| Prof.
L. Wittgenstein Trinity
College Cambridge
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⌊⌊ Vorwort. ⌋⌋
In dem Folgenden will ich teile ich
Gedanken mitteilen,
Vor
Die gleichen Punkte der Landschaft, oder beinahe die gleichen, wurden
Ich hatte bis vor kurzem den Gedanken an ihre Veröffentlichung zu meinen Lebzeiten eigentlich aufgegeben. Er wurde
Aus mehr als einem Grunde wird, was ich hier veröffentliche, sich mit dem berühren, was Andere heute schreiben. – Tragen meine Bemerkungen keinen Stempel an sich, der sie als die meinen kennzeichnet, – so will ich sie (auch)c (weiter) nicht als mein Eigentum beanspruchen. Ich übergebe
Ich möchte ˇnicht mit
Cambridge |
∕∕ | ⌊⌊Vorwort.⌋⌋ In
dem Folgenden teile ich Gedanken mit, die
Vor 10 Jahren machte ich den ersten Versuch Nach vielen
Und dies hing freilich ˇallerdings auch mit der Natur
|
| Die
gleichen Punkte ˇder Landschaft, oder beinahe die gleichen,
wurden
Eine Unzahl
|
| Ich hatte bis vor kurzem den
Gedanken an ihre Veröffentlichung eigent zu meinen
Lebzeiten eigentlich aufgegeben. Er wurde allerdings
von Zeit zu Zeit rege gemacht, & zwar hauptsächlich
dadurch, daß ich erfahren mußte, daß die Ergebnisse
meiner Arbeit, die ich in Vorlesungen, Skripten &
Diskussionen weitergegeben hatte, vielfach Vor zwei Jahren nun hatte ich Veranlassung, ˇeinen Teil meines ersten Buches (d[ie|er] “Log. Phil. Abh.”), wieder ˇdurchzulesen, & ˇseine Gedanken zu erklären. Da schien es mir plötzlich, daß ich jene alten Gedanken & die neuen zusammen veröffentlichen sollte, & daß diese nur durch den Gegensatz, & auf dem Hintergrund jener ˇmeiner ältern Denkungsweise ihre eigentliche Bedeutung
Seit ich nämlich … |
|
¤
// Die philosophischen Bemerkungen dieses Buches
sind (gleichsam) Landschaftsskitzen, die
auf
// Die philosophischen Bemerkungen dieses Buches stellen jene Landschaft dar durch Skitzen, die auf diesen kreuz & quer Zügen gezeichnet worden sind. // // Die philosophischen Bemerkungen dieses Buches stellen die jene Landschaft dar durch Skitzen, die auf diesen langen & verwikkelten Wegen gezeichnet worden sind. // // , die auf den langen & verwickelten Wegen dieser Untersuchungen gezeichnet worden sind. // , die der Ertrag dieser Wanderungen sind. // |
| In dem Folgenden teile ich Gedanken mit,
die Ergebnisse Früchte philosophischer
Untersuchungen⌊,⌋ ˇdie mich in de[r|n]
letzten 16 Jahre ˇbeschäftigt haben. Sie betreffen viele Gegenstände:
den Begriff der Bedeutung … & anderes.
Alle [d|D]iese Gedanken habe ich
sind Ich habe sie alle als Bemerkungen, als
Bemerkungen … kurze Absätze niedergeschrieben
worden. // Ich habe alle diese Gedanken als
Bemerkungen … // Manchmal in
längeren Ketten, über den gleichen Gegenstand,
manchmal von einem Gegenstand zum andern hin &
|
| In dem Folgenden teile ich Gedanken mit,
die die Ergebnisse philosophischer Untersuchungen der letzten 16
Jahre sind. Sie betreffen viele Gegenstände: den
Begriff der Bedeutung, des Verstehens, des Satzes, der Logik, die
Grundlagen der Mathematik, die Bewußtseinszustände &
anderes. Ich habe alle diese Gedanken als Bemerkungen, kurze Absätze, niedergeschrieben. Manchmal in längeren Ketten, über den gleichen Gegenstand, manchmal in raschem Wechsel von einem Gebiet zum andern überspringend. – Meine Absicht war es ˇvon Anfang, alles dies einmal in einem Buche zusammenzufassen, von dessen Form ich mir zu verschiedenen Zeiten verschiedene Vorstellungen machte. Wesentlich aber schien es mir[,| (]
Nach manchen misglückten Versuchen meine Ergebnisse zu einem solchen Ganzen zusammenzuschweißen, sah ich ein, daß mir dies ˇUnternehmen nie gelingen würde. Ich erkannte[,| .] dDaß das Beste, was ich schreiben k[ö|o]nnte, immer nur philosophische Bemerkungen bleiben würden; daß meine Gedanken bald erlahmten, wenn ich versuchte, sie, gegen ihre natürliche Neigung, in einer Richtung weiterzuzwingen. – Und dies hing freilich auch mit der Natur der [u|U]ntersuchung selbst zusammen. Sie nämlich zwingt uns, ein weites Gedankengebiet, kreuz & quer, nach allen Richtungen hin zu durchreisen. – Die Philosophischen Bemerkungen dieses Buches sind gleichsam eine Menge von Landschaftskitzen, die auf diesen verwickelten Fahrten // Zügen // entstanden sind. |
|
Ich ha[b|tt]e bis vor kurzem den Gedanken an eine
Veröffentlichung
Vor zwei Jahren (nun) hatte ich Veranlassung einen mein erstes Buch (die “L. Ph. Abh.”) wieder zu lesen & seine Gedanken zu erklären. Da schien es mir ˇplötzlich, daß ich jene alten Gedanken & die neuen zusammen veröffentlichen sollte
Seit ich nämlich vor 16 Jahren mich wieder mit Philosophie zu beschäftigen anfing 1
|
|
| 17.8.44
⍈[53]
◇◇◇ Aber wie ist es überhaupt möglich,
daß man in der Versuchung ist, zu glauben, man
meine einmal mit einem Wort die ˇAllen bekannte
Farbe⌊,⌋ , die Jeder kennt // die Jeder sehen kann // , einmal:
den ‘visuellen Eindruck’, den ich
jetzt erhalte? Wie konnte
kann ⌊hier⌋ man das auch nur in
diese eine Versuchung geraten sein? –
|
| ⍈
[55] Wie bin ich von Mitleid
für diesen Menschen erfüllt? Wie
zeigt es sich, welches 2 Objekt
das Mitleid hat? |
✝ | Ja; ich kann von Leblosem
sagen, es habe Schmerzen: Z.B.
im Spiel mit Puppen ˇz.B. Hat es
aber nicht Sinn zu sagen, daß dies ein sekundärer
Gebrauch des Schmerzbegriffs ist, der primäre
3 |
| ⍈[69]
“Wenn die Menschen immer nur in ihrem Innern zu sich
selbst sprächen, so täten sie bloß dasjenige
beständig, was sie heute manchmal
tun.” – Es ist also ganz leicht, sich dies
vorzustellen, heißt das; man – Man
braucht nur den leichten Übergang von
eEinigen auf
aAlle zu machen.
(Ähnlich: “Eine unendlich lange
Baumreihe ist einfach eine, die nicht zu einem Ende
kommt.”) Unser Kriterium ˇdafür,
daß Einer zu sich selbst spricht, ist das, was er
|
| ⍈[69]
Aber könnten wir uns nicht vorstellen, daß
Gott einem Papagei plötzlich
Verstand schenkte, & dieser nun zu sich selbst 4 redete? – Aber
|
| ⍈[69]
“Aber ich
Weiß ich's nur von mir selbst, dann weiß ich ˇalso nur, was ich so nenne, nicht, was ein Andrer so nennt. |
| ⍈[69]
Um zu zeigen, daß man denken kann ohne zu sprechen, zitiert
James die Erinnerungen eines
Taubstummen, Ballou, der schreibt, daß er
ˇhabe schon als Knabe, ehe er noch sprechen konnte
ohne sprechen zu können, über
Gott und die Welt
philosophierte. – Was das wohl heißen
mag! – “It was during those
delightful rides, some 2 or 3 years before my initiation into the
rudiments of written language, that I began to ask myself the
question: How came the 5 world into being?”
– Are you sure that this is a correct
translation from your wordless thought into
// Und warum reckt diese Frage, – die doch sonst ˇgar nicht zu existieren scheint – hier ihren Kopf hervor? … |
| ⍈[69]
“Was manchmal geschieht, könnte immer
geschehen.” – Was wäre das für ein
6 Satz. Ein
ähnlicher wie dieser: Wenn “φ(a)” Sinn hat,
hat “(x)φ(x)”
Sinn. “Wenn es vorkommen kann, daß
|
| ⍈[70]
“Diese Taubstummen haben alle nur eine
Gebärdensprache gelernt, jeder aber spricht zu sich
selbst // spricht im Innern // eine
Lautsprache.” – Nun, verstehst Du das
nicht? – Wie weiß ich nur, ob ich's
verstehe?! – Was kann ich mit dieser
Mitteilung (
7 mit ihm arbeiten will; er
|
| ⍈[70]
Wir sagen nicht, ein Hund spreche möglicherweise zu sich
selber. Ist das, weil wir seine Seele so genau
kennen? Nun, man könnte so
sagen[!| .] Wenn man das Benehmen des
Lebewesens sieht, sieht man seine Seele. Aber sage
ich auch von mir, ich spreche mit mir selber, weil ich mich so
& so benehme? – Ich sage es nicht
auf die Beobachtung meines Benehmens hin; aber es hat nur Sinn, weil
ich mich so benehme. – So hat es also nicht darum
Sinn, weil ich es meine? |
| ⍈ Ein
Grammophon spricht ja; & könntest Du nicht annehmen, es
habe eine 8 Seele
& meine mit ihr, was es spricht? Ich
verstehe wohl: – es ist schwer, eine
Seele mit einer Maschine zur Deckung zu bringen. Und nun
noch gar das Sprechen der Maschine Denken dieser Seele mit
dem Sprechen der Maschine! Es ist schwer; aber ist
es unmöglich // es nicht
möglich // ? |
∫ | Wie weiß ich, was das
heißt “zu mir selber (im Innern)
sprechen”? Es ist doch kein
9 wird. |
| ⍈[70]
Der Sessel spricht zu sich selber:
“ …”. Wo spricht er
es? In einem seiner Teile? Oder
außerhalb
10 |
| ⍈[69]
“Kann man denken, ohne zu
reden?” reden?”
– Und was ist Denken? – Nun, denkst Du
nie? Kannst Du Dich nicht beobachten &
sehen
|
| ⍈[69]
|
| ⍈[70]
Wie ist das, wenn man ˇim Innern zu sich spricht, was geht
da vor? – Wie soll ich's
erklären? 11
Nun, nur so, wie Du
|
|
| Oder habe ich
etwas übersehen? |
|
Ist es nicht merkwürdig, daß man nicht
sagt: “… und dann sprach ich lange Zeit nicht
mit mir”, oder: “… und als ich das zu
mir gesagt hatte, schwieg ich eine lange Zeit”? – Aber wenn ich, z.B., 12 eine Melodie pfeife, so spreche ich
dabei meistens nicht zu mir. |
|
|
✝ | “Du sagst zwar
nicht, es könne keine Empfindung geben, wenn sie nicht
ausgedrückt wird; aber sagst Du nicht doch, Wesen, die
keines Ausdrucks fähig wären, empfänden
nicht?” – Ich sage, daß der
vom Blinde⌊n⌋, nicht sieht er sehe nicht,
& der vom Taube⌊n⌋, nicht
hört er höre nicht.
Ich sage nicht: “Dieser Mann ist blind, aber
vielleicht sieht er dennoch.” |
∫ | “Folgt aus
dem, was Du sagst, nicht, daß, wenn es keinen Ausdruck gäbe,
13 es keine Empfindungen in
der Welt gäbe? Und es ist doch gewiß vorstellbar, daß es Empfindungen gäbe & nichts, was wir einen Ausdruck der Empfindungen nennen würden!” (Dabei stelle ich mir die Empfindungen förmlich in der Welt herumschwimmend vor.) |
∫ |
Aber wenn ich Empfindung nur von mir selbst kenne, gibt es ja
überhaupt verflucht wenig
|
| ⍈(79]
“Ich bin nicht sicher, ob ich mir nicht vorstellen kann,
daß dieser Sesselfuß Schmerzen hat.” –
Und wenn ich's nun kann – was weiter?
Inwiefern ist das interessant? Welche Verbindungen hat
es mit dem übrigen Leben? |
| ⍈[79]
Ich kann mir vielleicht auch vorstellen (obwohl es nicht leicht
ist), jeder der Leute, die ich auf der Straße sehe, habe
14 Schmerzen; verberge sie
aber kunstvoll. Und hier es ist
(es)
wichtig: daß ich mir ein kunstvolles Verbergen vorstellen
muß. Daß ich mir also nicht einfach sage:
“Seine Seele hat Schmerzen; aber was muß das
mit seinem Leib zu tun haben!” // aber
das muß
|
| ⍈[80]
“Wenn ich mir vorstelle, er habe Schmerzen, geht
… vor”, oder ‘ “geht
eigentlich nur … in mir vor”. Diese
◇◇◇ Analyse
|
∫ | “Aber wenn ich mir
vorstelle, daß Einer, 15 der
lacht, in Wirklichkeit Schmerzen hat, so
Man kann Einem sagen: “Stell Dir einmal vor, daß dieser Mann dort mit dem lachenden Gesicht starke Schmerzen hat!” – & dabei gibt man ihm keine Anleitung // Anweisung // , was er eigentlich tun soll. (Darum ist auch jene 16 Analyse gar nicht zur
Sache.) ˇ[Neue Zeile]
Es könnte der Befehl etwa in einem
|
| ⍈[81]
Es besteht eine Unklarheit darüber,
|
| ⍈[81] “Ich kann
mir sehr wohl vorstellen, daß Einer so handelt & doch
nichts Schandbares in der Handlung sieht.” –
[U|u]nd nun folgt eine Beschreibung, wie man sich das
vorzustellen habe. “Ich kann mir
“Es hat Sinn von einer endlosen Baumreihe zu reden. Ich kann mir ˇdoch vorstellen, daß eine 17 Baumreihe ohne ˇein
[e|E]nde weiterläuft.”
D.h. etwa: Wenn es Sinn hat zu
sagen, die Baumreihe komme hier zu einem Ende, muß es Sinn haben,
zu sagen, sie komme hier nicht zu einem Ende; und
ˇalso auch, : sie komme nirgends zu
einem Ende.
“Ich kann mir doch vorstellen, unsere Maßstäbe zögen sich immer zusammen, wenn … ” heißt: Wenn sich unsre Maßstäbe so benähmen, würden wir nicht anstehen, zu sagen … Dies erklärt den Sinn einer bestimmten Ausdrucksweise. “Ich kann mir doch vorstellen, wie der Andre in seinem Bauch Schmerzen hat!” (Ich könnte etwa dazusetzen: jetzt z.B. tue ich's gerade.) Erklärt dies, was es heiße, der Andre habe Schmerzen? 18
(Ich kann mir ˇdie Schmerzen des Andern
Magenschmerzen
|
| ⍈[62]
Wenn man sich den Schmerz des Andern nach dem Vorbild des eigenen
vorstellen muß, dann ist das keine so leichte
Sache
Das Schmerzbenehmen kann auf einen Ort der Schmerzen // auf eine schmerzhafte Stelle // deuten, aber die ˇleidende Person ist die, welche klagt. 19 |
| ⍈[55]
Woher kommt
Meine Erziehung hätte mich darauf geführt, indem sie mich auf die Gefühle in mir aufmerksam machte, & nun übertrage ich die Idee auf Objekte außer mir? Ich erkenne, es ist da (in mir) etwas, was ich, ohne mit dem Wortgebrauch der Andern in Widerspruch zu geraten, “Schmerzen” nennen kann? Auf Steine & Pflanzen, etc. übertrage ich meine Idee nicht. Könnte ich mir nicht denken, ich h[a|ä][b|tt]e fürchterliche Schmerzen & würde während sie andauern zu einem Stein? Ja, wie weiß ich, wenn ich die Augen schließe, daß ich nicht zu einem Stein geworden bin? – Und wenn das nun geschehen ist, inwiefern wird der Stein Schmerzen haben. Inwiefern wird man es vom Stein aussagen können? Ja warum soll der Schmerz hier überhaupt einen Träger haben?! 20 Und kann man von dem Stein sagen, er habe eine Seele & die hat Schmerzen? Was hat eine Seele, was haben Schmerzen mit einem Stein zu tun? Nur von dem, was sich benimmt, wie ein Mensch, kann man sagen, daß es Schmerzen hat. Denn man muß es von einem Körper sagen, oder, wenn Du willst, von einer Seele, die einen Körper hat. Und wie kann ein Körper eine Seele haben? |
| ⍈[56]
Aber ist es nicht absurd, von einem Körper zu sagen,
er habe Schmerzen? – Und warum fühlt man darin
eine Absurdität? Inwiefern fühlt meine Hand
nicht Schmerzen; sondern ich in meiner Hand?
Was ist denn das für eine Strei[f|t]frage: Ist es sein Körper der Schmerzen fühlt? – Wie ist sie zu entscheiden? Wie macht es sich geltend, daß es nicht der Körper ist? – Nun, etwa so: Wenn Einer in der Hand Schmerzen hat, 21 so sagt's die Hand
nicht (außer sie schreibt's), & man spricht
nicht der Hand Trost zu, sondern sieht dem Leidenden
ˇ& sieht ihm. |
∫ | Wenn Du sagst, Einer hat
Schmerzen, so meinst Du doch, es wäre wahr, wenn er sagte
“Ich habe Schmerzen”, auch wenn er es nicht
sagen kann. Wie, wenn ich hier sagte: “Es wäre angemessen, wenn er stöhnte, – auch wenn er nicht stöhnen kann”? Oder: “Es wäre angemessen, wenn er Schmerzbenehmen zeigte, – auch wenn ihm dies Benehmen so wenig möglich ist, wie einem Stein”? |
|
Unter welchen Umständen ist es eine Erklärung des Sprachspiels ‘Farbige Gegenstände auf Befehl hin bringen’, zu sagen, es beruhe auf den Farbeneindrücken der Beteiligten? 22 |
| ⍈[52]
“Aber meinen wir denn nicht
wenigstens etwas ganz bestimmtes, wenn wir auf eine Farbe
hinschauen & den Farbeindruck benennen?”
