Band “S”
 
   
15.1.49.
War diese Woche krank. Magen-Grippe. Kann auch jetzt noch nicht arbeiten, & wer weiß ob es wieder gehen wird.


 
   
  Ich will die Aspekte ‘schwarzes Kreuz’, ‘weißes Kreuz’ ˇzur Abkürzung die Hauptaspekte des Doppelkreuzes nennen. Ebenso von 2 Hauptaspekten der Stufe reden.
  Es ist ein fundamentaler Unterschied zwischen ihnen & dem Aspekt des Dreiecks z.B. als umgefallenes Dreieck.

 
   
  Der Unterschied liegt in der Beschreibung zur Mitteilung des Aspekts.

 
  ✓ /  
   Den Aspekterlebnissen ist gemeinsam die Form
ihres
des
Ausdrucks: Ich sehe es jetzt als das” oder ˇ„Ich sehe es jetzt so” oder “Jetzt ist es das – jetzt das” oder “Ich höre es jetzt als … ; früher hörte ich es als …”. Die Erklärung aber dieser ‘das’ & ‘so’ ist in verschiedenen Fällen von
ganz
sehr
verschiedener Art.

 
   
  Zum Sehen des Dreiecks als halbems Parallelogram gehört Vorstellungskraft, zum Sehen der Hauptaspekte des Doppelkreuzes nicht.

 
   
  Diese scheinen fundamentalerer Art, als jener.

 
  ✓ C /  
  Den ‘H. & E. Aspekt
sehen’ kann nur,
kann nur sehen,
wer die ◇◇◇ Gestalten jener Tiere innehat; die Hauptaspekte des D.-Kreuzes (& der Stufe) könnten sich in primitiven Reaktionen des Kindes
ausdrücken
äußern
, das noch nicht sprechen kann. // ; die Hauptaspekte des Doppelkreuzes könnten ihren Ausdruck in primitiven Reaktionen des Kindes haben, das noch nicht sprechen kann.

1


 
  L.L. /  
  ‒ ‒ ‒ Jene beiden Aspekte
A
des Doppelkreuzes
(Ich will sie die Aspekte A nennen) ließen sich z.B. einfach dadurch mitteilen, daß der Betrachter abwechselnd auf ein freistehendes weißes & auf ein freistehendes schwarzes Kreuz zeigt.
  Ja, man könnte sich denken, daß dies eine primitive Reaktion eines Kindes wäre, das noch nicht sprechen kann.
  Bei der Mitteilung der Aspekte A wird also auf einen Teil der Doppelkreuzfigur hingewiesen.
  Um den Den H. & E. Aspekt könnte man auf analoge Weise nicht beschreiben.

 
  L.L. /  
   Nur
der ‘sieht die Aspekte H. & E.”, der
von dem werden wir sagen, er sehe die Aspekte H. & E., der
die Gestalten jener ˇbeiden Tiere innehat.
Eine analoge Bedingung
Analoge Bedingungen
gibt es für die Aspekte A nicht.


 
  L.L. /  
  Den H. & E. Kopf kann jemand für das Bild eines Hasen halten, das Doppelkreuz für das Bild eines schwarzen Kreuzes, aber die bloße Dreiecksfigur nicht für das Bild von etwas [u|U]mgefallenen. Diesen Aspekt des Dreiecks zu sehen, braucht es Vorstellungskraft.

 
  ? /  
  
Wen
Wer
das Würfelschema täuscht, so daß er es für einen Würfel hält, ˇder sieht es vor allem in diesem Aspekt als diesen Würfel, ob er es auch später anders zu sehen versuchen, & es ihm ˇauch gelingen kann. (Vergleich mit dem Doppelkreuz.)

 
  L.L. ? /  
   Die Aspekte
A
des Doppelkreuzes
sind nicht wesentlich räumliche Aspekte. Ein schwarzes Kreuz auf weißem Grunde ist nicht notwendigerweise ein schwarzes Kreuz das auf einer weißen Fläche liegt. Man könnte Einem
den
diesen
Begriff beibringen,
ohne ihm je andere, als … zu zeigen
indem man ihm nur auf Papier gemalte schwarze Kreuze zeigt
; vorausgesetzt daß die Umgebung dieser Kreuze wechselt & das Kreuz das Wichtige
2
an dem Wahrgenommenen ist: Läßt man es z.B. kopieren, so wird immer, oder vor allem, das Kreuz kopiert, etc..
  Es ist hier nicht der gleiche Zusammenhang mit einer Täuschung wie Die Aspekte A hängen nicht in gleicher Weise mit einer Täuschung zusammen, wie die räumlichen Aspekte
der Stufe.
des Würfelschemas. ◇◇◇
 
  L.L. /  
16.1.49.
  Von einem beliebigen Schriftzeichen – diesem etwa , – kann ich mir vorstellen, es sei
der
ein
streng korrekt geschriebenere Buchstabe irgend eines
fremden
fremdländischen
Alphabets., – Oder aber, es sei ein fehlerhaft geschriebener Buchstabe; & zwar fehlerhaft in einer von mehreren verschiedenen Weisen:
Es kann z.B. schleuderhaft geschrieben sein, oder …
z.B. schleuderhaft, oder
ˇtypisch kindisch ˇ– ungeschickt, oder bürokratisch verschnörkelt. Es könnte in verschiedener Weise vom korrekt geschriebenen abweichen. – Und je nach der Erdichtung, , mit der ich es umgebe, kann ich es in verschiedenen Aspekten sehen. – Hier besteht enge [v|V]erwandtschaft mit dem Erleben
einer
der
Bedeutung eines isolierten Wortes.

 
   
17.1.
∣   Es gibt wirklich die Fälle, in denen eEinem der Sinn dessen, was
er
man
sagen will, viel klarer vorschwebt, als
man
er
ihn in Worten auszudrücken vermag. (Mir geschieht dies sehr oft.) Es ist dann,
als sähe man deutlich ein Traumbild vor sich, könnte es aber nicht gut beschreiben, daß der Andre es auch sieht.
als erinnerte man sich deutlich eines Traumes, könnte ihn aber nicht gut erzählen.
Ja, das Bild steht für den Schreiber (mich) oft bleibend hinter den Worten, so daß sie es für mich zu beschreiben scheinen.

 
   
∣   Ein Mittelmäßiger Schriftsteller muß sich ˇdavor hüten, einen rohen, inkorrekten Ausdruck zu schnell durch einen korrekten zu ersetzen. Dadurch tötet er den ersten
Einfall
Ausdruck
, der doch noch ein lebendes Pflänzchen war. Und nun ist er dürr & gar nichts mehr wert[!| .] Man
2
kann ihn nun auf den Mist werfen[; w| . W]ährend das armselige Pflänzlein noch immer einen gewissen
Nutzen
Wert
hatte. ∣

 
  L.L. ? /  
  “Ich bemerkte die Ähnlichkeit zwischen ihm & seinem Vater vielleicht für
5 Minuten lang, dann nicht mehr.”
5 Minuten.”
Das
könnte
kann
man sagen, wenn sich
das
sein
Gesicht ändert & nur
während dieser
in diesen
5 Minuten seinem Vater ähnlich
sah
sieht
. Aber es kann auch heißen: seine Ähnlichkeit mit dem Vater fiel mir nur ˇfür wenige Minuten solange auf, danach vergaß ich sie. // heißen: Sie fiel mir zuerst für eine kurze Zeit auf, dann nicht mehr. // // heißen: “Nach 5 Minuten ist mir ihre Ähnlichkeit nicht mehr aufgefallen, nur zuerst. sehr stark” //

 
  L.L. ? /  
  “Sie fällt mir nicht mehr auf” – aber was geschieht da, wenn sie mir auffällt? – Nun, ich schaue das Gesicht an, mit dem Ausdruck des Staunens etwa in meinern Miene Mienen, mache vieleicht auch in Worten. – Aber ist das das Auffallen ◇◇◇ der Ähnlichkeit? Nein; das sind die Erscheinungen des Auffallens, aber diese sind ‘was geschieht’. ‘Auffallen’ ist ein anderer Begriff. –

 
  L.L. /  
‘Denken’ & ‘in der Vorstellung sprechen’ (ich sagen nicht: “zu sich selbst sprechen”) sind verschiedene Begriffe.

 
  L.L. /  
  Ist das Auffallen Schauen & Denken? Nein. Viele Begriffe // Viele unsrer Begriffe // kreuzen sich hier.
 
  /  
  “Wenn man die Bedeutung der Wörter nicht erlebte, wie könnte man dann über Wortwitze lachen?” [Hairdresser & sculptor.] – Man lacht über solche
Wortwitze
Witze
: & insofern, z.B.
kann
könnte
man sagen, man erlebe die Bedeutung. // Man lacht über Wortwitze ‒ ‒ ‒ & insofern (z.B.) kann man sagen, man erlebe die Bedeutung. //
3


 
  ? /  
  Denk nur an die Worte, die Liebende zu einander sprechen! Sie sind mit Gefühlen ‘geladen’. Und sie sind gewiß nicht – wie wissenschaftliche Fachausdrücke – durch beliebige andere Laute // Lautreihen // auf eine Vereinbarung hin zu ersetzen. Ist das nicht, weil sie Gebärden // Geste // sind? Und eine Gebärde muß nicht angeboren sein; sie ist anerzogen, aber eben assimiliert. – Aber ist das nicht Mythus?! – Nein. Denn die Merkmale der Assimilation sind eben, daß ich dies Wort gebrauchen will & lieber keines, als ein aufgedrungenes verwenden will; & ähnliche Reaktionen.

 
  ? /  
  Ein Wort ist uns z.B. der Träger eines Tons geworden; &
wir können
ich kann
nicht, auf Befehl, ein anderes Wort im selben gefühlten Ton aussprechen.
 
   
18.1.
∣   Das Veralten von Schriftstellern, die schließlich etwas waren, hängt damit zusammen, daß ihre Schriften, von der ganzen Umgebung ihrer Zeit ergänzt, stark zu den Menschen sprechen, daß sie aber ohne diese Ergänzung sterben, gleichsam der Beleuchtung beraubt, die ihnen Farbe gab.
  Und damit, glaube ich, hängt die Schönheit mathematischer Demonstrationen zusammen, wie sie selbst von Pascal empfunden w[ü|u]rde. In dieser Anschauung der Welt hatten diese Demonstrationen Schönheit – nicht das, was oberflächliche Menschen Schönheit nennen. Auch ein Krystall ist nicht in jeder ‘Umgebung’ schön – obwohl vielleicht in jeder reizvoll. – ∣

 
   
∣ Wie sich ganze Zeiten nicht aus den Zangen gewisser Begriffe befreien können – des Begriffes ‘schön & Schönheit’ z.B.. ∣
3


 
  L.L. /  
  Die Ähnlichkeit (z.B.) fällt mir auf, – & das Auffallen erlischt.
  Sie fiel mir nur für wenige Minuten auf, dann nicht mehr.

 
  ✓ ? /  
  Was geschah da? Zuerst blickte ich das Gesicht mit einem eigentümlichen Ausdruck in meinem an, & hätte mich jemand gefragt “Warum schaust Du ihn so interessiert an?”, so hätte ich geantwortet “Weil er so seinem Vater ähnlich sieht”. Vielleicht spricht er zu mir & ich gebe gar nicht recht auf das acht, was er sagt, weil ich nur an diese Ähnlichkeit denke. – Das ist etwa was mir auf
die
jene
Frage, einfällt “ was ˇda geschah da?”, einfällt

 
   
  Aber in dieser Antwort steht ein heterogenes Element: “& hätte man mich gefragt …”. Das ist doch nichts, was ‘geschah’ als mir die Ähnlichkeit auffiel. – Ja, auch d meine Zerstreutheit ist nicht von gleicher Art, wie mein Gesichtsausdruck. – Es bleiben also nur meine Mienen, Gebärden, vielleicht Worte, die ich zu mir selbst oder Andern sage.

 
  ✓ /  
  Das Auffallen ist dem Denken verwandt.

 
  L.L. /  
  Was geschah da? – Wessen entsinne ich mich? // Wessen kann ich mich entsinnen? // Mein eigener Gesichtsausdruck kommt mir in den Sinn, ich könnte ihn nachmachen. , mit dem ich sein Hätte Einer, der mich kennt, mein Gesicht gesehen, er
jetzt
// hätte ˇmich gefragt “Was ist dir an seinem Gesicht aufgefallen?” //
Auch Worte fallen mir ein, die ich
in so einem Fall
bei so einer Gelegenheit
, laut, oder
in
zu
4
mir selbst spreche. Und das ist alles. Und ist das das Auffallen? Nein.

 
   
∣   Mein eigenes Denken über Kunst & Werte ist weit desillusionierter, als es das der Menschen vor 100 Jahren sein konnte. Und doch heißt das nicht, daß es ˇdeswegen richtiger ist. Es heißt nur, daß im Vordergrund meines Geistes Untergänge sind, die nicht im Vordergrund jener waren. ∣

 
   
  Bemerken, ˇauf etwas aufmerksam werden,
aufmerksam sein
aufmerken
. // , die Aufmerksamkeit auf etwas richten. //

 
  C  
19.1.
  “Siehst Du dies Blatt immer grün, solange Du es siehst, & sich
die
seine
Farbe für Dich nicht ändert?” Hat Ist diese Frage einen klaren Sinn? Eine Antwort ˇdarauf wäre vielleicht: “Nun, ich sage mir beim Anschaun des Blattes nicht die ganze Zeit ‘Ach, wie grün!’”.

 
  C  
  “Bist Du Dir seiner Farbe die ganze Zeit bewußt?” Da möchte ich zuerst sagen: “Gewiß nicht!” Aber wann & (auf) wie lange bin ich mir ihrer bewußt? Darüber scheine ich nichts rechtes sagen zu können; ich weiß nicht welche Kriterien da anzuwenden sind. Soll ich sagen: “Nur solange, als ich an sie denke”?

 
  L.L. /  
  Es erzählt mir Einer: “Ich sah die Blume an, dachte aber an etwas anderes & war mir ihrer Farbe nicht bewußt”. Versteh ich das? – Ich
kann
könnte
mir einen sinnvollen Zusammenhang dazu denken; in einem solchen es vielleicht heißen: etwa weitergehen “Dann plötzlich sah ich sie & erkannte, daß es die war,
welche
die
…”.

 
  L.L. /  
  Wie ist es aber mit dieser Antwort: “Hätte ich mich damals abgewandt & hätte man
4
mich gefragt, welche Farbe sie hatte, ich hätte es nicht
sagen können
gewußt
”?
  “Er blickte ihn an, ohne ihn zu sehen” Das gibts. Aber was ist das Kriterium dafür? Es gibt da eben verschiedene Fälle.

 
  L.L. /  
  “Ich habe jetzt mehr auf die Form, als auf die Farbe geschaut.” Laß Dich durch solche Redeweisen ˇWendungen des Ausdrucks nicht verwirren. Vor allem, denk nicht “was mag da wohl im Aug, oder im Gehirn vor sich gehen?”

 
   
∣   Sorgen sind wie Krankheiten; man muß sie hinnehmen: das Schlimmste, was man tun kann, ist, sich gegen sie auflehnen.!
  Sie kommen auch in Anfällen, durch innere, oder äußere Anlässe ausgelöst. Und man muß sich dann sagen: “Wieder ein Anfall.”. ∣

 
   
∣   Ich habe Schmerzen. Soll ich schon wieder Medizin nehmen, oder nicht; soll ich mich einer schweren Operation unterziehen, oder nicht? Es ist oft schwer zu entscheiden. Oft kann man nur warten, & im Zweifel warten, das ist das Schwerste. ∣

 
  L.L. /  
  “Ein im Sehen nachhallender Gedanke” – möchte man sagen.
 
