Band “S”
|
15.1.49. War diese Woche krank.
Magen-Grippe. Kann auch
jetzt noch nicht arbeiten, & wer weiß ob es wieder gehen
wird. |
Ich will die
Aspekte ‘schwarzes Kreuz’, ‘weißes
Kreuz’ zur Abkürzung die Hauptaspekte des
Doppelkreuzes nennen. Ebenso von 2 Hauptaspekten der
Stufe reden. Es ist ein fundamentaler Unterschied zwischen ihnen & dem Aspekt des Dreiecks z.B. als umgefallenes Dreieck. |
Der Unterschied liegt in der
Beschreibung zur Mitteilung des Aspekts. |
Den
Aspekterlebnissen ist gemeinsam die Form des || ihres Ausdrucks: “Ich
sehe es jetzt als das” oder
„Ich sehe es jetzt so” oder
“Jetzt ist es das – jetzt
das” oder “Ich höre es jetzt
als … ; früher hörte ich es
als …”. Die Erklärung aber dieser
‘das’ &
‘so’ ist in
verschiedenen Fällen von
sehr || ganz verschiedener Art.
|
Zum Sehen des Dreiecks als
halbem || halbes
Parallelogramm gehört Vorstellungskraft, zum
Sehen der Hauptaspekte des Doppelkreuzes nicht. |
Diese scheinen fundamentalerer Art, als
jener. |
Den
‘H. & E. Aspekt
kann nur sehen, || sehen’ kann nur,
wer die Gestalten jener Tiere innehat; die
Hauptaspekte des
Doppelkreuzes (& der Stufe) könnten sich
in primitiven Reaktionen des Kindes äußern || ausdrücken, das noch nicht sprechen
kann. || ; die Hauptaspekte des Doppelkreuzes
könnten ihren Ausdruck in primitiven Reaktionen des Kindes haben,
das noch nicht sprechen kann. 1 |
‒ ‒ ‒ Jene
beiden Aspekte des Doppelkreuzes || A (Ich will sie die Aspekte
A nennen) ließen sich z.B.
einfach dadurch mitteilen, daß der Betrachter abwechselnd auf ein
freistehendes weißes & auf ein freistehendes schwarzes
Kreuz zeigt. Ja, man könnte sich denken, daß dies eine primitive Reaktion eines Kindes wäre, das noch nicht sprechen kann. Bei der Mitteilung der Aspekte A wird also auf einen Teil der Doppelkreuzfigur hingewiesen. Den H. & E. Aspekt könnte man auf analoge Weise nicht beschreiben. |
Nur von dem werden wir sagen, er sehe die Aspekte
H. & E., der || der
‘sieht die Aspekte H. &
E.”, der die Gestalten jener
beiden Tiere innehat. Analoge Bedingungen || Eine analoge Bedingung gibt es für die Aspekte
A nicht. |
Den
H. & E.-Kopf kann jemand
für das Bild eines Hasen halten, das Doppelkreuz für das
Bild eines schwarzen Kreuzes, aber die bloße Dreiecksfigur nicht
für das Bild von etwas Umgefallenen.
Diesen Aspekt des Dreiecks zu sehen, braucht es
Vorstellungskraft. |
Wer || Wen das Würfelschema täuscht, so
daß er es für einen Würfel
hält, der sieht es vor allem als diesen Würfel, ob er es auch
später anders zu sehen versuchen, & es ihm auch
gelingen kann. (Vergleich mit dem
Doppelkreuz.) |
Die Aspekte des Doppelkreuzes || A
sind nicht wesentlich räumliche Aspekte. Ein
schwarzes Kreuz auf weißem Grunde ist nicht notwendigerweise
ein schwarzes Kreuz das auf einer weißen Fläche liegt.
Man könnte Einem diesen || den Begriff
beibringen, indem man ihm nur auf Papier gemalte schwarze Kreuze
zeigt || ohne ihm je andere, als auf Papier
gemalte schwarze Kreuze zu zeigen; vorausgesetzt
daß die Umgebung dieser Kreuze wechselt & das Kreuz das
Wichtige 2 an dem Wahrgenommenen
ist: Läßt man es z.B.
kopieren, so wird immer, oder vor allem, das Kreuz kopiert,
etc.. Die Aspekte A hängen nicht in gleicher Weise mit einer Täuschung zusammen, wie die räumlichen Aspekte des Würfelschemas. || der Stufe. |
17.1. ∣ Es gibt
wirklich die Fälle, in denen einem || Einem der Sinn dessen, was man || er sagen will,
viel klarer vorschwebt, als er || man ihn in Worten
auszudrücken vermag. (Mir geschieht dies sehr
oft.) Es ist dann, als erinnerte man sich
deutlich eines Traumes, könnte ihn aber nicht gut
erzählen. || als sähe man deutlich ein Traumbild vor
sich, könnte es aber nicht gut beschreiben, daß der
Andre es auch sieht. Ja, das Bild steht für den
Schreiber (mich) oft bleibend hinter den Worten, so daß sie
es für mich zu beschreiben scheinen.
|
∣ Ein
mittelmäßiger Schriftsteller muß sich
davor hüten, einen rohen, inkorrekten
Ausdruck zu schnell durch einen korrekten zu ersetzen.
Dadurch tötet er den ersten Ausdruck || Einfall, der doch noch ein lebendes Pflänzchen
war. Und nun ist er dürr & gar
nichts mehr wert! || . Man 2 kann ihn nun auf den Mist
werfen; während || . Während
das armselige
Pflänzlein noch immer einen gewissen Wert || Nutzen hatte. ∣ |
“Ich bemerkte die Ähnlichkeit zwischen ihm
& seinem Vater vielleicht für 5
Minuten.” || 5 Minuten lang, dann nicht
mehr.” Das kann || könnte
man sagen, wenn sich sein || das Gesicht
ändert & nur in diesen || während
dieser 5 Minuten seinem Vater ähnlich
sieht || sah. Aber es kann auch
heißen: seine Ähnlichkeit mit dem Vater fiel mir
nur für wenige Minuten || solange
auf, danach vergaß ich sie. || heißen:
Sie fiel mir zuerst für eine kurze Zeit auf, dann nicht
mehr. || heißen:
“Nach 5 Minuten ist mir ihre Ähnlichkeit nicht
mehr aufgefallen, nur zuerst.” |
“Sie fällt mir nicht mehr auf” – aber
was geschieht da, wenn sie mir auffällt? – Nun,
ich schaue das Gesicht an, mit dem Ausdruck des Staunens etwa in
meiner Miene ||
meinen Mienen, vielleicht auch in
Worten. – Aber ist das das Auffallen
der Ähnlichkeit? Nein; das sind
die Erscheinungen des Auffallens, aber diese sind
‘was geschieht’.
‘Auffallen’ ist ein anderer Begriff. – |
‘Denken’ & ‘in der Vorstellung
sprechen’ (ich sage nicht:
“zu sich selbst sprechen”) sind
verschiedene Begriffe. |
Ist das Auffallen Schauen & Denken?
Nein. Viele Begriffe || Viele unsrer Begriffe
kreuzen sich hier. |
“Wenn man die
Bedeutung der Wörter nicht erlebte, wie könnte man
dann über Wortwitze lachen?”
[Hairdresser & sculptor.] –
Man lacht über solche Witze || Wortwitze: & insofern,
z.B. könnte || kann man sagen, man erlebe die
Bedeutung. || Man lacht über Wortwitze
‒ ‒ ‒ & insofern (z.B.) kann man
sagen, man erlebe die Bedeutung. 3 |
Denk nur an die
Worte, die Liebende zu einander
sprechen! Sie sind mit Gefühlen
‘geladen’. Und sie sind gewiß nicht
– wie wissenschaftliche Fachausdrücke – durch
beliebige andere Laute || Lautreihen auf eine Vereinbarung hin zu
ersetzen. Ist das nicht, weil sie
Gebärden || Geste sind? Und
eine Gebärde muß nicht angeboren sein; sie ist anerzogen, aber
eben assimiliert. – Aber ist das nicht
Mythus?! – Nein.
Denn die Merkmale der Assimilation sind eben, daß ich
dies Wort gebrauchen will & lieber keines, als
ein aufgedrungenes verwenden will; & ähnliche
Reaktionen. |
Ein Wort ist uns
z.B. der Träger eines Tons
geworden; & ich kann || wir können nicht,
auf Befehl, ein anderes Wort im selben gefühlten Ton
aussprechen. |
18.1. ∣ Das Veralten
von Schriftstellern, die schließlich etwas waren,
hängt damit zusammen, daß ihre Schriften, von der ganzen
Umgebung ihrer Zeit ergänzt, stark zu den Menschen sprechen,
daß sie aber ohne diese Ergänzung sterben, gleichsam der
Beleuchtung beraubt, die ihnen Farbe gab.
Und damit, glaube ich, hängt die Schönheit mathematischer Demonstrationen zusammen, wie sie selbst von Pascal empfunden wurde. In dieser Anschauung der Welt hatten diese Demonstrationen Schönheit – nicht das, was oberflächliche Menschen Schönheit nennen. Auch ein Kristall ist nicht in jeder ‘Umgebung’ schön – obwohl vielleicht in jeder reizvoll. – ∣ |
∣ Wie sich ganze
Zeiten nicht aus den Zangen gewisser Begriffe befreien können
– des Begriffes ‘schön &
Schönheit’ z.B.. ∣
3 |
Die Ähnlichkeit (z.B.) fällt
mir auf, – & das Auffallen erlischt. Sie fiel mir nur für wenige Minuten auf, dann nicht mehr. |
Was
geschah da? Zuerst blickte ich das Gesicht mit einem
eigentümlichen Ausdruck in meinem an, & hätte
mich jemand gefragt “Warum schaust Du ihn so
interessiert an?”, so hätte ich geantwortet
“Weil er so seinem Vater ähnlich
sieht”. Vielleicht spricht er zu mir & ich
gebe gar nicht recht auf das acht, was er sagt, weil ich nur an diese
Ähnlichkeit denke. – Das ist etwa was mir auf
jene || die Frage, was geschah da?” || da geschah”, einfällt.
|
Aber in dieser Antwort steht ein
heterogenes Element: “& hätte man
mich gefragt …”. Das ist doch nichts, was
‘geschah’ als mir die Ähnlichkeit auffiel. – Ja, auch meine Zerstreutheit ist
nicht von gleicher Art, wie mein Gesichtsausdruck. –
Es bleiben also nur meine Mienen, Gebärden, vielleicht Worte,
die ich zu mir selbst oder Andern sage. |
Das Auffallen
ist dem Denken verwandt. |
Was geschah da? – Wessen entsinne ich
mich? || Wessen kann ich mich
entsinnen? Mein eigener
Gesichtsausdruck kommt mir in den Sinn, ich könnte ihn
nachmachen. || , Hätte Einer, der mich kennt, mein Gesicht
gesehen, er hätte gesagt “Es ist Dir
jetzt etwas an seinem Gesicht aufgefallen.
– || hätte mich gefragt
“Was ist dir an seinem Gesicht
aufgefallen?” Auch Worte fallen
mir ein, die ich bei so einer Gelegenheit || in so einem
Fall, laut, oder zu || in
4 mir selbst spreche.
Und das ist alles. Und ist das das
Auffallen? Nein. |
∣ Mein eigenes
Denken über Kunst & Werte ist weit desillusionierter, als
es das der Menschen vor 100 Jahren sein konnte.
Und doch heißt das nicht, daß es deswegen richtiger
ist. Es heißt nur, daß im Vordergrund meines Geistes
Untergänge sind, die nicht im Vordergrund jener
waren. ∣ |
Bemerken, auf etwas aufmerksam werden,
aufmerken || aufmerksam sein. || , die
Aufmerksamkeit auf etwas richten. |
19.1.
“Siehst Du dies Blatt immer grün,
solange Du es siehst, & sich seine || die Farbe für Dich nicht
ändert?” Hat
diese Frage einen klaren Sinn? Eine Antwort
darauf wäre vielleicht: “Nun, ich
sage mir beim Anschaun des Blattes nicht die ganze Zeit
‘Ach, wie
grün!’”. |
“Bist
Du Dir seiner Farbe die ganze Zeit
bewußt?” Da möchte ich zuerst
sagen: “Gewiß nicht!”
Aber wann & (auf) wie lange bin ich mir ihrer
bewußt? Darüber scheine ich nichts rechtes sagen
zu können; ich weiß nicht welche Kriterien da anzuwenden
sind. Soll ich sagen: “Nur solange,
als ich an sie denke”? |
Es erzählt mir Einer: “Ich sah die
Blume an, dachte aber an etwas anderes & war mir ihrer Farbe
nicht bewußt”. Versteh ich das? – Ich könnte || kann mir
einen sinnvollen Zusammenhang dazu denken; in einem solchen würde es vielleicht
heißen: || es würde etwa weitergehen:
“Dann plötzlich sah ich sie &
erkannte, daß es die war, die || welche
…”. |
Wie ist es aber mit dieser Antwort:
“Hätte ich mich damals abgewandt &
hätte man 4 mich gefragt, welche Farbe
sie hatte, ich hätte es nicht gewußt || sagen
können”? “Er blickte ihn an, ohne ihn zu sehen”. Das gibt es. Aber was ist das Kriterium dafür? Es gibt da eben verschiedene Fälle. |
“Ich habe jetzt mehr auf die Form, als auf die Farbe
geschaut.” Laß Dich durch solche
Redeweisen || Wendungen des
Ausdrucks nicht verwirren. Vor allem, –
denk nicht “was mag da wohl im Auge, oder im
Gehirn vor sich gehen?” |
∣ Sorgen sind wie
Krankheiten; man muß sie hinnehmen: das Schlimmste, was man
tun kann, ist, sich gegen sie auflehnen.!
Sie kommen auch in Anfällen, durch innere, oder äußere Anlässe ausgelöst. Und man muß sich dann sagen: “Wieder ein Anfall.”. ∣ |
∣ Ich habe
Schmerzen. Soll ich schon wieder Medizin nehmen, oder
nicht; soll ich mich einer schweren Operation unterziehen, oder
nicht? Es ist oft schwer zu entscheiden. Oft
kann man nur warten, & im Zweifel warten, das ist
das Schwerste. ∣ |
“Ein im Sehen nachhallender Gedanke” –
möchte man sagen. |
“Das
Wort hat eine Atmosphäre” –
Ein bildlicher Ausdruck; aber ganz
verständlich in gewissen Zusammenhängen.
