Philosophische
Bemerkungen
XII          







   
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1
     Kann man denn etwas Anderes, als einen Satz, verstehen? 1
     Oder: Ist es nicht erst ein Satz, wenn man es versteht. Also: Kann man Etwas anders als als Satz verstehen?



   
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     Man möchte davon reden, || : “einen Satz zu erleben”. || , daß wir “einen Satz erleben”.
     Läßt sich dieses Erlebnis niederschreiben? –


   
3
     Da ist es richtig, || Denke: daß || Daß es in einem gewissen || gewissem Sinne keinen halben Satz gibt.
     Das heißt, vom halben Satz gilt, was
vom Wort gilt, daß er nur im Zusammenhang des Satzes Sinn hat. (Der Rösselsprung besteht – kann man sagen –
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aus einer graden & einer schiefen Bewegung. Vergleiche nun: “ein halber Rösselsprung ”, &: “eine halbe Semmel”. Eine halbe Semmel ist besser als gar keine. –)


   
1
     Überlegen: ‘Das Verstehen fängt aber erst mit dem Satz an. (Und darum interessiert es uns nicht.)


   
2 = 3˙2
     Eine Versuchung, zu glauben || meinen, das Wort “verstehen”, der Ausdruck: “einen Satz verstehen”, seien metalogische Worte.



   
3
     Was soll uns das Verstehen bekümmern || besonders bekümmern? Wir müssen ja das Zeichen verstehen, daß es für uns ein Zeichen || den Satz verstehen, daß er für uns ein Satz ist!


   
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      ‘Es wäre ja auch seltsam, daß die Wissenschaft, die Mathematik, die Sätze gebraucht, aber von ihrem Verstehen nicht spricht.’


   
5
     Man sieht in dem Zeichen || Verstehen das Eigentliche,
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im Zeichen das Nebensächliche. – Übrigens, wozu dann das Zeichen überhaupt? – Nur um sich Andern verständlich zu machen? Aber wie ist dies || das möglich? Wie geschieht dies? || Ich meine, – wie geschieht dies? Ich meine, – wie geschieht dies? – Hier wird das Zeichen als ein Medikament betrachtet || angesehen, das im Andern den gleichen Zustand hervorrufen soll, den auch ich habe. || in dem ich mich befinde.

   
1
     Auf die Frage “was meinst Du?” antworten wir: “ich meine das & das”, (&) nicht: “ich meine, was ich mit dem Satz ...... meine.”.


   
¥
2 = 2˙2
¥       Eine Versuchung, zu glauben, die Bedeutung des Worts “verstehen”, des Ausdrucks “einen Satz verstehen”, sei metalogisch.
      “Verstehen” & “meinen” sind Worte wie alle anderen.


   
3
     Was ein Satz meint, sagt || spricht eine Erklärung aus. So fällt am Schluß die Meinung ganz aus der Sprache, also aus der || unserer Betrachtung, heraus; & es bleibt die Sprache, das Einzige, was wir betrachten können.


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1
      ‘Die Sprache muß für sich selbst sprechen.’


   
2
      ‘Alles, was ich in der Sprache tun kann, ist etwas sagen: das eine sagen. (Das eine sagen im Raume dessen, was ich hätte sagen können.)’


   
3
‘Gesprochenes erklärt man durch die Sprache. Darum || ; darum kann man die Sprache, in diesem Sinne, nicht erklären.’


   
4
     Eine Interpretation ist immer nur eine || diese im Gegensatz zu einer andern. Sie hängt sich an das Zeichen & reiht es in ein (weiteres) System ein.


   
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     Wenn Frege gegen die formale Auffassung der Arithmetik spricht, so sagt er gleichsam: diese kleinlichen Erklärungen, die Symbole betreffend, sind müßig, wenn wir diese verstehen. Und das Verstehen ist quasi das || ein Sehen eines Bildes – aus dem dann alle Regeln
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folgen. (wodurch sie verständlich werden). Frege sah aber – glaube ich – nicht, daß dieses Bild nur wieder ein Zeichen ist, oder auch ein Kalkül, – der uns den niedergeschriebenen Kalkül erklärt.
     Und, was wir Verstehen einer Sprache nennen, gleicht überhaupt dem || demjenigen Verstehen eines Kalküls, das wir erhalten, wenn || das daher kommt, daß wir die Gründe seiner Entstehung, oder || & seine Anwendung kennen || verstehen lernen. Und auch da lernen wir einen leichter überblickbaren || übersichtlichern Symbolismus statt des fremden kennen. (Verstehen heißt hier etwas ähnliches wie übersehen können.)


   
1
     Wenn komplizierte seelische Vorgänge hinter der Front || Ebene der Symbole || , hinter den Symbolen, beim Verstehen des Wortes “und” (z.B.) vorsichgehen müssen, || wie kommt es dann, daß von ihnen in der Logik nie die Rede ist, noch sein braucht? || Logik nicht die Rede sein muß? || Logik nie die Rede ist, nicht die Rede sein muß?


   
2
     [Bemerkung] Wenn ich jemandem einen Befehl gebe, so ist es mir ganz genug, ihm Zeichen zu geben. Und ich würde nie sagen: Das sind ja nur Worte, & ich muß hinter die Worte dringen. Ebenso, wenn ich jemand etwas
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gefragt habe || hätte & er gibt mir eine Antwort (also ein Zeichen), bin ich zufrieden – das war es || ¤gerade¤, was ich erwartete – & wende nicht ein: Das ist ja eine bloße Antwort.


   
1
     Wenn man aber sagt: “wie soll ich wissen, was er meint, ich sehe ja nur seine Zeichen”, so sage ich: “wie soll er wissen, was er meint, er hat ja auch nur seine Zeichen”.


   
2
      “Etwas habe ich aber doch gemeint, als ich das sagte!” – Wohl, aber wie können wir, was es ist, herausbringen? Doch wohl nur, indem || dadurch, daß er es uns sagt. Wenn wir nicht sein übriges Verhalten als Kriterium nehmen sollen, dann also (das), was er uns erklärt.


   
3
      Denke Dir, Einer hätte das Schachspiel || Schach ursprünglich als ein Schreibspiel kennen gelernt & wüßte nichts von der Deutung dieses Spiels als Brettspiel. || ; aber von der Deutung des Spiels als Brettspiel wüßte er nichts. Später würde sie ihm gezeigt. || Denke, jemand hätte das Schach
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nur || bloß als Schreibspiel kennen gelernt & wüßte nichts von seiner Deutung als Brettspiel. – Später wird ihm diese Deutung erklärt || gezeigt. (Verständnis.)



   
1
      “Du hast mit der Hand eine Bewegung gemacht; hast Du etwas damit gemeint? – Ich dachte, Du meintest, ich solle zu Dir kommen.”
     Also er konnte etwas meinen, oder auch nichts meinen. Und wenn das erstere, || : dann, was er auch ausdrückte, || dann seine Handbewegung, oder etwas Anderes? || : dann eben seine Handbewegung, oder etwas Anderes? Hat er mit seinem Ausdruck etwas anderes, als diesen, gemeint, oder hat er nur seinen Ausdruck gemeint?


   
2
     Könnte man auch antworten: “Ich habe etwas mit dieser Bewegung gemeint, was ich nur durch diese Bewegung ausdrücken kann”?


   
3
      ‘Wir unterscheiden doch Sprache von dem, was nicht Sprache ist; Schrift von dem, was keine Schrift ist. Wir sehen Striche, an einer Mauer etwa, & sagen wir verstehen sie; & andere – & sagen, sie bedeuten nichts (oder,
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uns nichts). Damit ist doch eine sehr allgemeine Erfahrung charakterisiert, die wir nennen könnten: “etwas als Sprache verstehen” – ganz abgesehen von dem, was wir aus den Strichen (etc.) herauslesen.’


   
1
     Ich sehe eine deutsche Aufschrift & eine chinesische: Ist die chinesische etwa ungeeignet, etwas mitzuteilen? ‒ ‒ || Ich sage: ich habe Chinesisch nicht gelernt. Aber dies gibt nur die vermutliche Ursache an der gegenwärtigen Erscheinung, die allein uns jetzt interessiert. || Aber dies || das gibt nur die Ursache an, || dessen, was allein uns jetzt || ( hier ) interessiert, der gegenwärtigen Situation.


   
2
     Geben wir denn den Worten, die uns gesagt werden, willkürlich Interpretationen? Kommt nicht das Erlebnis des Verstehens mit dem Erlebnis des Hörens (oder Sehens) der Zeichen, wenn wir die Sprache verstehen?
     Wenn mir jemand etwas sagt & ich verstehe (es), so geschieht mir dies, so wie, daß ich höre.
     Und hier ist also Verstehen das Phänomen, – die Phänomene, || , – oder, Phänomene, welche sich einstellen,
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wenn ich einen deutschen Satz höre, & die dieses || dies Hören unterscheiden von dem eines Satzes einer mir unbekannten || fremden Sprache. || einer unbekannten || fremden Sprache. || , & die dieses Aufnehmen unterscheiden von dem eines Satzes einer mir unbekannten fremden Sprache.


   
1
     Denken wir an eine Chiffre: Ein Satz sei mir in der Chiffre gegeben & auch ihr Schlüssel; dann ist mir natürlich in einer Beziehung alles zum Verständnis des Satzes gegeben. Und doch würde ich auf die Frage “verstehst Du diesen Satz”, antworten: Nein, noch nicht; ich muß ihn erst entziffern. Und erst, wenn ich ihn, z.B., ins Deutsche übertragen hätte, würde ich sagen: “jetzt versteh ich ihn”.
     Wenn man (sich) hier die Frage stellt || stellte: “In welchem Augenblick || Zeitpunkt dieses Übertragens || dieser Übertragung verstehe ich (zuerst || nun) den Satz”, so erhält man einen Einblick in das Wesen dessen, was wir “verstehen” nennen. || : “an welchem Punkt dieser Übertragung verstehe ich nun zuerst den Satz”, || : In welchem Moment der Übertragung verstehe ich nun den Satz”, würde man einen Einblick in das Wesen dessen erhalten, was wir “verstehen” nennen.

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1
     Ich sage einen Satz: “ich sehe einen schwarzen Kreis”; aber auf diese besondern Wörter kommt es doch || ja nicht an sagen || setzen wir also statt dieses Satzes || ihrer diese: “a b c d e.” || ; aber die Wörter sind doch willkürliche Zeichen: – setzen wir also statt ihrer diese: “a b c d e.” Aber nun kann ich, wenn ich das lese, mit ihm nicht ohne weiteres den oberen Sinn verbinden. – Ich bin nicht gewöhnt – könnte ich sagen – statt “ich” “a” zu sagen, & statt “sehe” “b” & statt “einen” “c” zu sagen, etc.. Aber damit meine ich nicht, ich sei || bin nicht gewöhnt, mit “a” sofort das Wort “ich” zu assoziieren, sondern ich sei || bin nicht gewöhnt, “a” an der Stelle von “ich” zu gebrauchen – in der Bedeutung von “ich”.


   
2
      “Ich sage das nicht nur, ich meine auch etwas damit.” – Wenn man sich überlegt, was dabei in uns vorgeht, wenn wir Worte meinen (und nicht nur sagen), so ist es uns, als wäre dann etwas mit diesen Worten gekuppelt, während sie sonst leer liefen. – Als ob sie gleichsam in uns eingriffen.


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1
      ‘Ich verstehe einen Befehl als Befehl, d.h., ich sehe in ihm nicht nur diese Struktur von Lauten oder Strichen, sondern sie hat – sozusagen – einen Einfluß auf mich. Ich reagiere auf den Befehl (auch ehe ich ihn befolge) anders, als etwa auf eine Mitteilung, oder Frage. (Ich lese ihn in anderem Tonfall, mit anderer Miene & Geste.)’


   
2
     Der Satz, wenn ich ihn verstehe, bekommt für mich Tiefe.


   
1
     In einer Erzählung steht der Satz: “Nachdem er das gesagt hatte, verließ er sie, wie am vorigen Tage.” – Fragt man mich, ob ich diesen Satz verstehe, so ist nicht ganz leicht, drauf zu antworten. Es ist ein deutscher Satz, & insofern verstehe ich ihn. Ich wüßte, wie man diesen Satz etwa gebrauchen könnte; ich könnte selbst einen Zusammenhang für ihn erfinden. Und doch verstehe ich ihn nicht so, wie ich ihn verstünde, wenn ich die Erzählung bis zu diesem Satz || dieser Stelle gelesen hätte.

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1
     Was heißt es, ein Bild, eine Zeichnung zu verstehen? Auch da gibt es Verstehen & nicht verstehen || Nichtverstehen. Und auch da können diese Ausdrücke verschiedenerlei bedeuten. Das Bild soll eine Anordnung von Gegenständen – etwa ein Stilleben – darstellen; einen Teil des Bildes aber verstehe ich nicht, || : d.h., ich bin nicht fähig, dort Körper zu sehen, sondern sehe nur Farbenflecke auf || in der Bildfläche || Leinwand. – Oder ich sehe alles körperlich, aber auf dem Bild sind Gegenstände dargestellt, die ich (noch) nie gesehen habe. Und da gibt es den Fall, wo || daß etwas offenbar (z.B.) ein Vogel ist, aber nicht einer den ich kenne; oder, ich sehe einen Gegenstand, der mir ganz und gar fremd ist. – Vielleicht aber kenne ich alle Gegenstände, verstehe aber – in anderem Sinne – ihre Anordnung nicht.


   
2
     Angenommen, das Bild stellte Menschen & Pferde dar & die Menschen || sie darauf wären || wären darauf etwa 1 Fuß hoch. Angenommen nun, ich kennte || es gäbe Menschen & Pferde von dieser Größe, so könnte
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ich das Bild als ihre lebensgroße Darstellung sehen; & es würde mir nun einen ganz andern Eindruck machen, als, den ich gewöhnt bin; || & der Eindruck dieses Bildes wäre nun ein ganz anderer, als der, den ich gewöhnt bin; obwohl doch die dreidimensionale Erscheinung der Gestalten (auf dem Bild) die nämliche || selbe wäre. || sie in diesem Bild erkennen, & mein Eindruck wäre nun ein ganz anderer, als der, den ich gewöhnt bin; obwohl doch die dreidimensionale Erscheinung der Gestalten (auf dem Bild) die nämliche || selbe wäre. Und doch ist der Eindruck des Bildes unabhängig || Und doch besteht dieser Eindruck unabhängig von dem Gesichtseindruck, den mir wirkliche Menschen gemacht || hervorgerufen haben || ein wirklicher Mensch gemacht || hervorgerufen hat. || Und doch ist dieser Eindruck, wie er da ist, unabhängig davon, daß ich Menschen von der & der Größe gesehen habe. Ich meine: in den visuellen Eindruck des Bildes tritt nicht, z.B., die Erinnerung an die Größe wirklicher Menschen ein.


   
1
     Dieses Sehen der gemalten Gestalten als Menschen & nicht als Zwerge ist, in gewisser Beziehung analog dem Sehen der Figuren als räumlicher Gebilde, statt als ebener. Es ist hier durchaus unpassend, zu sagen, wir fassen, was wir sehen, || faßten, das was wir sehen, einmal so, einmal so || als das Eine, einmal als das Andere auf, sähen aber immer dasselbe. || , wir fassen, das was wir sehen, einmal als das Eine, einmal als das Andre auf, sehen aber beidemale das Gleiche. ||
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, wir faßten unsern Gesichtseindruck || unser Gesichtsbild einmal als das einmal als jenes auf, hätten aber beidemale den gleichen Gesichtseindruck. || das gleiche Bild.



   
1
     Und ähnlich, wenn wir einen Satz mit Verständnis & ohne Verständnis lesen. (Erinnere Dich daran, wie es ist, wenn man einen Satz mit falscher Betonung liest, ihn daher nicht versteht, & nun auf einmal darauf kommt, wie er zu lesen ist.)


   
2
     Beim Lesen einer schleuderhaften Schrift kann man erkennen, was es heißt, etwas in das gegebene Bild hineinsehen.


   
3
     Eine Uhr als Uhr, d.h. als Zifferblatt mit Zeigern, sehen ist ähnlich dem: den Orion als schreitenden Mann (zu) sehen.



   
4
      Denke an den Unterschied der Auffassung des || eines Satzes – wenn in ihm dies Wort einmal zu diesem, einmal zu jenem
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gehörig aufgefaßt || betrachtet || angesehen wird. || Denke an den Unterschied der Empfindung eines Satzes, – wenn in ihm dies Wort einmal zu diesem, einmal zu jenem gehörig angesehen wird.
Und ich hätte auch sagen können, es werde einmal zu diesem, einmal zu jenem Wort gehörig verstanden, gesehen, ausgesprochen.