  ? /  
  “Das Wort hat eine Atmosphäre” – [e|E]in bildlicher Ausdruck; aber ganz verständlich in gewissen Zusammenhängen. Z.B.: Das Wort “
Sabel
radeln
” hat eine andre Atmosphäre als das Wort “
Säbel
radfahren
”. Sie haben die gleiche Bedeutung, insofern als
beide
diesie
Namen
gleiche Gattungsnamen
der gleichen Art von Gegenständen sind.
  Aber was soll man hier sagen? Haben sie verschiedene Bedeutung? // Haben sie die gleiche, oder nicht die gleiche Bedeutung? //
5


 
  ? /  
  
// Soll ich nun versuchen, so & so viele … zu unterscheiden? //
Soll ich nun ˇso & so viele Arten des Bedeutens unterscheiden?
Das will ich nicht tun. So eine Klassifikation
könnte
kann
nützlich sein für einen bestimmten praktischen Zweck. Denn für einen solchen Zweck wäre dann eine – der unzähligen möglichen Einteilungen –
geeigneter
besser
als eine andere. // – einer anderer vorzuziehen. //

 
  ? /  
  Der Botaniker klassifiziert die Pflanzen; . Aber um die
unendliche
endlose
Vielgestaltigkeit der Pflanzen zu zeigen & die Vielfältigkeit der ˇfeinen Übergänge braucht es keine Klassifikation.


 
  ? /  
  Ich sah
sein
das
Gesicht so klar (vor mir) wie früher, – aber die Ähnlichkeit mit
dem
jenem
andern merkte ich nicht mehr. // fiel mir nicht mehr auf. //

 
  ? /  
  Es konnte auch die eine Ähnlichkeit für mich zurücktreten & eine andere mir zum Bewußtsein kommen.

 
  ? /  
  
Mach einmal – als Hilfskonstruktion – die Annahme,
Nimm doch einmal (als Katalysator) an,
gewisse Erinnerungen würden, während ich sein Gesicht anschaue, bald mehr bald weniger lebhaft. // Erinnerungen wechselten während ich … anschaue, würden bald … // & dies sei für
die Aspektänderung
den Aspektwechsel
verantwortlich. Soll ich dann dennoch sagen[;| ,] ich sehe jetzt das eine, jetzt das andre?

 
  /  
  Ist also das Bemerken der Ähnlichkeit ein Sehen, oder nicht? Wie soll ich's entscheiden? Es sind hier ungleiche, aber verwandte Begriffe.
 
   
20.1.
  Man erkennt im Aufleuchten eine nimmt durch das Bemerken des Aspekts eine interne Relation (von Objekten) wahr & dennoch ich es dem Vorstellen verwandt.

 
  L.L. /  
21.1.
5
  Nur von Einem, der das & das kann, gelernt hat, beherrscht, hat es Sinn, zu sagen, er habe
das
gewisses
erlebt.

 
  /  
  ‒ ‒ ‒Und sieht man nun die Zaghaftigkeit, oder sieht man sie nicht?
  Mit dem Begriff ‘zaghaft’ kann man das visuell [w|W]ahrgenommene beschreiben, wie mit dem Begriff ‘dur’, oder ‘moll’ das Gehörte. // die Melodie, die ich höre. //

 
   
∣   Wissenschaftliche
Probleme
Fragen
können mich interessieren, aber nie wirklich
intriguieren
fesseln
. Das tun für mich nur begriffliche & ästhetische Fragen. Die Lösung wissenschaftlicher Probleme ist mir, im Grunde, gleichgültig; jener andern Fragen aber nicht. ∣

 
  / ? /  
  Wie könnte ich
sehen
wissen
daß der Gesichtsausdruck gemein, furchtsam,
kühn
grausam
, ist, wenn ich nicht wüßte, daß dies ein Ausdruck, & nicht etwa die Anatomie
dieses
des
Wesens ist?

 
  L.L.  
  Aber heißt das nicht nur, daß ich diese Begriffe, die sich eben nicht nur auf Visuelles beziehen, dann nicht zur Beschreibung des Gesehenen anwenden könnte? Könnte ich nicht dennoch z.B. einen rein visuellen Begriff, sagen wir, des furchtsamen Gesichts, haben? (Ich könnte dann ein andres Wort gebrauchen.)

 
  ? /  
  Ich muß schon viel
gesehen haben
wissen
, um eine Schrift als “kindisch” beschreiben zu können. Aber kann ich auch sagen: “um sie als ‘kindisch’ sehen zu können”?

 
   
  “Kindisch” kann eine Schrift beschreiben, also das was ich sehe, aber ‘kindisch’ ist nicht ein rein visueller Begriff.
6


 
  ? /  
  Ist es nun richtig zu sagen: “
Wir
Es
könnten einen rein visuellen Begriff haben, der sich ganz mit dem visuellen ◇◇◇ Teil des Begriffs ‘gemein’ (z.B.) deckt”?

 
  L.L. ∕∕  
  Ein solcher Begriff wäre dann wirklich mit den Begriffen ‘dur’ & ‘moll’ zu vergleichen, die ja auch einen Gefühlswert haben, aber auch bloß einzig zur Beschreibung der Struktur des Wahrgenommenen gebraucht werden können.

 
  ✓ ∕∕  
  ‘Dur’ & ‘moll’ ist also hier verglichen mit ‘schiefwinkelig’ & ‘rechtwinkelig’, z.B..

 
  ? /  
  Aber wäre er nicht auch richtig zu sagen, daß wer nicht unsern Begriff des ‘zaghaften’, ‘kindischen’, ‘gemeinen’, hätte, die Schrift, den Gesichtsausdruck, nicht so empfinden könnte wie wir, selbst wenn er einen Begriff hat, der immer dort anwendbar ist, wo ‘zaghaft’ z.B. es ist?
Soll
Könnte
ich, also
sagen:
nicht sagen:
Die Beiden sehen das Gleiche, empfinden es aber anders? Wie sie ˇbeide Dur hören können, aber es verschieden empfinden können.

 
  L.L. ∕∕  
  Denk nur an den Ausdruck “Ich hörte eine klagende Melodie”! Und nun die Frage: “Hört er das Klagen?”

 
  L.L. ∕∕  
  Und wenn ich nun antwortete: “Nein, er hört es nicht; er empfindet es (nur)” – was ist damit getan? Man kann ja nicht einmal ein Sinnesorgan dieser ‘Empfindung’ angeben.
  Mancher möchte nun antworten: “Freilich höre ich's!” – [m|M]ancher: “Ich höre es eigentlich nicht.” – Es lassen sich aber Begriffsunterschiede feststellen.
6


 
  L.L. ∕∕  
  (Es läßt sich eine Begriffsgrenze ziehen. Aber woher dann überhaupt die Idee des ‘Empfindens’ des Gemeinen, Furchtsamen etc.?) (Nun,) wir reagieren anders auf den zaghaften Gesichtsausdruck, als der, der ihn nicht als zaghaft (im vollen Sinne des Wortes) erkennt. – Nun will ich aber nicht sagen, wir spüren in den Muskeln & Gelenken diese Reaktion. – Nein, wir haben hier einen modifizierten Empfindungsbegriff.

 
  /  
  Aber was ist hier Empfindungsartiges?

 
  C ? /  
  “Du mußt die Traurigkeit dieses Gesichts empfinden.” (Bei der Betrachtung eines Bilds.) –
  Wer sie empfindet
ahmt
macht
oft das Gesicht nach mit dem seinen nach. Er ist beeindruckt. Das Bild bringt diese Wirkung in ihm hervor. Am ehesten könnte ich diese ‘Empfindung’ der Schmerzempfindung vergleichen, die auch ˇeinen charakteristischen Ausdruck im Mienen- & Gebärdenspiel hat.
  Und doch ist sie auch dem Sehen verwandt, weil sie (?)‒ ‒ ‒

 
   
  Was ist der Ausdruck, das Kriterium, dieser Empfindung? Doch z.B., wie einer, mit welchem Ausdruck, Einer die Melodie nachsingen wird. Auch vielleicht, mit welchem Gesicht[;| .] [o|O]der: was er über sie sagen wird. Das ist doch wohl die besondere Beschreibung, die er von ihr gibt.

 
   
  Die Wahrheit ist doch die: ‘Klagen’ ist ein Begriff der nicht rein- akustisch ist. Ich kann ihn aber zum Beschreibung von rein Akustischem verwenden. (“Die Dampfpfeife gibt einen klagenden Ton”.) Das Wort “klagen” könnte auch alle seine nicht-akustischen Beziehungen verlieren & zu
7
einer rein akustischen Bezeichnung werden. (
Etwa wie
Wie
die [w|W]orte “to travel” & “travailler” ursprünglich eine Beziehung zum Qualvollen hatten, die sie dann verloren.)

 
   
  Man könnte nun gegen die Bezeichnung “rein akustisch” Einspruch erheben.
  Wer sagt was das “rein” Akustische ist? – Nun, “rein akustisch” ist eine Beschreibung, wenn man nach ihr das Gehörte reproduzieren kann & alle andern Beziehungen aus dem Spiel gelassen werden.

 
   
  Ich kann doch einen Sessel beschreiben durch den Begriff “Stil Ludwig XIV”, & dem [e|E]ntgegensetzen eine Beschreibung, die, etwa durch Zeichnungen, u.a., die Gestalt, Farbe, etc. wiedergibt notiert, ohne Bezug auf eine Historische Periode, einen König, etc..

 
   
  Denke man fragte: “Siehst Du den Stil Ludwig XIV, wenn Du den Sessel anschaust?”

 
  /  
  Es ist schwer Begriffsböschungen ˇzu verstehen & darzustellen.

 
   
22.1.
  Man kann doch die Frage beantworten “Wie sieht ein Sessel im Stil Ludwig XIV aus?” – oder die, “Wie klingt eine Klagende Melodie?” – Zeig mir solche Sessel, sing mir solche Melodie vor!

 
  L.L. / ? /  
  Das
Epitheton
Adjektiv
traurig
Traurigkeit
”, auf das Strichgesicht angewendet, ˇz.B., beschreibt charakterisiert die Gruppierung von Strichen im Oval. (Dur, Moll) Angewendet auf den Menschen hat es eine andere,
obgleich
wenn auch
verwandte, Bedeutung. (Das heißt aber nicht, daß der Gesichtsausdruck dem Gefühl der Traurigkeit ähnlich sei!)

 
  L.L. /  
  Bedenke auch dies: Rot & grün kann
7
ich nur sehen, aber nicht hören, – die Traurigkeit aber, soweit ich sie ˇin seinem Gesicht sehen kann, kann ich sie auch ˇin seiner Stimme hören.
◇◇◇

 
   
∣   Viele Knoten entwirren, das ist die Aufgabe des Philosophen. ∣

 
  ? /  
  ˇDieses Gesicht ist unverschämt, [D|d]ieses Gesicht widert mich an, dieser Geruch ist abscheulich. Gehört die Abscheulichkeit zur Geruchsempfindung? Wie entscheidet man's? Man könnte z.B. so fragen: “Können zwei Menschen die gleiche Gruchsempfindung haben, aber einer sie abscheulich finden, der andre nicht? – Und was wäre des Kriterium der Gleichheit? – Sie könnten ihn z.B. mit den gleichen Gerüchen vergleichen. – Aber es gibt hier kein anerkanntes Kriterium.
  Sehe ich also die Unverschämtheit? Ja & Nein. Beides läßt sich rechtfertigen.

 
   
  Einen Geruchsempfindung abscheulich zu finden, dazu braucht es kein Wissen.

 
  ? /  
  “Siehst Du, wenn
Du diese Linien ziehst
der Mensch so ist
, wird das Gesicht traurig.”
In welche Kategorie gehört dieser Satz
Was für ein Satz ist das
? Wie verwendet man ihn? Ich sagte einmal, er sei ähnlich einem [G|g]eometrischen. Man könnte aber meinen, er sei ein psychologischer, also ein Erfahrungssatz. (Etwa vergleichbar dem: Wenn Du diese Substanzen mischt, entsteht eine gelbe.) // Wenn Du diese Ingredienzien
hinzufügst
dazugibst
, wird die Substanz gelb.) //

 
   
  Man sagt einem Kind etwa “Siehst Du, wenn Du diese beiden Steine zusammenfügstgibst, so wird ein Kreis daraus” – . Lernt es einen Erfahrungssatz? (Ich rede hier absichtlich vom Kind, nicht vom Erwachsenen.)
8


 
   
  (Könnte der Satz nicht wieder ‘Zwischen mehrere Spiele’ hineinfallen?)

 
   
∣ Auch wenn man nicht in Kreisen denkt, so geht man doch, manchmal geradenwegs
durch's
aus dem
Walddickicht der Fragen in's Freie hinaus, manchmal auf verschlungenen, oder Zickzackwegen, die uns nicht in's Freie hinaus führen. ∣ // der Fragen hindurch in's Freie, manchmal … //

 
   
  Jener Satz müßte kein geometrischer sein. Sein Zweck könnte sein, festzustellen, daß das Gesicht mit diesen Strichen mir jetzt einen traurigen Eindruck macht. Aber er könnte auch ungefähr die Rolle eines geometrischen ˇ(unzeitlichen) spielen.
 
   
Sehr müde. Vor einer neuen Krankheit?

 
  L.L. / ? /  
23.1.
  Man könnte von Einem sagen, er sei für den Ausdruck in einem Gesicht blind. Aber fehlte deshalb seinem Gesichtssinn etwas?
  Aber das ist natürlich nicht einfach eine Frage der Physiologie. Das Physiologische ist hier ein Symbol für das Logische. // symbolisiert hier das Logische. // Physiologische Unterschiedescheidungen symbolisieren hier logische Unterscheidungen.

 
   
  ‘Er hat das Auge eines Mahlers’, ‘das Ohr des Musikers’.

 
  C  
  Ist nun, vom Empfinden des Ausdrucks als einem Sehen zu reden einfach eine Begriffsverschiebung, wie wenn man vom Heiraten des Geldes redet? Ist hier also ein bloßes Mißverständnis, oder gibt es hier eine Kontinu-
8
allmähliche Abböschung des Begriffs ‘Sehen’?

 
  /  
  Wer nur einen Gesichtsausdruck gesehen hätte, könnte den Begriff des ‘Gesichtsausdrucks’ nicht
besitzen
haben
. (Einen) ‘Gesichtsausdruck’ gibts nur im Mienenspiel. Wer nur ˇ‘traurige’ Gesichter mit ‘traurigem’ Ausdruck
kennt,
gesehen hätte,
kann
könnte
sie nicht als
traurige
traurig
empfinden.

 
   
∣   Der Sabbath ist nicht einfach die Zeit der Ruhe, der Erhohlung. Wir sollen unsre Arbeit von außen betrachten, nicht nur von innen. ∣

 
  C  
  Aber er könnte sie doch sehen, wie ich & Du. – Aber das Wort “[e|E]mpfinden” ist doch auch nicht einwandfrei. – Was nehme ich denn mit der Empfindung wahr? Nehme ich, außer der sogenannten Traurigkeit der Gesichtszüge, auch die traurige Stimmung des Menschen wahr? Oder schließe ich diese aus dem Gesicht? Sage ich: “Seine Züge & sein Benehmen waren traurig, also war wohl auch er traurig”?

 
   
  Hierher gehört, glaube ich, die Frage: Macht ‘traurige Musik’ uns traurig? Es scheint, Ja & Nein. Wir machen z.B. ein trauriges Gesicht,
oder doch
oder
ein Gesicht, welches Trauer spiegelt.

 
   
24.1.
  Man sieht die Trauer, insofern man z.B. den traurigen Gesichtsausdruck sieht, aber man sieht doch nicht den traurigen Klang seiner Stimme.

 
   
  Man sieht ja auch Weinen. Und sieht nun der es anders, für de[n|r] es nunr ein als das physiologisches Phänomen beobachtet, als der darin den Ausdruck des Grams sieht? – Er beobachtet es anders.
9


 
   
∣ Der Gruß der Philosophen untereinander sollte sein: “Laß Dir Zeit!” ∣

 
   
  Ja, ich möchte fragen: Habe ich auch nur eine Entschuldigung, da von einem andern ‘Sehen’ zu reden?

