∫ / ∕∕  

1
28.2.47.
  Sowie wir hier ein Schema verwenden wollen, wie es die Ausdrucksformen unserer Sprache uns nahelegen, & nicht bloß das wirklich Gemeinsame der Begriffe notieren, machen wir uns ein falsch vereinfachtes Bild unserer Begriffswelt. Es ist ˇso, als sagten wir,
alle Pflanzen im Garten
alle Pflanzen
hätten Blütenblätter; Blüten; Früchte; Samen. // ¤


 
   
  The vacant smile of the modern English mathematician.

 
   
¤ // … alle Pflanzen im Garten hätten Blüten, alle Blütenblätter, – Früchte, – Samen. //

 
  ∫ /  
  Wir fühlen den Schmerz, die Kälte, die Spannung in der Form des Gliedes welches schmerzt, friert, spannt, etc. Was heißt das? Ist es etwas anderes, als ein Bild, das z.B. den Worten entspricht “Ich habe eine kalte Nasenspitze”?


2


 
   
1.3.
  Wenn man immer alles durch Konturen wiedergibt, kann man einen allmählichen Übergang nicht darstellen. Wenn man gewöhnt wäre, alle ganzen Gegenstände geradlinig darzustellen, wäre es schwer sich von dem Vorurteil zu befreien, ein krummliniger könnte etwas anderes als ein Fragment sein.
  Wir fassen das, was wie ein Fragment ausschaut als Ganzes auf. Das ist ähnlich, wie wenn man die Pünktchen in “a, a2, a4, a8 … durch ein Zeichen ersetzt,
das
welches
nicht Unbestimmtheit auszudruck[t|en] scheint. Man schiebt damit einen Vergleich beiseite & schlägt einen anderen vor. // Man verhindert damit einen Vergleich … // Man hält damit einen Vergleich fern & schlägt einen andern vor. //
  Aber warum soll mir so viel daran gelegen sein, einen Vergleich
auf Kosten eines andern einzuführen? Was verspreche ich mir davon? Nun, ein Vergleich hat Konsequenzen. Eine ist ein immer wiederkehrenders Schwindel Schwindelgefühl des Verstandes, das Gefühl als gingen wir auf Luft ˇdaher, ohne
die Erde am
(den) festen Boden
zu berühren, & sagen Dinge, die entweder ganz inhaltsleer sind oder uns eigentlich zu hoch sind. //
& sagten da Dinge
& als sagten wir Dinge,
die uns eigentlich zu hoch, oder ganz inhaltsleer
wären.
sind.
//

 
   
  Aber der größte Teil der Mathematik, z.B., geht doch vor sich, ohne daß philosophischer Unsinn, oder philosophische Fragen ˇin sie treten eintreten. Und warum sollte man das bißchen Unsinn nicht einfach
stillschweigend
mit Stillschweigen
übergehen. Wem hat es je geschadet, daß im Vorwort oder in der Einleitung zu einem Buch über Experimentalphysik vom
vom Kausalitätsgesetz
Satz des zureichenden Grundes
die Rede war?

3
Oder was macht es, daß Hardy schreibt, er sei der Ansicht, daß d[ie|en] Sätzen der Mathematik eine objektive Realität
entspricht
beschreiben
? – Nun, das ist nicht leicht zu beantworten. – Und vor allem könnte ein gescheiter Mensch auch ganz gut an aus allen diesen kleinen philosophischen Nebeln vorbeigehen. Freilich gibt es dann
Gebiete
Stellen
, wo weitere Landstrecken
von
mit Nebeln
bedeckt sind. Und nun könnte man gegen die Philosophie einwenden, daß gerade dort, wo die Nebel am dichausgebreitestenc sind, wie in der Nationalökonomie ˇz.B., sie nicht das
Ergebnis
Resultat
einer verfahrenen Begriffsbildungcwelt sind, sondern von gewissen Interessen erzeugt werden, die sich der herkömmlichen Begriffe als eines Instruments bedient. Und man kann zweifeln, ob durch das Modifizieren der Begriffe eine weitgehende Klärung des Denkens der Menschen zu erreichen ist. Ich weiß nicht, was man darauf erwidern kann, es sei denn: das Philosophie
ein menschliches Tun ist mit einer Richtung, aber so unsicherem Erfolg, wie alles andere menschliche Tun.

 
  /  
3.2.
  Ein Geruch kann höchst angenehm sein.
Ist das Angenehme an ihm eine …
Ist, daß er angenehm ist, eine
Empfindung? Dann würde also die Empfindung der Annehmlichkeit den Geruch begleiten. Wie aber würde sie sich auf ihn beziehen? Freilich der Ausdruck der Annehmlichkeit ist seiner Art nach ähnlich dem Ausdruck einer Empfindung, insbesondere des Schmerzes. Aber Freude hat keinen Ort; es gibt freudige Gedanken, aber nicht zahnschmerzliche.
  Aber – möchte man sagen – ob Freude eine Empfindung sei, oder was sie sei, muß man doch merken, wenn man sie hat! – (Und warum besonders, wenn man sie hat, & nicht, wenn man sie nicht hat?) Merkst Du auch das Wesen der Eins, wenn Du einen
4
Apfel ißt, & das Wesen der Null, wenn Du keinen ißt?

 
   
  Wenn Frege sagte, die Anzahl sei kein Haufen, was führte ihn zu diesem Schluß, was betrachtete er, um das herauszufinden?

 
  ∫ /  
  Ist Schmerz immer unangenehm? Ist er es z.B.
immer
, wenn sexuelle Reize mit ihm verbunden sind einhergehen? Oder wirst Du sagen: “Der Schmerz an sich ist immer unangenehm”? Das hieße etwa: er ist unangenehm, aber man erträgt ihn gerne um anderer Empfindungen willen. – Aber kann Schmerz angenehm sein, wie ein angenehmer Geruch? Es könnte doch wohl sein, daß es mir ˇeinmal unangenehm ist, einem angenehmen Geruch zu begegnen; & angenehm eine[m|n] unangenehmen vorzufinden. Und hier kann man sagen: Der Geruch (an sich) ist nicht unangenehm aber es ist mir unangenehm, ihn hier
anzutreffen. Aber ist denn diese Unterscheidung immer möglich? Kann man z.B. für einen Geschmack immer sagen er sei an sich angenehm oder unangenehm? Ist es mit dem Schmerz, wie mit dem bittern Geschmack, der ˇviel öfter unangenehm als angenehm ist, so daß man oft von bitterm Schmerz & süßer Freude redet aber selten von süßem Schmerz & bitterer Freude. Aber hier muß man sich wieder vor dem Theorisieren hüten. Denn warum sollen Schmerz & Geruch die gleiche interne Relation zu Lust & Unlust haben?!

 
  ∫ /  
  Unwillkürliches Essen, vorgestellt nach der Art einer unwillkürlichen Armbewegung. Es müßte anders ‘ausschauen’ als das gewöhnliche, aber wie müßte // würde // es sich davon unterscheiden? – Es könnte, z.B., maschinell aussehen, plötzlich unmotiviert zum Stillstand kommen.

5


 
  ∫ /  
  Unmotiviert. Worin aber liegt es daß eine Bewegung motiviert ist? Niemand wird das Motiv eine Begleitung der Handlung nennen. (Nicht aber etwa weil es ein Vorläufer der Handlung sei!)

 
  /  
  Willkürlichkeit hängt mit Absichtlichkeit zusammen. Und daher auch mit Entschluß. Man entschließt sich nicht zu einem Herzkrampf & hat ihn nun.

 
  /  
  Man ruft sich ein Niesen, oder einen Hustenanfall hervor, aber nicht eine willkürliche Bewegung. Und der Wille ruft das Niesen nicht hervor & auch nicht das Gehen.

 
   
  “Ich weiß, ob ich meiner Überzeugung gemäß, oder entgegen, rede.” – “Aber ich weiß es nicht nur, ich bin mir dessen bewußt während ich rede.” Wie begleitet das Bewußtsein das Sprechen? Was soll ich sagen: ist, ˇsich dessen Bewußtsein,
eine Empfindung? (Ist ‘plötzlich weiterwissen’ eine Empfindung?)

 
  /  
  Empfindung, das ist das, was man für unmittelbar gegeben & konkret hält, was man nur anzuschauen braucht, um es zu erkennen; das, was wirklich da ist. (Die Sache, nicht ihr Abgesandter.)

 
   
  Die Weisheit ist etwas Kaltes, & insofern Dummes. (Der Glaube ˇdagegen, eine Leidenschaft.) Man könnte auch sagen: Die Weisheit verhehlt Dir nur das Leben. (Die Weisheit ist wie kalte, graue Asche, die die Glut
verdeckt
zudeckt
.)

 
  ∫ / /  
  Schließ die Augen, beschreib Dein Nachbild. Es ist rot. Aber weißt Du auch gewiß, daß die Farbe, die Du siehst [r|R]ot ist? – “Ja, denn es ist die gleiche wie diese hier.” – Aber weißt Du auch gewiß, daß die Relation der beiden die der Gleichheit ist?


6
 
   
  Was Du mit Dir selbst auszumachen hast, mach nicht mit dem Andern aus.

 
   
4.3.
  “Ich weiß, ob ich meiner Überzeugung gemäß, oder ihr entgegen rede.” So ist die Überzeugung das Wichtige, im Hintergrund meines Redens & Handelns. // das Wichtige; was im Hintergrund meiner Äußerungen steht. // Welches starke Bild! . Man könnte Überzeugung & Rede malen (“aus der tiefsten Brust”) // das Wichtige; im Hintergrund aller meiner Äußerungen // // das Wichtige. Im Hintergrund meiner
Reden.
Äußerungen.
// Und doch, wie wenig zeigt dieses Bild!

 
  ∫ /  
  Es gibt das Geständnis einer Lüge; wie das Geständnis einer Absicht.

 
   
  “Aber die Absicht muß doch eine Handlung sein – wie könntest Du Dich sonst der Absicht schämen?
Wie könnte man glauben, daß Gott die Absicht straft?” – Wenn Du eine ‘Handlung’ nennst, wessen Du Dich schämen kannst, dann mußt Du die Absicht zu den Handlungen
rechnen.
zählen.


 
  /  
  ein ungelöstes Mathematisches Problem, ich meine, eine mathematische Frage zu deren Beantwortung wir noch keine Methode haben, kann man der Frage vergleichen “Wer war König Lear's Mutter?”.
  Die Worte der Frage sind schon da; aber die Begriffe fehlen noch. Ich sage: “fehlen noch” – denn sie können erfunden werden, & sind, nach gewissen Leitlinien, zu erfinden.

 
   
  “Ich habe gelogen” – “Ich habe ihn damit gemeint” – “Ich wollte ihn damit ärgern” – sind alle von gleicher Art.

 
  /  
  “Der Geruch ist herrlich!” Ist
7
ein Zweifel;
daß der Geruch es ist, der
daß es der Geruch ist, was
herrlich ist?
  So ist es eine Eigenschaft des Geruches? – Warum nicht? Es ist eine Eigenschaft der zehn durch zwei teilbar zu sein, & auch, die Zahl meiner
Finger
zu sein.
  Es könnte aber wohl eine Sprache geben, in der die Leute nur die Augen schließen & sagen “O, dieser Geruch!” & es keinen S.P.-Satz gibt, der dem äquivalent ist. Das ist eben eine ‘spezifische’ Reaktion.

 
   
  Ich ke[i|n]ne erfahre seine Überzeugungen aus seinen
Handlungen
Äußerungen
, aber meine Überzeugung nicht aus meinen Handlungen. Wie zeigt es sich aber, daß ich meine Überzeugungen
ehe ich sie äußere, weiß?
vor ihren Äußerungen weiß?
D.h. doch: wie zeigt es sich, daß ich meine Überzeugungen
, ehe ich sie äußere,
vor ihren Äußerungen
habe? Wie zeigt es sich, daß ich die Kenntnis
meiner Überzeugung nicht meinen Handlungen entnehme? – Nun, ich äußere sie, ohne sie aus meinem Benehmen zu schließen. – Aber ist es dann auch wirklich das Gleiche, was ich aus seinem Benehmen schließen? – Aber ich schließe ja auf seine Überzeugung sowohl
daraus, daß er sie äußert
aus ihrer Äußerung
, als auch aus seinen Handlungen. Nun also: Ist das, wovon er sagt, er habe es, & wovon ich sage, ich habe es, ohne daß wir
dies
es
aus irgend einer Beobachtung
gewinnen
erschließen
, ˇist es dasselbe, wie dasjenige,
was
welches
wir aus der Beobachtung des Benehmens des Andern & aus
dessen
seiner
Überzeugungsäußerung entnehmen?

 
   
  Ich Kann man sagen: Ich schließe, daß erc handeln wird, wie er zu handeln beabsichtigt.

 
   
5.3.
  Warum interessiert mich (denn) seine Überzeugung? Warum ist sie nicht
8
seine Privatsache, – wie ein leichter Magenschmerz, von dem man kein Aufhebens macht?

 
  /  
  Ich schließe auf die Folgen seiner Überzeugung aus dem Ausdruck seiner Überzeugung; aber nicht auf die Folgen meiner Überzeugung aus ihrem Ausdruck.

 
  /  
  Denke Dir einen Beobachter, der, gleichsam automatisch, seine Beobachtungen ausspricht. Ja, er hört sich reden, nimmt aber sozusagen keine Notiz davon. Er sieht, daß die Feind herannaht & meldet es, beschreibt es, aber wie eine Maschine. Wie wäre das? Nun, er handelt nicht seiner Beobachtung gemäß. man könnte von ihm sagen, er sage, was er sieht, aber er glaube es nicht. Es dringe, sozusagen in ihn nicht ein.



 
   
  Die Überzeugung (Der Glaube) als ein Zustand der Seele. Ein Zustand, aus dem Taten & Worte fließen. Und aus den Worten fließen wieder Taten der Andern. “Er ist überzeugt davon” – er ist ‘durchdrungen’ davon. Wie wäre es: aus meinen Worten auf diesen Zustand meiner Seele schließen? – Es wäre nur möglich – möchte man sagen – wenn die Worte selbst automatisch ausgestoßen worden wären. Aber was meine ich damit? Daß meine Worte in einem automatischen, ausdruckslosen, Tonfall gesprochen wurden? Ist das wesentlich? Nein. Aber wenn ich sagte “
Aus meinen Worten … ersehe ich, ich sei bin
Ich habe gesagt … Ich scheine
davon durchdrungen gewesen, daß … ”, so würde man sagen: Du sprichst von Dir, wie von einem
Andern
Dritten
, also, als lebten zwei Leute in Dir, oder als sei da ein Mensch & ein Automat.
  “Es ist ja, als behandeltest Du Deine [E|e]igenen
Reden
Worte
wie einen Aus-
9
schlag, von dem Du auf einen Zustand
der
Deiner
Haut schließt.”

 
  /  
  Warum schließe ich aus meinen ˇeigenen Worten , nicht auf einen Zustand, aus dem Worten & Taten Handlungen entspringen? Ich schließe vor allem, aus meinen Worten nicht auf meine wahrscheinlichen Handlungen.

 
  /  
  Gefragt: , “Wirst Du so handeln?” – , überlege ich mir Gründe & Gegengründe.

 
   
  Was könnte man aus den Worten “Es regnet, & ich glaube es nicht” entnehmen? Etwa, daß es regnet – wenn ich ein
verläßlicher
guter
Beobachter bin –, & daß ich handeln werde, wie Einer, der es nicht glaubt. Das setzt voraus, daß man die Aussage in abnormaler Weise auffaßt; so nämlich daß der erste Teil vom Wesen handelt, der zweite aber nicht, sondern von mir.

 
   
  Wie müßte man sich nun Menschen denken, die so ein Sprachspiel spielten? Die also immer wieder Meldungen, Feststellungen, Aussagen, machten mit einem Zusatz, der den Zustand ihrer Überzeugtheit unabhängig von jener Aussage beschriebe? .
  Die Frage ist natürlich: wie kann denn das, was sie zu der ersten Aussage bringt, ˇsie nicht (auch) von ihr überzeugen? Er sieht den Regen, – drum sagt er ‘Es regnet”; muß er's dann aus demselben Grund nicht auch glauben? Wie denn, wenn er sagte: “Ich sehe, es regnet; & ich glaube es nicht.”? (Dies hätte auch in der dritten Person keinen Sinn.)

 
  /  
  Aber bedenke: Ich nehme doch manchmal des Andern Wort, – so müßte ich doch zum mindesten manchmal auch das meine dafür nehmen, daß ich der & der Überzeugung bin. Wenn ich aber sozusagen quasi automatisch,
10
meine Beobachtung berichte, so hat dieser Bericht mit meiner Überzeugung gar nichts zu tun. Wohl aber könnte ich mir, oder meinem beobachtenden Ich, ebenso vertrauen, wie das ein Andrer tut. Ich könnte also sagen: “Ich sage ‘es regnet’, da wird es wohl so sein”. Oder: “Der Beobachter in mir sagt [|]es regnet’, & ich bin geneigt, ihm zu glauben. – Ist es denn nicht so – oder ähnlich – wenn
ein Mensch
man
sagt, Gott habe zu ihmˇ, oder durch seinen Mund, gesprochen?

 
   
  “Es wird regnen; & , wenn du mich fragst, so sage ich, es wird nicht regnen.” Was nehme ich an, wenn ich annehme
:
,
es werde regnen & ich glaube das nicht? Ich nehme an, daß es regnet & daß ich z.B. auf die Frage “[r|R]egnet es?” mit [ü|Ü]berzeugung nein antworte. – Wenn ich also, was ich hier annehme, behaupte, so behaupte ich:
Es
es
regnet, & wenn
man mich, z.B., fragt, ob es regnet, antworte ich mit Überzeugung: Nein. So bist Du also zwei Menschen – möchte man sagen.

 
  /  
  Die wichtige Einsicht ist
:
,
daß es ein Sprachspiel gibt, in welchem ich, automatisch, eine Mitteilung mache, die von den Andern ganz so behandelt werden kann, wie eine nicht automatische – nur daß hier von seinem ‘Lügen’ nicht die Rede sein
wird
kann
– & die ich selbst wie die Mitteilung eines Dritten empfangen kann. Die ‘automatische Aussage, Meldung, etc. könnte man auch ein ‘Orakel’ nennen. – Das heißt aber freilich, daß sich (dann) das Orakel nicht der Worte “ich glaube … ” bedienen dürfte.

 
  /  
  Wo steht denn in der Logik, daß eine Behauptung nicht
11
im Trance gemacht werden darf?!

 
  /  
  “Schaue ich hinaus, so sehe ich, daß es regnet; schaue ich in mich, so sehe ich, daß ich's nicht glaube.” Und was soll man nun mit dieser Mitteilung anfangen?

 
   
  Wie würden wir mit Leuten mit gespaltener Persönlichkeit verkehren; & wie würden sie untereinander verkehren? Wie sollen ihre Sprachspiele aussehen? – das ist die Frage.

 
  /  
  ˇ“Angenommen, es regnet & ich glaube es nicht” – Wenn ich das, was diese Annahme “es regnet, & ich glaube es nicht” annimmt, behaupte, – so spaltet sich, sozusagen, meine Persönlichkeit.

 
   
   Scheue Dich ja nicht davor, Unsinn zu reden! Nur mußt Du auf Deinen Unsinn lauschen.


 
  /  
  “Dann spaltet sich meine Persönlichkeit” heißt: Dann spiele ich nicht mehr das gewöhnliche Sprachspiel, sondern ein anderes.

 
  ✢ ∫ /  
  Was ist der Witz von Reim & Rhythmus? – Daß man das Ausgesprochene betrachten kann.

 
   
  Will ich so sagen? – Daß wir ein Wort mit der Grammatik des
Verbums
Wortes
Glauben” verwenden; hängt damit zusammen, daß wir zwar ˇauf die wahrscheinlichen Handlungen des Andern aus seinen Äußerungen schließen, aber etc..

 
  /  
  “Die Worte ‘Es regnet’ sind in seine Seele geschrieben”. Dies soll soviel heißen, ˇwie, d.h., ersetzbar sein durch, “Er glaubt, daß es regnet”. “Die Worte ‘Es regnet’ sind in meine Seele geschrieben” – heißt etwa soviel wie: “Ich kann mich von dem Glauben nicht befreien, daß … ”, “Die Idee hat von mir Besitz ergrif-
12
fen, daß …”.
  Bedenke nämlich, daß die Worte “Ich glaube, es regnet” & “Es dürfte regnen” das Gleiche sagen ˇkönnen: insofern nämlich, als es in gewissen Zusammenhängen keinen Unterschied macht, welchen wir verwenden. (Und befrei[e|t] Dich von der Idee, daß den einen ein andrer geistiger Vorgang begleitet, als den anderen!) Die beiden Sätze können das Gleiche sagen, obwohl dem ersten ein “Ich glaube … ” & “Er glaubt … ”, etc. entspricht, dem zweiten nicht. Der erste ist eben mit einem andern Begriff gebildet. D.h.: um zu sagen, daß es dürfte vielleicht regne[n|t], brauchen wir den Begriff “Glauben” nicht,
obschon
obwohl
wir ihn dazu verwenden können. Der Begriff, ein Satz sei Einem ‘in die Seele geschrieben’, ist nun ein dritter Begriff, der sich ˇin den Anwendungen zum Teil mit den andern deckt, zum Teil nicht.
  Ich will sagen, daß man zur Bildung der Aussage “Es dürfte regnen” den ‘seltsamen’ Begriff
‘glauben’ nicht braucht, obwohl man ihn dazu gebrauchen kann.

