich wiederzusehen!”
c) “Ich habe Hunger.”
d) “Es wird heute regnen”
e) “Ich werde Dich bestimmt morgen besuchen ◇◇◇
f) “Ich werde
dieses Haus nie mehr betreten!
nie mehr in dieses Haus kommen!

g) “Die Erde geht in einer Elipse um die Sonne.”
    ˇ“Ich hoffe Dich wiederzusehen!”: – Worin besteht i[n|m] Falle (b) das Meinen? es, dies Meinen? Man könnte denken: darin, daß man ein Gefühl des Hoffens hat. Aber wie ist
dieses
so ein
Gefühl? Wie ist das Gefühl der Hoffnung? – Ist es
, übrigens,
, z.B.,
nur ein Gefühl
der Hoffnung
des Hoffens
im allgemeinen, oder dieser Hoffnung? – Schau nach; siehst Du wirklich ein solches Gefühl?,
das
was
die Worte begleitet? die Hoffnung die die Worte begleitet? – Vielleicht hattest Du bei diesen Worten ein [g|G]efühl der Bedrückung (ˇdie Angst vor des beim Abschieds), & ˇ& wenn Du es mit diesen Worten bei diesen Worten hattest & hattest & unter diesen Umständen, kann man sagen, Du fühltest Hoffnung.
 
   
    “Hast Du wirklich
gemeint
geglaubt
, es wird regnen, oder hast Du es nur so gesagt?” – “Nein, ich hab es wirklich
gemeint
geglaubt
.”
Etwas sagen &
meinen,
glauben,
kann z.B. heißen, es ohne Hintergedanken sagen; & das ‘bloße [s|S]agen’ es bloß sagen kann darin bestehen, daß man es mitc Hintergedanken sagt.
276
 
   
   ⌊⌊ “Ich werde dieses Haus nie mehr betreten!” Hast Du es gemeint? – ⌋⌋
    Wie meint Einer er // man // im
Satz
Fall
(f)
das “nie mehr”? – Braucht es einige Zeit diese Worte zu meinen? (oder) kann man es tun, während man sie ausspricht?
 
   
  Wie wäre es gewesen, hätte
er
ich
die Worte ‘nicht wirklich’ gemeint? – Frage Dich: wie sagt man diesen Satz ˇsagt wenn man ihn meint; wie, wenn man ihn ˇeigentlich nicht meint?
 
   
    “Ich habe
es mehr als
es als
eine Übertreibung gemeint.” Daß ich das sage, darin liegt, zum Teil, daß ich es so gemeint habe. (Vergleiche Traum & Erzählung – Erinnerung – des Traums nach dem
Aufwachen
Erwachen
.) – Aber was ist das für eine Entdeckung, die ich da
mache
gemacht habe
? Wie k[ö|o]nnte ich eine Entdeckung darüber machen, // Aber was habe ich da für eine Entdeckung gemacht? Wie kann ich denn entdecken … // worin das Meinen
besteht
liegt
?
– Ich schaue stelle mir den Fall mir ohne ˇvor ein bestimmtes ein gewisses grammatisches Vorurteil an vor an & da // Ich versuc trachte mir den Fall vorzustellen, und da … // sehe ich, daß auch
die Weiterentwicklung
die spätere Entwicklung
des seelischen Vorgangs, oder einfach, dessen, was ich sage
was ich weiterhin sage, es bestimmt, ob ich den hier von ‘Übertreibung’ reden soll. (Wer den ei-Laut anhört, ohne an die Schreibung zu denken, hört, daß er a–e klingt.)
 
   
   “Etwas im Scherz (im Ernst) meinen” – Meinst Du jedes Wort
eines
des
Scherzes im Scherz? ⋎ ⋎[Absätze] ⋎ [¥ S 277 u. ¥S 278 u ¥ S 280]
 
   
   Wir werden ja in vielen Fällen – außer wenn wir philosophieren – gar nicht davon reden, ob er daß Einer meint, was er sagt: z.B., wenn er jemandem die Gesetze des freien Falls erklärt. Wollen wir hier von ‘meinen’ reden, so fühlen wir eine gewisse Schwierigkeit; wir wissen nicht recht, welchem Fall das Meinen entgegengesetzt wird,. [o|O]b dem, daß der Lehrer im Schlafe redet, oder dem, daß er eigentlich von einer andern Mechanik überzeugt ist, etc.? oder dem, daß er
zerstreut geredet
geistesabwesend gesprochen
hat ˇ etc.. – Was ist der Unterschied zwischen einem zerstreuten, geistesabwesenden, Reden & einem
nicht zerstreuten
andern
. Stelle Dir
Fälle vor. –
einen Fall vor. –
277
 
   
    ⋎ [Zu Seite 276] Ich gehe in einem Gang ˇentlang & stolpere über eine Stufe, & sage: “Ich habe geglaubt, es geht da eben weiter”. – Was geschah da, als Du ich es geglaubte hast? – Oder ich ˇbin derselben Meinung & sage einem Andern: “Geh nur eben weiter!”
 