Es ist doch förmlich, als lösten wir den
Farbeindruck wie ein Häutchen, von dem
|
| ⍈[58] Was wir
“Beschreibungen” ◇◇◇
nennen, sind Instrumente mit ˇganz speziellen
Verwendungen mit für
besonderen Arten der
Verwendung◇◇◇.
23 |
| ⍈[53]
“Ich weiß, wie mir die Farbe Grün
erscheint.” – Nun, das hat doch Sinn! – Gewiß; welche Verwendung des Satzes denkst Du
Dir? |
| ⍈[53]
Einer malt ein Bild, um zu zeigen, wie er sich etwas
(sagen wir, eine Szene auf dem Theater) vorstellt. – Und nun sage ich: “Dies Bild hat
eine doppelte Funktion: Es teilt Andern etwas mit, wie
Bilder, oder Worte eben etwas mitteilen. Aber für den
Mitteilenden ist es noch eine Darstellung (oder
Mitteilung?) anderer Art: für ihn ist es das Bild
seiner Vorstellung, wie es das für keinen Andern sein
kann. Sein privater Eindruck des Bildes sagt
ihm // spricht aus // , was er
sich vorgestellt hat, in einem Sinne,
24 waren? |
| ⍈[53]
Sind die Regeln der privaten Sprache Eindrücke
von Regeln? – Die Waage, auf der man die
Eindrücke wägt – könnte man sagen – ist nicht
der Eindruck von einer Waage. – Wollte man
nun fortsetzen: “sondern eine wirkliche
Waage”, so wäre dies zwar wahr; aber
irreführend, weil der Ton nicht auf der
Unterscheidung zwischen wirklich & unwirklich ruht.
|
| Siehst
Du ein Ding von einer Seite, so kannst Du's nicht
von der andern sehn. Deckst Du die eine Seite auf, so
deckst Du damit die andere zu. |
|
Kann ich mir vorstellen, wie es ist, wenn ich etwas Weißes
sehe, während ich es nicht sehe? – Auf
den ersten Blick weiß man nicht, soll man ja oder nein sagen. – Dann aber erinnere ich mich, daß es in einem
25 Gespräch heißen
könnte: “Stell Dir vor, Du sähest etwas
Weißes vor Dir & … ”. |
| Man könnte sagen: Seele ist der
Körper, so gesehen. |
| Oder: Man kann Gesichter auf
in verschiedene⌊r⌋er
Weise miteinander vergleichen; & auch: auf ihren
Ausdruck hin. Und man kann das Verhalten der
Benehmen von Körpern in verschiedenem Sinne
mit einander vergleichen; &
auch
|
| “Aber wie
kann mich eine Regel lehren, was ich an dieser Stelle zu tun
habe? – Was immer ich tue, ist doch durch
irgendeine Deutung mit der Regel zu
vereinbaren.” – Nein, so sollte es
nicht heißen; sondern so: Jede Deutung
hängt, mitsamt dem Gedeuteten, in der Luft;
[S|s]ie kann ihm nicht als Stütze dienen.
Die Deutungen allein bestimmen die Bedeutung nicht. 26 |
|
“Also ist, was immer ich tue, mit der Regel
vereinbar?” – Laß mich so fragen:
Was hat der Ausdruck der Regel – sagen wir, der Wegweiser
– mit meinen Handlungen zu tun? Welche
Verbindung besteht da? – Etwa die: ich bin zu
einem bestimmten Reagieren auf dieses Zeichen abgerichtet worden, und
nun reagiere ich so. |
|
Aber nun hast Du nur einen kausalen Zusammenhang
angegeben. Du hast nur erklärt, wie es dazu kam,
daß wir uns jetzt nach dem Wegweiser richten; nicht worin dieses
dem-Zeichen-Folgen eigentlich
besteht. Nein, ich habe mehr getan. Ich habe angedeutet, daß sich Menschen nur dann nach Wegweisern richten, wenn sie sich ständig ˇin gleicher Weise nach ihnen richten. |
|
Ist, was wir “einer Regel folgen” 27 nennen, etwas, was nur ein
Mensch, & nur einmal im Leben, tun könnte? – Das ist natürlich eine Anmerkung zur
Grammatik des Ausdrucks “der Regel
folgen”. |
| Es
könnte nicht einmal nur jemand einem Wegweiser gefolgt
sein. Es könnte nicht einmal nur eine
Mitteilung gemacht; ein Befehl gegeben; oder verstanden
w[e|o]rden ˇsein. – Einer Regel folgen, eine Mitteilung
machen, einen Befehl geben, oder verstehen, eine Schachpartie spielen,
sind Gepflogenheiten. (Gebräuche,
Institutionen.) |
|
Einen Satz verstehen, heißt, eine Sprache verstehen.
Eine Sprache verstehen, heißt eine Technik
beherrschen. |
| Es ist
freilich denkbar, daß in einem Volke, welches Spiele nicht kennt,
zwei Leute sich an ein Schachbrett setzen & die Züge
einer Schachpartie ausführen; ja auch mit allen seelischen
Begleiter- 28 scheinungen. Und sähen
wir dies, so würden wir sagen, sie spielten Schach.
Aber nun denk Dir, eine Schachpartie nach
gewissen Regeln in eine Reihe von Handlungen übersetzt, die wir
nicht gew[ö|o]hnt sind, mit einem Spiel zu
assoziieren; etwa
|
| Ich kann, wie die
Sachen stehen, ein Spiel erfinden, das nie von jemandem gespielt
wird. – Wäre aber auch dies möglich:
die Menschheit hat nie Spiele gespielt; einmal aber hat Einer ein
29 Spiel erfunden, das dann
allerdings nie gespielt wurde? |
| “Das ist ja das merkwürdige an der Intention, am seelischen Vorgang, daß für ihn das Bestehen der Gepflogenheit, der Technik, nicht nötig ist. Es ist denkbar, daß zwei Menschen, in einer Welt, in der sonst nie gespielt wird, den Anfang einer Schachpartie spielen, & dann gestört werden.” Ist aber das Schachspiel nicht durch seine Regeln definiert? Und wie sind diese Regeln im Geist dessen vorhanden, der intendiert Schach zu spielen? |
| Einer Regel folgen, ist analog
ˇdem: einen Befehl befolgen. Man wird dazu
abgerichtet, & nun reagiert man auf ihn in bestimmter
Weise. – Aber wie, wenn nun der Eine so, der
Andre anders auf Befehl &
Abrichtung reagiert. Wer hat dann recht? 30 |
|
Denk Dir, Du kämest als Forscher ein Forscher
käme in ein unbekanntes Land mit Dir einer ihm
gänzlich fremder Sprache. Unter welchen
Umständen würdeste Du
er sagen, daß
die Leute dort Befehle geben, Befehle verstehen, (sie) befolgen,
sich gegen
|
| Denken wir
uns, daß die Leute in jenem Land gewöhnliche menschliche
Tätigkeiten verrichten & sich dabei, wie es scheint,
einer artikulierten Sprache bedienen. Sieht man ihrem
Treiben zu, so ist es verständlich, erscheint uns
‘logisch’. Versuchen wir aber ihre
Sprache zu erlernen, so finden wir, daß es unmöglich
ist. Es besteht nämlich ˇbei ihnen
keine regelmäßige Zuordnung des Gesprochenen, der Laute,
31 Laute geraten ihre Handlungen in
Verwirrung (wie ich mich ausdrücken will).
Sollen wir sagen, diese Leute hätten eine Sprache; Befehle, Mitteilungen, u.s.w.? Zu dem, was wir “Sprache” nennen fehlt die Regelmäßigkeit. |
| So erkläre ich also, was
“Befehl” & was “Regel”
heißt, durch “Regelmäßigkeit”?
Wie erkläre ich jemandem die Bedeutung von “regelmäßig”, “gleichförmig”, (oder) “gleich”? – Einem der, sagen wir, nur [f|F]ranzösisch spricht, werde ich diese Wörter durch die entsprechenden französischen erklären. Wer aber diese Begriffe noch nicht besitzt, den werde ich die Worte durch Beispiele & durch Übung gebrauchen lehren. Und dabei teile ich ihm nicht weniger mit, als ich selber weiß. Ich werde ihm also in diesem Unterricht gleiche Farben, gleiche Längen, gleiche Figuren zeigen, sie ihn sie finden 32 & herstellen,
lassen, us.w. Ich werde
ihn etwa dazu anleiten, ein
Reihenornament⌊e⌋ (
∙ ❘ ∙ ❘ ❘ ∙ ❘ ❘ ❘ ∙ auf einen
bestimmten Befehl so fortzusetzen:
❘ ❘ ❘ ❘ ∙ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ∙ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ∙ Ich
mach's ihm vor; er macht es mir nach; & ich
beeinflusse ihn durch (die) Äußerungen der Zustimmung,
der Abweisung, der Erwartung, der
Aufmunterung[;| .]
[i|I]ch lasse
ihn gewähren
Denke, Du wärest Zeuge eines solchen Unterrichts. Es würde darin kein Wort durch sich selbst erklärt, kein logischer Zirkel gemacht. |
|
Auch das Wort “und so weiter”, &
“und so weiter ad inf.”, wird in diesem
Unterricht erklärt werden. (Es kann dazu
unter anderem auch eine Gebärde dienen.) 33 |
| “Aber erklärst Du ihm wirklich,
was Du selber verstehst? Läßt Du ihn das
Wesentliche nicht erraten? Du gibst ihm
Beispiele; er aber muß ihre Tendenz erraten. Also Deine
Absicht.” – Jede Erklärung, die
ich mir selbst geben kann, gebe ich auch ihm.
“Er errät, was ich meine” würde heißen: ihm schweben verschiedene Interpretationen meiner Erklärung vor, & er rät auf eine von ihnen. Er könnte also in diesem Falle fragen. Und ich könnte, & würde, ihm antworten. |
| “Wie immer Du ihn im
Fortführen des Reihenornaments unterrichtest – wie kann er
wissen, wie er
|
|
“Wie kann ich einer Regel folgen?”
– Wenn 34 das
nicht eine Frage nach den Ursachen ist, so ist es eine
Habe ich die Begründung erschöpft, so bin ich nun auf dem harten Felsen angelangt; & mein Spaten biegt sich zurück. Ich bin dann geneigt zu sagen: “So handle ich eben.”
¥ ⋎ 89/2
[Eigener §] |
| Wenn jemand, den ich fürchte, mir den
Befehl gibt, die Reihe fortzusetzen, so werde ich schleunig, mit
völliger Sicherheit handeln, & das Fehlen
|
| “Aber
dieser Reihenanfang konnte doch offenbar verschieden gedeutet werden
(durch algebraische Ausdrücke, z.B.)
& Du mußtest also erst eine solche Deutung
wählen.” – Durchaus nicht!
Es war, unter Umständen, ein Zweifel möglich.
Aber das sagt nicht, daß ich gezweifelt habe, oder auch nur
35 zweifeln
konnte. ⌊⌊ˇ(Damit steht in Zusammenhang,
was über die psychologische ‘Atmosphäre’
eines
|
|
“Nur Intuition konnte diesen Zweifel
heben? – Wenn sie eine innere Stimme ist,
– wie weiß ich, wie ich ihr folgen soll?
Und wie weiß ich, daß sie mich nicht irreleitet?
Denn kann sie mich richtig leiten, dann kann sie mich
auch irreleiten. [⋎ Die Intuition eine unnötige Ausrede.] |
| “So sagst Du also, daß die
Übereinstimmung der Menschen entscheide, was richtig
& falsch ist?” – Richtig &
falsch ist, was wir sagen; & in der Sprache stimmen die
Menschen überein. Das ist keine Übereinstimmung
der Meinungen, sondern der Lebensformen. |
| “Aber reicht denn nicht das
Verständnis weiter, als alle Beispiele?”
– Ein sehr merkwürdiger Ausdruck, & ganz
natürlich. |
|
¥ ⋎
47/1 [Eigener §] |
|
36 geführten Beispielen stehen
bleiben will, &
|
∫ | Wenn man Beispiele
aufzählt & dann sagt “und so weiter”,
so wird dieser letztere Ausdruck auf andere Weise erklärt, als
die Beispiele. |
∫ | Denn das “und so
weiter” könnte man, einerseits, durch einen Pfeil
ersetzen, der anzeigt, das Ende der Beispielreihe solle nicht ein Ende
ihrer Anwendung bedeuten. Anderseits heißt “und
so weiter” auch: Es ist genug
|
| Die Geste “und so
weiter” hat eine Funktion vergleichbar der, des Zeigens auf
einen Gegenstand, oder auf einen Ort. |
| Ein Mensch kann sich selbst
37 sie antworten.
Man könnte sich also auch Menschen denken, die nur
monologisch sprächen. Ihre Tätigkeiten mit
selbstgesprächen begleiteten. –
Einem Forscher, der sie beobachtet & ihre Reden belauscht
könnte es gelingen, ihre Sprache in die unsre zu
übersetzen. (Er wäre übrigens dadurch in
den Stand gesetzt, Handlungen dieser Leute richtig vorherzusagen, denn
er hört sie auch Vorsätze & Entschlüsse
fassen.) Wäre nun aber ˇauch eine Sprache denkbar, in der Einer seine inneren Erlebnisse – seine Gefühle, Stimmungen, etc. – für den eigenen Gebrauch aufschreiben, oder aussprechen könnte? – Können wir denn das in uns⌊r⌋eren gewöhnlichen Sprachen nicht tun? – Aber [s|S]o meine ich's nicht. Die Wörter dieser Sprache sollen sich auf das beziehen, wovon nur der Sprechende wissen kann; auf seine unmittelbaren, privaten, Empfindungen. Ein Anderer kann diese Sprache natürlich nicht verstehen. 38 |
| Wie
beziehen sich Wörter auf Empfindungen? – Darin scheint kein Problem zu liegen; denn reden
wir nicht täglich von Empfindungen & benennen sie?
– Aber wie wird ˇhier die Verbindung
“So sagst Du also, daß das Wort ‘Schmerz’ ˇeigentlich das Schreien bedeutet?” – Im Gegenteil;
|
|
Inwiefern sind ˇnun meine Empfindungen
privat?
Man kann nicht sagen, die Andern lernen meine Empfindung ‘nur’ durch mein Benehmen; denn von mir kann man nicht sagen, ich lernte sie. Ich habe sie. Das ist richtig: es hat Sinn, von Andern zu sagen, sie seien im Zweifel darüber, 40 ob
ich Schmerzen habe, aber nicht,
|
| “Der
Andre kann nicht meine Schmerzen haben.” –
Das ist Unsinn. Welches sind meine
Schmerzen? Was gilt hier als Kriterium der
Identität? Überlege, was es möglich
macht, im Fall physikalischer Gegenstände von
“zwei genau gleichen” zu
sprechen. Z.B. zu sagen:
“Dieser Sessel ist nicht derselbe, den Du gestern
ˇhier gesehen hast, aber er ist ihm ein genau
gleich⌊er⌋”. Soweit es Sinn hat, zu sagen, mein Schmerz sei der gleiche, wie seiner, soweit können wir auch ˇbeide den gleichen Schmerz haben. (Auch das wäre denkbar, daß zwei Leute an der gleichen Stelle – nicht nur homologen – Stelle Schmerz empfanden. Ob es bei siamesischen Zwillingen
Ich habe gesehen,
41 sich
an die Brust schlug &
|
| Auch das Ersetzen
42
dann, wenn
Was wir so zu sagen versucht sind, ist natürlich nicht Philosophie; sondern es ist ihr Rohmaterial. Was also ein Mathematiker, z.B., über die Objektivität & Realität der
|
|
Wie ist es nun mit der Sprache, die meine innern Erlebnisse
beschreibt & nur ich selbst verstehen kann?
Wie bezeichne ich meine Empfindungen mit Worten? – So wie wirs gewöhnlich
tun? Sind also meine Empfindungsworte mit meinen
natürlichen Empfindungsäußerungen
verknüpft? – In diesem Falle ist meine Sprache
nicht ‘privat’. Ein Anderer könnte
sie verstehen, wie ich. – Aber wie, wenn ich
43 keine natürlichen
Äußerungen der Empfindung, sondern nur die
Empfindung besäße? Und nun
assoziiere ich einfach Namen mit den
Empfindungen, & verwende diese Namen in
einer Beschreibung. – Stellen wir uns davon einen einfachen Fall vor. Ich will über das Wiederkehren einer gewissen Empfindung ein Tagebuch anlegen. Dazu assoziiere ich sie mit dem Zeichen “E” &
Ich will zuerst
44
sie. – Aber wozu diese Zeremonie? denn nur
|
|
“Nun, ich glaube, daß dies wieder die
Empfindung E ist.” – Du
glaubst es wohl, zu glauben! –
“So hätte sich also, der das Zeichen in den Kalender eintrug, gar nichts 45 notiert? –
Sieh's nicht als selbstverständlich an, daß
Einer sich etwas notiert, wenn er Zeichen, in einen Kalender
z.B. einträgt. Eine Notiz
hat ja eine Funktionc; & das
“E” hat, soweit, keine.
|
|
Frage Dich, was der Sinn, der Zweck, einer Notiz
ist. Denke so: “Ist es nicht
merkwürdig, daß wir manchmal Zeichen in einen Kalender
einschreiben – wozu tun wir das
eigentlich?!”
|
| Aber
ferner: Welchen Grund haben wir
“E” das Zeichen für eine
Empfindung zu nennen?
