⍈
14.12.33.
Das1 Bild sagt mir also sich selbst.
Und daß es mir etwas sagt wird etwa darin bestehen, daß ich in ihm Gegenstände in irgend einer charakteristischen Gruppierung wiedererkenne. (Wenn ich sage: “ich sehe in diesem Bild einen Tisch”, so charakterisiert das, wie gesagt, das Bild in einer Weise, die nichts mit der Existenz eines ‘wirklichen’ Tisches zu tun hat. “Das Bild zeigt mir einen Würfel”, kann z.B. heißen: es enthält die Form .) |
⍈
Wir sind geneigt zu denken, es gäbe ein bestimmtes Phänomen des
Wiedererkennens, das Ding als das zu erkennen.
Aber als was?
Als das, welches diesen Namen hat? oder so gebraucht
wird?
Denn ‘das Ding als sich selbst erkennen’ heißt
nichts.
Die Idee, die uns da vorschwebt, ist die des Vergleichs zweier
Bilder; es ist als trügen wir ein Bild des Gegenstandes mit uns herum,
& wir erkennen
einen Gegenstand als den, welchen das Bild darstellt || zeigt.
Es ist uns so, als ob unser Gedächtnis so einen Vergleich vermittelte;
indem es uns ein Bild des früher Gesehenen aufbewahrt
oder uns erlaubt in die Vergangenheit zu sehen || schauen,
so daß || sodaß || daß wir
jedes Bild, oder das in der Vergangenheit
Geschaute, || das was uns das Gedächtnis
zeigt, mit dem gegenwärtig Gesehenen vergleichen
können.
Wenn || Aber
wenn wir die Gegenstände die uns umgeben & die wir
unzählige Male gesehen
2 haben nicht
als fremde sondern als wohlvertraute behandeln, ja sogar wenn wir auf eine
Frage etwa antworten “ja, diesen Tisch kenne ich
gut || wohl, ich sehe
ihn täglich”, so geht hier kein Vergleich zweier Eindrücke
(eines Erinnerungsbildes & der Wirklichkeit) vor
sich.
Ja, nicht einmal dann, wenn wir sagen “ich erinnere
mich, daß diese Farbe gestern etwas heller war”, es sind auch da
in den meisten Fällen nicht zwei Eindrücke. |
⍈
Ich leugne natürlich nicht, daß es Phänomene des Wiedererkennens
gibt (wenn wir,
z.B.,
sagen: “das ist dasselbe Kästchen, das ich vor Jahren dort
gesehen habe”) auch nicht, daß unter den Phänomenendes Wiedererkennens || , die wir
“Wiedererkennen” nennen, das || dasjenige ist, ein Vorstellungsbild mit der Wirklichkeit
zu vergleichen. ∣
Wenn aber jemand auf meinen Schreibtisch zeigt
& || man mich fragt: “hast Du
ihn || Deinen Schreibtisch wiedererkannt,
wie || als Du ihn heute früh
früh wieder || nach dem Aufstehen gesehen hast || wie
Du heute morgen in Dein Zimmer getreten
bist?” so werde || würde ich zwar || wohl sagen
“gewiß!” und doch ist es irreführend, das was
sich da abgespielt hat ein “Wiedererkennen” zu
nennen.
Gewiß, der Schreibtisch war mir nicht fremd, ich war nicht überrascht ihn
zu sehn, wie ich es gewesen wäre wenn ein andrer dagestanden hätte oder
gar ein Gegenstand
desgleichen ich noch nie gesehen hätte. || fremdartiger
Gegenstand. |
⍈
“Was heißt es: ‘dieser Gegenstand ist mir
wohlbekannt?’”
– “Nun, ich weiß daß er ein Tisch
ist.”
Das kann u.a. heißen || aber
alles mögliche heißen,
u.a.:
“ich weiß, wie er gebraucht wird”,
“ich weiß daß, wenn man ihn aufklappt, er wie ein Tisch
aussieht” || er sieht wie ein Tisch aus, wenn man ihn
aufklappt”,
“ich weiß, daß man das einen
‘Tisch’ nennt”. |
⍈
Was ist das Wesen des ‘Wohlbekanntseins’?
Worin besteht es, daß ein Anblick mir wohlbekannt ist?
(Schon diese Frage ist eigentümlich; sie klingt nicht wie eine
grammatische Frage.)
Ich möchte sagen: “Ich sehe was ich sehe.” Und die Wohlbekanntheit kann nur darin liegen, daß ich in dem Anblick ruhe. |
⍈
“Ich sehe, was ich sehe”, das sage ich darum, weil
ich nicht benennen will, was ich sehe.
Ich will nicht sagen, “ich sehe eine Blume”, denn
das setzt ein Sprachübereinkommen voraus & meine
Ausdrucksweise will sich nicht auf die Geschichte des Eindrucks
beziehen. |
⍈
Ja, wenn ich sage das Wohlbekanntsein bestehe darin, |
⍈
Das Wohlbekanntsein bestehe darin, daß ich
erkenne, || : was ich sehe sei eine
Blume.
Ich sehe
nun die Sache so an || sage nun: Das Aussprechen der
Worte des Erkennens
“das ist eine Blume” ist eine || die
Reaktion || “das ist eine Blume” ist
eine || die Reaktion des Erkennens auf den Anblick
(des
Gegenstandes); ich sage aber nicht, das Kriterium des Erkennens sei || aber das
Kriterium des Erkennens ist nicht, daß ich den Gegenstand richtig
benenne, sondern daß ich bei seinem Anblick eine Lautverbindung mit
bestimmtem Erlebnis ausspreche.
Denn daß die Lautverbindung das richtige deutsche Wort ist, oder
überhaupt ein Wort einer bestehenden Sprache liegt nicht in dem
Erlebnis beim Aussprechen. 5 |
⍈
Ich will alles ‘Geschichtliche’ aus meiner
Betrachtungsweise des Bekanntseins ausschalten.
Es bleiben dann Eindrücke (Erlebnisse, Reaktionen), & auch
wo die Sprache in unsere Erfahrungen eintritt betrachten wir
sie nicht als bestehende Einrichtung. |
⍈
Die Multiplizität des Wohlbekanntseins, wie ich es verstehe, ist also die
des Ruhens in einem Anblick.
Es könnte darin bestehen daß mein Blick auf dem Gegenstand nicht unruhig
(suchend) umherschweift, daß ich den Aspekt des Gesehenen
nicht wechsle sondern mich in einem Aspekt niederlasse
& bleibe. || sogleich einen Aspekt ergreife
& festhalte. |
⍈
Ich sehe das Bild eines dicken Rockes & habe ein Gefühl der Wärme
& Behaglichkeit, ich sehe das Bild einer winterlichen
Landschaft & friere.
Diese Reaktionen, könnte man sagen, sind durch frühere Erfahrung
gerechtfertigt.
Aber wir bekümmern uns jetzt nicht um die
Geschichte unserer Erfahrungen & also auch nicht um eine
solche Rechtfertigung. 6 |
⍈
Niemand wird sagen, daß jedesmal wenn ich in mein Zimmer komme, in die altgewohnte Umgebung, sich ein Wiedererkennen alles dessen was ich sehe, & hunderte Male gesehen habe, abspielt. |
⍈
Wenn wir an unser Verstehen eines Bildes etwa eines Genrebildes
denken, so sind wir vielleicht geneigt anzunehmen, daß es da ein
bestimmtes Phänomen des Wiedererkennens gibt & wie
die gemalten Menschen als Menschen, die gemalten Bäume als Bäume
erkennen,
etc.
Aber vergleiche ich denn beim Anblick eines Genrebildes die gemalten Menschen mit wirklichen, etc.? Soll ich also sagen ich erkenne die gemalten Menschen als gemalte Menschen? Und also auch die wirklichen Menschen als wirkliche? |
⍈
Freilich gibt es ein || das Phänomen des Erkennens,
wenn wir, etwa nach einem Vorgang des Suchens, eine Zeichnung als
die eines Menschen erkennen;
aber was sich hier abspielt geschieht eben nicht, wenn ich die Zeichnung
sogleich als die || Darstellung eines Menschen erkennen; aber was sich
hier abspielt geschieht eben nicht, wenn ich die Zeichnung sogleich als
Darstellung eines Menschen sehe. 7 |
⍈
Der Anblick || Das Bild der || einer menschlichen Gestalt sowie die menschliche Gestalt selbst sind uns wohlvertraute Gegenstände. Von einem Wiedererkennen aber ist hier keine Rede. |
⍈
Von den Vorgängen, die man “Wiedererkennen”
nennt haben wir leicht einen falschen Begriff; als bestünden sie || bestünde das
Wiedererkennen immer darin daß wir zwei Bilder || Eindrücke mit einander
vergleichen.
Es ist als trügen wir ein Bild
des || eines Gegenstandes mit uns || trüge ich ein Bild
des || eines Gegenstandes bei mir &
agnoszierte danach einen Gegenstand als den, welchen das Bild
darstellt.
Unser Gedächtnis scheint uns so einen Vergleich zu vermitteln, indem es
uns ein Bild des früher Gesehenen aufbewahrt oder uns erlaubt (wie durch
ein Rohr) in die Vergangenheit zu blicken. |
⍈
In den meisten Fällen des Wiedererkennens findet kein solcher Vergleich
statt.
Jemand kommt mir auf der Gasse entgegen dessen Gesicht meinen Blick auf sich zieht; vielleicht frage ich mich “wer ist das?”; plötzlich ändert sich der Aspekt des Gesichtes in bestimmter Weise, “es wird mir bekannt”; ich lächle gehe auf ihn zu & begrüße ihn beim Namen; jetzt reden wir von der vergangenen Zeit & dabei schwebt mir vielleicht auch ein Erinnerungsbild von ihm vor, & ich 8 sehe ihn || ich sehe ihn in einer bestimmten
Situation. |
⍈
Man sagt vielleicht: hätte ich nicht sein Bild in der Erinnerung
bewahrt, so könnte ich ihn nicht erkennen.
Aber hier gebraucht man eine Metapher, oder man spricht eine
Hypothese aus. |
⍈
Man sagt auch: “wir könnten Worte gar nicht gebrauchen,
wenn wir nicht sie & die Gegenstände die sie bezeichnen
wiedererkennten”.
Wenn wir die Farbe Grün nicht als solche wiedererkennten (wohl wegen
Mangels an Gedächtnis), so könnten wir also das Wort
“Grün” nicht anwenden.
Aber haben wir denn irgend eine Kontrolle dieses
Wiedererkennens, so daß wir wissen daß es auch wirklich ein
Wiedererkennen ist?
Wenn wir von einem Wiedererkennen reden, so meinen wir, daß wir etwas als
das erkennen, was es, nach andern Kriterien, wirklich ist.
“Erkennen” heißt: erkennen, was
ist. |
⍈
Die Wohlbekanntheit bestätigt den Aspekt || Anblick ohne ihn
aber mit etwas Anderem zu vergleichen.
Sie stempelt ihn gleichsam ab. 9 |
⍈
Anderseits möchte ich sagen: “was ich hier vor mir sehe, ist doch nicht irgend eine Form, die ich auf bestimmte Weise sehe, sondern es sind eben meine Schuhe, die ich kenne.” Aber hier bekämpfen sich eben zwei Ausdrucksweisen. |
⍈
Diese Form, die ich sehe – möchte ich sagen – ist nicht
einfach eine Form, sondern sie ist eine von den mir
bekannten Formen; sie ist eine im vorhinein ausgezeichnete
Form.
Sie ist eine von den Formen deren Bild schon früher in mir war &
nur weil sie so einem Bild entspricht, ist sie die wohlbekannte
Form.
(Ich trage gleichsam einen Katalog solcher Formen mit mir herum
& die Gegenstände die dort abgebildet sind, sind dann die
wohlbekannten.) |
⍈
Aber daß ich das Bild schon früher mit mir herumgetragen habe wäre nur
eine kausale Erklärung des gegenwärtigen Eindrucks.
Es ist, als sagte man: diese Bewegung geht so leicht, als wäre sie
eingeübt worden.
Und es ist ja nicht so sehr als vergliche ich den Gegenstand mit einem neben ihm stehenden Bild sondern als deckte er sich mit dem Bild. Ich sehe also nur Eines & nicht zwei. 10 |
⍈
Man sagt: “dieses Gesicht hat einen ganz
bestimmten Ausdruck”, & sucht etwa nach
Worten, die ihn charakterisieren. |
⍈
Hier ist es leicht in jene Sackgasse des Philosophierens zu geraten, wo
man glaubt die Schwierigkeit der Aufgabe liege
darin, daß schwer Erhaschbares || erhaschbare Erscheinungen, die schnell entschlüpfende
gegenwärtige Erfahrung, oder dergleichen, von uns beschrieben werden
sollen || sollten.
Wo die gewöhnliche Sprache uns zu roh erscheint; & wir es
nicht mit den Phänomenen, von denen der Alltag redet, zu tun zu haben
scheinen, || es scheint als haben wir es nicht mit den Phänomenen zu tun,
von denen der Alltag redet, sondern “mit den leicht
entschwindenden, die mit ihrem Auftauchen & Vergehen jene ersteren
annähernd erzeugen”. |
⍈
Und da muß man sich daran erinnern, daß alle die
Phänomene, die uns nun so merkwürdig vorkommen, die ganz gewöhnlichen sind,
die, wenn sie geschehen, uns nicht im geringsten
auffallen.
Sie kommen uns erst in der seltsamen Beleuchtung merkwürdig vor, die wir nun auf sie werfen, wenn wir
philosophieren. |
⍈
“Das Bild sagt mir sich selbst”, möchte ich
sagen.
D.h., daß es mir etwas sagt, liegt || besteht in seiner eigenen
11 Struktur in seinen Formen & Farben.
So ein Fall wäre es z.B., wenn der Satz “es sagt mir etwas” oder “es ist ein Bild” hieße: es zeigt irgend eine Kombination von Würfeln & Zylindern. |
⍈
Ist denn der Begriff des erzählenden Bildes nicht ähnlich dem des
Genrebildes (oder Schlachtenbildes).
Und wenn ich beschreiben wollte, was ein Schlachtenbild ist, so
brauchte ich mich nicht auf eine Realität außerhalb des Bildes zu beziehen
sondern nur von gemalten Menschen, gemalten Pferden, gemalten
Kanonen
etc. zu reden. |
⍈
“Das Bild sagt mir etwas”: es gebraucht,
sozusagen, Worte; hier sind Augen, Mund, Nase,
Hände,
etc.
etc..
Ich vergleiche das Bild mit einer Kombination sprachlicher Formen.
|
⍈
Aber das System der Sprache ist nicht von der Kategorie
des || eines Erlebnisses.
Das typische Erlebnis beim Gebrauch eines Systems nicht das
System.
12
(Vergleiche: Bedeutung des Wortes “oder”
& Oder-Gefühl.) |
⍈
“Jetzt sagt mir diese Zeichenfolge etwas; früher, ehe ich die
Sprache lernte, hat sie mir nichts gesagt”.
Nehmen wir an wir meinten || meinen damit, daß der Satz
jetzt einen bestimmten Eindruck auf mich
macht. || mit einem bestimmten Erlebnis gelesen
wird.
Gewiß, diese Zeichenfolge hat, ehe ich die Sprache verstehen lernte, nicht
diesen Eindruck auf mich
hervorgebracht. || diesen Eindruck
gemacht.
Der Eindruck ist natürlich, wenn wir vom Kausalen absehen vom System der
Sprache ganz unabhängig.
– Und nun wehrt sich etwas in mir dagegen, zu
sagen: daß der Satz etwas sagt, besteht
darin, daß er mir diesen Eindruck macht.
“Etwas ist ein Satz nur in einer Sprache”, will ich sagen. |
⍈
‘Sprache’, das sind doch die
Sprachen.
Auch solche die ich nach Analogie bestehender erfinde.
Die Sprachen sind Systeme. |
⍈
“Ein Satz ist ein Satz einer
Sprache”.
Aber das heißt eben: “Sätze”
nenne ich Glieder der Sprachen. |
⍈
Aber achten wir auf den Gebrauch des Wortes
“deutsche Sprache”, sonst fragen wir etwa:
“Was ist die Sprache? alle ihre Sätze die
je
13 gesprochen worden sind? Ihre Regeln || die Klasse ihrer Regeln &
Wörter?
etc.
etc..”.
Was ist das System?
Wo ist es?
Was ist das Schachspiel? alle Partien?
Das Regelverzeichnis? |
⍈
“Satz ist das Glied einer
Sprache”.
“Es ist doch offenbar die Kombination von Wörtern die
auch anders kombiniert werden könnten || können, was den Satz
ausmacht”.
D.h. aber: was ihn für mich
ausmacht.
So betrachte ich die Sprache. |
⍈
Gewiß, ich lese eine Geschichte & kümmere mich den
Teufel um ein System der Sprache.
Ich lese einfach, habe Eindrücke, sehe Bilder vor mir,
etc..
Ich lasse die Geschichte an mir vorüberziehen wie Bilder, wie eine
Bildergeschichte.
(Damit will ich natürlich nicht sagen, daß jeder Satz in mir ein
visuelles Bild oder mehrere hervorruft, & daß das etwa der Zweck
eines || des Satzes sei.) |
⍈
Denken wir uns eine Bildergeschichte in
schematischen Bildern, also ähnlicher der Erzählung in einer Sprache als
eine Folge realistischer Bilder.
Man könnte in so einer Bildersprache etwa insbesondere den Gang von
Schlachten festgehalten haben.
(Sprachspiel.)
Und ein Satz unserer Wortsprache kommt ¤ so einem Bild
dieser Bildersprache viel näher als man meint. 14 |
⍈
Denken wir auch daran, wie || daß wir uns solche Bilder
[] nicht erst in
realistische übertragen, um sie zu
‘verstehen’, sowenig wir uns je Photographien oder
die Bilder des Films in färbige Bilder übertragen obwohl uns
schwarz-weiße Menschen oder Pflanzen
etc. in der
Wirklichkeit unsagbar fremd & schrecklich
vorkämen.
Wie, wenn wir nun hier sagten: “ein Bild ist etwas nur in einer Bildersprache”? |
⍈
Wir können uns
(anderseits)
eine Sprache denken, in deren Verwendung der Eindruck, den ein
Zeichen uns macht, || , den wir von den Zeichen erhalten,
in keiner Weise eintritt || nicht eintritt || keine Rolle spielt; in der es ein Verstehen im Sinne
eines solchen Eindrucks nicht gibt. || ; in der ein
Verstehen im Sinne eines solchen Eindrucks nicht in Frage
kommt.
Die Zeichen werden uns etwa geschrieben übermittelt & wir können
sie uns nun merken.
(D.h. der einzige Eindruck von dem da die Rede
ist, ist das Bild des Zeichens.)
Wenn es nun ein Befehl ist, so übertragen wir nach Regeln, Tabellen, das
Zeichen in Handlung.
Zum Eindruck ähnlich dem eines Bildes kommt es gar nicht & man
schreibt auch nicht Erzählungen || Geschichten in dieser Sprache.
Es gibt
15 aber etwa eine Art Unterhaltungslektüre, die darin besteht, daß
man gewisse Zeichenfolgen in Körperbewegungen übersetzt die eine Art
Tanz bilden.
(Vergleiche die Bemerkung über Verstehen &
Chiffre.)¥ |
⍈
Es wäre natürlich auch denkbar, daß wir einen Satz der
Wortsprache, um von ihm einen Eindruck zu erhalten, nach Regeln in
ein gezeichnetes Bild übertragen müßten.
(Daß erst dies Bild eine Seele hätte.)
|
⍈
(Ich könnte meinem Schüler sagen: Du wirst anders denken, wenn Du
durch diese Übungen gegangen bist.) |
⍈
Aber auch in unserer gewöhnlichen Sprache können wir von dem
Eindruck des Satzes oft ganz absehen & wichtig ist nur, wie wir mit
dem Satz operieren.
(Frege's
Auffassung der Logik.) |
⍈
“Es gibt keinen alleinstehenden Satz”.
Denn was ich “Satz” nenne ist eine Spielstellung
in einer Sprache. 16 |
⍈
Ist das Verwirrende nicht, daß ich eine Spielstellung betrachten kann so
genau ich will, aber dadurch nicht herausfinde, daß es eine
Spielstellung ist?
Es verwirrt uns hier etwas in || an der Grammatik des
Wortes “Spielstellung”. |
⍈
Das Denken heißt eine Tätigkeit, wie das Rechnen.
Niemand würde Rechnen
einen Zustand nennen, oder Schach spielen. |
⍈
Denken wir uns eine Art Vexierbild, worin nicht ein bestimmter
Gegenstand aufzufinden ist, sondern das uns auf den ersten Blick als ein
Gewirr nichtssagender Striche erscheint & nach einigem
Suchen erst als, sagen wir, ein Landschaftsbild.
– Worin besteht der Unterschied zwischen dem Anblick des Bildes vor
& nach der Lösung || Auflösung.
Daß wir es beidemale anders sehen ist
klar.
Inwiefern aber kann man nach der Auflösung sagen, jetzt sage uns das Bild
etwas, früher habe es uns nichts gesagt? |
⍈
Wir können diese Frage auch so stellen: Was ist das allgemeine
Charakteristikum dafür, daß die Lösung gefunden ist?
17 |
⍈
Als das Kriterium der Auflösung könnte ich alles mögliche bestimmen. Ich will annehmen, daß ich, sobald es gelöst ist, die Lösung dadurch darstelle || kenntlich mache, indem || daß ich gewisse Striche des Vexierbildes stark nachziehe & etwa Schatten eintrage. Warum nennst Du nun das Bild das Du eingezeichnet hast eine Auflösung? a) Weil es die klare Darstellung einer Gruppe dreidimensionaler || räumlicher Gegenstände ist. b) Weil es einen regelmäßigen Körper darstellt || die Darstellung eines regelmäßigen Körpers ist. c) Weil es eine symmetrische Figur ist. d) Weil es eine Figur ist die mir einen ornamentalen Eindruck macht. e) Weil es die Darstellung eines Körpers ist der mir bekannt vorkommt. f) Weil es eine Liste von Auflösungen gibt & diese Figur (dieser Körper) auf der Liste steht. g) Weil es eine Art von Gegenstand darstellt, die ich wohl kenne: denn sie || er macht mir den augenblicklichen Eindruck der Wohlbekanntheit, ich verbinde augenblicklich alle möglichen Assoziationen mit ihm, ich weiß, wie er heißt, ich weiß, daß ich ihn oft gesehen habe, ich weiß, wozu man ihn gebraucht, etc. etc. h) Weil es ein Gesicht darstellt, welches mir bekannt vorkommt. i) Weil es ein Gesicht darstellt welches ich erkenne: α) es ist das Gesicht meines Freundes so & so β) es ist ein Gesicht welches ich oft abgebildet gesehen habe. etc. k) Weil es einen Gegenstand darstellt, 18 den ich mich erinnere, einmal gesehen zu haben.
l) Weil es ein Ornament ist das ich gut kenne (obwohl ich nicht weiß, wo ich es gesehen habe). m) Weil es ein Ornament ist das ich gut kenne: ich kenne seinen Namen, weiß wo man es finden kann || ich es schon gesehen habe. n) Weil es einen Einrichtungsgegenstand meines Zimmers darstellt. o) Weil ich instinktiv diese Striche nachgezogen habe & mich nun beruhigt fühle. p) Weil ich mich erinnere, daß mir dieser Gegenstand beschrieben worden ist. g1) Weil ich den Gegenstand wohl zu kennen meine || scheine: es fällt mir sogleich ein Wort als sein Name ein (obwohl das Wort keiner bestehenden Sprache angehört), ich sage mir: “natürlich das ist ein α wie ich es oft in β gesehen habe. Man γt damit die δ bis sie εen.” So etwas kommt z.B. im Traum vor. u.s.w. |
⍈
(Wer nicht versteht, warum wir über diese Dinge reden, muß, was wir
sagen, als leere Spielerei empfinden.) |
⍈
Der Eindruck ist Eins, & die Bestimmtheit des
Eindrucks etwas Anderes.
Was ich den Eindruck der Wohlbekanntheit nenne ist von der || hat die Multiplizität 19 einer Bestimmtheit. |
⍈
Wir können in ein menschliches Gesicht schauen das wir genau kennen ohne
irgend einen Eindruck zu erhalten || haben, sozusagen
ganz stumpfsinnig; & von da bis zu einem starken Eindruck gibt es
alle Stufen. |
⍈
Denken wir uns ein
Gesicht machte einen starken Eindruck auf
uns || der Anblick eines Gesichts brächte einen starken
Eindruck auf uns hervor || ergriffe uns
stark es flößt uns etwa Furcht ein.
Soll ich dann sagen: vor allem muß hier || da ein || der Eindruck der
Wohlbekanntheit sein || statthaben, ich muß ¤ in dem
Anblick des Gesichts ruhen, oder dergleichen; || die Form des
menschlichen Gesichts als solche muß mir den Eindruck der Bekanntheit
machen; & zu diesem Eindruck kommt nun der der
Furcht.
– Ist es nicht
(vielmehr)
so, daß, was ich den Eindruck der Artbekanntheit nenne, ein
Charakteristikum
eines jeden starken Eindrucks ist den ein Gesicht auf mich
macht.
Etwa das Charakteristikum
der Bestimmtheit.
Ich sagte ja der Eindruck der Wohlbekanntheit bestehe etwa darin daß wir
in einem Anblick ruhen, den Aspekt nicht wechseln &
dergleichen. |
⍈
Kann ich mir den Eindruck der individuellen Bekanntschaft wegdenken,
wo er ist, & hinzudenken wo er nicht ist?
Und was heißt das?
Ich sehe
20
z.B. das Gesicht eines Freundes an
& frage mich: wie schaut dieses Gesicht aus wenn ich es als
ein mir unbekanntes Gesicht sehe (als sähe ich es etwa jetzt zum
ersten Mal)?
Was bleibt sozusagen von dem Anblick des Gesichts wenn ich den Eindruck
der Bekanntheit wegdenke, abziehe?
– Hier bin ich nun geneigt zu sagen: “es ist
sehr schwer die Bekanntheit von dem Eindruck des Gesichts zu
trennen”.
Aber ich fühle auch daß das eine irreführende Ausdrucksweise
ist.
Ich weiß nämlich gar nicht wie ich es auch nur versuchen soll diese beiden
zu trennen.
Der Ausdruck “sie trennen” hat für mich gar
keinen klaren Sinn.
Ich weiß was es heißt: “stelle Dir diesen Tisch vor aber schwarz, obwohl er blau || braun ist” das heißt etwas Ähnliches wie: “zeichne || male ein Bild dieses Tisches aber schwarz statt braun”; oder analog: “zeichne diesen Menschen aber mit längeren Beinen als er hat”. |
⍈
Wie, wenn man sagte: “denke Dir diesen Schmetterling,
genau so wie er ist, aber häßlich statt
schön”?! |
⍈
Die Ausdrucksweise “Es
ist sehr schwer …
wegzudenken”, || : hier scheint es als
handle es sich um eine psychologische Schwierigkeit, eine
Schwierigkeit der Introspektion
21 einer Bestimmtheit oder
dergleichen.
(Dies trifft für ein großes Gebiet von philosophischen Problemen
zu: Denke an das Problem der genauen
Wiedergabe, Beschreibung, des im Gesichtsfeld
Gesehenen; an die Beschreibung der immer
fließenden Erscheinung; auch an die Frage || daran: “wieviel Regentropfen siehst Du, wenn Du
in den Regen schaust”.) Vergleiche: “Es ist schwer diesen Tisch aus der Ferne bewegen zu wollen”. |
⍈
Wir haben in diesem Fall nicht bestimmt, was es heißen
soll sich die Wohlbekanntheit wegzudenken. Es könnte etwa heißen, sich des Eindrucks zu entsinnen den ich hatte als ich das Gesicht zum ersten Male sah. Und hier wieder muß man wissen was es heißt zu “versuchen” sich an den Eindruck zu erinnern. Denn das hat mancherlei Bedeutung. Fragen wir uns: welche Tätigkeiten nennen wir “versuchen uns an etwas zu erinnern”. Was || ; was tun wir wenn wir uns daran erinnern wollen was wir gestern zu Mittag gegessen haben; || ; gibt es so eine || diese Methode auch für die frühen Kindheitserinnerungen eines Erwachsenen; kann man versuchen, sich an seine || die eigene Geburt zu erinnern? |
⍈
Ich sage mir: ich will versuchen ein gedrucktes deutsches
Wort anzuschauen und es so zu sehen
als hätte ich nicht lesen gelernt & als seien
22 die schwarzen Figuren auf dem
Papier sonderbare Zeichnungen ¤ deren Zweck ich mir nicht denken kann, oder nicht
ahne.
Da geschieht nun dies, daß ich das gedruckte Wort nicht
anschauen kann ohne daß mir das Lautbild des Wortes oder der
Buchstaben die ich gerade anschaue vorschwebt. |
⍈
Die || Eine
zeichnerische Darstellung des Innern eines
Radioempfängers wird für den || Einen || den der nicht das Geringste vom Radio
weiß || den der keine Kunde von solchen Dingen
hat, ein Gewirr sinnloser Striche sein.
Lernt er aber den Apparat &
seine Funktion kennen || Hat er aber den Apparat & seine
Funktion kennengelernt so wird jene Zeichnung für ihn ein
sinnvolles Bild sein.
Gegeben nun eine bestimmte mir jetzt || Gegeben irgend eine mir jetzt sinnlose körperliche Gestalt (¤etwa im Bild), kann ich nach Belieben sie sinnvoll vorstellen? Das wäre, als fragte man: kann ich mir einen beliebig geformten Gegenstand || Körper als Gebrauchsgegenstand vorstellen? Aber zu was für einen || einem Gebrauch? Nun man kann ja wenigstens eine Klasse von Körperformen sich methodisch als Wohnungen von Tieren oder Menschen denken. Eine andere Klasse als Waffen. Eine etwa als Modelle von Landschaften etc. etc.. Und hier weiß ich also, wie ich einer sinnlosen Form Sinn geben || andichten kann. 23 |
⍈
Wenn ich sage, dieses Gesicht hat den Ausdruck der Milde,
Güte, Feigheit, so scheine ich nicht nur zu meinen daß wir die & die
Gefühle mit dem Gesicht || Anblick des
Gesichts assoziieren, sondern ich bin versucht zu sagen, daß das
Gesicht ein Aspekt der Feigheit, Güte,
etc.,
selbst ist.
(Vergleiche
z.B.
Weininger.)
– Man kann sagen: ich sehe die Feigheit in dieses Gesicht
hinein (& könnte sie auch in ein anderes hineinsehen), aber
jedenfalls scheint sie mit dem Gesicht nicht bloß assoziiert,
äußerlich verbunden, sondern die Furcht hat die Multiplizität der
Gesichtszüge.
Und wenn sich
z.B. die Züge ein wenig
ändern, so können wir von einer entsprechenden Änderung der
Furcht reden.
Würden wir gefragt: “kannst Du Dir dieses Gesicht auch
als Ausdruck des Mutes denken”, so wüßten wir, gleichsam, nicht,
wie wir den Mut in diesen Zügen unterbringen sollten.
Ich sage dann etwa: “Ich weiß nicht, was das
hieße, wenn dieses Gesicht ein mutiges Gesicht
ist || wäre”. || ist”.
[Diesen Satz kann man nicht richtig stellen indem man statt
“wenn” “daß” setzt, oder
statt “ist”
“wäre”.]
Aber wie sieht die Lösung so einer Frage aus?
Man sagt etwa: “Ja, jetzt
verstehe || versteh' ich
es; || : das Gesicht ist sozusagen gleichgültig gegen die
Außenwelt”.
Wir haben also Mut hineingedeutet.
Der Mut, könnte man sagen, paßt jetzt wieder auf das
Gesicht.
Aber was paßt hier worauf? 24 |
⍈
Es ist ein verwandter Fall (obwohl es vielleicht nicht so scheinen möchte) wenn wir uns z.B. darüber wundern, daß die Franzosen nicht einfach sagen “der Mann ist gut” sondern ein attributives Adjektiv dorthin setzen, wo ein prädikatives stehen sollte; und wenn wir das Problem uns dann dadurch lösen daß wir sagen sie meinten “der Mensch ist ein guter”. |
⍈
Könnten verschiedene Deutungen eines Gesichtsausdrucks nicht
darin bestehen, daß ich mir zu ihm jedesmal eine
andere Fortsetzung || eine andere
Art || Weise der Fortsetzung denke?
So ist es gewiß oft.
Ich sehe ein Bild das einen lächelnden Kopf darstellt.
Was tue ich, wenn ich das Lächeln einmal als freundliches einmal als
böses auffasse?
Stelle ich es mir dann nicht in einer räumlichen & zeitlichen
Umgebung vor die ich freundlich oder boshaft nenne?
Ich
könnte || So könnte ich mir zu dem Bild vorstellen daß der
Lächelnde auf ein spielendes Kind herniederlächelt oder aber auf das
Leiden eines Feindes.
Daran wird nichts geändert dadurch, daß ich mir auch die auf den ersten Blick liebliche Situation durch eine weitere Umgebung wieder anders deuten kann. Ein gewisses Lächeln werde ich, wenn keine besondern Umstände meine Deutung umstellen, als freundliches 25 auffassen, ein freundliches nennen,
entsprechend reagieren.¥
⋎
S. 27 A |
⍈
Was heißt es: “Freundlichkeit in das Lächeln
hineinlesen”?
Es heißt vielleicht, ich mache ein dem lächelnden Gesicht auf eine bestimmte Weise koordiniertes Gesicht. Ich nehme etwa den gleichen Gesichtsausdruck an || Ich ordne etwa dem andern Gesicht meines in der Weise zu daß es den einen oder andern Zug des andern übertreibt. |
⍈
Ein freundlicher Mund, ein freundliches Auge.
Wie denkt man sich eine freundliche Hand?
– Wahrscheinlich geöffnet & nicht als Faust.
– Und könnte man sich die Haarfarbe des Menschen als Ausdruck der
Freundlichkeit, oder des Gegenteils, denken?
Aber, so gestellt, scheint dies || diese
Frage zu fragen, ob uns das gelingen
wird || gelingen kann.
Die Frage soll || sollte lauten:
Wollen wir etwas eine freundliche, oder unfreundliche Haarfarbe
nennen?
Wollen wir solchen Worten Sinn geben, so würden wir uns etwa einen
Menschen denken dessen Haare dunkel werden, wenn er böse || zornig wird.
Das Hineinlesen des bösen Ausdrucks in die dunklen Haare aber
geschähe mittels einer schon fertigen Idee.
Man kann sagen: das freundliche 26 Auge der freundliche Mund, das Wedeln des Hundes sind unter
anderm primäre & von einander unabhängige Symbole der Freundlichkeit, ich meine
damit: sie sind Teile der Phänomene die man Freundlichkeit
nennt.
Will man sich andere Erscheinungen als Ausdruck der Freundlichkeit
denken so sieht man jene Symbole in sie hinein.
Wir sagen “er macht ein finsteres Gesicht”;
vielleicht weil die Augen durch die
(heruntergezogenen)
Augenbrauen stärker beschattet werden; & nun übertragen wir
die Idee der Finsternis auf die Haarfarbe.
Er macht finstere Haare.
Fragte man mich ob ich mir einen Sessel mit freundlichem Ausdruck
denken kann, so würde ich mir ihn gewiß vor allem mit
einem freundlichen Gesichtsausdruck vorstellen wollen, ein
freundliches Gesicht in ihn hineinlesen. |
⍈
Ich sage: “dieses Gesicht (was || das zuerst den Eindruck der Furchtsamkeit
macht) kann ich mir auch als ein mutiges denken”.
Damit meinen wir nicht, daß ich mir vorstellen kann, wie jemand
mit diesem Gesicht etwa einem Andern das Leben retten kann (das
kann man sich natürlich zu jedem Gesicht vorstellen).
Ich rede vielmehr von einem Aspekt des Gesichtes selbst.
Was ich meine ist auch nicht, daß || ich
mir vorstelle || könne mir
vorstellen, daß dieser Mensch sein Gesicht
|
⍈
⍈
[Zu
S. 25] A
Das hängt mit dem Gegensatz von sagen
& meinen zusammen.
“Jeder Ausdruck kann (doch) lügen”: Aber denke doch nur was Du mit “lügen” meinst. Wie stellst Du Dir die Lüge vor? setzt Du nicht einen Ausdruck einem andern entgegen? Doch gewiß dem Ausdruck einen Vorgang, der auch Ausdruck sein könnte. |
⍈
Wenn wir uns fragen “welcher Name || Personenname
würde den Charakter dieses Menschen treffen” – klanglich
abbilden – so steht gleichsam die
Projektionsmethode, mittels || nach der wir abbilden, fest. (So könnte sich etwa ein
Dichter fragen welchen Namen er einer Person geben
will.)¤
Manchmal aber projizieren wir den Charakter in den gegebenen
Namen.
So scheint es uns, daß die großen Meister gerade die Namen haben die
einzig zu ihren Werken || dem Charakter ihrer
Werke passen. |
⍈
Erlebnis der wirklichen Größe.
Wir sähen
28 ein Bild das uns die Form eines Sessels
zeigt; man sagt uns, es stelle eine Konstruktion von Hausgröße vor.
Nun sehen wir es anders. |
⍈
Denke an die Vielgestaltigkeit dessen was wir
“Sprache” nennen.
Wortsprachen, Bildersprachen,
Gebärdensprachen || Wortsprache, Bildersprache, Gebärdensprache,
Tonsprache. |
⍈
Die philosophischen Schwierigkeiten, etwa das Wiedererkennen betreffend,
sind nicht solche die wir zwar in praxi übersehn || nicht merken, die sich aber zeigen wenn || sowie man die Phänomene || Vorgänge
genauer betrachtet.
Sie zeigen sich vielmehr nur, wenn wir sie durch ein vorgefaßtes
Schema betrachten. |
⍈
Ich bin versucht zu sagen:
“‘Diesen Gegenstand kenne ich
wohl’, das ist als sagte ich:
‘dieser Gegenstand ist in meinem Katalog
abgebildet’”.
Dann bestünde es also darin, daß so ein Bild in einem bestimmten Umschlag
mit andern zusammengebunden wäre; in dieser Lade läge. –
Aber wenn ich mir das wirklich vorstellte || vorstelle, & denke
29 ich vergliche einfach den gesehenen Gegenstand mit Bildern in
meinem Katalog & fände, daß er mit einem von ihnen übereinstimmt, so
wäre das eben nicht ähnlich dem Phänomen der Wohlbekanntheit.
Man nimmt nämlich an es sei
uns das Bild in unserem Katalog wohlbekannt || das Bild in unserem Katalog
sei uns wohlbekannt.
Wäre es uns fremd, so würde die Tatsache daß es in diesem Umschlag,
in dieser Lade ist || liegt gar nichts für uns
bedeuten. |
⍈
Wenn ich nun von dem Vorbild im Katalog meines Geistes rede oder
dem Futteral worein || in welches
der Körper || Gegenstand paßt, wenn er mir wohlbekannt
ist, so möchte ich, daß das Futteral in meinem Geist sozusagen
als “Form der Vorstellung” ist, sodaß ich nicht
sagen kann, ein Vorbild sei in meinem Geiste, welches
(wirklich)
nicht dort ist.
– Das Vorbild zieht sich sozusagen in meinen Geist zurück, ist also
kein Objekt mehr für mich || ihn.
Das heißt aber nur: || Das aber heißt
nur: es || Es hatte keinen Sinn von einem
Vorbild überhaupt zu reden.
(Vergleiche damit die Idee der || Die
Raumbrille die man nicht ablegen kann. || wir nicht ablegen
können.) |
⍈
Wenn wir von der Wohlbekanntheit als von einem Passen des
Gegenstandes in ein Futteral reden, so ist das nicht ganz
so als verglichen wir das Gesehene mit einem Abbild.
Wir meinen dann eigentlich das Gefühl, wie || wenn ein || der Gegenstand ohne Widerstand in die
Form des Futterals gleitet.
Aber dieses Gefühl könnten wir auch
30 haben, wenn gar kein genau passendes Futteral
vorhanden wäre.
Wir könnten || können uns auch jeden Gegenstand in einem unsichtbaren Futteral denken & das ändert gar nichts an unseren Erfahrungen & ist nun eine leere Form der Darstellung. |
⍈
(Philosophie dürfte man eigentlich nur dichten.
Daraus muß sich, scheint mir, ergeben, wie weit mein Denken der
Gegenwart, Zukunft oder der Vergangenheit angehört:
Denn ich habe mich damit auch als einen bekannt, der nicht ganz kann,
was er zu können wünscht.) |
⍈
Es sollte eigentlich nicht heißen:
“ja, ich erkenne es, es ist ein Gesicht”
sondern: “ich erkenne es, ich sehe es als
Gesicht” || sehe ein Gesicht”.
(Das Wort Gesicht könnte für mich hier das bloße Ornament
bedeuten
(ohne irgend eine Beziehung zum Gesicht des
Menschen), wäre also auf derselben || gleicher Stufe wie irgend eine andere mir
wohlbekannte || uns bekannte Figur,
z.B. ein Hakenkreuz.)
Denn die Frage ist
(hier):
Was erkenne ich hier als was?
Denn, “ein Ding als
31 sich || es selbst
erkennen”, heißt nichts. |
⍈
Das Gedächtnis mit einem Notizbuch verglichen:
Einerseits dient dieser Vergleich als Bild dessen was bewußt vorgeht;
anderseits gibt er ein psychologisches Modell.
(Und das Wort “bewußt” verweist hier auf einen
Abschnitt der Grammatik & ist nicht der eine Teil des
psychologischen Gegensatzes “bewußt” –
“unbewußt”.) |
⍈
Die Vorgänge des Erinnerns sind sehr mannigfach.
“Bist Du gestern bei Deinem Tisch gesessen || in Deinem Zimmer gewesen?” – “Ja.” – “Bist Du sicher?” – “Ich sitze jeden Tag an diesem Tisch & ich wüßte es || doch wenn es gestern nicht geschehen || ich gestern nicht hier gewesen wäre!” Dabei brauche ich mich keinen Augenblick vor dem Tische || Tisch sitzen sehen || in der Erinnerung in meinem Zimmer sehen. Aber nehmen wir an ich sähe mich während ich so spräche in meinem Zimmer am Fenster stehen; wie zeigt mir das Bild daß es gestern war. Freilich, das Bild könnte das auch zeigen, wenn ich in ihm etwa einen Wandkalender mit dem gestrigen Datum sähe. Wenn das aber nicht der Fall war, wie las ich dann aus dem Erinnerungsbild oder der Erinnerung ab daß ich gestern so am Fenster stand, wie übersetzte ich die Erinnerung || das Erlebnis 32 der Erinnerung in Worte?
– Aber übersetzte ich denn
ein Erlebnis in Worte?
Sprach ich nicht einfach die Worte aus; und zwar in bestimmtem Tonfall & dergleichen
Erlebnissen der Sicherheit?
War das nicht aber das Erlebnis der Erinnerung?
(Das Erlebnis der Überzeugung ist von der Art des Erlebnisses des
Tonfalls.)
Aber was machte Dich so sicher als Du diese Worte sprachst?
Nichts; ich war sicher.
Ich kann freilich, was ich so aussprach, nun auf andere Weise – wie man sagen würde – nachprüfen. Das heißt: ich kann nun versuchen mich an bestimmte || spezielle Geschehnisse des gestrigen Tages zu erinnern & mir Bilder vor's Auge zu rufen etc.. Aber das mußte jedenfalls nicht geschehen sein ehe ich antwortete. |
⍈
Wenn wir einen Vorgang aus der Erinnerung erzählen so sehen wir wohl
manchmal Erinnerungsbilder vor uns; meistens aber sind sie nur in der
Erinnerung verstreut wie Illustrationen in einem
Märchenbuch. |
⍈
Es sagt mir jemand: “stelle Dir auf dieser weißen Wand
einen Fleck vor von der Farbe die man ‘rot’
nennt”.
Ich tue es; – soll ich nun sagen ich habe mich daran
erinnert welche Farbe ‘rot’
heißt.
Wenn ich von diesem Tisch rede, erinnere ich mich, daß
dieser Gegenstand ‘Tisch’
genannt
33 wird. |
⍈
Könnte man nicht einwenden: “So kann also der
gewisse Erinnerungen nicht haben, der keine Sprache gelernt
hat?”
Freilich, – er kann keine sprachlichen Erinnerungen,
sprachlichen Wünsche,
etc. haben.
Und sprachliche Erinnerungen,
etc., sind || Erinnerungen in der Sprache,
etc. sind ja
nicht bloß Übersetzungen || bloße fadenscheinige
Schemata; ist denn das sprachliche Erlebnis kein
Erlebnis? || Und Erinnerungen,
etc., in der Sprache sind ja nicht bloß die
fadenscheinigen Darstellungen wirklicher || eigentlicher || für
eigentliche Erlebnisse; ist denn das Sprachliche
kein Erlebnis?
(Worte sind Taten.) |
⍈
Manche Menschen erinnern sich an ein musikalisches Thema in der Weise, daß
das Notenbild vor ihnen auftaucht & sie es herunterlesen.
Es wäre denkbar daß, bei gewissen Menschen das Gedächtnis darin bestünde || was wir das “Gedächtnis || Erinnern” bei einem Menschen nennen, darin bestünde, daß er sich, ein Buch || Notizbuch nachschlagend, || im Geiste ein Buch || Notizbuch nachschlagen sähe & daß was er in diesem Buch liest eben das Erinnerte wäre. (Wie reagiere ich auf eine Erinnerung?) |
⍈
Übrigens, denke ich denn, wenn ich die
Gegenstände meiner Umgebung als wohlbekannte behandle, an diesen
Vergleich.
Natürlich nicht.
Das tue ich erst, wenn ich den Akt des Erkennens (Wiedererkennens)
nachträglich
34 betrachte; & zwar nicht so sehr indem ich zu sehen
trachte, was dabei tatsächlich vorgegangen ist, als indem ich es durch ein
vorgefaßtes Schema betrachte.
(Fluß der Zeit.)
(Das Problem vom Wesen der Zeit & dem Fluß der Zeit ist
diesem sehr ähnlich.)
[Von da an wieder auf
S. 155
Bd.
X] |
⍈
[Zu
S. 161
Bd.
X] A)
Ich nenne Regeln der Darstellung nicht Konventionen, wenn sie sich
dadurch rechtfertigen lassen, daß die Darstellung,
wenn sie ihnen gemäß ist, mit der
Wirklichkeit übereinstimmt.
So ist die Regel, “male den Himmel heller als irgend
etwas, was von ihm sein Licht empfängt” keine
Konvention.
Die Regeln der Grammatik lassen sich nicht dadurch rechtfertigen, daß man zeigt, ihre Anwendung führe zu einer Übereinstimmung der Darstellung mit der Wirklichkeit. Denn diese Rechtfertigung müßte das Dargestellte selbst beschreiben. |
⍈
B)
Kann aber die Rechtfertigung nicht einfach auf die Wirklichkeit
zeigen?
Inwiefern ist dieses Zeigen aber eine Rechtfertigung? Hat es denn die Multiplizität einer Rechtfertigung? Es mag freilich die Ursache (davon) sein, daß wir || Ursache sein, warum wir diesen Satz statt jenem || jenes sagen. Aber gibt es einen Grund dafür? Nennen wir das 35
“Rechtfertigung”?
|
⍈
[Zu
S. 171
Bd. X]
A
“Sprache” das ist ein Wort wie
“Tastatur”.
Es gibt Maschinen die eine Tastatur enthalten.
Nun könnte ich mich aus irgendwelchen Gründen für Formen von Tastaturen
interessieren (wirklich verwendete || solche
die im Gebrauch sind & auch andere bloß von mir
ersonnene).
Und eine Tastatur erfinden könnte heißen etwas erfinden was die
gewünschte Wirkung hat; aber auch neue Formen ersinnen die
den alten auf mannigfache Weise analog sind.
|
⍈
[Zu
S. 172
Bd.
X.] B
“Die Regeln eines Spiels sind willkürlich”
heißt: der Begriff “Spiel” ist nicht durch die
Wirkungen, die das Spiel auf uns haben
soll, definiert. |
⍈
[Zu
S. 175
Bd.
X] A || C
Ist die Philosophie ein Geschöpf der Wortsprache?
Ist die Wortsprache eine Bedingung für die Existenz der
Philosophie?
Richtiger würde man fragen: Gibt es außerhalb des
Gebietes unserer Wortsprachen auch etwas der Philosophie
Analoges?
Denn die Philosophie,
(das) sind die
philosophischen Probleme,
d.i. die bestimmten
individuellen Beunruhigungen, die wir
“philosophische Probleme” nennen.
Das ihnen Gemeinsame reicht soweit als || wie das
Gemeinsame zwischen verschiedenen Gebieten
unserer Sprache.
36
Betrachten wir nun ein bestimmtes philosophisches Problem, etwa das: “Wie ist es möglich einen Zeitraum zu messen da (doch) Vergangenheit & Zukunft nicht gegenwärtig sind & die Gegenwart nur ein Punkt ist” –; so ist das Charakteristische daran, daß sich hier eine Verwirrung in Form einer Frage äußert, welche || die diese Verwirrung nicht anerkennt. Daß er || der Fragende || der Frager durch eine bestimmte Änderung seiner Ausdrucksweise von seinem Problem erlöst wird. |
⍈
[Zu
S. 175
Bd. X]
A
Ein dem philosophischen analoges Problem, oder eine
Beunruhigung, könnte etwa dadurch entstehen, daß jemand auf allen
Tasten des Manuals spielte, daß das Ergebnis nicht wie Musik
klänge, & daß er doch versucht wäre zu glauben || denken, es müsse Musik sein.
etc.. |
⍈
[Etwas, was auf den ersten Blick ausschaut wie ein Satz &
keiner ist.]
[Zu
S. 175
Bd. X]
B
Ich möchte hier die Erfindung einer || einen Vorschlag zur Konstruktion einer Motorstraßenwalze || Straßenwalze mitteilen welcher || der mir philosophisches Interesse zu haben scheint. || Der folgende Vorschlag zur Konstruktion einer Straßenwalze wurde mir mitgeteilt & scheint mir philosophisches Interesse zu haben.¤ Der Irrtum des Erfinders hat mit einem philosophischen Irrtum Verwandtschaft. Das Wesentliche der || Die Erfindung war || ist || besteht darin, daß der Motor sich im Inneren der hohlen Walze befinden sollte || befindet. Die Kurbelwelle läuft durch die Mitte der hohlen Walze & ist an beiden Enden durch Speichen mit dem Walzenrande || Walzenrand || ihr verbunden. Der Zylinder des Benzinmotors ist an der Innenseite der Walze befestigt. Auf den ersten Blick sieht diese 37 Konstruktion wie eine Maschine aus.
– Aber sie ist || Tatsächlich aber ist
sie ein starres System & der Kolben kann sich im
Zylinder nicht aus & ein || aus noch ein bewegen.
Wir haben sie || ihn selbst jeder || der
Bewegungsmöglichkeit beraubt & wissen es nicht.
|
Wir sagen: “der Hahn ruft die Hühner durch sein Krähen
herbei”; aber liegt dem nicht schon der Vergleich mit unserer
Sprache (Wortsprache) zugrunde?
– Wird der Aspekt nicht ganz verändert, wenn wir uns vorstellen durch
irgend eine physikalische Einwirkung ziehe das Krähen die Hühner
an?
Wenn aber gezeigt würde in welcher Weise die Worte “komm zu mir!” auf den Angesprochenen einwirken, so daß, unter gewissen Bedingungen, am Schluß gewisse Muskeln innerviert werden & er zu mir kommt, – würde damit jener Satz den Charakter des Satzes verlieren? |
Unsere Sprache, unsere Wortsprache, ist vor allem das
was wir “Sprache nennen”, & dann Anderes
nach seiner Analogie oder Vergleichbarkeit mit ihr. |
Das Achselzucken, wenn wir es (etwa in einem Gespräch)
meinen, als Antwort
38 geben, wird allerdings anders erlebt als ein
Achselzucken das etwa durch || dieselbe Bewegung wenn sie durch
einen Schmerz in der Schulter bewirkt wird.
Und wir fragen auch || etwa:
“war das ein Achselzucken oder hat es nur so
ausgeschaut”. || “war das als
Achselzucken gemeint, oder war es nur eine zufällige
Bewegung?”
– Würden wir aber das Achselzucken ein Zeichen nennen, wenn wir
es nicht in Verbindung mit der Wortsprache gebrauchten? |
Der Fall || Die
Fälle:
“jemandem ein Zeichen geben
wollen”.
– Ich bedeute jemand mit einer Bewegung der Hand, daß er sich setzen
soll; unmittelbar neben ihm steht ein Anderer; aus der Richtung meines
Blicks & meiner Gebärde ist nicht zu entnehmen welchem von
Beiden ich das || ein Zeichen gebe.
Nun fragt man mich: || ,
“welchen hast Du gemeint”, &
ich antworte: “den A”.
Worin lag || bestand dieses Meinen?
Oder: Worin lag der Unterschied zwischen den Vorgängen, mit
diesem Zeichen den A & den B zu meinen.
¤ Kriterium darin liegen daß irgend
etwas || Unterscheidende ein Vorgang sein welcher den des
Zeigens || der Handbewegung, des Blickes || die Handbewegung, den
Blick,
etc., begleitete? konnte es nicht darin
liegen, daß ich mich ärgerte wenn auf mein Zeichen der A stehen blieb; oder darin, daß ich auf
die Frage “wen hast Du gemeint” antwortete:
“den A”?
Oder in einer Kombination dieser & andrer?
39 |
Mache diesen Versuch: Sage “hier ist es kalt” & meine “hier ist es warm”. Kannst Du es? – Und was tust Du dabei? Und gibt es nur eine Art das zu tun? |
“Der Hund meint etwas damit, wenn er mit dem
Schweif || Schwanz wedelt”.
Was betrachten wir als Kriterium dafür? || Wie würden || können wir das
begründen? || Wie könnte man das
begründen?
|
⍈
Wir würden kaum fragen, ob das Krokodil etwas damit meint, wenn es mit
offenem Rachen auf einen Menschen zukommt.
Und wir würden erklären: das Krokodil könne nicht denken &
darum sei eigentlich hier von einem Meinen keine Rede. |
Wenn wir die Achsel zucken, so sind die begleitenden psychischen
Erlebnisse, || dabei die seelischen Erlebnisse, die
Meinungserlebnisse, || ¤ was man die
Meinungserlebnisse nennen könnte, nicht wesentlich
verschieden von denen beim Aussprechen eines Wortes
oder Satzes: “vielleicht –”, “ich weiß nicht”, “weiß
Gott”
etc.
–
Diese Worte können gewiß so unwillkürlich (ich meine aber nicht
papageienhaft) ausgesprochen werden wie eine Geste gemacht werden
kann. 40 |
Ad hoc “erfunden” sind natürlich meine Wörter & Gesten nicht; aber nicht alles, was nicht erfunden ist, ist von früher vereinbart. “Contrat social”. Auch hier ist in Wirklichkeit kein Vertrag geschlossen worden; aber die Situation ist mehr oder weniger ähnlich, analog, der, in welcher wir wären, wenn …. Und sie ist vielleicht mit Nutzen unter dem Gesichtspunkt eines solchen Vertrages zu betrachten. |
Was heißt es, zu wissen, was eine Pflanze ist?
Was heißt es, es zu wissen & es nicht sagen zu können? (Sokrates: “Du weißt es, & kannst hellenisch reden, also mußt Du es doch sagen können.”) |
Hat dieses Wissen die Multiplizität eines Satzes, der nicht ausgesprochen
wurde?
So daß, wenn der Satz ausgesprochen würde, ich ihn als den Ausdruck meines
Wissens anerkennen würde?
– Ist es nicht vielmehr so, daß jede exakte
Definition als Ausdruck unseres Verstehens abgelehnt werden müßte?
D.h.: müßten wir nicht von so einer sagen, sie
bestimme zwar einen, dem unsern verwandten Begriff, aber
nicht diesen selbst?
Und die Verwandtschaft sei etwa die zweier Bilder, deren eines aus
unscharf begrenzten Farbflecken, das andere aus ähnlich geformten
41 & verteilten, aber scharf begrenzten
bestünde?
Die Verwandtschaft wäre dann ebenso unleugbar, wie die
Verschiedenheit. |
Vergleiche: 1 “Wissen was eine Pflanze ist” 2 “Wissen wie man das Wort ‘Pflanze’ gebraucht” 3 “Wissen wieviel 25 × 25 ist” || wie hoch der Stephansturm ist” 4 “Wissen wie eine Klarinette klingt” Im dritten Fall wäre es allerdings seltsam zu sagen, man wisse es, könne es aber nicht sagen. || Wenn wir uns darüber wundern daß Einer etwas wissen, & es nicht sagen kann, werden wir da nicht durch eine scheinbare Analogie mit einem Fall wie № 3 geleitet? |
“Ich weiß, was eine Pflanze ist: || , was
Pflanzen sind: ich kann Dir
welche || Pflanzen || welche
zeigen, aufzeichnen, beschreiben.” |
Was nennen wir denn eine || “Antwort auf die Frage:
‘was ist eine Pflanze’”.
Nun etwa: “Siehst Du, das, das,
& das sind Pflanzen”.
Auch eine Verbaldefinition der Botanik etwa, würden wir eine
“Antwort” nennen; aber sie wäre eine andere
Antwort und nicht mit der ersten äquivalent.
Sowenig, wie die Erklärung des Schrittmaßes, die etwa vor einigen
hundert Jahren ein Vater seinem Sohn gegeben hat mit
der: “ein Schritt = 75
cm”.
Diese Antworten sind verwandt aber nicht äquivalent & die zweite
ist nicht vielleicht die eigentlich richtige, die die erste
ungenaue selbstverständlich
42 ersetzt wenn wir nur einmal die richtige
kennen. |
Ich sage: “der Boden war ganz mit Blumen
bedeckt”.
Wollte jemand eine Erklärung dessen was ich meine so wäre etwa die
gemäßeste ich könnte ihm ein gemaltes Bild eines solchen Bodens
zeigen.
Und ich würde ihm sagen: “siehst Du, so hat es
ausgesehen”.
Will ich nun, daß er versteht || verstehe, jede Blüte & jedes Gras sei genau in der Lage
gewesen, wie sie auf dem Bild zu
sehen sind?
– Und wenn das nicht, ist es || das ein Fehler des
Bildes & meine ich, daß ein anderes möglich wäre welches die
genauen Lagen zeigte? |
“Ist ein verschwommener Begriff überhaupt ein
Begriff?”.
Ist eine unscharfe Photographie das || ein Bild eines
Menschen?
Kann man ein unscharfes Bild überall || immer mit Vorteil
durch ein scharfes ersetzen?
Ist das unscharfe nicht oft || oft
nicht gerade das was wir brauchen || man
braucht? |
“Was ist eine
‘exakte’ Definition im
Gegensatz zu einer
unexakten?”
Nun, etwa, eine Definition in der nicht das
Wort “ungefähr”,
“beiläufig”, & || oder
ähnliche vorkommen. 43 |
Beim || Fürs Preisschießen gibt es Statuten, welche
bestimmen wie die Preise nach der Lage der Schüsse auf der Scheibe zu
verteilen sind.
Muß es nun auch für alle denkbaren || vorstellbaren
Grenzfälle Regeln geben.
Würde man sagen, die Preisverteilung gelte nicht, weil für diesen Fall in
den Regeln nicht vorgesehen || vorgesorgt war; selbst wenn dieser Fall beim
Preisschießen gar nicht eingetreten ist. |
Wenn man sagt “Moses hat nicht
existiert”, so kann das verschiedenerlei
bedeuten.
Es kann heißen: die Israeliten haben
keinen || nicht einen
44 Führer gehabt als sie von || aus
Ägypten
ausgezogen || gezogen
sind – oder: ihr Führer hat nicht
“Moses” geheißen
– oder: es hat keinen Menschen gegeben der alles das
vollbracht hat, was die Bibel von Moses erzählt.
etc.,
etc..
– Russell würde
sagen, daß der Name “Moses” durch verschiedene Beschreibungen definiert
werden || sein kann.
(
Z.B.: “der Mann welcher
zu dieser Zeit & an diesem Ort lebte & damals
‘Moses’ genannt
wurde”, “der Mann, welcher die Israeliten durch die
Wüste führte”, “der Mann, welcher als Kind von der
Tochter des Pharao || Pharaos aus dem Nil gefischt || gezogen wurde”
etc..
Und je nachdem wir die eine oder andere Definition annehmen bekommt
der Satz “Moses hat
existiert” einen andern Sinn & ebenso jeder andere Satz
der von Moses handelt.
Man wird auch, wenn uns jemand sagt “N existiert nicht”, fragen: “Was meinst Du? willst Du sagen, daß …, oder daß …, etc.?” Wenn ich nun z.B. sage || Oder wenn ich sage “N ist gestorben”, so hat es mit dem Gebrauch || der Bedeutung des Namens “N” gewöhnlich ungefähr || ‘N’ etwa folgende || diese Bewandtnis || kann es mit dem Gebrauch || der Bedeutung des Namens ‘N’ etwa folgende || diese Bewandtnis haben: Ich glaube, daß ein Mensch gelebt hat, den ich 1.) dort & dort gesehen habe, der 2.) so & so ausschaut, 3.) das & das getan hat & 4.) in der bürgerlichen Welt den Namen ‘N’ führt. Gefragt, was ich unter ‘N’ verstehe, würde ich Alles das, oder Einiges davon, & bei verschiedenen Gelegenheiten Verschiedenes aufzählen. – 45
¤ Meine Definition von
‘N’ wäre also etwa: “der
Mann, von dem das alles || alles
das stimmt”.
Wenn aber nun etwas davon sich als falsch erwiese, –
wäre der Satz
“N ist gestorben” nun als falsch
anzusehen? auch, wenn || werden wir nun den Satz
“N ist gestorben” als falsch ansehen;
auch, wenn etwas was uns || uns ganz
nebensächlich ist || werden
wir || werde ich nun den Satz “N ist
gestorben” für falsch erklären auch wenn sich nur
etwas mir ganz Nebensächliches, was ich in die Erklärung des Namens
‘N’ hineingenommen habe, als falsch
herausstellt.
Ich werde dann meistens ohne weiteres bereit || wohl
bereit sein die Definition etwas abzuändern.
Das kann man nun so ausdrücken, daß ich den Namen ‘N’ ohne eine feste Bedeutung gebrauche. (Was seinem Gebrauch so wenig Eintrag tut wie einer Brücke, daß sie kein absolut starrer Körper ist.) Heißt das nun daß ich nicht ein Wort gebrauche dessen Bedeutung ich kenne || Soll man nun sagen das heiße, daß ich ein Wort gebrauche dessen Bedeutung ich nicht kenne, daß also, was ich sage Unsinn ist? |
Und hier erinnere ich mich daran, daß Ramsey einmal betont hat, die Logik sei eine
“normative Wissenschaft”.
Die genaue Idee, welche ihm dabei vorgeschwebt hat, kann ich nicht
sagen. || Ich weiß nicht die genaue Idee,
welche ihm dabei vorgeschwebt
hat.
Sie war aber zweifellos || gewiß eng
verwandt mit der, welche mir erst später klar wurde, daß wir nämlich
in der Philosophie den Gebrauch der Worte mit
Spielen nach niedergelegten Regeln || Kalkülen nach festen
Regeln vergleichen, aber nicht sagen können, wer die Sprache
gebrauche, Denn nun kann es scheinen, als redeten wir in der Logik von einer idealen Sprache. Als wäre unsre Logik gleichsam eine Logik für den luftleeren Raum. Während die Logik doch nicht von einer Sprache redet (wie die Physik von einer Naturerscheinung), & man also höchstens sagen kann, wir konstruierten ideale Sprachen. Aber hier ist wieder das Wort “ideal” irreführend, denn es scheint nun als wären diese Sprachen besser, vollkommener, als die Umgangssprache & als brauchte es also den Logiker damit der den Menschen endlich zeige, wie sie einen richtigen Satz sprechen sollen. || wie ein richtiger Satz ausschaut. |
Unsere Untersuchung trachtet nicht die eigentliche, exakte Bedeutung der
Wörter zu finden; wohl aber geben wir den Wörtern im
Verlauf unsrer Untersuchung oft exakte Bedeutungen. |
Denn was soll ich die ‘Regel’ nennen,
‘nach der er vorgeht’?
Die Hypothese, welche seine Spielhandlungen, soweit ich sie kenne,
zufriedenstellend beschreibt, – oder die
47 Regel, die er beim Spielen nachschlägt, – oder die Regel
die er mir, wenn ich ihn nach seiner Regel frage, zur Antwort gibt.
Wie aber, wenn die Beobachtungen || Beobachtung der
Spielhandlung || des Spiels keine klare Regel zeigt || erkennen läßt || , wenn man aus der
Beobachtung des Spiels keine klare Regel entnimmt, & er
keine Regel nachschlägt, & die Frage keine Regel zu Tage
fördert?
Denn er gab mir zwar auf meine Frage, was er unter
‘N’ verstehe, eine Erklärung, war
aber bereit diese Erklärung zu widerrufen &
abzuändern.
Wie soll ich also die Regel bestimmen, nach der er spielt? er
weiß sie selbst nicht.
Oder richtiger: Was soll der Ausdruck “Regel nach
welcher er spielt” hier noch besagen? |
Wir können uns doch sehr wohl vorstellen, daß sich Menschen auf einer
Wiese damit unterhielten, mit einem Ball zu spielen, & zwar
so, daß sie verschiedene geregelte Spiele anfingen, manche
davon nicht beendeten, dazwischen den Ball auch planlos in die
Höhe würfen & auffingen, dann wieder würden sie || einige versuchen || versuchten, wie hoch jeder den Ball
werfen kann || sie den Ball werfen können oder einander mit dem
Ball im Scherz bewerfen
etc..
Und nun sagte Einer: die ganze Zeit hindurch spielen die Leute ein
Ballspiel & richten sich daher bei jedem Wurf nach
bestimmten Regeln.
Und wäre es anderseits richtig zu sagen: “sie
spielen also nicht mit dem
Ball.”? |
Welches ist die Bedeutung eines Wortes wenn der Redende sie nicht angeben
kann?
Nun, wir
48 werden vielleicht sein
(tatsächliches)
Verhalten als ein Schwanken zwischen mehreren verwandten Bedeutungen
beschreiben können.
Ich frage ihn: “was hast Du eigentlich
gemeint?” – und als Antwort wird er mir
Verschiedenes angeben & sich vielleicht an mich
wenden, daß ich ihm ein || sein
Regelverzeichnis einrichte, das seinem Zweck
entspricht.
– Es wird sich dann in unserm Gespräch oft die Redensart
finden: “Du wolltest also eigentlich sagen
…”.
Und diese kann leicht ganz mißverstanden werden:
sie ist nämlich keine Beschreibung eines Vorgangs || muß nämlich keine
Beschreibung eines Vorgangs sein der etwa darin besteht daß
man das eine sagt während man das andere sagen will; als wäre, was man
“eigentlich sagen wollte” damals schon irgendwie,
wenn auch nicht in lauten Worten, ausgedrückt gewesen.
¥⋎ [neuer Absatz
S. 53
A] |
(Eine der irreführendsten Redeweisen ist die Frage “was
meinst Du || meine ich damit?”
–
Man könnte in den meisten Fällen darauf antworten:
“Gar nichts – ich sage
…”) |
[Gehört nicht hierher] Was
geschieht, wenn wir uns bemühen, etwa beim Schreiben eines Briefes, den
richtigen Ausdruck unserer Gedanken zu finden?
Diese Redeweise vergleicht den Vorgang dem einer Übersetzung
oder Beschreibung: die Gedanken sind da,
49 etwa schon vorher & wir suchen nur noch nach ihrem
Ausdruck.
Und dieses || Dieses Bild trifft
in verschiedenen Fällen mehr oder weniger zu.
– Aber was kann hier nicht alles geschehn!
Etwa: ich gebe mich einer Stimmung hin, & der Ausdruck
kommt; oder: es schwebt mir ein Bild vor& ich
trachte es zu beschreiben || , das ich zu beschreiben
trachte; oder: es fiel mir ein englischer Ausdruck ein
& ich will mich auf den entsprechenden deutschen besinnen;
oder: es kommt mir eine Gebärde & ich frage mich,
“welches ist denn der Satz, der dieser Gebärde
entspricht?”
Endlich fällt mir einer ein & scheint der Gebärde angemessen;
etc.
etc..
Wenn man nun fragte: “hast Du den Gedanken, ehe Du den Ausdruck hattest”, was müßte man da antworten? Und was auf die Frage: “worin bestand der Gedanke, wie er vor dem Ausdruck vorhanden war?” |
[Ich glaube, dieser Satz, oder ein ähnlicher
gehört zu einer Untersuchung was ein Wort ◇◇◇
Frage des augenblicklichen Verstehens
etc.]
Bd.
X /109 /1 ¥ gehört zu: “Was ist ein Satz? Was ist ein Wort?” Unsere alltäglichen Begriffe “Satz”, “Wort” etc. sind viel zu wüst, zu ungeklärt. Sollte man nicht von den Sinnesdaten der Sätze etc. reden? Hier ist es schwer gleichsam den Kopf oben zu behalten, – zu sehen, daß wir bei den Dingen des alltäglichen Denkens bleiben müssen & nicht auf den Abweg zu geraten, wo es scheint, als müßten wir letzte || die letzten Feinheiten beschreiben, die wir doch wieder mit unsern Mitteln gar nicht beschreiben könnten. ⍈ Es ist uns, als sollten wir ein zerstörtes Spinnennetz mit unseren || unsern Fingern zurecht richten || in Ordnung bringen. || wieder herstellen. || wieder richten. || wieder in Ordnung bringen. 50
{Diese Bemerkung bezieht sich auf den Fall, wenn wir scheinbar von den
Dingen des Alltags zu immer schwerer faßbaren
hinabsteigen & in den brauenden Nebeln zu ertrinken
drohen.} |
Was versteht man unter “allen Regeln des
Tennisspiels”?
Alle Regeln die in einem bestimmten Buche stehn, oder alle, die der
Spieler im Kopf hat, oder alle, die je ausgesprochen wurden, oder gar,
alle, die sich angeben lassen?
– Daher wollen wir lieber nicht so vag von ‘allen
Regeln’ reden, sondern nur von bestimmten Regeln, oder
allen Regeln eines Verzeichnisses; und dergleichen.
Und das Gleiche gilt von den Regeln über die Verwendung eines
Wortes. |
Es ist nicht unsere Aufgabe, unsere Sprache || die
Wortsprache zu verbessern, exakter zu machen,
oder gar (zu
versuchen,) an ihre Stelle eine
‘ideal exakte’ zu setzen.
Wir haben von einer solchen gar keinen Begriff.
Damit sage ich nicht, daß wir für unsere Zwecke nicht auf
präziseren Ausdruck dringen, als || dringen müssen als den üblichen || gebräuchlichen. |
Die Verkehrsregelung in den Straßen erlaubt & verbietet
gewisse Verkehrshandlungen || Handlungen (der Fahrer & Fußgänger); aber sie
versucht nicht sämtliche Bewegungen der Fußgänger & Fahrzeuge || ihre
sämtlichen Bewegungen durch Vorschriften zu regeln || durch Regeln zu leiten.
Und es wäre unsinnig von einer idealen Verkehrsordnung zu reden, die
das täte; wir wüßten nicht, wie wir uns dieses Ideal zu denken hätten || ; wir wüßten nicht, was wir uns unter diesem Ideal zu
denken hätten.