Z.B.: Das Wort
“radeln || Sabel” hat eine andre
Atmosphäre als das Wort “radfahren ||
Säbel”. Sie haben die gleiche
Bedeutung, insofern als die || sie || beide gleiche Gattungsnamen || Namen der gleichen Art von Gegenständen
sind. Aber was soll man hier sagen? Haben sie verschiedene Bedeutung? || Haben sie die gleiche, oder nicht die gleiche Bedeutung? 5 |
Soll ich nun so
& so viele Arten des Bedeutens
unterscheiden? || Soll ich nun
versuchen, so & so viele Arten des
Bedeutens zu unterscheiden? Das
will ich nicht tun. So eine Klassifikation
kann || könnte nützlich sein für einen
bestimmten praktischen Zweck. Denn für einen solchen
Zweck wäre dann eine – der unzähligen
möglichen Einteilungen – besser || geeigneter als eine andere. || –
einer anderer vorzuziehen. |
Der Botaniker
klassifiziert die Pflanzen; || . Aber um
die endlose || unendliche
Vielgestaltigkeit || Vielgestalt der Pflanzen zu zeigen & die
Vielfältigkeit der feinen Übergänge braucht
es keine Klassifikation. |
Ich sah
das || sein Gesicht so klar (vor mir) wie
früher, – aber die Ähnlichkeit mit jenem || dem andern merkte ich nicht mehr. || fiel mir nicht mehr auf. |
Es
konnte auch die eine Ähnlichkeit für mich zurücktreten
& eine andere mir zum Bewußtsein kommen. |
Nimm doch einmal (als Katalysator) an, || Mach einmal – als Hilfskonstruktion – die
Annahme, gewisse Erinnerungen würden, während
ich sein Gesicht anschaue, bald mehr bald weniger lebhaft. || Erinnerungen wechselten während ich
sein Gesicht anschaue, würden bald
mehr bald weniger lebhaft
& dies sei für den Aspektwechsel || die
Aspektänderung verantwortlich. Soll ich
dann dennoch sagen; || , ich sehe jetzt das eine,
jetzt das andre? |
Ist also das
Bemerken der Ähnlichkeit ein Sehen, oder nicht? Wie
soll ich's
entscheiden? Es sind hier ungleiche, aber verwandte
Begriffe. |
20.1.
Man nimmt durch
das Bemerken des Aspekts eine interne Relation (von
Objekten) wahr & dennoch ist es dem
Vorstellen verwandt. |
21.1. 5
Nur von
Einem, der das & das kann, gelernt hat, beherrscht,
hat es Sinn, zu sagen, er habe Gewisses || das erlebt. |
‒ ‒ ‒Und
sieht man nun die Zaghaftigkeit, oder sieht man sie
nicht? Mit dem Begriff ‘zaghaft’ kann man das visuell Wahrgenommene beschreiben, wie mit dem Begriff ‘Dur’, oder ‘Moll’ das Gehörte. || die Melodie, die ich höre. |
∣ Wissenschaftliche
Fragen || Probleme können mich
interessieren, aber nie wirklich fesseln || intriguieren. Das tun für mich nur
begriffliche & ästhetische
Fragen. Die Lösung wissenschaftlicher Probleme ist
mir, im Grunde, gleichgültig; jener andern Fragen aber
nicht. ∣ |
Wie könnte ich wissen || sehen
daß der Gesichtsausdruck gemein, furchtsam, grausam || kühn, ist, wenn ich nicht wüßte, daß dies ein
Ausdruck, || & nicht
etwa die Anatomie
des || dieses Wesens ist? |
Aber
heißt das nicht nur, daß ich diese Begriffe, die sich
eben nicht nur auf Visuelles beziehen, dann nicht zur
Beschreibung des Gesehenen anwenden könnte?
Könnte ich nicht dennoch z.B.
einen rein visuellen Begriff, sagen wir, des
furchtsamen Gesichts, haben? (Ich könnte
dann ein andres Wort gebrauchen.) |
Ich muß schon
viel wissen || gesehen haben, um eine Schrift
als “kindisch” beschreiben zu können.
Aber kann ich auch sagen: “um sie als
‘kindisch’ sehen zu
können”? |
“Kindisch” kann eine Schrift beschreiben, also
das was ich sehe, aber ‘kindisch’ ist nicht ein rein
visueller Begriff. 6 |
Ist es nun richtig zu
sagen: “Es || Wir
könnten einen rein visuellen Begriff haben, der sich
ganz mit dem visuellen Teil des Begriffs
‘gemein’ (z.B.)
deckt”? |
Ein solcher Begriff wäre dann wirklich mit den Begriffen
‘Dur’ &
‘Moll’ zu vergleichen,
die ja auch einen Gefühlswert haben, aber auch
einzig zur Beschreibung der Struktur des
Wahrgenommenen gebraucht werden können. |
‘Dur’ &
‘Moll’ ist also hier verglichen
mit ‘schiefwinkelig’ &
‘rechtwinkelig’, z.B..
|
Aber wäre er nicht auch richtig zu sagen, daß wer nicht
unsern Begriff des ‘zaghaften’,
‘kindischen’, ‘gemeinen’,
hätte, die Schrift, den Gesichtsausdruck, nicht so
empfinden könnte wie wir, selbst wenn er einen
Begriff hat, der immer dort anwendbar ist, wo
‘zaghaft’ z.B. es
ist? Könnte || Soll ich,
also nicht sagen: || sagen: Die Beiden
sehen das Gleiche, empfinden es aber
anders? Wie sie beide Dur hören, aber es verschieden empfinden können.
|
Denk nur an den Ausdruck “Ich hörte eine
klagende Melodie”! Und nun die
Frage: “Hört er das
Klagen?” |
Und wenn ich nun antwortete: “Nein, er
hört es nicht; er empfindet es (nur)” – was
ist damit getan? Man kann ja nicht einmal ein
Sinnesorgan dieser ‘Empfindung’ angeben.
Mancher möchte nun antworten: “Freilich höre ich's!” – Mancher: “Ich höre es eigentlich nicht.” – Es lassen sich aber Begriffsunterschiede feststellen. 6 |
(Es läßt sich eine Begriffsgrenze ziehen.
Aber woher dann überhaupt die Idee des
‘Empfindens’ des Gemeinen, Furchtsamen
etc.?) (Nun,) wir
reagieren anders auf den zaghaften Gesichtsausdruck, als
der, der ihn nicht als zaghaft (im vollen Sinne des
Wortes) erkennt. – Nun will ich aber
nicht sagen, wir spüren in den Muskeln
& Gelenken diese Reaktion. – Nein, wir haben
hier einen modifizierten Empfindungsbegriff. |
Aber was ist
hier Empfindungsartiges? |
“Du mußt die Traurigkeit dieses Gesichts
empfinden.” (Bei der Betrachtung
eines Bilds.) – Wer sie empfindet macht || ahmt oft das Gesicht mit dem seinen nach. Er ist beeindruckt. Das Bild bringt diese Wirkung in ihm hervor. Am ehesten könnte ich diese ‘Empfindung’ der Schmerzempfindung vergleichen, die auch einen charakteristischen Ausdruck im Mienen- & Gebärdenspiel hat. Und doch ist sie auch dem Sehen verwandt, weil sie (?)‒ ‒ ‒ |
Was
ist der Ausdruck, das Kriterium, dieser Empfindung? Doch
z.B., wie, mit welchem
Ausdruck, Einer die Melodie nachsingen wird. Auch
vielleicht, mit welchem Gesicht; oder || .
Oder: was er über sie sagen wird.
Das ist doch wohl die besondere Beschreibung, die er von ihr
gibt. |
Die Wahrheit ist
doch die: ‘Klagen’ ist ein Begriff der
nicht rein akustisch ist. Ich kann ihn
aber zum Beschreibung von rein Akustischem verwenden.
(“Die Dampfpfeife gibt einen klagenden
Ton”.) Das Wort “klagen”
könnte auch alle seine nicht-akustischen Beziehungen
verlieren & zu 7 einer rein akustischen
Bezeichnung werden. (Wie || Etwa wie
die Worte “to travel”
& “travailler”
ursprünglich eine Beziehung zum Qualvollen hatten, die sie dann
verloren.) |
Man
könnte nun gegen die Bezeichnung “rein
akustisch” Einspruch erheben. Wer sagt was das “rein” Akustische ist? – Nun, “rein akustisch” ist eine Beschreibung, wenn man nach ihr das Gehörte reproduzieren kann & alle andern Beziehungen aus dem Spiel gelassen werden. |
Ich kann doch
einen Sessel beschreiben durch den Begriff “Stil
Ludwig XIV”,
& dem Entgegensetzen eine Beschreibung, die,
etwa durch Zeichnungen, u.a., die Gestalt,
Farbe, etc. wiedergibt || notiert,
ohne Bezug auf eine historische Periode, einen
König, etc.. |
Denke, man fragte:
“Siehst Du den Stil
Ludwig XIV, wenn Du den
Sessel anschaust?” |
Es ist schwer
Begriffsböschungen zu verstehen &
darzustellen. |
22.1. Man kann doch die Frage
beantworten “Wie sieht ein Sessel im Stil
Ludwig XIV
aus?” – oder die, “Wie klingt eine
klagende Melodie?” –
Zeig mir solche Sessel, sing mir solche Melodie
vor! |
Das Adjektiv || Epitheton
“Traurigkeit || traurig”,
auf das Strichgesicht angewendet,
z.B., beschreibt || charakterisiert die Gruppierung von Strichen im
Oval. (Dur, Moll) Angewendet auf den
Menschen hat es eine andere, wenn auch || obgleich
verwandte, Bedeutung. (Das heißt aber
nicht, daß der Gesichtsausdruck dem Gefühl der
Traurigkeit ähnlich sei!) |
Bedenke auch dies: Rot & grün kann
7 ich nur sehen, aber nicht
hören, – die Traurigkeit aber, soweit ich sie in
seinem Gesicht sehen kann, kann ich sie auch in seiner
Stimme hören. |
∣ Viele Knoten
entwirren, das ist die Aufgabe des
Philosophen. ∣ |
Dieses
Gesicht ist unverschämt, dieses Gesicht widert
mich an, dieser Geruch ist abscheulich. Gehört
die Abscheulichkeit zur Geruchsempfindung? Wie
entscheidet man's? Man könnte z.B. so
fragen: “Können zwei Menschen die
gleiche Geruchsempfindung haben, aber
einer sie abscheulich finden, der andre nicht? – Und
was wäre des Kriterium der Gleichheit? –
Sie könnten ihn z.B. mit den gleichen
Gerüchen vergleichen. – Aber es
gibt hier kein anerkanntes Kriterium.
Sehe ich also die Unverschämtheit? Ja & Nein. Beides läßt sich rechtfertigen. |
Eine
Geruchsempfindung || Einen Geruch abscheulich zu
finden, dazu braucht es kein Wissen. |
“Siehst
Du, wenn der Mensch so ist || Du diese Linien
ziehst, wird das Gesicht traurig.”
Was für ein Satz ist das || In welche
Kategorie gehört dieser Satz? Wie verwendet
man ihn? Ich sagte einmal, er sei ähnlich einem
geometrischen. Man könnte aber meinen,
er sei ein psychologischer, also ein Erfahrungssatz.
(Etwa vergleichbar dem: Wenn Du diese
Substanzen mischt, entsteht eine gelbe.) || Wenn Du diese Ingredienzien
dazugibst || hinzufügst, wird die Substanz
gelb.) |
(Könnte der Satz nicht wieder ‘Zwischen
mehrere Spiele’ hineinfallen?) |
∣ Auch wenn man
nicht in Kreisen denkt, so geht man doch, manchmal
geradenwegs aus dem || durch's Walddickicht der Fragen
in's Freie hinaus, manchmal auf
verschlungenen, oder Zickzackwegen, die uns nicht
in's Freie hinaus
führen. ∣ || der Fragen
hindurch in's Freie, manchmal
auf verschlungenen, oder Zickzackwegen, die uns
nicht ins Freie führen.
|
Jener Satz müßte kein
geometrischer sein. Sein Zweck könnte sein,
festzustellen, daß das Gesicht mit diesen Strichen
mir jetzt einen traurigen Eindruck macht.
Aber er könnte auch ungefähr die Rolle eines
geometrischen (unzeitlichen) spielen.
|
Sehr müde. Vor
einer neuen Krankheit? |
23.1.
Man könnte von Einem sagen, er sei für den
Ausdruck in einem Gesicht blind. Aber fehlte
deshalb seinem Gesichtssinn etwas? Aber das ist natürlich nicht einfach eine Frage der Physiologie. Das Physiologische ist hier ein Symbol für das Logische. || symbolisiert hier das Logische. Physiologische Unterschiede || Unterscheidungen symbolisieren hier logische Unterscheidungen. |
‘Er hat das Auge eines Malers’,
‘das Ohr des Musikers’. |
Ist nun, vom Empfinden des
Ausdrucks als einem Sehen zu reden einfach eine
Begriffsverschiebung, wie wenn man vom Heiraten des Geldes
redet? Ist hier also ein bloßes
Mißverständnis, oder eine
8 allmähliche
Abböschung des Begriffs ‘Sehen’?
|
Wer nur
einen Gesichtsausdruck gesehen hätte, könnte den
Begriff des ‘Gesichtsausdrucks’ nicht
haben || besitzen.
(Einen) ‘Gesichtsausdruck’
gibt es nur im Mienenspiel. Wer nur
‘traurige’ Gesichter mit
‘traurigem’ Ausdruck gesehen hätte, || kennt, könnte || kann sie nicht als
traurig || traurige empfinden. |
∣ Der
Sabbat ist nicht einfach die Zeit der Ruhe, der
Erholung. Wir sollen unsre Arbeit von
außen betrachten, nicht nur von innen. ∣
|
Aber er könnte sie doch sehen, wie ich &
Du. – Aber das Wort
“Empfinden” ist doch auch nicht
einwandfrei. – Was nehme ich denn mit der Empfindung
wahr? Nehme ich, außer der sogenannten Traurigkeit der
Gesichtszüge, auch die traurige Stimmung des Menschen
wahr? Oder schließe ich diese aus dem
Gesicht? Sage ich: “Seine Züge
& sein Benehmen waren traurig, also war wohl auch er
traurig”? |
Hierher gehört, glaube ich, die Frage: Macht
‘traurige Musik’ uns traurig?
Es scheint, Ja & Nein. Wir machen
z.B. ein trauriges Gesicht, oder || oder
doch ein Gesicht, welches Trauer spiegelt.
|
24.1. Man sieht die Trauer, insofern man
z.B. den traurigen Gesichtsausdruck sieht, aber
man sieht doch nicht den traurigen Klang seiner Stimme. |
Man sieht ja auch Weinen.
Und sieht nun der es anders, für den es nun ein
¤ physiologisches || der nur das physiologische
Phänomen beobachtet, als der der darin den
Ausdruck des Grams sieht? – Er beobachtet
es anders. 9 |
∣ Der Gruß der
Philosophen untereinander sollte sein: “Laß
Dir Zeit!” ∣ |
Ja, ich möchte fragen: Habe
ich auch nur eine Entschuldigung, da von einem andern
‘Sehen’ zu reden? |
∣ Für den
Menschen ist das Ewige, Wichtige, oft durch einen undurchdringlichen
Schleier verdeckt. Er weiß: da
drunter ist etwas, aber er sieht es nicht. Der || ; der Schleier reflektiert das
Tageslicht. ∣ |
Nun, was wäre das
Kriterium || Anzeichen dafür, daß
er || dieser es anders sieht? Doch nur
seine Stellungnahme dazu. Und freilich: wer anders beobachtet, sieht auch etwas Anderes. |
Denk dir, Einer fragte Dich ganz
trocken || ganz trocken & ernst || bluntly “Warum sagst Du, er
sieht es anders?” (Was
könntest Du antworten?) Zuerst möchte ich sagen || antworten “Er schaut auf etwas anderes”, dann etwa “Er wird andere Vergleiche ziehen”. Es mag ja auch sein, daß das bloße Faktum, daß der Mensch nicht weint, oder klagt, sein Gesicht trauriger aussehen läßt. |
Ich höre die Melodie ganz anders, nachdem
ich den Stil dieses Meisters kenne. Ich hätte sie
z.B. als heiter beschrieben,
jetzt || nun aber empfinde ich sie als den
Ausdruck eines großen Leidens. Ich beschreibe
sie jetzt anders, stelle sie mit ganz anderem zusammen. |
Wer den Ernst einer Melodie empfindet, was nimmt der
wahr? – Nichts, was man durch Wiedergabe des
Gehörten erklären kann. 9 |
25.1. Wie könnte ich den Ausdruck des
Gesichts erkennen, wenn ich nicht wüßte, daß es
ein Ausdruck, nicht die Anatomie dieses Wesens
ist? Wie könnte ich Traurigkeit, Ernst, Grausamkeit in dem Gesicht sehen, ohne das zu wissen? |
∣ Warum soll der
Mensch nicht todunglücklich werden? Es ist
eine seiner Möglichkeiten.