“Empfindung” ist nämlich ein
Wort unsrer allgemeinen, Allen verständlichen,
Sprache. Der Gebrauch dieses Worts bedarf also einer
Rechtfertigung, die Alle verstehen. – Und es
hülfe auch nichts, zu sagen, : es
müsse keine Empfindung sein; wenn er
“E” schreibt, habe er
[e|E]twas – & mehr könnten wir
nicht sagen. Aber “haben” &
“etwas” gehören auch zur 46 allgemeinen Sprache. –
So gelangt ˇEiner, [w|d]er der
[p|P]hilosophiert
|
| Denken wir uns aber nun eine Verwendung
der Eintragung “E”. Ich mache
folgende Erfahrung: Wenn immer ich eine bestimmte
Erfahrung habe, sehe ich an einem Manometer, daß mein Blutdruck
steigt. Dadurch werde ich in den Stand gesetzt, ein Steigen
meines Blutdrucks ohne Zuhilfenahme eines Apparats anzusagen.
Ein sehr nützliches Ergebnis. Und nun
scheint es hier ganz gleichgültig zu sein, ob ich die Empfindung
richtig wiedererkannt habe, oder nicht. Nehmen
wir an, ich irrte mich beständig bei
47 als könnte man mit ihm etwas an
der Maschine einstellen; aber es war ein leeres Zierat &
nicht mit dem Mechanismus in Verbindung. // & mit dem Mechanismus nicht
verbunden. // // ein leeres
Zierat, mit dem Mechanismus gar nicht
verbunden. // Und welchen Grund haben wir hier, “E” die Bezeichnung für eine Empfindung zu nennen? – Vielleicht die Art & Weise, wie es in diesem Sprachspiel verwendet wird. – Und warum eine ‘bestimmte Empfindung’, d.h.,
|
| ⍈[35] Aber
ist das alles? Gibt es nicht eine noch tiefere
Erklärung; oder muß nicht doch das Verständnis
der Erklärung tiefer sein? – Ja, hab ich
denn selbst ein tieferes Verständnis? Habe
ich mehr, als ich in der Erklärung gebe? –
Woher aber dann das Gefühl, ich hätte 48
mehr? , // mehr? // als ich sagen
kann? Ist es, daß ich das nicht Begrenzte als Länge deute, die über jede Länge hinausreicht? (Die nicht begrenzte Erlaubnis, als Erlaubnis zu etwas Grenzenlosem.) Gewisse Vergleiche, in
|
| “Denke Dir einen Menschen,
der es ◇◇◇ der es nicht im Gedächtnis
behalten
49 |
|
“Wenn ich sage ‘Ich habe
Schmerzen’, bin ich jedenfalls vor mir selbst
gerechtfertigt.” – Heißt das:
“Wenn der Andre wissen könnte, was ich
‘Schmerz’ nenne, würde er zugeben, daß ich
das Wort richtig verwende”?
¥⋎
89/3 [Eigener
§] |
| “Wenn
ich
Ich möchte sagen: Du siehst es für viel zu selbstverständlich an, daß man jemandem etwas mitteilen kann. Das heißt: wir sind so (sehrc) an die Mitteilung durch Sprechen, im Gespräch, gewöhnt, daß es uns scheint,
50 ätherisches Ding) –
auffaßt; sozusagen in's Gehirn
aufnimmt. Wenn er dann auch noch etwas damit
[ä|a]nfängt, so gehört das nicht
ˇmehr zum direkten Zweck der Sprache. Man möchte sagen: “Die Mitteilung bewirkt, daß ich weiß, daß der Andre Schmerzen hat, sie bewirkt dies geistige Phänomen; alles andere ist der Mitteilung unwesentlich.” Was dieses merkwürdige Phänomen des Wissens, daß so Einer Schmerzen hat, ist, – damit läßt man sich Zeit. Seelische Vorgänge sind eben merkwürdig. (Ähnlich wäre
|
|
Wie ist es nun,
z.B. mit dem Worte “rot”
– soll ich sagen, dies bezeichne etwas ‘uns Allen
’Gegenüberstehendes’, &
Jeder 51
sollte eigentlich außer diesem Wort noch eines haben zur
Bezeichnung seiner eigenen Empfindung von
Rot? Oder ist es so: das Wort
“rot” bezeichnet etwas uns gemeinsam
[B|b]bekanntes; & für Jeden,
außerdem, etwas nur ihm
bekanntes, ?
(Ocoder
vielleicht besser: es bezieht sich auf etwas nur ihm
bekanntes? .). |
| Das Wesentliche am privaten
Erlebnis ist eigentlich nicht, daß jeder sein eigenes
Exemplar besitzt, sondern, daß Keiner weiß, ob der
Andre auch dies hat, oder etwas anderes. Es
wäre z.B. die Annahme möglich –
wenn auch nicht zu verifizieren – & ˇein
Teil der Menschheit habe die eine Rotempfindung,
ˇein anderer Teil eine andere.
¥⋎ 52/1 |
| Schau
auf das Blau des Himmels, & sag' zu Dir
selbst: “Wie blau der Himmel
ist!” – Wenn Du es spontan tust –
nicht mit philosophischen Absichten – so kommt es Dir nicht in
den Sinn, dieser 52
Farbeneindruck gehöre nur Dir. Und Du hast
kein Bedenken, diesen Ausruf an einen Andern zu richten.
Und wenn Du bei den Worten auf etwas zeigst, so ist es der
Himmel. Ich meine: Du hast nicht das Gefühl des
in-Dich-selber-Zeigens, das oft das
‘Benennen der Empfindung’ begleitet, wenn man
über die ‘private Sprache’ nachdenkt.
Du denkst auch nicht, Du solltest eigentlich nicht mit der Hand,
sondern nur mit der Aufmerksamkeit auf die Farbe zeigen.
(Überlege, was es heißt, “mit der
Aufmerksamkeit auf etwas zeigen”.) ¥⋎ 22/1 |
|
⍈[51] Es hilft uns natürlich nichts zum Begreifen
der Funktion des Wortes “rot” // der Funktion von
“rot” // , zu sagen, es
‘beziehe sich auf’, statt ‘es
bezeichne’, das Private; aber es ist der psychologisch
treffendere Ausdruck für ein bestimmtes 53 Erlebnis beim Philosophieren.
Es ist, als werfe ich beim Aussprechen des Worts einen Seitenblick
auf die eigene Empfindung, gleichsam um mir zu sagen, ich wisse schon,
was ich damit meine. ¥⋎ 1/1 ¥⋎ 23/1 ¥⋎ 23/2 ¥⋎ 24/1 ¥⋎ 22/2 |
|
“Aber kommt, was Du sagst, nicht darauf hinaus, es gebe
keinen Schmerz ohne Schmerzbenehmen?”
– Es kommt darauf hinaus: man könne nur vom
lebenden Menschen, & was ihm ähnlich ist (sich
ähnlich benimmt) sagen, es habe Empfindungen;
sehe; sei blind; höre; sei taub; sei bei 54 Bewußtsein; oder
[B|b]ewußtlos. |
|
“Aber im Märchen kann doch auch der Topf sehen
& hören!” (Gewiß; aber er
kann auch sprechen.)
“ˇAber das Märchen erdichtet aber doch nur, was nicht der Fall ist; es spricht doch nicht Unsinn. – Das ist so einfach nicht. Ist es Unwahrheit, oder Unsinn, zu sagen, ein Topf rede? Macht man sich ein klares Bild davon, unter welchen Umständen wir von einem Topf sagen würden, er rede? (Auch ein Unsinngedicht ist nicht Unsinn in der Weise, wie das Lallen eines Kindes.) Ja; wir sagen von Leblosem, es habe Schmerzen: im Spiel mit Puppen z.B. Aber
55 Kinder eines Volksstammes,
dem Eisenbahnen nicht bekannt sind, dies Spiel von andern
übernommen haben, & es spielen, ohne zu wissen, daß
damit etwas nachgeahmt wird. Man könnte sagen, dies
Spiel habe für sie nicht den gleichen Sinn, wie
für uns.) ¥⋎ 19/1 ¥⋎ 1/2 [Eigene §§] |
| Schau auf einen
Stein an & denk' Dir er
Und so scheint uns auch eine 56
Leichnam ◇◇◇ dem Schmerz gänzlich
unverwandt unerreichbar // unzugänglich // ! – Unsere Einstellung zum Lebenden ist nicht die zum
Toten. Alle unsere Reaktionen sind
verschieden.
|
| Denke an das
Erkennen des Gesichtsausdrucks; die Beschreibung des
Gesichtsausdrucks, die nicht darin besteht, daß man die
Maße des Gesichts angibt! Denke auch
daran, wie man das Gesicht eines Menschen nachahmen kann, ohne das
eigene dabei im Spiegel zu sehen.
¥⋎
20/1 [Eigener
§] |
|
Ich erstarre zu Stein & meine Schmerzen dauern an. – Und wenn ich mich nun irrte & es nicht mehr
Schmerzen wären! – Aber ich kann
57 mich doch hier nicht irren
– es heißt doch nichts, zu zweifeln, ob ich Schmerzen
habe! –
D.h., : wenn
einer sagte “Ich weiß nicht, ist das ein Schmerz,
was ich habe; oder ist es etwas anderes?”, so
w dächten wir ˇetwa, er wisse nicht, was
das Wort “Schmerz” bedeute &
würden's ihm nur erklären. – Wie? – Vielleicht durch
Gebärden, oder indem wir ihn stächen und sagen:
“Siehst Du, das ist Schmerz”. Er
könnte diese Worterklärung, wie jede andre, richtig, falsch,
oder gar nicht verstehen. Und welches er tut, wird er im
Gebrauch des Wortes zeigen, wie auch sonst. Wenn er nun
z.B. sagte: “Oh, ich
weiß, was ‘Schmerz’ heißt, aber ob
das Schmerzen sind, was ich jetzt hier habe, das weiß ich
nicht” – da würden wir bloß die Köpfe
schütteln & mü[ss|ß]ten seine Worte
für eine seltsame Reaktion ansehen, mit der wir nichts anzufangen
wissen. 58
(Es wäre etwa ähnlich, wie wenn ˇwir jemand, im Ernste, sagen ˇhörten: “Ich erinnere mich deutlich, gerade vor meiner Geburt geglaubt zu haben, …”)
¥⋎67
[Eigener §] |
|
Wenn ich von mir selbst sage, ich wisse nur vom eigenen
Falle, was das Wort “Schmerz” bedeutet, muß ich
das 59
nicht auch von den Andern sagen? Und wie
﹖ kann ich denn
Nun, ein Jeder sagt es mir von sich, er wisse nur von sich selbst, was Schmerzen seien! – Angenommen, es hätte Jeder eine Schachtel, darin wäre etwas, was wir “Käfer” nennen. Niemand kann je in die Schachtel des Andern schauen; & jeder sagt, er wisse nur vom Anblick seines Käfers, was ein Käfer ist. Da könnte es ja sein, daß Jeder ein anderes Ding in seiner Schachtel hätte. Ja, man könnte sich vorstellen, daß sich ein solches Ding fortwährend veränderte. – Aber wenn nun das Wort “Käfer” dieser Leute doch einen Gebrauch hätte? – so wäre er nicht den der Bezeichnung eines Dings. Das Ding in der Schachtel gehört überhaupt nicht zum Sprachspiel, auch nicht einmal als ein Etwas: denn die Schachtel könnte 60 auch
leer sein. – Nein; durch dieses Ding in der Schachtel
kann ‘gekürzt’ werden; es hebt sich weg, was
immer es ist. Das heißt: Wenn man die Grammatik des Ausdrucks der Empfindung nach dem Muster, von ‘Gegenstand & Bezeichnung’ konstruiert, dann fällt der Gegenstand als irrelevant aus der Betrachtung heraus. |
| Ich denke mir also:
Jeder sage von sich selbst Und was soll
“Ich weiß nur vom eigenen Fall
… ” überhaupt für ein Satz sein?
Ein Erfahrungssatz? Nein. –
Ein grammatischer? Ich denke mir also: Jeder sage von sich selbst, er wisse nur vom eigenen Schmerz, was Schmerz sei. Nicht, daß die Menschen das wirklich sagen, oder auch nur bereit sind, zu sagen. Aber wenn nun Jeder es sagte – nun, es könnte eine Art Ausruf sein. Und 61 wenn er auch als Mitteilung
nichtssagend ist, so ist er doch ein Bild; & warum sollten wir
uns so ein Bild nicht vor die Seele rufen wollen? Denke
Dir ˇstatt der Worte ein gemaltes, alegorisches
Bild. Ja, wenn wir beim [p|P]hilosophieren in uns
|
|
“Ja, aber es ist doch da ein Etwas, was meinen
Ausruf des Schmerzes begleitet! Und um
dessentwillen ich ihn mache. Und dieses Etwas ist das, was
wichtig ist, & schrecklich.”
Könnte es nicht sehr wichtig sein, daß wir das sagen wollen?! |
| Daß wir so gerne sagen möchten
“Das Wichtige ist das”, indem wir
für uns selbst auf die Empfindung deuten – zeigt 62 schon, wie sehr wir geneigt sind,
etwas zu sagen, was keine Mitteilung ist. |
| In meinem “Es ist doch da ein Etwas
… ” ist schon das falsche Bild. Denn ich
sagte “Etwas”, um die Möglichkeit offen
zu lassen, daß es nicht immer das Gleiche sein
müsse; sondern nur irgend etwas, woran sich der
Schmerzensruf lehnen kann. ⋎ 18/1
|
∫ | “Es ist
doch da ein Etwas …” –
[d|D]as (zu sagen,) ist wirklich falsche
Bescheidenheit. Warum nicht gleich sagen, es sei ein
Schmerz? Es ist nicht ˇweniger
zweifelloser, daß es ein Schmerz, als daß es Etwas
ist. ¥⋎
18/1 |
| “Ich kann nur glauben,
daß der Andre Schmerzen hat, aber ich weiß,
daß es, 63 wenn
ich sie habe.” – Ja, man kann sich dafür
entschließen, zu sagen “Ich glaube, er hat
Schmerzen” statt “Er hat Schmerzen”;
& “[i|I]ch weiß, ich habe
Schmerzen” statt “Ich habe
Schmerzen”. Aber das ist alles. –
Was hier wie eine Erklärung, oder Aussage über die
seelischen Vorgänge, ausschaut, ist in Wahrheit ein
Vertauschen einer Redeweise für eine andere, die, während
wir philosophieren, uns die treffendere erscheint.
Versuch einmal, in einem wirklichen Fall, die Angst, die Schmerzen des Andern zu bezweifeln! |
| “Aber Du wirst doch zugeben, daß
ein Unterschied ist, zwischen Schmerzbenehmen mit Schmerzen
& Schmerzbenehmen ohne Schmerzen.”
– Zugeben? Welcher Unterschied könnte
größer sein! – “Und doch gelangst
Du immer wieder zum Ergebnis, die Empfindung selbst sei ein
Nichts.” – Nicht 64 doch. Sie ist kein
◇◇◇ Etwas, aber auch nicht ein Nichts! Das
Ergebnis war nur, daß ein Nichts die gleichen Dienste täte,
wie ein Etwas, worüber sich nichts aussagen läßt.
Wir verwarfen ˇnur die Grammatik, die sich uns
aufdrängen will. Das Paradox verschwindet nur dann, wenn wir radikal mit der Idee brechen, die Sprache funktioniere immer auf eine Weise, diene immer dem gleichen Zweck: – Gedanken zu übertragen, – seien diese nun Gedanken über Häuser, Schmerzen, Gut & Böse, oder was immer. |
| Ich sage
jemandem, ich habe Schmerzen. Seine Einstellung zu
mir wird nun die des Glaubens sein; des Unglaubens; des
Mißtrauens; u.s.w..
Nehmen wir an, er sagt: “Es wird nicht so schlimm sein.” – Ist das nicht der Beweis dafür, daß er an etwas glaubt, das hinter der Schmerzäußerung 65
steht? – Seine Einstellung ist ein Beweis seiner
Einstellung. Denke Dir nicht nur den Satz
“Ich habe Schmerzen”, sondern auch die
Antwort // sondern auch den, //
“Es wird nicht so schlimm sein” durch
Naturlaute & Gebärden ersetzt! |
| “Welcher Unterschied könnte
größer sein!” – Im Falle der
Schmerzen glaube ich, ˇich könne mir diesen Unterschied
privat vorführen. Den Unterschied aber zwischen
einem ˇnicht abgebrochenen & einem abgebrochenen Zahn
kann ich Jedem vorführen. Aber zu der privaten
Vorführung brauchst Du Dir gar nicht Schmerzen
66 Vorführung ist eine
Illusion. |
| Aber sind
die Fälle des Zahnes & der Schmerzen nicht doch wieder
ähnlich? Denn
Denken wir uns diesen Fall: Die Oberflächen der
67 schaften der Dinge ziehen
könnten. |
| Ich kann
Schmerzen vorführen, wie ich Rot vorführe, und wie ich
gerade und krumm und Baum und Stein vorführe. –
Das nennen wir eben
“vorführen”. |
| ⍈[58]
Ich identifiziere meine Empfindung freilich nicht nach
Kriterien, sondern ich gebrauche den gleichen Ausdruck.
Aber damit endet ja das Sprachspiel nicht; damit
fängt es an. Aber fängt es nicht mit der Empfindung an – die ich beschreibe? – Das Wort “beschreiben” hat uns da vielleicht zum besten. Ich sage “Ich beschreibe meinen Seelenzustand” & “Ich beschreibe meinen Tisch”. Man muß sich die Verschiedenheiten der Sprachspiele in's Gedächtnis rufen. |
| Könnte ˇder das Wort
“Schmerz” verstehen, der nie Schmerz
gefühlt hat? – Soll die Erfahrung mich lehren,
ob es so ist, 68 oder
nicht? – Und wenn Du sagst “Einer
kann sich Schmerzen nicht vorstellen, außer er hat sie einmal
gefühlt” – woher weißt Du das? Wie
läßt sich entscheiden, ob das wahr ist? |
| Es zeigt ein fundamentales
Mißverständnis an, wenn ich meinen gegenwärtigen
Zustand der Kopfschmerzen zu betrachten geneigt bin, um
über das philosophische Problem der Empfindung ins Klare zu
kommen. |
| Um über
die Bedeutung des Wortes “denken” klar zu werden,
schauen wir uns selbst beim Denken zu: Was wir da
beobachten, werde das sein, was
69 einer Schachpartie herausbringen
wollte, was das Wort “mattsetzen” bedeutet.)