 
   
∣   Für den Menschen ist das Ewige, Wichtige, oft durch einen undurchdringlichen Schleier verdeckt. Er weiß: da drunter ist etwas, aber er sieht es nicht[. D| ; d]er Schleier reflektiert das Tageslicht. ∣

 
   
  Nun, was wäre das Kriterium Anzeichen dafür, daß
dieser
er
es anders sieht? Doch nur seine Stellungnahme dazu.
  Und freilich: wer anders beobachtet, sieht auch etwas Anderes.

 
   
  Denk dir, Einer fragte Dich
ganz trocken & ernst
bluntly
ganz trocken
“Warum sagst Du, er sieht es anders?” (Was könntest Du antworten?)
  Zuerst möchte ich
antworten
sagen
“Er schaut auf etwas anderes”, dann etwa “Er wird andere Vergleiche ziehen”. Es mag ja auch sein, daß das bloße Faktum, daß j der Mensch nicht weint, oder klagt, sein Gesicht trauriger aussehen läßt.

 
   
  Ich höre die Melodie ganz anders, nachdem ich den Stil dieses Meisters kenne. Ich hätte sie z.B. als heiter beschrieben,
nun
jetzt
aber empfinde ich sie als den Ausdruck ˇeines großen Leidens. Ich beschreibe sie jetzt anders, stelle sie mit ganz anderem zusammen.

 
  L.L. /  
  Wer den Ernst einer Melodie empfindet, was nimmt der wahr? – Nichts, was man durch Wiedergabe des Gehörten erklären kann.
9


 
  C ∫  
25.1.
  Wie könnte ich den Ausdruck des Gesichtes erkennen, wenn ich nicht wüßte, daß es ein Ausdruckc, nicht die Anatomie dieses Wesens ist?
  Wie könnte ich [t|T]raurigkeit, Ernst, Grausamkeit in dem Gesicht sehen, ohne das zu wissen?

 
   
∣   Warum soll der Mensch nicht todunglücklich werden? Es ist eine seiner Möglichkeiten. Wie im ‘Corinthian Bagatel’ dieser Weg der Kugel einer seiner der [M|m]öglichenkeiten Wege. Und vielleicht nicht einmal einer der seltenen. ∣
 
  L.L. ? /  
26.1.
  Denk Dir eine physiologische Erklärung für dies // das // Erlebnis. Es sei die, : daß beim
Betrachten
Ansehen
der Figur die der Blick eine ganz bestimmte Bahn
auf dem Objekt
wieder & wieder beschreibt. Nachdem die Augäpfel etwa eine //
ˇbeschreibt der Blick das Objekt wieder & wieder entlang einer bestimmten Bahn. bestreicht. // Diese ◇◇◇ Bahn entspricht einer ◇◇◇ ˇbestimmten periodischen
Oszillation
Bewegung
der Augäpfel. Es kann geschehen, daß diese eine solche Bewegung mit einer andern automatisch abwechselt. // daß eine solche
Bewegungsart
Bewegung
(von selbst) in eine andere überspringt & die beiden miteinander abwechseln (
Aspekte A
Doppelkreuz
). // Gewisse
Bewegungsformen
Bewegungen
sind physiologisch unmöglich, daher kann ich den H.-E. Kopf nicht als Bild eines Hasenkopfes & eines hinter ihm liegenden Entenkopfes sehen, oder ˇdas Würfelschema als das zweier einander durchdringender Prismen. U.s.f..– Nehmen wir an, dies
sei
ist
die Erklärung. – “Ja, nun weiß ich,
daß es eine Art
inwiefern es ein
Sehen ist.” Du hast jetzt ein neues, ˇein physiologisches Kriterium des Sehens eingeführt. Und das kann das alte Problem verdecken aber nicht lösen. – Der Zweck dieser Bemerkung
10
ist aber, Dir vor Augen zu führen, was geschieht, wenn uns eine physiologische Erklärung dargeboten wird. Unser Problem schwebt über unberührt über dieser Erklärung & seine Natur wird nun erstrecht klar. Es ist der Psychologische Begriff der uns (hier) zu schaffen macht. // dargeboten wird. Der psychologische Begriff schwebt über der physiologischen Erklärung unberührt. Und die Natur Natur unsres Problems wird dadurch klarer. //

 
  L.L.  
27.1.
  Es drängt sich
uns nun
uns
nun
die Frage auf: // Es erhebt sich nun die Frage: // Wie “ Könnte es Menschen geben, die nicht
das als das
etwas als etwas
zu sehen im Stande wären
sehen könnten
? – oder: Wie wäre es wenn einem Menschen diese Fähigkeit fehlte? (Was ginge ihn ab,) [w|W]as für Folgen hätte es? Wäre dieser Defekt zu vergleichbar (mit) dem der Farbenblindheit etwa, oder mit den Fehlen des absoluten Gehörs? Wir wollen ihn (einmal) “Aspektblindheit” nennen – & uns nun überlegen, was damit gemeint sein könnte. (Eine begriffliche Untersuchung.)

 
  ? L  
  
Soll
Könnte
er also z.B. das Würfelschema nicht als Würfel sehen können? Daraus würde nicht folgen, daß er es nicht als Darstellung (z.B. Werkzeichnung) eines Würfels erkennen könnte. Es würde aber nicht von einem Aspekt in den andern überspringen. Frage: Könnte er es, ˇwie wir für einen Würfel halten? Wenn nicht, so wird man das keine Blindheit nennen.
  Er wird zu Bildern überhaupt ein anderes Verhältnis haben als wir. (Und Abweichungen vom Normalen dieser Art lassen sich leicht vorstellen.)

 
  L.L.  
Soll er für die Ähnlichkeit zweier
10
Gesichter blind sein? Aber also auch für die Gleichheit, oder angenäherte Gleichheit? Das möchte ich nicht sagen. Wer Gestaltgleichheit nicht erkennen könnte, wäre würden man wir “geistesschwach”, nicht “blind” nennen.

 
  L.L.  
  Der Aspektblinde soll die Aspekte A nicht wechseln sehen. Soll er aber nicht erkennen, daß
das
im
Doppelkreuz ein Sschwarzes Kreuz
enthält?
ist?
Soll er also die Aufgabe “Zeig mir unter diesen Figuren solche, die ein schwarzes Kreuz enthalten” nicht
bewältigen
losenc
können? Nein; er soll nur nicht sagen: “Jetzt ist es ein [S|s]chwarzes Kreuz!” auf weißem Grund!”

 
  C  
  Man sagt, Einer habe ‘das Auge des Mahlers’, ‘das Ohr des Musikers’, aber wer es nicht hat dessen Defekt ist kaum eine Art der Blindheit oder Taubheit.

 
  L.L.  
  Man sagt, von Einer habe kein ‘musikalisches Gehör’, & ‘Aspektblindheit’ ist (etwa) mit dieser Art Gehörlosigkeit zu vergleichen.

 
  L.L.  
  Die Wichtigkeit des Begriffs der ‘Aspektblindheit’ liegt in
dem Zusammenhang der Begriffe ‘sehen des Aspekts’ & ‘erleben der Bedeutung eines Worts’.
der Verwandtschaft des Sehens eines Aspekts mit dem Erleben der Bedeutung eines Worts.
Denn wir wollen fragen: “Was
ginge
geht
dem ab, der die Bedeutung eines Wortes nicht erlebt?” – Der z.B. das Wort Bank nicht einmal in einer, einmal in der andern Bedeutung isoliert aussprechen könnte, oder der nicht fände, daß wenn man das Wort zehnmal nacheinander ausspricht es gleichsam seine Bedeutung verliert & ein bloßer Klang wird.

11


 
   
28.1.
∣ In den Tälern, der Dummheit wächst für den Philosophen noch immer mehr Gras, als auf den kahlen Höhen der Gescheitheit. ∣

 
  L.L.  
   // ‒ ‒ ‒
Was ginge Einem ab, der z.B.
Einem, z.B.
, der nicht verstünde, was es heißt: “
Sag das Wort ‘Bank’ &
Sprich das Wort ‘Bank’ aus &
mein damit
Sitzbank
Geldbank
” – oder: “
Sag
Sprich
das Wort ‘sondern’ aus & mein es als Verbum, nicht als Bindewort”, – oder ˇdem der nicht fände, daß das Wort, wenn man es zehnmal nach der Reihe wiederholt, seine Bedeutung verliert & ein bloßer Klang wird. //

 
   
Bericht
Die MitteilungDer Satz
“Das Wort ‒ ‒ ‒ war mit
der
seiner
Bedeutung angefüllt” hat ja
nicht die gleiche
eine ganz andere
Verwendung, ganz andere Folgen,
wie
als
der “Er meinte mit dem Wort das damit …” “Es hatte die Bedeutung …”
 
  /  
29.1.
  “Wie weiß der Chemiker, daß ein Na Atom an dieser Stelle der Struktur sitzt?”
  Vergleiche damit: “Wie weiß Herr N, daß ein Na Atom an dieser Stelle etc.?” – Die Antwort könnte sein: “Weil “B ˇhat es ihm gesagt.” hat” // “Ein Chemiker hat es …” // Die Frage “Wie weiß der Chemiker … ” ist der typische Ausdruck der Frage nach dem Kriterium.


 
  L.L. /  
  Denke hier an eine besondere Art der Täuschung, die auf diese Dinge ein Licht wirft. – Ich gehe mit einem
Bekannten
Freund
in der Umgebung der Stadt spazieren. Im einem Gespräch zeigt es sich, daß ich mir die Stadt zu unsrer Rechten liegend vorstelle. Für diese
Annahme
Idee
habe ich nicht nur keinen mir bewußten Grund, sondern eine ganz einfache Überlegung konnte mich davon überzeugen, daß die Stadt
etwas links vor uns liegt
in unserm Rücken liegt
. Gefragt, warum ich mir denn die Stadt
11
in dieser Richtung
vorstelle
vorstellte
, kann ich zuerst keine Antwort geben. Ich hatte keinen Grund das zu glauben. Obgleich aber keinen Grund,
scheine ich doch gewisse psychologische Ursachen zu sehen, oder zu ahnen
schien die Vorstellung doch eine gewisse Rechtfertigung zu haben
. Und zwar lag sie in sind es gewissen Assoziationen & [e|E]rinnerungen. z.B. diese: Wir nämlich gehen einem Kanal entlang, & . ich hatte war auch einmal eine[n|m] Kanal gefolgt der in der von mir vermuteten Richtung gesehen lief. Ich könnte die
Ursachen meiner Überzeugung
Rechtfertigung
gleichsam [p|P]sychoanalytisch erfahren. // erforschen. // // zu erfahren trachten. //

 
   
  Noch immer sehr krank. Übermorgen zum Spezialisten. Ob das meine letzte Krankheit ist? – Drury wird mir, glaube ich, nach & nach untreu. Er hat Freunde gefunden, mit denen sich's leichter leben läßt.
 
  L.L. /  
  “Aber was ist das für ein seltsames Erlebnis?” – Es ist naturlich nicht seltsamer, als jedes andere; es ist nur von and(e)rer Art als diejenigen Erlebnisse, die wir als die fundamentalsten Betrachten, die Sinneseindrücke etwa.


 
   
  
Aber wie
Wie
soll sich nun der, welcher fühlt, die Stadt liege in dieser Richtung, wie soll sich der er dies ˇdies korrekt ausdrücken? // sein Erlebnis korrekt … // Ist es z.B. richtig zu sagen, er fühle es?
Sollte
Soll
er ˇeigentlich ein neues Wort dafür prägen? Aber wie könnte Einer denn dies Wort lernen? Der primitive Ausdruck des Erlebnisses // der Erfahrung // konnte es (ja) nicht enthalten. Seine Neigung wäre vielleicht zu sagen “Es ist mir, als ob ich wüßte, die Stadt liege dort”. Nun, daß er dies, oder ähnliches, ˇunter diesen Umständen sagt, ist eben der Ausdruck dieses eigentümlichen Erlebnisses.

 
  /  
  Der Name, das Bild des Trägers.

12 586R11
 
  L.L. /  
  “Mir ist als wüßte ich, daß die Stadt dort liegt” – “Mir ist als paßte der Name Schubert zu Schuberts Werken & seinem Gesicht”.

 
  L.L. /  
30.01.
∣   Es ist für die Mathematik eine Untersuchung möglich ganz analog der philosophischen Untersuchung der Psychologie. Sie ist ebensowenig eine mathematische, wie die andre eine psychologische. In ihr wird nicht gerechnet, sie ist also nicht z.B. Logistik.
Sie
Die Untersuchung, von der ich rede
könnte den Namen einer Untersuchung der “Grundlagen der Mathematik” verdienen. ∣

 
   
∣   Die Zeitgleichheit der Uhr & die Zeitgleichheit in der Musik. Sie sind durchaus nicht gleiche Begriffe. Streng im Takt gespielt, heißt nicht ˇgenau nach dem Metronom gespielt. Es wäre aber z.B. möglich, daß eine gewisse Art von Musik nach dem Metronom zu spielen wäre. (ˇIst [D|d]as Anfangsthema der 8. Symph. könnte von dieser Art? sein.)

 
   
  
Du kannst dir das Wort “weiche” vorsprechen & es als … meinen.
Ich spreche mir das Wort “weiche” vor & ‘meine’ es einmal als Imperativ, einmal als Adjektiv.
Und nun sag “Weiche!” & ˇdann “Weiche nicht vom Platz!” Begleitet das gleiche Erlebnis das Wort “weiche”? // Bist Du sicher, daß das beidemale das gleiche Erlebnis das Wort begleitet? // // Begleitet beidemale das gleiche Erlebnis das Wort “weiche”? Bist Du sicher? // // “weiche” – bist Du sicher? //
 
  C / ?  
31.1.
  Wer sich etwas vorstellt, könnte sich
primitiv
zuerst
so ausdrücken: “Mir ist, als ob ich … vor mir sähe.” – Kann man nun sagen, er nenne “sehen”, was eigentlich kein Sehen ist? sondern ˇetwa nur etwas ähnliches?
12


 
  L.L. ? /  
[zu M.S. “R” S.83]
  Gegeben die beiden Worte “dick” & “dünn”, – würdest Du eher geneigt sein, zu sagen Mittwoch
sei
ist
dick & Dienstag dünn, oder Dienstag dick & Mittwoch dünn. (Ich neige ˇentschieden zum erstern.) Ha[t|ben] nun hier “dick” & “dünn” eine andere Bedeutung, als die gewöhnliche? ˇSie haben eine andere Verwendung. Hätte ich ˇalso eigentlich andere Wörter gebrauchen sollen? Doch gewiß nicht. Das seltsame Phänomen war gerade, daß Charakteristische an dem // Ich will diese Wörter … // [i|I]ch ˇwill diese Wörter (mit den mir geläufigen Bedeutungen) hier gebrauchen. gebrauche wollte könnte ◇◇◇. Nun sage ich nichts über die Ursachen der Erscheinung. Sie könnten z.B. sein daß ich als Kind ˇan jedem Mittwoch ˇvon einem dicken Lehrer & jeden am an Dienstagen ˇvon einem dünnen unterrichtet wurde.) Assoziationen aus meinen Kindheitstagen sein. Aber das ist Hypothese. Was immer die Erklärung, – jene Neigung besteht.

 
  L.L. ? /  
  Wenn Du ihn fragtest “Was meinst Du ˇhier eigentlich mit ‘dick’ & ‘dünn’?” da könnte er es nur auf die ˇganz gewöhnliche Weise erklären. Er könnte nicht ˇauf Dienstag & Mittwoch zeigen, & was er meint an ihnen klar machen. // Er könnte es nicht an den Beispielen von Dienstag & Mittwoch erklären. // // Er könnte es uns nicht an … zeigen.