Wie im
‘Corinthian Bagatel’ dieser Weg der Kugel
eine seiner Möglichkeiten. || einer der möglichen Wege. Und vielleicht nicht einmal einer der seltenen. ∣ |
26.1.
Denk Dir eine physiologische Erklärung für dies || das Erlebnis. Es sei
die, || : daß beim
Ansehen || Betrachten der Figur beschreibt der Blick das Objekt
wieder & wieder entlang einer bestimmten Bahn.
Diese
Bahn entspricht einer
bestimmten periodischen Bewegung || Oszillation
der Augäpfel. Es kann geschehen, daß
eine solche mit einer andern
automatisch abwechselt. || daß eine solche
Bewegung || Bewegungsart (von selbst) in
eine andere überspringt & die beiden miteinander
abwechseln (Doppelkreuz || Aspekte
A). Gewisse
Bewegungen || Bewegungsformen sind physiologisch
unmöglich, daher kann ich den H.-E.-Kopf nicht als Bild eines Hasenkopfes & eines hinter ihm
liegenden Entenkopfes sehen, oder das Würfelschema als
das zweier einander durchdringender Prismen.
U.s.f..– Nehmen wir
an, dies ist || sei die Erklärung. – “Ja, nun weiß ich, inwiefern es ein || daß es eine Art Sehen ist.” Du hast
jetzt ein neues, ein physiologisches Kriterium des
Sehens eingeführt. Und das kann das alte Problem
verdecken, aber nicht lösen. –
Der Zweck dieser Bemerkung
10 ist aber, Dir vor Augen zu
führen, was geschieht, wenn uns eine physiologische
Erklärung dargeboten wird. Unser Problem schwebt
unberührt über dieser Erklärung
& seine Natur wird nun erst recht
klar. Es ist der psychologische Begriff der
uns (hier) zu schaffen macht. || dargeboten wird. Der psychologische Begriff schwebt
über der physiologischen Erklärung
unberührt. Und die Natur || Natur unsres
Problems wird dadurch klarer. |
27.1.
Es drängt sich nun || uns || uns nun die Frage auf: || Es
erhebt sich nun die Frage: Könnte es Menschen geben, die nicht
etwas als etwas || das als das sehen
können || zu sehen im Stande
wären? – oder:
Wie wäre es wenn einem Menschen diese Fähigkeit
fehlte? (Was ginge ihn ab,)
was || Was für
Folgen hätte es? Wäre dieser Defekt
vergleichbar dem der
Farbenblindheit etwa, oder mit dem Fehlen des
absoluten Gehörs? Wir wollen ihn (einmal)
“Aspektblindheit” nennen – & uns nun
überlegen, was damit gemeint sein könnte.
(Eine begriffliche Untersuchung.) |
|| Soll er also
z.B. das Würfelschema nicht als Würfel
sehen können? Daraus würde nicht folgen, daß
er es nicht als Darstellung (z.B.
Werkzeichnung) eines Würfels erkennen könnte.
Es würde aber nicht von einem Aspekt in den andern
überspringen. Frage: Könnte er
es, wie wir für einen Würfel
halten? Wenn nicht, so wird man das keine
Blindheit nennen. Er wird zu Bildern überhaupt ein anderes Verhältnis haben als wir. (Und Abweichungen vom Normalen dieser Art lassen sich leicht vorstellen.) |
Soll er für die
Ähnlichkeit zweier 10 Gesichter blind
sein? Aber also auch für die Gleichheit, oder
angenäherte Gleichheit? Das möchte
ich nicht sagen. – Wer Gestaltgleichheit
nicht erkennen könnte,
würde man || würden wir
“geistesschwach”, nicht “blind”
nennen. |
Der
Aspektblinde soll die Aspekte A nicht wechseln sehen.
Soll er aber nicht erkennen, daß im || das Doppelkreuz ein
Schwarzes || schwarzes Kreuz ist? || enthält?? Soll er also die Aufgabe
“Zeig mir unter diesen Figuren solche, die ein
schwarzes Kreuz enthalten” nicht
lösen || bewältigen können? Nein; er soll nur
nicht sagen: “Jetzt ist es ein
schwarzes Kreuz auf
weißem Grund!” |
Man sagt, Einer habe
‘das Auge des Malers’,
‘das Ohr des Musikers’, aber wer es nicht
hat, dessen Defekt ist kaum eine Art der Blindheit oder
Taubheit. |
Man
sagt, Einer habe kein ‘musikalisches
Gehör’, & ‘Aspektblindheit’
ist (etwa) mit dieser Art Gehörlosigkeit zu
vergleichen. |
Die
Wichtigkeit des Begriffs der
‘Aspektblindheit’ liegt in der
Verwandtschaft des Sehens eines Aspekts mit dem Erleben der Bedeutung
eines Worts. || dem Zusammenhang der Begriffe ‘sehen
des Aspekts’ & ‘erleben der Bedeutung eines
Worts’. Denn wir wollen fragen:
“Was geht || ginge dem ab, der die
Bedeutung eines Wortes nicht erlebt?”
– Der z.B. das Wort Bank nicht einmal
in einer, einmal in der andern Bedeutung isoliert
aussprechen könnte, oder der nicht fände, daß wenn man
das Wort zehnmal nacheinander ausspricht es gleichsam seine
Bedeutung verliert & ein bloßer Klang wird. 11 |
28.1.
∣ In den
Tälern¤ der Dummheit wächst für den
Philosophen noch immer mehr Gras, als auf den kahlen Höhen der
Gescheitheit. ∣ |
‒ ‒ ‒Einem, z.B. || Was ginge Einem ab, der z.B., der
nicht verstünde, was es heißt:
“Sprich das Wort ‘Bank’ aus
& || Sag das Wort ‘Bank’
& mein damit Geldbank || Sitzbank” – oder:
“Sprich || Sag das Wort
‘sondern’ & mein es als
Verbum, nicht als Bindewort”, – oder dem der
nicht fände, daß das Wort, wenn man es zehnmal nach der Reihe
wiederholt, seine Bedeutung verliert & ein bloßer Klang
wird. |
Die Mitteilung || Der Satz || Bericht “Das Wort ‒ ‒ ‒ war mit
seiner || der Bedeutung angefüllt”
hat ja eine ganz andere || nicht die gleiche Verwendung,
ganz andere Folgen, als || wie der
“Er meinte mit dem Wort
das” damit …” || “Es hatte die Bedeutung …”
|
29.1.
“Wie weiß der Chemiker, daß ein Na Atom an
dieser Stelle der Struktur sitzt?”
Vergleiche damit: “Wie weiß Herr N, daß ein Na Atom an dieser Stelle etc.?” – Die Antwort könnte sein: “Weil “B es ihm gesagt hat” || “B hat es ihm gesagt.” || “Ein Chemiker hat es ihm gesagt” Die Frage “Wie weiß der Chemiker … ” ist der typische Ausdruck der Frage nach dem Kriterium. |
Denke hier an eine besondere Art der Täuschung, die auf
diese Dinge ein Licht wirft. – Ich gehe mit einem
Freund || Bekannten in der Umgebung der
Stadt spazieren. Im einem Gespräch zeigt es
sich, daß ich mir die Stadt zu unsrer Rechten liegend
vorstelle. Für diese Idee || Annahme
habe ich nicht nur keinen mir bewußten Grund, sondern
eine ganz einfache Überlegung konnte mich davon
überzeugen, daß die Stadt in unserm Rücken liegt || etwas links vor uns liegt. Gefragt,
warum ich mir denn die Stadt
11 in dieser Richtung
vorstellte || vorstelle, kann ich zuerst keine
Antwort geben. Ich hatte keinen Grund,
das zu glauben. Obgleich aber keinen Grund,
schien die Vorstellung doch eine gewisse
Rechtfertigung zu haben || scheine ich doch
gewisse psychologische Ursachen zu sehen, oder zu
ahnen. Und zwar lag sie in
gewissen || sind es gewisse Assoziationen &
Erinnerungen. z.B.
diese: Wir gehen einen Kanal
entlang, & ¤ ich hatte
einmal einen Kanal in der von mir vermuteten Richtung gesehen || war
auch einmal einem gefolgt der in der von mir vermuteten Richtung
lief. Ich könnte die
Rechtfertigung || Ursachen meiner
Überzeugung gleichsam
psychoanalytisch
erfahren. || erforschen. || zu erfahren trachten.
|
Noch immer sehr
krank. Übermorgen zum Spezialisten. Ob das
meine letzte Krankheit ist? –
Drury wird mir, glaube ich,
nach & nach untreu. Er hat Freunde gefunden, mit
denen sich's leichter
leben läßt. |
“Aber was ist das für ein seltsames
Erlebnis?” – Es ist
natürlich nicht seltsamer, als jedes andere;
es ist nur von
anderer || andrer
Art als diejenigen
Erlebnisse, die wir als die fundamentalsten
betrachten, die Sinneseindrücke
etwa. |
Wie || Aber wie soll nun der, welcher
fühlt, die Stadt liege in dieser Richtung, wie soll sich
der || wie soll er dies || dies korrekt
ausdrücken? || sein Erlebnis korrekt
ausdrücken?
Ist es z.B. richtig zu sagen, er fühle
es? Soll || Sollte er
eigentlich ein neues Wort dafür prägen?
Aber wie könnte Einer denn dies Wort lernen? Der
primitive Ausdruck des Erlebnisses || der
Erfahrung konnte es (ja)
nicht enthalten. Seine Neigung wäre vielleicht zu
sagen “Es ist mir, als ob ich wüßte, die Stadt
liege dort”. Nun, daß er dies, oder
ähnliches, unter diesen Umständen sagt, ist eben der
Ausdruck dieses eigentümlichen Erlebnisses. |
Der Name,
das Bild des Trägers. 12 586R11 |
“Mir ist als wüßte ich, daß die Stadt
dort liegt” – “Mir ist als paßte der
Name Schubert zu
Schuberts Werken &
seinem Gesicht”. |
30.01. ∣
Es ist für die Mathematik eine Untersuchung möglich
ganz analog der philosophischen Untersuchung der
Psychologie. Sie ist ebensowenig eine
mathematische, wie die andre eine psychologische.
In ihr wird nicht gerechnet, sie ist also nicht
z.B. || z.B.
nicht Logistik. Die Untersuchung, von
der ich rede || Sie könnte den Namen einer
Untersuchung der “Grundlagen der Mathematik”
verdienen. ∣ |
∣ Die
Zeitgleichheit der Uhr & die Zeitgleichheit in der
Musik. Sie sind durchaus nicht gleiche Begriffe.
Streng im Takt gespielt, heißt nicht genau
nach dem Metronom gespielt. Es wäre aber
z.B. möglich, daß eine gewisse
Art von Musik nach dem Metronom zu spielen
wäre.
(Das Anfangsthema der 8.
Symphonie könnte von dieser
Art sein. || Ist das Anfangsthema der 8.
Symphonie von dieser
Art?) |
Ich spreche mir das Wort
“weiche” vor & ‘meine’ es
einmal als Imperativ, einmal als Adjektiv. || Du kannst dir
das Wort “weiche” vorsprechen & es als
einmal als Imperativ, einmal als Adjektiv
meinen. Und nun sag
“Weiche!” & dann
“Weiche nicht vom Platz!”
Begleitet das gleiche Erlebnis das Wort
“weiche”? || Bist Du
sicher, daß beidemale
das gleiche Erlebnis das Wort
begleitet? || Begleitet
beidemale das gleiche Erlebnis
das Wort “weiche”? Bist Du
sicher? || Begleitet das
gleiche Erlebnis das Wort “weiche”
– bist Du sicher? |
31.1. Wer sich
etwas vorstellt, könnte sich zuerst || primitiv so ausdrücken: “Mir ist,
als ob ich … vor mir sähe.” –
Kann man nun sagen, er nenne “sehen”, was
eigentlich kein Sehen ist? sondern etwa nur etwas
ähnliches? 12 |
[zu Ms.
“R” S.83]
Gegeben die beiden Worte “dick” & “dünn”, – würdest Du eher geneigt sein, zu sagen Mittwoch ist || sei dick & Dienstag dünn, oder Dienstag dick & Mittwoch dünn. (Ich neige entschieden zum erstern.) Hat || Haben nun hier “dick” & “dünn” eine andere Bedeutung, als die gewöhnliche? Sie haben eine andere Verwendung. Hätte ich also eigentlich andere Wörter gebrauchen sollen? Doch gewiß nicht. Das seltsame Phänomen war gerade, daß ich diese Wörter (mit den geläufigen Bedeutungen) hier gebrauchen wollte || könnte. || Das Charakteristische an dem Ich will diese Wörter … war gerade, daß ich diese Wörter (mit den geläufigen Bedeutungen) hier gebrauchen wollte || könnte. || Ich will diese Wörter (mit den geläufigen Bedeutungen) hier gebrauchen. Nun sage ich nichts über die Ursachen der Erscheinung. Sie könnte || könnten z.B. sein daß ich als Kind an jedem Mittwoch von einem dicken Lehrer & jeden Dienstag || am Dienstag || an Dienstagen von einem dünnen unterrichtet wurde. || Assoziationen aus meinen Kindheitstagen sein. Aber das ist Hypothese. Was immer die Erklärung, – jene Neigung besteht. |
Wenn Du ihn fragtest “Was meinst Du
hier eigentlich mit ‘dick’ &
‘dünn’?” da könnte er es
nur auf die ganz gewöhnliche Weise
erklären. Er könnte nicht auf
Dienstag & Mittwoch zeigen, & was er meint an
ihnen klar machen. || Er
könnte es nicht an den Beispielen von Dienstag & Mittwoch
erklären. || Er
könnte es uns nicht an den Beispielen von
Dienstag & Mittwoch zeigen. |
War beim Arzt, der sagt, mir fehle nichts
Ernstes, nur Gastritis. Ich glaube er hat recht, vertraue
aber seiner Therapie nicht. |
Könnte man hier von ‘primärer’
& ‘sekundärer’ Bedeutung eines Worts
reden? – Die Worterklärung ist
beidemale die der primären || für die primäre Bedeutung. |
Insofern könnte man die sekundäre eine
‘übertragene’ Bedeutung nennen wollen.
|
Aber
das Verhältnis ist
hier nicht, wie das zwischen dem ‘Abschneiden eines
Fadens’ & ‘Abschneiden der
Rede’, denn hier muß man ja nicht den bildlichen
Ausdruck gebrauchen. Und wenn man sagt ‘Der
Vokal e ist gelb’ so ist ja das Wort gelb
nicht bildlich gebraucht. |
Man sagt nur von
solchen Kindern, sie spielen Eisenbahn, die von einer wirklichen
Eisenbahn wissen. Und das Wort Eisenbahn im Ausdruck
“Eisenbahn spielen” ist nicht bildlich gebraucht,
oder im übertragenen Sinn. |
1.2. Wer sagt, er rechne im Kopf, rechnet
der eigentlich nicht, meint er mit rechnen etwas anderes?