 
  /  
  Bedenke auch: ‘Es schei “Es dürfte regnen & es regnet” heißt nichts & ebenso “Es dürfte regnen & es regnet nicht”. Dagegen kann man sagen “Es scheint zu regnen & es regnet” & auch “Es scheint … & es regnet nicht”, & “Es scheint zu regnen” kann den gleichen Sinn haben wie “Es dürfte regnen”.

 
   
  “Es regnet, aber ich will es nicht wahr haben.”

 
   
  Wenn es einen wichtigen Zustand der Seele gibt, auf den ich beim Andern durch ˇseine Worte & Handlungen schließe (& aus ihm wieder auf
weitere Handlungen
viele andere
), warum bekümmert er mich nicht als Zustand meiner Seele; oder wie kann ich auf ihn in anderer Weise in mir schließen,
13
als im Andern? // , warum bekümmert's es mich nicht, ob dies der Zustand meiner Seele ist; oder wie kann ich bei mir
in anderer Weise
anders
auf ihn schließen, als beim Andern? //

 
   
6.[2|3].
  “Ich glaube, es wird regnen”, “Ich glaube, daß mein Freund mir treu ist”. Die Worte “Es ist mir in die Seele geschrieben … ” passen nicht auf № 1, aber auf № 2. Man könnte auch sagen
das zweite Beispiel redet von
№ 2 charakterisiert
einer Denkweise, das erste nicht. Man wird geneigt sein, zu sagen: auf etwas vertrauen
sei
ist
ein Zustand
des Menschen
(der Seele)
; glauben, es werde regnen, sei keiner.

 
   
  “Es regnet, aber ich sage mir, es regnet nicht.”

 
   
Sich irren. Ich kann annehmen, daß ich micht, in einer Beobachtung z.B., irre. Aber kann ich behaupten, ich irre mich (jetzt) in ihr?



 
   
  Die Schwierigkeit ist, den wichtigen Aspekt der Sache zu sehen.

 
   
  Wie weiß ich, ich sei im Glauben, es regnet? Schaue ich in mich? Ja, nützt es mir irgendetwas, wenn ich mich beobachte? Nun, ich könnte mich etwa fragen “Um wieviel würde ich ˇin diesem Falle wetten?”

 
   
7.[2|3].
  “Es regnet; aber ich lasse diese Erkenntnis nicht in mich eindringen.”
  “Es regnet;, & ich verschließe mich dieser Erkenntnis.” – Es wäre hier wirklich, wie wenn ich meine Persönlichkeit spalten wollte // spaltete // . wirklich so, als spaltete ich das Erkennen als etwas Automatisches von meiner übrigen Person ab.

 
  ∫ /  
  In einem tieferen Sinne betreiben wir wirklich Grammatik. Welchen Erfolg das haben wird, & ob überhaupt einen, wie könnte man es wissen?

 
  /  
9.[2|3].
14
  Verstellung. Schmerzen heucheln. Es besteht nicht einfach darin, daß
man die Äußerung des Schmerzes von sich gibt,
man Schmerzen äußert,
ohne Schmerzen zu haben. Es muß ein Motiv des Handelns da sein, also eine Situation, die nicht (ganz) einfach zu beschreiben ist. Sich krank & schwach stellen, um den Helfenden dann zu überfallen. – “Aber es ist doch da ein innerer Unterschied.” Natürlich; nur ist “innerer” hier eine gefährliche Metapher. – Aber der Beweis, daß ein innerer Unterschied vorliegt, ist (ja), daß ich gestehen kann ich habe geheuchelt. Ich gestehe eine Absicht. ‘Folgt’ daraus, daß die Absicht etwas Inneres war?

 
   
  Was macht man mit so einem Geständniswie: “Als ich es sagte, war ich mir der Unwahrheit bewußt.” Die Verwendung ist nicht leicht zu beschreiben.

 
   
10.3.
Die Wunder der Natur. Man könnte sagen: die Kunst zeige uns die Wunder der Natur. Sie basiere auf dem Begriff der Wunder der Natur. (Die sich öff[ü|n]ende Blüte). Was ist an ihr herrlich?) Man sagt: “Sieh, wie sie sich öffnet!”

 
   
15.3.
   Nur [d|D]urch einen Zufall nur könnten sich die Träume eines Menschen von der Zukunft der Philosophie, der Kunst, der Wissenschaft, sich bewahrheiten. Was er sieht, ist eine Fortsetzung seiner Welt im Traum, also vielleicht sein Wunsch (vielleicht auch nicht) aber nicht die Wirklichkeit.
  Es könnte doch sein, daß die Photographie eines Menschen, z.B., mit der Zeit ändere, so ˇetwa als altere der Mensch auf ihr. Aber sie ändert, entwickelt sich, dann nach ihren eigenen Gesetzen & warum
15
sollten die sie parallel führen mit der Entwickelung des wirklichen Menschen?

 
   
  Auch der Mathematiker kann natürlich die Wunder (das Krystall) der Natur anstaunen; aber kann er es, wenn es einmal problematisch geworden ist, was
er denn anschaut?
er sieht?
Ist es ˇwirklich möglich, solange eine philosophische Frühe das verschleiert, was das [s|S]taunenswerte ˇoder Angestaunte ist?
  Ich könnte mir denken, daß Einer Bäume bewundert, & auch die Schatten, oder Spiegelungen von Bäumen, die er für Bäume hält. Sagt er sich aber einmal, daß
es
dies
doch keine Bäume sind & wird es ˇfür ihn problematisch, was sie sind, oder was ihre Beziehung zu Bäumen ist, dann hat die Bewunderung einen Riss, der erst erst wieder zu geheil[t|en] werden muß ist.

 
   
  Die Ausd gleichmachenden Ausdrücke der symbolischen Logik haben
die Mathematik noch undurchsichtiger gemacht & die Einsicht in das Wesen des mathematischen Treibens wohl einerseits gefördert, anderseits aber gehindert. // wohl ˇbis zu einem gewissen Punkt gefördert, von da an aber gehindert. //

 
  /  
  Das wirklich Unendliche ist ein ‘bloßes Wort’. Besser wäre (es) zu sagen, : dieser Ausdruck schafft vorläufig bloß ein Bild; das noch in der Luft hängt; dessen Anwendung Du uns noch schuldig bist.

 
  /  
  Eine [U|u]nendlich lange Kugelreihe, ein unendlich langer Stab. Denk Dir, davon sei in einer Art Märchen die Rede. Welche Anwendung könnte man, wenn auch nur fiktiv, von diesem Begriff machen? Die Frage sei jetzt nicht: Kann es so etwas geben? Sondern: was stellen wir uns vor?
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Laß also Deiner Einbildung wirklich die Zügel schießen! Du kannst es jetzt haben, wie Du's willst. Du brauchst nur zu sagen, wie Du's willst.
Mach also nur ein Wortbild; illustrier es, wie Du willst, – durch Zeichnungen, durch Vergleiche, etc.! Du kannst also, gleichsam, eine Werkzei[g|c]hnung anfertigen. Und nun ist noch die Frage, wie nach ihr gearbeitet werden kann.

 
   
  “Wie aber kann der menschliche Geist der Realität vorausfliegen, so daß er das Unverifizierbare denken kann?” Dies Gefühl haben wir, wenn wir zwei Arten von Sätzen oder Bildern zusammenstellen & die Verschiedenheit ihrer Verwendung vergessen. So wie einem ‘imaginär’ vorkam, wenn man sie mit zusammenstellte & die Verschiedenheit der Anwendung vergas.



 
  /  
  “Wie aber kann der menschliche Geist der Wirklichkeit voranfliegen, & selbst das Unverifizierbare denken?” – Warum sollen wir nicht das Unverifizierbare reden? Wir machten es ja selbst unverifizierbar.
  Es wird ein falscher Schein erzeugt? Und wie kann es auch nur so scheinen? Willst du denn nicht sagen, daß dies ‘so
auch nicht einmal eine
gar keine
Beschreibung ist? Nun, dann ist es also kein falscher Schein, sondern
vielmehr
nur
einer, der uns der Orientierung beraubt (, uns schwin[g|d]eln macht). So daß wir eben fragen: wie ist es möglich?

 
   
  ‘Mit Absicht verschweigen’, ‘mit Absicht irreführen’, u.s.f.. Sich daran erinnern. In der Erinnerung ist es als wären da gleichsam die keinen grünen Spitzen gewesen,
17
die im Frühjahr die Anfänge verschiedener Pflanzen sind. “Was schwebte Dir vor?” – Ein Wort, eine Miene u. dergl., die aber alle eine ˇganz bestimmte Bedeutung hätten.
  Oder: Er sah mich ˇbei diesen Worten einen Augenblick ˇlang an, & ich verstand ihn, wußte was er dachte. Ich wußte es in diesem Augenblick. Wie
ist
war
das möglich? Er dachte … & ich verstand es in dem Augenblick, als er mich ansah.

 
  ∫ /  
  Er sah mich warf mir einen Blick zu, & ich schämte mich meiner Gedanken – was geschah da? Sagte ich mir “Ich schäme mich … ” – & was nützte es, selbst wenn ich's diese Laute hervorgebracht hätte?

 
  /  
  So wie das Wort
ausgesprochen
gesprochen
war, wünschte ich, ich hätte es nicht gesagt. – Wie bezog sich mein Wunsch auf das ausgesprochene Wort?

 
  /  
  Ich fühlte, daß das Wort unpassend
war, sobald ich es ausgesprochen hatte. Aber die Zeichen, an die ich mich erinnere, waren nur wie leise Andeutungen. Kleinigkeiten, aus denen ich die Absicht, den Wunsch etc., etwa hätte erraten können.

 
  /  
  Es gibt Schamanlässe, – Situationen – & Schambenehmen. So wie es Erwartungsanlässe & Erwartungsbenehmen gibt.

 
   
  “Ich bin unruhig, weil ich weiß, daß es jeden Moment knallen wird.”

 
   
  “Warum bist du so unruhig?” – “Weil ich weiß, daß es jeden Moment knallen wird.”

 
   
  “Ich erwarte einen Knall, aber es wird keiner kommen.” Mein Organismus erwartet ihn, sozusagen.

 
  /  
  “Ich schaue nach ihm aus. Worin besteht das?

18


 
  /  
  Wäre es denn nicht beinahe verwunderlich, wenn es nicht Verben gäbe, die ein bestimmtes Benehmen in bestimmten Situationen & ein Denken an gewisse Dinge zusammennähmen? Aber freilich: das Denken könnte man immer durch ein Reden mit gewissen Bestimmungen ersetzen.
  Ich schaue, & sage “Er wird gleich kommen – er geht immer diesen Weg – er sollte schon da sein – etc..”

 
  /  
  Wenn eine Katze vor dem Mauseloch lauert – nehme ich an, sie denke an die Maus?
  Wenn ein Räuber auf sein Opfer wartet, – gehört dazu, daß er an diesen Menschen denkt? Muß er sich dabei dies & jenes überlegen. Vergleiche den, der
dies
es
zum ersten Mal tut mit Einem, der es schon unzählige
Male getan hat! (Lesen.)

 
  ∫ /  
  Man fraget den Kapellmeister, der gerade den Taktstock ergreift, “Hast Du die Absicht zu dirigieren?” –

 
  /  
  Es könnte ein Verbum geben, das heißt bedeutet: die Absicht durch Worte, oder andere Zeichen, laut, oder in Gedanken, aussprechen. Dies
Zeitwort
Wort
wäre nicht gleichbedeutend mit “beabsichtigen”.
  Es könnte ein Verbum geben, welches bedeutet: einer Absicht gemäß handeln; & dieses wäre auch nicht gleichbedeutend mit “beabsichtigen”.
  Wieder ein anderes könnte bedeuten: über einer Absicht brüten; oder, sie im Kopfe hin & her wälzen.

 
  /  
  Wenn ich meinen Kaffee bereite, so beabsichtige ich, ihn
19
zu trinken. Wenn ich ihn nun ohne diese Absicht bereitete – müßte da eine Begleitung dieser Handlung fehlen? Geht während des normalen Tuns ˇirgendetwas vor sich, was es als Tun zu das
mit
in
dieser Absicht charakterisiert?
  Wenn man mich aber fragte, ob ich ihn zu trinken beabsichtige, & ich antwortete “Ja freilich!” – würde ich etwas über meinen ˇgegenwärtigen Zustand aussprechen?
  So reagiere ich in diesem Falle; & das läßt sich aus meiner Reaktion entnehmen.

 
   
  “Ich hoffe er wird kommen!” – was läßt sich aus dieser Reaktion entnehmen? Wozu ist sie dem Andern nütze?

 
   
17.3.
  ‘Gut, daß die meisten Menschen die Dinge – Furcht, W[ü|u]nsche, Hoffnung, Glauben, Liebe, etc. etc. – mit einander gemein haben; so daß, wenn
wir ˇalso ein das Kind lehren, zu sagen “Ich hoffe … ”, ˇdaß etwas Inneres da ist, dem gerade dieser Ausdruck entspricht.’ // entsprechend ist.’ //

 
  /  
  Man kann
einen
den
Glauben, ˇWunsch, eine Furcht, Hoffnung, Zuneigung

,
einen Wunsch einen Zustand des Menschen nennen;
wir können
man kann
auf diesen Zustand beim Benehmen bei unserem Betragen gegen diesen Menschen rechnen, aus
seinem
dem
Zustand auf seine Reaktionen schließen.
  Und sagt Einer “Ich war all diese Zeit im Glauben … , “Ich hegte Zeit meines Lebens den Wunsch”, etc., so sagt er aus so berichtet er von einem Zustand, einer Einstellung. – Sagt er aber “Ich glaube, er kommt” (oder einfach “
Da kommt er
Er kommt
”, oder “Ich wünsche, daß Du kommst” (oder einfach “Bitte komm!”), dann handelt er, spricht er, jenem Zustand gemäß, berichtet nicht, er befinde sich in ihm.
20

  Aber wenn das richtig wäre, dann sollte es doch eine gegenwärtige Form jener Berichte geben, also einerseits, z.B., die Äußerung “Ich glaube … ”, anderseits einen Bericht, (etwa) ich “Ich bin im Glauben …”. Und Ähnliches für den Wunsch, die Absicht, Furcht, etc..

 
  /  
  Jemand könnte erzählen: “Ich erinnere mich meines Zustandes in jenen Jahren sehr genau; wenn immer man micht fragte … , antwortete ich … , das war meine Einstellung.”

 
  ∫ /  
  Wenn Einer sagt “Meine Einstellung zu dieser Angelegenheit ist die: … ” – teilt er mir seine Einstellung auf Grund von Selbstbeobachtung mit? Sagt er aber, z.B., “Meine Einstellung zu Engländern ist im allgemeinen die: … ”, dann heißte es ungefähr soviel wie
“Ich reagiere auf Engländer so: …”.

 
   
  Mein Ruf “Hilfe!” sagt dem Andern, ich sei im Zustand der Hilfsbedürftigkeit; mein Ruf “Da kommt er!”, ich sei im Zustand de[s|r] Überzeugung … etc.. Man kann also
meine
die
Äußerung auch einen Bericht über meinen gegenwärtigen Zustand nennen ‒ ‒ ‒ wichtig ist nur, daß er nicht auf Grund einer Selbstbeobachtung gemacht wurde. (Und freilich ist wichtig auch der Kathegorische Unterschied zwischen Schmerzzustand & Glaubenszustand.)

 
   
18.3.
  ‘Ich wollte, ich hätte das nicht getan!” Ist das eine primitive Reaktion? Ekel vor einer Sache; Ekel vor meiner eigenen Handlung. Wie drücke ich Ekel vor einer vergangenen Handlung aus? Man könnte sich denken, daß einer bei der Erinnerung das Gesicht verzieht, eine abwehrende
21
Bewegung macht, ausspuckt.
  Der Ekel, eine Empfindung? Es gibt doch Empfindungen des Ekels, z.B. ein leichtes Übligkeitsgefühl.

 
   
  ‘Warum ist das Unangenehme so unangenehm!” (Mining.)

 
  /  
  Es gibt eine Ekelreaktion, in mir & im Andern, es gibt auch Ekelgefühle. Und darin gleichen sich Ekel, Furcht, Zuneigung, u.a., aber nicht Hoffnung, Glaube, u.a..

 
  /  
  Gram
wiederholt sich unablässig der traurigen Gedanken.
denkt wieder & wieder an das Traurige.
Ein Gedanke kann traurig, ekelerregend, entzückend sein, etc., wie aber zeigt der Ausdruck, daß es
dieser
der
Gedanke ist, auf den wir so reagieren? Wie wehrt man einen Gedanken ab?

 
   
  ‘Was geschieht’, wenn man sich auf ein Wort zu besinnen trachtet? Was leistet z.B. James's
Beschreibung des Vorgangs? Und gibt es eine bessere, eine wesentlich bessere?

 
   
  “Das Wort liegt mir auf der Zunge”. Denke es sagte das jemand ‘ohne Anlaß’ & produzierte am Ende vielleicht irgend einen unsinnigen Wortlaut.

 
  /  
  Soll ich den ganzen Bereich des Psychologischen den
des Erlebens
der ‘Erlebnisse’
nennen? Also etwa alle psychologischen Verben ‘Erlebnisverben’. (‘Erlebnisbegriffe’.) Ihr Charakteristicum ist dies, daß
sie
ihre
[D|d]ritte Person auf Grund von Beobachtung
ausgesprochen
behauptet
wird, nicht aber
die
ihre
erste.
Jene
Die
Beobachtung ist Beobachtung des Benehmens[,|.] von Menschen & was Menschen ähnlich ist. Eine Unterklasse der
Erleben
Erlebnisbegriffe
sind die ‘Erfahrungsbegriffe’. ‘Erfahrungen’ haben [D|d]ann;
22
einen Verlauf; sie können gleichförmig oder ungleichförmig verlaufen. Sie haben Intensität. ˇSie sind nicht von Gedanken. Eine Vorstellung ist eine Erfahrung. Eine Unterklasse der ‘Erfahrungen’ sind die ‘Eindrücke’. Eindrücke haben räumliche & zeitliche Beziehungen zueinander. Es gibt [m|M]ischeindrücke z.B. Gemische von Gerüchen, Farben, Tönen. ‘Gemütsbewegungen’ sind eine
Erleben
‘Erlebnisse’
, aber sind nicht ‘Erfahrungen’. (Beispiele) : Trauer, Freude, Gram, Entzücken, ) Und man könnte unterscheiden ‘gerichtete Gemütsbewegungen’ & ‘ungerichtete G.’. Die G. hat Dauer; sie hat keinen Ort, sie hat charakteristische Erfahrungen & Gedanken; sie hat einen charakteristischen mimischen Ausdruck. Denken ist Reden unter bestimmten Umständen, & anderes, was ihm entspricht. Gemütsbewegungen färben Gedanken. Eine Unterklasse der ‘Erlebenisse’ sind die Formen der ‘Überzeugung’. (Glaube, Gewißheit, Zweifel, etc.) Ihr Ausdruck
ist ein Ausdruck von Gedanken. Sie sind nicht ‘Färbungen’ von Gedanken. Die gerichteten Gemütsbewegungen könnte man auch “Stellungnahmen” nennen. Auch Überraschung & Schreck sind Stellungnahmen & auch Bewunderung, Genuß.

 
  /  
  Wohin gehört aber Erinnerung & wohin Aufmerksamkeit? Man kann sich in einem Augenblick einer Situation, oder Begebenheit erinnern. In sofern ist also der Begriff des Erinnerns ähnlich dem des augenblicklichen Verstehens, sich Entschließens.

 
  ∫ /  
19.3.
  Man sagt “Er scheint zu glauben” aber,
normalerweise
für gewöhnlich
, nicht: “Ich scheine zu glauben”. Aber ein Schauspieler könnte dies wohl sagen, indem er seine Rolle beschreibt.
  Und es ließen sich auch Gelegenheiten vorstellen, in denen man dies außerhalb des Schauspiels sagen würde. Man sagt, ja auch manch-
23
mal “Was ich soeben gesagt habe, klang sehr kühl, aber … ”, oder dergleichen.

 
  /  
  Mein Benehmen ist eben manchmal Gegenstand meiner Beobachtung, aber
doch
viel
seltener. Und das hängt damit zusammen, daß ich meinc Benehmen beabsichtige. Selbst wenn der Schauspieler im Spiegel seine eigenes Mienenspiel beobachtet, oder der Musiker genau auf jeden Ton seines Spiels merkt & ihn beurteilt, so geschieht es doch um ˇdanach seine Handlung ˇdanach zu
richten
lenken
.

 
  ? /  
  Was heißt es z.B., daß Selbstbeobachtung mein Handeln, meine Bewegungen, unsicher macht?
  Ich kann mich nicht unbeobachtet beobachten. Und ich beobachte mich nicht zu dem gleichen Zweck wie den Andern.



 
  /  
  “Ich lenke ja meine Handlungen”. Der Andre kann sie z.B. lenken, indem er mir befielt.

 
  /  
  Wenn ein Kind im Zorn mit den Füßen stampft &
heult, –
Worte ausstößt
wer würde sagen, es täte dies unwillkürlich. Und warum? Warum nimmt man an, es täte dies nicht unwillkürlich? Was sind die Zeichen des willkürlichen Handelns? Gibt es solche Zeichen? – Was sind denn die Zeichen der unwillkürlichen Bewegung? Sie folgt [b|B]efehlen nicht, wie die willkürliche Handlung. Es gibt ein “Komm her!”, “Geh dorthin!”, “Mache diese Armbewegung!”, “Sprich diese Worte!”, “Iß!”, “Trink!”; aber nicht “Laß Dein Herz schnell gehen”.