 
   
War beim Arzt, der sagt, mir fehle nichts Ernstes, nur Gastritis. Ich glaube er hat recht, vertraue aber seiner Therapie nicht.

 
  L.L. ? /  
  Könnte man hier von ‘primärer’ & ‘sekundärer’ Bedeutung eines Worts reden? – Die Worterklärung ist beidemale die der für die primäreen Bedeutung. Nur der, der das Wort primär so anzuwenden gelernt hat, kann es in der sekundären Anwendung verstehen, oder so gebrauchen. // Nur der,
13
Nur für den, ˇder das Wort die primäre in jener diese Bedeutung hat kennt, hat kann es diese sekundäre ˇhaben. D.h. die sekundäre Verwendung besteht darin, daß
ein
das
Wort, mit dieser primären Verwendung, nun in dieser neuen Umgebung gebraucht wird.

 
   
  Insofern könnte man die sekundäre eine ‘übertragene’ Bedeutung nennen wollen.

 
  C  
  Aber das ◇◇◇ liegt Verhältnis ist hier nicht, wie das zwischen dem ‘Abschneiden eines Fadens’ & ‘Abschneiden der Rede’, denn hier muß man ja nicht den bildlichen Ausdruck gebrauchen. Und wenn man sagt ‘Der Vokal e ist gelb’ so ist ja das Wort gelb nicht bildlich gebraucht.

 
  C  
  Man sagt nur von solchen Kindern, sie spielen Eisenbahn, die von einer wirklichen Eisenbahn wissen. Und das Wort Eisenbahn im Ausdruck “Eisenbahn spielen” ist nicht bildlich gebraucht, oder im übertragenen Sinn.

 
   
1.2.
  Wer sagt, er rechne im Kopf, rechnet der eigentlich nicht, meint er mit rechnen etwas anderes? Man könnte Einem gar nicht begreiflich machen, was man mit “Kopfrechnen” meint, wenn man ihm nicht vorher den Begriff des Rechnens beigebracht hätte.

 
   
  Nur mittels der Begriffs des Rechnens (schriftlichen, lauten Rechnens) kann man Einem begreiflich machen, was “Kopfrechnen” bedeutet.

 
   
  Ich könnte Einem weder den Befehl geben begreiflich machen etwas lautlos zu lesen, noch den Begriff, er habe es lautlos gelesen, wenn ich ihm nicht zuerst den Begriff des Lesens lauten Lesens beibringe. Und diese Unmöglichkeit ist eine logische.
13


 
  L.L. /  
◇◇◇
2.2.
  Nur wenn Einer rechnen gelernt hat, schriftlich oder mündlich rechnen, – kann man ihm, mittels
dieses
des
Begriffs des Rechnens, begreiflich machen, was Kopfrechnen ist.

 
  /  
  Könnte man den Begriff der Höllenstrafen auch anders, als durch den Begriff der Strafe erklären? Oder den Begriff der Güte Gottes auch anders als durch den Begriff der Güte?
  Wenn Du mit deinen Worten die rechte Wirkung erzielen willst, gewiß nicht.

 
  /  
∣   Denke, es würde Einem gelehrt: Es gibt ein Wesen, welches Dich, wenn Du das & das tust, so & so lebst, nach Deinem Tod an einen Ort der ewigen Qual bringen wird; die meißten Menschen kommen dorthin, eine geringe Anzahl an einen Ort der ewigen Freude. – Jenes Wesen hat von Vornherein die ausgewählt, die an den guten Ort kommen sollen, &, da nur die an den Ort der Qual kommen, die eine bestimmte Art des Lebens geführt haben, so wurden sie auch die andern, von vornherein, zu dieser Art des Lebens bestimmt.
  Wie so eine Lehre wohl wirken würde? ∣

 
   
  Es ist hier also von Strafe keine Rede, sondern eher von einer Art Naturgesetzlichkeit. Und, wem man es in diesem Lichte darstellt, der könnte nur Verzweiflung oder Unglauben daraus ziehen. // aus dieser Lehre ziehen. //

 
   
  Diese Lehre könnte keine ethische Erziehung sein. Und wen man ethisch erziehen & dennoch so lehren wollte, dem müßte man die Lehre, nach der ethischen Erziehung, als eine Art unbegreifliche[s|n] Geheimnises darstellen.

 
   
  Denk ˇaber an die Bilder, die ein Gesicht zu-
14
gleich von vorn & im Profil darstellen. Man könnte sagen: “So schaut doch ein Gesicht nicht aus!” Aber auch: Es ist ein irreführendes Bild, – es sei denn, Du
läßest
läßt
Deinen Blick so schweifen, daß Du es gar nicht mehr, im gewöhnlichen Sinne, als ein Bild siehst, sondern als mehrere Bilder, von denen jedes seine eigene Anwendung hat.

 
   
  “Er hat sie, in [i|s]einer Güte, erwählt & er wird Dich straften” hat ja keinen Sinn. Die beiden Hälften gehören zu verschiedenen Betrachtungsarten. Die zweite Hälfte ist ethisch & die erste ist es nicht. Und mit der ersten zusammen ist die zweite absurd.
 
  ? /  
  Das Gehirn schaut ˇaus wie eine Schrift aus, die uns auffordert, sie zu lesen, & ist ˇdoch keine Schrift.
  Denke, Einer Menschen würden um so gescheiter, je mehr Bücher [er|sie] besäßen ˇ– das sei eine Tatsache, es käme aber gar nicht drauf an, was in den Büchern steht.
 
   
  Nützt der Fortschritt der Wissenschaft der Philosophie? Gewiß. Die entdeckten Wirklichkeiten der Wissenschaft erleichtern es dem Philosophen ˇdie Aufgabe an Möglichkeiten zu erdenken. Aus der // Wirklichkeiten sind für den Philosophen soviele Möglichkeiten. //
  Bin wieder gesund, oder beinahe gesund.


 
  /  
3.2.
  “Ich sah ihn bei diesen Worten vor mir.” Ist das kein Erlebnis? Und doch, daß ich ihn sah, konnte in dem Bild, das mir vorschwebte, nicht liegen. War da also ein Bild und ein Gedanke
?
;
& war das Bild ein Erlebnis, der Gedanke aber nicht?

 
  /  
  Man ‘erlebt’ den Ausdruck des Gedankens.

 
  /  
  Den Gedanken kann ich kein Erlebnis nennen, denn sonst müßte ich sagen,
14
daß dies Erlebnis z.B. das Sprechen begleitet.

 
  /  
  “Aber wie wußtest Du da[s|ß] er's war,
dessen Bild Dir vorschwebte
den Du vor Dir siehst
?” – Ich wußte es nicht. Ich sagte es.

 
  /  
  Wenn ich sage, ich erlebe den Ausdruck des Gedankens, so muß ich hier unter “Ausdruck” auch den vorgestellten Ausdruck verstehen.

 
  /  
4.2.
Der Zweck eines Zeichens. – “Wenn Du willst daß er komme, wink ihm mit der Hand so.” “Wenn Du willst, ich soll aufhören, mach dieses Zeichen.” – Kann man also z.B. von einem ‘Zweck’ der Verneinung (des Wortes “nicht”) reden?
  Das könnte man doch nur wenn jeder Satz, worin man es verwendet, einen Zweck hätte. – Dennoch könnte man von (den) Zwecken des Wortes “nicht” reden.

 
   
  Und man könnte z.B. sagen: “non” & “ne” erfüllen im Großen & Ganzen dieselben Zwecke, & auch: “Dieses Wort hat so gut wie gar keinen Zweck. Du kannst ganz leicht ohne es auskommen.”

 
   
  Wer z.B. eine Kunstsprache ˇ(Esperanto, Basic English) konstruiert, wird ihre Wörter nach gewissen Gesichtspunkten auswählen, & ˇaus diesen Gesichtspunkte könnte man dann wieder unsre Sprache betrachten.
  Er könnte z.B. sagen: “Ich werde nicht zwei Wörter, eins für “gehen”, eins für “schreiten”, zulassen, denn für alle wichtigen Zwecke genügt hier ein Wort.” Und also auch: “‘gehen’ & ‘schreiten’ haben wesentlich die gleiche Bedeutung.”

 
   
  Man kann die Sprache aus verschiedenen Gesichtspunkten betrachten. Und sie spiegeln sich in dem jeweiligen Begriff der ‘Bedeutung’.

 
   
5.2.
  “Ich habe dabei an ihn gedacht.” Worin liegt
15
es daß ich an ihn dachte? Wie hätte sich, was ˇdabei geschah, geändert, wenn ich, statt an diesen, an einen Andern gedacht hätte?
  Mußte ich überhaupt einen ‘Keim’ angeben können, der sich dann zum Wortausdruck auswuchs? Nein.

 
   
  “Als Du von ‘einem Freund’ sprachst, wen hast Du ˇda gemeint?” – “Ich habe … gemeint.” Was geschah da während Deiner Worte, da[ß|s] sie zu einer Anspielung auf diesen Menschen machte? Nichts, was sie dazu machte. Denn auch wäre mir beim sprechen
sein
das genaue
Bild mit allen Einzelheiten vorgeschwebt (oder was immer Du an die Stelle dieses Bildes setzen willst) so hätte das doch nicht mehr leisten können, als hätte ich bei meinen Worten ihn angeschaut, & ihn ausschauen heißt doch nicht ihn meinen. – Es gibt Zeichen dafür, daß ich ihn meinte, & ein Blick auf konnte so ein Zeichen sein. Auch eine Vorstellung ist nicht mehr als so ein Zeichen.

 
   
  Vergleiche die Frage “Was geschah, als Du ihn beim diesem Wort an ihn dachtest?” mit “Was geschah, als Du plötzlich weiter wußtest?” –

 
  L.L. /  
  Das Meinen ist kein Vorgang, der d[as|ie] Worte begleitet. Denn kein (
begleitender
solcher
)
‘Vorgang’ könnte die ˇbesondern Folgen Konsequenzen des Meinens haben.

 
   
  Wenn ich mit den Worten “mein Freund” ihn meinte, mußte ich bei den Worten an ihn denken? Wo ist der Unterschied? Aber es ist ein Unterschied zwischen “Ich habe mit dem Wort ihn gemeint” & “Er ist mir bei dem Wort eingefallen.”

 
  L.L. /  
  Es gibt wichtige Begleitvorgänge des Redens, die dem [G|g]edankenlosen Reden oft fehlen. Aber diese sind nicht das Denken. nennen wir nicht “Denken”.
15


 
   
6.2.
Bin wiederum kränklich. Meine Nerven in schlechtem Zustand.

 
   
  Ich habe also an diesen Menschen gedacht, – aber doch nicht an alle Aspekte dieses Menschen.

 
   
  Es schwebte mir der Garten dieser Tante vor. Ich sah ein Stück von ihm in der Vorstellung, aber doch z.B. nicht, daß er dieser [Tante| Frau] gehörte.
  Es war da etwas wie ein Zeichen, das ich dann weiter
dahin
so
ausdeutete. Oder las?
  Nein, ein Lesen ist es nicht, aber ein Deuten auch nicht.

 
  L.L. /  
  “Jetzt weiß ich's!” Was ging da vor?
‒ ‒ ‒
‒ ‒ ‒
Wußte ich's also nicht, als ich sagte, ich tät(e) wüßt(e) es? // als ich dies ausrief? // // als ich versicherte, jetzt wüßte ich's? //
  Du siehst es falsch an.
  (Wozu dient das Signal?)

 
  L.L. /  
  Und könnte man das ‘wissen’ eine Begleitung des Ausrufs nennen?

 
   
  (Der Keim könnte ein Wort oder ein Vorstellungsbild, oder verschiedenes andre sein.)

 
  L.L. ? /  
  “Mir liegt das Wort auf der Zunge.” Was geht da in meinem Bewußtsein vor? Falsche Frage. Darauf kommt's es gar nicht an. Was immer vorging,
war nicht … gemeint
meinte ich nicht
mit
jener Äußerung
jenen Worten
. Interessanter ist, was in meinem Benehmen dabei vorging. Was ich sagte, welche Bilder ich verwendete, wie ich dreinschaute, – “Mir liegt d[l|a]s Wort auf der Zunge” ist ein Wortausdruck, ˇdessen(﹖), was sich auch in ganz anderer Weise durch ein charakteristisches Benehmen ausdrückt. Frage wieder nach der primitiven Reaktion, die der Äußerung zu Grunde liegt.
 
  /  
7.2.
  Die Absicht hat keinen Ausdruck in ˇMiene, Gebärde,
16
oder Stimme, aber der Entschluß.


 
  /  
  Die Philosophen haben legen sich ˇfür manches Wortegewisse einen idealen Begriff Verwendung des Wortes “◇◇◇ zurechtgelegt, die wie für eine ideale Verwendung ˇdann ◇◇◇ aber nichts taugt.

 
   
  “Ich weiß …” bedeutet zumeist “Ich habe mich davon überzeugt, daß …”. Niemand sagt, er habe sich davon überzeugt, daß er habe zwei Hände.

 
   
  Ich weiß wie man sich davon überzeugt, man habe zwei Münzen in der Tasche. Aber ich kann mich nicht davon überzeugen, ich habe zwei Hände, weil ich nicht daran zweifeln kann.

 
   
  Aber was heißt es “sich von etwas überzeugen”? Um es zu verstehen, muß man sich einfache Sprachspiele mit diesem Wort vorführen. – Wie Wie überzeugt Einer sich im Sprachspiel 8, daß dort ˇso & so viele Platten liegen? Wie überzeugt man sich davon daß 6 + 6 = 12 ist? U.s.f..

 
  C ? /  
  Man sagt “Ich weiß … ”, wo man zweifeln kann, während die Philosophen gerade dort sagen, man wisse etwas, wo es keinen Zweifel gibt & wo daher
die Worte
das Vorsetzen von
“Ich weiß” vor zu Anfang ˇals Einleitung überflüssig sind.

 
   
  Es ist hier wie mit dem Schluß “Alle Menschen sind sterblich; Sokrates ist ein Mensch; etc.”, von dem
es auch nicht klar ist,
auch niemand weiß
wie, unter welchen Umständen, er anzuwänden wäre.
 
  /  
8.2.
  Wie
ist
wäre
z.B. der Gesichtseindruck dessen, der eine Druckseite liest, zu beschreiben.
16


 
   
“Ja, jetzt weiß ich was ‘bremseln’ ist.” (Er hat etwa zum erstenmal einen elektrischen Schlag gespürt.) – Hat er ein andres mal das gleiche Gefühl, // Fühlt er ein andres mal dasselbe,// so
wird
mag
kann
er ˇvielleicht nach
den
Begleiterscheinungen
der gleichen Ursache
ausschauen. Das Bremseln lehrt ihn die Außenwelt kennen. – Lehrt uns das Erinnern, auf gleiche Weise, das & das Ereignis sei vergangen? – Dann müßten wir man es durch Erfahrung mit vergangenen Ereignissen in Zusammenhang bringen. (Photographie & Moden) Während es doch das Kriterium des Vergangenen ist.

 
  L.L. /  
  Und wie
wird er
wirst Du
in Zukunft wieder wissen, wie Erinnern tut?

 
  L.L. /  
  Wie weiß er, daß dies Gefühl ‘Erinnern’ ist? Vergleiche “Ja, jetzt weiß ich, was ‘Bremseln’ ist” (er hat etwa zum ersten mal einen elektrischen Schlag gekriegt). – Weiß er, daß es Erinnern ist, weil er damit die Vergangenheit erkennt? Und wie weiß er, was Vergangenheit ist? Den Ausdruck der Vergangenheit lernt ja der Mensch, indem er sich erinnert.