Wünscht Einer die Verkehrsordnung in irgendwelchen Punkten
51 strenger zu gestalten, so bedeutet das nicht, er wünsche
sich
so einem Ideal zu nähern || sie so einem Ideal anzunähern.
|
Wir verstehen was es heißt: eine Taschenuhr wird auf die genaue
Stunde gestellt, – oder: sie wird gerichtet daß sie genau
geht.
Wie aber wenn man fragte: ist diese Genauigkeit eine ideale Genauigkeit, oder, wie weit nähert sie sich ihr? || , wie nahe kommt sie ihr? – Wir können freilich von Zeitmessungen reden, bei welchen es eine andere &, in gewissem || einem gewissen Sinne, größere Genauigkeit gibt als bei der Zeitmessung mit der Taschenuhr. Wo die Worte “die Uhr auf die genaue Stunde stellen” eine andere (wenn auch verwandte) Bedeutung haben, & die Uhr ablesen ein anderer Prozeß ist, etc.. Wenn ich nun jemandem sage: “Du solltest pünktlicher zum Unterricht || Essen kommen, Du weißt daß es genau um 1 Uhr anfängt”, – wird man sagen, daß die Genauigkeit, von der hier die Rede ist, hinter der idealen, zurücksteht, der sich die Zeitmessung im Laboratorium zunähert || nähert? Gibt es ein Ideal der Genauigkeit? |
Gibt es ein komplettes Regelverzeichnis für die Verwendung eines
Wortes?
Wie hat man sich das vorzustellen?
Gibt es ein komplettes Regelverzeichnis für die Verwendung einer Figur im Schachspiel? Könnten wir uns nicht Zweifel konstruieren die das normale Regelverzeichnis nicht beseitigt || nicht zweifelhafte Fälle || Zweifelsfälle konstruieren in denen das || die das normale Regelverzeichnis nicht entscheidet? Fragen wir etwa: || Denke etwa an so eine Frage: wie ist es festzustellen 52 wer zuletzt gezogen hat, wenn die
Zuverlässigkeit des Gedächtnisses der Spieler
angezweifelt wird.
Macht aber die Möglichkeit eines solchen Zweifels das
Schachspiel zu einem nicht ganz idealen Spiel? und welchen
Begriff haben wir von diesem Ideal?
Es scheint da fast als wäre alles was wir ein ‘Ideal’ nennen nur ein angenähertes Ideal gegen das ideale Ideal. |
Man kann fragen: Wenn wir nicht eine ideale Exaktheit im
Gegensatz zu der alltäglichen anstreben, wozu arbeiten wir an der
Grammatik unserer Sprache überhaupt herum?
Und die Antwort ist: Wir wollen
Verwirrungen & Beunruhigungen beseitigen die aus der
Schwierigkeit entspringen, das System unsrer Ausdrucksweise zu
übersehen.
Wir werden dazu Unterscheidungen hervorheben, die in
den Formen unserer Sprache || unserer gewöhnlichen Notation
nur einen schwachen, schwer sichtbaren Ausdruck
finden.
Dadurch kann es allerdings den Anschein haben als setzten wir uns vor die Sprache zu reformieren. |
Wir wollen nicht das Regelsystem in unerhörter Weise
verfeinern oder komplettieren.
So eine Reform für bestimmte praktische Zwecke, die Verbesserung unserer Terminologie zur Vermeidung von
Mißverständnissen [kein Beistrich] ist wohl
denkbar.
53
(Wenn zwei Mitglieder einer Familie
‘Paul’ heißen, so ist es oft zweckmäßig,
den einen von ihnen bei einem andern Namen zu nennen.)
Aber das sind nicht die Fälle, mit denen wir es zu tun haben.
Die Konfusionen die uns beschäftigen entstehen, gleichsam, wenn die
Sprache feiert, nicht wenn sie arbeitet.
(Man könnte sagen: “wenn sie
leerläuft”.) |
Wir wollen nicht das Regelsystem in unerhörter Weise verfeinern oder
komplettieren. || vervollständigen.
¥ ⋎ [in dieser Zeile: S. 30 A] |
⍈ [Zu S. 48] A “Du wolltest also eigentlich sagen” mit dieser Redeweise leiten wir jemand von einer Ausdrucksform zu einer andern. Man ist, wie gesagt, versucht zu meinen, das, was er eigentlich “sagen wollte”, was er “meinte” sei noch ehe wir es aussprachen in seinem Geist ausgedrückt gewesen. (Man sagt in gewissen Fällen, es habe ihm vorgeschwebt: auch dieser Ausdruck beschreibt sehr mannigfache Vorgänge || Mannigfaches.) Was uns dazu bewegt einen Ausdruck aufzugeben & statt seiner || an seiner Stelle einen andern anzunehmen kann von mannigfacher Art sein. Um das || Das zu verstehen, ist es sehr nützlich, das Verhältnis ¤ der Lösung eines mathematischen Problems zum ursprünglichen Sinn der Fragestellung zu betrachten. || Das zu verstehen, ist es nützlich das Verhältnis zu betrachten, in welchem die Lösungen 54 mathematischer Probleme zum
ursprünglichen Sinn || zum Anlaß & Ursprung der
Fragestellung stehen.Das Verhältnis der Begriffe ‘Dreiteilung des Winkels mit Lineal & Zirkel’, wenn Einer nach der Dreiteilung sucht, & anderseits, wenn bewiesen wird || ist, daß sie unmöglich ist. |
Nehmen wir an, es fragt mich jemand (wie oben):
“was verstehst Du unter ‘Moses’?”
Ich erkläre nun: “unter ‘Moses’ verstehe ich den Mann, wenn es einen solchen gegeben hat, der die Israeliten aus Ägypten geführt hat, wie immer er damals genannt worden sein mag & was immer er sonst getan oder nicht getan haben mag”. Aber über die Worte dieser || über den Gebrauch der Worte dieser Erklärung sind ganz analoge || ähnliche Zweifel möglich wie über den Namen || den Gebrauch des Namens “Moses”. (Was nennst Du “Ägypten”; || ? wen, “die Israeliten”? etc..) Ja diese Fragen kommen auch nicht zu einem Ende, wenn wir etwa bei Wörtern, wie “rot”, “dunkel”, “süß”, angelangt wären. “Aber wie hilft mir dann eine Erklärung zum Verständnis, wenn sie doch nicht die letzte ist? Ich verstehe also noch immer nicht, & nie, was er meint.” Nun, “Verständnis” nenne ich aber gerade, was mir eine Erklärung gibt. sie hat die Schwierigkeit beseitigt || sollte nur die Schwierigkeit beseitigen die ich hatte. Als ich nach einer Erklärung fragte, 55 war es das, was ich brauchte. Die
Antwort hat || fragte ich gerade nach einer solchen Antwort.
Sie hat die Schwierigkeit beseitigt, die
ich hatte. |
Ist der Begriff ‘rot’
undefinierbar?
“Undefinierbar”, darunter stellt man sich etwas
vor wie unanalysierbar; & zwar so, als wäre
der betreffende || hier ein Gegenstand
unanalysierbar (wie ein chemisches Element).
Dann wäre die Logik also doch eine Art sehr allgemeiner
Naturwissenschaft.
– Aber die Unmöglichkeit der Analyse entspricht einer von uns
angenommenen
(festgesetzten)
Weise || Art & Weise der Darstellung.
¥ ⋎
|
Wir könnten sagen || fragen:
“Wie denn,
‘undefinierbar’!
Könnten || Können wir denn versuchen es zu
definieren?
Und wie?”–
⍈ ¥ [Hierher gehört als eigener Absatz ein Satz aus Bd. X. der ungefähr lautet: “Das einzige Korrelat zu || in unserer Ausdrucksweise zu einer Naturnotwendigkeit ist eine willkürliche Regel.”] |
Es ist von der größten Bedeutung, daß wir uns zu einem Kalkül der Logik
immer ein Beispiel seiner Anwendung denken, auf welches der Kalkül
wirklich eine Anwendung findet, & daß wir nicht
Beispiele, von denen wir || geben & sagen,
sie seien eigentlich nicht die idealen, diese aber hätten wir noch
nicht.
Das ist das Zeichen einer falschen Auffassung.
(Russell &
ich haben, in verschiedener Weise an ihr laboriert.
Vergleiche was ich in der
“Abhandlung” || “Log. phil.
Abh.” über Elementarsätze
56 & Gegenstände sage.)
Kann ich den Kalkül überhaupt verwenden, dann ist dies auch die ideale
Verwendung, & die Verwendung um die es sich
handelt.
Einerseits will man nämlich das Beispiel nicht als das eigentliche
anerkennen, weil man in ihm eine Mannigfaltigkeit sieht, der der Kalkül
nicht Rechnung trägt.
Anderseits ist es doch das Urbild des Kalküls & er
davon hergenommen, & auf eine geträumte Anwendung kann man nicht
warten.
Man muß sich also eingestehen, welches das eigentliche
Urbild || Vorbild des Kalküls ist.
Nicht aber, als habe man damit einen Fehler begangen, den Kalkül von daher genommen zu haben; sondern der Fehler || . Der Fehler liegt darin, dem Kalkül seine wirkliche || eigentliche Anwendung jetzt nicht zuzugestehen& sie || , sondern sie für eine nebulose Ferne || einen idealen Fall zu versprechen. |
Denken wir Spengler
sagte: “Ich vergleiche
verschiedene Kulturperioden dem Leben von Familien; innerhalb einer Familie
gibt es eine Familienähnlichkeit, während es auch zwischen Mitgliedern
verschiedener Familien Ähnlichkeiten gibt; die Familienähnlichkeit
unterscheidet sich von der andern so & so.
etc..”
Das Vergleichsobjekt || Vorbild, der Gegenstand, von welchem
eine || diese Betrachtungsweise abgezogen ist, soll uns
angegeben werden, damit die Betrachtungen
nicht ungerecht werden || Betrachtung nicht ungerecht
wird.
Denn nun wird alles was vom Vorbild gilt auch vom Gegenstand unserer
57 Betrachtung behauptet; & behauptet:
es müsse immer ….
Das ist der Ursprung einer Art von Dogmatismus.
Man vergißt die Stellung des Urbilds in der Betrachtung:
Es ist gleichsam die Maßeinheit mittels || mit der
wir das Betrachtete messen.
Und der Dogmatismus || Der Dogmatismus aber
behauptet, daß jeder der gemessenen Gegenstände || gemessene Gegenstand genau eine ganze Zahl von Maßeinheiten lang
sein muß.
Es ist allerdings || freilich wahr, daß
die || eine Maßeinheit für einen bestimmten
Zweck gut gewählt war, wenn
sich viele der Längen, die wir messen wollen mit
ihr angenähert in ganzen Zahlen angeben lassen.
wenn mit ihr || wenn sie viele der Längen,
die wir messen wollen,
(angenähert)
in ganzen Zahlen ausdrückt. |
Regel & Erfahrungssatz.
Ist eine Regel ein Erfahrungssatz – etwa über den Gebrauch der
Sprache?
Ist eine Regel des Schachspiels ein Satz darüber, || der
sagt, wie die Menschen seit dem Ereignis der Erfindung des
Schachspiels es gespielt haben;
d.h. etwa mit den Schachfiguren gezogen
haben.
Denn wenn davon die Rede ist daß die Menschen das Schachspiel
so gespielt haben so muß
“Schachspiel” so definiert sein, daß es Sinn hat
davon auszusagen es sei einmal anders gespielt worden.
(Es ist etwa durch seine historische || mit Hilfe seiner
historischen Kontinuität definiert.)
Sonst nämlich gehören die Regeln zur Definition des Schachspiels.
Daß jemand der || dieser Regel gemäß spielt, das ist eine
Erfahrungstatsache; oder: “A spielt dieser
58 Regel gemäß”, “die
meisten Menschen spielen nach dieser
Regel”, “niemand spielt nach dieser
Regel” sind Erfahrungssätze.
Die Regel ist kein Erfahrungssatz; sie ist in unsern Beispielen
ein Teil solcher Sätze. |
Wenn die Definition des Meters die Länge des Pariser Urmeters
ist, so sagt der Satz “dieses Zimmer ist 4
m
lang” dasselbe wie: “dieses Zimmer ist
4
m lang &
1
m = die Länge des Pariser
Urmeters”.
Die Legende zu || auf einer Landkarte ist ein Verzeichnis von Regeln, die der Beschreibung des Landes beigefügt sind. || , welche der || einer geographischen Beschreibung beigefügt sind. Sie sagen nichts über die Geographie des Landes aus; sowenig wie der Satz || die Erklärung “1 m ist die Länge des Pariser Urmeters” die Länge eines Gegenstandes angibt. Wenn man die Regel dem beschreibenden Satze beifügt so ändert sich der Sinn des Satzes nicht. |
Ich könnte auch sagen: Ich will nur das mitteilen, was
der Satz der Sprache mitteilt; & die Regel ist nichts als ein
Hilfsmittel dieser Mitteilung.
Die Regel ist
keine Mitteilung, || : wenn sie || Wenn die
Regel dem Satz beigefügt wird, fügt sie seiner Mitteilung nichts
hinzu.
Sie ist (also)
keine ﹖﹖﹖﹖
Mitteilung über den Sprachgebrauch. |
Denken wir uns
(etwa) ein
Bild, einen Boxer in bestimmter Kampfstellung darstellend.
Dieses
59 Bild kann nun dazu
gebraucht werden um jemandem mitzuteilen, wie er stehen, sich halten
soll; oder, wie er sich nicht halten soll; oder, wie ein bestimmter Mann
dort & dort gestanden hat; oder
etc.
etc..
Man könnte dieses Bild (chemisch gesprochen) ein
Satzradikal nennen.
Die || Eine Regel ist quasi ein Satzradikal. || In diesem Sinne ist auch die Regel ein Satzradikal. || In diesem Sinne kann man auch die Regel ein Satzradikal nennen. |
Man könnte die Regeln || Regel || Regeln die Beschreibung eines Spiels nennen, oder die
Vorschrift, die sagt || befiehlt, wie man es
spielen soll.
Aber merken wir wohl: die Regel
beschreibt || sagt || Regeln sagen nicht daß
& wie eine Partie des || dieses Spiels
je gespielt wurde, oder daß sie gespielt wurde || worden ist || wurde. Auch || , auch
befiehlt || befehlen sie niemandem, so
zu spielen.
Sie beschreiben das Spiel nicht || nicht ein Spiel, sondern sie definieren
es. || eines. |
Die Beschreibung einer Notation fängt charakteristischerweise oft
mit den Worten an: “Wir können auch so
schreiben: …”.
Man könnte fragen: Was ist das für eine Mitteilung:
“wir können …”? |
Sagte ich nicht, die Vorschriften, die den Gebrauch eines Wortes regeln,
gäben ihm damit seine Bedeutung?
(Konstituierten seine Bedeutung.)
Könnte ich nun || aber nicht sagen zwei Wörter –
schreiben wir sie “non” &
“ne” – hätten dieselbe Bedeutung, sie
sind || seien beide
60 Verneinungszeichen, aber
non non p = p &
ne ne p = ne p
– In den Wortsprachen || vielen Sprachen
bedeutet eine doppelte Verneinung sehr oft eine
Verneinung. –
Warum nenne ich dann aber beide
“Verneinungen”?
Was haben sie mit einander gemein?
Nun es ist klar, daß sie einen großen
Teil ihres Gebrauchs gemein haben || ein großer Teil ihres
Gebrauchs beiden gemeinsam ist.
Das löst aber unser Problem noch nicht.
Denn wir möchten doch sagen: Auch daß die doppelte
Verneinung eine Bejahung ist, muß für beide stimmen, wenn wir nur die
Verdoppelung entsprechend auffassen.
Aber wie?
Nun so, wie es
z.B. durch Klammern ausgedrückt
werden kann.
(ne ne) p = ne p,
ne (ne p) = p
Es bietet sich uns gleich ein analoger (oder besser, spezieller) Fall der Geometrie an: || : || Wir denken gleich an einen analogen Fall der Geometrie: “Zwei halbe Drehungen addiert heben sich || einander auf”, “Zwei halbe Drehungen addiert geben || sind eine halbe Drehung”. Es kommt eben darauf an, wie wir sie addieren. (Ich könnte es ebensowohl “sie addieren” nennen einen Gegenstand nach dem Schema I bewegen || zweimal zu drehen, wie das Schema I zeigt; oder auch ihn einmal um 180˚ zu drehen, & dann, gleichsam um diese Drehung zu bekräftigen, 61 ihn in die erste Stellung zurück &
nocheinmal im ersten Sinn zu drehen. (II.)
|
Hier stoßen wir auf eine merkwürdige & charakteristische
Erscheinung in philosophischen Untersuchungen: Die
Schwierigkeit – könnte ich sagen – ist nicht, die Lösung zu
finden, sondern, etwas als die Lösung anzuerkennen, was aussieht, als wäre
es erst eine Vorstufe zu ihr.
“Wir haben schon alles gesagt. –
Nicht etwas, was daraus folgt, sondern eben das ist die
Lösung!”
Das hängt, glaube ich, damit zusammen, daß wir fälschlich [keine Beistriche] eine Erklärung erwarten; während eine Beschreibung die Lösung der Schwierigkeit ist, wenn wir sie richtig in unsere Betrachtung einordnen. Wenn wir bei ihr verweilen & nicht versuchen, über sie hinauszukommen. Die Schwierigkeit ist hier, – || : Halt zu machen. |
“Das ist bereits alles, was sich darüber sagen
läßt.”
– “non non p” als
Verneinung des verneinten Satzes auffassen, das ist
für uns das Gleiche wie || etwa: eine
Erklärung der Art “non non p =
non (non p)” zu geben. || das Gleiche, wie zu schreiben:
“non non p = non
(non p)”.
“Wenn ‘ne’ eine Verneinung ist, so muß ‘ne ne p’, wenn es nur richtig aufgefaßt wird gleich p sein.” “Wenn man ‘ne ne p’ als Negation von p nimmt, muß man die Verdoppelung anders auffassen.” Man möchte sagen, “die ‘Verdoppelung’ 62 heißt dann etwas anderes,
darum ergibt sie jetzt eine Verneinung”, also:
daß sie jetzt eine Verneinung ergibt, ist die Folge ihrer anderen Bedeutung || ihres
anderen Wesens.
“Ich meine sie jetzt als Verstärkung”, würde man
sagen.
Wir setzen statt der Meinung den Ausdruck der Meinung. |
Worin mag das gelegen haben, daßich, zur
Zeit als ich die doppelte Verneinung sagte, sie als Verstärkung || verstärkte Verneinung & nicht als Bejahung
meinte. || , als ich die doppelte Verneinung sagte, ich sie als
Verstärkung || verstärkte Verneinung &
nicht als Bejahung meinte || , als ich die doppelte Verneinung sagte,
sie als Verstärkung || verstärkte Verneinung
& nicht als Bejahung gemeint war?
In den Umständen unter denen ich den Ausdruck gebrauche, im Bild, das mir
etwa dabei vorschwebt oder mit dem ich bereit bin die doppelte Negation
zu vergleichen, im Ton meiner Rede (so wie ich auch im Ton die
Klammern in “ne (ne
p)” wiedergeben kann).
“ne ne” || Die Verdoppelung als Verstärkung meinen,
kann von der Art sein || ist dann von der
Art, es || sie unter gewissen Umständen
als Verstärkung aussprechen.
Die Verdoppelung als Aufhebung meinen, heißt
z.B.
Klammern setzen (auch im mündlichen || gesprochenen Ausdruck).
– “Ja, aber diese Klammern selbst können doch
verschiedene Rollen spielen; denn wer sagt, daß sie in
“~(~p)” im
gewöhnlichen Sinn als Klammern aufzufassen seien & nicht
irgendwie anders; etwa die erste als Trennungsstrich zwischen den beiden
‘~’, die zweite als Zugehör des
‘p’ || als Schlußpunkt des
Satzes?”
Niemand sagt es.
Und Du hast ja Deine Auffassung wieder durch Worte ersetzt.
Was die Klammern bedeuten, wird sich in ihrem Gebrauch zeigen &,
in anderm Sinn, liegt es etwa im Aspekt (gesehenen
Rhythmus) des Gesichtseindrucks von
“~(~p)”.
|
Soll ich nun sagen: die Die Drehung um 180˚ & die Verneinung sind im besonderen Fall tatsächlich dasselbe, & die Anwendung des Satzes ~~p = p von der Art der Anwendung einer Geometrie. |
Denken wir, ich fragte: Zeigt es sich
uns klar, wenn wir die Sätze aussprechen “dieser Stab ist
1
m lang” & “hier steht 1
Soldat”, daß wir mit ‘1’ verschiedenes
meinen, daß ‘1’ verschiedene Bedeutungen
hat?
– Es zeigt sich uns gar nicht. Besonders || Gar, wenn wir etwa sagen || einen Satz sagen wie: “auf je 1 m steht 1 Soldat, auf 2 m 2 Soldaten usw.” 64
Gefragt “meinst Du dasselbe mit den beiden
Einsern” würde man etwa antworten:
“freilich meine ich dasselbe: –
eins!” (wobei man
(etwa) einen
Finger in die Höhe hebt). |
Was meint man damit: ‘ne ne
p’, auch wenn es, nach dem Übereinkommen,
‘ne p’ bedeutet, könnte
auch als aufgehobene Verneinung gebraucht werden?
– Man möchte sagen:
“‘ne’, mit
der Bedeutung, die man ihm gegeben hat || wir ihm gegeben haben, könnte
sich selbst aufheben, wenn wir es nur richtig applizieren || anwenden.”
Was meint man damit?
(Die beiden halben Drehungen in der gleichen Richtung könnten
einander aufheben, wenn sie richtig || entsprechend
zusammengesetzt würden.)
“Die Bewegung der Verneinung
‘ne’ kann sich
selbst aufheben || ist im Stande sich selbst
aufzuheben”.
Aber wo ist diese Bewegung?
Man möchte natürlich von einer geistigen Bewegung der
Verneinung reden, zu deren Ausführung das Zeichen
‘ne’ nur das Signal ist || gibt. |
[Denk an andere Mittel der Verneinung, etwa durch die
Tonhöhe.] Wir können uns ganz leicht Menschen mit einer ‘primitiveren’ Logik || mit ‘primitiverer’ Logik denken, in der es etwas unserer Verneinung Entsprechendes nur für gewisse Sätze gibt; für solche etwa, die keine Verneinung enthalten. In dieser Sprache || der Sprache dieser Menschen könnte man dann einen Satz wie “er geht in dieses Haus” verneinen; würde man aber einem von ihnen || ihnen aber einen Satz sagen in welchem zwei sie würden aber eine Verdopplung der Verneinung immer nur als Wiederholung 65 der Verneinung nie als ihre Aufhebung
verstehen. |
Zu fragen || Die Frage, ob für diese
Menschen die Negation || Verneinung dieselbe Bedeutung hat,
wie für uns wäre dann analog der, ob die Ziffer ‘2’
für Menschen deren Zahlenreihe nur bis 5
geht || mit 5 endigt dasselbe
bedeutet wie für uns. |
Wer “~~p = p”
(oder auch “~~p ≡
p”) einen “notwendigen Satz der
Logik” nennt, aber || und nicht geneigt ist, ihn eine Bestimmung über die von uns angenommene
Darstellungsart zu nennen, || (und nicht eine Bestimmung über die von
uns angenommene Darstellungsart) der hat auch die
Tendenz zu sagen, dieser Satz gehe aus der Bedeutung der Verneinung
hervor.
Wenn in einer dialektischen Redeweise || Redeweise des
Dialekts die doppelte Verneinung als Verneinung gebraucht
wird, wie in “er hat nirgends nichts gefunden”, so
sind wir geneigt zu sagen: eigentlich heiße das, er habe
überall etwas gefunden.
Überlegen wir was dieses “eigentlich”
heißt! – |
Unser Problem könnte man sehr klar so stellen: Angenommen wir
hätten zwei Systeme der Längenmessung; eine Länge wird in beiden durch ein
Zahlzeichen ausgedrückt, || ,
& ihm || diesem folgt ein Wort, welches
das Maßsystem bezeichnet. || angibt.
Das eine System bezeichnet eine Länge als “n
Fuß” & Fuß ist eine Längeneinheit im gewöhnlichen
Sinne; im andern System wird eine Länge mit “n
W” bezeichnet & 1 Fuß = 1 W.
Aber
66 2 W = 4 Fuß, 3 W = 9 Fuß,
u.s.w..
– Also heißt der Satz “dieser Stock ist 1 W
lang” dasselbe wie, “dieser Stock ist 1 Fuß
lang”.
Frage: Hat in diesen beiden Sätzen
“W” & “Fuß”
dieselbe Bedeutung? |
Die Frage ist falsch gestellt.
Das sehen wir, wenn wir || sieht man, wenn wir
Bedeutungsgleichheit durch eine Gleichung ausdrücken.
Die Frage kann dann nur lauten: “ist W = Fuß,
oder nicht?” – die || Die Sätze,
in denen diese Zeichen stehen, verschwinden in dieser
Betrachtung. –
Ebensowenig kann man natürlich in dieser Terminologie fragen, ob “ist” das gleiche bedeutet
wie “ist”; wohl aber, ob “ε” das
gleiche bedeutet wie “ = ” || die
Kopula das gleiche bedeutet wie das
Gleichheitszeichen.
Nun, wir sagten ja: 1 Fuß = 1 W; – aber Fuß ≠
W. |
Unsere Schwierigkeiten können gelöst werden; & sie brauchen zu
ihrer Lösung nicht neue & feine Entdeckungen, tiefer
dringende Analysen & dergleichen, sondern eine
Zusammenstellung der richtigen Beispiele.
(Das erlösende Wort.) |
Wenn man sagt “ne ne p”
könnte auch als aufgehobene Verneinung gebraucht werden, so soll das doch
wohl heißen, daß der Kalkül mit der Regel ne
ne p = p sich ganz in einen mit der Regel ne
ne p = ne p übersetzen läßt. |
Hat nun “ne” dieselbe Bedeutung wie
“non”?
– Kann ich “ne” statt
“non” setzen?
– “Nun, an
67 gewissen Stellen ja || wohl,
an andern nicht.”
– Aber danach fragte ich nicht.
Meine Frage war: kann man, ohne weitere Qualifikation ne
statt non gebrauchen?
– Nein. |
“‘ne’ &
‘non’ heißen in diesem Fall
genau dasselbe.”
– Und zwar, was?
“Nun, man solle das & das nicht
tun.”
Aber hier || damit hast Du ja nur gesagt,
daß in diesem Fall ne p = non p ist &
das leugnen wir
(ja)
nicht.
Wenn Du erklärst ne ne p = ne p, non non p = p, so gebrauchst Du die beiden Wörter eben in verschiedener Weise; & hält man dann an der Auffassung fest, daß, was sie in gewissen Kombinationen ergeben von ihrer Bedeutung ‘abhängt’, der Bedeutung, die sie mit sich herumtragen, dann muß man also sagen, sie müssen verschiedene Bedeutungen haben, wenn sie, auf gleiche Weise zusammengesetzt verschiedene Resultate ergeben können. | D.h., man muß dann sagen: ne ne p kann nicht etwas Anderes ergeben als non non p wenn die Bedeutungen von “ne” & “non” wirklich dieselben sind. Und wir drücken das nur anders aus. |
Man möchte etwa von der Funktion des Wortes in diesem Satz reden.
Aber worin besteht diese Funktion?
Wie tritt sie zu Tage?
Denn es ist ja nichts verborgen; || , wir sehen ja
den ganzen Satz!
Die Funktion muß sich im Kalkül || im Laufe des
Kalküls zeigen. 68
Man will nun || aber sagen: ““non” || ‘non’ tut dasselbe mit ‘p’, was ‘ne’ tut, – es kehrt ihn um”. Aber das sind nur andere Worte für “non p = ne p” (welches || was nur stimmt || gilt, wenn “p” nicht selbst || selbst ein verneinter Satz ist). Immer wieder der Gedanke, daß, was wir vom Zeichen sehen nur eine Außenseite zu einem Innern ist, worin sich die eigentlichen Operationen || Prozesse des Sinnes & der Bedeutung abspielen || die eigentlichen Operationen der Meinung abspielen. |
Ist es nun nicht merkwürdig, daß ich sage das Wort
“ist” werde in zwei verschiedenen Bedeutungen
(als ‘ε’ &
‘ = ’) gebraucht, & nicht sagen möchte,
seine Bedeutung bestehe darin, daß es wie
‘ε’ & wie
‘ = ’ gebraucht werde? || sei sein Gebrauch als ‘ε’ &
‘ = ’? || seine
Bedeutung sei sein Gebrauch als ‘ε’
& als ‘ = ’?
Man will || möchte sagen diese beiden Arten des Gebrauchs geben nicht eine Bedeutung; die Personalunion durch das gleiche Wort sei || ist ein bloßer unwesentlicher Zufall. |
Aber wie kann ich entscheiden, welches ein wesentlicher & welches
ein unwesentlicher, zufälliger Zug der Notation
ist?
Liegt denn eine Realität hinter der Notation nach der sich
ihre Struktur || Grammatik
richtet?
Denken wir an einen ähnlichen Fall im Spiel: Im Damespiel wird eine Dame dadurch gekennzeichnet, daß man zwei Spielsteine aufeinanderlegt. Wird man nun nicht sagen, daß es für das Spiel unwesentlich ist, daß || es sei für das Spiel unwesentlich, daß eine 69 Dame aus zwei Steinen besteht?
|
Sagen wir: die Bedeutung eines Steines (einer Figur) ist ihre
Rolle im Spiel.
– Nun werde vor Beginn einer || jeder
Schachpartie immer durch das Los entschieden welcher der
Spieler || wer Weiß erhältindem der eine die
beiden Schachkönige || ein Spieler in jeder geschlossenen Hand einen
Schachkönig hält & der andere auf gut Glück eine der
beiden Hände wählt. || . Dazu halte der eine Spieler in
jeder geschlossenen Hand einen Schachkönig & der andere wähle
auf gut Glück eine der beiden Hände.
Wird man es nun zur Rolle des Königs im Schachspiel rechnen, daß er
(so)
beim || zum Auslosen verwendet wird? |
Ich bin (also)
geneigt auch im Spiel zwischen wesentlichen & unwesentlichen Regeln
zu unterscheiden.
Das Spiel, könnte || möchte ich sagen, hat nicht
nur Regeln, sondern auch einen Witz. |
⍈
[Zu
S. 70]
A
Denken wir uns
(aber) die
beiden Ämter in einer Person vereinigt als ein altes Herkommen.
|
Wozu das gleiche Wort? wir machen ja im Kalkül keinen
Gebrauch von dieser Gleichheit!
Wozu für beide Verwendungen || für
beides die gleichen Steine? – Aber was heißt es hier “von der Gleichheit Gebrauch machen”? Ist es denn nicht ein Gebrauch, wenn wir eben das gleiche Wort gebrauchen? |
Hier scheint es nun als hätte der Gebrauch des
70 gleichen Worts, des gleichen Steins, einen
Zweck – wenn die Gleichheit nicht zufällig,
unwesentlich, ist.
Und als sei der Zweck, daß man den Stein wiedererkennen,
& wissen könne, wie man zu spielen hat.
Ist da von einer physischen oder einer logischen Möglichkeit die
Rede?
Wenn das Letztere, so gehört eben die Gleichheit der Steine zum || ins Spiel. |
Das Spiel soll doch durch die Regeln bestimmt sein!
Wenn also eine Spielregel vorschreibt, daß zum Auslosen vor der
Partie || Schachpartie die Könige zu nehmen sind, so gehört das, wesentlich,
zum Spiel.
Was könnte man dagegen einwenden?
Nun, daß || Daß man den Witz dieser Vorschrift || Regel
nicht einsehe.
Etwa, wie man auch nicht den Witz
einer Regel || den Witz einer Regel nicht einsähe, die
vorschriebe jeden Stein erst dreimal umzudrehen bevor || nach der jeder
Stein dreimal umzudrehen wäre, ehe || nicht den Witz einer
Vorschrift || den Witz einer Vorschrift nicht einsähe, jeden Stein
dreimal umzudrehen ehe man mit ihm zieht.
Fänden wir diese Regel in einem Brettspiel, so würden wir uns
wundern & Vermutungen über den Grund || Zweck
(zu) so einer
Regel anstellen.
(“Sollte diese Vorschrift verhindern daß man ohne
Überlegung zieht”) || (Wie man sich
(etwa)
fragt: Was ist der Ursprung des
‘Abhebens’ nach dem Mischen der
Spielkarten?) |
“Wenn ich den Charakter des Spiels richtig
verstehe”, könnte || möchte ich sagen,
“so gehört das nicht wesentlich
dazu”. 71 |
Man sagt: ¤ der Gebrauch
des gleichen Wortes ist hier unwesentlich, weil
er || diese Gleichheit || die Gleichheit keine Übergänge
überbrückt. || , weil die Gleichheit der Wortgestalt
hier nicht ¤
dazu dient, einen Übergang zu überbrücken || vermitteln || herzustellen. || eine
Brücke zu einem Übergang ist.
Aber damit beschreibt man nur den Charakter des Spiels, welches man
spielen will. |
Eine der Versuchungen, der wir beim Philosophieren widerstehen
müssen, ist, die, zu glauben || denken, wir müßten
unsere Begriffe exakter machen, als sie nach dem gegenwärtigen Stand
unserer Einsicht sind.
Dieser Abweg führt in eine Art mathematischer Philosophie, welche glaubt,
mathematische Probleme lösen zu müssen, damit wir zur philosophischen
Klarheit kommen. (Ramsey.)
Wir brauchen nur eine richtige Beschreibung der gegenwärtigen
Lage. |
Sage mir, was Du mit einem Satz anfängst, wie Du ihn verifizierst,
etc., & ich werde ihn verstehen?
|
Die Frage “wie kann man das wissen” fragt nach
einem grammatischen || logischen Zusammenhang, wenn
“kann” die logische Möglichkeit
bedeutet. |
“Was ist ein Sessel?”
“Wie sieht ein Sessel aus?” Sind das etwa von einander unabhängige Fragen? Wie haben wir denn die Bedeutung des Wortes 72 “Sessel”
gelernt?
Wie wurde sie uns denn erklärt? |
Die Frage nach der Möglichkeit der || Art der
Verifikation des Satzes ist nur eine besondere Form der Frage
“wie meinst Du das?”.
Die Antwort ist ein Beitrag zur Grammatik des Satzes. |
Wie weiß man, wenn es regnet?
Wir sehen, fühlen, den Regen.
Die Bedeutung des Wortes “Regen” wurde uns
mit || an diesen || solchen
Erfahrungen erklärt.
Ich sage, sie sind ‘Kriterien’ dafür, daß es
regnet.
“Was ist Regen” & “wie sieht
Regen aus” sind logisch verwandte Fragen.
– Die Erfahrung habe nun gelehrt, daß ein plötzliches Fallen des
Barometers & ein Regenguß immer zusammengehen; dann werde ich
ein solches Fallen des Barometers als ein Symptom für das
Niedergehn eines Regengusses ansehen.
Ob ein Phänomen ein Symptom des Regens ist, lehrt die Erfahrung; was als
Kriterium des Regens gilt ist Sache der Abmachung || unsere Bestimmung (Definition). |
Es ist nichts gewöhnlicher, als daß der Gebrauch || die
Bedeutung eines Ausdrucks in der Weise schwankt, daß ein Phänomen
bald als Symptom bald als Kriterium angesehen wird.
Und meistens wird dann in einem solchen Fall der Wechsel der Bedeutung
nicht gemerkt.
In der Wissenschaft ist es üblich Phänomene die genaue
Messungen || Messungen bestimmter Art
zulassen zu definierenden Kriterien eines Ausdrucks zu machen;
& man ist dann geneigt zu
73 meinen, nun sei die eigentliche Bedeutung
gefunden worden.
Eine Unmenge von Verwirrungen ist auf diese Weise zustande
gekommen.
Es gibt Grade der Erwartung || Hoffnung, aber es ist unsinnig von einer Messung der Hoffnung zu reden, wenn wir dem Wort “Hoffnung” seinen normalen Gebrauch lassen. Nun gibt man etwa einem meßbaren Phänomen das manchmal mit der Hoffnung || Vergnügen zusammen geht den Namen “Hoffnung || Vergnügen” & sagt, man habe eine Methode gefunden die Hoffnung || Vergnügen zu messen. Es ist wahr, daß in gewissen Fällen ein meßbares Phänomen, den Platz einnimmt, den früher || vor ihm ein nicht meßbares hatte. Das Wort, was diesen Platz bezeichnete, wechselt dann seine Bedeutung, & seine alte Bedeutung ist mehr oder weniger obsolet geworden. Man beruhigt sich dann dabei || damit, der eine Begriff sei der genauere, der andere der ungenauere; & meint || sieht || beachtet nicht, daß hier in jedem besondern Fall ein anderes Verhältnis von “genau” & “ungenau” vorliegt || Verhältnis zwischen dem ‘genauen’ & ‘ungenauen’ vorliegt. Es ist der alte Fehler die besondern Fälle nicht zu prüfen. Das führt dann dahin, daß wir glauben jedes Phänomen, welches Grade zuläßt, müsse sich ‘eigentlich’ messen lassen. So z.B. die Wahrscheinlichkeit daß mein Freund mich heute besuchen wird. |
Das Schwanken der Grammatik zwischen Kriterien
& Symptomen läßt es dann erscheinen als gäbe es überhaupt nur
Symptome.
Wir sagen dann etwa: es ist Erfahrungstatsache
74 || “Die Erfahrung lehrt daß es
regnet, wenn ¤ das Barometer
fällt, aber es ist ebenso
Erfahrungstatsache || sie lehrt auch
daß es regnet, wenn wir ein bestimmtes Gefühl der Nässe &
Kälte, oder einen bestimmten Gesichtseindruck haben.”
Als Erhärtung dessen || Argument dafür
gibt man dann an || sagt man
dann, daß wir uns ja irren können || diese
Sinneseindrücke uns täuschen können.
Aber man bedenkt dabei nicht, daß gerade die Tatsache, daß sie
uns gerade den Regen vortäuschen auf einer Abmachung beruht.
|
Nicht darum handelt es sich hier, || das ist
maßgebend, daß unsere Sinneseindrücke uns belügen
können, sondern, daß wir ihre Sprache || Lügen verstehen.
(Und diese Sprache beruht, wie jede andere, auf
Übereinkunft.) |
Man ist etwa geneigt zu sagen: “Es
regnet, oder es regnet nicht; wie ich das weiß, wie mich die Kunde davon
erreicht hat, ist eine andere Sache.”
Aber stellen wir also die Frage so: “Was nenne ich
denn: ‘eine Kunde davon, daß es
regnet’?”
(Oder habe ich auch von dieser Kunde nur Kunde
erhalten?)
– Und was kennzeichnet denn diese ‘Kunde’ als
Kunde von etwas?
Leitet uns da nicht die Form unseres Ausdrucks irre?
Ist das eben nicht ein irreleitendes Gleichnis || eine
irreleitende || irreführende Metapher:
“mein Auge gibt mir Kunde davon, daß dort ein Sessel
steht”? 75 |
“Der Sessel || Regen existiert unabhängig davon, ob ihn jemand wahrnimmt.” Ist das ein Erfahrungssatz; oder eine verschleierte Festsetzung der Grammatik? || Ist das ein Erfahrungssatz? Soll es sagen, die Erfahrung habe gelehrt, daß ein Sessel nicht verschwindet, wenn man sich von ihm wegwendet? |
“Welches ist die ‘wirkliche Lage’ des
Körpers, den ich unter Wasser sehe, was, die ‘wirkliche
Farbe’ des Tisches?”
Welches || Welche nennst Du “die
wirkliche Lage”?
Du selbst kannst es entscheiden.
– Wie findet man die wirkliche Lage; was willst Du als Methode der
Bestimmung der wirklichen Lage gelten lassen || anerkennen?
Die Frage nach der Verifikation ist eine Frage nach der Methode. (Methodologie.) |
“Es wird niemals Menschen mit zwei Köpfen
geben.”
So ein || Dieser
Satz || Ein solcher Satz scheint irgendwie ins Unendliche,
Unverifizierbare zu reichen & sein Sinn von jeder
Verifikation unabhängig zu sein.
Aber wenn wir seinen Sinn erforschen wollen, so meldet
sich(, ganz richtig || mit Recht || sogleich,) die
Frage: Können wir die Wahrheit eines solchen Satzes je wissen,
& wie können wir sie wissen; & welche
Gründe können wir haben, was der Satz sagt anzunehmen, oder
abzulehnen?
– Nun wird man vielleicht sagen || sagt man vielleicht: es
ist ja nach dem Sinn gefragt worden, & nicht danach,
ob, & wie man ihn wissen kann.
Aber die Antwort auf die Frage “wie kann
76 man diesen Satz wissen?”
ist nicht eine psychologische, sondern sie erklärt || beschreibt
seinen || den Zusammenhang im Kalkül mit andern
Sätzen. || erklärt seinen Zusammenhang
(des Kalküls) mit andern Sätzen ||
erklärt seinen logischen Zusammenhang,
seinen Zusammenhang im Kalkül, mit andern
Sätzen. || sondern sie erklärt
seinen logischen, quasi rechnerischen, Zusammenhang mit andern
Sätzen.
Und die möglichen Gründe den Satz anzunehmen sind nicht
persönliche Angelegenheiten, sondern Teile des Kalküls
(zu dem der Satz
gehört).
Wenn ich frage: wie kann man || ich || man den Satz “jemand ist im Nebenzimmer” verifizieren, oder, || : wie kann ich || man herausfinden, daß jemand im Nebenzimmer ist, – so ist etwa eine Antwort: “indem ich in's Nebenzimmer gehe & nachsehe || man in's Nebenzimmer geht & nachsieht”. Wenn nun gefragt wird: “wie kann ich || man ins Nebenzimmer kommen, wenn die Tür versperrt ist”, – so bedeutet das “kann” hier die physische Möglichkeit, nicht, wie in der ersten || vorigen Frage, die logische. |
Die Ursachen, warum wir einen Satz glauben, sind für die Frage, was es
denn ist, was wir glauben allerdings irrelevant; aber nicht so die Gründe,
die ja mit dem Satz grammatisch verwandt sind & uns sagen, wer er
ist. |
Der Instinkt führt uns richtig, der zur Frage führt: wie kann man so
etwas wissen; was für einen Grund können wir haben, das anzunehmen; aus
welchen Erfahrungen würden wir so einen Satz ableiten;
etc..
77 |
Der Sinn des Satzes ist ja nicht etwas, was wir, wie die Struktur der Materie, erforschen, & was vielleicht zum Teil unerforschlich ist. (Ungelöste Probleme der Mathematik.) So daß wir später (erst) noch einmal daraufkommen können || könnten, daß dieser Satz von andern Wesen, als wir sind, auf andere Art gewußt werden kann. (Ich rede nicht von Symptomen.) Daß || So daß er dieser Satz mit diesem Sinn bliebe, dieser Sinn aber Eigenschaften hätte, die wir jetzt nicht ahnen. Der Satz, oder sein Sinn, ist nicht das pneumatische Wesen, was sein Eigenleben hat & nun Abenteuer besteht, von denen wir nichts zu wissen brauchen. Wir hätten ihm quasi Geist von unserm Geist eingehaucht, aber nun hat er sein Eigenleben – wie unser Kind – und wir können ihn nur beobachten & untersuchen. || beobachten & sein Wesen zu erforschen trachten. (Mathematik.) |
Wenn man nun fragt: hat es Sinn zu sagen “es wird
nie das & das
geben”?
– Nun, welche Evidenz gibt es dafür; & was folgt
daraus?
– Denn, wenn es keine Evidenz gibt – nicht, daß wir noch nicht
im Stande waren sie zu erhalten, sondern daß keine im Kalkül
vorgesehen wurde –, dann ist damit der Charakter dieses
Satzes bestimmt.
So wie das Wesen einer Zahlenart dadurch bestimmt ist,
dadurch, daß kein daß || wenn wir sagen,
diese Zahlen seien mit Rationalzahlen || rationalen Zahlen unvergleichbar. 78 |
“Das & das wird nie geschehen” – man glaubt durch diesen Satz in die unendliche Zukunft zu reichen. Quasi, zum mindesten eine Eisenbahn || Wenigstens eine Eisenbahn dorthin gelegt zu haben, wenn wir auch noch nicht die ganze Strecke bereist haben. Es liegt da die Idee || Dem liegt die Idee zu Grunde, daß das Wort “nie” die Unendlichkeit bereits mitbringe, da das eben seine Bedeutung ist. Es kommt darauf an: Was kann ich mit diesem || so einem Satz anfangen, || ? Denn || denn auf die Frage, “was sagt er?” kommt ja wieder ein || kommt wieder ein Satz zur Antwort, & der führt mich so lange nicht weiter, als ich aus der Erklärung nichts über die Züge erfahre || & der führt mich nicht weiter, ehe ich nicht etwas über die Züge erfahre, die ich mit den Figuren machen darf. (Als ich || Solange ich sozusagen nur immer wieder die gleiche Spielstellung vor mir sehe & keine andern, die ich aus ihr bilden kann.) So höre ich, z.B., daß keine Erfahrung den Satz beweisen kann, & das beruhigt mich über seine unendliche Bedeutung. |
Aus keiner Evidenz geht hervor, daß dieser Satz wahr ist.
Ja,
aber ich kann ihm doch glauben. || Ja, aber ich kann doch glauben, was er sagt! || Ja, aber ich kann doch glauben, daß das
der Fall ist, was er sagt! || daß es sich so
verhält, wie er sagt!
Aber was heißt
(das):
“glauben, daß es sich so verhält”?
Reicht (etwa)
dieser Glaube in die Unendlichkeit; fliegt er der Verifikation voran? –
Was heißt es, diesen Satz || das glauben:
ihn || diesen Satz mit
79 bestimmten Empfindungen sagen? in
der & der Weise handeln?
– Und diese Handlungen interessieren uns nur, sofern sie
zeigen, wie wir den Satz im Kalkül verwenden. || gebrauchen. |
Jemand fragt mich: “warum hältst Du Deine
Wange?” – ich antworte:
“Zahnschmerzen”.
Das heißt offenbar dasselbe wie “ich habe
Zahnschmerzen”; aber weder stelle ich mir die
fehlenden Worte im Geiste vor, noch || ergänze ich die fehlenden
Worte im Geiste, noch gehen sie mir im Sinn ab.
“Daher || Also ist es auch
möglich, daß ich den Satz “ich habe Zahnschmerzen”
so meine, als sagte ich nur das letzte Wort; oder, als wäre der ganze
Satz || das ganze Satzzeichen nur ein
Wort.”
(Man sagt, “‘Hut & Stock!’ heißt || heiße eigentlich: ‘gib mir meinen || den Hut & meinen || den Stock!’”.) |
Denken wir an die folgende Verwendung der Sprache: Ich
schicke jemand einkaufen.
Ich gebe ihm einen Zettel auf diesem stehen die
Zeichen “drei rote Äpfel”.
Er trägt den Zettel zum Kaufmann; dieser || der
öffnet
die Lade, auf welcher das Zeichen “Äpfel” steht;
dann schlägt er in einer Tabelle das Wort “rot” nach
& findet ihm gegenüber ein färbiges
Quadrat || Täfelchen; nun zählt
er || sagt er etwa die Reihe der
Kardinalzahlwörter, die er auswendig kann || Grundzahlwörter ich nehme an er kann || weiß sie
auswendig, bis zum Wort “drei”
& bei jedem Zahlwort || Wort nimmt er einen
Apfel aus der Lade der die Farbe des Täfelchens hat.
So &
80 ähnlich operiert man mit Worten.
“Wie weiß er aber, wo & wie er das Wort
“rot” nachschlagen soll &
was er mit dem Wort “drei”
anzufangen hat?”
Nun, ich nehme eben an, er handelt, wie ich es beschrieben
habe.
Die Erklärungen haben irgend wo || irgendwo ein Ende.
– Was ist aber die Bedeutung des Wortes
“drei”?
– Von einer solchen war hier gar nicht die Rede; nur davon, wie das
Wort “drei” gebraucht wird! |
Das Wort “Bedeutung” hat, wenn es
systematisch verwendet wird, einen gefährlichen Beigeschmack des
Okkulten.
Darum ist es gut, wenn wir die Erscheinungen der Sprache an
primitiven Verwendungsformen || Verwendungsarten der Sprache
studieren.
An Sprachspielen || Formen &
Verwendungen der Sprache wie sie das Kind
gebraucht wenn es anfängt zu sprechen.
Das Lehren der Sprache ist hier kein Erklären sondern ein Abrichten. |
Denken wir uns etwa folgendes Sprachspiel: Man spricht zu
einem Kind || dem Lernenden indem man
das elektrische Licht in einem Raum || im Zimmer andreht:
“Licht”, dann, indem man es
abdreht: “Finster”; man
tut das mehrere Male, variiert die Zeitlängen || indem man die Zeitlängen variiert & spricht mit
eindringlicher Betonung || eindringlichem Tonfall,
begleitet die Worte etwa auch mit Gesten.
Dann dreht man etwa im Nebenzimmer das Licht an oder || & ab & bringt das Kind
dazu, daß es uns mitteilt:
81 “Licht”, oder
“Finster”.
Soll ich nun “Licht” & “Finster” Sätze nennen? Nun, wie ich will. – Und wie ist es mit der ‘Übereinstimmung mit der Wirklichkeit’? |
Wenn ich bestimmte einfache Sprachspiele beschreibe, so geschieht es
nicht, um mit ihnen || von ihnen aus nach
& nach die wirklichen Vorgänge der
normalen || ausgebildeten Sprache zu
beschreiben, – was nur zu Ungerechtigkeiten
führt || führen würde.
(Nicod &
Russell.)
Vielmehr lassen wir die Sprachspiele als das stehn, was sie
sind.
Sie sollen bloß ihre aufklärende Wirkung auf unsere Probleme
ausstrahlen. |
Man könnte nun einwenden: “Die Worte
‘Licht’ &
‘Finster’ sind hier als
Sätze gemeint & nicht einfach als Wörter”.
D.h. || Das heißt,
sie sind hier nicht so gebraucht, wie
wir sie in der gewöhnlichen Sprache gebrauchen (obwohl wir tatsächlich
auch oft so sprechen.)
Wenn ich plötzlich ohne sichtbaren Anlaß das Wort “Licht” ausspreche || Einer || jemand plötzlich ohne sichtbaren Anlaß das Wort “Licht” ausspricht & nichts dazusetzt, so wird man allerdings fragen: “warum sagst Du ‘Licht’, was soll's damit?” oder: “was meinst Du mit ‘Licht’? ‘Licht’ ist doch kein Satz!”. Aber ebenso unverständlich wäre es uns, wenn er einen kompletten || vollständigen Satz ohne jeden Anlaß & Zusammenhang ausgesprochen hätte etwa “da kommt er” oder “der Himmel ist 82 blau”.
Und anderseits würden wir es so gut wie jeden Satz verstehen, wenn Einer,
der einen
Gegenstand im Finstern || im Finstern etwas sucht, einem Andern
zuriefe: “Licht!”. Das Aussprechen des Wortes “Licht” war, im obigen Fall, noch kein kompletter || vollständiger Zug des Spieles, auf das wir gefaßt waren. |
Reden wir || Aber reden wir doch nicht vom
Meinen als einem unbestimmten & nicht verstandenen Vorgang, sondern
vom wirklichen, ‘praktischen’, Gebrauch des Wortes,
von den Handlungen, die wir mit ihm ausführen.
Reden wir vom Meinen nur, wenn es ein Teil des Sprachkalküls ist (etwa der Teil, der aus Vorstellungsbildern besteht). Und dann brauchen wir eigentlich das Wort “meinen” nicht, denn das scheint immer anzudeuten, daß es sich um Vorgänge handelt, die der Sprache nicht angehören, sondern ihr gegenüberstehn; & daß es Vorgänge von wesentlich anderer Natur sind als der sprachlichen.
¥⋎ [Als neuer Absatz
S. 83 A |
Wie unterscheidet sich aber “Licht”, wenn es den
Wunsch nach Licht ausdrückt, von “Licht”, wenn es
konstatiert || mitteilt daß es im Zimmer licht ist?
Vielleicht dadurch, daß wir es in
anderem Ton aussprechen, – mit anderer Empfindung (Meinung als
Begleitung).
Oder es kommt bloß in einem andern Spielzusammenhang vor.
Denken wir, man fragte: “Wie unterscheidet sich
ein Zug im Damespiel von der gleichen Bewegung eines Steins im
Schlagdamespiel?”
Der Unterschied kann sein, daß er das 83 eine Mal auf die Frage “was
meinst Du” antwortet: “ich meine Du
sollst Licht machen”, das andre Mal
“ich meine, es ist licht” || , es ist das
Licht angezündet”. |
Wenn ein Mann im Ertrinken “Hilfe!”
schreit, – konstatiert er die Tatsache, daß er Hilfe
bedarf? daß er ohne Hilfe ertrinken werde?
Dagegen gibt es den Fall, in dem man, quasi sich beobachtend, sagt, || : “ich habe jetzt den Wunsch nach …”. |
⍈
[Zu
S. 82]
A
Wenn das Meinen für uns irgend eine Bedeutung, Wichtigkeit, haben
soll, so muß dem System der Sätze ein System der Meinungen zugeordnet
sein, was immer für Vorgänge die Meinungen sein
mögen.
|
Inwiefern stimmt nun das Wort “Licht” im
Sprachspiel mit einer Wirklichkeit überein, oder nicht überein?
Wie gebrauchen wir das Wort “übereinstimmen”? – Wir sagen “die beiden Uhren stimmen überein”, wenn sie die gleiche Zeit zeigen; “die beiden Maßstäbe stimmen überein”, wenn gewisse Teilstriche zusammenfallen (übereinstimmen); ein Plan stimmt || stimme mit einer Gegend überein. was Einer auf dem Klavier spielt, || die Melodie, die ich höre, mit den Noten. Wir sagen, “zwei || die beiden Längen stimmen überein”, wenn sie gleich sind; aber auch, wenn sie in einem andern, von uns festgesetzten || festgelegten, Verhältnis stehen (Maßstab des || eines Planes). Und daß sie übereinstimmen, heißt dann nichts anderes, als daß 84 sie im Verhältnis des Maßstabs
stehen.
So muß also in jedem Fall erst festgesetzt || erklärt
werden, was unter “Übereinstimmung” zu
verstehen ist.
– So ist es nun auch mit der Übereinstimmung einer
Längenangabe mit der Länge eines Gegenstandes || mit einer Länge.
Wenn ich sage: “dieser Stab ist
2˙5
m lang”, so kann ich
z.B. eine Erklärung geben, wie man verfährt, um nach
diesem Satz mit einem Maßstab die || Maßband die Länge
des Stabes zu kontrollieren; wie man etwa nach diesem Satz einen
2˙5
m langen Meßstreifen erzeugt || einen Meßstreifen der angegebenen Länge
erzeugt.
Und ich sage nun, der Satz stimmt mit der Wirklichkeit überein, wenn der
so konstruierte Meßstreifen mit dem Stab übereinstimmt.
(Diese Konstruktion || Diese
Anfertigung eines || des || des || eines Meßstreifens illustriert übrigens,
was ich in der Abhandlung damit
meinte, || : der Satz komme bis an die Wirklichkeit
heran.)
Als ich nun dem || den Andern das Sprachspiel lehrte & sagte: “Licht” (indem ich Licht machte) & “Finster” (indem ich das Licht || es abdrehte), hätte ich auch sagen können, & mit keiner andern Bedeutung: “das heißt ‘Licht’” (indem || wobei ich Licht mache) & “das heißt ‘Finster’” etc., & auch ebensogut: “das stimmt mit ‘Licht’ überein”, “das stimmt mit ‘Finster’ überein”. |
Man denkt leicht beim Worte
“Übereinstimmung” nur an Ähnlichkeit, in dem Sinne,
in welchem zwei Gegenstände ähnlich sind, wenn man sie leicht mit einander
verwechseln kann ( wenn sie ähnlich ausschauen) || einander gleich sehen).
85 |
Wir gebrauchen den Ausdruck || (das Wort) “Übereinstimmung mit der Wirklichkeit” nicht als metalogischen Ausdruck, sondern als Teil der gewöhnlichen – praktischen – Sprache. || Der Ausdruck “Übereinstimmung mit der Wirklichkeit” gehört für uns nicht der Metalogik an, sondern dem gewöhnlichen – praktischen – Gebrauch unserer Sprache || praktischen Gebrauch unserer gewöhnlichen Sprache. Man kann etwa sagen: Im Sprachspiel “Licht – Finster” kommt der Ausdruck “Übereinstimmung mit der Wirklichkeit” nicht vor. |
Freges Ansicht, daß in
der || einer Behauptung eine Annahme steckt
die dasjenige ist, was behauptet wird, basiert eigentlich auf der
Möglichkeit jeden Behauptungssatz in der Form zu
schreiben: “Es wird behauptet, daß das & das
der Fall ist”. |
Aber wir könnten sehr gut auch jede Behauptung in Form einer Frage
mit nachfolgender Bejahung (oder Verneinung)
schreiben.
Z.B. – statt: “Es
regnet”, “Regnet es?
Ja!”
Würde das zeigen, daß in jeder Behauptung eine Frage steckt? |
Wir könnten uns eine menschliche Sprache denken, in der es keine
Behauptungssätze gibt, sondern nur Fragen & die Bejahung
& Verneinung. 86 |
Man hat natürlich das Recht ein Behauptungszeichen zu verwenden wenn man es im Gegensatz, etwa, zu einem Fragezeichen gebraucht. Irreleitend ist es nur, wenn man meint, daß die Behauptung nun aus zwei Akten besteht, dem Erwägen & dem Behaupten (Beilegen des Wahrheitswertes, oder dergl.) & daß wir diese Akte nach dem geschriebenen Satz ausführen, ungefähr wie wir nach Noten singen. Mit dem Singen nach Noten ist nun allerdings das laute, oder leise, Lesen des geschriebenen Satzes analog || vergleichbar || Dem Singen nach Noten ist nun allerdings das laute, oder leise, Lesen des geschriebenen Satzes analog || vergleichbar || Mit dem Singen nach Noten ist nun allerdings das laute, oder leise, Lesen des geschriebenen Satzes zu vergleichen; aber nicht eine || die Tätigkeit den Satz zu denken. || ; aber nicht ein ‘Denken’ oder ‘Meinen’ des Satzes. Ist also ein Behauptungszeichen im geschriebenen Satz, so wird wieder ein Behauptungszeichen im gelesenen sein (etwa die Betonung, oder der Stimmfall). Aber das Denken des Satzes besteht nicht darin, daß wir nach den Signalen des Satzes Gedankenoperationen – u.a. auch das Behaupten – ausführten. Und als seien im Satz die Zeichen, & die Bedeutungen im Denken. ¥ [Statt des Durchstrichenen S. 87 A] |
Man könnte die Funktion des Fregeschen Behauptungszeichens auch darin sehen, daß es den Anfang der
Behauptung bezeichnet.
Es entspräche dann dem großen Anfangsbuchstaben, oder dem
Schlußpunkt des vorhergehenden
Satzes.
Das Behauptungszeichen ist
dann eine von zwei Klammern, die den selbständigen Satz von einem
unterscheiden, der Teil eines andern
87 ist.
(Dies ist zum Teil gewiß auch der Idee Freges gemäß.)
Und diesen Unterschied stark hervorzuheben ist gewiß
wichtig.
Denn unsere philosophischen Schwierigkeiten die Negation
& das Denken betreffend rühren in gewissem Sinn daher, daß wir nicht
sehen, daß die Sätze || ein Satz
“⊢ ~p”
& || oder “⊢ ich denke
p” mit dem Satz “⊢ p” wohl
“p” gemein hat, aber nicht
“⊢ p”. |
⍈
[Zu
S. 86 statt des Gestrichenen]
Mit dem Singen nach Noten ist nun allerdings das laute (oder leise)
Lesen nach dem geschriebenen Satz zu vergleichen; aber die Zeichen des
Satzes sind nicht Signale zu psychischen || seelischen
Tätigkeiten des Meinens.
Nicht also,
als || Als seien im Satz die Zeichen, &
die || , & die Bedeutungen im Denken.
|
Wir könnten uns auch eine Sprache denken die nur aus Befehlen
besteht. |
Denken wir an die große Mannigfaltigkeit der Sprachspiele:
Eine Mitteilung machen, wie: “Licht”, “Finster”; einen Befehl geben (“mach Licht!”, “lösch aus!”); auf Fragen – “Licht?”, “Finster?” – mit “ja” oder “nein” antworten; einen Befehl ausführen; fragen, & die Antworten auf ihre Richtigkeit prüfen; negative, disjunktive Befehle ausführen; eine Vermutung aussprechen (“welche Karte werde ich jetzt aufschlagen”) & sie verifizieren; 88 eine Notation in eine andere
transformieren;Schlüsse ziehen; ein angewandtes Rechenexempel lösen; eine Zeichnung herstellen & sie beschreiben; einen Hergang erzählen; eine Erzählung erdichten; eine Hypothese aufstellen & prüfen; eine Tabelle anlegen; grüßen; ein Tier abrichten, daß es auf den Ruf folgt; || auf Zeichen dressieren || abrichten. etc. etc.. einen Witz erzählen. |
Es hilft hier immer sich darauf zu besinnen, wie das Kind
aus || an solchen
Sprachspielen sprechen lernt.
Auch einen
primitiven Volksstamm mit einer primitiven Sprache zu fingieren || Es hilft auch sich einen primitiven Volksstamm vorzustellen, der eine
primitive Sprache besitzt.
Eine Sprache etwa die nur aus Befehlen im Krieg besteht; oder aus Befehlen
& Berichten.
Etwa aus gezeichneten Berichten in einer einfachen
zeichnerischen Darstellungsform.
(Denke daran, wie die Schrift einmal nur
für sehr spezielle Zwecke verwendet
wurde.)
– Auch der Erwachsene lernt neue Sprachformen, wenn er eine neue
Rechnungsart kennen
& anwenden lernt || lernt & ihre Anwendung;
oder wenn er lernt eine graphische Darstellung von
Messungsresultaten zu machen, oder abzulesen. |
Denke daran daß man Würfeln ein Spiel nennt, & || aber auch Tauziehen, & auch Reigentanzen.
Dem falschen (d.h. unvorteilhaften) Zug im Schach entspricht etwas im Damespiel, & auch im Kartenspielen || & auch etwas im Bridgespiel etc.; aber nichts in einem Abzählspiel. 89
Der falsche Zug in diesem Sinne gehört wesentlich zum Spiel; er ist nicht eine Verunreinigung des Spiels, wie ein falscher Schritt im Tanzen || Tanz. Denke nun || nun an verschiedene Rollen, die die Unwahrheit in Sprachspielen spielen kann || die Rollen unwahrer Sätze in Sprachspielen. Das Subjekt eines psychologischen Experimentes || im psychologischen Experiment soll sagen, was es gesehen hat; z.B. – es beschreibt seine Erfahrung falsch. – Der Meteorologe macht eine Prognose des zukünftigen Wetters; sie trifft nicht ein. |
Wenn wir nicht sehen, daß es eine Menge von Sprachspielen gibt,
so sind wir geneigt zu fragen: “Was ist eine
Frage?”
Ist es || sie die Feststellung, daß wir das
& das nicht wissen || ich das & das nicht
weiß; oder die Feststellung daß ich
wünsche der Andere möchte mir sagen …?
Oder ist es die Beschreibung meines seelischen Zustandes der
Ungewißheit?
Und ist der Ruf “Hilfe!” so eine
Beschreibung? |
Denke daran, wie Verschiedenes
“Beschreibung” genannt wird.
Denke an die Beschreibung der Lage eines Körpers
durch eine Zeichnung, einen Plan & anderseits an die
Beschreibung des Verlaufs einer Schmerzempfindung.
|
Man kann freilich statt der
gewöhnlichen Notation der Frage eine Notation der Feststellung
oder Beschreibung
90 einführen: “ich will
wissen, ob …” oder “ich bin im Zweifel, ob
…” – aber damit hat man die verschiedenen
Sprachspiele einander nicht näher gebracht. |
Es ist uns, als könnten wir sagen, der fragende Tonfall sei dem Sinn der
Frage angemessen.
Ist der Schrei dem Schmerz angemessen? |
Man sagt manchmal: die Affen sprechen nicht, weil
ihnen die geistigen Fähigkeiten fehlen.
Das heißt: “sie denken nicht, darum sprechen sie
nicht”.
Aber sie sprechen eben nicht, & das ist
alles. ||
d.h. sie spielen keine
Sprachspiele oder besser: sie verwenden die Sprache
nicht.
Befehlen, fragen, erzählen, plauschen, sind so natürliche
Handlungen, wie gehen, essen, trinken, spielen. |
Das hängt damit zusammen, daß man meint, das Lernen || mit der
Idee zusammen, das Lernen der Sprache bestehe darin, daß man
Gegenstände benennt, & zwar: Menschen, Formen, Farben,
Schmerzen, Stimmungen, Zahlen,
etc. |
Wie gesagt – das Benennen ist etwas Ähnliches, wie einem Ding ein
Namenstäfelchen anheften.
Man kann das eine Vorbereitung zum Gebrauch eines Worts nennen.
Aber worauf ist es eine Vorbereitung? 91 |
“Wir benennen die Dinge, & können nun über sie reden. Uns in der Rede auf sie beziehen.” Als ob mit dem Akt des Benennens schon das, was wir weiter tun, gegeben sei. Als ob es nur Eines gäbe, was heißt: “von Dingen reden”. Während wir doch das Verschiedenartigste mit unsern Sätzen tun. |
Denken wir doch nur || nur zum Beispiel || allein
an die Ausrufe – mit ihren ganz verschiedenen Funktionen:
Wasser! – Fort! – Au! –
Hilfe! – Schön! – Nicht! – |
Bist Du nun noch geneigt diese Wörter “Namen” zu
nennen? |
“Wie wäre es, wenn die Menschen ihre Schmerzen nicht äußerten
(nicht stöhnten, das Gesicht verzögen,
etc.),
– dann könnte man einem Kind nicht das Wort
“Zahnschmerzen”
beibringen.” –
Nun, nehmen wir an das Kind sei ein Genie & erfinde selbst
einen Namen für den Schmerz, obwohl ihm keiner gelehrt wurde!
–
Aber nun könnte es sich freilich mit diesem Wort nicht verständlich
machen! –
Also versteht es den Namen, kann aber seine Bedeutung niemandem
erklären?
– Aber was heißt es denn, daß er “seinen Schmerz
benannt hat”?
– Wie hat er das gemacht: den Schmerz
(zu) benennen??
Und, was immer er
92 getan hat, was hat es für einen
Zweck? –
Wenn man sagt “er hat dem Schmerz einen Namen
gegeben”, so vergißt man, daß schon viel in der Sprache
vorbereitet sein muß, damit das bloße Benennen einen Sinn
hat.
Und wenn wir davon reden, daß er dem Schmerz einen Namen gibt,
so ist die Grammatik des Wortes “Schmerz”
hier das Vorbereitete; es zeigt den Posten an, an den
das neue Wort gestellt wird. |
Warum ist der Gedanke, die Erwartung, der Glaube, || – die Erwartung,
der Glaube – keine bloße Spielerei? Was hat mein Gedanke mit dem zu tun, was der Fall ist? – Was macht uns die Erwartung zur Erwartung der Wirklichkeit? Ich habe das Gefühl: Nur die Stellungnahme zum Bild kann es uns zum Bild der Wirklichkeit machen; d.h., kann es mit der Wirklichkeit so verbinden, gleichsam wie eine Lasche, die die Überleitung von dem Bild zur Wirklichkeit herstellt, die beiden in der rechten Lage zu einander haltend, dadurch, daß beide für sie dasselbe bedeuten. Und es ist wahr: das Portrait erhält seine Bedeutung für uns dadurch daß unsere Einstellung zu ihm & unsere Einstellung zu dem Menschen etwas gemein haben. |
Was verbindet den Glauben, die Überzeugung, mit der
Wirklichkeit? || Was verbindet den Ausdruck des
Glaubens mit
der
Wirklichkeit?
Ich möchte
vielleicht sagen:
93
“Der Glaube ist in uns, die Wirklichkeit außer uns; die beiden sind von einander isoliert. Was hat dann mein Glaube für eine Bedeutung || kann dann mein Glaube für eine Bedeutung haben?” – Nun, wer glaubt, macht wirklich nur ein Bild & die Verbindung des Bildes mit der Wirklichkeit ist keine andere, als die durch die besondere Entstehung dieses Bildes gemachte oder durch Erklärungen der Zeichen des Bildes. Aber uns Bilder zu machen ist Teil unseres Lebens. |
Denk Dir, jemand malte ein Bild der Heimkunft seines Freundes, an
die er glaubt.
Er betrachtet es gläubig.
Handelt diesem Glauben entsprechend. |
Hat es einen Sinn zu fragen: “Woher weißt Du, daß
Du das || es glaubst?” – & ist
etwa die Antwort: “ich erkenne es durch
Introspektion”?
In manchen Fällen wird man so etwas sagen können, in manchen || den meisten nicht. |
Es hat Sinn zu fragen “liebe ich sie wirklich, mache
ich mir das nicht nur vor?”
Und der Prozeß der Introspektion ist das Wachrufen
von Erinnerungen; das Vorstellen || von
Vorstellungen möglicher Situationen & der Gefühle die man
hätte,
etc.. |
Introspektion nennt man einen Vorgang des Schauens, –
im Gegensatz zum Sehen. |
Wenn ich das Wort “glauben” so
gebrauche, || verstehe, daß ich geneigt
bin zu sagen: “ich kann nicht glauben
& es nicht wissen, daß ich glaube” dann hat es,
eben darum, keinen Sinn zu sagen:
94 “ich weiß, daß ich
das & das glaube”.
Wie es keinen Sinn hat zu sagen “ich weiß, daß ich
Zahnschmerzen habe”, wenn ich “nicht
Zahnschmerzen haben kann, ohne es zu
wissen”.
(Wenn also “ich habe Zahnschmerzen” nicht
heißen soll “ich habe Schmerzen, die vom schlechten Zahn
herrühren”.)
(Denke auch an die Frage: “wie merkst Du, daß Du Zahnschmerzen || Schmerzen hast?”; oder gar: “wie merkst Du, daß Du fürchterliche Schmerzen hast?”. – Dagegen: “wie merkst Du, daß Du Schmerzen bekommen wirst?”.) |
(Hierher gehört die Frage: welchen Sinn hat es von der
Verifikation des Satzes “ich habe
Zahnschmerzen” zu reden?
Und hier sieht man deutlich, daß die Frage “wie wird dieser
Satz verifiziert?” von einem Gebiet der
Grammatik zum andern ihren Sinn ändert.) |
Ist “Ich glaube …” der
Ausdruck des Glaubens; oder die Beschreibung des
Geistes || psychischen Erlebnisses || des
seelischen Zustandes? |
Ist der Satz “es regnet” die || “es wird regnen” die Beschreibung meiner
Geistestätigkeit, da er doch die Wiedergabe meines
Gedankens ist, daß es regnen wird?
– Wir werden nicht so leicht geneigt sein, den Satz die Beschreibung
der Geistestätigkeit zu nennen, wenn wir bedenken, daß das Denken im
Reden bestehen kann,
95 keine Begleitung des Gedankenausdrucks
ist. |
Man kann in Worten glauben. |
Anderseits, warum sollen wir nicht sagen, daß die Aussage “ich
glaube …” die Beschreibung des seelischen Zustandes
ist?
Es ist ja damit nichts verredet.