   
1
     Wir könnten uns den Marsbewohner denken, der auf der Erde erst nach & nach den Gesichtsausdruck der Menschen als solchen verstehen lernte, & z.B. den drohenden erst nach gewissen Erfahrungen als solchen empfinden lernt. Er hatte bis dahin die Gesichtsform angeschaut || angesehn, wie wir die Form eines Steines.


   
2
     Kann ich nicht sagen: er lernt erst die befehlende Geste in einer gewissen Satzform verstehen?


   
3
     Chinesische Gesten || Mienen verstehen wir so wenig, wie chinesische Sätze.


   
4
     Wissen, was der Satz besagt,
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kann nur heißen: die Frage beantworten können: || , “was sagt er?”.


   
1
      Den Sinn eines Satzes verstehen, das kann heißen: die Frage “Was ist sein Sinn?” beantworten können.
      “Verstehen” ist dann ein Korrelat der Erklärung.


   
2
      “Verstehen”, damit meine ich dann ein Korrelat der Erklärung. – Es ist das Gegenteil von “Mißverstehen”.
     Mit “Mißverständnis” meine ich (wesentlich) etwas, was sich durch Erklärung beseitigen läßt. Eine andere Nichtübereinstimmung nenne ich nicht “Mißverständnis”.



   
3 = 3˙2
     Ich war lange versucht, zu glauben, “verstehen” sei ein metalogisches Wort.



   
4
      “Ich sage das nicht nur, ich meine etwas damit.” – Soll man darauf
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fragen: “Was?” – dann kommt ein anderer Satz || wieder ein Satz zur Antwort. – Oder war die Frage “was?” unerlaubt, weil der Satz nur sagen sollte: “ich sage das nicht bloß, es geht auch etwas dabei in mir vor”. || – Oder war die Frage unrichtig || Kann man so nicht fragen, da der Satz nur || etwa sagte: ich sage das nicht nur, es bewegt mich auch. || – Oder kann man nicht so fragen, da der Satz etwa sagte || hieß: “ich sage das nicht nur, sondern es bewegt mich auch.” (Ähnlich dann der Aussage: “Ich spreche das Gedicht nicht bloß, ich singe es auch.”)


   
1
      Die Frage ist: Kann er mir diese Bewegung mitteilen; kann er sie beschreiben, auch anders als durch die || diese Beschreibung: || anders als durch die || diese Beschreibung: || anders nämlich als dadurch, daß er sagt sie sei “die Bewegung, die dieser, oder ein andrer, Satz hervorruft || hervorrufe”?       Kann er sein Meinen mit meinem Meinen anders vergleichen, als durch den Vergleich des Ausdrucks? ||       Die Frage ist: Kann er mir diese Bewegung mitteilen; sie beschreiben, anders aber als so || durch die Beschreibung: sie sei die || seine Bewegung bei diesem, oder einem andern, Satz”? || , die dieser, oder ein andrer Satz hervorruft || hervorrufe”?       Kann er sein Meinen mit meinem Meinen anders vergleichen, als durch den Ausdruck? || auf anderem Wege vergleichen, als auf dem des Ausdrucks? (Und das heißt: was versteht,
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man unter dem Vergleich zweier Meinungen?)


   
1
      “Ist das Verständnis nicht etwas anderes als der Ausdruck des Verständnisses? Ist es nicht so, daß der Ausdruck des Verständnisses eben (nur) ein unvollkommener Ausdruck ist?” – Das heißt also: ein Ausdruck der etwas ausläßt – was wesentlich unausdrückbar ist. Denn sonst könnte ja ein besserer gefunden werden. Also wäre der Ausdruck ein vollkommener Ausdruck.


   
2
     Was heißt das: “Meine Tränen, mein Gesicht, meine Worte, können Dir nie mitteilen, wie traurig ich bin”? Was heißt es: ‘das mitteilen’? – “Worte sind eben nur Worte, sie können einen Gedanken nicht mitteilen.”
     Man kann den Geschmack einer Speise durch Worte mitteilen, aber auch dadurch, daß man den Andern || Einem von ihr kosten läßt. || zu kosten gibt. Man könnte es nennen: “mitteilen, was ich fühle”, wenn man dem Andern einen Zahn ausschlägt.
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Ist es nun richtig zu sagen: “Nur so kann ich ihm mitteilen, welchen Schmerz ich fühle, nicht durch Worte”? Was ist das Kriterium dafür, daß es eine gute || rechte Mitteilung war?


   
1
     Ich verstehe dieses Bild genau, ich könnte es in Ton darstellen. – Ich verstehe diese Beschreibung genau, ich könnte eine Zeichnung nach ihr machen.
     Man könnte in vielen Fällen als Kriterium des Verstehens festsetzen, daß man den Sinn des Satzes muß zeichnerisch darstellen können. Ich denke an einen offiziellen Test des Verstehens. Es ist in unseren Schwierigkeiten oft gut an solche offiziell (d.h. im praktischen Leben) festgesetzte Tests zu denken. Wie wird ein Mann geprüft, ob er Kartenlesen kann, ob er die || eine Landkarte versteht?


   
2
     Folgt daraus übrigens, daß “Verstehen” die Tätigkeit ist – das Zeichnen z.B. – wodurch wir unser Verständnis erweisen? Ich dachte einmal so: Aber
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diese Frage ist || war natürlich irreleitend! Sie bedeutet nicht: “Ist also das Verstehen diese Tätigkeit – ist es nicht doch eine andere?” – sie fragt nur: “Wird das Wort “Verstehen” zur Bezeichnung dieser Tätigkeit gebraucht wird es nicht anders gebraucht?”


   
1
     Es ist sonderbar: Unser Verstehen einer Geste möchten wir durch ihre Übersetzung in Worte erklären, & das Verstehen von Worten durch eine Übersetzung in Gesten. || Unser || Das Verstehen einer Geste sind wir versucht durch ihre Übersetzung in Worte zu erklären || darzustellen, & das Verstehen von Worten, durch Übersetzung in Gesten. (So werden wir hin & her geworfen, wenn wir suchen wollen wo das Verstehen eigentlich liegt.)
     Und wirklich werden wir Worte durch eine Geste & eine Geste durch Worte erklären.


   
2
     Muß ich einen Befehl verstehen, ehe ich || damit ich dann nach ihm handeln kann? – Gewiß! sonst wüßtest Du ja nicht, was Du
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zu tun hast. Aber vom Wissen zum Tun ist ja wieder ein Sprung!


   
1
     Der Satz: “ich muß den Befehl verstehen, ehe ich nach ihm handeln kann” hat natürlich einen guten Sinn, aber wieder keinen metalogischen.


   
2
     Die Idee die man hier || da vom Verstehen hat, ist etwa, daß man damit || dadurch von dem Zeichen || den Worten näher an die Ausführung heran kommt. – In welchem Sinne ist das richtig?


   
3
      “Aber ich muß einen Befehl verstehen um nach ihm handeln zu können.” Hier ist das “muß” verdächtig. –
     Denke auch an die Frage: “Wie lange vor dem Befolgen mußt Du den Befehl verstehen?”


   
4
     Wenn gesagt würde, daß der, der den Befehl erhält, eben außer den Worten Vorstellungen erhält, die der Ausführung
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des Befehls ähnlich sind (während es die Worte nicht sind), so will ich noch weiter gehen & annehmen, || gehe ich weiter & nehme an, daß der Befehl dadurch gegeben wird, daß wir den Andern dazu bringen, die Bewegungen, die er dem Befehl gemäß in 5 Minuten ausführen soll, jetzt durch mechanische Beeinflussung auszuführen. Und dies sei || , darin bestehe der Befehl; & näher kann ich doch wohl der Ausführung des Befehls in seinem Zeichen || Ausdruck nicht kommen. Dann haben wir die Ähnlichkeit der Vorstellung durch eine viel größere Ähnlichkeit ersetzt. Und der Weg vom Zeichen zur Ausführung scheint hier sehr verkürzt zu sein.
     Es ist damit auch gezeigt, wie Vorstellungsbilder || Bilder der Phantasie || Phantasiebilder, Vorstellungen für den Gedanken unwesentlich sind.


   
1
      “Zwischen dem Befehl & der Ausführung ist eine Kluft. Sie muß durch das Verstehen geschlossen werden.”
      “Erst im Verstehen heißt es, daß wir das zu tun haben. Der Befehl (selbst), das sind ja nur Laute,
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Tintenstriche. –”


   
1
     Also muß ich dem Befehl erst die Deutung geben? – Aber was veranlaßt mich gerade zu dieser Deutung? Ist || War es der Befehl, dann war er ja schon || doch hinreichend, da er diese Deutung befahl. – Oder hast Du die Deutung willkürlich hinzugefügt, – dann befolgst Du auch || ja nicht den Befehl, sondern das was Du aus ihm machst. || gemacht hast.


   
2
     Eine ‘Interpretation’ ist doch etwas, was in Zeichen gegeben werden kann || wird. Es ist diese Interpretation im Gegensatz zu einer anderen (die anders lautet). – Wenn man also sagen wollte: “jeder Satz bedarf noch einer Interpretation”, so hieße das: kein Satz kann ohne einen Zusatz verstanden werden.


   
3
      “Ich kann den Befehl nicht ausführen, weil ich nicht verstehe, was Du meinst. – Ja, jetzt versteh' ich Dich”. – Was ging da vor, als ich plötzlich den Andern verstand? Da gab es viele Möglichkeiten.
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Der Befehl konnte – z.B. – mit falscher Betonung ausgesprochen || gegeben worden sein, & es fiel mir plötzlich die richtige Betonung ein. Einem Dritten würde ich dann sagen: “jetzt versteh ich ihn, er meint …” & würde den Befehl in richtiger Betonung wiederholen. Und in der richtigen Betonung verstünde ich ihn nun; d.h., ich müßte nun nicht noch einen, geisterhaften || transzendenten, Sinn erfassen, sondern es genügt mir vollkommen der wohlbekannte deutsche Wortlaut – Oder, der Befehl ist mir in verständlichem Deutsch gegeben worden, schien mir aber ungereimt, da ich ihn auf irgend eine Weise mißverstand; dann fällt mir eine Erklärung ein: “ach, er meint …”, & nun kann ich ihn ausführen. Oder es konnten mir ‘mehrere Deutungen vorschweben”, für deren eine ich mich endlich entscheide.


   
1
     Was heißt es: verstehen, daß etwas ein Befehl ist, wenn man auch den Befehl selber noch nicht versteht? (“Er meint || : ich soll etwas tun – aber was er wünscht, weiß ich nicht.”)
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1
     Ein Zeichen deuten, ihm eine Deutung geben || beilegen, || ist ein Vorgang, der wohl in manchen, aber durchaus nicht in allen Fällen geschieht, wenn ein Zeichen verstanden wird.


   
2
     Wenn mich jemand fragt: “Wie viel Uhr ist es?”, geht in mir nun || dann eine Arbeit des Deutens vor? Ich reagierte unmittelbar auf das, was ich sehe & höre.


   
3
     Der Zerstreute, der auf den Befehl || das WortRechtsum || rechtsum!” sich nach links dreht, & nun, an die Stirne greifend, sagt: “ach so – rechts um”, & rechts um macht. – Ist ihm eine Deutung eingefallen?


   
4
     Ich deute die Worte; wohl; aber deute ich auch die Mienen? Deute ich, etwa, einen Gesichtsausdruck als drohend, oder freundlich? – Es kann geschehen.
     Wenn ich nun sagte: Es ist nicht genug, daß ich das drohende Gesicht wahrnehme,
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sondern ich muß es erst deuten. – Es zückt jemand das Messer ( auf mich ) & ich sage: “Ich verstehe das als eine Drohung.”


   
1
     Kann man jemand befehlen, einen Satz zu verstehen? Warum ist es Unsinn zu sagen: “Versteh das!”? Aber wenn mir Einer sagt: “versteh diesen griechischen Satz!”, so kann ich doch den Befehl befolgen, indem ich Griechisch lerne, || & ihn || den Satz dann verstehe. Sagt man nur darum nicht “versteh das || dies!” – weil es sich nicht ohne weiteres ausführen läßt? Aber man kann dennoch || doch Einem, der nie Violinspielen || Flötenblasen gelernt hat, befehlen “Blas dieses Stück!”. Ist es nicht dies, || : daß “Verstehen” keine Tätigkeit ist? (“Rufe Dir Schmerzen hervor!” – nicht: “Habe Schmerzen!”)


   
2
     Es ist merkwürdig, daß wir uns bei dem Gedanken, es dürfte jetzt 3 Uhr sein, die Zeigerstellung meist nicht genau, oder überhaupt nicht vorstellen, – sondern das Bild, gleichsam,
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in einem Werkzeugkasten der Sprache liegen haben, von wo wir wissen, es jederzeit hervorziehen zu können, wenn wir es brauchen.


   
1
     Es ist, wie wenn ich mir im Werkzeugkasten [eigentlich meine ich Toolshed] der Sprache – in der Grammatik etwa – Werkzeuge zum künftigen Gebrauch hergerichtet hätte.


   
2
     Was heißt es, zu sagen: “ich sehe zwar hier kein Violett, aber wenn Du mir einen Farbkasten gibst, so kann ich es Dir darin zeigen”? Wie kann man wissen, daß man es zeigen kann, wenn …; daß man es also erkennen kann, wenn man es sieht?


   
3
     Wie weiß ich, wie diese Farbe in Wirklichkeit || die Farbe wirklich ausschaut, dadurch, || daraus, daß ich sie mir vorstelle?
     Wie weiß ich, daß ich etwas werde tun können? D.h., wie weiß ich, daß, was ich jetzt tue, ist: jenes tun
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zu können?


   
1
      “Die Vorstellung muß mehr sein, als ein Bild! Denn wie ähnlich ich auch das Bild dem mache, was es darstellen soll, es könnte || kann doch immer noch das Bild von einem andern Gegenstand sein sollen || etwas anderem sein – aber die Vorstellung hat es in sich, daß sie die Vorstellung von dem & (von) nichts anderem ist.” Man könnte so dahin kommen, die Vorstellung als ein Über-Bild anzusehen. || in der Vorstellung ein Über-Bild zu sehen.


   
2
     Wie ist es, wenn ich jemand den Befehl gebe: “stelle Dir einen roten Fleck vor”, || & nun sage: den Befehl verstehen, heiße, || : wissen, wie es ist, wenn er ausgeführt ist; oder gar, || sich vorstellen können, wie es ist, wenn …?


   
3
     Vergleich der verschiedenen Arten von Linien auf der Landkarte, mit den verschiedenen Wortarten im Satz. || mit den Wortarten in den Sätzen. Der Unbelehrte || nichts davon versteht, sieht eine Menge von Linien & weiß nicht, daß sie sehr verschiedene
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Bedeutungen haben; es sind Straßen, Grenzen, Schichtenlinien, Meridiane, Schraffen, u.a..
     Denke Dir auf dem Plan wäre ein Weg eingezeichnet & (mit einigen Linien) durchstrichen, || um anzudeuten, daß es diesen Weg gegeben habe, aber nicht mehr gebe. –


   
1
     Wir sagen: das Wesentliche am Wort ist seine Bedeutung; wir können das Wort durch ein anderes ersetzen, das die gleiche Bedeutung hat. Damit ist gleichsam ein Platz für das Wort fixiert & man kann ein Wort für das andere || ein anderes setzen, wenn man es an den gleichen Platz setzt. || Damit ist, – gleichsam, – dem Wort ein Platz zugesprochen, & man kann ein Wort für ein anderes setzen, wenn man es an den gleichen Platz setzt.


   
2
     Angenommen, ich wollte, auf einmal, alle Wörter meiner Sprache durch andere ersetzen, wie könnte ich wissen, an welcher Stelle eines der neuen Wörter steht? Sind es die Vorstellungen, die den Platz des Wortes || der Wörter halten?
     Oder: Wenn || wenn ich mir den Platz merke, was merke ich mir da?
     Angenommen, ich hätte keine neuen
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Wörter eingeführt, sondern die Plätze der alten Wörter nur vertauscht. –


   
1
     Der Ort eines Wortes in der Grammatik ist seine Bedeutung.


   
2
     Wäre es nicht ähnlich, wenn ich mich entschlösse die Formen der Schachfiguren zu ändern; oder die Figur des Pferdchens zum Schachkönig || König nähme, || zu nehmen, etc.? – Wie aber, wenn ich auch das Schachbrett ändern wollte? –


   
3
     Wenn ich sage: “die Farbe dieses Gegenstands heißt ‘violett’”, so muß ich die Farbe mit den Worten “die Farbe dieses Gegenstands” schon benannt haben, sie schon zur Taufe gehalten haben, damit der Akt der Namengebung geschehen kann. Denn ich könnte auch sagen: “der || Der Name dieser Farbe ist von Dir zu bestimmen”, & der den Namen gibt, müßte nun schon wissen, ‘wem er ihn gibt’ (an welchen Platz der Sprache er ihn stellt).
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1
     Die Gleichförmigkeit || Einförmigkeit der Anwendung des Wortes “Bedeutung”, verglichen mit der Gleichförmigkeit || Einförmigkeit der Anwendung von “zeigen”. Auf das || dieses Buch zeigen, auf seine Farbe zeigen, auf seine Form zeigen , auf seine Länge || Dicke, auf seine Geschmacklosigkeit, etc..