 
  /  
  Es gibt ein bestimmtes Zusammenspiel des von Bewegungen, Worten, Mienen, z.B., ˇwie den Äußerungen des Unwillens oder der Bereitschaft, die die willkür-
24
lichen Bewegungen des
gewöhnlichen
normalen
Menschen
charakterisieren
kennzeichnen
. Wenn man das Kind ruft, so kommt es nicht automatisch: Es gibt da, z.B., die Gebärde “Ich will nicht!”, oder das freudige Kommen, den Entschluß zu kommen, das Fortlaufen mit den Zeichen der Furcht, die Wirkungen des Zuredens, die alle die Reaktionen des Spiels, die Zeichen des Überlegens & seine Wirkungen.

 
  /  
  Eine Melodie ging mir durch den Kopf. War es [W|w]illkürlich, oder unwillkürlich? Eine Antwort wäre: Ich hätte es auch lassen können, sie mir
innerlich vorzusingen
vorzustellen
. Und wie weiß ich das? Nun, weil ich mich für gewöhnlich unterbrechen kann, wenn ich will.

 
  / ∫  
  Wie könnte ich mir beweisen, daß ich meinen Arm willkürlich bewegen kann? Etwa indem ich mir sage: “Ich werde ihn jetzt bewegen” & er sich
nun bewegt? Oder soll ich sagen: “Einfach indem ich ihn bewege”? Aber wie weiß ich, daß ich's getan habe & er sich nicht nur durch Zufall bewegt hat? Fühle ich's am Ende doch? Und wie, wenn mich meine Erinnerung an frühere Gefühle täuschte, & es also gar nicht die
maßgebenden
richtigen
Gefühle waren?! (Und welches sind die richtigen?) Und wie weiß denn der Andre, ob ich den Arm, wirklich bewegt habe? Ich werde ihm vielleicht sagen “Befiel mir, welche Bewegung Du willst & ich werde sie machen, um Dich zu überzeugen”. – Und was fühlst Du denn in Deinem Arm? “Nun, das Gewöhnliche.” Es ist nichts [u|U]ngewöhnliches an den Gefühlen, der Arm ist z.B. nicht gefühllos. wie wenn er ‘eingeschlafen’ wäre

 
  /  
  Eine Bewegung, von der ich nicht weiß, daß sie stattfindet, oder stattgefunden hat, wird man unwillkürlich nennen. – Wie ist es aber, wenn ich
25
bloß versuche ein Gewicht zu heben, eine Bewegung also nicht stattfindet[!|?]
  Wie wäre es, wenn Einer sich unwillkürlich anstrengte ein Gewicht zu heben? Unter welchen Umständen würde man dies ˇVerhalten ‘unwillkürlich’ nennen?

 
  /  
  Kann nicht Ruhe ebenso willkürlich sein wie Bewegung? Kann das Unterlassen der Bewegung nicht willkürlich sein? Welch besseres Argument gegen ein Innervationsgefühl?

 
   
  “War dieser Blick beabsichtigt?” “Hast Du mit ihm etwas gemeint?” – “Ja, ich habe etwas damit gemeint. Ich wollte sagen, daß ich Dir nicht glaube.” So hattest Du also, ehe Du so blicktest, die Absicht, so zu blicken? Oder wann hattest Du sie denn? Sagtest Du Dir wirklich, in irgend einer Form, “Jetzt will ich so schauen”? – Freilich man möchte so etwas, so ein ‘fiat’, behaupten;
aber es ist doch offenbar, daß man nichts von dergleichen weiß, daß
dies
es
also nicht zur Willkürlichkeit, oder Absichtlichkeit gehört. “Dieser Blick war nicht beabsichtigt” heißt manchmal: “Ich wußte nicht, daß ich so geschaut habe”, oder “Ich wollte nichts damit sagen”.

 
   
  “Ich dachte ‘Wie unfreundlich er auschaut!’”. Als ich so dachte sagte ich mir diese Worte nicht. Vielleicht sah ich ihn ˇbedenklich an & schüttelte den Kopf. Übersetze ich nun, aus jenes Kopfschütteln in die Worte? Nein. Und hab ich mir's nicht wirklich gedacht? Doch! – So verwende ich die Vergangenheitsform “Ich dachte”.

 
  /  
  Es sollte uns nicht so selbstverständlich vorkommen, daß wir uns das Gedächtnis d[es|en] vergangenen inneren Vorgang ebenso zeigt wie den vergangenen äußern.

26
 
   
  “Ich kann meine Hand bewegen, wenn ich will.” – Und wie tu ich das: ‘es wollen’? Und vor allem: wann tu ich es? Denn man scheint gesagt zu haben, man tue etwas, – die Bewegung wollen, – entweder vor, oder während der Bewegung.

 
  /  
20.3.
  Vorstellung ist willkürlich, Erinnern unwillkürlich? , sich etwas ins Gedächtnis rufen aber willkürlich.

 
  /  
  Was für ein merkwürdiger Begriff ‘versuchen’, ‘trachten’, ist, was man alles ‘zu tun trachten’ kann! (Sich zu erinnern, ein Gewicht zu heben, aufzumerken, an nichts zu denken.etc.) Aber dann könnte man auch sagen: Was für ein merkwürdiger Begriff ‘tun’ ist!
  Welches
sind
ist
die
Verwandschaftsbeziehungen
Verwandschaft
zwischen ‘Reden’ & ‘Denken’, zwischen ‘Reden’ & ‘zu sich selbst reden’. (Vergl. Verwandschaftsbeziehungen zwischen Zahlenarten).



 
   
  Man sagt: “Seltssam! wenn ich … , dann bewegt sich mein Arm ….” Aber man sagt nicht: “Seltsam! wenn…, dann bewege ich meinen Arm….”
Wir wundern uns
Man wundert sich
nicht über die g willkürliche Bewegung ; & es ist als sei dies, weil man ihrer Ursache, den Willen, kennt. // ; & wir sind geneigt, zu sagen, es sei dies, weil…. // // ; & wir möchten
fortsetzen,
sagen,
dies sei so, weil…. //

 
  /  
  Man zieht ganz andere Schlüsse aus der unwillkürlichen Bewegung als aus der willkürlichen: das charakterisiert die willkürliche Bewegung.

 
  /  
  Aber wie weiß ich, daß diese Bewegung willkürlich war? – Ich weiß es nicht, ich äußere es.

 
  /  
  “Ich ziehe so stark, als ich kann.” Wie weiß ich das? Sagt es mir mein
27
Muskelgefühl? Die Worte sind ein Signal; & sie haben eine Funktion.
  Aber erlebe ich denn nichts? Erlebe ich denn nicht etwas? etwas Spezifisches? Ein spezifisches Gefühl der Anstrengung & des [n|N]icht-mehrweiter-[k|K]önnens? , des Anlangens an die Grenze? Freilich; aber diese Ausdrücke sagen nicht mehr als “Ich ziehe so stark, als ich kann”.

 
  /  
  Es ist aber doch wichtig, daß es alle diese Paraphrasen gibt! Daß man die Sorge mit den Worten beschreiben kann “Ewiges Düstre steigt herunter”. Ich habe vielleicht die Wichtigkeit dieses Paraphrasierens nie genügend betont.
  Man stellt die Freude dar indem man durch ein lichtumflossenes Gesicht, durch Strahlen, die von ihm ausgehen. Natürlich heißt das nicht, daß Freude & Licht einander ähnlich sind; aber wir assoziieren – gleichgültig warum – die Freude
mit dem Licht. Es könnte ja sein, daß diese Assoziation dem Kind wenn es sprechen lernt, beigebracht ist wird, daß sie nicht natürlicher ist, als der Klang der Wörter selbst ‒ ‒ ‒ genug, daß sie besteht. (“Beethoven” & Beethovens Werke)

 
  /  
  Die Trauer dem bleigrauen Himmel ähnlich?! Und wie kann man das herausfinden? Indem man den Trauernden & den Himmel betrachtet? Oder sagt es der Trauernde? selbst? Und ist es dann nur für seine Trauer wahr, oder für jede die Trauer eines Jeden?

 
  /  
  Wenn aber nun Einer sagt, seine Trauer gleiche einer grauen Wolke, – soll ich es glauben, oder nicht? – Man könnte ihn fragen, ob sich die beiden in etwas gleichen, in einer bestimmten Hinsicht. (Wie z.B. zwei Gesichter); oder aber wie ein plötzlicher starker Schmerz einem Aufflammen.) Wie [m|M]an
28
ˇkann Beziehungen ˇ– interne Beziehungen & Zusammenhänge dessen angeben kann was man ‘Intensitäten’ verschiedenartiger Eindrücke nennt. // ‘Intensitäten’ bei verschiedenartigen Eindrücken nennt. // // angeben, was man, bei verschiedenartigen Eindrücken, ‘Intensität’ täten’ nennt. //

 
  /  
  ‘a ist zwischen b & c, & ˇdem b näher als ˇdem c’ ist eine charakteristische Relation zwischen Empfindungen ˇgleicher Art. D.h., man kann es gibt, z.B., ein Sprachspiel spielen mit dem Befehl “Erzeuge eine Empfindung zwischen dieser & dieser, & der ersten näher als der zweiten!” Und auch “Nenne
zwei
die beiden
Empfindungen, zwischen welchen diese liegt”.

 
  /  
  Und da ist es wichtig, daß man z.[b|B]. bei grau “Schwarz & Weiß” zur Antwort kriegen wird; bei Violett “Blau & Rot”, bei Rosa “Rot & Weiß”, etc., aber nicht bei Olivgrün ‘Rot & Grün”.

 
  /  
  Woran erkennt man, daß der
Ausdruck der Freude nicht der Ausdruck eines Körperschmerzes ist? (Eine wichtige Frage.)

 
  /  
  Woher weiß man, daß der Ausdruck des Genusses nicht der einer Empfindung ist?

 
  /  
  Eine Figur als dies oder als jenes aussprechen. Sprichst Du die Figur
immer
die ganze Zeit
während
Du
ich
sie siehst, als
dies oder das
etwas
an? Freilich, : gefragt, was diese Figur vorstellt, würde ich immer sagen: “eEinen Hasen”; aber ich bin mir dessen so wenig ständig bewußt als dessen, daß dies hier ein ˇ(wirklicher) Tisch ist. Denn spreche ich ein Bild immer als das Bild dieses Gegenstandes an, dann auch jeden Gegenstand als Ding dieses bestimmten Gebrauches, etc..

 
  /  
  Wenn Einer zum erstenmal merkt, daß das Bild zweideutig ist,
29
könnte er etwa mit dem Ausruf reagieren “Ah, ein Haase!”, & dann wieder “Ah, eine Ente!”; aber er würde doch, wenn er nun das Bild als dauernd in dem eine[n|m] Aspekt sieht, nicht geneigt sein die ganze Zeit ˇauszurufen “Ah, ein …” zu rufen. // nicht ununterbrochen ausrufen wollen “Ah, ein …!” //
 
  /  
21.3.
  Ich will sagen, daß der natürliche, primitive, Ausdruck des Erlebnisses des Aspekts so ein Ausruf wäre, es könnte auch ein Aufleuchten der Augen sein. (Es fallt mir etwas auf!)

 
   
  Wenn das aber so ist, woher dann die Täuschung – wenn es eine Täuschung ist –, daß wir das Bild so sehen? Denn man möchte ja eben, mit Köhler, sagen man habe jedesmal einen andern optischen Eindruck & dieser unterscheide sich von einem andern zwar nicht durch Formen & Farben aber eben durch ein Drittes (etwa den Akzent).
Und so, wie ich also diese Figur Ma dauernd schwarz & dauernd kreisförmig sehe, sehe kann ich sie auch dauernd so, oder so betont, als dies, oder als das sehen.

 
  /  
  Aber hier ist doch folgendes zu sagen: Wenn ich sage, ich sehe diese Figur dauernd rot, so heißt das, daß die Beschreibung, sie sei rot – die Beschreibung in Worten, oder
durch ein
in einem
Bild. – dauernd, ohne Änderung, richtig ist; im Gegensatz also zu dem Falle, in welchem sich die Figur ändert. – Die Versuchung ist ja eben, den Aspekt mit den Worten zu beschreiben: “Ich sehe es so” (ohne auf etwas zu zeigen). Und wenn man ein Gesicht mit seiner Blickrichtung als Pfeil
beschreibt
auffaßt
,
so will
so möchte
man sagen: “Ich sehe dies: →, & nicht dies: ←”. ←”.

 
  /  
  Dem dauernden [s|S]ehen als → ent-
30
spricht dann, daß diese Beschreibung, ohne Änderung, die richtige ist, & das heißt nur, daß der Aspekt nicht gewechselt wurde.

 
   
  Man könnte das auch so sagen: Wäre ich gefragt worden “Wohin blickt diese Figur?”, so hätte ich ˇimmer geantwortet “In dieser → Richtung”.
                      
     [Weit besser]1
 
  /  
Talk of halucination! – Was könnte es seltsameres geben, als daß uns der Punkt, das Auge, Richtung zu haben scheint!

 
   
  “Ich hätte (Konjunktiv) die Figur immer als das (→) angesprochen, sie so genannt, sie so verwendet etc. ˇin diesem Sinne über sie gesprochen, etc., ich habe sie tatsächlich nie als das (←) gesehen, angesprochen.”

 
  /  
  Wenn ich über den Gesichtsausdruck dieser Figur nachdenke, – wie mach ich', über den Ausdruck
von → & nicht von ← nachzudenken?

 
  /  
  Wenn ich über den Gesichtsausdruck dieser Figur nachdenke, ihn betrachte – wie mach ich's, : den Ausdruck von ← & nicht von → zu betrachten? // von ← zu betrachten, nicht den von →? //
  Und dieser Symbolismus hat, glaube ich, schon alles in sich.

 
  /  
  Es ist doch, als sähe man das Bild, einmal, zusammen mit einer Gruppe von Bildern, ein andermal mit einer andern. Was heißt hier: “Es ist als sähe man”? Dies heißt etwas Ähnliches wie: dieser Vorgang könnte den tatsächlichen vertreten, hätte die rechte ‘Multiplizität’.

 
  /  
  Es ist – im Gegensatz zu Köhler – gerade eine Bedeutung, was ich
31
sehe.

 
   
  Denke auch an den Fall, wenn mich jemand plötzlich an den & den erinnert.

 
  /  
  Man könnte sagen, man [E|e]rlebe die Bereitschaft zu einer bestimmten Gruppe von Gedanken. (Den Keim zu
diesen.
ihnen.


 
   
  Man möchte sagen: Was immer ich jetzt weiter ausführe, // “Wie immer ich mich ausdrücke, was immer ich jetzt weiter ausführe, // den Keim
aller dieser
zu all diesen
Gedanken hatte ich mit einem Schlag.

 
  /  
  Es ist, als käme das Bild in einer Lage (oder in einer andern) zur Ruhe. Als könnte es in der Tat fluktuieren, & dan[m|n] mit bestimmten Akzenten zur Ruhe kommen.
  Man sagt: “Ich sehe es jetzt
(oder: meistens) als das”. Es ist uns wirklich, als wären nun die Striche zu dieser & nicht
einer
der
andern Form zusammengeschossen. Oder als wären sie in diese, & nicht in die andere, Form // Hohlform // gefallen.
  Und doch muß es sich uns nur darum handeln, den tatsächlichen Ausdruck unseres Erlebnisses, den ich ja mit allen diesen Bildern nur paraphrasiere, zu beschreiben, das Wesentliche dieses Ausdrucks anzugeben. // zu beschreiben; zu sagen, was das Wesentliche dieses Ausdrucks ist. //

 
  /  
  Könnte einer die Figur so, oder so sehen, der nicht von ihr zu Erklärungen etc. fortschreiten könnte. Könnte sie also jemand so & so sehen, der nicht wüßte wie Tierköpfe ausschauen, was ein Auge ist, etc. Und damit meine
32
ich natürlich nicht: “
Wäre
Könnte
ein solcher im Stande das zu tun, würde es ihm gelingen?” sondern: “Bedarf es dazu nicht dieser Begriffe?”

 
   
  “Erkennst Du dieses Bild?” – “Freilich; es ist ein Pferd.” Die Bereitschaft mit dem Bild in bestimmter Weise zu operieren.
  Wenn der Schüler erkennt,
das Bild
die Zeichnung
stelle ein Pferd dar, so wollen wir nun auch wissen: wo hat es seine Beine, seinen Kopf,
etc.
etc. etc.
läuft es oder steht es, etc. etc.?

 
   
  Wir möchten dem Bild, gleichsam, wie einem alten Bekannten zunicken. Ihm sagen “Ich kenne Dich.” // “Ich kenne Dich, auch wenn ich nicht sage wer Du bist.” // Und das ist ja wirklich so. Man kann mir doch ein Bild eines Gegenstandes zeigen &
mich fragen, ob ich es erkenne; & ich kann das bejahen ohne & ohne zu lügen & doch ohne dem Andern oder mir selbst im Stillen den Gegenstand zu nennen.

 
  / ∫  
24.3.
  Ich sehe das Bild eine Pferdes: ich weiß nicht nur, daß dies es das Bild ˇsei eines Pferdes ist, sondern auch, daß das Pferd l[ä|a]uf[e|t]e Ich kann also das Bild nicht nur das Bild räumlich verstehen, sondern ich weiß auch, was das Pferd jetzt im Begriffe ist, zu tun. Denk Dir, Einer sähe
ein
das
Bild einer Reiterattacke, & wüßte aber nicht, daß diese Pferde nicht in ihren diversen Stellungen stehen bleiben!
  Es handelt sich hier aber nicht um eine Erklärung dessen was das dieses Verstehens, etwas dadurch, daß man behauptet, der Betracht[er|ende] mache seine Laufbewegungen, oder fühle Laufinnervationen. Welchen Grund
33
hat man zu diesen Annahmen dieser Art, außer den, es ‘müsse’ so sein?

 
   
  Ist also das Verstehen des Bildes (des laufenden Pferds z.B.) ein Wissen? Und wenn es mehr ist, – wie zeigt sich das? Ist es mehr als eine Bereitschaft? Du darfst aber nicht vergessen, daß es ein “Jetzt weiß ich's!” gibt.

 
  /  
  Wie aber, wenn man sagt “Man sieht dieses ˇ(gemalte) Pferd laufen!?” – Damit will
ich
man
doch nicht nur sagen “Ich weiß, daß
dies
das
ein laufendes Pferd vorstellt.”. Man will damit etwas anderes sagen. Denk dir jemand reagierte auf so ein Bild mit einer Handbewegung & dem Ausrufe “Hui!”. Sagt das nicht ungefähr dasselbe wie:
er
man
sähe das Pferd laufen? // mit dem Ausrufe: “Hui!” & einer schweifenden Hand-
bewegung. // Er könnte auch ausrufen “Es läuft!” & das wäre nicht die Feststellung, es l[ä|a]ufe, noch die, es scheine zu laufen.
So wie
Wie
man sagt: “Sieh, wie es läuft!” – nicht nur dem Andern eine Mitteilung zu machen, sondern es ist eine Reaktion in der sich etwa die Leute finden // , sondern als Ausruf, in dem ich & der Andre einander finden. //

 
   
  Wenn der andere, das Bild betrachtend, eine bestimmte
Gebärde
Geste
macht & ausruft “Hui!”, – sagt mir das nicht eben, was ich erfahre, wenn er mir mitteilt, er sähe es förmlich laufen? Und ist hier auch dasselbe Problem, das das Wort “sehen” stellt?

 
   
  Wenn mir beim doppeldeutigen Bild die zweite Deutung auffällt, so mag ich ˇdiese Bedeutung wohl [A|a]usrufen.
34
Ist mir aber eine zweite Deutung unnichtbekannt & ich sehe das Bild einfach, z.B., als das eines Hasen an, so werde ich, normalerweise, auch beim ersten
Anschauen
Sehen
keinen Ausruf tun.

 
   
  Was heißt es, : das Gesicht hat eine Blickrichtung? Wie kann es eine Richtung haben? Wie kann der Pfeil eine haben?

 
   
25.3.
[“Wie auch der menschliche wanke.”]
  Nur dann kann der, der es ⌊⌊so⌋⌋ ← sieht etwas anderes sehen, als der, der → sieht, wenn der, welcher → sieht auch etwas anderes sieht, als der, der d[as|ie] Gesicht Zeichnung gar nicht als die eines Kopfes erkennt.

 
   
  Die Bedeutung
ist
scheint
wie eine Umgebung des Worts, & wer sie
sieht, ist wie
erkennt, wie
Einer, der ein Stück in
der
dieser
Umgebung spazieren geht.
// und wer sie sieht, geht gleichsam ein Stück in dieser Umgebung spazieren. //

 
  /  
  Verstehen ist ähnlich dem Weiter-Wissen, also einem Können: aber “Ich
verstehe
kann
”, so wie “Jetzt Ich weiß weiter”, ist eine Äußerung, ein Signal.

 
   
  Ich bin geneigt zu sagen “Je nachdem, ich diese Worte so, oder so verstehe, auffasse, erlebe ich etwas anderes bei ihrem Aussprechen, erlebe, ja höre, sie gleichsam anders.” Also erlebe ich sie wohl wirklich anders? ‒ ‒ ‒ So äußere ich mich; & jetzt ist die Frage, was mit dieser Äußerung anzufangen ist, wo sie [v|V]erwendung findet.

 
  /  
  Ich kann ein Wort adjektivisch oder substantivisch erleben. Weiß ich ob Jeder, ob [v|V]iele, mit
35
denen ich rede diese Erlebnise haben?
Wäre
Ist
es wichtig, nun zu wissen, was sie meinen?

 
  /  
  Es war mir nicht aufgefallen, daß in beiden Bildern die gleiche Kontur vorkam, denn ich hatte sie im einen Bild so → aufgefaßt, im andern so ←. Erst auf dem Umweg einer Überlegung, sozusagen,, sah ich ein, daß es die gleiche Kontur war. – Ist das ein Beweis: daß ich
hätte
habe
jedesmal etwas Anderes gesehen? – Es ist wichtig, daß die beiden Aspekte miteinander unverträglich sind.