 
  L.L. /  
  Dagegen könnte man ˇz.B. von einem Gefühl “Lang, lang ist's her” sprechen, denn es gibt einen Ausdruck der Stimme &
Miene
des Gesichts
, der gewissenc Erzählungen aus vergangenen Tagen charakteristisch eigen ist. kennzeichnet.


 
  L.L. /  
9.2.
  James will eigentlich sagen: “Was für ein merkwürdiges Erlebnis! Das Wort ist noch nicht da & ist doch, in einem Sinne, schon da, oder etwas ist da, was nur zu diesem Wort heranwachsen kann.” – Aber das ist gar kein Erlebnis, die Worte “Es liegt mir auf der Zunge drücken
// keine Erfahrung //
ˇkein Erlebnis
aus
17
// sind nicht der Ausdruck eines Erlebnisses // // & James deutet sie nur so. gibt ihnen nur
so eine
die seltsamediese
Deutung. // & James deutet sie nur so. //

 
  L.L. /  
   “Ich hab das Wort noch nicht, aber es liegt mir auf der Zunge” // “Das Wort liegt mir auf der Zunge” // ist drückt so wenig Ausdruck eines Erlebnis aus, wie “Jetzt hab ich's!” // Sie drücken ebenso wenig ein Erlebnis aus, wie die Worte “Jetzt hab ich's!” –
Wir gebrauchen sie in gewissen Situationen
Sie sind ein Ausdruck, den wir in gewissen Situationen gebrauchen & er ist
umgeben von einem Benehmen besonderer Art, auch von manchen charakteristischen Erlebnissen. Insbesondere haben sie folgt ihnen häufig das Finden des Wortes im Gefolge. (Frage Dich: “Wie wäre es wenn Menschen nie das Wort fänden, das ihnen auf der Zunge liegt?”)

 
   
∣   Philosophen wie Wisdom, Ayer, u.a. Sie prahlen mit zeigen Dir eine[m|n]
Bund Schlüsseln den sie gestohlen haben
Bund gestohlener Schlüsseln
, aber sie können keine Türen damit öffnen. ∣

 
  ? /  
  Es gibt hierˇ, wie in vielen verwandten Fällen, was man
// das Erlebnis eines Keimes //
ein Keimerlebnis
nennen kann: eine Vorstellung, Empfindung, die sich ˇdann nach & nach zu[m|r] vollen Erklärung auswächst. // die dann … heranwächst. // Und man möchte sagen, es sei ein logischer Keim,
einer, der
etwas, was
sich mit logischer Notwendigkeit so auswachsen mußte.
  Bei einen Wort fallt mir Herr N.N. ein. Mir fällt bei ˇirgendeinem gewissen Anlaß der & der Mensch ein. Wie geschah es? –
Ich sah ein
Zuerst sah ich ein
Bild vor mir, etwa ˇbloß graue Haare – dann sagte ich
, ich sehe den N. vor mir
, es sei den Namen N.
[,| (]aber
dieser Name
der
kann ˇauch noch vielen Menschen angehören), – aber ich
erkläre
sage
, ich meine den N., welcher … ˇetc..– Und ferners habe ich den Namen nicht von dem B Vorstellungsbild abgelesen, & ich habe
ihn
es
auch nicht nachträglich so & so gedeutet; denn auf die Frage, ob ist erst später gewußt ˇoder entschieden hätte, wem die grauen Haare & der Name N. gehören, werde ich's verneinen // verneine ich's // & sage, ich hätte das es alles schon am von Anfang ˇan gewußt. Aber [W|w]issen ist kein Er-
17
lebnis. – Und “Ich habe es von Anfang an gewußt” heißt eigentlich nur: [i|I]ch habe es nicht gedeutet ‘die Erklärung
den Namen
das Bild
vom Bild nicht abgelesen, denn ich habe mir ˇz.B. nicht überlegt “
Wessen Haare sind das,
Wem gehören diese Haare,
wer schaut so aus!” – noch habe sagte ich mir gesagt “Der Name ‘N’ soll nun einmalc für diesen Menschen stehn”. Man könnte sagen, ich wurde immer expliziter
  Aber woher nun die Idee vom logischen Keim? ˇD.h. eigentlich: Woher die Idee “Es war alles schon im Anfang da, & im ersten Erlebnis enthalten”? Hat es nicht
einen ähnlichen
denselben
Grund wie James's Behauptung, der Gedanke sei schon zu Anfang des Satzes fertig? Dies behandelt die Absicht als ein Erlebnis.

 
  ? /  
  Ich schreite von Erklärung zu Erklärung ˇ(weiter). Scheine aber nur zu sagen, was schon da ˇvon Anfang an da war. Freilich. Denn “Es ist nicht von Anfang an dagewesen”, wäre hieße … falsch. , denn es hieße
  “Der Gedanke ist nicht von Anfang an fertig gewesen” heißt: Ich habe erst später herausgefunden oder entschieden, was ich sagen wollte. Und
so war es gewiß nicht.
das will ich nicht sagen.


 
  ? /  
  
Der Eindruck
Die Idee
, dies Erlebnis sei ein Keim, entsteht allerdings durch einen logischen Prozess. Es wird in einem logischen Sinne
zum
ein
Keim. Durch eine logische Deutung. // Durch eine grammatische
Auslegung
Deutung
. //

 
   
  Könnte ich nicht auch so sagen: Daß mir zuerst die grauen Haare einf vorschwebten, denn der Name ist ganz
gleichgültig
unwesentlich
. Es hätte mir ebensogut der Name zu anfang einfallen können.

 
  ? /  
  Ich wußte gleich von Anfang, wer es war. “Ich wußte es nicht gleich von Anfang” würde ja heißen, : ich bin später erst draufgekommen. So war es gewiß nicht.
18
 
  ? /  
10.2.
  Wenn ich ˇ(normalerweise) schreite, gehe, esse, ˇrede, ˇDie Augen dahin & dorthin schaue wende versuche oder trachte ich ebensowenig diese Handlungen auszuführen, als mir das Gesicht eines alten Freundes ‘bekannt vorkommt’.
  Aber Versuchen, Trachten, ˇsich entschließen sind die Willensakte, das worin sich der Wille für uns ausspricht, sie sind das, woran wir denken, wenn wir vom Willen reden.


 
  L.L.  
[Zu S.15v/3] (Ähnlich könnte man, glaube ich, sagen: ”Kein Experi Eine
Rechnung
Multiplikation
ist kein Experiment, denn kein Experiment könnte die besondern Konsequenzen einer Multiplikation haben.)

 
   
11.2.
Große Schwäche & Schmerzen. Mining im Sterben. Großer Verlust für mich & Alle. Größer als ich geglaubt hätte.

 
  L.L. /  
  Aber ‘kommt’c das Wort, das Dir einfällt nicht in etwas besonderer Weise? Gieb doch acht! – Das
feine Hinhorchen
genaue Achtgeben
nützt Dich // mich // nichts. Ich könnte damit doch nur entdecken, was in mir jetzt vorgeht.
  Und wie kann ich beim Philosophieren überhaupt drauf
achtgeben
hinhorchen
? Ich müßte dazu doch abwarten, bis mir wieder (einmal) ein Wort einfällt. Aber das Seltsame ist (ja), daß es scheint, als müßte ich (gar) nicht auf so eine Gelegenheit warten. Als könnte ich mir den Fall vorführen, auch wenn ˇer mir nicht wirklich passiert // er sich nicht wirklich zuträgt // . Und wie? – Ich spiele ihn. – Aber was kann ich auf diese Weise erfahren? Was mache ich denn nach? – Gebärden, Mienen, einen Tonfall. (Diese Bemerkung hat sehr allgemeine Anwendung.)
 
  L.L.  
12.2.
  ‒ ‒ ‒ Als Erlebnis gedeutet sieht es freilich seltsam aus. (Nicht anders, als das ‘Meinen’,
18
gedeutet als
die Begleitung des Sprechens
Vorgang beim Sprechen
, oder –I als Kardinalzahl.) // (Nicht anders als die Absicht gedeutet als Vorgang beim Handeln, …) //

 
  L.L. ? /  
13.2.
  Das ˇsille Reden zu mir sich selbst ‘im Innern’ ist
kein
nicht ein
verstecktes
halb-verborgenes
// wie durch einen Schleier gesehen. //
ˇschwer klar zu sehendes Phänomen
& wir müssen nun trachten es
deutlicher zu sehen
weiter zu erforschen
& darüber sagen, soviel wir wissen. – Es ist gar nicht verborgen, aber sein Begriff ist verwirrend.
Wir können es einen ˇartikulierten Vorgang nennen: denn es geht in einer Zeitspanne vor sich, kann einen
‘äußeren’
andern
Vorgang begleiten. // nicht ein halb-verborgenes, gleichsam verschleiertes
Antlitz
Phänomen
, & wir müßten trachten es klarer zu erkennen, oder darüber sagen, was wir eben wissen. // // nicht ein halb-verborgenes Phänomen, gleichsam ein verschleiertes Antlitz, wie es // manchmal scheint. //
als sähe man es durch einen Schleier, wie …
// man sähe es //
// gleichsam durch einen Schleier gesehen // // Es ist gar nicht verborgen aber sein Begriff kann uns leicht verwirren, denn er läuft eine lange Strecke hart am Begriff von
des
eines
‘äußern’ Vorgangs entlang ohne sich doch mit ihm zu decken. (Tennis ohne Ball) (
Die Frage
Das Problem
, ob beim [S|s]tillen Reden immer, oder zumeist Kehlkopfbewegungen ˇetc. stattfinden, mag großes Interesse haben, aber nicht für uns.)

 
   
  Ich soll nicht sagen “das stille Reden zu mir selbst”, denn man kann innerlich Reden, ohne zu sich selbst zu reden.

 
   
  Denk Dir dieses Spiel – ich nenne es “Tennis ohne Ball”: Die Spieler stehen bewegen sich auf einem Tennisplatz ganzc wie im Tennis, sie haben auch
Rackets
Schläger
in der Hand aber keinen Ball. Jeder reagiert auf des Andern stroke so, oder ungefähr so, als hätte ein Ball ihre Reaktion
verursacht
bestimmt
. (Manöver) Der
Schiedsrichter
der einen ‘Blick’ für das Spiel haben muß beurteilt ˇstrittigenfalls, ob ein Ball in's Netz gegangen ist, etc.etc.. Das Spiel hat offenbar große Ähnlichkeit mit dem Tennis & ist doch anderseits grundverschieden.
19


 
  L.L.  
  Aber es ist hier ein Unterschied: Reden in der Vorstellung kann nur der, der reden kann. Denn zum Reden in der Vorstellung gehört, daß es ◇◇◇es sich später sagen kann mitteilen läßt, was
ich
er
im Stillen geredet habe. – Dagegen könnte das Tennis ohne Ball (theoretisch) auch der lernen der das andre Tennis nicht kennt.

 
  L.L.  
  “Aber Reden im Stillen ist doch eine gewisse Tätigkeit, die ich lernen muß!” Wohl; aber was ist hier ‘tun’ & was ist hier ‘lernen’?
  Laß dich die Bedeutung der Worte von ihrer Verwendung lehren!

 
  L.L.  
  “So rechne ich nicht wirklich, wenn ich im Kopf rechne?!” – Du unterscheidest doch auch Kopfrechnen von wahrnehmbarem Rechnen
! Und
, &
Du kannst jenen Begriff nicht haben,
ehe Du
ohne
diesen
hast
zu haben
, & jene Tätigkeit
nur
nicht
lernen, indem Du diese lernst. (Ihre Begriffe sind so nah verwandt & soweit entfernt wie die der Kardinalzahl & der
Rationalzahl
rationahlen Zahl
)

 
  L.L. /  
  Du könntest lernen, nach dem Metronom im Kopf zu rechnen.


 
  ✓ /  
  Nicht jedes Wesen das Furcht, Freude, Schmerz, äußern kann, kann sie heucheln.

 
  C  
  Es wäre etwa so: Nur im Gesicht kann ein Auge lächeln, aber nur in der ganzen Gestalt kann es ‒ ‒ ‒

 
  C  
  Nur in einer ganz gewissen Umgebung kann etwas Schmerzäußerung sein; aber nur in einer noch viel
weitgehender
◇◇◇
bestimmten kann es ein Schmerzheucheln geben.

 
  C  
  Denn Heucheln ist ein (bestimmtes) Muster
19
im Lebenstepich. Es kehrt in
unendlichen
unzähligen
Variationen wieder.
  Ein Hund kann nicht Schmerzen heucheln, weil sein Leben dazu zu einfach ist. Es hat nicht die nötigen Gelenke zu diesen Bewegungen.

 
   
  Du kannst doch den Heuchler auf dem Theater darstellen. Es gibt also eine Erscheinung des Heuchelns, sie ist weit komplizierter als die Erscheinung des Leidens z.B.. Sonst könnte man die Heuchelei nicht entlarven.


 
  L.L.  
14.2.
  Es ließe sich auch denken, daß Menschen bewußt im Kehlkopf zu sich sprächen ˇrechneten, wie sie ja auch z.B. mit den Fingern rechnen könnten. Willst Du denn sagen es sei eine Täuschung, wenn sie sich einbilden sie hrten im Innern die Rede, oder ein bloßer Trick der Sprache?

 
  L.L.  
  Die Hypothese, daß beim sillen Reden gewisse physiologische Vorgänge stattfinden, ist für uns nur insofern von Interesse, als sie ˇuns eine mögliche
Verwendung
Anwendung
des Berichts “Ich sagte mir im Stillen … ” zeigt; nämlich die, auf den vo[m|n] der Äußerung auf den physiologischen Vorgang zu schließen.


 
  /  
  Was muß das Kind lernen, ehe es heucheln kann?
  Z.B. die Verwendung
von Worten wie
der Worte
: “Ich Er glaub[e|t], ich habe Schmerzen, aber ich habe keine.”

 
   
  Das Kind macht die Erfahrung, es werde freundlich behandelt wenn es, z.B. bei Schmerzen, schreit; es schreit nun, um so behandelt zu werden. Das
wäre
ist
kein Heucheln. Höchstens Nur eine Wurzel des Heuchelns.

20


 
   
  Ein Kind muß allerlei lernen, ehe es heucheln kann.

 
  L.L. V 
  Es muß ein kompliziertes Muster des Benehmens lernen, ehe es heucheln ˇoder aufrichtig sein kann.

 
  L.L.  
  Ein Hund heuchelt nicht; aber er ist auch nicht aufrichtig.

 
   
  Das Kind lernt auch den Schmerz mimen. Es lernt das Spiel: sich stellen, als habe man Schmerzen

 
   
  “Wenn das Kind nur einmal weiß, was Schmerzen sind, so weiß es ˇnatürlich auch, daß man sie heucheln kann.”

 
  /  
15.2.
ˇ … Und [E|e]ines Tages glaubt ˇnun das Kind etwas.” Warum ist das falsch? “Eines Tages sagt es ‘Ich glaube …’” ist richtig. Wie wäre es mit “Heute hat es zum ersten Mal etwas geglaubt.” Nun, was ist dabei[,| ?] – es ist eben heute zum erstenmal das in seinem Innern vorgegangen. – Aber wie zeigte es sich? Nun, er sagte heute zum erstenmal “Ich glaube, sie hat Schmerzen”. Das aber ist nicht genug. Ich muß also annehmen, er kann zeigte in der Folge, daß er die Worte nicht nur nachgesprochen hatte. Kurz, jene Äußerung fieng ein Spiel an, & er konnte es fortsetzen. Heute, so schien es, war ihn das Spiel aufgegangen.
  Aber wie kann dem Kind plötzlich ein ˇSprach[S|s]piel aufgehn? Gott weiß es. – Es fängt eines Tages an, etwas zu tun. Denk Dir etwas Analoges im Lernen eines Brettspiels, das das Kind täglich gespielt sieht.