   
2
     Ich bin geneigt zu sagen: Ich ‘zeige’ in verschiedenem Sinne auf diesen Körper, seine Gestalt, seine Farbe, etc.. – Was heißt das || dies? –


   
3
     Was heißt es: Ich ‘höre’ in anderem Sinne || im gleichen Sinne: das Klavier, seinen Klang, das Musikstück, den, der es spielt || Klavierspieler, seine Geläufigkeit? Ich ‘heirate’ in anderem Sinne || nicht im gleichen Sinne: eine Frau, & ihr Geld.


   
4
     Ist die Bedeutung, das Verstehen des Wortes, in der Erklärung der Bedeutung niedergelegt; oder nur durch sie bewirkt, wie die
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Schmerzen || der Schmerz
durch das Gift? Wie wirkt die Erklärung das Verstehen? – Wie wirkt die Erklärung? D.h.: was bewirkt sie; & wie wendet man sie an?

   
1
     Was ist das Verstehen eines Wortes: || die Empfindungen, die ich beim Hören des Worts habe – || oder Aussprechen habe – oder die Fähigkeit es anzuwenden? Was ist die Liebe des A für den B || die A dem B entgegenbringt: eine Empfindung die A hat, – oder die Bereitschaft für den B einzustehen, ihm zu helfen, etc.? Fragen wir uns statt dessen: Wie wird das Wort “Verstehen” (oder “Liebe”) tatsächlich angewendet?


   
2
      ‘Die Bedeutung des Wortes ist das, was die Erklärung der Bedeutung erklärt.’ D.h.: Willst Du den Gebrauch des Worts “Bedeutung” verstehen, so sieh vor allem, was man “Erklärung der Bedeutung” nennt, || . Denn dieser Ausdruck bezeichnet || dies ist ein Konkretum & führt Dich || uns daher || darum nicht so leicht in die Irre, wie jenes || das Wort “Bedeutung” selbst, das uns auf die Jagd nach einem Schatten schickt. || , das geeignet ist uns auf die Jagd nach einem Schatten zu schicken. ||
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, das [ich bin nicht sicher, daß das der rechte Ausdruck ist] (dazu) geeignet ist, uns auf die Jagd nach einem Schatten oder Irrlicht zu schicken.



   
1
     Wie geschieht es || dies || Wie geht es vor sich, || : die Worte “das ist blau” einmal als Aussage über den Gegenstand, auf den man zeigt, einmal als Erklärung des Wortes “blau” meinen? Im letzteren Falle meint man also eigentlich: “das heißt ‘blau’.” – Kann man also das “ist” einmal als “heißt” meinen & das Wort “blau” als “‘blau’”, & ein andermal das “ist” wirklich als “ist”? Aber es ist ein Unterschied zwischen den Fällen, wenn wir jemand eine Mitteilung machen wollen: “das ist blau”, & || dem Fall, wenn wir jemand eine Mitteilung machen wollen: “das ist blau”, & dem, wenn wir ihm, mit denselben Worten, das Wort “blau” erklären wollen. Worin liegt der Unterschied in solchen Fällen? Und es || Es kann auch geschehen, daß Einer || jemand aus einer Mitteilung eine Worterklärung zieht. || daß jemand aus dem, was als Mitteilung intendiert war, eine Worterklärung zieht.


   
2
     Wie kann Einer nach der Erklärung einer Wortbedeutung fragen? – Z.B. so: “Welche Farbe heißt ‘Chromgelb’?”, oder: “Welches ist das dreigestrichene C?”; aber
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auch so: “Was heißt || bedeutet das Wort ‘nefas’?”.
     Auf die erste & vielleicht auf die zweite Frage wird man durch ein Zeigen antworten & die Frage hatte das auch vorausgesehen. Die dritte Frage könnte man durch eine Übersetzung beantworten (oder auch durch Beispiele der Anwendung). – Wie aber, wenn ein mathematisch Ungebildeter || nicht Gebildeter || nicht Unterrichteter fragte: “Was bedeutet das Wort ‘Integral’?” Da müßte man wohl antworten: das ist ein mathematischer Ausdruck, den ich Dir erst werde erklären können, || erklären kann, wenn Du mehr Mathematik verstehen wirst.
     Ich habe es als Kind einmal || einmal als Kind jemand nach der Bedeutung des Wortes “etwas” gefragt. Die Antwort war: “das verstehst Du noch nicht.” Wie aber hätte man es erklären sollen? Durch eine Definition? oder hätte man sagen sollen, das Wort sei undefinierbar? Wie ich es später verstehen gelernt habe, weiß ich nicht; aber ich habe wohl Phrasen, worin das Wort vorkommt, anwenden gelernt. Ich hörte & beobachtete, wie die Erwachsenen es anwendeten & machte es ihnen nach.


   
1
      ‘Die Erklärung der Bedeutung
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ist doch immer nur eine Andeutung. Am Schluß muß erdoch noch || , kann er doch nur, erraten, was ich meine.
(Ich kann ihm – sozusagen – zwar die Hand führen, aber nicht den Verstand || das Verstehen .’ – Aber Du gebrauchst das Wort “Andeutung” unrichtig. “Andeutung” nennt man etwas, was man vervollständigen kann. Und denkst Du Dir denn zu dieser ‘Andeutung’ eine Vervollständigung, & wie schaut sie aus? Und wenn der Andere die Meinung erraten soll, so kann er wohl dies, oder jenes, raten (er kann ja auch einmal unrichtig erraten). Und wie drückt sich das aus: was er errät? Was nimmst Du als Anzeichen || Kriterium dafür? Und kommt es dann in der Verwendung || dem Gebrauch der Sprache nicht nur auf diese Anzeichen an? Welchen Begriff hast Du von seinem Raten & Erraten der Bedeutung? Wie rätst Du selbst eine Bedeutung, was errätst Du da?


   
1
     Mißverständnis – Unverständnis. Gegen das Mißverständnis hilft Erklärung, gegen das Unverständnis – Abrichtung. – Wenn er sich abrichten läßt. Warum kann man einer Katze
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nicht das Apportieren beibringen || lehren? Versteht sie nicht, was man will? Und worin besteht hier Verstehen & Nichtverstehen?
     (Ich habe einmal gesehen, wie ein junger Wolfshund in einem Bauernhof || in einem Bauernhof gesehen, wie ein junger Wolfshund mit einem Schwein spielen wollte. Er lief ein kurzes Stück, legte sich hin zum Aufspringen bereit, bellte || ( || – (er wollte das Schwein auffordern ihm nachzulaufen). Das Schwein drehte seinen Kopf nach dem Bellen um || einmal den Kopf nach dem Bellen hin & ging dann, ohne irgend etwas zu verstehen || begreifen || verstanden zu haben seinen Weg weiter || fort.) || seinen Weg weiter || fort. Es hatte nichts verstanden.)


   
1
      “Das was 1 cm³ Wasser wiegt, hat man ‘1 Gramm’ genannt.” – “Ja, was wiegt er denn?”
      “Was dieser Satz besagt kann ich auch so ausdrücken: .......” – “Ja was besagt er denn?”


   
2
     Man möchte mit dem Gedächtnis & der Assoziation den Mechanismus des Bedeutens erklären. –
Aber2 wir fühlen, daß es uns auf eine Erklärung eines Mechanismus
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nicht ankommen kann. Denn die ist wieder eine Beschreibung von Phänomenen in der || durch die Sprache. Sie sagt, etwa: wenn wir das Wort “rot” hören, so springt die & die Vorstellung hervor. Nun, wenn das eintritt, – was weiter? Wir wollen eben nicht die Erklärung eines Mechanismus hören, sondern die Erklärung eines Kalküls.


   
1
     Wenn ich sage, das Symbol ist das, was diesen Effekt hervorruft, so fragt es sich eben, wie ich von diesem Effekt reden kann, wenn er nicht gegenwärtig || da ist. Und wie ich weiß, daß es der ist, den ich gemeint habe, wenn er eintritt.
     Es ist darum keine Erklärung, die unsre Schwierigkeiten hebt, zu sagen: “sehr einfach, wir vergleichen die Tatsache || das Ereignis mit dem Erinnerungsbild”, – weil vergleichen eine bestimmte Vergleichsmethode voraussetzt, & wie ist || wird uns die gegeben?


   
2
     Wie soll er wissen, welche Farbe er zu wählen || malen hat, wenn er “rot” hört?
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Sehr einfach: er soll die Farbe nehmen, deren Bild ihm beim Hören des Wortes einfällt. Aber wie soll er wissen, welche Farbe das ist, “deren Bild ihm einfällt”? || was das ist: “die Farbe deren Bild ihm einfällt”? Braucht es dafür ein weiteres Kriterium? (Es gibt übrigens ein Spiel || Sprachspiel || einen Vorgang: die Farbe wählen, welche einem beim Wort … einfällt.)
      “‘Rot’ bedeutet die Farbe, die mir beim Hören des Wortes ‘rot’ einfällt” ist eine Definition. Es erklärt nicht || – Keine Erklärung dessen, was das Wesen des Bedeutens ist || sei.
     (Bezieht sich auf das, was Frege, & gelegentlich Ramsey, vom Wiedererkennen als der || einer Bedingung des Symbolisierens sagte. Was ist denn das Kriterium dessen || dafür, daß ich die Farbe richtig wiedererkannt habe? Etwa, so etwas wie das Erlebnis der Freude beim Wiedererkennen?)


   
1
     Die psychologischen – trivialen – Erörterungen über Erwartung, Assoziation, u.s.w., lassen immer das eigentlich Merkwürdige aus, & man merkt ihnen an, daß sie herumreden, ohne den springenden Punkt zu berühren.)
39



   
1
      ‘Warum verlangst Du Erklärungen? Wenn diese gegeben sein werden, wirst Du ja doch wieder vor einem Ende stehen. Sie können Dich nicht weiterführen, als Du jetzt bist.’


   
2
     Die Wirkung eines Satzes auf das Gemüt ist nicht sein Sinn. D.h., || : nicht so wird das Wort Sinn gebraucht.
     Die Untersuchung, ob die Bedeutung eines Zeichens seine Wirkung ist, ist eine grammatische Untersuchung.
     Wenn wir Einem einen Stoß geben, damit er weggehe & er taumelt zurück, so nennen wir das nicht die Bedeutung des Stoßes.


   
2
     Ist der Sinn der Bitte: “Gib mir einen Apfel”, ihre Wirkung? Sagen wir, wir haben die Bitte anders gemeint, wenn er mir einen Apfel gibt, & anders, wenn er mir keinen gibt? Baten wir ihn jedesmal um was || etwas anderes? || ; oder war es im einen Fall gar keine Bitte?
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1
     Wer einen Satz in seiner Muttersprache liest, sieht die einzelnen Wörter, wie sie aufeinander || einander folgen, jedes in ( ganz ) verschiedener || anderer Weise. Wir vergessen ganz, daß “nicht” & “mich” & “sieht”, als Laut- oder Schriftbilder, sich von einander nicht wesentlich || nicht wesentlich von einander unterscheiden. || von einander nicht so sehr verschieden sind. || , als Laut- oder Schriftbilder, der Art nach sich nicht unterscheiden. || , als Laut- oder Schriftbilder, nicht wesensverschieden || der Art nach verschieden sind. Und nur in || In einer uns ganz fremden Sprache sehen || merken wir klar die wesentliche Einförmigkeit der Wörter. – Könnte man ganz Analoges nicht auch von den Figuren eines Spiels sagen? Aber auch z.B. von den || gewissen Werkzeugen in einem Werkzeugkasten || etwa den Instrumenten des || eines Zahnarztes; wer ihren Zweck || Gebrauch nicht kennt, sieht (nur) längere & kürzere& || , spitze & stumpfe dicke & dünne Stahlstücke || Stahlstäbe || Stäbe. Für den, der sie gebraucht, haben sie vor allem jedes seine || eine Bedeutung. || vor allem || : Bedeutungen.


   
2
     Sofern || Soweit es (nach James) ein Wenn-Gefühl& ein Oder-Gefühl, etc., gibt || , ein Oder-Gefühl gibt etc., gibt es gewiß für den Schachspieler || für den Schachspieler gewiß (auch) ein Königs-, ein Läufer-Gefühl, etc. Aber
ist es dieses Gefühl || sind es diese Gefühle, auf die es beim Schachspiel eigentlich ankommt?


   



   
2
      “Es gilt mit Recht als ein Kriterium des Verstehens des Wortes ‘rot’, daß Einer einen roten Gegenstand auf Befehl aus anders gefärbten herausgreifen kann; dagegen ist das richtige Übersetzen des Wortes ins Englische oder Französische kein Beweis des Verstehens. Darum ist das rote Muster ein primäres Zeichen für rot || Rot, dagegen jedes Wort ein sekundäres Zeichen.”
     Was ist der Beweis des Verstehens: daß man eine Erklärung seiner Bedeutung geben kann, oder, || : daß man es richtig anwenden kann? (D.h.: was willst Du Beweis des Verständnisses nennen?) Und was ist unser Kriterium dafür, daß Einer das Wort richtig anwenden kann? Vergleiche damit: Von wem sagen wir || sollen wir sagen, || : er könne multiplizieren – etc.?
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     Ist denn die Hinweisende Erklärung nicht auch noch – anzuwenden? – Kann man ein rotes Muster nur auf eine Art als Muster für eine Farbe verwenden? Ist || Und ist es nicht denkbar, daß man vergebens versucht durch den Hinweis auf etwas Rotes Einem || Jemandem den Gebrauch des Wortes “rot” beizubringen & es erst gelingt, wenn man ihm bei diesem Wort einen Schlag auf die Nase versetzt – “Ja, aber nur dann, wenn der Schlag bei ihm einen subjektiven roten Gesichtseindruck hervorbringt!” – Ich kann das annehmen, – aber warum soll ich darüber irgend eine Annahme machen?
     Und wenn ein Befehl lautet: “Stell Dir dort einen roten Fleck vor” – mache ich den Übergang vom Wort “rot” zur Vorstellung erst durch ein Farbmuster? Und wenn ich ein solches Muster bei der Hand habe: || bin ich sicherer, daß das die richtige || rechte Farbe ist, als daß meine Vorstellung, die ich unabhängig vom Muster gebildet habe, die rechte ist?
     Wenn ich nach Diktat schreibe, oder Geschriebenes lese: mache ich den Übergang vom Laut zum Buchstaben, oder vom Buchstaben zum Laut, durch || auf dem Weg über ein Muster? – “Ja, aber Du kannst
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doch nicht den Laut vom Buchstaben ablesen, wenn Du nicht schon weißt, daß der & der Laut dem || diesem Buchstaben entspricht”. – Überlege: Worin besteht dieses Wissen?
      “Aber soll das also heißen, daß das Muster – das rote Täfelchen z.B. – ein ebenso willkürliches Zeichen ist, wie das Wort ‘rot?’” – Wenn ich mich mit irgend einem Menschen || irgend jemand, dessen Sprache ich nicht verstehe, verständigen wollte || müßte &, sagen wir, einen roten Gegenstand zu erhalten wünschte, (so) würde ich unbedingt zur Verständigung || zur Verständigung unbedingt auf etwas Rotes zeigen. (Dies Zeichen wäre immer das gleiche, die Wörter für diese Farbe aber nicht. || ganz verschieden.)
     Und ein geschriebenes Wort Kopieren ist doch wohl etwas Anderes, als es || eine geschriebene Vorlage Kopieren ist doch wohl etwas Anderes, als nach Diktat zu schreiben. – Wahr ist es, daß es mancherlei gibt, was wir ‘Zeichen’ nennen, & mancherlei Arten, sie zu verwenden. Unrichtig || Unrecht ist nur die vorschnelle || übereilte, dumme, || blödsinnige, Klassifikation, die auf einem Verkennen unserer Aufgabe beruht. (Braithwaite)


   
1
     Man kann ein rotes Täfelchen als Muster für das Malen eines rötlichen Weiß, oder eines rötlichen Gelb
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(etc.) verwenden – aber kann man es auch als Muster für das Malen eines Tones von Blaugrün (z.B.) verwenden? – Wie, wenn ich jemand, mit allen äußern Zeichen des genauen Kopierens, einen roten Fleck blaugrün ‘wiedergeben’ sähe? – Ich würde sagen: “Ich weiß nicht, wie er es macht!”, oder auch: “Ich weiß nicht was er macht.”. – Aber angenommen, er ‘kopierte’ nun diesen Ton von Rot bei verschiedenen Gelegenheiten in eben diesem Blaugrün, & etwa andere Töne von Rot regelmäßig in andern blaugrünen Tönen – soll ich nun sagen, er kopiere hier, oder er kopiere nicht? – Nein, wie Du willst.
     Was heißt es aber, daß ich nicht weiß ‘was er macht’? Sehe ich denn nicht, was er macht? Aber ich sehe nicht in ihn hinein. – Nur dieses Gleichnis nicht! Wenn ich ihn rot in rot kopieren sehe, was weiß ich denn da? Weiß ich, wie ich es mache? Freilich, man sagt: ich male eben die gleiche Farbe. – Aber wie, wenn er sagt: “& ich male die Quint zu dieser Farbe”? Sehe ich einen besonderen Vorgang der Vermittlung, wenn ich die ‘gleiche’ Farbe
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male?
     Nimm an, ich kenne diesen Menschen als einen ehrlichen Menschen; er gibt, wie ich es beschrieben habe, ein Rot durch ein Blaugrün wieder – aber nun nicht immer den gleichen Ton || den gleichen Ton immer durch den gleichen, sondern einmal durch diesen, einmal durch jenen || einen, einmal durch einen andern Ton. Soll ich sagen: “ich weiß nicht, was er macht”? – Er macht, was ich sehe, || aber ich würde es nie tun; ich weiß nicht, warum er es tut; seine Handlungsweise ‘ist mir unverständlich’.