Denn “seelischer Zustand” &
“Beschreibung eines seelischen Zustandes”
heißt eben || ja so vieles.
|
Man könnte nun die Sache so – falsch – auffassen:
Die Frage “wie
weißt Du, daß Du Zahnschmerzen
hast” wird darum nicht gestellt, weil man dies von den
Zahnschmerzen (selbst) aus
erster Hand erfährt, während man, daß ein Mensch im
andern Zimmer ist, aus zweiter Hand, etwa durch ein Geräusch,
erfährt.
Das eine weiß ich durch unmittelbare Beobachtung,
das andere erfahre ich indirekt.
Also: “Wie weißt Du,
daß Du Zahnschmerzen hast” –
“Ich weiß es, weil ich sie
habe”
– “Du entnimmst es daraus,
daß Du sie
hast: || ? aber
mußt Du dazu nicht schon wissen,
daß Du sie hast?”.
- - Der Übergang von den Zahnschmerzen zur
Aussage “ich habe Zahnschmerzen” ist eben ein ganz
anderer, als der vom Geräusch zur Aussage “in diesem Zimmer ist
jemand”.
Das heißt, die Übergänge
gehören ganz andern Sprachspielen an || gehören zu
ganz verschiedenen Sprachspielen. |
Ist, daß ich Zahnschmerzen habe ein
Grund zur Annahme, daß ich Zahnschmerzen
habe? |
(Man kann die Philosophen dadurch verwirren
(confound), daß man nicht
bloß da Unsinn spricht, wo auch sie es tun, sondern
auch solchen, den zu sagen sie sich scheuen
(würden).) |
Erschließt man aus der Wirklichkeit einen
Satz?
Also etwa “aus den wirklichen Zahnschmerzen, darauf,
daß man Zahnschmerzen hat”?
Aber das ist doch nur eine unkorrekte Ausdrucksweise; es
müßte heißen:
96 man
schließt, daß man Zahnschmerzen
hat daraus, daß man Zahnschmerzen hat
(offenbarer Unsinn). |
“Warum glaubst Du, daß Du Dich an der
heißen Herdplatte verbrennen wirst?”
– Hast Du Gründe für diesen Glauben, und brauchst Du
Gründe? |
Hast Du diese Gründe – gleichsam – immer bei Dir, wenn Du es
glaubst?
Und glaubst Du es immer – ausdrücklich – wenn Du Dich etwa wehrst, die Herdplatte anzurühren? Meint man mit ‘Gründen des Glaubens || für den Glauben’ dasselbe, wie mit ‘Ursachen des Glaubens’ (Ursachen des Vorgangs des Glaubens)? |
Was für einen Grund habe ich, anzunehmen, daß mein
Finger, wenn er den Tisch berühren, einen Widerstand spüren wird?
Was für einen Grund, zu glauben, daß dieser
Bleistift sich nicht schmerzlos durch meine Hand stecken
läßt?
Wenn ich dies frage, melden sich hundert Gründe, die einander gar
nicht || kaum zu Wort kommen lassen wollen.
“Ich habe es doch selbst ungezählte Male erfahren; und ebenso
oft von ähnlichen Erfahrungen gehört; wenn es nicht so wäre, würde …;
etc.”. |
Glaube ich, wenn ich auf meine Tür zugehe, ausdrücklich,
daß sie sich öffnen lassen wird, –
daß dahinter ein Zimmer und nicht ein Abgrund sein
wird,
etc.?
Setzen wir statt des Glaubens den Ausdruck des Glaubens. – |
Was heißt es, etwas aus einem bestimmten Grunde
glauben?
Entspricht es, wenn wir statt des Glaubens den Ausdruck des Glaubens
setzen, dem, daß Einer den Grund sagt, ehe er || man den Grund sagt, ehe man das Begründete sagt? |
“Hast Du es aus diesen Gründen geglaubt?”
ist dann eine ähnliche Frage, wie: “hast Du, als Du mir
sagtest, 25 × 25 sei 625, die
97 Multiplikation wirklich
ausgeführt?” |
Die Frage “warum glaubst Du das” || “aus welchen Gründen glaubst Du
das” könnte bedeuten:
“aus welchen Gründen leitest Du das jetzt ab (hast Du es
jetzt abgeleitet)”; aber auch: “welche
Gründe kannst Du mir nachträglich für diese Annahme
angeben”. |
Ich könnte also unter ‘Gründen’ zu einer Meinung
tatsächlich nur das verstehen, was der Andere || Einer sich vorgesagt hat, ehe er zu der Meinung
kam.
Die Rechnung, die er tatsächlich ausgeführt hat. |
Frage ich jemand: “warum glaubst Du,
daß diese Armbewegung einen Schmerz mit sich
bringen wird?”, und er antwortet: “weil
sie ihn einmal hervorgebracht und einmal nicht hervorgebracht
hat”, so werde ich sagen: “das ist doch kein
Grund zu Deiner Annahme”.
Wie nun, wenn er mir darauf antwortet: “oh doch! ich habe diese Annahme noch immer gemacht, wenn ich diese Erfahrung gemacht hatte”? – Da würden wir doch sagen: “Du scheinst mir die Ursache (psychologische Ursache) Deiner Annahme anzugeben, aber nicht den Grund”. |
“Warum glaubst Du, daß das geschehen
wird?”
– “Weil ich es zweimal beobachtet
habe”.
Oder: “Warum glaubst Du, daß das geschehen wird?” – “Weil ich es mehrmals beobachtet habe; und es geht offenbar so vor sich: …” (es folgt eine Darlegung einer umfassenden Hypothese). Aber diese Hypothese, dieses Gesamtbild, muß Dir einleuchten. Hier geht die Kette der Gründe nicht weiter. – (Eher könnte man sagen, daß sie sich schließt.) 98 |
Man möchte sagen: Wir schließen nur dann
aus der früheren Erfahrung auf die zukünftige, wenn wir die Vorgänge
verstehen (im Besitze der richtigen Hypothese sind).
Wenn wir den richtigen, tatsächlichen, Mechanismus zwischen den
beiden beobachteten Rädern annehmen.
Aber denken wir doch nur: Was ist denn das || unser Kriterium dafür,
daß unsere Annahme die richtige ist? –
Das Bild und die Daten überzeugen uns und führen uns nicht wieder weiter – zu andern Gründen. |
Wir sagen: “diese Gründe sind überzeugend”;
und dabei handelt es sich nicht um Prämissen, aus denen das
folgt, wovon wir überzeugt wurden. |
Wenn man sagt: “die gegebenen Daten sind insofern
Gründe, zu glauben, p werde geschehen, als dies aus den Daten zusammen
mit dem angenommenen Naturgesetz folgt”, – dann kommt das
eben darauf hinaus, zu sagen, das Geglaubte folge aus den Daten
nicht, sondern komme vielmehr ﹖– einer neuen Annahme gleich. –﹖ |
Wenn man nun fragt: wie kann aber frühere
Erfahrung ein Grund zur Annahme sein, es werde später das und das
eintreffen, – so ist die Antwort: welchen allgemeinen Begriff vom
Grund zu solch einer Annahme haben wir denn?
Diese Art Angabe über die Vergangenheit nennen wir eben Grund zur Annahme,
es werde das in Zukunft geschehn.
– Und wenn man sich wundert, daß wir ein
solches Sprachspiel || Spiel spielen,
dann berufe ich mich auf die Wirkung einer vergangenen
Erfahrung (daß ein gebranntes Kind das Feuer
fürchtet). 99 |
Wer sagt, er ist durch Angaben über Vergangenes nicht davon zu überzeugen,
daß in Zukunft etwas geschehen wird, der
muß etwas anderes mit dem Wort
“überzeugen” meinen, als wir es tun.
– Man könnte ihn fragen: Was willst Du denn
hören?
Was für Angaben nennst Du Gründe um﹖ || dafür, das zu glauben?
Was nennst Du “überzeugen”?
Welche Art des
“Überzeugens” erwartest
Du Dir. –
Wenn das keine Gründe sind, was sind denn
Gründe?
– Wenn Du sagst, das sind || seien keine Gründe, so
mußt Du doch angeben können, was der Fall sein
müßte, damit wir mit Recht sagen könnten, es seien
Gründe für unsern Glauben || unsere
Annahme vorhanden.
‘Keine Gründe’ –: im Gegensatz
wozu? |
Denn, wohlgemerkt: Gründe sind hier nicht Sätze, aus denen das
Geglaubte folgt. |
Aber nicht, als ob man sagen könnte || wir sagen wollten:
Für's Glauben genügt eben weniger, als für das
Wissen. –
Denn hier handelt es sich nicht um eine Annäherung an das logische
Folgen. |
Irregeführt werden wir durch die Ausdrucksweise || Redeweise:
“Das ist ein guter || richtiger Grund zu unserer Annahme, denn er
macht das Eintreffen des Ereignisses wahrscheinlich”. || “Dieser Grund ist gut, denn er macht das
Eintreffen des Ereignisses
wahrscheinlich”.
Hier ist es, als ob wir nun etwas Weiteres über den
Grund ausgesagt hätten, was seine Zugrundelegung || was
ihn als (guten)
Grund rechtfertigt; während mit dem Satz,
daß dieser Grund das Eintreffen wahrscheinlich macht,
nichts gesagt ist, wenn nicht, daß dieser Grund
dem || einem bestimmten Standard || Maßstab des guten Grundes entspricht, – der
Standard || Maßstab aber nicht begründet ist!
|
Ein guter Grund ist einer, der so
aussieht. |
“Das ist ein guter Grund, denn er macht das Eintreffen
wahrscheinlich” erscheint uns so wie: “das ist
ein guter Hieb, denn er macht den Gegner kampfunfähig”.
100 |
Man möchte sagen: “ein guter Grund ist er nur
darum, weil er das Eintreffen wirklich wahrscheinlich
macht”.
Weil er sozusagen wirklich einen Einfluß auf das
Ereignis hat, also quasi einen
erfahrungsmäßigen. |
“Warum nimmst Du an, daß er besserer
Stimmung sein wird, weil ich Dir sage, daß er gegessen
hat? ist denn das ein Grund?” – “Das ist ein guter Grund, denn das Essen hat erfahrungsgemäß einen Einfluß auf seine Stimmung”. Und das könnte man auch so sagen: “Das Essen macht es wirklich wahrscheinlicher, daß er guter Stimmung sein wird”. Wenn man aber fragen wollte: “Und ist alles das, was Du von der früheren Erfahrung vorbringst, ein guter Grund, anzunehmen, daß es sich auch diesmal so verhalten wird”, so kann ich nun nicht sagen: ja, denn das macht das Eintreffen der Annahme wahrscheinlich. Ich habe oben meinen Grund mit Hilfe des Standards für den guten Grund gerechtfertigt; jetzt kann ich aber nicht den Standard rechtfertigen. |
Wenn man sagt “die Furcht ist begründet”, so ist
nicht wieder begründet, daß wir das als guten Grund
zur Furcht ansehen.
Oder vielmehr: es kann hier nicht wieder von einer Begründung die
Rede sein. |
Die Rechtfertigung durch die Erfahrung hat ein Ende.
Hätte sie keins, so wäre sie keine Rechtfertigung. |
Das Raisonnement, das zu einem
endlosen Regreß führt, ist nicht darum
aufzugeben, ‘weil wir so nie das Ziel erreichen
können’, sondern weil es hier ein Ziel gar nicht gibt,
sodaß es gar keinen Sinn hat zu sagen ‘wir können es nicht
erreichen’.
101 |
Wir meinen leicht, wir müßten den Regreß ein paar Stufen weit durchlaufen & ihn dann sozusagen in Verzweiflung aufgeben. Während seine Ziellosigkeit (das Fehlen eines Zieles im Kalkül) aus der Anfangsposition zu entnehmen ist. |
Ich lege meine Hand auf die Herdplatte, fühle unerträgliche
Hitze & ziehe die Hand schnell zurück.
War es nicht möglich, daß die Hitze der Platte im nächsten Augenblick
aufgehört hätte?
Konnte ich es wissen?
Und war es nicht möglich, daß ich gerade durch mein Zurückziehen
mich weiter
Schmerzen || weiterem Schmerz aussetzte?
Es müßte also kein guter Grund sein zu sagen: “ich habe sie zurückgezogen, weil die Platte zu heiß war”. |
Wenn man mich fragte: “Bist Du
sicher, daß Du es deswegen getan hast?” –
wäre da irgendein Zweifel?
Sollte man sagen: “Ich weiß, daß ich es deshalb tun wollte; nicht: daß der Arm sich aus dieser Ursache zurückgezogen hat”? D.h., ich weiß das Motiv, nicht die Ursache. |
“Ich habe es nicht mehr länger ausgehalten, ich mußte die Hand
zurückziehen” Das heißt also wohl, || : Du weißt das Motiv, nicht die Ursache. – Und wie weißt Du, daß Du 102 es aus diesem Motiv getan hast?
– “Ich erinnere mich daran, es darum getan zu
haben.”
– Aber woran erinnerst Du Dich?
An das, was Du Dir damals gesagt hast; an die Gefühle der Angst; an den
Krampf in den Muskeln Deines Arms?
Es gibt sehr verschiedene Fälle, in denen wir sagen: “das war das Motiv meiner Handlung”. |
Mit den Worten “wollen”,
“willkürlich” (im Gegensatz zu
“unwillkürlich”) beschreibt man eine
Menge verschiedener Erfahrungen.
Denke daran, wenn wir beim Essen die Hand mit dem Löffel heben – weil
wir sie heben wollen; anderseits wenn wir ein Gewicht zu heben uns
anstrengen, es zu heben versuchen.
Ist eine solche Erfahrung des Versuchens auch im
ersten Fall & nur insofern modifiziert als es uns so leicht
gelingt den Löffel zu heben?
– Oder ich schreibe: schreibe ich unwillkürlich?
– Aber ist mein Schreiben von Willensakten begleitet?
Will ich einen Buchstaben schreiben bevor ich ihn
schreibe?
Und wie verschieden ist es wieder, wenn ich nachdenken will,
mich erinnern will,
etc..
Zwischen allen diesen Fällen bestehen verschiedene
einander übergreifende
Analogien (Familienähnlichkeiten). |
Was man im Falle des Armhebens ‘wollen’ nennt
hängt mit der Erfahrung der
103 Muskelempfindung zusammen.
Man versuche sich vorzustellen daß man seinen || einen Arm
hebt (willkürlich hebt) ohne aber zu fühlen, daß er sich
(oder man ihn) hebt, sondern bloß mit den Augen
wahrnehmend, daß er sich hebt. |
Wenn wir unsere Finger entsprechend || in bestimmter || einer bestimmten
Weise verschränken so sind wir nicht im Stande einen
bestimmten Finger auf Befehl zu heben wenn der Befehlende
bloß auf den Finger zeigt – ihn bloß unserem Auge
zeigt.
Wenn er ihn dagegen berührt so können wir ihn bewegen.
Man kann || möchte diese Erfahrung so
beschreiben: wir seien nicht im Stande, den Finger heben zu
wollen.
Aber nicht nur ist das ganz anders als, wenn || der Fall ist ganz
verschieden von dem, wenn wir nicht im Stande sind den Finger zu
heben, weil ihn etwa jemand hält, sondern der Ausdruck
“nicht im Stande sein” oder das Wort
“versuchen” bedeutet im ersten Fall etwas anderes, wenn auch
ähnliches || hat im ersten Fall eine andere, wenn auch ähnliche,
Bedeutung.
Man ist nun leicht geneigt den ersten Fall so zu beschreiben, man könne für den Willen keinen Angriff finden ehe der Finger nicht berührt sei, ehe man den Finger nicht fühle. Erst wenn man ihn fühle könne der Wille wissen, wo er anzugreifen habe. Aber diese Ausdrucksweise ist irreführend; man möchte sagen: “wie soll ich denn wissen, wo ich mit dem Willen anzupacken habe, wenn das Gefühl nicht die Stelle bezeichnet?” Aber ich könnte fragen: “Und wie weiß man denn, wenn das Gefühl 104 da ist, wohin ich den Willen zu lenken
habe?” |
“Das Wollen ist auch nur eine Erfahrung”, möchte
man sagen (der ‘Wille’ auch nur
‘Vorstellung’).
Er kommt, wenn er kommt, & ich kann ihn nicht
herbeiführen. |
‘Nicht herbeiführen’?
– Wie was? –
Was kann ich denn herbeiführen?
Womit vergleiche ich das Wollen, wenn ich das || dies (von
ihm) sage? |
Im Gegensatz wozu nenne ich denn hier das Wollen “eine
Erfahrung”, & || oder sage, es komme, wenn
es komme?! |
Wo ist die Antithese, auf die ich hier deute, zu Hause? |
Von der Bewegung meines Armes,
z.B., würde
ich nicht sagen, sie komme, wenn sie komme, ich könne sie nicht
herbeiführen. || ,
etc..
& || Und hier ist die Domäne, in der wir sinnvoll sagen, daß uns
etwas nicht einfach geschieht, sondern daß wir es tun.
“Ich brauche nicht abwarten bis mein Arm sich
vielleicht heben wird, – ich kann ihn
heben”.
Und hier || Hier setze ich die Bewegung meines Arms
etwa dem entgegen, daß die Windrichtung sich ändern wird. || daß sich das heftige Klopfen meines Herzens legen wird.
|
“Aber mußt Du das Wollen nicht auch || doch
abwarten?”
Die Handlung geschieht, wenn ich will. –
“Aber willst Du auch, wenn Du
105 willst?”
– Das heißt nichts.
Und daß es nichts heißt kommt daher, daß hier das Wort
“wollen” grammatisch falsch aufgefaßt wird,
wie das Wort “Zeit”, wenn || .
Das ist wie wenn man denkt, die Zeit müsse sich mit
einer bestimmten Geschwindigkeit bewegen || müsse mit
einer bestimmten Geschwindigkeit verfließen.
|
“Ich kann es nicht herbeiführen”
–?
Doch, ich kann es herbeiführen, in dem Sinne, in dem ich überhaupt || irgend etwas herbeiführen kann.
Ich kann es nicht wollen.
Und das heißt, es hat keinen Sinn zu sagen.
“ich habe es willkürlich (oder
unwillkürlich) gewollt”. |
So führt man das Wollen herbei, wenn man sich absichtlich in
eine Zwangslage versetzt.
Wenn man
z.B. ins tiefe Wasser springt um
schwimmen zu lernen. |
Denke an das Paradox: ‘daß es etwas Weiches
eigentlich nicht gibt; denn auch das Weichste hat, wenn ich etwa auf
ihm liege, eine bestimmte Form & eine ebenso bestimmte, als wäre sie
aus Stahl’. || ; denn auch das
weichste Kissen hat, wenn ich darauf || drauf liege eine bestimmte Form, die
auch nicht bestimmter wäre || & die könnte auch
nicht bestimmter sein, wenn sie aus Stahl
wäre’. |
Man sagt: “vielleicht wird es Dir einmal
geschehen, daß Du das siehst, oder hörst”; aber
106 man sagt nicht:
‘vielleicht wird es Dir einmal geschehen, daß Du das
willst’.
“Denn”, möchte man sagen, “wenn Du
willst (Lust hast) kannst Du jederzeit wollen.
Denn Du tust es ja selbst; nicht der Körper, der nur teilweise von
Dir abhängig ist, sondern
Du.” |
Das wollende Subjekt stellt man sich hier als masseloses, trägheitsloses Wesen || etwas
Masseloses (Trägheitsloses) vor, als einen Motor der in sich
selbst keinen Trägheitswiderstand zu überwinden hat.
Und also nur Treibendes & nicht auch Getriebenes ist.
D.h.: Man kann sagen
“ich will, aber mein Körper folgt mir nicht”, aber
nicht: “mein Wille folgt mir nicht”.
(Augustinus) Aber in dem Sinn, in welchem es mir nicht mißlingen kann, zu wollen, kann ich es auch nicht versuchen. |
Und doch sagt man: “Ich glaube, Du wirst das
einmal wollen.” – |
Und man könnte sagen: “Ich kann nur insofern
jederzeit wollen, als ich nie versuchen kann zu
wollen”. |
Und zu sagen, ich könne nicht zu wollen versuchen ist natürlich keine
Aussage über die Naturgeschichte des Willens.
Das Zeitwort “wollen” legt es uns nahe, die
Tätigkeit des Wollens mit der Tätigkeit der Ausführung des Gewollten zu
vergleichen & die grammatische Verschiedenheit für eine
Verschiedenheit der Eigenschaften zu nehmen. 107 |
“Das Wollen ist auch nur eine Erfahrung
…”
Wogegen richtet sich das?
Und wenn die Annahme, die hier zurückgewiesen wird, unrichtig war; wie
konnte man diesen Fehler machen?
Was hat uns zu ihm verführt?
Was ist die Vorstellung, die Analogie, die am Grunde der Anschauung liegt,
es gäbe ein passives Prinzip, die Vorstellung, & ein aktives,
den Willen?
¥⋎ [S. 108
A als eigener Absatz.]
|
Tun scheint selbst gar kein Volumen der Erfahrung zu
haben.
Es scheint wie ein ausdehnungsloser Punkt, die Spitze einer Nadel.
Diese Spitze scheint das eigentliche Agens.
Und alles Geschehen in der Erscheinung nur Folge dieses Tuns.
“Ich tue” scheint einen bestimmten Sinn
zu haben, abgelöst von jeder
Erfahrung. |
Denke ich aber an eine Anwendung dieses Ausdrucks, so ist
(da) immer eine
Erscheinung im Spiele. |
Das was den Eindruck erweckt, daß es ein Tun gibt abgelöst vom
Erfahren ist die Existenz der Ausdrucksweise:
“Ich tue das”,
“Ich hebe den Arm”, im
Gegensatze zu “Mein Arm hebt sich”, oder
“Ich fühle, sehe, wie mein Arm sich
hebt”. |
Wir sind unter dem Eindruck dieser
Ausdrucksform || Ausdrucksweise, wenn wir das unmittelbar Gegebene als Tun
& Wahrnehmen sehen.
108 |
Aber vergessen wir Eines nicht: Wenn ‘ich meinen Arm hebe’, ‘hebt sich mein Arm’; & das Problem entsteht: Was ist das, was übrigbleibt, wenn ich von der Tatsache, daß ich meinen Arm hebe, die abziehe, daß mein Arm sich hebt? |
Bedenken wir auch, daß die Tätigkeit des Deliberierens von den
Erfahrungen beim wirklichen Ausführen der Bewegung unabhängig
sind.
D.h., dieses Deliberieren, Überlegen, Wählen, könnte
geschehen, auch ein Entschluß gefaßt werden, & die
willkürliche Handlung doch nicht stattfinden.
Und umgekehrt konnte die willkürliche Handlung ohne jede
vorausgehende Überlegung ausgeführt werden. |
Kann nun eine willkürliche Handlung nicht verursacht werden?
– Und ist sie dadurch gezwungen?
Wenn ich arrestiert & von der Polizei abgeführt werde,
so gehe ich gezwungen.
Ist nun das Gleiche der Fall wenn ich im Garten spazieren gehe?
Ist denn die Ursache ein Zwang??
Ist es richtig zu sagen: “Ich
fühle mich in diesem Falle nur nicht gezwungen, weil mir die
Ursache, weswegen ich mich
109 bewege, wie ich es tue, nicht bekannt
ist”?
Wäre die Kenntnis eines Naturgesetzes ein Gefühl des Zwanges?
|
Ist das Gefühl, die Erfahrung, des Zwanges die direkte
Erfahrung || Wahrnehmung der Ursache, die
man sonst nur aus der Koinzidenz erschließt? |
⍈
[Zu
S. 108 A auf einer neuen Zeile] A
Was ist das, was wir wollen?
Was ist das Objekt des Wollens? |
Vergleiche verschiedene Bedeutungen der Worte
“Zwang”, “herbeiführen”,
“versuchen”. |
Wenn wir Flüssigkeit durch ein Röhrchen oder einen Strohhalm
einsaugen, so sind wir geneigt || einen Strohhalm trinken, so sind wir
geneigt zu meinen, wir saugen mit dem Mund, den Wangen, weil
wir in ihnen den Luftdruck spüren, aber keine Anstrengung in den
Brustmuskeln, die die Kraft ausüben. |
“Ist das Deliberieren, das zur Handlung führt, selbst eine
Erfahrung oder eine Tätigkeit?”
– Und allgemein: ist der Gedanke eine Erfahrung oder eine
Tätigkeit?
– Wie willst Du ihn nennen?
(Man liest oft in Erzählungen den Ausdruck:
“plötzlich hörte er sich die Worte sagen
…”.) |
“Geschieht es uns, daß wir wünschen, oder
110 tun wir
es?”
Ja, hat diese Frage einen Sinn?
Es hat freilich Sinn zu fragen: “Hast Du den Arm
absichtlich gehoben, oder hat er sich von selbst
gehoben?”
Und die Frage, ob das Wünschen ein Tun oder ein Erfahren sei, kann etwa
bedeuten, || : ob das Wünschen ähnlicher ist
dem willkürlichen Heben des Armes, oder der Erfahrung, daß mein Arm sich
hebt. (Lichtenberg: “Es
denkt.”) |
Es hat auch keinen Sinn zu fragen: “ist das Wollen,
eigentlich, eine Erfahrung?”
Die eigentümliche, zähe Schwierigkeit dieser Frage zeigt schon, daß es eigentlich keine Frage ist. |
“Das Wollen kommt, wenn es kommt”, & das
heißt, es müßte eigentlich etwas sein, was da ist, ehe es da ist.
|
Das philosophische Problem scheint unlösbar; bis || unlösbar. Bis man sieht, daß es eine Krankheit || ein Leiden der Darstellungsform gibt. || Das philosophische Problem scheint unlösbar.
Bis man sieht, daß es eine Krankheit gibt, die in der
Darstellungsform sitzt. || die ihren Sitz in der
Darstellungsform hat. |
Meine Wahl ist frei, heißt nichts anderes als: ich kann
wählen || wähle manchmal.
Und daß ich manchmal wähle, steht doch nicht in
Zweifel.
Was man “frei” nennt, ist nur die Wahl
an sich.
Zu sagen, || : “wir glauben
nur, daß wir wählen”, ist Unsinn.
Der Vorgang, den
111 wir “wählen”
nennen, findet statt, ob man das Resultat der Wahl nach Naturgesetzen
voraussagen kann, oder nicht. |
⍈
[Zu
S. 105] A
Mein Ausdruck kam daher, daß ich mir das Wollen als ein Herbeiführen
dachte, – aber nicht als ein Verursachen, sondern – ich möchte
sagen – als ein direktes, nicht-kausales, Bewegen || Herbeiführen.
Und dieser Idee liegt die Vorstellung zu Grunde, daß der kausale
Nexus durch einen Mechanismus, eine Reihe von Zahnrädern oder
dergleichen, gebildet wird. || die Verbindung zweier
Maschinenteile durch einen Mechanismus, etwa eine Reihe von
Zahnrädern, ist.
Diese || Die
Verbindung kann auslassen, wenn der Mechanismus gestört wird.
(Man denkt nur an die Störungen, denen ein Mechanismus
normalerweise ausgesetzt ist; nicht daran, daß etwa die Zahnräder plötzlich
weich werden, oder einander durchdringen,
etc..)
⇒[Siehe Maschinschrift
S. 401]
|
Das Motiv ist nicht eine Ursache ‘von innen
gesehen’!
(Das Gleichnis von ‘innen & außen’
hier, wie so oft, gänzlich irreführend.
– Es ist verwandt der Idee von der Seele, einem
Lebewesen, im Kopfe.
Aber wir vermengen diese Idee mit andern unverträglichen, wie die || diese Idee ist mit andern unverträglichen vermengt, wie die
Metaphern im Satz “der Zahn der Zeit, der alle
Wunden heilt,
etc.”.)
|
Man nimmt an daß ein Mensch das Motiv seiner Tat weiß; – das
sagt uns etwas über die Bedeutung des Wortes
“Motiv”. || 112 ; – das zeigt uns, wie
wir das Wort “Motiv” gebrauchen. || ; – das sagt uns etwas darüber, wie wir das Wort
“Motiv” gebrauchen. |
Nach den Gründen zu einer Annahme gefragt, besinnt man sich auf
diese Gründe.
Geschieht hier dasselbe, wie, wenn man über die Ursachen eines
Ereignisses nachdenkt? || , wie, wenn man nachdenkt, was
wohl die Ursachen eines Ereignisses gewesen sein
mögen? |
“Wie weißt Du, daß das wirklich der Grund ist, weswegen Du es
glaubst?”, das ist ähnlich, als fragte
ich: “wie weißt Du, daß es das ist, was
Du glaubst”.
Denn, wenn er die Gründe angibt,
(so)
beschreibt er ein Operieren mit Gedanken, das zu dem Geglaubten führt
(ihn etwa geführt hat); einen Vorgang der seiner Art nach zu dem des
Glaubens gehört.
Der Unterschied zwischen der Frage nach der Ursache & der Frage nach dem Grund ist etwa der, zwischen den Fragen: “Was ist die Ursache der Bewegung dieses Körpers von A nach B” & “Auf welchem Wege ist er von A nach B gekommen”. (Hier sieht man, wie auch die Angabe der Ursache als Angabe eines Weges aufgefaßt werden kann.) |
“Man kann die Ursache einer Erscheinung nur
vermuten” (nicht wissen); das muß
113
grammatische Bedeutung haben.
Es sagt || heißt nicht, daß wir mit dem besten
Willen die Ursache nicht wissen können.
(“Wir können in der Zahlenreihe, soweit wir auch zählen,
kein Ende erreichen”
d.h.: von einem
“Ende der Zahlenreihe” kann keine Rede
sein.)
Nun hat es einen Sinn, zu sagen: “Ich kann die Ursache dieser Erscheinung nur vermuten”; d.h., es ist mir noch nicht gelungen, sie (im gewöhnlichen Sinne) ‘festzustellen’. Im Gegensatz also zu dem Fall, in dem es mir gelungen ist, in dem ich die Ursache weiß. – Sage ich aber als metaphysischen Satz, “ich kann die Ursache immer nur vermuten”, so heißt das: ich will im Falle der Ursache immer nur das Wort “vermuten” & nicht das Wort “wissen” gebrauchen und so Gebiete verschiedener || verschiedene Gebiete der Grammatik auseinanderhalten. (Das ist also, wie wenn ich sage: ich will in Gleichungen immer das Zeichen “ = ” & nicht das Wort “ist” gebrauchen.) Was an unserm ersten Satz irreführt ist das Wort “nur”; aber freilich gehört das eben ganz zu dem Gleichnis, das im Gebrauch des Wortes “können” liegt. ¥ |
Wie hängt die Furcht mit dem furchtbaren Anblick zusammen? oder mit
der furchtbaren Vorstellung?
– Soll ich sagen: “sich vor etwas
fürchten heißt, es sehen || wahrnehmen
& sich fürchten”?
Wenn man nun mehreres gleichzeitig sieht oder hört, ist da ein Zweifel
darüber, welches das Furcht Einflößende ist?
– Oder weiß man es eben || etwa aus früherer
Erfahrung,
114 vor welchem von allen diesen man sich
fürchtet? Ich möchte sagen: das Fürchten ist || sich vor etwas fürchten ist eine Beschäftigung mit dem Gegenstand der Furcht. – Die Furcht begleitet nicht den Anblick. Sondern das Furchtbare & die Furcht haben die Struktur des Gesichts. Denken wir uns, daß wir den Zügen eines Gesichts mit den Augen in Erregung folgen; sie gleichsam zitternd nachfahren. ¥ |
So ist das Gesicht, das uns Furcht oder Entzücken einflößt (der
Gegenstand der Furcht, des Entzückens,
etc.) darum nicht
die || ihre Ursache, sondern – man könnte sagen
– ihre Richtung. |
⍈
Das wovor man sich fürchtet braucht nicht die Ursache der Furcht zu
sein.
Wenn ich sage: “ich fürchte mich, weil er mich
anschaut”, so konstatiert das “weil”
keinen kausalen Zusammenhang. |
“Der schmerzlose Zustand setzt die
Fähigkeit voraus Schmerzen zu fühlen” & das kann
keine physiologische Fähigkeit sein.
Wenn ich sage “ich habe keine Schmerzen im Arm”,
heißt das, daß ich eine Art schattenhaftes Gefühl habe, welches die
Stelle andeutet, in die der Schmerz, wenn er käme, eintreten
würde?
In wiefern enthält der gegenwärtige, 115 schmerzlose, Zustand die Möglichkeit der
Schmerzen?
Wenn einer sagt, || : “Damit das Wort ‘Schmerzen’ Bedeutung habe, ist es notwendig, daß man Schmerzen als solche erkennt, wenn sie auftreten”, so kann man antworten: Es ist nicht notwendiger, daß man Schmerzen als solche erkennt, wenn sie auftreten¤ als daß man das Fehlen der Schmerzen erkennt. |
“Schmerzen” heißt, sozusagen der ganze
Maßstab & nicht einer seiner Teilstriche.
Daß der Zustand auf einem bestimmten Teilstrich steht, ist durch einen
Satz ausgedrückt. || auszudrücken.
|
Ist absolute Stille zu verwechseln mit innerer
Taubheit, || ? ich meine der
Unbekanntheit mit dem Begriff des Tons?
Wenn das der Fall ist || wäre, so könnte man den
Mangel des Gehörsinnes nicht von dem Mangel eines andern Sinnes
unterscheiden.
Ist das aber nicht genau dieselbe Frage wie: Ist der Mann, der jetzt nichts Rotes um sich sieht, in derselben Lage, wie der, der unfähig ist, rot zu sehen? Worin äußert sich die Fähigkeit rot zu sehen & worin die Bekanntschaft mit dem Begriff des Tons? Man wird sagen: Er muß wissen was “Ton” heißt. Aber was heißt es, das zu wissen? – Ich sage: “ich weiß was ‘rot’ heißt”. 116
– Jemand fragt: “Bist Du
sicher?”
– Was würde ich da tun, um mich davon zu überzeugen? |
Man scheint etwas über den Zustand der Schmerzlosigkeit zu sagen, wenn man
sagt, daß er die Möglichkeit des Schmerzes enthalten
muß.
Man redet aber nur vom System der Bilder, das wir verwenden.
|
Man möchte sagen: “Das Grau muß bereits
im Raum von dunkler & heller vorgestellt sein, wenn ich davon reden
will, daß es dunkler oder heller werden kann.”
–
D.h.: es kann zum Verständnis
des Satzes gehören, daß man etwas Helleres & Dunkleres
(tatsächlich) vor sich
sieht, & man sagt dann etwa: “dieses Grau kann
so oder auch so werden.”, indem
man auf die Muster zeigt. |
Kann ich mir Schmerzen in der Spitze meines Nagels denken, oder in meinen
Haaren? –
Sind diese Schmerzen nicht ebenso, & ebenso wenig
vorstellbar, wie die an irgend einer Stelle
des || meines Körpers, wo ich
(jetzt) gerade keine
Schmerzen habe & mich an keine erinnere?
– Das Bild der Möglichkeit ist in den Gedanken,
das heißt, in der Sprache. |
Das Gefühl ist, als müßte nicht-p, um
117 p zu verneinen, es || der
verneinende Satz, um einen Satz zu verneinen, ihn erst in
gewissem Sinne wahr machen.
(Vergleiche Erwartung & Erfüllung.) “⊢ ~p” enthält nicht “⊢p”. 118 |
Das Lernen der menschlichen Sprache beschreibt
Augustinus so: || Augustinus beschreibt das
Lernen der menschlichen Sprache so:
(Confessiones I.8) “… cum … appellabant rem aliquam et cum secundum eam vocem corpus ad aliquid movebant, videbam et tenebam hoc ab eis vocari rem illam, quod sonabant, cum eam vellent ostendere”. |
Wer das Lernen der Sprache || es so beschreibt, denkt
vorerst an eine gewisse Klasse von
Substantiven: || Wörtern, wie etwa
‘Mann’, ‘Mund’,
‘Brot’, ‘Tisch’, &
erst in zweiter Linie || nur entfernt an Wörter, wie
‘nicht’,
‘aber’,
‘vielleicht’,
‘heute’. |
Wenn jemand das Schachspiel
beschreiben wollte, aber seine Beschreibung vergäße die Bauern
& ihre Züge || in seiner Beschreibung die Bauern || die Bauern
& ihre Funktion im Spiel unerwähnt ließe || nicht
erwähnte, so könnte man sagen || Wer das Schachspiel beschreiben
wollte, aber in seiner Beschreibung die Bauern & ihre Funktion im
Spiel nicht erwähnte, von dem könnte man sagen, er habe das
Schachspiel unvollständig beschrieben; aber
auch: || , er habe ein einfacheres Spiel
als unser Schach beschrieben.
Und in diesem Sinne || so kann man sagen
Augustin's
Beschreibung gelte für eine einfachere Sprache als die unsere.
– Denken wir uns die folgende Sprache: || So
eine einfache Sprache wäre die:
|
1
Ihre Funktion ist die Verständigung eines Bauenden || Meisters A mit seinem Gehilfen B.
A errichtet einen Bau, B reicht ihm Bausteine
zu.
Es gibt Würfel, Platten, Balken, Säulen.
A ruft eines dieser
Wörter || der Wörter ‘Würfel’,
‘Platte’
etc. aus, B
bringt ihm darauf den entsprechenden Stein || Baustein.
– Denken wir uns eine Gesellschaft die nur dieses System der
Verständigung, nur diese Sprache, besitzt.
Die Kinder lernen sie || die Sprache von den
Erwachsenen, indem sie dazu abgerichtet werden || zu
ihrem Gebrauche erzogen werden:
d.h., sie
werden dazu erzogen, zu bauen,
119 sich der Rufe
‘Platte!’,
‘Würfel!’,
etc. zu
bedienen & auf diese Rufe richtig zu reagieren.
Dieses Lernen der Sprache ist wesentlich eine Abrichtung – durch Vormachen, Ermunterung, Nachhilfe, Belohnung, Strafe,
u.s.w. ||
u.a.m.¤
Ein Teil der Abrichtung besteht etwa darin, daß der Lehrende auf einen Baustein weist, die
Aufmerksamkeit des Kindes auf ihn lenkt & dabei ein Wort
ausspricht || : || , der Lehrende weist auf
einen Baustein, lenkt die Aufmerksamkeit des Kindes auf ihn, &
spricht dabei ein Wort aus.
Diesen Vorgang || Dies || Diesen
Vorgang will ich
assoziierendes || ‘vorzeigendes || zeigendes Lehren der
Wörter’ nennen.
Im praktischen Gebrauch dieser Sprache ruft der Eine die Wörter als Befehle, der Andre handelt nach ihnen. Im Lernen der Sprache aber wird sich dieser Vorgang || diese Übung finden: das Kind ‘benennt’ die Gegenstände; d.h. || . D.h., es sagt die Wörter, wenn der Lehrende auf die Dinge || verschiedenen Bausteine || verschiedenen Bausteinformen weist. Ja es wird hier die noch einfachere Übung geben: Das Kind spricht Worte nach, die der Lehrer ihm vorsagt. |
“Aber4 in dieser Sprache hat doch das Wort
‘Platte’,
z.B., nicht die
selbe Bedeutung, wie in unserer Sprache!”
– Das ist wahr, wenn Du sagen willst, daß in unserer Sprache das Wort
‘Platte’ auch anders verwendet wird als in
№ (1).
Aber gebrauchen wir es nicht auch ebenso wie in (1)?
Oder sollen wir sagen, es sei dann ein elliptischer
Satz, || , wenn wir es brauchen, dann ist es ein
elliptischer Satz, eine Abkürzung für
“Bring mir eine Platte”?
– Ist es so: Wenn wir
‘Platte!’ rufen, so meinen wir
‘Bring mir eine Platte!’?
– Aber warum sollte || soll ich hier wenn ich angeben will was er meint
im Geiste || den
Ausdruck ‘Platte!’ in
‘Bring mir eine Platte!’
übersetzen, und wenn sie gleichbedeutend sind,
warum sollte || soll ich
nicht sagen: “Wenn wir
‘Platte!’ rufen,
120 so meinen wir
‘Platte!’”?
Oder: Warum sollte ich nicht
‘Platte!’ meinen können, wenn ich im Stande
bin ‘Bring mir eine Platte!’ zu
meinen, es || ?
Es sei denn, daß Du sagen willst, daß ein Mensch
tatsächlich, wenn er ‘Platte!’
ruft, zu sich selbst, im Geiste, immer den Satz ‘Bring mir
eine Platte’ sagt.
Ist
aber ein Grund vorhanden || Haben wir aber einen Grund,
dies anzunehmen || zu glauben? |
Denken wir uns folgende Fragestellung: “Wenn
jemand den Befehl gibt ‘Bring mir eine
Platte!’, muß er ihn als vier Wörter || Satz von vier Wörtern meinen; kann er ihn nicht
auch als ein (langes, zusammengesetztes) Wort meinen,
das dem einen Worte || Wort
‘Platte!’
entspricht?” || dem einen Worte
‘Platte!’
entsprechend?”
– Wir werden geneigt sein, zu antworten, daß er die vier
Wörter meint, wenn er den Satz ‘Bring mir eine
Platte!’ im Gegensatz zu andern Sätzen braucht || gebraucht, die || welche diese Wörter in
andern Zusammenstellungen enthalten; wie etwa ‘Bring
mir 2 Platten!’, ‘Bring ihm einen
Würfel!’,
etc.
etc.
– Aber was heißt es, den einen Befehl im Gegensatz zu diesen andern
gebrauchen?
Müssen dem der den einen Befehl gibt, die andern im
Geiste vorschweben?
Und alle von ihnen? || , || ;
oder nur einige?
Ist es nicht so: Der Befehl ist ein Satz aus vier
Wörtern, || – oder, der Befehlende
‘meint vier Wörter’, || – wenn in der Sprache, die er spricht, & deren ein
Satz dieser || der Befehl ist, jene andern Kombinationen
vorkommen.
Es kommt nicht darauf an, daß solche Kombinationen dem Befehlenden
vorschweben, während er den Befehl gibt, noch offenbar darauf,
wie lange vorher oder nachher er etwa an sie gedacht hat. |
2
Betrachten wir nun eine Erweiterung der Sprache
(1).
Der Gehilfe |
Dem Auswendiglernen der Reihe der Zahlwörter || Zahlwörterreihe entspricht nichts || kein Zug im
Lernen der Sprache (1), & dies zeigt deutlich || klar, daß wir mit den Zahlwörtern ein gänzlich neues || eine ganz neue Art von Instrument || Instrument in die Sprache eingeführt haben.
Die Wesensverschiedenheit der Instrumente || Instrumente Zahlwort & Bezeichnung der Bausteinform
tritt hier so klar zu Tage || ist hier so augenfällig, weil wir es
nur mit zwei Wortarten zu tun haben & ihren Gebrauch || den Gebrauch der beiden || & die Art ihres
Gebrauches || & die Art des
Gebrauchs der beiden ganz übersehen können.
|
3
Es ist hier klar, daß die
Wortarten nur die äußere Form der Lautreihe mit einander gemein haben || Die Wortarten || beiden
Sprachinstrumente haben nur die äußere Form, die Form der Lautreihe,
mit einander
gemein, die unwesentlich ist || . Und
die ist unwesentlich, denn wir könnten uns eine Variante von
(2) denken,in der A statt ein Zahlwort zu rufen || Zahlwörter auszusprechen dem B die entsprechende || eine Anzahl von Fingern zeigt. || Zahlwörter auszusprechen, eine Anzahl von Fingern in die Höhe hebt. |
Was hat das vorweisende Lehren der Wörter
‘Platte’, ‘Würfel’,
etc. mit dem der Zahlwörter gemein?
In beiden Fällen weisen wir auf Dinge & sagen Wörter || sprechen
Wörter aus; aber der weitere Gebrauch, den wir von dieser Handlung
122 machen ist jedesmal ein
andrer.
Dies ist freilich nur klar || offensichtlich, wenn man es mit
Beispielen zu tun hat || wir Beispiele betrachten, die
bis in die || ihre
Einzelheiten ausgeführt sind || wir bis in die || ihre
Einzelheiten ausgeführt haben.
Jener Unterschied wird verschleiert durch die
Ausdrucksweise: || Man kann den Unterschied durch die
Ausdrucksweise verwischen: “Im einen
Fall weisen wir auf die Form, im andern auf die Anzahl”.
|
4
Führen wir ein weiteres Instrument || Werkzeug in unsere Sprache ein: Einem bestimmten Gegenstand
etwa einer bestimmten Stange die beim Bauen als Werkzeug dient, wird ein
Eigenname gegeben || Bestimmten Gegenständen, einzelnen bestimmten
Steinen die beim Bau verwendet werden sollen, werden Eigennamen || Namen (Eigennamen) gegeben,
man || man zeigt auf den Stein & sagt seinen
Namen.
Ruft A den Namen aus, so bringt B den Stein, dem er beigelegt
wurde. |
Das5 vorzeigende Lehren der Worte ist hier
wieder verschieden von dem in (1) &
(2).
Aber nicht notwendigerweise die hinweisende Gebärde,
oder das Aussprechen des Namens || Eigennamens, noch, notwendigerweise, das, was beim
Zeigen & Aussprechen im Sprechenden oder Hörenden vorgeht;
wohl aber die Rolle die ¤ diesem Zeigen &
Aussprechen im Lehren der Sprache & in ihrem Gebrauch zufällt || der Gebrauch der von diesem Zeigen & Aussprechen im Lehren der
Sprache & in der Praxis der Verständigung mit ihr gemacht
wird.
– Man ist versucht zu || Soll man
sagen, der Unterschied sei || liege darin,
daß man in den verschiedenen Fällen auf verschiedene Arten von
Gegenständen weist?
Aber wenn ich mit der Hand auf ein Stück weißes Papier zeige, wie
unterscheidet sich ein Hinweisen auf die Form von einem Hinweisen auf
die || seine Farbe?
Man möchte sagen: der Unterschied ist, daß wir in den beiden
Fällen Verschiedenes meinen.
Und Meinen sollte
124 hier ein Vorgang || Gedankenvorgang sein, der stattfindet || statthat
während wir zeigen.
Besonders neigt man zu dieser Idee || Auffassung || Vorstellung, wenn man bedenkt || sich sagt, daß ein Mensch, danach gefragt || wenn man ihn fragt || der gefragt wird, ob er auf die Form
oder auf die Farbe zeige, || die Form oder die Farbe meine,
im allgemeinen apodiktisch im einen oder im
andern Sinne antworten kann || wird.
Wenn wir nun aber nach zwei
seelischen Vorgängen suchen || Suchen wir aber nach zwei seelischen
Vorgängen, die das meinen || Meinen
der Form & das Meinen der Farbe charakterisieren || kennzeichnen, so finden wir nichts, was das Zeigen auf die Form, oder das
Zeigen auf die Farbe begleiten müßte. || wovon wir sagen
könnten, es müsse alle ¤ Handlung des Zeigens der
gleichen Art begleiten.
Unsere Begriffe: ‘die Aufmerksamkeit auf die Form
richten’, ‘die Aufmerksamkeit auf die Farbe
richten’ sind nur rohe, unbestimmte Begriffe.
Der Unterschied, könnte man sagen, liegt nicht einfach in dem was beim
Zeigen vor sich geht, sondern vielmehr in der
Umgebung des || dieses
Zeigens, in dem, was ihm vorhergeht & dem was darauf
folgt.
Es gibt aber wohl charakteristische Weisen auf eine Form zu zeigen, oder
auf eine Farbe, Höhe, einen Umfang,
etc.. |
5
Auf den Ruf “Diese Platte!” bringt
B die Platte auf die A zeigt.
Auf den Ruf “Platte dorthin!” trägt er eine
Platte an die Stelle auf die A weist. |
Wird das Wort ‘dorthin’ vorzeigend || zeigend gelehrt?
Wenn der Gebrauch dieses Wortes gelehrt & eingeübt wird, wird der
Lehrende die zeigende Handbewegung machen & dabei das Wort
aussprechen.
Aber sollen wir sagen, daß er damit einem Ort den Namen
‘dorthin’ gibt?
Die zeigende Gebärde gehört ja hier zur || in
die Praxis der Verständigung mittels der Sprache. |
Es ist in der Philosophie || unter
Philosophen die Meinung aufgetaucht, daß Wörter wie
‘dort’, ‘hier’,
‘jetzt’,
125 ‘dieses’ die
eigentlichen Eigennamen sind, & nicht || nicht aber die Wörter, die wir im gewöhnlichen Leben
geneigt sind, so zu || etwa so nennen. || für gewöhnlich so nennen würden.
Diese seien Eigennamen nur in einem ungenauen, oder
angenäherten Sinn.
Etwa, wie man sagen kann, daß für gewisse Betrachtungen ein
Sandkörnchen angenähert als materieller Punkt gelten kann.
Denke an Russell's Begriff vom ‘individual’,
oder an meinen von den ‘Gegenständen’ &
ihren ‘Namen’
(Log. Phil.
Abh.); diese Gegenstände sollten die
Grundbestandteile der Wirklichkeit sein; etwas, wovon man nicht
aussagen könnte, es existiere; oder existiere
nicht. (Theaitetos)
Welches diese Einfachen Elemente der Wirklichkeit
waren || seien, schien schwer || nicht
leicht zu sagen& sie zu finden die Aufgabe weiterer ‘logischer
Analyse’ zu sein || . Sie zu finden dachte ich mir
als die Aufgabe weiterer ‘logischer
Analyse’. || . Ich dachte, es sei die
Aufgabe weiterer ‘logischer Analyse’ sie zu
finden.
Dagegen haben wir || Wir haben dagegen in
(4) Namen || Eigennamen eingeführt,
die
Gegenstände, Dinge, im gewöhnlichen Sinne des Wortes, bezeichnen || zur
Bezeichnung von Dingen, Gegenständen, im gewöhnlichen Sinne des
Wortes. |
6
Frage & Antwort.
A fragt: “Wie viele
Platten?”
B zählt sie & antwortet mit dem letzten
Zahlwort. |
Systeme der Verständigung wie meine Beispiele 1-6 will ich
‘Sprachspiele’ nennen.
Sie sind dem, was wir im gewöhnlichen Leben Spiele nennen mehr oder
weniger verwandt; Kinder lernen ihre Muttersprache mittels solcher
Sprachspiele, & hier haben sie vielfach den unterhaltenden Charakter
des Spiels.
– Wir betrachten aber die Sprachspiele nicht als die Fragmente
einer Sprache, || eines Ganzen ‘der
Sprache’, sondern als in sich geschlossene Systeme der
Verständigung, als einfache, primitive, Sprachen.
Um diese Betrachtungsart im Auge zu behalten ist es oft nützlich sich das
Bild weiter auszumalen
126 & sich einen primitiven
Volksstamm vorzustellen dessen gesamte Sprache in dem || diesem Sprachspiel besteht.
(Denke an die primitive Arithmetik solcher || wilder Stämme.) |
Wenn wir in der Schule spezielle technische Zeichensprachen lernen, wie
den Gebrauch von Diagrammen & Tabellen, Darstellende Geometrie,
chemische Gleichungen || Formeln,
etc., lernen
wir weitere Sprachspiele. |
Das Bild welches man
von der Sprache eines Erwachsenen hat ist etwa || (Die Sprache
des Erwachsenen erscheint uns || stellt sich unsrem Auge dar
als eine nebelhafte Masse, die Umgangssprache, &
um sie herum einzelne, mehr oder weniger klar
umrissene, Sprachspiele, die || umgeben von einzelnen, mehr oder weniger
klar umrissenen, Sprachspielen, den technischen
Sprachen.) |
6 || 7
Fragen nach dem Namen.
Es werden außer den alten, neue Bausteinformen
eingeführt || alten Bausteinformen neue zugebracht.
B zeigt dann auf eine solche Form & fragt:
“Wie heißt das?”
A antwortet: “Das heißt
…”
Beim Bauen ruft A das neue Wort (‘Prisma’
z.B.) & B bringt den Stein.
|
Die Worte “Das heißt …” mit der
hinweisenden Gebärde nennen wir ‘hinweisende
Erklärung’, || oder ‘hinweisende
Definition’.
In (7) wird ein Gattungsname, der Name
einer Form, erklärt; aber analog kann nach dem Eigennamen eines Dinges,
dem Namen einer Farbe, einer Zahl, einer Himmelsrichtung
gefragt werden.
(Wenn ich hier von
den ‘Namen’ von Farben, Zahlen, Richtungen,
etc. spreche || wir hier von den
‘Namen’ von Farben, Zahlen, Richtungen,
etc. sprechen, so könnte das zweierlei Gründe
haben.
Der eine: wir könnten glauben || meinen,
daß die Funktion || Funktionen eines Eigennamens, Farbnamens,
Stoffnamens, Zahlwortes,
etc.,
in der Sprache,
d.i. ihre Funktionen im Sprachspiel, einander viel
ähnlicher sind als wirklich der Fall ist.
Dann sind wir versucht
127 zu denken, die Funktion eines jeden Wortes
sei || ist ungefähr die des Eigennamens einer
Person, oder etwa eines Gattungsnamens || Wortes wie ‘Tisch’,
‘Sessel’,
‘Tür’.
– Der andre Grund: wir verstehen die gänzliche
Verschiedenheit der Funktionen || Funktion || Funktionen von Worten || des Wortes
wie “Tisch”,
“Sessel”,
etc.
einerseits & der Funktion eines Eigennamens
andrerseits, & die Verschiedenheit beider
von der, etwa, eines Farbnamens; & sehen darum keinen Grund warum wir nicht auch von
‘Zahlnamen’,
‘Richtungsnamen’
etc.
sprechen sollen || wir können darum auch von
‘Zahlnamen’,
‘Richtungsnamen’
etc.
sprechen: Nicht, um damit zu sagen,
daß Farben, Körper, Zahlen, Richtungen ja nur verschiedene Arten von
Gegenständen sind || seien, sondern um die
Analogie zu betonen, die im Mangel der Ähnlichkeit der
Funktionen von ‘Sessel’ &
‘Jakob’ einerseits, &
‘Süden’
& ‘Jakob’ andrerseits
liegt. || liegt, zwischen den Funktionen von
‘Sessel’ &
‘Jakob’ einerseits, &
‘Süden’ &
‘Jakob’ andrerseits.
|
8
B erhält eine Tabelle in welcher Schriftzeichen
gegenüberstehn den Bildern von
Gegenständen || den Bildern von Gegenständen gegenüberstehn;
z.B. einem Hammer || den Bildern eines
Hammers, einer Zange, einer Säge,
etc. || .
A schreibt ein solches || eines jener Zeichen auf eine Tafel, B
sucht es in der Tabelle auf, fährt mit dem Finger vom Schriftzeichen zum
Bild & bringt || holt den
Gegenstand den das Bild zeigt. |
Betrachten wir die verschiedenen Arten von Zeichen in unsern
Beispielen.
Wir wollen zwischen Sätzen & Wörtern unterscheiden.
‘Sätze’ &
‘Wörter’ in unsern Sprachspielen werde ich
nennen, was dem analog ist, was wir für gewöhnlich || in der
gewöhnlichen Sprache ‘Sätze’ &
‘Wörter’ nennen.
Ein Satz kann auch aus einem einzigen Wort bestehen.
In (1) sind die Ausrufe ‘Platte!’,
‘Balken!’ solche Sätze.
In (2) hat jeder Satz zwei Wörter.
– Wir unterscheiden unter den Sätzen Befehle, Fragen,
Behauptungen,
128 Vermutungen,
u.s.f.; unzählige Arten von
denen || deren
einigen nach & nach die Rede sein wird || soll. |
9
In einem Sprachspiel ähnlich
(1) ruft A Befehle von der Form “Platte, Säule,
Prisma!”; & B bringt
darauf || daraufhin || darauf eine Platte, eine Säule & ein
Prisma. || diese Bausteine.
Wir könnten hier den Befehl einen Satz, aber auch drei Sätze
nennen. – |
10 Wenn aber die Reihenfolge der Wörter
dem B die Reihenfolge angibt, in welcher er die Steine bringen soll,
dann werden wir “Platte, Säule, Prisma!”
einen Satz aus drei Wörtern nennen || nennen der aus drei Wörtern
besteht.
Hätte der Befehl die Form gehabt “Platte, dann Säule, dann Prisma!”, so würden wir sagen er bestehe aus vier Wörtern (nicht aus fünfen). |
Unter den Wörtern finden wir Gruppen mit ähnlichen Funktionen im
Sprachspiel.
Man sieht leicht die Ähnlichkeit der Funktion in der Gruppe
der Wörter ‘eins’, ‘zwei’,
‘drei’
etc.
einerseits, & anderseits die der
Funktion von || der Wörter || in der Gruppe
‘Platte’, ‘Säule’
etc.; & so || . So
können wir Wortarten unterscheiden || unterscheiden wir
Wortarten.
In (9) & (10) besteht ein Satz aus Wörtern nur einer
Wortart. |
11
Die Ordnung, in der B die Steine zureicht wird durch
Ordnungszahlwörter, etwa ‘erstens’,
‘zweitens’, ‘drittens’
etc., angegeben.
Der Befehl in (10) kann also lauten “Drittens
Prisma, erstens Platte, zweitens Säule!”
Wir
sehen, daß, || : was in einer
Sprache die Funktion von Wörtern ist, in einer Andern etwa
von der Ordnung der Wörter im Satz getan wird. || kann in
einer Andern etwa von der Ordnung der Wörter geleistet
werden.
– Oder eine || Eine Pause im || in einem Satz der einen
Sprache kann die Funktion eines Worts
129 im Satz
einer andern Sprache haben. |
Solche Überlegungen || Überlegungen wie diese können
uns die unendliche || ungeheure Mannigfaltigkeit der Mittel unserer Sprache
zeigen || ahnen lassen; & es ist
merkwürdig, mit || interessant mit dem was wir hier
sehen || beobachten || sich uns hier zeigt
die einfachen & starren Regeln zu vergleichen,
die || zu vergleichen, was Logiker vom Bau aller Sätze gesagt
haben.
(Vergleiche auch, was ich || Dies gilt auch von dem, was
ich selbst in
Log. Phil.
Abh. gesagt || geschrieben
habe.) |
Wenn wir nach der Ähnlichkeit der Funktionen der Wörter
Wortarten unterscheiden, so ist leicht zu sehen daß man
die Wörter in verschiedenerlei Weise einteilen kann || man verschiedenerlei Einteilungen treffen
kann.
So können wir || Wir können
z.B. leicht einen Grund finden, das
Zahlwort || Wort
‘eins’ nicht zur Art der || gleichen Art wie die Wörter
‘zwei’, ‘drei’,
‘vier’,
etc. zu zählen || rechnen. |
12
Denken wir uns diese Variation der Sprache || von
(2): Statt “Eine
Platte!”, “Einen
Würfel!”,
etc. ruft A
einfach “Platte!”,
“Würfel!”,
etc.; die || ¤ Die andern
Zahlwörter aber werden wie in (2) ausgerufen.
Wer an dieses System gewöhnt wäre, könnte || würde
das
Zusammenfassen von ‘eins’ mit
‘zwei’ & ‘drei’
etc. befremdlich finden.
(Denke an Gründe für & gegen die Klassifikation der
‘0’ mit den andern
Kardinalzahlzeichen.
– Sind Schwarz & Weiß
Farben?
In manchen Fällen möchte man sie unter die Farben rechnen || rechnet man sie unter die Farben, in manchen nicht.) |
Wörter || Worte || Wörter lassen sich in
vielen Beziehungen mit Schachfiguren vergleichen.
Denke an die verschiedenen Arten die Schachfiguren zu
klassifizieren. (z.B. in Offiziere
& Bauern.) |
Es ist uns natürlich die hinweisenden Gebärden
130 in (5) & die Bilder in
(8) zu den Werkzeugen || Instrumenten der
Sprache zu rechnen.
(Es gibt Gebärdensprachen.)
Die Bilder in (8) & ähnliche Instrumente einer || andere Instrumente der Sprache die eine ähnliche Funktion haben
will ich ‘Muster’ nennen, zum Unterschiede von
¤ ‘Wörtern’.
Wenn wir von einem Muster Gebrauch machen, so vergleichen wir etwas
mit dem Muster.
Wir vergleichen in (8) einen Hammer mit dem Bild des Hammers, aber
in (1) nicht eine Platte mit dem Wort
‘Platte’.
¥
–Wir wollen aber nicht sagen: “Es
gibt in der Sprache Worte & Muster”, als wäre damit
irgend ein wesentlicher Dualismus festgestellt, sondern nur einen wichtigen
Gegensatz, unter vielen andern, hervorheben.
‘1’, ‘2’,
‘3’
z.B. werden wir Wörter
nennen, die Zeichen ‘|’,
‘❘ ❘’,
‘❘ ❘ ❘’,
‘❘ ❘ ❘ ❘’,
‘❘ ❘ ❘ ❘ ❘’
etc.
aber Muster (soweit sie nicht wieder einfach als Ziffern benützt
werden).
Ob man aber
‘|’ überhaupt ein Muster nennen
soll? || Soll man aber ‘|’
überhaupt ein Muster nennen?
Es gibt allerlei Übergänge zwischen Wort & Muster.
⍈
Dasselbe Zeichen kann || könnte einmal als Wort, einmal als
Muster gebraucht werden || fungieren: Ein Kreis
kann der Name einer Ellipse sein, aber auch das Muster, womit
sie nach gewissen Projektionsregeln zu vergleichen
ist. |
Vergleiche diese beiden Ausdruckssysteme || Zeichensysteme: 13
A gibt dem B Befehle die aus zwei
geschriebenen || auf eine Tafel gemalten
Zeichen bestehen.
Das erste Zeichen ist ein unregelmäßig geformter Fleck von irgendeiner
bestimmten Farbe, etwa ||
z.B. grün; das zweite eine in schwarz
gezeichnete geometrische Figur,
z.B. ein
Kreis: B bringt darauf dem A einen Gegenstand, der
die Farbe des ersten & die Form des zweiten Zeichens
hat (z.B. einen grünen,
kreisförmigen Gegenstand). 14 A gibt Befehle die aus einem gemalten Zeichen
bestehn || 14 Ein Befehl ist ein gemaltes Zeichen, eine
geometrische Figur in einer bestimmten Farbe gemalt,
z.B. ein grüner Kreis.
B bringt auf den Befehl einen Gegenstand von der Form
& Farbe des Zeichens. |
In (13) besteht ein Satz aus zwei Musternentsprechend den zwei Wörtern
unserer Sprache “grüner Kreis”,
z.B.. || , deren jedes einem Wort
entspricht –
z.B. “grüner
Kreis”.
In (14) dagegen steht statt dieser zwei Muster eines; das
man nicht in zwei Bestandteile (Form & Farbe) zerlegen kann;
es steht also hier nicht ein Muster für ein Wort. |
Einen Ausdruck || Worte in Anführungszeichen
kann man Muster nennen.
In || ; in dem Satz “Er
schrie || ruft
‘Halt!’”
ist || also ‘Halt’
ein Muster.
Vergleiche aber den Fall, wenn der Satz
“Er schrie || ruft
‘Halt’” gesprochen
wird und wenn er geschrieben wird || die beiden Fälle: der
Satz “Er schrie || ruft
‘Halt’” ist ein
gesprochener Satz, & anderseits ein
geschriebener Satz.
Wie wird das gesprochene Wort mit dem Ruf verglichen, wie das
geschriebene?
Wer Geschriebenes kopiert vergleicht was er
schreibt mit einem Muster, aber in gewissem Sinne auch der, der nach Diktat
schreibt.
Wir6 nennen eine große Mannigfaltigkeit von Vorgängen:
“etwas mit einem Muster vergleichen”. |
In (8) vergleicht B Bilder mit Gegenständen.
Aber worin besteht dieses Vergleichen?
Was tut der, der || welcher vergleicht?
Betrachte diese Fälle: a) die abgebildeten
Gegenstände sind (wie in (8)) ein
Hammer, eine Zange, eine Säge, ein Bohrer; b) zwanzig
verschiedene Arten von Schmetterlingen. Wie verschieden
wird hier der Vorgang des Vergleichens sein. c) Die
Bilder sind maßstabgerechte Zeichnungen von
Bausteinen & das Vergleichen hat mit dem Zirkel zu geschehn.
132 |
Es sei B's Aufgabe ein Stück Tuch von der Farbe eines Musters zu
bringen, das ihm gegeben wird.
Wie vergleicht er die Farbe des Musters & des Tuches?
Stelle Dir verschiedene Fälle vor: |
15
A zeigt dem B das Muster; darauf geht B &
bringt den || einen Stoff nach dem
Gedächtnis. 16
A gibt B das Muster.
B geht mit dem Muster zu dem Regal auf dem die Stoffe liegen
& sieht vom Muster auf die Stoffe ehe er wählt. 17
B legt das Muster auf jeden der Stoffe am Regal
& wählt den Stoff dessen Farbe er nicht vom Muster unterscheiden
kann. 18
Stelle Dir dagegen den Fall vor, der Befehl lautete:
“Bring mir einen Stoff etwas dunkler als dieses
Muster!”. – |
Ich sagte in (15) B bringe einen Stoff ‘nach dem
Gedächtnis’; aber dieser Ausdruck umfaßt unzählige
mögliche Vorgänge.
Denke an einige Beispiele: |
19
B, wenn er zu den Stoffen kommt, schließt die Augen
& ruft || schließt die Augen & ruft
sich ein Bild des Musters in's
Gedächtnis.
Er sieht dann abwechselnd auf die Stoffe & stellt sich das Muster
vor.
Einmal sagt er zu sich selbst “zu
hell”, einmal “zu
dunkel”; endlich blickt er auf einen & sagt
“gut!”, & nimmt ihn vom
Regal. 20
B ruft sich kein Bild des Musters vor Augen.
Er sieht einen Stoff nach dem andern an,
runzelt die Stirn
& schüttelt bei jedem den Kopf; beim zehnten entspannt sich sein
Gesicht, er nickt mit dem Kopf & nimmt den Stoff. Denke Du hättest zu beschreiben, was Du in einem solchen Falle wirklich tust || getan hast. 21
B ruft sich kein Bild des Musters vor Augen; er blickt
der Reihe nach auf einige
133 Stoffe, den
fünften nimmt er & bringt ihn dem A. |
Die Beschreibung der drei Beispiele (19), (20),
(21), besonders des letzten, hat || Beschreibungen dieser drei
Beispiele, besonders des letzten, haben etwas
Unbefriedigendes.
Es scheint, sie geben allerlei
Akzidenzien || Nebensächliches & lassen || lassen aber das Wesentliche
aus.
Das Wesentliche aber wäre eine || die spezifische Erfahrung
des Vergleichens & des Erkennens. Wenn wir nun irgendeinen Vorgang || irgendwelche Vorgänge des Vergleichens genau in's Auge fassen, so sehen wir leicht eine Anzahl von Handlungen, Gedanken, Empfindungen, die alle für den Vorgang des Vergleichens || das Vergleichen mehr oder weniger charakteristisch sind. Und das ist der Fall, ob es sich um ein Vergleichen nach dem Gedächtnis handelt, oder um das Vergleichen zweier Gegenstände, die wir beide vor Augen haben. Wir kennen eine Unzahl solcher Vorgänge des Vergleichens; sie bilden, wie wir uns in solchen Fällen ausdrücken wollen, eine “Familie”, unter deren Gliedern eine Unzahl von Familienähnlichkeiten besteht, die einander auf die verschiedenste Weise übergreifen & kreuzen. || diese Ähnlichkeiten übergreifen & kreuzen einander || sich auf mannigfache Weise. || . Zwischen ihren Mitgliedern besteht eine große Zahl von Ähnlichkeiten die sich auf die verschiedenste Weise übergreifen & kreuzen. – Wir halten Gegenstände, deren Farbe wir vergleichen wollen für kürzere oder längere Zeit zusammen || zueinander, schauen sie abwechselnd an, halten sie in verschiedene Beleuchtungen, wir machen dabei verschiedene charakteristische Äußerungen, haben Erinnerungsbilder, Gefühle der Spannung & Entspannung, Befriedigung & Unbefriedigung, die verschiedenen Gefühle der Anstrengung in den Augen & ihrer Umgebung, die längeres aufmerksames Schauen begleiten & alle möglichen Kombinationen dieser & anderer Erfahrungen. Je mehr solche Fälle wir besehen || Fälle des Vergleichens & je genauer wir sie besehen, umso zweifelhafter erscheint || desto weniger glauben wir an eine spezifische Erfahrung des Vergleichens. 134 |
Ja, wenn Du eine Anzahl solcher Fälle genau
untersucht || besehen hast & ich gebe Dir
nun zu, daß es vielleicht eine Erfahrung geben mag || kann || gibt, die allen von ihnen gemeinsam ist
& erkläre mich bereit das Wort ‘Vergleich’
nur da zu gebrauchen, wo diese Erfahrung anwesend ist, dann wirst Du nun
fühlen, daß die Annahme einer solchen Erfahrung jetzt
jeden || ihren Zweck verloren hat, denn
diese
Erfahrung steht nun || nun steht diese Erfahrung neben einer
Unzahl von andern || Menge anderer Erfahrungen,
welche, wie man nun sieht, die Verbindung aller der Fälle des
Vergleichens herstellen.
– Denn jene ‘spezifische
Erfahrung’, die wir suchten, sollte ja
gerade das tun was nun die ganze || jene || die || jene Masse von
Erfahrungen leistet.
Die spezifische Erfahrung sollte ja nie || nicht
eine aus || unter einer Anzahl mehr oder
weniger charakteristischer
Erfahrungen sein.
– Man könnte sagen, daß man diesen Gegenstand auf zweierlei Weise ansehn kann || man
könne || kann diesen Gegenstand auf zweierlei Weise
ansehn: einmal aus der Nähe –, einmal
aus der Ferne || von weitem & durch
eine eigentümliche Atmosphäre.
– Wir haben aber || Und wir haben gefunden, daß
der tatsächliche Gebrauch, den wir von dem Worte
“Vergleich” machen, anders || des Wortes
“Vergleich” ein anderer ist als der, den
wir vom Weiten zu sehen glauben.
Wir finden, daß das, was die verschiedenen Fälle des
Vergleichens verbindet, eine große Anzahl
einander
übergreifender Ähnlichkeiten ist; & wenn wir dies sehen, so
fühlen wir uns nicht mehr genötigt || gezwungen zu
sagen, es müsse allen diesen Fällen eines gemeinsam sein.
Sie sind durch ein Tau mit einander verbunden; und dieses
Tau hält nicht darum, weil || verbindet sie nicht dadurch,
daß irgend eine Faser in ihm von einem Ende zum andern reicht || läuft, sondern
weil || dadurch, daß eine Unzahl von kürzeren Fasern
einander übergreifen. |
“Aber in dem Fall (21) handelt ja B gänzlich
135 automatisch.
Wenn wirklich nur das geschieht || vorgeht, was dort beschrieben ist, weiß er ja nicht, warum er den
Stoff gewählt hat, er hatte || hat
keinen Grund ihn zu wählen.
Wenn er den richtigen wählt, so tut er es, wie eine Maschine es
hätte tun
können || tun kann.”
– Aber wir sagten ja nicht, daß B in diesem Falle nichts
wahrnimmt, || empfindet || empfinde, daß er die Stoffe nicht sähe,
keine Tast- & Muskelempfindungen habe
u.s.f.
– Und wie sieht denn so ein Grund aus der die Wahl zu einer
nicht-automatischen macht;
d.h., wie stellen wir
uns ihn vor?
Ich denke, wir würden sagen, daß das Gegenteil des automatischen
Wählens, sozusagen das Ideal des bewußten Wählens, darin bestehe, daß wir
ein klares Bild || Erinnerungsbild des Musters oder das
Muster selbst vor uns || Augen hätten und eine
spezifische Empfindung nicht zwischen dem Muster &
dem || dem gewählten Stoff unterscheiden zu
können.
Diese bestimmte Empfindung wäre dann der Grund, die Rechtfertigung
der || unsrer Wahl.