 
  /  
  Ist denn der Gesichtsausdruck etwas Optisches? Ich könnte mir ein Bild denken dessen Ausdruck doppeldeutig wäre. Und das ich etwa deshalb in einer anderen Umgebung nicht wiederer-
kennte. Ich sage dann etwa: “Ach ja, das sind ja dieselben Linien; aber sie sehen hier ganz anders aus.”
  Und ich sehe ja wirklich, daß das Bild ← & das Bild → das gleiche ist. // Und das das Bild → & das Bild ← das gleiche ich, sehe ich ja wirklich. // Ich erkenne es nicht nur, sagen wir, durch Messung!

 
  / /  
  Ich
nehme
habe
sehe
– sagst Du – zwei verschiedene Eindrücke Gesichtsbilder wahr, die nur etwas mit einander gemeinsam haben. Und dagegen ist nichts einzuwenden. // Ich sehe, sagst Du, zwei verschiedene Gesichtsobjekte, die nur … Denn Du betonst damit nur gewisse Abs Analogien & gewisse auf Kosten anderer. Aber dieses Betonen muß nur noch grammatisch gerechtfertigt werden.
36

  Wie ist es möglich, daß das Auge, dieser Punkt, in einer Richtung blickt? – “Sieh, wie er blickt!” (Und dabei ‘blickt’ man selbst.) Aber man sagt ˇ& tut das nicht
in einem fort, während
die ganze Zeit, während
man das Bild betrachtet. Und was ist nun dieses “Sieh, wie er blickt!”? Ist es der Ausdruck einer Empfindung?

 
   
  “Es kommt uns ganz anders vor.” – Wo wird ist so ein Gefühl von Wichtigkeit? Als Reaktion auf ein Kunstwerk, z.B..

 
  /  
  Ich hätte nie daran gedacht, die [B|b]eiden Bilder so aufeinander zu legen, zur Deckung zu bringen[,| ;] sie so zu vergleichen. Denn sie legen eine andere Vergleichsweise nahe.
  Das Bild so ← hat mit dem Bild → auch nicht die leiseste
Ähnlichkeit, möchte man sagen – obwohl sie identisch sind.

 
   
  Das Merkwürdige ist, daß ich die Figur als →, z.B., sehen kann, ohne mir zu sagen, dies sei ein Hase. Ich habe diese, oder eine ähnliche Erklärung, sozusagen, in Bereitschaft. Ich denke dies quasi ohne Worte. Und doch, wenn ich nun
angeben
sagen
sollte, was ich sehe, – wie sollte ich's tun? Ich könnte etwa einen Hasenkopf modelieren.

 
   
  Es ist, wie wenn zwei Formen, ˇoder Model, vorbereitet wären, & die Figur läge einmal im in einem Model, ein andermal im andern.

 
   
  Nur wenn man das Erleben, die Erfahrung, ganz anders auffaßt als bisher, kann das Phänomen der Aspekte aufhören
37
rätselhaft zu erscheinen.

 
  /  
  Was den Aspekt zum Sinneseindruck macht ist die Dauer.
 
   
26.3.
  “Es ist, als wenn zwei Model vorbereitet wären …” Wenn die Figur wirklich in solchen Hohlformen läge, dann würde man eben jedesmal die Figur in einer ganz andern Umgebung sehen – nur es ist eben, als ob das wirklich der Fall wäre.
  Die Figur kann das vorstellen, & das erleben wir. Wir erleben, sehen, sie als ‘das & das vorstellend’.

 
  /  
27.3.
  “Jetzt weiß ich weiter” – ich sehe, daß das eine Stirn ist & das ein Schnabel. Diese Lienie ist [S|s]tirnhaft, dieser Punkt sagenhaft. Aber wie kann der Gesichtseindruck einer Linie [S|s]tirnhaft sein? Und was ist es, das mich sagen läßt, der Ge-
sichtseindruck ˇselber sei es, der diese Eigenschaft hat? – Nun, daß es kein Gedanke, keine Deutung ist, daß es [d|D]auer hat, wie
der
ein
Gesichtseindruck. // Nun, daß es nicht ein Deuten ist; daß es Dauer hat, wie der Gesichtseindruck. //

 
   
  “Wär' nicht das Auge sonnenhaft, …” (Der Mensch muß so groß sein, wie die Natur, damit er ihre Größe erfassen kann.) Das Bild ist, gleichsam, das eines Auges, das würdig ist, die Herrlichkeit der Sonne zu erfassen.

 
   
28.3.
  Eines Auges, das der Sonne würdig gegenübersteht. Es ist, als sagte man: Der Empfänger muß selbst groß sein, u
damit
wenn
er // wenn & damit er // die große Gabe empfangen kann.

 
  /  
  Versuchen wir zu beschreiben,
37
daß Menschen
Absichten
Intentionen
haben! Wie sähe so eine Beschreibung aus? Für wen wäre es eine Beschreibung Welchem Zweck soll sie dienen? // Frage Dich ˇdies: Welchem Zweck soll sie dienen? //

 
  /  
  Man kann sehr ‘deutlich’ zu sich selber in der Vorstellung reden, wenn man dabei die Intonation der Rede durch Summen (
mit
bei
geschlossenen Lippen) wiedergibt. Auch Kehlkopfbewegungen helfen. Aber das
Merkwürdige
Seltsame
ist ja eben, daß man die Rede dann in der Vorstellung hört, & nicht bloß, sozusagen, ihr Skelett,, im Kehlkopf fühlt.

 
  /  
  Es ist dem ‘Vorstellen’ wesentlich, daß zu seiner Äußerung die Begriffe der Sinneswahrnehmung verwendet werden. (Der Satz “Ich höre & ich höre nicht …” könnte als Ausdruck der
Gehörsvorstellung gebraucht werden. Verwendung für einen Widerspruch.) // Eine Verwendung für die Form des Widerspruchs.) // Ein Hauptmerkmal das Vorstellung vom Sinneseindruck & von der Haluzination unterscheidet ist dies, daß der Vorstellende sich zur Vorstellung nicht beobachtend verhält, also dies, daß die Vorstellung willkürlich ist.

 
  /  
  Stell Dir ein Gespräch vor, dessen einer Partner Du selbst bist, so zwar, daß Du selbst in der Vorstellung redest. Was Du selbst sprichts, wirst Du wahrscheinlich in Deinem Körper (Kehlkopf, Brust) spüren. Das aber beschreibt nur, definiert nicht, die Tätigkeit des Redens in der Vorstellung.

 
   
  Bedenke den Fall des ‘Vor-
38
stellungsblinden’, des ‘Absichtblinden’, des ‘Erinnerungsblinden’, des ‘Bedeutungsblinden’.

 
  /  
  Das Gefühl des Unheimlichen. Wie zeigt es sich? (Die Dauer so eines ‘Gefühls’.)c Wie, z.B., sieht eine Unterbrechung
des
dieses
Gefühls aus? Wäre es, z.B., möglich es, abwechselnd, genau eine Sekunde es zu haben, & nicht zu haben? Ist nicht unter seinen Merkmalen auch eine charakteristische Art des Verlaufs, ˇ(Beginns & Endes) die es z.B. von einer Sinneswahrnehmung unterscheidet?

 
   
  Das große Hinderniss des Philosophierens: Man vergißt Beispiele. // : die rechten Beispiele fallen einem nicht ein. // // Die Schwierigkeit des Philosophierens: Die rechten Beispiele fallen uns nicht ein. // // : Es fallen uns die rechten Beispiele nicht ein. // ¤
 
   
  Manchmal kann ein Satz nur
verstanden werden, wenn man ihn im richtigen Tempo liest. Meine Sätze sind alle langsam zu lesen.

 
   
¤    // : Es kommen die rechten Beispiele nicht. //

 
  /  
29.3.
  Das Sprechen der Musik. Vergiss nicht, daß ein Gedicht,
wenn auch
obgleich
in der Sprache der Mitteilung abgefaßt, nicht
im
in einem
Sprachspiel der Mitteilung verwendet wird.
  Könnte man sich nicht denken, daß Einer der Musik nie gekannt hat & zu uns kommt & jemand einen nachdenklichen Chopin spielen hört, daß der da überzeugt wäre, dies sei eine Sprache & man
wolle
habe
ihm nur den Sinn geheimhalten.
  In der Wortsprache ist ein starkes musikalisches Element. (Ein Seufzer,) der Tonfall der Frage, der Verkündigung, der Sehnsucht, alle die unzähligen Gesten des Tonfalls.)

39
 
   
30.3.
  Die ‘Notwendigkeit’, mit der der zweite Gedanke auf den ersten folgt. (Figaro Ouvertüre.) Nichts dümmer, als zu sagen, es sei ‘angenehm’ den einen nach dem andern zu hören! – Aber das Paradigma,
wonach
nach dem
das alles richtig ist, ist freilich dunkel. ‘Es ist die natürliche Entwicklung.’ Man macht eine Handbewegung, möchte sagen: “
n
N
atürlich!” – Man könnte den Übergang auch verschiedenen einem Übergäangen ˇ(dem Eintritt einer neuen Figur) in einer Geschichte, z.B., oder einem Gedicht, vergleichen. (So paßt dies Stück in die Welt unsrer Gedanken & Gefühle hinein.)

 
  /  
  “Man suche nichts hinter den Phänomenen; sie selbst sind die Lehre.”(Goethe.)

 
  /  
  Ich beobachte sein Gesicht genau. Warum? Was lehrt es mich? Ob er traurig, oder fröhlich ist, z.B.: Aber
warum interessiert mich das? Nun, wenn ich seine Stimmung kennen lerne, so ist es, wie wenn ich den Zustand eines Körpers (seine Temperatur, z.B.) kennen lernte; ich kann mancherlei Schlüsse daraus ziehen. Und darum beobachte ich im gleichen Falle mein eigenes Gesicht nicht. Beobachtete ich mich, so wäre mein Gesicht nicht mehr ein verläßlicher Index; & ich könnte auch, wenn es
dies
das
für einen Andern wäre, keine Schlüsse aus ihm ziehen.

 
   
  Die natürlichen Äußerungen der Scham, wenn man gelogen hat, sind das Äquivalent der Worte “Ich habe gelogen”. Es ist hier eben eine eigentümliche Reaktion. Sieh's nicht als selbstverständlich an, daß der Mensch Motive hat, etwas aus einem Motiv sagt. Diese Phänomene machen das
seelische
geistige
Leben des Menschen
40
aus.

 
  /  
  Sich eines Gedankens schämen. Schämte man sich dessen, daß man den & den Satz zu sich selbst in der Vorstellung gesprochen hat?

 
   
∣ Die Falten meines Herzens wollen immer zusammenkleben, & um es zu öffnen müßte ich sie immer wieder auseinanderreißen.

 
  /  
  Die Sprache hat eben eine so vielfache Wurzel, hat viele Wurzeln, nicht eine // , hat Wurzeln, nicht eine Wurzel. // // ; sie hat …

 
  /  
  “Der Gedanke stand in diesem Augenblick vor meiner Seele.” – Und wie? – “Ich hatte dieses Bild.” – So war das Bild der Gedanke? Nein; denn hätte ich [e|E]inem bloß das Bild mitgeteilt, so hätte er nicht den Gedanken erhalten.



 
   
1.4.
  Ich hatte dieses Bild, & aus ihm schien schon
alles weitere
alles
zu folgen.

 
  /  
  Das Bild war der Schlüssel. Oder es erschien doch als Schlüssel.

 
  /  
  Wie unterscheiden sich Gesichtseindrücke von Gehörseindrücken? – Soll ich antworten: “Das läßt sich nicht sagen; aber wer
sieht & hört
sehen & hören kann
, weiß, daß sie total verschieden sind.”? Könnte man sich denken, daß bei einem Menschen ein bestimmter Gesichtseindruck derselbe wäre wie ein bestimmter Gehörseindruck? so daß er diesen einen Eindruck durchs Auge & durchs Ohr erhalten könnte? Würde dieser etwa auf ein Bild zeigen & einen Ton am Klavier anschlagen & uns sagen, diese beiden sind identisch? Und würden wir ihm
41
das glauben? Und warum nicht? Würden wir ihm glauben, daß die ‘Affektion der Seele’ in beiden Fällen dieselbe sei? Und wenn wir's glaubten, wie könnten wir das Faktum verwenden?

 
   
  Er [w|W]ürde ˇer etwa sagen: “Ich sehe jetzt ganz das Gleiche, was ich auch höre”? Oder wüßte er nicht, ob er den Eindruck durchs Auge oder Ohr erhält? Wäre es etwa möglich mit einem einzigen langezogenen gleichförmigen Ton & mit einer einförmigen Farbe, die das ganze Gesichtsfeld ausfüllt? Fragte ich ihn dann “was siehst Du”, so könnte er durch Summen eines Tons antworten, oder auch durch ein Farbwort, etc. etc.. Es wären gewiß ähnliche Relationen denkbar, die tatsächlich nicht bestehen. So daß man z.B. eine Farbe sähe, & wenn dazu ein bestimmter Ton
gespielt würde könnte man ihn nicht von der Farbe unterscheiden, ihn also nicht hören; man wüßte nicht, ob er jetzt erklingt, oder nicht.

 
  /  
2.4.
  In [m|M]einem Stammbaum der psychologischen Phänomene: Nicht [e|E]xaktheit strebe ich an, sondern Übersicht. // sondern Übersichtlichkeit. //

 
  /  
  Was das Bündel der ‘Sinneseindrücke’ zusammenhält, sind ihre Relationen zu einander. Das (selbe), was, ‘rot’ ist, ist auch ‘süß’ & ‘hart’ ˇ& ‘kalt’ & ‘klingt’, wenn man es ‘anschlägt’.
In dem
Das
Sprachspiel mit diesen
Wörtern
Adjektiven
heißt es
ist
ursprünglich nicht “Dies scheint rot, (hart etc.)” sondern “Dies ist rot” (hart etc.). Unsre Übereinstimmung ist dem Sprachspiel wesentlich. Anders ist es aber mit ‘angenehm’, ‘unangenehm’, ‘schön’, ‘häßlich’.

42

  Schmerz ist in mancher Weise analog den übrigen Sinneseindrücken, in mancher Weise verschieden. Es gibt einen Gesichtsausdruck & Ausrufe, Gebärden des Schmerzes (wie der Freude) Zeichen der Ablehnung, ein Empfang der für den Schmerz charakteristisch ist, aber nicht einer, der für die rote Farbe. Bitterkeit ist
darin
in dieser Beziehung
dem Schmerz verwandt.
  Man könnte sich einen Eindruck ohne Sinnesorgan denken. Es könnte Einer hören & so ziemlich alle Sprachspiele mit den Wörtern
für Gehorseindrücke
laut, leise, etc., etc.,
lernen,
ohne Ohren zu haben & ohne daß man weiß ‘womit’ er hört. Daß man mit den Ohren hört, zeigt sich ja verhältnismäßig sehr selten. Ja es könnte sein, daß Einer hört, wie wir Alle, & man erst später darauf kommt, daß e seine Ohren taub sind.
  Den Inhalt der Erlebnisse. Man
möchte sagen “So sehe ich [r|R]ot”, “So höre ich den Ton, den Du anschlägst”, “So fühle ich Vergnügen”, “So empfinde ich Trauer”, oder auch “Das empfindet man, wenn man traurig ist; das, wenn man sich freut”, etc.
  Man möchte eine Welt, analog der physikalischen, mit diesen so & Das bevölkern. Das hat aber nur dort Sinn, wo es ein Bild des Erlebten gibt, worauf man bei diesen
Aussagen
Sätzen
zeigen kann.

 
   
  Der Schmerz[,| (]z.B.[,| )] unter dem Bild des Inhalts gesehen. Er ist ein Körper, der sich so & so anfühlt, wie ein anderer Körper so & so aussieht. Er hat ein Volumen, das von so & so gefärbter Materie ausgefüllt ist. Nun, der Schmerz ist ja wirklich hier

oder
dort,, & so oder so (stark, schwach, dumpf, schneidend
43
etc.)

 
   
  “Der Wille ist frei” heißt eigentlich: “Es gibt einen Willen”. Statt dem Menschen zu sagen “Dein Wille ist frei” könnte man ihm auch sagen “Du hast einen Willen”; & vielleicht gibt es Völker, die es so ausdrücken. Vielleicht auch so: “Du mußt nicht”. Und doch ist, was ich sagte, nicht richtig; denn was heißt “Es gibt einen Willen”? We[nn|m] erklärt man das? – Wem man sagt; sein Wille sei frei, in dem will man das Gefühl der Verantwortlichkeit stärken, man will sein Leben ändern. // beeinflußen // .
  Es ist nicht ganz unähnlich, wie wenn Einer lehrte: “Gegen Krankheiten ist nichts zu machen; Du kannst Medizin ein nehmen oder nicht, die Krankheit kommt & geht wenn sie will” – & ein Andrer: “Gegen Krankheiten kann man ankämpfen, & hat man gegen eine noch keine
Mittel gefunden, so ist es nur eine Frage der Zeit & man wird eins finden.” Haben die beiden Lehren Effekt, so werden sie sehr verschiedene Haltungen Krankheiten gegenüber erzeugen. Und so auch, wenn Einer sagt “Du bist der Täter” & ein Andrer “Du handelst nur, wie Du mußt”.

 
   
  “Cogito ergo sum” [.| ] [D|d]as könnte man wirklich das Symptom einer Denkkrankheit nennen. Denke, es
statuierte
sagte
[e|E]iner mir die Konklusion ˇdieses SchlussesIch bin”. Wem sagt er's & wozu? // Denke, es spräche Einer nur das Ergebnis dieses Schlusses aus – “Ich bin”. Wem sagt er das, & wozu? // Nun, denken wir uns Einen, der unruhig an der Existenz der Sachen um sich zweifelt ‒ ‒ ‒ nachdem er
es
das
ein paar Stunden lang so getrieben hat, sagt er plötzlich “Ich denke: Also bin ich”
44
& nun beruhigt er sich. Man könnte da sagen: “Gott sei dank! er hat sich doch wieder beruhigt.”
  Er hätte aber auch sagen können: “Hier scheint ein Sessel zu stehn; aber wer weiß, ob ich mich nicht täusche. – Aber der Schein existiert
ja doch;
jedenfalls;
so ist also doch
wenn, so ist doch
etwas gewiß!”

 
  ∫ /  
  Das Bewußtsein meiner Existenz; wann hab ich's? Immer? – Selten?

 
  ∫ /  
  Wenn Einer (nun) sagte “Ich bin”, wäre ich geneigt ihm zu antworten: “Mach keinen Lärm”.

 
   
  Das Bewußtsein
der eigenen
meiner
Existenz, – wie weiß ich, wenn der Andre es hat? & wie weiß ich, wenn ich's habe? Haben wir's wenn wir geneigt sind zu sagen “Ich existiere”? Oder gibt es noch andere Anzeichen? Etwa, daß ich um mich blicke, wie wenn ich soeben zu mir gekommen wäre?
Oder zeige ich beim Worte “Ich” auf mich? Und wohin: auf meine Brust; oder ˇetwa auf meine Füße?

 
   
  Der amerikanische dumme & naive Film kann in aller seiner Dummheit & durch sie belehren. Der trottelhafte, nicht-naive ˇaffektierte englische Film kann nicht belehren. Ich habe oft aus einem dummen amerikanischen Film eine Lehre gezogen.

 
   
  Ich sage “Ich werde jetzt dreimal in die Hände klatschen, &
meine
die
Hände klatschen wirklich gerade dreimal zusammen. –” Kein Wunder, – Du hast es ja getan.” – Wenn ich in die Hände klatsche, so klatschen ˇdennoch meine Hände zusammen.

 
  /  
  Wenn nur Einer einmal eine Körperbewegung gemacht hätte, – könnte die Frage sein, ob sie willkürlich oder unwill-
45
kürlich war?

 
   
  Ich gehe, & es fragt mich Einer “Gehst Du, oder
bewegen sich
gehen
bloß Deine Beine?” Was will er wissen? Ob ich die Bewegung fühle, ob sie mich anstrengt? Und warum sollte die Bewegung meiner Glieder, die etwa durch eine Maschine hervorgerufen ist mich nicht anstrengen. Und doch, – wenn man mich die Pedale eines Zweirats treten sähe, könnte man fragen: Bewegst du sie, oder bewegen sie [d|D]ich; ist also Deine Bewegung willkürlich oder unwillkürlich, gewollt oder ungewollt? Und das heißt hier offenbar nicht “gewünscht, oder nicht gewünscht”. Denn die ungewollte bewegung könnte erwünscht sein.

 
   
  Ich weiß, daß die Stimme im Film nicht vom Mund de[s|r] Gefilmten Person kommt & doch glaube
ich's. Ich kann nicht umhin zu glauben, die Hitze des [E|e]lektrischen Ofens komme von den Scheinflammen her, obwohl ich weiß, daß es nicht so ist. Man könnte sagen: Ich glaube es, & ich glaube es nicht.

 
   
  Wenn ich sage “Ich strenge mich an” (etwa ein Gewicht zu heben), beschreibe ich eine Empfindung?
  “Ich strenge mich an, so sehr ich kann. – Ich kann nicht mehr!!” Sind das alles Empfindungen[!| ?]