 
   
  Er lernt nicht nur den ˇGebrauch des Ausdrucks “Schmerzen haben” in
all seinen
allen
Zeiten & Personen Personen, Anzahlen & Zeiten
20
gebrauchen, sondern auch in Verbindung mit ˇder Negation & de[m|n] Ausdruck ich Verb[um|en] “glauben”, so des Dafürhaltens. Denn: glauben, bezweifeln etc. daß der Andre Schmerzen hat, sind natürliche Arten unsres Verhaltens ˇgegen den Andern. (Er lernt “Ich glaube, er hat … ”, “Er glaubt, ich habe … ” ˇetc.etc., aber nicht “Ich glaube, ich habe.”)
  (Hat der Raum da ein Loch? Nein, er scheint nur eins zu haben.)

 
   
  Ändert dabei das Wort ‘Schmerz’ seine Bedeutung?

 
   
  Der Begr Das ‘Heucheln’ macht im Schmerzbegriff keine Schwierigkeit. Es macht ihn komplizierter. (Gebrauch des Geldes.)

 
  C  
  Die Unsicherheit, ob der Andre … , sie ist ein (wesentlicher) Zug aller dieser Sprachspiele. Aber dies bedeutet nicht, daß [J|j]eder im hoffnungslosen Zweifel darüber ist, was der andre fühlt.

 
   
  Die Teile eine Maschine sind elastisch, ja auch biegsam. Aber heißt das nun, daß es eigentlich keinen Mechanismus gibt, da sich die Maschinenteile benehmen, als wären sie aus Butter hergestellt?
  (Und denk Dir nun Mechanismen ˇUhrwerke etwa, aus Materialenm hergestellt, die weit
nachgiebiger wären
biegsamer sind
als die Unsern, so daß die Bewegungen seltsam unregelmäßig würden, – müßte so ein Mechanismus unbrauchbar sein, könnte er nicht, tatsächlich,
gebraucht
verwendet
werden?
  (Und wir haben ja unsre Begriffe nicht, weil sie praktisch sind. Oder doch nur einige aus diesem Grund.)

 
   
  Denk Dir Unsichheit in ein Spiel ein-
21
geführt! Das könnte auf viel[l|e]rlei Weise geschehen. Denk Dir's so: [Tennis ohne Ball]. Wenn Du fändest, daß Leute dies Spiel spielen, würdest Du sagen, dies sei kein Spiel? Nun, es ˇverglichen mit den unsern wäre es von
weit
sehr
verschiedenem Charakter. (
It takes
There are
many kinds …)

 
  L.L. ? /  
  Daß das, was
der Andre
Einer
im innerlich redet, mir verborgen ist, es sei denn, er teile es mir mit, liegt im Begriff des ‘innerliche[n|s] Reden's’. Nur ist “verborgen” hier
das falsche Wort
ein schlechter Ausdruck
; denn ist es
mir
dem Andern
verborgen, so sollte es ihm selbst offenbar sein, erc müßte es wissen. Aber er ‘weiß’ es nicht, obwohl es für ihn
meinen
den
Zweifel ˇ◇◇◇ nicht gibt. // es gibt nur für ihn meinen Zweifel nicht. //

 
  L.L. /  
  “Ich weiß, das & das daß was ich das & das will, wünsche, glaube, hoffe, sehe” ˇetc. etc. (durch alle psychologischen Verben) ist entweder ˇphilosophischer Unsinn, oder nicht ein Urteil a priori. (Meistens ist es das erstere, aber man sagt etwa // entweder Philosophenunsinn, oder aber nicht ein Urteil a priori. //

 
  L.L. /  
  “[i|I]ch weiß … ” mag heißen “Ich zweifle nicht … ” – aber es heißt nicht “Es hat” die Worte “Ich zweifle”
// ergeben hier keinen Sinn, //
seien ˇhier sinnlos, // hätten hier keinen Sinn, // // ergeben mit dem übrigen keinen Sinn, // // ergeben in dieser Verbindung …, //
der Zweifel ˇsei logisch
ausgeschlossen
unmöglich
.

 
  L.L. /  
  Man sagt “Ich weiß … ”, wo man sich überzeugen kann.

 
  L.L. /  
  Es könnte ˇIch kann mir [e|E]inen Der Fall ˇläßt sich denken geben, indem ich mich davon überzeugen
könnte
kann
, daß ich zwei Hände habe. Normalerweise aber kann ich's nicht. “Aber Du brauchst sie Dir ja nur vor die Augen zu halten.” – Wenn ich jetzt
zweifelte
zweifeln könnte
, daß ich zwei Hände habe, so hätte ich ˇauch keinen Grund meinen
21
Augen zu trauen. (Ebensogut könnte ich dann meinen Freund fragen.), ob ich sie habe.)

 
   
  “Seine Schmerzen sind mir verborgen”, ˇdas wäre, als sagte ich: “Diese Klänge sind meinem Auge verborgen.”

 
   
  Die Unsicherheit, in der mich all sein Benehmen über das läßt, was in seiner Seele ist. Aber läßt es mich denn immer unsicher?

 
   
  “Es ist hier freilich nicht immer subjektive Unsicherheit, aber objektive.” (Aber was heißt das?)

 
   
16.2.
  ‘Objektive Unsicherheit’ ist eine Unbestimmtheit im Wesen des Spiels,
Regeln der Evidenz
der zugelassenen Evidenz
.

 
  L.L.  
  “Was er innerlich
spricht
redet
, ist mir verborgen” könnte freilich auch heißen, ich kann es zumeist nicht erraten, noch (wie es ja möglich wäre) aus seinen Kehlkopfbewegungen z.B. entnehmen. // ablesen. //

 
   
  Von
Ausdrucksformen
Sprachverwendungen
aber, wie “Nur Du kannst wissen, wass in Dir vorgeht”, sehe ich ab. // Wer mir aber vorhalten wollte, man sage manchmal “Ich muß doch wissen, ob ich Schmerzen habe”, “Nur Du kannst wissen, was ˇDu denkst
& dergl. mehr,
u.a.,
der
soll
möge
sich die Anlässe & den Zweck
dieser
solcher
Redensarten überlegen. // (“Krieg ist Krieg” ist auch nicht ein Beispiel des Identitätsgesetzes)

 
  L.L. /  
  Bin ich weniger sicher, daß dieser Mann Schmerzen hat, als daß 2 x 2 = 4 ist? – Aber ist darum das erste mathematische Sicherheit? – ‘Mathematische Sicherheit’ ist kein psychologischer Begriff.

22


 
  L.L. /  
17.2.
  Die Art der Sicherheit ist die Art der Sprachspiels.

 
  L.L. ? /  
  Es gibt hier zwei verschiedene Fakten: Das eine Faktum, daß ich meine Handlungen im allgemeinen sicherer voraussehe als der Andre; das andre, daß meine Voraussage nicht auf derˇselben Evidenz des Andern beruht ˇwie die des Andern & ˇdaß sie andere Schlüsse zuläßt. [Zu M.S. “R” S 96]

 
  L.L. /  

  Nicht das ist wichtig, daß ich ˇirgendwelche die Vorgänge in meinem Geist weiß, sondern nicht darum frägt man mich nach meinen Motiven. Sondern weil hier die Evidenz & die Folgen der Aussage von andrer Art sind.

 
  /  
  “Der Physiker rechnet darum, weil Papier & Tinte zuverläßiger sind als seine Apparate.”

 
  L.L. ? /  
  Nehmen wir an, es gebe einen Menschen, der immer richtig erriete, was ich ˇim Gedanken zu mir
spreche
selbst sage
. (Wie
ihm das gelingt,
er das macht,
ist gleichgültig.) Aber wie was ist das Kriterium dafür, daß er es richtig errät? Nun, ich bin wahrheitsliebend & gestehe, er habe es richtig erraten. – Aber könnte ich mich nicht irren?, könnte mich mein Gedächtnis ˇdenn nicht täuschen? Und kann es das nicht (überhaupt) immer, wenn ich – ohne zu lügen – ausspreche, was ich bei mir gedacht habe?
‒ ‒ ‒
Aber so scheint es ja, es
käme
komme
gar nicht darauf an, // es könnte … darauf ankommen, // ˇdaß ich weiß ‘was in meinem Innern geschehen ist.’ (Ich mache hier eine Hilfskonstruktion.)

 
  C ? / L.L. /  
  Nicht darum das ist die Wichtigkeit meines wahrheitsgemäßen d.h. nicht lügenhaften Geständnisses Im Für das ‘wahrheitsgemäßen’ Ge-
22
ständnis, ich hätte das & das gedacht, sind die Kriterien nicht die, wie für die Beschreibung eines vergangenen Vorgangs.
Und die Wichtigkeit des wahrheitsgemäßen Geständnisses liegt nicht darin, daß es ˇirgendeinen Vorgang mit Sicherheit richtig
wiedergibt
darstellt
. Sie liegt vielmehr in den besondern Folgen d Anzeichen der ‘subjektiven Wahrheit’ & in den besondern Konsequenzen des wahrheitsgemäßen Geständnisses.


// Für die
Wahrhaftigkeit
Wahrheit
des Geständnisses, ich hätte das & das gedacht, sind die Kriterien nicht die der wahrheitsgemäßen Beschreibung eines Vorgangs. Und die Wichtigkeit des wahrhaften Geständnisses, liegt nicht darin, daß es irgend einen Vorgang mit (
der größten
absoluter
) Sicherheit richtig wiedergibt,. // , daß es uns irgend… Sicherheit mitteilt. // Sie liegt vielmehr in den besondern Konsequenzen, die sich aus einem Geständnis ziehen lassen, dessen Wahrhaftigkeit
durch die
aus der
besondern Kriterien der Wahrhaftigkeit
verbürgt
hervorgeht
.


 
  L.L. /  
  (Wenn ˇAngenommen daß die Träume der Menschen uns wichtige Aufschlüsse über den Träumer geben könnten, so würde wäre das, was den Aufschluß gibt, die wahrhaftige Traumerzählung sein. Die Frage, ob den Träumer sein Gedächtnis
manchmal
ˇoft, oder immer
täuscht kann sich gar nicht erheben, es sei denn wir führten ein gänzlich neues Kriterium für
eine
die
‘Richtigkeit’ der Traumerzählung ein.)


 
  /  
18.2.
  Das Kind,
das den ersten primitiven
das das zuerst einen primitiven
Wortausdruck des eigenen Schmerzes lernt
, –
,
das dann anfängt (auch) von einem vergangenen Schmerz zu erzählen, – es kann eines schönen Tages erzählen: “Wenn ich Schmerzen habe, kommt das Arzt”. Hat nun in diesem Prozess des Lernens
23
das Wort “Schmerz seine Bedeutung geändert? – Ja, es hat seine Verwendung geändert.
  Aber entspricht bezieht sich das dem Wort im primitiven Ausdruck & im Satz nicht
auf das Gleiche
dasselbe
, nämlich
auf das Gleiche
dasselbe
Gefühl? Drückt das Kind auf die erste Art nicht eben das ˇGefühl aus, wovon der Satz berichtet? // Klagt das Kind Doch; aber nicht ˇauf die ˇauf gleiche Technik.
  [Dazu der §: “Ich bin nicht sicher …”]

 
  C  
  Ich kann einen Satz aussprechen oder aufschreiben, der
eine
die
Absicht (in der ersten Person) ausdrückt. Der Satz sei: “Ich werde in 2 Minuten den linken Arm heben.” Aber es ist doch ein Unterschied
:
,
ob d[ie|a]s wirklich meine Absicht ist, oder ob ich es nur so, wie gerade jetzt, als
Satzbeispiel
Beispiel
hinschreibe.

 
  /  
  Nicht nur auf die Schmerzen, sondern auch auf die Verstellung schließt man ˇja aus dem Benehmen.

 
  L.L. /  
19.2.
  Eine Form des Gedankenerratens: Einer stellt ein Jigsawpuzzle zusammen, der Andre sieht kann ihn nicht ˇsehen, aber ˇer sagt von Zeit zu Zeit: “Jetzt kann er etwas nicht finden”, “Jetzt denkt er ‘wo habe ich nur ein solches Stück gesehen?”, “Jetzt ist er sehr befriedigt”, “Jetzt denkt er ‘jetzt weiß ich
wie es passt!’”
wo es hingehört!’”
, “Jetzt denkt er ‘[e|E]s paßt nicht recht’ – & dabei braucht der Andre weder laut noch zu sich selber sprechen.

 
  L.L. /  
  Alles dies ist Erraten von Gedanken, & daß es tatsächlich nicht geschieht, macht den Gedanken nicht verborgener als das
einen
den
physischen Vorgang, den ich nicht wahrnehme.

 
  L.L. /  
  Man kann sich ein Erraten der Absicht denken, ähnlich einem Erraten des Gedankens, aber auch ein Erraten, dessen, was Einer
23
tatsächlich tun wird.
  Zu sagen “Nur er kann wissen, was er beabsichtigt” ist [u|U]nsinn. Zu sagen “Nur er kann wissen, was er tun wird” ist falsch. Denn
seine Vorhersage
die Voraussage
, die im Ausdruck der Absicht liegt (z.B. “So wie es 5 Uhr schlägt, gehe ich nach Hause.”) mag nicht zutreffen, & ich
mag
kann
wissen, was was er wirklich geschehen wird. tun wird. // & ein Andrer mag wissen, … //

 
  L.L.  
  Zwei Dinge aber sind wichtig. Daß ich er seine meine Handlungen in vielen Fällen nicht voraussehen kann, in denen er ich sie in der durch die Absicht voraussiehtsehe. Und daß
die Vorhersage
der Ausdruck
der Absicht nicht auf der Grundlage ruht, auf der des Andern Voraussage ruht. // Und daß die Voraussicht, die in
meiner
der
Absicht liegt, nicht auf
derselben
der
Grundlage ruht, wie des Andern Vorhersage meiner Handlungen. // // Und daß die Vorhersage, die im Ausdruck meiner Absicht liegt, nicht auf der gleichen Grundlage ruht, wie des Anderen Vorhersage meiner Handlung[;| ,] & (daß) die Konsequenzen aus diesen Vorhersagen verschieden sind. //
 
  L.L. /  
20.2.
  Vom Glauben, von der Sicherheit möchte man manchmal sagen, sie seien
Tönungen
Farbtöne
des Gedankens: Und sie drücken sich ja wirklich oft im Ton der Rede aus. // [:|;] und Und es ist wahr: sie haben einen Ausdruck im Ton der Rede. // Denk aber nicht ˇan sie als ‘Gefühle’, die unsre Worte begleiten. Frag nicht “Was geht da in uns vor, wenn wir sicher sind, …?” – sondern: Wie äußert sich die Sicherheit
im unserm
im
Handeln. // die Sicherheit, die Überzeugung, in dem Handeln des Menschen. //
 
   
  Wäre es richtig, zu sagen, daß das Sprachspiel des Aussprechens des Motivs von der Seite des ‘Andern’ gleich dem des Aussprechens der Ursache ist, aber nicht von der Seite dessen, der sein Motiv gesteht.
24


 
  L.L. /  
21.2.
  Was ist der Unterschied zwischen Motiv & Ursache? – Wie findet man das Motiv
?
,
& wie die Ursache?
  [Bemerkung über die ‘Methoden’ der Längenmessung.]

 
  L.L. /  
  Die
unsägliche
unendliche
Verschiedenheit aller
unsrer
der
tagtäglichen Sprachspiele kommt uns gar nicht zu Bewußtsein, weil die äußern Formen unsrer Sprache alles gleichmachen.

 
   
22.2.
  Denke, Menschen würden das Wetter beurteilen; & zwar sagt Einer “Es schaut im Westen gelb aus, das ist ein gutes Zeichen. Es wird schön bleiben.” Und er handelt dementsprechend. Ein Andrer sagt “Nein. Im Norden ist es grau. Ich bin überzeugt, es kommt Regen” – Und handelt danach. Ein Dritter hat wieder andere Kriterien für seine Prognose, etc. etc.. Alle diese Leute könne doch ihrer Sache sicher sein. Und die Sicherheit wird sich in ihren Handlungen ausdrücken. Ja hätten sie, statt aller Kriterien, nicht einfach den Himmel anschaun, & sagen können: “Ich habe den bestimmten Eindruck, es wird …”?