   
    Die seelischen Vorgänge während des Redens spielen die gleiche Rolle wieˇ insbesondere, // , im besondern, // die Ausdrucksempfindungen (d.i., die Empfindungen, die ˇdie ein das Korrellate ˇsind des Ausdrucks der Überzeugung, des Zweifels, der Vermutung etc. etc..) Man kann sagen: “Wer es unter diesen Umständen so sagt, der meint es.” ˇ (In dieser Umgebung ist dieser Mund ein freundlicher Mund) Es ist nichts da, was diesen Ausdruck lügenstraft. Denn
dieser Ausdruck
er
ist nicht das Symptom dafür, daß etwas Anderes vorhanden ist, : das eigentliche Meinen; sondern er ist einer der Züge, die das Meinen ausmachen,
wenn auch
freilich
nur zusammen mit anderen ˇZügenc & in der Abwesenheit gewisser anderer. Züge.
 
   
   Wir können uns den Fall denken, daß A jemand gegen
B
einen andern
falsch ist, immer er redet mit ihm ˇimmer in der freundlichsten Weise redet ˇdenn er ist ein guter Schauspieler ausgezeichneter Schauspieler &, wie man sagt, hinter seinem Rücken, ihn nicht leiden kann haßt aber haßt er ihn den B.
Er
A
wird also
wohl
etwa
in der Abwesenheit des B
übel
schlechtc
von ihm denken & reden ˇ& ihm zu schaden trachten. – Aber können wir uns auch da[ß|s] diesen Fall denken: daß A ist falsch gegen B ist, er redet immer in der freundlichsten Weise
zu
mit
ihmˇ, ˇdenn er ist ein ausgezeichneter Schauspieler; aber in auch in B's Abwesenheit redet er ˇauch immer in der freundlichsten Weise von ihm, sowohl zu Andern, als auch zu sich selbst, & er tut auch nichts um B zu schaden. – [Neue Zeile] Es lassen sich mit großem Nutzen ˇfür das Verständnis eine Unzahl von Fällen ˇverschiedener Fälle vorstellen.
 
   
   Es ist nicht wahr, wenn man sagt: “Nur er kann wirklich wissen, was ob er meint,
278
was er sagt.” – Nein, es kommt vor, daß ich mit Sicherheit weiß, daß er es meint, & daß ich allen seinen nachträglichen Versicherungen, er hätte es nicht gemeint, nicht glauben könnte. (Davon später mehr.) ¥ ⋎ [S 281–282 Neuer Absatz]
 
   
      ˇIch verspreche jemandem: “Ich werde bestimmt morgen zu Dir kommen.” – (Was geschieht da, wenn Du ich es das wirklich meinst? meine?). – Nun denke Dir, Du gehst auf einen ganz Unbekannten zu & sagst ˇihm diese Worte. – Versuche sie zu meinen. – “Aber wie kannst Du ich das, Du ich weißt ja ˇgar // z.B. // nicht, wo er wohnt?” – Aber wenn Du es
einem Bekannten
Deinem Freund
sagst, so mußt Du ja auch nicht an seine Adresse denken, während Du
sprichst
es sagstc
. – Nehmen wir an, jemand hätte das wirklich einem Unbekannten gesagt; & er
sage
versichere
uns dann
uns
: sage dann: “Als ich es sagte, hab ich es gemeint.” – Wir werden ihn fragen: “Wie war das? – Hast Du ihn für einen Bekannten
angesehen
gehalten
; oder war es, als hättest Du ein Gespräch mit ihm gehabt
// & dies sei das Ende des Gespräches;
ˇ& als sei dies der letzte Satz des Gesprächs gewesen;
oder hattest Du, sozusagen, ein Vorgefühl, daß Du morgen zu diesem Menschen kommen werdest; oder hast Du einfach plötzlich den Zwang gespürt, auf diesen Menschen zuzugehen & ihm das ˇim Ernst zu sagen; oder meinst Du, Du habest es ˇeinfach ohne Hinterg[a|e]danken gesagt, & ohne daß Dir daran etwas
Sonderbares aufgefallen
sonderbar vorgekommen
wäre[,|?] ⋎ [Zu Seite 276]


 
   
  Denk an
den Gebrauch
die Grammatik
des Ausdrucks: “jemanden matt setzen”. Er bezieht sich auf eine gewisse Handlung ˇim Spiel.
: den gegnerischen König
: jemandem den König
nehmen. Aber wenn jemand, sagen wir ein Kind, mit Schachfiguren & einem Schachbrett spielt, & dabei, ‘ohne zu denken’ ˇein paar Figuren aufs Brett setzt &, die
Handlung
Bewegungen
des Mattsetzens
macht
ausführt
macht
, werden wir nicht sagen, es habe jemand matt
279
gesetzt.
 