 
  /  
3.4.
  “Wenn ich mich anstrenge, tue ich doch etwas, habe doch nicht bloß eine Empfindung.” Und so ist es auch; denn man befielt Einem: “Streng Dich an!” & er kann die Absicht äußern “Ich werde mich jetzt anstrengen”. Und wenn er sagt “Ich kann nicht mehr”, so heißt das nicht “Ich kann das Gefühl in meinen
46
Gliedern – den Schmerz, z.B. –
Muskeln – etwa den Schmerz –
nicht länger ertragen”. – Anderseits aber leidet man unter der Anstrengung wie unter Schmerzen. “Ich bin gänzlich erschöpft”. Wer das sagte, sich aber so frisch bewegte wie je, den würde man nicht verstehen.

 
   
  Das, [w|W]ovor wir uns
unbedingt
absolut
hüten müssen, ist, eine psychologische Art der Erlebnisse durch eine andere erklären zu wollen.

 
  /  
  Der Aspekt ist dem Willen unterworfen. Ich kann etwas nicht rot sehen, wenn es mir blau erscheint & es hat keinen Sinn zu sagen “Sieh dies rot”, wohl aber “Sieh dies als …”. Und daß der Aspekt (wenigstens bis zu einem gewissen Grade) willkürlich ist scheint ihm wesentlich zu sein, wie auch der Vorstellung, daß sie es ist. Ich meine: die Willkürlichkeit scheint mir (aber warum? nicht nur eine Zutat
zu sein; als sagte man “Diese Bewegung läßt sich, erfahrungsgemäß auch so hervorbringen”. D.h.: Es ist wesentlich daß man sagen kann “Sieh es jetzt so an!” & “Stelle Dir vor …!” Denn das hängt damit zusammen, daß uns der Aspekt nichts über die ‘äußere Welt lehrt’. Man kann die Worte “rot” & “blau” lehren, indem man sagt “Dies ist rot & nicht blau”; aber man kann ˇ[e|E]inem nicht die Bedeutung von ‘Haase’ & ‘Ente’ lehren, oder von ‘Figur’ & ‘Grund’, indem man auf eine doppeldeutige Figur zeigt.

 
  /  
  Wir lernen nicht Vorstellungen kennen & später erst, sie mit unserm Willen zu lenken. Und natürlich
ist es überhaupt ganz falsch zu
heißt es überhaupt nichts zu
sagen, wir lenkten sie mit – sozusagen
mittels
mit
Hilfe – unseres Willens. Als regierte der Willen sie, wie meine Befehle Menschen regieren
47
könnten. // , wie Befehle Menschen regieren können. // [a|A]ls wäre also der Wille ein Einfluß, eine Kraft, oder auch: eine primäre Handlung, die dann die Ursache der [W|w]ahrnehmbaren ˇäußeren Handlungen ist.

 
   
  Ist es richtig, zu sagen: was eine Handlung zu einer willkürlichen macht, sind die ˇpsychischen Erscheinungen, in denen sie eingebettet
liegt
ist
? ([D|d]ie psychologische Umgebung.)
  Sind, z.B., meine normalen Gehbewegungen ‘willkürlich’ in einem nicht-potentiellen Sinn?

 
   
  Ein Kind stampft mit den Füßen im Zorn: ist es nicht willkürlich? Und weiß ich irgend etwas von seinen Bewegungsempfindungen, wenn es dies tut? Im Zorn stampfen ist willkürlich. Kommen; wenn man gerufen wird, ist willkürlich. // wird, in
der
seiner
gewöhnlichen Umgebung, ist willkürlich. // Unwillkürliches Gehen, Spazierengehen,
Essen, Sprechen, Singen, wäre Gehen, Essen, Sprechen, etc. in einer abnormalen Umgebung. Z.B.[;| ,] bewußtlos
:
,
wenn man im übrigen handelt, wie ein der Narkose; oder wenn die Bewegung vor sich geht & man weiß nichts von ihr, sobald man die Augen schließt; oder wenn man die Bewegung nicht einstellen kann, so sehr man
sich auch bemüht;
auch versucht;
etc..

 
   
  Ist, was ich tue überhaupt der Mühe wert? Doch nur, wenn es von oben her ein Licht empfängt. Und ist es so, – warum sollte ich mich sorgen, daß mir die Früchte meiner Arbeit nicht gestohlen werden? Wenn, was ich schreibe, wirklich wertvoll ist, wie sollte man mir das Wertvolle stehlen? Ist das Licht von oben nicht da, so kann ich ja doch nur geschickt sein.

 
  /  
  Keine Annahme scheint mir natürlicher, als daß dem Assoziie-
48
ren, oder Denken kein Prozess im Gehirn zugeordnet ist; so daß es also unmöglich wäre aus Gehirnprozessen Denkprozesse abzulesen. Ich meine das so: Wenn ich rede, oder [S|s]chreibe, so geht, ˇnehme ich an, ein meinem gesprochenen, oder geschriebenen Gedanken zugeordnetes System von Impulsen von meinem Gehirn aus. Aber warum sollte das System sich weiter in centraler Richtung fortsetzen? Warum soll nicht, sozusagen, diese Ordnung aus dem Chaos entspringen? Ich sehe keinen Grund dafür? Der Fall wäre ähnlich dem, welchen ich vor langer Zeit beschrieben habe: daß sich gewisse Pflanzenarten durch Samen vermehrten, so daß ein Same, wenn er immer dieselbe Pflanzenart erzeugt von der er erzeugt wurde, – daß aber nichts
in
an
dem Samen der Pflanze, die aus ihm wird entspricht; so daß es unmöglich wu ist aus
den Eigenschaften, oder der Struktur des Samens auf die P der Pflanze, die aus ihm wird zu schließen,
&
daß man dies nur aus seiner Geschichte tun kann. So könnte also auch aus etwas ganz Amorphen ein Organismus, sozusagen ursachelos, werden; & es ist kein Grund, warum ˇsich dies nicht mit unsern Gedanken, also mit unserem Reden oder Schreiben etc. ˇeben so verhalten sollte.

 
  /  
  Es ist also wohl möglich, daß sich gewisse psychologische Phänomene nicht physiologisch ˇnicht untersuch[en|t] lassen. werden können., können. weil ihnen nichts physiologisch ˇnichts entspricht.

 
   
  Im Spiel “Corinthian Bagatel” wundert sich niemand wenn der Ball, ohne daß man angeben kann warum, bald so bald so
49
rollt. Ich könnte mir also denken, daß zwischen der Zahl, die ein Schuß ergibt & der Zahl, auf welche man den Bolzen vor dem Schuß zurückzieht ein Zusammenhang bestünde, der mit Mechanik nichts zu tun hat.

 
  /  
  Ich habe diesen Mann vor Jahren gesehen; nun sehe ich ihn wieder, erkenne ihn, erinnere mich seines Namens. Und warum es muß es nun für dies Erinnern eine Ursache in meinem Nervensystem geben? Warum muß irgend etwas, was immer, in irgend einer Form dort aufgespeichert worden sein? Warum soll es keine psychologische Gesetzmäßigkeit geben, der keine physiologische entspricht? Warum muß er eine Spur hinterlassen haben? Wenn das unsere Begriffe von der Kausalität umstößt, dann ist es Zeit, daß sie umgestoßen werden.

 
   
  Ich bin mir nicht klar darüber, wie weit ich in der Klassifizierung
der psychologischen Phänomene gehen muß. Wo ich diese Arbeit abbrechen darf.

 
  /  
4.4.
  Das Vorurteil
für den
des
psycho-physischen Paral[e|l]elismus ist auch eine Frucht
der
einer
primitiven grammatischen Auffassung ˇder Grammatik. Denn wenn man
Kausalität
ein Gesetz
zwischen psychologischen Erscheinungen zuläßt, d[as|ie] nicht physiologisch vermittelt das ist

// , so meint man damit einzugestehen, es existiere eine Seele neben dem Körper, ein geisterhaftes Seelenwesen. //

// Das Vorurteil zu Gunsten des psycho-physischen Parallelismus ist auch eine Frucht
primitiver Vorstellungen von der
des primitiven Denkens über die
Grammatik. ¤
Denn wenn man Kausalität zwischen psychologischen Erscheinungen zuläßt, die nicht physiologisch vermittelt ist, so meint man ˇdamit die Existenz
50
einer Seele neben dem Körper einzugestehen. // ¤
// …eine Frucht primitiven Denkens über … // // eine Frucht primitiver Auffassungen der Grammatik. // [Die letzte Version ist, glaube ich, die beste.]

 
   
  Ich verstehe es vollkommen, wie Einer es lassen kann, wenn ihm die Priorität seiner Erfindung, oder Entdeckung streitig gemacht wird,
daß
wie
er diese Priorität with tooth & claw
verteidigen möchte.
zu verteidigen willens sein kann.
Und doch ist sie nur eine Chimäre. Was Es scheint mir freilich ˇzu billig, allzuleicht, für einen Mann wie Claudius über die Prioritätsstreitigkeiten zwischen Newton & Leibnitz zu spotte[n|t]c; aber es ist, glaube ich, doch wahr, daß dieser Streitigkeiten nur übler Schwächen entspring[en|t] & von üblen Menschen genährt w[e|i]rden. Was hätte Newton verloren, wenn er die Originalität Leibnitzens anerkannt hätte? Gar nichts! Er hätte viel gewonnen. Und doch, wie
schwer ist dieses Anerkennen, da[ß|s] [e|E]inem, der es versucht, wie ein Eingeständnis des eigenen Unvermögens
erscheint
vorkommt
. Nur Menschen, die
Dich
einen
schätzen & zugleich lieben, können
Dir
einem
dieses
Verhalten
Benehmen
leicht machen.
  Es handelt sich natürlich um Neid. Und wer ihn fühlt, müßte sich immer sagen: “Es ist ein Irrtum! Es ist ein Irrtum! –”

 
   
  Klagen & Nichtklagen, & der ‘Glaube an die Freiheit des Willens’ oder das Gegenteil. Einer sagt: “Wie kann der Mensch auch, unter solchen Umständen, anders handeln!” (ein Ausruf) & der Andre sagt es nicht. Einer begibt sich hier ˇ(in diesem Fall) des Urteils, der Andre nicht. Gründe? – Es sind Reaktionen, (wie das Mitleid –).

 
   
  Mit Hoffnung lieben, & nicht verzweifeln, wenn die Hoffnung sich nicht erfüllt, ist das schwerste Kunststück. Der
51
Glaube an einen gütigen Vater ist eigentlich der Ausdruck gerade dieses Lebens.


 
  /  
  Muß das Verbum “Ich glaube” eine Vergangenheitsform haben? Nun, wenn wir statt “Ich glaube, er kommt”, immer sagten “Er dürfte kommen” (oder dergleichen), aber dennoch sagten “Ich habe geglaubt, …”, so hätte das Verbum “glauben” keine Gegenwart. Es ist charakteristisch für die Art & Weise, wie wir gewohnt sind, die Sprache zu betrachten, daß wir meinen // glauben // es müsse am Ende doch Gleichförmigkeit, Symetrie bestehen; statt ˇvielmehr zu glauben
sie
es
könne nicht bestehen. // ; statt, umgekehrt, zu
empfinden
sagen
, sie könne nicht bestehen. // // statt, umgekehrt, dafür zu halten, sie … //

 
   
  Nichts ist wichtiger in Erklärungen des Denkens & der Gehirnvorgänge als alle alten Vorurteile über
die Kausalität wegzuwerfen. // beiseite zuc
schieben
legen
// Dies scheint mir ˇweitaus der wichtigste Schritt.

 
  /  
1975
  Denk Dir diese Erscheinung: Wenn ich will, daß Einer // jemand // sich einen Text merkt, den ich ihm vorspreche, so daß er ihn mir später wiederholen kann, muß ich ihm ein Stück Papier & einen Bleistift geben, & hrend ich spreche ‘schreibt’ er, d.h. er ˇmacht schreibt ˇer Striche, Zeichen auf das Papier; soll er später einmal den Text reproduzieren, so folgt er jenen Strichen mit den Augen &
sagt dabei
spricht
den Text her. Ich nehme aber an, seine Aufzeichnung sei keine Schrift, sie häng[t|e] nicht durch Regeln mit
den Worten
dem Wortlaut
des Textes zusammen;
404
ˇ& doch kann er ohne diese Aufzeichnung aber kann er den Text nicht reproduzieren; & wird an
ihr
seiner Aufzeichnung
etwas verändert
geändert
, wird sie
zum Teil
teilweise
zerstört, so
52
bleibt er beim ‘Lesen’ stecken, oder liest spricht den Text unsicher, oder
unzuverläßig
unverläßlich
, oder kann die Worte
überhaupt
gar
nicht finden. – Das ließe sich doch denken! – Was ich die ‘Aufzeichnung’ nannte, wäre dann keine Wiedergabe des Textes,
nicht eine
keine
Übersetzung, in sozusagen in einen anderen Symbolismus. Der Text wäre nicht in
der Aufzeichnung
ihr
niedergelegt. Und warum sollte er in unserm
Nervensystem
Gehirn
niedergelegt sein.

 
  /  
  Die Gestaltpsychologen, haben der Psychologie dadurch einen guten Dienst erwiesen,
indem
daß
sie gewisse Hypothesen über psycho-physische Zusammenhänge als unwahrscheinlich gemacht erwiesen haben, aber sie haben andere wertlose Hypothesen aufgestellt. // Die Gestaltpsychologen haben die Psychologie von wertlosen, die Einsicht
hindernden
hemmenden
Hypothesen befreit; aber sie
haben ˇfreilich auch
selbst
wieder andere
wertlose Hypothesen aufgestellt. // // freilich
auch selbst unnötige Hypothesen
auch wieder unzweckmäßige Hypothesen
aufgestellt // .

 
  /  
1576
  Warum soll nicht ein Naturgesetz einen Anfangs- & einen Endzustand eines Systems verbinden, den Zustand zwischen beiden aber übergehen? (Nur denke man nicht an Wirkung!)

 
   
5.4.
  Im Gefolge jeder Idee, die viel kostet, kommen eine Menge billiger; darunter auch einige, die nützlich sind.

 
   
  Manchmal sieht man Ideen, wie der Astronom ˇvon uns aus weit entlegene Sternenwelten. (Oder es scheint doch so.)

 
   
  Wenn ein aufgeblasener Esel sagt, er fühle sich winzig & bedeutungslos im dem von der Astronomie
53
erschlossenen Universum, das die Astronomie erschllossen hat, so ist das komisch.


 
   
  Wenn ich einen guten Satz geschrieben hätte, durch Zufall wären es zwei (sich) reimende Zeilen, so wäre dies ein Fehler. // , & durch Zufall wäre
es
er
ein Paar (sich) reimender Zeilen geworden, … // // , & durch Zufall wären es zwei reimende Zeilen geworden, … // // , & durch Zufall läse er sich nun als zwei reimende Zeilen, … //

 
   
  Aus Tolstoys
schlechtem
falschem
Theorisieren
Gedanken
, das Kunstwerk übertrage ‘ein Gefühl’, könnte man viel lernen. – Und doch könnte man es, wenn nicht den Ausdruck eines Gefühls, einen Gefühlsausdruck nennen, oder einen gefühlten Ausdruck. Und man könnte auch sagen, daß die Menschen, die ihn verstehen, gleichermaßen zu ihm ‘schwingen’, auf ihn
antworten
reagieren
. Man könnte sagen: Das Kunstwerk
will nicht etwas anderes übertragen, sondern sich selbst, wie, wenn ich
Einen
jemand
besuche, ich nicht bloß die & die Gefühle in ihm
zu erzeugen wünsche,
ˇwill,
will sondern vor allem ihn besuchen, will, & freilich auch gut aufgenommen werden will.
  Und schon erst recht unsinnig ist es, zu sagen, der Künstler wünsche, daß, was er beim Schreiben, der Andre beim Lesen fühlen solle. Ich kann wohl glauben, ein Gedicht (z.B.) zu verstehen, es so zu verstehen, wie sein Erzeuger es sich wünschen würde, – aber was er beim schreiben gefühlt haben mag, das kümmert mich gar nicht.

 
   
  Immer wieder wird gesagt, die Nomenklatur, der Psychologie z.B., sei unzureichend, dies sei der Grund schwerer von Irrtümern & Misverständnissen. Aber nichts durch die Einführung neuer kann falscher sein, als (zu) glauben, daß diese durch die Einführung neuer
54
Namen
vermieden
ausgetilgt
beseitigt
werden. Sie werden es durch tiefgehende Änderungen in unserm Denken; z.B. in dem, was wir ˇnun suchen & dem, was
wird nicht suchen,
wir zu suchen aufhören,
&
solche Änderungen finden
so eine Änderung findet
allerdings ihren Ausdruck oft in einer veränderten Terminologie.

 
  /  
  Was man eine Änderung im Denken nennt, ist natürlich nicht nur eine Änderung im Reden, sondern auch eine im Tun.

 
  /  
  Die Terminologie sieht man, die Technik sieht man nicht.

 
   
  So, wie ich keine Verse schreiben kann, so kann ich auch Prosa nur soweit, & nicht weiter, schreiben. Meiner Prosa ist eine ganz bestimmte Grenze gesetzt, & ich kann ebensowenig über sie hinaus, als ich es vermöchte, ein Gedicht zu schreiben. Mein Apparat ist so beschaffen; nur dieser Apparat steht mir zur [v|V]erfügung. Es ist, wie wenn Einer
sagte: Ich kann in diesem Spiel nur diesen Grad der Vollkommenheit erreichen, & nicht jenen.

 
   
  Der Genuszsüchtige – wie ich [|z.]B. – wird immer unglücklich sein.

 
  /  
  Man sagt “Er scheint furchtbare Schmerzen zu haben”, auch wenn man keinerlei Zweifel hat, daß der Schein nicht trügt. Warum sagt
man nun nicht
man nicht
“Ich scheine furchtbare Schmerzen zu haben”, denn dies müßte zum mindesten auch Sinn haben? // … auch wenn man nicht zweifelt, daß dieser Schein nicht trügt. // (Nun, bei einer Theaterprobe könnte ich das sagen.) ; & ebenso “Ich scheine die Absicht zu haben

,
”, etc., etc.) Jeder wird sagen: “Natürlich sage ich das nicht; weil ich weiß ob ich Schmerzen (etc.) habe.” Es interessiert micht ˇfür gewöhnlich nicht, ob ich Schmerzen zu haben scheine; denn die Schlüsse, die ich
55
aus diesem Eindruck beim Andern ziehe, ziehe ich für mich ˇselbst nicht. Ich sage nicht: “Ich stöhne furchtbar, ich muß ein zum Arzt gehen”; wohl aber “Er stöhnt furchtbar, er muß …”. Woher diese Diskrepanz? (Ich weiß, man wird sagen “Es kommt ja eben auf das Stöhnen, bei uns beiden, nicht an, sondern auf das Seelische, das sie ˇbloß andeuten) Aber warum glaube ich, sie deuteten beim Andern etwas an? Ich reagiere eben anders auf sein Stöhnen, als auf das meine.) Denke, ˇjemand habe Schmerzen & er stöhn[e|te] Es in ein Diktaphon; dann spielt er sich's vor & sagt “Das ist ja furchtbar; – ich muß wirklich zum Arzt gehen.”

 
  /  
  Wenn dies keinen Sinn hat: “Ich weiß, daß ich Schmerzen habe” – noch dies: “Ich fühle meine Schmerzen”, – dann hat es auch keinen Sinn zu sagen: “Ich kümmere mich nicht um mein eigenes Stöhnen, weil ich weiß, daß ich Schmerzen
habe” – oder zu sagen “…, weil ich meine Schmerzen fühle.”
  Wohl aber ist es richtig zu sagen: “Ich kümmere mich nicht um mein Stohnen.” // Wohl aber ist es wahr: “Ich kümmere … //

 
  /  
  Ich schließe aus der Beobachtung seines Benehmens, daß er zum Arzt muß; aber nicht aus ich ziehe diesen Schluß ˇfür mich nicht aus der Beobachtung meines Benehmens. Oder vielmehr: ich tue auch
dies
das
manchmal, aber nicht in analogen Fällen.

 
   
  Du mußt
Dich aber hier daran
Dich daran
erinnern, daß das Pflegen meiner Wunde, z.B., & seiner // daß das Pflegen der eigenen
Schmerzstelle
Wunde (z.B.)
& der des Andern // primitive Reaktionen sind; daß es eine primitive Reaktion ist, auf des Andern Schmerzbenehmen zu achten
& unser Benehmen gegen ihn danach zu
& das Verhalten gegen ihn
56
danach zu richten, – sowie auch, auf's eigene Schmerzbenehmen nicht zu achten. // nicht so zu reagieren. // // Du mußt hier daran denken, daß das Pflegen der eigenen Schmerzstelle, aber auch der des Andern, primitive Verhaltunngsweisen sind. // // Du
kannst
mußtc
ˇDich hier daran erinnern, daß ˇ, das Pflegen der eigenen Schmerzstelle, sowie der des Andern, primitive Verhaltungsweisen sind:
also einerseits
sowohl
, auf des Andern Schmerzbenehmen zu achten & das eigene Verhalten danach einzurichten, als auch, aufw das & eigene Schmerzbenehmen nicht in ähnlicher Weise zu beachten. //
// Es hilft uns hier,
uns zu sagen
zu bedenken
, daß ˇnicht nur das eine primitive Reaktion ist, ˇ die eigene Schmerzstelle zu pflegen, sondern auch, die des Andern ˇzu pflegen; also auf des Andern Schmerzbenehmen zu achten,
& auch
sowie auch
, auf das eigene nicht zu achten. //
// Es hilft hier; wenn man
sich sagt
bedenkt
daß es eine primitive Reaktion ist
die eigene Schmerzstelle & auch die am Leibe des Andern zu
betreuen
pflegen
, – also auf des Andern Schmerzbenehmen zu achten, sowie auchˇ dies, auf das eigene nicht zu achten. //

 
   
6.4.
// Es hi[e|l]ft
nun
hier
, wenn man bedenkt, daß es
ein primitives Verhalten
eine primitive Reaktion
ist, die schmerzende Stelle des Andern zu pflegen, zu behandeln, & nicht nur die eigene – also auf des Andern Schmerzbenehmen zu achten
;
,
wie auch, auf das eigene Schmerzbenehmen nicht zu achten. //

 
  /  
  Was aber will hier das Wort “primitiv” sagen? Doch wohl, daß die Verhaltungsweise vorsprachlich ist: daß ein Sprachspiel auf ihr beruht, daß sie das Prototyp einer Denkweise ist & nicht die ein das Frucht Ergebnis des Denkens.