Diese Empfindungverbindet, könnte man
sagen, || , könnte man sagen, verbindet die beiden
Erfahrungen: das Sehen des Musters mit dem Sehen des
Stoffes.
Aber was verbindet dann die spezifische Empfindung mit jenen beiden
Erfahrungen?
– Wir leugnen nicht, daß so eine Empfindung
vermitteln kann; aber in dem Licht dieser
Betrachtung || so betrachtet erscheint nun
der
Unterschied || die Unterscheidung
‘automatisch –
nicht automatisch’ nicht mehr so scharf
& primär wir früher.
Das heißt nicht, daß diese Unterscheidung in
speziellen Fällen ihren praktischen Wert
verliert.
So wird man || werden wir
z.B. unter bestimmten
Umständen gefragt || auf die Frage
“Hast Du diese Rolle || diesen Stoff mechanisch vom Regal
genommen, oder hast Du Dir etwas dabei
gedacht?” antworten, man hätte || wir hätten nicht
mechanisch gehandelt,
136 denn wir hätten den Stoff genau besehen,
uns das Bild des Musters || Muster in die Erinnerung
gerufen || versucht uns das Bild des Musters || Muster in
die Erinnerung zu rufen || uns an das Bild des Musters || Muster erinnert, Zweifel & endlich
Befriedigung geäußert.
Das kann in einem besondern Fall der Unterschied zwischen automatisch
& nicht-automatisch sein.
In einem andern dagegen werden wir vielleicht
automatisches &
nicht-automatisches || zwischen automatischem &
nicht-automatischem Auftreten des || eines
Erinnerungsbildes unterscheiden
etc. || ,
u.s.f.¤ |
“Aber warum hat er in (21) gerade
diesen Stoff gebracht, wie hat er ihn als den
Richtigen || richtigen
erkannt, woran?”
– Wenn Du fragst “Warum?” fragst
Du nach der Ursache oder nach dem Grund?
Wenn nach der Ursache so ist es ja nicht schwer sich eine physiologische
oder psychologische Hypothese auszudenken die die Wahl unter den
gegebenen Umständen erklären könnte.
Es ist die Aufgabe der experimentellen Wissenschaft solche
Hypothesen zu prüfen.
Wenn Du dagegen nach dem Grund fragst, so ist die Antwort: es muß
keinen Grund für die Wahl
geben || gegeben haben. || kein Grund für die Wahl vorhanden
gewesen sein.
Ein Grund ist ein Schritt, der dem Schritt der Wahl vorhergeht.
Aber warum sollte jedem Schritt ein andrer Schritt
vorangehen? || anderer vorhergehen? |
“Aber dann hat B den Stoff
nicht wirklich als den richtigen erkannt.”
– Wenn Du willst so brauchst Du (21) nicht unter die Fälle des
‘Erkennens’ zu zählen.
Aber wenn es uns klar wird daß die Vorgänge des Erkennens eine große
Familie bilden mit einander übergreifenden Familienähnlichkeiten,
werden wir wahrscheinlich nicht abgeneigt sein den Fall (21)
zu dieser Familie zu rechnen.
– “Aber fehlt denn dem B in diesem Fall
nicht das Kriterium wonach er den Stoff
als den rechten erkennen kann?
In (19) hatte er
z.B. das Erinnerungsbild
& er erkannte den Stoff durch
137 seine Übereinstimmung mit diesem
Bild.”
– Aber hatte er auch ein Bild vor sich von dieser
Übereinstimmung? || , || ?
so daß er die Übereinstimmung zwischen Muster & Stoff mit
ihm || Ein Bild mit dem er die Übereinstimmung zwischen Muster
& Stoff vergleichen konnte, um zu sehen, ob es die
rechte || richtige Übereinstimmung sei?
Und hätte er andrerseits nicht ein solches Bild haben
können?
Angenommen etwa, A wollte, daß B sich erinnerte, daß hier ein
Stoff von der gleichen Farbe wie das Muster verlangt sei, –
im Gegensatz zu anderen Fällen etwa, in denen B einen etwas
dunkleren Stoff von etwas dunklerer Farbe als das Muster bringen
mußte.
A gibt nun || also dem B
auch ein Muster von der gewünschten Übereinstimmung
mit, nämlich zwei Muster || Stücke Stoff von
gleicher Farbe.
– Ist irgend ein solches Zwischenglied zwischen dem Befehl
& der Ausführung notwendig das letzte?
– Und wenn Du sagen willst || sagst, daß B im Fall || in (20)
wenigstens das Gefühl der Entspannung hat, woran er den richtigen Stoff
erkennen kann || woran er erkennen kann, daß der Stoff der
richtige ist, – mußte er ein Bild von dieser Entspannung
haben || besitzen || vor sich
haben, um an ihm || danach die Empfindung
zu erkennen, nach der er den richtigen Stoff erkennen sollte?
|
“Aber angenommen nun B bringt in (21) den Stoff
& wenn man ihn mit dem Muster vergleicht, so erweist er sich als der
unrechte.”
– Aber hätte das nicht auch in den andern Fällen so geschehen
können?
Angenommen in (19) hätte der Stoff den B brachte nicht mit dem
Muster übereingestimmt würden wir nicht in einigen || gewissen Fällen sagen, sein Erinnerungsbild habe nicht gestimmt,
in andern, das Muster, oder der Stoff, habe seine Farbe geändert, &
noch in anderen, die Beleuchtung sei nicht die gleiche?
Es ist nicht schwer Fälle zu erfinden,
138 Umstände auszudenken || sich
Umstände vorzustellen, in denen man diese Urteile fällen
würde.
– “Aber ist nicht doch ein wesentlicher Unterschied
zwischen den Fällen (19) & (21)?”
– Gewiß!
Eben der, welchen die Beschreibungen zeigen. |
Im Beispiel (1) lernt B einen Baustein bringen wenn er
das Wort ‘Würfel’ hört.
Wir könnten uns vorstellen, daß in diesem Fall folgendes
geschieht: in B ruft das Hören des Wortes ein
Vorstellungsbild auf; die Erziehung, Abrichtung, hat, wie man sagen
würde, diese Assoziation geschaffen.
B nimmt nun den Stein auf der mit dem Vorstellungsbild
übereinstimmt.
– Aber mußte dies geschehen?
Wenn die Abrichtung es bewirken konnte, daß das
Vorstellungsbild – automatisch – B vors Auge trat,
warum dann nicht daß B den Stein aufnimmt, ohne Vermittlung eines
Bildes?
Das bedeutet ja nur ein etwas anderes Funktionieren des
Assoziationsapparates. || Apparates der
Assoziation.
Denke daran, daß das
Vorstellungsbild, welches || das von dem Wort aufgerufen wird, nicht
aus dem Wort, welches er hört, abgeleitet wird || er das Vorstellungsbild nicht aus dem Wort
ableitet (aber wäre es so, so würde
dies || es || das unser Argument nur einen
Schritt zurück verlegen || schieben) sondern
daß dieser
Fall || der Fall hier analog dem des Registrators
ist: wenn ein bestimmter Knopf gedrückt wird springt || erscheint ein bestimmtes Täfelchen.
Ja dieser Mechanismus kann statt dem der Assoziation
verwendet werden. |
Die
Vorstellungsbilder von Farben, Gestalten, Tönen,
etc.
etc., die im Gebrauche der Sprachen eine Rolle spielen || Es ist oft nützlich sich das Vorstellen || Es ist oft
klärend sich das Vorstellen von Farben, Gestalten, Tönen,
etc.
etc., das im Gebrauche der Sprachen eine
Rolle spielen kann || spielt durch wirklich gesehene Farben, wirklich gehörte Töne,
etc.
u.s.w. ersetzt zu
denken || ersetzt zu denken durch das Anschauen von
Farbmustern || wirklicher Farbmuster, das Hören wirklicher Töne,
etc., also
z.B. das Aufrufen
eines Erinnerungsbildes einer Farbe durch das
139 Anschauen || Ansehen eines wirklichen Farbmusters, das wir bei uns
tragen, viele der Vorgänge beim Gebrauch der Sprache verlieren,
wenn man an die Möglichkeit dieser Ersetzung denkt, ihren || den scheinbar okkulten Charakter || Schein des Ungreifbaren, Okkulten. |
Der
Zweck der Abrichtung || Die Abrichtung im Gebrauch
einer || der Tabelle (wie der in (8))
kann dahin gehen, den Schüler nicht bloß zum Gebrauch einer
bestimmten Tabelle sondern zum Gebrauch & auch zum
Anlegen beliebiger Tabellen,
beliebiger Kombinationen von Schriftzeichen
& Bildern, zu befähigen.
Die erste Tabelle die er gebrauchen lernte war etwa die in
(8). |
18 || 22
Wir setzen || fügen ihr nun das Bild eines
andern Werkzeugs bei welches der Schüler vor sich hat, etwa eines Hobels,
& gegenüber dem Bild das Wort
‘Hobel’.
Wir werden diese Tabelle der ersten so ähnlich als möglich
machen || gestalten; das gleiche Stück Papier verwenden, || auf dem gleichen Stück
Papier, etwa, das Bild des Hobels unter die andern Bilder, das Wort
unter die andern Wörter schreiben || setzen.
Der Schüler wird nun ermuntert werden, von dem neuen Bild & Wort
Gebrauch zu machen ohne daß man die frühere Abrichtung
an ihnen wiederholt.
¤ Das Ermuntern nun
besteht in gewissen Nachhilfen, billigenden & mißbilligenden Mienen
des Lehrers, Handbewegungen || Gesten, die ein
Fortsetzen ausdrücken und dergleichen mehr.
Denke an die verschiedenen Gesten & Gebärden
& Bewegungen, die man macht, wenn man einen Hund zum Apportieren bringen will. || um einen Hund zum Apportieren zu bringen.
|
Aber nicht jedes Tier wird auf diese
Gebärden reagieren, wie der Hund.
Eine Katze wird diese Gebärden nicht, oder mißverstehen; das heißt in
diesem Fall
140 einfach: sie wird nicht
apportieren.
Und wenn das Kind auf unsere Ermunterungen nicht reagiert, wie eine Katze
die || der man das Apportieren lehren
möchte, so gelangt es nicht zum Verständnis einer Erklärung; oder
vielmehr, das Verstehen beginnt hier mit dem richtigen Reagieren || Reagieren in bestimmter Weise.
– Das Verstehen ¤ ermunternder Worte ist nur eine
Weiterentwicklung des Verstehens || Reagierens auf einen ermunternden Tonfall, eine Gebärde,
etc. |
23
Der Schüler lernt Dingen Namen seiner eigenen Erfindung zu geben &
die Dinge zu bringen, wenn die Namen gerufen werden.
Es wird ihm eine Tabelle gegeben auf deren einer Seite er Bilder ihm
bekannter Gegenstände findet & diesen || ihnen gegenüber, dort wo in den früheren Spielen Schriftzeichen
standen, leere Plätze || Stellen.
Er schreibt die neuen Wörter an diese Stellen & gebraucht die
Tafel dann, wie in (8).
Beim || Im Lernen des Gebrauchs der Tabelle kann es eine wichtige Übung sein den Finger in der Tabelle immer von rechts nach links || links nach rechts – vom Schriftzeichen zum entsprechenden Bild – || (vom Schriftzeichen zum entsprechenden Bild) zu bewegen, gleichsam also eine Reihe paralleler Striche in ihr zu ziehen. Dies mag dann beim Übergang in (22) von der ersten Tafel zur erweiterten helfen. |
Tabellen & hinweisende Erklärungen & ähnliches werde
ich, in Übereinstimmung mit dem gewöhnlichen Sprachgebrauch,
‘Regeln’ nennen. |
24
Betrachte dieses Beispiel: Es werden verschiedene Arten
eingeführt Tabellen zu lesen.
Jede der Tabellen besteht aus zwei Kolumnen, in der einen Schriftzeichen
in der andern Bilder, wie
141 oben.
Sie werden entweder horizontal von links nach rechts gelesen,
wie oben, also nach dem Schema
oder aber nach Schemata wie
z.B. oder
Schemata dieser Art werden den Tabellen als Regeln des Lesens beigegeben. |
Könnten aber diese Regeln nicht durch weitere Regeln erklärt
werden?
– Gewiß. –
Andrerseits aber, || : ist eine Regel
unvollständig erklärt wenn ihr keine weitere Regel für ihren Gebrauch
beigegeben ist || wurde? |
Wir wollen nun die endlose Reihe der Kardinalzahlen in unsre
Sprachspiele einführen.
Aber wie machen wir das?
Die Analogie zwischen einem solchen, unbegrenzten, Spiel & dem || dem
Spiel mit zehn Zahlwörtern || dem Spiel mit zehn Zahlwörtern
& einem solchen, unbegrenzten, Spiel kann ja nicht dieselbe
sein, wie die zwischen dem Spiel mit zehn & einem etwa mit 55
Zahlwörtern.
Angenommen das Spiel sei
wie (2) die Reihe der Zahlzeichen aber unbegrenzt.
Es werde in der Praxis des Spiels tatsächlich bis 155 gezählt,
dann soll ja das unbegrenzte Spiel nicht das sein,
welches aus (2) würde, wenn ich dort statt den
Zahlzeichen || Zahlwörtern || “die
Zahlwörter von ‘eins’
bis ‘zehn’” “die
Zahlwörter von ‘eins’ bis
‘hundertfünfundfünfzig’” gesagt
hätte.
Aber worin liegt dann der Unterschied?
Fast
142 möchte man so etwas sagen wie, er liege im
Geiste in dem die Spiele gespielt würden. Der Unterschied zwischen zwei Spielen || Brettspielen kann etwa || z.B. in der Zahl der Spielfiguren || Spielsteine liegen, in der Zahl der Felder im Brett || des Brettes, oder darin, daß sie || diese in einem || im einen Fall Quadrate im andern Sechsecke sind, etc. Aber der Unterschied zwischen dem begrenzten & dem unbegrenzten Spiel scheint nicht in den materiellen Werkzeugen des Spiels liegen zu können, denn, möchten wir sagen, wie kann sich das Unendliche in diesen ausdrücken? Wir können es, so scheint es, nur in unsern Gedanken erfassen. Und es sind also die Gedanken || scheinen also die Gedanken zu sein, die das begrenzte Spiel vom unbegrenzten unterscheiden. Seltsam ist es dann nur, daß wir diese Gedanken über das Unendliche in Worten & Gebärden ausdrücken & mitteilen können. |
25
Denke Dir zwei Kartenspiele: Ich will sie das
‘begrenzte’ & das
‘unbegrenzte’ nennen.
Die Karten beider tragen Ziffern & die höhere Ziffer sticht die
niedrigere || geringere.
Die Spielregeln sind einander in jeder Beziehung analog; aber das eine
Spiel wird mit 32 Karten gespielt das andere mit einer beliebigen
Zahl.
Angenommen nun wir spielen das unbegrenzte Spiel, &
die Zahl der Karten || Spielkarten ist 32; wie unterscheidet sich das Spiel vom
begrenzten.
– Nicht durch die Blätter, nicht durch die Art wie ausgespielt,
gestochen wird,
etc.
Aber vielleicht dadurch: Das begrenzte Spiel wird mit einem
Pack gedruckter Karten gespielt, beim unbegrenzten wird jedem Spieler ein
Vorrat leerer weißer Karten & ein Bleistift zum Schreiben der
Ziffern gegeben. Zu || ;
zu Anfang des unbegrenzten Spiels fragt einer:
“Wie hoch gehen
143
wir?”, und dergleichen
mehr; || , es || ; und dergleichen mehr.
Es wird also hier über die Grenzen des Spiels eine
Entscheidung getroffen & dies kann sich in der mannigfachsten
Weise abspielen.
¥
Man kann also hier wirklich sagen, der Unterschied || was
das unbegrenzte Spiel charakterisiere, sei ‘schwer zu
fassen’, wenn es auch kein ungreifbarer
‘Geist’ ist.
⍈
Denke endlich an die Verschiedenheit des Vorgangs der Einübung, des
Lernens, der beiden Spiele.
Die Partie des unbegrenzten Spiels mit 32 Karten wird sich
vielleicht von der || einer des begrenzten
Spieles kaum unterscheiden, oder nur in Dingen, die man
‘unwesentliche Äußerlichkeiten’ nennen
möchte. |
Der verschiedene ‘Geist’ dieser Partien
liegt darin || mag nur darin liegen, daß sie verschiedenen
Systemen angehören, & dies in den mannigfachen Beziehungen,
die sie zu andern Partien, zum Lernen der Spiele & zu
verschiedenen andern Vorgängen haben, die außerhalb der beiden
Partien selbst liegen.
Betrachte die folgenden beiden Spiele: |
26
Es sind zwei Arten des Damespiels, ich will sie A
& B nennen.
In A verliert der der alle
seine Spielsteine verliert; in B gewinnt, wer seine Steine
verliert || verloren hat.
Die beiden Spiele sind einander also in der || dieser
Beziehung entgegengesetzt; in allen andern aber, nehme ich an,
gleich.
Welchen Unterschied wird nun ein Zuschauer || Einer || ein Zuschauer merken || sehen, der
Partien von || der Art || der beiden
Spiele A & B zuschaut || beobachtet?
Nun, es lassen sich ja leicht solche Unterschiede
beschreiben.
Zuerst etwa so: In A trachtet Jeder, seine Steine
davor zu bewahren, daß sie von denen des Andern übersprungen werden; in
B schiebt Jeder dem Andern seine Steine zu,
damit der sie überspringen muß. || 144 um sie von ihm überspringen zu
lassen.
Aber das wird sich
dem Zuschauer doch nur als ein Unterschied des Grades
zeigen, denn sowohl in A als auch in B verliert ja Einer
endlich alle Steine, & eine nachlässig
gespielte Partie des Spiels A braucht sich von einer solchen des
Spiels B kaum, oder nicht, zu unterscheiden.
– “Aber die Partie A wird sich doch nun von
der Partie B im Geist in dem sie gespielt werden
unterscheiden!”
– Gewiß: die Spieler werden im allgemeinen bei
äußerlich ähnlichen || ähnlichen äußeren Anlässen in den beiden
Partien andere Gefühle haben; & der Zuschauer wird ja auch sehen,
daß in B der Eine dem Andern einen Stein mit triumphierender Miene
zuschiebt & der Andre ihn mit wenig erfreutem
Gesicht || wenig erfreut überspringt; oder daß in A
Einer unangenehm überrascht ist, wenn ihm der Andre einen
Stein nimmt; daß er zögert, wenn er einen Stein dem Überspringen
aussetzen muß;
u.s.f.¤
Endlich wird der Zuschauer sehn, daß in A der, der seinen
letzten Stein verloren hat dem Andern Geld gibt, oder sagt, er habe
verloren, oder mit einer Miene, die Ergebung in sein
Schicksal ausdrückt || der Ergebung in sein Schicksal vom Spiel
aufsteht, der Andre aber vielleicht mit einem schlecht unterdrückten
Ausdruck der Befriedigung;
u.s.f.¤
Aber sind denn die Gefühle immer die gleichen?
Triumphiert jeder, der in A dem Andern einen Stein
nimmt? Sträubt || , oder
sträubt sich jeder der ein Spiel verliert?
Freut sich nicht Mancher über den Sieg des Andern?
– || – Wie ist es also mit dem
Unterschied im
Geist || des Geistes der beiden Partien?
Ist es nicht so: Der Unterschied, kann man
sagen, ist etwa so groß, wie der Unterschied im Ausdruck der Gemütsbewegung,
die der Zuschauer beobachten
145
kann; & im allgemeinen beobachten wird.
Von dem Verhältnis der ‘Gemütsbewegung’ zu
‘ihrem Ausdruck’ wollen wir jetzt nicht
reden.
Wenn wir also das Spiel || die Partie als eine Handlung
betrachten, so können wir sagen, daß sich im allgemeinen eine Partie A
von einer Partie B unterscheiden wird durch die Art der Züge sowohl,
als auch durch das was sonst während & nach der
Partie vorgeht; daß aber in einem besondern Fall der
Unterschied bis auf ‘unwesentliche
Äußerlichkeiten’ herabsinken kann, etwa darauf, daß
die Spieler vor Anfang der Partie
sagen || ein Spieler vor Anfang der Partie sagt
“Wir wollen eine Partie A
spielen”.
Der Zuschauer wird ferner einen Unterschied in den Regelverzeichnissen der
beiden Spiele sehn. |
Wir wollen nun Sprachspiele, von denen wir sagen würden, sie
werden mit
einer begrenzten Reihe von Zahlwörtern gespielt || verwenden eine
begrenzte Reihe von Zahlzeichen, mit
Sprachspielen || solchen vergleichen, von denen
wir sagen würden, sie werden mit einer unbegrenzten Reihe
von Zahlwörtern gespielt. || verwendeten || verwenden eine unbegrenzte Reihe von Zahlzeichen. |
27
Wie
№ 2. || Sprache
(2 || 3).
A befiehlt B, ihm eine Anzahl von Bausteinen
von bestimmter Form zu bringen.
Die Zahlzeichen sind die Ziffern ‘1’,
‘2’, ‘3’ …
bis ‘9’, jede auf einer Karte
aufgeschrieben || geschrieben. A hat einen Pack dieser Karten &
gibt B den Befehl indem er ihm eine Karte zeigt & dabei das
Wort ‘Würfel’, oder
‘Platte’,
etc.
ausruft. || gibt A mit den Fingern der beiden
Hände. Die Zahlzeichen sind zehn Bilder
der beiden Hände mit gestreckten & eingebogenen Fingern.
A gibt B den Befehl, indem er ihm ein solches Bild zeigt
& dabei das Wort ‘Würfel’ oder
‘Platte’,
etc.
ausruft. |
28
Wie (27) || (2); aber es gibt keine Karten; sondern
die || (27) || (2). Die
Reihe der Zahlwörter wird auswendig gelernt.
Im Befehl wird das
Zahlwort || In dem Befehl werden die
Zahlwörter gerufen.
Das Kind lernt sie durch mündlichen Unterricht. |
29
Es wird eine Rechenmaschine
(Abakus) verwendet.
A stellt die
Rechenmaschine || den Abakus
& gibt
146 ihn dem B.
B geht damit dorthin wo die Platten liegen,
etc. |
30
B hat die Plattenin einem Stoß || ,
die in Stößen liegen, zu zählen.
Er tut es || Es geschieht mit
der || einer Rechenmaschine. Sie || ; sie hat zwanzig
Kugeln.
In einem Stoß sind nie mehr als zwanzig Platten.
B stellt die Rechenmaschine
entsprechend dem Stoß || schiebt die Kugeln, den Platten
des || eines Stoßes entsprechend, & zeigt
dann || darauf dem A die Rechenmaschine. |
31
Wie 30; der Abakus hat nun zwanzig
kleine & eine große Kugel.
Enthält der Stoß mehr als zwanzig Platten, so verschiebt B die große
Kugel.
(Sie entspricht also etwa || in gewisser
Beziehung dem Wort ‘viele’.)
|
32
Wie 30.
Wenn der Stoß mehr als zwanzig Platten enthält || n Platten enthält, wo n größer als 20 & kleiner als
40 ist, verschiebt B n ‒ 20 Kugeln, zeigt dem A die
Rechenmaschine & klatscht dabei einmal in die Hände. |
33
A & B verwenden die Zahlzeichen des
Dezimalsystems (als Schrift- oder
Lautzeichen) bis zur || zu
‘20’.
Das Kind lernt die Reihe dieser Zeichen auswendig;
u.s.w. || weiter wie
in (2). |
34
Ein gewisser Volksstamm besitzt eine Sprache von der Art
(2).
Die Zahlzeichen sind die Schriftzeichen unseres
Dezimalsystems.
Keines der Zahlzeichen || von ihnen
ist als das höchste gekennzeichnet, wie
z.B. in einigen der früher beschriebenen
Spiele. || ,
(Man ist hier vielleicht versucht, fortzufahren:
“obwohl natürlich eines von ihnen das höchst
gebrauchte ist”.) || höchste der tatsächlich gebrauchten
Zahlzeichen ist”.)
Die Kinder dieses Stammes lernen die Zahlzeichen wie folgt: || auf folgende Weise: Man lehrt sie die
Zahlzeichen || Schriftzeichen || Ziffern von ‘1’ bis
‘20’, wie in (2) die Wörter von
‘eins’ bis ‘zehn’.
Mit || Und
mit denen || ihnen zählen sie Reihen von
Gegenständen bis zu zwanzig auf den Befehl “Zähle
diese Platten!”, “Zähle diese
Würfel!”,
etc.
Später legt man ihnen
147 eine Reihe
von 21 Dingen vor & befiehlt
wieder || gibt wieder den Befehl
‘Zähle!’.
Wenn nun das Kind beim Zählen bis zu
‘20’ gekommen ist macht der Lehrer eine
Handbewegung, die das ‘Fortfahren’ andeutet,
worauf das Kind, für gewöhnlich, die Ziffer
‘21’ schreibt.
Ähnlich läßt man dann die Kinder bis ‘22’,
& weiter, zählen.
Bei diesen Übungen spielt keine Zahl die ausgesprochene Rolle der
letzten || höchsten.
Endlich muß das Kind Reihen von weit über 20 Gegenständen zählen,
ohne die Nachhilfe des Lehrers.
Macht ein Kind den Übergang von ‘20’ auf
‘21’ || ‘20’-‘21’
auf die suggestive Geste des Lehrers hin nicht, so gilt es als schwachsinnig || wird
es als schwachsinnig behandelt. |
35
Ein andrer Volksstamm: seine Sprache ist wie die in
(34).
Man beobachtet nicht, daß die Leute höher als bis
159 zählen.
– Im Leben dieses Stammes spielt ¤ das Zeichen ‘159’ eine
eigentümliche Rolle.
– – Nehmen wir an, ich sagte: “Sie
behandeln dieses Zahlzeichen als ihr höchstes”.
– Aber was heißt das?
– “Nun, sie sagen einfach es sei das
höchste.” – Aber wie: Sie sagen gewisse Worte, || – aber wie wissen wir, was sie mit diesen Worten ihnen meinen? || die Worte bedeuten? || was sie damit meinen? Ein Kriterium dafür, was sie bedeuten || meinen, wären die Gelegenheiten bei denen sie || sie || die Menschen || sie das Wort aussprechen, welches wir mit unserm “höchstes” übersetzen wollen, die Rolle welche das || jenes Wort im Leben des Stammes spielt. Wir können uns unschwer einen Gebrauch des Zahlworts ‘159’ denken || leicht das Zahlzeichen ‘159’ bei solchen Anlässen, in Verbindung mit solchen Gesten & Formen des Benehmens gebraucht denken, daß wir sagen müßten, dieses Zeichen || Zahlzeichen spiele bei ihnen die Rolle einer unübersteigbaren oberen Grenze. Selbst dann, wenn der Stamm 148 kein
Wort besäße, welches unserm “höchste”
entspräche || entspricht, & das Kriterium dafür, daß
‘159’ das höchste Zahlzeichen sei || ist, in nichts liegt || läge, was sie
darüber sagen. |
36
Ein Stamm besitzt zwei Systeme des Zählens:
Man lernt erstens das Zählen
mit den Buchstaben des Alphabets, & außerdem mit den Zahlzeichen des
Dezimalsystems, wie in (34).
Soll jemand Dinge auf die erste Art zählen, so
sagen sie, er solle sie auf die ‘geschlossene Weise’
zählen || Die erste Art nennen sie die
‘offene’ Art des Zählens, die zweite die
‘geschlossene’ & sie verwenden diese beiden
Wörter auch für eine offene & geschlossene Türe. |
In (27) ist die Reihe der Zahlzeichen in augenfälliger Weise
beschränkt.
– In (27) & (28) ist ein
‘beschränkter Vorrat’ von Zahlzeichen
vorhanden: denke an die Analogien || Analogie & die
Verschiedenheiten der dieser beiden Beschränkungen,
& wieder an den Mangel der Analogie.
– In (30) liegt die Beschränkung einerseits im
Werkzeug des Zählens & seinem Gebrauch.
Dann aber, in ganz anderer Weise, darin, daß kein Stoß mehr als zwanzig Platten hat. || nie
mehr als zwanzig Gegenstände gezählt werden.
– In (31) fehlt diese Beschränkung, aber die große Kugel
an der Rechenmaschine betont die Beschränkung unserer Mittel.
– Ist (32) ein beschränktes oder unbeschränktes
Spiel?
Die Praxis der Anwendung des Abakus, die wir
beschrieben haben, hat 40 als obere Grenze.
– Wir || Aber wir sind geneigt zu
sagen, dieses Spiel ‘hat es in sich’, daß es
unbegrenzt fortgesetzt werden kann. || unbegrenzt
fortgesetzt werden zu können.
Aber vergessen wir nicht, daß wir auch die vorhergehenden Spiele als
Anfänge endloser Systeme hätten auffassen
können.
– In (33)
149 ist das System,
d.h. die Gesetzmäßigkeit, in den Zahlzeichen noch
augenfälliger || tritt das Systematische,
d.h. die
Gesetzmäßigkeit, in den Zahlzeichen noch augenfälliger
hervor.
Ich würde || Hier wäre
man geneigt zu sagen, es sei hier dem Spiel durch das
Werkzeug des Zählens keine Grenze gesetzt; wäre es nicht, daß || wenn
nicht die Kinder die Zahlwörter von
1 || eins bis zwanzig || ‘1’ bis
‘20’ auswendig lernen || lernten.
Das möchte darauf hinweisen, daß das Kind nicht gelehrt
wird || legt die Auffassung nahe || den Ausdruck
nahe, daß sie nicht lernen, das System
,
welches wir in diesen Zahlzeichen sehen zu
‘verstehen’. || zu
‘verstehen’, welches wir in diesen
Zahlzeichen sehen. –
Von dem
Volksstamm in (34) werden wir sagen, er verwende || den Leuten in
(34) werden wir sagen, sie verwenden ein unbegrenztes System
von Zahlzeichen, sie kennen die unendliche
Kardinalzahlenreihe.
– (35) kann uns zeigen, welche ungeheure Mannigfaltigkeit von
Fällen man sich denken kann, in denen wir geneigt wären || man geneigt wäre zu sagen,
die Arithmetik der Leute bediene sich einer endlichen Zahlenreihe,
obwohl der Unterricht im Gebrauch der Zahlzeichen keine Zahl || keines als obere Grenze
hinstellt.
– In (36) bedient sich die Sprache des Stammes selbst der
Wörter ‘offen’ &
‘geschlossen’ (statt deren wir durch eine
geringfügige Veränderung des Beispiels die Wörter
‘begrenzt’ &
‘unbegrenzt’ setzen konnten).
In dieser einfachen & klar umschriebenen Form gebraucht ist
natürlich gar nichts Geheimnisvolles an der
Bedeutung || Verwendung des Wortes
‘offen’.
Aber dieses Wort entspricht unserm
‘unendlich’, & die Verwendung
des letztern || dieses Wortes ist nur
ungeheuer viel komplizierter, als die von || des Wortes
‘offen’.
Das heißt, die Bedeutung von ‘unendlich’ ist
ebenso ungeheimnisvoll || wenig geheimnisvoll, als die von
‘offen’, & die Idee,
sie sei in irgend einem Sinne transzendent
beruht auf einem Mißverständnis.
150 |
Wir könnten uns etwa so ausdrücken: Die unbegrenzten
Spiele sind dadurch charakterisiert, daß sie nicht mit
einer bestimmten Menge || einem bestimmten Vorrat von
Zahlzeichen gespielt werden sondern statt dessen mit einem System der
(unbeschränkten) Konstruktion von Zahlzeichen. |
Wenn wir sagen, jemand werde ein System der Konstruktion von Zahlzeichen
gegeben, so denken wir dabei im allgemeinen an einen
von drei Vorgängen || eines von drei Dingen:
a) daran, daß er eine Abrichtung erhält wie die in
(34) beschriebene || von der Art derjenigen, die
wir in (34) beschrieben haben || in (34) beschrieben
wurde, || wie die in (34) beschriebene, –
die, wie uns die Erfahrung lehrt, ihn in den Stand
setzt || befähigt
Aufgaben der dort beschriebenen Art
zu lösen || auszuführen || Aufgaben zu lösen von
der dort beschriebenen Art || ¤ zu lösen, wie
die ¤ dort angeführten.
– b) daß in ihm (seinem Gehirn, seiner
Seele) eine || die Disposition erzeugt || hervorgerufen wird, auf diese Weise zu reagieren. c)
daß ihm eine allgemeine Regel gegeben wird, zur Konstruktion von
Zahlzeichen || zur Konstruktion von Zahlzeichen gegeben
wird. |
Was nennen wir eine ‘Regel’ || Regeln?
Betrachte dieses Beispiel: 37
B bewegt sich entsprechend einer Regel, die || legt einen Weg zurück einem Befehl entsprechend, den A ihm
gibt.
B erhält diese || die folgende || die Tabelle:
151
Die Tabelle werden wir hier eine
‘Regel’ nennenoder, || . (Oder auch: den
‘Ausdruck einer Regel’.
Warum ich dieses Synonym hierhersetze wird sich später zeigen.)Den Satz ‘a a c a d d d’ werden wir keine Regel nennen wollen. – Er ist natürlich die Beschreibung des Weges den B nehmen soll. – Aber eine solche Beschreibung würde man unter bestimmten Umständen eine Regel nennen; z.B. in diesem Fall: 38
B soll verschiedene lineare Ornamente zeichnen.
Jedes Ornament ist die Wiederholung eines Elements,
welches || das A angibt.
Gibt
z.B. A den Befehl ‘c a d
a’, so zieht B eine Linie
In diesem Fall würden wir, glaube ich,
‘c a d a’ die Regel nennen, nach welcher das
Ornament gezeichnet wird. |
Beiläufig gesprochen, gehört zu einer Regel die
wiederholte Anwendung. |
Vergleiche mit (38) den folgenden Fall: 39
(Ein Brettspiel wird mit Figuren von verschiedener
Gestalt || Art || In einem
Brettspiel, etwa ähnlich dem Schach, sind den verschiedenen Figuren
verschiedene Arten von Zügen erlaubt. Der
einen Figur etwa Züge von der Form ‘a c’, einer andern ‘a c a a’
u.s.f.. || Ein Brettspiel mit
Spielfiguren verschiedener Gestalt, etwa ähnlich dem Schach. Die
Art & Weise wie jede Figur ziehen darf ist durch Regeln
festgelegt. So lautet für die eine Figur die Regel
‘a c’, für eine andere || andre etwa ‘a c a
a’,
u.s.f..
Die erste darf also so ziehen:
|
40
Kehren wir zum Fall || Sprachspiel (37)
zurück: Nachdem
151 es einige Male || öfters
gespielt wurde, wird es nun dahin variiert || abgeändert, daß B die Pfeile nicht mehr in der
Tabelle nachschaut || nachsieht, sondern sie
sich auf den Befehl des A hin || dem Befehle des
A nach || den Buchstaben des Befehls nach || nach
den Buchstaben des Befehls vorstellt & nach seinem
Vorstellungsbild handelt. |
41
Nach einiger Praxis in diesem Spiel ändert es sich weiter dahin,
daß B auf den Befehl hin sich || sich nach den Buchstaben des Befehls bewegt, ohne
Vermittlung der Tabelle oder eines Vorstellungsbildes.
|
Betrachte auch folgende || diese Variation: 42
Beim Unterricht in der Sprache (37) wird B die Tabelle
gezeigt; ihm aber nicht bei der
Ausführung des Befehls überlassen || bei der Ausführung des Befehls nicht
an die Hand gegeben.
Die Tabelle tritt in die Praxis der Sprache nicht ein. |
In jedem der Fälle (37) – || (40)
(41) (42) können wir die Tabelle eine Regel des Spiels
nennen.
Aber in jedem von ihnen spielt sie eine andere Rolle.
In (37) ist sie ein Werkzeug in der Praxis des
Spiels || der Sprache. In || ; in (39) (40)
wurde sie durch das Wirken der Assoziation
ersetzt.
In (41) ist auch dieser Schatten der Tabelle
nicht mehr zu finden.
– In (42) ist sie nichts als ein
Unterrichtsbehelf. |
43
Aber weiter: Ein Stamm gebraucht ein System der
Verständigung wie (42); nur wird von ihnen im Unterricht
nicht von einer Tabelle
Gebrauch gemacht || von keiner Tabelle
Gebrauch gemacht. || keine Tabelle
gebraucht.
Der Unterricht konnte darin bestehen, daß der Schüler im Anfang den
Weg, den
er gehn sollte, vom Lehrer geführt wird. || geführt wurde, den er
gehn soll. |
44 Aber wir könnten
uns auch den Fall denken, wo auch || selbst dieser Unterricht nicht |
Wie erklärt man Einem, in welcher Weise er den Befehl
“Geh dort hin!” (mit der
zeigenden Gebärde) ausführen solle || auszuführen
habe?
Könnte dieser Befehl nicht bedeuten, er solle in der Richtung gehen,
die wir die entgegengesetzte
153 der zeigenden Hand nennen
würden?
Ist nicht jede Erklärung, wie er zu gehen || der Hand zu folgen habe, in
der Lage einer weitern zeigenden Hand?
Was würden wir zu dieser Erklärung sagen: “Wenn
ich dorthin zeige (mit der rechten Hand zeigend || Geste der rechten Hand), so hast Du in dieser Richtung
zu gehen (mit der linken Hand zeigend || gleiche Geste der linken
Hand)”?
Dies kann unter Umständen eine nützliche Erklärung sein.
|
Aber kehren wir zu (43) zurück.
Ein Forscher besucht diesen Volksstamm & beobachtet den
Gebrauch der || ihrer Zeichen.
Er beschreibt dann ihre Sprache & sagt, die Sätze bestünden aus
den Buchstaben ‘a’,
‘b’, ‘c’,
‘d’, diese werden gemäß der Regel
|
Merke: Im Spiel (37) haben wir zwischen dem Befehl der
auszuführen ist & der Regel geschieden; im Fall (38) dagegen
nannten wir den Satz ‘c a d a’ eine Regel
& er war der Befehl. –
|
45 Stellen wir || Stelle dir nun diese Variante von (37) vor: Der
Schüler wird nicht bloß zum Gebrauch
einer Tabelle abgerichtet, sondern die Abrichtung
zielt
darauf hin || geht darauf aus |
Merke: ||
N.B.: Wir sagen nicht
‘was eine Regel ist’, sondern geben nur
verschiedene Anwendungen des Wortes ‘Regel’.
Und wir tun dies offenbar, indem wir auch Anwendungen des
Ausdrucks || der Worte ‘Ausdruck einer
Regel’ geben. || angeben. |
In (45) könnten wir das ganze Zeichen des Befehls einen
‘Satz’ nennen; aber || . Aber wir
könnten auch in ihm zwischen Satz & Tabelle
unterscheiden.
Was uns diese || die
Unterscheidung nahelegt ist hier
besonders || insbesondre auch
der lineare Charakter || die lineare Schreibweise
des
Zeichens || der Zeichen || des Zeichens
außerhalb
155 der Tabelle || ‘r r
t s s’.
Obwohl wir den linearen Charakter unserer Sätze von einem
bestimmten Standpunkt aus für rein äußerlich & unwesentlich
erklären werden, spielt er doch in dem, was wir als Logiker über die
Sätze zu sagen geneigt sind, eine bedeutende || große Rolle, dies || .
(Dies gilt auch von andern ähnlichen Zügen der Sätze
unsrer gewöhnlichen
Sprache.) || ). || .)
Wenn wir also den Befehl in (45) als eine Einheit auffassen,
so kann er uns zeigen, wie verschiedenartig Sätze ausschauen
können. |
Betrachten || Vergleichen wir nun
die folgenden || diese beiden Spiele: 46 || 46
Das eine ist das Spiel (38).
Es wird den Menschen durch einen ‘allgemeinen
Unterricht’ gelehrt || beigebracht.
Die Befehle bestehen aus den Buchstaben
‘a’, ‘b’,
‘c’, ‘d’ in
beliebigen Kombinationen || sind Kombinationen der Buchstaben
‘a’, ‘b’,
‘c’, ‘d’ mit
beliebig vielen Wiederholungen.
– Aber was heißt das?
Nun, daß in der Praxis des Spiels, wie in seinem
Unterricht, keine Anzahl von Wiederholungen die Rolle der
‘größtmöglichen’ spielt (siehe
(35)).
– Vergleichen wir damit || mit diesem Spiel das
folgende: 47
Die Befehle & ihre Ausführung sind wie in (38); aber
es werden nur drei Sätze || Zeichen
gebraucht: ‘a c’,
‘a c c’, ‘c a
a’. [Untereinander
schreiben] |
Wir können || werden sagen,
daß B in (38) || daß in (38)
B beim Ausführen des Befehls von
den || dem Zeichen,
das ihm gegeben wird, || der Kombination der
Buchstaben geführt wird. || Ziehen
der gebrochenen Linie von dem zusammengesetzten
Zeichen des Befehls geführt || geleitet
wird. –
Aber wenn wir uns fragen, ob die drei Sätze in
(47) B in der Ausführung
der || dieser
Befehle führen || leiten, so scheint es,
wir
können || als könnten wir sowohl ‘ja’ als
‘nein’ sagen.
– Wenn wir nun zu entscheiden versuchen || versuchen zu
entscheiden, ob wir sagen sollen B werde geführt, oder
nicht, || geführt, so sind
wir geneigt, Antworten zu geben, wie die
folgenden: || diese: || Wenn ich
nun nachdenke, wird er geführt oder nicht geführt, so fallen mir Antworten
ein wie diese: a) “B wird von den Zeichen geführt, wenn er den 156 Satz nicht einfach als ein Ganzes
(gleichsam ein Wort) ansieht & dann handelt, – sondern
wenn er ihn ‘Wort für Wort’ (die Wörter sind
hier die Buchstaben) liest, & den Wörtern, die er
gelesen hat, entsprechend handelt.”
Wir
können || könnten dies || Dies könnten wir
deutlicher machen; wenn || indem wir uns
vorstellen, daß das Lesen ‘Wort für Wort’
insbesondere etwa darin besteht, daß auf
jeden || die || alle Buchstaben des Befehls einzeln, der
Reihe nach, mit dem Finger gezeigt wird || er auf alle Buchstaben des
Befehls einzeln, der Reihe nach, mit dem Finger zeigt; im Gegensatz dazu, daß man auf
den ganzen Befehl || Komplex || Satz auf einmal weist || (statt etwa auf den ganzen Satz auf einmal).
Und das ‘Handeln den Wörtern entsprechend’
werden wir uns so vorstellen || soll, der Einfachheit
wegen || halber, darin bestehen, daß B
je ein Linienstück nach dem Lesen jedes || eines Buchstaben zieht. – b) “B wird geführt, wenn in ihm ein Bewußtseinsvorgang stattfindet, der || er durch einen Denkvorgang || durch einen Bewußtseinsvorgang || durch einen Vorgang in seinem Bewußtsein das Zeigen auf einen Buchstaben mit dem Ziehen eines || des entsprechenden Linienstücks verbindet || von dem Zeigen auf einen Buchstaben zu dem Ziehen des entsprechenden Linienstücks gelangt.” So eine || Eine solche || Diese Verbindung können || könnten wir uns auf verschiedene Weise vorstellen || hergestellt denken. Z.B. so: B befragt nach dem Lesen eines jeden Buchstaben die || sieht nach dem Lesen eines jeden Buchstaben in die Tabelle & zieht das || dann ein Linienstück parallel dem in der Tabelle. || in der Tabelle gefundenen || aufgefundenen. || Pfeil, den er in der Tabelle gefunden hat. – c) “B wird geführt, wenn er nicht einfach mit dem Ziehen des || eines Linienstücks auf den Anblick eines Buchstaben || auf den Anblick eines Buchstaben mit dem Ziehen des || eines Linienstücks reagiert, sondern die eigentümliche Spannung erfährt || er muß die || jene eigentümliche Spannung erfahren || wenn er die eigentümliche Spannung erfährtdes ‘Sich-Besinnens || : das ‘Sich-Besinnen auf die Bedeutung des Zeichens’; & das Nachlassen dieser Spannung, wenn die richtige Handlung im Geiste auftaucht.” |
Diese Erklärungen aber lassen uns alle auf eine Weise unbefriedigt
& es ist die Begrenzung unseres Sprachspiels, welche
sie || die jede || alle solche
Erklärungen unbefriedigend macht. || befriedigen uns alle
nicht recht, & es ist die Begrenzung unseres
Sprachspiels, die || welche sie alle unbefriedigend
macht. –
Dies drückt sich in der Erklärung aus, die uns
einfällt: || darin aus, daß wir sagen möchten,
B werde dann von den Kombinationen der Buchstaben in
unsern || den drei Sätzen geführt, wenn er
157 auch solche Befehle ausführen
könnte || könnte || könnte, die in andern Kombinationen dieser
Buchstaben bestehen. || die andere Kombinationen
dieser || jener Buchstaben
sind. –
Und wenn wir dies sagen, so scheint es uns, daß
diese Fähigkeit zur Ausführung andrer || anderer Befehle ein bestimmter || besonderer
Zustand der Person sei, die || diese Fähigkeit zur
Ausführung anderer Befehle sei ein bestimmter || besonderer
Zustand dessen, || des Menschen, der die Befehle
in (46 || 47) ausführt. || so erscheint uns diese
Fähigkeit, auch andere Befehle auszuführen, als ein bestimmter
Zustand dessen, der die 3 Befehle in (47) ausführt.
Und dabei können wir doch nichts in diesem Fall
entdecken, || Wenn wir nun aber den Fall daraufhin von
der Nähe ansehen, so finden || sehen wir
nichts || Sehen wir
uns aber daraufhin den Fall von der Nähe an, so sehen
wir nichts was wir als so einen Zustand
bezeichnen || so einen Zustand nennen würden. || könnten.|| Wenn wir uns aber daraufhin den Fall, gleichsam von der Nähe, || gleichsam von der Nähe besehen, ist kein solcher Zustand zu finden. || Wenn wir nun aber den Fall gleichsam von der Nähe besehen, ist kein solcher Zustand zu finden. || betrachten, ist kein solcher Zustand zu sehen. |
Sehen wir nach, welche Rolle das Wort
“Können”, (oder das
Wort “Fähigkeit”),
in unserer Sprache spielt.
Betrachte || Betrachten wir diese || die folgenden
Beispiele: |
48
Stellen wir uns vor, für irgend einen wichtigen Zweck brauchten
Menschen ein Gerät dieser Art: || Für irgendeinen
wichtigen Zweck brauchen Menschen ein Gerät dieser
Art: Es ist ein Brett mit einem geraden oder
gebogenen || gekrümmten || krummen Schlitz, in welchem ein Zapfen geführt wird.
Der Mann, der das Gerät gebraucht, läßt den Zapfen dem Schlitz
entlanggleiten.
Es gibt solche Bretter mit geraden,
kreisförmigen || kreisbogenförmigen, ovalen, S-förmigen
& andern Schlitzen.
Die Sprache des Stammes hat Ausdrücke zur Beschreibung der
Tätigkeit beim Gebrauch dieses Geräts || des Arbeitens mit
diesem Gerät.
Sie sprechen vom Bewegen des Zapfens in gerader Linie, im
Kreisbogen,
etc.
Sie haben auch eine Weise, das entsprechende Brett || die entsprechenden
Bretter zu beschreiben; sie || , sie || :
Sie sagen, “Das ist ein
Brett, in welchem der Zapfen gerade bewegt werden
kann”.
Man könnte in diesem Fall das Wort “kann”
ein Operationszeichen || einen
Operator nennen, durch welchen die Beschreibung der
Handlung in eine Beschreibung des Instruments verwandelt wird.
|
49
Denken wir uns eine Sprache, in der es keine solche Satzform gibt wie,
“Das Buch
158 ist in der Lade”, oder,
“Wasser ist im Glas”, sondern statt dessen sagt
man || heißt es: “Das Buch kann aus der
Lade genommen werden”,
etc. |
50
Wir denken || Denken wir uns eine
Sprache, in der man, statt der Ausdrücke,
ein Ding sei ‘hart’,
‘weich’, (‘spröde’,
‘zähe’), immer sagt, || statt Sätzen von der
Form ‘x ist hart’,
‘x ist weich’
(‘spröde’, ‘zähe’),
Sätze gebraucht werden von der Form: ‘es kann leicht gebogen werden’,
‘es kann nur schwer geritzt werden’, ‘es
kann leicht zerschlagen werden’ || ‘man kann es
leicht biegen’, ‘man kann es schwer
ritzen’, man kann es leicht zerschlagen’ || ‘x kann gebogen werden’, ‘x
kann schwer geritzt werden’, ‘x kann leicht
zerschlagen werden’,
u.s.f..
Auch || Und zwar auch dann, wenn
jetzt, wie wir sagen würden, das Ding nicht gebogen(oder geritzt,
etc.), werden kann. || ; oder
geritzt werden kann,
etc.. || man
jetzt, wie wir sagen würden, das Ding nicht biegen; oder ritzen
kann.
Man sagt in dieser Sprache || So
sagt man
z.B.:
“Die Hütte ist aus Stäben gebaut, die
leicht gebogen werden können || man leicht biegen
kann”, wenn sie || die
Stäbe, in unserm Sinn, einzeln leicht gebogen werden
konnten. || man die Stäbe, in unserm Sinn, einzeln leicht
biegen konnte. |
In diesen drei Beispielen, könnten wir sagen, beschreiben
die Sätze von der Form “das & das kann
geschehen” Zustände von Dingen.
Aber die Fälle sind unter einander
sehr verschieden.
In (48) hatten wir den Zustand vor
unsern || den Augen: Wir sehen, daß das Brett
einen geraden, oder andern, Schlitz hat. –
In (49) entspricht der beschriebene Zustand manchmal einem
‘Zustand der Sinneswahrnehmung’, einem
‘visuellen Zustand’, wie man es nennen könnte, || wir es
nennen könnten, manchmal nicht.
– Auch in (50), können wir
sagen, beschreibt der Satz “der Stab kann gebogen
werden” einen Zustand, weil das || sein Verbum, ‘können’, || weil das Verbum ‘gebogen werden können’ in
der Gegenwart steht also daraufhin deutet, daß
etwas jetzt der Fall ist, während ich spreche.
Ich || Aber ich hätte die zuständliche Auffassung
in diesem Beispiel noch viel klarer machen können, wenn ich
angenommen hätte, daß in der || dieser Sprache statt “das
Ding ist weich” immer gesagt wird || in dieser Sprache werde
statt “das Ding ist weich” immer
gesagt: “das Ding hat es in sich, es kann
gebogen
159 werden” || daß es gebogen
werden kann”,
u.s.f. || oder
dergleichen.
Und wir gebrauchen ja die || Und unsere
eigene Sprache behandelt ja auch die Wörter
“biegsam”, “leicht
zerreißbar”, “zerbrechlich” wie
die Wörter “weich”,
“spröde”,
etc., &
diese wieder || wiederum
wie die Wörter
“rot || warm”,
“grün || rot”,
“dunkel”.
Aber dem Zustand der Biegsamkeit entspricht keine
Sinneswahrnehmung, die dauert, während jener Zustand dauert || die mit dem Zustand andauert.
Aber zum Zustand der Biegsamkeit, Ritzbarkeit
etc.
verhält sich kein Zustand der Sinneswahrnehmung, so, wie
zum Zustand der || zur Röte eines Dings der
visuelle Zustand des Sehens der roten Farbe.
Das Kriterium der || für die Biegsamkeit ist nicht sosehr
eine stationäre Sinneswahrnehmung, als die Probe des Biegens, das
Kriterium des Zustandes der Ritzbarkeit, die Probe des
Ritzens,
u.s.f..
– Die Idee des ‘Zustands eines Dinges’ ist aber dennoch
immer eng mit der eines Zustands der
Sinneswahrnehmung verbunden || verbunden mit der eines Zustands der
Sinneswahrnehmung; & wenn wir uns fragen, worin denn das
Zuständliche der Weichheit,
z.B.,
besteht, so wird uns gleich so etwas einfallen, wie die
‘Struktur der Materie’, & wir werden
geneigt sein, zu sagen, daß, || : wenn wir nur in
diese Struktur hineinsehen könnten, wir den Zustand
sehen würden || so würden wir den Zustand
sehen, der es macht, daß man den Körper leicht biegen
kann,
etc.. |
Wir sagen ein Wagen fahre 20
km in der Stunde, auch wenn er nur
eine halbe Stunde lang fährt.
Wir können unsern Ausdruck rechtfertigen, indem wir sagen, der Wagen
fährt mit einer
Geschwindigkeit die ihn befähigt 20
km in der Stunde
zurückzulegen || kann mit seiner Geschwindigkeit 20
km
in der Stunde zurücklegen.
Und wir nennen die Geschwindigkeit auch einen
‘Bewegungszustand’.
160
Ich glaube, wir würden diesen Ausdruck nicht gebrauchen,
wenn wir keine anderen Bewegungserfahrungen hätten, als die, daß ein
Ding zu einer Zeit an einem Ort, zu einer
andern an einem andern Ort ist; wenn wir also alle Dinge sich
bewegen sähen, wie wir den
Stundenzeiger der Uhr, oder die Sonne, sich bewegen sehen. || den
Stundenzeiger der Uhr, oder die Sonne.
(Mit dieser Bemerkung || Damit in
Zusammenhang ist || steht die Idee vom
Pfeil, der sich nicht bewegt || : der fliegende Pfeil
steht stille || bewegt sich nicht¤,
weil er zu jedem Zeitpunkt nur an einem bestimmten || einem Ort ist. || sich in jedem Zeitpunkt nur an
einem Ort befindet.) |
51
Ein Stamm || Volksstamm hat in seiner Sprache
Befehle zur Ausführung gewisser Handlungen || Tätigkeiten der Männer im Kriege; etwa Befehle || Befehle etwa
wie, || : “Werft die
Speere!”,
“Schießt!”,
“Lauft!”,
“Kriecht!”
etc..
Sie haben auch eine Art die Figur || den Bau eines Menschen
zu beschreiben; & zwar sagen sie || indem sie sagen
“er kann schnell laufen”, “er kann weit
werfen”
etc.
Was mich aber rechtfertigt zu sagen, diese Sätze beschrieben || beschreiben bei ihnen die Figur eines Menschen, ist die Art, wie
sie von diesen || den Sätzen Gebrauch machen.
Denn sie beschreiben das || ein
Bild eines Menschen mit kräftigen
Armen, indem sie sagen “er kann weit
werfen”; oder || & sie weisen
auf die Beine || beschreiben Einen der wohlgeformte Beine
hat, auch wenn er sie aus irgend einem Grund nicht
gebrauchen kann, mit den Worten || dem Ausdruck
“er kann hoch springen”,
etc.
|
52
Die Männer eines Stammes werden, ehe sie in den Krieg ziehen auf ihre
Tauglichkeit im Kampf geprüft.
Der Prüfende läßt sie gewisse festgesetzte Übungen machen &
zwar sind es Übungen an einer Art von Turngeräten.
Danach gibt er jedem ein Zeugnis von dieser Art:
“A kann
161 gut
Bogenschießen”, “B ist
geschickt zum Schleudern”
etc.
etc., || .
Es gibt in ihrer Sprache keine besondern Worte für die Übungen denen
sie bei der Prüfung unterzogen werden, sondern diese heißen
nur Tests || Proben für die & die
Tätigkeit im Kriege. |
Es ist nun wichtig zu sagen, daß man gegen dieses Beispiel& || , wie gegen andere, die wir geben,
den || einen Einwand machen
kann, wir ließen || : Wir lassen
unsere Volksstämme immer deutsche Sätze reden und setzen dadurch
stillschweigend schon den ganzen Hintergrund der deutschen
Sprache voraus, & die || d.h. || also die gewöhnlichen
Bedeutungen der deutschen Worte || Wörterdieser
Sprache. || .
Wenn wir etwa sagen, in der & der Sprache solle es kein Wort für
das Stemmen von Hanteln geben & es werde dort bloß
‘Test fürs || Übung zum
Steinschleudern’ genannt, so kann man fragen, wie wir denn den
Gebrauch des Ausdruckes || der
Ausdrücke ‘einen Test || eine Übung ausführen’ &
‘einen Stein schleudern’
charakterisiert || gekennzeichnet
haben, daß wir berechtigt sind diese Ausdrücke der deutschen Sprache || deutschen
Ausdrücke für die Wörter || denjenigen
gleich zu setzen, die der || jener Stamm etwa
gebraucht.
– Darauf müssen wir antworten, daß ¤ wir nur eine sehr
skizzenhafte Beschreibung der Praxis
jeder unserer fingierten Sprachen gegeben haben, & in
manchen Fällen nur Andeutungen; daß sich aber diese Beschreibungen leicht
weiter ausführen ließen.
So hätten wir in (52) sagen können, daß der Prüfende gewisse Befehle
gebraucht, wenn er die Leute Übungen ausführen läßt.
Diese Befehle beginnen alle mit einem gewissen
Ausdruck || gewissen Wort, welches ich mit dem
deutschen “Übe” übersetzen könnte,
& diesem Wort folgt dann der Ausdruck der im Krieg als Befehl zum
Speerschleudern gebraucht wird.
Ferner, wenn ein Mann dem Häuptling von
162 der Schlacht berichtet, gebraucht er wieder
diesen Ausdruck, nun in einer Beschreibung.
Was aber eine Beschreibung als solche, einen Befehl als solchen, eine
Frage
u.s.w., kennzeichnet ist – wie gesagt
– die Rolle, welche diese Ausdrücke || Äußerungen in
dem ganzen Gebrauche || Leben || der
lebendigen Verwendung der Sprache spielen.
Also, ob ein Wort des || eines Stammes
richtig in || durch ein Wort der deutschen Sprache
wiedergegeben wurde, hängt von der Rolle ab, die jenes Wort im ganzen Leben
des Stammes spielt;
d.h. von den Gelegenheiten,
bei welchen es gebraucht wird, den Ausdrücken der Gemütsbewegung, von denen
es im allgemeinen begleitet ist, den Eindrücken, die es erweckt,
etc.,
etc..
Frage Dich zur Übung
z.B.: In welchen || was
für Fällen würdest Du sagen, ein Wort eines bestimmten
Volkes entspräche unserm “Leb wohl”;
in welchen || was für Fällen, es
entspräche unserm
“Servus!” || Ausdruck || einem || irgendeinem unserer Schimpfworte?
Welche Beobachtungen würden Dich
etwa veranlassen, ein Wort einer fremden Sprache mit unserm
“vielleicht” zu übersetzen; oder mit einem
Ausdruck des Zweifels, der Sicherheit || Gewißheit,
u.s.f.?
Du wirst finden, daß die Rechtfertigung dafür, daß man etwas einen || den
‘Ausdruck des Zweifels’, ‘der
Gewißheit’,
etc., nennt || eine Äußerung || einen Ausdruck ‘Ausdruck des
Zweifels’, ‘der Gewißheit’,
etc., zu nennen, zu einem großen Teil, wenn
auch nicht ausschließlich, in Gebärden, im
Gesichtsausdruck des Sprechenden & dem Ton der Stimme
liegt.
Denke hier auch daran, daß die Erfahrungen einer Gemütsbewegung, zum
Teil wenigstens, klar lokalisierte
Erfahrungen sein müssen || sind.
Denn, wenn ich im Ärger die Stirn runzle, so fühle ich die Spannung des
Runzelns in der Stirne, & wenn ich vor Traurigkeit || Erregung weine, so sind die Empfindungen in der Umgebung meiner
Augen ein wichtiger Bestandteil dessen, was ich fühle, wie es die veränderte
Atmung ist, das
163 Klopfen des Herzens,
u.s.w..
Ich glaube es
ist das || das ist es, was William James meint, wenn er sagt || meinte, als er sagte, man weine nicht,
weil man traurig ist, sondern man sei traurig, weil man weint.
Der Grund, warum dieser Gedanke || diese Idee oft nicht
verstanden wird, liegt darin, daß wir uns die Äußerungen der Gefühle || Äußerung eines
Gefühls als ein künstliches Mittel vorstellen || in der
Äußerung eines Gefühls ein künstliches Verständigungsmittel sehen || die Äußerung eines Gefühls als ein künstliches
Verständigungsmittel auffassen, um den Andern wissen zu
lassen || dem Andern zu zeigen, daß wir das || dieses Gefühl haben.
Nun ist || gibt es keine scharfe Grenze zwischen solchen
‘künstlichen Mitteln der Verständigung’
& dem was man den ‘natürlichen Ausdruck des
Gefühls’ nennen könnte.
Vergleiche in dieser Hinsicht: a) Weinen,
b) seine || die Stimme erheben,
wenn man ärgerlich ist, c) einen groben Brief schreiben,
d) die Glocke ziehen, um einen Diener zu rufen, den man
schelten || auszanken will. |
53
Denken wir uns einen Stamm, in dessen Sprache ein Ausdruck ist,
entsprechend unserm “er hat das & das
getan”, & einer, der unserm Satz “er
kann das & das tun” entspricht.
Der || Dieser
zweite Ausdruck wird aber nur dort gebraucht, wo auch der
erste berechtigt wäre.
Beiläufig gesprochen: Sie sagen nur ‘ich kann es
tun’, wenn sie es schon getan haben.
Was kann mich nun rechtfertigen || Was aber kann
mich rechtfertigen, das zu sagen?
– Sie haben eine Form des Ausdrucks || der Mitteilung,
die wir ‘Erzählung vergangener Ereignisse’ nennen
würden; die Umstände unter denen
diese Form der Mitteilung gebraucht wird, rechtfertigen
diese || unsere Bezeichnung.
Es kommen nun || aber Fälle vor, in denen
sie eine Frage stellen, die wir wiedergeben würden durch: “Kann
A das tun?” || die Frage
stellen: “Kann
N. das & das
tun?”
Es wählt
z.B. ein Führer Leute aus, die zu einer
bestimmten Unternehmung geeignet sind; es soll
z.B. eine Höhe erklettert, ein Fluß
durchschwommen werden.
Als || Unser Kriterium dafür,
164 daß der
Führer ‘solche Leute auswählt’, ist nichts || nicht, was er spricht || sagt, sondern
sein & der Andern Benehmen & die übrigen
Umstände.
Der Führer stellt nun in diesem Fall || diesen Fällen
eine Frage || Fragen
die, ihren praktischen Folgen nach zu urteilen,
wir wiedergeben müßten || wiedergegeben werden müßten
durch: – “Kann A || A durch den Fluß schwimmen?”,
“Kann B auf diesen Felsen
klettern?”,
etc.
Sie werden aber bejahend nur von denen beantwortet, die
tatsächlich schon durch diesen Fluß geschwommen sind,
etc.
Die Fragen des Führers sind nicht in der Form gestellt, in der etwa
anläßlich einer Erzählung gefragt wird “Hat A
den Fluß durchschwommen?” & sie werden
nicht in der Form beantwortet, wie diese Frage.
Ist aber Einer nicht schon durch diesen Fluß geschwommen,
aber etwa durch einen andern breiteren, so beantwortet er die Frage
des Führers nicht durch den bejahenden Satz, der der Fragestellung
entspricht, sondern erzählt von seiner andern
Leistung. |
Soll man nun in so einem Fall sagen,
die Sätze “er hat das & das
getan”, || & “er kann das
& das tun” haben || Haben die Sätze
“er hat das & das getan” &
“er kann das & das tun” in dieser
Sprache nun denselben || den gleichen
Sinn, oder verschiedenen Sinn?
Wenn Du darüber nachdenkst, wirst Du einmal die eine, einmal die andre
Antwort geben wollen.
Und das zeigt nur, daß diese Frage hier keinen klaren || klar bestimmten Sinn
hat.
Ist die Tatsache ausschlaggebend || Soll die Tatsache ausschlaggebend sein, daß die Leute nur
dann sagen “er kann …”, wenn er es getan hat,
dann haben die Sätze den gleichen Sinn; wenn die Umstände, unter denen ein
Ausdruck gebraucht wird, das
¤ bestimmen, was Du den
‘Sinn’ nennst, dann haben sie verschiedenen
Sinn. |
Der Gebrauch, der in diesem Beispiel vom Wort
‘kann’ – vom || von dem Ausdruck
der Möglichkeit – gemacht wird, kann ein Licht auf die Idee werfen,
|
Ehe wir mit unserer Betrachtung des
Gebrauchs des ‘Ausdrucks der
Möglichkeit’ fortfahren || unsere
Betrachtungen über den ‘Ausdruck der
Möglichkeit’ fortsetzen, wollen
wir über das Gebiet unsrer Sprache etwas klarer
werden || in || auf das Gebiet unsrer Sprache
blicken || über das Gebiet unsrer Sprache mehr Klarheit
gewinnen, in welchem von Zukünftigem
& || oder Vergangenem || Zukunft oder
Vergangenheit die Rede ist; also in || über
den Gebrauch von Ausdrücken, wie diesen:
“gestern”, “vor einem Jahr”,
“in 5 Minuten”, “ehe ich dies
tat”,
etc.. |
54
Stellen wir uns vor, wie ein Kind in der Sprachform der || zum
Gebrauch der ‘Erzählung vergangener
Ereignisse’ abgerichtet werden könnte.
Es hat gelernt verschiedene Dinge mit Worten zu verlangen (also
gleichsam, Befehle zu geben wie in (1)).
Ein Teil der Abrichtung war die Übung Dinge zu benennen.
Es hat so gelernt, ein Dutzend seiner Spielsachen zu benennen
(& zu verlangen).
Es hat nun etwa gerade mit dreien von ihnen gespielt (einem Ball, einem
Würfel & einer Rodel); nun nimmt man sie ihm
fort || weg & der Erwachsene sagt etwas
wie: “Er hat einen Ball, einen Würfel & eine
Rodel gehabt”.
¥
Das Kind lernt ihm den Satz nachsprechen & dabei auch die Bewegung
des Herzählens an den Fingern zu machen.
Bei einer ähnlichen Gelegenheit bleibt der Erwachsene
in der Aufzählung stecken || bricht der Erwachsene die
Aufzählung ab & bringt || bewegt das Kind
dazu sie fortzusetzen.
⍈
Bei der Aufzählung der Gegenstände || Dabei macht er etwa eine charakteristische
Bewegung, || : er zählt die
Dinge || sie, wie wir sagen würden, an den
Fingern einer Hand her.
Bei einer weitern Gelegenheit fängt er den Satz nur an & macht die
Handbewegung mit der die Aufzählung immer beginnt
166 &
läßt das Kind die || alle Dinge selbst nennen.
Die Handbewegung des Herzählens an den Fingern soll hier eine Brücke
bilden beim Übergang zum selbständigen Aufzählen
des Kindes. || zu des Kindes selbständigem Aufzählen.
–
Die Finger sollen das Kind || es
bei der Aufzählung weiterleiten || weiterführen.
Der || Und
der Lehrende wird wenn er die
Aufzählung abbricht ihm durch seine || die Gebärde, || Gebärden & den Ausdruck der Erwartung in Gesicht &
Stimme
etc. weiterzuhelfen versuchen. || dies versuchen durch Gebärden & den Gesichtsausdruck der
Erwartung& || , ein Heben der Stimme,
etc..
Ob es zu der Einübung des Spiels kommt hängt davon ab, ob das Kind auf
diese Anregungen eingeht.
Es liegt hier nun ein Mißverständnis sehr nahe: die
Mittel (Gebärden,
etc.) die || welche der Lehrer gebraucht, um das Kind zum Fortsetzen der
Aufzählung zu bewegen, anzusehen, als
indirekte Mittel, sich dem Kind verständlich zu machen || Andeutungen, mit denen er sich dem Kinde verständlich machen soll || zu machen
sucht.
Als || So
als hätte das Kind bereits eine Sprache, in welcher es
denkt, zu sich selbst spricht, & der Lehrer solle es nun
durch allerlei unvollkommene Andeutungen
(seine Gebärden
etc.)
dazu bringen, daß es errät, was er meint.
So also, als fragte das Kind sich in seiner eigenen Sprache:
“Will er nun, daß ich fortsetze, oder
wiederhole, was er gesagt hat, oder etwas
anderes?”
– Es wird also so dargestellt, als lernte das Kind nie die
Sprache, also als lernte es nie denken,
sondern nur, von einer Sprache, die es
schon kann, in eine andre übersetzen.
(Augustinus: et ecce paulatim sentiebam, ubi essem, et
voluntates meas volebam ostendere eis, per quos implerentur, et
non poteram, quia illae intus erant, … Itaque iactabam et membra et
voces, signa similia voluntatibus meis, …)
Die Wurzeln dieser Auffassung gehen tief &
reichen || verzweigen sich || reichen
weit.
Denn wie
167 kann das Kind denken lernen, wie ich es
beschreibe?
Ich sage ja selbst, es wird
‘abgerichtet’!
Kann man zum Denken abgerichtet werden?
Das Denken ist doch der Gegensatz zum bloß mechanischen Handeln, &
abgerichtet wird man doch gerade zum mechanischen Handeln!
|
“Machst Du das Kind nicht zum Papagei, der zum Reden
abgerichtet wird?”
– Aber kannst Du denn einen Papagei (oder etwa
einen Affen) dazu abrichten, daß er eine Tabelle
gebraucht, Dinge zählt || benennt, aufzählt,
etc.?
– “Aber ist das Denken nicht ein geistiger
Vorgang?”
– Von der Geistigkeit des Denkens, später. – |
55
Ein andres Beispiel einer primitiven Art der Erzählung
vergangener Ereignisse: Wir leben in einer
Landschaft || einem Talkessel mit einprägsamen Bergformen am
Horizont.
Es ist leicht sich zu erinnern an welchem Ort die Sonne in einer
bestimmten Jahreszeit aufgeht, wo sie im Mittag steht & wo sie
untergeht || wieder hinter den Bergen
verschwindet.
Wir haben nun einige charakteristische Bilder der Sonne || unsrer Landschaft mit der Sonne in verschiedenen
Stellungen.
Die Reihe
dieser || Diese Bilder will || werde ich die ‘Sonnenreihe || Sonnenbilder’
nennen.
Wir haben auch charakteristische Bilder von || verschiedener Tätigkeiten des
Kindes: || , seines Aufstehens,
verschiedener || seiner Spiele, das
Kind, wie es am Mittagstisch sitzt || beim
Mittagmahl, und anderes mehr ||
u.a.m.¤
Diese will || werde ich die
‘Lebensbilder || Bilder aus dem || seinem Leben’ nennen.
Ich stelle mir vor, daß das Kind oft die Sonne bei vielen seiner
Tätigkeiten || bei seinen verschiedenen
Beschäftigungen oft die Sonne sehen kann; &
wir lenken seine Aufmerksamkeit dabei oft auf
168 die
Stellungen der Sonne, – sie sei bei || stehe über diesem
Berg, diesem Baum,
etc..
Dann lassen wir das Kind ein Bild seiner gegenwärtigen
Tätigkeit || Tätigkeiten
sehen || anschauen & dazu
Bilder || & eines der Sonne in
der richtigen Stellung || den entsprechenden
Stellungen.
Wir können durch diese
Bilder gleichsam erzählen, was das Kind den Tag über von
morgens bis
abends gemacht hat, indem wir eine
Reihe der ‘Lebensbilder || Bilder aus seinem
Leben’ legen & etwa darüber, in
richtiger || der
richtigen Zuordnung, die Reihe der
Sonnenbilder.
Wir werden dann das Kind eine solche Bildergeschichte,
die wir angefangen haben, ergänzen lassen.
Oder wir werden beim Legen der Bilder
absichtliche || absichtlich
grobe Irrtümer machen || Unrichtigkeiten legen
& das Kind sie ausbessern lassen,
etc..