¥⋎ 70/1 ¥71/1,2 ¥72/1 ¥73/1 [Eigene §§] ¥⋎ 10/1 ¥⋎ 10/2 ¥⋎ 4/2 |
|
|
| ⍈[69] Wenn
71 wie Probleme uns mit einem
Schlage klar werden, etc.. Da liegt es
nahe, sich zu fragen: geschieht beim
blitzartigen Denken das gleiche wie beim denkenden // nicht gedankenlosen // Sprechen, nur
äußerst beschleunigt? Nu
|
| ⍈[69] Ich kann in
demselben Sinne blitzartig einen Gedanken vor mir sehen, oder
verstehen, wie ich ihn mit wenigen Worten, oder Strichen notieren
kann. Was macht diese Notiz zu einer Zusammenfassung dieses Gedankens? |
| ⍈
[69] Der blitzartige Gedanke kann sich
zum ausgesprochenen [V|v]erhalten, wie die algebraische
Formel zu einer Zahlenfolge, die wir ich aus ihr
entwickle. 72
|
| ⍈[69] “Jetzt
weiß ich weiter!” ist ein Ausruf. Er
entspricht einem Naturlaut; einem freudigen Aufzucken.
Aus
Es gibt
73 daß ich stecken blieb.
Es wäre auch denkbar, daß Einer immer wieder Scheinerleuchtungen hätte & ausriefe ‘Jetzt hab ich's!’ & es dann nie durch die Tat rechtfertigen könnte. Es könnte ihm scheinen, als vergäße er augenblicklich wieder die Bedeutung des Bildes, das ihm vorschwebte. |
| ⍈[69] Jemand könnte
sagen, es handle sich hier um Induktion & ich sei so sicher,
daß ich die Reihe werde fortsetzen können, wie ich es
bin, daß dieses Buch zur Erde fallen wird, wenn ich es auslasse;
& ich wäre nicht erstaunter, wenn ich
plötzlich ohne offenbare Ursache im Entwickeln der Reihe
steckenbliebe, als ich es wäre, wenn das Buch, statt zu fallen,
in der Luft schweben bliebe. – Darauf will ich sagen,
daß wir eben auch zu dieser Sicherheit keine Gründe
bedürfen. Was könnte die Sicherheit
mehr recht- 74 fertigen, als der Erfolg?
|
| [69] Wenn
71 wie Probleme uns mit einem
Schlage klar werden, etc.. Da liegt es
nahe, sich zu fragen: geschieht beim
blitzartigen Denken das gleiche wie beim denkenden // nicht gedankenlosen // Sprechen, nur
äußerst beschleunigt? Nu
|
| Du
Er machst eine Berechnung im Kopf. Das Ergebnis
verwendest Du er, sagen wir, im Bau einer Brücke,
oder Maschine. – Willst Du sagen, er habe diese Zahl
eigentlich ohne Berechnung gefunden? Sie sei
ihm etwa, nach einer Art Träumerei, in den Schoß
gefallen? Es mußte doch da gerechnet werden, &
ist gerechnet worden. Denn er weiß,
daß, & wie, er gerechnet hat; & das richtige
Resultat wäre ohne Rechnung nicht
erklärbar. – Wie aber, wenn ich
sagte: “Es kommt ihm vor, er habe
gerechnet[;| .] &
Und warum
sollte ˇsich das richtige Resultat erklären lassen?
Ist es nicht unverständlich genug, daß ˇer
ohne ein Wort, oder ein Schriftzeichen, rechnen
konnte?” |
|
Ist das Rechnen im Kopf in gewissem Sinne unwirklicher, als das auf
dem Papier? Es ist das wirkliche – Rechnen
im Kopf. – Ist es ähnlich dem 75 Rechnen auf dem Papier? – Ich weiß nicht, ob ich es ähnlich nennen
soll. Ist ein Stück weißes Papier mit schwarzen
Strichen drauf einem menschlichen Körper
ähnlich? |
∫ |
Spielen
im Götz von Berlichingen
Adelheit & der
Bischof ˇvon Bamberg eine wirkliche ⌊⌊ˇ // Spielen der Sultan und Recha im
“Natan” den
Weisen
eine wirkliche … // ⌋⌋
Schachpartie? – Freilich. Sie geben nicht
bloß vor, eine zu spielen, (wie es wohl in einem
Stücke geschehen könnte). – Aber diese
Partie hat doch z.B. keinen
Anfang! – Freilich hat sie
einen, – Doch;
– wie ˇeben jede ˇrichtige
Schachpartie. Es hat doch im Stück nicht, die
beiden ◇◇◇ |
|
Ist das Rechnen im Kopf unwirklicher, als das Rechnen auf dem
Papier? – Man ist vielleicht geneigt, so etwas zu
sagen; kann sich aber auch zur
76 “Ich habe die Multiplikation ˇ … im Kopfe ausgeführt” – glaube ich etwa so eine Aussage nicht⌊?⌋ ! – Aber war es wirklich eine Multiplikation? – Es war nicht bloß ‘eine’ ˇMultiplikation, sondern diese Multiplikation – im Kopfe. Dies ist der Punkt, an dem ich irre gehe. Denn ich will jetzt sagen:
|
| Hier
möchte man wieder fragen: “Wie ist das,
– was geht da vor, wenn Einer im Kopfe
rechnet?” Und im besondern Fall kann die
Antwort
77 im Kopfe rechnen, wird auf
solche Weise nicht erklärt. |
| Wäre es denkbar, daß Einer im Kopfe
rechnen lernte, ohne je schriftlich oder mündlich zu
rechnen? – “Es lernen” heißt
wohl, ⌊:⌋ dazu gebracht werden,
daß man's kann.
Ist aber auch dies möglich, daß einem Volke nur das Kopfrechnen bekannt ist & kein anderes? Hier muß man sich fragen: “Wie wird das aussehen?” – Man wird sich dies also, als einen Grenzfall, ausmachen müssen, & sich dann fragen, ⌊:⌋ ob wir hier noch den Begriff des ‘Kopfrechnens’ anwenden wollen, oder ob er hier ◇◇◇ ˇunter solchen Umständen seine Pointe (für uns) verloren hat. |
| “Aber warum traust Du Dir selbst
sowenig? Du weißt doch sonst immer, was
“rechnen” heißt. Wenn Du also sagst,
78 Du habest in der
Vorstellung gerechnet, so wird es eben ˇauch so sein.
Hättest Du nicht gerechnet, – so
würdest Du's nicht sagen. Ebenso, –
wenn Du sagst, daß Du etwas Rotes in der Vorstellung siehst, so
wird es eben rot sein. Du weißt ja sonst was
“rot” ist. – Und weiter: Du
verläßt Dich ja nicht immer auf die Übereinstimmung mit
den Andern; denn oft berichtest Du, Du habest etwas gesehen, was
niemand anderer
gesehen hat.” Aber ich traue mir ja[.|;] [I|i]ch sage ja ohne Bedenken, ich habe dies im Kopf gerechnet, eine Farbe mir vorgestellt. Nicht das ist die Schwierigkeit, daß ich zweifle, ob ich mir wirklich etwas Rotes vorgestellt habe. Sondern dies: Wenn die Vorstellung ein Abbild der Wirklichkeit ist, – kann ich da die Frage stellen: “Wie muß eine richtige Vorstellung dieser Farbe aussehen”, oder “Wie muß sie beschaffen sein“? Kann ich das lernen? Sondern dies: Wie kommt es, daß ich ohne weiteres zeigen, oder beschreiben kann, 79
welche Farbe ich mir vorgestellt habe; daß mir das Abbilden der
Vorstellung in die Wirklichkeit so gar keine Schwierigkeit
macht? Sehen sie sich denn zum Verwechseln
ähnlich? –
Der tiefe Aspekt entschlüpft leicht.
¥⋎
13/2 ¥⋎
13/3 [unmittelbar
anschließend] Ich schaue Einen an & denke
mir “Das muß schwer sein, zu lachen, wenn man solche
Schmerzen hat”, aber ich nicke mit dem Kopf vor mich hin,
als wollte ich sagen: “Ich weiß schon,
wie's Euch zu mut ist”
& ˇviel dergleichen mehr. Ich
spiele
80 |
| ⍈
Und will man jemand Man
[U|u]nterweis[en|t]ˇ,
z.B., Einen, wie ˇin
⌊d⌋er einec die Rolle auf dem
eines Theaterˇstücks zu spielen hat,
so ˇindem man sagt man ihm und sagt
ihm: “Du mußt Dir vorstellen, daß
es ˇdieser Mensch …” ⌊⌊ // Man unterweist z.B.
Einen; wie er die Rolle eines Theaterstücks zu spielen hat
& sagt (ihm): “Du mußt
… // ⌋⌋⌊⌊ // Man
sagt z.B. Einem, der eine Rolle eines
Theaterstücks zu spielen hat
soll:
“Du mußt Dir hier vorstellen … // // Man sagt z.B. dem, der eine
Theaterrolle zu spielen hat: … // ⌋⌋. –
⌊&⌋ dabei man gibt
man ihm keine
|
|
¥⋎
14/1 [Statt des Folgenden
¥⋎ 131/2
], ¥⋎
132/1 “Aber wenn ich mir vorstelle, daß Einer, der lacht, Schmerzen hat, so stelle ich mir doch kein Schmerzbenehmen vor, denn ich sehe eben davon das Gegenteil. Was stelle ich mir also vor?” – Ich habe es schon gesagt. – (Und ich stelle mir dazu nicht
81 wir
uns da? |
| Der erste
Fehler, den wir in einer philosophischen Untersuchung machen, ist
ˇ◇◇◇ die philosophische Frage. |
∫ |
|
Das Gefühl der Unüberbrückbarkeit der Kluft
zwischen Bewußtsein & Gehirnvorgang: wie kommt es,
daß das in die Betrachtungen des gewöhnlichen Lebens
nicht hineinspielt? Die Idee dieser Artverschiedenheit
ist mit
82 ausführen.
(
Nun, wenn ich z.B. meine Aufmerksamkeit in bestimmter Weise auf mein Bewußtsein lenke & mir dabei sage: dies solle durch einen Gehirnvorgang erzeugt werden! indem ich mir gleichsam an die Stirne greife. – Aber was kann das heißen “Meine Aufmerksamkeit auf mein Bewußtsein lenken”? Es ist doch nichts merkwürdiger, als das es so etwas gibt! Was ich so nannte (denn diese Worte werden ja im gewöhnlichen Leben nicht gebraucht) war ein Akt des Schauens. Ich schaute steif vor mich hin, aber nicht auf irgend einen bestimmten Punkt, oder Gegenstand. Meine Augen waren weit offen, meine Brauen nicht zusammengezogen – wie sie es meistens sind, wenn ein bestimmtes Objekt mich interessiert. 83
Kein solches Interesse war dem Schauen vorangegangen.
Mein [b|B]lick war
‘vacant’, Mein
Schauen (mein Aufmerksamkeitszustand) oder
ähnlich dem eines Menschen,
Bedenk' nun, daß an dem Satz, den ich als Paradox aussprach – dies werde durch einen Gehirnvorgang erzeugt – gar nichts paradoxes war. Ich hätte ihn während eines Experiments aussprechen können
84 |
|
Hier haben wir einen Fall von
Introspektion; nicht unähnlich derjenigen, durch welche
J W. James herausbrachte das ‘Selbst’
bestehe hauptsächlich aus ‘peculiar motions in the
head & between the head &
throat’. Und was die Introspektion
James's zeigte, war
nicht die Bedeutung des Wortes ‘Selbst’ (sofern
dies etwas ähnliches bedeutet, wie
‘Person’”,
‘Mensch’, ‘er selbst’,
‘ich selbst’) noch eine Analyse eines solchen
Wesens, sondern den Aufmerksamkeitszustand eines
Philosophen, der sich das Wort ‘Selbst’
vorspricht & seine Bedeutung analysieren will.
(Und daraus ließe sich vieles lernen.) |
| Die Menschen stimmen mit einander überein, daß sie sehen,
hören, fühlen etc. (wenn auch
mancher blind & Mancher taub
ist). Sie bezeugen also von sich, sie haben
Bewußtsein.” Aber wie
merkwürdig! wem mache ich eigentlich eine Mitteilung,
85 wenn ich sage
“Ich habe Bewußtsein”? Was ist
der Zweck, mir das zu sagen, & wie kann der Andere mich
verstehen? – Nun, Sätze, wie
“Ich sehe”, “Ich
höre”, “Ich bin bei
Bewußtsein”, haben ja wirklich ihren Gebrauch.
Dem Arzt sage ich “Jetzt höre ich wieder auf
diesem Ohr”; dem, der mich ohnmächtig glaubt
etwa: “Ich bin wieder bei
Bewußtsein”, u.s.w..
|
| Beobachte ich mich also
& nehme wahr, daß ich sehe, oder bei Bewußtsein
bin? Und wozu überhaupt von
Bewußt Beobachtung reden! Warum
nicht einfach sagen: “Ich bin nehme
wahr, daß ich bei Bewußtsein bin”? –
Aber wozu hier die Worte “Ich nehme wahr”
– warum nicht sagen: “Ich bin bei
Bewußtsein”? – Aber zeigen die Worte
“Ich nehme wahr” hier nicht an, daß ich auf
mein Bewußtsein aufmerksam bin?
([w|W]as doch gewöh⌊n⌋lich nicht der
Fall ist.) – Wenn es so ist, dann 86 sagt der Satz “Ich
nehme wahr, daß …” nicht, daß ich bei
Bewußtsein bin, sondern, daß meine Aufmerksamkeit so
& so eingestellt sei. Aber ist es denn nicht eine bestimmte Erfahrung, die mich veranläßt, zu sagen “Ich bin wieder bei Bewußtsein”? – Welche Erfahrung? Zu welcher Situation sagen wir
|
|
Ist,
daß ich Bewußtsein habe, eine Erfahrungstatsache? – Aber sagt man nicht vom Menschen, er habe Bewußtsein, vom Baum, oder Stein aber, sie haben keines? – Wie wäre es, wenn's anders wäre? – Wären die Menschen alle bewußtlos? – Nein; nicht im gewöhnlichen Sinne dieses Worts; . aber Aber ich, z.B., hätte nicht Bewußtsein, ⌊; –⌋ wie ich's jetzt tatsächlich habe. |
| Aber kann ich
mir nicht denken, die Menschen um mich seien Automaten, haben
kein Bewußtsein, wenn auch 87 ihre Handlungsweise die gleiche ist,
wie immer? – Wenn ich mir's jetzt –
allein in meinem Zimmer – vorstelle, sehe ich die Leute mit
starrem Blick (etwa wie im trance) ihren Verrichtungen
nachgehen – & die Idee ist vielleicht ein wenig
unheimlich. – Aber nun versuch einmal im
gewöhnlichen Verkehr, oder auf der Straße, an dieser Idee
festzuhalten! Sag Dir
z.B.: “Diese Kinder dort
sind bloße Automaten; alle ihre Lebendigkeit ist bloß
Schein.” Und diese Worte werden Dir entweder
gänzlich nichtssagend werden; oder Du wirst in Dir etwa
eine Art unheimliches Gefühl, oder dergleichen,
erzeugen. Einen lebenden Menschen als Automaten sehen, ist ganz analog dem, irgend eine Figur als Grenzfall, oder Variation einer andern zu sehen, z.B. ein Fensterkreuz als Swastika. |
|
Es scheint uns paradox, daß wir in einem
Berichte Körper- und
Bewußtseinszustände 88
kunterbunt durcheinander mischen: “Er litt
große Qualen & warf sich unruhig umher.”
Das ist ganz gewöhnlich; warum erscheint es
|
| ⍈[36]
Es ist natürlich ˇwohl zu unterscheiden:
das “& so weiter”, welches eine
|
∫ |
⍈[30]
Wer uns die Sprache eines
Volkes beschreibt,
beschreibt eine Gleichförmigkeit ihres Benehmens. Und
wer eine Sprache 89
beschreibt, die Einer mit sich allein spricht, der beschreibt eine
Gleichförmigkeit seines Benehmens & nicht etwas,
was sich einmal
|
| ⍈[30]
Die gemeinsame menschliche Handlungsweise ist das
Bezugssystem, mittels welches wir uns eine fremde Sprache
deuten. |
| ⍈[34]
Erinnere Dich, daß wir manchmal Erklärungen fordern,
nicht ihres Gehalts wegen, sondern der Form der Erklärung
wegen.
|
| ⍈[49]
Das Wort ohne Rechtfertigung (zu) gebrauchen, heißt
nicht, es zu Unrecht gebrauchen
90 |
∕∕ ? | Kannst Du
Dir absolutes Gehör vorstellen, wenn Du es nicht
hast? – Kannst Du es Dir vorstellen, wenn
Du es hast? – Kann ein Blinder sich das Sehen
vorstellen? Kann ich
|
? | Kann ich aber das
Sprachspiel spielen, wenn ich nicht so reagiere? |
∕∕ |
Könnte man sich ◇◇◇ vorstellen, daß ein Stein
Bewußtsein hätte? Und wenn's Einer kann
– warum soll das nicht bloß beweisen, daß
|
| Ist denken eine
Art sprechen? Man möchte sagen, es ist das, was denkendes Sprechen vom gedankenlosen unterscheidet. – Und also scheint es eine Be- 91 gleitung des Sprechens zu sein. – Ein Vorgang der vielleicht auch etwas anderes
begleiten, kann oder selbständig ablaufen
kann.
Sag also
|
|
Denken ist kein unkörperlicher
92 Vorgang, der dem Reden
Leben & Sinn leiht, & den man vom Reden ablösen
könnte, wie der
Aber wie – “kein unkörperlicher Vorgang”?