Man könnte Einem gar nicht begreiflich machen, was man
mit “Kopfrechnen” meint, wenn man ihm nicht vorher
den Begriff des Rechnens beigebracht hätte. |
Nur mittels der Begriffs des
Rechnens (schriftlichen, lauten Rechnens) kann man Einem
begreiflich machen, was
“Kopfrechnen” bedeutet. |
Ich könnte Einem weder den
Befehl begreiflich machen etwas lautlos zu
lesen, noch den Begriff, er habe es lautlos gelesen, wenn ich ihm
nicht zuerst den Begriff des Lesens || lauten
Lesens beibringe. Und diese Unmöglichkeit
ist eine logische. 13 |
2.2. Nur wenn Einer
rechnen gelernt hat, schriftlich oder mündlich rechnen, –
kann man ihm, mittels des || dieses Begriffs
des Rechnens, begreiflich machen, was Kopfrechnen ist. |
Könnte man den Begriff der Höllenstrafen auch anders, als
durch den Begriff der Strafe erklären? Oder den
Begriff der Güte Gottes auch anders
als durch den Begriff der Güte? Wenn Du mit deinen Worten die rechte Wirkung erzielen willst, gewiß nicht. |
∣ Denke, es würde Einem
gelehrt: Es gibt ein Wesen, welches Dich, wenn Du das
& das tust, so & so lebst, nach Deinem Tod an einen
Ort der ewigen Qual bringen wird; die meisten
Menschen kommen dorthin, eine geringe Anzahl an einen Ort der ewigen
Freude. – Jenes Wesen hat von Vornherein die
ausgewählt, die an den guten Ort kommen sollen, &, da nur
die an den Ort der Qual kommen, die eine bestimmte Art des Lebens
geführt haben, so wurden sie auch || die andern auch,
von vornherein, zu dieser Art des Lebens bestimmt.
Wie so eine Lehre wohl wirken würde? ∣ |
Es ist hier also von Strafe keine Rede, sondern eher von
einer Art Naturgesetzlichkeit. Und, wem man es in diesem
Lichte darstellt, der könnte nur Verzweiflung oder Unglauben
daraus ziehen. || aus dieser Lehre
ziehen. |
Diese Lehre könnte keine ethische Erziehung sein.
Und wen man ethisch erziehen & dennoch so lehren wollte,
dem müßte man die Lehre, nach der ethischen
Erziehung, als eine Art unbegreiflichen
Geheimnisses darstellen. |
Denk aber an die Bilder, die
ein Gesicht zugleich 14 von vorn & im
Profil darstellen. Man könnte sagen:
“So schaut doch ein Gesicht nicht
aus!” Aber auch: Es ist ein
irreführendes Bild, – es sei denn, Du läßt || lässest Deinen Blick so
schweifen, daß Du es gar nicht mehr, im gewöhnlichen Sinne,
als ein Bild siehst, sondern als mehrere Bilder, von
denen jedes seine eigene Anwendung hat. |
“Er hat sie, in
seiner Güte, erwählt & er wird Dich
strafen” hat ja keinen Sinn. Die
beiden Hälften gehören zu verschiedenen
Betrachtungsarten. Die zweite Hälfte ist ethisch
& die erste ist es nicht. Und mit der ersten
zusammen ist die zweite absurd. |
Das Gehirn
schaut wie eine
Schrift aus || aus wie eine Schrift, die uns auffordert,
sie zu lesen, & ist doch keine Schrift.
Denke, Einer würde um so gescheiter, je mehr Bücher er besäße || Menschen würden um so gescheiter, je mehr Bücher sie besäßen – das sei eine Tatsache, es käme aber gar nicht drauf an, was in den Büchern steht. |
Nützt der Fortschritt der Wissenschaft
der Philosophie? Gewiß. Die entdeckten
Wirklichkeiten der Wissenschaft erleichtern es dem Philosophen an Möglichkeiten zu
denken || dem Philosophen die Aufgabe Möglichkeiten zu
erdenken. || Wirklichkeiten sind für den
Philosophen soviele
Möglichkeiten. Bin wieder gesund, oder beinahe gesund. |
3.2.
“Ich sah ihn bei diesen Worten vor mir.”
Ist das kein Erlebnis? Und doch, daß ich
ihn sah, konnte in dem Bild, das mir vorschwebte,
nicht liegen. War da also ein Bild und ein
Gedanke; || ? & war das Bild ein Erlebnis,
der Gedanke aber nicht? |
Man
‘erlebt’ den Ausdruck des
Gedankens. |
Den Gedanken kann ich
kein Erlebnis nennen, denn sonst müßte ich sagen,
14 daß dies Erlebnis
z.B. das Sprechen begleitet.
|
“Aber wie wußtest Du daß
er's war, den Du vor
Dir siehst || dessen Bild Dir vorschwebte?”
– Ich wußte es nicht. Ich sagte es.
|
Wenn
ich sage, ich erlebe den Ausdruck des Gedankens, so muß ich hier
unter “Ausdruck” auch den vorgestellten
Ausdruck verstehen. |
4.2. Der
Zweck eines Zeichens. – “Wenn Du
willst daß er komme, wink ihm mit der Hand
so.” “Wenn Du willst, ich soll
aufhören, mach dieses Zeichen.” –
Kann man also z.B. von einem
‘Zweck’ der Verneinung (des Wortes
“nicht”) reden? Das könnte man doch nur wenn jeder Satz, worin man es verwendet, einen Zweck hätte. – Dennoch könnte man von (den) Zwecken des Wortes “nicht” reden. |
Und man könnte z.B.
sagen: “non” &
“ne” erfüllen im Großen
& Ganzen dieselben Zwecke, & auch:
“Dieses Wort hat so gut wie gar keinen
Zweck. Du kannst ganz leicht ohne es
auskommen.” |
Wer z.B. eine Kunstsprache
(Esperanto, Basic English)
konstruiert, wird ihre Wörter nach gewissen Gesichtspunkten
auswählen, & aus diesen
Gesichtspunkten könnte man dann wieder
unsre Sprache betrachten. Er könnte z.B. sagen: “Ich werde nicht zwei Wörter, eins für “gehen”, eins für “schreiten”, zulassen, denn für alle wichtigen Zwecke genügt hier ein Wort.” Und also auch: “‘gehen’ & ‘schreiten’ haben wesentlich die gleiche Bedeutung.” |
Man kann die Sprache aus verschiedenen Gesichtspunkten
betrachten. Und sie spiegeln sich in dem jeweiligen Begriff
der ‘Bedeutung’. |
5.2. “Ich habe dabei an
ihn gedacht.” Worin liegt
15 es daß ich an
ihn dachte? Wie hätte sich, was
dabei geschah, geändert, wenn ich, statt an
diesen, an einen Andern gedacht hätte?
Mußte ich überhaupt einen ‘Keim’ angeben können, der sich dann zum Wortausdruck auswuchs? Nein. |
“Als
Du von ‘einem Freund’ sprachst, wen hast Du
da gemeint?” – “Ich habe
… gemeint.” Was geschah
während Deiner Worte, das sie zu einer
Anspielung auf diesen Menschen machte? Nichts,
was sie dazu machte. Denn auch wäre mir beim
Sprechen das genaue || sein Bild mit allen Einzelheiten vorgeschwebt (oder was
immer Du an die Stelle dieses Bildes setzen willst) so hätte
das doch nicht mehr leisten können, als hätte ich bei meinen
Worten ihn angeschaut, & ihn ausschauen heißt doch nicht
ihn meinen. – Es gibt Zeichen
dafür, daß ich ihn meinte, & ein Blick
konnte so ein Zeichen sein. Auch eine
Vorstellung ist nicht mehr als so ein Zeichen. |
Vergleiche die Frage “Was
geschah, als Du bei diesem Wort an ihn
dachtest?” mit “Was geschah, als Du
plötzlich weiter wußtest?” –
|
Das Meinen ist
kein Vorgang, der die Worte begleitet. Denn
kein (solcher || begleitender)
‘Vorgang’ könnte die
besondern Folgen || Konsequenzen des
Meinens haben. |
Wenn
ich mit den Worten “mein Freund” ihn meinte,
mußte ich bei den Worten an ihn denken? Wo ist der
Unterschied? Aber es ist ein Unterschied zwischen
“Ich habe mit dem Wort ihn gemeint” &
“Er ist mir bei dem Wort eingefallen.”
|
Es gibt
wichtige Begleitvorgänge des Redens, die dem
gedankenlosen Reden oft fehlen. Aber diese
sind nicht das Denken. || nennen wir nicht
“Denken”. 15 |
6.2.
Bin wiederum kränklich. Meine Nerven in schlechtem
Zustand. |
Ich
habe also an diesen Menschen gedacht, – aber doch nicht
an alle Aspekte dieses Menschen. |
Es schwebte mir der Garten dieser Tante
vor. Ich sah ein Stück von ihm in der Vorstellung,
aber doch z.B. nicht, daß er dieser
Tante || Frau gehörte. Es war da etwas wie ein Zeichen, das ich dann weiter so || dahin ausdeutete. Oder las? Nein, ein Lesen ist es nicht, aber ein Deuten auch nicht. |
“Jetzt
weiß ich's!” – Was ging da
vor? ‒ ‒ ‒ || ‒ ‒ ‒ Wußte
ich's also
nicht, als ich sagte, ich
täte || tät
||
wüßte || wüßte
es? || als ich dies
ausrief? || als ich
versicherte, jetzt wüßte
ich's? Du siehst es falsch an. (Wozu dient das Signal?) |
Und könnte man das ‘wissen’ eine
Begleitung des Ausrufs nennen? |
(Der Keim könnte ein Wort oder ein
Vorstellungsbild, oder verschiedenes andre sein.)
|
“Mir liegt das Wort auf der Zunge.”
Was geht da in meinem Bewußtsein vor? Darauf kommt's || kommt es gar nicht an. Was immer vorging,
meinte ich nicht || war nicht … gemeint mit
jenen Worten || jener Äußerung.
Interessanter ist, was in meinem Benehmen dabei
vorging. Was ich sagte, welche Bilder ich
verwendete, wie ich dreinschaute, – “Mir
liegt das Wort auf der Zunge” ist ein
Wortausdruck
dessen(﹖), was sich auch in ganz
anderer Weise durch ein charakteristisches Benehmen
ausdrückt. Frage wieder nach der primitiven Reaktion,
die der Äußerung zu Grunde
liegt. |
7.2. Die Absicht
hat keinen Ausdruck in Miene, Gebärde,
16 oder Stimme, aber der
Entschluß. |
Die Philosophen haben sich einen idealen Begriff des
Wortes “” zurechtgelegt, || legen
sich für manches Wort || gewisse Worte eine
ideale Verwendung zurecht, die für eine ideale Verwendung || die dann aber
nichts taugt. |
“Ich weiß …” bedeutet zumeist
“Ich habe mich davon überzeugt, daß
…”. Niemand sagt, er habe sich davon
überzeugt, er habe zwei Hände.
|
Ich weiß wie man sich davon
überzeugt, man habe zwei Münzen in der Tasche.
Aber ich kann mich nicht davon überzeugen, ich habe zwei
Hände, weil ich nicht daran zweifeln kann. |
Aber was heißt es “sich
von etwas überzeugen”? Um es zu verstehen,
muß man sich einfache Sprachspiele mit diesem Wort
vorführen. – Wie || Wie überzeugt Einer sich im Sprachspiel
8, daß dort so & so viele Platten
liegen? Wie überzeugt man sich davon,
daß 6 + 6 =
12 ist?
U.s.f.. |
Man sagt
“Ich weiß … ”, wo man zweifeln kann,
während die Philosophen gerade dort sagen, man wisse etwas, wo es
keinen Zweifel gibt & wo daher das Vorsetzen
von || die Worte “Ich weiß”
vor
der Aussage || zu Anfang der Aussage || als Einleitung der
Aussage überflüssig sind. |
Es ist hier wie mit dem Schluß
“Alle Menschen sind sterblich;
Sokrates ist ein Mensch;
etc.”, von dem auch niemand
weiß || es auch nicht klar ist, wie, unter welchen
Umständen, er anzuwenden
wäre. |
8.2. Wie
wäre || ist z.B. der
Gesichtseindruck dessen, der eine Druckseite liest, zu
beschreiben. 16 |
“Ja, jetzt weiß ich was ‘bremseln’
ist.” (Er hat etwa zum erstenmal einen
elektrischen Schlag gespürt.) –
Hat er ein andres Mal das gleiche
Gefühl, || Fühlt er ein
andres Mal dasselbe,// so
kann || mag || wird
er vielleicht nach der gleichen
Ursache || den gleichen Begleiterscheinungen
ausschauen. Das Bremseln lehrt ihn die Außenwelt
kennen. – Lehrt uns das Erinnern auf
gleiche Weise, das & das Ereignis sei vergangen? – Dann müßten wir || müßte man
es mit vergangenen Ereignissen
in Zusammenhang bringen.
(Photographie & Moden) Während es
doch das Kriterium des Vergangenen ist. |
Und wie wirst Du || wird er in Zukunft wieder
wissen, wie Erinnern tut? |
Wie weiß er,
daß dies Gefühl ‘Erinnern’
ist? Vergleiche “Ja, jetzt weiß ich,
was ‘Bremseln’ ist” (er hat etwa zum
ersten Mal einen elektrischen Schlag
gekriegt). – Weiß er, daß es Erinnern ist,
weil er damit die Vergangenheit erkennt? Und wie weiß
er, was Vergangenheit ist? Den Ausdruck der
Vergangenheit lernt ja der Mensch, indem er sich erinnert.
|
Dagegen
könnte man z.B. von einem
Gefühl “Lang, lang
ist's her”
sprechen, denn es gibt einen Ausdruck der Stimme &
des Gesichts || Miene, der
gewissen Erzählungen aus vergangenen Tagen
charakteristisch || eigen
ist. || kennzeichnet. |
9.2.