   
  
Denke
Nimm an
: ich ˇziehe & gebe meinem Gegner Schach-matt; jemand fragt mich: “Hast Du
Hast Du
ihn mit
?” – Ich sage, ja. Nun fragt er mich: “Wie kannst Du das sagen? Du weißt doch nur, daß in Dir das & das vorgegangen ist, wie Du den Zug gemacht hast.” – Ich könnte Antworten: “Unter diesen Umständen nämlich am Schluß einer Schachpartie –
ist
war
dasc die Absicht ihn matt zu setzen.” –9

    Denn kann nicht nur derc die Absicht haben jemand matt zu setzen, der das Spiel versteht; d.h., der die Regeln kennt & eine gewisse Praxis im Spiel hat? – Aber wie können denn diese Bedingungen in
seine
dieˇmeine
seelischen Vorgänge beim Ziehen eintreten? – Und doch hängt es von diesen ab, ob er mich ich ihn jetzt absichtlich matt gemacht habe, oder nicht.
 
   
    Oder: Kann jemand, der das Spiel nicht kennt, mich matt setzen wollen? Und warum nicht? Ist es
ihm
so
schwierig
unmöglich
sich in diesem Fall in den richtigen Geisteszustand zu versetzen? Und wenn es ihm nun doch gelänge? –
 
   
    Aber was
ging vor
geschah
, als [er|ich] mich ihn mit Absicht matt setzte? – Nimm an, [er|ich] sagte sich mir die Worte: “Nun wird er matt.” – Aber diese Worte konnte auch der sagen, der das Spiel nicht kennt;
&
ja
er konnte sie mit allen den gleichen ˇmeinen Empfindungen wie der des Schachspielersr sagen, aber sie bedeuten nichts; aber nicht, weil sie nicht von den richtigen Erlebnissen begleitet
sind
werden
, sondern, weil sie nicht im Zusammenhang eines Sprachspiels stehen.
280
 
   


⋎ [Zu S. 276]

    
Oder denke
Denke
Dir ˇetwa
so einen
diesen
Fall: Du hattest Besuch; er war Dir unwillkommen & langweilig; Du hattest die ganze Zeit Gedanken von der Art: “Wenn er nur schon ginge” etc.. Als er weggeht sagst Du ihm nun: “Ich hoffe
Sie kommen
Du kommst
bald wieder!” – & meinst es. Nachdem Du es gesagt hast, hoffst Du wieder, er werde nie mehr wiederc kommen. – Ist das möglich? Und wenn Du
meinst
glaubst
, daß nein, – warum nicht? – Ich glaube, Du wirst Dich fragen: Wiec kann das zugehen? D.h., was heißt es hier, diesen Satz, ex abrupto, zu meinen? – Nimm an, es sagte jemand: “Das könnte nur ein momentaner Wahnsinn sein”. Aber ist
das
dies
eine Erklärung? Zugegeben, daß es ein Wahnsinn ist, so will ich wissen, : Worin Ich will wissen: Worin … bestand hier das Meinen?10
    Etwas meinen besteht darin, daß man verschiedenes denkt, fühlt, sagt & tut.


 
   
   Es geschieht auch, daß wir sagen: “Im Augenblicke, als ich es sagte, war ich davon überzeugt.” Und hier – könnte man meinen – sollte es sich (doch) zeigen, worin das Überzeugtsein besteht. Aber stelle Dir so einen Fall vor! – Du findest nicht, was Du suchst. Dieses Überzeugtsein, könnte man sagen, wird wohl seine Vorgeschichte gehabt haben. ⋎ [Zu S. 271]

 
   
“Unter diesen Umständenˇ, am Schluß einer Schachpartie.” – werde ich sagen müssen – “heißt
, was ich tat
das
:
,
ihn
mit Absicht
absichtlich
matt setzen”. Oder auch: “unter diesen Umständen heißt, das was in mir vorging: die Absicht habenc, ihn matt zu setzen”. (Man sagt auch ˇ z.B.: “Ich hatte jetzt die Absicht ih[n|m]
281
matt zu setzen machen Schach zu geben”. Und würde ich gefragt: “Was meinst Du, wenn Du das sagst; was ist da geschehen, wie Du ‘die Absicht hattest’?” – so würde ich etwa beschreiben mich etwa an die Worte erinnern die ich mir gesagt habe, die Züge, die ich mir vorgestelltstellte, habe, etc..) Und man sagt auch: “Ich habe jetzt die Absicht, ihm Schach zu geben” & da ist das nicht eine Beschreibung meines seelischen Zustandes, nach vorhergegangener Introspektion ; es ist nicht, als sagte man: “[e|E]s fällt mir auf, ich habe jetzt die Absicht …”, wie man etwa
sagt
sagen kann
“Es fällt mir auf, ich habe jetzt die Tendenz, [ü|Ü]bles von N. zu reden”. Sondern, daß ich das sage, ist ein Teil des Vorgangs, die Absicht zu haben. D.h., wenn ich mich etwa nachträglich daran erinnere & sagen soll, ob ich damals
diese
die
Absicht hatte &
wie das war,
worin dies bestand,
so werde ich sagen, ich hatte die Absicht, denn ich sagte ˇzu mir selbst (oder auch laut … denn das kommt
auf's gleiche
auf dasselbe
hinaus). “Ich habe jetzt die Absicht, etc.” –