 
  /  
  “Falsch aufgezäumt” ist das
57
Wort für eine Erklärung wie diese: kann man von einer Erklärung sagen, wie dieser: [W|w]ir pflegten
den
einen
Andern, weil wir nach Analogie ver des eigenen Falles glaubten, auch er habe ein Schmerzerlebnis statt zu sagen: Lerne ˇaus diesem Fall was ˇhier
in ihm
an diesem
‘Analogie’ & ‘glauben’ bedeutet. // Lerne, was in diesem Fall aus diesem Sprachspiel, was in ihm ‘Analogie’ & ‘glauben’ bedeuten. // // Lerne ˇalso aus diesem
Kapitel
(besondern) Stückc
unseres Benehmens Betragens Verhaltens, – aus diesem Sprachspiel, – welche Funktion
darin
in ihm
“Analogie” & “glauben” haben. //

 
   
  “Ich weiß”, “Ich kann”, “Ich glaube” drückt keinen ‘Erlebnisinhalt’ aus, : wie zeigt sich das in der Struktur des Sprachspiels. Wie zeigt es sich, daß ‘Wissen’ kein Erleben ist; oder, was haben die ˇverschiedenen Formen des Erlebens miteinander gemein & nicht mit dem ‘Wissen’. Es ist etwas, was z.B. d[en|ie] Gehörseindruck empfindung mit der Gehörsvorstellung gemein hat. Was also sind ‘Bewußtseinszustände’?
Oder auch: was ist d[ie|as] Besondereheit das Eigentümliche des im Gebrauchs von derjenigen Signalen, die Bewußtseinszustände anzeigen?

 
   
7.4.
  Eine Antwort, die sich uns aufdrängt, ist, daß das Eigentümliche dieser Signale mit der Dauer des Zustandes zu tun hat, daß da ein Signal möglich wäre, das solange andauert, wie der Zustand, in dem Sinne, wie der freudige Gesichtsausdruck das Zeichen der Freude sein kann, solange das Zeichen andauert. Aber ganz so ist es auch nicht. Bedenke auch den Unterschied zwischen dem Andauern der Farbe eines physikalischen Gegenstands & de[m|r] Farbe in meinem Gesichtsbild.

 
   
  Du mußt fundamental umlernen über den Gebrauch der Wörter.

 
  ∫ /  
  Tierpsychologie. Nagt der Hund unwillkürlich am Knochen? Hetzt er das
58
Wild unwillkürlich? Und was wissen wir von seinen kinaesthetischen Empfindungen?

 
   
  Weiß ich nur von mir selbst, daß meine Farbempfindung echte Dauer hat? Und wie vergewissere ich mich davon beim Andern? Nun, ich kann ihn fragen, – aber wie weiß ich
, in welchem Sinne
, die
er meine Fragen versteht? In welchem Sinne aber meine ich sie?

 
   
  Es gibt ein Sprachspiel: die Farbe beobachten, ihr Gleichbleiben & ihre Veränderung berichten. (Und dies kann man auch für den Aspekt tun.)

 
  /  
  
Ich
Man
kann auf den Verlauf des eigenen meine[r|s] Schmerze[s|n] achten; aber nicht ˇebenso auf den
meines
des
Glaubens, oder Wissens.

 
  /  
  
Das Beobachten
Die Beobachtung
der Dauer kann ununterbrochen oder unterbrochen
sein.
  Wie beobachtest Du Dein Wissen, Deine Meinung? & anderseits,
ein
Dein
Nachbild, einen Schmerz, ? Gibt es ein ununterbrochenes Beobachten meiner Fähigkeit, von Multiplizieren. die Multiplikation … auszuführen?

 
  /  
  “Wie kommt es, daß ich den Baum aufrecht sehe, auch wenn ich meinen Kopf zur Seite neige & also das Netzhautbild das eines schiefstehenden Baums ist? Wie kommt es also, daß ich den Baum auch unter diesen Umständen
als einen aufrechten
als aufrecht
anspreche? “Nun ich bin mir der Neigung meines Kopfes bewußt, & bringe also die nötige Korrektur an der Auffassung meiner Gesichtseindrücke an.” – Aber heißt das nicht Primäres mit Sekundärem verwechseln? Denk Dir, wir wüßten gar nichts von der innern Beschaffenheit des Auges, – würde dies Problem
59
überhaupt auftauchen? // , –
könnte
würde
sich diese Frage überhaupt erheben? // Wir bringen ja ˇhier, in Wirklichkeit, Wahrheit, hier keine Korrekturen an, dies ist ja bloß eine [e|E]rklärung // eine erklärende Hypothese. // .
  Wohl; – aber da nun die Struktur des Auges einmal bekannt ist, – wie kommt es, daß wir so handeln, so reagieren? Aber muß es hier eine physiologische Erklärung geben? Wie, wenn wir sie auf sich beruhen lassen würden? Aber so würdest Du doch nicht sprechen, wenn Du das Verhalten einer Maschine prüftest – Nun, wer sagt, daß in diesem Sinne das Lebewesen, der tierische Leib, eine Maschine ist? –

 
  /  
  Man kann
eine
die
Veränderung eines Gesichts merken & mit den durch die Worten beschreiben,
das Gesicht habe einen härteren Ausdruck angenommen,
der Ausdruck sei härter geworden,
– & nicht im Stande sein die Änderung räumlich zu beschreiben. Dies ist ungemein wichtig! // & mit
den
Worten “Der Ausdruck ist härter geworden” beschreiben
Worten, der Ausdruck sei härter geworden, beschreiben, –
, – & nicht im Stande sein, die Veränderung es mit räumlichen Begriffen zu tun. // , – & doch nicht im Stande sein, eine räumliche Beschreibung der Veränderung zu geben. // –doch nicht im Stande sein, was Geschehen ist, mit räumlichen Begriffen zu sagen. // // , – & doch nicht im Stande sein, sie mit räumlichen Begriffen zu beschreiben. // – Vielleicht sagt nun jemand, : wer das tut, beschreibe eben nicht die Veränderung des Gesichts, sondern nur der Wirkung auf ihn selbst; aber warum sollte dann
eine Beschreibung mit Form- und Farbbegriffen
eine räumliche Beschreibung
nicht dasselbe sein?

 
  ∫ /  
  “Auch eine stehende Uhr zeigt zweimal des Tages die rechte Zeit.” Aber es ist nicht wahr! – sie zeigt auch dann nicht die Zeit (an), wenn sie mit der richtig gehenden Uhr übereinstimmt. (Es könnte aber eine Uhr geben, die zweimal des Tages die richtige Zeit
60
anriefe.) Zeigte die richt stehende Uhr z.B. auf 11 Uhr, – wozu diente dann das übrige Zifferblatt außer der “11”; & wenn man das wegläßt, wozu dienen die Zeiger; & wenn man
sie
die auch
wegläßt, so wäre
ja
(also)
jede ˇZiffer “11” eine Uhr, die zweimal täglich richtig zeigt. [Ramsey Ramsey, ‘functions in extension’]

 
  /  
  Man kann auch sagen “Er machte dieses Gesicht”, indem man's macht[:|,] oder “sein Gesicht veränderte sich so”, indem man's
nachmacht
verändert
, – & wieder nicht im Stande sein, die Veränderung anders zu beschreiben. (Es gibt eben vielmehr Sprachspiele, als Carnap & Andere sich träumen lassen.)

 
  ∫ /  
  Es ist
nicht unmöglich
möglich
, daß Jeder, der eine bedeutende Arbeit leistet, eine Fortsetzung, eine Folge, seiner Arbeit im Geiste vor sich sieht, träumt; aber es wäre doch merkwürdig, wenn es nun wirklich so käme, wie
er es geträumt hat. Heute nicht an die eigenen Träume zu glauben, ist
freilich
allerdings
leicht.

 
   
  “Des Lebens Trug” – Immer wieder trachtet einer alles
zu täuschen.
irrezuführen.
Man will diese Fortsetzung, hält nur sie für wünschenswert & täuscht sie sich selber vor. So tut es mein Ehrgeiz, & so tausche ich mich auf Schritt & Tritt. Man will immer wieder der Arbeit // der schweren Arbeit // ausweichen, geht der Schwierigkeit aus dem Weg, nimmt den leichteren Pfad, hauft sich aber dadurch vielleicht die Unmoglichkeit am Ende.


 
   
  Der Erlebnisinhalt. Erlebnisinhalte sind die [P|p]sychologischen Gegenstände, die teils gleichzeitig, teils nach einander existieren. Fürchten hat einen Inhalt, Glauben nicht. (?)

 
   
8.4.
  Nicht das ist das Problem
, wie es kommt daß
, warum
‘Wissen’, ‘Glauben’, ‘Beabsichtigen’ keinen Erlebnis-
61
inhalt haben, sondern, : was dem Gebrauch von Signalen eigentümlich ist, von denen wir sagen ˇmöchten, sie zeigten einen ˇbestimmten Erlebnisinhalt an.

 
   ?  
  Ist es wirklich klar, daß man sagen soll, Furcht habe einen Erlebnisinhalt? Wie, wenn Einer sagte, sie habe keinen,
werde
sei
nur von einem mehr ode charakteristischen Konglomerat von Inhalten begleitet?

 
   
  Wir bewegen uns ˇüberhaupt in einer Gedankensphäre, (die) ähnlich (ist) derjenigen vor der Geburt eines Kalküls.

 
   
  Die tiefe Tragik des Menschenlebens ist, daß die Menschen an einander vorbeireden. (B. I.)2 Sie sind sozusagen windschief ˇzu einander
geschaffen.
erschaffen.
Kein Wunder, wenn nichts als Wirbel zwischen ihnen entstehen.

 
   
  Aber ich kann doch sagen “Diese
Furcht ist schrecklich!” – bedeutet das nicht, daß sie einen Inhalt hat? Kann ich nicht sagen “Diese Gewißheit ist schrecklich”? Ich sage auch “Das Bewußtsein, daß ich … muß, ist schrecklich” –; ist das Bewußtsein einer Tatsache ein Erlebnis?

 
  /  
  Das Bewußtsein, daß … , kann mich in der Arbeit stören; das Wissen nicht.

 
   
  Ist das Prototyp dessen, was man “Inhalt” nennt, die Empfindung, & alle andern Inhalte von
diesem
ihm
abgeleitet? gleichsam Verwandte von ihm? // gleichsam seine
Abkömmlinge
Verwandten
? // // [G|g]leichsam seine Kinder & Enkel? //
  Bedenke aber, daß es verschiedenartige Empfindungen gibt! Und sie gehören gewiß der gleichen Generation an.

62


 
  /  
  Wie weiß ich, daß ein Hund etwas dauernd, hört, dauernd einen Gesichtseindruck empfängt, Freude, empfindet Furcht, Schmerz empfindet?

 
   
  Was weiß ich von (den) ‘Erlebnisinhalten’ eines Hundes?

 
   
  Mein Bewußtsein erscheint mir als Welt, erfüllt von den Inhalten // den verschiedenen
Erlebnisinhalten
Inhalten
// . Das Bild ist immer das vom Gesichtsraum, der von Farbkörpern erfüllt ist.

 
   
  Du mußt Dich umstellen.

 
   
  Es ist
so
sehr
schwer den Stammbaum der Erlebnisse anzugeben; .
Weil es schwer ist,
Denn es ist schwer,
die alten Begriffe auf den Kopf zu stellen.

 
   
  Nietzsche schreibt einmal, daß auch die besten Dichter &
Denker [m|M]ittelmäßiges & fehlerhaftes geschrieben haben, nur eben dieses nicht das Gute davon geschieden haben. Aber ganz so ist es nicht. Ein Gärtner hat in seinem Garten freilich neben den Rosen auch den Dünger & Kehricht & Stroh, aber sie unterscheiden sich nicht
einfach
nur
in der Güte, sondern vor allem ˇauch in
ihrer
der
Funktion im Garten.
  Was wie ein schlechter Satz ausschaut, kann der Kern zu einem guten sein.

 
   
  Frage Einen: “Fühlst Du die Angst ununterbrochen?” – Was wird er sagen?

 
   
  “Ich fühle
die
meine
Angst, aber ich fühle nicht mein Wissen.” Was sagt mir das?

 
   
  fühlst Du Deine Furcht; Deine Hoffnung; Deinen Glauben; Dein Denken; Deine
63
Überzeugung; Dein Wissen?

 
   
  Um diese Begriffe übersehen zu können, mußt du sie anders vergleichen, als ihre Oberflächengrammatik es nahelegt. Du mußt andere Teile als homologe auffassen, was
einem Kiefer gleichsieht
wie ein Fuß aussieht
, mußt Du als Kiefer Fuß auffassen. Du einem Fuß vergleichen.

 
   
  Die Begriffe sind verkleidet.

 
  /  
  Sind die Farben wirklich Geschwister? Sind sie nur der Farbe nach verschieden, nicht auch der Art nach? Sind Gesicht, Gehör, Geschmack wirklich Geschwister?

 
  /  
  Suche nicht nur nach Ähnlichkeiten, um einen Begriff zu rechtfertigen, sondern auch nach Zusammenhängen. Der Vater überträgt seinen Namen auf den Sohn, auch wenn dieser ihm
ganz unähnlich ist.

 
   
9.4.
  “Fühlst du die Furcht?” – “Ich fühle sie am ganzen Leibe. Nimm sie mir, & ich werde gleich anders ausschaun, ˇmich anders halten, anders gehen.”

 
   
  
Daß
Wenn
die Furcht mich lämt,
daß
wenn
meine Knie schwach werden, – bezeichnet das eine Empfindung?

 
  ∫ /  
  Der Schreck ist vor allem charakteristisch durch den Anlaß zum Schreck.

 
   
  “Ich kann mich nicht bewegen” sagt man, wenn man sich nicht bewegt. Wenn man erstarrt, nicht, wenn man sich frisch & munter bewegt, wie vorher.


  Was ist der Inhalt des Schrecks?

 
  /  
  Vergleiche einen furchtbaren Schreck & einen plötzlichen heftigen Schmerz. Es
64
ist die Schmerzempfindung die furchtbar ist, – aber ist es die Schreckempfindung? Wenn jemand in meiner Gegenwart hinstürzt, ist das nur die Ursache einer höchst unangenehmen augenblicklichen Empfindung? Und wie läßt sich diese Frage beantworten? Klagt, der, der den schrecklichen Vorfall berichtet, über die Empfindungen, das Stocken des Atems, etc.? Wenn man Einem über den Schreck hinweghelfen will, – behandelt man den Körper? Sagt man nicht Beruhigt man den Erschrockenen nicht vielmehr über das Ereignis, die Veranlassung?

 
   
  Die Verben & Substantive der Psychologie (sehen, hören, fürchten, wollen, hoffen, glauben; Furcht, Wille, Schreck, Glaube, Wunsch) sind so sehr irreführend. Man muß immer wieder von ihnen zur Beschreibung des Benehmens & seines Anlasses gehen, um nicht durch die Oberfläche der
Grammatik über die Natur der Sprachspiele getäuscht zu werden.

 
   
  Die Fähigkeit des ‘Geschmacks’ kann keinen Organismus schaffen, sie reguliert nur einen schon vorhandenen regulieren. Der Geschmack lockert Schrauben & zieht Schrauben an, er schafft nicht ein neues Urwerk.

 
   
  Der Geschmack reguliert, gebiert nicht. // Der Geschmack reguliert. Das Gebären ist nicht seine Sache. //

 
   
  Der Geschmack macht annehmbar.

 
   
  (Darum braucht, glaube ich, der große Schöpfer
nicht
keinen
Geschmack; denn das Kind kommt wohlgeschaffen zur Welt.)
  Feilen ist manchmal Tätigkeit des Geschmacks, manchmal nicht. Ich habe Geschmack.
65


 
   
  
Auch der
Der
feinste Geschmack hat mit Schöpferkraft nichts zu tun.

 
   
  Geschmack ist Feinheit der Empfindung; Empfindung aber tut nicht, sie nimmt nur auf.

 
   
  Ich
vermag nicht zu
kann nicht
beurteilen, ob ich nur Geschmack habe, oder auch Originalität habe. Jenen sehe ich klar, diese nicht, oder ganz undeutlich. Und vielleicht muß es so sein, & man sieht nur, was man hat, nicht was man ist. We[r|nn] ˇEiner nicht lügt, ist er originell genug. Denn die Originalität, die wünschenswert wäre, kann doch nicht eine Art Kunststück sein, oder eine Eigenheit, wie immer ausgeprägt.
  Ja schon das ist ein Anfang guter Originalität, nicht sein zu wollen, was man nicht ist. Und alles das ist von Andern schon viel besser gesagt worden.

 
   
  Geschmack kann entzücken, aber nicht ergreifen.

 
   
10.4.

Du kannst deine eigenen Probleme nicht einfach auf den Andern abdälzen. Bedenke, was du von ihm verlangen darfst, & verlangen sollst, & das verlange; &
mit den
Folgen mußt du dich abfinden.


 
  /  
  Wer im Studierzimmer sich die Trauer vormacht, der
wird
mag
sich allerdings leicht der Spannungen in seinem Gesicht bewußt
werden
sein
. Aber traure wirklich, ˇoder folg(e) einer traurigen Handlung im Film, & frag Dich, ob Du dir Deines Gesichts bewußt warst.

 
  ∫ /  
  Das Bewußtsein in des Andern Gesicht. Schau ins Gesicht des Andern & sieh das Bewußtsein in ihm & einen bestimmten Bewußtseinston. Du siehst auf ihm, in ihm, Freude, Gleichgültigkeit, Interesse, Rührung, Dumpfheit, u.s.f.. Das Licht
66
im Gesicht des Andern.

 
  ∫ /  
  Schaust Du in Dich, um den Grimm im Gesicht des Andern zu erkennen? Er ist dort so deutlich, wie in Deiner eigenen Brust.

 
  ∫ /  
  (Und was will man sagen? Daß das Gesicht des Andern mich zur Nachahmung anregt, & daß ich also kleine Bewegungen & Muskelspannungen im eigenen
empfinde
fühle
, & die Summe dieser meine. Unsinn.) Unsinn, – denn Du machst Annahmen, statt bloß zu beschreiben.) Wem hier Erklärungen im Kopfe spuken, der
vernachläßigt
unterläßt
es, sich auf die wichtigen Tatsachen zu besinnen.)

 
  /  
  Müdigkeit, schlechte Laune, Reizbarkeit: vergleiche sie mit Empfindungen. Gibt es eine Stimmung oder Gemütsbewegung die nur
einen Augenblick dauert?
eine Sekunde lang dauert?




 
  ? /  
  Ein Zusammenhang zwischen den Stimmungen & Sinneseindrücken ist, daß wir die Stimmungsbegriffe zur Beschreibung von Sinneseindrücken & Vorstellungen benützen. Wir sagen von einem Thema, einer Landschaft sie seien traurig, fröhlich etc. Aber viel wichtiger ist es natürlich, daß wir das menschliche Gesicht, & Bes die Haltung, das Benehmen durch alle Stimmungsbegriffe beschreiben.

 
  /  
  Das Wissen, die Meinung haben keinen Gesichtsausdruck. Es gibt wohl einen Ton, etc. ˇeine Gebärde der Überzeugung, aber nur, wenn etwas in diesem Ton, mit dieser Gebärde, gesagt wird.

 
   
  Man kann einen alten Stil gleichsam in einer
neueren
neuen
Sprache wiedergeben, ihn sozusagen neuaufführen in einer
Auffassung
Weise
, die // in einem Tempo, das // unsrer Zeit gemäß ist. Man ist dann
in Wirklichkeit nur
eigentlich ˇnur
reproduktiv. Das
67
habe ich beim Bauen getan.
  Was ich meine, ist aber nicht ein neues Zurechtstutzen eines alten St[y|i]ls. Man nimmt nicht die alten Formen & richtet sie dem neuen Geschmack entsprechend her. Sondern man spricht, vielleicht unbewußt,
in Wirklichkeit
wirklich
die alte Sprache, spricht sie aber in einer Art & Weise, die der neuern Welt, darum aber nicht notwendigerweise ihrem Geschmack, angehört.

 
  /  
  “Das Bewußtsein ist so deutlich in seinem Gesicht & Benehmen,
wie
als
in mir selbst.”

 
  /  
11.4.
  Was hieße es, mich darin irren, daß er eine Seele, Bewußtsein, habe? & was hieße es, daß ich mich irre & selbst keins habe? Was hieße es, zu sagen “Ich bin nicht bei Bewußtsein.” – Aber weiß ich nicht doch, daß Bewußtsein in mir ist? – So weiß ich's also,
& doch hat die
Aussage
Behauptung
, es sei so, keinen Zweck?

 
  /  
  Und wie merkwürdig, daß man lernen kann, sich in dieser Sache mit
andern Leuten
Andern
zu verständigen!

 
  /  
  Einer kann sich bewußtlos stellen; aber auch bewußt?