   
1
     Wenn ich französische Vokabeln durchgehe, um zu sehen, || mich zu prüfen, ob ich sie verstehe; ist es mir nicht ein || kein Beweis dafür, daß ich ‘rouge” verstehe, wenn ich es durch || mit “rot” übersetzen kann? || übersetze? – “Ja; aber nur, weil Du das deutsche Wort schon anwenden kannst.” – Aber gilt das nicht auch vom roten || für das rote Muster, wenn ich, um mein Verständnis zu zeigen, darauf weise || blicke?


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1
     Ist denn das ‘primäre Zeichen’ unmißdeutbar?


   
2
     Wir sagen manchmal: “Ja, wenn das Wort das bedeutet (bedeuten soll), dann ist der Satz wahr.” – Worauf sehen, was meinen, wir hier mit dem Wort “das”?


   
2
     Der Begriff vom ‘sekundären Zeichen’ ist doch dieser: Sekundär ist ein Zeichen dann, wenn, um mich nach ihm zu richten, ich eine Art von Tabelle brauche, die es mit einem andern (primären) Zeichen verbindet, & über dieses kann ich mich erst nach dem sekundären richten.
     Die Tabelle garantiert mir die Gleichheit aller Übergänge, die ich mir mache || die man in ihr macht, nicht, denn sie zwingt mich ja nicht, sie immer in gleicher Weise zu gebrauchen. Sie ist da, wie ein Feld, durch das Wege führen, aber ich kann ja auch querfeldein gehen.
     Welcher Art ist denn meine
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Aussage über die Tabelle: sie zwinge mich nicht, sie so & so zu gebrauchen? Diese Erklärung || – Sie führt mir eine Art der Verwendung der Tabelle vor Augen, – an die ich vielleicht nicht gedacht hatte. Ich könnte auch sagen: “Sieh Deine Theorie doch so an – bist Du jetzt noch immer von ihr befriedigt?”


   
1
     Die Grammatik – könnte || kann man sagen – das sind die Geschäftsbücher der Sprache; aus denen alles zu ersehen sein muß, || sich alles ersehen lassen muß, was die Transaktionen mittels || vermittels unsrer || der Sprache betrifft; – & nicht (bloß) irgendwelche || irgend vage Gefühle über die Bedeutung der Worte. || betrifft. [Nachsatz ausgelassen] || betrifft & nicht bloß vage Gefühle über die Bedeutung der Worte.


   
2
     Wie gebrauchst Du das Wort, was machst Du damit, – das wird mich lehren, wie Du es verstehst.
     (Gilt besonders für die ‘Deutungen’ mathematischer Theoreme || Begriffe & Sätze.)


   
3
     Eine Interpretation eines Satzes ist seine Umgebung in der Grammatik.3

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1
     Rede mir nicht von Interpretationen, Illustrationen, Anwendungen, von Sätzen || von Sätzen, deren genaue Stellung zu diesen Sätzen Du nicht erklärst & zu erklären nicht der Mühe wert erachtest || achtest, weil sie doch nicht eigentlich zur Sache gehörten – obwohl || während doch gerade || eben sie es sind, die Deinen Sätzen für Dich ihr Interesse || Interesse für Dich geben.


   
2
     Was ist ein Satz? Wodurch ist dieser Begriff bestimmt? – Wie wird dieses Wort, “Satz”, in der nicht-philosophischen Sprache gebraucht? ‘Satz’ || , im Gegensatz wozu?


   
3
     Wenn wir sagen: “Satz ist jedes Zeichen, womit wir etwas meinen”, so ist die Frage: was meinen wir – & wann meinen wir es? Während der Satz ausgesprochen wird? usw., usw..


   
4
     Wenn ich frage: “was || Was ist die allgemeine Form des Satzes?”, || so kann man dawider fragen: haben || Haben wir denn einen allgemeinen Begriff vom Satz?
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den wir nun noch exakt fassen wollen. || ?


   
1
     Was tut der, der eine neue Sprache konstruiert (erfindet)? Nach welchem Prinzip geht er vor? Denn dieses || dies Prinzip wird uns zeigen, welches unser Begriff von der ‘Sprache’ ist.


   
2
     Diese Frage ist fundamental: Wie, wenn wir eine neue Erfahrung, etwa einen neuen Geschmack oder einen neuen Hautreiz kennen lernen: || , ein neues Gefühl, kennen lernen: woher weiß ich, daß, was diese Erfahrung beschreiben wird, ein Satz ist? Oder: warum soll ich das jetzt einen Satz nennen? – Nun mit demselben Recht, womit ich vom ‘beschreiben’ geredet habe || rede, oder von einer neuen ‘Erfahrung’. – Aber warum habe ich das Wort “Erfahrung” gebraucht, – im Gegensatz wozu? (Habe ich denn, was geschehen wird, schon bis zu einem Grade damit || dadurch charakterisiert, daß ich sagte, es sei eine Erfahrung?)
     Wenn ich nun || Und wenn ich sage: aber die Sprache kann sich doch ausdehnen, so ist die Antwort: Gewiß, aber || Aber die Sprache kann sich doch ausdehnen. – Gewiß, aber wenn dieses
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Wort “ausdehnen” hier einen Sinn hat, so muß ich jetzt schon wissen, was ich damit meine, ( muß angeben || sagen können, ) wie ich mir eine || diese Ausdehnung vorstelle. Und was ich jetzt nicht denken kann, das kann ich jetzt auch nicht ausdrücken, & auch nicht andeuten. Ich möchte in solchen Fällen immer sagen: “Ich kann doch nicht denkend mein (eigenes) Denken transzendieren!” – – Aber was ich in dem Sinne ‘nicht kann’ – wozu soll ich davon reden. (‘Beruhige Dich – könnte ich sagen – das Unmögliche wird ja auch nicht geschehen.’) – Sehen wir also nach, || Sieh also nach, was wir tun, wie wir unsre || diese Worte gebrauchen!


   
1
     Hier haben wir dieses bohrende Problem: wie es denn möglich ist, auch nur auf den Gedanken zu kommen! An die Existenz von Dingen auch nur zu denken, wenn wir immer nur Vorstellungen – ihre Abbilder – sehen.


   
2
      “Wie konnte ich nur auf den Gedanken kommen!” müßte doch heißen:
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Was kann denn überhaupt (für Substanz) in diesen || diesem Gedanken sein? – Aber, das zu sehen, müssen wir sehen, wie wir ihn denn gebrauchen.


   
2
      “Wie kann es denn Sinn haben von einer mir ganz neuen Art der Sinneswahrnehmung zu reden, die ich vielleicht einmal haben werde. – Wenn Du nicht etwa vom Sinnesorgan reden willst.” Ich habe derlei || solches oft in Diskussionen (mit Ramsey, z.B.) gesagt. Die Antwort war oft || dann von der Art: “Es ist eben doch möglich, so etwas || das || diese Dinge zu denken!” || (So etwa, wie man sagt: “die Technik leistet heute eben Dinge, die Du Dir gar nicht vorstellen kannst.”) – – || Nun, was ist da zu machen? Man || man muß herausfinden || – – Nun, da muß man herausfinden, was Du dabei denkst. (Daß Du versicherst, diese Phrase ließe sich denken – was kann || soll ich damit machen || darauf sagen || damit machen || tun? Darauf kommt es ja (auch) nicht an. Ihr Zweck ist ja nicht (der), Nebel in Deiner Seele aufsteigen zu lassen.) Was Du meinst, || wie ist es herauszufinden? Wir müssen geduldig prüfen, wie dieser Satz ausgewählt werden soll. Wie rund um ihn alles aussieht. Da wird
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sich sein Sinn zeigen.


   
1
      “Wie können mich denn meine (eigenen) Gedanken dorthin führen, wo kein Weg für sie geht? Das wäre (ja), als meinte man, eine Lokomotive, wenn sie nur Brennstoff hat, könne beliebig weit || ins Blaue hinein fahren, || könne ohne Grenzen weiter fahren, & vergäße, || : daß sie nicht weiter fahren kann, als die Gleise liegen.”


   
2
      “Welchen Begriff habe ich denn von der mir neuen Sinneserfahrung? Habe ich denn überhaupt einen? Ist nun nicht ‘Sinneserfahrung’ so leer wie ‘Ereignis’? “Da geschah ein Ereignis” – weißt Du jetzt etwas darüber, was geschah?” – Aber wenn ich keinen Begriff habe, dann werde ich ja auch nichts mit diesem Wort anfangen können. Und was ich damit anfangen kann, wird ja zeigen, welchen Begriff ich habe || welcher Begriff da ist. Sage also nicht: “Dein Begriff ist leer”, sondern: “Sehen wir nach, was Dein Begriff ist; denn es ist ihm nicht unmittelbar anzusehen, was an ihm ist.”

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1
      “Ich kann doch nicht in den Gedanken, durch Worte, eine Voraussicht erschleichen, von etwas, was ich nicht kenne.
(Nihil est in intellectu …)

     Als könnte ich in den Gedanken || auf dem Wege der Gedanken gleichsam von hinten kommen, & einen Blick von etwas erhaschen, was ich von vorn nicht ansehen kann. || wozu ich, auf geradem Weg, nicht kommen kann. || , was von vorn zu sehen, (mir) unmöglich ist.
     – Gegen || Aber gegen wen richte ich mich denn da? – Wenn ich mich nicht selbst verrenne || : – dann doch gegen eine falsche, d.i. irreführende, Auffassung, gegen falsche, irreführende, Bilder.
     (Die irreführende Gegenüberstellung || Hierzu gehört die irreführende Gegenüberstellung: ‘etwas durch Denken erkennen, durch den Verstand erfassen’ || und: ‘etwas durch Sinneswahrnehmung erfassen’. Der Verstand, als eine Art Sinn für das Unsinnliche || ätherische .)


   
2
     Ich könnte sagen: Du hast einen falschen Begriff; aber || Begriff. – Aber aufklären
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läßt sich die Sache nicht, dadurch || nicht dadurch, daß wir man gegen Deine Worte ¤ wettert; || daß ich gegen Deine Worte wettere sondern nur dadurch, daß wir versuchen || ich versuche, Deine Aufmerksamkeit von gewissen Worten, Assoziationen || Illustrationen, Vorstellungen, weg, & auf die Verwendung der Wörter hinzulenken.


   
1
     Du redest, als könnte der Gedanke – von dem Du einen nebelhaften Begriff hast – etwas Unerhörtes leisten; & das muß man eben anerkennen – es ist eben der Gedanke.4
     Hardy sagt in seinem || einem || dem Aufsatz “Mathematical Proof”: “That ‘the finite cannot understand the infinite’ should surely be a theological & not a mathematical war-cry.” Es ist wahr, dies ist ein ungeschickter Ausdruck. || dieser Ausdruck ist ungeschickt. Aber was die Leute || die ihn verwenden damit sagen wollen, ist: “Es muß hier doch mit rechten Dingen zugehen! Woher dieser Sprung vom Endlichen zum Unendlichen?” Und so ganz unsinnig ist jene Ausdrucksweise auch nicht – nur ist jenes || das ‘Endliche’, was || welches das Unendliche nicht soll denken können, – nicht ‘der Mensch’, oder ‘der || unser Verstand’, sondern der Symbolismus, der Kalkül || Algorithmus, || . || sondern der Kalkül.
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Und wie dieser das ‘Unendliche’ denkt, dies ist wohl einer Untersuchung wert. Und eine solche || so eine Untersuchung ist zu vergleichen der eines ‘chartered accountant’ || genauen Untersuchung & Klärung der die Geschäftsgebarung eines Unternehmens || einer Firma untersucht durch einen …. Ihr || Das Ziel ist eine übersichtliche vergleichende Darstellung aller Anwendungen, Illustrationen, Auffassungen, des Kalküls. Eine allseitige Beleuchtung. (Denn jede einseitige Beleuchtung wirft auch einen Schatten.) & einen um so dunklern, je heller die Beleuchtung ist || der desto dunkler ist, je heller die Beleuchtung.) Die vollkommene Übersicht über alles, was Unklarheit schaffen kann. Und diese Übersicht muß sich über einen weiten Raum || auf ein weites Feld || Gebiet erstrecken, denn die Wurzeln unserer Ideen reichen weit. So eine Untersuchung ist schwer. – “Das Endliche kann nicht das Unendliche verstehen” heißt: So kann es nicht zugehen, wie ihr es, in charakteristischer oberflächlicher Art || Oberflächlichkeit, darstellt.
     Der Gedanke kann, gleichsam, fliegen, er braucht nicht zu gehen. Du verstehst, d.h. übersiehst, Deine Transaktionen nicht, & projizierst, quasi, Dein Unverständnis in die Idee eines Mediums, in dem das Erstaunlichste möglich ist.

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1
     Man sagt: “Befindet sich ein Körper hier? || Ist hier ein Körper?” – & die Kriterien sind eben die Sinneswahrnehmungen. Aber das ist eine neue Bildung, eine Bildung der Philosophie: “Gibt es hinter diesen Sinneswahrnehmungen – die ja die Kriterien der Existenz des Körpers waren – einen Körper?” – [Zitat aus Faust II. Faust zur Sorge: “… zu tausend Malen”.]


   
2
      Die seltsame Ähnlichkeit einer philosophischen Untersuchung (vielleicht besonders in der Mathematik) mit einer ästhetischen.5 (Z.B., was an diesem Kleid schlecht ist, wie es gehörte, etc..)


   
3
      ‘Über sich selbst führt uns kein Zeichen hinaus; und auch kein Argument.’ –6 Was soll das heißen; wer glaubt denn, daß es so sei? – Ist es so || : Im Allgemeinen brauchen wir beim Weiterentwickeln der Benutzung || Verwendung unserer Wörter & Symbole nicht gar zu vorsichtig zu sein; die Technik ihres Gebrauches
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dehnt sich ganz von selbst aus & wir merken nicht, daß etwas Neues geschieht. – Dann aber gibt es Fälle, wo der Weg sich plötzlich verengt, wo die schwersten Mißverständnisse auf allen Seiten liegen & Vorsicht nötig wird. Hier kann man nicht mehr (sorglos) einem Schlendrian des Sprachgebrauchs folgen – sondern muß sich bei jedem Schritt fragen: ist das noch das alte Spiel, hat sich die Umgebung dieses Ausdrucks nun nicht wesentlich verändert? Schau um Dich! Das Zeichen ist der Wagen mit || auf dem Du fährst; aber geht noch ein Weg?


   
1
     Der, welcher darauf aufmerksam macht, daß ein Wort in verschiedenen Bedeutungen gebraucht wurde, oder, daß bei dem Gebrauch dieses Ausdrucks uns dieses Bild vorschwebt, & der überhaupt Regeln feststellt, gemäß welchen || denen gemäß Worte gebraucht werden, hat gar nicht die Pflicht übernommen eine Definition || Erklärung des Wortes “Regel” (oder “Wort”, oder “Sprache” oder “Satz”, etc.) zu geben. – Und Regeln, die vom Wort “Regel” handeln || wenn sie das Wort “Regel” betreffen, sind nicht Über-Regeln. D.h., es geht in der Philosophie ganz gemütlich || gemächlich zu; wir
bauen nicht einen (einzigartigen) Monumentalbau || führen nicht einen (einzigartigen) Monumentalbau auf, die richtige || rechte Sprache, sondern wir wollen nur ( bestimmte ) Mißverständnisse beseitigen.