Freilich könnte man sagen, ‘ das Denken sei ein unkörperlicher Vorgang; wenn man die Grammatik des Wortes “denken” z.B. von der des Wortes “essen” unterscheiden will. Aber [d|D]er Fehler ˇhier aber ist nur hier, ˇSchlecht daran ist nur, daß ˇnur der Unterschied der Bedeutungen nunc viel zu gering erscheint ⌊⌊Nur erscheint der Unterschied der Bedeutung dadurch zu gering⌋⌋. (Ähnlich ist es, wenn man sagt: die Zahlzeichen seien wirkliche, die Zahlen nicht wirkliche Gegenstände.) Eine
93 den Ausweg aus ihr.
¥⋎
115/1 |
|
Aber ist es nicht unser Meinen, das dem Satz Sinn
gibt? (Und dazu gehört natürlich:
Sinnlose Wortreihen kann man nicht meinen.) Und
das Meinen ist etwas im seelischen Bereich. Aber es ist
auch etwas Privates! Es ist das ungreifbare Etwas;
vergleichbar nur dem Bewußtsein selbst. // selber. // Wie könnte man das lächerlich machen; ! es ist ja ein Traum unserer Sprache. // es ist ja, gleichsam, ein Traum unserer Sprache. // ⌊⌊ // Es ist ˇgewissermaßen, als träumte das unsere Sprache. // ⌋⌋ |
|
Ich könnte mir denken, daß Einer sagte:
““Eigentlich redet Jeder nur für
sich selber. Denn auch nur er weiß, was er
meint. Daß Andere ˇ◇◇◇ es
hören, sich danach richten,
94 Warum aber sollte mich in der Philosophie diese psychische Erscheinung interessieren? |
∫ | “Dadurch,
daß ich den Satz meine, erhält er
Leben.” Aber ich muß ihm ja ein ganz
bestimmtes Leben geben, – nicht nur Leben.
Einen Sinn & nicht einen andern. Wenn
ich ihn meine, muß ich ihn so meinen. Die
Worte müssen auf ihre Bedeutungen blicken. –
Aber der lebendige Blick des
Wortes auf seine Bedeutung beruht auf den steten Bewegungen im
Felde der Anwendung. |
| Wie denke ich an Jemanden?
Wie ziele ich auf ihn mit einem Gewehr? Ist
hier eine Ähnlichkeit? Was ist die Beziehung dieses
Denkvorganges, dieser Worte, zu ihm? Ich gebrauche seinen
Namen. Aber der kann der Name andrer Menschen sein,
& doch denke ich nur an 95
Worin besteht es, daß ich an ihn denke? Frage Dich: “Worin besteht es, daß ich an ihn schreibe?” (Und ich
|
| Wir sagen, wir meinen Das
Meinen erscheint uns wie ein Pfeil, oder wie Pfeile, –
die vom Satz auf etwas weisen. Was ist das für ein
selt- 96 sames
Phänomen (beinahe wie eine
Fieberphantasie)? Und doch ist es
verständlich: [d|D]as Zeigen spielt
ja bei der Erklärung der Bedeutung eine so große
Rolle. |
|
⇒[132/2]
Wir ˇwollen sagenˇetwa, wir meinen einen Satz nicht, wenn wir ihn, z.B., als bloße Sprachübung
97
immer ? – Und wie begleitet es den
Satz? Hüllt es ihn ein, wie eine
Wolke, oder meine ich ˇein jedes Wort
|
| ⍈[132]
Es gibt
|
|
Ich kann in einem Gespräch etwas für die Ohren
eines derc Anwesenden sagen & absichtlich nicht
auf ihn
98 Anspielung auf
daß ich ihn meine ? Aber kann es denn nicht auch nach allen äußern Anzeichen scheinen, als meinte ich ihn, & habe ihn ˇdoch nicht gemeint; ich dachte tatsächlich gar nicht an ihn & es schien nur durch ˇeinen Zufall so? Gewiß. – Und so ist es also doch, als ob hier die [W|w]esentliche Verbindung nicht bestanden hätte, die eben das Meinen ausmacht! Aber welche Verbindung immer ich mir als diese wesentliche vorstelle – was nützt sie mir? Was ist ihre Wichtigkeit? Was hat sie mit der Funktion des Satzes zu tun? – Denke, statt “Ich 99
meinte ihn” sagte ich: “Was ich sagte,
war mit ihm verbunden”, & statt “Ich
habe ihn nicht
gemeint”, ⌊:⌋
“Als ich sprach, bestand keine Verbindung mit
ihm“. Das klingt beinahe spiritistisch.
Anderseits ist es ganz natürlich zu sagen:
“Als ich das sagte, dachte ich an seine
Bemerkung.” Nun dann bestand
|
∕∕ | Wenn die
Situation zweideutig ist; ist es dann zweifelhaft, ob ich
ihn meine? Bei meiner Aussage, ich habe ihn, oder habe
ihn nicht, gemeint, urteile ich nicht nach der
Situation. Und wenn ich nun nicht nach der Situation
urteile, wonach urteile ich? Scheinbar nach gar
nichts. Denn ich erinnere mich wohl an die Situation, aber
deute sie. Ich kann z.B.
meinen Seitenblick auf ihn jetzt nachahmen, aber das Meinen
erscheint als eine ganz ungreifbare, feine Atmosphäre des
Sprechens & Handelns. (Ein
verdächtiges Bild!) 100 |
∫ | Aber bin ich mir auch
bewußt, daß ich ihn meine, während ich so
spreche?
Wenn ich es sage, so setze ich die angefangene Linie in bestimmter Richtung fort. |
∕∕ | “Als ich
das sagte, wollte ich nur ihm einen Wink geben.”
– Wie kann ich wissen, daß ich es nur sagte, um
ihn einen Wink zu geben? Nun,
“Ich hatte keinen andern Grund, das zu sagen” – das liegt in der Geschichte
|
∕∕ | “Ich
wollte mit dieser Bemerkung ihn treffen.”
Wenn ich das höre, so kann 101 ich mir dazu eine Situation,
|
∕∕ | “Ich
mußte plötzlich an ihn denken.” Sein
Bild schwebte mir etwa plötzlich vor. Wußte
ich, daß es sein, des N., Bild war? Ich
sagte es mir nicht. Worin lag es also, daß es das seine
war? Vielleicht in dem, was ich später sagte, oder
tat. |
| “Er fiel
mir plötzlich ein, und ich sagte die Worte, indem ich an
ihn dachte.” “Er schwebte mir
bei diesen Worten vor.” Wie 102 nahe muß der Zusammenhang mit
ihm sein?” könnte man fragen.
|
∕∕ |
⌊Wie,⌋ [W|w]enn ich einmal eine scheinbar
unschuldige Bemerkung mache & sie mit einem verstohlenen
Seitenblick auf jemand begleite; ein andermal, vor mich hin sehend,
offen über den Anwesenden rede, indem ich seinen Namen nenne
– denke ich wirklich eigens an ihn, wenn ich seinen
Namen gebrauche? |
∕∕ | Wie tritt
er in diese Vorgänge ein:
[i|Ich] stach nach ihm,
|
∕∕ | Es ist hier ein
ähnlicher Fall, wie wenn jemand sich vorstellt, man könne
einen Satz mit der merkwürdigen Wortstellung der deutschen,
ˇoder lateinischen Sprache nicht einfach denken, wie er da
steht. Man müsse ihn zuerst denken, & dann
bringt man die Wörter in jene seltsame Ordnung.
103
(Ein französischer Politiker schrieb einmal sagte machte die Bemerkung vor einigen Jahren, es sei ⌊⌊ // Ich las vor einigen Jahren die Bemerkung eines französischen Politikers, es sei … // ⌋⌋ eine Eigenheit der französischen Sprache, daß in ihr die Worte einander in der Ordnung folgen stehen,
|
∕∕ |
Aber habe ich nicht
die Gesamtform des Satzes, z.B., schon an seinem
Anfang beabsichtigt? Also war er mir doch schon im
Geiste, ehe er noch ausgesprochen war! – Wenn er mir
im Geiste war, dann, im allgemeinen, nicht mit anderer
Wortstellung. Aber wir machen uns hier wieder ein
|
∕∕ | Ich erwarte jeden
Augenblick eine 104
Explosion. Ich bin nicht im Stande
einer anderen Sache meine volle Aufmerksamkeit zu
105 |
? |
Er mag wohl sagen: “Ich weiß
nicht ist es nur diese Erwartung, die mich heute so unruhig
macht”, aber er wird nicht sagen: “Ich
weiß nicht, ist dieser Seelenzustand die Erwartung einer
Explosion, oder von etwas anderm.” |
? | Die Aussage
“Ich erwarte jeden Moment einen Knall”
ist eine Äußerung der Erwartung. Diese
Wortreaktion ist der Ausschlag des Zeigers, der die Art der
Erwartung anzeigt. |
∕∕ | Und ähnlich
ist es mit der Äußerung des Wunsches. Zu sagen
“Ich habe Lust auf einen Apfel” heißt
nicht: “Ich glaube ein Apfel wird mein
Gefühl der Unbefriedigung stillen. Auch
Dieser Satz ist keine Äußerung des Wunsches,
sondern der Unbefriedigung. |
∕∕ | Wir1 sind durch
eine bestimmte Abrichtung, Erziehung, so eingestellt, daß wir
unter bestimmten Umständen Wunschäußerungen von uns
geben. (Ein solcher ‘Umstand’
106 ist natürlich nicht
der Wunsch.) Eine Frage, ob ich weiß, was
ich wünsche, ehe mein Wunsch erfüllt ist, kann in diesem
Spiele gar nicht auftreten. Und daß ein Ereignis
meinen Wunsch zum Schweigen bringt,
Anderseits wird auch das Wort “wünschen” so gebraucht: ˇMan sagt “Ich weiß selbst nicht, was ich mir wünsche”. ˇUnd in Hermann & Dorotheaˇ ◇◇◇: “Denn die Wünsche verhüllen uns selbst das Gewünschte.” |
∕∕ | Wie ein Wort
funktioniert kann man nicht erratenc. Man
muß seine Anwendung ansehen & daraus
lernen. Die Schwierigkeit aber ist, das Vorurteil zu
beseitigen, das diesem Lernen entgegensteht.
(
|
| Ich erwarte zwei Leute A
& B. Ich 107 sage vor mich hin
“Wenn er doch nur käme!” –
Jemand fragt mich “Wen meinst Du?”
– Ich sage: “Ich habe an den A
gedacht.” – Ein andermal aber antworte
ich: “Ich habe an ein Gedicht gedacht,
|
∕∕ | Der
108 will mich dabei aus
irgend einem seltsamen Grunde an die
Fremden um mich wenden. Stell Dir den Fall vor!
– Und nun diesen: Meine Familie
erwartet mit mir Bekannte erwarten mit
mir … die Ankunft des Freundes. Ich sehe
ihn zuerst & rufe “Da ist
er!” Es ist schwer, mich nicht dabei
an die Andern zu wenden; mich gänzlich zu
isolieren. |
| Ist
[e|E]rwarten ein Denken? So wird das Wort
“erwarten” nicht gebraucht. Erwarten
bezeichnet keine Tätigkeit. Ich kann jemand erwarten,
ohne an ihn zu denken. Aber wenn ich Einen
‘ängstlich erwarte’, so werden
ˇviele meiner Gedanken & Handlungen mit ihm in
Verbindung
|
∕∕ | Ist Hoffen ein
Denken? Nein. Ich pfeife ein
Lied, & jemand fragt mich, warum ich so guter
Dinge bin. Ich antworte: “Ich hoffe
N. wird heute kommen.” Aber
während ich pfiff, dächte ich nicht an ihn. Und
doch 109
|
|
Wenn Einer sagt “Ich hoffe, er wird
kommen” – ist das ein Bericht über seinen
Seelenzustand, oder eine Äußerung seiner Hoffnung? – Ich kann es z.B. zu mir selbst
sagen. Und mir mache ich doch keine
Mitteilung. Es kann ein Seufzer sei; aber muß kein
Seufzer sein. Sage ich jemandem:
“Ich kann heute meine Gedanken nicht bei
|
| Auch
“[G|g]lauben” heißt nicht
denken. Als ich mich
Aber: “Trotz allem was er tat, hielt ich an dem Glauben fest, …” Hier wird gedacht, & etwa immer wieder eine 110 bestimmte Einstellung
erkämpft. Aber alles das sagt uns ja nicht, was glauben ist. Es ist keine Definition des Wortes “glauben”; & ich kann keine geben; weil es keine gibt. Wir haben eben hier eine Familie von Fällen. Sie beschreiben heißt uns die Anwendung des Wortes “glauben” lehren. |
| Nun könnte man aber so sagen:
Das Gesicht eines Menschen ist durchaus nicht immer
dieselbe Gestalt. Es ändert sich von Minute zu Minute;
manchmal wenig, manchmal äußerst stark // ,
manchmal bis zur Unkenntlichkeit // . Dennoch
ist es möglich, das Bild seiner Physiognomie zu
111 |
| Warum kann ein Hund nicht Schmerzen
heucheln?
|
|
Kann ich sagen: “Hoffen ist Denken &
Fühlen”? Warum aber nicht: denken,
fühlen & tun⌊,⌋ ?
& zwar unter bestimmten Umständen? |
| Denke an den Gebrauch
de[r|s] Worte⌊s⌋ “grüßen”, oder
“danken”,
ˇ“bitten”. “Ich danke
Dir”
|
∕∕ |
“Aber Du sprichst ja, als hoffte ich nicht eigentlich
jetzt, – da ich zu hoffen 112 glaube. Als
|
∕∕ | Wenn ich
nun in meinem Zimmer sitze & hoffe N. werde kommen
& mir Geld bringen, & eine Minute dieses Hoffens
könnte isoliert, aus ihrem Zusammenhang herausgeschnitten,
werden: wäre, was in dieser Minute geschieht, dann kein
Hoffen? – Denke, z.B., an die
Worte, die Du etwa in dieser Minute aussprichst. Sie
gehören nun nicht mehr zu dieser Sprache. Vielleicht
zu einer, in der sie etwas gänzlich anderes bedeuten.
Und die Institution des Geldes gibt es vielleicht in einer
andern Umgebung nicht.
U.s.w. 113 |
∫ | ¥⋎ 180/1
Eine Königskrönung ist das Bild der Pracht &
Würde. – Wir denken uns
einige schneiden eine ˇNehmen wir eine
Minuten dieses Vorgangs ˇaus ihrer Umgebung
herausgeschnitten. ◇◇◇ Der
König im goldgewirkten Krönungsmantel sitzt auf dem
Thron; [s|d]ie Krone wird ihm auf's
Haupt gesetzt. – In einer andern Umgebung nun
◇◇◇ laß Gold das billigste Metall
sein[;| .] ˇDurch
[D|d]ie Durch gewisse Maschinen
◇◇◇ ist
|
∕∕ | Wir sagen, der Hund
fürchtet, sein Herr werde ihn schlagen; aber nicht,
ˇ[e|E]r
fürchtet
sein Herr werde ihn morgen schlagen. Warum
nicht? |
| Wir erwarten
dies das eine & werden von dem
dem andern
überrascht; aber die Kette der Gründe hat ein
Ende. 114 |
∕∕ |
Man
könnte sagen: Ich hätte keinen Eindruck von dem
Zimmer als ganzes, könnte ich nicht meinen Blick schnell in ihm
dahin & dorthin schweifen lassen & mich nicht frei in
ihm herumbewegen. (Stream of thought.)
James
Aber wie manifestiert es sich, daß ich davon ˇvon ihm als ganzes einen allgemeinen Eindruck
habe?
|
∕∕ | ˇBist Du nicht
doch ein verkappter Behaviourist? Sagst Du nicht doch
im Grunde, daß alles Fiktion ist, außer dem menschlichen
Benehmen? – Wenn ich von einer Fiktion rede, dann
nur von einer grammatischen Fiktion.
|
∕∕ | Den
Begriff ‘Schmerz’ hast Du mit 115 der Sprache
gelernt |
| ⍈[93]
Gedankenloses & nicht gedankenloses Sprechen
ist zu vergleichen: gedankenlosem Spielen eines
Musikstücks
|
∕∕ | Du gibst jemandem
ein Signal, wenn Du Dir etwas vorstellst; Du benützt
verschiedene Signale für verschiedene Vorstellungen. – Wie vereinbart ihr, was jedes Signal bedeuten
soll? |
∕∕ | Was ist das
Kriterium der Gleichheit zweier Vorstellungen?
D.h.: wie werden Vorstellungen
verglichen? – Ein Logiker denkt vielleicht:
gleich ist gleich
Was ist das Kriterium der Gleichheit zweier Vorstellungen? – Was ist das 116 Kriterium der Röte einer
Vorstellung? Wenn Für mich, wenn
der Andere sie hat – was er sagt & tut.
Für mich, wenn ich sie habe – gar nichts. Und
was für “rot” gilt, gilt auch für
“gleich”. [Bemerkungen
über Identität?] |
| ⇒182/1
Wie erkenne ich, daß dies
rot ist? – Ich bin in [v|V]erlegenheit,
was ich sagen soll. – Wie erkenne ich, daß diese
zwei Bäume gleich hoch sind. Hier bin ich nicht in
Verlegenheit,. [i|I]ch weiß verschiedene
Antworten. – Wie erkenne ich, daß dies rot
ist? Soll ich sagen: “Ich schaue es
an & sehe, daß es rot ist”? Was
heißt “sehen, daß es rot
ist”? Heißt es:
“
117 klärt wird. angewendet wird. ⌊⌊ // paßt?