Dieses Sprachspiel kann man sich am leichtesten || besten mit || von Worten begleitet
vorstellen. |
“Aber die Zeichen der Aufmunterung des Beifalls, der
Mißbilligung,
u.s.f., muß ja das Kind doch
verstehen ehe es abgerichtet werden kann, diese Sprache kann das
Kind doch nicht lernen.” – |
Teils7 lernt es sie, teils ‘versteht’ es
sie vor jedem Unterricht.
Überlege aber was wir hier ‘verstehen’
nennen.
Worin besteht das Verstehen?
– Mit dieser Frage werden wir uns später beschäftigen
müssen. |
56
Eine Variante von (55): Im Kinderzimmer ist eine große
Uhr.
Stellen wir sie uns zur Einfachheit nur
mit einem Stundenzeiger vor.
Was den Tag
über geschieht, wird wie oben ‘erzählt’, aber es
gibt hier keine Reihe der Sonnenbilder; statt ihrer
verwenden || gebrauchen wir die Ziffern
des Zifferblatts || der Uhr.
Wir schreiben eine Ziffer zu einem
‘Lebensbild’. || ‘Bild aus dem Leben’.
|
57
Zeitbegriffe treten auch in das einfachere Spiel ein, bloß
eine Reihe von Lebensbildern || Lebensbilder in eine
Reihe zu legen || Aber auch in diesem einfachen Spiel arbeiten
wir mit Zeitbegriffen: Es werden Lebensbilder || Lebensbilder werden in eine Reihe gelegt, der
zeitlichen Ordnung der Tätigkeiten
169
entsprechend.
Wir könnten dieses Sprachspiel mit Hilfe der || in dieses
Sprachspiel die Wörter ‘vor’ &
‘nach’ einführen.
In diesem Sinne kann man sagen daß in dieses Spiel || ihm die Begriffe ‘vor’ &
‘nach’ eintreten, aber nicht der Begriff der
Zeitmessung.
(Ich verstehe also hier unter “Begriff” nichts
Geistiges.)
Es wäre offenbar nicht schwer von den Spielen (55), (56),
(57) auf die Erzählung von Ereignissen in Worten überzugehen.
|
Vielleicht wird jemand bei der Betrachtung solcher Formen der Erzählung
denken, daß in ihnen der eigentliche Zeitbegriff noch gar keine
Rolle spielt || spiele, sondern
nur irgend ein roher Ersatz für ihn. || desselben.
–
Nun, wenn jemand behauptet, es gäbe einen Begriff von
‘fünf Uhr’, der die || eine Uhr nicht voraussetze, die
Uhr || diese sei nur das Instrument, mit dem mehr oder
weniger genau festgestellt werde || wird,
wann es fünf Uhr sei || ist; oder wenn er
behauptet, es gäbe den || einen
Begriff der ‘Stunde’ der kein
Instrument || Werkzeug der Zeitmessung voraussetze,
werde ich dem nicht widersprechen, sondern nur von ihm verlangen || ihn nur
fragen, in welcher Weise er die Ausdrücke || Worte
‘Stunde’ & ‘fünf
Uhr’ gebraucht || sondern nur von ihm
verlangen, daß er seinen Gebrauch der Ausdrücke
‘Stunde’ & ‘fünf
Uhr’ beschreibt.
Und involviert dieser Gebrauch keine Uhr, so werde ich weiter
fragen, || Und ist es nicht der, der eine Uhr involviert, so ist es
ein andrer; & dann werde ich fragen warum
er die Ausdrücke ‘fünf Uhr’, ‘eine
Stunde’, ‘eine lange Zeit’,
‘eine kurze Zeit’ einmal in
Verbindung || Zusammenhang mit der Uhr,
& einmal unabhängig von ihr gebraucht: Dies wird
so sein, wegen gewisser Analogien, die zwischen den beiden Arten des
Gebrauches bestehen.
Aber wir haben nun eben zwei solche Arten, &
keine
von ihnen wird man die ‘reinere’, oder
die ‘eigentliche’ || ‘die
reinere’, oder ‘die eigentliche’
nennen können. || sollte man ‘die reinere’,
oder ‘die eigentliche’ nennen. || es ist
kein Grund eine von ihnen ‘die reinere’, oder
‘die eigentliche’ zu nennen. |
58
Dies könnte durch folgendes Beispiel klarer werden: Wenn wir
von jemandem verlangen || jemandem befehlen:
“Sag eine
170 Zahl,
irgendeine, die Dir gerade einfällt”, so kann er
dies im allgemeinen gleich || sogleich tun.
Angenommen nun, || Ich nehme nun an,
es hätte sich gezeigt, daß die Zahlen, die so geantwortet werden, || zur Antwort kommen, vom Morgen bis zum Abend jedes Tages
zunehmen; der Mensch
beginnt an jedem || jeden Morgen mit irgend einer kleinen Zahl
& erreicht die größte || höchste Zahl || ein
Maximum, ehe er des nachts einschläft || die Menschen beginnen
an jedem Morgen mit irgend einer kleinen Zahl & erreichen die
höchste Zahl, ehe sie des nachts einschlafen.
– Denke, was uns dazu bewegen könnte, || : was könnte
uns dazu bewegen, diese Erscheinung || Reaktionen || Zahlen ein ‘Mittel der
Zeitmessung’ zu nennen; oder sogar, zu sagen,
sie || jene Zahlen || sie
seien die eigentlichen Meilensteine im Verlauf der
Zeit || ihr Verlauf sei die Zeit; & Uhren,
Sonne,
etc., seien nur indirekte Anzeiger || zeigten nur indirekt die verflossene Zeit
an. || diese Erscheinung ein
‘Mittel der Zeitrechnung’ zu nennen; oder,
sogar zu sagen, das Wachsen dieser Zahlen sei die Zeit.
Und Uhren, Sonne,
etc. zeigten nur indirekt den
Verfluß der Zeit an.
(Prüfedie Behauptung, das menschliche || , was
an dem Satz ist, unser Herz sei die eigentliche Uhr, die
hinter allen andern Uhren stehe. || hinter allen andern
Uhren.) |
Betrachten wir weitere Sprachspiele in die Zeitbestimmungen
eintreten: |
59
Eine Variation des Sprachspiels (1): Wird ein Befehl
gegeben (wie ‘Platte!’,
oder ‘Würfel’,
etc.), so führt B ihn nicht
sogleich aus, sondern wartet, bis der Zeiger einer Uhr
an einem Punkt des Zifferblatts angelangt ist || steht, den wir beim Ausrufen || Aussprechen des Befehls mit dem Finger bezeichnen.
Man könnte sich denken, daß das Kind zuerst abgerichtet wird, die
Befehle unverzüglich auszuführen; wenn || . Wenn es das
kann, gibt man wieder einen solchen Befehl,
& || & zeigt dabei auf einen Ort || Punkt des Zifferblattes, & hält || hält aber das Kind
zurück, daß es den Befehl nicht gleich ausführen
kann; man || & läßt es erst
frei, wenn der Zeiger dort || an
dem || jenem Punkt angelangt ist || an
jenen Punkt gelangt ist.
– Wir könnten in dieses Spiel ein Wort einführen von der Funktion
‘jetzt’ || einen Ausdruck einführen
wie das Wort ‘jetzt’ || wie das Wort
‘jetzt’ einführen || ein Wort wie
das || unser ‘jetzt’
einführen: Es gibt in unserm Spiel || Wir geben zwei Arten von Befehlen; |
Man könnte jetzt leicht Sprachspiele beschreiben mit Ausdrücken
wie: “in fünf Minuten”, “vor einer
halben Stunde”,
u.a.. |
60
Sehen wir noch den Fall einer Beschreibung der Zukunft an || an einer Beschreibung der Zukunft, eine Vorhersage:
Ich nehme an, wir lassen ein Kind
die wechselnden Lichter an einer Straßenkreuzung beobachten
& spannen seine Erwartung darauf, was wohl das nächste Licht
sein werde.
Wir haben eine rote, eine gelbe & eine grüne Scheibe &
drücken die Erwartung eines Lichts || einer
bestimmten Farbe durch das Zeigen auf eine der Scheiben aus.
(Wir geben der Freude über die richtig geratene || erratene Farbe, der Enttäuschung über die unrichtig geratene
Ausdruck.)
Endlich wird das System erkannt, nach welchem die Lichter
wechseln & das Raten geht in ein Vorhersagen über.
Weitere Entwicklungen || Weiterentwicklungen dieses
Spiels lassen sich leicht vorstellen. |
Es könnte || kann uns nun auffallen, daß wir in
diesen Sprachspielen nicht die
Begriffe der Gegenwart, Vergangenheit & Zukunft in
ihrer problematischen, beinahe geheimnisvollen, Gestalt || ihrem
problematischen, beinahe geheimnisvollen, Aspekt antreffen. || den Begriffen der Gegenwart, Vergangenheit & Zukunft in
ihrem problematischen, beinahe geheimnisvollen, Aspekt
begegnen.
Was für ein Aspekt dies ist & wie man zu ihm gelangt || wir zu ihm
gelangen, kann man am deutlichsten || deutlich
erkennen, wenn man die || diese
Frage betrachtet: “Wohin
kommt || geht die Gegenwart, wenn sie
Vergangenheit wird, & wo ist die Vergangenheit?”
–
Unter welchen Umständen kann uns diese Frage bewegen?
Denn unter gewissen Umständen kann sie es nicht, & wir
würden sie als Unsinn beiseite schieben.
Es ist klar, daß diese Frage || sie dann am
leichtesten in unserm Geiste auftauchen
172 wird, wenn uns beim Nachdenken über die
Zeit das Bild des Kommens & Gehens, des
Vorüberfließens, gefangen hält; wenn wir in erster Linie
immer an Geschehnisse denken, in
denen es ein solches Vorbeiziehen wirklich gibt.
Wie etwa, wenn wir an einem Fluß stehen auf dem Holz geflößt wird:
die Stämme ziehen an uns vorüber; die, welche vorüber sind, sind alle rechts
von mir || uns, die noch kommen, sind
links.
Wir gebrauchen dies || diesen Vorgang nun als Gleichnis für alles
Geschehen; ja || .
Ja das Gleichnis ist in unserer Sprache verkörpert || die Ausdrücke unserer Sprache gelegt, denn wir sagen, eine
Krankheit ‘ziehe || zieht vorüber’, ‘es kommt ein
Krieg’,
etc.. ||
etc..
Wir sprechen vom Lauf der
Ereignisse, – aber auch vom Laufe der Zeit, – des Flusses,
auf dem || welchem die Stämme an uns
vorbeischwimmen. || vorbeiziehen.
(“die Zeit ist da”,
“die Zeit ist längst vorbei”, “es kommt
die Zeit”,
etc.,
etc.)
Und so kann mit dem Wort “Zeit” das Bild eines
ätherischen Flusses untrennbar verbunden sein, mit den Worten
‘Vergangenheit’ &
‘Zukunft’ das Bild von Gebieten, aus deren einem die Ereignisse in das andre
ziehenu.s.f. || .
U.s.f. (“das
Land” der
Zukunft, der
Vergangenheit.)
Und doch können wir natürlich keinen solchen Strom finden & keine
solchen Örter.
Die
Grammatik unserer || Unsere Sprache läßt
eben Fragen zu, zu denen es keine Antwort gibt.
& || Und sie verleitet uns
diese Fragen zu stellen durch die
Bildhaftigkeit des Ausdrucks.
Eine Analogie nimmt unser Denken gefangen & zieht es || hat unser Denken
gefangen genommen & schleppt es unwiderstehlich mit sich
fort. |
Dies geschieht auch, wenn uns die Bedeutung von
‘jetzt’ zu etwas Geheimnisvollem wird.
In unserm Beispiel (59) ist es klar, daß die Funktion des Wortes
‘jetzt’ in keiner Weise vergleichbar ist der || gänzlich verschieden ist von der
eines Ausdrucks || der Worte
173 ‘5 Uhr’,
‘mittag’, ‘die Zeit des
Sonnenuntergangs’
etc.¤
Diese Ausdrücke werde ich ‘Zeitangaben’
nennen.
Aber unsere Sprache gebraucht das Wort ‘jetzt’
& Zeitangaben in ähnlichen || den
gleichen Satzzusammenhängen wie die Zeitangaben.
Wir sagen: “Die Sonne geht jetzt
unter” & “Die Sonne geht um 6 Uhr
unter”.
Und, was ¤ die Verwechslung noch mehr nahelegt, “Jetzt ist es 6 Uhr”.
|
Wir sind versucht zu sagen, daß sowohl
‘jetzt’ als auch ‘6 Uhr’
einen Punkt der Zeit angeben || bezeichnen.
Und so kann die Frage entstehen:
¤Was ist das
Jetzt? Denn es ist ein Augenblick der
Zeit & doch kann man es nicht definieren als den
Augenblick in welchem ich rede (das Wort
‘jetzt’ ausspreche), oder den Augenblick in
welchem die Uhr schlägt,
u.s.f..
Unsere Antwort ist, daß die Funktion des Wortes
‘jetzt’ eine andere ist, als die der || jener Zeitangaben.
Sie ist ihr auch nicht ähnlich; aber es besteht natürlich ein
Zusammenhang.
(Wie die Funktion eines Hammers der eines Nagels nicht ähnlich
ist, aber ein Zusammenhang besteht.)
(Aber || Nur nicht der, der
Ähnlichkeit.)
Dies ist leicht zu sehen, wenn man ansieht || Du ansiehst,
welche Rolle das Wort im Gebrauche der Sprache spielt, ich meine, in
der ganzen Praxis des Sprachspiels || der Sprache; &
nicht bloß, in was für Sätzen es gebraucht wird.
Vergleiche das Wort
‘jetzt’ mit dem Zeitzeichen || mit dem Wort
‘jetzt’ den Befehl
‘los!’, etwa bei einem || beim Rennen.
Auch dieser ‘bezeichnet einen
Augenblick’.
(‘Jetzt’ könnte || kann man ein ‘Zeitzeichen’
nennen.
Das Klatschen beim Befehlen einer Turnübung.)
Das Wort ‘heute’ ist kein Datum.
|
Es ist gesagt worden ‘jetzt’ sei der
Name eines Zeitmomentes; wie ‘hier’ der
Name eines Orts, ‘dieses’ der Name eines
Gegenstandes & ‘ich’
174 der Name einer Person.
(Man kann dies dann natürlich auch von den Ausdrücken
‘Vor einem Jahr’, ‘da
drüben’, ‘Eure Majestät’,
etc. sagen.)
(Vergl. (5))
Die Gründe zu diesem Gedanken sind weitverzweigt.
– Es ist beinahe so, wie wenn
jemand, etwa, auf einen Teil des Gehirns zeigend sagen würde:
“Das ist der eigentliche
Mensch”.
Die Antwort darauf wäre: Nein, das
ist nicht der Mensch.
D.h., das ist nicht, was man ‘den
Menschen’ nennt.
Aber ich verstehe wohl, daß man unter Umständen versucht ist, so etwas zu
sagen.
Wir wünschen
z.B., daß das Wort
‘Mensch’ etwas Einfaches,
Primitives bedeuten solle, nichts
Zusammengesetztes.
Etwas wofür sich klare Gesetze angeben lassen, nicht etwas, wobei es
unscharfe Grenzen, ein Mehr oder Weniger || mehr oder
weniger, gibt. –
Wenn man den Eigennamen eines Menschen, oder etwa den
Namen || einen wie
“Nothung” nicht
‘Namen’ im ‘strengen,
logischen’ Sinn des Wortes nennen will, so ist es, weil
ein Name etwas Einfaches bezeichnen
soll.
– Das Schwert Nothung aber
besteht aus Teilen in einer bestimmten Zusammensetzung.
Sind sie anders zusammengesetzt, so existiert Nothung
nicht.
Nun hat aber offenbar der Satz
“Nothung ist ein
scharfes Schwert || hat eine scharfe Schneide”
Sinn, ob Nothung noch ganz ist, oder
schon zerschlagen.
Ist aber “Nothung” der Name eines
Gegenstandes, so gibt es diesen Gegenstand nicht mehr, wenn das
Schwert || Nothung zerschlagen ist; & da
dem Namen dann kein Gegenstand entspräche, so hätte er keine
Bedeutung.
Dann aber wäre || stünde in dem Satz
“Nothung hat eine scharfe
Schneide” ein Wort ohne Bedeutung || das keine
Bedeutung hat & daher wäre der Satz Unsinn.
Nun hat er aber Sinn, also kann
‘Nothung’ nicht der Name eines
Gegenstands sein || muß den Wörtern, aus
175 denen er in analysierter Form
zusammengesetzt ist immer schon etwas entsprechen.
Also muß das Wort ‘Nothung’ bei der
Analyse des Sinnes verschwinden & statt seiner
Worte gesetzt werden || eintreten, die Einfaches
benennen.
Diese Worte werden wir billigerweise die eigentlichen Namen
nennen. –
Dieses Raisonnement hängt an verschiedenen
Irrtümern: a) die Idee einem Wort müsse ein
Gegenstand ‘entsprechen’, damit es
Bedeutung
habe(Die || ,
die Verwechslung von der Bedeutung mit dem Träger eines
Namens). b) ein falscher Begriff
von der philosophischen, oder logischen Analyse eines
Satzes, || .
(Man denkt sie sich || als
sei sie ähnlich der chemischen, oder
mechanischen) || physikalischen.
c) eine falsche Auffassung der
‘logischen Exaktheit’,
Unkenntnis des Begriffs der ‘Familie’. – |
Aber nichts unähnlicher, als der Gebrauch des Wortes
“dieses” || hinweisenden Fürwortes
& eines Eigennamens
– wenn man nämlich die Praxis des
Sprachspiels ansieht & nicht bloß die Stellung der Wörter in
unsern Sätzen: || –
Denn wir sagen allerdings:
“das || der ist klein, || groß”, || –
& auch: “Hans ist groß”;
aber vergiß nicht, daß der erste Satz sinnlos ist, ohne
die zeigende Gebärde & das Ding worauf || den Gegenstand auf den wir zeigen.
– Was etwa mit einem Namen verglichen werden könnte ist nicht
das Wort ‘das || der’, sondern dieses Wort zusammen mit der
zeigenden Gebärde & dem Ding. || Gegenstand. |
Man könnte sagen:
Es || , es ist charakteristisch für einen Namen, daß wir ihn
im Satz “Dies ist A”
gebrauchen können. Aber es ist || : aber es
ist || ; es ist aber sinnlos || Unsinn
zu sagen “Dies ist dies”, oder
“Dies ist jetzt”. – |
61
Stelle Dir folgendes Spiel vor: Jemand würfelt;
& vor jedem Wurf || ehe er einen Wurf macht, zeichnet er vor
sich eine der Flächen des Würfels auf || hin.
Zeigt ihm nach dem Wurf der Würfel die Seite, die er gezeichnet hat, so
gibt er der Befriedigung Ausdruck, andernfalls der Unbefriedigung.
– Oder es seien zwei Spieler: Sie
würfeln abwechselnd; wenn || ehe der eine würfelt,
zeichnet der andere eine Fläche des Würfels auf || hin; ist es die, die kommt, so zahlt der Würfelnde
dem Andern || gibt der Würfelnde dem Andern ein Geldstück,
andernfalls zahlt dieser dem Würfelnden. |
Das Zeichnen der Würfelfläche wird man in diesem Fall ein
‘Raten’ nennen, oder unter
Umständen auch eine
‘Vermutung’ || ein
‘Vermuten’. |
62
Bei einem gewissen Volksstamm werden Wettkämpfe
abgehalten im Laufen, Speerwerfen,
etc.¤
Vor jedem Wettkampf
178 werden die
Bilder aller Teilnehmer || Wettkämpfer in einer Reihe
aufgestellt & jeder Zuschauer legt ein
Päckchen Geld unter eines dieser Bilder.
Gewinnt im Wettkampf der, unter dessen Bild er || der Zuschauer sein Geld gelegt hat, so erhält der Zuschauer sein
Geld zurück & noch mehr dazu; verliert
jedoch || andernfalls verliert der Zuschauer
sein Geld. So einen Gebrauch würden wir zweifellos ‘Wetten’ nennen; auch dann, wenn die Sprache jenes Stammes keine Ausdrücke || keinen Ausdruck enthält für ‘Grade der Wahrscheinlichkeit’, ‘Chancen’ etc.. || es in der Sprache jenes Stammes keine Ausdrücke || keinen Ausdruck für ‘Grade der Wahrscheinlichkeit’, ‘Chancen’ etc.. gibt. |
Ich nehme an, daß das Benehmen der Zuschauer ehe & nachdem die Ergebnisse des
Wettkampfs bekannt sind || vor & nach dem Ausgang des
Wettkampfs Spannung, Teilnahme, Befriedigung
& Unbefriedigung ausdrückt.
Ferner, wenn ich die Wetten der Zuschauer prüfe, so finde ich, daß ich
verstehe, ‘warum’ sie
besonders auf diesen oder jenen
Teilnehmer gesetzt haben.
So wird meist auf den stärker gebauten von zwei
Ringkämpfern gesetzt; & wenn auf den Andern, so finde ich daß
jener kurz vorher krank war, oder dieser in einem ähnlichen Fall gesiegt || ihn
schon einmal früher || früher einmal besiegt hat;
u. dergl.. |
Dabei aber hat ihre Sprache keinen Ausdruck der
Begründung.
D.h. nichts in ihr entspricht
unserm || einem Satz wie:
“Ich setze auf diesen Mann || Ringer, weil er in guter Form ist, während jener andere
kürzlich krank war”,
u.s.w..
– Ich könnte sagen, meine || : Meine
Beobachtung lehrt mich gewisse Ursachen || hat mich
gewisse Ursachen gelehrt, die auf die Wetten Einfluß
nehmen, aber die Wettenden haben, oder verwenden, keine
Gründe beim Setzen auf einen Wettkämpfer. |
Denken wir uns nun einen Fall, in welchem die Sprache die Form der
Begründung enthält.
Das Sprachspiel nun ‘Gründe für seine Handlungen
179 geben’
setzt nicht das Finden von Ursachen dieser Handlungen voraus || beinhaltet nicht das Auffinden von Ursachen (durch
wiederholte Beobachtung der Umstände, unter denen || welchen es zu diesen Handlungen kommt).
|
63
Stellen wir uns diesen Vorgang vor: Wenn ein Zuschauer in den Wettkämpfen || bei einem Wettkampf seine Wette verloren hat, wird er von den Andern geneckt & ausgelacht. Als Antwort weist er mit übertreibender Gebärde auf Muskeln, Brust, die Höhe etc. des Kämpfers, auf den er gewettet hatte, – wie wir sagen würden: zur Rechtfertigung seiner Wette. || um seine Wette zu rechtfertigen. Man könnte sich eine Diskussion über die || der Chancen zweier Kämpfer so vorstellen || In ähnlicher Weise könnte man sich eine Diskussion der Chancen zweier Kämpfer vorstellen: Zwei Leute || Zuschauer zeigen || weisen abwechselnd auf das, was ihnen den Sieg ihres Kandidaten zu versprechen scheint. A zeigt auf die Höhe der Gestalt des Seinen || Einen; B zuckt darauf die Achseln & weist || zeigt auf den Bizeps des Andern; etc. || u.s.f.¤ Der Fall || Die Diskussion kann || könnte leicht so beschrieben werden, daß man sagen würde || wir sagen müßten, A & B gäben Gründe an für ihre Wahl. || Wir könnten den Fall leicht dahin ausführen, daß man geneigt wäre zu sagen A & B gäben Gründe an für ihre Wahl. |
“Setzt aber das Angeben solcher Gründe nicht voraus, daß die
Leute Zusammenhänge beobachtet haben zwischen dem Ausgang eines
Kampfes & der körperlichen Beschaffenheit der
Kämpfenden?”
– Aber ob nun diese Annahme
verständig || berechtigt erscheint oder nicht, so habe ich sie
jedenfalls in der Beschreibung unseres || des Falles nicht
gemacht.
(Noch habe ich die Annahme gemacht,
180 daß die Wettenden Gründe für ihre
Gründe angeben.)
Wir würden in einem Fall, wie dem eben beschriebenen nicht überrascht
sein, in der Sprache der Leute Ausdrücke zu finden für Grade der
Überzeugung, Vermutung, Sicherheit.
Z.B. ein Wort, das in
verschiedenem Ton ausgesprochen wird; oder eine Reihe von
Wörtern.
(Ich denke aber nicht an den Gebrauch einer Skala der || von Wahrscheinlichkeiten.) –
Es ist auch leicht sich vorzustellen, daß sie das Wetten mit
Ausdrücken begleiten die wir übersetzen würden in der Form:
“Ich glaube daß A || N
den M im Speerwerfen schlagen kann”,
etc..
– Ich übersetze das Wort, das sie gebrauchen mit
‘kann’ & nicht mit
‘wird’, denn sie haben ein
Hilfszeitwort der Zukunft || weil sie ein Hilfszeitwort der Zukunft
haben, das sie
z.B. gebrauchen || in Sätzen gebraucht
wird, analog unserm “Er wird
heute von der Reise zurückkommen”, “Er
wird ihn schlagen, wenn er
kommt”,
etc.. |
64
Ein Stamm, in dessen Sprache die Erinnerung an ein
Ereignis mittels
einer Handbewegung beschrieben || dargestellt wird || beschrieben || dargestellt wird mittels einer Handbewegung,
die nach hinten weist; die Erwartung eines Ereignisses mit
einer Handbewegung, die nach vorn weist (Wie
wir sie etwa machen, wenn wir sagen “Das liegt
schon lang hinter mir”, oder, “Das
liegt noch vor mir || uns”).
Sie begleiten jede der beiden Bewegungen mit einem
Hilfszeitwort (der Vergangenheit, & Zukunft).
Beschreiben sie eine Erinnerung || ein vergangenes Ereignis, so stellen
sie es sprachlich || in Worten &
mimisch dar & wiederholen in ihrer Darstellung das
Zeichen der Vergangenheit, || ;
etc..
Bei gewissen Gelegenheiten aber, wenn sie, wie wir sagen würden, die
Eignung eines Dinges, eines Menschen oder Tieres erwägen etwas
Bestimmtes zu tun, drücken
181 sie ihre
Erwartung, daß es dies tun werde durch ein anderes Hilfszeitwort
aus.
Wenn sie also, wie uns die Situation lehrt, erwägen, ob ein bestimmtes
Wurfgeschoß imstande sein wird das & das Tier zu
erlegen, so sehen sie etwa eines der Geschosse
prüfend an,
& sagen, mit der Handbewegung, die in die Zukunft
weist || der Erwartung || der Voraussicht,
“Es kann ihn
erschlagen” (so will ich's übersetzen).
Sie sagen aber bei anderen Gelegenheiten
z.B.: “Wenn jetzt ein Mann in
dieser Schlucht geht, so wird ihn dieser Felsblock
erschlagen.” |
65
In einer Sprache wird ein besonderes
Hilfszeitwort gebraucht, wenn man den Erfolg einer körperlichen Anstrengung
voraussagen will. || Menschen gebrauchen ein besonderes
Hilfszeitwort, wenn sie den Erfolg einer körperlichen Anstrengung
voraussagenwollen. || .
Ich will dieses Hilfszeitwort || es durch
das Wort ‘können’ wiedergeben;
“ich kann” heißt
hier || dann aber immer: “es
wird mir gelingen”, “er
kann”: || , “es
wird ihm gelingen”
etc..
Ihr Gebrauch jenes Hilfszeitworts || Worts
entspricht also nicht ganz dem unsern des Wortes
“können”; denn wir fragen
jemanden, etwa bei Tisch || wenn wir jemanden, etwa bei Tisch, fragen
“Wie hoch kannst Du springen?”, so muß
die || seine Antwort nicht bedeuten, || wenn uns jemand, etwa bei
Tisch, sagt “ich kann 80
cm hoch
springen”, so muß das nicht heißen, daß er glaubt, er
werde jetzt einen Sprung von dieser Höhe ausführen, sondern er kann uns
einfach || bloß angeben, wie hoch er schon
gesprungen ist. |
In den letzten drei Fällen ist das Wort ‘können’
das Merkmal einer Voraussage.
Das heißt natürlich nicht, daß ich einen Satz in diesen Fällen eine
‘Voraussage’ nenne, weil das Wort
‘kann’ in ihm steht; sondern, wenn eine
‘Voraussage’, nenne ich ihn der Situation
wegen, in der er gebraucht wird; und ich gebe ein
182 Wort jener Sprache durch
‘kann || können’ wieder, weil wir
unter diesen Umständen das Wort
‘können’ gebrauchen würden & weil ich ein
Wort ihrer Sprache in ein analoges Wort der unsern
übersetzen will. |
Nun ist offenbar der Gebrauch von
‘können’ in (63), (64), (65) nahe
verwandt dem in den Fällen (50)
– || bis (53); in (50)
etc. || diesen aber war der Ausdruck ‘etwas || das & das kann geschehen’ keine
Voraussage.
Nun kann man einwenden, wir seien doch nur darum gewillt
gewesen in jenen früheren Beispielen || Fällen das
Wort ‘können’ zu verwenden, weil es dort angeht,
eine Annahme über das zukünftige Verhalten zu machen.
(wer einmal diesen Fluß durchschwommen hat, von dem kann
man annehmen, es werde ihm jetzt wieder
gelingen).
– Nun ist es freilich so, daß ich in
(50)
etc. absichtlich solche Beispiele || die Beispiele (50)
etc. absichtlich
so gewählt habe, daß eine Annahme über das zukünftige Verhalten
nahe liegt; aber ich habe sie auch absichtlich so gewählt, daß keine solche
Annahme gemacht wird.
Wir können ja sagen, Menschen würden eine solche Ausdrucksweise nie
gebrauchen, wenn sie nicht die Erfahrung gemacht hätten,
daß man,
z.B., von diesen & diesen
Proben auf ein solches Benehmen
des Menschen in der Zukunft schließen könne.
Diese Hypothese mag richtig sein, aber die Beispiele (50)
etc. setzen sie nicht voraus. || machen von ihr
keine Verwendung. |
66
Stellen wir uns nun diesen Vorgang || dieses Spiel vor: A schreibt
eine Reihe || Reihen
von Zahlen an, B sieht ihm zu & versucht
das || ein Gesetz in der angeschriebenen
Zahlenfolge || in der Zahlenfolge das || ein Gesetz
zu finden.
Ist es ihm gelungen, so sagt er: “jetzt kann ich
fortsetzen”.
– Dieses Beispiel ist besonders
lehrreich, weil es scheint, daß hier
die || diese Fähigkeit
183 fortzusetzen etwas ist, was
momentan || plötzlich || in einem
bestimmten Augenblick eintritt || kommt || da ist; so daß wir uns fragen können: was ist es, was
hier eintritt?
Dies sollte man doch nun finden können!
– Es sei || Angenommen also A
habe die Zahlen 1, 5, 11, 19, 29
angeschrieben || hingeschrieben || angeschrieben || hingeschrieben 1, 5, 11, 19, 29; an diesem
Punkt || da sagt B: “Jetzt kann ich
fortsetzen”.
Was geschah da, als er plötzlich weiter wußte? –
Vielerlei konnte geschehen sein.
Nehmen wir an: B hat sich während A langsam eine Zahl nach der anderen
hinschreibt, damit || Während A langsam eine Zahl nach der
anderen hinschreibt, ist B beschäftigt verschiedene
algebraische Formeln mit den schon
angeschriebenen Zahlen zu vergleichen || an den schon angeschriebenen Zahlen
zu probieren || versuchen.
Als A ‘19’ angeschrieben hatte
versuchte B die Formel an = n² + n ‒
1; die ‘29’ bestätigte seine
Vermutung || Annahme. |
67
Oder aber: B dachte || denkt an keine
Formel || nicht an Formeln.
Er sieht mit einem gewissen Gefühl der Spannung zu, wie die Reihe
der Zahlen wächst, die A anschreibt; dabei schwimmen
ihm || ihm allerlei unklare
Gedanken in seinem Geist || Kopf || vor der || seiner
Seele.
Dann sagt er zu sich selbst: “Er
quadriert immer & zählt 1 dazu”; dann || nun rechnet er die nächste Zahl aus & findet, daß A
die gleiche Zahl anschreibt. |
68
Oder: Die Reihe die A anschreibt ist 2, 4, 6, 8.
B sieht sie an & sagt:
“Natürlich kann ich
weiter!”– || ,
& setzt die Reihe der geraden Zahlen fort.
– Oder er sagt gar nichts & schreibt die Reihe bloß
weiter.
Vielleicht hatte er, als er die Reihe ‘2, 4, 6,
8’ sah, eine Empfindung, oder Empfindungen, wie sie oft die Worte begleiten
“Das ist leicht!” || die man durch
die Worte “Das ist leicht!” beschreiben
kann.
Eine solche Empfindung ist
z.B. ein schnelles
leichtes Einziehen des Atems, ähnlich wie || ähnlich der bei einem
leichten || gelinden Schreck. |
Soll ich nun sagen || erklären, der Satz
“B kann die Reihe fortsetzen” heiße || sage, daß einer der eben beschriebenen Vorgänge
stattfindet?
Ist es nicht klar, daß
184 dieser Satz nicht der gleiche ist, wie der,
B denke an die Formel || falle die Formel ein,
an
= n² + n + 1?
Dabei kann es keinen Unterschied machen, ob dieses Einfallen, darin
besteht, daß die Formel vor B's geistigem Auge erscheint, oder ob
er die Erfahrung hat, sie vor sich hinzuschreiben, sie auszusprechen, oder
aus einer Reihe vor ihm aufgeschriebener Formeln
mit dem Blick auszuwählen. –
[Neue Zeile]
“Hätte ein Papagei die Formel ausgesprochen, so würden wir
nicht sagen, er könne fortsetzen; also muß, dies mehr heißen, als,
er spreche die Formel aus; & mehr als || bedeutet
‘fortsetzen können’ mehr als die Formel
aussprechen; & etwas mehr als alle die || andern Vorgänge, die wir sonst noch || oben beschrieben haben.
Also war das Aussprechen der Formel nur ein Symptom
dafür, daß B verstanden hatte, aber nicht das Verständnis || Verstehen selbst.”
– Das aber ist nun eine irreführende
Ausdrucksweise, denn es scheint nun hier
als gäbe es einen Vorgang, || oder
Zustand, die “Fähigkeit
fortzusetzen”¤ || sie scheint so zu sagen, es
gäbe einen Vorgang, || oder Zustand, den wir
“Fähigkeit fortzusetzen” nennen || der
“Fähigkeit fortzusetzen” heißt, der
unsern Augen irgendwie verborgen sei || ist;
sich aber durch Symptome zeigt || kundgibt
(wie eine Entzündung der
Nasenschleimhäute durch's Niesen). dagegen nehmen
wir leicht eine Reihe von Nebenerscheinungen wahr, die Symptome der
eigentlichen Fähigkeit. || dagegen nehmen wir leicht eine Reihe von
Nebenerscheinungen || akzidentellen
Nebenerscheinungen wahr, die Symptome der eigentlichen Fähigkeit
(wie eine Entzündung der Nasenschleimhäute durch's
Niesen).
Wenn wir sagen || man sagt:
“es muß doch, wenn B
fortsetzen kann, noch etwas hinter dem bloßen Aufschreiben
der Formel liegen, da wir dieses allein nie || nicht die Fähigkeit nennen würden fortzusetzen || ‘Fähigkeit
fortzusetzen’ nennten”, – so ist
hier ja das Wort ‘hinter’ natürlich metaphorisch || ‘dahinter liegen’ bildlich gebraucht;
& in diesem Sinne kann man sagen || wir können
antworten:
‘Hinter’ dem Aufschreiben der
Formel liegen || lägen die
Umstände, unter denen es geschieht.
Es ist wahr: || , “B
schreibt die Formel nieder” sagt, im allgemeinen, nicht das
Gleiche wie “B kann fortsetzen”;
aber daraus folgt || daraus
folgt aber nicht, daß dieser Satz im
185 besondern Fall von einem andern
Vorgang redet, als jener || (als rede
der eine vom Niesen der andere vom Husten).
Unser Irrtum ist || wäre etwa
ähnlich diesem || dem:
Wir sagen jemandem, das || “Das Wort
‘Sessel’ bedeutet nicht diesen besonderen
Sessel”; darauf sucht er nun nach dem Ding,
das das Wort ‘Sessel’
bezeichnet. || das
‘Sessel’ heißt. || das
eigentlich ‘Sessel’ heißt || sieht
er sich nun nach dem Ding um, das ‘Sessel’
heißt.
(Eine noch bessere Illustration wäre der Fall || es, wenn jemand || der
Betreffende || er nun den Sessel auseinander
nähme, um in ihm || versuchte im Sessel das zu
finden was wir ‘Sessel’
nennen || ‘Sessel’ heißt || genannt
wird.) |
Es ist klar: || , wenn wir, mit
Bezug auf das Aussprechen oder Anschreiben einer Formel,
etc., sagen, || in einem Fall wie (66),
sagen, B habe || habe das Gesetz erfaßt, er
könne fortsetzen, so sagen wir dies || es eines
Zusammenhangs wegen, der erfahrungsmäßig zwischen dem
Anschreiben einer solchen Formel & dem Fortsetzen einer Reihe
tatsächlich besteht.
Und der erfahrungsmäßige Zusammenhang, der hier besteht,
ist ja offenbar || klar || bedarf
keiner Erklärung. || Und dieser Zusammenhang bedarf
ja keiner Erklärung.
Aber dieser || – Dieser
Zusammenhang verleitet uns nun || also || vielleicht || nun dazu, zu denken || – Und nun || Nun denken wir vielleicht, der Satz
“B kann fortsetzen” sage:
“B tut etwas, was erfahrungsmäßig zum Fortsetzen der
Reihe führt”.
Aber meint das B, wenn er sagt, “ich kann
fortsetzen”?
Schwebt ihm jener Satz dabei im Geiste
vor:
oder || ? Oder ist er bereit, ihn als || zur Erklärung zu sagen || geben dessen, was er meint? || dessen, was er meint zu
sagen? || dessen zu sagen wenn wir ihn fragen, was er
meint?
Wie man
z.B. sagt:
“Ja, ich kann hingehen, –
d.h.,
ich habe Zeit.”)
[Neue Zeile]
Wir werden sagen: || Es ist doch
so: || Es ist aber so: || Es ist so:
Der Satz, “B kann die Reihe fortsetzen”,
ist richtig gebraucht, wenn B die Formel einfällt –
nämlich unter gewissen Umständen.
Z.B., wenn er Algebra gelernt hat, oder solche
Formeln schon benützt hat,
u.s.f..
– Das heißt aber nicht, daß jener Satz eine Abkürzung || abgekürzte Form || verkürzte Form der
Beschreibung aller jener Umstände ist || jener Satz sei eine abgekürzte
Form der Beschreibung aller jener Umstände, die den Hintergrund
unsres || unseres || des Sprachspieles bilden.
(Denke nur daran, wie Du den Gebrauch so eines
186 Ausdrucks
“Jetzt kann ich fortsetzen”,
“Jetzt weiß ich weiter”
lernst; denke || .
Denke an das Sprachspiel, das Du etwa
spielen würdest. || in dem || welchem Du ihn etwa lernen
würdest.)
[Neue Zeile]
Unter gewissen Umständen werden wir auch
geradezu statt “Jetzt kann ich
fortsetzen” sagen: “Jetzt ist mir die
Formel eingefallen”.
Wir sagen auch || Oder:
“Jetzt kann ich fortsetzen, – ich meine, ich weiß die
Formel.”¤ &
dergl.¤
– Statt der
Frage: “Kann der Patient
gehen?” werden wir in manchen || gewissen Fällen bereit sein, die zu setzen:
“Ist sein Bein geheilt?”¤
Die Frage “Kann er schon
sprechen?” heißt in || bedeutet
unter gewissen Umständen
¤so viel wie || dasselbe
wie: “Ist sein
Katarrh || Kehlkopfleiden
geheilt?” – unter andern Umständen
dasselbe wie: “Hat er schon sprechen
gelernt?”.
Die Frage “Kann er
schon gehen?” wird || kann der Doktor mit
“Sein Fuß ist geheilt” beantworten. || Auf die Frage “Kann er schon
gehen?” antwortet der Arzt einfach
“Sein Fuß ist geheilt”.
Wir sagen auch: “Er kann gehen, was sein
Bein || die Heilung || den Zustand seines
Beins anbelangt”, wenn wir nämlich diese
Bedingung seines Gehens andern Bedingungen
entgegensetzen (seiner Müdigkeit etwa).
Hier müssen wir uns hüten, zu glauben || denken, es gäbe, nun entsprechend je nach der Natur des
Falles, eine Liste || Gesamtheit aller
Bedingungen –
z.B. dafür, daß der Patient
geht || gehen
kann || gehe – so daß er, sozusagen, nicht
anders als gehen kann || könnte, wenn sie alle erfüllt sind. |
Man kann auch sagen: Wir verwenden den
Ausdruck || Satz “B kann die Reihe
fortsetzen”, um verschiedenerlei Unterscheidungen zu
machen.
Er unterscheidet einmal (a) zwischen dem Fall
dessen || Dessen, der die Formel
kennt & dessen der sie nicht kennt; [Neue
Zeile] oder (b) zwischen dem
Fall dessen, der die Formel kennt & || die
arithmetischen Rechnungsarten beherrscht & dem Fall dessen, der
sie nicht beherrscht; oder [Neue
Zeile] (c) (wie
vielleicht in (68)) zwischen dem Fall eines Menschen im
normalen Zustand, & dem Fall
187 dieses Menschen im Zustand
nach einem Nervenschock || des Nervenschocks || außerordentlicher Zerstreutheit (die Reihe sei etwa 2, 4, 6, 8
etc.); oder [Neue
Zeile] (d) zwischen dem Fall
Eines, der derlei Übungen schon oft gemacht hat & dem Fall
eines Anfängers: || . Und dies
sind nur einige Beispiele || Glieder aus einer || der
großen Familie von Fällen. || ; [Neue Zeile] oder zwischen dem Fall dessen der
tatsächlich die angefangene Reihe fortsetzt || weiterschreibt
& dessen, der ratlos vor ihr steht. Dies sind nur
einige Glieder einer || der großen Familie.
– “Aber diesen Fällen ist doch gewiß etwas
gemeinsam!”
– Gewiß, – die Situation ist ja in allen eine ähnliche.
– Oder meinst Du, das sei das Gemeinsame, daß
Bin allen Fällen des Könnens die Reihe
tatsächlich || , wenn er nicht fortsetzen kann, in allen Fällen die Reihe
nicht fortsetzt?
Aber das Fortsetzen ist ja wieder nicht die
Fähigkeit! –
“Aber kann man nicht sagen, in allen diesen Fällen setze er
die Reihe nicht fort, bemühe sich aber, sie
fortzusetzen?” –
Vielleicht; aber sieh nun, wie verschiedenerlei es in
allen diesen Fällen heißt, ‘sich zu
bemühen’! |
Die Frage, ob im besonderen Fall || in einem Fall wie
(66),
z.B., der Satz “er
kann fortsetzen” den gleichen || selben Sinn habe,
wie “er kennt die Formel” kann man mit
‘ja’ & ‘nein’
beantworten.
Man kann sagen: sie haben nicht den gleichen
Sinn, denn sie werden nicht allgemein als
gleichbedeutend || synonym
gebraucht( || , wie
z.B. || etwa ||
z.B. die Ausdrücke ‘er ist
alt’ & ‘er ist
betagt’. || , denn man kann den einen nicht
unter allen Umständen für den andern setzen.
Oder man kann sagen: Unter diesen Umständen hat der
zweite denselben Sinn wie der erste. (Siehe (53))
Es ist auch gleichgültig welches von beiden wir sagen, denn den wahren Stand der Dinge kann man doch
nur sehen || erfahren wenn man || man den speziellen
Fall untersucht. || denn, wie es nun damit steht, kann man doch nur erkennen, wenn
man die Besonderheiten des gegebenen Falls || des vorliegenden Falls
betrachtet || ansieht. |
Stellen wir nun aber folgende Frage:
Angenommen, B sagt in irgend einem der Fälle,
“Jetzt kann
188 ich fortsetzen”, wenn wir ihn
nun aber auffordern fortzusetzen, zeigt er sich dazu nicht fähig:
Sollen wir nun sagen, dies zeigt daß er Unrecht hatte zu
sagen, er könne fortsetzen, || seine Aussage, er könne fortsetzen,
falsch war, oder aber, daß er vielleicht fortsetzen
konnte || möglicherweise recht hatte || möglicherweise fortsetzen
konnte, als er sagte, er könne es. || oder
sollen wir sagen daß sie wahr sein konnte || die
Aussage könne wahr sein, da || weil er
möglicherweise || vielleicht
fortsetzen konnte, als er sagte, er könne es.
Soll B selbst in so einem Falle sagen: || Was
soll B selbst in so einem Falle
sagen? || : “Ich
sehe jetzt, daß ich Unrecht hatte” –,
oder aber || oder: “Ich hatte Recht;
ich || Ich konnte es, als ich sagte, ich könne
es; || damals, aber || nur jetzt
kann ich es nicht”?
Es gibt Fälle, in denen er das eine, & Fälle, in denen er das
andere mit Recht sagen wird || kann.
Betrachte die folgenden Fälle || diese
Beispiele || Nimm an: || Beurteile diese Fälle:
a) als er sagte, er könne fortsetzen, stand die Formel vor seinem
Geiste; als man ihm aber befahl
fortzusetzen, || aber als er nun fort¤setzen sollte,
hatte er sie vergessen; – || oder b) als er sagte, er könne fortsetzen,
hatte er sich die nächsten fünf Glieder der Reihe vorgesagt;
dann || nun aber konnte er sich nicht
mehr an sie erinnern || sind || waren sie ihm
entfallen || damals wußte er ein paar || einige
weitere Glieder auswendig; nun aber sind sie ihm
entfallen; – || – oder
c) er hatte die Reihe für sich fortgesetzt, indem er die nächsten fünf Glieder ausgerechnet
hat || nämlich einige weitere Glieder ausgerechnet; || er hatte drei weitere Glieder der Reihe ausgerechnet; nun
erinnert er sich noch an sie || weiß er diese
noch; aber er hat vergessen || weiß nicht
mehr, wie er sie berechnet hat; – oder d)
er sagt: “damals habe ich
gefühlt || hatte ich das Gefühl, ich weiß jetzt weiter,
jetzt || nun kann ich's
nicht”; – oder e)
¥
“ Als ich sagte, ich könne
das Gewicht heben, hatte ich noch keine
Schmerzen im Arm¤” || da war
ich gesund, jetzt bin ich's
nicht””; – oder
f) “Ich dachte ich könnte es heben, aber
jetzt sehe ich, ich kann es nicht” || es ist
mir zu schwer” || es geht
nicht.”; – oder g)
“Ich dachte ich könnte das Gedicht noch auswendig, aber
ich kann es || es
geht nicht mehr”;
⍈– oder
h) “Ich dachte ich wußte || hatte
die richtige Formel, aber es war ein
Irrtum.”
Etc. |
Beispiele wie diese müßte man nun
189 ergänzen durch solche, die die
Mannigfaltigkeit des
Gebrauchs || im Gebrauch der Wörter
‘vergessen’ &
‘versuchen’ zeigen.
Denn unsere Verwendung dieser Wörter hängt
eng mit der des Wortes ‘können’
zusammen.
Betrachte diese Fälle: || Denke an diese
Erfahrungen des Vergessens:
a) Als er sagte er könne fortsetzen, hatte B sich die
Formel vorgesagt || vorgestellt, nun aber ist sie ihm völlig
entfallen (‘wie weggewischt’).
b) Er hatte sich damals die Formel vorgesagt || vorgestellt, jetzt aber ist er einen Augenblick unsicher,
‘war es 2n oder 3n’.
c) Einer || Jemand hat
einen Namen vergessen & ‘er || ‘Das Wort welches er vergessen hat liegt
ihm auf der Zunge’.
d) Er weiß nicht, kommt es ihm nur so
vor, als hätte er den Namen || es gewußt, oder hat er
ihn || es vergessen. |
Und nun betrachte diese Fälle:
a) Jemand versucht eine Türe zu öffnen, indem er mit aller
Kraft zieht.
b) Er versucht eine Kassentür zu öffnen indem er
verschiedene || mehrere Kombinationen
ausprobiert || versucht.
oder ¤c) Er
versucht es indem er die Knöpfe dreht & an der Türe
horcht. oder
d) Er versucht, sich an die
Kombination zu erinnern.
d) (Und denke an die Mannigfaltigkeit
der Möglichkeiten, die dieser Fall umfaßt.) || (Und denke an die
Mannigfaltigkeit der Fälle, || Möglichkeiten, die wir mit diesen Worten
beschreiben. || die mit diesen Worten beschrieben
werden.) e) Lege ein Papier vor Dich hin, halte einen Spiegel so, daß Du das Papier darin siehst: || & nun versuche ein Quadrat mit seinen || den Diagonalen auf dem Papier zu zeichnen, während Du in den Spiegel siehst. || durch den Spiegel zusiehst. || Versuche ein Quadrat mit seinen Diagonalen zu zeichnen, während Du durch einen Spiegel aufs Papier || Zeichenpapier siehst. || schaust. Vergleiche diesen Fall, in welchem man, sozusagen, nicht weiß, ‘was man tun soll’, damit sich die Hand so bewegt, wie man es wünscht, mit dem, in welchem || Fall (a), die Hand gegen einen Widerstand zu bewegen. || in dem die Hand gegen einen Widerstand bewegt werden soll. 190 |
Denke auch || endlich an die Klasse von Fällen, in
welchen wir sagen: “Ich kann es tun, aber ich
will nicht”, in welchen wir uns also nicht
bemühen. || wir bemühen uns also
nicht. || wir versuchen es also
nicht.
“Ich könnte, wenn ich es versuchte”
(z.B. 50
kg heben);
“Ich könnte, wenn ich wollte”
(z.B. das ABC hersagen). |
Man möchte vielleicht sagen, der || vorschlagen:
Der || der einzige Fall, in welchem es unbedingt
richtig ist, zu sagen, ich könne etwas tun, sei der, in welchem
ich es wirklich ausführe || tue während ich dies
sage. || , während ich dies sage es wirklich ausführe || tue.
In allen anderen Fällen sollte || solle ich sagen || es heißen:
“Ich kann es tun, was das & das anbelangt || anbetrifft”.
Nur im ersten Fall habe ich einen || den
wirklichen Beweis meiner || der Fähigkeit
es zu tun geliefert. || Der
einzige Beweis, daß Einer etwas kann, ist, daß er es
tut. |
Aber wir || Wir können ein
Sprachspiel 69
betrachten || uns ein
Sprachspiel 69
denken, in welchem man ein Wort (ich
übersetze es mit ‘kann’) || gebe es
durch ‘kann’ wieder) in der Satzform
‘ich kann das & das tun’ nur
dann verwendet wird, wenn || so verwendet wird, daß || ein
Wort (ich gebe es durch ‘kann’ wieder) in
der Satzform ‘ich kann das & das tun’ || in
einem Satz ‘ich kann das & das tun’ nur
dann verwendet wird, wenn || so verwendet wird, daß
man die || eine
betreffende Tätigkeit zur Probe ausführt,
während man den Satz sagt.
“ich kann es || das & das || dies tun”.
|
In dieser Sprache wird also
dieser besondere Fall
durch ein eigenes || besonderes Wort
hervorgehoben. || dieser Fall durch ein besonderes
Wort hervorgehoben. || Dieser besondere Fall wird durch ein
eigenes Wort hervorgehoben.
– Aber || Und nun sieht man, daß kein
metaphysischer Unterschied besteht zwischen diesem
Sprachspiel & den andern, früher beschriebenen.
Ein solches Sprachspiel wie (69) zeigt übrigens,
welchen Sinn es haben kann, zu sagen “Wenn etwas
geschieht, so kann || dann kann es jedenfalls
geschehen || dann kann es
geschehen.”, – ein so
gut wie unnützer Satz unserer Sprache.
(Es scheint gerade darum, als habe er einen sehr klaren
& tiefen Sinn; er ist aber || . Aber, wie
die meisten || viele allgemeinen
philosophischen Prinzipien, ist er sinnlos, außer in sehr
speziellen Fällen, an die der Philosoph gar nicht
denkt. || & an die denkt der
Philosoph gar nicht.)
Jener Satz ist ähnlich dem: || Ihm
ähnlich ist der Satz: “Wenn
dieser || der Körper sich hier befindet, so muß für ihn
auch Platz sein”.
(Man könnte diesen einen speziellen Fall jenes
nennen.)
Wir denken aber leicht so, als sei || wäre || es wäre || sei || Man denkt, es
sei die Möglichkeit eine Bedingung der Wirklichkeit.
Als wäre || sei der Satz etwa ähnlich || analog
191 dem: “Wenn dieser
Körper sich hier befindet, so muß jener || der
andere || andre fortgeschafft
worden sein”. Als || und als legte ein
Ereignis durch seine Wirklichkeit die Probe ab für seine
Möglichkeit.
– Angenommen || Denke Dir ich
sage zu jemandem: “A hat sich den Fuß gebrochen, er
kann nicht gehen”. –
Er || Der Andere
antwortet: “Hier geht er
ja!”
– Ich: “Ja, dann kann er also doch
gehen”.
– Hier mache ich ¤ allerdings den Schluß von der Wirklichkeit auf die
Möglichkeit gemäß || nach der Regel:
“Wenn etwas geschieht, dann kann es geschehen”
(Oder vielmehr, || gemäß der Regel, daß dieser
Satz eine Tautologie ist.) – wie man sie etwa
ausdrückt.
Angenommen aber || Nehmen wir aber an, A sei
damals nicht auf natürlichem Wege || natürliche Weise gegangen,
sondern etwa durch einen einmaligen übernatürlichen Einfluß
dazu || zum Gehen
gebracht worden; || dazu gebracht worden, einmal einige Schritte zu
gehen; || besondern Eingriff dazu gebracht
worden, einmal einige Schritte zu gehen; – würde ich nun
meinen || den Satz, er könne also doch gehen, aufrecht
erhalten?
– Wenn ich ihn nun zurücknehmen will & der
Andre || Andere sagt:
“Das gibt es || kannst Du nicht!
A geht || ist gegangen, also mußte er auch
gehen können”, – würde || werde ich das nicht als
(sinnloses) Gerede || Geschwätz zurückweisen || bezeichnen?
Das Raisonnement ist etwa so:
“Wenn etwas geschieht, so kann es geschehen.
Denn hätte es nicht geschehen können, – so hätte es nicht
geschehen können”.
Und das heißt nichts.
– Man könnte hier sagen: Weil || Wenn
etwas geschieht, deswegen muß es noch nicht geschehen
können. || so kann es darum noch nicht
geschehen. |
70
Denke Dir eine Sprache || Du kannst Dir eine Sprache
denken (ähnlich (53)), in der es
für einen Satz, wie “Ich hebe || Er
hebt 50
kg”, zwei Ausdrucksweisen
gibt: Die eine wird nur
(dort) verwendet, wo die Tätigkeit zur
Probe geschieht, um die Fähigkeit darzutun || zu
erweisen (z.B. vor einem
Wettkampf), die andre || andere bei allen andern Anlässen.
– “Wenn Einer springt, so zeigt er, daß er springen
kann.” –
“Nein, einmal springt er, ein andermal zeigt er, daß
er springen kann!”[Was zeigt dies?] |
Wir sehen, ein weitverzweigtes Netz
192 von
Familienähnlichkeiten verbindet die Fälle in denen der Ausdruck der Möglichkeit, Fähigkeit
gebraucht wird || die Ausdrücke der Möglichkeit, Fähigkeit gebraucht
werden; in denen wir sagen etwas könne geschehen
etc.¤
Gewisse charakteristische Züge erscheinen in diesen Fällen in
verschiedenen Verbindungen.
Z.B. das Element der Voraussage des
zukünftigen Verhaltens, die || der Beschreibung eines || des || eines Zustandes || Zustands¤ || der
Aussage über den || einen Zustand eines
Gegenstandes, der || die Bedingung für
ein gewisses Verhalten || als der || die Bedingung für ein
gewisses Verhalten || (der || die Bedingung für ein gewisses
Verhalten) || (der die Rolle der Bedingung für ein Verhalten
spielt.), der Aussagen || Aussage über Proben des Verhaltens.
|
Vielleicht das wichtigste dieser Elemente ist das der Aussage über
den Zustand.
Wir sind besonders stark dazu geneigt || haben eine starke Neigung, das Verhalten eines Gegenstandes
als Folge seines Zustands darzustellen || aufzufassen als Folge
seines Zustands. || Wir neigen dazu im
Verhalten von etwas die Folge seines Zustands || Zustandes zu
sehen. Dies spiegelt sich in dem Ausdrucke unserer Sprache “er ist im Stande etwas || das & das zu tun”, oder “er besitzt die Fähigkeit”; auch im Gebrauche des Präsens: “er kann Schach spielen”, “er kann große Zahlen im Kopf mit einander multiplizieren”, etc. |
Die Fähigkeit zur Lösung mathematischer Probleme,
etc. || zum Auffassen eines
Musikstückes denken
wir uns als einen gewissen Zustanddes Verstandes, oder Bau, || ,
als einen bestimmten Bau, || , als einen gewissen Bau, der
menschlichen Seele. || stellen wir uns als einen gewissen
Zustanddes Verstandes, oder Bau, || , als einen bestimmten
Bau, || , als einen gewissen Bau, der menschlichen Seele
vor.
So auch denken wir uns das Gedächtnis als einen Speicher für die
Eindrücke, die wir erhalten. || unsre Eindrücke.
–
Denke daran, wie sicher die meisten Menschen
sind, den Fähigkeiten || der
Fähigkeit des Multiplizierens, des Aufsagens eines Gedichts,
etc. müsse || es müsse der Fähigkeit
des Multiplizierens, des Aufsagens eines Gedichts,
etc. etwas im Zustande, oder Bau, des Gehirns
des Menschen entsprechen; obwohl sie doch über so einen
psycho-physiologischen Parallelismus so gut wie gar nichts wissen.
Wir haben eine überwältigende || überwältigend starke
Neigung || überwältigende Neigung, die
Erscheinungen, die wir in so einem Falle wirklich beobachten, durch
das Symbol eines Mechanismus darzustellen, dessen Arbeiten wir
193 eben in diesen Erscheinungen
wahrnehmen.
Und die Möglichkeit dieser
Erscheinungen ist die || liegt in der || Fähigkeit denken wir uns als die Beschaffenheit des
Mechanismus selbst. || Und was diese
Erscheinungen möglich macht, die Fähigkeit, ist die Beschaffenheit des
Mechanismus selbst. || Die Möglichkeit dieser Erscheinungen liegt
in der Beschaffenheit des Mechanismus.
Diese Beschaffenheit ist die Fähigkeit. || ; diese ist die Fähigkeit.
|
Schauen wir nun zurück auf die Diskussion des Sprachspiels
(47).
Es war keine rechte Erklärung, || Wir sehen es war keine Erklärung, zu sagen, B
werde dann von den Kombinationen der Buchstaben geführt, wenn er
auch andere Befehle ausführen könnte.
– Ja, als wir uns fragten || wir fragten, || wir fragten ob
B in (47) von den Zeichen geführt werde, oder nicht, waren wir
immer in Versuchung || versucht zu
sagen || antworten, wir könnten die Frage nicht
beantworten || dies nur entscheiden, wenn wir in die eigentliche
Verbindung hineinsähen || hineinsehen könnten, zwischen dem
Sehen der Zeichen & dem Handeln nach ihnen.
Denn wir haben ein bestimmtes Bild davon, was wir in einem
Mechanismus die ‘Führung eines
Teils || Teiles durch andre
Teile’ nennen würden. || Denn wir haben ein bestimmtes Bild davon, was wir in
einem Mechanismus die Führung eines Teils durch andre Teile
nennen.
– Und zwar fällt uns, wenn wir über das || unser
Geführtwerden im Falle (47) || durch
die || durch Zeichen nachdenken, sofort
der || ein Mechanismus von der Type des
Pianolas oder der Spieluhr ein. || ein von der
Art des Pianolas.
Hier haben wir den klaren Fall der || einer
Führung, des Spiels der Klaviertasten durch
die || : das Spiel der Klaviertasten geführt durch die || :
des Spiels der Klaviertasten durch die Perforierung
in der Papierrolle || des Papierstreifens.
Wir könnten den Ausdruck gebrauchen: Der
Mechanismus des || das Pianola läse die
Perforierungen der Rolle herunter.
Und wir könnten || man
194 könnte Gruppen solcher Perforierungen
‘komplexe Zeichen’, oder
‘Sätze’, nennen, – im
Gegensatz || indem man sie in Gegensatz bringt zu || wenn man
ihre Funktion in Gegensatz bringt || entgegenstellt der Funktion ähnlicher Einrichtungen in
einer andern Art || Type von Mechanismen || einem Mechanismus anderer Art.
Z.B. der Funktion der Zähne &
Nuten﹖ eines
Schlüsselbartes.
Der Riegel des Schlosses wird von dieser bestimmten || durch diese
bestimmte Kombination || Verteilung || Zusammenstellung || Anordnung von Zähnen &
Nuten﹖ bewegt.
Aber wir würden || werden nicht sagen, die Bewegung des Riegels werde
geführt || geleitet durch die
Aufeinanderfolge der Zähne verschiedener Form || der || dieser verschiedenen Zähne.
D.h. der Riegel bewegt sich nicht
‘dieser Aufeinanderfolge
gemäß’. || Aber wir werden nicht sagen, die Bewegung des Riegels
werde geleitet durch diese Anordnung der verschiedenen
Zähne, oder, der Riegel bewege sich dieser Anordnung
gemäß. |
Man sieht hier den Zusammenhang zwischen der Idee des
Geführtwerdens & der, der Fähigkeit
neue Zeichenverbindungen zu lesen: Denn wir können sagen, das
Pianola könne irgend eine || jede beliebige
Verbindung || Kombination || beliebige Kombinationen
von || der || von Perforierungen
lesen; es ist nicht zum Erzeugen || Hervorbringen einer bestimmten Tonfolge gebaut; während der
Riegel des Schlosses nur auf eine bestimmte || die Anordnung || Gruppierung der Zähne
des Schlüsselbartes reagiert, || von einer || der bestimmten Anordnung der Zähne
bewegt wird || von der Anordnung der Zähne
bewegt wird || ¤ auf die
Anordnung von Zähnen reagiert die durch den || im Bau des Schlosses vorausbestimmt ist.
– Wir können || könnten
sagen, die Zähne des Schlüsselbartes seien
nicht vergleichbar den Wörtern eines Satzes, sondern den Buchstaben
eines Worts; der Bart des Schlüssels entspräche nicht einem Satz || komplexen Zeichen, sondern einem Wort.
195 |
Nun ist aber klar daß in den Fällen (46), (47) von
solchen Mechanismen nicht die Rede ist; wenn wir diese auch
als Gleichnisse gebrauchen können dazu, um
zu beschreiben wie B sich verhält. || das
Verhalten des B zu beschreiben.
Der Gebrauch des Wortes
“geführt werden” im Falle des Pianolas ist nur
einer || Die Verwendungsart des Wortes
“geführt werden” im Falle des Pianolas ist nur
eine aus einer Familie verwandter Arten des
Gebrauchs.
Wenn wir jenen auch oft als Gleichnis, als Darstellungsart, der
andern verwenden möchten. |
Es wird uns nun helfen, wenn wir über den Begriff des Geführtwerdens klar
werden wollen, den Begriff des
Lesens zu
betrachten.
Mit ‘Lesen’ meine ich hier
die Tätigkeit || den Vorgang
Schrift || Geschriebenes, Gedrucktes in Laute
umzusetzen, oder || auch nach Diktat zu schreiben,
oder Gedrucktes abzuschreiben,
u. dergl.,
dagegen ohne, daß es dabei auf das Verstehen dessen,
was man liest, ankommt. || dabei kommt es aber nicht auf ein
‘Verstehen’ dessen an, was man liest.
Der Gebrauch || Die Verwendung des Wortes
‘lesen’ ist uns natürlich
in allen || unter den Umständen unseres || des
gewöhnlichen Lebens || ist uns in allen || unter den
Umständen unseres || des gewöhnlichen Lebens natürlich
außerordentlich || ungemein wohl
bekannt.
(Es würde außerordentlich || ungemein
schwer sein, diese Umstände auch nur in rohen Umrissen || groben Zügen zu beschreiben.)
Ein Mensch, etwa || sagen wir ein Deutscher,
ist als Kind, in der Schule, oder zu Hause, durch eine der bei uns
gebräuchlichen Unterrichtsarten gegangen, er hat gelernt seine
Muttersprache zu lesen; später liest er Bücher, die Zeitung, Briefe,
etc..–
Was geschieht nun || geht nun vor sich,
wenn er die || seine Zeitung liest?
– Seine Augen gleiten den gedruckten Wörtern entlang, er
spricht sie laut aus, oder sagt sie nur zu sich selbst || sagt sie
laut, oder nur zu sich selbst; aber gewisse Wörter
sagt er || spricht er,
indem er ihre gedruckte Form als Ganzes auffaßt, andere
sagt er nachdem er ihre ersten Buchstaben gesehen hat, andere
wieder || das eine oder andere Wort liest er vielleicht
Buchstabe für Buchstabe.
Wir würden auch sagen, er habe einen
196 Satz gelesen, wenn er, während seine Augen
über ihn || den Satz gleiten weder zu sich noch
laut || laut noch zu sich selbst spricht, aber
dann || danach im Stande ist, den Satz
wortwörtlich || wörtlich,
oder doch annähernd, wiederzugeben.
Er kann auf das achten, was er liest, aber er kann auch, wie wir sagen
könnten, als bloße Lesemaschine funktionieren, indem er das Gedruckte richtig laut liest || ich
meine, das Gedruckte laut & richtig lesen, ohne aber auf
die Worte die er liest zu achten, || –
vielleicht || etwa während er etwa
z.B. seine Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes
richtet || gerichtet hat || seine Aufmerksamkeit auf etwas ganz
anderes gerichtet ist; so || . So daß er nicht im
Stande ist zu sagen, was er gelesen hat, wenn man ihn gleich darauf
fragt || wir ihn gleich darauf fragen. –
Vergleiche nun mit einem solchen Leser einen Anfänger in der
Schule.
Er liest die Wörter, indem er sie mühsam || mit Anstrengung
buchstabiert.
Einige Wörter aber errät er einfach aus ihrem Zusammenhang, oder er weiß
vielleicht das Stück schon auswendig || Lesestück
auswendig.
Der Lehrer sagt dann, daß er vorgibt zu lesen, oder, daß er
sie || die Wörter nicht wirklich liest || daß er die Wörter
nicht wirklich liest oder, daß er vorgibt die Wörter || sie zu lesen.
Wenn wir an diesen Fall denken & uns fragen worin
‘lesen’ besteht, so werden wir geneigt
sein || dazu neigen, zu sagen, es sei eine bewußte geistige
Tätigkeit.
In so einem Falle sagen wir auch: “Nur
er || er weiß natürlich, ob er liest || ob
er wirklich liest, niemand andrer kann es wissen”.
Und doch müssen wir || Aber wir müssen zugeben,
daß, || – was das Lesen eines
bestimmten Wortes || irgend eines Wortes
anbelangt, || – daß
in der
Seele dabei || dabei in der Seele im Geiste des Anfängers, der
‘vorgibt’ zu lesen, genau dasselbe
vorsichgehen konnte, wie im Geiste des
fließenden Lesers.
Wir gebrauchen das Wort ‘lesen’ anders, wenn wir
vom fließenden geübten Lesen || Leser sprechen, als wenn wir vom Anfänger sprechen.
Was wir im ersten Fall || Fall jenes || des ersten
ein ‘Lesen’ || ‘ein Wort
lesen’ nennen, nennen wir nicht
‘lesen’ im Fall des Anfängers.
Wir möchten freilich sagen, das was im
197 geübten Leser & was im Anfänger
geschieht, wenn sie das Wort aussprechen, kann nicht dasselbe
sein.
Der || Und der Unterschied liege, wenn nicht in
ihrem Bewußtsein, so im Unbewußten ihres Geistes, oder in ihrem
Gehirn. || dem was ihnen gerade bewußt ist, so in ihrem Unbewußten;
oder in ihrem Gehirn.
Wir denken hier an zwei Mechanismen, || stellen uns hier
zwei Mechanismen vor, Vorrichtungen; wir können
nicht sehen, wie sie arbeiten, || wie sie arbeiten, können wir nicht
sehen, aber dieses Arbeiten entscheidet lesen oder
nicht-lesen. || unterscheidet lesen und
nicht-lesen. Der
Unterschied liege, wenn nicht in dem, was ihnen gerade bewußt ist,
so || dann im Unbewußten, oder in ihrem
Gehirn.
Wir stellen uns hier zwei Mechanismen vor; wir können nicht in sie hinein
sehen, aber was in ihnen vorgeht, das unterscheidet Lesen vom
Nicht-Lesen.
– Aber wir kennen ja in diesen Fällen keine solchen
Mechanismen.
– Überlegen wir uns das Folgende: |
71
Denke Dir, es würden irgendwo || von
uns Menschen, oder Tiere, als Lesemaschinen benützt || man
würde Menschen, oder Tiere, als Lesemaschinen
benützen.
Sie werden zu diesem Zwecke
einer Abrichtung unterzogen. || müssen zu diesem Zwecke abgerichtet
werden.
Der Lehrer, der sie abrichtet, sagt || Der sie
abrichtet sagt von Einigen, daß
sie schon lesen können, von Andern, sie können es noch nicht.
Nimm den Fall eines Schülers, der bisher nicht
angebissen || mitgetan
hat; || : zeigt man ihm ein
geschriebenes Wort, so wird er manchmal Laute aussprechen, &
hie & da geschieht es dann ‘zufällig’,
daß sie ungefähr || mehr oder weniger stimmen.
Ein Dritter hört diesen Schüler gerade in so einem Fall &
sagt, “Er liest”; aber || . Aber der Lehrer
sagt: “Nein, er liest nicht; es war nur ein
Zufall”.
– Nehmen wir nun an, || aber an, || aber an, daß dieser
Schüler, wenn wir ihm nur weitere Wörter & Sätze zeigen, auf
diese || sie fortgesetzt richtig reagiert.
Nach einiger Zeit || einigen solchen Proben sagt der
Lehrer:
198
“Jetzt kann er
lesen”.
Aber wie war es mit jenem ersten Wort?
Soll der Lehrer sagen: “Ich hatte mich
geirrt, er hatte || hat es doch
gelesen”, || – oder soll er
sagen: “Er hat erst später angefangen wirklich zu
lesen”?
Wann hat er nun wirklich zu lesen
angefangen? oder:
Welches war das erste Wort das er gelesen hat || las oder welcher der erste Buchstabe?
den er las || –
Diese Frage ist hier sinnlos.
– Es sei denn, wir gäben eine künstliche Erklärung || Definition, dessen wie etwa:
“Das erste Wort das er liest = das erste der ersten
Reihe von 50 Wörtern, die er fehlerlos liest”.
[Neue Zeile]
Verwenden wir aber das Wort ‘lesen’ für einen
bestimmten Bewußtseinsvorgang (Empfindungen) des
Lesens der Buchstaben, – dann könnte der Lesende sagen, daß
dieses Wort das erste war, welches er wirklich gelesen
hat. |
Oder in dem hiervon verschiedenen Fall einer Maschine || Lesemaschine, die, etwa ähnlich dem || wie das
Pianola, Zeichen mit Lauten verbände, || verbindet, könnte man sagen: “Erst
nachdem das & das an der Maschinerie
geschehen war – etwa gewisse Teile durch Drähte verbunden
worden waren – fing die Maschine an zu lesen; || hat die Maschine
gelesen; der erste Buchstabe, den sie gelesen hat, || las, war ein ‘d’ || …”. |
Im Falle (71) war || hieß ein
Mensch (oder Tier) || Wesen eine
‘Lese-Maschine’, wenn es in bestimmter Weise auf gedruckte
Zeichen, die man ihm vorlegt, || auf gedruckte Zeichen, die man ihm
vorlegt, in bestimmter Weise reagierte.