   
1
     Wie unterscheidet man eine Regel || Regeln im || von Spielen z.B. || etwa von dem, was keine Regel ist? Man gebraucht manchmal den || diesen Satz || die Aussage: “Das ist eine Regel, das nicht:” – will || ”. Will man damit sagen, daß das eine || erstere die Eigenschaft hat, die allen Regeln gemeinsam ist, wodurch sie Regeln sind; || Will man da sagen, daß das eine || erstere die Eigenschaft hat, die allen Regeln gemeinsam ist, wodurch sie Regeln sind; und daß diese Eigenschaft dem andern fehlt? || Man gebraucht manchmal den Satz: “Das ist eine Regel; das nicht.” – Wie geschieht die Abgrenzung? Hat || hat das eine die Eigenschaft, die allen Regeln gemeinsam ist; & das andere hat sie || diese Eigenschaft nicht? Wovon grenzt man (in so einem Falle) etwa ‘Regel’ ab?


   
2
     In manchen Ballspielen zieht man einen Strich mitten durchs Spielfeld, um die Parteien zu scheiden; begrenzt das Spiel aber weiter || weiters nicht, da es nicht nötig ist.
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1
     Über die || unsre Sprache sind nicht mehr Bedenken berechtigt, als ein Schachspieler über das Schachspiel hat, nämlich keine.


   
2
      Es scheint, ich mache es mir in der Philosophie immer leichter & leichter; || aber die Schwierigkeit ist, es sich leichter machen, & dabei gewissenhaft sein.


   
3
     Was ist ein Satz? – Vor allem gibt es in unsern Sprachen einen Satzklang. (Daher die Unsinngedichte Lewis Carroll's.) Und wenn wir an verschiedenen Stellen davon reden, ein Ausdruck oder Satz || sagen: das & das zu sagen, habe keinen Sinn, so ist, was keinen Sinn hat, nie eine beliebige Zusammenstellung von Wörtern oder Silben, sondern etwas, was einen Sinn zu haben scheint, was wie ein Satz oder Teil eines Satzes klingt.


   
4
     Denke Dir aber eine neue Sprache so konstruiert: die Wörter & die Grammatik || : Wörter & Grammatik sind die
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der deutschen Sprache, || des Deutschen, nur stehen die Wörter im Satz || aber die Wörter im Satz stehen in der umgekehrten Reihenfolge. Ein Satz dieser Sprache klingt also wie ein deutscher Satz, wenn man bei seinem || beim letzten Wort anfängt & zum ersten hin liest. Die Ausdrucksmöglichkeiten haben also die selbe || gleiche Multiplizität, wie im || die des Deutschen. Aber was wir als Satzklang kennen, ist dahin. || verschwunden.


   
1
      Hat es Sinn zu sagen: || Betrachte diese Notation: || Ausdrucksweise || Ausdrucksform: : Ich habe so viele Anzüge || “Die Zahl meiner Anzüge || Taschentücher ist die, welche || die x3 + 2x ‒ 3 = 0 ergibt”? Hier ist eine Notation, in der es dem Satz nicht ohne weiteres anzusehen ist, ob er Sinn hat oder nicht. || ¤ “Ich habe soviel Taschentücher als x³ + 2x ‒ 3 = 0 ergibt”? Hat dieser Satz einen Sinn? Es ist ihm unmittelbar nicht anzusehen. Du siehst an ihm, wie ein Satz auf dem ersten Blick einwandfrei aussehen kann & als verstünden wir ihn. || Betrachte die Ausdrucksform: “Ich habe so viele Taschentücher, als x3 + 2x ‒ 3 = 0 ergibt¤”, oder || oder “Die Zahl meiner Anzüge ist n und n2 + 2n + 2 = 0¤. Hat dieser Satz
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Sinn? Es ist ihm unmittelbar nicht anzukennen. Du siehst || Man sieht an diesen Beispielen || diesem Beispiel, wie ein Satz auf den ersten Blick einwandfrei aussehen kann & als verstünden wir ihn was doch in Wirklichkeit Unsinn ist || etwas auf den ersten Blick wie ein Satz aussehen kann den wir verstehen, || etwas auf den ersten Blick ganz || vollkommen wie ein Satz aussehen kann, den wir wohl verstehen || , || ; was doch in Wirklichkeit Unsinn ist & nur nach Analogie sinnvoller Sätze gebildet.
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¥
1
Dies gibt ein herrliches Beispiel dafür, was es heißt, einen Satz verstehen (meinen).


   
¥
2
[Gehört nicht dazu.]      Wie mach ich's denn, um ein Wort immer sinnvoll anzuwenden; schau ich immer in der Grammatik nach? Nein; daß ich etwas meine – was ich meine, hindert mich (daran) Unsinn zu sagen.
Ich rede z.B. vom ‘Teilen eines Apfels || Kuchens ’ aber nicht vom ‘Teilen der Farbe Rot’, weil ich beim ‘Teilen eines Apfels’ (mir) etwas denken, etwas vorstellen, etwas wollen kann; beim Ausdruck ‘Teilen einer Farbe || der Farbe rotaber nicht. – Richtiger wäre es zu sagen, daß ich beim || bei den Worten “Teilen eines Apfels” etwas denke, mir etwas vorstelle, etwas will,
beim Wort || bei den Worten “Teilen der Farbe Rot” nicht. Aber das doch nur, weil diesen Worten in unsrer Sprache kein Sinn gegeben wurde, d.h., weil man sie tatsächlich nicht in einem Sprachspiel anwendet.


   
1
‘Daß ich etwas mit den Worten meine, hindert mich, Unsinn zu sagen’, heißt wohl: daß ich mir etwas bei ihnen vorstelle || ich stelle mir etwas bei ihnen vor, etwas mit ihnen will || will etwas mit ihnen, treibe etwas mit ihnen, gebrauche sie zu einem Zweck, & das schließt eben den Unsinn aus.


   
2 = 61˙2 + 62˙1
      ‘Wie mach ich's denn, um ein Wort immer richtig, d.h., sinnvoll anzuwenden; schau ich immer in der Grammatik nach? Nein; daß ich etwas meine – was ich meine, hindert mich, Unsinn zu sagen.’ – Wie mach ich's denn, etwas mit den Worten meinen? Ich stelle mir etwas ( bei ihnen ) vor, will etwas mit ihnen, treibe etwas mit ihnen; gebrauche sie zu einem Zweck.



   
3
     Wann sagen wir denn,
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eine Phrase || ein Wortausdruck sei Unsinn || unsinnig ? Ungefähr ist es so: Wenn in einem Sprachspiel eine gewisse Form des Wortausdrucks verwendet wird & es besteht die Versuchung einen ähnlichen || (irgendwie ähnlichen) Wortausdruck || ¤ Satz nach Analogie derjenigen || der Sätze des Sprachspiels zu bilden ( &), der nun zu allerhand Problemen, Zweifeln, falschen Schlüssen, Anlaß gibt, weil seine Berechtigung durch seine Form || die Wortform || seinen || den Satzklang (gleichsam, durch seine Uniform) unantastbar || unzweifelhaft erscheint, & || aber das, was ihn von den nützlichen Sätzen unterscheidet, nicht in die Augen fällt; – wenn wir nun diesen Wortausdruck || diese Wortform als eine das Denken störende Bildung von (den) anderen trennen, sozusagen abzäunen wollen, so sagen wir, sie sei unsinnig. Wie es aber im Einzelnen wirklich zugeht kann nur diese ganze Untersuchung auf Schritt & Tritt zeigen.


   
1 = 61˙2
      “Der Satz ‘Ich teile rot’ ist unsinnig, rot kann man nicht teilen.” – Dem Satz “ich teile rot” könnte ich doch einen Sinn geben (er möge etwa dasselbe sagen wie “ich teile einen roten Körper”). Wie, wenn ich fragte: welches Wort, welcher Fehler, macht
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den Satz zum Unsinn? Warum soll es gerade das Wort “rot” sein? Da sieht man, daß wir bei diesem Satz, auch in seiner unsinnigen Gestalt an ein ganz bestimmtes System von Sätzen denken. Daher sagt man auch: “rot kann man nicht teilen”, gibt also eine Antwort; während man auf eine beliebige Wortzusammenstellung nicht antworten würde.
      “Rot kann man nicht teilen” heißt also: Erinnere Dich daran, daß Du in dem Sprachspiel, zu dem || der Klasse von Sprachzeichen, zu denen der Satz seiner Erscheinung || Form nach zu gehören scheint, mit ihm nichts anzufangen weißt.



   
1
     Was machen wir nun, wenn wir der Wortgruppe “ich teile Rot” einen Sinn geben? – Ja wir könnten || können doch ganz verschiedenes || Verschiedenes aus ihr machen. Einen Satz der Arithmetik, einen Ausruf, einen Erfahrungssatz, einen unbewiesenen Satz der Mathematik. || usw. usw..


   
2
     Welcher Art sind die Regeln, welche sagen, daß die & die Zusammenstellungen von Wörtern keinen Sinn haben? Sind sie analog denjenigen || von der Art derjenigen || der Regeln, welche sagen, daß es keine Spielstellung im Schach ist, wenn
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zwei Figuren zugleich auf einem Feld stehen; oder wenn eine Figur auf der Grenze zweier Felder steht?
      Denke || Denk' Dir || an eine || die Darstellung irgend einer Reise um die Erde || Weltumseglung; || die Reise eines Forschers um die Erde dargestellt durch eine Linie, die in den Projektionen der beiden Hemisphären || Erdhemisphären gezogen || eingezeichnet ist || die man in den Projektionen der beiden Hemisphären || Erdhemisphären einzeichnet || eingezeichnet hat. || Denk' an die Darstellung irgend einer Erdumseglung durch eine Linie, die man in den Projektionen der beiden Hemisphären || Erdhemisphären einzeichnet. Ich sage nun: ein
Linienstück, das in so einer Darstellung in der Zeichenebene über den Grenzkreis der || einer Hemisphäre hinausschaut wie a, hat keinen Sinn. Man könnte auch sagen: nichts ist darüber ausgemacht worden.


   
1
     Was heißt es denn: “entdecken, daß ein Satz keinen Sinn hat”?
     Und was heißt das: “wenn ich etwas damit meine, muß es doch Sinn haben”?
     Das erste heißt doch: sich durch die Erscheinung eines Satzes nicht irren zu lassen & seine Anwendung im Kalkül, im Sprachspiel, zu untersuchen.
     Und: || , “wenn ich etwas damit meine” – heißt das etwas Ähnliches wie: “wenn ich mir etwas
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dabei vorstelle”? – Nun, wenn das || es der ganze Zweck des Satzes ist, daß in Dir etwas vorgeht || er in Dir eine Vorstellung weckt, so kann man sagen, er hat Sinn. Aber für gewöhnlich ist das nicht Alles, was man vom Satz verlangt.
     Oft aber führt von der Vorstellung ein Weg zur weiteren Verwendung.


   
1
     Wenn man es für selbstverständlich hält, daß der Mensch sich an seiner Phantasie vergnügt, so bedenke man || möge man bedenken, daß diese || die Phantasie nicht wie ein gemaltes Bild oder ein plastisches Modell || gleich einem gemaltem Bild, oder einem plastischen Modell ist, || daß diese nicht von der Art eines gemalten Bildes, oder plastischen Modells || gemalter Bilder ist, sondern ein komplexes Gebilde || Wesen || ein Konglomerat ist aus heterogenen Bestandteilen allerlei || . Allerlei || ; Zeichen & Bildern. Man wird dann das Operieren || Erzählen || Beschreiben mit Schrift- & Lautzeichen nicht (mehr) in schroffen Gegensatz stellen || schroffem Gegensatz sehen, zum || zu dem Operieren mit ‘Vorstellungsbildern’ (der Ereignisse).


   
     
2
Die Häßlichkeit eines Menschen || Gesichts kann uns im gemalten Bild abstoßen, aber auch in den Worten der || einer Beschreibung. || , aber auch in den Worten der || einer Beschreibung abstoßen.
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1
      “Meine || Die Erwartung ist so gemacht, daß, was immer kommt, mit ihr übereinstimmen muß, oder nicht.”


   
2
      “Der Satz ist als Richter hingestellt & wir fühlen uns vor ihm verantwortlich.”


   
3
      ‘Lege einen Maßstab an einen || diesen Körper an; er sagt nicht, daß der Körper so lang ist. Vielmehr ist er an sich – ich möchte sagen – tot & leistet nichts von dem, was der Gedanke leistet.’ Es ist als hätten wir uns eingebildet, das Wesentliche am lebenden Menschen sei die äußere Gestalt, & hätten nun einen Holzblock von dieser Gestalt hergestellt & sähen mit Enttäuschung || Beschämung den toten Klotz, der auch keine Ähnlichkeit mit dem Leben || einem Lebewesen hat.


   
4
     Man könnte sagen: “Die Erwartung ist kein Bild, sie bedient sich nur eines Bildes. Ich erwarte etwa, daß
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meine Uhr jetzt auf 7 zeigen wird & drücke dies durch ein Bild der Zeigerstellung aus. Dieses Bild kann ich nun mit der wirklichen Stellung vergleichen; die Erwartung aber nicht.


   
1
     Mein Gedanke ist hier: wenn Einer die Erwartung selbst sehen könnte, daß er sehen müßte, was erwartet wird. (So aber daß es nicht noch einer Projektionsmethode, Vergleichsmethode, bedürfte um von dem was er sieht zu der Tatsache zu kommen, die erwartet wird.)
     (Aber so ist es ja auch: wer den Ausdruck der Erwartung sieht, sieht ‘was erwartet wird’.)


   
     
2
Erkläre Einem, daß die Zeigerstellung, die Du aufgezeichnet hast, ausdrücken soll, daß die Zeiger dieser Uhr || Wanduhr dort jetzt auf 7 stehen || so stehen! || soll: die Zeiger dieser Uhr stünden jetzt so! Du gibst ihm weitere Zeichen.
–– || – – Die Unbeholfenheit, mit der das Zeichen, wie ein Stummer, durch allerlei suggestive
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Gebärden sich verständlich zu machen sucht –– sie || –. Sie verschwindet, wenn wir erkennen, daß es auf's System des Ausdrucks ankommt, dem das Zeichen angehört.
     Man möchte sagen: nur der Gedanke kann es sagen, das Zeichen nicht.


   
1
     Jedes Symbol scheint als solches etwas offen zu lassen.


   
2
     [dazu 74˙4] ‘Der Plan ist als Plan etwas Unbefriedigtes. (Wie der Wunsch, die Erwartung, die Vermutung, u.s.f..)’
     Ich möchte manchmal mein Gefühl, dem Plan gegenüber, als eine Innervation bezeichnen. Aber auch die Innervation an sich ist nicht unbefriedigt, ergänzungsbedürftig. ¥


   
1
     In wiefern kann man den Wunsch als solchen, die Erwartung, ‘unbefriedigt’ nennen? Was ist das Urbild der Unbefriedigung? Ist es der leere Hohlraum? Und würde man von einem leeren Raum sagen, er sei unbefriedigt? Wäre das
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nicht auch eine Metapher? Ist es nicht ein gewisses Gefühl, das wir ‘Unbefriedigung’ nennen? Etwa den Hunger. Aber der Hunger enthält nicht das Bild dessen was ihn befriedigt || seiner Befriedigung.


   
1
     Vom Hohlzylinder zu sagen er wäre ‘unbefriedigt’, was sollte das heißen! – Aber ich kann mir denken daß man sich statt des Ausdrucks “der leere Hohlzylinder” des Ausdrucks bedient “der unbefriedigte Hohlzylinder”, & daß man den Vollzylinder, der in ihn paßt “seine Befriedigung” nennt.


   
2
     Der Wunsch scheint schon zu wissen, was ihn erfüllen wird, oder würde; der Satz, der Gedanke, was ihn wahr macht, auch wenn er gar nicht da ist! [wichtiges Rufzeichen] Woher dieses Bestimmen, dessen, was noch nicht da ist? dieses despotische || unerbittliche Verfügen || Fordern?

     Und woher diese seltsame Sinnestäuschung? – Wir sagen, || : der Satz sagt etwas; der Wunsch wünscht, der Befehl befiehlt, etwas. Aber wie benützen wir denn
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diese Aussagen, wann benützen wir sie, in welchem || Aber zu welchem Zweck || Ende benützen wir die || diese Aussagen, in welchem
weiteren Zusammenhang? Was ist es, was ein Satz sagt; was setzen wir statt des “etwas” ein? Dieser Satz sagt: daß … – & nun folgt ein weiterer Satz.
      “Der Satz sagt etwas”, darauf ist die Ergänzung entweder die Frage “Was?” & ein weiterer Satz – oder, der Ausdruck “sagt etwas” ist gar keine Variable, heißt nicht: sagt dies, oder jenes.