Oder daß es die gleiche Farbe ist wie das ein
gewisses Farbmuster? // ⌋⌋ Ich sehe,
daß es rot ist ‒ ‒ ‒ aber was hilft mir das, wenn ich nicht
weiß, wa[ß|s] ich zu sagen habe, oder ˇwie
ich sonst meine [e|E]rkenntnis zum Ausdruck bringen
soll. Denn einmal muß ich nun den Übergang zum
Ausdruck machen. Und bei diesem Übergang lassen mich
nun alle Regeln in Stich. Denn sie hängen nun alle
wirklich in der Luft. Alle guten Lehren helfen mir nichts,
denn am Ende muß ich einen Sprung machen: Ich muß
sagen “das ist rot”, oder in einer Weise
handeln, die auf's selbe
hinauskommt. Der Übergang von jenem Gesehenen zu den Worten ist ein privater. Darum lassen mich hängen hier die Regeln in der Luft. ⌊⌊ // Ich
Kann der Übergang vom Schauen zum Wort “rot” nicht unvermittelt gemacht werden, dann auch nicht 118 über Regeln. |
| Ich wollte etwa sagen:
Ich schaue & sehe, es ist so. Und
davonc gehe ich nun zu dem Wort über.
→ Ich sehe, daß es diese Farbe ist; & nun weiß ich, daß
|
|
Welche Art der Antwort hat auf diese Frage
Sinn? (Du kannst die Farbe nennen, auf sie zeigen, sie
beschreiben, etc.) Du steuerst immer ˇwieder auf eine innere hinweisende Erklärung hin! |
∕∕ | “Ehe ich
urteile, daß diese zwei meiner Vorstellungen gleich
sind, muß ich sie doch als gleich erkennen.
“Und wenn das geschehen ist, wie werde ich dann wissen,
daß das Wort “gleich” meine Erkenntnis
beschreibt? Nur dann, wenn ich diese Erkenntnis auf
andre Weise ausdrücken⌊,⌋ kann &
ein Anderer mich 119
lehren kann, daß hier “gleich” das richtige Wort
ist. |
∕∕ |
Denn bedarf ich eine Berechtigung dafür, ein Wort
zu gebrauchen, dann muß es eine auch für den Andern
sein. |
∕∕ | Ich erkenne es erst
als das; & nun erinnere ich mich daran, wie das
genannt wird. Bedenke: In welchen Fällen
kann man das wirklich sagen? |
∕∕ |
Ich
befand mich in der Schwierigkeit ˇwar, daß
es schien, die Unsere Paradox war
ˇ
120
noch Widerspruch. Das Mißverständnis zeigt sich darin, daß wir (überhaupt) in diesem Gedankengang ⌊⌊ // Daß
(Weshalb man eine Neigung besteht, zu sagen: jedes
|
| (Daß wir eine Regel
‘aufgefaßt haben’, zeigt sich, unter anderem, an
dem
121 & Testens, bei
|
∕∕ | Darum ist
‘der Regel folgen’ eine Praxis. Und der
Regel zu folgen glauben ist nicht: der Regel
folgen. Und darum kann man nicht der Regel
privatim folgen, weil sonst der Regel zu folgen glauben,
dasselbe wäre, wie der Regel folgen. |
∕∕ | Die Sprache ist ein
Labyrinth von Wegen. Du kommst von einer Seite
& kennst Dich aus; Du kommst von einer andern zur selben
Stelle, und kennst Dich nicht mehr aus. |
| Aber ist es nicht richtig zu sagen:
Ich sehe die Farbe & erkenne sie als
rot? Wir müssen uns über den Gebrauch des
122 klarer werden. – Ich
gehe auf der Straße. Dies Gesicht kommt mir bekannt
vor. Wer ist es nur? – Es ist …
– Das ist ˇein Vorgang des Erkennens. –
Aber erkenne ich etwa meinen Freund nicht, den ich
täglich sehe?
Untersuche [D|d]e[r|n] Gebrauch des Wortes “erkennen”⌊.⌋ ist nicht einfach. Untersuche ihn. |
|
Es ist hier nützlich ˇsich zu
überlegen, was man über ein Phänomen, wie
das folgende, sagt: Ŧ einmal als den Buchstaben 123
F, einmal als sein
Spiegelbild sehen. Nun will ich fragen: ˇWorin besteht es, die Figur einmal so einmal anders sehen? Sehe ich wirklich jedesmal etwas anderes? oder deute ich nur, was ich sehe, auf verschiedene Weise? – Ich bin geneigt, das erste zu sagen. Aber warum? Nun, [d|D]euten ist eine Handlung. Es kann z.B. darin bestehen,
Wie ist man denn überhaupt 124 zu dem Begriff des ‘Etwas
als Etwas sehen’ gekommen? Bei welchen
Gelegenheiten
125 |
∕∕ | Wie lehrt man
jemand, leise für sich selbst lesen? Wie weiß
man,
|
|
Ein Schrei entringt sich
|
? ∕∕ |
Worte sind Taten. Die Wahrheit sagen, wenn die
Lüge uns helfen kann, ist schwer. |
∕∕ | Wenn die
Andern Automaten sein könnten; dann ich auch. –
|
∕∕ |
Wenn die Sehnsucht aus mir spricht “Wenn er doch nur
käme!”, so gibt das Gefühl den Worten
‘Bedeutung’. Gibt es aber den
126 |
∕∕ | ⌊⌊ Man könnte hier aber auch sagen: das Gefühl gebe dem Satze Wahrheit. Und da siehst Du, wie hier die Begriffe in einander fließen. (Es erinnert an die Frage: Was ist der Sinn eines mathematischen Satzes.) ⌋⌋ |
∕∕ | Wenn man aber sagt
“Ich hoffe, er wird kommen”, gibt
das Gefühl nicht dem Worte “hoffen” seine
Bedeutung? (Und wie ist es mit dem Satz:
“Ich hoffe nicht mehr, daß er kommen
wird”?) Das Gefühl gibt dem Worte
“hoffen” vielleicht seinen besonderen
Klang,⌊.⌋ seinen
Ton.
– Wenn das Gefühl dem
Worte seine Bedeutung
gibt, so heißt “Bedeutung” hier:
das, worauf es ankommt. Warum aber kommt es
auf's Gefühl an? |
∕∕ | Ich
könnte sagen[;| ,] ein Stöhnen, ein Lachen Warum soll ich nicht sagen: der Schrei, das
Lachen seien voll von Bedeutung. Und das heißt ungefähr, ⌊:⌋ [e|E]s ließe sich viel aus ihnen ablesen. |
| Unter welchen Umständen werde ich sagen,
ein Stamm habe einen Häuptling? Und
der Häuptling muß doch Bewußtsein
haben? Er darf doch nicht ohne Bewußtsein
sein! 127 |
∕∕ | Worin
liegt denn die Macht und Bedeutung des Hoffens? Nicht im
Leben des Hoffenden? // dessen,
der hofft? // |
∕∕ | Ich gebe ihm also
einen Befehl Setze die Reihe
… fort
(– ∙ ∙ )→
oder (– ∙ ∙ ∙ –)→
Nun, was will ich, daß er tun soll? Die beste Antwort, die ich mir selbst darauf geben kann, ist, diese Befehle selber ein Stück weit auszuführen. Oder glaubst Du, ein algebraischer Ausdruck dieser Regel setze weniger voraus? [Zu |
∕∕ | Hier ist die
Versuchung überwältigend, noch etwas zu sagen, wenn
schon alles beschrieben ist. – Woher dieser
Drang? Welche Analogie, welche falsche Interpretation
erzeugt ihn? |
∕∕ | Es bricht kein
Streit darüber aus, ob der Regel gemäß vorgegangen
wurde, oder nicht. Es kommt 128 darüber
z.B. nicht zu Tätlichkeiten.
Das gehört zu dem Gerüst, von welchem aus
uns⌊e⌋re Sprache wirkt (z.B. eine
Beschreibung gibt). |
|
Nicht Empirie, aber Realismus – das ist für uns ein
[S|s]chwerer Weg in der Philosophie. Einer schreibt eine Folge von Zahlen an. En[g|d]lich sage ich: “Jetzt versteh ich's: ich muß immer …”. Und dies ist doch der Ausdruck der Regel. Aber doch nur in einer Sprache! |
∕∕ | Was wir,
|
∕∕ | Zur
Verständigung durch die Sprache gehört nicht nur eine
Übereinstimmung in den Definitionen, sondern (so
seltsam dies klingen mag) 129 eine Übereinstimmung
|
∕∕ | Eine Erklärung
ist etwas nur – zu einem bestimmten Zweck. Sie
füllt eine bestimmte Lücke. Wenn ich
z.B. ˇEinem das Sprachspiel (2)
erkläre, erkläre ich's dem, der schon die Sprache
beherrscht. Sage ihm schon, daß es so,
& nicht so, ist. |
∕∕ | Ein Wort in dieser
Bedeutung hören. Wie seltsam, daß es so
etwas gibt. So phrasiert, soc betont, soc gehört, ist der Satz der Anfang zu eines Übergangs zu diesen Sätzen, Bildern, 130
Handlungen. |
∕∕ | Denke Dir statt
Momentaufnahmenphotographien unserer Bekannten benützten wir eine
Art kinematographischer Bilder, die eine ganz kleine Bewegung
wiedergäben. Und das nennten wir ˇbloß
ein lebendes Bildnis, im Gegensatz zu einem toten, &
faßten es nicht als Bild einer Bewegung, ˇeiner
Lageveränderung auf. |
∕∕ | Das Wort
“Übereinstimmung” & das Wort
“Regel” sind mit
einander verwandt, sie sind
Vettern. Lehre ich
|
| Wenn eine
Drossel die gleiche Phrase stets einigemale wiederholt, sagen wir sie gebe sich vielleicht beim
erstenmal eine Regel, der sie dann
folgt? 131
Das Vorstellungsbild ist das Bild, das meiner Vorstellung entspricht. |
| ⍈[80]
“Aber wenn ich mir vorstelle, daß Einer, der
lacht, in Wirklichkeit Schmerzen hat, so stelle ich mir doch
kein Schmerzbenehmen vor, denn ich sehe eben davon das
Gegenteil. Was stelle ich mir also
vor?” – Ich habe es schon gesagt; –
& ich stelle mir dazu nicht
Man sagt z.B. dem, der eine Theaterrolle zu spielen hat: “Du mußt Dir (hier) vorstellen, daß dieser Mensch … ” – &
132
Anweisung, ⌊:⌋ was er
eigentlich tun soll // . Darum ist
auch jene Analyse gar nicht zur Sache. –
Und [w|W]ir beobachten nun den Schauspieler,
während der sich das Leiden des Andern vorstellt.
|
| ⍈[80] Unter was für
Umständen würden wir jemand fragen:
“Was ist da eigentlich in Dir vorgegangen, wie Du
Dir das vorgestellt hast?” Und was
für eine Antwort erwarten wir uns da?
[96] [N |
|
|
Du erinnerst Dich, daß Du die Absicht hattest – – wie
war es also,
133
ein; – aber nichts davon ist die Absicht. Und doch
scheint, was mir einfällt relevant für die Absicht.
|
|
⇒167/3
Im Laufe eines Gespräches will
ich auf etwas zeigen◇◇◇; ich habe bereits den Anfang
einer Zeigebewegung gemacht; führe sie aber nicht aus.
Später sage ich “Ich wollte damals darauf
zeigen. Ich erinnere mich noch deutlich, daß ich
schon den Finger aufgehoben hatte.” |
| Und ich
erinner⌊e⌋te mich nicht nur ˇan die Absicht
gehabt & auch den ˇan das Aufheben des
Finger⌊s⌋ aufgehoben zu haben, sondern an das
Aufheben des Fingers als Ausdruck der Absicht.
Es ist aber auch nicht so, daß ich mich erinnere,
134 die Absicht gehabt haben ˇmit dem
Finger zu zeigen; wozu hätte ich ihn sonst
aufgehoben?” |
∕∕ |
Soll ich sagen, wer
135 nicht deuten, so absolut
charakteristisch es auch in der gegenwärtigen Situation
für die Absicht zu sprechen ist. Und ist irgend ein Grund vorhanden anzunehmen, dieses selbe
Erlebnis könnte in einer ganz andern Situation nicht
auftreten? , wo von einer
es mit einer Tendenz keine Rede sein kann. nichts zu
tun hat? |
| Ich
hätte meine Absicht ja auch durch die Worte ausdrücken
können: “Ich habe die Absicht …” Und mit diesem Satz beschreibe ich dem Andern nicht
meine Empfindungen; obwohl er manchmal auch auf meine
Empfindungen wird Schlüsse ziehen können. |
∕∕ |
Wie ist
das: die Absicht haben,
136
|
∕∕ |
Daß einer eine Explosion erwartet, liegt im
allgemeinen zu einem großen Teil ◇◇◇c
◇◇◇ in d[ie|er] Situation,
◇◇◇ Eine Erwartung ist in einer Situation
eingebettet, aus der sie entspringt. Die Erwartung einer
Explosion kann z.B. aus einer Situation
entspringen, ⌊in⌋ der ˇ◇◇◇
vielleicht eine Explosion zu erwarten ist.
137
⌊⌊sich die uns seine Gedanken & Gefühle
des Erwartenden Gefragten auszumahlen.⌋⌋ ⌊⌊ // Sie setzt den Andern auch in den Stand, sich
die Gedanken & Gefühle des Erwartenden
auszumalen. // ⌋⌋ |
∕∕ ∕∕ |
Es wäre aber auch denkbar, daß jemand ohne jede
Ursache oder Vorgeschichte in seinen Gedanken
urplötzlich eine erwartende Stellung
|
|
Ein Vorgang der Erwartung besteht aus Handlungen, Gedanken,
Gefühlen
|
∕∕ | Ich schaue auf die
brennendec Lunte, folge mit höchster Spannung
138 ihrem
Abbrennen dem Fortschreiten ihresc Feuers des
Brandes, & wie es er sich dem
Explosivstoff nähert. Ich denke vielleicht
überhaupt nichts, oder nur eine Menge abgerissener
Gedanken. ⌊Das ist gewiß ein Fall des
Erwartens.⌋ |
∫ |
Wenn ich nun sage “Ich
erwarte … ”, –
selbst ⌊⌊ // – oder gehören
meine Worte selbst zum Vorgang der
Erwartung? // ⌋⌋ Unter gewissen Umständen wird “Ich erwarte … ” einfach heißen (ersetzt werden können durch) “Ich glaube das & das wird geschehen”, manchmal auch: “Mach Dich auf … gefaßt”. Wenn ich sage “Ich erwarte ihn sehnsüchtig”, so wird das, unter Umständen, die Äußerung ein der Erwartung sein, also ein Teil des Vorgangs der Erwartung. Aber 139 diese Worte können auch als
Resultat der Selbstbeobachtung ausgesprochen werden, &
ˇetwa heißen: “Also nach allem, was
vorgegangen ist, erwarte ich ihn dennoch mit
Sehnsucht.” Es kommt darauf an: Wie
ist es zu diesen Worten gekommen.
⌊[Worte entringen sich ihm …]
[Grüßen …]⌋ |
∕∕ | Wenn
Einer, statt zu sagen “Ich erwarte jeden Moment die
Explosion”, flüstert: “Es wird
gleich losgehen”, so beschreiben doch sein⌊e⌋
Satz Worte
keine Empfindung; obgleich sie & ihr Ton eine
Äußerung seiner Empfindung sein
|
∕∕ |
Wenn ich nun sage
“Ich erwarte … ” – ist das die
Feststellung: die Situation, meine Handlungen, Gedanken
etc. seien die des Erwartens dieses Ereignisses; oder
gehören die Worte “Ich erwarte … ”
140 zum Vorgang des
Erwartens? Unter gewissen Umständen wird “Ich erwarte … ” einfach heißen (ersetzt werden können durch) “Ich glaube, das & das wird eintreten”. Manchmal auch: “Mach Dich darauf gefaßt, daß …”. Ich sage jemandem: “Ich habe gehört er wird kommen; ich erwarte ihn schon den ganzen Tag.” Dies ist ein Bericht darüber, wie ich den Tag verbracht habe. Ich komme in einem
Der Ausruf “Ich erwarte ihn sehnsüchtig!” ist ein Akt des Erwartens, wenn sich die Spannung der Erwartung in ihm 141 Luft macht. Ich
|
∕∕ |
⇒[170/ 1]
Erwartung ist,
grammatisch, ein Zustand. Wie: es einer
Meinung sein, etwas hoffen, wissen, können. Aber um
die Grammatik dieser Zustände zu verstehen, muß man
fragen: “Was gilt als Kriterium dafür,
daß sich jemand in diesem Zustand
befindet?” |
|
Wie weiß ich, daß ich den Satz als Mitteilung gemeint
habe. War das wenige, was beim Aussprechen in dieser
Richtung wies, wirklich genug, daß ich mit Sicherheit sagen
kann // k[ö|o]nnte // , ich
hätte ihn so gemeint? |
∕∕ | “Wie
kannst Du so sicher sein, daß Du einen Augenblick lang mich
betrügen 142
wolltest? Waren nicht Deine Handlungen &
Gedanken viel zu rudimentär?” |
| Kann denn die Evidenz nicht zu spärlich
sein? Ja, wenn man ihr nachgeht, scheint sie
außerordentlich spärlich; aber das ist vielleicht, weil
man die Vorgeschichte dieser Evidenz außer acht
läßt. Wenn ich einen Augenblick lang in
der Absicht
|
∕∕ | “Dieser
Gedanke knüpft an Gedanken an, die ich früher einmal
gehabt habe.” – Wie tut er das?
Durch ein Gefühl der Anknüpfung?