Von keiner Verbindung zwischen dem Sehen des Zeichens & der
Reaktion, von keinem || des Zeichens & der Reaktion, von keinem
seelischen Mechanismus, ist in diesem Fall die Rede.
Der Lehrer kann hier || auch vom Abgerichteten
nicht sagen:
“Vielleicht liest er dieses
Wort || hat er dieses Wort gelesen”, – denn
es ist || besteht ja kein Zweifel darüber, was er
tut. || getan hat.
– Die Veränderung, als der Schüler nun zu lesen anfing, war
eine Veränderung des || seines Verhaltens (im
allgemeinen); & der Ausdruck “das erste Wort im neuen Zustand”
hat hier keinen Sinn erhalten. || dem Ausdruck “das erste
Wort im neuen Zustand” haben wir hier keinen Sinn
gegeben.
(Vergleiche damit diesen Fall: 199
∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∙
In dieser Figur folgt eine Reihe von Punkten in weiten Abständen einer
Reihe von Punkten mit || in engen
Abständen.
Welches ist (von links nach rechts) der letzte Punkt der
ersten || engen Reihe & welches der erste Punkt der
zweiten || weiten?
Angenommen diese Punkte wären Löcher in der Scheibe einer
Sirene; dann würden wir einen hohen Ton hören, der auf
einen tiefen folgt.
In welchem Augenblicke hört der tiefe Ton auf & fängt der hohe
an?) |
Wir sind aber versucht zu sagen, das
einzige || einzige
wirkliche Kriterium des Lesens sei der uns || dafür daß
Einer liest sei der ihm bewußte Akt des Lesens, ein
bestimmter Bewußtseinsvorgang; denn wir
sagen: “ein Mensch muß doch selber
wissen, || weiß doch, ob er wirklich liest, oder
bloß vorgibt zu lesen”.
– Angenommen A will den B glauben machen, er könne
die cyrillische Schrift lesen; er || . Er lernt einen russischen Satz
auswendig & sagt ihn dann her, während er auf den gedruckten
Satz schaut || sieht als läse er.
Wir werden hier gewiß sagen, A wisse, daß er nicht liest, &
er empfinde, während er zu lesen vorgibt, daß er eben
dies tut || tue.
Denn es gibt natürlich eine Reihe || Menge für
das Lesen eines || eines gedruckten oder
geschriebenen Satzes charakteristischer Erfahrungen; es ist nicht
schwer, sich einige || eine Reihe von ihnen ins
Gedächtnis zu rufen (denke an Empfindungen des Stockens, genauer
Hinsehens, Verlesens, der größeren & geringeren Geläufigkeit der
Wörter,
etc.).
Und ebenso gibt es eine Menge für das
Hersagen von etwas auswendig Gelerntem charakteristischer Erfahrungen || charakteristischer Erfahrungen für das Hersagen von etwas auswendig
Gelerntem.
– Und A wird, in unserm Fall eben
diese letzteren || solche haben & nicht
jene || keine von denen haben die für das Lesen
charakteristisch sind, & er wird etwa eine Reihe |
Denke Dir aber diesen Fall: 72
Wir geben
jemandem, der fließend lesen kann, Sätze zu lesen, die || etwas zu
lesen, was er nie vorher gesehen || gelesen
hat.
Er liest es uns vor || laut; aber mit den
Empfindungen des Aufsagens von etwas was er
auswendig weiß || der Empfindung, als sage er || er sage etwas auf, was er
auswendig weiß || wisse.
(Vielleicht durch || unter
dem Einfluß irgend eines Giftes, das er genossen
hat.)
Würden wir in einem solchen Fall sagen, er läse das Stück nicht
wirklich?
Würden wir also hier ||
D.h. würden
wir hier seine Empfindungen || Empfindung als Kriterium dafür
gelten lassen, ob er liest oder nicht? 73
Oder diesen Fall: Wenn man einem
Menschen, der unter dem Einfluß eines bestimmten Giftes steht, eine
Reihe geschriebener Zeichen vorlegt || zeigt, die keinem
existierenden Alphabet angehören, || anzugehören
brauchen, so spricht er, je nach der
Zahl || Anzahl der
Zeichen, ein Wort || Wörter aus, als wären jene Schriftzeichen || Zeichen
die Buchstaben des Wortes || der || dieser Wörter & als habe er sie
gelesen. || als läse er sie.
Dies geschieht mit allen äußeren Zeichen || Merkmalen
& mit den persönlichen Empfindungen des
Lesens.
(Solche Erfahrungen haben wir übrigens in Träumen.
Nach dem Aufwachen sagen wir dann etwa:
“Es kam mir vor, ich läse diese Zeichen, – obwohl es
ja gar keine Zeichen sind.”) |
In so einem Fall würden
manche geneigt sein zu sagen, der Mann || Mensch lese, Andre, er lese nicht.
– Angenommen er habe so || nun eine Gruppe
von fünf Zeichen als das Wort
“Nagel” || “Nagel” gelesen || gedeutet.
Nun zeigen wir ihm andere Kombinationen derselben Zeichen & er
deutet bei || in
diesen || allen weiteren Versuchen jedes
der Zeichen so,¤ legt ihm den gleichen Laut bei, wie das
erste Mal.
In diesem Fall || Falle
würden wir vielleicht geneigt
sein, zu sagen || wären wir vielleicht geneigt, zu sagen || möchten
wir wohl sagen, er benütze ein imaginäres Alphabet &
201 er läse || lese die Zeichen. |
Bedenke auch, || Nun bedenke auch, daß es eine
kontinuierliche Reihe vermittelnder Fälle gibt zwischen dem Fall, in
welchem jemand das schon auswendig weiß, was gedruckt vor
ihm liegt || er lesen soll, & dem, || dem
Fall, in welchem er jedes Wort Buchstaben für
Buchstaben liest, ohne jede Hilfe des Erratens aus
dem Zusammenhang, des Auswendig-Wissens, und
dergl. ||
etc. |
74
Mache diesen Versuch: Sage die
Kardinalzahlen || Zahlenreihe von 1 bis
12 auswendig.
– Nun schau auf das Zifferblatt Deiner Uhr &
lies diese Reihe von Zahlen.
– Frage Dich, was Du in diesem Falle lesen genannt
hast.
Das heißt, was hast Du getan, um es zu einem || zum
Lesen zu machen? |
Versuchen wir diese Erklärung: Jemand liest, wenn er die
Reproduktion von der Vorlage || vom Text
ableitet.
(Ich nenne ‘Vorlage’ das, was er liest; ob er
es laut liest, abschreibt, oder ob es ein || das Diktat ist, nach welchem er schreibt,
etc.¤ || oder die
Partitur, die er spielt,
etc.
etc.)
Wenn wir etwa || nun jemand das cyrillische
Alphabet gelehrt hätten & wie jeder Buchstabe
auszusprechen sei; wenn wir ihm dann ein Lesestück
in dieser Schrift vorlegen & er buchstabiert es, indem er
jeden Buchstaben so ausspricht, wie wir es ihm || ihn gelehrt haben; dann werden wir gewiß sagen
können, er leite den Klang jedes Wortes von dem || vom gedruckten Text
ab. Und || aus dem Schriftbild
des Wortes ab. Und || mit Hilfe des geschriebenen
& gesprochenen Alphabets ab; & dies ist auch ein
klarer Fall des Lesens.
(Wir könnten sagen || den Ausdruck
gebrauchen, || : wir haben ihn
die Regel des Alphabets gelehrt.) |
Aber warum sagten wir hier, || sollen wir hier
sagen, er habe das gesprochene Wort vom geschriebenen
mit Hilfe der Regel || nach dieser Regel des
Alphabets abgeleitet?
202
Wissen wir mehr als, daß wir ihn gelehrt haben, wie
jeder Buchstabe auszusprechen sei, & daß er dann die
gedruckten Worte laut gelesen habe?
Wir möchten antworten, daß er es || dies irgendwie gezeigt
haben muß || habe, daß er den Übergang vom
gedruckten || Druckbild zum ausgesprochenen Wort
mit Hilfe der Regel mache, die wir ihm gegeben haben || hatten.
|
75 Und was wir damit meinen, daß er das zeigt,
werden wir klarer sehen || wird klarer
werden || ist klarer zu sehen, wenn wir unser Beispiel dahin
abändern, daß er, statt einen
gedruckten Text laut zu lesen, ihn
in eine andere Schrift umschreibt || abschreibt,
z.B. aus der Blockschrift in die
Kursivschrift.
Denn hier konnten wir ihm die Regel des Alphabets in Form einer
Tabelle geben die Block- &
Kursivbuchstaben einander zuordnet.
Dann können wir uns das Ableiten der Umschrift || Kopie aus der Vorlage so vorstellen: Er
schautvor jedem Buchstaben den er schreibt || ,
vor dem Schreiben jedes Buchstaben || , ehe er einen Buchstaben
niederschreibt, oder doch öfters, in der Tabelle nach; er sagt etwa
zu sich selbst “Wie schaut ein kleines
‘A’ aus?”, – versucht
es sich vorzustellen, ohne in die Tabelle zu schauen,
etc. |
Aber wie, wenn er das alles täte und dabei 76 ein ‘A’
in ein ‘b’ umschriebe, ein
‘B’ in ein ‘c’,
u.s.f. und ein ‘Z’
in ein ‘a’?
Würden wir das nicht ‘lesen’ oder
‘ableiten’ nennen? || Wäre das nicht
auch ein ‘Lesen’ oder
‘Ableiten’?
Wir könnten in diesem Fall sein Vorgehen
so beschreiben: Er benütze die Tabelle, wie
wir sie benützen würden, wenn wir in ihr nicht horizontal von
links nach rechts sähen, also so:
203 Obwohl er, beim Nachschauen in
der Tabelle gerade von links nach rechts geblickt, oder mit dem
Finger gezeigt, hatte. |
77
– Aber sagen wir nun, er transkribierte || transkribiere, mit allen normalen
Vorgängen des Nachschauens in der Tabelle, ein
‘A’ in ein ‘n’,
ein ‘B’ in ein
‘x’, – kurz er transkribiere, wie wir
sagen würden, nicht nach irgend einem Schema,
das || welches
irgend || welches, wie wir sagen würden, irgend eine
einfache Regelmäßigkeit aufweist || zeigt:
könnten wir dies nicht auch ‘ableiten’
nennen? |
78
Aber nimm || nehmen wir an, er bleibe
nicht bei seiner Art der Transkription;
sondern ändere sie nach einer einfachen Regel: Hat er einmal ein
‘A’ in ein ‘n’
umgeschrieben, so schreibt er das nächste ‘A’
in ein ‘o’, das nächste in ein
‘p’ um,
etc.
Aber wo ist die Grenze zwischen diesem
Vorgehen & einem gänzlich regellosen? – |
Nun könnte man einwenden, ich habe im Falle
(76) doch offenbar angenommen, daß er die Tabelle in
einer andern als der gewöhnlichen Weise versteht || auffaßt.
Aber was nennen wir, ‘die Tabelle in der
& der Weise auffassen’?
Wie immer Du Dir den Vorgang des ‘Auffassens’
vorstellst, so ist er doch nur ein Glied || Bindeglied || Mittelglied zwischen den Vorgängen
des Ableitens, die ich beschrieben habe & dem Transkribieren
selbst.
Ja diese ‘Auffassung’ könnte wieder mit
einem || durch ein Schema von Pfeilen beschrieben werden;
& wir könnten dann sagen, daß er,
z.B., die
Tabelle so nachgeschaut habe:
sie so
verstanden habe:
204 & sie so
transkribiert habe: |
Aber heißt das nun, daß das Wort “ableiten”
(oder “auffassen”) nichts
Eigentliches bedeute; da es ja scheint, daß sein
Sinnin nichts zerfließt, wenn wir ihm nachgehen. || ,
wenn wir ihm nachgehen, in nichts zerfließt? |
Im Falle (75) stand die Bedeutung des Wortes
“ableiten” ganz klar vor uns.
Aber wir sagten uns, dies sei ja nur ein ganz spezieller Fall des
Ableitens || daß dies ja nur ein ganz spezieller Fall des Ableitens
war || sei.
Es schien uns daß das Wesentliche am Vorgang
des Ableitens in diesem Falle in ein besonderes Gewand gehüllt war &
daß wir zum Wesentlichen kommen könnten wenn wir ihn dieses Gewands
entkleideten. || Das Wesentliche dieses Vorganges schien
in diesem Falle in ein besonderes Gewand gekleidet zu sein & wir
dachten, daß wir zum Wesentlichen kommen könnten wenn wir ihm dieses Gewand
abzögen. || zeigte sich uns hier in einem bestimmten || besonderen Gewand & es schien, daß wir ihm dieses besondere
Gewand nehmen müßten, um zum Wesentlichen des Ableitens zu
kommen || gelangen || das Wesentliche zu
sehen.
In den Beispielen (76), (77),
(78) versuchten wir dies zu tun, nur um zu finden, daß
das, was ein Kleid zu sein schien zum Wesentlichen des
Falles || Ableitens selbst gehörte. || streiften wir
dem Ableiten diese Hüllen ab, nur um zu sehen, daß sie zum Wesen des
Ableitens selbst gehörten.
(Es war, als || (Als || (Es war
als hätten wir versucht, die eigentliche Artischocke zu
finden, indem wir ihr die Blätter abzögen || sie ihrer
Blätter entkleideten.) |
Der Gebrauch des Wortes || Das
‘Ableiten’ ist
allerdings in || im Beispiel (75)
dargestellt;
d.h., dieses Beispiel zeigt uns einen aus
der Familie der Fälle, in denen || für die dieses Wort
gebraucht wird.
Und die Erklärung || Beschreibungdes Gebrauchs dieses Wortes, so wie
die des Wortes ‘lesen’, oder des Ausdrucks || ,
wofür dieses Wort gebraucht werde, – oder das Wort
‘lesen’, oder der Ausdruck
‘geführt werden’, || – besteht wesentlich in einer Auswahl von
Beispielen, welche charakteristische Züge des Gebrauchs vor
Augen führen || hervorheben.
Manche dieser Beispiele werden einen solchen Zug in übertriebener Form
darstellen, manche in Übergangsformen, manche werden uns sein
Abklingen zeigen.
Stelle Dir vor, es wollte Dir jemand einen Begriff
205 geben
von den charakteristischen || besonderen
Gesichtszügen der Mitglieder einer gewissen Familie.
Er tut dies, indem er Dir Familienportraits zeigt &
dabei auf gewisse charakteristische || die
charakteristischen Züge in ihnen hinweist, &
seine || . Und seine || Seine
Aufgabe wird darin bestehen || liegen, Dir diese
Bilder in der richtigen Folge & in den richtigen
Zusammenstellungen zu zeigen; so daß Du
z.B.
sehen kannst, wie ein gewisser Einfluß die Züge
eines Teils || Zweiges || der Familie nach &
nach geändert hat || gewisse Einflüsse die Züge
eines Teils || Zweiges || der Familie nach &
nach geändert haben; oder, in welcher besondern
Weise die Gesichter dieser Familie || diese Gesichter altern,
welche Gesichtszüge dabei besonders hervortreten,
etc. ||
u.s.f. |
Es war nicht das die Funktion || Aufgabe
unserer Beispiele, das Wesen des Ableitens, Lesens,
etc. ||
u.s.f., durch einen Schleier
unwesentlicher Züge sehen zu lassen. Die || ;
die || . Und die Beispiele waren
nicht Beschreibungen eines Äußern zu dem
Zweck, uns einen Kern erraten || raten zu lassen, den || auf ein Inneres ahnen zu lassen, das wir
aus irgend einem Grund nicht in seiner
Nacktheit zeigen konnten || können.
Wir sind versucht, zu glauben || denken,
daß diese Beispiele indirekte Mittel || Hilfsmittel sind, um in unserm Geist ein gewisses Bild,
eine gewisse Idee, zu erzeugen || entstehen zu lassen; daß sie
etwas andeuten, was sie nicht zeigen können.
(Dies wäre etwa so, || geschähe etwa, wenn ich
jemandem ‘ein ‘Bild’ davon
geben möchte’, wie es war, als Leute
seinerzeit || in früheren Zeiten || in
meiner Jugend Walzer tanzten.) |
Unsere Methode ist rein beschreibend; die Beschreibungen,
die wir geben, sind nicht Andeutungen von Erklärungen. |
“Aber, lesen”, || – möchten wir sagen, || –
“ist doch ein ganz bestimmter Vorgang!
Lies eine Druckseite, dann kannst Du's sehen; es geht da etwas
Besonderes vor, was sich mit nichts anderm
vergleichen läßt || nichts verwechseln läßt.”
Nun, was geht denn vor, wenn ich lese? Ich sehe gedruckte Wörter & spreche Wörter aus. Aber das ist natürlich nicht alles, denn 206 ich könnte ja
leicht gedruckte Wörter sehen & Wörter aussprechen & es wäre
doch nicht lesen.
Auch dann nicht wenn die Wörter die ich spreche die sind, die man von jenen gedruckten Wörtern, einem
bestehenden Alphabet entsprechend, ablesen soll.
Und wenn wir
sagen || Du sagst, das Lesen sei ein ganz bestimmtes Erlebnis so
spielt es ja dabei gar keine Rolle, ob Du nach einer von den
Menschen allgemein anerkannten Regel des Alphabets liest, oder
nicht.
– Worin besteht also das Charakteristische am Erlebnis des
Lesens?
– Da möchte ich sagen,
“Die gesprochenen Wörter
kommen in besonderer Weise”.
Nämlich sie kommen nicht so, wie sie kämen, wenn ich sie
z.B. ersänne.
Sie kommen von selbst.
Aber auch das ist nicht genug; denn mir können ja
allerlei Wörter einfallen während ich auf die gedruckten
Wörter schaue & ich habe damit diese || diese damit doch nicht
gelesen.
Da könnte ich noch sagen, daß mir die gesprochenen Wörter
auch nicht so einfallen, als erinnerte mich
z.B. etwas an
sie. || ,
¥ ¤
Sondern sie || die gesprochenen
Worte schlüpfen beim Lesen gleichsam herein.
Ja, ich kann ein gedrucktes Wort – wenn ich die Druckschrift kenne
– gar nicht ansehen, ohne einen eigentümlichen Vorgang des inneren
Hörens des Worts. |
⍈Ich möchte
z.B. nicht sagen: “Das
(gedruckte) Wort || Zeichen
“nichts” erinnert mich immer an den Laut
“nichts””.
Ich sagte doch die gesprochenen Worte kämen beim Lesen
‘in besonderer Weise’; aber in welcher
Weise?
Ist dies nicht eine Fiktion?
Sehen wir uns doch einzelne Buchstaben an &
sehen wir nach || geben acht in welcher Weise der
Laut des Buchstabens kommt. 79 Lies den Buchstaben ‘A’. Nun wie kam der Laut? Wir wissen gar nichts darüber zu sagen. – Nun lies den 207
79(Ƒ)
Buchstaben ‘a’ im Spiel (37) indem Du
die entsprechende Bewegung mit der Hand machst!
Wie kam diese Bewegung? anders als der Laut im vorigen
Versuch?
– Ich habe in die Tabelle geschaut & die entsprechende
Bewegung gemacht; mehr weiß ich nicht zu sagen.
– Nun schau auf das Zeichen ‘’ und laß Dir
dabei einen Buchstaben einfallen; sprich ihn aus.
Mir fiel der Laut ‘U’ ein,
aber ich könnte nicht sagen, es war ein wesentlicher
Unterschied in der Art & Weise, wie dieser Laut
kam.
Der Unterschied lag in der etwas andern
Situation: ich hatte mir vorher gesagt, ich
wolle || solle mir einen Laut einfallen lassen; es
war eine gewisse Spannung da, ehe der Laut kam.
Und mir fiel dabei nicht der Satz ein || kam dabei nicht der Satz || Und ich sagte mir nicht:
¤ “das ist ein
‘U’”, wie er mir beim
Anblick des Zeichens ‘U’ kommt. || wie beim Anblicken des Zeichens
‘U’.
Auch war mir jenes Zeichen nicht vertraut, wie die
Buchstaben; ich sah es gleichsam gespannt, mit einem gewissen
Interesse für seine Form an, ich dachte dabei an ein umgekehrtes
σ.
Und wenn Du sagst, der Buchstabe A
‘erinnere’ Dich nicht
an den Laut, wie etwa der Anblick eines Rasiermessers an das Wort ‘scharf’ || Krokodils an das Wort ‘fressen’, so gibt es
da Übergänge; Du könntest
z.B. die Form
an einem Holzbock oder an einem Dachstuhl sehen & der Laut
A || ‘a’ fiele Dir
nicht ein; oder aber der Anblick könnte Dich an ein A erinnern
& Du sprichst den Laut aus.
– Stelle Dir vor, Du müßtest nun das Zeichen
wirklich als
Lautzeichen benützen, Du würdest Dich also
daran gewöhnen, || gewöhnst Dich also
daran, bei seinem Anblick einen bestimmten Laut
auszusprechen, etwa den Laut
‘st’.
Können wir mehr sagen, als daß nach einiger Zeit jener || dieser Laut automatisch kommt,
208 wenn wir das Zeichen sehen?
D.h., wir fragen uns || ich frage mich
bei seinem Anblick nicht mehr: || ,
“Was ist das für ein Buchstabe?”,
– auch sage ich mir natürlich
nicht: || , “Ich will
beim || bei diesem Zeichen den
Laut ‘ … || st’
sagen || aussprechen”, noch auch
“Dieses Zeichen erinnert mich irgendwie an den Laut
‘ … || st’”. |
Was ist nun an der Behauptung || dem Satz, das Lesen sei
doch ‘ein ganz bestimmter Vorgang’.
Das heißt doch wohl, beim Lesen finde immer ein bestimmter
Vorgang statt, den wir wiedererkennen.
– Aber wenn ich einmal einen Satz im Druck lese & ein
andermal mich im Spiel (37) nach einem Satz bewege unter Benützung der
Tabelle, – findet hier wirklich der gleiche seelische Vorgang
statt?
Dahingegen ist aber freilich eine Gleichförmigkeit im Erlebnis
des Lesens einer Druckseite!
Denn der Vorgang ist ja ein gleichförmiger.
Und es ist ja natürlich || leicht verständlich, daß sich
dieser Vorgang unterscheidet von dem etwa, sich Wörter beim
Anblick beliebiger Striche einfallen zu lassen.
Denn schon der bloße Anblick einer gedruckten Zeile ist ja ungemein
charakteristisch,
d.h., ein ganz spezielles
Bild: Die Buchstaben alle ungefähr von der gleichen Größe,
unzählige immer wiederkehrend. Die || ; die Wörter, die
sich zum großen Teil ständig wiederholen & uns unendlich
wohlvertraut sind, ganz wie wohlvertraute Gesichter.
– Denke an das Unbehagen, das wir empfinden, wenn die Rechtschreibung
eines Wortes geändert wird (& an die noch
tiefern Gefühle, die eine solche Änderung in andern Zeiten
aufgeregt hat || Fragen der Schreibung eines Wortes || von
Wörtern in manchen Menschen aufgeregt haben).
Freilich, nicht jede Zeichenform hat sich uns tief
eingeprägt.
Ein Zeichen wie ‘~’ für die Verneinung
kann, ohne in uns etwas aufzuregen, durch ein beliebiges
anderes ersetzt werden.
– Bedenke, daß das geschriebene || gesehene
209 Wortbild uns in ähnlicher Weise vertraut
ist wie das gehörte.
– Auch gleitet der Blick anders über die
gedruckte Zeile, als über eine Reihe beliebiger Haken || Striche .
(Ich rede hier nicht von dem was durch Beobachtung der
Augenbewegung festgestellt werden kann.)
Der Blick || Er gleitet, möchte
man sagen, besonders widerstandslos, ohne hängen zu bleiben,
& doch rutscht er nicht. || & doch ohne zu
rutschen.
Und dabei geht ein Sprechen vor sich ohne
Willensentschlüsse || unwillkürliches Sprechen in der Vorstellung
vor sich.
Und so verhält es sich, wenn ich
Deutsch oder || und andere Sprachen lese, gedruckt oder
geschrieben, & in verschiedenen Schriftarten.
– Was aber von dem allen ist für das Lesen als solches
wesentlich?
Nicht ein Zug der in allen Fällen des Lesens vorkäme.
¥⋎ [Neue Zeile]
[S. 231] |
Aber empfinden wir nicht beim
Lesen || wenn wir lesen eine Art
Verursachung unseres Sprechens durch die
Wortbilder? 80 Lies einen Satz, || – & nun schau der Reihe entlang & sprich dabei einen Satz. Ist es nicht klar || deutlich fühlbar, daß im ersten Fall || Versuch das Sprechen mit dem Anblick der Zeichen verbunden war & im zweiten unverbunden || ohne Verbindung neben der Tätigkeit des Blicks || dem Schauen herläuft? || Ist es im ersten Fall nicht deutlich fühlbar || nicht deutlich fühlbar im ersten Fall, daß das Sprechen mit dem Anblick … || der Zeichen verbunden ist, & läuft es im zweiten nicht ohne Verbindung neben dem Schauen her? |
Aber warum sagst Du, wir fühlten eine Verursachung?
Verursachung ist doch das, was wir durch Experimente feststellen,
indem
210 wir das regelmäßige
Zusammentreffen von Vorgängen || Ereignissen
beobachten.
Wie könnte ich denn sagen, daß ich eben das, was so durch Versuche
festgestellt wird, fühle?
(Später einmal muß noch hievon die Rede sein.)
Eher könnte man sagen, ich fühle, daß die Buchstaben der
Grund sind warum ich so & so lese.
Denn wenn mich jemand fragte: “Warum || ,
“warum liest Du so?”,
so begründe ich es durch die Buchstaben, welche da stehen.
– Aber was soll es heißen diese Begründung, die ich
ausgesprochen, gedacht, habe, zu fühlen?
– Ich möchte sagen, || : ich fühle
beim Lesen einen gewissen Einfluß der Buchstaben auf
mein || das Reden || mich, aber
nicht einen Einfluß jener Schnörkel auf das, was ich rede.
Vergleichen wir wieder einen einzelnen Buchstaben mit einem solchen
Schnörkel.
Würde ich auch sagen, ich fühle den Einfluß von
‘i’ wenn ich diesen Buchstaben lese?
Es ist natürlich ein Unterschied, ob ich beim Anblicken
von ‘i’ den Laut
‘i’ sage, oder beim Anblicken von
.
Der Unterschied ist, daß die Vorstellung des Buchstaben
automatisch, ja gegen meinen Willen, beim Anblick des Buchstaben
kommt || das innere Hören des i-Lauts beim Anblick || Anblicken des Buchstaben || in der Vorstellung || beim Anblick des
Buchstaben automatisch, ja gegen meinen Willen,
geschieht; & wenn ich den Buchstaben laut lese,
das || sein Aussprechen
anstrengungsloser geschieht || ist, als wenn ich beim Hinschauen
auf
‘i’ sage.
– Das heißt, das || es
verhalte || verhält
sich so, wenn ich den Versuch mache; nicht aber, || aber natürlich nicht, wenn ich, zufällig auf den Strich
sehend, in irgend einem Zusammenhang
etwa ein Wort ausspreche, in dem der i-Laut vorkommt.
|
Wir wären ja nie auf den Gedanken gekommen,
wir fühlten einen Einfluß der
Wörter || Wortbilder || Buchstaben auf
uns beim Lesen wenn wir
nicht diesen || ihren
Fall || diesen || ihren Fall nicht mit dem beliebiger
Striche verglichen hätten.
Und
211 hier merken wir allerdings einen
Unterschied; – || . Und diesen Unterschied
deuten wir als Einfluß, & Fehlen des Einflusses.
Und zwar sind wir zu dieser Deutung dann besonders geneigt,
wenn wir absichtlich langsam lesen, – etwa um zu sehen, was denn beim
Lesen geschieht.
Wenn wir uns sozusagen recht absichtlich von den
Buchstaben führen lassen.
Aber dieses ‘mich führen lassen’ besteht eben nur
darin, daß ich mir die Buchstaben gut anschaue, etwa gewisse andere Gedanken
ausschalte. –
Überlege Dir hier, was Du eigentlich tust, wenn Du jemand Dich bei der
Hand einen Weg führen läßt. – |
Wir bilden uns ein, wir nähmen durch ein Gefühl, quasi, einen
verbindenden Mechanismus wahr zwischen dem Wortbild
& dem Laut den wir sprechen.
Denn, wenn ich von Einfluß, || vom Erlebnis
des Einflusses, der Verursachung, des Geführtwerdens
rede, so soll das ja heißen, daß ich sozusagen die Bewegung der Hebel fühle,
die den Anblick der Buchstaben mit dem Sprechen der Laute
verbinden. |
Ich hätte nun mein Erlebnis beim Lesen eines Wortes auf verschiedene Weise
treffend mit || in Worten darstellen können.
So könnte ich sagen,
was beim Lesen eines Wortes geschehe, sei nicht bloß, daß
ich es sehe & dabei etwas ausspreche, sondern ich fühle auch,
daß mir das Geschriebene das was ich sage eingebe.
Aber ich hätte auch sagen können, daß beim Lesen der Worte das Bild des
Buchstaben & die Laute || des Lautes || der
Laut in einem eigentümlichen Sinn eine Einheit
bilden; so || eine eigentümliche Einheit
bilden. So daß man den Zusammenhang des
Lautes e
212 mit dem Schriftzeichen
‘e’ dadurch erklären möchte, daß || indem man auf das Zeichen weisend sagt:
“Das ist ja ein
e”.
(Ein Zusammenhang, eine ‘Einheit’,
¤ dieser nicht unähnlich || der
zwischen dem Bild des Buchstaben & seinem Klang, besteht
z.B. zwischen den Gesichtern
berühmter Männer & ihren || dem Klang ihrer Namen.
Wenn Du Dir
z.B. || etwa die
Namen || Namen wie Schubert, Haydn,
Mozart, sagst & dabei an
die Gesichter der Männer denkst || Dir dabei die Gesichter
dieser Männer vorstellst, so kann es Dir so vorkommen, als ob
jene Namen ein richtiger Ausdruck || der richtige
Ausdruck für diese Gesichtszüge wären; daß etwa mit dem Namen
Schubert dieses Gesicht richtig
beschrieben ist || sei.)
Es ist mir, wenn ich das Erlebnis dieser Einheit habe, als
könne ich
z.B. beim Lesen des Wortes
‘ja’
zwischen dem geschriebenen Wort
‘ja’ & dem ausgesprochenen
nicht recht || nicht unterscheiden; oder, wie ich auch
sagen könnte, als wäre das Aussprechen || ich könnte sagen, das
Aussprechen sei ein Teil der Wahrnehmung des Zeichens
selbst. |
Aber jetzt lies einmal ein paar Sätze im Druck, so wie Du's gewöhnlich
tust, wenn Du nicht an den Begriff des Lesens
denkst; & nun || dann frage Dich || frage Dich dann, ob Du
beim Lesen solche Erlebnisse der Einheit, des Einflusses
etc. gehabt hast.
Sage nicht, Du habest sie unbewußt gehabt!
– Auch lassen wir uns nicht durch das Bild verleiten:
‘Beim nähern
Hinsehen’ zeigen sich diese Erscheinungen.
(Wenn ich beschreiben will, wie ein Berg || Gegenstand
aus der Ferne ausschaut, so wird diese Beschreibung nicht genauer dadurch || dadurch nicht genauer, daß ich beschreibe || sage,
was ich an ihm aus der Nähe || bei der Betrachtung
aus der Nähe an ihm sehe.) |
Ich kann zwar sagen, wer liest, werde von den Buchstaben geführt;
& wer einen Satz sagt & dabei jener Reihe von Schnörkeln
entlang schaut,
213 werde nicht geführt.
Dies ist eine Erklärung für den, der den Ausdruck ‘von
Buchstaben geführt werden’ versteht ehe er das Wort
‘lesen’ versteht.
Aber es wäre falsch zu sagen: “Wer liest hat das
Gefühl, Erlebnis, des Geführtwerdens”– es || .
(Es sei denn, daß damit bloß jedem Erlebnis beim Lesen der
Name ‘Erlebnis des Geführtwerdens’ gegeben
werden soll.)
Denke wieder daran, was Du erlebst, fühlst, wenn Du einen Weg geführt wirst. |
81 Denke Dir diesen Fall: Du bist
auf einem ebenen Platz (vielleicht mit verbundenen Augen)
& wirst von jemand an der Hand geleitet, bald rechts bald links; Du
mußt immer irgend eines
unerwarteten || des Zuges seiner Hand gewärtig sein,
& etwa achtgeben, daß Du bei einem ganz || allzu unerwarteten Zug nicht
stolperst.
(Dies könnte in irgend einem Spiel vorkommen.)
– Oder aber dieser
Fall: Jemand führt Dich einen Spazierweg. Ihr geht im
Gespräch neben einander her & wo immer er geht,
gehst Du auch. – Oder: Du gehst eine Straße entlang
(& wirst von ihr geführt). – Oder aber:
Du wirst von jemandem an der Hand dort & dahin geschleppt, wo Du
nicht gehen willst. – Oder: Du wirst im Tanz von einem
Partner geführt. Du stellst Dich so rezeptiv als möglich ein, um seine
Absicht zu erraten & dem leisesten Drucke zu folgen. || –
Oder aber: Du wirst von jemandem an der Hand dort &
dahin geschleppt, wo Du nicht gehen willst. – Oder: Du
wirst im Tanz von einem Partner geführt. Du stellst Dich so rezeptiv
als möglich ein, um seine Absicht zu erraten & dem leisesten Drucke
zu folgen. – Oder: Jemand führt Dich einen
Spazierweg. Ihr geht im Gespräch neben einander her & wo
immer er geht, gehst Du auch. – Oder: Du gehst eine
Straße entlang (& wirst von ihr geführt).
Alle diese Situationen sind einander ähnlich; aber was ist allen den
Erlebnissen gemeinsam? |
“Aber geführt werden ist doch ein bestimmtes
Erlebnis.”
– Über diesen Gebrauch des Wortes
‘bestimmt’, – später.
Aber es ist jedenfalls
214 nicht immer dasselbe Erlebnis.
Und wenn Du sagst, es ist ein bestimmtes Erlebnis, so ist die Antwort
darauf: Du denkst an ein bestimmtes Erlebnis des
Geführtwerdens. || Nein,
Du denkst an ein bestimmtes Erlebnis des
Geführtwerdens. |
82
Überlege Dir etwa diese Fälle: Im Spiel (38)
schaut Einer, welcher || der nach den Befehlen eine Linie zieht vor jedem Linienstück
gewissenhaft auf den Buchstaben im Satz.
Wir können uns davon leicht eine Vorstellung machen, & wir
werden sagen: der wird geführt. |
Nehmen wir an B mache es im Spiel (47) ebenso; wenn wir nun
aber die Zahl der Sätze in dem Spiel erweitern, etwa die Sätze
‘a c a a’ & ‘c c a
a’ einführen wollen, so reagiert B gar nicht
auf sie; er benimmt sich als haben wir ihm etwas gänzlich
Fremdartiges || Fremdes gezeigt.
Soll ich nun sagen, sein genaues Ansehen jedes Buchstaben
etc. sei nur automatisches Handeln gewesen.
Er habe die Sätze doch nicht als Sätze aufgefaßt, sondern, sozusagen, nur
als Wörter? |
83
Denke Dir das Spiel (38) mit Hilfe der
Tabelle (37)
gespielt.
Es gibt nun verschiedene Versionen || Varianten: nach der einen zieht B die Linienstücke
immer parallel zu den Pfeilen der Tabelle, nach einer andern aber in einem
Winkel von 30˚ zu ihnen,
etc..
Du kannst Dir nun jemanden vorstellen der immer wieder vergißt,
welche Version er spielt.
Er schaut gewissenhaft in die Tabelle, zieht aber dann regellos
irgend ein Linienstück || in
irgend einer Richtung.
Das könnte man sich so vorstellen daß er jedesmal ein anderes
Erklärungsschema der Tabelle im Geiste vor sich sieht.
215
Aber wenn er nun das Spiel richtig spielte, so würden wir doch sagen
er werde geführt, & habe das Erlebnis des
Geführtwerdens, auch wenn er kein Erklärungsschema der
Tabelle vor sich sieht.
Warum also nicht auch hier?
Und wird er nun geführt, wenn er gewissenhaft in der Tabelle nachschaut
& gewissenhaft regellose || regellos die Striche zieht?
“Aber, wer sich nach den Pfeilen
richtet, sagt sich doch:
‘Ich ziehe den Strich
darum so, weil der Pfeil dahin
zeigt’.”
– Aber warum sollte unser vergeßlicher Freund
sich nicht gerade das sagen? |
Es kann Einer auch die Sätze & welche Figur sie bedeuten
in (47) auswendig wissen, aber sich dennoch, gleichsam zur
Vorsicht von ihnen führen lassen: sie Buchstabe für Buchstabe ansehen
etc.. |
84
Stelle Dir auch diesen Fall vor: Wir zeigen Einem, der
das Spiel (37) gespielt hat einen Satz dieses Spiels& sagen ihm dann || ; dann sagen wir ihm:
“Nun richte Dich nicht nach diesem Satz sondern
“Gehe, wie es Dir gerade
einfällt”.
Wir bemerken nun, daß der Weg den er nimmt immer eine
bestimmte Beziehung zu dem Satz hat, den wir ihm gezeigt
hatten. (Er geht etwa immer
entgegen den Pfeilrichtungen der Tabelle.)
Wird dieser || – – |
Wenn ich mir das Erlebnis des Geführtwerdens vergegenwärtigen
will, so stelle ich mir das
‘gewissenhafte’ Nachsehen,
etc.,
vor.
Ich nehme dabei sogar einen bestimmten Gesichtsausdruck an (etwa
den eines gewissenhaften Buchhalters).
An diesem Bild ist
z.B. die Sorgfalt sehr
wesentlich; an einem andern Bild des Geführtwerdens etwa || wieder, das Ausschalten jedes
eigenen Willens.
– (Denke Dir, daß Einer das, was der
gewöhnliche Mensch mit den Zeichen der Unachtsamkeit tut, mit dem Ausdruck
– & warum nicht mit den Empfindungen?
216 – der Sorgfalt
macht || begleitet: Er wäscht Geschirr ab,
läßt einige Stücke || läßt das Geschirr sorgsam auf den Boden
fallen, verschüttet ebenso die Tinte || das
Wasser auf dem Tisch,
u.s.f. ||
etc.¤
Ist er nun sorgfältig? –)
Stelle ich mir so einen bestimmten Vorgang lebendig vor, so erscheint er
mir als das Erlebnis des Geführtwerdens (oder
Lesens).
Nun aber frage ich mich: “Was tust
Du?”
– Du schaust auf jedes Zeichen, Du machst dieses Gesicht dazu,
Du ziehst das Linienstück langsam
(u. dergl.).
– Das ist also das Erlebnis des Geführtwerdens?
Da möchte ich sagen: “Nein, das ist es nicht; es
ist etwas Innerlicheres, Wesentlicheres”.
– Es ist, als ob zuerst all diese mehr oder weniger unwesentlichen
Vorgänge in eine bestimmte Atmosphäre gekleidet wären, die sich nun
verflüchtigt, wenn ich genau hinschaue. || sie beschreiben
will. |
Frage Dich, wie Du ‘mit Bedacht’ eine
Strecke parallel zu einem Pfeil ziehst, ein andermal mit Bedacht in
einem Winkel zu dem Pfeil.
Was ist das Erlebnis des Bedachts?
Da fällt Dir gleich eine bestimmte Miene, eine Gebärde ein, –
& dann möchtest Du sagen: “und es ist eben ein
bestimmtes inneres Erlebnis”.
(Womit Du natürlich gar nichts mehr gesagt
hast.) |
(Du merkst einen Zusammenhang mit der Frage nach dem Wesen der
Absicht, des Willens, – des Meinens & Verstehens.) |
85
Mache einen beliebigen Fahrer auf dem Papier
und nun zeichne ihn
daneben nach ,
laß Dich von ihm führen.
– Ich möchte || könnte
sagen, || : “Gewiß! ich
habe mich jetzt führen lassen.
Aber
217 was dabei
Charakteristisches geschehen ist –?
Wenn ich sage, was geschehen ist, so kommt es mir nicht mehr
charakteristisch vor.” |
Aber nun merke ich dies: Während ich mich führen
lasse ist alles ganz || recht einfach, ich merke nichts
Besonderes; aber danach, wenn ich mich frage, was damals geschehen
ist, so scheint etwas Unbeschreibbares geschehen || es etwas
Unbeschreibbares gewesen zu sein.
Danach genügt mir keine Beschreibung.
Ich kann, sozusagen, nicht glauben, daß ich
bloß hingeschaut, das Gesicht gemacht, den Strich gezogen habe.
– Aber erinnere ich mich denn an etwas anderes?
Nein; & doch kommt mir vor, als müsse etwas
anderes || Anderes || anderes gewesen sein; und zwar dann, wenn ich mir
dabei das Wort
‘führen’sage || ¤ vorsage || ,
‘Einfluß’, und andere,
sage || vorsage.
Denn ich bin doch geführt worden, sage ich mir.
– Dann erst tritt die Idee jenes
ätherischen,
ungreifbaren, Einflusses auf.
(Zusammenhang mit dem Problem des
‘willkürlichen Handelns’.
W. James: Was geschieht, wenn ich, nach
längerer
Überlegung || längerem Überlegen, des morgens aus dem
Bett steige. || aufstehe. |
Ich fühle nämlich || habe nämlich das Gefühl wenn ich nachträglich über das Erlebnis
denke, daß das Wesentliche an ihm || daran das
‘Erlebnis eines Einflusses’, einer
Verbindung ist, im Gegensatz zu irgend einer bloßen Gleichzeitigkeit von
Phänomenen; zugleich || dabei || .
Zugleich aber möchte ich kein erlebtes Phänomen
‘Erlebnis des Einflusses’ nennen.
(Die Idee || Hier liegt die Idee: der Wille
ist keine
Erscheinung.)
Ich möchte sagen, ich hätte das
‘Weil’ erlebt; & || ;
– doch will ich keine Erscheinung ‘Erlebnis des
Weil’ nennen. |
86
Vergleichen wir damit diesen Fall: Jemand soll
sagen, was er fühlt, wenn ¤ ihm ein
Gewicht auf der flachen Hand ruht || er ein Gewicht auf der flachen Hand
hält. –
Ich kann mir
218 nun vorstellen, daß
hier ein Zwiespalt
entsteht: Einerseits sagt er sich, was er
fühlt || fühle, sei ein Druck gegen die
Handfläche & eine Spannung in den Muskeln seines Arms; anderseits
will er sagen: “aber das ist doch nicht
alles || Alles || alles; ich empfinde doch einen Zug, ein Streben, des Gewichts nach
unten!”.
Aber wann empfindet er denn dieses
‘Streben’?
Doch wenn || Wenn er an das ‘Streben’
denkt.
Mit dem Worte ‘Streben’ ist hier ein bestimmtes
Bild, eine Geste, ein Tonfall, verbunden; und die
‘Empfindung || das ‘Empfinden des
Strebens’ hast Du, wenn Dir dieses Bild, diese
Geste, ja dieses Wort,
vorschweben.
– || (Denke auch daran:
Manche Menschen sagen manchmal, von dem &
dem || jemandem gehe ‘ein Fluidum’ auf sie
aus.– || ) (Daher fiel
uns auch das Wort ‘Einfluß’
ein.) || –
Ich möchte sagen,
“Ich erlebe das
Weil”, aber || . – Aber
nicht, weil ich mich dieses Erlebnisses erinnere, sondern, weil ich beim
Philosophieren über dieses mein Erlebnis || das, was
ich erlebe, dieses || dies, gleichsam, durch das
Medium (die Atmosphäre) des Begriffes ‘weil’
(oder ‘Einfluß’, oder
‘Ursache’, oder
‘Verbindung’)
anschaue.
Denn freilich tue ich, was ich tue, unter dem Einfluß der Vorlage || Denn es ist schon richtig, zu sagen, ich zeichne diese Linie unter dem Einfluß der Vorlage || habe diese Linie unter dem Einfluß der Vorlage gezeichnet;
diese || dies liegt || lag aber nicht einfach || bloß in
dem, was ich beim || während dem Ziehen der Linie
fühle || empfinde, sondern auch,
z.B., darin, daß ich sie der andern parallel
ziehe (obwohl auch das natürlich für das
Geführtwerden nicht allgemein wesentlich
ist).
Wir sagen auch: “Du
siehst ja, daß ich von ihr geführt werde”;
& was sieht der, der das sieht?
– Es kann aber auch das das Geführtwerden ausmachen, was ich über den
Vorgang danach || darnach || im nachhinein sage. || sage, wenn er schon geschehen
ist.
Z.B., daß ich sage
“Ich bin geführt
worden”.
– Dies klingt gewiß befremdlich, denn wie kann etwas
dadurch
219 im nachhinein || nachträglich wahr werden, daß ich sage es habe sich so
verhalten? –
Die Verwendung der Vergangenheitsform ist
aber hier in ähnlicher
Weise || ähnlich der des Verbums
‘meinen’ in Sätzen wie:
“Als ich von Heinrich dem
vierten || IV. sprach,
meinte ich den König von Frankreich”.
(Hievon muß noch || später die Rede
sein.)
Wir werden
unter Umständen, (auch
dann || darum) sagen,
jemand sei geführt worden, wenn || weil er
nachträglich seine Handlung unter dem Begriff des Geführtwerdens
sieht.
(Dies hängt damit || Das hängt auch damit
zusammen, daß wir sagen, jemand könne das
Motiv seiner Handlung mit Sicherheit || mit Sicherheit das
Motiv seiner Handlung wissen.) || ; nicht aber ihre
Ursache.) |
Und wenn || Wenn wir sagen “Ich werde doch
geführt”, so machen wir || ich zu mir selbst
sage: “Ich werde doch
geführt”, so mache ich etwa eine
Handbewegung dazu, die das Führen
ausdrücken soll || ausdrückt: Und da ist es
nun wichtig daß wir ganz leicht eine Handbewegung
machen können so etwa || gleichsam als
führten || leiteten wir jemand,
ohne doch jemanden oder irgendetwas zu leiten.
86
Mache || Mach eine
solche Handbewegung, gleichsam als leitetest Du jemand
entlang (ohne es aber wirklich zu tun) & frage Dich,
worin denn das Führende dieser Bewegung besteht.
Denn Du hast hier eingestandenermaßen niemanden geführt &
doch könntest || möchtest Du die Bewegung eine
‘führende’ nennen.
Also war in dieser Bewegung & der Empfindung dabei nicht
das Wesen des Führens enthalten & doch konntest Du nicht
umhin diese Bezeichnung zu gebrauchen.
Es ist eben eine Erscheinungsform des Führens, die Dir diesen
Ausdruck aufdrängt.
– Erinnere Dich
220 der Diskussion
des Spieles || von
(66). |
87
Denke Dir eine Fläche die in verschiedenen Farben gemalt
ist.
Und zwar ist etwa ein Stück grün.
Das Grün geht nach verschiedenen Seiten in andere Farben über; nach
der einen wird es immer gelblicher & endlich reines Gelb, nach einer
andern wird es bläulicher & endlich himmelblau || blau, & dieses || das Blau geht nach einer
andern Richtung in Weiß über,
etc..
Nach manchen Seiten hin || In manchen
Richtungen wechselt die Farbe rasch,
– man könnte sagen, das Farbengefälle || Farbgefälle ist steil, – nach andern
ist es flacher & stückweise ist es ganz oder
beinahe eben.
– Denke Dir nun diese Fläche groß, daß Du sie nicht überschauen
kannst; Du gehst etwa auf ihr spazieren.
– Du bist || stehst gerade im Blauen &
Bläulichen || bläulichen Gebiet || Bläulichen; nun
sollst Du sagen, was für eine Farbe die Fläche hat.
Es besteht nämlich eine Tendenz, zu sagen, sie habe im
Grunde nur eine Farbe. || glauben, sie habe
eine Farbe.
Da wirst Du versucht sein, zu sagen: “Sie ist
eigentlich blau; freilich spielt das Blau auch in andere Farben,
aber das Gemeinsame, das Charakteristische ist: sie ist
blau.” |
Kommst Du nun aber mehr ins Rötliche, so wird sich Dein Gefühl ändern;
& Du wirst sagen wollen:
“Vielleicht hätte ich eigentlich sagen sollen,
sie ist blaurot; das Blaue war nur ein Grenzfall; eigentlich ist sie
blaurot.”
Du könntest dann von Farbe zu Farbe geführt & von
jeder betrogen werden.
An jeder möchten wir krampfhaft festhalten, – bis keine Spur mehr von
ihr da ist & wir einem andern Eindruck unterliegen. |
Je wohlvertrauter mir dann
221 der Farbton ist, je stärker der Eindruck,
den er auf mich macht, desto mehr bin ich geneigt ihn für die Farbe der
Fläche zu nehmen. |
So ist es wenn man uns
fragt: || , || gefragt
wird: “Worin
besteht || “Was ist das Wesen der
Strafe?”, – und nun der Eine sagt,
eigentlich ist jede Strafe eine Rache || ein Akt der Rache, ein
Anderer || Andrer, das Wesen der
Strafe ist Abschreckung,
u.s.f..
Aber gibt es nicht typische Fälle der Rache der Gesellschaft, &
wieder typische Fälle der || einer Abschreckungsmaßnahme,
& andere, der Strafe als
Besserungsmittel; & nicht
unzählige Zwischenstufen & Mischungen? || Mischungen & Zwischenstufen? |
Würden wir also nach dem Wesen der Strafe gefragt, oder nach dem Wesen der
Revolution, oder nach dem Wesen des Wissens, oder des kulturellen
Verfalls, oder des Sinnes für Musik, – so würden wir nun nicht
versuchen, ein Gemeinsames aller Fälle anzugeben, – || nicht das, was sie alle eigentlich sind, – also ein Ideal,
das in ihnen allen enthalten ist; sondern statt dessen Beispiele,
gleichsam Zentren der Variation. |
So, wenn man uns fragt: “Worin besteht
‘Lesen’?”, so möchten wir
sagen: Lesen ist eine bestimmte geistige Tätigkeit.
Dann sind wir geneigt etwas zu lesen, um zu sehen, worin diese Tätigkeit
besteht.
Und zwar merken wir beim gewöhnlichen Lesen nichts, & wollen
nun sehen || näher zusehen.
Da scheint es uns dann, als sehen wir jetzt etwas: die Wortgestalten
sprechen in bestimmter Weise zu uns.
Sie sind uns wohlbekannte || wohl bekannte, ausdrucksvolle Physiognomien (dies gilt
vielleicht besonders von den geschriebenen, & in einer
222 uns wohlvertrauten Handschrift).
Und es ist gerade das Wohlvertraute des Eindrucks, das uns verführt zu
glauben, hier hätten wir nun das Wesentliche.
Aber wir brauchen nur weiter im Gebiet des Lesens spazieren zu
gehen, & von diesem bestimmten Eindruck ist
nichts mehr vorhanden, die Landschaft ändert sich. |
So geht es uns mit vielen Begriffen –
z.B. dem
des Bildes, der Abbildung –: denken wir über sie nach, so denken
wir zuerst an den Teil ihrer Ausdehnung, in dem wir, man könnte sagen,
zu Hause sind.
Von dort zieht es uns in die Weite; & wir werden nicht gewahr, daß
alles || Alles sich nun nach
& nach, gänzlich geändert hat || ändert.
Und zu sagen: im Grunde ist es ja immer dasselbe, – heißt jetzt
vielleicht nur mehr: von dort komme ich her,
mit diesem Zustand will ich alles
vergleichen. || , auf diesen Zustand will ich alles
beziehen. |
Was heißt es nun, wenn wir sagen, die Schrift, die wir lesen gelernt haben, sei || Buchstaben unserer
Schrift, oder die Wortbilder & Klänge, seien uns
wohlvertraut, – oder wir erkennten sie wieder, wenn wir sie
wahrnehmen? |
Gibt es ein Gefühl der Vertrautheit & haben wir es also,
wenn immer wir vertraute, bekannte, Gegenstände
wahrnehmen?
Ja hast Du für gewöhnlich, wenn Du die wohlbekannten Dinge Deiner
Umgebung ansiehst ein Gefühl || Gefühle der
Vertrautheit?
– Wann haben wir solche Gefühle || so ein || dieses Gefühl?
– Es wäre aber leicht gewesen, zu sagen, bei welchen Gelegenheiten
wir die entgegengesetzten Gefühle haben: was
Überraschung, Erstaunen, Befremdung,
etc.
erzeugt¤
– Denken wir uns diesen Vorgang || dieses
Spiel: |
88
A zeigt dem B eine Reihe von Gegenständen;
223 B soll sagen, ob er
sie kennt, oder nicht. |
So zeigt
z.B. A dem B eine Reihe von
Apparaten: eine Waage, ein Thermometer, ein
Spektroskop,
etc..
Vergleiche diese Fälle: A zeigt dem B
etwa eine Reihe von Apparaten: ein
Thermometer, ein Spektroskop, ein
Elektrometer, eine Waage,
u.a.; dann aber einen Bleistift, eine Feder, einen
Kieselstein. In einigen dieser Fälle, || : vielleicht || gibt es ein Suchen & Nachdenken: “Was ist das nur?” – Dann aber || wieder sagt er einfach || bloß: “Natürlich eine || Natürlich “Eine Waage!” – mit dem Gefühl “Das ist leicht!” || (gleichsam aufatmend). Bei Bleistift & Feder wunderte || wundert er sich vielleicht, daß ihm so wohlbekannte Gegenstände gezeigt würden || Wohlbekanntes gezeigt wird, & beim Kieselstein wußte || weiß er zuerst nicht, was er sagen sollte || soll, weil er auf Gegenstände eingestellt war || ist, die einen bestimmten Zweck haben. Endlich sagte || sagt er mit einem Achselzucken: “Es ist ein gewöhnlicher Kieselstein”. – Bei manchem Gegenstand || manchen || gewissen Gegenständen sagte || sagt er || B: “Ich habe das schon oft gesehen, aber was es ist, weiß ich nicht”, || – bei andern, “Das schaut so aus, als wäre es irgend ein Werkzeug, aber ich weiß nicht, was für eines || wozu”. In einem Fall sagt er, “Das ist ein Bleistift”, in einem andern, “Das ist Deine Feder”. |
Was geschieht nun, wenn B einen Bleistift als Bleistift
erkennt? |
89
A habe || hat || habe ihm ein stabförmiges Ding || einen stabförmigen
Gegenstand gezeigt, B nimmt ihn in die Hand &
untersucht ihn; es zeigt sich, er besteht aus zwei Teilen, einer Kappe
& einem Bleistift.
B sagt: “Das ist ja ein
Bleistift.”
Wir können || könnten hier
sagen: B hat schon gewußt, wie ein Bleistift aussieht; er hätte
z.B. jederzeit einen aufzeichnen || zeichnen oder beschreiben können.
Er wußte nicht daß das Ding, welches ihm gezeigt wurde, das enthielt, was
er jederzeit hätte beschreiben können.
224 |
90
Vergleiche damit diesen || den Fall:
Man zeigt B ein geschriebenes Wort& || , hält es aber verkehrt.
Er || B erkennt es nicht; nun drehen wir
das Blatt Papier langsam; – endlich sagt B:
¤Jetzt seh' ich's, es ist || heißt “Bleistift”.
– Wir könnten || können
sagen: Er hat immer || schon gewußt, wie das
Wort “Bleistift” ausschaut. Er || ; er wußte nicht || aber nicht, daß das Wort, was man ihm zeigte, umgedreht so
ausschauen würde. |
In (89) & (90) könnten wir sagen, es sei etwas
versteckt gewesen.
Merke aber die verschiedenen Anwendungen von
“versteckt”. |
91
Vergleiche damit dies: Du liest einen Brief & kannst
eines der Worte nicht lesen || ein Wort nicht
entziffern || eines der Worte nicht entziffern.
– Dann || Nun errätst Du aus
dem Zusammenhang, es muß ‘Boden’ heißen; &
nun kannst Du es lesen: Du erkennst diesen Strich als das
‘B’ diesen als das
‘o’
etc..
Dieser Fall ist verschieden von dem, in welchem das Wort durch einen
Tintenklecks verdeckt war & Du bloß || nur
aus dem Zusammenhang errietst, daß hier dieses Wort gestanden haben
mußte || muß || mußte || muß. |
92
Vergleiche damit: Du siehst ein Wort& || , kannst es aber nicht lesen;
jemand verändert es ein wenig: er macht noch einen Strich dazu,
verlängert einen, oder dergleichen; & nun kannst Du es
lesen.
In (90) hätte B sagen können “Ich habe auf
das Wort geschaut während es gedreht wurde & ich habe gesehen, daß
es sich nicht geändert hat”. – |
93
Angenommen, das Spiel bestehe darin, daß B dem A sagt,
ob er einen Gegenstand erkennt; aber nicht, was der
Gegenstand ist || sei.
Nach einem Hygrometer, welches || das
B || er nicht erkennt, zeigt A
ihm einen gewöhnlichen Bleistift.
225
B sagt, er erkenne ihn.
– Was geschah da als er den Bleistift erkannte?
Mußte er zu sich selbst sagen, || –
obwohl er es nicht
zu A || dem A nicht sagte – dies sei ein
Bleistift?
Warum sollte das geschehen sein müssen?
– Als was also erkannte er das Ding? |
Angenommen, er hätte zu sich selbst gesagt,
“Das ist ein Bleistift”, könntest Du diesen
Fall mit (89) & (90) vergleichen?
In diesen Fällen könnte || konnte man sagen: “Er erkennt
dieses Ding als jenes”, – wobei man
z.B. zuerst || für
‘dieses’ auf den mit den
Kappen bedeckten || verkappten Bleistift & für
‘jenes’ auf einen gewöhnlichen Bleistift
weist || zeigt.
Und analog in || im Fall (90).
|
In (93) veränderte sich der Bleistift nicht, & die Worte
“Das ist ein Bleistift” bezogen den Gegenstand
nicht auf ein Muster eines Bleistifts.
Hätte man B gefragt, was ist
ein Bleistift, || “Was ist ein
Bleistift?” so hätte er || B hätte auf die
Frage “Was ist ein Bleistift?”
unmittelbar auf diesen weisen || hinweisen können. |
Aber als er sich sagte “Das ist ein
Bleistift”, – wie wußte er das, wenn er das
Ding || die Sache nicht als irgend etwas
erkannte.
Das kommt aber darauf hinaus zu fragen:
“Wie hat er das Wort
‘Bleistift’ als den
Gattungsnamen || als das Wort dieser Art Ding || als das Wort für
dieses Ding || als den Namen für diese Art Ding || als das Wort für
dieses Ding erkannt?”
Nun, wie hat er es || es || jenes || dieses erkannt? –
Er hat auf den Anblick des Dinges damit reagiert, daß er
diese Worte || dieses Wort sagte. || mit diesem Wort
auf den Anblick dieses Dinges reagiert. |
94
– Denke Dir, jemand zeigte Dir Farben & Du
solltest || sollst sie
benennen.
Du sagst nun, auf eine Farbe weisend,
“Das ist rot”.
Was könntest || müßtest Du antworten, wenn man
Dich fragte: “Wie weißt Du, daß das rot
ist?”? || Wenn man
Dich nun fragte “Wie weißt Du, daß das rot
ist”, was könntest Du
antworten? |
Es gibt freilich den Fall, in welchem
226 dem B eine allgemeine Erklärung des
Begriffs gegeben wurde
z.B.:
“Wir wollen ‘Bleistift’ alles
nennen, was diese Form hat & was auf Papier
schreibt.”
Dann zeigt
A || A zeigt nun dem B unter anderm einen
Stift, B versucht ihn auf einem Stück Papier & sagt
“Das ist ein Bleistift”.
In diesem Falle könnten wir sagen, fand || findet eine Ableitung statt; in
(93) & (94) aber keine. |
Sollen wir nun sagen, daß B, als er den Bleistift
sah || wir ihm den Bleistift zeigten || A ihm den Bleistift
zeigte nach dem Hygrometer, das er noch nie
gesehen hatte, beim Anblick des Bleistiftes || Bleistifts das Gefühl der Vertrautheit
mit dem Gegenstand hatte? 95 Stellen wir uns vor, wie es wirklich geschehen sein mag. Er sah den Bleistift, lächelte, fühlte Erleichterung, & das Wort kam ihm dabei in den Sinn, oder er sprach es aus. || er sagte sich innerlich das Wort, oder sprach es aus. |
Aber wie ist es, || : haben wir nun || hier ein ‘Gedankenexperiment’
gemacht?
– Wie wissen wir denn, daß es sich so verhält, bloß dadurch, daß wir
es uns so vorstellen?
Was ist das für eine seltsame Weise, festzustellen, wie
sich eine Sache verhält?
– Oder ist es so, || geht es, weil diese
Vorgänge in mir stattfinden & ich also nur
in mich hineinzusehen habe?
– Von ‘innen’ &
‘außen’ wollen wir später reden, – aber
jedenfalls, sollte man meinen, die Sache müßte eben jetzt in mir vorgehen,
wenn ich sie jetzt in mir sehen soll.
Auch habe ich mich nicht an den Fall erinnert, denn er ist mir nie
geschehen. |
Nun kann man ja wirklich ein Experiment machen, dadurch, daß man sich
etwas vorstellt.
Nicht ein Experiment in der Vorstellung,
d.i., das bloße Vorstellungsbild eines
Experiments.
227
(Ein Laboratorium kann man nicht dadurch überflüssig machen, daß man
sich Apparate & Versuche einfach vorstellt.) 96 Wenn mich z.B. jemand fragt, “Wie begrüßt Du den N., wie gehst Du auf ihn zu?”, so kann ich, um antworten zu können, mir vorstellen N trete herein & ich mache etwa dabei die Bewegung des Begrüßens. Und dies ist ein Versuch. Er mag mich täuschen, & was wirklich in so einem Fall geschieht mag etwas anderes sein; aber die Erfahrung lehrt vielleicht daß wirklich meist das geschieht, was so ein Versuch zeigt. Hätte also die Frage gelautet: || , “Lächelt ein Mensch in so einem Fall?”, so hätte ich allerdings den Versuch mit der Vorstellung || durch Vorstellen || durch ein Vorstellen machen können. – Weiß ich aber nun, daß man lächelt, oder nur, daß ich lächle? Und wenn das erstere, ist dann das Vorstellen nicht ein Erinnern? Jedenfalls nicht notwendigerweise ‘das Erinnern an bestimmte Fälle’. |
97 – Die Aufgabe wäre:
“Mache, wie man auf jemand unter den & den
Umständen zugeht.”
Hier kann das Erinnern die Form der Nachahmung haben; &
muß nicht etwa ein visuelles Erinnerungsbild da sein, wonach
er || man sich bei der Nachahmung || beim Nachahmen richtet.
Und wenn ich nun mich selbst nachahme, ist das Erinnerung? – |
98
Man sagt in solchen Fällen manchmal, nachdem man sich die Situation
vorgestellt hat, || :
“Von mir weiß ich sicher,
daß ich in so einem Falle lächle, ich könnte gar nicht
anders”.
Aber könnte es nicht vorkommen, daß mir ein Augenzeuge sagte:
“Ich versichere Dich, Du hast in diesen Fällen nie
gelächelt”; & ist es nicht möglich, daß ich ihm
glaubte? –
228 |
Aber um einen solchen Versuch hatte es sich im Fall || in (95) nicht gehandelt.
Denn die Frage war nicht, ob das & das uns bekannte Gefühl in
diesem || dem Falle auftrete, oder nicht, sondern ob wir
hier || bei seiner Betrachtung ein Gefühl
sähen || unterscheiden, das wir
‘Gefühl der Vertrautheit’ (oder
‘Bekanntheit’) zu nennen bereit
sind. || nennen wollen.
Wenn ich also sagte, || :
“Stellen wir uns vor, was in so einem Falle
wirklich geschieht || geschehen könnte”, so hieß
das: stellen wir uns den Fall einmal vor, ohne von dem
Wort ‘Gefühl der Vertrautheit’ beeinflußt zu sein,
also, || – wie wir sagen könnten –
ohne grammatisches Vorurteil.
Und wir könnten fragen: Hast Du nun noch das Bedürfnis zu
sagen: er habe beim Anblick des Bleistifts das Gefühl der
Vertrautheit? |
Aber ist jenes Gefühl der Erleichterung nicht gerade das, welches den
Übergang vom Unvertrauten zum Vertrauten kennzeichnet?
– Wir sagen in sehr verschiedenen Fällen jemand habe die Gefühle der
Spannung & Entspannung, der Anstrengung, der
Erleichterung, des Ausruhens: Jemand hält ein Gewicht mit
gestrecktem Arm; sein Arm, sein ganzer Körper sind in einem Zustand
der Spannung.
Er läßt das Gewicht nieder, & empfindet
Erleichterung.
– Jemand läuft, – dann ruht er. –
Er denkt angestrengt über eine Aufgabe im
Euklid nach || Er zerbricht sich über
ein Aufgabe im Euklid den Kopf || Er zerbricht sich den Kopf über ein Aufgabe im
Euklid; er findet
die Lösung & die || seine
Spannung hat nachgelassen || & ist nun
entspannt.
– Er versucht || trachtet sich
an einen Namen zu erinnern, – der Name || er fällt ihm ein. & die Spannung ist
fort. |
Was aber haben alle diese Fälle mit einander gemein,
das uns sagen macht, || daß wir sagen, sie seien alle
Fälle von Spannung & Entspannung? || 229 ¤ daß wir sie alle
“Fälle von Spannung & Entspannung”
nennen? – |
– Warum gebrauchen wir den Ausdruck “im
Gedächtnis nach etwas suchen”, wenn wir uns
einer Sache erinnern wollen?
– Fragen wir uns: Worin besteht || liegt
die Ähnlichkeit zwischen dem Vorgang, wenn ich meinen
Freund im Garten suche & dem Suchen eines vergessenen Namens im
Gedächtnis? || der Vorgänge, || : einen
vergessenen Namen im Gedächtnis suchen, &,
z.B., ein Buch im Schrank
suchen?
– Wie sieht die Antwort auf so eine Frage aus? |
Eine Art der Beantwortung wäre jedenfalls die, eine Reihe von
Bindegliedern zu beschreiben.
Man könnte
z.B. || So könnte
man sagen, der Fall des materiellen
Suchens, der dem Suchen im Gedächtnis am ähnlichsten sei || nächsten steht, sei || ist nicht Suchen
nach einem Buch im Schrank, sondern, Nachschlagen einer Stelle die wir
vergessen haben, etwa in einem Roman || einer
Geschichte || in einem Buch.
Und nun könnte man weitere Fälle interpolieren.
– Eine andere Art des Aufzeigens
der || einer Ähnlichkeit || die Ähnlichkeit anzuzeigen
wäre
z.B. die: “In
diesen beiden Fällen kann ich zuerst etwas nicht
aufschreiben & dann || nachher kann
ich's || ich es.”
Oder die: “In beiden Fällen runzle ich die
Stirn, kneife mein Gesicht zusammen || mache ein verkniffenes
Gesicht & erwäge Möglichkeiten”.
|
Aber es ist wichtig, || : || , daß wir uns
solcher Ähnlichkeiten nicht bewußt sein müssen, um
geneigt zu sein, || dazu, daß es uns drängt, || um uns
gedrängt zu fühlen, den Ausdruck “suchen im
Gedächtnis ” zu gebrauchen || damit sich uns der Ausdruck
“suchen im Gedächtnis”
aufdrängt¤. |
Vielleicht möchte man || Einer sagen:
“Es muß uns doch eine Ähnlichkeit auffallen || aufgefallen sein, oder wir würden nicht das
gleiche Wort gebrauchen || wären nicht geneigt, das gleiche Wort
zu gebrauchen”.
Sage statt dessen: “Es muß uns eine
Ähnlichkeit zwischen diesen Fällen || Vorgängen auffallen || aufgefallen sein oder wir |
Wir sagen: “Dieses Bild (dieser
Ausdruck) drängt sich mir unwiderstehlich
auf”; || : ist || .
Ist || Und ist das etwa keine
Erfahrung?! |
Wir haben es hier mit einem jener || der
zahlreichen Fälle || von vielen Fällen zu tun,
die uns || denen wir in dieser || unserer Untersuchung immer wieder || auf Schritt
& Tritt begegnen: Ein
gewisses Wort wird manchmal || unter anderem || von uns unter anderem || unter anderem von uns
zur Bezeichnung eines sogenannten
‘seelischen’ Vorgangs oder Zustandes verwendet,
der || welcher eine Handlung vorbereitet; eine solche || diese Vorbereitung ist in einer Klasse von Fällen die
praktische Bedingung für das Zustandekommen der Handlung; wir sind
gewohnt, zu sagen, sie || der seelische Vorgang
muß stattgefunden haben, damit die Handlung
geschehen || stattfinden konnte; wir sind nun
geneigt eine solche seelische Vorbereitung
als Vorbedingung der Handlungen || zur
Handlung zu postulieren || zu
postulieren als Vorbedingung der Handlungen || zur
Handlung: So sagen wir || heißt es: “Man muß einen
Befehl verstehen, ehe man ihn ausführen kann”,
“Man muß wissen, wo der Schmerz ist, damit man die
Stelle zeigen kann”, || wo etwas ist, um darauf zeigen zu
können.”, “Man muß die
Melodie kennen, wenn man sie singen will”,
u.s.f.. “Die
Ähnlichkeit muß uns auffallen || aufgefallen sein, ehe wir
sie ausdrücken”. || ausdrücken
können”. |
99
Fragen wir uns folgendes:
Ich || Nimm an, ich hätte jemandem das Wort
‘blau || rot’ erklärt, indem ich auf
verschiedene blaue || rote Gegenstände gezeigt,
& die Worte “Das ist || heißt ‘blau || rot’” dafür || dazu ausgesprochen, hätte || habe; was heißt
es nun, wenn ich sage: “Wenn er die Bedeutung
jetzt verstanden hat, wird er mir etwas Blaues || Rotes
231 bringen, wenn ich es
verlange”?
Dies scheint zu sagen: Wenn er
wirklich || (das)
erfaßt hat, was allen diesen || den Gegenständen
gemeinsam ist, die ich ihm gezeigt habe, wird er in der Lage sein, meinen
Befehl zu befolgen.
Aber was ist ihnen allen gemeinsam? |
100
Kannst Du mir sagen, was einem lichten & einem dunkeln Blau || Rot
gemeinsam || das Gemeinsame an einem lichten & einem dunkeln
Blau || Rot ist?
– Vergleiche damit diesen Fall:
Ich zeige Dir zwei
Bilder, || : zwei verschiedene Landschaften;
ein Haus ist in den beiden aber ganz gleich || ; in beiden
aber findet sich das gleiche Haus. || an
irgend einer Stelle der gleiche
Busch; nun || . Nun sage
ich || . Ich sage: “Zeige
(auf) || mir das,
was diesen beiden Bildern gemeinsam
ist”;
& als Antwort zeigst Du auf das Haus. || ”.
Du suchst die Bilder ab, dann zeigst Du zur Antwort auf den
Busch.