   
1
      ‘Der Befehl befiehlt seine Befolgung’. Ja, also kennt er seine Befolgung schon ehe sie da ist! – Aber der || jener Satz ist ja nur ein grammatischer über die Worte “Befehl” & “Befolgung”. Er sagt: Wenn ein Befehl lautet: “Tue das & das”, dann nennt man “das & das tun” das Befolgen dieses Befehls. (Ähnlich ist der grammatische Satz: “Der Hund hat ‘Beine’, der Hase ‘Läufe’.”) ¥


   
2
     Wir sagen: “Der Befehl befiehlt dies” & tun ¤ es; aber auch: “der Befehl befiehlt dies: ich soll das & das tun.” || ......... .”
     Wir übersetzen || übertragen ihn einmal
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in einen Satz, einmal in eine Demonstration, & einmal in die Tat.


   
1
     Ja er befiehlt ja || doch schon – möchte ich sagen – daß ich das tun soll! Aber was ist denn das das? Ich werde von der Form: “Er befiehlt das” hypnotisiert.


   
2
     Man könnte auch so sagen: Dieser Befehl befiehlt dies (man tut es) – – aber hat er dies nicht schon früher befohlen? (Er hat doch früher nichts anders befohlen!) Also hat er diese Tat befohlen, ehe es sie (noch) gab. Inwiefern hat er aber früher dies befohlen? – ist denn Befehlen eine Tätigkeit die der Befehl auch früher ausübte? Und wie hat er sie ausgeübt? “Der Befehl befiehlt das & das” enthält ja die Zeit gar nicht, sowenig wie “2 + 2 ist 4”.
      “Ich habe auch früher dies gemeint” enthält wohl die Zeit. – Wie kann man meinen, was noch nicht geschehen ist? Worin bestand aber dies damals: dies zu meinen? Was nennen wir
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also jetzt: ‘dies, was jetzt geschieht, gemeint zu haben’. Worin besteht die Identität: dasselbe jetzt tun, was ich früher meinte. Worin besteht es: dieselbe Speise jetzt zubereiten, die ich später esse?


   
1
     Ja, ich meine ja || doch jetzt schon das, was ich später ausführe. – Ja, || : manchmal meine ich jetzt dasselbe; manchmal etwas anderes! In welchen Fällen sagen wir das eine, in welchen Fällen das andere? In welchen Fällen sage ich, daß ich etwas anderes getan habe, als was ich meinte – & in welchen dasselbe. Und wenn der Befehl nicht befolgt wird – wo ist dann der Schatten seiner Befolgung, den Du zu sehen meintest; weil Dir die Form vorschwebte: Er befiehlt das & das.


   
2
     Wie macht man es denn: das & das befehlen?


   
3
     Man sagt: man befiehlt den Befehl, || & auch: man befiehlt die Handlung.
74



   
1
     Wir identifizieren den Satz “daß …” mit der Handlung.


   
2
      “Er hat das getan, was ich ihm befohlen habe” – Warum soll man hier nicht sagen, || : es sei eine Identität der Handlung & der Worte?! Wozu soll ich einen Schatten zwischen die beiden stellen? Wir haben ja eine Projektionsmethode. – Nur ist es eine andere Identität: ‘Ich habe das getan, was er getan hat’, & anderseits: ‘Ich habe das getan, was er befohlen hat’.


   
3
      [Zu 71˙1] Regel: “der Wunsch p möge der Fall sein = der Wunsch, der dadurch befriedigt wird, daß p der Fall ist”.


   
4
      [Zu 69˙2] (Und hier meine ich: die Erwartung ist unbefriedigt, weil sie die Erwartung von etwas ist; der Glaube, die Meinung unbefriedigt, weil sie die Meinung ist, daß etwas der Fall ist, etwas Wirkliches, etwas
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außerhalb dem Vorgang der Meinung. || des Meinens.)



   
1
     Einen Satz verstehen heißt, eine Sprache verstehen.
     Etwas ist ein Satz nur in einer Sprache.



   
2
     Was bedeutet es, wenn man sagt: “Ich kann mir das Gegenteil davon nicht vorstellen”, oder: “Wie wäre es denn, wenn's anders wäre?” – z.B., wenn jemand gesagt hat, daß meine Vorstellungen privat seien, oder, daß nur ich selbst wissen kann, ob ich Schmerzen empfinde, & dergleichen.


   
3
      “Ich kann mir nicht vorstellen …” heißt hier natürlich nicht: Meine Vorstellungskraft reicht nicht hin. – Wir gebrauchen diese Art eine Aussage ad absurdum zu führen, wenn diese Aussage eine grammatikalische ist, die uns eine Aussage über Faktisches vortäuscht. || Wir gebrauchen diese Antwort || Entgegnung zur Abwehr gegen eine Aussage
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die in Wirklichkeit eine grammatikalische ist, uns || uns aber eine Feststellung über Faktisches vortäuscht. || vortäuscht, das Faktische (der Vorstellungen || Schmerzen etwa) betreffend.

      Aber warum sage ich: “ich kann mir das Gegenteil nicht vorstellen”; warum nicht: “ich kann mir das (was Du sagst) nicht vorstellen”?

     Ein Beispiel: “Jeder Stab hat eine Länge” – das heißt etwa: wir nennen etwas (oder, dies) ‘die Länge eines Stabes’ (aber nichts ‘die Länge einer Kugel’). Kann ich mir nun vorstellen daß ‘jeder Stab eine Länge hat’? Nun, ich stelle mir eben einen Stab vor – & das ist alles. Nur spielt dieses Bild in Verbindung mit diesem Satz eine ganz andere Rolle, als etwa || ein Bild in Verbindung mit dem Satz: “mein Tisch hat die gleiche Länge, wie der Deine || dieser Tisch hat die gleiche Länge, wie der || jener dort”. Denn hier versteh ich, was es heißt, sich ein Bild vom Gegenteil zu machen (& es muß kein Vorstellungsbild sein).
     Das Bild aber zum grammatikalischen Satz, konnte nur etwa dazu dienen, an ihm zu zeigen, was man “Länge eines Satzes” nennt. Und was sollte von dem || davon das entgegengesetzte
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Bild sein?


   
1
     Es scheint als könnte man sagen: “Die Wortsprache läßt unsinnige Wortzusammenstellungen zu, die Sprache der Vorstellung aber nicht unsinnige Vorstellungen.” – Also die Sprache der Zeichnung auch nicht unsinnige Zeichnungen? Denke Dir || es wären Zeichnungen, nach denen Körper modelliert werden sollen: dann || . Dann hat z.B. || etwa die Zeichnung Sinn, aber || und die Zeichnung keinen. Wie, wenn ich mir unsinnige Wortzusammenstellungen vorstelle!


   
2
     Wie zeigt man die Unsinnigkeit eines Satzes, z.B. “Dieser Körper hat Ausdehnung”, indem man sagt: “ich kann mir nicht vorstellen, wie es anders wäre”?
     Man neigt || Wir neigen dazu, in jenem || dem Satz die || eine Feststellung einer Selbstverständlichkeit || von etwas Selbstverständlichem zu sehen || jenen || den Satz als die || eine Feststellung einer Selbstverständlichkeit || von etwas Selbstverständlichem anzusehen. Wir möchten sagen || erwidern: “Ja freilich || Freilich hat er Ausdehnung; aber wie könnte es denn anders sein; || also wozu es sagen? || – wozu es also sagen?



78
   


1
     Wir könnten auf den Satz “Dieser Körper hat eine Ausdehnung” antworten: “Unsinn!”, neigen aber dazu, zu antworten: “Freilich!”. Warum?


   
2
      ﹖ “Ich habe tatsächlich nie gesehen, daß ein schwarzer Fleck nach & nach || kontinuierlich immer heller wird, bis er weiß ist, & dann das Weiß immer rötlicher bis er rot ist; aber ich weiß daß es möglich ist, weil ich es mir vorstellen kann.” Wie weiß ich, daß es möglich ist, weil ich es mir vorstellen kann?
     (“Ich weiß, daß es möglich ist die Tür || dieses Schloß mit diesem Schlüssel || dem Sperrhaken aufzusperren, weil ich diese Art || solche Schlösser schon mit ihm || so aufgesperrt habe.” Vermute ich, in diesem Sinne, daß dieser Farbenübergang möglich sein wird, weil ich ihn mir vorgestellt habe || vorstellen kann?)


   
3
     Wenn gesagt wird, ein Satz sei sinnlos || , so ist nicht quasi, sein Sinn sinnlos. Sondern der || , dieser Satz wird aus der Sprache ausgeschaltet.
79
   


1
     Ich versuche etwas, kann es aber nicht. – Was heißt es aber: “etwas nicht versuchen können”?
      “Wir können auch nicht einmal versuchen, uns ein rundes Viereck vorzustellen.”


   
2
     Wenn man auch den Satz als Bild eines Sachverhalts || einer möglichen Tatsache || eines möglichen Sachverhalts auffaßt & sagt, er zeige die Möglichkeit des Sachverhalts || der Tatsache, so kann doch der Satz bestenfalls tun, was ein gemaltes, oder ein plastisches Bild, oder ein Film tut, & er kann also jedenfalls nicht hinstellen, was nicht der Fall ist. Also hängt es ganz von unsrer Grammatik ab, was (logisch) möglich genannt wird, & was nicht, nämlich eben was sie zuläßt. Aber das ist doch willkürlich! – In einem Sinne, ja. Aber nicht mit jedem Satz || jeder satzähnlichen Bildung kann ich etwas anfangen, nicht jedes Spiel ist nützlich & wenn ich versucht bin etwas ganz Unnützes als Satz zuzulassen, so geschieht es meistens, weil ich mir seine Anwendung nicht genügend überlegt habe. Wenn ich z.B. von einer ‘unendlich langen Baumreihe’ rede & mich nicht ( danach )
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frage, wie es etwa zu verifizieren ist, daß eine Baumreihe unendlich lang ist.


   
1
     Wenn man das Wort || die Bezeichnung “Elementarsatz” gebrauchen will wie ich es in der Log. Phil. Abh. getan habe, also wie “atomic proposition” bei Russell, so kann man den Satz “hier steht eine rote Rose” Elementarsatz nennen. D.h. er enthält keine Wahrheitsfunktion & ist nicht durch einen Ausdruck definiert, der eine enthält.
     Soll aber gesagt werden, der Satz sei nur dann ein Elementarsatz, wenn seine logische Analyse keine Wahrheitsfunktion ans Licht bringt || fördert, || wenn auch seine vollständige logische Analyse zeigt, daß er nicht mittels Wahrheitsfunktionen aus anderen Sätzen zusammengesetzt ist, so setzt das voraus daß man eine Vorstellung von so einer ‘Analyse’ habe. Ich habe selbst in früheren Zeiten von der ‘vollständigen Analyse’ geredet, in dem Gedanken, die Philosophie müßte alle Sätze endgültig zergliedern, um so alle Zusammenhänge ans Licht zu bringen || klarzustellen & jede Möglichkeit des Mißverständnisses zu beseitigen. Als gäbe es einen Kalkül in dem diese Zergliederung möglich
81
wäre. Mir schwebte dabei etwas vor wie Russells Definition || von der Art der Definition Russells für den bestimmten Artikel. || von der Art der Erklärung || Definition die Russell für den bestimmten Artikel gegeben hatte. Ähnlich, dachte ich einmal, könnte & sollte man auch etwa den Begriff Sessel || einer Kugel mit Hilfe von Gesichtsbildern, etc., definieren & so würde ein für allemal der Zusammenhang der Begriffe gezeigt, die Quelle aller Mißverständnisse, etc.. Es lag dem (allen) ein falsch idealisiertes Bild der Sprache & ihrer Verwendung || ihres Gebrauches zu Grunde. || der Verwendung der Sprache zu Grunde. Freilich kann man in gewissen Fällen durch Definitionen || eine Definition den Zusammenhang der Arten des Gebrauchs von Ausdrücken klarstellen. Und auch im Falle des Zusammenhangs von ‘Gesichtsbild’ & ‘Sessel || Kugel’ kann eine solche Definition helfen. Aber nicht, indem man den Begriff der physikalischen Kugel definiert, wohl aber indem man etwa ein dem || unserm Sprachspiel verwandtes oder vielmehr eine ganze Reihe ihm verwandter Sprachspiele beschreibt. Denn hier || & in diesen mögen solche Definitionen vorkommen. Es werden durch diese Gegenüberstellung grammatische Vorurteile zerstört & es wird uns dadurch ermöglicht den Gebrauch || die Verwendung eines Worts
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zu sehen wie sie wirklich ist statt dem Wort eine || die Verwendung anzudichten.


   
1
     Es kann unter Umständen einen Kalkül geben der Sätze zerlegt & es ist nicht schwer sich so einen vorzustellen. Es ist dann eine Rechenaufgabe, zu finden, ob ein Satz ein Elementarsatz ist, oder nicht.
     Die Frage, ob ein logisches Produkt (z.B.) in einem Satz versteckt sei, ist ein mathematisches Problem. – Was hier “versteckt” heißt, wird durch die Methode das Versteckte zu finden || suchen || des Suchens definiert (beziehungsweise durch den Mangel einer Methode).


   
2
      “Wenn ich sage, ich habe heute Nacht nicht geträumt, so muß ich doch wissen, wo nach dem Traum zu suchen wäre (d.h., der Satz ‘ich habe geträumt’ darf, auf die tatsächliche Situation angewendet, falsch, aber nicht unsinnig sein.)”
     Heißt das also, daß Du doch etwas gespürt hast, sozusagen die Andeutung eines Traums, die Dir die Stelle bewußt macht, an der ein Traum gestanden wäre.
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Oder, || : wenn ich sage, “ich habe keine Schmerzen im Arm”, heißt das, daß ich einen Schatten eines Schmerzgefühls habe, der die Stelle andeutet, in die der Schmerz eintreten würde? –– ||
     In wiefern enthält der gegenwärtige, schmerzlose Zustand die Möglichkeit der Schmerzen.
     Wenn Einer sagt: “Damit das Wort ‘Schmerzen’ Bedeutung habe, ist es notwendig, daß man Schmerzen als solche erkennt, wenn sie auftreten”, so kann man antworten: “Es ist nicht notwendiger, als daß man das Fehlen der Schmerzen erkennt”.


   
1
      “Aber muß ich nicht wissen, wie es wäre, wenn ich Schmerzen hätte.” – Man kommt nicht davon weg, daß die Benützung des Satzes darin besteht, daß man sich bei jedem Wort etwas vorstelle.
     Die Anwendung des Satzes ist nicht die, die ein solches Vorstellen fordert. Immer wieder möchte man sich den Sinn eines Satzes, also seine Verwendung (seinen Nutzen) in einem seelischen Zustand des Redenden oder Hörenden konzentriert
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denken. Man denkt nicht, daß man mit den Worten rechnet, operiert, für sie mit der Zeit dies oder jenes Bild substituiert. || sie mit der Zeit in dies oder jenes Bild überführt. Sondern der || ihr Sinn, d.i. aber ihr Zweck, soll in einer Art Bild liegen, das sie im Geist des Sprechers erzeugen. Es ist so || ganz so als glaubte || glaube man, daß etwa einer schriftlichen Anweisung, auf eine Kuh, das gefolgt werden soll, || die mir Einer || irgend jemand ausfolgen soll, immer die Vorstellung von einer Kuh folgen müsse || die schriftliche Anweisung, auf eine Kuh, die mir Einer || irgend jemand ausfolgen soll, immer von einer Vorstellung einer Kuh begleitet sein || werden müsse, wenn diese Anweisung nicht ihren Sinn verlieren soll. || damit diese Anweisung nicht ihren Sinn verliere.
     Damit meine ich natürlich nicht, daß es in manchen Sprachspielen nicht wesentlich sei || ist, daß man an gewissen Punkten den Übergang von den Worten zur Vorstellung mache. – Wenn wir dem Arzt mitteilen wir hätten Schmerzen – in welchen Fällen ist es nützlich, daß er sich einen Schmerz vorstellt? – –Und wie ist es übrigens: sich einen Schmerz vorstellen. Geschieht dies nicht auf sehr mannigfache Weise. (So mannigfach, wie, || : sich an einen Schmerz erinnern.)


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1
     Das Gefühl ist, als müßte ‘~ p’, um ‘p’ zu verneinen, es erst in gewissem Sinne wahr machen. Man fragt: “was ist nicht der Fall”. Dieses muß dargestellt werden. – Aber es ist ja durch p dargestellt.


