| Probieren wir nun wieder, und sie passen nicht, – wann, sollen wir sagen, haben sie zu passen aufgehört. Diese Frage wird manchmal so beantwortet: der Zeitpunkt der Änderung sei der einer anderen Änderung (als wir den Zylinder erhitzten, da hat er aufgehört, zu passen). Wenn wir aber kein solches Kriterium für diesen Zeitpunkt haben; wenn wir – sozusagen – garnicht wissen, was in dem Interval zwischen den Proben mit den Dingen geschieht?: passen sie nun dann, oder passen sie nicht? |
| Du musst Dich
fragen: was nimmt man als
– 238
– Kriterium dafür,
dass eine Medizin geholfen hat?
Es gibt verschiedene Fälle. In welchen
Fällen sagt man: “Es ist schwer zu sagen,
ob sie geholfen hat”. In welchen Fällen
ist die Redeweise als sinnlos zu verwerfen: “Man
kann natürlich nie sicher sein, ob es die Medizin war, die
geholfen hat”. |
|
Wann nennen wir zwei Körper gleich schwer?
Wenn wir sie gewogen haben, oder nur während wir sie
wägen? Wenn Wägen das einzige Kriterium für das Gewicht wäre, – wann hat nun ein Körper sein Gewicht geändert, wenn er bei einer Wägung mehr wiegt, als bei der vorhergehenden? Der Sprachgebrauch könnte so sein: der Körper hat das und das Gewicht, bis er beim Wägen ein anderes zeigt; auf die Frage: “wann hat er sein Gewicht geändert?” gibt man den Zeitpunkt dieser Wägung an. – Oder: man sagt: “Man kann nicht wissen, wann er sein Gewicht ändert, wir wissen nur: bei der ersten Wägung hatte er dieses, bei der zweiten jenes Gewicht.” – Oder: “Es ist sinnlos, zu fragen, wann er sein Gewicht geändert hat; man kann nur fragen, wann sich die Gewichtsänderung gezeigt hat”. |
|
“Aber der Körper hatte
doch zu jeder Zeit irgend ein Gewicht, also war doch
die Antwort die richtige: wir
wüssten
nicht, wann er es
geändert habe.” – Und wie, wenn wir
sagten, ein Körper habe gar kein Gewicht,
ausser dann,
– 239
– wenn es sich irgendwie zeigt, oder, er habe
kein bestimmtes Gewicht,
ausser, wenn es gemessen wird?
Könnten wir nicht auch dieses Spiel spielen?
Denke, wir verkaufen ein Material ‘nach dem Gewicht’ und das Herkommen ist so: Wir wägen das Material alle fünf Minuten und berechnen dann den Preis nach dem Resultat der letzten Wägung. Oder ein anderes Herkommen: Wir berechnen den Preis auf diese Weise nur, wenn das Gewicht bei der Wägung nach dem Kauf das gleiche ist, hat es sich dann geändert, so berechnen wir den Preis nach dem arithmetischen Mittel der beiden Gewichte. Welche Art der Preisbestimmung ist die richtigere? – (Wenn sich der Preis einer Ware von gestern auf heute geändert hat, wann hat er sich geändert? Wie hoch stand er um zwölf Uhr Mitternacht, als niemand kaufte?) Resultat: Die Verbindung der Ausdrücke: “der Körper hat jetzt das Gewicht …”, “der Körper wiegt jetzt ungefähr …”, “ich weiss nicht, wieviel er jetzt wiegt”, – mit den Ergebnissen der Wägung // mit dem Ergebnis einer Wägung // ist keine ganz einfache, hängt von diversen Umständen ab, wir können mit der Wägung, und also mit diesen Sätzen, uns leicht verschiedene Spiele gespielt denken. // // wir können uns leicht verschiedene Rollen denken, die die Wägung in den Verrichtungen des Lebens spielen könnte. und also verschiedene Rollen für die Ausdrücke, die das Wägspiel begleichten. // Und das Gleiche gilt von der Rolle des – 24[(|0] Wortes
“passen” in unsern Sprachspielen.
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| – 244 – 1
m lang, ich
habe ihn gemessen”, und auch: “ich kann es,
ich habe es probiert.” Wir sagen:
“der Schuh passt”, auch
wenn wir ihn nicht anhaben. |
|
Was für einen Sinn hätte es, anzunehmen,
dass ein Stück Stahl, wann immer man
seine Festigkeit gerade nicht prüft, // gerade auf keine Weise
beansprucht, // es seine Festigkeit verliert,
oder sie sich ändert. Das hängt mit der Idee
zusammen, dass die Körper um uns nur
solange existieren, als sie wahrgenommen werden. Das ist
wirklich: das Zifferblatt mit dem Zeiger kuppeln; denn
hier kuppelt man in der Grammatik die Aussage eines Tatbestandes
mit der Bedingung der Nichtkontrollierbarkeit. Man hat
die Annahme dadurch zu einem leerlaufenden Ratd
der Sprache gemacht; und sie stört ◇ nun den
Mechanismus der Sprache jedenfalls nicht. |
| Hat es einen Sinn, zu fragen:
“Hat dieses Stück Eisen nur dann diese
Festigkeit, oder Elastizität, wenn sie geprüft wird, oder
auch sonst?” Dies ist doch eine gut deutsche
Frage! Und, dass wir
empfinden: “das heisst ja
nichts!” – weist uns darauf hin, den
eigentlichen Gebrauch des Ausdrucks, “eine
Festigkeit haben” aufzusuchen, seinen Zusammenhang mit den
Erfahrungen, die uns die Festigkeit zeigen. (Von so
einer Frage sagen wir: ‘sie treibe das Problem auf
die Spitze’.)
– 245 – |
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Vergleiche denn ‘Zustand’, diese
Festigkeit zu haben, mit dem ‘Zustand’, diese
Farbe zu haben. Und wieder mit dem
‘Zustand’, diese Länge zu haben:
a) die gesehene, b) die gemessene. –
Und nun mit dem ‘Zustand’, einer bestimmten
Fähigkeit:
z.B.,
der Fähigkeit dieser Feder, diesen Druck auszuüben;
meiner Fähigkeit, dies Gewicht zu stemmen; meiner
Fähigkeit dies Gedicht aufzusagen; meiner Fähigkeit diese
Reihe fot fortzusetzen.
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| Unter welchen
Umständen sagt man: “x
ist “x ist
in diesem Zustande”.
D.h., wie, unter welchen Umständen,
braucht man hier die Gegenwart des Verbums; unter welchen, die
andern Zeitformen? Es gibt Umstände, unter denen man sagt: “ich kann es”, während man es nicht gerade tut. – Andere, unter denen man in so einem Fall sagt: “ich glaube, ich kann es”. Es gibt auch Fälle, in welchen man nur dann sagt: “ich kann es”, wenn man es gerade tut. |
| Was sind unsere Kriterien
dafür, ‘dass wir etwas
können’? Dass wir
es früher getan haben; dass wir
etw[q|a]s anderes (etwa
‘Schwereres’) früher getan haben;
dass wir es jetzt tun;
dass wir jetzt gerade etwas getan haben, was
als Probe der Fähigkeit gilt. (Sich das Gedicht
leise vorsagen, als Probe dafür, dass
man es laut aufsagen kann.)
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