 
   
  Und nun: Mehrere Leute betrachten einen Kranken (oder, der sich krank stellt); der Eine hat den Eindruck, er sei wirklich krank, der Andre den entgegengesetzten; jeder sagt a) er habe den bestimmten Eindruck, daß … , & handelt danach b) er gibt Gründe für diesen Eindruck an, die aber nur Gründe für ihn sind.
  “Was geschieht da, wenn Einer den Eindruck hat …?” – Unsinn! Wie, wenn die Leute einfach sagten: “Ich wette … , er ist krank”, “Ich wette … , er verstellt sich”?

 
   
  Wenn ich nun glaube, Einer heuchle Schmerz, so glaube ich nicht nur, er habe, keinen. Es
24
ist hier ein bestimmter Verdacht.
  Ich will sagen: Wenn die natürliche Einstelung der Menschen gegen den, der Schmerz äußert, verschieden ist, – die eine kühl & gleichgültig, die andre Mitleidsvoll, etc., – so heißt das noch nicht, Einer glaube, der Mensch verstelle sich.

 
  ? /  
  Wenn nun Einer sagt “Ich glaube, er heuchelt” – was meint er damit? – Nun, er gebraucht ein Wort, welches man in den & den Lagen gebraucht. Er wird, das Spiel
manchmal
vielleicht
so weiterspielen, daß er Vermutungen über das künftige Benehmen des Andern anstellt; das muß aber nicht geschehn.
  Es geht einiges Benehmen & einige Konversation vor sich. Ein paar Sätze, hin & her; & ein paar Handlungen. Das kann alles sein.

 
    
   
  Es kommt mir so vor, als stünde irgendwo ein leeres Schachbrett & daneben liegen Schachfiguren. Wenn ein paar Leute dran vorbeikommen, so stellt etwa der eine 2 oder 3 Figuren auf &
u einer Andrer
der Andre
auch; einer macht einen Zug, es folgt ein Gegenzug, sie machen Gesichter dabei, oder sagen so etwas wie “Das war dumm!” “Siehst Du!” etc. & lassen's dann. Das Ganze wäre unmöglich wenn sie nicht Schach spielen könnten; was vor sich geht aber, ist ein Fragment, oder mögliches Fragment einer Schachpartie.




 
   
¤↺ [Nur im Fluß des Lebens haben die Worte ihre Bedeutung.]

 
   
  Vergleiche nun ‘das Urteil eines Fachmanns” // ein ‘fachmännisches’ Urteil // mit jenen Urteilen über das Wetter.
  Jenes hat für einen Andern als den Ur-
25
teilenden Wert, – dieses ist nur
ein Ausdruck
eine Äußerung
der Stellungnahme des Urteilenden; – es mag dadurch freilich auch auf Andre wirken. Die Sprachspiele sind verschieden.

 
   
  Und natürlich gibt es auch hier Übergänge.

 
  L.L. /  
  Man könnte fragen:
// Gibt es über die Echtheit des Gefühlsausdrucks //
“Gibt es, was die Gefühle eines Menschen betrifft,
ein ‘fachmännisches’ Urteil?” Und die Antwort wäre: Es gibt auch hier, was man ‘Menschen mit besserem’ & ‘Menschen mit schlechterem Urteil’ nennt.

 
   
  Aber es gibt z.B. keine Fachprüfung in Menschenkenntnis.
  (Wie wäre es, wenn's eine gäbe?)

 
   
  Aber worin zeigt es sich, daß [e|E]iner das richtige Urteil hat? Das ist schwer zu sagen. Ich könnte manches anführen; aber es wären nur Fetzen einer Beschreibung. // Darstellung. //

 
   
∣    Das ˇDer Reim von ‘Rast’ & mit ‘Hast’ ist ein Zufall. Aber ein glücklicher Zufall, & Du kannst diesen glücklichen Zufall entdecken. // finden. // I

 
   
  
sei
Man kann einen auch durch Evidenz von ˇdem & dem Seelenzustand des Andern überzeugen,

  Und doch gibt es hier kein Fachstudium.

 
   
  Wie ist es damit
:
,
wenn man gewisse Regeln geben kann aber doch nur wenig & solche die [e|E]iner durch Erfahrung
25
ohnehin zumeißt erlernt, – wenn aber das wichtigste Übrige unwägbar ist??

 
  /  
  Was heißt “unwägbare Evidenz”? (Sein wir ehrlich!)

 
   
  Ich sage Einem, [I|i]ch habe Gründe für diese Behauptung, oder Beweise für sie, aber sie seien ‘unwägbar’.
  Nun, ich habe z.B. den Blick gesehen, den der eine dem andern zugeworfen hat. Ich sage “Hättest Du ihn gesehen, so würdest Du dasselbe sagen”. [Aber es ist hier noch eine Unklarheit.] Ich kann vielleicht ein andermalt diesen Blick sehen lassen & er ist dann überzeugt. Das wäre eine Möglichkeit.
  Ich mache zum Teil Vorhersagen des Benehmens (“[s|S]ie werden heiraten, [,| )] sie wird ihn dazu bringen.”) zum Teil auch nicht.

 
  /  
  Die Frage ist: Was leistet die unwägbare Evidenz? Mit welchem Rechte nennt man
sie
das
“Evidenz”?
  (Vergleiche den Fall der Wetterbeobachterbeurteiler mit dem des Menschen, der das Leiden eines andern beurteilt.)

 
   
23.2.
  Ein wichtiges Faktum ist hier, daß wir gewisses nur durch lange Erfahrung lernen & nicht durch einen Kurs in einer Schule. Wie
entwickelt
lernt
man z.B. einen Kennerblick? Es sagt Einer z.B.: “Dieses Bild ist nicht von dem & dem Meister” – er macht also eine Aussage, die sich kein ästhetisches Urteil ist, sondern vielleicht durch Dokumente bewiesen werden kann. Er mag nicht einmal im Stande sein, sein Urteil klar zu begründen. – Wie hat er es gelernt. Konnte jemand es ihn lehren? O ja. – Nicht so, wie man rechnen lehrt. Es bedurfte
26
langer Erfahrung. D[a|.]h., [D|d]er Lernende mußte vielleicht wieder & wieder eine Menge Bilder verschiedener Meister betrachten & vergleichen. Dabei konnte man ihm Winke geben. Nun das war der Prozess des Lernens. Dann aber betrachtete er das ein Bild & gab ein Urteil ab. Er konnte wahrscheinl◇◇◇ in den meisten Fällen Gründe für sein Urteil abgeben aber sie waren in den meisten Fällen nicht überzeugend.

 
   
  Betrachte das Lernen – und das Resultat des Lernens.

 
   
  Der Kenner könnte sich z.B. einer Jurie nicht verständlich machen. D.h. sie würden seinen Ausspruch aber nicht seine Gründe verstehen. Dem andern Kenner kann er die Andeutungen geben, die dieser versteht.


 
  L.L. /  
  Aber will ich etwa sagen, die Sicherheit der Mathematik beruhe auf der Zuverläßigkeit von Tinte & Papier? Nein. (Das wäre ein circulus vitiosus) Ich habe nicht gesagt warum es zwischen den Mathematikern nicht zum Streit kommt, sondern nur daß es nicht zum Streit kommt.

 
  L.L.  
  Es ist wohl wahr daß man mit gewissen Arten von Papier & Tinte nicht rechnen könnte, wenn sie sie nähmlich gewissen ˇseltsamen Änderungen unterworfen wären, aber daß sie sich ändern könnte ja doch wieder nur durch das Gedächtnis & den den Vergleich mit andern Rechenmitteln gezeigt werden // sich ergeben // . Und diese kann man ja nicht wieder an etwas anderm prüfen. // Und wie will man diese wieder prüfen? //

 
  L.L.  
  Hat es Sinn zu sagen, die Menschen stimmen in Bezug auf ihre Farburteile
26
im allgemeinen überein?? Wie wäre es wenn's anders wäre? Der Eine würde sagen, die Blume sei Rot, die der andre für als blau hält ausspricht etc. – Aber mit welchem Recht könnte man nun diese Leute Wörter “rot” & “blau” mit ˇdieser Menschen unseren Worten Farbwörter nennen? Warum sollen wir sagen, sie hätten die gleiche Bedeutung? Wir können das eine & das andere sagen.
  Der Begriff ist nun geändert & es gibt Gründe, ihn noch als denselben anzusprechen, & Gegengründe.

 
  L.L. /  
  Aber wie ist es damit: “Es kommt über Farburteile im allgemeinen nicht zum Streit”? Es gibt ‘Farbenblindheit’ & Mittel sie festzustellen.
  Ist jener Satz nicht einer über den Begriff des Farburteils?

 
  L.L.  
24.2.
  Wenn nicht Übereinstimmung in den Farburteilen bestünden, wie erlernten
wir
Menschen
siedie Leute
denn die Farbwörter // Farbnamen // gebrauchen? Mit welchem Recht könnten wir den
Wortgebrauch
Gebrauch
, den sie lernen, den der ‘Farbnamen’ nennen? // die Technik, die sie lernen, den Gebrauch der … //
  Aber hier gibt es natürlich Übergänge.

 
  L.L.  
  Und diese Überlegung muß für die Mathematik gelten: Gäbe es unsere mathematische Sicherheit nicht, so würden die Menschen auch nicht die gleiche Technik lernen, die wir erlernen. Sie wäre von der unsern mehr, oder weniger verschieden, & im Grenzfalle bis zur Unkenntlichkeit.

 
  L.L.  
  “Die Mathematische Wahrheit ist doch unabhängig davon, ob Menschen sie erkennen, oder nicht!” – Gewiß, : “Die Menschen glauben, daß 2 x 2 = 4 ist” & “2 x 2 = 4” haben nicht den gleichen Sinn. Dieser ist ein mathematischer Satz,
27
jener, wenn er überhaupt einen Sinn hat, kann etwa heißen, daß die Menschen auf den mathematischen Satz gekommen sind. Die Beiden haben gänzlich verschiedene Verwendung. – Aber was würde nun das heißen: “Wenn auch alle Menschen glaubten, 2 x 2 sei 5, so wäre es doch 4”? // doch 4!” – // Wie sähe denn das aus, wenn ˇalle Menschen
dies
das
glaubten? (Nun), es wäre e
Ich
ich
kann
etwa
nur
sagen, könnte mir nur vorstellen, es wäre ein andrer Kalkül. Wäre es falsch! Ist eine Königskrönung falsch? Höchstens nutzlos. Und vielleicht auch das nicht.

 
  L.L.  
  Mathematik ist freilich, in einem Sinne, eine Lehre, aber doch auch ein Tun. Und einen ‘falschen Zug’ kann es nur als Ausnahcme geben; denn würde, was wir jetzt so nennen, die Regel, so hörte damit das Spiel auf, worin es ein falscher Zug war.

 
   
25.2.
Telephongespräch mit Gretl (in England). Sie hat ˇüber's Telephon in Wien gehört, Minin[t|g] liege im Sterben, erkenne niemand mehr, schlummere friedlich. – Ringsherum werden die Wurzeln abgeschnitten, an denen mein eigenes Leben hängt. Meine Seele ist voller Schmerzen.



 
   
Sie hatte vielseitiges Talent & Verstand. Aber nicht nackt zu Tage liegend, sondern verhüllt; wie die menschlichen Eigenschaften liegen sollen.

 
  L.L.  
26.2.
  Zur ‘unwägbaren Evidenz’ gehört gewiß gehören die Feinheiten ders Tons, ders Blicks, die der Gebärde.
  Ist es hier nicht wirklich, als sähe man das Arbeiten des Nervensystems,. [d|D]enn ich möchte wohl, daß meine geheuchelte Gebärde ganz
einer
der
echten gleicht, aber es geschieht eben doch nicht das Gleiche.

 
  L.L.  
  Ich kann den echten Blick der Liebe erkennen, ˇihn vom verstellten unterscheiden. Und ich kann ihn doch dem Andern auf
27
keine Art beschreiben. Hätten wir etwa einen großen Maler hier, so wäre es denkbar, daß
dieser
er
solcher in Bildern
einen
den
echten &
einen
den
geheuchelten darstellte, oder es ließe sich eine solche Darstellung im Film denken, – auf sie
gestützt
aufgebaut
vielleicht auch eine Beschreibung in Worten.

 
  L.L.  
  Frage Dich: Lege Dir die Frage vor: Wie lernt der Mensch, einen ‘Blick’ für etwas kriegen? & wie verwendet er läßt sich dieser Blick verwenden. // & wie kann man einen Blick verwenden? //

 
   
27.2.
  Mit welchem Recht kann man sagen, ein Kind müsse manches lernen, ehe es heucheln kann? (‒ ‒ ‒ Ehe es einen Rechenfehler machen kann.)

 
   
  Jemand sagt von seinem Kind “Heute hat es zum ersten Mal geheuchelt”. Das kann man sich leicht vorstellen. Aber nicht, wenn er sagt “Heute war es zum ersten Mal aufrichtig.” – obwohl man doch vom Neugeborenen nicht sagen könnte, es sei aufrichtig. Und doch kann man wieder sagen “Mein Kind ist jetzt schon entschieden aufrichtig”.

 
   
  Wenn man nun fragt “Was muß es lernen, um aufrichtig sein, zu können?” – erhält man vielleicht so eine Antwort wie: “Es muß eingesehen haben, daß Unaufrichtigkeit schlecht ist” – oder irgend eine Antwort, die das Innere des Kindes beschreibt, die inneren Requisiten.

 
   
  Auch boshaft, freundlich, dankbar, kann ja das neugeborne Kind nicht sein. Erst in einem komplizierten Muster des Benehmens gibt es Dankbarkeit.
  Wenn eine Figur nur aus [z|d]rei Geraden
28
besteht, so kann sie weder ein regelmäßiges noch ein unregelmäßiges Sechseck sein.

 
   
  Wir sagen doch gewiß normalerweise nur von dem, er sei aufrichtig, der sprechen kann. Und wenn daraus auch nicht folgt, daß der Begriff ‘aufrichtig’ dort unanwendbar wäre, wo keine Sprache ist, so doch das, daß dieser Begriff erst dort nicht ohne jede Schwierigkeit anzuwenden ist.

 
   
  Der Erwachsene kann freilich, ohne ein Wort zu sprechen, durch Mienen, & Gebärden & unartikulierte Laute heucheln, oder aufrichtig sein.

 
   
∣   In Beethovens Musik findet sich zum ersten Mal, was man den Ausdruck der Ironie nennen kann. Z.B. im ersten Satz der Neunte[m|n] ˇund zwar ist er bei ihm eine fürchterliche Ironie, etwa die des Schicksals. – Bei Wagner kommt die Ironie wieder, aber in's Bürgerliche gewendet.
  Man könnte wohl sagen, daß Wagner & Brahms, jeder in andrer Art, von Beethoven nachgeahmt haben; aber was bei ihm kosmisch war,
wird
ist
bei ihnen Ausdruck irdisch.
  Es kommen bei ihm die gleichen Ausdrücke vor, aber sie folgen andern Gesetzen. ∣

 
   
∣   Das Schicksal spielt ja auch in Mozarts oder Haydens Musik keinerlei Rolle. Damit beschäftigt sich diese Musik nicht.
  Dovey, dieser Esel, sagt einmal dies, oder etwas Ähnliches, habe damit zu tun, daß Mozart Lektüre einer gewissen Art gar nicht zugänglich gewesen sei. Als ob es ausgemacht wäre, daß nur die Bücher die Musik der Meister bestimmt hätten. Freilich hängen Musik & Bücher zusammen. Aber wenn Mozart in seiner
28
Lektüre nicht große Tragik fand, fand er sie darum nicht im Leben? Und sehen Komponisten immer nur durch die Brillen der Dichter? ∣

 
  /  
  Denk Dir ein neugebornes Kind, das zwar freilich nicht reden könnte, aber das Mienen- & Gebärdenspiel der Erwachsenen hätte!