   
2
     Man kommt nicht davon weg, daß der Sinn des Satzes den Satz begleitet; bei dem Satz steht.

   
3
     Ist die Verneinung eines Satzes identisch mit der Disjunktion nicht ausgeschlossener || der durch sie nicht ausgeschlossenen Fälle? Sie ist es in manchen Fällen. (Z.B. in diesem Fall: “Die Permutation der Elemente A, B & C, die er anschrieb, war nicht ACB.”)


   
4
     Verneinen: eine ‘geistige Tätigkeit’. Verneine etwas – & beobachte, was Du tust. – Schüttelst Du etwa innerlich den Kopf? Und wenn es so ist – ist dies || dieser Vorgang nun unseres Interesses würdiger, als der etwa, ein ‘~’ vor einem Satz zu schreiben? Kennst Du
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jetzt das Wesen der Negation?


   
1
      “Wie kann das Wort ‘nicht’ verneinen?!” “Das Zeichen ‘nicht’ deutet an, Du sollst, was drauf folgt, negativ auffassen.” Man möchte sagen: “Das Zeichen der Verneinung ist nur eine Veranlassung, etwas, || wahrscheinlich || möglicherweise sehr Kompliziertes, || zu tun.” Es ist, als veranlaßte uns das Zeichen der Negation zu etwas; aber wozu? das wird nicht gesagt. Es ist als brauchte es || das nur angedeutet werden; als wüßten wir es schon. Als wäre || sei eine Erklärung unnötig, da wir die Sache ohnehin schon kennen. || da die Sache bekannt ist. || sei.


   
2
     Was ist der Unterschied zwischen diesen || den beiden Vorgängen: wünschen, daß etwas geschehe & wünschen, das dasselbe nicht geschehe?
     Wollte || Will man es bildlich darstellen, so nimmt man mit dem Bild des (betreffenden) Ereignisses etwas vor || wird man mit dem Bild des (betreffenden) Ereignisses etwas vornehmen: es durchstreifen, es abzäumen, & dergleichen. Aber das, erscheint uns || kommt uns vor, ist eine rohe Methode des Ausdrucks. In der Wortsprache setze ich das Zeichen “nicht” in den Satz. Das scheint uns, wie || gar verwenden wir das Zeichen “nicht”; dies ist mir wie
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ein ungeschickter Behelf, & man || . Man meint etwa, || : im Denken geschieht es schon anders.


   
1
     Die Negation, könnte man sagen, ist eine ausschließende, abweisende, Gebärde. Aber die können wir zu mancherlei verwenden. || verwenden wir zu mancherlei. || Aber in wie vielerlei Fällen verwenden wir die!


   
2
      “Ist es die gleiche Verneinung, wenn man sagt: ‘Eisen schmilzt nicht bei 100˚ C’ &: ‘2 × 2 ist nicht 5’?” Ist das || dies durch Introspektion festzustellen, während man die beiden Sätze sagt? || Soll es durch Introspektion festgestellt werden; dadurch, daß wir beobachten was in uns geschieht, während wir diese Sätze sagen? || Soll das durch Introspektion festgestellt werden; || ? dadurch, daß wir zu sehen trachten, was wir bei beiden Sätzen denken?


   
3
     Das Wort scheint uns manchmal seine Bedeutung, wie etwas, einmal in dies Gefäß hineingelegtes, mit sich herumzutragen. Wir sehen es nun in zwei Sätzen verwendet
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& fragen naiv: enthält es in diesem dasselbe, wie in jenem?


   
1
     Ist ‘ein Wort verstehen’ ein seelischer Zustand? – Die Betrübnis, die Aufregung nennen wir seelische Zustände. Wir sagen: “Er war den ganzen Tag sehr betrübt”, “Er war von morgen an in großer Aufregung”, “Er hatte seit gestern ununterbrochen Schmerzen”. Wir sagen auch: “Ich verstehe dieses Wort seit gestern”, wenn es mir etwa gestern erklärt wurde; || aber verstand ich es ununterbrochen? Ja man könnte von einer Unterbrechung des Verstehens reden wenn ich es einmal vergessen & dann wieder gelernt hätte; aber kann man || hat es Sinn zu fragen: “Um wieviel Uhr hast Du aufgehört es zu verstehen?” wie man fragen kann: “Um wieviel Uhr haben Deine Schmerzen nachgelassen?”?


   
2
      “Ich verstehe das Wort ‘Ventil’ seit gestern.” – hast Du das Verstehen die ganze Zeit gespürt? Du konntest || kannst das Wort seit gestern anwenden; wie Du auch tausend andere Wörter anwenden
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kannst – & schon seit langer Zeit. Wenn man das Verstehen hier || des Wortes einen Zustand der Seele nennen will, dann in dem Sinne wie gewisse Fähigkeiten. Z.B. die Fähigkeit zu multiplizieren || rechnen, Englisch || eine Sprache zu sprechen, Schach zu spielen, ein Gedicht auswendig wissen || aufzusagen.
     Von jedem dieser Sätze kann man sagen er beschreibt einen Zustand der Seele:
     “ich habe seit gestern Schmerzen”
      “ich habe ihn seit gestern erwartet”
      “ich wußte seit gestern, daß er kommen wird¤
      “ich kann seit gestern integrieren”
Wie hat sich das in jedem dieser Fälle abgespielt?


   
1
     Was sehen wir als ein Kriterium dafür an, daß wir jetzt Schachspielen können; was dafür, daß wir jetzt dieses Gedicht auswendig wissen? – Was aber ist das || mein Kriterium dafür, daß ich jetzt Schmerzen habe?
     Schmerzen, Trauer, Wut u. dergl. will ich “Bewußtseinszustände” nennen; dagegen das Wissen des Einmaleins, die || im Gegensatz zum Wissen des Einmaleins, zu der Fähigkeit Schach zu spielen, zu integrieren, die chemischen
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Symbole & die gewöhnlichen || häufigeren Worte || Wörter der deutschen Sprache zu gebrauchen: diese will ich “hypothetische Zustände der Seele” nennen. Man könnte sie auch hypothetische Zustände eines Seelenmodells nennen. Und als Seelenmodell kann auch das Gehirn & Nervensystem fungieren.


   
1
     Vielleicht möchte || will man die Worte “bewußte” & “unbewußte” Seelenzustände hier anwenden. Von mir aus, aber nichts ist || wäre irreführender als das! Ich kann auch von “bewußten” & “unbewußten” Zahnschmerzen reden; wem z.B. der Satz : “ich habe unbewußte Zahnschmerzen” soviel heißen soll wie || der Satz: “ich habe unbewußte Zahnschmerzen” kann z.B. soviel heißen wie jetzt: “ich habe einen schlechten Zahn & keine Schmerzen”. Aber “bewußt” & “unbewußt” klingt uns wie || assoziiert sich unweigerlich mit einem Gegensatz wie: gesehen – “sichtbar” – “unsichtbar”; “gefühlt” – “nicht gefühlt” “gesehen” || & “nicht gesehen”¤ & die durchaus irreführende Analogie || der durchaus irreführende Vergleich drängt sich auf zwischen dem Unterschied. Aber “bewußter Zustand” & “unbewußter Zustand”, das assoziiert sich für uns unweigerlich mit dem Bild: ein Ding, welches wir sehen, & ein gleichartiges,
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Ding¤ welches wir nicht sehen, weil es etwa hinter uns steht. Dieser Vergleich aber ist durchaus irreführend.


   
1
      ‘Einen Berg ersteigen können’ kann man einen Zustand meines Körpers nennen. Ich sage: “Ich kann diesen || den Berg ersteigen || hinauf steigen – ich meine, ich bin stark genug dazu”. Es ist aber ein Zustand ganz andrer Art, wenn ich sage: “Ja, ich kann die Bergtour machen || dorthin gehen – ich meine, ich habe Zeit dazu.” – “Aber wenn Du sie wirklich machen kannst, dann müssen doch alle Bedingungen eintreffen; dann heißt eben ‘Du kannst sie machen’ nicht nur, Du habest Zeit, sondern auch, Du habest die Kraft, u.s.f.”


   
2
      “Aber was ist es für ein seltsamer Zustand: ‘etwas tun können’! Wie weiß er, daß, was er jetzt tut, ist: das andere, was er jetzt nicht tut, tun können?”


   
3
     Jemand behauptet, er könne
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etwas bestimmtes tun; er versucht es nun, & es gelingt ihm nicht: Stelle Dir Umstände vor, unter welchen es Sinn hat, zu sagen: “Als ich sagte, ich könne es, da konnte ich's wirklich, nur jetzt kann ich's nicht” – und Umstände, unter welchen dies keinen Sinn hat.


   
1
     Auf die Frage: “Kannst Du dieses || dies Gewicht heben?”, kann die Antwort lauten: “Ich weiß nicht; es wird sich zeigen”. Ebenso auf die Frage: “Kannst Du noch Schach spielen?”. Wenn mich aber jemand fragt: “Verstehst Du das Wort ‘Baum’?” – kann ich sagen: “Es wird sich zeigen?” || ”? – Die Antwort wäre: “Du mußt doch wissen ob Du's verstehst!” Aber denk', es wäre gefragt worden: “Weißt Du wie der König || ein Bauer im Schach zieht?” & er hätte geantwortet: “Es wird sich zeigen” – da wären wir schon eher geneigt, zu sagen: “Du wirst doch wissen, ob Du's weißt, oder nicht!” – Anderseits: er wäre gefragt worden: “Weißt Du, was ‘rein’ & ‘unrein’ in den jüdischen Speisevorschriften bedeutet?” – wäre es da Unsinn, zu sagen: “Laß sehen – das & das nennt man rein; aber ob
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auch das rein heißt, weiß ich nicht, etc. etc.” Man sagt dann oft || auch: “Bis zu einem gewissen Grade verstehe ich das Wort.” Oder die Frage wäre: “Verstehst Du das Wort ‘Integral’?” – Aber kannst Du Dir nicht auch Fälle denken, in denen es ganz natürlich wäre, zu sagen: “Ja, bis zu einem gewissen Grade verstehe ich das Wort Baum; aber wie weit, das wird sich zeigen”?
     Und konnte es nicht auch geschehen || geschieht es nicht auch daß Du Dir einbildest ein Wort zu verstehen (nicht anders als eine Rechnungsart zu verstehen) & nun draufkommst daß Du es nicht verstanden hast? “Ich habe geglaubt ich weiß was ‘relative’ & ‘absolute Bewegung’ heißt, aber ich sehe, ich weiß es nicht.”


   
1
     Denke Dir || Ich denke mir dieses Spiel gespielt: || Denk Dir dieses Spiel: Eine Liste von Wörtern verschiedener Art wird angelegt; es sind teils ganz einfache Substantiva, wie “Baum”, “Brot”, dann z.B. auch “Ding”, seltenere wie “Dynamometer”, “Kontinuität” u.a. spezielle Farbnamen dann || wie: “sepia”, “ultramarin”, “kobaltblau”; dann die Wörter “vielleicht”, “etwa”, “das”; dann || auch Wörter fremder Sprachen, mehr, oder weniger ausgefallen; dann || & auch sinnlose Lautreihen.
     Wörter dieser Liste || Diese Wörter werden mir vorgelesen,
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& nach jedem fragt man, ob ich es verstehe || ¤ ich soll nach jedem sagen, ob ich es verstehe oder nicht. Ich habe mit“ja” oder“nein” zu antworten || die Frage zu beantworten || ; & nachzusehen, was dabei in mir vorging. || beim Verstehen oder Nichtverstehen in mir vorging.Beim || Auf das Wort “Baum” z.B. werde ich, unbedenklich || ohne mich zu bedenken, mit “ja” antworten, || ein Bild mag mir vorschweben oder nicht; auf eine Lautzusammenstellung die ich noch nie gehört habe ebenso unbedenklich mit nein. Bei || ; bei gewissen Wörtern, die einen speziellen Farbton bezeichnen, wird häufig ein Vorstellen der Antwort vorhergehen. Bei || ; bei selteneren Wörtern wie “Dynamometer” ein Überlegen; bei Wörtern wie der Artikel “das” etwa ein Achselzucken; Wörter einer fremden Sprache werde ich manchmal ins Deutsche übersetzen; schweben mir Bilder vor so sind es manchmal die der Gegenstände, die das Wort bezeichnet (wieder tausenderlei Fälle), manchmal andere Bilder.
     Dies Spiel könnte man durch eines ergänzen, in dem die Namen von Tätigkeiten gesagt werden & bei jeder gefragt: “Kannst Du das?” – Das Subjekt soll dann angeben, welche Gründe es hatte die Frage so oder so zu beantworten.


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1
     Es ist (übrigens) interessant zu bemerken, daß die Bilder, die uns beim Lesen || Hören & ‘Verstehen’ eines isolierten Wortes vorschweben, wenn wir etwa unser Verständnis prüfen || etwa unser Verständnis geprüft wird, meist gänzlich || ganz ausbleiben, wenn wir einen Satz der das Wort enthält mit Verständnis lesen. Das Bild, was uns dieser etwa hervorruft, besteht durchaus nicht aus allen jenen Teilbildern.


   
2
     Ich schrieb einmal: “Wenn ich sage “sieh dort ist eine Kugel’, ein andermal ‘dort ist eine Halbkugel’ || gefragt werde ‘Siehst Du dort eine Kugel?’, ein andermal ‘Siehst Du dort die Halbkugel?’, so kann was ich sehe zu beidem || jedesmal || beidemale das Gleiche sein, & wenn ich antworte ‘Ja, ich sehe sie’, so unterscheide ich doch zwischen den beiden Hypothesen. Wie ich im Schachspiel zwischen einem Bauer & dem König unterscheide, auch wenn der gegenwärtige Zug einer ist, den beide machen könnten & wenn selbst eine Königsfigur als Bauer fungierte.” Man ist in der Philosophie immer in der Gefahr, einen Mythus des Symbolismus zu geben, oder der psychischen || seelischen Vorgänge. Statt einfach zu sagen, was jeder weiß, & zugeben
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muß.


   
1
      ( Ich sage ) || Man sagt: – “In diesem Augenblick verstand ich, welchen Gesichtsausdruck er meinte – ich sah ihn vor mir.” Hier ist also Verstehen ein Bewußtseinszustand, oder Vorgang. Ganz ähnlich, wenn ich sage: “Als ich dieses Quartett || Stück neulich hörte, da verstand ich es.” Nein; man sagt “Ich hörte ihm mit Verständnis zu”, aber nicht “Ich verstand es die ganze Zeit”.


   
2
      “Solange die Temperatur des Stabes nicht unter … sinkt, kann man ihn schmieden”. Es hat also Sinn zu sagen: “ich kann ihn von 5 bis 6 Uhr schmieden”. Oder: “Ich kann von 5 bis 6 Uhr Schachspielen”, d.h. nämlich z.B. ich habe von 5 bis 6 Zeit. – “Solange mein Puls nicht unter … herabsinkt kann ich spielen” || verstehen, was ich lese || diese Multiplikation ausführen || multiplizieren.” Diese Multiplikation || Diese Multiplikation braucht 1
1
2
Minuten; wie lange braucht es aber: sie rechnen || ausführen können? Und wenn Du sie also eine Stunde lang rechnen kannst, tust Du da immer das Gleiche, oder fängst Du immer wieder von vorne || frischem an? || die ganze Zeit kannst, fängst Du da immer wieder von frischem damit an?
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1
      “Ich verstand sein Mienenspiel.” – – Wie lange? – Nun, während ich es sah! Hier kann man sagen: “ich folgte ihm mit Verständnis”. Worin bestand || besteht dies Folgen? Beschreibe solche Fälle; dann wirst Du's sehen.


   
2
     Wann verstehe ich den Satz: “Unser Leben währet siebzig Jahre”? Immer? oder während ich ihn lese? Und bei || Bei jedem Wort nur dies Wort, oder das Ganze auf einmal erst am Schluß?


   
3
      [Etwa zu, & vor, 96˙2] Wie, wenn man fragte: Wann kannst Du Schach spielen? Immer? oder während der Partie || Du ziehst? Und immer das ganze Schach während jedes || des Zuges || während jedes || des Zuges immer das ganze Schach? – Und wie seltsam, daß Schachspielen können so kurze Zeit braucht & eine Partie so viel länger?