 
   
  Man sagt zwar manchmal “Träume ich jetzt nicht?”, oder dergleichen, aber niemand ist ernstlich für eine Minute lang im Zweifel, ob er wache. Gut, – aber wie wäre es, wenn mir jemand dennoch allen Ernstes sagte, er wisse wirklich nicht, ob er träume oder wache?
  Kann es diese Situation geben: Einer sagt “Ich glaube, ich träume jetzt”; wirklich wacht er bald darauf auf, erinnert sich an jene Äußerung im Traum, & sagt “So hatte ich wirklich recht” –
68
// “So hatte ich also recht!” – //
  Diese Erzählung kann doch nur heißen: Einer habe geträumt, er hätte gesagt, er träume.
Wenn Einer träumte, er habe das & das gesagt, – hat er's dann gesagt, wenn auch im Traume?

 
  /  
  Denke, ein Bewußtloser sagte, (etwa in der Narkose) “Ich bin bei Bewußtsein” – würden wir sagen “Er muß es wissen” –?

 
  /  
  Und wenn [e|E]iner im Schlaf spräche “Ich schlafe”, – würden wir sagen “Er hat ganz recht”?

 
   
  Ich kann jemandem schreiben “Ich bin gesund” & natürlich auch “Ich lebe”; aber würden ihm die Worte “Ich lebe nicht” nicht das Gleiche mitteilen? (Ist hier p = ~ p)

 
  /  
  Spricht Einer die Unwahrheit, der mir sagt: “Ich bin nicht bei Bewußtsein”? (Und die Wahrheit,
wenn er's bewußtlos sagt? Und wie, wenn ein Papagei sagte “Ich verstehe kein Wort”, oder ein Gramophon “Ich bin bloß eine Maschine”?)

 
   
  Wie
wäre
ist
es, wenn in einem Stück eine der Personen
spräche
sagte
“Alles das ist nur ein Schauspiel”?

 
  /  
  Denke, in einem Tagtraum spra ließe ich mich sprechen “Ich phantasiere bloß”, wäre das wahr? Denke ich schreibe so eine Phantasie, oder Erzählung, & in ihr einen phantasierten Dialog, & in ihm sage ich “Ich phantasiere” – – – Aber, wenn ich es aufschreibe, – wie zeigt sich's, daß diese Worte Worte der Phantasie sind & ˇdaß ich nicht aus der Phantasie herausgetreten bin?
  Wäre es nicht wirklich möglich, daß der Träumende, sozusagen aus dem Traum heraustretend, im Schlaf spräche “Ich träume”?
69
Es wäre wohl denkbar, daß so ein Sprachspiel existierte.

 
  /  
  Dies hängt mit dem Problem des ‘Meinens’ zusammen. Denn ich kann im Dialog schreiben “Ich bin jemand” & es nicht meinen, obwohl es wahr ist. Die Worte gehören zu diesem, nicht zu jenem Sprachspiel.

 
   
  ‘Wahr’ & ‘Falsch’ im Traum. Ich träume, , daß es regnet & ˇdaß ich sage “Es regnet” – & anderseits: Ich träume, daß ich sage “Ich träume”.

 
  /  
  Hat das
Wort
Verbum
“träumen” eine Gegenwartsform? Wie lernt diese der Mensch gebrauchen?

 
   
  Ein Sprachspiel schaut aus wie ein anderes, wenn
das andre
dieses
Löcher hätte. Das ist eine Hauptquelle philosophischer Schwierigkeiten.
//
 
  /  
  Das eine Sprachspiel
ist
scheint
analog einem Stück des anderen. ana[g|l]og Stücken des andern. // Ein Raum in begrenzte Stücke eines Raumes projiziert.

 
  /  
  Angenommen ich hätte in kurzer Zeit eine Erfahrung, ähnlich einem Erwachen, befände mich dann in einer ganz andern Umgebung, mit Leuten, die mich versichern ich habe geschlafen. Angenommen
ferner
auch
, ˇich syt bliebe dabei ich habe (dennoch) nicht geträumt, sondern dabei, auf irgend eine Weise, außer meinem schlafenden Körper gelebt. Welche Funktion hat diese
Behauptung
Feststellung
?

 
  /  
  ‘“Ich habe Bewußtsein”, das ist eine Aussage, an der kein Zweifel möglich ist.’ Warum soll das nicht das Gleiche sagen, wie dies: “Ich habe Bewußtsein” ist kein Satz. ?
  Man könnte auch so sagen: – Was schadet es, daß Einer sagt, “Ich habe Bewußtsein” sei eine Aussage
70
die keinen Zweifel zulasse? Wie komme ich mit ihm in Widerspruch? Nimm an, Einer sagte mir dies, – warum soll ich mich nicht gewöhnen ihm nichts darauf zu antworten, statt etwa einen Streit ˇmit ihm anzufangen. Warum soll ich seine Worte nicht behandeln, wie sein Pfeifen oder Summen?

 
  /  
12.4.
  “Nichts ist
so gewiß,
gewisser,
als daß ich Bewußtsein habe.” ⌊⌊ // “Nichts ist so gewiß,
wie,
als
daß mir Bewußtsein eignet.” //
⌋⌋ Warum soll ich es dann nicht auf sich beruhen lassen? Diese Gewißheit ist wie eine große Kraft, deren Angriffspunkt sich nicht bewegt, die also keine Arbeit leistet.

 
   
  Können die Menschen Zufriedenheit erlangen?
 
   
13.4.
Für Leute wie mich liegt in diesem Lande nichts näher als
Menschenhaß. Gerade daß man sich in all dieser Solidität auch keine Revolution denken kann macht die Lage noch viel hoffnungsloser. Es ist als hätte diese ganze grenzenlose Öde ‘come to stay’. Es ist als könnte man von diesem Land sagen, es habe ein naßkaltes g geistiges Klima.


 
   
  Der Mensch reagiert so: er sagt “Nicht das!”, – & kämpft es an. Daraus entstehen vielleicht Zustände, die ebenso unerträglich sind; & vielleicht ist dann die Kraft ˇzu weiterer Revolte verausgabt. Man sagt “Hätte du nicht das getan, so wäre das Übel nicht gekommen.” Aber mit welchem Recht? Wer kennt die Gesetze, nach denen die Gesellschaft sich entwickelt? Ich bin überzeugt, daß auch der Gescheiteste keine Ahnung hat, kämpfst Du so kämpfst Du. Hoffst Du, so hoffst Du.
71

  Man kann kämpfen, hoffen & auch glauben, ohne wissenschaftlich zu glauben.

 
   
  Die Wissenschaft: Bereicherung & Verarmung. Die eine Methode drängt alle andern bei[S|s]eite. Mit dieser verglichen schenken ˇsie alle andern ärmlich, höchstens Vorstufen. Du mußt zu den Quellen niedersteigen um sie alle nebeneinander zu sehen, die vernachläßigten & die bevorzugten.

 
  /  
  ‘Snakes & ladders’ ein Würfelspiel. Einer wirft etwa ‘5’ dann ‘4’ & sagt “Hätte ich bloß statt ‘5’ ‘4’ geworfen, so hätte ich gewonnen”. Die Bedingtheit ist nicht physikalisch, sondern nur mathematisch, denn man könnte antworten: “Hättest Du zuerst ‘4’ geworfen, – wer weiß, wasß Du danach geworfen hättest!”

 
  /  
  Sagst Du nun “ˇDie Verwendung de[r|s] Konjunktivs
beruht auf dem Glauben an ein Naturgesetz” – so kann man entgegnen: “Sie beruht nicht auf diesem Glauben; sie & dieser Glaube stehn auf gleicher Stufe.”

 
   
Wozu dient mir all meine Geschicklichkeit, wenn ich im Herzen unglücklich bin? Was hilft es mir philosophische Probleme zu lösen, wenn ich mit der Hauptsache nicht in's Reine kommen kann?

 
   
  Kann ich nur eine Schule gründen, oder kann es ein Philosoph nie? Ich kann keine Schule gründen, weil ich eigentlich nicht nachgeamt werden will. Jedenfalls nicht
von denen
so, wie es die tun
, die Artikel in philosophischen Zeitschriften veröffentlichen.

 
   
14.4.
  Der Gebrauch des Wortes “Schicksal”. Unser Verhalten zur Zukunft
72
& Vergangenheit. Wieweit halten f wir uns für die Zukunft verantwortlich. Wieviel spekulieren wir über die Zukunft. Wie denken wir über Vergangenheit & Zukunft. Wenn etwas Unangenehmes geschieht: – fragen wir “Wer ist schuld?”, sagen wir “Jemand muß dran schuld sein”, – oder sagen wir “Es war Gottes Wille”, “Es war Schicksal”?
  Wie, eine Frage stellen, auf ihre Antwort dringen, oder sie nicht stellen, eine anderes Verhalten, eine andere Art des Lebens ausdrückt, so, in diesem Sinne, auch ein Ausspruch wie “Es ist Gottes Wille” oder “Wir sind nicht Herren über unser Schicksal”. Was dieser Satz tut, oder doch Ähnliches, könnte auch ein Gebot tun! Auch eins, was man sich selbst gibt. Und umgekehrt kann ein Gebot, z.B. “Murre nicht!” als Feststellung einer Wahrheit ausgesprochen werden.

  Warum nun bin ich so ängstlich, diese Verwendungsarten der ‘Behauptungssätze’ von einand auseinander zu halten? Ist es denn nötig? Haben die Menschen wirklich früher nicht recht verstanden, was sie mit einem Satze wollten? Ist es Pedantrie? – Es ist nur ein Versuch, jeder Art zu ihrem Recht zu verhelfen. Also wohl eine Reaktion gegen die Überschätzung der Wissenschaft. Die Verwendung des Wortes “Wissenschaft” für “alles, was sich ohne Unsinn sagen läßt”, drückt schon diese Überschätzung aus. Denn dies heißt in Wirklichkeit, Aussagen in zwei Klassen zu teilen: gute & schlechte; & schon darin liegt die Gefahr. Es ist ähnlich, als teilte man alle Tiere, Pflanzen & Gesteine ein in nützliche & schädliche.
  Aber natürlich drücken die Worte “zu ihrem Recht verhelfen” & “Überschätzung” meine Stellungnahme
73
aus. Ich hätte ja auch sagen können: “Ich will dem & dem wieder zu Ansehn verhelfen.”; nur seh ich's nicht so.

 
  /  
  Das Schicksal steht im Gegensatz zum Naturgesetz. Das Naturgesetz wel will man ergründen, & verwenden; das Schicksal nicht.

 
   
  Es ist mir durchaus nicht klar, daß ich eine Fortsetzung meiner Arbeit durch Andre mehr wünsche, als eine Veränderung der Lebensweise, die alle diese Fragen überflüssig macht. (Darum könnte ich nie eine Schule gründen.)

 
   
  Der Philosoph sagt “Sieh' die Dinge so an!” – aber damit ist erstens nicht gesagt, daß die Leute sie so ansehen, werden, zweitens mag er überhaupt mit seiner Mahnung zu spät kommen,
& es ist auch möglich, daß solche Mahnung überhaupt nichts ausrichten kann & der Impuls zu dieser Änderung der Anschauung von anders woher kommen muß. So ist es ganz unklar, ob Bacon irgend etwas bewegt hat, außer die Oberfläche der Gemüter seiner Leser.

 
   
  Nichts kommt mir ˇ weniger wahrscheinlich vor, als daß ein Wissenschaftler, oder Mathematiker, der mich liest, dadurch in seiner Arbeitsweise ernstlich beeinflußt werden sollte. (In sofern sind meine
Betrachtungen
Warnungen
, wie die Plakate an den Kartenschaltern der englischen Bahnhöfe “Is your journey really necessary?” Als ob Einer, der das liest ˇsich sagen würde “
Wenn ich recht bedenke nein
On second thoughts, no
”.) Hier muß man mit ganz anderen Geschützen kommen, als ich im Stande bin in' Feld zu
74
führen. Am ehesten könnte ich noch dadurch eine Wirkung erzielen, daß vor allem,
durch
auf
meine Anregung eine hin eine große Menge Dreck geschrieben wird, & daß vielleicht dieser die Anregung zu etwas Gutem
wird
gibt
Ich dürfte immer nur auf die aller indirekteste Wirkung hoffen.

 
   
  Z.B. nichts dümmer, als das Geschwätz über Ursache & Wirkung in Büchern über Geschichte; nichts verkehrter, weniger durchdacht. – Aber wer könnte dem Einhalt tun, dadurch daß er das sagte?
(Es
wäre,
ist,
als wollte ich durch reden die
Kleidung der Frauen & der Männer ändern
Männer- & Frauenmode ändern
.)
 
  /  
21.4.
  Der Begriff des ‘Fragments’. Es ist nicht leicht die Verwendung dieses Worts auch nur beiläufig zu beschreiben.


 
  /  
22.4.
  Wenn ˇauch nicht im Entferntesten wir den Gebrauch eines Wortes beschreiben wollen, – ist es nicht ähnlich, wie wenn man ein Gesicht porträtieren will? Ich sehe es deutlich; der Ausdruck dieser Züge ist mir wohl bekannt; & sollte ich's malen, ich wüßte nicht, wo ich anfangen solltec. wo anfangen. Und mache ich wirklich ein Bild davon – so ist es hopelessly
durchaus
// ganz //
ungenügend
inadequateunzulänglich
. – Hätte ich eine Beschreibung von mir, ich würde sie erkennen; vielleicht auch Fehler in ihr merken. Aber, daß ich das kann, sagt nicht, daß ich die Beschreibung selber hätte geben können.

 
  /  
  Zwei Gegenstände ‘gehören zusammen’. Man lehrt ein Kind, Dinge ‘ordnen’, man begleitet die Tätigkeit mit den Worten “[d|D]iese gehören zusammen.”
75
Das Kind lernt diesen Ausdruck auch. Es könnte die Dinge auch mit Hilfe dieser Worte & gewisser Gebärden ordnen. Die W[ö|o]rte können aber auch (eine) bloße Begleitung des Tuns sein. Ein Sprachspiel.

 
  /  
  Denk Dir ein solches Spiel ohne Worte, aber mit der Begleitung einer
passenden
charakteristischen
sinnvollen
Musik gespielt. // einer
suggestiven
// zu den Handlungen passenden //
dazu passenden
Musik gespielt // //

 
  /  
  “Lege es hier hin” – wobei ich mit dem Finger den Platz bezeichne ‒ ‒ ‒ dies ist eine absolute Ortsangabe. Und wer sagt, der Raum sei absolut, möchte als Argument dafür sagen: “Es gibt doch einen Ort, – Hier!” // Es gibt doch einen Ort: Hier.” //

 
  /  
  Das ‘Erleben der Ähnlichkeit’. Denke an das Sprachspiel: “Ähnlich-
keiten erkennen’, oder ‘Ähnlichkeiten angeben’, oder ‘Dinge nach ihrer Ähnlichkeit ordnen’. Wo ist hier das besondere Erlebnis? der besondere Erlebnisinhalt nach dem man fahndet?

 
  ∫ /  
23.4.
  
Ist es so? – Wir
Ist es so: – Wir
wurden von früher Jugend dazu erzogen, die Dinge, sagen wir, in zwei Klassen zu ordnen, sie in zwei Laden einzureihen, & es ging immer ohne Konflikt ab; aber plötzlich // aber einmal // geht es nicht, oder nicht mehr zu unserer Befriedigung, & nun beginnt eine seltsame Tätigkeit, in der vom Prinzip der Einteilung nicht abgegangen wird, aber hoffnungslose Versuche
angestellt
gemacht
werden, eine Gruppierung zu finden, die uns befriedigt, & uns dazu zu überreden, daß sie es tue.

76
 
   
Cambridge wird mir mehr & mehr verhaßt. The disintegrating & putryfying Engli[h|s]h civilisation. Ein Land in dem die Politik zwischen einem bösen Zweck & keinem Zweck schwankt.
 
   
24.4.
Bin äußerst unruhig, ohne recht zu wissen, [d|w]arum. Kann nicht denken, oder habe doch nur abgerissene Gedanken. Mein Gleichgewicht sehr labil.

 
   
25.4.
  Motto: Überhaupt hat der Fortschritt das an sich, daß er viel größer ausschaut, daß er wirklich ist. (Nestroy: “Der Schützling”)

 
  /  
  Die Dauer der Empfindung – Vergleiche die Dauer einer Tonempfindung mit der Dauer der Tastempfindung die Dich lehrt, daß Du eine Kugel in der Hand hälst; & mit dem “Gefühl” daß Dich lehrt, daß Deine Knie gebogen sind. Und hier haben wir wieder einen Grund, warum
wir von der Empfindung der Positur sagen möchten, sie habe keinen Inhalt.

 
  /  
27.4.
Philosophische Untersuchungen: begriffliche Untersuchungen. Das Wesentliche der Metaphysik, : daß sie ihr de[n|r] Unterschied zwischen [f|s]achlichen & begrifflichen Untersuchungen nicht klar istellt. Die metaphysische Frage immer ˇdem Anscheine|nach eine sachliche,
obschon
wo
das Problem ein begriffliches ist.

 
  ? /  
  Was aber tut eine begriffliche Untersuchung? Ist sie eine der Naturgeschichte der menschlichen Begriffe? – Nun, Naturgeschichte beschreibt, sagen wir, Pflanzen & Tiere. Aber könnte es nicht sein, daß Pflanzen in allen Einzelheiten beschrieben worden wären, & nun erst jemand daher käme der Analogien in ihrem Baue sieht, die man früher
77
nicht gesehen hatte? Daß er also eine ˇneue Ordnung in diesen Beschreibungen herstellt. Er sagt z.B.: “Vergleiche nicht diesen Teil mit diesem; sondern vielmehr mit jenem!” (Goethe wollte so etwas tun) Und dabei spricht er nicht notwendigerweise von Abstammung, dennoch aber könnte die neue Anordnung ˇauch der wissenschaftlichen Untersuchung eine neue Richtung geben. Er sagt “Sieh es so an!” – & das kann nun
verschiedenerlei
verschiedene
Vorteile & Folgen haben. // verschiedenerlei Folgen haben. //

 
   
  Ist es richtig, zu sagen, daß meine Untersuchungen durch eine Art Zwecklosigkeit charakterisiert sind? – Ich meine nicht, daß sie zu nichts dienen können, sondern daß sie nicht ausgesprochen im Hinblick auf einen Zweck angestellt werden. Ist
das nun ein Fall von ‘l'art pour l'art’? Das möchte ich nicht sagen. Dies klingt zu spielerisch, & als wollte man sagen “Ich tue dies, weil es schön ist” oder dergleichen. – Wohl aber könnte ich sagen: “Muß denn alles einen Zweck haben?” – oder: “,Muß denn jede Tätigkeit mit einem klaren Zweck angestellt werden? Und wird sie es nicht, – ist sie dadurch
deswegen
// deshalb //
mit dem Übrigen des Lebens nicht verbunden? Hat sie darum keine Folgen, oder schlechte?” // Muß denn alles, was wir tun, mit einem klaren Zweck getan werden? Und wird es das nicht
, – ist es deswegen ohne Zusammenhang mit
, – ist es dadurch unverbunden mit
dem Übrigen des Lebens? Hat es darum keine Folgen; oder schlechte?” //

 
   
28.4.
Die Aufmerksamkeit auf einen Teil des
Nachbilds
Gesichtsbildes
richten. Ich beschreibe es z.B. von
78
links nach rechts.

 
   
  Wozu dient Deine Einteilung, oder Vergleichung der psychologischen Phänomene? – Sie kann eine Reihe verschiedener philosophischer Probleme beantworten. Sie ist eine Methode, sich über Verschiedenes // über verschiedene begriffliche Schwierigkeiten // klar zu werden.

 
  /  
10.5.
  Warum zählen wir? Hat es sich als praktisch erwiesen? Haben wir unsere Begriffe, z.B. die psychologischen, weil
es vorteilhaft ist? –
es sich als vorteilhaft erwiesen hat? –
Und doch habenc wir gewisse Begriffe
eben deswegen,
aus diesem Grunde, haben sie deswegen
eingeführt.

 
   
  Ich fühle mich sehr unglücklich.
 
   
11.5.
  Denke dran, wie man von Labor's [s|S]piel gesagt hat “Er spricht”. Wie eigentümlich! Was war es, was einen
so in diesem Spiel so an ein Sprechen gemahnt hat? Und wie merkwürdig, daß
die
diese
Ähnlichkeit mit dem Sprechen nicht etwas uns Nebensächliches, sondern etwas Wichtiges & Großes ist! – Die Musik, & gewiß manche Musik, möchten wir eine Sprache nennen, manche ˇaber Musik gewiß nicht. (Nicht, daß damit ein Werturteil gefällt sein muß!) // Die Musik möchten wir eine ‘Sprache’ nennen; & gewiß gilt das von mancher Musik – & von mancher gewiß nicht. //

 
   
  Seufzen. Wie gerne möchte ich oft artikuliert seufzen! Ist das das Privileg des Dichters?

 
   
Das Buch ist voller Leben – nicht wie ein Mensch, sondern wie ein Ameishaufen.

 
   
  Man sollte nicht glauben, es sei eine Vereinfachung das
79
Sehen mit einem Auge
in Betracht zu ziehen
zu betrachten
, statt das Sehen mit beiden Augen; wenn man
nämlich
nur
darüber klar ist, daß man das Sehen nicht in den Augen spürt. Die Idee des visuellen Gegenstands ist viel schwerer für das zweiäugige Sehen durchzuführen. Denn was ist das zweiäugige ‘Gesicht’?

 
  /  
  ‘Das Portrait dessen, was man wirklich sieht.’ ‘des visuellen Eindrucks’

 
   
  Der Bericht dessen, was ich vor mir habe. Die Beschreibung dessen, was ich sehe.