(Du hast das Gemeinsame gesucht.) |
101
[Dieses Beispiel vielleicht auszulassen] Nun betrachte diese Erklärungen: || Oder: Ich gebe || zeige jemandem zwei Kisten in denen sich verschiedene Gegenstände befinden, ich || Haufen von verschiedenen Gegenständen || Geräten || Werkzeugen, & sage: “Das was beiden Haufen gemeinsam ist, || in beiden Haufen vorkommt, heißt ‘Stemmeisen’”. Der, dem ich die Erklärung gebe, || die Erklärung gegeben wurde, || Der Andre hat die Werkzeuge zu sortieren, bis er das findet, was in beiden vorkommt, & dadurch, können wir sagen, gelangt || kommt er || gelangt er || kommt er, können wir sagen, zur hinweisenden Erklärung. |
102
Und nun || Oder ich gebe diese
Erklärung: “In diesen zwei Bildern
siehst Du verschiedene Farbflecken; ¤
der eine Farbton, der in beiden vorkommt, heißt
‘Ocker || Karmin’.”
– Hier hat es einen klaren Sinn zu sagen:
“Wenn er gesehen hat, was beiden gemeinsam ist, kann er
mir nun auf meinen Befehl || den Befehl hin einen
Gegenstand von jener Farbe bringen”. |
⍈
{⋎ [Bemerkung zur Seite
№ 209]
Vergleiche mit dem Vorgang beim Lesen einer || unsrer
gewöhnlichen Schrift das Lesen von Worten die ganz in großen
Buchstaben gedruckt sind, wie manchmal die Auflösungen von
Rätseln.
Welch anderer Vorgang!
– Oder lies unsre Schrift von
232 rechts nach links!}
|
103
Denken wir uns dieses Spiel: || Denke Dir
dieses Spiel: || Es gibt freilich dieses
Spiel: Ich sage jemandem:
“Ich werde Dir das Zeichen
(Wort) || die Bedeutung des Zeichens (Wortes)
‘W’ erklären, indem ich Dir
verschiedene Gegenstände zeige || auf verschiedene
Gegenstände weise.
‘W’ bedeutet das || etwas, was ihnen allen gemeinsam ist”.
Ich zeige ihm nun zuerst zwei Bücher, & er fragt
sich: || ,
“Heißt || Bedeutet
‘W’
‘Buch’?”
– Dann zeige ich auf einen Ziegelstein || Ziegel, & er sagt || denkt: “Vielleicht bedeutet || ist es
‘Rechteck’”.
Endlich zeige ich auf eine glühende Kohle & er sagt
sich: “Es bedeutet
‘rot’; denn alles, was er mir gezeigt
hat, war rötlich.” – Denken wir nun, er hätte in
jedem Stadium des Spiels zeichnen oder malen sollen || hatte etwas Rotes”; dabei läßt er vielleicht seinen Blick über
alles was an den Gegenständen rot ist schweifen. Es wäre auch
lehrreich diese Variante zu betrachten: 104 Der Andre soll in jedem Stadium des Spiels zeichnen oder malen, was er glaubt || denkt, daß ich meine. In manchen Fällen wäre es dann ganz || Es wäre dann in gewissen Fällen klar, was er zeichnen soll. || zu zeichnen hat. Hätten z.B. alle Gegenstände ein || dasselbe || das gleiche Fabrikszeichen & er glaubt ich meine dieses, so wird er es || dieses aufzeichnen. || so wird er dieses aufzeichnen, wenn er glaubt daß ich es meine. Sind sie aber alle rötlich, was soll er malen? Welchen Farbton || Ton von rot; & welche Form? Wie, wenn er ein andermal malen wollte || will, daß alle rot & rund seien? Man sagt sich gleich, daß hier eine Abmachung nötig ist. || , hier sei eine Abmachung nötig. |
Wenn Du, auf
verschiedene Töne von Rot zeigend fragtest || einer, auf verschiedene Töne
von Rot zeigend fragte: “Was haben alle
diese gemein, daß Du sie mit dem gleichen Wort
benennst?”, – so möchte
man || ich Dir antworten:
“Siehst Du es denn nicht?!”,
– & dies ist natürlich keine Antwort. || –
& damit habe ich natürlich nicht auf etwas Gemeinsames
hingewiesen. |
Es gibt Fälle, in denen, erfahrungsgemäß, ein Mensch Befehle,
von der Form || wie “Bring mir
x || das & das || x”, nicht ausführen
kann, wenn er nicht vorher erkannt hat, was allen den
Dingen gemein || gemeinsam ist, auf die, bei der Erklärung des betreffenden
Wortes || Ausdrucks || Wortes
‘x’ gewiesen || gezeigt wurde.
Und dieses Erkennen |
“Warum nennst Du diese verschiedenen Erfahrungen,
‘Erfahrungen der Anstrengung’ &
‘Erfahrungen der Entspannung’
etc.?”
– “Weil sie alle etwas mit einander gemeinsam || gemein haben.”
– “Was hat eine geistige Anstrengung mit
einer körperlichen gemein || Gemeinsames?”
– “Ich weiß es nicht; aber irgend eine
Ähnlichkeit besteht offenbar || ja ganz
offenbar.”
– Warum sagtest Du dann aber, sie hätten etwas
gemeinsam? –
Hast Du damit nicht bloß ein Bild gebraucht? || Du hast damit || Damit hast Du bloß ein Bild
gebraucht. || Du hast damit ein bestimmtes Bild gebraucht aber keine
Erklärung gegeben.
– Es könnte freilich auch || kann ja sein
daß allen Fällen, die wir Anstrengung (&
Entspannung) nennen || Fällen, in denen wir von Anstrengung
(& Entspannung) reden || Vorgängen, die wir Anstrengung
(& Entspannung) nennen eine Art der Atmung, oder ein
Spannungszustand gewisser Muskeln, gemeinsam ist. || Vorgängen, die
wir Anstrengung (& Entspannung) nennen etwas gemeinsam ist,
z.B. eine Art der Atmung, oder ein Spannungszustand
gewisser Muskeln
etc.
Wenn Du aber
nicht sagen kannst || Kannst Du aber
nicht || gar nicht || nicht sagen,
welcher Art das Gemeinsame ist, so ist es keine || keinerlei
Erklärungzu sagen, die Ähnlichkeit der
beiden || ihre Ähnlichkeit || : ihre Ähnlichkeit
bestehe || besteht || bestehe darin, daß
sie
etwas Gemeinsames haben. || in ihnen etwas mit
einander Gemeinsames ist. || ihnen etwas
gemeinsam sei || ist. |
Sollen wir nun sagen, Du habest || hast ein besonderes ‘Gefühl des
Ähnlichseins oder der Ähnlichkeit’, wenn Du die
Erfahrungen mit einander
vergleichst, & daß Du darum den gleichen Ausdruck für sie
gebrauchst? || & darum gebrauchst Du den
gleichen Ausdruck für sie? |
Stelle Dir über dieses Gefühl || darüber
einige
Fragen || diese Frage: Wann hast
Du es || das Gefühl?
– Denn was wir ‘zwei Erfahrungen
234 vergleichen’ nennen ist
ja ein ganz komplizierter || zusammengesetzter Vorgang: Du stelltest Dir etwa die
beiden Erfahrungen nach einander vor || riefst Dir etwa die beiden
Erfahrungen nach einander in's Gedächtnis, denkst abwechselnd
an die eine & an die andre; wann, während all dies vorgeht,
hast Du das Gefühl?
– Was tut diese Frage?
Sie nimmt uns in gewissen Fällen die Lust, hier von einem
besonderen || bestimmten Gefühl zu sprechen.
|
“Aber ich würde doch nicht sagen, die Vorgänge seien
ähnlich, wenn ich nicht ein Erlebnis dieser Ähnlichkeit || dieses Ähnlichseins hätte?”
– Aber muß dieses Erlebnis ein
Gefühl sein?
Angenommen es wäre das Erlebnis, daß sich Dir das Wort
‘Ähnlichkeit’ aufdrängt, – würdest Du dies ein
Gefühl nennen?
– Ich sage nicht, daß dabei || hierbei nicht allerlei Gefühle auftreten!
|
“Aber gibt es nicht ein Gefühl der
Ähnlichkeit?” –
Ich glaube es gibt eine Reihe von Gefühlen, die man Gefühle der
Ähnlichkeit in speziellen Fällen nennen könnte.
Aber Du mußt keines von ihnen haben
wenn Du eine ‘Ähnlichkeit wahrnimmst’ || wir
müssen keines von diesen Gefühlen haben wenn wir eine
‘Ähnlichkeit wahrnehmen’. || Wenn auch nicht ein Gefühl, oder
ein Erlebnis, welches das Wahrnehmen der Ähnlichkeit
wäre.
Denke an Erfahrungen, die wir in solchen Fällen haben: |
105 a) Es gibt eine
Erfahrung des
Beinahe-nicht-unterscheiden-könnens.
Du siehst
z.B. zwei Längen, oder zwei Farben,
die beinahe ganz gleich sind & willst sehen, ob Du einen Unterschied
in ihnen entdecken kannst, oder ob ihr Unterschied für den
& den Zweck zu groß ist.
Du siehst von einer zur andern, blinzelst, murmelst vielleicht Worte, schüttelst
den || wackelst mit dem Kopf,
hältst den Atem an, || hältst den Atem an, wackelst mit dem
Kopf, murmelst vielleicht Worte,
u.s.f.
Man könnte sagen: Es ist ja zwischen all
diesen Erfahrungen || Zwischen all diesen Erfahrungen ist
ja gar kein || kaum Platz für
ein || das Gefühl der Ähnlichkeit.
|
Wenn immer ich nun meinen Tisch sehe, sehe ich Tischfüße || Hölzer, die ganz oder beinahe gleich hoch sind; aber habe ich hier
auch solche Erfahrungen
235 des
Nicht-unterscheiden-könnens? |
b) Vergleiche mit (a) den
Fall || dem ersten Beispiel eines, in welchem es
keinerlei Schwierigkeit macht die ähnlichen Gegenstände zu
unterscheiden.
Ich sage
z.B.: “Ich will
Rosen & Nelken || diese beiden Beete
von ähnlicher Farbe haben, ich will hier keinen starken
Kontrast”.
Die Erfahrung wenn der Blick von einem zum andern geht, könnte man hier
ein sanftes Gleiten nennen. |
c) Ich höre Variationen über ein Thema &
sage: “Ich sehe noch nicht, in
wiefern das eine Variation des Themas ist,
aber ich merke eine gewisse Ähnlichkeit
(Analogie).”
Bei gewissen charakteristischen Punkten der Variation ‘wußte
ich, wo ich im Thema bin’; & diese Erfahrung konnte
darin bestehen, daß ich mir, blitzartig,
die Stelle des Themas || im Thema || die betreffende Stelle
des Themas vorstellte || mir blitzartig die betreffende Stelle des
Themas einfiel, oder es schwebte mir ihr Notenbild vor, oder ich
machte die gleiche Geste, wie an jener Stelle,
etc.
|
“Aber wenn zwei Farben einander ähnlich sind,
so sollte die || doch meine Erfahrung
des Ähnlichseins || dieser Ähnlichkeit darin bestehen, daß
ich die Ähnlichkeit erfasse, welche || ,
die da ist || besteht.”
– Aber ist nun || also ein bläuliches Grün einem
gelblichen Grün ähnlich, oder nicht?
In gewissen Fällen || Unter gewissen
Umständen || Unter manchen
Umständen werden wir sagen, sie seien || sind ähnlich, unter || in andern,
sie seien || sind gänzlich unähnlich.
Sollen wir sagen, wir haben in diesen beiden
Fällen || da zwei verschiedene Relationen
wahrgenommen, die zwischen den beiden Farben bestehen? 106 – Denke Dir, || Nimm an, ich beobachtete || beobachte die || eine allmähliche Veränderung einer || der Farbe einer Substanz: ein bläuliches Grün wird nach & nach rein grün, dann || dieses dann gelblichgrün, dann gelb, & endlich rötlich gelb || orange. || geht nach & nach in grün, dann in gelbliches grün, in gelb & endlich in orange über. |
Ich sage Dir: “Es braucht nur eine
kurze Zeit vom Bläulichgrünen zum
Gelblichgrünen, weil die
236 ähnlich sind.” || denn die sind ähnlich.”
– “Mußt Du dazu || da
nicht eine Erfahrung || ein Gefühl || eine besondere
Erfahrung der Ähnlichkeit gehabt haben?” || Setzt das nicht eine Erfahrung der Ähnlichkeit schlechtweg
voraus || von Blaugrün & Gelbgrün
voraus?
– Die Erfahrung könnte darin bestehen ||
z.B. sein, daß ich im Geist einen
Farbenstreifen vor mir sehe, in dem Blaugrün
& Gelbgrün nah am Grün
lagen || liegen, & das Orange weit || weiter weg || zur Seite;
oder ich sah || sehe ein Grün vor mir, das bald
ins Bläuliche bald ins Gelbliche schillerte || schillert; oder ich sah || sehe nichts vor mir & sagte || sage nur was ich sagte || sage (Dies wird später klarer
werden. Es handelt sich um das Verhältnis der || darum, was sind die Paradigmen für die Verwendung des Wortes
& welches die Gegenstände auf die es angewandt
wird.).
– Wenn ich aber über die Ähnlichkeit von Blaugrün & Gelbgrün
& die Unähnlichkeit von Blaugrün & Orange nachdenke,
empfinde ich jetzt etwa bei der Vorstellung dieses
Farbenpaares etwas wie Spannung, ich mache ein Gesicht, gleichsam, als
ob es mich ekelte, das Wort ‘Diskrepanz’ kommt mir
in den Sinn; & beim ersten Farbenpaar mache ich ein versöhnliches
Gesicht & fühle mich entspannt.
Und es ist eine wichtige Tatsache, daß ich dabei ja mein Gesicht
nicht sehe, sondern nur fühle. |
(Bemerke || Beachte die große
Familie von || der Bedeutungen des
Wortes “ähnlich”.) |
Es ist nun etwas Bemerkenswertes in || an dem Satz: daß wir sowohl
geistige, als auch körperliche Anspannung darum
‘Anspannung’ nennen, weil zwischen beiden eine
Ähnlichkeit bestehe.
Würdest
Du || Würden wir sagen: “Wir
gebrauchen das Wort ‘blau || rot’ sowohl für ein lichtes
Blau || Rot wie für ein dunkles,
weil eine Ähnlichkeit zwischen ihnen besteht”?
– Wenn man uns fragt: “Warum nennst Du das
auch ‘blau || rot’?”, so möchten wir
sagen: “Weil es auch blau || rot ist”.
– Man könnte in diesem Fall als Erklärung
vorschlagen, || Hier möchte man als Erklärung
vorschlagen, || :
‘blau || rot’
nennten wir || nenne man || bezeichne
etwas, was dem dunkeln & dem hellen Rot
gemeinsam sei; & wenn wir ‘Anspannung’ auch das
nennten || mit ‘Anspannung’ auch etwas
meinten, was der geistigen
237 & der körperlichen
Anspannung gemeinsam ist, so || dann wäre
es falsch, zu sagen, sie hießen beide
‘Anspannung’ weil sie einander ähnlich
sind || seien & statt
dessen das Richtige, || : || es wäre
zu sagen: sie hießen || heißen
‘Anspannung’, weil das || ein Element der Anspannung in beiden
gegenwärtig sei || verbunden
ist. || ist. || , weil das
Element der der Anspannung in beiden gegenwärtig
sei [Nein, weil diese Wendung
später vorkommt] |
Was aber haben lichtblau & dunkelblau || lichtrot & dunkelrot miteinander gemeinsam?
Auf den || Beim ersten Blick scheint die
Antwort klar: Sie sind beide Schattierungen
der selben || derselben Farbe, Blau || Rot.
– Aber das ist bloß || nur eine Tautologie || ein
Pleonasmus.
Fragen wir also so: Was haben diese beiden
Farben, auf welche || die ich zeige, mit einander
gemeinsam (& laß die eine ein
Hellblau, die andre ein Dunkelblau sein || & nimm an, || & die eine sei ein Hellrot, die andre ein
Dunkelrot)?
– Die Antwort darauf wäre etwa || könnte sein:
Ich weiß nicht, was für ein Spiel Du spielst; &
davon hängt es ab, ob ich sagen kann || soll, sie haben etwas gemein, & was.
|
107
Denke Dir dieses Spiel || Nimm
an: A zeigt B verschiedene Fälle von Farbmustern || Farbmuster & fragt ihn, was je zwei von ihnen
mit einander gemeinsam haben.
Als Antwort soll B
auf das Muster einer reinen Farbe zeigen || hat B auf das
Muster einer reinen Farbe zu zeigen.
Zeigt A ihm also Rosa & Orange, so
zeigt B auf ein reines Rot; zeigt A ihm zwei
Schattierungen von bläulichem Grün, so zeigt
B auf reines Blau & reines Grün,
etc..
Zeigte A ihm in diesem Spiel
lichtes & dunkles Blau || Rot,
so wäre die Antwort nicht zweifelhaft.
Zeigte er ihm reines Rot & reines Grün, so wäre hier die
Antwort, diese beiden hätten nichts gemeinsam.
– Aber ich kann mir leicht Umstände vorstellen, unter denen wir sagen
würden, diesen beiden Farben sei etwas gemeinsam, &
auch ohne Bedenken || uns zu
bedenken || unbedenklich sagen würden, was. || & uns nicht bedenken würden zu sagen,
was. |
108
– Stellen wir uns einen Sprachgebrauch vor – eine Kultur || (eine Kultur), in welchem es einen gemeinsamen Namen für grün
& rot, & einen für blau & gelb
gäbe || gibt.
¥⋎
Es gibt bei ihnen
z.B. || gab
bei ihnen vor langer Zeit
238 zwei Kasten: die
sogenannten ‘Patrizier’
tragen || trugen blau
& gelbe Gewänder, die
‘Plebejer’ rot &
grüne.
So etwa hatte sich nun dieser Wortgebrauch
gebildet || herausgebildet¤:
Von Blau & von Gelb spricht man als
‘patrizischen Farben’, von rot & von
grün als ‘plebejischen’ || :
Sowohl Blau als Gelb heißt ‘patrizische
Farbe’, sowohl grün als rot
‘plebejische’.
Der Ursprung dieser Worte aber ist gänzlich in Vergessenheit
geraten.¤
Sagt man also von einem Ding, es sei
‘plebejisch’ gefärbt so weiß
man || wissen wir || weiß man natürlich
nicht, ob es grün & || oder rot sei || ist, so wie wir
nicht wissen, ob etwas hellblau oder dunkelblau ist, wenn bloß
gesagt wird, es sei blau.
Wollen sie zwischen Blau & Gelb unterscheiden, so
setzen || fügen sie dem Wort patrizisch noch ein
Wort bei (wie wir das Wort
‘hell’ dem Wort ‘blau’)
u.s.f..
Fragte man einen Mann dieses Volkes, was diesen beiden Farben
(die wir ‘gelb’ &
‘blau’ nennen) mit einander gemein ist, – würde er nicht antworten, sie
seien beide patrizisch? |
⍈
⋎ [Zur vorigen Seite]
Denke Dir etwa, Menschen nähmen in der sie umgebenden Natur
überall || immer || täglich ein || ein
ständiges Übergehen von rot in
grün & von grün in rot || roten Färbungen in grüne & von
grünen in rote wahr, & zwar so wie wir
es im Herbst an manchen Blättern sehen, die nicht zuerst gelb & dann
rot werden, sondern die durch einen dunkel schillernden Ton
von der einen Farbe zur andern || vom Grünen ins
Rote übergehen || gehen.
Ähnlich geht Blaues in Gelbes
über, & umgekehrt (so etwa || etwa
so wie der Abendhimmel manchmal vom Blau im Osten über ein helles Grau
ins Gelbe übergeht.) || geschieht es mit || auch mit
Blauem & Gelbem was sie um sich
sehen. (Wie etwa der Abendhimmel manchmal im Osten
blau ist & nach Westen hin über ein helles Grau in gelb
übergeht)
Für diese Menschen gehören rot & grün immer
zusammen. & so auch blau &
gelb.
Es sind zwei Pole des Gleichen.
Wollen sie in ihrer Sprache rot & grün unterscheiden, so fügen sie
dem gemeinsamen Wort eines von zwei Adverben bei, wie wir dem Wort
‘Blau || Rot’ die
Worte ‘hell’ oder
‘dunkel’.
Auf die Frage, ob diese beiden Färbungen (eine rote & eine
grüne) etwas mit einander gemeinsam haben, antworten sie, || sind sie geneigt zu
antworten: || , ja, beide
seien …
239 |
108
Umgekehrt könnte ich mir auch einen Sprachgebrauch || eine Sprache (& das heißt wieder eine
Lebensform || Form des Lebens) denken,
die zwischen Dunkelblau & Hellblau || Dunkelrot & Hellrot eine Kluft befestigt.
etc. |
Vergleiche mit
(106) die Erklärung || das Spiel || den Fall (102) || (106) & (102): in beiden
zeigt er auf die ‘gemeinsame
Farbe’! || könnte || konnte die Frage lauten:
“Welches ist die gemeinsame Farbe || Welche
Farbe haben sie gemeinsam?” & auch
die Antwort in beiden die gleiche Form haben
obwohl die Fälle gänzlich verschieden sind.
|
109
Eine Worterklärung könnte lauten: “Was diesen
beiden Farben gemeinsam ist, nenne ich
‘blau || rot’”
– dabei zeige ich auf ein bläuliches Rot & auf ein
bläuliches Grün || & auf ein gelbliches Rot.
Ist es
unmöglich, daß jemand diese Erklärung verstünde? Das heißt
z.B. einen Befehl “Bring mir noch
einen blauen || roten Gegenstand” daraufhin
zur Zufriedenheit || richtig ausführte? || Menschen
diese Erklärung verstünden? Das heißt || ; das
heißt || also
z.B. einen Befehl
“Bring mir noch einen blauen || roten
Gegenstand” daraufhin zur Zufriedenheit || richtig
ausführten || ausführen? || Jemand || Und jemand könnte diese Erklärung verstehen;
d.h.
z.B. einen Befehl
“Bring mir noch einen roten Gegenstand”
daraufhin richtig ausführen.
Aber vielleicht bringt er mir etwas Rotes || Blaues & ich möchte sagen: “Er
scheint irgend eine Ähnlichkeit zu bemerken zwischen den Mustern, die ich
ihm gezeigt habe & diesem Ding”. || diesem
Ding & den Mustern, die ich ihm gezeigt
habe”.¤ ⇒ [Variante S. 240] |
[Bemerkung]: Manche
Menschen, wenn sie einen Ton nachsingen sollen, den man auf dem Klavier
anschlägt, singen regelmäßig die Quint dieses Tones || des Tons. 110 Man könnte sich || So könnte man sich daher eine Sprache denken, die den gleichen Namen für Grundton & Quint hat. – Wenn man nun aber fragte: || Denke aber || nun es fragte jemand: “Was haben Grundton & Quint mit einander gemein?” – Zu sagen, sie haben eine gewisse Affinität, wäre || ist natürlich keine Erklärung. (Erklärung der Affinität des ersten & zweiten Gedankens eines Sonatensatzes) |
Wenn wir nun von geistiger
& körperlicher Anstrengung reden, sollen wir sagen, sie || Sollen wir sagen, geistige & körperliche Anstrengung
seien “‘Anstrengungen’ im
gleichen Sinn des Worts”, oder nicht im
gleichen Sinn || in verschiedenem Sinn? –
|
Es gibt Fälle, in denen man diese
Fragen || Frage unbedenklich beantworten würde || beantwortet || wir eine Frage dieser || solcher Art
unbedenklich beantworten. || Es gibt
Fälle, in denen uns die Antwort auf eine solche Frage nicht
zweifelhaft ist.
Betrachte den folgenden Fall: 240
|
[I. Variante] {
109 “Ich meine mit
‘rot’, was diesen beiden Farben gemeinsam
ist”: Könnte nicht jemand diese Erklärung
verstehen?
– Warum nicht, er könnte
z.B. nun einen
Befehl “Bring mir noch einen roten Gegenstand”
daraufhin richtig ausführen.
– Vielleicht aber bringt er mir nun einen blauen Gegenstand,
& wir sind geneigt || werden geneigt sein zu
sagen: Er scheint eine Ähnlichkeit zwischen den beiden Mustern
& diesem Ding zu bemerken. } |
[II. Variante] {
109 Eine Worterklärung könnte lauten:
“Was diesen beiden Farben gemeinsam ist, nenne ich
‘rot’”.
Und jemand könnte diese Erklärung verstehen.
Er könnte || Er würde
z.B. einen Befehl, “Bring mir noch
einen roten Gegenstand”, daraufhin
richtig || zur Zufriedenheit ausführen. …
[wie in I] } |
[III. Variante] {
109 Betrachte diesen || den
Satz: “Ich meine mit ‘rot’,
was diesen beiden Farben gemeinsam ist”. –
Könnte denn nicht jemand diese Erklärung verstehen? –
Gewiß; er könnte || würde … [wie in
II].
– Vielleicht aber … … , & wir sind dann geneigt zu
sagen: … } |
111 ¤ Jemand hat
den Gebrauch der Wörter ‘heller’ &
‘dunkler’ gelernt.
Er kann
z.B. einen Befehl ausführen
“Male einen dunkleren Farbton als
diesen!”, oder die Frage beantworten
“Welche von diesen Farben ist
dunkler?”
u.s.f.¤
– Nun sage ich zu ihm: “Ordne die Vokale a
e i o u nach der Dunkelheit ihres Klanges!”
– Vielleicht sieht er nur verdutzt drein & tut nichts;
vielleicht aber ordnet er || überlegt er & ordnet nun die
Vokale etwa
so: i, e, a, o, u.
(Dies tun tatsächlich viele Menschen.)
Nun könnte vielleicht Einer || man vielleicht
glauben, die Vokale müßten dazu im
Geiste || in der Vorstellung des Menschen Farben erzeugen
& er ordne eben diese Farben.
So verhält es sich aber nicht.
Die Vokale werden, ohne Dazwischenkunft
241 von Farbenbildern nach ihrer
Dunkelheit geordnet. |
Würden wir nun gefragt, || :
ob u wirklich dunkler
ist als e, so sind wir geneigt zu
sagen: “Nein, – es macht mir irgendwie einen
dunklern Eindruck”. |
Wir könnten nun Einen, der gesagt hätte “u ist
dunkler || klinge dunkler als e”, fragen:
“Was war es, das Dir dieses Wort
eingab?
Warum gebrauchst Du hier das Wort
‘dunkler’?” |
Hier besteht wieder die Versuchung zu sagen: “Du mußt
etwas gesehen haben, was der Beziehung, die zwischen
Farben besteht & der Beziehung die zwischen den Lauten
besteht gemeinsam ist.”
– Wenn er nun aber nichts solches angeben kann! –
|
Beachte die
Ausdrucksweise “Du mußt …”.
Damit will man nicht sagen, die || :
“Die Erfahrung habe uns || hat
mich gelehrt, daß man in solchen Fällen etwas sieht,
etc.”.
Aber darum sagt dieser Satz auch über die Tatsachen nichts
aus.
(Er schlägt eigentlich eine Darstellungsweise vor.)
|
112
Sagt mir aber || nun jemand:
“Ich sehe eine Ähnlichkeit zwischen den
beiden Beziehungen, || dunkel hier & dunkel dort,
aber ich kann nicht sagen, || kann aber nicht
sagen, worin sie besteht”, so sage ich ihm:
“Das charakterisiert Deine Erfahrung der
Ähnlichkeit.” |
Denke Dir Du siehst auf zwei Gesichter & sagst:
“Sie sind einander ähnlich, – aber ich weiß nicht
worin die Ähnlichkeit besteht”.
Dann nach einer Weile sagst Du: “Jetzt weiß
ich's. Ihre Augen haben die gleiche
Form”.
– Nun ist Deine Erfahrung der Ähnlichkeit eine andre, als
vorher.
Das ist natürlich eine grammatische Bemerkung; wie
die: “Wenn man ‘näher
hinsieht’, so sieht
242 man klarer wie das
Ding || der Gegenstand ausschaut; aber nicht, wie das
Gesichtsbild ausschaut, welches || das man hatte.” |
Nun zu der Frage: “Warum gebrauchst Du
hier das Wort ‘dunkler’?”
– Die Antwort könnte sein: “Ich
hatte keinen Grund es zu
gebrauchen. || habe es nicht aus irgend einem Grund
gebraucht.”
Aber ich kann das sagen: ich habe nicht nur das Wort gesagt || gebraucht,
sondern ich hatte es auch im gleichen Ton gebraucht || gebrauche nicht nur
das Wort, sondern ich gebrauche es auch im gleichen Ton,
& vielleicht mit dem selben || gleichen Gesichtsausdruck & vielleicht
mit der gleichen Geste, || selben
Gebärde, Handbewegung, wie wenn ich es
von etwas sichtbarem gesagt hätte. || als hätte ich es von etwas
sichtbarem || Sichtbarem gesagt. || wie von
etwas sichtbarem || Sichtbarem. || wie wenn ich es von
etwas Sichtbarem sage. || wie wenn ich von etwas Sichtbarem
rede.
– So ist es auch, wenn wir von tiefer Trauer || Traurigkeit, einem
tiefen Ton || Bass & einem tiefen
Brunnen || tiefem Wasser reden || tiefem Schlaf reden || tiefem Schlaf,
tiefer Traurigkeit, & einem tiefen
Brunnen || Wasser reden. |
113
Es gibt Menschen, die unter den sieben Wochentagen fette &
magere Wochentage unterscheiden; & meine
Erfahrung, wenn ich einen Tag || Wochentag als fett empfinde, besteht
darin, daß mir das Wort ‘fett’
kommt, etwa mit einer Geste || Mimik die
Beleibtheit & eine gewisse Bequemlichkeit ausdrückt.
|
Sage nicht, dies sei nicht die eigentliche Erfahrung, denn man
müsse zuerst den Tag als fett empfinden ehe man das
Wort ‘fett’ für ihn braucht
& die Gebärde dazu macht.
Warum muß man?
Ist Dir eine solche erste || frühere Erfahrung
bewußt?
– Und wenn nicht, – ist dieses
‘muß’ dann nicht der Ausdruck eines
grammatischen Vorurteils?
– Vielmehr lernst Du aus diesem & ähnlichen Fällen eine
wichtige Art des Gebrauchs || Gebrauchsart des
Wortes ‘empfinden’. |
Wir sind nun geneigt zu sagen ein Vokal sei nicht
in demselben Sinne dunkler als ein andrer, in dem eine Farbe
dunkler ist, als eine andre.
Denn das hieß es ja: u sei nicht wirklich
dunkler als e
etc..
– Betrachte nun dieses Beispiel:
243 |
114
Wir haben jemand die Farbnamen
‘rot’, || &
‘grün’, durch hinweisende
Erklärungen verstehen gelehrt.
Er kann
z.B. Befehle
ausführen, wie “Bring mir etwas
rotes”, in denen diese Wörter gebraucht werden.
Ich zeige ihm nun einen Haufen von Blättern, die zum Teil
rötlich braun zum Teil grünlich gelb || , von denen einige rötlich
braun, die andern grünlich gelb gefärbt sind & sage:
“Lege die roten & die grünen Blätter auf zwei
Haufen”.
Er wird dann
vielleicht || daraufhin vielleicht die rotbraunen &
die grünlichgelben Blätter von einander scheiden.
– Habe ich nun hier die Worte ‘rot’ &
‘grün’ in demselben Sinn gebraucht, wie in den
früheren, normalen, Fällen, oder in anderem, wenn auch ähnlichem,
Sinn?
Welche Gründe würde man für die letztere Auffassung
geben || angeben?
Man kann || könnte,
z.B.,
sagen, || anführen, || darauf
hinweisen, daß er auf den Befehl
‘Male einen roten Kreis || Fleck!’ wenn ihm alle Farben zur Verfügung
stehen gewiß keinen rötlichbraunen || braunen mit einem rötlichen Stich gemalt hätte; & darum,
könnte man sagen bedeutet ‘rot’ in den beiden
Fällen etwas Verschiedenes. || [Variante] Ich zeige
ihm nun einen Haufen Blätter; einige von ihnen sind braun mit einem
rötlichen Stich, die andern gelb, mit einem grünlichen.
Ich sage ihm:
“Sortiere die
grünen & die roten Blätter || Sortiere || Lege die
grünen & die roten Blätter auf zwei
Haufen!”.
Es ist leicht möglich, daß er daraufhin die rötlichen von den
grünlichen trennt.
– Soll ich nun sagen, die Worte ‘rot’
& ‘grün’ sind hier in demselben Sinne
gebraucht, wie in den früheren, normalen, Fällen, oder in
verschiedenem, wenn auch ähnlichem, Sinn? Welche Gründe kann
man für die letztere Auffassung angeben?
Man kann,
z.B., darauf hinweisen, daß er auf den
Befehl ‘Male einen roten Fleck!’ wenn
ihm alle Farben zur Verfügung stehen gewiß keinen braunen mit einem
rötlichen Stich gemalt hätte; & darum, könnte man sagen bedeutet
‘rot’ in den beiden Fällen etwas
Verschiedenes.
Ich könnte aber auch sagen: “Es hat immer die
gleiche Bedeutung.
Die Umstände der Anwendung sind hier etwas andere.”
|
Als Kriterium dafür daß das Wort zwei Bedeutungen hat gilt uns in manchen
244 Fällen daß es zwei verschiedene
Erklärungen des Wortes gibt.
Wir sagen dann nicht nur daß das Wort in zwei verschiedenen Bedeutungen
verwendet wird, sondern auch, welches diese zwei Bedeutungen sind.
So sagen wir das Wort ‘Bank’ habe zwei
Bedeutungen, denn einmal bedeutet es diesen Gegenstand (eine
Sitzbank) ein andermal diesen (die Kreditbank).
Und die Gegenstände, auf die ich weise sind hier die Muster nach
denen ich mich bei der Benützung des Wortes zu richten habe.
Man könnte || kann aber nicht ebenso
sagen: “Das || , das Wort rot
hat || habe zwei
Bedeutungen”, & nun auf ein helleres & auf
ein dunkleres Rot zeigen, || – wenn die Verwendung des Wortes
‘rot’ uns mit einem || durch
ein Muster erklärt wurde || wird.
Soll ich nun sagen das Wort ‘rot’ habe
verschiedene Bedeutungen, weil ich es auf verschiedene Töne || Farbtöne anwende?
– Denken wir uns dieses Spiel || diesen
Fall: Der Gebrauch des Wortes
‘rot’ wird Menschen dadurch gelehrt,
indem || daß man auf reines Rot zeigt &
sagt “Das ist rot” 115 Irgendwo gebrauchen die Menschen die Farbwörter ‘rot’, ‘grün’, ‘blau’, ‘gelb’ stets in Verbindung mit Mustern dieser Farben, die || welche sie bei sich tragen. Alle Muster von Rot haben genau den gleichen Ton & ebenso gibt es auch nur einen Ton von Grün der als Muster verwendet wird || wird auch nur ein Ton von Grün als Muster verwendet, etc.. Ihre Farbwörter sind Zeichen die sie mit den Händen geben, & auf jedem Mustertäfelchen ist ein solches Zeichen abgebildet. Beim Gebrauch der Zeichen sehen sie stets nach, welches Täfelchen das Zeichen trägt, das der Andre gibt, || gegeben wurde, u.s.w. || u.s.f.¤ Sie gebrauchen aber diese Muster, wie wir sagen könnten, 245 für verschiedene Töne von Rot,
Grün,
etc.
Holen also auf einen Befehl
“Bringe || Bring
mir ein grünes Blatt!” bald dieses bald
jenes Grün
u.s.f. |
Man wird
geneigt sein, zu sagen, daß in dieser Sprache jedes der Farbwörter
nur eine Bedeutung hat, || & vielleicht daß es das
bedeutet, was allen roten Tönen (etc.) mit
einander gemein sei.
– “Aber gebrauchen sie nun ihr Muster für das, was den
verschiedenen Rot gemeinsam ist, oder einfach, einmal für den einen Ton,
einmal für den andern, also ‘in verschiedenen
Bedeutungen’?” 116 – Aber nimm nun an, Du brächtest || brachtest auf den || jemandes Befehl “Bring mir vier || zwei rote Bücher”, ein Zinnoberrotes, || & ein Karminrotes || zinnoberrotes & ein karminrotes Buch: Wie hast Du das Wort ‘rot’ des Befehles angewendet? für das || Hast Du das darunter verstanden, was den beiden Rot || Farben gemeinsam ist, oder einfach, einmal für Zinnober & einmal für Karmin? |
117
Denke Dir diesen Fall: Ein Volk besitzt kein Wort
welches unserm ‘rot’, oder
‘grün’,
etc.,
entspricht sondern für jedes dieser Wörter hat es
fünf verschiedene, für fünf Helligkeitsgrade der
Farben.
Wenn sie || diese Leute Deutsch lernen, wundern
sie sich, daß es da bloß ein Wort für diese fünf gibt.
Würden diese || sie nicht sagen, unser
‘rot’ habe fünf verschiedene Bedeutungen?
¥ ˃ |
118
Denke Dir eine Sprache, in welcher das Wort ‘rot’,
in verschiedenen Tonlagen ausgesprochen, auf verschiedene Helligkeitsgrade
von Rot || der Farbe
Rot angewendet wird.
Hier, würden wir sagen, bedeutet es
Verschiedenes, je nach dem Ton, in dem
es ausgesprochen wird.
Aber wir könnten auch sagen: “Es bedeutet immer
das gleiche; & der Ton zeigt den Helligkeitsgrad
an.” |
⍈
Oder, – müssen wir nicht sagen, daß für sie unser
Wort ‘rot’ fünf verschiedene Bedeutungen
hat?
Besonders, wenn wir uns denken, daß Einer, wenn er
246 unser || jenes || das Wort
‘rot’ bei uns hört sich im Geiste alle
seine fünf Wörter hersagt & sich die
entsprechenden Farbtöne dabei || dazu vorstellt.
Gewöhnte er sich aber nach & nach an unsern Sprachgebrauch lernte
er ‘auf Deutsch denken’, –
würden wir da nicht vielleicht sagen, er sähe nun das Gemeinsame
aller jener Töne? |
119
Denke Dir, Menschen lernten den Gebrauch der Farbwörter zuerst beim
Mischen von Malfarben.
Sie haben sechs Farbtöpfe || Farbnäpfe: Rot, Blau, Grün, Gelb, Weiß,
Schwarz.
Die sechs Farbwörter lernen sie zuerst auf die sechs
Farbstoffe anwenden.
Sie machen dann vielfache Übungen, wie diese:
ein farbiger
Gegenstand wird ihnen || einfärbige Gegenstände || Muster werden
ihnen || es werden ihnen einfärbige Gegenstände || Muster
gezeigt; || & sie müssen sagen
‘aus welchen Farben seine Farbe besteht || diese Mischfarben bestehen’, ‘Welche
dieser || von
diesen Mischfarben rot enthalten’
u.s.f. ||
u. dergl.¤
Später lernen sie Befehle von der Form || wie ‘Bring mir etwas Rotes’
ausführen & zwar auch dann so, daß sie einen Gegenstand
bringen dessen Farbe ‘genügend rot enthält’.
– Hier würde man gewiß sagen, für sie bedeutet
‘rot’ was diesen Tönen gemeinsam ist. |
120
“Können wir nicht zwei Töne von Rot, sagen wir, Karmin
& Zinnober, einmal als Farben auffassen, die
rot mit einander gemein haben, – einmal,
einfach als zwei einigermaßen ähnliche Farbtöne, oder, als zwei Farbtöne die
reinem Rot ähnlich sind?”
– Ja; aber in welchen Fällen würdest Du sagen, daß wir dies tun,
& worin besteht dieses ‘einmal so –
einmal anders Auffassen || auffassen’?
– Wer
z.B. in der Schule (119) erzogen wurde || worden ist || durch die Schule (119) gegangen ist, dem
werden || wird vielleicht, wenn er sagt,
zwei Dinge (ein zinnoberrotes & ein karminrotes)
seien beide rot, dabei eine Zerlegung von Farben vorschweben
& darin kann das Auffassen der beiden Töne als
Mischfarben bestehen,
247 oder das Auffassen des Rot als
ihr gemeinsamer Bestandteil.
Wir werden später noch von dem Auffassen (oder Sehen) von Etwas als
Etwas reden.
Sehr verschiedene Vorgänge nennen wir so; & nicht einen
einfachen grundlegenden Vorgang, wie unsere Ausdrucksweise
uns zu glauben verleitet.
¥⋎
[S.
283-284.] |
121
Denke an den Gebrauch, den wir von den
Farbwörtern machen, wenn wir von
‘schwarzem Kaffee’,
‘weißem Wein’, ‘Rotwild’,
etc., reden. || Denke an
die Verwendung der Farbwörter in Ausdrücken wie ‘schwarzer
Kaffee’, ‘weißer Wein’,
‘Rotwild’,
etc.
– Wir könnten uns vorstellen, daß Menschen die
Farbwörter je nach dem Gebiet von Gegenständen, von denen sie reden,
in verschiedener Weise gebrauchten.
So sagen sie von || Sie sagen von einem
Pferd, es sei rot, wenn es nach unsern Begriffen braun ist mit einem
leichten rötlichen Stich; sie reden von
‘blauen’ Pferden & meinen weiße mit
einer Spur eines bläulichen Schimmers || einem bläulichen Schimmer; bei Kühen || für Kühe sind die Begrenzungen ihrer
Farbbegriffe wieder etwas anders, & wieder anders bei
Äpfeln, Birnen & Pflaumen & Ziegeln || gebrannten Ziegeln || für Äpfel & Pflaumen
& wenn sie vom Brennen
der Ziegel
reden,
etc..
(Es wäre das vergleichbar damit, daß Menschen verschiedenerlei
Längenmaß für Holz, Tuch, Papier¤
etc. haben.)
– Wenn ich nun ihre Ausdrucksweise lernen sollte,
& von einem Pferd sagen muß, es sei rot || blau, das ich nie anders als
braun || weiß oder weißgrau genannt hätte, so
würde ich mir gewiß sagen:
“‘Rot || Blau’ bedeutet hier
bei ihnen das” || “Das heißt bei ihnen
‘blau’”, &
obwohl ich, gleichsam, verstünde, daß sie das
‘blau’ nennen, so bedeutet nun
‘blau’ für mich doch etwas andres als
gewöhnlich. || Neues.
D.h. zeigt man mir zwei Farbtöne die
beide ziemlich nahe reinem Blau sind & fragt mich,
ob das Wort ‘blau’, auf diese beiden angewandt,
dieselbe Bedeutung hat, so
248 bin ich geneigt zu
sagen, || , ja, es
habe || hat dieselbe, & vielleicht
auch: || , Blau
sei || ist das, was beide Gegenstände
sind, das Blau sei || ist nur einmal ein wenig mit
Weiß, einmal ein wenig mit Grün ‘legiert’.
(Ich sage ja auch zwei Ketten seien || sind
aus Gold, wenn die eine etwas mehr mit Kupfer legiert ist || Kupfer
enthält, als die andre.
Hier rede ich also von Blau als dem gemeinsamen
‘Hauptbestandteil’.
Beachte den Gebrauch von ‘ziemlich nahe’; ich
hätte auch sagen können ‘ziemlich
ähnlich’.)
Zeigt man mir anderseits || aber ein solches
Blau & dazu jenes Weiß || Weißgrau mit dem
bläulichen Schimmer || der Spur
eines || des bläulichen Schimmers, das die Leute
‘blau’ nannten, & fragt mich, ob das
Wort ‘blau || Blau’ dasselbe bedeutet, wenn man diese
beiden Farben ‘blau || Blau’ nennt, – so sage
ich wohl, nein; & ich werde hinzufügen:
“Das sind ja ganz verschiedene Farben nur
mit einer leisen Verwandtschaft.”
Ich werde hier sagen: || Oder: “‘Blau’
bedeutet hier eigentlich: || , ‘Weiß
mit einem Stich ins Blaue’”.
Denn, wenn
ich gefragt werde, || werde ich gefragt, || soll ich zeigen,
was || welche Farbe
‘blau’ ist || ich
‘blau’ nenne, so werde ich zur Erklärung nicht auf so ein Weiß
zeigen || zeige ich zur Erklärung nicht auf so ein Weiß.
Aber jene || die Leute in unserm Beispiel
antworten auf diese Frage || sagen
vielleicht: “Blau, bei Pferden, ist
das, bei Pflaumen das,
etc.”.
Wenn man diese Leute || sie aber fragt, ob bei
ihnen ‘blau’ Verschiedenes oder immer
nur Eines heißt || bedeutet, so kann ich mir vorstellen, daß
sie antworten: “‘Blau’
heißt || ist immer nur blau.
Natürlich bei einem Pferd schaut es anders aus, als beim blauen
Himmel!” || “. Natürlich ein blaues
Pferd schaut anders aus als der blaue Himmel
etc.!” |
Vielleicht aber sagst Du: || Aber ich höre den
Einwand: “‘Blau’ ist doch
nicht die Farbe eines hellblauen oder dunkelblauen Körpers || Gegenstandes sondern, es ist der Begriff unter
249 den die Farbe des Dinges
fällt” oder “‘Blau’
ist || bedeutet die Klasse aller blauen
Farben”.
‘Klasse’ ist ein logisches Modewort,
wir müssen von ihm noch reden, – & es ist
damit hier nichts erklärt, & ebensowenig mit der Verwendung des
Wortes ‘Begriff’.
Aber wir könnten aus diesem Beispiel allerdings etwas über die Biegsamkeit
der Bedeutung des Wortes || des
Begriffes ‘Begriff’
lernen. |
Wir haben die Idee, daß der Mensch, der das Wort ‘blau’ versteht,
seine Bedeutung kennt, in seiner Seele ein Bild dieses Begriffes
trägt || der Mensch, der das Wort
‘blau’ versteht, seine Bedeutung kennt, trage
in seiner Seele ein Bild dieses Begriffes.
Frage Dich aber: “Wie sieht dieses Bild
aus?”
– Von dieser || jener Metapher ausgehend kann man aber
sagen: Das Wort hat für Dich eine Bedeutung,
wenn Du auf die Frage geneigt bist, Dir selbst nur eine
hinweisende Erklärung des Wortes zu geben.
(Lernst Du also die Sprache der Leute im Beispiel (121) &
memorierst die Farbtöne, die diese
‘blau’ nennen, so
bedeutet das Wort einmal das, einmal das.)
|
Im Beispiel (114) nun konnten wir
nicht entscheiden ob || Wir konnten nicht entscheiden ob im Beispiel
(114) ‘rot’ nur eine, oder
zwei Bedeutungen habe; || – aber nehmen wir an, der,
dem ich den Befehl gebe, sagt darauf: 122 “Es sind zwar hier keine roten & keine grünen Blätter, aber ich verstehe Dich”, & darauf sortiert er die Blätter || sie. Oder: er hat sonst Befehle von der Art, “Sortiere diese Gegenstände etc.”, ohne sich zu bedenken ausgeführt; als ich ihm aber den gab, die || jene Blätter zu sortieren, sah er zuerst auf den Haufen || Blätterhaufen & stutzte; dann erst fing er an rötlich braune & grünlich gelbe zu sortieren. – Oder er besinnt sich einen Augenblick & sagt zu sich selbst: “Er meint wohl diese”, dabei blickt er auf ein rotbraunes & ein grüngelbes Blatt, dann sortiert er. || führt er den Befehl aus. – Dies, können wir sagen, bedeutet daß ¤ die Worte ‘rot’ & ‘grün’ hier für ihn nicht in demselben || die || jene Blätter für ihn nicht in demselben || die Blätter nicht in dem Sinne ‘grün’ & ‘rot’ sind wie die 250 Dinge, die früher so genannt
wurden.
– Befolgt er anderseits meinen Befehl ohne das geringste Bedenken,
‘als wäre es ganz selbstverständlich’, daß ich
hier die Worte ‘rot’ &
‘grün’ gebrauche, || diese Worte hier
gebrauche, so liegt es nahe, zu sagen,
‘rot’ &
‘grün’ || diese Wörter || sie haben für ihn auch in diesem Befehl ihre alte
Bedeutung.
– Wollte man aber sagen: “Also muß der, welcher
sich erst besinnen mußte & der welcher den Befehl, wie
selbstverständlich, ausführte || müssen sie – der, welcher sich erst
besinnen mußte & der Andere welcher den Befehl wie
selbstverständlich ausführte – verschiedene Bilder der
Begriffe in ihrer || seiner Seele getragen
haben”, – so würde ich antworten:
“Was Du sagst kann eine Hypothese sein zur
Erklärung der Tatsachen, die ich beschrieben habe, oder auch ein
Gleichnis, wodurch || unter welchem
Du diese Tatsachen darstellst; aber es folgt
nicht aus den Tatsachen.” || es ist nicht etwas, was aus
den Tatsachen folgt.” |
123
Denke Dir nun diesen Fall: Jemand hat wie im
Beispiel (111) den Gebrauch von
‘heller’ & ‘dunkler’
gelernt.
Ich gebe ihm nun die Aufgabe beliebige Gegenstände in
Reihen zu ordnen nach dem Grad ihrer Helligkeit.
Er tut dies, indem er eine Reihe von Büchern legt, eine Reihe von
Tiernamen aufschreibt, & endlich schreibt er noch die Reihe
‘i, e, a, o, u’.
Ich frage ihn, weshalb er diese Reihe hingeschrieben hat, & er
antwortet, || : “i ist
doch heller als e, & e ist heller
als a, & a ist heller als
o!”
– Ich werde über diese Idee erstaunt sein, & doch sagen
müssen, es ist etwas daran.
Vielleicht sage ich ihm: “Aber i ist
doch nicht in der Weise heller wie || als
e, wie ein || das Buch
heller ist als das!”.
Aber er versteht mich || das
nicht, zuckt mit den Achseln, & sagt:
“Aber i ist doch heller
als e, nein?”
– || ?” – |
Wir werden geneigt sein diesen Fall als eine
251 ‘Abnormität’ zu
behandeln || betrachten, & zu sagen:
“Er muß ein || irgendein Organ haben, womit || mit dem er
sowohl färbige Gegenstände || Dinge als auch Laute als heller & dunkler
empfindet.
Und ‘heller’ &
‘dunkler’ haben also für ihn eigentlich eine andere
Bedeutung als für uns.”
Und wenn wir versuchen, unsere || , uns diese Idee
klar || ganz klar zu machen, || Und wenn wir unsere Idee scharf in's
Auge fassen, so sieht sie etwa so aus: || Und wenn wir diese || unsre Idee
ganz ans Licht ziehen, so sieht sie etwa so
aus: ¤ Im normalen
Menschen zeigt ein Instrument sichtbare
Helligkeit & Dunkelheit an & ein anderes die
hörbare Helligkeit & Dunkelheit von
Lauten (in dem
Sinne, in welchem wir sagen könnten || können, wir nähmen
Strahlen gewisser Wellenlängen mit den Augen andere mit unserm
Temperatursinn wahr. || Strahlen gewisser || zwischen
gewissen Wellenlängen nähmen wir mit den || unsern Augen wahr,
andere mit unserm Temperatursinn.) || anderes
Instrument das, was man die Helligkeit &
Dunkelheit von Lauten nennen kann; in dem Sinn, in
welchem wir sagen können, Strahlen zwischen gewissen Wellenlängen nähmen wir
mit unsern Augen wahr, andere mit unserm Temperatursinn.
Das Subjekt im Fall (122) aber ordne sowohl Farben als
auch Laute nach den Ausschlägen desselben Instruments || In unserm Subjekt (122) aber werden sowohl Farben als auch Laute
nach den Ausschlägen desselben Instruments geordnet
(wie etwa || etwa eine photographische
Platte etwa auf ein Gebiet von Wellenlängen reagiert,
welches || das || einen Bereich von Wellenlängen reagiert,
welchen || den wir nur mit zwei
Sinnesorganen wahrnehmen können). || Platte ein Gebiet anzeigt || einen Bereich von Wellenlängen
anzeigt zu dessen Wahrnehmung wir
zwei Sinnesorgane
brauchen.) |
[Variante] Der normale
Mensch registriert Helligkeit & Dunkelheit von Farben auf
einem Instrument (der Seele, oder des Gehirns) &
das, was man ‘Helligkeit & Dunkelheit von
Lauten’ nennen kann, auf einem andern (in dem Sinne
in welchem wir sagen können, Strahlen zwischen gewissen
Wellenlängen nähmen wir mit unsern Augen wahr, andere mit unserm
Temperatursinn.) In unserm Subjekt (122) aber werden
sowohl Farben als auch Laute nach den Ausschlägen desselben
Instruments geordnet (wie etwa eine photographische Platte einen Bereich
von Wellenlängen anzeigt zu dessen Wahrnehmung wir zwei
Sinnesorgane brauchen.)
Das Subjekt in (123) aber,
sind wir versucht zu sagen, || möchten wir
sagen, ordnet sowohl Farben als || & Laute nach den Ausschlägen desselben
Instruments (wie eine photographische Platte
etwa einen Bereich || ein Register || eine Klasse von Wellenlängen
anzeigt zu dessen Wahrnehmung wir zwei
Sinnesorgane brauchen.) |
Dieses Bild, ungefähr, liegt hinter unserer Idee, das Subjekt müsse || in (123) müsse das Subjekt die
Worte ‘heller’ &
‘dunkler’ anders verstehen als
wir.
Auf der andern Seite aber wissen wir in diesem Fall nichts von
der
252
Existenz eines besondern
Instrumentes & die Annahme ein solches existiere kann
nur eine Hypothese (& vielleicht eine ganz
überflüssige || unnütze) sein, oder ein Bild mit dem wir die
Tatsachen einprägsamer darstellen. |
“Aber er || Er gebraucht doch ‘dunkler || heller’ gewiß in einem || gewiß
‘heller’ in einem
andern Sinn, wenn er sagt, i sei heller als
e!”
– Unterscheidest Du hier zwischen dem Sinn, in welchem er das Wort
gebraucht, & der Art des Gebrauches || der
Anwendung?
D.h., willst Du sagen, daß, wenn
Einer das Wort so gebraucht, wie er,
müsse neben den offenbaren Unterschieden des
Gebrauchs noch ein anderer bestehen, & zwar
einer im seelischen Vorgang? || & zwar einer, der im seelischen Vorgang beim
Gebrauch des Wortes liegt?
– Denke hier
z.B. an das, was in der
Betrachtung (116) & (120) gesagt wurde.
– Oder wolltest || willst Du nur
sagen, daß der || sein Gebrauch von
‘lichter’ &
‘dunkler’ in diesem Satz doch gewiß ein
andrer genannt werden müsse || sei, || ,
der Gebrauch von ‘lichter’
& ‘dunkler’ sei doch gewiß
ein andrer als der im Satz
“Dieser Topf ist heller als
der”.
Aber ist diese Verschiedenheit noch etwas, über &
außer allen besondern || besonderen Verschiedenheiten? || den
Verschiedenheiten im besondern? || Aber ist hier noch eine Verschiedenheit, über
& außer den Verschiedenheiten im
einzelnen? || Aber
ist hier noch eine Verschiedenheit, außer den einzelnen
Verschiedenheiten? || Aber ist
diese Verschiedenheit noch etwas außer den Verschiedenheiten im
besondern?
Und die
Verschiedenheiten sind freilich mannigfaltig || der
Verschiedenheiten sind freilich unzählige; || Und es sind unzählige
Verschiedenheiten: || Diese
sind unzählig; hier
hinsehen dort hinhören; hier malen, dort aussprechen || hinsehen &
hinhören; eine Farbe malen, einen Laut || Farben malen, Laute
aussprechen;
etc.
Und ferners || ferner,
wenn ich in (111) dem Schüler sage: || ,
“Jetzt ordne a, e, i,
o, u || die fünf Vokale nach ihrer Dunkelheit”,
– so bin ich geneigt dabei ein besonderes Gesicht zu
machen || so werde ich wohl ein besonderes Gesicht
machen (vielleicht ein verschmitztes) & es in
besonderem Tonfall || Ton zu sagen
(vielleicht || etwa zögernd);
253 und
diesem Ausdruck der Stimme, des Gesichts
& etwa der Gebärde entspricht es, wenn ich
z.B. sage: “Sie sind freilich
nicht eigentlich hell & dunkel”, oder,
“ Es sind gleichsam
hellere & dunklere unter ihnen” || ,
“Man kann gleichsam hellere & dunklere
unterscheiden”,
oder die Äußerungen in
(122).
Es verhält sich mit dem Erlebnis der Unähnlichkeit, wie mit dem
Erlebnis der Ähnlichkeit. || den Erlebnissen der Unähnlichkeit, wie
mit denen der Ähnlichkeit. |
124
A: –
“Körper & Laute & Töne sind
bald heller, bald dunkler”.
– B: “Aber doch Körper &
Laute nicht im selben Sinn!
Körper siehst Du & Laute siehst Du
nicht; ‘i’ ist doch
nicht heller als a, || : wie dieses Buch
heller ist als das!”
– A: “Ich sage ja nicht, daß ich
die Laute sehen || ansehen kann,
oder auf den Tisch stellen || legen, sondern nur,
daß sie auch bald heller, bald dunkler || heller &
dunkler sind.”
– B: “Dann meinst Du mit
‘heller’ & ‘dunkler’
etwas anderes als ich.”
– Ja, || – wenn das Kriterium, für das was
er || A ‘meint’ in
dem liegen soll, was er bei so einer Gelegenheit sagt.
– Es sollte aber eigentlich nicht heißen,
“Dann meinst Du …”,
sondern: “Du meinst …”, denn B zieht nicht einen
weiteren Schluß, sondern er faßt zusammen.
Worauf aber schließt B, wenn er sagt
“Dann meinst Du …”?
– Er schließt auf gar nichts, oder in unbestimmter Weise darauf, daß
sich wohl auch andere Unterschiede in || zwischen der
Auffassung des A & der seinen finden werden.
(Wie etwa, wenn man sagt: “Du hättest bei dieser
Gelegenheit so gehandelt?
Dann mußt Du ein ganz anderer Mensch sein, als wie
ich.”) |
“Aber nehme ich denn nicht wahr, daß die Relation
‘lichter’ (oder
‘dunkler’) zwischen Färbigem eine andre
ist, als die
254 Relation ‘lichter’
zwischen Lauten, – so wie ich
wahrnehme, daß die Relation ‘lichter’
zwischen i & e die gleiche
ist, wie die zwischen e &
a?”
Aber in gewissen Fällen || unter Umständen
werden wir auch geneigt sein in diesem Fall
von verschiedenen Relationen zu reden.
Man könnte sagen: “Es kommt darauf || drauf an, wie man sie
vergleicht”. |
125
Stellen wir die Frage: – “Sollen wir sagen,
daß die (beiden) Pfeile,
→ und
←, in verschiedenen
Richtungen weisen, oder in der gleichen?”
– Auf den ersten Blick wird man sagen || sagt
man: “Natürlich in
verschiedenen.”
– Aber sieh die Sache so an: Wenn ich in den
Spiegel sehe & sehe das Spiegelbild meines || eines Gesichtes, so kann
ich
das als Kennzeichen dafür betrachten || das das
Kennzeichen dafür sein, daß ich meinen eigenen Kopf im
Spiegel sehe; sähe ich anderseits im Spiegel den || einen Kopf von hinten || einen
Hinterkopf so könnte ich sagen:
“Es kann nicht mein Kopf sein, sondern || es ist einer, der in umgekehrter || entgegengesetzter Richtung schaut”.
So könnte ich sagen: ein Pfeil & das Spiegelbild
eines Pfeiles zeigen in gleicher Richtung, wenn
ihre Spitzen einander zugekehrt sind, & in entgegengesetzter, wenn
die Spitze des einen dem Schwanzende || der Feder
des andern zugekehrt ist.
– Denke Dir || Nimm an jemand
hätte den gewöhnlichen Gebrauch des Wortes
‘gleich’ gelernt || Ausdruck
‘die gleiche’ gelernt in den
Verbindungen: ‘die gleiche Farbe’,
‘die gleiche Form’, ‘die gleiche
Länge’; er kennt auch den Gebrauch des Wortes
‘zeigen’ in Verbindungen wie
‘der Pfeil zeigt || ‘die Hand
zeigt auf diesen || den Baum || in der
Richtung des Baumes’. || ‘gerichtet’ in Verbindungen wie ‘der
Pfeil ist auf den Baum gerichtet’.
– Nun zeigen wir ihm die zwei Paare von Pfeilen:
255 zweien er sagen möchte, sie seien
‘gleich gerichtet’.
– Wenn nun gewisse Anwendungen in seinen Gedanken obenauf
liegen, ist es da nicht leicht vorzustellen, daß er vom
ersten Paar sagen wird, sie seien gleich
gerichtet?
¥ |
(Vielleicht wendet man ein, wenn || :
“Wenn man das unter
‘Richtung’ & das unter
‘gleich’ versteht, dann kann man nur
das als ‘gleiche Richtungen’
bezeichnen.”
So || Ebenso ist man versucht zu sagen:
“Wenn man das unter der Negation versteht
& das unter der Bejahung, so gibt eine doppelte Negation
eine Bejahung.”
Von dem Fehler in dieser Auffassung müssen wir noch sprechen.)
|
126
Wenn wir eine Tonleiter hören, so sagen wir daß nach
¤ je sieben Tönen der gleiche Ton
wiederkehrt;
& wenn || . Wenn wir gefragt würden, warum wir das ¤ den
‘gleichen’ Ton nennen, so würden wir || Einer
gefragt würde, warum er das den ‘gleichen’ Ton
nennt, so würde er vielleicht antworten || sagen: “Es ist ja
wieder ein c”.
Aber das ist nicht, was ich hören will || möchte, denn ich
würde nun fragen || frage: “Warum nennst Du || nennt man diesen Ton wieder
‘c’?”
– Darauf wäre die Antwort vielleicht: “Hörst
Du denn nicht, daß es derselbe Ton ist, nur um eine Oktav
höher?!”
– Auch hier könnten wir uns vorstellen, jemandem sei der Gebrauch des
Wortes ‘gleich’ gelehrt worden, wie in
(125), und nun werde || , nun werde
ihm die C-Dur Tonleiter vorgespielt & er
gefragt, ob etwa die ‘gleichen Töne’ in ihr immer
wiederkehren.
Und wir können uns leicht verschiedene Antworten auf diese Frage
vorstellen.
(Vergleiche (110).) |
⍈
(Insbesondere könnte ich mir vorstellen, daß er sich weigert die Pfeile
256 keine Stelle gibt, auf die sie beide
zeigen.) |
Machten wir den Versuch
mit zwei Menschen A & B, || Wenn wir den Versuch
mit zwei Menschen A & B machen, &
A braucht ‘gleich’ für jeden achten Ton
& B auch für die Dominant &
Oktav jedes Tons, –
können wir sagen: A & B höre
Verschiedenes?
– Wenn wir dies sagen, so laß uns klar sein, ob wir behaupten wollen,
es müsse eine Verschiedenheit bestehen, noch außer der, die der Versuch
gezeigt hat. |
127
Diese || Unsere Erörterungen
hängen mit dem
folgenden || folgendem Problem zusammen: Nimm an, wir
haben jemand gelehrt, Zahlenreihen anzuschreiben nach der Regel || Regeln von der Form
“Mache jede folgende Zahl um n
größer”.
Wir geben den Befehl eine solche Reihe
aufzuschreiben || anzuschreiben in der abgekürzten Form
“Addiere immer n!”.
Die Zahlzeichen in diesem Spiel sind Gruppen von Strichen: |,
❘ ❘, ❘ ❘ ❘, ❘ ❘ ❘ ❘,
etc..
– Wenn ich sage, wir haben jemand dieses || das Spiel gelehrt, so meine ich natürlich, wir
haben ihm einerseits allgemeine Erklärungen || Erklärungen allgemeiner
Art gegeben, &
Übungsbeispiele mit ihm gemacht.
Diese Beispiele hätten sich
z.B. im Zahlenraum bis
86 bewegt.
– Wir geben ihm nun einmal den Befehl “Addiere
immer 1!” & beobachten, daß er von
100 || 90 an, wie wir sagen würden, immer 2,
& von 180 an immer 3 addiert.
Wir machen ihn darauf aufmerksam || weisen ihn zurecht
& sagen: “Ich habe Dir gesagt ‘addiere
1’; schau doch doch wie Du die Reihe
angefangen hast!” || bis 90
geschrieben hast!”
– Nimm an der Schüler sagt, auf die Zahlen 92, 94,
etc. weisend, “ich || “Ich bin doch in der gleichen Weise weiter
gegangen!
Ich dachte, so sollte ich's machen.”
–
Es würde uns nun nichts nützen, zu sagen: “Aber
siehst Du denn nicht …?”, & ihm die alten
Regeln || Erklärungen & Beispiele wieder
vorzuführen.
– Wir könnten in so einem Fall sagen: Dieser Mensch
versteht von Natur
257 aus diese
Regeln || Erklärungen & Beispiele || diese
Regel || jenen Befehl nach unsern Erklärungen &
Beispielen || (auf unsere Erklärungen & Beispiele
hin) so, wie wir etwa die Regel
verstünden || den Befehl auffassen würden:
“Addiere bis 90 immer 1, bis 180 immer 2,
etc.!”. |
128
(Dieser Fall hätte eine gewisse
Ähnlichkeit mit dem, daß ein Mensch, von
Natur aus, auf eine zeigende Gebärde damit
reagiert, daß er in der Richtung von der Fingerspitze zur Hand
schaut.
Verstehen ist hier reagieren.) |
129
“Was Du sagst kommt || läuft also wohl darauf hinaus, daß, um den Befehl ‘addiere immer 1’ richtig
zu befolgen, bei jedem Schritt eine neue Einsicht, Intuition, nötig ist || es sei, um den Befehl ‘addiere immer 1’ richtig zu
befolgen, bei jedem Schritt eine neue Einsicht, Intuition,
nötig.”
– Aber was heißt es, ‘den Befehl richtig
ausführen’?
Wie, & wann soll es entschieden werden, welches an einem
bestimmten Punkt der richtige Schritt ist? –
“Der richtige Schritt ist immer || überall der, || derjenige, der im Einklang ist mit dem
Befehl, wie ihn der Befehlende gemeint hat || meint || er gemeint war || ist || mit dem Befehl, wie er gemeint ist,
übereinstimmt.”
– Das heißt wohl: als Du ihm den Befehl gabst
“Addiere immer 1!”, da hast Du
gemeint, er solle nach 90 91 schreiben, || ,
& nach 290 291, || & nach 1041
1042 & so weiter || fort.
Aber wie hast Du damals alles das || das alles meinen können?
Ja, eine unendliche Anzahl
Meinungen!? –
Oder würdest Du sagen, || : es
habe || hat nur
ein Meinen stattgefunden, aus welchem
aber jede der besondern Meinungen ihres Orts folgt?
– Aber ist denn nicht die Frage eben: Was folgt
aus der allgemeinen Regel?
– Vielleicht sagst Du: || –
“Ich habe aber doch als ich den Befehl gab
gewußt, daß nach 90 91 kommen sollte || als ich den Befehl gab gewußt, daß
nach 90 91 kommt || auf 90 91 folgt || schon gewußt, daß er
nach 90 91 schreiben soll als ich den Befehl
gab || Ich habe aber, als ich den Befehl
gab, doch schon gewußt, daß er nach ‘90’
‘91’ schreiben soll:
‘Addiere immer
1.’”
– Hier wirst
Du || Du wirst von der Grammatik des Wortes
‘wissen’ irregeführt.
War dieses Wissen ein seelischer Akt, durch welchen Du, als Du den Befehl gabst, den
Übergang von 90 auf 91 schon ausführtest || den Übergang von 90 auf 91
ausführtest, als Du den Befehl gabst also ||
d.h.: ein Akt vergleichbar dem
Aussprechen des Satzes: ‘Nach 90 soll er
91 schreiben’?
Wenn ja, so frage
258 Dich wieviele solcher Akte Du
ausgeführt hast, || ausführtest, als Du den Befehl
gabst.
– Oder meinst Du mit dem Wissen irgend eine Disposition
zu gewissen Denkhandlungen, – dann kann nur die Erfahrung
lehren || zeigen, wozu diese Disposition
disponiert || es eine Disposition ist.
– “Aber hätte man mich gefragt, welche Zahl er nach 1568
schreiben soll, so hätte ich geantwortet
‘1569’”.
– Ich zweifle vielleicht auch nicht daran, || – aber es ist doch eine Hypothese; etwa
wie die, || vergleichbar der, daß Du den
N
aus dem Wasser gezogen hättest, wenn er hineingefallen || hineingestürzt wäre.
– Ich glaube Deine Idee ist die, daß Du in dem geheimnisvollen
Vorgang des Meinens, der Intention, die || alle Übergänge
irgendwie machtest || schon gemacht hast, ohne sie
wirklich zu machen.
Deine Seele fliegt gleichsam voran & macht alle || die Übergänge, während Dein Körper noch nicht bei
ihnen || dort angelangt ist || war. || ehe Dein Körper noch dort angelangt
ist.
– Diese merkwürdige & uns
immer wieder begegnende Idee steht in Zusammenhang || hängt
zusammen mit diesem || dem
Gebrauch der Vergangenheitsform des Wortes
“meinen”, wenn wir
sagen: “Ich meinte, Du solltest nach
‘90’ ‘91’
schreiben”.
Diese Vergangenheitsform scheint zu sagen, daß damals ein
(besonderer) Vorgang || Akt des Meinens bezüglich der || in
bezug auf die Folge dieser Zahlen
stattgefunden habe || hat; in Wirklichkeit aber redet der Satz von keinem || bezieht sich
dieser Satz auf keinen solchen Vorgang. || daß damals ein besonderer Akt des Meinens
stattgefunden habe, bezüglich der Folge dieser Zahlen;
in Wirklichkeit aber bezieht sich dieser Satz auf
keinen solchen Vorgang.
Man könnte diese || die
Vergangenheitsform durch diese Umformung des Satzes erklären:
“Hättest Du mich damals gefragt, welcher Übergang an
dieser Stelle meinem Befehl || dem Sinn meines
Befehls gemäß ist || der Intention meines Befehls
entspricht, so hätte ich geantwortet
…”.
Aber dies ist eine Hypothese.
(Vergleiche die Bemerkung über das Geführtwerden auf
⇒
S.
218–219) |
Denke an diesen Fall: Ich frage jemand:
“Wann hat Gregor VII. gelebt?”
– Er: Meinst Du den der Heinrich
259
VI.
in Bann getan hat?
Jemand fragt: “Als Du von Strauß
sprachst, hast Du den gemeint, der die ‘Blaue
Donau’ geschrieben hat?”
– Ich: “Ja, den habe ich
gemeint”.
“Als ich von Strauß sprach, meinte ich den
Komponisten der ‘Fledermaus’.” –
Bedeutet das, daß ich damals daran gedacht haben muß || , daß ich
damals daran gedacht habe || : ich habe, als ich ihn meinte, daran
gedacht, daß Strauß || er die ‘Blaue
Donau’ || ‘Fledermaus’ geschrieben
hat? || daß er der
Komponist der
‘Fledermaus’ ist. |
130
Wenn wir sagen: “Nach dem Sinne des
Befehls sollte er nach || auf
‘90’ ‘91’
schreiben”, so erscheint es hier, als eile || eilte dieser Sinn wie ein Schatten dem Befehl voraus, &
alle Übergänge seien im Sinne in schattenhafter Weise schon gemacht.
– Aber wenn so die Übergänge in schattenhafter Weise
gemacht worden wären || sind, – welcher
Schatten macht || was vermittelt die Übergänge von den
schattenhaften Übergängen zu den wirklichen? || , –
welcher Schatten vermittelt die Übergänge von diesen Schatten-Übergängen
zu den wirklichen?