James will eigentlich
sagen: “Was für ein merkwürdiges
Erlebnis! Das Wort ist noch nicht da & ist doch,
in einem Sinne, schon da, oder etwas ist da, was nur zu diesem Wort
heranwachsen kann.” – Aber das ist
gar kein Erlebnis, die Worte “Es liegt mir auf der
Zunge drücken kein Erlebnis || keine Erfahrung aus
17 || sind nicht
der Ausdruck eines Erlebnisses
& James deutet sie nur so. || gibt ihnen nur
die seltsame || diese || so
eine Deutung. || &
James deutet sie nur
so. |
“Ich hab das Wort noch nicht, aber es liegt mir auf der
Zunge” || “Das Wort liegt mir
auf der Zunge” ist so wenig Ausdruck eines Erlebnis || drückt so
wenig ein Erlebnis aus, wie “Jetzt hab
ich's!” || Sie drücken
ebenso wenig ein Erlebnis aus, wie die Worte “Jetzt hab
ich's!”
– Sie sind ein Ausdruck, den wir in gewissen
Situationen gebrauchen & er ist || Wir
gebrauchen sie in gewissen Situationen & sie
sind umgeben von einem Benehmen besonderer Art, auch von
manchen charakteristischen Erlebnissen.
Insbesondre haben sie häufig das Finden des
Wortes im Gefolge || folgt ihnen häufig das Finden
des Wortes. (Frage Dich:
“Wie wäre es wenn Menschen nie das Wort
fänden, das ihnen auf der Zunge
liegt?”) |
∣ Philosophen wie
Wisdom,
Ayer,
u.a. Sie prahlen mit einem || zeigen
Dir einen Bund gestohlener
Schlüssel || Bund Schlüssel den
sie gestohlen haben, aber sie können keine Türen damit
öffnen. ∣ |
Es gibt hier, wie in
vielen verwandten Fällen, was man ein
Keimerlebnis || das Erlebnis eines
Keimes nennen kann: eine
Vorstellung, Empfindung, die sich dann nach
& nach zur vollen Erklärung
auswächst. || die dann
nach & nach zur vollen
Erklärung
heranwächst. Und man
möchte sagen, es sei ein logischer Keim, etwas,
was || einer, der sich mit logischer Notwendigkeit
so auswachsen mußte. Bei einen Wort fällt mir Herr N.N. ein. || Mir fällt bei einem gewissen || irgendeinem Anlaß der & der Mensch ein. Wie geschah es? – Zuerst sah ich ein || Ich sah ein Bild vor mir, etwa bloß graue Haare – dann sagte ich, es sei den Namen N. || , ich sehe den N. vor mir, || (aber der || dieser Name kann auch noch vielen Menschen angehören), || – aber ich sage || erkläre, ich meine den N., welcher … etc.¤– Und ferner habe ich den Namen nicht von dem Vorstellungsbild abgelesen, & ich habe es || ihn auch nicht nachträglich so & so gedeutet; denn auf die Frage, ob ist erst später gewußt oder entschieden hätte, wem die grauen Haare & der Name N. gehören, werde ich's verneinen || verneine ich's & sage, ich hätte das alles schon am Anfang || es von Anfang an gewußt. Aber wissen ist kein Erlebnis. – 17
“Ich habe es von Anfang an
gewußt” heißt eigentlich nur:
Ich habe es nicht gedeutet
‘die Erklärung || das Bild || den Namen vom Bild nicht abgelesen, denn ich habe mir
z.B. nicht überlegt
“Wem gehören diese Haare, || Wessen
Haare sind das, wer schaut so aus!” – noch
habe ich
mir gesagt || sagte ich mir “Der Name
‘N’ soll nun einmal für
diesen Menschen stehn”. Man könnte
sagen, ich wurde immer expliziter.
Aber woher nun die Idee vom logischen Keim? D.h. eigentlich: Woher die Idee “Es war alles schon im Anfang da & im ersten Erlebnis enthalten”? Hat es nicht denselben || einen ähnlichen Grund wie James's Behauptung, der Gedanke sei schon zu Anfang des Satzes fertig? Dies behandelt die Absicht als ein Erlebnis. |
Ich schreite
von Erklärung zu Erklärung (weiter).
Scheine aber nur zu sagen, was schon da || von Anfang an
da war. Freilich. Denn “Es
ist nicht von Anfang an dagewesen” wäre
falsch. || ,
“Der Gedanke ist nicht von Anfang an fertig gewesen” heißt: Ich habe erst später herausgefunden oder entschieden, was ich sagen wollte. Und das will ich nicht sagen. || so war es gewiß nicht. |
Die Idee || Der Eindruck, dies Erlebnis sei ein
Keim, entsteht allerdings durch einen logischen
Prozeß. Es wird in einem
logischen Sinne ein || zum Keim.
Durch eine logische Deutung. || Durch
eine grammatische Deutung || Auslegung. |
Könnte ich nicht auch so sagen:
Daß mir zuerst die grauen Haare
vorschwebten, denn der Name ist ganz unwesentlich || gleichgültig. Es hätte mir ebensogut der
Name zu Anfang einfallen können.
|
Ich wußte gleich von Anfang, wer es war.
“Ich wußte es nicht gleich von Anfang”
würde ja heißen, || : ich bin
später erst draufgekommen. So war es gewiß
nicht. 18 |
10.2. Wenn ich
(normalerweise) schreite, gehe, esse, rede,
dahin & dorthin
schaue || die Augen dahin & dorthin wende versuche
oder trachte ich ebensowenig diese Handlungen
auszuführen, als mir das Gesicht eines alten Freundes
‘bekannt vorkommt’. Aber versuchen, trachten, sich entschließen sind die Willensakte, das worin sich der Wille für uns ausspricht, sie sind das, woran wir denken, wenn wir vom Willen reden. |
[Zu S.15v/3]
(Ähnlich könnte man, glaube ich, sagen:
Eine
Multiplikation || Rechnung ist kein Experiment, denn
kein Experiment könnte die besondern Konsequenzen einer
Multiplikation haben.) |
11.2.
Große Schwäche & Schmerzen.
Mining im
Sterben. Großer Verlust für mich
& Alle. Größer als ich geglaubt
hätte. |
Aber
‘kommt’ das Wort, das Dir
einfällt nicht in etwas besonderer Weise?
Gib doch acht! – Das genaue
Achtgeben || feine Hinhorchen nützt
Dich || mich nichts.
Ich könnte damit doch nur entdecken, was in mir jetzt
vorgeht. Und wie kann ich beim Philosophieren überhaupt drauf hinhorchen || achtgeben? Ich müßte dazu doch abwarten, bis mir wieder (einmal) ein Wort einfällt. Aber das Seltsame ist (ja), daß es scheint, als müßte ich (gar) nicht auf so eine Gelegenheit warten. Als könnte ich mir den Fall vorführen, auch wenn er mir nicht wirklich passiert || er sich nicht wirklich zuträgt. Und wie? – Ich spiele ihn. – Aber was kann ich auf diese Weise erfahren? Was mache ich denn nach? – Gebärden, Mienen, einen Tonfall. (Diese Bemerkung hat sehr allgemeine Anwendung.) |
12.2.
‒ ‒ ‒ Als Erlebnis gedeutet sieht es freilich
seltsam aus. (Nicht anders, als das
‘Meinen’, 18 gedeutet als Vorgang
beim Sprechen || die Begleitung des Sprechens, oder
– als Kardinalzahl.) || (Nicht anders als die Absicht gedeutet als
Vorgang beim Handeln, oder – als
Kardinalzahl) |
13.2.
Das Reden zu mir
selbst || Reden ‘im Innern’ || stille
Reden ist nicht ein || kein
halb-verborgenes || verstecktes schwer klar zu sehendes
Phänomen || wie durch einen Schleier
gesehen. & wir müssen nun
trachten es weiter zu erforschen || deutlicher zu
sehen & darüber sagen, soviel wir wissen. – Es ist gar nicht verborgen, aber sein
Begriff ist verwirrend. Wir können es einen artikulierten Vorgang nennen: denn es geht in einer Zeitspanne vor sich, kann einen andern || ‘äußeren’ Vorgang begleiten. || nicht ein halb-verborgenes, gleichsam verschleiertes Phänomen || Antlitz, & wir müßten trachten es klarer zu erkennen, oder darüber sagen, was wir eben wissen. || nicht ein halb-verborgenes Phänomen, gleichsam ein verschleiertes Antlitz, wie es manchmal scheint. || als sähe man es durch einen Schleier, wie es manchmal scheint. || man sähe es || gleichsam durch einen Schleier gesehen || Es ist gar nicht verborgen aber sein Begriff kann uns leicht verwirren, denn er läuft eine lange Strecke hart am Begriff eines || des ‘äußern’ Vorgangs entlang ohne sich doch mit ihm zu decken. (Tennis ohne Ball) (Das Problem || Die Frage, ob beim stillen Reden immer, oder zumeist Kehlkopfbewegungen etc. stattfinden, mag großes Interesse haben, aber nicht für uns.) |
Ich soll nicht sagen “das
stille Reden zu mir selbst”, denn man kann innerlich
reden, ohne zu sich selbst zu reden.
|
Denk Dir dieses
Spiel – ich nenne es “Tennis ohne Ball”:
Die Spieler bewegen sich auf einem
Tennisplatz ganz wie im Tennis, sie haben auch
Schläger || Rackets aber keinen Ball. Jeder reagiert auf des
Andern stroke so, oder ungefähr so, als
hätte ein Ball ihre Reaktion bestimmt || verursacht. (Manöver) Der
|| Schiedsrichter der
einen ‘Blick’ für das Spiel haben muß
beurteilt strittigenfalls, ob ein Ball
in's Netz gegangen ist,
etc. etc.. Das Spiel hat
offenbar große Ähnlichkeit mit dem Tennis & ist doch
anderseits grundverschieden. 19 |
Aber es ist hier ein
Unterschied: Reden in der Vorstellung kann nur der,
der reden kann. Denn zum Reden in der Vorstellung
gehört, daß es sich
später mitteilen läßt,
was er || ich im Stillen geredet
habe. – Dagegen könnte das Tennis ohne Ball
(theoretisch) auch der lernen der das andre Tennis nicht
kennt. |
“Aber Reden im Stillen ist doch eine gewisse
Tätigkeit, die ich lernen muß!” Wohl;
aber was ist hier ‘tun’ & was ist hier
‘lernen’? Laß dich die Bedeutung der Worte von ihrer Verwendung lehren! |
“So rechne ich nicht wirklich, wenn ich im
Kopf rechne?!” – Du unterscheidest
doch auch Kopfrechnen von wahrnehmbarem Rechnen,
& || ! Und Du kannst jenen Begriff
nicht haben, ohne || ehe Du diesen zu haben || hast, & jene Tätigkeit nicht || nur lernen, indem Du diese lernst.
(Ihre Begriffe sind so nah verwandt & soweit entfernt
wie die der Kardinalzahl & der rationalen
Zahl || Rationalzahl). |
Du könntest lernen, nach dem Metronom im Kopf zu
rechnen. |
Nicht jedes
Wesen das Furcht, Freude, Schmerz, äußern kann, kann sie
heucheln. |
Es wäre etwa
so: Nur im Gesicht kann ein Auge lächeln,
aber nur in der ganzen Gestalt kann es ‒ ‒ ‒ |
Nur in einer
ganz gewissen Umgebung kann etwas Schmerzäußerung sein; aber
nur in einer noch viel ◇◇◇ || weitgehender
bestimmten kann es ein Schmerzheucheln geben. |
Denn Heucheln ist ein
(bestimmtes) Muster 19 im
Lebensteppich. Es kehrt in
unzähligen || unendlichen
Variationen wieder. Ein Hund kann nicht Schmerzen heucheln, weil sein Leben dazu zu einfach ist. Es hat nicht die nötigen Gelenke zu diesen Bewegungen. |
Du kannst doch den Heuchler
auf dem Theater darstellen. Es gibt also eine
Erscheinung des Heuchelns, sie ist weit komplizierter als
die Erscheinung des Leidens z.B..
Sonst könnte man Heuchelei nicht
entlarven. |
14.2.
Es ließe sich auch denken, daß Menschen bewußt
im Kehlkopf zu sich sprächen || rechneten, wie sie ja auch z.B. mit
den Fingern rechnen könnten. Willst Du denn sagen es
sei eine Täuschung, wenn sie sich einbilden sie
hörten im Innern die Rede, oder ein bloßer
Trick der Sprache? |
Die
Hypothese, daß beim stillen Reden gewisse
physiologische Vorgänge stattfinden, ist für uns nur
insofern von Interesse, als sie uns eine mögliche
Anwendung || Verwendung des Berichts “Ich
sagte mir im Stillen … ” zeigt; nämlich die,
von der Äußerung
auf den physiologischen Vorgang zu schließen. |
Was muß das Kind lernen,
ehe es heucheln kann?
Z.B. die Verwendung der Worte || von Worten wie: “Ich glaube || Er glaubt, ich habe Schmerzen, aber ich habe keine.” |
Das
Kind macht die Erfahrung, es werde freundlich behandelt wenn es,
z.B. bei Schmerzen, schreit; es schreit nun, um
so behandelt zu werden. Das ist || wäre kein Heucheln.
Höchstens || Nur eine Wurzel des
Heuchelns. 20 |
Ein
Kind muß allerlei lernen, ehe es heucheln kann. |
Es muß ein kompliziertes Muster des Benehmens
lernen, ehe es heucheln oder aufrichtig sein
kann. |
Ein
Hund heuchelt nicht; aber er ist auch nicht aufrichtig. |
Das Kind lernt auch den Schmerz
mimen. Es lernt das Spiel: sich stellen, als habe man
Schmerzen. |
“Wenn das Kind nur einmal weiß, was Schmerzen sind, so
weiß es natürlich auch, daß man sie heucheln
kann.” |
15.2.
“ … Und eines Tages
glaubt nun das Kind etwas.”
Warum ist das falsch? “Eines Tages sagt
es ‘Ich glaube …’” ist
richtig.
“Heute hat es zum ersten Mal etwas
geglaubt.” Nun, was ist
dabei, || ? – es ist eben heute zum erstenmal
das in seinem Innern vorgegangen. – Aber wie
zeigte es sich? Nun, er sagte heute zum erstenmal
“Ich glaube, sie hat Schmerzen”.
Das aber ist nicht genug. Ich muß also
annehmen, er zeigte in der Folge, daß er die
Worte nicht nur nachgesprochen hatte. Kurz, jene
Äußerung fing ein Spiel an, & er konnte es
fortsetzen. Heute, so schien es, war ihn das
Spiel aufgegangen. Aber wie kann dem Kind plötzlich ein Spiel || Sprachspiel aufgehn? Gott weiß es. – Es fängt eines Tages an, etwas zu tun. Denk Dir etwas Analoges im Lernen eines Brettspiels, das das Kind täglich gespielt sieht. |
Er lernt nicht nur den Ausdruck || Gebrauch des
Ausdrucks “Schmerzen haben” in
allen || all seinen Zeiten &
Personen || Personen, Anzahlen & Zeiten || Zeiten &
Anzahlen 20 ,
sondern auch in Verbindung mit der Negation &
dem Verbum ‘glauben”, so || den
Verben des Dafürhaltens. Denn: glauben,
bezweifeln etc. daß der Andre Schmerzen hat, sind
natürliche Arten unsres Verhaltens gegen den
Andern. (Er lernt “Ich glaube, er hat
… ”, “Er glaubt, ich habe
… ” etc. etc.,
aber nicht “Ich glaube, ich
habe.”) (Hat der Raum da ein Loch? Nein, er scheint nur eins zu haben.) |
Ändert
dabei das Wort ‘Schmerz’ seine Bedeutung?
|
Das ‘Heucheln’ macht im Schmerzbegriff
keine Schwierigkeit. Es macht ihn
komplizierter. (Gebrauch des
Geldes.) |
Die
Unsicherheit, ob der Andre … , sie ist ein
(wesentlicher) Zug aller dieser
Sprachspiele. Aber dies bedeutet nicht, daß
jeder im hoffnungslosen Zweifel darüber ist, was
der andre fühlt. |
Die Teile eine Maschine sind elastisch, ja auch biegsam.