 
   
    Warum interessieren wir uns hier, wie auch früher, als wir vom Lesen und anderem sprachen, so sehr für die Tatsachen der Psychologie? Was haben
diese
die
mit unserer Untersuchung zu tun? – Was uns interessiert, ist der Gegensatz zwischen diesen Tatsachen dem wirklichen Sachverhalt & dem, welchen wir unsere Ausdrucksweise uns zu erwarten geneigt macht.

 
   
    Denke an einen (bestimmten) Menschen, in dessen Zuneigung (zu Dir) Du unbedingtes Vertrauen setzst – & nun versuche Dir vorzustellen, daß,
282
was er zu Dir spricht, falsch gemeint ist[; e|. E]r sei also ein ganz unerhörter Schauspieler. Was hieße das? d.h.
:
,
welche Annahmen machst Du ˇnun über ihn? – Da wirst Du Dir vielleicht vorstellen, daß er, wenn Du ihm den Rücken drehst, Dir bös nachschaut; oder, während er das & das ˇFreundliche zu Dir
spreche
sage
,
sage
spreche
er
in
zu
sich selbst etwas Unf Unfreundliches. Aber da müßte ich vielleicht sagen, er sei verrückt, denn wenn er dies ˇauch zu sich selbst sagte, so wäre es mir hier durchaus nicht klar, daß ich nicht dem trauen sollte, was er laut sagt. ⋎ [Zu S. 278]

 
   
    Was vom Worte ‘meinen’ gilt, gilt auch von ‘denken’. – Wir können oft nicht anders denken, als indem wir halblaut zu uns ˇ(selbst) sprechen; & niemand, der beschreiben sollte, was da vor-sich-geht, käme auf
den Gedanken
die Idee
zu sagen, daß dabei ein Vorgang,
das Denken des Satzes
das Denken
– den Vorgang des [s|S]prechens begleite. Wenn er nicht durch das die Existenz des Wortpaares “Sprechen-Denken” dazu verleitet wird, dadurch nämlich, daß unsere Sprachec der Gebrauch ˇvon diese[r|n] beiden Verben in unserer Sprache vielfach ˇeinen parallelen läuft Gebrauch macht. Denke an den Gebrauch der Ausdrücke: “Er redet ohne zu denken”, “Denke be[f|v]or Du sprichst!”, “Es gelingt mir nicht meinen Gedanken in Worte zu
auszudrücken
fassen
Ich kann meinen Gedanken nicht richtig ausdrücken”, “Er sagt eEines & denkt dabei etwas aAnderes”, “Er spricht so meint kein Wort von dem, was er
spricht
sagt
”. Sehr interessant ˇ& nützlich ist es auch, die folgende Absurdität zu überlegen, die vor einigen Jahren ein französischer Staatsmann
283
ausgesprochen
gesagt
hat: in der französischen Sprache folgen die Wörter in der Ordnung, in welcher man denkt.
 
   
    Wenn beim lauten Denken etwas das Sprechen begleitet, so ist es etwa der Tonfall der Rede, der Ausdruck des Gesichts & der Gebärde, & Ähnliches. Aber niemand würde diese Vorgänge allein ‘das Denken’ nennen.
 
   
   Freilich, man sagt “[i|I]ch glaube & sage, es wird regnen”; & das klingt, als liefen hier zwei Vorgänge mit einander parallel: Glauben, es wird regnen, & Sagen, es wird regnen.
 
   
      Kehren wir zur ˇder unserer Betrachtung
unseres
des
Gebrauchs
der Wörter
von
‘heller’ & ‘dunkler’ zurück


 
    
   
    Man kann sagen: “Körperliche & geistige Anstrengung heißen beide so, denn das Element der Anstrengung ist in beiden”. Die Idee, das
284
Bild, ist hier: “Anstrengung” heißt etwas, was in beiden enthalten ist. Man kann aber auch sagen: “Ich nenne beides “Anstrengung”, weil eine Ähnlichkeit zwischen ihnen besteht”
; und
. Und
man kann sich
dann
nun
an alle möglichen Ähnlichkeiten erinnern. Und man kann sich nun … in die Erinnerung rufen // … kann dann an kann sich nun auf … alle möglichen Ähnlichkeiten denken besinnen // (Denke an geistige & körperliche Unruhe, oder Ruhe. Man könnte sagen, die geistige Unruhe
sei
ist
eine Art körperlicher Unruhe.
Ähnliches
Und dergleichen
ist oft gesagt worden[.| (] z.B. “Und Geist ist auch nur etwas am Körper” (Zaratustra). Diese Idee muß uns noch beschäftigen.) Es gibt vielleicht Menschen, die geneigt sind
sich so auszudrücken:
zu sagen:
“Ich nenne Laute &
Färbiges
Farben
‘heller’ & ‘dunkler’, weil das gleiche Element in beiden Relationen
vorhanden
da
ist.”
 