Aber wie kann das Gefühl die Gedanken wirklich
verknüpfen? – Das Wort
“Gefühl” ist hier sehr
irreleitend. Aber es ist möglich
ˇdaß Einer mit Sicher- 143 heit zu sag[en|t]: “Dieser Gedanke hängt mit
jenem früheren zusammen”, ohne daß
|
∕∕ | “Wenn ich die
Worte gesagt hätte, ‘Ich will ihn jetzt
betrügen’, hätte ich die Absicht nicht gewisser
gehabt, als so.” – Aber wenn Du jene Worte
gesagt hättest, mußtest Du sie da im vollen Ernste
meinen? |
| ⇒[149/1]
Es ist hier wieder, als erinnerten wir uns jener feinen Gefühlsnuance des Meinens, die erst, was immer icht tat oder sagte, zum 144 Ausdruck des Meinens
machte. Meine Bewegung, Miene, mein Tonfall, wären
allerdings allein keine Evidenz des Meinens
gewesen, fühlt man, zum Ausdruck des Meinens machte sie
erst das Meinen. Nur sonderbar, daß man sich überhaupt an diesen ‘Ausdruck’ hängt. Und noch sonderbarer: Wenn ich mir, was geschah, ˇklar // deutlich // in die Erinnerung rufe, errufe ich nur diesen Ausdruck [Einzelheiten]. Kann ich nicht, wenn ich will, den Blick, den Ton des Satzes, die Bewegung meines Körpers wiederholen? Und zwar ungefähr ˇauch mit den Empfindungen ˇ& Gedanken◇◇◇, die sie begleiteten? Und
→ Mich an das, was ich tat, als Ausdruck des Meinens ˇzu erinnern, hängt (doch) zusammen mit meiner Fähigkeit ˇzusammen, den Vorgang die Szene im richtigen Geiste in einem bestimmten Geiste zu reproduzieren. zusammen. Und beim Reproduzieren, wie empfinde ich da das Meinen, 145 die Meinung, die ich ja dann gar
nicht habe? |
∕∕ | Wenn ich
sage: “Ich habe ihn in diesem Augenblick
gehaßt” – was geschah da? Bestand es
nicht
Ich könnte ein Gespräch, eine ganze Szene erdenken, in der dieser Haß aufflamm[en|te] würde zum Aufflammen käme. Und ich könnte diese Szene mit Gefühlen spielen, die denen in eine[r|m] Szene Vorfall des wirklichen Lebens sehr nahe // in einem wirklichen Vorfall nahe // kämen. Dabei wird mir natürlich die T helfen, daß ich [ä|Ä]hnliches wirklich durchlebt habe. |
∕∕ |
Wenn ich mich nun
146
Vorfalls schäme, schäme ich mich des
Ganzen; ⌊:⌋ der Worte, des
giftigen Tones; u.s.w. |
∕∕ | “Ich schäme
mich nicht dessen was ich ˇdamals tat, sondern der Absicht, die
ich hatte.” – Aber lag die Absicht nicht auch
in dem, was ich tat? Worin lag das
Beabsichtigen? Nur in dem, was ich damals dachte, zu mir
selber sagte? Wodurch ist die Absicht gegeben?
Durch die ganze Geschichte. |
∕∕ |
Die Worte
“Gottlob! Noch etwas weniges hat man
geflüchtet – vor den Fingern der
Kroaten.”
147 könnte aber eine ganz andere
Szene um diese Worte (
|
∕∕ | ⌊⌊ Darum
sagt man auch: “Es kommt drauf an, wer
es sagt.” ⌋⌋ |
∕∕ | Laß einen
Menschen zornig, hochmütig, ironisch, blicken; & nun
verhäng sein Gesicht mit einem Tuch, das nur
so daß nur die Augen frei läßt, frei
bleiben; – in denen // Tuch; ˇaber laß nur die Augen frei,
– in denen … der ganze Ausdruck vereint schien.
Ihr Ausdruck ist nun überraschend vieldeutig. |
∕∕ | “Es
liegt alles schon in …” Wie kommt es, daß der
Pfeil →
zeigt? Scheint er nicht schon etwas
außerhalb seiner selbst in sich zu tragen? –
“Nein, es ist nicht der Tote
[s|S]trich; nur das Psychische, die Bedeutung, kann
dies.” – Das ist wahr &
falsch. Der Pfeil zeigt nur in der Anwendung, 148 die das Lebewesen von ihm
macht. Dieses Zeigen ist nicht ein hocus pocus, das nur die Seele vollziehen kann. |
| In einer
Erzählung heißt es etwa: “N.
maß ihn mit feindseligem Blick & sagte
…”. Der Leser der Erzählung
versteht
149 menhang. Er sagt sich
etwa: die Beiden, die hier so feindlich tun, sind in
Wirklichkeit Freunde, etc. etc.
|
∕∕ |
⇒[143/
2]
“Einen Augenblick lang wollte ich
Es ist als hätte man die Einstellung
|
∕∕ | “Nun das zeigt nur, daß Du Dein Mikroskop falsch eingestellt hast. Du solltest
150
& siehst nun eine and⌊e⌋re.”
|
∕∕ | 0 Daran ist etwas richtig. Aber nimm an ich erinnerte mich (mit einer bestimmten Einstellung der Linsen) an eine Empfindung; wie
Was ist der natürliche Ausdruck
|
∕∕ |
⇒[155/
1]
“Ich erinnere mich nicht mehr meiner Worte, wohl aber der
Absicht, in der ich sie sprach.” – Ein Andrer
sagt etwa darauf: “Das kann ich bezeugen; Du
s[g|a]gtest damals …”
Ebenso kann man manchmal sagen: “Ich erinnere mich 151
nicht mehr meiner Worte, aber wohl an den Geist meiner
Worte.” |
∕∕ | “Aber
sagtest Du nicht eben,
Wohl; & dennoch ist es eines, mich an die Absicht,, zu erinnern & ein anderes, mich an die Einzelheiten des Vorgangs zu erinnern. Ich kann mich auch daran erinnern, alle Anstalten für meine Abreise
Meine Erinnerungsreaktion waren waren // sind // eben die Worte: “Ich hatte die Absicht …” 152 |
∕∕ |
“Nur Du kannst wissen, ob Du die Absicht
hattest“. Das könnte man jemandem sagen, wenn man
ihm die Bedeutung des Wortes “Absicht”
erklärt. Es heißt dann nämlich:
so gebrauchen wir es. (Und “wissen” heißt hier, daß der Ausdruck der Ungewißheit
|
∕∕ |
Er
Und warum scheint sie uns ungreifbar; noch um einen Grad ungreifbarer, als etwa eine Schmerzempfindung? – Es muß 153 daher kommen, daß wir versucht
sind, eine Art der Beschreibung hier anzuwenden, – sie
|
∕∕ |
“Ich habe die Absicht morgen zu
verreisen.” – Wann hast Du die
Absicht? Die ganze Zeit; oder intermittierend?
Schau in die Lade, in der Du sie
|
| “Ich habe die
Absicht” sagt Dir – beiläufig – was Du zu
erwarten hast. |
|
“Ich hatte, wie Du weißt, die 154 Absicht abzureisen.”
Der Andre kann dies so sicher wissen, wie ich
selbst. Ja, sich genauer an meine Absicht erinnern, als
ich. |
∫ |
Wenn ich mich meiner Absicht erinnere, muß ich mich
(auch) ˇnur eines einzigen
Gemütszustandes, oder Gedankens erinnern? |
∫ | Warum soll die
ausgesprochene Absicht immer unzweifelhafter sein, als die durch
Mienen u.s.w. ausgedrückte?
|
| Warum soll mir die Erinnerung
an die Worte, die ich damals sprach, mehr sagen, als die Erinnerung an
einen Blick, oder eine Bewegung? Bedenke:
auch diese stehen ja in einem alten Zusammenhang. |
∕∕ | Wie kommt
es, daß ich dann trotzdem geneigt bin, ein Deuten 155 darin zu sehen, wenn ich sage
“Einen Augenblick lang wollte ich Dich
betrügen”? Ist es, weil ich das, was in
jenem Augenblick geschah durch die Umgebung &
Vorgeschichte deute, d.h. mit dieser
zusammen charakterisiere? // ,
d.h.,, mit dieser zusammen nur, als
Absicht charakterisiere? // |
∕∕ |
⇒[150/
1]
“Ich
|
∕∕ | Glaub nicht immer,
daß Du Deine Worte von Tatsachen abliest; 156 diese nach Regeln in Worte
abbildest! Denn die Anwendung der Regel im
besondern Fall müßtest Du ja doch ohne Führung
machen. |
∕∕ | “Ich
wälze den Entschluß in mir herum, morgen abzureisen”
(Das kann man eine Beschreibung des Gemütszustandes
nennen) “Deine Gründe überzeugen mich nicht; ich bin noch immer der Absicht morgen abzureisen.” Hier
Dagegen aber: sag ich sage am 157 Ende eines Streits:
“Nun gut; dann reise ich morgen ab.”
Ich fasse einen Entschluß. |
∕∕ | Dieser letzte Fall
ist ähnlich dem: “Wenn ich
“Ich werde Dir ein Zeichen geben
Sagt also der Satz “Ich werde meine Hand heben” in Wirklichkeit etwas sehr schwer verständliches; was nur – , zu seinem Glück – dem Laien, der ihn ◇◇◇ das dies //es// sagt, wenn er ihn ausspricht, verborgen
|
∕∕ | Betrachte die
beiden Sprachspiele: a) Einer gibt einem Andern
den Befehl, bestimmte Armbewegungen zu machen, oder
Körperstellungen einzu- 158 nehmen (Turnlehrer und
b) Jemand beobachtet gewisse regelmäßige Vorgänge –
Es ist zwischen diesen beiden Sprachspielen eine offenbare Verwandtschaft, & auch Grundverschiedenheit. Zu beiden könnte man die Worte ‘Voraussagen’ nennen. (Ein Befehl lautet oft “Du wirst jetzt …”) Vergleiche aber (nun) die Abrichtung, die zu der ersten Technik
|
∕∕ | “Ich werde
jetzt zwei Pulver 159
einnehmen; in & einer halber
Stunde ˇdarauf werde ich
Es ist auch nicht zur Sache, zu sagen, daß eine Vorhersage der ersten Art so wenig unfehlbar ist, wie eine der zweiten Art. Nicht aufgrund von Beobachtungen meines Verhaltens sagte ich, ich würde jetzt zwei Pulver einnehmen. Die Antezedentien dieses Satzes waren ganz andere. Ich meine die Gedanken, Handlungen, etc., die zu ihm hinleiteten; & es ist nur irreführend zu sagen: “Die einzige wesentliche Voraussetzung Deiner 160 Äußerung war eben Dein
Entschluß. |
∫ | Wenige unserer
Sprachformen haben so viele philosophische Irrtümer auf dem
Gewissen, wie
|
|
161 der Äußerung des Entschlusses
die Handlung eines Menschen vorhersagen. Ein
wichtiges Sprachspiel. |
∕∕ | “Aber wenn
Du sagst ‘Ich habe die Absicht
abzureisen’”, so weißt Du's
doch! Es ist eben hier wieder das geistige Meinen, das
den Satz belebt.
“Ich entdecke immer einen geistigen Unterton; vielleicht nicht immer den gleichen.” – Und war
162 sprachst? Und warum nun
den ‘Unterton’ von dem
übrigen Erlebnis des Sprechens,
u.s.w., trennen? |
∕∕ | ⇒[169/
3]
“Du sagtest damals … ; dann wurdest Du
unterbrochen. Weißt Du w[ü|u]rdest
früher unterbrochen; weißt Du noch, was Du sagen
wolltest?” – Wenn ich's nun
weiß & es sage – heißt das, daß ich es schon
früher gedacht, und nur nicht gesagt habe?
Nein. Es sei denn, daß Du die Sicherheit, mit der ich
den unterbrochenen Satz weiterführe, als Kriterium
dafür nimmst, daß der Gedanke damals bereits fertig war. – Aber es lag freilich schon alles mögliche in der
Situation & in meinen Gedanken, das dem Satz
weiterhilft. |
∕∕ | Wenn ich den
unterbrochenen Satz fortsetze & sage so hätte
ich ihn damals fortsetzen wollen, so
163 Und deute ich also diese Notizen nicht? War nur eine
[Die Meinung entwickelt sich] |
∕∕ | “Ich
wollte in meinem Satz
Die Absicht beschreiben, heißt, was vorgieng, unter einen bestimmten Gesichtspunkt,
|
|
Der Befehl “Trachte,
164
⌊⌊ˇUnd vielleicht erreichte ich das Haus nicht, weilc ich es unbedingt erreichen wollte.⌋⌋ ¥⋎ 166/1 |
|
Was geschieht, wenn ich ein bestimmtes Buch suche.
Wie unterscheidet es sich
nicht finde .
Ich werde im Suchen unterbrochen; dann sage ich: “Was war es nun, was ich finden wollte?” |
∕∕ | “Suche das
Buch A” heißt nicht “Suche das Buch
B”. Aber ich mag
Zu sagen, es müsse dabei etwas anderes geschehen, wäre ähnlich, als sagte man, die Sätze “Heute ist 165 mein Geburtstag” &
“Am 26. April ist mein Geburtstag”
|
| “Ich trachte mit allen
Mitteln dorthin zu kommen” malt ein bestimmtes
|
| Ich gebe jemandem eine
Erklärung, bleibe aber stecken & sage, um ihm einen
ungefähren Begriff zu geben: “Ich steuere
|
? | Wenn es möglich war,
daß einem Andern mein Gedanke vorgezeichnet schien, wie
sollte er mir 166
nicht ˇauch vorgezeichnet scheinen können?
Aber ˇwenn es sich i[n|m] seiner
Vermutung seinem Erraten meiner Intention irren kann, warum nicht auch ich
ˇmich? |
| ⌊⌊ Wenn
Einer mit allen Mitteln trachtet, einen Ort zu erreichen, so kann dies
auch der Andere, der ihn beobachtet wahrnehmen. ⌋⌋ |
| ⍈[164]
Überlege die Verwendung des Satzes:
“Ich will unbedingt dieses Haus
erreichen.” Wenn zu dem Haus eine bequeme
Straße führt, kann man da trachten, dies Haus
unbedingt zu erreichen? |
| → Auch wenn Du irgendwie zu
sehen glaubst, daß die Absicht eine Art von Empfindung
ist, – warum sollst Du glauben, daß die gleiche Absicht immer
die gleiche Empfindung ist? Man könnte sich denken,
daßc, in einer Armee, z.B.,
habe bei gewissen Anlässen der
General eine Uniform zu tragen ˇhabe, die bei andern Anlässen den Leutnant
kennzeichnet, und umgekehrt. |
| “Mit dieser Bemerkung meinte ich
Dich!” Ich will ihn dadurch
nocheinmal treffen. 167 |
∕∕ | Die Meinung,
möchte ich sagen, entwickelt sich. Aber auch
darin liegt ein Fehler. |
|
Wenn Du nun später sagst “Ich meinte
… ”, beurteilst Du da die ganze
Situation. |
∫ | ⇒[133/1]
“Ich nahm die Hand vom
Mund & machte bereits eine Bewegung mit dem
Finger.” In dem Strom dieser Vorgänge,
Gedanken & Empfindungen war dies der Anfang einer Gebärde
des Zeigens. |
∕∕ | Ja, wenn ich die
ganze Gebärde machte & sagte “Er liegt
dort drüben”, so wäre das kein Zeigen, wenn nicht
diese Worte zu einer Sprache gehörten. |
∕∕ | Die Frage
“Was geht da vor wenn … ” (in dieser
Art von Untersuchung) ist gänzlich
irreführend. Die philosophische Frage selbst
ver- 168 stellt
den Weg zur Klarheit.
|
| Es könnte Menschen geben,
die immer, wenn sie an jemanden denken, sein Gesicht, ausgezeichnet
getroffen, vor sich hin zeichneten. (Es fiele das ihnen
so leicht, wie uns das schreiben.)
Aber man kann sich auch den Fall denken, daß Leute, ohne scheinbare Ursache, das Gesicht eines Bekannten hinzeichneten, & man nicht sagen könnte, sie dächten an ihn. |
∕∕ |
Man könnte auch von einer Empfindung des Zeigens
reden; aber Zeigen hat eine Funktion, & die Empfindung
zeigt nicht. Und nennt man eine Empfindung ‘Empfindung des Zeigens’, dann muß man mehr als eine Empfindung so nennen. (Feeling of ‘if’.) |
∕∕ | Verwendung
von “Ich meine Dich”.
“Einer ist zuviel in diesem Zimmer. – Ich
169 meine
Dich.” |
∕∕ | Man kann unter
Umständen sagen: “
|
? ∕∕ | Gewiß,
ich kann auf ihn anzuspielen scheinen & doch keine Anspielung
meinen. Also lag der Unterschied in meinem Denken &
Fühlen. Aber das sagt nicht, daß
“‘meinen’ denken &
fühlen heißt! Denn der Unterschied zwischen
“es meinen” & “es nicht
meinen” kann, im besondern Fall,
|
∕∕ |
⇒[161/
1]
Unterbrich einen Menschen während eines
Gespräches im gänzlich unvorbereiteten &
fließenden Sprechen. 170 – Dann frag ihn, was er
|
∕∕ |
⇒[141/
1] Eine
Meinung haben, ist ein Zustand. – Ein Zustand
wessen? Der Seele[,| ?] des
Man darf sich eben von der Antwort auf jene Frage noch keinen Aufschluß erwarten. Eine Frage⌊n⌋,
171
geändert? U.s.w.
Das Bild,
|
∕∕ | “Ist es
nicht eigentümlich, daß ich nicht sollte denken können,
es werde bald aufhören zu regnen, ohne die Existenz der
Institution der Sprache & ihrer ganzen
Umgebung?” – Willst Du sagen, es ist
seltsam, daß Du Dir diese Worte nicht
Nehmen wir an jemand rufe
172 & ◇◇◇
|
∕∕ | Aber worin lag
jenes Verstehen & die Bedeutung? Er sprach
jene
diese Lautreihen
ˇin erfreutem Tone, indem er auf den Himmel zeigte, in einer
bestimmten Situation während es noch regnete,
aber schon lichter wurdec; später machte er
eine Verbindung seiner Worte mit deutschen Worten. |
∕∕ |
“Aber seine Worte fühlten sich eben wie die Worte
einer ihm wohlbekannten Sprache an.” – Ja;
das Kriterium dafür ist, daß er dies später
sagte. Und nun sag 173 ja nicht:
“Die Wörter einer uns geläufigen
Sprache fühlen sich eben in ganz bestimmter Weise
an.” |
∕∕ | Ich
|
∕∕ | So sind die Worte
“Möchte er doch kommen!” mit
meinem Wunsche geladen. Und Worte können sich uns
entringen, wie ein Schrei. ⌊⌊ˇ Worte können
schwer auszusprechen sein[;| .] Worte
des Abschieds ‘Verzichtens’
z.B., oder das Eingestehen einer
Schwäche. // Worte mit denen man ˇauf
etwas verzichtet
leistet ◇◇◇ oder eine Schwäche
eingesteht. // ⌋⌋ |
∕∕ | Man
E könnte sich Menschen denken Menschen
geben, die etwas einer Sprache
174 schatz oder
Grammatik. //
(‘Mit
Zungen reden’?) |
∫ | Der Laut
“Hm” kann sehr bedeutungsvoll
sein. |
∕∕ | Worte eines
Dichters können uns durch & durch gehen. Und
das hängt, kausal, natürlich mit dem Gebrauch
zusammen
// Und es hängt auch damit zusammen, daß wir, diesem Gebrauch gemäß, unsere Gedanken, von den Worten aus, dorthin & dahin in ihre wohlbekannte Umgebung schweifen lassen. // // unsere Gedanken dorthin & dahin in die wohlbekannte Umgebung der Worte schweifen lassen. 175 |
∕∕ | “Was
wäre aber hier die Bedeutung der Laute?”