Aber heißt das nun, daß es eigentlich keinen Mechanismus
gibt, da sich die Maschinenteile benehmen, als wären sie aus
Butter hergestellt? (Und denk Dir nun Mechanismen Uhrwerke etwa, aus Materialien hergestellt, die weit biegsamer sind || nachgiebiger wären als die Unsern, so daß die Bewegungen seltsam unregelmäßig würden, – müßte so ein Mechanismus unbrauchbar sein, könnte er nicht, tatsächlich, verwendet || gebraucht werden? (Und wir haben ja unsre Begriffe nicht, weil sie praktisch sind. Oder doch nur einige aus diesem Grund.) |
Denk Dir
Unsicherheit in ein Spiel
eingeführt! 21
Das könnte auf vielerlei Weise
geschehen. Denk Dir's so: [Tennis ohne Ball]. Wenn Du
fändest, daß Leute dies Spiel spielen, würdest Du sagen,
dies sei kein Spiel? Nun,
verglichen mit den unsern wäre es von
sehr || weit verschiedenem Charakter.
(There are || It
takes many kinds …) |
Daß das, was Einer || der Andre
innerlich redet, mir verborgen ist, es sei denn, er
teile es mir mit, liegt im Begriff des
innerlichen Redens || innerliches Reden’.
Nur ist “verborgen” hier ein
schlechter Ausdruck || das falsche Wort; denn
ist es dem Andern || mir verborgen, so
sollte es ihm selbst offenbar sein, er müßte es
wissen. Aber er ‘weiß’ es
nicht, obwohl es für ihn den || meinen Zweifel nicht
gibt. || es gibt nur für ihn meinen Zweifel
nicht. |
“Ich
weiß, was ich will, wünsche, glaube, hoffe, sehe”
etc.
etc. (durch alle
psychologischen Verben) ist entweder
philosophischer Unsinn, oder nicht ein Urteil a
priori. (Meistens ist es das erstere, aber man sagt
etwa || entweder Philosophenunsinn, oder aber
nicht ein Urteil a
priori. |
“Ich weiß … ” mag
heißen “Ich zweifle nicht … ” –
aber es heißt nicht
die Worte “Ich zweifle” seien
hier sinnlos, hätten hier
keinen Sinn, || ergeben hier
keinen Sinn, || ergeben mit dem
übrigen keinen Sinn, || ergeben in dieser Verbindung
keinen Sinn, der Zweifel
sei logisch unmöglich || ausgeschlossen. |
Man sagt
“Ich weiß … ”, wo man sich
überzeugen kann. |
Es könnte einen Fall
geben || Ein || Der Fall läßt sich
denken, indem ich mich davon überzeugen
kann || könnte, daß ich zwei
Hände habe. Normalerweise aber kann
ich's
nicht. “Aber Du brauchst sie Dir ja nur
vor die Augen zu halten.” – Wenn ich
jetzt zweifeln könnte || zweifelte,
daß ich zwei Hände habe, so hätte ich auch
keinen Grund meinen 21 Augen zu trauen.
(Ebensogut könnte ich dann meinen Freund
fragen.) |
“Seine Schmerzen sind mir
verborgen”, das wäre, als sagte ich:
“Diese Klänge sind meinem Auge
verborgen.” |
Die Unsicherheit, in der mich all sein Benehmen über das
läßt, was in seiner Seele ist. Aber läßt es
mich denn immer unsicher? |
“Es ist hier freilich nicht immer subjektive
Unsicherheit, aber objektive.” (Aber
was heißt das?) |
16.2. ‘Objektive
Unsicherheit’ ist eine Unbestimmtheit im Wesen des
Spiels, der zugelassenen Evidenz || Regeln der
Evidenz. |
“Was er innerlich redet || spricht, ist mir
verborgen” könnte freilich auch heißen, ich kann es
zumeist nicht erraten, noch (wie es ja möglich
wäre) – aus seinen Kehlkopfbewegungen
z.B. entnehmen. || ablesen. |
Von Sprachverwendungen || Ausdrucksformen aber, wie “Nur Du
kannst wissen, was in Dir vorgeht”, sehe ich
ab. Wer mir aber vorhalten wollte, man sage
manchmal “Ich muß doch wissen, ob ich
Schmerzen habe”, “Nur Du kannst wissen,
was Du denkst”
u.a., || &
dergleichen mehr,
möge || soll sich die
Anlässe & den Zweck solcher || dieser
Redensarten überlegen.
(“Krieg ist Krieg” ist auch nicht ein
Beispiel des Identitätsgesetzes) |
Bin ich weniger
sicher, daß dieser Mann Schmerzen hat, als daß
2 x 2 =
4 ist? – Aber ist darum das erste
mathematische Sicherheit? –
‘Mathematische Sicherheit’ ist kein
psychologischer Begriff. 22 |
17.2. Die
Art der Sicherheit ist die Art der
Sprachspiels. |
Es gibt hier zwei verschiedene Fakten: Das eine
Faktum, daß ich meine Handlungen im allgemeinen
sicherer voraussehe als der Andre; das andre, daß meine
Voraussage nicht auf derselben Evidenz beruht wie die des Andern & daß
sie andere Schlüsse zuläßt. [Zu
M.S. “R”
S. 96] |
Nicht das ist wichtig, daß ich irgendwelche || die Vorgänge in meinem Geist weiß, nicht darum frägt man mich nach meinen Motiven. Sondern weil hier die Evidenz & die Folgen der Aussage von andrer Art sind. |
“Der Physiker
rechnet darum, weil Papier & Tinte
zuverlässiger sind als seine
Apparate.” |
Nehmen wir an, es gebe einen Menschen, der immer richtig
erriete, was ich im Gedanken zu mir selbst sage || spreche. (Wie er das macht, || ihm das
gelingt, ist gleichgültig.) Aber
was ist das Kriterium dafür, daß er es
richtig errät? Nun, ich bin
wahrheitsliebend & gestehe, er habe es richtig
erraten. – Aber könnte ich mich nicht
irren, könnte mich mein Gedächtnis
denn nicht täuschen? Und kann es das nicht
(überhaupt) immer, wenn ich – ohne zu lügen
– ausspreche, was ich bei mir gedacht habe?
– || ‒ ‒ ‒ Aber so scheint es ja, es
komme || käme gar nicht darauf
an, || es könnte gar
nicht darauf ankommen, daß ich
weiß ‘was in meinem Innern geschehen
ist.’ (Ich mache hier eine
Hilfskonstruktion.) |
Im wahrheitsgemäßen || Für das
wahrheitsgemäße Geständnis, 22 ich hätte
das & das gedacht, sind die Kriterien nicht die, wie für
die Beschreibung eines vergangenen Vorgangs. Und die Wichtigkeit des wahrheitsgemäßen Geständnisses liegt nicht darin, daß es irgendeinen Vorgang mit Sicherheit richtig darstellt || wiedergibt. Sie liegt vielmehr in den besondern Anzeichen der ‘subjektiven Wahrheit’ & in den besondern Konsequenzen des wahrheitsgemäßen Geständnisses. || Für die Wahrheit || Wahrhaftigkeit des Geständnisses, ich hätte das & das gedacht, sind die Kriterien nicht die der wahrheitsgemäßen Beschreibung eines Vorgangs. Und die Wichtigkeit des wahrhaften Geständnisses liegt nicht darin, daß es irgend einen Vorgang mit (absoluter || der größten) Sicherheit richtig wiedergibt. || , daß es uns irgendeinen Vorgang mit (absoluter || der größten) Sicherheit mitteilt. Sie liegt vielmehr in den besondern Konsequenzen, die sich aus einem Geständnis ziehen lassen, dessen Wahrhaftigkeit aus der || durch die besondern Kriterien der Wahrhaftigkeit hervorgeht || verbürgt ist. |
(Wenn || Angenommen daß die
Träume der Menschen uns wichtige Aufschlüsse über den
Träumer geben
könnten || können, so würde das, was den
Aufschluß gibt, die wahrhaftige Traumerzählung
sein || wäre das, was den Aufschluß gibt, die
wahrhaftige Traumerzählung. Die Frage,
ob den Träumer sein Gedächtnis manchmal || oft, oder immer täuscht kann sich gar nicht erheben,
es sei denn wir führten ein gänzlich neues Kriterium
für die || eine ‘Richtigkeit’ der
Traumerzählung ein.) |
18.2. Das Kind,
das zuerst einen primitiven || das
den ersten primitiven Wortausdruck des eigenen Schmerzes
lernt, || , – das dann anfängt (auch) von
einem vergangenen Schmerz zu erzählen, – es kann eines
schönen Tages erzählen: “Wenn ich
Schmerzen habe, kommt das Arzt”. Hat nun in diesem
Prozeß des Lernens
23 das Wort
“Schmerz” seine Bedeutung
geändert? – Ja, es hat seine Verwendung
geändert. Aber bezieht sich das ¤ Wort im primitiven Ausdruck & im Satz nicht dasselbe || auf das gleiche, nämlich dasselbe || auf das gleiche Gefühl? Doch; aber nicht auf die gleiche Technik. [Dazu der §: “Ich bin nicht sicher …”] |
Ich kann einen Satz
aussprechen oder aufschreiben, der die || eine Absicht (in der ersten Person)
ausdrückt. Der Satz sei: “Ich
werde in 2 Minuten den linken Arm heben.” Aber es
ist doch ein Unterschied, || : ob
dies || das wirklich
meine Absicht ist, oder ob ich es nur so, wie gerade jetzt, als
Beispiel || Satzbeispiel hinschreibe. |
Nicht nur
auf die Schmerzen, sondern auch auf die Verstellung schließt man
ja aus dem Benehmen. |
19.2.
Eine Form des Gedankenerratens: Einer stellt ein
Jigsaw puzzle zusammen,
der Andre sieht ihn nicht || kann ihn nicht
sehen, aber er sagt von Zeit zu Zeit:
“Jetzt kann er etwas nicht finden”,
“Jetzt denkt er ‘wo habe ich nur ein solches
Stück gesehen?’”,
“Jetzt ist er sehr befriedigt”,
“Jetzt denkt er ‘jetzt weiß ich wo es
hingehört!’” || wie es
paßt!’”,
“Jetzt denkt er ‘Es
paßt nicht recht’ – & dabei braucht der Andre
weder laut noch zu sich selber sprechen. |
Alles dies ist Erraten von Gedanken, & daß es
tatsächlich nicht geschieht, macht den Gedanken
nicht verborgener als den || einen
physischen Vorgang, den ich nicht wahrnehme. |
Man kann sich ein Erraten der Absicht denken,
ähnlich einem Erraten des Gedankens, aber auch ein
Erraten dessen, was Einer 23 tatsächlich tun
wird. Zu sagen “Nur er kann wissen, was er beabsichtigt” ist Unsinn. Zu sagen “Nur er kann wissen, was er tun wird” ist falsch. Denn die Voraussage || seine Vorhersage, die im Ausdruck der Absicht liegt (z.B. “So wie es 5 Uhr schlägt, gehe ich nach Hause.”) mag nicht zutreffen, & ich kann || mag wissen, was wirklich geschehen wird. || was er wirklich tun wird. || & ein Andrer mag wissen, was wirklich geschehen wird. || was er wirklich tun wird. |
Zwei
Dinge aber sind wichtig. Daß ich seine Handlungen in vielen
Fällen || er in vielen Fällen meine Handlungen
nicht voraussehen kann, in denen er
sie in der Absicht voraussieht || ich sie durch die Absicht
voraussehe. Und daß der
Ausdruck || die Vorhersage der Absicht nicht auf
der Grundlage ruht, auf der des Andern Voraussage
ruht. || Und daß die Voraussicht, die in
der || meiner Absicht liegt, nicht auf
der || derselben Grundlage ruht, wie des Andern
Vorhersage meiner
Handlungen. || Und daß die
Vorhersage, die im Ausdruck meiner Absicht liegt, nicht auf der
gleichen Grundlage ruht, wie des Anderen Vorhersage meiner
Handlung; || , & (daß) die
Konsequenzen aus diesen Vorhersagen verschieden
sind. |
20.2. Vom
Glauben, von der Sicherheit möchte man manchmal sagen, sie seien
Farbtöne || Tönungen des
Gedankens: Und sie drücken sich ja wirklich oft
im Ton der Rede
aus. || : Und || ; und es ist
wahr: sie haben einen Ausdruck im Ton der
Rede. Denk aber nicht an sie
als ‘Gefühle’, die unsre Worte begleiten. || Frag nicht “Was geht da in uns vor, wenn wir sicher
sind, …?” – sondern: Wie
äußert sich die Sicherheit im || im unserm
Handeln. || die Sicherheit, die
Überzeugung, in dem Handeln des
Menschen. |
Wäre es richtig, zu sagen, daß das Sprachspiel
des Aussprechens des Motivs von der Seite des
‘Andern’ gleich dem des Aussprechens der Ursache
ist, aber nicht von der Seite dessen, der sein Motiv gesteht.
24 |
21.2. Was ist
der Unterschied zwischen Motiv & Ursache? – Wie findet man das
Motiv, || ? & wie die Ursache?
[Bemerkung über die ‘Methoden’ der Längenmessung.] |
Die unendliche || unsägliche
Verschiedenheit aller der || unsrer tagtäglichen
Sprachspiele kommt uns gar nicht zu Bewußtsein, weil die
äußern Formen unsrer Sprache alles gleichmachen. |
22.2. Denke, Menschen würden das
Wetter beurteilen; & zwar sagt Einer “Es
schaut im Westen gelb aus, das ist ein gutes Zeichen. Es
wird schön bleiben.” Und er handelt
dementsprechend. Ein Andrer sagt
“Nein. Im Norden ist es grau. Ich
bin überzeugt, es kommt Regen” – Und handelt
danach. Ein Dritter hat wieder andere Kriterien für
seine Prognose, etc. etc..