 
  /  
  Es kommt einem vor: Wenn ich nur die rechten Farben Dinge // Gegenstände // zur Verfügung hätte könnte ich genau darstellen, was ich sehe. Und so ist es ja bis zu einem Punkt wirklich. Und jener Bericht & die Beschreibung haben die
gleiche Form. – Aber sie lassen z.B. ganz das Wandern des Blickes aus. Aber auch z.B. das Lesen einer eines Gesehenen Schrift ˇim Gesichtsfeld einen jeden Aspekt einer des Gesehenen.

 
  /  
  Ist nun, was Du anschaust, eine große Tafel oder ebene Wand mit einer Figur darauf, so wird als eine genaue Beschreibung ein Bild dieser Figur gelten können. Ist die Figur z.B. , was kann man mehr wollen, als daß sie genau abgezeichnet wird; & doch gibt es noch eine ganz andere Beschreibung, die in dem Abzeichnen nicht steckt. So auch, wenn die Figur ist

 
  /  
  Was in einem Sinne eine geringe Ungenauigkeit der Beschreibung ist, ist in einem andern
80
Sinne eine große.

 
   
  ‘Spezifisch’ denkt man sich als spezifisches Material, als spezifiische Substanz. Statt als spezifische Handlungsweise.

 
   
  Wir wollen nicht nur den Gebrauch von Worten beschreiben, sondern wir ziehen auch selbst Grenzen.

 
   
  Zenons Frage könnte man so stellen: “Wie kann etwas sich jetzt bewegen?” Aber noch stärker: “Wie kann etwas jetzt zittern?”

 
  /  
  Aktiv & Passiv. Kann man es befehlen, oder nicht? Dies scheint vielleicht eine weit hergeholter Unterscheidung, ist es aber nicht. Es ist ähnlich wie: “Kann man sich (logische Möglichkeit) dazu entschließen, oder
nicht?” –
Und
&
das heißt: Welche Stellung nimmt es in unseren Gedanken, etc., ein? // Wie liegt es in unseren Gedanken etc., eingebettet? // // Wie ist es von Gedanken, Gefühlen, etc. umgeben? //

 
  /  
  Wie würde eine ˇmenschliche Gesellschaft von tauben Menschen aussehen? Wie, eine [g|G]esellschaft von ‘Geistesschwachen’? Wichtige Frage! Wie, also, eine Gesellschaft, die viele unserer gewöhnlichen Sprachspiele nie spielten?

 
   
  Warum hänge ich keine Bilder in mein Zimmer? Weil ich keine guten hinhängen könnte? Weil es nicht hübsch aussehen würde? Weil es unethisch wäre?

 
   
  Das Hübsche kann aesthetisch schlecht sein & das Hässliche kann besser sein als das Hübsche.
81


 
   
  Sieht man einen Wirrwarr von Stichen als Wirrwarr von Strichen? Ist das auch ein bestimmter Aspekt?

 
   
  Das ‘Erlebnis’ des Erkennens. Ist das Erkennen ein Erlebnis?

 
   
  ‘Auf einmal organisierten sich die Striche’. (Scheinbr der Bewegung)

 
   
  Sich einer Gleichheit von Farben in einem Bild bewußt sein, oder dessen, daß diese Farbe dunkler ist als jene.
  Bin ich mir beim Hören dieses Stücks die ganze Zeit bewußt, daß es von … ist?
Wann ist man sich einer Tatsache bewußt?

 
   
  ‘Mein
Gesichtsgegenstand
Gesichtsbild
hat die Organisation schon in sich (so wie die Formen & Farben)’

 
   
  Wann bin ich mir dessen bewußt, daß dies eine Uhr ist?
 
  /  
  Liebe ist kein Gefühl. Liebe wird erprobt, Schmerzen nicht.
 
   
  Alle Freude ist eingeackert & die Seele ist wie ein gepflügtes Feld.
  Nichts wächst auf ihr, aber sie ist empfänglich für Samen. Kommen keine, so ist das Gottes Wille.


 
  /  
  Ich sehe etwas in verschiedenen Zusammenhängen.
  (Ist dies dem Vorstellen nicht verwandter als dem Sehen?)

 
  /  
  Es ist als hätte man an das Gesehene einen (bestimmten) Begriff herangebracht, den man nun mitsieht. Der zwar selbst kaum sichtbar ist, aber doch einen ordnenden Schleier über die Gegenstände breitet.
82


 
  ∫ /  
  Das Bild liegt beidemale in ganz verschiedenen Zusammenhängen.

 
   
  Es ist, als sei der Zusammenhang gegenwärtig.

 
   
  Und ist er das nicht wirklich, wenn wir etwas für den & den Gegenstand halten? oder einfach wissen, daß es das & das ist?

 
   
  “Man verbindet mit dem Worte … die Vorstellung eines Igels.”

 
  /  
  “Was siehst Du?” (Sprachspiel) – Was siehst Du wirklich?”

 
   
  “Was siehst Du?” – “Was erlebst Du visuell?”

 
  /  
  Stellen wir uns (doch) das Sehen rätselhaft vor! ohne; jederlei physiolo-
gische Erklärung. –

 
   
  Was heißt es eigentlich, daß man den Baum aufrecht, vertikal, sieht, obwohl man den Kopf geneigt hält? Was wäre // ist // das die entgegengesetzte Phänomen Erscheinung

 
  ∫ ∕∕  
  Was teilst Du dem // dem Andern // mit, dem du sagst “Sch sehe die Figur jetzt als ein …”?

 
   
  Erinnre Dich dabei immer an das Vorstellen, & daran daß Du dir einen bestimmten Menschen vorstellen kannst!

 
   
  “Ich sehe einen andern Gegenstand” möchte ich man sagen. Aber ich sehe den gleichen Gegenstand, aber einem andern Zweck dienend.

83


 
   
  Die Erklärung virulent. Man sagt: “Wie er schaut!” & ist sich dieses Blicks // Ausdrucks // // Gesichtsausdrucks // bewußt.

 
   
  “Schau, wie er dreinschaut!” Schau wie flott das F ausschaut

 
   
  “Liebe & Haß sind entgegengesetz[f|t]e Gefühle. Oder doch zum mindesten grundverschiedene.” Sie sind so verschieden wie weiß & schwarz, oder doch wie rot & grün.
  Und wenn man von ihnen das sagen kann, sind es nicht die Gefühlsinhalte, die so entgegengesetzt sind? Und gibt es wirklich solche Gefühle in der Seele; müssen es nicht doch Gefühle des Körpers sein?! Denn überlege Dir: Was fühlst Du, wenn Du (jemande[m|n]) liebst,
& wenn Du (ihn) haßt? – Du denkst zur Antwort an Deinen Gesichtsausdruck, an Deine Bewegungen; oder ist auch die Atmung & der Herzschlag anders? Und auch die Muskelgefühle!
  Denk an das Liebe- & Haßbenehmen der Tiere! Darwin) – Aber wieviel ist denn hier wirklich Gefühl? Wenn ich sage “Ich liebe Dich!”, oder “Ich liebe ihn”, inwiefern beziehts sich denn das wirklich auf Gefühle?

 
   
  “Ich sehe doch etwas!” Was heißt das? Etwa, daß es hier nicht vollkommen finster ist. – Aber der Satz war zeitlos gemeint. Dann ist er Unsinn[; i|. I]ch weiß nichts mit ihm anzufangen[;|.] es sei denn er solle Man könnte in zur [m|M]itteil[en|ung], daß verwenden, das Wort “etwas” als Objekt von “sehen” werde auch da gebraucht, wo kein Gegenstand angeschaut, oder
84
der Gegenstand nicht richtig wahrgenommen wird.

 
   
  “Ich sehe doch etwas! Das Sehen hat doch einen Gegenstand, – ob richtig oder falsch gesehen, oder bloß haluziniert wird!” Das kann nur eine Bemerkung über die Grammatik des Wortes “[S|s]ehen” sein.

 
   
  Freilich sehe ich etwas! Nämlich so wird dieses Wort gebraucht!

 
   
27.6.
Von Eitelkeit gebpäht!

 
  /  
  Auf die Frage “Was siehst Du?” kommen verschiedenerlei (Arten von) Beschreibungen zur Antwort. – Wenn Einer nun sagt: “Ich sehe doch den Aspekt, die Organisation, ebensogut wie Formen & Farben” – was soll es heißen? Daß man das
alles zum ‘Sehen’ rechnet? oder daß hier doch die größte Ähnlichkeit besteht? – Und was kann ich dagegen // dazu // sagen? Ich kann Ähnlichkeiten & Unähnlichkeiten aufzeigen.


 
   
  “Stellst Du Dir's als dies, oder als jenes vor?”
  Wenn Einer nun sagte “Es ist kein Vorstellen, es ist ein Sehen!” – mit welchem Recht wurde sag sagt er das?

 
  /  
  Könnte man es nicht für Wahnsinn halten, wenn ein Mensch eine Zeichnung als Portrait des so & so … erkennt & ausruft “Das ist Herr N. N.!”? “Er muß verrückt sein” sagt man von ihm, “[e|E]r sieht ein Stück
85
Papier mit schwarzen Strichen drauf & hält
das
es
für einen Menschen!”

 
  /  
  Das Sehen
der Figur
des Dreiecks
als … hat etwas Okultes, etwas Unbegreifliches. Man möchte sagen: “Es hat sich etwas ge[g|ä]ndert & es hat sich nichts geändert.” – Aber versuche es nicht zu erklären! Betrachte lieber das Übrige
des Sehens
Sehen
auch als okult.

 
   
  Kannst Du denn erklären wie Du Rot
erkennst
wiedererkennst
?!

 
   
  Denk Dir, man wollte erklären: – Wenn du das Dreieck in diesem Aspekt siehst, dann siehst Du es so, wie Du es damals sahst, als jener Aspekt Dir zuerst beigebracht wurde. Ein früherer Eindruck
taucht wieder auf. Als Du z.B. zuerst Geometrie lerntest & lerntest die Figur des Dreiecks so & so zu gebrauchen da erhieltst Du einen Eindruck der jetzt wieder auftaucht!

 
   
  Ich sehe einen [S|s]chwarzen Ofen. Es würde mich sehr verwundern, wenn Einer sagte, er könne
ihn, wie ich, ganz schwarz, aber
diesen schwarzen Gegenstand
ˇals rot untermalt sehen. – Wenn ein rotes Fleckchen auf dem Ofen wäre, wäre er dann nicht leichter vorzustellen; nämlich so, als wäre diesen ein Fleck zu sehen, wo die schwarze Farbe sich abgelöst hätte. Und doch könnte ich auch dann den Ofen nicht als rot untermalt sehen. Aber ich möchte fragen: “Welche Anwendung hätte dies Sehen?”

86


 
  /  
  Der Ausdruck
dieser
der
Erfahrung ist ˇ& bleibt: “Ich sehe es als Berg”, “Ich sehe es als Keil”, “Ich sehe es mit dieser Basis & dieser Spitze, aber umgefallen”, etc. Und die Wörter “Berg”, “Keil”, “Basis” etc. “umgefallen”, sind ja auch nur Striche, oder Laute – mit einer Verwendung.

 
  /  
  Denk an eine Darstellung eines Gesichts von vorn & im Profil zugleich, wie in ˇmanchen modernen Bildern Picassos. Eine Darstellung,
in die
die
eine Bewegung, eine Änderung, des
ein Schweifen
eine Unruhe
, des Blicks
miteinbezogen ist.
einbezieht.
Stellt so ein Bild das, was man sieht, nicht eigentlich dar?

 
  /  
  “Ich verzeihe Dir.” Kann man sagen “Ich bin damit beschäftigt, dir zu verzeihen”? Nein. Aber das heißt nicht, daß es nicht
einen Vorgang
eine Tätigkeit
gibt,
den
die
man auch “verzeihen”
nennen könnte, aber nicht so nennt – [I|i]ch meine das Austragen des inneren Streites, der dem Verzei[g|h]en vorangehen kann. // , der zum Verzeihen führen kann. //



 
   
  Tu einen Blick auf die Figur! Was siehst Du? – Nun, Du kannst's beschreiben. (“Ein Schachbrett”) // (“Etwas [s|S]chachbrettartiges”) // Aber wie hast Du's gesehen? Gott weiß es! Es ist unbeschreibbar. – Aber manchmal kann man's beschreiben. – Ist nun, was ich “Aspekte” nenne, alles von gleicher Art?? Ich glaube es nicht.

 
   
  Denk Dir einen Stil, in dem Schriftsteller eine Geschichte in mehreren Varianten veröffentlichen. (Etwa wie die drei Leonoren Ouvertüren.)

87


 
  /  
  Ich möchte sagen: Es gibt Aspekte die hauptsächlich von Gedanken & Assoziationen bestimmt sind & andere die ‘rein optisch’ sind & automatisch eintreten & wechseln ˇbeinahe wie Nachbilder.
1     2


 
   
  Das, was Köhler nicht behandelt, ist die Tatsache, daß man die Figur 2 so oder so ansehen kann, daß der Aspekt, wenigstens zum Teil, willkürlich ist. // , wenigstens bis zu einem gewissen Grade willkürlich ist. // // dem Willen untersteht. //

 
  /  
  Das könnte man
daraus
dadurch
erklären, daß der Aspekt mit der Augenbewegung zusammenhängt.

 
  /  
  Analogie zum Gegensatz zu ‘Wert’ & ‘Grenzwert’ einer Funktion. [Wichtig.]


 
  /  
  Daß der Aspekt dem Willen untersteht ist nicht eine seinem Wesen selbst nicht berührende Tatsache. Denn wie wäre es wenn wir Dinge willkürlich rot oder grün sehen könnten? Wie würde man dann die Wörter “rot” & “grün” anwenden lernen? Es gäbe dann vor allem nicht einen ‘roten Gegenstand’, höchstens einen den man leichter rot als grün sieht.

 
   
Ist nicht, was Köhler sagt ungefähr: “Man könnte etwas nicht für das oder das halten, wenn man es nicht als das oder das sehen konnte”? Aber was heißt das? Beginnt ein Kind damit, etwas so oder so zu sehen, ehe es lernt es für das oder das zu halten. Lernt es zuerst die Frage beantworten “Wie siehst du das?”
88
& dann erst “Was ist das?”?

 
  /  
  Kann man sagen, es muß im Stande sein den Sessel visuell als
Ding
Ganzes
aufzufassen um ihn als Ding erkennen zu können? – Fasse ich jenen Sessel visuell als Ding auf, & welche meiner Reaktionen zeigen das? Welche Reaktionen eines Menschen zeigen, daß er etwas als Ding erkennt, & welche, daß er etwas als ein Ganzes, dinglich, sieht?

 
  /  
  Man könnte es sich so vorstellen: Man prüft, in welcher Weise ein Kind ebene Figuren abbildet, wenn man es keine Abbildungsart gelehrt hat & wenn es räumliche Gegenstände noch nicht gesehen hat.

 
  /  
  Ich lerne beschreiben, was ich sehe; & da lerne ich alle
möglichen Sprachspiele. –

 
   
  Lesen zweier sich kreuzender Schriften.

 
  /  
  Nicht “Wie kann ich, was ich sehe beschreiben?” – sondern: “Was nennt man ‘Beschreibung des Gesehenen’?”
  Und die Antwort auf diese Frage ist: “Sehr verschiedenes.”

 
  /  
  Köhler sagt, nur sehr wenige Menschen sähen von selbst die Ziffer 4 in der Zeichnung
& das ist gewiß wahr. Wie unterschiede sich nun ein Mensch von den normalen Menschen, der in seinen Beschreibungen ebener Figuren, oder wenn er sie kopiert, darin radikal von der Norm abweicht, daß er beim Kopieren &
89
Beschreiben andere ‘Einheiten’ verwendet? D.h., wie wird sich dieser auch noch in andern Dingen von den normalen Menschen unterscheiden?

 
  /  
  Ein Mensch könnte hohe zeichnerische Begabung haben, ich meine die Begabung, Gegenstände, ein Zimmer z.B. ˇsehr genau abzuzeichnen, & könnte dabei doch immer wieder einen Fehler gegen den Sinn machen; so daß man sagen könnte “Er faßt einen Gegenstand nicht als Gegenstand auf”. Er würde z.B. nie einen Fehler machen wie der des Maler Klecksel der zwei Augen im Profil malt. Sein Wissen würde ihn nie verführen.

 
  /  
  Der verführerische Begriff ist: “die vollständige Beschreibung dessen was man sieht”.

 
  /  
  Eliminiere Dir immer das
private Objekt indem Du annimmst es ändere sich fortwährend; Du merkst es aber nicht, weil Dich Dein Gedächtnis fortwährend täuscht.

 
  /  
  “Wer etwas sieht, sieht irgend etwas Bestimmtes” – aber das heißt eben nichts.

 
  /  
  Es ist, als wollte man sagen: Wenn auch keine Darstellung dem Gesehenen // Gesichtseindruck // gleicht, so gleicht
es
er
doch sich selber.


 
   
  Man kann eine Form in einer Zeichnung verstecken. (Camouflage.) Und es handelt sich nicht nur darum, daß wer die Zeichnung sieht, sie nicht mit Nennung der Figur beschreibt, sondern darum, daß man auf die Frage “Enthält die Zeichnung die Figur …” in diesem Falle nicht ohne weiteres Antworten kann
90
& auch leicht eine falsche Antwort gibt.


 
   
  Man vergißt immer wieder, auf den Grund zu gehen. Man setzt die Fragezeichen nicht tief genug.

 
   
  Die Wehen bei der Geburt neuer Begriffe.

 
  /  
  Es könnte doch Einer auf die Frage “Was siehst Du hier” die Figur richtig nachzeichnen; auf die Frage aber “Siehst Du eine ‘4’” mit ‘Nein’ antworten, obwohl er selbst sie nachgezeichnet hat. // sie beim Nachzeichnen gebildet hat. // // , obwohl er sie doch selber nachgezeichnet hat. // // , obwohl er sie doch selbst beim Nachzeichnen gebildet hat. //

 
   
  “Die Weisheit ist grau.” Das Leben aber & die Religion aber sind farbenreich.

 
  /  
  Was teile ich dem mit, dem ich sage // ich die Mitteilung mache // , ich sehe das Ornament jetzt so? (Seltsame Frage.) – Das heißt doch: “In welchem Sprachspiele findet dieser Satz [v|V]erwendung?” “Was fangen wir mit diesem Satz an?”

 
   
  Nun, es ließe sich
z.B.
doch
denken daß physiologische Erscheinungen mit dem so oder so Sehen verknüpft wären & ich also von diesen Erscheinungen ˇz.B. der Bewegung meiner Augäpfel Kenntnis erhalten könnte durch den Aspekt. – Es könnte aber auch sein daß die Leute, denen gewisse Aspekte besonders leicht – oder schwer – fallen, andere interessante psychologische Charakteristika haben, auf die auf diese Weise geschlossen werden könnte. – Man
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kann aber auch ästhetische Schlüsse aus jener Mitteilung ziehen. Ich kann z.B. sagen: “Wenn ich die Zeichnung so sehe so ist sie fad, aber so gesehen nicht.” & ich kann daraus schließen, wie sie zu verwenden ist, ob z.B. aufrecht, liegend, so oder so geneigt. Und diese Anwendung ist ähnlich der des Vorstellens. // der der
Vorstellung
Phantasie
. // – Aber es kann auch eine Anwendung in einer gewissen Bereitschaft
liegen
bestehen
, von der Zeichnung nun die & die Anwendung zu machen. (Das räumliche Sehen in der [D|d]arstellenden Geometrie.) Wer eine Mercator Projektion ˇleicht als Schachbrett sehen kann, dem wird sie beim Schachspielen in der Vorstellung gute Dienste leisten können. Das Ge so-Sehen So-sehen wird ein Sich- ˇso & soauskennen zur Folge haben. Oder es wird in dieser Leichtigkeit der Orientierung bestehen.



 
  /  
  Nehmen wir an, gewisse Aspekte wären durch die Augenbewegung erklärbar: Dann möchte man sagen, diese wären rein optischer Natur; & es müßte also für sie
eine Beschreibung
Ausdrücke
geben, die sich nicht der Analogien aus andern Gebieten bedienen müßten. Nun, man könnte sich z.B. einen Film denken der Dann müßte man also den Befehl “Sieh dies als …!” ˇdurch den ersetzen können “Laß den Blick so & so wandern”, oder einen ähnlichen.

 
  /  
  Aber es ist eben nicht wahr, daß eine Erfahrung, die nachweisbar mit der Augenbewegung zusammenhängt, von ihm erzeugt werden kann, darum durch eine Folge von Gesichtsbildern beschrieben werden kann.

 
  ? /  
  (Etwa sowenig ˇwie sich der, welcher sich einen Ton vorstellt, ˇsich eine Folge von Stößen vorstellt)
92


 
   
  “Ich kann diese Figur nicht als Illustration
zu dieser Erklärung
zu diesem Vorgang
gebrauchen, weil ich sie nur auf Augenblicke
in dieser Weise
so
sehen kann.”

 
   
  “Wer dem Tod
ruhig
gefaßt
ins Gesicht sieht, lebt ganz anders, als
wer
der, welcher
diesem Anblick ausweicht.” Ist nun dieses Leben eine Folge dieses ruhigen Anblickens des Todes, oder ist es dieses selbst? Oder ist die Beziehung verwickelter?

 
  /  
  Halt die Zeichnung eines Gesichts verkehrt & Du kannst den Ausdruck des Gesichts nicht erkennen. Vielleicht kannst Du auch sehen, daß es lacht, aber doch nicht genau wie es lacht, . Du könntest das Lachen nicht nachahmen, oder ˇseinen Charakter genauer beschreiben.
  Und doch kann das umgekehrte Bild den Gegenstand höchst genau darstellen.
 

Editorial notes

1) See facsimile; "Weit besser" is followed by an arrow pointing to the second drawing.

2) This might be a reference to the relation between Wittgenstein and Ben Richards.