– Was ist sie in der Musik? Obwohl ich gar
nicht sagen will, daß diese Sprache der
Lautgebärden klanglichen Gebärden mit
Musik verglichen werden müßte. |
∕∕ | Ich sehe ein
Bild: es stellt einen alten Mann dar, der, auf einen Stock
gestützt einen steilen Weg aufwärts geht. –
Und wie das? Konnte es nicht auch
|
∕∕ | Damit es mir
erscheinen kann, als hätte die Regel alle ihre
Folgesätze zum voraus erzeugt, 176 müssen sie mir
selbstverständlich
|
∕∕ | Woher die Idee, es
wäre die angefangene Reihe ein sichtbares Stück
unsichtbar bis in's Unendliche gelegter
Geleise? Nun statt der Regel könnten wir uns
Geleise denken. Und der nicht begrenzten Anwendung der
Regel entsprechen Geleise, bis ins Unendliche. // unendlich lange
Geleise |
|
Warum aber: “[e|E]s liegt doch
schon alles in ihr?”? – Ich brauche
nur noch die Kurbel drehen, alles übrige tut die
Maschine. Und die Kurbel drehen ist etwas so
einfaches: ich kann es automatisch tun. |
∕∕ | Ich glaube im
Reihenstück ganz fein eine Zeichnung zu erblicken, einen
Zug, der nurmehr des
“u.s.w.” bedarf, um in
die Unendlichkeit zu reichen. |
∕∕ | Man fühlt
nicht, daß man immer 177
des Winkes (der
Einflüsterung) der Regel gewärtig sein muß.
Im Gegenteil. Wir sind nicht gespannt
darauf, was sie uns wohl jetzt sagen wird, sondern sie
sagt uns immer dasselbe, & wir tun, was sie uns sagt.
Man könnte sagen: wir sehen, was wir beim
Man könnte dem, den man abrichtet, sagen: “Sieh, ich tue immer das Gleiche; ich …” |
∕∕ |
(Faraday “The Chemical History of a
Candle”)
“Water is one individual thing – it never
changes”. |
∕∕ | Einem beschreiben,
wie man einer Regel folgt, heißt, ihn lehren Regeln zu
folgen. |
∕∕ | Aber eine Maschine
kann doch 178
nicht denken! – Ist
|
| Wenn
es einmal klar geworden ist, daß die
verschiedenenn eine Unzahl von Verben,
z.B. die psychologischen –
meinen, denken, fürchten, wollen, wissen,
etc – miteinander
kaum ˇmit einander
vergleichbare Arten der Verwendung haben[;| ,]
wird die [u|U]ntersuchung des besonderen Falles um
vieles leichter fallen. |
∕∕ | “Wenn ich
Einen die Bildung der Reihe … lehre, meine ich doch, er solle
an der 100sten Stelle …
schreiben.” Ganz richtig: Du meinst
es. Und offenbar ohne notwendigerweise auch nur daran zu
denken. Das zeigt Dir wie verschieden die Grammatik des
Wortes // Zeitworts //
“meinen” von der des 179 Wortes “denken”
ist. Und nichts Verkehrteres, als
“Meinen” eine geistige Tätigkeit zu
nennen. D.h.
[w|W]enn man ˇnämlich nicht darauf
ausgeht
|
| Ich folge einer Regel nicht
anders, als der Anweisung “Schlage zwei Eier in eine
Pfanne”. Und gehörte dieser Satz keiner
Sprache an, oder einer, die ich nicht verstehe, so folgte ich diesen
Worten nicht, was immer ich täte. |
∕∕ | Ich bin geneigt vom
|
∕∕ | Wie erkenne ich,
daß diese Farbe 180
Rot ist? – Eine Antwort wäre:
“Ich habe Deutsch gelernt.” |
| ⍈[113]
Eine Königskrönung ist das Bild der Pracht
& (der) Würde.
181 → |
∕∕ | Jemand, der nicht
Deutsch kann, hört mich bei gewissen Anlässen ausrufen
“Welch herrliche Beleuchtung!” Er
errät den Sinn & gebraucht nun den Ausruf selber, wie wir
es tun, ohne jedoch die drei Wörter zu
verstehen. Versteht er den Ausruf?
Wäre es ebenso leicht, sich den analogen Fall den analogen Fall zu denken für den Satz: “Wenn der Zug nicht pünktlich um 5 Uhr ankommt, wird er den Anschluß versäumen”? Was hieße es etwa in diesem Falle: den Sinn erraten? |
| Es wird schwierig
sein, meiner Darstellung zu folgen: denn sie sagt Neues, dem
doch die Eierschalen des Alten ankleben. |
∕∕ | Wissen,
wie jemand
182
stark, als es sich vorstellen? |
∕∕ | ⇒[116/
1] Wie
erkenne ich, daß dies rot ist? – Ich bin in
Verlegenheit, was ich sagen soll. – Wie erkenne ich,
daß diese zwei Bäume gleich hoch sind? Hier bin
ich nicht in Verlegenheit. Ich weiß verschiedene
Antworten. – Wie erkenne ich, daß dies rot ist? Ich wollte etwa sagen: Ich schaue; & sehe es ist so. Und davon gehe ich nun zu dem Wort über. Ich sehe, daß es diese Farbe ist; nun weiß ich, daß diese Farbe // , daß sie // so heißt. Diese? – Welche?!3 Welche Art der Antwort hat auf diese Frage Sinn? (Du steuerst immer wieder auf eine innere hinweisende Erklärung hin.) Auf den privaten Übergang von dem Gesehenen zum Wort 183 könnte ich keine Regeln
anwenden. Hier hingen die Regeln wirklich in der Luft; da
die Institution ihrer Anwendung fehlt. |
∕∕ | Wenn ich auf Einen
anspiele, & er nicht anwesend sei … Er kann
auch tot sein. Muß er je gelebt haben?
Muß ich ◇◇◇ jeˇmals als eben in diesem
Augenblick, geglaubt haben,
184 |
| Wie aber, wenn er mir sagte, bei
jenen Worten habe er auf … (der nicht existiert)
angespielt, – als er aber jene Worte äußerte, sei
nicht zu bemerken gewesen, daß sie eine Anspielung waren? // angespielt, – jene Worte aber hätten
damals keinerlei Anspielungscharakter gehabt?
|
∕∕ |
Eine ‘Anspielung’ werden wir eine Bemerkung
nur in einer bestimmten Umgebung nennen. Und auch wenn uns
Einer versichert, er habe damals auf jemand, oder auf den
185 |
|
Wenn mir jemand plötzlich mit haßerfülltem
Ausdruck sagt: “Ich hasse den
…” Und jener Name bezeichnet niemand,
– soll ich sagen, dieser Mensch hasse
jemanden?
Ich werde wohl ˇso etwas sagen, wie: dieser Mensch hat
Haßanfälle.4 Könnte man nun in einem ähnlichen Sinn sagen: Dieser Mensch hat Anspielungsanfälle? Warum nicht? – Aber diese Anfälle bestünden in den Zeichen
|
∕∕ | “Was geschieht,
wenn ein Mensch plötzlich versteht?” –
Die Frage ist
186
nicht das Hinweisen auf einen Vorgang, den wir so nennen.
Die Frage könnte bedeuten: Was sind die
Anzeichen dafür, ˇdaß einer plötzlich
versteht & charakteristische ˇpsychische
Begleiterscheinungen, wie die Gefühle, die zu jenen
Anzeichen gehören. Wenn ich z.B.
plötzlich den Atem einziehe, so
merkt'⌊e⌋s der Andere & ich fühle es auch.
|
∕∕ | Daß
ˇdie Antwort auf die Frage nach der Bedeutung des
Ausdrucks mit dieser Beschreibung nicht gegeben ist, verleitet dann zu
der
187 |
∕∕ | Ist es richtig,
wenn Einer sagt: “Als ich Dir diese Regel gabt,
meinte ich Du solltest in diesem Falle …”? auch
wenn er, als er die Regel gab, an diesen Fall gar nicht
dachte? Freilich ist es richtig.
‘Dies meinen’ hieß eben nicht: daran
denken. Die Frage ist nun aber: Unter
welchen Umständen hat Einer Recht zu sagen, er habe
damals das gemeint // Die Frage ist nun aber:
Wie haben wir zu beurteilen, ob Einer dies gemeint
hat? // Daß er
z.B. eine bestimmte Technik der Arithmetik
& Algebra beherrschte & dem Andern den
gewöhnlichen Unterricht im Entwickeln einer Reihe gab, ist so ein
Kriterium. 188 |
∕∕ | Ein Satz &
daher, im andern Sinne, ein Gedanke, kann der
‘Ausdruck’ des Glaubens, Hoffens, Erwartens,
etc., sein. Aber Glauben ist nicht
Denken. (Eine grammatische Bemerkung.) Die
Begriffe des Glaubens, Erwartens,
|
| Glauben verhält sich zum Denken
ähnlich Eher ˇnoch kann man vergleichen:
‘Glauben’ & ‘von gewissen Gedanken
beherrscht sein’ (Diese beiden wird man “Zustände” zu nennen geneigt sein. Einen Gedanken 189 wird man nicht unter die
Zustände rechnen. |
|
Denk Dir statt “Jetzt versteh
ich's!” einen Naturlaut. |
∕∕ |
Wie ein
Wort verstanden wird, das sagen Worte allein nicht.
(Theologie.) |
∕∕ | “Er
grüßte mich freundlich”. Man
Kann man in diesem Sinne fragen, “Wie hast Du ihn mit jenen Worten gemeint”? Ja & Nein. Man kann manchmal Einzelheiten angeben. Z.B. “Ich dachte … ” oder “Ich sah 190 ihn so & so an”
etc. Aber das sind nicht Einzelheiten eines
Vorgangs, der “ˇihn meinen”
heißt! So wird “meinen”
nicht gebraucht. Aber doch kämen diese “Einzelheiten” mit dem Meinen zusammen. Sonst wäre man überhaupt nicht versucht, sie in ihnen Einzelheiten des Meinens zu nennen sehen. Nun |
∕∕ | Was ist das
Kriterium
|
∕∕ | Wir analysieren
nicht ein Phänomen (z.B. das Denken),
sondern einen Begriff (z.B. den des
‘Denkens’), 191 &
|
∫ | Man kann
nicht sagen: “Ich meine jemanden, indem ich
mit der Hand auf ihn zeige”. Meinen ist nicht ein
Zeigen, auch nicht ein ‘geistiges’ Zeigen.
|
| Es wäre falsch zu
sagen: “Ich meine
// Es wäre falsch zu sagen: “Ich 192
meine diesen Menschen, indem ich mit der Hand (oder im Geiste)
auf ihn zeige”. // Denn Meinen ist
nicht eine geistige (oder andere) Tätigkeit.
Statt “Ich habe ihn gemeint” kann man auch sagen “Ich habe von ihm gesprochen”. Und wie macht man das
|
∕∕ |
“Ihn meinen” heißt
ˇetwa
193 also, was gemeint ist,
anzeigen. |
|
“Ich habe das wirklich mehr zu mir selbst als zu Dir
gesagt.” – Worin liegt es also, daß
|
| Man kann
194 |
∕∕ | Was wir zur
Erklärung der Bedeutung, ich meine der
Wichtigkeit eines Begriffs sagen ˇmüssen, sind oft
außerordentlich allgemeine Naturtatsachen,
|
| Eine Klasse von
Situationen. |
| Es
ist so wenig wahr, daß es für das Verständnis eines
Satzes wesentlich⌊,⌋ ist daß man sich bei ihm etwas vorstelle
als das man nach ihm eine Zeichnung entwerfe. |
| Denk Dir ◇◇◇ den Fall eines
Menschen, der sich selbst, oder seinen Gliedmaßen,
befehle geben muß, damit sie sich 195 bewegen. Dieser Fall
wäre gewissen wirklichen Fällen vielleicht nicht ganz
unähnlich. Aber dieser Mensch spräche doch, ohne sich erst diese Befehle zu geben. |
| “Wie
zeigt es sich, daß das Sprechen nicht
unwillkürlich ist? |
|
Die Vorstellung der Kraft als
Charakteristicum der willkürlichen
Handlungen. (Innervationsgefühl) |
∕∕ |
“Das Wollen, wenn es nicht eine Art Wünschen sein
soll, muß das Handeln selber sein.
196 Sinne ˇdieses
Wortes[:| ;] also: sprechen, schreiben,
gehen, etwas heben, ˇsich bemühen etwas zu heben
trachten, ein Wort auszusprechen
trachten, ⌊⌊ // aber auch: ˇtrachten,
versuchen sich bemühen, etwas zu heben, im Wort auszusprechen
etc. // ⌋⌋,
|
∕∕ |
Was heißt es: sich die Gedanken &
Gefühle des Andern ausmahlen? Wie
macht man das? |
∕∕ | Wenn ich meinen Arm
hebe, so habe ich nicht gewünscht er möge sich
heben. Die willkürliche Handlung schließt
diesen Wunsch aus.
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| Man
kann Einem befehlen: “Entschließ
Dich!”, “Make up your
mind!”. Also auch das ist ein
Willensakt. |
| Im
Laboratorium, unter dem Einfluß elektrischen Stroms etwa, sagt
Einer mit geschlossenen Augen: “Ich bewege
meinen Arm auf & ab”, obgleich sich der Arm nicht
bewegt. Wir sagen:
“Er fühlt also – sagen wir –
d hat also das ˇbesondere
Gefühl der Bewegung” sagen wir. – Beweg
mit geschlossenen Augen Deinen Arm ˇhin & her.
Und nun versuch, während Du es tust, Dir zu sagen, der Arm
stehe still, & Du habest nur gewisse seltsame Empfindungen in
verschiedenen Muskeln etc.! |
| “Wie weißt Du, daß Du Deinen
198
Arm gehoben hast?” – “Ich
fühle es”. Was Du also wiedererkennst ist die
Empfindung? Und ist es sicher, daß Du sie richtig
wiedererkennst? – Diese Äußerung
machen ist das Kriterium ˇdas Maß (nicht
Symptom) des Wiedererkennens |
| “Ich glaube, das richtige Wort
ˇin diesem Fall ist …”. Zeigt das
nicht, daß die Bedeutung des Worts ein Etwas ist, das uns
vorschwebt & das gleichsam das genaue Bild dessen ist,
199 bildartigen
|
| Wenn wir nicht die Frage
“warum” unterdrücken, fallen uns oft erst
die wichtigen Tatsachen auf // sehen wir oft
erst die wichtigen Tatsachen // // werden wir oft erst die wichtigen Tatsachen
gewahr // , die in
unsere Untersuchung
gehören. |
| “Ich fühle große
Freude” – Wo? Das klingt
blödsinnig. Und doch sagt man auch “Ich
fühle eine freudige Erregung in meiner Brust”. – Warum, aber 200
ist Freude nicht lokalisiert? ˇ
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∕∕ | “Aber ich habe
doch ein wirkliches Gefühl der
Freude!” Ja, wenn Du Dich freust, so freust Du
Dich wirklich. Und freilich ist Freude nicht freudiges
Benehmen, noch auch ein Gefühl um die Mundwinkel &
Augen. “Aber ‘Freude’ bezeichnet doch etwas Inneres.” Nein. “Freude” bezeichnet gar nichts. Weder Inneres noch Äußeres. |
∕∕ | “Ich
weiß genau, was ich sagen wollte!” Und doch
hatte ich's 201
nicht gesagt. – Und doch lese ich's nicht
von irgend einem andern Vorgang ab, der
damals stattfand & mir in e der
Erinnerung ist. Und ich deute auch nicht die damalige Situation & ihre Vorgeschichte. Denn ich überlege ˇsie mir ˇsie nicht & beurteile sie nicht. |
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Die Anwendung des Imperativs. Man kann
Heb den Arm Stell Dir … vor. Rechne … im Kopf Mache diese Überlege Dir … Konzentriere Deine Aufmerksamkeit auf diesen Ton, auf das Gefühl in diese Rechnung Konzentriere Deine Aufmerksamkeit auf das Gefühl in Deinem Arm. Horch genau auf diesen Ton hin. Sieh diese Figur als Swastika an. 202
⌊⌊Entschließe Dich, es zu tun!⌋⌋ Aber nicht auch dies? Sieh Beabsichtige
Meine mit diesen Worten ihn! Vermute, daß es sich so verhält! Glaube, daß es so ist! Sei der festen Überzeugung …! Erinnere [d|D]ich daran, daß dies geschehen ist! Zweifle daran, ob es geschehen ist! Hoffe auf seine Rückkehr! Ist das der Unterschied, daß die erste, willkürliche, die zweite unwillkürliche Bewegungen des Geistes sind? Eher kann ich sagen: Die Verben der zweiten Gruppe bezeichnen keine Handlungen. |
∕∕ | Was ich
ˇLeute zu lehren versuche, ist, von einem nicht
offenbaren Unsinn
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