   
    
Denke Dir,
Nehmen wir an,
[e|E]iner sagte: “Ich sehe in ihnen ein Gemeinsames.” Was soll ich nun sagen? – Ich f werde ihn fragen: Was ist das? – Er: “Das kann ich Dir nicht erklären, ich kann nur sagen, daß ich etwas Gemeinsames
// so etwas //
// etwas solches //
sehe.” – Ich: Dann sagst Du mir damit auch nichts neues, außer
:
,
daß Du Dich eben so ausdrücken willst; & das ist ja vielleicht in mancher Beziehung interessant.

⋎ [Zu S. 2[61|47] als neuer Absatz]
 
   
    Es fragt mich jemand: “Welche Farbe hat das Buch dort?” Ich antworte: “Rot”. Er: “Warum nennst Du
seine
diese
Farbe ‘rot’?” – Ich werde
unter gewöhnlichen Umständen
normalerweise
sagen müssen: “Aus keinem Grunde. – Ich habe hingesehen, & das Wort ‘rot’ gesagt.” Hier möchte man sagen: “Das kann doch nicht alles sein! Du könntest doch auf eine Farbe schauen & ein Wort dabei sagen & doch die
285
Farbe nicht benennen.” Und dann fällt uns leicht die Erklärung ein: “Wenn ich das Wort als Name dieser Farbe ausspreche so kommt es mir in einer besondern Weise.” Fragt man aber, auf welche Weise, so können wir keine Beschreibung von ihr geben. Nun
fragt man mich:
könnte man fragen:
“Erinnerst Du Dich also, daß Dir das Wort
// , wenn Du eine Farbe benannt hast, //
ˇ bei so einer Gelegenheit
immer in dieser selben Weise gekommen ist?” &
wir müssen
ich muß
gestehen, daß wir uns an keine besondere Weise erinnern. Ja es ist leicht zu sehen, daß wir beim Benennen einer Farbe ganz verschiedenartige
Empfindungen
Erfahrungen
haben können. // ganz Verschiedenartiges empfinden können. // Denke etwa an diese Fälle: 1) Ich habe ein Eisen ins Feuer gelegt, will es auf helle [r|R]otglut erhitzen & sage Dir: “Gib auf das Eisen acht & sage mir von Zeit zu Zeit, welchen Hitzegrad es erreicht hat. Du beobachtest es & sagst: “Es fängt an hellrot zu werden.” –
2) Wir stehen an einer Straßenkreuzung & ich sage: Schau auf das Lichtzeichen & sag mir wenn grün kommt; dann lauf ich hinüber.” Frage Dich: wenn Du nun in einem solchen Falle “Grün!” sagst & in einem andern “Lauf!”, kommen Dir diese beiden Wörter in verschiedener Weise, oder auf die gleiche? Kannst Du hieruber irgendetwas im allgemeinen sagen?
3) Ich frage Dich: “Was hat der Stoff dort für eine Farbe?” Du denkst: “Wie nennt man ihn nur?
ist
heißt
das
er
‘Preußisch Blau’, oder ‘Indigo’?”
 
   
    Man kann
auch so fragen:
die Frage auch so stellen:
Wenn ich ihm sage “Bring mir eine rote Blume”, – wie soll er wissen, welche Farbe er zu wählen
286
hat[,|?] wenn er das Wort ’rot’ hört? // : Ich sage Einem: “Bring mir eine rote Blume”: ;: – wie soll er wissen, welche Farbe er zu wählen hat, wenn er das Wort ‘rot’ hört? // – “Sehr einfach: er soll die Farbe nehmen,
die
deren Bild
ihm beim Hören des Wortes einfällt.” – Aber wie soll er wissen, was die ‘Farbe’ ist, ‘deren Bild ihm einfällt’? Braucht es dafür ein weiteres Kriterium? –11
      Es gibt (übrigens) auch ein Spiel: die Farbe wählen, die einem beim Wort ‘rot’ einfällt. Und ein anderes: auf die Farbe zeigen, die Du ‘rot’ nennst.
 