Alle diese Leute können doch ihrer Sache
sicher sein. Und die Sicherheit wird sich in
ihren Handlungen ausdrücken. Ja hätten sie, statt
aller Kriterien, nicht einfach den Himmel anschaun, & sagen
können: “Ich habe den bestimmten
Eindruck, es wird …”? |
Und nun: Mehrere Leute betrachten
einen Kranken (oder, der sich krank stellt); der Eine hat den
Eindruck, er sei wirklich krank, der Andre den entgegengesetzten;
jeder sagt a) er habe den bestimmten Eindruck, daß
… , & handelt danach b) er gibt
Gründe für diesen Eindruck an, die aber nur Gründe
für ihn sind. “Was geschieht da, wenn Einer den Eindruck hat …?” – Unsinn! Wie, wenn die Leute einfach sagten: “Ich wette … , er ist krank”, “Ich wette … , er verstellt sich”? |
Wenn
ich nun glaube, Einer heuchle Schmerz, so glaube ich nicht nur, er
habe¤ keinen. Es 24 ist hier ein bestimmter
Verdacht. Ich will sagen: Wenn die natürliche Einstellung der Menschen gegen den, der Schmerz äußert, verschieden ist, – die eine kühl & gleichgültig, die andre mitleidsvoll, etc., – so heißt das noch nicht, Einer glaube, der Mensch verstelle sich. |
Wenn nun
Einer sagt “Ich glaube, er
heuchelt” – was meint er damit? –
Nun, er gebraucht ein Wort, welches man in den &
den Lagen gebraucht. Er wird, das Spiel vielleicht || manchmal so weiterspielen, daß er Vermutungen über
das künftige Benehmen des Andern anstellt; das muß aber nicht
geschehn. Es geht einiges Benehmen & einige Konversation vor sich. Ein paar Sätze, hin & her; & ein paar Handlungen. Das kann alles sein. |
[Gehört hierher] [Nur im Fluß des Lebens haben die Worte ihre Bedeutung.] |
Es kommt mir so
vor, als stünde irgendwo ein leeres Schachbrett &
daneben liegen Schachfiguren. Wenn ein paar Leute dran
vorbeikommen, so stellt etwa der eine 2 oder 3 Figuren auf &
der Andre || einer Andrer auch; einer
macht einen Zug, es folgt ein Gegenzug, sie machen Gesichter dabei,
oder sagen so etwas wie “Das war
dumm!” “Siehst
Du!” etc. &
lassen's
dann. Das Ganze wäre unmöglich wenn sie nicht
Schach spielen könnten; was vor sich geht aber, ist ein
Fragment, oder mögliches Fragment einer Schachpartie.
|
Vergleiche nun
“das Urteil eines
Fachmanns” || ein
‘fachmännisches’
Urteil mit jenen Urteilen über das
Wetter. Jenes hat für einen Andern als den Urteilenden 25 Wert, – dieses
ist nur eine Äußerung || ein Ausdruck der
Stellungnahme des Urteilenden; – es mag dadurch freilich
auch auf Andre wirken. Die Sprachspiele sind
verschieden. |
Und
natürlich gibt es auch hier Übergänge.
|
Man könnte fragen: “Gibt es,
was die Gefühle eines Menschen betrifft, || Gibt es über die Echtheit des
Gefühlsausdrucks ein
‘fachmännisches’
Urteil?” Und die Antwort wäre:
Es gibt auch hier, was man ‘Menschen mit
besserem’ & ‘Menschen mit schlechterem
Urteil’ nennt. |
Aber es gibt z.B. keine Fachprüfung in
Menschenkenntnis. (Wie wäre es, wenn's eine gäbe?) |
Aber
worin zeigt es sich, daß Einer das richtige
Urteil hat? Das ist schwer zu sagen.
Ich könnte manches anführen; aber es wären nur
Fetzen einer Beschreibung. || Darstellung. |
∣
Das ‘Rast’
& || Der Reim von ‘Rast’ mit
‘Hast’ ist ein
Zufall. Aber ein glücklicher Zufall, & Du
kannst diesen glücklichen Zufall
entdecken. || finden.
¤ |
Man kann einen
auch durch Evidenz von dem & dem
Seelenzustand des Andern überzeugen, || Man
kann Einen auch durch Evidenz davon überzeugen, er
sei über den Seelenzustand eines
Menschen im Irrtum gewesen. Man kann ihn durch Evidenz
eines Bessern belehren.
Und doch gibt es hier kein Fachstudium. |
Wie ist es
damit, || : wenn man gewisse Regeln geben
kann, aber doch nur wenige & solche die
Einer durch Erfahrung 25 ohnehin
zumeist erlernt, – wenn aber das
wichtigste Übrige unwägbar ist??
|
Was
heißt “unwägbare
Evidenz”? (Seien wir
ehrlich!) |
Ich
sage Einem, ich habe Gründe
für diese Behauptung, oder Beweise für sie, aber sie seien
‘unwägbar’. Nun, ich habe z.B. den Blick gesehen, den der eine dem andern zugeworfen hat. Ich sage “Hättest Du ihn gesehen, so würdest Du dasselbe sagen”. [Aber es ist hier noch eine Unklarheit.] Ich kann ihn vielleicht ein andermal diesen Blick sehen lassen & er ist dann überzeugt. Das wäre eine Möglichkeit. Ich mache zum Teil Vorhersagen des Benehmens (“Sie werden heiraten, || ”, || ) sie wird ihn dazu bringen.”) zum Teil auch nicht. |
Die
Frage ist: Was leistet die unwägbare
Evidenz? Mit welchem Rechte nennt man das || sie “Evidenz”?
(Vergleiche den Fall der Wetterbeobachter || Wetterbeurteiler mit dem des Menschen, der das Leiden eines andern beurteilt.) |
23.2. Ein wichtiges
Faktum ist hier, daß wir Gewisses nur durch
lange Erfahrung lernen & nicht durch einen Kurs in einer
Schule. Wie lernt || entwickelt
man z.B. einen Kennerblick? Es sagt
Einer z.B.: “Dieses Bild
ist nicht von dem & dem Meister” – er macht also
eine Aussage, die kein ästhetisches Urteil ist,
sondern vielleicht durch Dokumente bewiesen werden kann. Er
mag nicht einmal im Stande sein, sein
Urteil klar zu begründen. – Wie hat er es
gelernt. Konnte jemand es ihn lehren? O
ja. – Nicht so, wie man rechnen
lehrt. Es bedurfte 26 langer
Erfahrung.
D.h., der
Lernende mußte vielleicht wieder & wieder eine Menge Bilder
verschiedener Meister betrachten & vergleichen.
Dabei konnte man ihm Winke geben. Nun das war
der Prozeß des Lernens.
Dann aber betrachtete er das || ein Bild
& gab ein Urteil ab. Er konnte
in den meisten
Fällen Gründe für sein Urteil abgeben aber
sie waren in den meisten Fällen nicht
überzeugend. |
Betrachte das Lernen – und das Resultat
des Lernens. |
Der
Kenner könnte sich z.B. einer
Jury nicht verständlich machen.
D.h. sie würden seinen Ausspruch aber
nicht seine Gründe verstehen. Dem andern Kenner
kann er die Andeutungen geben, die dieser versteht. |
Aber will ich etwa sagen, die Sicherheit der Mathematik
beruhe auf der Zuverlässigkeit von Tinte
& Papier? Nein. (Das
wäre ein circulus vitiosus) Ich habe nicht
gesagt warum es zwischen den Mathematikern nicht zum
Streit kommt, sondern nur daß es nicht zum Streit
kommt. |
Es
ist wohl wahr daß man mit gewissen Arten von Papier & Tinte
nicht rechnen könnte, wenn sie
nämlich gewissen seltsamen Änderungen
unterworfen wären, aber daß sie sich ändern könnte
ja doch wieder nur durch das Gedächtnis & den
¤ Vergleich mit andern Rechenmitteln gezeigt
werden || sich ergeben.
Und diese kann man ja nicht wieder an etwas anderm
prüfen. || Und wie will man
diese wieder prüfen? |
Hat es Sinn zu sagen, die Menschen stimmen in Bezug
auf ihre Farburteile 26 im allgemeinen
überein?? Wie wäre es
wenn's anders
wäre? Der Eine würde sagen, die Blume sei
rot, die der andre für
blau hält || als blau ausspricht
etc. – Aber mit welchem Recht könnte
man nun diese
Leute || die Wörter “rot” &
“blau” mit
unseren Worten || dieser Menschen Farbwörter
nennen? Warum sollen wir sagen, sie hätten die
gleiche Bedeutung? Wir können das eine & das
andere sagen. Der Begriff ist nun geändert & es gibt Gründe, ihn noch als denselben anzusprechen, & Gegengründe. |
Aber wie ist es damit: “Es kommt
über Farburteile im allgemeinen nicht zum
Streit”? Es gibt
‘Farbenblindheit’ & Mittel sie
festzustellen. Ist jener Satz nicht einer über den Begriff des Farburteils? |
24.2.
Wenn nicht Übereinstimmung in den Farburteilen
bestünde, wie erlernten sie || die Leute || wir || Menschen
denn die Farbwörter || Farbnamen gebrauchen? Mit
welchem Recht könnten wir den Gebrauch || Wortgebrauch, den sie lernen, den der
‘Farbnamen’ nennen? || die
Technik, die sie lernen, den Gebrauch der
‘Farbnamen’
nennen? Aber hier gibt es natürlich Übergänge. |
Und
diese Überlegung muß für die Mathematik
gelten: Gäbe es unsere mathematische
Sicherheit nicht, so würden die Menschen auch nicht die gleiche
Technik lernen, die wir erlernen. Sie wäre von der
unsern mehr, oder weniger verschieden, & im Grenzfalle bis zur
Unkenntlichkeit. |
“Die mathematische Wahrheit ist doch
unabhängig davon, ob Menschen sie erkennen, oder
nicht!” –
Gewiß, || : “Die
Menschen glauben, daß
2 x 2 =
4 ist” &
“2 x 2
= 4” haben nicht den gleichen Sinn.
Dieser ist ein mathematischer Satz, 27 jener, wenn er
überhaupt einen Sinn hat, kann etwa heißen, daß die
Menschen auf den mathematischen Satz gekommen sind. Die
Beiden haben gänzlich verschiedene
Verwendung. – Aber was würde nun
das heißen: “Wenn auch alle Menschen
glaubten, 2 x
2 sei 5, so wäre es doch 4”? || doch 4!” –
Wie sähe denn das aus, wenn alle Menschen das || dies glaubten?
(Nun), ich || Ich kann
nur || etwa sagen, || könnte mir nur
vorstellen, es wäre ein andrer Kalkül.
Wäre es falsch! Ist eine
Königskrönung falsch? Höchstens
nutzlos. Und vielleicht auch das nicht. |
Mathematik ist freilich, in einem Sinne, eine Lehre,
aber doch auch ein Tun. Und einen ‘falschen
Zug’ kann es nur als Ausnahme geben; denn
würde, was wir jetzt so nennen, die Regel, so hörte damit
das Spiel auf, worin es ein falscher Zug war. |
25.2. Telephongespräch mit
Gretl (in
England). Sie hat
über's Telephon in Wien
gehört,
Mining liege im Sterben, erkenne niemand mehr, schlummere
friedlich. – Ringsherum werden die Wurzeln
abgeschnitten, an denen mein eigenes Leben hängt.
Meine Seele ist voller Schmerzen. |
Sie hatte vielseitiges Talent &
Verstand. Aber nicht nackt zu Tage liegend, sondern
verhüllt; wie die menschlichen Eigenschaften liegen
sollen. |
26.2.
Zur ‘unwägbaren Evidenz’
gehört gewiß der Ton, der Blick, die
Gebärde || gehören die Feinheiten des Tons, des Blicks, der
Gebärde. Ist es hier nicht wirklich, als sähe man das Arbeiten des Nervensystems, denn || . Denn ich möchte wohl, daß meine geheuchelte Gebärde ganz der || einer echten gleicht, aber es geschieht eben doch nicht das gleiche. |
Ich kann den echten Blick der Liebe erkennen, ihn vom
verstellten unterscheiden. Und ich kann ihn doch dem Andern
auf 27 keine Art
beschreiben. Hätten wir etwa einen großen Maler
hier, so wäre es denkbar, daß er || dieser
solcher in Bildern den || einen echten &
den || einen geheuchelten darstellte, oder es
ließe sich eine Darstellung im Film denken,
– auf sie aufgebaut || gestützt vielleicht
eine Beschreibung in Worten. |
Frage Dich: || Lege || Leg Dir
die Frage vor: Wie lernt der Mensch, einen
‘Blick’ für etwas kriegen?
& wie läßt sich
dieser Blick verwenden. || & wie kann man
einen Blick verwenden? |
27.2. Mit welchem Recht kann man sagen, ein
Kind müsse manches lernen, ehe es heucheln kann?
(‒ ‒ ‒ Ehe es einen Rechenfehler machen
kann.) |
Jemand sagt
von seinem Kind “Heute hat es zum ersten Mal
geheuchelt”. Das kann man sich leicht
vorstellen. Aber nicht, wenn er sagt “Heute
war es zum ersten Mal aufrichtig”
– obwohl man doch vom Neugeborenen nicht sagen könnte,
es sei aufrichtig. Und doch kann man wieder sagen
“Mein Kind ist jetzt schon entschieden
aufrichtig”. |
Wenn man nun fragt “Was muß
es lernen, um aufrichtig sein, zu
können?” – erhält man
vielleicht so eine Antwort wie: “Es muß
eingesehen haben, daß Unaufrichtigkeit schlecht ist”
– oder irgend eine Antwort, die das
Innere des Kindes beschreibt, die inneren Requisiten. |
Auch boshaft, freundlich, dankbar,
kann ja das neugeborne Kind nicht sein. Erst in einem
komplizierten Muster des Benehmens gibt es Dankbarkeit.
Wenn eine Figur nur aus drei Geraden 28 besteht, so kann sie weder
ein regelmäßiges noch ein unregelmäßiges Sechseck
sein. |
Wir sagen doch
gewiß normalerweise nur von dem, er sei aufrichtig, der sprechen
kann. Und wenn daraus auch nicht folgt, daß der Begriff
‘aufrichtig’ dort unanwendbar wäre,
wo keine Sprache ist, so doch das, daß dieser Begriff
dort nicht ohne jede
Schwierigkeit anzuwenden ist. |
Der Erwachsene kann freilich, ohne ein Wort zu
sprechen, durch Mienen, || & Gebärden
& unartikulierte Laute heucheln, oder aufrichtig sein.
|
∣
In Beethovens Musik
findet sich zum ersten Mal, was man den Ausdruck der Ironie nennen
kann. Z.B. im ersten Satz
der Neunten und zwar ist er bei ihm eine
fürchterliche Ironie, etwa die des Schicksals. –
Bei Wagner kommt die
Ironie wieder, aber in's Bürgerliche
gewendet. Man könnte wohl sagen, daß Wagner & Brahms, jeder in andrer Art, Beethoven nachgeahmt haben; aber was bei ihm kosmisch war, ist || wird bei ihnen irdisch. Es kommen bei ihm die gleichen Ausdrücke vor, aber sie folgen andern Gesetzen. ∣ |
∣
Das Schicksal spielt ja auch in
Mozarts oder
Haydens Musik keinerlei
Rolle. Damit beschäftigt sich diese Musik
nicht.