– Wenn die Worte || Worte allein || bloßen Worte der Regel || des
Befehls diese || die Übergänge
von einer Zahl zur nächsten nicht voraus genommen
haben || vorausnehmen konnten, so konnte es auch kein
seelischer Akt der etwa diese Worte begleitet. || Wenn die Worte allein || die Worte des Befehls
allein einen Übergang von einer Zahl zur nächsten
nicht vorausnehmen konnten, so konnte es auch kein seelischer Akt der diese
Worte begleitet. |
131
Es ist nicht ein Akt der Einsicht der uns die Regel
“Addiere immer 1” bei jedem
Schritt so anwenden läßt, wie wir sie eben anwenden.
(Es sei denn, daß es im besondern Fall ein Akt der Einsicht
wäre.
Ich sage etwa: “Ach Du meinst, ich solle jede Zahl
um 1 größer machen als die vorige!”)
Eher noch könnte man von einem Akt der Entscheidung
reden.
Aber auch das ist || wäre irreführend, denn es findet kein
Deliberieren statt, sondern er schreibt etwas hin, oder spricht || wir schreiben
(einfach) etwas hin, oder sprechen
etwas aus. –
Wir machen hier wieder – wie in tausend andern Fällen – den
Fehler || wollen hier – wie in tausend andern Fällen – es nicht
wahr haben, daß die Kette der Gründe zu einem Ende
kommt. |
132
Nun vergleiche diese beiden Sätze:
“Es ist doch gewiß || Es heißt doch
gewiß nicht die gleiche Anwendung der Regel ‘addiere immer
1’, wenn man anfängt: ‘1, 2, 3, 4
…’ & nach 90 fortsetzt || schreibt: ‘92, 94, 96
etc.’ || , wenn man die
Reihe mit ‘1, 2, 3, 4 …’ anfängt &
sie mit 90, 92, 94 …
fortsetzt” || “Es
ist doch sicher nicht die gleiche Anwendung der Regel ‘addiere
immer 1’, wenn man die Reihe mit ‘1, 2, 3, 4
etc. || …’
anfängt & mit ‘90, 92, 94
…’ fortsetzt” || & dann
fortsetzt: ‘90,
92,
94¤
…’”;
und: “Es ist doch gewiß || sicher
nicht die gleiche Anwendung von || des
Wortes ‘dunkler’, wenn man es zuerst auf
färbige Dinge, || Gegenstände, & dann auf Laute
anwendet”.
¤ || : “Es heißt doch gewiß, ¤ die Regel ‘addiere immer 1’ jetzt in anderem Sinn verwenden || gebrauchen, wenn Du nach ‘90’ fortfährst ‘92, 94, 96 …’”, und “Es heißt doch gewiß, (das Wort) ‘dunkel || dunkler’ in einem andern Sinn verwenden || gebrauchen, wenn Du es jetzt || jetzt in einem andern Sinn verwenden || gebrauchen, wenn Du es auf Laute anwendest, früher aber auf Färbiges || , & früher auf Färbiges”. – Das kommt drauf an, was Du ‘einen andern Sinn’ nennst. – Aber ich sage auch, Laute seien “in einem 261 andern Sinn
‘heller’ &
‘dunkler’”, als färbige Gegenstände;
& ich schreibe auch in der Reihe
‘addiere || Addiere || addiere immer
1’ nach ‘90’: ‘91, 92,
93 …’. –
Nicht mit einer bestimmten Rechtfertigung, – oder nicht
notwendig mit einer bestimmten Rechtfertigung.
⇒⋎
[S. 284 283]
|
133
Es ist eine ungemein || besonders || sehr verbreitete || gewöhnliche Denkkrankheit, hinter allen Handlungen der Menschen
Zustände der Seele zu suchen || zu
postulieren, aus denen die
Handlungen, gleichsam, || wie man
sagt, fließen || ‘entspringen’.
Man gibt (dann) || Es
entstehen so die Pseudoerklärungen || Scheinerklärungen von der Art: diese Handlung
entspringe aus dem Charakter des Menschen,
dieses || das
Benehmen aus dem Charakter des Volkes || Volkscharakter,
etc.,
etc..
(Es beruhigt uns eben, etwas zu sagen, was wie eine
Erklärung klingt. || , was den
Klang || die Form der Erklärung
hat.)
– Sehen wir uns etwa den Satz an || Nimm an,
jemand sagte || sagt:
“Die Mode ändert sich, weil der Geschmack der Menschen
sich ändert.”
– Wenn nun ein Schneider heuer einen andern Schnitt des Frackes
entwirft als im vorigen Jahr, warum soll das, was
wir die Änderung des || seines Geschmacks nennen,
nicht zum Teil, oder ganz, eben darin bestehen, daß er dies
tut || er den Schnitt ändert? |
Aber man sagt || wir sagen: “Einen
neuen Schnitt zeichnen ist doch nicht, seinen Geschmack ändern, so wie,
etwas sagen, nicht heißt, es meinen.
Es müssen bestimmte Empfindungen, geistige || seelische Vorgänge || Akte, das Zeichnen,
& Sprechen, begleiten. –
Es ist doch offenbar möglich, daß Einer einen neuen Schnitt
zeichnet, ohne seinen Geschmack geändert zu haben; sowie er etwas sagen
kann, ohne es zu meinen.”
Und das ist natürlich || gewiß wahr.
Aber es folgt daraus nicht, daß unter bestimmten Umständen das
unterscheidende Merkmal einer Geschmacksänderung nicht
einfach darin besteht, daß er jetzt etwas anderes
262 zeichnet als vor einem Jahr.
(Siehe das Beispiel 66).
Übrigens ist ja selbstverständlich, daß es bei
diesem Zeichnen allerlei || mannigfache
Empfindungen & seelische Akte || Vorgänge
geben wird. –
Und ist, in einem Fall was er zeichnet, nicht das
Kriterium der Geschmacksänderung, so folgt nun
nicht, || : daß es in einer || der Veränderung einer eigenen Region seines
Geistes || seiner Seele sozusagen einem Geschmackszentrum || eines
Geschmackszentrums besteht || liegt. || : daß es eine Veränderung
ist, die in einer eigenen Region seiner Seele, sozusagen einem
Geschmackszentrum, vor sich gegangen
ist. || : daß es eine Veränderung in einer
eigenen Region seiner Seele, || – sozusagen
einem Geschmackszentrum, || –
ist. |
Wir gebrauchen das Wort ‘Geschmack’ nicht zur
Bezeichnung einer Empfindung.
So etwas || Dies irrtümlich anzunehmen || Dies aber anzunehmen, heißt,
den Gebrauch dieses || des
Wortes viel einfacher darzustellen, als er in Wirklichkeit
ist. || heißt, die Praxis unserer Sprache in
unrichtiger || einer falschen Vereinfachung
darstellen.
Durch die || eine Darstellung der Praxis unserer
Sprache in || des Gebrauchs unserer Worte in falscher
Vereinfachung entstehen eine Unmenge || große
Zahl unserer || der philosophischen Probleme.
(Denke etwa ||
z.B. an die
Idee || Auffassung, eine Eigenschaft,
z.B. Schönheit, von einem Gegenstand
prädizieren, heiße immer || sei immer ein Ingrediens des Dinges, dem
sie zukommt; das Schöne enthalte die Schönheit, || – wie das Alkoholische den Alkohol.) || (Denke etwa an die Idee, || :
die Eigenschaften eines Dinges seien in ihm enthalten; sie
seien also immer Ingredienzien des Dings. Die
Schönheit sei im Schönen enthalten, wie der
Alkohol im Alkoholischen.) || (Denke etwa an die
Idee, || : die Eigenschaften eines Dings
seien Ingredienzien, die in ihm enthalten sind. Die Schönheit sei
im Schönen enthalten; wie der Alkohol im
Alkoholischen.) |
134
Wenn immer wir es in diesen Untersuchungen mit
Worten || Ausdrücken zu tun haben, die wie
man sagen würde, seelische Vorgänge oder Zustände beschreiben, mit
Ausdrücken also wie ‘einen Satz in dem & dem Sinne
meinen’, ‘auffassen’,
‘eine Absicht
263 haben’, ‘von
etwas überzeugt sein’, ‘etwas annehmen’,
‘glauben’ || ‘etwas
glauben’, ‘annehmen’,
‘bezweifeln’,
‘wünschen’, ‘hoffen’,
etc.,
etc., ist es klärend, in unseren
Betrachtungen für das Meinen, Glauben,
Zweifeln || statt des Meinens, Glaubens, Zweifelns
u.s.f. den Gesichtsausdruck, die Gebärde,
den Tonfall || den Tonfall, die Gebärde, den Gesichtsausdruck zu
substituieren, die für jene seelischen Vorgänge
charakteristisch sind. || , die Gebärde des
Meinens, Glaubens, Zweifelns
u.s.f. zu
substituieren. |
Stellen wir diese Betrachtung an: William James spricht irgendwo
[nachlesen] davon, daß wir mit den Worten
‘wenn’, ‘und’,
‘nicht’ bestimmte Gefühle verbänden, daß man also
von einem ‘Wenn-Gefühl’ reden könnte.
etc.
Diese Gefühle sollen die Bedeutungen jener Wörter erklären.
– Wie kommt man nun auf die Idee, daß es solche Gefühle
gibt?
– Nun, man spricht sich einen Satz vor,
z.B.,
“Wenn es heute regnet, kann ich nicht
ausgehen”, & beobachtet was da geschieht.
Wenn Du das nun tust so wirst Du gleich merken, daß das
‘Wenn-Gefühl’ nicht immer ‘gleich
stark’ ist.
Du bist vielleicht geneigt zu sagen, daß Du den Satz einmal mehr,
einmal weniger mechanisch aussprichst.
– Aber denke doch daran wie Du ihn aussprichst, wenn Du ihn
praktisch gebrauchst.
Denn im praktischen Gebrauch erfüllt er doch wohl seine
eigentliche Funktion.
Du wirst sehen, daß Du ihn da bei verschiedenen Gelegenheiten sehr
verschieden aussprichst & daß das
Wenn-Gefühl nicht bloß der Stärke nach variiert.
Und ferner: Du wirst sehen daß, was Du dieses Gefühl nennst, mit
einem bestimmten Tonfall, oder einer Gebärde, ja einem
Gesichtsausdruck, verbunden ist; änderst Du den Tonfall so ändert sich das
Gefühl denn es ist, mindestens zum Teil, das Gefühl || das
Erlebnis dieses Tonfalls.
Versuche || Mach das || dies
Experiment: Sage den Wenn-Satz & schüttle dazu
264 verneinend den Kopf.
|
Wenn uns nun nicht eine falsche Auffassung der Grammatik des Wortes
‘Bedeutung’ verführt, daß wir
glauben, es müsse ein Wenn-Gefühl geben, so
werden wir nun sagen: Es gibt Wenn-Gefühle & zwar in
dem Sinne, in dem es Wenn-Gebärden gibt, oder || &
einen
Wenn-Tonfall || Wenn-Tonfälle.
Diese sind für den Gebrauch des Wortes ‘wenn’
charakteristisch insofern wir das Wort
oft mit ihnen || in dieser Weise
aussprechen;
aber || . Aber sie können auch ganz fehlen &
das Wort doch vollgültig gebraucht sein. |
So nun verhält es sich auch mit dem Gebrauch der Wörter
‘meinen’,
‘glauben’, ‘beabsichtigen || intendieren’
etc.: eine falsche
– falsch vereinfachte – Auffassung ihrer || der Bedeutung,
d.h. ihrer
Grammatik, verleitet uns, zu denken, es müsse jedem dieser Wörter || dem Wort || einem Wort ein bestimmtes
charakteristisches Erlebnis entsprechen.
Und auch hier macht man etwa den Versuch, sagt sich einen Satz vor,
etwa “Ich glaube es wird heute regnen”,
& beobachtet sich & denkt:
“Nun, es geht doch etwas Bestimmtes
dabei vor, wenn ich etwas glaube”.
Aber auch hier sieh weg von diesem experimentellen
Aussprechen des Satzes & denke daran wie Du ihn für
praktische Zwecke aussprichst.
Geht da wirklich immer das Gleiche vor?
Und nun sieh auf Dein Experiment & frage Dich ob,
was da vorgegangen ist nicht wieder mit der besonderen Art &
Weise verknüpft ist, wie Du den Satz ausgesprochen hast.
Ja wenn Du so ein Experiment machst so mimst Du ja das Glauben,
& wie tust Du es?
Du machst einen gewissen Tonfall nach, ein Gesicht,
eine Gebärde.
(Vergleiche (86))
Es verhält sich mit dem Erlebnis des Meinens,
265 der Überzeugung
etc. ganz
so wie mit dem Wenn-Gefühl. |
135
Wir sprechen von einem ‘Ton der Überzeugung’
& dies || das täten wir nicht wenn dieser Ton für
die
überzeugung || das Überzeugtsein nicht irgendwie
charakteristisch wäre.
– Aber es ist auch klar, daß dieser Ton fehlen kann, & dennoch mit || auch wo mit
Überzeugung geredet wird. || Aber es
ist auch klar, daß nicht alles diesen Ton hat, was mit Überzeugung
gesprochen || gesagt wird & daß manches
ihn hat, was nicht mit Überzeugung
gesprochen || gesagt
wird.
– “Ganz richtig,” sagst
Du nun, “das zeigt daß Überzeugtsein
eben etwas anderes ist, als im Ton der Überzeugung reden.
Und da es auch etwas anders ist, als mit einer bestimmten Gebärde
reden,
etc., so ist es eben
eine spezifische Erfahrung, die zwar manchmal von solchen Äußerungen
begleitet wird, aber mit ihnen nicht zu verwechseln
ist.”
– Aber deswegen ist es doch keine spezifische
Erfahrung!
Und ist es denn eine?
– Denn es ‘muß’ nun keine
sein.
– Denke Dir Du verstündest das Wort
‘rot’ nicht, & jemand sagt Dir
‘rot’ bedeute eine spezifische Erfahrung.
Da wirst Du fragen:
‘Welche?’
Und so ist es auch keine Erklärung zu sagen Überzeugung sei eine bestimmte
Erfahrung.
Die Frage ist:
welche? || welche
Erfahrung ist es? || Welche?
Wenn Du eine Erfahrung so nennst, welche ist
es?
– Und willst Du diese Frage beantworten, so
siehst Du bald, daß Du das Wort gar nicht zur Bezeichnung einer
Erfahrung gebrauchst. |
136
Wenn wir nachsehen wollen welche besondere Erfahrung die der Überzeugung
ist geschieht es uns so, wie wenn wir
266 nach der spezifischen Erfahrung des Lesens
suchen. (Siehe
⇒
S.
205.)
Wir denken an irgend einen || fixieren unsere
Aufmerksamkeit auf die Empfindung in einem besondern Fall
& glauben, wir
haben || hier haben wir die spezifische
Erfahrung.
– Wenn ich mir
z.B. sage:
“Ich bin überzeugt daß binnen fünf Jahren ein
fürchterlicher Krieg ausbricht”, so finde ich, ich
empfinde ein schweres, drückendes Gefühl in der Magengegend.
Und wäre dies nicht meine Überzeugung so hätte ich es nicht.
Aber nun denke ich mir daß ich sagte: “Ich bin
überzeugt, das Wetter wird heute schön bleiben”.
Auch da ein Gefühl, das nicht wäre, wenn ich nicht überzeugt wäre, –
aber wo ist das Gemeinsame?
Such es & sieh ob es da ist, & was es etwa ist!
Nur glaub' nicht, es müsse da sein.
Eines ist freilich gemeinsam: die selben Worte; &
das ist ja schon viel, & mit ihnen geht vielleicht auch ein
etwas ähnlicher Ton.
– Vergleiche übrigens mit den Empfindungen, die in den
zwei obigen Fällen die Überzeugung kennzeichnen || charakterisieren || für die Überzeugung
charakteristisch sind, die Erfahrungen, wenn
wir sagen: || die mit dem Satz gehen:
“Ich bin überzeugt, in dieser Rechnung ist ein
Fehler!”!
“Aber8 warum gebrauchen wir dann in diesen verschiedenen
Fällen das gleiche Wort?”
– Die Spiele die wir mit ihm spielen haben eine gewisse
Ähnlichkeit.
– Und auch die Empfindungen, die den Gebrauch des Wortes
begleiten haben eine gewisse
Ähnlichkeit.
– Denke, in welchem Sprachspiel || welchen
Sprachspielen Du etwa den Ausdruck “ich bin überzeugt,
daß …” lernen könntest || würdest.
⇒(Vergleiche
S.
186)
Denken wir auch daran wie wir etwa Kindern das Wort
‘sicher’ oder
‘gewiß’ lehren; wir || Leute
etwa Kindern das Wort ‘sicher’ oder
‘gewiß’ lehren; sie sagen ihnen etwa einen Satz vor wie: || man etwa ein Kind das Wort
‘sicher’ oder ‘gewiß’ lehrt;
man sagt ihm etwa: “Er kommt ganz
sicher!”, & dabei
spielt der Tonfall der Worte die größte
Rolle, & auch
267 Gebärde & Gesicht || Miene.
Das Wort dient hauptsächlich als der Träger || ist vor
allem Träger dieses Tonfalls. |
137
Laß uns eine Analogie betrachten aus dem Gebiet des
Gesichtsausdrucks.
Denke es wäre die Frage: was || welches ist der Zug
der ein Gesicht freundlich macht? || was ist der
charakteristische Zug eines freundlichen
Gesichts?
Zuerst nimmt man vielleicht an daß es gewisse ‘freundliche
Züge’ gibt, deren jeder ein Gesicht bis zu einem gewissen Grade
freundlich macht, & je mehr solche Züge vorhanden sind
desto freundlicher ist das Gesicht.
Auch deutet daraufhin unsere Ausdrucksweise, wir sprechen von
‘freundlichen Augen’,
einem ‘freundlichen Mund’
etc..
Aber es ist unschwer zu sehen daß der ‘freundliche
Mund’ unter bestimmten Umständen – & das
heißt hier: zusammen mit bestimmten andern
Gesichtszügen || Zügen des Gesichts
z.B. Runzeln der Stirn
etc. –
nicht freundlich, ja unfreundlich, aussehen kann.
(Ein freundliches & ein unfreundliches Grinsen muß sich nicht
im Mund unterscheiden.
Betrachte Strichgesichter wie: .
Sage nicht, was ¤ dem rechten
für uns keinen freundlichen Ausdruck gebe, sei eine
Assoziation!
Es ist gleichgültig, was den Eindruck verursacht.
Es ist auch gewiß wahr, || : diese
Gruppen von Punkten & Strichen hätten für uns gar keinen
‘Ausdruck’, wenn wir dieses Schema
nicht vom Gesicht des Menschen her kennten.
Aber das ist hier auch gleichgültig: Nun
haben diese Gruppen von Strichen || sie
Ausdruck, & wenn wir sie anschauen, so sehen wir nur sie
& halluzinieren
268 dabei nicht etwa ein
Gesicht von Fleisch & Blut dahinter || hinter
ihnen. || & stellen
uns nicht etwa hinter ihnen ein Gesicht von Fleisch
& Blut vor.
Wir können also diese Strichgesichter – & das ist für
folgende Betrachtungen wichtig – als Gesichter mit
Ausdruck || autonome Gebilde mit Gesichtsausdruck ansehen,
die diesen von nirgends anders her borgen.) |
Aber wenn es sich nun so verhält, ist es da nicht unrichtig von einem
‘freundlichen Mund’, & dergleichen, zu
reden?
– Sehen wir noch eine
Redeweise || Redewendung
an, die wir oft gebrauchen: “Es ist der
Mund, der dieses Gesicht so freundlich
macht”.
Das heißt doch ungefähr: “Wäre der Mund anders, so
hätte das Gesicht nicht den freundlichen Ausdruck”.
– Aber das könnte man ja auch von den andern Zügen
sagen! || : wären sie anders, so
hätte es den freundlichen Ausdruck auch nicht;
auch mit diesem Mund.
– Aber darum ist es doch nicht unsinnig, zu sagen, es sei der Mund,
der das Gesicht freundlich mache: Wir denken eben hier an
eine bestimmte, verhältnismäßig einfache, Veränderung des Gesichts die
es aus einem || seinen Ausdruck ins
Gegenteil verwandeln würde.
Und ferners lenkt dieser Zug, wenn wir das Gesicht betrachten, besonders
unsere Aufmerksamkeit auf sich.
Auch: Halten wir uns die übrigen Züge des Gesichts weg || zu, so stellen wir uns normalerweise || automatisch ein freundliches Gesicht zu diesem Mund vor; –
obwohl auch das Gegenteil möglich wäre.
(Ähnlich sagen wir auch “Es ist dieses
Wort, was dem Satz seine Kraft”
gibt. || ,
etc.,
etc.) |
Es gibt eine große Familie freundlicher Gesichter; von dieser
Familie ist, sozusagen, ein wichtiger Zweig der mit dem || dieser Art || dem ‘freundlichen Mund’,
ein anderer, der mit den || durch den
‘freundlichen Mund’, ein anderer, durch die
‘freundlichen Augen’,
etc.
gekennzeichnet || durch den ‘freundlichen
Mund’ gekennzeichnet, ein anderer, durch die
‘freundlichen Augen’,
etc.
269
Aber in der großen Familie boshafter Gesichter kann auch
dieser Mund vorkommen, & auch diese Augen.
Und zwar wirkt der ‘freundliche Mund’ || dieser hier nicht
freundlich, || : so daß seine
Freundlichkeit etwa nur von der Bosheit der
andern Züge übertönt würde.
Wir sagen auch, “der lächelnde Mund wird von den Augen
Lügen gestraft”, & nicht,
das Gesicht sei eigentlich doch nicht so unfreundlich, da doch immerhin der
Mund lächle. |
138
Sehr verschiedene Züge kennzeichnen ein Reden aus
Überzeugung als solches || das. || kennzeichnen, was
Einer sagt, als Ausdruck der
Überzeugung. || Sehr verschiedene Züge machen || Sehr Verschiedenes macht,, was Einer
sagt, || eine Äußerung zum Ausdruck der
Überzeugung.
Es gibt da Gefühle || Empfindungenvon der Art deren, die wir in den Beispielen in
(136) sehen || , wie die, in den Beispielen
(136) & Gefühle die mit dem Ton, der Miene, einer
charakteristischen Körperhaltung, einer Gebärde || Geste der Überzeugung verbunden sind, || – aber es
müssen gar keine solchen für die Überzeugtheit charakteristischen Erlebnisse
gewesen sein, || er muß gar keine solchen für das Überzeugtsein
charakteristischen Erlebnisse haben, während er
der Überzeugung Ausdruck gibt, || die
Überzeugung ausdrückt, &, was das
Überzeugtsein ausmacht, kann in dem || darin liegen, was er
vor oder || & nachher
tut.
Und daß ein || das Tun von allerlei Gefühlen
begleitet ist, ist wieder selbstverständlich. |
“Das Erlebnis des Tons, der Miene
etc. kannst
Du doch nicht ‘für die Überzeugung || das Überzeugtsein
charakteristisch’ nennen, da sie eben von
andern Erlebnissen lügengestraft werden können.”
–
Aber in diesem & jenem Fall werden sie eben nicht von
etwas anderm lügengestraft, & hier sind sie das hervorstechende
Merkmal der Überzeugung.
270
– Wie in diesem Gesicht der freundliche Mund der
hervorstechend || hervortretend freundliche
Zug.
Gewiß, das Reden in dieser Weise macht für dich das
Überzeugtsein nicht aus; aber wenn Du mich fragst:
“Was für ein Erlebnis hattest Du da, als Du mit
Überzeugung sagtest: …” so werde ich
vielleicht sagen || antworten müssen:
“Ich blickte vor mich hin, sprach
in diesem Ton,
(etc.)”; wenn auch
diese Erlebnisse
nur in der besonderen Situation, mit dem was vorher & nachherging
& in der Abwesenheit gewisser andrer Tendenzen, das Überzeugtsein
charakterisierten || dieses Erlebnis das Überzeugtsein nur in
der besonderen Situation, mit dem was vorher & nachherging &
in der Abwesenheit gewisser andrer Tendenzen,
charakterisierte.
– “Aber man sagt doch oft:
“Ich habe in || mit dem
Gefühl der Überzeugung geredet || gesprochen’.
– Nun, welches Gefühl ist das?” –
Stelle Dir solche Fälle vor! & dann
wirst Du es vielleicht sehen || finden.
– Ich denke da hauptsächlich an ein Gefühl im Gesicht
(hervorgerufen durch einen
bestimmten Gesichtsausdruck || ein Gefühl des
Gesichtsausdrucks) & an ein Gefühl in der Brust (ein
Gefühl der Atmung).
Hier ist es wieder nützlich, sich zu fragen || , zu
fragen: “Wann habe ich das
Gefühl der Überzeugung?”
Denn vergiß nicht, || denke daran, daß das, wovon Du
überzeugt bist, ein Satz ist, –
Anfang & Ende hat.
Bist Du vom ersten Buchstaben des Satzes bis zum letzten
überzeugt? & immer vom Gleichen?
Oder bist Du von jedem Wort einzeln überzeugt, & wann
das || bist Du es? – Zieh auch keine irreführende Grenze zwischen Tun & Erleben; als wäre es kein Erleben, so & so zu reden, etc. (Vergleiche frühere Bemerkungen.) Denn, wie der Tonfall der Überzeugung, so kann auch das ‘Gefühl der Überzeugung’ Lügen gestraft werden. Der, der die Überzeugung schauspielert & der sie hat, können genau das selbe erleben, während sie ihr Ausdruck geben; & auch dann, wenn sie nicht etwa ‘automatisch’, 271 oder ‘ohne zu
denken’, reden;
wie || . Wie ein freundliches & ein
unfreundliches Gesicht genau die gleichen Augen haben kann.
¥⋎
[S. 280
Neuer Absatz] |
139
Eine Ausdrucksweise, die dazu angetan || sehr geeignet ist,
uns irrezuleiten ist die || diese: “Er sagt es &
meint es”.
– Vergleiche ‘Meinen, was Du sagst’
wenn Du a) jemandem sagst: “Ich
werde mich freuen Sie zu sehen”, &
b): “Der Zug nach
N geht um
3
h30”.
– Angenommen, Du hättest jemandem jene ersten Worte gesagt,
& würdest danach || dann gefragt:
“Hast Du es gemeint?”
– Du würdest dann vielleicht || etwa
an die || Deine Gefühle denken, die Du
hattest als Du es || diese || die Worte
sagtest & wärst geneigt zu antworten:
“Hast Du es denn nicht gemerkt, daß ich es
gemeint habe?”.
Angenommen aber, Du habest jemand die Information
gegeben: “Der Zug nach
N geht um
3
h30”; & nun fragte Dich
jemand “Hast Du es || Deine Worte
gemeint?”.
Da wärst Du vielleicht einfach geneigt zu sagen:
“Ja freilich, warum soll ich sie nicht
gemeint haben!” |
Im ersten Fall werden wir vielleicht von einem
charakteristischen || bestimmten Gefühl reden,
welches das Meinen der Worte kennzeichnet, aber nicht im zweiten
Fall. |
140
Vergleiche nun auch die Erlebnisse des Lügens in den beiden
Fällen!
Im ersten wird das wohl oft das Lügen kennzeichnen, daß unsere
Worte nicht mit || von den entsprechenden Gefühlen
begleitet sind, aber vielleicht sogar von den entgegengesetzten.
Wir fühlen etwa: es fällt uns schwer ein
freundliches Gesicht zu machen.
– Wenn wir lügen indem wir jemand eine falsche Information
über die Abfahrtszeit des Zuges geben, || im Falle
(b) eine Lüge sagen,
272 so werden wir wohl auch beim
Aussprechen
der Lüge || dabei ein
anderes Erlebnis haben als bei einer wahrheitsgemäßen Information || wenn
wir jemand wahrheitsgemäß über den Abgang des Zuges informieren,
aber der Unterschied wird nun nicht in der Abwesenheit eines
für das Meinen
charakteristischen Gefühls liegen, sondern etwa im Vorhandensein eines
Gefühls des Unbehagens, der Unsicherheit,
etc..
|
Es ist aber auch möglich, beim Aussprechen einer Lüge
ganz entschieden das zu empfinden, was man ein Gefühl des
Meinens || Gefühle des Meinens nennen könnte
dessen, was man sagt.
(Es heißt dann manchmal von einem
Menschen || jemand || Einem, er habe diese || eine
Lüge schon so oft gesagt, daß er sie schon beinahe
selber glaube || glaubt.) 141 [Neue Zeile] Man kann hier aber vielleicht einen Unterschied machen wollen || will || sollte hier aber vielleicht einen Unterschied machen zwischen ‘glauben’, was man sagt, & ‘meinen’, was man sagt. Wenn ich z.B. || also sage ich hätte kein Geld bei mir, während ich wohl weiß, daß ich welches habe, || der Zug ginge || geht um 5 h30, während ich wohl weiß, daß er um 3 h geht, so könnte man sagen, ich glaube zwar nicht, was ich sage, sage es doch aber nicht automatisch, wie ein Papagei, & meine es also. – Hier frage Dich wieder, wann Du es meinst; & wie das Meinen das Sagen begleitet. Auch mache diesen Versuch: Denke “Der Zug geht um 3 h30”, aber ohne Worte! – Auf die Frage “Was geschah da, als Du das sagtest & es meintest, & auch glaubtest?” wirst Du in vielen || in einer großen Zahl von Fällen antworten müssen: “Ich habe es gesagt; mehr weiß ich nicht”. (Von dem Meinen alles dessen was man nicht automatisch spricht, später.) |
Wenn |
142
Es ist interessant || wichtig & interessant einen
Einwand hiergegen || dagegen zu
betrachten: Wie, wenn ich – wahrheitsgemäß –
sage “Ich glaube, es wird regnen”,
& jemand will einem Franzosen, der nicht Deutsch versteht,
erklären, was ich glaube.
– Wenn alles, was geschah, als ich jenen Satz glaubte, es
werde regnen, darin bestand, daß || war, daß ich jenen
Satz aussprach, so sollte ja der Franzose erfahren, was ich glaube,
wenn man || er meine Worte hört, oder wenn man ihm
sagt || ihm gesagt wird: “Il
croit: ‘es wird
regnen’”.
Nun ist es klar, daß ihm das nicht sagen wird, was ich glaube; &
dies zeigt, daß wir ihm das Wesentliche nicht mitgeteilt haben, nämlich den
seelischen || geistigen Akt des Glaubens.
– Aber die Antwort || Die Antwort aber ist, daß
selbst wenn meine Worte von allerlei Erfahrungen begleitet waren, &
wenn wir im Stande wären, diese zusammen mit den deutschen Worten dem
Franzosen zu übertragen || übermitteln, er auch
dann nicht gewußt hätte || wüßte, was ich glaube.
Denn ‘wissen, was ich glaube’ heißt
nicht: fühlen, was ich fühle während ich diese Worte
spreche.
Ebenso wie “meine Absichten bei
diesem Schachzug kennen” nicht heißt: fühlen || wissen, was ich fühle während ich den Zug mache.
Obwohl dies zu wissen Dir in gewissen Fällen sehr genauen Aufschluß über
meine Absichten geben würde. |
Wir würden sagen, wir hätten dem Franzosen mitgeteilt, was ich
glaube, wenn wir ihm meine Worte in's Französische übersetzt
hätten. || Und
274 wie teilen wir denn nun dem Franzosen
mit, || ihm denn nun mit, was ich glaube? Nun, indem
wir es in seine Sprache übersetzen.
Und es ist möglich, daß wir ihm dadurch nichts darüber
mitteilen, was in mir vor sich ging || gegangen ist, als ich
den Satz aussprach. || meiner Meinung Ausdruck
gab.
Vielmehr haben wir ihm einen Satz gegeben der in seiner Sprache
eine ähnliche Stellung einnimmt, wie mein Satz in der
deutschen Sprache.
– Und anderseits kann man wieder || man kann auch
wieder sagen daß wir, wenigstens in gewissen Fällen || in gewissen Fällen
wenigstens, ihm viel genauer hätten mitteilen können was ich
glaube || glaubte || meine || meinte, wenn er
im Deutschen || in der deutschen Sprache zu
Hause gewesen wäre || gut Deutsch
verstanden hätte, weil er dann, wie wir sagen könnten,
‘genau wüßte, was in mir vorgegangen ist, als ich
redete || sprach’. |
Gegeben gewisse Umstände, so wird allerdings
Meinen & Nicht-meinen Glauben, Beabsichtigen
etc. durch das charakterisiert, was im
Geist || in der Seele des Redenden vorgeht,
oder nicht vorgeht. |
Du wirst Dich hier wieder fragen können: Was für Fälle
gibt es da?
Und wenn Du Dir Fälle des Meinens vergegenwärtigst, so wirst Du
sehen || siehst Du, daß es eine Unzahl verschiedenartiger
Fälle gibt; die
(aber) alle
mit einander auf die eine oder
die andere Art verwandt sind. |
“Das Meinen ist ein seelischer Vorgang beim Reden, –
vielleicht auch vorher, aber besonders während des Redens.
– Wenn ich etwas sage & meine es, so geht doch in
mir etwas anderes vor, als wenn ich es sage & nicht
meine.”
– Das || Dieses
letzte || letztere ist, im großen &
ganzen wahr.
Und nun sieh nach, was vorgeht.
Und kümmere Dich dabei nicht um das was ‘doch
eigentlich vorgehen müßte’ || ‘doch vorgehen
muß’.
Wir sind beim
Philosophieren || , wenn wir philosophieren,
immer || oft in der Versuchung, die Dinge so
darzustellen, wie der
275 kleine Maler
Klecksel die || Maler Klecksel als Kind die
menschlichen Gesichter im Profile. |
“Es ist doch ein Unterschied im seelischen Vorgang, wenn
Du meinst, was Du sagst & wenn Du es nicht
meinst.”
– Es sind allerlei solche Unterschiede & in
verschiedenen Fällen ganz verschiedene.
Aber es kann auch in besonderen Fällen gar kein solcher
Unterschied bestehen. || bestehen.
Vergleiche || Denke an charakteristische || Vergleiche || Denke an die charakteristischen
Empfindungen || Erlebnisse || Empfindungen des Meinens, wenn Du
zu jemandem sprichst: a) “Verzeih, es tut mir sehr leid, daß ich das gesagt habe!” b) “Ich freue mich, daß Du da bist!” || “Ich hoffe, daß Du kommen wirst! || Dich wiederzusehen!” c) “Ich habe Hunger.” d) “Es wird heute regnen” e) “Ich werde Dich bestimmt morgen besuchen ◇◇◇” f) “Ich werde nie mehr in dieses Haus kommen! || dieses Haus nie mehr betreten!” g) “Die Erde geht in einer Ellipse um die Sonne.” “Ich hoffe Dich wiederzusehen!”: – Worin besteht in (b) || im Falle (b) das Meinen? || es, dies Meinen? Man könnte denken: darin, daß man ein Gefühl des Hoffens hat. Aber wie ist so ein || dieses Gefühl? || Wie ist das Gefühl der Hoffnung? – Ist es, z.B., || , übrigens, nur ein Gefühl des Hoffens || der Hoffnung im allgemeinen, oder dieser Hoffnung? – Schau nach; siehst Du wirklich ein solches Gefühl, was || das die Worte begleitet? || die Hoffnung die die Worte begleitet? – Vielleicht hattest Du bei diesen Worten ein Gefühl der Bedrückung (die Angst vor dem Abschied || des Abschieds || beim Abschied), & mit diesen Worten & || & wenn Du es mit diesen Worten hattest || bei diesen Worten hattest & unter diesen Umständen, kann man sagen, Du fühltest Hoffnung. |
“Hast Du wirklich geglaubt || gemeint, es wird regnen, oder hast Du es nur so
gesagt?”
– “Nein, ich hab es wirklich geglaubt || gemeint.”
Etwas sagen & glauben, || meinen, kann
z.B. heißen, es ohne Hintergedanken
sagen; & das ‘bloße
Sagen’ || es bloß sagen kann
darin bestehen, daß man es mit Hintergedanken sagt.
276
|
“Ich werde dieses Haus nie mehr
betreten!”
Hast Du es gemeint? –
Wie meint Einer || er || man das “nie mehr”? – Braucht es einige Zeit diese Worte zu meinen? (oder) kann man es tun, während man sie ausspricht? |
Wie wäre es gewesen, hätte ich || er die Worte
‘nicht wirklich’ gemeint?
– Frage Dich: wie sagt man diesen Satz || man diesen Satz
sagt wenn man ihn meint; wie, wenn man ihn eigentlich
nicht meint? |
“Ich habe es als || es mehr als eine
Übertreibung gemeint.”
Daß ich das sage, darin liegt, zum Teil, daß ich es so gemeint
habe.
(Vergleiche Traum & Erzählung – Erinnerung –
des Traums nach dem Erwachen || Aufwachen.)
– Aber was ist das für eine Entdeckung, die ich da gemacht
habe || mache? – Wie
könnte || konnte ich eine
Entdeckung darüber machen, || Aber was
habe ich da für eine Entdeckung gemacht? Wie kann ich denn
entdecken worin das Meinen liegt || besteht?
– Ich schaue den Fall mir ohne ein
bestimmtes || ein gewisses grammatisches Vorurteil an
|| stelle mir den Fall ohne ein gewisses grammatisches
Vorurteil vor || stelle mir den Fall vor, ohne ein gewisses grammatisches
Vorurteil & da || Ich
versuche || trachte mir den Fall
vorzustellen, und da sehe ich, daß auch
die spätere Entwicklung || die Weiterentwicklung des
seelischen Vorgangs, oder einfach, dessen, was ich sage || was
ich weiterhin sage, es bestimmt, ob ich
hier von ‘Übertreibung’ reden
soll.
(Wer den ei-Laut anhört, ohne an die Schreibung zu
denken, hört, daß er a–e klingt.) |
Wir werden ja in vielen Fällen – außer wenn wir philosophieren
– gar nicht davon reden, ob er || Einer || daß Einer meint, was er
sagt:
z.B., wenn er jemandem die Gesetze
des freien Falls erklärt.
Wollen wir hier von ‘meinen’ reden, so fühlen wir
eine gewisse Schwierigkeit; wir wissen nicht recht, welchem Fall das
Meinen entgegengesetzt wird, ob || . Ob dem, daß der
Lehrer im Schlafe redet, oder dem, daß er eigentlich von einer
andern Mechanik überzeugt ist,
oder dem, daß er
geistesabwesend gesprochen || zerstreut geredet hat
etc.¤
– Was ist der Unterschied zwischen einem zerstreuten,
geistesabwesenden, Reden & einem andern || nicht
zerstreuten.
Stelle Dir einen Fall vor. – || Fälle
vor. –
277 |
⍈
⋎ [Zu Seite 276]
Ich gehe in einem
Gang || einen Gang entlang &
stolpere über eine Stufe, & sage: “Ich habe
geglaubt, es geht da eben weiter”.
– Was geschah da, als Du es geglaubt hast || ich es glaubte? –
– Oder ich bin derselben Meinung & sage einem
Andern: “Geh nur eben weiter!”
|
Die seelischen Vorgänge während des Redens spielen die gleiche
Rolle wie insbesondere, || , im
besondern, die Ausdrucksempfindungen
(d.i., die Empfindungen, die ein || das Korrelat || die
Korrelate sind des Ausdrucks der Überzeugung,
des Zweifels, der Vermutung
etc.
etc..)
Man kann sagen: “Wer es unter diesen Umständen so
sagt, der meint es.”
(In dieser Umgebung ist dieser Mund ein freundlicher
Mund.)
Es ist nichts da, was diesen Ausdruck lügenstraft.
Denn er || dieser Ausdruck ist nicht das Symptom
dafür, daß etwas Anderes vorhanden
ist, || : das eigentliche Meinen;
sondern er ist einer der Züge, die das Meinen ausmachen,
freilich || wenn auch nur zusammen mit
andren || anderen
& in der
Abwesenheit gewisser anderer Züge. || Zügen & in
der Abwesenheit gewisser anderer. |
Wir können uns den Fall denken, daß A || jemand gegen einen andern || B
falsch ist, immer mit ihm in der freundlichsten Weise redet
&, wie man sagt, hinter seinem Rücken, ihn nicht leiden kann || haßt || er redet mit ihm immer in der freundlichsten Weise denn er ist
ein großer Schauspieler || ausgezeichneter Schauspieler,
hinter seinem Rücken aber haßt er ihn || den
B.
A || Er wird also etwa || wohl in der Abwesenheit des B
schlecht || übel von ihm denken &
reden & ihm zu schaden trachten.
– Aber können wir uns auch das || diesen Fall denken: daß A falsch gegen B
ist || A ist falsch gegen B, er redet immer in der
freundlichsten Weise mit || zu ihm,
denn er ist ein ausgezeichneter Schauspieler; aber
in B's Abwesenheit redet er
auch immer in der freundlichsten Weise von ihm, sowohl zu Andern,
als auch zu sich selbst, & er tut auch nichts um B zu
schaden. –
[Neue Zeile] Es
lassen sich mit großem Nutzen für das Verständnis eine Unzahl
von Fällen || verschiedener Fälle vorstellen.
|
Es ist nicht wahr, wenn man sagt: “Nur er kann
wirklich wissen, ob er meint,
278 was er sagt.”
– Nein, es kommt vor, daß ich mit Sicherheit weiß, daß er es
meint, & daß ich allen seinen nachträglichen Versicherungen,
er hätte es nicht gemeint, nicht glauben könnte.
(Davon später mehr.)
¥
⋎ [S. 281–282 Neuer
Absatz] |
⍈
Ich verspreche jemandem: “Ich werde
bestimmt morgen zu Dir kommen.” –
(Was geschieht da, wenn Du es wirklich
meinst? || ich es || das wirklich
meine?). –
Nun denke Dir, Du gehst auf einen ganz Unbekannten zu &
sagst ihm diese Worte.
– Versuche sie zu meinen.
– “Aber wie kannst Du das, Du
weißt || kann ich das, ich weiß ja gar ||
z.B. nicht, wo er
wohnt?”
– Aber wenn Du es Deinem Freund || einem
Bekannten sagst, so mußt Du ja auch nicht an seine Adresse denken,
während Du es sagst || sprichst.
– Nehmen wir an, jemand hätte das wirklich || wirklich das einem Unbekannten gesagt;
& er versichere || sage
uns || uns dann: || sage
dann: “Als ich es sagte, hab ich
es gemeint.”
– Wir werden ihn fragen: “Wie war
das? –
Hast Du ihn für einen Bekannten gehalten || angesehen; oder war es, als hättest Du ein Gespräch mit ihm
gehabt & als sei dies der letzte Satz des Gesprächs
gewesen; || & dies sei das Ende des
Gespräches; oder hattest Du, sozusagen, ein Vorgefühl,
daß Du morgen zu diesem Menschen kommen werdest; oder hast Du
einfach plötzlich den Zwang gespürt, auf diesen Menschen
zuzugehen & ihm das im Ernst zu sagen; oder meinst Du, Du
habest es einfach ohne Hintergedanken gesagt,
& ohne daß Dir daran etwas sonderbar vorgekommen || Sonderbares aufgefallen wäre?”
⋎ [Zu Seite 276]
|
Denk an die Grammatik || den Gebrauch des
Ausdrucks: “jemanden matt
setzen”.
Er bezieht sich auf eine gewisse Handlung im
Spiel.: jemandem den König || : den
gegnerischen König nehmen.
Aber wenn jemand, sagen wir ein Kind, mit Schachfiguren
& einem Schachbrett spielt, || &
dabei, ‘ohne zu denken’ ein paar
Figuren aufs Brett setzt &, die Bewegungen || Handlung des Mattsetzens macht || macht || ausführt, werden wir nicht sagen, es habe jemand matt
279 gesetzt. |
Nimm an || Denke: ich ziehe &
gebe meinem Gegner Schachmatt; jemand fragt mich:
“Hast Du ihn mit Absicht matt
gesetzt || die Absicht gehabt ihn matt zu setzen?”
– Ich sage, ja.
Nun fragt er mich: “Wie kannst Du das
sagen?
Du weißt doch nur, daß in Dir das & das vorgegangen
ist, wie Du den Zug gemacht hast.”
– Ich könnte antworten:
“Unter diesen Umständen nämlich am Schluß einer
Schachpartie – war || ist das die Absicht
ihn matt zu setzen.” –9
Denn kann nicht nur der die Absicht haben jemand matt zu setzen, der das Spiel versteht; d.h., der die Regeln kennt & eine gewisse Praxis im Spiel hat? – Aber wie können denn diese Bedingungen in die || seine || meine seelischen Vorgänge beim Ziehen eintreten? – Und doch hängt es von diesen ab, ob er mich jetzt absichtlich matt gemacht hat || ich ihn jetzt absichtlich matt gemacht habe, oder nicht. |
Oder: Kann jemand, der das Spiel nicht kennt, mich matt setzen
wollen?
Und warum nicht?
Ist es so || ihm unmöglich || schwierig sich in diesem Fall in den
richtigen Geisteszustand zu versetzen?
Und wenn es ihm nun doch gelänge? – |
Aber was geschah || ging vor, als er mich mit
Absicht matt setzte? – Nimm an, er sagte sich || ich ihn
mit Absicht matt setzte? – Nimm an, ich sagte mir
die Worte: “Nun wird er matt.”
– Aber diese Worte konnte auch der sagen, der das Spiel nicht
kennt; ja || & er konnte sie mit allen Empfindungen des
Schachspielers || den gleichen Empfindungen wie der Schachspieler || allen meinen Empfindungen sagen, aber sie bedeuten nichts;
aber nicht, weil sie nicht von den richtigen Erlebnissen
begleitet werden || sind, sondern, weil sie
nicht im Zusammenhang eines Sprachspiels
stehen.
280 |
⍈
⋎ [Zu
S. 276]
Denke || Oder denke Dir etwa diesen || so einen Fall: Du hattest Besuch; er war Dir unwillkommen & langweilig; Du hattest die ganze Zeit Gedanken von der Art: “Wenn er nur schon ginge” etc.. Als er weggeht sagst Du ihm nun: “Ich hoffe Du kommst || Sie kommen bald wieder!” – & meinst es. Nachdem Du es gesagt hast, hoffst Du wieder, er werde nie mehr wieder kommen. – Ist das möglich? Und wenn Du glaubst || meinst, daß nein, – warum nicht? – Ich glaube, Du wirst Dich fragen: Wie kann das zugehen? D.h., was heißt es hier, diesen Satz, ex abrupto, zu meinen? – Nimm an, es sagte jemand: “Das könnte nur ein momentaner Wahnsinn sein”. Aber ist dies || das eine Erklärung? Zugegeben, daß es ein Wahnsinn ist, so will ich wissen, || : Worin || Ich will wissen: Worin bestand hier das Meinen?10 – Etwas meinen besteht darin, daß man Verschiedenes denkt, fühlt, sagt & tut. |
⍈
Es geschieht auch, daß wir sagen: “Im
Augenblicke || Augenblick, als ich es sagte, war ich davon
überzeugt.”
Und hier – könnte man meinen – sollte es sich
(doch) zeigen, worin das Überzeugtsein
besteht.
Aber stelle Dir so einen Fall vor!
– Du findest nicht, was Du suchst.
Dieses Überzeugtsein, könnte man sagen, wird wohl seine
Vorgeschichte gehabt haben.
⋎ [Zu
S. 271]
|
“Unter diesen Umständen, am Schluß einer
Schachpartie.” – werde ich sagen müssen
– “heißt das || , was ich
tat, || : ihn absichtlich || mit
Absicht matt setzen”.
Oder auch: “unter diesen Umständen heißtdas || ,
was in mir vorging: die Absicht haben, ihn matt zu
setzen”.
(Man sagt auch
z.B.:
“Ich hatte jetzt die Absicht
|
Warum interessieren wir uns hier, wie auch früher, als wir vom Lesen und
anderem sprachen, so sehr für die Tatsachen der Psychologie?
Was haben die || diese mit unserer Untersuchung
zu tun?
– Was uns interessiert, ist der Gegensatz zwischen
diesen Tatsachen || dem wirklichen Sachverhalt &
dem, welchen unsere Ausdrucksweise uns zu erwarten
geneigt macht. |
⍈
Denke an einen (bestimmten) Menschen, in
dessen Zuneigung (zu Dir) Du unbedingtes
Vertrauen setzst – & nun versuche Dir vorzustellen, daß,
282 was er zu Dir spricht, falsch gemeint
ist; er || . Er
sei also ein ganz unerhörter Schauspieler.
Was hieße das?
d.h., || : welche
Annahmen machst Du nun über ihn?
– Da wirst Du Dir vielleicht vorstellen, daß er, wenn Du ihm den
Rücken drehst, Dir bös nachschaut; oder, während er das & das
Freundliche zu Dir sage || spreche,
spreche || sage er zu || in sich selbst etwas Unfreundliches.
Aber da müßte ich vielleicht sagen, er sei verrückt, denn wenn er dies
auch zu sich selbst sagte, so wäre es mir hier durchaus
nicht klar, daß ich nicht dem trauen sollte, was er laut sagt.
⋎ [Zu
S. 278]
|
Was vom Worte ‘meinen’ gilt, gilt auch von
‘denken’.
– Wir können oft nicht anders denken, als indem wir halblaut zu
uns (selbst) sprechen; & niemand, der
beschreiben sollte, was da
vor sich
geht || vorsichgeht, käme auf die Idee || den
Gedanken zu sagen, daß dabei ein Vorgang, || – das Denken || das Denken des Satzes – den
Vorgang des Sprechens begleite.
Wenn er nicht durch die Existenz des Wortpaares
“Sprechen”-“Denken”
dazu verleitet wird, dadurch nämlich, daß der Gebrauch dieser
beiden Verben in unserer Sprache vielfach parallel läuft || unsere Sprache
von diesen beiden Verben einen parallelen Gebrauch
macht.
Denke an den Gebrauch der Ausdrücke: “Er redet
ohne zu denken”, “Denke bevor
Du sprichst!”, “Es gelingt
mir nicht meinen Gedanken in Worte zu fassen || auszudrücken” || Ich kann meinen Gedanken
nicht richtig ausdrücken”, “Er sagt
eines
& denkt dabei etwas anderes || Eines & denkt dabei etwas
Anderes”, “Er
meint kein Wort von dem, was er sagt || spricht”.
Sehr interessant & nützlich ist es auch, die folgende
Absurdität zu überlegen, die vor einigen Jahren ein französischer Staatsmann
283 gesagt || ausgesprochen
hat: in der französischen Sprache folgen die Wörter in der Ordnung, in
welcher man denkt. |
Wenn beim lauten Denken etwas das Sprechen begleitet, so ist es etwa
der Tonfall der Rede, der Ausdruck des Gesichts & der Gebärde,
& Ähnliches.
Aber niemand würde diese Vorgänge allein ‘das
Denken’ nennen. |
Freilich, man sagt “Ich glaube &
sage, es wird regnen”; & das klingt, als liefen hier
zwei Vorgänge mit einander parallel:
Glauben, es wird regnen, & Sagen, es wird
regnen. |
Kehren wir zur || zu der || unserer Betrachtung des || unseres
Gebrauchs von || der Wörter ‘heller’
& ‘dunkler’ zurück. |
“Was ich mit ‘dunkler’ meine, findet
sich nicht in der Beziehung der Laute; ich sage es von Lauten nur in
übertragener Bedeutung,
d.h., nur
vergleichsweise.”
– Aber denkst Du also immer zuerst an Farben, wenn Du das Wort auf
Laute anwendest?
– “Nein, aber ich ziehe das Wort nur zu, hole es
gleichsam heran; es ist nicht das eigentliche Wort für die
Sache.
Das Wort hat dann eine andere Beziehung zu dem, was es
bezeichnet.
Oder: ich habe || Ich habe ein anderes
Erlebnis des Meinens.”
Dieses Erlebnis ist
z.B. gekennzeichnet durch
das Zögern, wenn wir mit Ausdruck sagen:
“o ist – gleichsam – dunkler als
e.”
(Statt des Wortes ‘gleichsam’ steht manchmal
nur ein Zögern der Rede & ein unartikulierter
Laut.)
⇒(Siehe
S.
252–253.) |
⍈
Man kann sagen: “Körperliche &
geistige Anstrengung heißen beide so, denn das Element der Anstrengung
ist in beiden”.
Die Idee, das
284 Bild, ist hier:
“Anstrengung” heißt etwas, was in beiden enthalten
ist.
Man kann aber auch sagen: “Ich nenne beides
“Anstrengung”, weil eine Ähnlichkeit zwischen ihnen
besteht”. Und || ; und man
kann sich nun || dann an alle möglichen Ähnlichkeiten
erinnern. || . Und man kann sich nun
alle möglichen Ähnlichkeiten in die Erinnerung
rufen. || .
Und man kann dann an alle
möglichen Ähnlichkeiten denken || sich nun auf alle möglichen Ähnlichkeiten
besinnen.
Denke an geistige & körperliche Unruhe, oder
Ruhe.
Man könnte sagen, die geistige Unruhe ist || sei eine Art
körperliche || körperlicher
Unruhe.
Und dergleichen || Ähnliches ist oft
gesagt worden (
z.B. “Und
Geist ist auch nur etwas am Körper”
(Zarathustra).
Diese Idee muß uns noch beschäftigen.)
Es gibt vielleicht Menschen, die geneigt sind zu sagen: || sich so auszudrücken: “Ich nenne Laute
& Farben || Färbiges ‘heller’
& ‘dunkler’, weil das gleiche Element
in beiden Relationen da || vorhanden
ist.” |
⍈
Nehmen wir an, || Denke Dir, Einer
sagte: “Ich sehe in ihnen ein
Gemeinsames.”
Was soll ich nun sagen? –
Ich werde ihn fragen: Was ist
das?
– Er: “Das kann ich Dir nicht erklären, ich
kann nur sagen, daß ich etwas Gemeinsames || so etwas || etwas solches
sehe.” –
Ich: Dann sagst Du mir damit auch nichts neues,
außer, || : daß Du Dich eben so ausdrücken
willst; & das ist ja vielleicht in mancher Beziehung
interessant.
⋎ [Zu
S. 247 als neuer Absatz] |
Es fragt mich jemand: “Welche Farbe hat das Buch
dort?”
Ich antworte: “Rot”.
Er: “Warum nennst Du diese || seine Farbe ‘rot’?”
– Ich werde normalerweise || unter gewöhnlichen
Umständen sagen müssen: “Aus keinem
Grunde.
– Ich habe hingesehen, & das Wort
‘rot’ gesagt.”
Hier möchte man sagen: “Das kann doch nicht
alles sein!
Du könntest doch auf eine Farbe schauen & ein Wort dabei
sagen & doch die
285 Farbe nicht benennen.”
Und dann fällt uns leicht die Erklärung ein: “Wenn
ich das Wort als Name dieser Farbe ausspreche so kommt es mir in einer
besondern Weise.”
Fragt man aber, auf welche Weise, so können wir keine Beschreibung von ihr
geben.
Nun könnte man fragen: || fragt man
mich: “Erinnerst Du Dich also, daß Dir das
Wort bei so einer Gelegenheit || , wenn Du eine
Farbe benannt hast, immer in dieser selben Weise
gekommen ist?” & ich muß || wir
müssen gestehen, daß wir uns an keine besondere Weise
erinnern.
Ja es ist leicht zu sehen, daß wir beim Benennen einer Farbe
ganz verschiedenartige Erfahrungen || Empfindungen
haben können. || ganz Verschiedenartiges empfinden
können.
Denke etwa an diese Fälle: 1) Ich habe ein Eisen
ins Feuer gelegt, will es auf helle Rotglut erhitzen
& sage Dir: “Gib auf das Eisen acht
& sage || sag mir von Zeit zu
Zeit, welchen Hitzegrad es erreicht hat.”
Du beobachtest es & sagst: “Es fängt
an hellrot zu werden.” – 2) Wir stehen an einer Straßenkreuzung & ich sage: Schau auf das Lichtzeichen﹖ & sag mir wenn grün kommt; dann lauf ich hinüber.” Frage Dich: wenn Du nun in einem solchen Falle “Grün!” sagst & in einem andern “Lauf!”, kommen Dir diese beiden Wörter in verschiedener Weise, oder auf die gleiche? Kannst Du hierüber irgendetwas im allgemeinen sagen? 3) Ich frage Dich: “Was hat der Stoff dort für eine Farbe?” Du denkst: “Wie nennt man ihn nur? heißt || ist er || das ‘Preußisch Blau’, oder ‘Indigo’?” |
Man kann die Frage auch so stellen: || auch so
fragen: Wenn ich ihm sage “Bring mir
eine rote Blume”, – wie soll er wissen, welche Farbe er zu
wählen
286
hat, wenn er das Wort
‘rot’ hört? || ? || Man kann auch so
fragen: Ich sage Einem: “Bring
mir eine rote Blume”: || ;
– || : – wie soll er wissen, welche Farbe er zu
wählen hat, wenn er das Wort ‘rot’
hört?
– “Sehr einfach: er soll die Farbe nehmen,
deren Bild || die ihm beim Hören des Wortes
einfällt.”
– Aber wie soll er wissen, was die ‘Farbe’
ist, ‘deren Bild ihm einfällt’?
Braucht es dafür ein weiteres Kriterium? –11
Es gibt (übrigens) auch ein Spiel: die Farbe wählen, die einem beim Wort ‘rot’ einfällt. Und ein anderes: auf die Farbe zeigen, die Du ‘rot’ nennst. |
Wenn wir in einem Gespräch || einer Diskussion über diese Dinge sagen
“Der Name einer Farbe
kommt || Beim Benennen einer Farbe kommt der Name in
bestimmter || einer
bestimmten Weise”, so bekümmern wir uns nicht um
verschiedene Fälle & Möglichkeiten.
Vielmehr, unsere Stütze ist das Argument, daß eine Farbe
benennen verschieden ist vom Aussprechen
(irgend) eines Wortes, während man auf eine
Farbe sieht.
Und man könnte sagen: “Nimm an, ich zähle
Gegenstände, welche auf meinem Tisch liegen; einer ist
blau, einer rot, einer weiß, || & einer
schwarz.
Ich schaue sie der Reihe nach an || der Reihe
nach auf sie & sage:
“Eins,
zwei, drei, vier” || ‘Eins, zwei, drei,
vier’.
Ist es nun nicht leicht zu sehen, || Siehst
Du nun nicht, daß hier || in diesem Fall etwas anderes
geschieht, während Du die Worte
aussprichst, als was geschieht, wenn Du jemandem die Farben dieser
Gegenstände hättest sagen sollen || nennst || man die Worte
ausspricht, als was geschieht, wenn man jemandem die Farben
dieser Gegenstände hätte sagen sollen || nennt? –
Und hättest Du nicht hier, wie früher, sagen können:
‘alles was dabei geschieht, ist, daß ich die
Dinge anschaue & die Zahlwörter
sage’?” – || ‘alles, was dabei geschieht, ist: ich
sehe die Dinge an, & sage dabei die Zahlwörter || spreche die Zahlwörter
aus’?”–
Nun ist gewiß: in vielen Fällen ist
das Zählen von Dingen von
287 andern, charakteristischen,
Erlebnissen begleitet, als Sagen welche Farben sie haben || das Angeben
ihrer Farben.
Und es ist leicht zu sagen worin dieser Unterschied besteht.
Beim Zählen von Gegenständen gibt es,
z.B., eine gewisse charakteristische
Geste: wir zeigen mit dem Finger der Reihe nach auf sie || die
Dinge & streichen sie, gleichsam, als schon
gezählt ab.
Man kann an verschiedene ähnliche Erfahrungen denken.
Anderseits gibt es Erfahrungen des Konzentrierens unserer
Aufmerksamkeit auf die Farbe
eines Dings || von Dingen; verschiedene
Erfahrungen (eine von ihnen ist, daß uns der Name einfällt den die Farbe
in unsrer Muttersprache hat).
Aber es ist nicht wahr, daß immer wenn wir zählen & immer wenn wir
Farben angeben, die Vorgänge solche, mehr oder weniger
charakteristischen, Züge aufweisen.
(Vergleiche ⇒
S.
S. 206,
⇒207) |
Wenn uns diese Dinge philosophische Schwierigkeiten bereiten, so
werden wir, gleichsam, || – gleichsam – den
Versuch machen: ‘eine Farbe
benennen’, um zu sehen, was dabei geschieht.
Dabei starren wir etwa auf || schauen wir etwa unverwandt
auf ein bestimmtes Ding || einen bestimmten
Gegenstand vor uns & sprechen seinen
Namen || den Farbnamen immer wieder, im selben Ton
& mit der gleichen Gebärde,
aus, || : versuchen ihn, gleichsam, || – gleichsam – von der Farbe des Dinges abzulesen.
Und es ist kein Wunder daß wir dann dazu geneigt sind || neigen zu sagen, etwas ganz Bestimmtes geschehe,
wenn wir eine Farbe benennen.
Aber schaue von diesem Versuch auf andere Fälle des Benennens von
Farben! – |
Denke (hier) an
(die) Fragen || Sieh
von hier auf die Fragen die uns beim Nachdenken über
das || nach dem Wesen des Wollens, des willkürlichen
Handelns begegnen.
Vergleiche etwa diese Fälle: Ich überlege mir, ob ich
¤ einen bestimmten, eher
schweren, Gegenstand heben soll; ich entschließe mich dazu,
288 es zu tun; dann setze ich
meine Kraft ein, & hebe ihn.
– Hier, könnte man sagen, haben wir einen ausgewachsenen || voll entwickelten Fall des
geflissentlichen, willkürlichen Handelns || des
Wollens.
– Vergleiche damit den Fall: || etwa: Du reichst jemand ein brennendes || das
brennende Zündholz hin, nachdem Du
Dir Deine Zigarette damit angezündet hast, &
siehst || ,– Du hast gesehen || Du siehst, daß
er sich seine auch anzünden will.
(Das || Dies tust Du gleichsam ‘by
the way’.)
Oder: || Oder aber: Du bewegst Deine Hand
beim Schreiben eines Briefes.
Oder Lippen, Zunge,
etc. beim Reden.
– Ich habe nun || früher mit
Absicht den irreführenden Ausdruck gebraucht: “ein
ausgewachsener || voll entwickelter
Fall”; denn dies drückt || diese Worte drücken
aus, was wir über diese Fälle || über Fälle, wie die
beschriebenen, zu denken geneigt sind: daß nämlich in
dem einen das voll aufgeblüht & aller || Aller Augen sichtbar ist, was in allem
willkürlichen Handeln, wenn auch nicht so
offensichtlich, vorhanden ist || liegt. || was alles willkürliche Handeln kennzeichnet,
wenn auch nicht so offensichtlich.
Unser Bild & unsere Ausdrucksweise nehmen wir von einem speziellen
Fall her, || & wenden sie || & wenden sie nun
auf näher & weitschichtig || & entfernter verwandte Fälle || Verwandtes an || auf nahe, & entfernt Verwandtes
an; & möchten nun
sagen, || : eigentlich || im Grunde haben wir überall das Gleiche, wenn auch nicht so
ausgesprochen. || .
Die Ausdrucksformen unserer Sprache passen
eigentlich || augenscheinlich || augenfällig || recht eigentlich auf gewisse
spezielle || besondere
Anwendungen || Fälle der Anwendung
der Worte: “wollen”,
“denken”, “meinen”,
“lesen”,
etc.; auch
“lesen” gehört hierher.
(So hätten wir das Buchstabieren das ‘voll
entwickelte Lesen’ nennen können.)
(Vergleiche auch den
Gebrauch den ich in der
Log. Phil.
Abh.
vom Worte || Wort ‘Bild’ gemacht
habe.) || meinen Gebrauch des Wortes
‘Bild’ in der
Log. Phil.
Abh..) –
Wir sprechen von einem Willensakt & unterscheiden ihn von
der gewollten || ausgeführten Handlung.
Und in unserem || dem ersten Beispiel finden sich
allerlei Akte, die diesen Fall unterscheiden von
einem || von einem unterscheiden, in welchem
289 mein Arm mit dem Gewicht sich
hebt. || ich nichts andres sagen kann, als daß mein Arm mit dem
Gewicht sich gehoben hat. || der bloßen
Bewegung von Arm & Gesicht.
Aber wo sind die Analoga zu diesen Akten in
andern || anderen
Fällen? |
Diese Abwesenheit des Willensaktes – wie ich einmal sagen will –
ist William James aufgefallen
& er beschreibt
z.B. den Akt des Aufstehens am
Morgen so: er liege im Bett und überlege ob es schon Zeit sei
aufzustehen, – & auf einmal finde er, daß
er aufsteht.
Ähnlich sagt man manchmal “plötzlich hörte ich mich
die Worte sagen …”.
Damit aber will man sagen, man habe die Worte beinahe
unabsichtlich || unbeabsichtigt ausgesprochen.
Obwohl man doch wieder
Was heißt es denn aber, wenn ich sage: “Wenn ich
aufstehe geschieht nur das”.
Im Gegensatz wozu?
Was ist es denn, was nicht geschieht?
Und wenn etwas hier nicht geschieht, so geschieht es ja wohl in
andern Fällen.
Nun, ich glaube, wenn Einer ein schweres Gewicht mit
Anstrengung hebt, oder Schritt für Schritt einen
mühevollen Weg geht, wird er nicht sagen: “I find
myself …”¤
Es ist das Gefühl der Muskelanstrengung, dessen Abwesenheit wir
‘Abwesenheit des Willensaktes’ nannten.
|
Hier ist ein merkwürdiger || seltsamer || gibt es einen merkwürdigen || seltsamen Widerstreit zweier Ideen: Man möchte
sagen: “der Wille ist keine
Erfahrung” &, || –
“der Wille ist doch nur
Erfahrung”.
Was heißen diese beiden Sätze überhaupt & warum will man
beide sagen?
– Wenn man den ersten Satz sagt, hat man ihn durch
Introspektion gewonnen?
Hat man sich beim Wollen beobachtet & gesehen, daß der Wille keine
Erfahrung
290 ist?
Man möchte sagen: “Der Wille darf keine
Erfahrung sein! denn, wenn mir das Wollen auch nur geschieht, dann
ist es eben kein Wollen.”
– Und ist es hier nicht wieder, als rängen wir mit dem Wesen der
Dinge?! –
Aber sind nicht beide Teile gleicherweise auf falscher Fährte?
Denn wenn Einer sagt: “Der
Wille ist eine Erfahrung” –, im Gegensatz
wozu? –
Ich hätte statt dessen auch sagen können:
“Das Wollen geschieht mir”.
Nun wie verwenden wir (denn) das
Wort || den Ausdruck “etwas geschieht
mir”?
Wir sagen nicht: “Es geschieht mir, daß mein
Arm sich hebt”, wenn ich ihn hebe; wir sagen dies aber in
gewissen andern Fällen.
Und wir können (allerdings)
sagen: || uns so ausdrücken: “die
Erfahrungen, wenn sich in beiden Fällen der Arm hebt sind
verschieden || verschiedene”.
Den Ausdruck “es geschieht mir, daß ich den Arm
hebe” gebrauchen wir für gewöhnlich || – normalerweise – nicht; & wenn, dann
heißt || bedeutet er wohl: ich hebe den
Arm. |
Was ist (nun) der
Unterschied zwischen den beiden Erfahrungen, wenn ich
einmal meinen Arm hebe & ein andermal es mir geschieht daß
er sich hebt?
Da gibt es verschiedene Fälle.
Er wird
z.B. von jemand Anderem || einem
Anderen gegen meinen Willen gehoben.
D.h. ich mache eine Muskelanstrengung, ihn
nicht zu heben.
Es gibt aber auch Fälle in denen wir den Arm schlaff hängen
lassen & er sich von selbst, weder mit, noch gegen unsern Willen,
hebt.
Nur dann haben wir auch nicht die gleichen Empfindungen in den
Armmuskeln, als wenn wir ihn heben. |
Gefährlich ist hier die Verwechslung zwischen Wollen &
Wünschen. –
Denn wenn ich meinen Arm hebe, so ist es nicht so, daß ich zuerst
wünsche, er möchte sich heben, & nun tut er es
291 tatsächlich.
(Obwohl auch das in besondern Fällen geschehen
könnte.) |
103
Wenn wir unsere Finger in bestimmter Art verschränken, so
sind wir nicht im Stande einen bestimmten Finger auf Befehl zu heben, wenn
der Befehlende bloß auf den Finger zeigt, – ihn bloß unserm
Auge zeigt.
Wenn er ihn dagegen berührt, so können wir ihn bewegen.
Man kann diese Erfahrung so beschreiben: wir seien nicht im Stande,
den Finger heben zu wollen.
Aber nicht nur ist das ganz anders, als wenn wir nicht im Stande sind den
Finger zu heben, sondern wir müssen sagen, daß der Ausdruck
‘im Stande sein’ & || oder das
Wort ‘versuchen’ hat im ersten Fall eine
andere, wenn auch verwandte Bedeutung. |
¤Man ist nun leicht || etwa geneigt
diesen Fall so zu beschreiben: man könne für den Willen keinen
Angriff finden, ehe der Finger nicht berührt sei, ehe
man den Finger nicht fühle.
Erst wenn man ihn fühle, könne der Wille wissen, wo er anzugreifen
habe.
Aber diese Ausdrucksweise ist irreführend.
(Man || ; man möchte
sagen:) “Wie soll ich denn
wissen, wo ich mit dem Willen anzupacken habe, wenn das Gefühl nicht die
Stelle bezeichnet?”
(Aber ich könnte fragen:
“)Und wie weiß man denn, wenn das Gefühl
da ist, wohin ich den Willen zu lenken
habe?(”) |
Ich bin versucht zu sagen: “Dieses
Experiment, sowie das, ein Viereck mit den Diagonalen im Spiegel zeichnen,
zeigt mir, so möchte ich || man sagen, daß Wollen auch nur eine Erfahrung ist
(der ‘Wille’ auch nur
‘Vorstellung’).
Er kommt, wenn er kommt; ich kann ihn nicht herbeiführen || führe ihn nicht
herbei¤.”
– Oder: “Man kann nicht
292 wollen, wenn man will.
Es geschieht einfach!” |
Was dieses Experiment aber tut, ist, || : es legt
uns eine Betrachtungsweise nahe.
Denn, indem es uns in die Lage bringt zu sagen: “ich
kann das nicht wollen”, wirft es das Wollen mit andern Dingen
zusammen, die auch nicht kommen || geschehen, weil ich
wünsche, daß sie kommen || geschehen || kämen.
Es hätte oben heißen sollen: Ich kann nicht immer
wollen, wenn ich zu wollen wünsche.
Oder, ich kann eine willkürliche Handlung nicht immer
ausführen || tun, wenn ich sie zu tun wünsche,
¤ oder, sie geschieht nicht immer, wenn ich wünsche sie
geschähe, auch, wenn sich keine Kraft meinem Willen
entgegensetzt. |
(Wer lernt mit den Ohren zu wackeln || die Ohren zu bewegen, lernt auch es zu wollen.
Dies ist ähnlich damit: Wer sprechen lernt, lernt auch
denken.) |
“Kannst Du wollen wenn Du es
willst?”
Das Wort ‘wollen’ ist hier falsch
verwendet.
Es schillert in zwei Bedeutungen
(Frege).
Es ist als wäre mit dem Wollen schon gewollt –
& wäre || als wäre noch nicht gewollt.
(Das Bild vom Schillern stellt die Sache darum so gut || richtig dar, || ist darum so zutreffend, weil auch der
Eindruck des Schillerns in einem gewissen Sinne
ein Farbeindruck ist.) |
Dieser ganze ‘Versuch einer
Umarbeitung’ von Seite 118 bis hierher ist
nichts wert. 293
294
|
1) Continuation from Ms-114,145r.
2) While the rest of the remark is crossed out, "Der Anblick meines Zimmers, einer Straße" is marked with strikethrough (deletion).
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8) See facsimile; arrow pointing right, probably indicating that the line shall be indented.
9) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
10) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
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