   
    Wenn wir in eine[m|r] Gespräch Diskussion über diese Dinge sagen “[d|D]er Name einer Farbe kommt Beim Benennen einer Farbe kommt der Name in ˇeiner bestimmte[r|n] Weise”, so bekümmern wir uns nicht um verschiedene Fälle & Möglichkeiten. Vielmehr, unsere Stütze ist das Argument, daß eine Farbe benennen verschieden ist vom Aussprechen (irgend) eines Wortes, während man auf eine Farbe sieht. Und man könnte sagen: “Nimm an, ich zähle Gegenstände, welche auf meinem Tisch liegen[:|;] einer ist blau, einer rot, einer weiß, & einer schwarz. Ich schaue d sie der Reihe nach an auf sie & sage: Eins, zwei, drei, vier.
Siehst Du nun nicht,
Ist esc nun nicht leicht zu sehen,
daß
in diesem Fall
hier
etwas anderes geschieht, während Du man die Worte aussprichst, als was geschieht, wenn Du man jemandem die Farben dieser Gegenstände hättest sagen sollen nennst? – Und hättest Du nicht hier, wie früher, sagen können: ‘alles was ˇdabei geschieht, ist, daß ich ˇdie Dinge anschaue & die Zahlwörter sage’?” – // ‘alles, was dabei geschieht, ist: ich sehe die Dinge an, & sage spreche dabei die Zahlwörter aus’?”– // Nun ist gewiss: in vielen Fällen ist das Zählen von Dingen von
287
andern, charakteristischen, Erlebnissen begleitet, als sagen welche das Angeben ihrer Farben sie haben. Und es ist leicht zu sagen worin dieser Unterschied besteht. Beim Zählen ˇvon Gegenständen gibt es, z.B., eine gewisse ˇcharakteristische Geste: wir zeigen mit dem Finger der Reihe nach auf
die Dinge
sie
& streichen sie, gleichsam, ˇals schon gezählt ab. Man kann an verschiedene ähnliche Erfahrungen denken. Anderseits gibt es Erfahrungen des Konzentrierens unserer Erf Aufmerksamkeit auf die Farbe
von Dingen
eines Dings
; verschiedene Erfahrungen (eine von ihnen ist, daß uns der Name einfällt den die Farbe in unsrer Muttersprache hat.). Aber es ist nicht wahr, daß immer wenn wir zählen & immer wenn wir Farben angeben, die Vorgänge solche, mehr oder weniger charakteristischen, Züge aufweisen. (Vergleiche S. S. 206, 207)
 
   
    Wenn uns diese Dinge philosophische Schwierigkeiten bereiten, so werden wirˇ, gleichsam, den Versuch machen: ‘eine Farbe benennen’, um zu sehen, was dabei geschieht. Dabei
schauen wir ˇetwa unverwandt auf …
starren wir etwa auf
einen bestimmten Gegenstand
ein bestimmtes Ding
vor uns & sprechen seinen N den Farbnamen immer wieder, im selben Ton & mit der Gleichen Gebärde, aus
:
,
versuchen ihn, gleichsam, von der Farbe des Dinges abzulesen. Und es ist kein Wunder daß wir dann dazu
neigen
geneigt sind
zu sagen, etwas ganz [b|B]estimmtes geschehe, wenn wir eine Farbe benennen. Aber schaue von diesem Versuch auf andere Fälle des Benennens von Farben! –
 
   
    
Sieh von hier auf die Fragen
Denke (hierc) an (diec) Fragen
ˇdie uns beim Nachdenken über das nach dem Wesen des willkürlichen Handelns Wollens, ˇdes willkürlichen Handelns begegnen. Vergleiche etwa diese Fälle: Ich überlege mir, ob ich einen bestimmte[s|n], eher schwere[s|n], Gegenstand heben soll; ich entschließe mich dazu,
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es zu tun; dann setze ich meine Kraft ein, & hebe ihn. – Hier, könnte man sagen, haben wir einen
voll entwickelten
ausgewachsenen
Fall
des Wollens
des gefließentlichen, willkürlichen Handelns
. – Vergleiche damit
etwa:
den Fall:
Du reichst jemand einc das brennendes Zündholz ˇhin, nachem Du Dir Deine Zigarette damit angezündet hast, & siehst ˇ,– Du hast gesehenc // Du siehst // , daß er sich seine ˇauch anzünden will. (
Dies
Das
tust Du gleichsam ‘by the way’.)
Oder aber:
Oder:
Du bewegst Deine Hand beim Schreiben eines Briefes. Oder Lippen, Zunge, etc. beim Reden. – Ich habe ˇ
früher
nun
mit Absicht den irreführenden Ausdruck gebraucht: “ein
voll entwickelter …
ausgewachsener
Fall”; denn
diese Worte drücken
dies drückt
aus, was wir über diese Fälle über Fäll[,|e], wie die beschriebenen, zu denken geneigt sind: daß nämlich in dem einen das voll aufgeblüht & aAller Augen sichtbar ist, was in allem willkürlichem Handeln, wenn auch nicht so offensichtlich,
liegt
vorhanden ist
. was alles willkürliche Handeln kennzeichnet, wenn auch nicht so offensichtlich. Unser Bild & unsere Ausdrucksweise nehmen wir von einem speziellen Fall her, & wenden sie // & wenden sie nun // auf näher
&
& weitschicht
[v|V]erwandtes Fälle an // auf nahe, & entfernt Verwandtes an // ; & möchten nun sagen
:
,
im Grunde
eigentlichc
haben wir überall das Gleiche[,|.] wenn auch nicht so ausgesprochen. Die Ausdrucksformen unserer Sprache passen
augenscheinlich
// recht eigentlich //
// augenfällig //
eigentlichc
auf gewisse [S|s]pezielle besondere
// Fälle der Anwendung //
Anwendungen
der Worte: “wollen”, “denken”, “meinen”, “lesen”, etc.; auch “lesen” gehört hierher. (So hätten wir das Buchstabieren das ‘voll entwickelte Lesen’ nennen können.) ((Vergleiche auch den meinen Gebrauch ˇdes Wortes ’Bild’ den ich in ˇder Log. Phil. Abh.) vom Worte ’Bild’ gemacht habe.) – Wir sprechen von einem Willensakt & unterscheiden ihn von der
ausgeführten
gewollten
Handlung. Und in
dem
unserem
ersten Beispiel finden sich allerlei Akte, die diesen Fall
von einem unterscheiden
unterscheiden von einem
, in welchemc
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mein Arm mit dem Gewicht sich hebt. ich nichts andres sagen kann, als daß mein Arm mit dem Gewicht sich gehoben hat. ⌊⌊der bloßen Bewegung von Arm & Gesicht.⌋⌋ Aber wo sind die Analoga zu diesen Akten in anderen Fällen?
 