Tovey, dieser Esel, sagt einmal dies, oder etwas Ähnliches, habe damit zu tun, daß Mozart Lektüre einer gewissen Art gar nicht zugänglich gewesen sei. Als ob es ausgemacht wäre, daß nur die Bücher die Musik der Meister bestimmt hätten. Freilich hängen Musik & Bücher zusammen. Aber wenn Mozart in seiner 28 Lektüre nicht große
Tragik fand, fand er sie darum nicht im
Leben? Und sehen Komponisten immer nur durch
die Brillen der Dichter? ∣ |
Denk Dir ein neugebornes Kind, das zwar freilich nicht reden
könnte, aber das Mienen- &
Gebärdenspiel der Erwachsenen hätte! |
Erst in
einem komplizierten Ausdrucksspiel gibt es Heuchelei
& ihr Gegenteil. (Wie erst in einem
Spiel einen falschen, oder richtigen
Zug.) |
Und wenn sich
das || ein Ausdrucksspiel entwickelt, so kann
ich freilich sagen, es entwickle sich eine Seele, ein
Inneres. Aber es ist nun || erscheint
hier das Innere nicht mehr die Ursache || als das
primum movens des
Ausdrucks. (Sowenig wie das
mathematische Denken das Rechnen erzeugt, die Triebkraft des
Rechnens ist. Und dies ist eine Bemerkung über
Begriffe.) |
Einen dreifachen Kontrapunkt gibt es nur in einer
ganz bestimmten musikalischen Umgebung. |
Denk Dir, Einer verstecke seine
Absicht, indem er einen geschriebenen Plan versteckt. |
28.2. ‘Der Schmerz das Wichtige
– die Klage das Unwichtige’ – Nun, ich will,
daß er von meinen Schmerzen Notiz nimmt, nicht von den
Klagelauten. Und wie nimmt er von meinen Schmerzen
Notiz? |
Es
scheint: hier ist ein Inneres, worauf das Äußere || ein
Äußeres nur unbestimmte Schlüsse
zuläßt. Es ist ein Bild & was das Bild
rechtfertigt ist offenbar. Die scheinbare
Sicherheit der ersten Person, die Unsicherheit der
dritten. 29 |
‘Die zureichende Evidenz geht, ohne
scharfe Grenzen zu haben || unmerkbar, in die unzureichende
über.’ Die Grenzen sind verschwommen.
Und doch gibt es Evidenz. || Die zureichende
Evidenz ist von der unzureichenden durch keine klare
Grenze || über verschwommene
Grenzen geschieden. Und doch
gibt es hier Evidenz. |
Die Beurteilung der Fälle ist
schwankend || schwankt, wie die || unsre natürliche
Stellungnahme zum Andern. |
Es scheint, daß ich nicht mehr arbeiten kann, & zwar macht es mir den Eindruck, daß ich nicht nur an einer kurz vorübergehenden Müdigkeit leide. Ich glaube die Anstrengung, die Arbeit & die Sorgen & Krankheit haben mich auf längere Zeit hin arbeitsunfähig gemacht. Ich bin in der schlimmen Lage, kein Mittel zu haben, um mich zu erholen. |
1.3. Der seelenvolle
Ausdruck in der Musik. Er ist nicht nach Graden der
Stärke & des Tempos zu beschreiben. Sowenig
wie der seelenvolle Gesichtsausdruck durch
räumliche Maße. Ja er ist auch nicht durch
ein Paradigma zu erklären, denn das
gleiche Stück kann auf unzählige Arten mit echtem Ausdruck
gespielt werden. |
Und wie sähe nun
das Gegenteil aus? – Man könnte die Traurigkeit
z.B. mit derselben Sicherheit feststellen,
mit der man eine Halsentzündung etwa feststellt. –
Aber was wäre nun das für ein Begriff der
Traurigkeit? Der unsere? |
Warum nicht? Wer bei einem
bestimmten Anlaß dieses Gesicht macht, sich
so hält, etc., von dem können wir
all das mit Bestimmtheit voraussagen, was wir (in der Welt, wie sie
jetzt ist) von einem wahrhaft Traurigen erwarten. 29 |
2.3.
Fühle mich müde & krank. Will
nicht versuchen zu arbeiten, wenn es mir nicht leicht fällt, weil
sonst ja doch nichts herauskommt. |
Worin besteht
unsre Unwissenheit über die Seelenzustände &
Vorgänge im Andern? Denn sie ist aus mehrerem
zusammengesetzt. || Unsere
‘Unwissenheit’ darüber, was im Andern vorgeht
ist nicht eines, sondern besteht aus verschiedenen
Unwissenheiten. Wir können nicht an
seinem Äußern ablesen, was er zu sich selbst sagt.
Wir können das, was er sagt oft nicht verstehen.
Wir können seine Absichten nicht erraten. Wir
wissen oft nicht in welcher Stimmung er sich
befindet. Die Unwissenheiten sind von verschiedener Art || Kategorie; & ¤ wenn man sie sich behoben denkt, dann würden sie auf verschiedene Weise behoben. |
Was heißt es z.B., die
Stimmung des Andern mit Sicherheit kennen? Nun, man denkt sich, Einer könnte sie nur vom Gesicht ablesen. – Aber die Absicht auch?! Warum dann nicht ebensogut an den Händen, oder Kleidern? – Aber man könnte sich ein Mittel denken, die Absicht zu erfahren. Man fragt ihn nach seiner Absicht & kann mit Sicherheit erkennen, wenn er lügt & etwa auch, was ihm dann durch den Kopf geht. Aber wenn nun die Absicht in diesem Moment sozusagen nur als Disposition vorliegt, wenn sie nicht gedacht wird? – Hier wäre es also vielleicht nötig, daß ich ihn schon vorher beobachtet hätte! |
“Das Innere ist mir
verborgen” – ist das nicht ebenso vage, wie
der Begriff des ‘Inneren’?
(Denn bedenk nur: das Innere ist ja 30
Empfindungen & Gedanken
& Vorstellungen & Stimmung & Absicht
u.s.f..) |
Du errätst ja auch seine
Absicht, seine Empfindungen, seine Gedanken, seine Stimmung
nicht in gleicher Weise. |
3.3. Ich
weiß auch seine Handlungen nicht voraus wie die meinen, &
ich habe andere Mittel meine Absicht zu bilden, als er, sie zu
erraten. Auch wenn ich keine positive Absicht habe, kann ich negative Absichten haben; ich weiß nicht, was ich tun werde, bin aber schon entschieden, daß ich das & das nicht tun will. |
∣ Wenn einem unter Tags
ein Traum der letzten Nacht
einfällt, an den man früher im Wachen nie gedacht
hatte, so ist das ein seltsames Erinnern. ‒ ‒ ‒
∣ |
Der Gegensatz zu meiner Unsicherheit bezüglich dessen,
was in ihm vorgeht, ist nicht seine Sicherheit.
Denn ich kann der Gefühle des andern auch
sicher sein, aber darum sind es nicht die meinen. |
“Ich kann die Gefühle
des Andern nur erraten” – hat das wirklich Sinn, wenn
man den Andern || ihn
z.B. mit schweren Verletzungen in
furchtbaren Schmerzen sieht? |
War zehn Tage lang mit
Ben zusammen.
Schöne Zeit. Immer liebevoll … War
nicht mehr gesund, schlechter Schlaf. – Weiß
nicht wie's weitergehen
wird. |
16.3. Der Traum eine
Halluzination? – Die Erinnerung an
den Traum ist wie die Erinnerung an eine
Halluzination, oder vielmehr:30 wie die
Erinnerung an ein wirkliches Erlebnis. Das heißt,
man möchte z.B. manchmal sagen:
“Ich habe gerade das & das
gesehen”, so als hätte
man's wirklich gerade
gesehen. |
Oft ist meine
Seele wie tot. |
Das Wesen Gottes verbürge
seine Existenz – d.h. eigentlich, daß es
sich hier um eine Existenz nicht handelt. |
Könnte man denn nicht auch sagen, das
Wesen der Farbe verbürge ihre Existenz? Im Gegensatz
etwa zum weißen Elephanten. Denn es heißt ja
nur: Ich könnte || kann
nicht erklären, was ‘Farbe’ ist, was das Wort
“Farbe” bedeutet, außer an der Hand der
Farbmuster. Es gibt also hier nicht
ein Erklären, ‘wie es wäre, wenn es
Farben gäbe’. |
Und man könnte nun sagen: Es
läßt sich beschreiben, wie es wäre, wenn es Götter
auf dem Olymp gäbe – aber nicht:
‘wie es wäre, wenn es Gott
gäbe’. Und damit ist || damit wird der Begriff ‘Gott’ näher
bestimmt. |
Wie wird uns
das Wort “Gott” beigebracht
(d.h. sein Gebrauch)? Ich
kann davon keine ausführliche
systematische Beschreibung geben. Aber ich kann
sozusagen Beiträge zu der Beschreibung
liefern || geben || machen; ich kann
darüber manches sagen & etwa || vielleicht mit der Zeit eine Art Beispielsammlung
anlegen. |
Bedenke hier,
daß man in einem Wörterbuch vielleicht gern
solche Gebrauchsbeschreibungen gäbe, in Wirklichkeit aber
nur einige wenige Beispiele & Erklärungen gibt.
31 Ferner aber, daß mehr
auch nicht nötig ist. Was
wäre der Nutzen || könnten wir mit einer ungeheuer langen
Beschreibung anfangen? – Nun wir könnten nichts mit
ihr anfangen, wenn es sich um den Gebrauch von Wörtern uns
geläufiger Sprachen handelte. Aber wie, wenn wir so
eine Beschreibung des Gebrauchs eines
assyrischen Worts vorfänden?
Und in welcher Sprache? Nun, in einer andern uns
bekannten. – In der Beschreibung wird oft das
Wort “manchmal” vorkommen, oder
“öfters”, oder “für
gewöhnlich”, oder “fast immer”,
oder “fast nie”. |
Es ist schwer, sich
ein gutes Bild einer solcher Beschreibung zu machen. |
Und ich bin im Grunde doch ein
Maler, & oft ein sehr schlechter Maler. |
Denk z.B. an
die Beschreibung von
‘Anlässen’. Ist es denn
klar, daß Einer die Beschreibung des
‘Kummeranlasses’ verstehen muß? Denn
die Anlässe zum Kummer sind ja mit 1000 andern
Mustern verwoben. Ist es klar, daß Einer die Technik,
die Bezeichnung dieser Art von Muster zu gebrauchen, muß lernen
können? Daß er es aus den andern Mustern wie wir
herausklauben kann? |
Es gibt hier aber einfache &
kompliziertere Fälle; & das ist für den
Begriff wichtig. || Es gibt aber hier klare,
einfache Fälle, & verwickelte & unklare
Fälle; & das ist für den Begriff
wichtig. Jemand verbrennt sich
& schreit auf; nur unter sehr seltenen
Fällen || Umständen würde man
sein Benehmen “Verstellung” nennen. Ja
hier könnte ein Arzt 31 uns sagen, nur unter den
& den Umständen könnte es Verstellung
sein. |
20.3. Die Beschreibung des Wortgebrauchs.
Das Wort wird ausgesprochen – in welcher Umgebung?
Wir müssen also etwas
Charakteristisches in
diesen einzelnen Vorfällen finden, eine Art
Regelmäßigkeit. – Nun lernen wir
aber den Wortgebrauch nicht mit Hilfe von
Regeln. Wie könnte ich Einem denn eine
Regel dafür geben, in welchen Fällen er zu sagen hat, er
habe Schmerzen! – Dagegen aber gibt es eine
ungefähre Regel || Gesetzmäßigkeit in dem Gebrauch, den ein Mensch
tatsächlich von dem Worte macht. |
Ich will also
sagen: es ist von vornherein nicht ausgemacht,
daß es so etwas gibt, wie ‘eine allgemeine
Beschreibung der Verwendung eines Worts’.
Und wenn es also doch etwas derartiges gibt, – so ist nicht ausgemacht, wie bestimmt eine solche Beschreibung sein muß. |
Unter welchen
Umständen (äußeren Umständen) nennt
man etwas eine Schmerzäußerung? (Denn das
ist || bleibt doch eine wichtige Frage, || ,
– || Frage.
Auch…, wenn man sagt daß der
wahren Schmerzäußerung etwas Inneres
entspricht.) |
Und
kann ich nun diese Umstände beschreiben? – und warum
nicht? Ich könnte Beispiele geben, das ist
klar. Wie kann ich denn lernen die Umstände zu
beschreiben? Hat man
mich's denn
gelehrt? Oder was müßte ich dazu
beobachten? 32 |
Und
das gleiche gilt von den äußeren
Anzeichen der ‘Verstellung’. |
Und wenn ich mir nun eine Aufzählung
solcher Umstände denke, für wen wäre sie von
Interesse? – Ja einzelne Apercus haben wohl
Interesse. Aber wäre eine Aufzählung interessant,
die Vollständigkeit anstrebte?
Könnte man sie praktisch brauchen? – So
funktioniert dieses Spiel gar nicht. |
22.3. Es ist hier nichts versteckt, &
nähme ich an, es sei etwas versteckt, so hätte die Kenntnis
dieses Versteckten kein Interesse. Ich kann aber meine Gedanken vor ihm verbergen, indem ich ein Tagebuch verstecke. Und hier verstecke ich etwas, dessen Kenntnis für ihn von Interesse sein könnte. |
Zu sagen, meine Gedanken seien
ihm unzugänglich, weil sie im Innern meines Geistes || meiner Seele stattfänden, ist ein
Pleonasmus. |
Was ich im Stillen zu mir selbst sage, ist ihm nicht
bekannt: aber es kommt wieder nicht auf den || einen ‘seelischen Vorgang’ dabei an, wenn
auch hier ein physischer Vorgang stattfinden mag, der, wenn er
dem Andern bekannt wäre, die laute Rede ersetzen
könnte. Man könnte also auch hier einen
physischen Vorgang versteckt nennen. |
“Was ich im Stillen bei mir
denke || zu mir sage ist ihm
verborgen” kann nur heißen, er könne es nicht
erraten, aus dem & dem Grunde nicht erraten;
32 nicht aber, er
könne es nicht wahrnehmen, weil es in meiner Seele
ist. || …, er könne es nicht erraten;
aus dem & dem physischen Grunde || physischen
Gründen nicht erraten; nicht darum || aus dem
Grunde, weil es in meiner Seele
ist. |
Man sieht ein Gesicht an & sagt “Was geht
wohl hinter diesem Gesicht vor?” –
Aber man muß das nicht sagen || denken.
Man muß das Äußere nicht als die Front betrachten
hinter der die geistigen Kräfte
wirken. || Aber so muß man nicht
denken. Und wenn jemand mit mir offenbar rückhaltlos
spricht, so bin ich auch gar nicht versucht so zu
denken. |
20.5. Wie ist es denn, wenn Leute nicht den
gleichen Sinn für Humor haben? Sie reagieren nicht
richtig auf einander. Es ist,
als wäre es unter gewissen Menschen Sitte einem Andern einen Ball
zuzuwerfen, welcher ihn auffangen &
zurückwerfen soll; aber gewisse Leute würfen ihm
nicht zurück sondern steckten ihn in die Tasche. |
Oder, wie ist es, wenn
Einer den Geschmack des Andern gar nicht zu erraten
versteht. |
Die Idee vom Geist des Menschen, den man sieht oder nicht
sieht, ist sehr ähnlich der der Wortbedeutung, die als ein
Vorgang oder Objekt beim Wort steht. |
Ein in uns festes Bild kann man
freilich dem Aberglauben vergleichen, aber doch auch sagen, daß man
immer auf 33 irgend einen festen Grund kommen muß, sei
er nun ein Bild, oder nicht, & also sei ein Bild am Grunde
alles Denkens zu respektieren & nicht als ein Aberglaube
zu behandeln. |
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