 
  /  
  Erst in einem komplizierten Ausdrucksspiel gibt es Heuchelei & ihr Gegenteil. (Wie erst in einem Spiel einen falschen, oder richtigen Zug.)

 
  /  
  Und wenn sich
ein
das
Ausdrucksspiel entwickelt, so kann ich freilich sagen, es entwickle sich eine Seele, ein Inneres. Aber es
erscheint hier
ist nun
das Innere nicht mehr
als das primum movens
die Ursache
des Ausdrucks. // (Sowenig wie das mathematische Denken das Rechnen erzeugt, die Triebkraft des Rechnens ist. Und dies ist eine Bemerkung über Begriffe.)

 
  /  
Einen dreifachen Kontrapunkt gibt es nur in einer ganz bestimmten musikalischen Umgebung.

 
   
  Denk Dir, Einer verstecke seine Absicht, indem er einen geschriebenen Plan versteckt.

 
   
28.2.
  ‘Der Schmerz das Wichtige – die Klage das Unwichtige’ – Nun, ich will, daß er von meinen Schmerzen Notiz nimmt, nicht von den Klagelauten. Und wie nimmt er von meinen Schmerzen Notiz?

 
   
  Es scheint,: hier ist ein Inneres, worauf das ein Äußeres nur unbestimmte Schlüsse zuläßt. Es ist ein Bild & was das Bild rechtfertigt ist offenbar. Die scheinbare Sicherheit der ersten Person, die [u|U]nsicherheit der dritten.

29


 
  C ∫  
  ‘Die zureichende Evidenz geht,
// unmerkbar //
ohne scharfe Grenzen zu haben
, in die unzureichende über.’ Die Grenzen sind verschwommen. Und doch gibt es Evidenz. Das Spiel ist unregelmäßig. ⌊⌊Die zureichende Evidenz ist von der unzureichenden durch keine klare Grenze // über verschwommene Grenzen // geschieden. Und doch gibt es hier Evidenz⌋⌋

 
   
  Die Beurteilung der Fälle
schwankt
ist schwankend
, die Begriffe elastisch wie
unsre
die
natürliche Stellungnahme zum Andern.

 
   

Es scheint, daß ich nicht mehr arbeiten kann, & zwar macht es mir den Eindruck, daß ich nicht nur an einer kurz vorübergehenden Müdigkeit leide. Ich glaube die Anstrengung, die Arbeit & die Sorgen & Krankheit haben mich für auf längere Zeit hin arbeitsunfähig gemacht. Ich bin in der schlimmen Lage, kein Mittel zu haben, um mich zu erholen.
 
   
1.3.
  Der [S|s]eelenvolle Ausdruck in der Musik. Er ist nicht nach Graden der Stärke & des Tempos zu beschreiben. Sowenig wie das der seelenvolle Gesichtsausdruck durch räumliche Maße. Ja er ist auch nicht durch einen genaue Paradigma zu erklären, denn das gleiche Stück kann auf unzählige Arten mit echtem Ausdruck ges[t|p]ielt werden.

 
  /  
  Und wie sähe nun das Gegenteil aus? – Man könnte die Traurigkeit z.B. mit derselben Sicherheit feststellen, mit der man eine Halsentzündung etwa feststellt. – Aber was wäre nun das für ein Begriff der Traurigkeit? Der unsere?

 
   
  Warum nicht? Wer ˇbei einem bestimmten Anlaß dieses Gesicht macht, sich so hält, etc., von dem können wir all das mit Bestimmtheit voraussagen, was wir (in der Welt, wie sie jetzt ist) von einem wahrhaft Traurigen erwarten.
29


 
   
2.3.
Fühle mich müde & krank. Will nicht versuchen zu arbeiten, wenn es mir nicht leicht fällt, weil sonst ja doch nichts herauskommt.

 
  C  
  Worin besteht unsre Unwissenheit über die Seelenzustände & Vorgänge im Andern? Denn sie ist aus mehrerem zusammengesetzt. // Unsere ‘Unwissenheit’ darüber, was im Andern vorgeht ist nicht eines, sondern besteht aus verschiedenen Unwissenheiten. // Wir können nicht an seinem Äußern ablesen, was er zu sich selbst sagt. Wir können das, was er sagt oft nicht verstehen. Wir können seine Absichten nicht erraten. ˇWir wissen oft nicht in welcher Stimmung er sich befindet.

  Die Unwissenheiten sind von verschiedener
Kategorie
Art
; & & wenn man sie sich behoben denkt, dann würden sie auf verschiedene Weise behoben.

 
   
  Was heißt es z.B., die Stimmung des Andern mit Sicherheit kennen?
  Nun, man denkt sich, Einer könnte sie nur vom Gesicht ablesen. – Aber die Absicht auch?! Warum dann nicht ebensogut an den Händen, oder Kleidern? – Aber man könnte sich ein Mittel denken, die Absicht zu erfahren. Man fragt ihn nach seiner Absicht & kann mit Sicherheit erkennen, wenn er lügt & etwa auch, was ihm dann durch den Kopf geht. Aber wenn ˇnun die Absicht in diesem Moment ˇsozusagen nur als Disposition vorliegt, ◇◇◇ wenn sie nicht gedacht wird? – Hier wäre es also vielleicht nötig, daß ich ihn schon vorher beobachtet hätte!

 
   
  “Das Innere ist mir verborgen” – ist das nicht ebenso vag, wie der Begriff des ‘Inneren’?
  (Denn bedenk nur: das Innere ist ja
30
◇◇◇ Empfindungen & Gedanken & Vorstellungen & Stimmung & Absicht u.s.f..)

 
   
  Du errätst ja auch seine Absicht, seine Empfindungen, seine Gedanken, seine Stimmung nicht in gleicher [w|W]eise.

 
  C  
3.3.
  Ich weiß auch seine Handlungen nicht voraus wie die meinen, & ich habe andere Mittel meine Absicht zu bilden, als er, sie zu erraten.
  Auch wenn ich keine positive Absicht habe, kann ich negative Absichten haben; ich weiß nicht, was ich tun werde, bin aber schon entschieden, daß ich das & das nicht tun will.

 
   
∣   Wenn einem unter Tags ein Traum der letzten Nacht einfällt, an den man ˇfrüher im Wachen nie gedacht hatte, so ist das ein seltsames Erinnern. ‒ ‒ ‒ ∣

 
  /  
  Der Gegensatz zu meiner Unsicherheit bezüglich dessen, was in ihm vorgeht, ist nicht seine Sicherheit. Denn ich kann der Gefühle des andern auch sicher sein, aber darum sind es nicht die meinen.

 
   
  “Ich kann die Gefühle des Andern nur erraten” – hat das wirklich Sinn, wenn man
ihn
den Andern
z.B. mit schweren Verletzungen in furchtbaren Schmerzen sieht?

 
   
War zehn Tage lang mit Ben zusammen. Schöne Zeit. Immer liebevoll … War nicht mehr gesund, schlechter Schlaf. – Weiß nicht wie's weitergehen wird.

 
   
16.3.
  Der Traum eine Haluzination? – Die Erinnerung an den Traum ist wie die Erinnerung an eine Haluzination, oder viel-
30
mehr: wie die Erinnerung an ein wirkliches Erlebnis. Das heißt, man möchte z.B. manchmal sagen: “Ich habe gerade das & das gesehen”, so als hätte man's wirklich gerade gesehen.

 
   
Oft ist meine Seele wie tot.

 
   
  Das Wesen Gottes verbürge seine Existenz – d.h. eigentlich, daß es sich hier um eine Existenz nicht handelt.

 
   
  Könnte man denn nicht auch sagen, das Wesen der Farbe verbürge ihre Existenz? Im Gegensatz etwa zum weißen Elephanten. Denn es heißt ja nur: Ich
kann
könnte
nicht erklären, was ‘Farbe’ ist, was das Wort “Farbe” bedeutet, außer an der Hand der Farbmuster. (Es gibt also hier nicht ein Erklären, ‘wie es wäre, wenn es Farben gäbe’.

 
   
  Und man könnte nun sagen: Es läßt sich beschreiben, wie es wäre, wenn es Götter auf dem Olymp gäbe – aber nicht: ‘wie es wäre, wenn es Gott gäbe’. Und damit ist damit wird der Begriff ‘Gott’ näher bestimmt.

 
   
  Wie wird uns das Wort “Gott” beigebracht (d.h. sein Gebrauch)? Ich kann davon nur keine ausführliche ˇsystematische Beschreibung geben. Aber ich kann sozusagen Beiträge zu der Beschreibung
machen
lieferngeben
; ich kann darüber manches sagen &
vielleicht
etwa
mit der Zeit eine Art Beispielsammlung anlegen.

 
   
  Bedenke hier, daß man in einem Wörterbuch vielleicht gern solche Gebrauchsbeschreibungen gäbe, in Wirklichkeit aber nur einige wenige Beispiele & Erklärungen gibt.
31
Ferner aber, daß mehr auch nicht nötig ist. Was wäre der Nutzen könnten wir mit einer ungeheuer langen Beschreibung anfangen? – Nun wir könnten nichts mit ihr anfangen, wenn es sich um den Gebrauch von Wörtern uns geläufiger Sprachen handelte. Aber wie, wenn wir so eine Beschreibung des Gebrauchs eines Assyrischen Worts vorfänden? Und in welcher Sprache? Nun, in einer andern uns bekannten. – In der Beschreibung wird oft das Wort “manchmal” vorkommen, oder “öfters”, oder “für gewöhnlich”, oder “fast immer”, oder “fast nie”.

 
  /  
  Es ist schwer, sich ein gutes Bild einer solcher Beschreibung zu machen.

 
   
  Und ich bin im Grunde doch ein Maler, & oft ein sehr schlechter Maler.

 
   
  Denk z.B. an die Beschreibung von ‘Anlässen’. Ist es denn klar, daß Einer die Beschreibung des ‘Kummeranlasses’ verstehen muß? Denn die [a|A]nlässe zum Kummer sind ja mit 1000 andern Mustern verwoben. Ist es klar, daß Einer die Technik, die Bezeichnung dieser Art von Muster zu gebrauchen, muß lernen können? Daß er es aus den andern Mustern wie wir herausklauben kann?

 
   
  Es gibt hier aber einfache & kompliziertere Fälle; & das ist für den Begriff wichtig. // Es gibt aber hier klare, einfache Fälle, & verwickelte & unklare Fälle; … // Jemand verbrennt sich & schreit auf; nur das unter sehr seltenen
Umständen
Fällen
würde man sein Benehmen “Verstellung” nennen. Ja hier könnte ein Arzt
31
uns sagen, nur unter den & den Umständen könnte es [v|V]erstellung sein.

 
  ? /  
20.3.
Die Beschreibung des Wortgebrauchs. Das Wort wird ausgesprochen – in welcher Umgebung? Wir müssen also etwas [c|C]harakteristisches [a|i]n diesen einzelnen Vorfällen finden, eine Art Regelmäßigkeit. – Nun lernen wir aber den Wortgebrauch nicht mit Hilfe von Regeln. Wie könnte ich ˇEinem denn eine Regel dafür geben, in welchen Fällen er zu sagen hat, er habe Schmerzen! – Dagegen aber gibt es eine ungefähre Regel Gesetzmäßigkeit in dem Gebrauch, den ein Mensch tatsächlich von dem Worte macht.

 
  ? /  
  Ich will also sagen: es ist von vornherein nicht ausgemacht, daß es so etwas gibt, wie ‘eine allgemeine Beschreibung der Verwendung eines Worts’.
  Und wenn es also doch etwas derartiges gibt, – so ist nicht ausgemacht, wie bestimmt eine solche Beschreibung sein muß.

 
   
  Unter welchen Umständen (äußeren Umständen) nennt man etwas eine Schmerzäußerung? (Denn das
bleibt
ist
doch eine wichtige Frage
, –
,
// Frage. Auch… // , wenn man sagt daß der wahren Schmerzäußerung etwas ◇◇◇ Inneres entspricht.)

 
   
  Und kann ich nun diese Umstände beschreiben? – und warum nicht? Ich könnte Beispiele geben, das ist klar. Wie kann ich denn lernen die Umstände zu beschreiben? Hat man mich's denn gelehrt? Oder was müßte ich dazu beobachten?

32


 
   
  Und das Gleiche gilt von den äußeren Anzeichen der ‘Verstellung’.

 
   
  Und wenn ich mir nun eine Aufzählung solcher Umstände denke, für wen wäre sie von Interesse? – Ja einzelne Apercus haben wohl Interesse. Aber wäre eine Aufzählung interessant, die Vollständigkeit anstrebte? Könnte man sie praktisch brauchen? – So funktioniert dieses Spiel gar nicht.

 
   
22.3.
  Es ist hier nichts versteckt, & nähme ich an, es sei etwas versteckt, so hätte die Kenntnis dieses Versteckten kein Interesse.
  Ich kann aber meine Gedanken vor ihm verbergen, indem ich ein Tagebuch verstecke. Und hier verstecke ich etwas, dessen Kenntnis für ihn von Interesse sein könnte.

 
   
  Zu sagen, meine Gedanken seien ihm unzugänglich, weil sie im Innern meines Geistes // meiner Seele // stattfänden, ist ein [p|P]leonasmus.

 
   
  Was ich im Stillen zu mir selbst sage, ist ihm nicht bekannt: aber es kommt wieder nicht auf
einen
den
‘seelischen Vorgang’ dabei an, wenn auch hier ein physischer Vorgang stattfinden mag, der, wenn er dem Andern bekannt wäre, die laute Rede ersetzen könnte. Man könnte also auch hier einen physischen Vorgang versteckt nennen.

 
   
  “Was ich im Stillen bei mir denke // zu mir sage // ist ihm verborgen” kann nur heißen, er könne es nicht erraten, aus dem & dem Grunde nicht erraten;
32
nicht aber, er könne es nicht wahrnehmen, weil es in meiner Seele ist. // …, er könne es nicht erraten; aus
physischen Gründen
dem & dem physischen Grunde
nicht erraten; nicht
aus dem Grunde
darum
, darum weil es in meiner Seele ist. //

 
   
  Man sieht ein Gesicht an & sagt “Was geht wohl hinter diesem Gesicht vor?” – Aber man muß das nicht
denken
sagen
. Man muß das Äußere nicht als die Front betrachten hinter der die geistigen Kräfte wirken. // Aber so muß man nicht denken. Und wenn jemand mit mir offenbar rückhaltlos spricht, so bin ich auch gar nicht versucht so zu denken. //

 
   
20.5.
  Wie ist es denn, wenn Leute nicht den gleichen Sinn für Humor haben? Sie reagieren nicht richtig auf einander. Es ist, als wäre es unter gewissen Menschen Sitte einem Andern einen Ball zuzuwerfen, welcher ihn auffangen & zurückwerfen soll; aber gewisse Leute würfen ihm nicht zurück sondern steckten ihn in die Tasche.

 
   
Oder, wie ist es, wenn Einer den Geschmack des Andern gar nicht zu erraten versteht

 
   
  Die Idee vom Geist des Menschen, den man sieht oder nicht sieht, ist sehr ähnlich der der Wortbedeutung, die als ein Vorgang oder Objekt beim Wort steht.

 
   
  Ein in uns festes Bild kann man freilich dem Aberglauben vergleichen, aber doch auch sagen, daß man immer auf
33
irgend einen festen Grund kommen muß, sei er nun ein Bild, oder nicht, & also sei ein Bild am Grunde alles Denkens zu respektieren & nicht als ein Aberglaube zu behandeln.