   
      Diese Abwesenheit des Willensaktes – wie ich einmal sagen will – ist William James aufgefallen & er beschreibt z.B. den Akt des Aufstehens am Morgen so: er liege im Bett und überlege ob es schon Zeit sei aufzustehen, – & auf einmal finde er, daß er aufsteht. Ähnlich sagt man manchmal “plötzlich hörte ich mich die Worte sagen …”. Damit aber will man sagen, daß man habe die Worte beinahe
unbeabsichtigt
unabsichtlich
ausgesprochen. Obwohl man doch wieder
Was heißt es denn aber, wenn ich sage: “Wenn ich aufstehe geschieht nur das”. Im Gegensatz wozu? Was ist es denn, was nicht geschieht? Und wenn etwas hier nicht geschieht, so geschieht es ja wohl in andern Fällen. Nun, ich glaube, wenn Einer ein schweres Gewicht mit Anstrengung hebt, oder Schritt für Schritt einen Mu mühevollen Weg geht, wird er nicht sagen: “I find myself …”. Es ist das Gefühl der Muskelanstrengung, dessen Abwesenheit wir ‘Abwesenheit des Willensaktes’ nannten.
 
   
    Hier ist ein [M|m]erkwürdiger seltsamer gibt es einen
seltsamen
merkwürdigen
Widerstreit zweier Ideen: Man möchte sagen:[D|d]er Wille ist keine Erfahrung” &, “der Wille ist doch nur Erfahrung”. Was heißen diese beiden Sätze überhaupt & warum will man beide sagen? – Wenn man den ersten Satz sagt, hat man ihn durch Introspektion gewonnen? Hat man sich beim Wollen beobachtet & gesehen, daß der Wille keine Erfah-
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rung ist? Man möchte sagen: “Der Wille darf keine Erfahrung sein! denn, wenn mir das Wollen auch nur geschieht, dann ist es eben kein Wollen.” – Und ist es hier nicht wieder, als rängen wir mit dem Wesen der Dinge?! – Aber sind nicht beide Teile gleicherweise auf falscher Fährte? Denn wenn [e|E]iner sagt: “Der Wille istc eine Erfahrung” –, im Gegensatz wozu? – Ich hätte statt dessen auch sagen können: “Das Wollen geschieht mir”. Nun wie verwenden wir (denn)
den Ausdruck
das Wort
“etwas geschieht mir”? Wir sagen nicht: “Es geschieht mir, daß mein Arm sich hebt”, wenn ich ihn hebe; wir sagen dies aber in gewissen andern Fällen. Und wir können
uns so ausdrücken:
(allerdings) sagen:
“die Erfahrungen, wenn sich in beiden Fällen der Arm hebt sind verschiede[n|ne]”. Den Ausdruck “es geschieht mir, daß ich den Arm hebe” gebrauchen wir
– normalerweise –
für gewöhnlich
nicht; & wenn, dann
bedeutet
heißt
er ˇwohl: ich hebe den Arm.
 
   
   Was ist (nun) der Unterschied zwischen den Beiden Erfahrungen, wenn ich einmal meinen Arm hebe & ein andermal ˇes mir geschieht daß er sich hebt? Da gibt es verschiedene Fälle. Er wird z.B. ˇvon jemand einem Andere[m|n] gegen meinen Willen gehoben. D.h. ich mache eine Muskelanstrengung, ihn nicht zu heben. Es gibt aber auch Fälle in denen wir den Arm schlaff hängen lassen & er sich von selbst, weder mit, noch gegen unsern Willen, hebt. Nur dann haben wir ˇauch nicht die gleichen Empfindungen in den Armmuskeln, als wenn wir ihn heben.
 
   
   Gefährlich ist hier die Verwechslung zwischen Wollen & Wünschen. – Denn wenn ich meinen Arm hebe, so ist es nicht so, daß ich zuerst wünsche, er möchte sich heben, & nun tut er es
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tatsächlich. (Obwohl auch das in besondern Fällen geschehen könnte.)
 
   
    ⌊⌊103    ⌋⌋ Wenn wir unsere Finger in bestimmter Art verschränken, so sind wir nicht im Stande einen bestimmten Finger auf Befehl zu heben, wenn der Befehlende bloß auf den Finger zeigt, – ihn bloß unserm Aug zeigt. Wenn er ihn dagegen berührt, so können wir ihn bewegen. Man kann diese Erfahrung so beschreiben: wir seien nicht im Stande, den Finger heben zu wollen. Aber nicht nur ist das ganz anders, als wenn wir nicht im Stande sind den Finger zu heben, ˇsondern wir müssen sagen, daß der Ausdruck ‘im Stande sein’
oder
&
das Wort ‘versuchen’ hat im ersten Fall eine andere, wenn auch verwandte Bedeutung.
 
   
    (Man ist nun
etwa
leicht
geneigt diesen Fall so zu beschreiben: man könne für den Willen keinen Angriff finden, ehe der Finger nicht berührt sei, ehe man den Finger nicht fühle. Erst wenn man ihn fühle, könne der Wille wissen, wo er anzugreifen habe. Aber diese Ausdrucksweise ist irreführend[;|.] (Man ; man möchte sagen:) “Wie soll ich denn wissen, wo ich mit dem Willen anzupacken habe, wenn das Gefühl nicht die Stelle bezeichnet?” (Aber ich könnte fragen:)Und wie weiß man denn, wenn das Gefühl da ist, wohin ich den Willen zu lenken habe?(”)
 
   
    Ich bin versucht zu sagen: “Dieses Experiment, sowie das, ein Viereck mit den Diagonalen im Spiegel zeichnen, zeigt mir, so möchtec
man
ich
sagenc, daß Wollen auch nur eine Erfahrung ist (der ‘Wille’ auch nur ‘Vorstellung’) Er kommt, wenn er kommt; ich kann führe ihn nicht herbeiführen.” – Oder: “Man kann nicht
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wollen, wenn man will. Es geschieht einfach!”
 
   
    Was dieses Experiment aber tut, ist, : es legt uns eine Betrachtungsweise nahe. Denn, indem es uns in die Lage bringt zu sagen: “ich kann das nicht wollen”, wirft es das Wollen mit andern Dingen zusammen, die auch nicht
geschehen
kommen
, weil ich wünsche, daß sie
geschehen
// kämen //
kommen
. Es hätte oben heißen sollen: Ich kann nicht immer wollen, wenn ich zu wollen wünsche. Oder, ich kann eine willkürliche Handlung nicht immer
tun
ausführen
, wenn ich sie zu tun wünsche, ˇ, oder, sie geschieht nicht immer, wenn ich wünsche sie geschähe, auch, wenn sich keine Kraft meinem Willen entgegensetzt.
 
   
    (Wer lernt
die
mit den
, lernt auch es zu wollen. Dies ist ähnlich damit: Wer sprechen lernt, lernt auch denken.)
 
   
   “Kannst Du wollen wenn Du es willst” Das Wort ‘wollen’ ist hier falsch verwendet. Es schillert in zwei Bedeutungen. (Frege). Es ist al[l|s] wäre mit dem Wollen schon gewollt &
als wäre
wäre
noch nicht gewollt. (Das Bild vom Schillern stellt die Sache darum so
richtig
gut
dar, ist darum so zutreffend, weil auch der Eindruck des Schillerns in ˇeinem gewissen Sinne ein Farbeindruck ist.)


 
   
   Dieser ganze ‘Versuch einer Umarbeitung’ von Seite 118 bis hierher ist nichts wert.


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Editorial notes

1) Continuation from Ms-114,145r.

2) While the rest of the remark is crossed out, "Der Anblick meines Zimmers, einer Straße" is marked with strikethrough (deletion).

3) See facsimile; arrow pointing up.

4) See facsimile; arrow pointing left and a bar, probably indicating that the indentation shall be canceled.

5) See facsimile; arrow pointing left, probably indicating that the indentation shall be canceled.

6) See facsimile; arrow pointing right, probably indicating that the line shall be indented.

7) See facsimile; arrow pointing left, probably indicating that the indentation shall be canceled.

8) See facsimile; arrow pointing right, probably indicating that the line shall be indented.

9) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.

10) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.

11) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.