   
4
     Es ist eine sehr merkwürdige
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Tatsache, daß ich mich bei dem Gebrauch der Sprache nicht erinnere, wie ich sie gelernt habe. Ich sage: “das Glas steht im Schrank; ich weiß nicht wie ich die Bedeutung von “Glas” & “Schrank” gelernt habe. Meine Anwendung der Wörter ist ganz losgelöst von den Erklärungen die mir einmal gegeben wurden || ihrem Erlernen. Es ist so, als hätte ich die Wörter selbst geprägt. Und hier werden wir wieder zu der Frage geführt: Wenn die grammatischen Regeln die von einem Wort handeln seine Bedeutung bestimmen, muß ich diese Regeln alle im Kopf haben, wenn das Wort für mich etwas bedeuten soll? Oder ist es hier wie in einem Mechanismus: das Rad, das stillsteht, das Rad in einer Lage, weiß, gleichsam nicht, welche Bewegung ihm noch erlaubt ist, der Kolben weiß nicht, welches Gesetz der || seiner Bewegung vorgeschrieben ist; & doch wirkt das Rad & der Kolben nur durch jene Gebundenheit.
     Soll ich also sagen: Die grammatischen Regeln wirken in der Zeit? (Wie jene Führung.)
     Also: Das Wort “Glas || Schrank” wirkt nur in der Art || durch die Art seiner Anwendung. Und es wäre die seltsame Frage denkbar: “Wie kann ich dann gleich wissen, was ich mit “Glas || Schrank” meine, ich kann doch nicht
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die ganze Art der Anwendung auf einmal im Kopfe haben?”
     – Und ist es nicht ähnlich in einem Spiel? Man kann sagen, ich wisse die Regeln des Spiels, ‘habe sie im Kopf’, wenn || während ich spiele. Aber ist dieses ‘im Kopf haben’ nicht wirklich nur eine Hypothese? Habe ich sie nicht nur insofern im Kopf, als ich sie in jedem besondern Fall anwende? – Gewiß, dies Wissen ist nur das hypothetische Reservoir, woraus das wirklich gesehene Wasser fließt.
     Das Verständnis der Sprache – quasi des Spiels – scheint wie ein Hintergrund, auf dem der einzelne Satz erst Bedeutung gewinnt.


   
1
     Wie seltsam: es scheint, als ob zwar eine physische (mechanische) Führung versagen, Unvorhergesehenes zulassen könnte, aber eine Regel nicht! Sie wäre sozusagen die einzig verläßliche Führung. Aber worin besteht es, daß eine Führung eine Bewegung nicht zuläßt, & worin, daß eine Regel sie nicht zuläßt? – Wie weiß man das eine, & wie das andere?


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1
     Kann ich (nicht) sagen: Ich meine die Verneinung, welche verdoppelt eine Bejahung gibt?
     Wenn Du von Rot gesprochen hast, hast Du dann das gemeint, wovon man sagen kann, es sei hell, aber nicht, es sei grün, auch wenn Du an diese Regel nicht gedacht, noch von ihr Gebrauch gemacht hast? Hast Du das ¤ ~ || nicht verwendet, deren drei eine Verneinung geben; auch wenn Du diese Regel nicht verwendet hast? Ist es eine Hypothese, daß es das nicht war? Kann es zweifelhaft sein, ob es dasselbe war, & durch Erfahrung bestätigt werden?


   
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     Worin besteht die Absicht, eine Partie Schach zu spielen? Wie unterscheidet sie sich von der Absicht, eine Partie Dame || ein anderes Spiel zu spielen? Schach ist doch durch seine Regeln definiert; wäre eine der Regeln anders, so wäre es || hätten wir ein anderes Spiel. Wie treten also die Regeln des Schach in die Absicht ein Schach zu spielen? Oder
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wissen wir etwa nicht, welches Spiel wir zu spielen beabsichtigen || zu spielen wir beabsichtigen; zeigt sich uns das erst wenn wir es schon gespielt haben?
     (Man sagt: “Ich werde doch wissen, was ich spielen wollte!”, “Ich werde doch wissen, was ich mir wünsche!”, “Ich werde doch wissen, warum ich es getan habe!”)
     Denke an diese Begründung || eine Begründung wie: “Ich weiß, daß ich die Absicht hatte, denn ich habe mir gedacht, || : ‘jetzt komme ich endlich zum Schachspielen’.”
     Es würde sich mit dieser Absicht auch vollkommen vertragen, wenn ich beim ersten Zug darauf käme, daß ich alle Regeln schon vergessen habe.


   
1
     Es stört uns gleichsam, daß der Gedanke eines Satzes in keinem Moment ganz vorhanden ist. Wir sehen ihn wie einen Gegenstand an, den wir erzeugen, & den wir nie ganz besitzen, denn kaum entsteht ein Teil, so verschwindet ein andrer.


   
2
      ‘Intuitives Denken.’ Mozart schreibt in einem Brief, ein Stück stünde
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in einem Augenblick ganz vor seinem Geist. – Wenn mir nun jemand sagte: “Also ist es eben doch möglich, daß ein ganzer Gedanke auf einmal erfaßt, gedacht, wird || werde” – also ist es doch möglich, etwas ‘intuitives Denken’ zu nennen. Aber erklärt diese Wortverbindung schon, was wir darunter verstehen? Bei Mozarts Worten kann ich mir mancherlei denken: Z.B., daß gewiß nicht gemeint ist, er höre das ganze Stück in einem Augenblick vor seinem inneren Ohr, als würden alle seine Töne || Töne des Stücks zugleich angeschlagen oder als würde das Stück in rasender Geschwindigkeit durchgespielt || oder in rasendem Tempo heruntergespielt; ich kann noch dies & jenes vermuten, & weiter komme ich nicht.


   
1
     Das Verstehen eines Satzes || von Sätzen der Sprache ist dem Verstehen eines musikalischen Themas in der Musik (oder Musikstückes) viel verwandter als man etwa glaubt || glauben würde . Ich meine es aber so: daß das Verstehen des sprachlichen Satzes näher als man denkt dem liegt, was man gewöhnlich Verstehen des Musikstücks || musikalischen Ausdrucks nennt. Warum will ich den Wechsel
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der Stärke & des Tempos gerade auf diesen Rhythmus bringen, warum gerade diese Linie zeichnen? Man möchte sagen: “weil ich weiß, was das alles heißt”. Aber was heißt es? ich wüßte es nicht zu sagen. Zur ‘Erklärung’ könnte ich es nur mit etwas anderem vergleichen, was denselben Rhythmus hat – (ich meine, dieselbe Linie) – || (ich meine, dieselbe Linie) hat. (Man kann sagen: “Siehst Du nicht: das ist, als würde eine Schlußfolgerung gezogen”, oder: “das ist gleichsam eine Parenthese”, etc.. Wie begründet man solche Vergleiche? Da gibt es sehr || Es gibt verschiedenartige Begründungen.)


   
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      “Denken” nennen wir wohl manchmal den Satz mit einem seelischen Vorgang begleiten, aber “Gedanke” nennen wir nicht jene Begleitung. – Sprich einen Satz & denke ihn; sprich ihn mit Verständnis! – Und nun sprich ihn nicht, & tu nur das, womit Du ihn beim verständnisvollen Sprechen begleitet hast! –
     (Singe dies Lied mit Ausdruck – & nun singe es nicht, aber wiederhole den Ausdruck! – Und man könnte
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auch hier etwas wiederholen: Z.B. Schwingungen des Körpers, langsameres & schnelleres Atmen, Vorstellungsbilder. –)


   
1
      “Er hat diese Worte gesagt, aber dabei nichts gemeint. || sich aber dabei gar nichts gedacht.” – “Doch, – ich habe etwas gemeint || mir etwas gedacht!” – “Und zwar was denn?” – “Was ich gesagt habe.”


   
2
      “Dieser Satz hat Sinn.” – “Welchen?” Vergleiche damit: “Diese Wortreihe ist ein Satz.” – “Welcher?”


   
3
      “Ich habe etwas Bestimmtes gemeint, als ich sagte, …” – Und hast Du bei jedem Wort etwas anderes gemeint, oder während des ganzen Satzes dasselbe?


   
4
     Übrigens seltsam, || : daß eine Wortreihe Unsinn sein kann, wenn man doch bei jedem Wort etwas meint. || daß eine Zusammenstellung von Wörtern Unsinn sein kann, wenn wir mit einem jeden von ihnen etwas meinen.
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1
     Was || Aber was heißt es, wenn ich sage, daß im Satz, || : “die Rose ist rot”, das “ist” eine andere Bedeutung hat als im Satz: “2 mal 2 ist 4”. Wenn ich sagen wollte, es heiße, daß verschiedene Regeln von diesen beiden Wörtern gelten, so wäre die Antwort, daß nur von einem Wort die Rede ist.
     Ich könnte || kann aber sagen: In dem ersten Satz darfst Du “ist” durch “hat die Eigenschaft” (ε) ersetzen, in dem zweiten “ist” durch “ist gleich” ( = ), aber nicht umgekehrt. Und im weitern Verlauf macht man etwas ganz anderes mit “ε” als mit “ = ”.


   
2
     Kann ich nun das, was die Regeln der Anwendung vom Worte sagen, auch anders beschreiben, nämlich durch die Beschreibung des Vorgangs, der beim Verstehen || Meinen des Worts stattfindet?
     Ich meinte früher¤ einmal, die grammatischen Regeln seien die Auseinanderlegung dessen, was ich im Gebrauch || beim Verstehen || Anwenden || bei einem Gebrauch des Wortes auf einmal erlebe. Sozusagen Folgen, Äußerungen, der Eigenschaften, die ich beim Verstehen auf einmal erlebe.
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1
     Man möchte ja sagen: die Verneinung habe die Eigenschaft, verdoppelt eine Bejahung zu ergeben.
      “Die doppelte Negation gibt eine Bejahung”, das klingt so wie: “Kohle und Sauerstoff geben Kohlensäure. Aber in Wirklichkeit gibt die doppelte Negation nichts, sondern ist etwas.


   
2
     Man kann sagen: Dieser Körper hat die Eigenschaft braun zu sein. Braun hat die Eigenschaft die Farbe dieses Körpers zu sein. 3 hat die Eigenschaft die Zahl meiner Schwestern zu sein (Nicht aber: 3 hat die Eigenschaft die Hälfte von 6 zu sein. Dies gehört zur Grammatik des Zeichens “3”.) Die Verneinung hat die Eigenschaft in diesem Satz die Wahrheit zu ergeben.


   
3
      “Daß 3 Verneinungen wieder eine Verneinung ergeben, muß doch schon in der einen Verneinung, die ich jetzt gebrauche, liegen.” (Die Versuchung einen Mythus
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zur Erklärung des Symbolisierens || des Bedeutens zu erfinden.) || einen Mythus des Bedeutens || Symbolisierens zu erfinden.)



   
1
     Nicht: “Die Würfelform hat die Eigenschaft, lauter gleiche Seiten zu besitzen” – aber ein Holzklotz hat etwa diese Eigenschaft || kann etwa diese Eigenschaft haben, & ist dadurch ein Würfel.


   
2
     Heißt es etwas, || : daß drei solche Verneinungen eine Verneinung ergeben? (Wie: “drei solche Pferde können diesen Wagen fortbewegen”.) Aber in jenem || im Satz “~~~p = ~p” ist gar nicht von der Verneinung die Rede. (Von der Verneinung handelt etwa der Satz: “es regnet nicht”.) Der Satz der Logik ist eine Regel für den Gebrauch des Zeichens “~”. Man könnte auch sagen: in ihm hat das Zeichen “~” keine Bedeutung, sondern erhält eine.


   
3
     Es hat den Anschein, als
könnte man aus der Bedeutung || Natur der Negation schließen || würde aus der Bedeutung || Natur der Negation folgen, daß non n || ~~ p p ist. (Und etwas Richtiges ist daran. Was? Unsre Natur hängt mit beiden zusammen.)

   
1
     Ich möchte das Bild gebrauchen, || : daß das Wort “ist”, wenn es einmal “ = ”, einmal “ε” bedeutet, einen verschiedenen Bedeutungskörper hinter sich hat; daß es beidemale die gleiche Vorderfläche || Facette ist die ( aber ) (jedesmal) einem andern Körper angehört; || daß es beidemale die gleiche Facette ist, aber eines andern Körpers || , aber eines andern Körpers ist; wie wenn ich ein Dreieck im Vordergrund sehe, das das einemal die Endfläche || Grundfläche eines Prismas, das andremal eines Tetraeders ist.


   
2
     Oder denken wir uns diesen Fall: Wir hätten vollkommen durchsichtige Glaswürfel, deren eine Seitenfläche rot angestrichen wäre. Wenn wir sie aneinander reihen || legen, so werden wir nur ganz bestimmte Anordnungen roter Quadrate im Raum entstehen können, bedingt durch die Würfelform der Körper || Glaskörper. Ich könnte nun die Regel, nach der hier rote Quadrate angeordnet sein können, so geben, daß || in einer Form geben, in der von den Würfeln in ihnen || ihr explizite nicht die Rede wäre || geredet würde , aber das
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Wesen || Wesentliche der Würfelform wäre dennoch in diesen Regeln || dieser Regel || diesem Gesetz enthalten.


   
1
     Wenn wir nun aber einen Würfel sehen sind uns || ich nun aber einen Würfel sehe, sind mir damit wirklich schon alle Gesetze der möglichen Zusammenstellung gegeben? – Also seine ganze Geometrie? Kann ich die Geometrie des Würfels von einem Würfel ablesen?


   
2
     Der Würfel ist dann eine Notation der Regel || des Gesetzes. – Und hätten wir so eine Regel || eine solche Regel || so ein Gesetz gefunden, so könnten wir sie || es wirklich nicht besser notieren, als durch die Zeichnung eines Würfels (& daß es hier eine Zeichnung tut, ist ungemein || sehr bedeutsam. || ).
     Aber der Würfel oder die Zeichnung des Würfels, sind doch nur Zeichen, wirken doch nur als Zeichen. || , insofern, als ich sie nun benütze, in einem System von Verbindungen || Kombinationen mit andern Zeichenbenütze. || .
     Wenn ich denke || meine, der Würfel enthält schon die ganze Geometrie des Würfels – welcher || : Welcher Würfel? Der Gesichtswürfel, oder ein Eisenwürfel? Oder gibt es einen idealen
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geometrischen Würfel? – Offenbar schwebt uns der Vorgang vor, wenn wir aus einer Zeichnung, oder einem Modell, der Vorstellung, Sätze der Geometrie ableiten || mir der Vorgang vor, wenn ich aus einer Zeichnung, oder einem Modell, der Vorstellung, Sätze der Geometrie ableite. || Es schwebt mir ¤der Vorgang vor, wenn ich aus einer Zeichnung, einem Modell, der Vorstellung, Sätze der Geometrie ableite. Aber welche Rolle spielt dabei das Modell? Doch die des Zeichens, mit einer bestimmten || bestimmter Verwendungsart. Es ist allerdings (interessant &) merkwürdig, wie wir so eine Zeichnung || Figur (etwa die Zeichnung eines || das Bild des Würfels z.B. || z.B.) wieder & wieder verwenden || anwenden , immer mit || mit immer anderen Zutaten || in immer anderen Verbindungen. Und es ist dieses Zeichen (mit der Identität eines Zeichens), welches wir für jenen Würfel nehmen, in dem die geometrischen Gesetze bereits liegen.


   
1
     Der Satz “Es regnet” sagt doch etwas übers Wetter aus aber nicht über das was || die Worte die ich sage. Wenn nun “es regnet” dasselbe sagen soll || Wie kann aber dann “Es regnet” dasselbe sagen wie: “Der Satz ‘es regnet’ ist wahr”, da der doch etwas über die Worte aussagt?
     Kann es dasselbe sagen, wenn ich einmal auf die Frage nach dem Wetter antworte: “Es regnet”, ein andermal: “Ich sage Dir wahrheitsgemäß: ‘es regnet’.”
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1
     Die Erklärung eines Zeichens führt uns von einem Zeichen zu einem || von Zeichen führt uns von diesen Zeichen zu andern. || ¤ andern Zeichen.
     Wenn Du denkst, die Sprache, ihr Wesen, müsse sich notwendig erklären lassen, || müsse erklärt werden, so denke, daß diese || die Erklärung in einer Sprache gegeben wird.


   
2
     Denke Dir || Denken wir uns einen Satz der Wortsprache etwa: || den: “Ich bin kleiner als Du” durch Zeichen der Gebärdensprache ersetzt. Fühlen wir hier noch immer dasselbe Bedürfnis nach Erklärung, – wie bei den Worten?


   
¥
3
     Die Gebärdensprache ist uns nicht geflissentlich gelehrt worden; & gewiß nicht durch Zeichenerklärungen.


   
4
     Ist es so, daß eine Erklärung, eine Tabelle z.B., zuerst so gebraucht werden kann, daß man sie ‘nachschlägt’, daß man sie dann gleichsam im Kopf
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nachschlägt, || (sie sich vors innere Auge ruft, oder dergl.); & daß man endlich ohne diese Tabelle arbeitet, also so, als wäre sie nie dagewesen? In diesem letzteren Falle spielt man (also) offenbar ein anderes Spiel; die Tabelle ist aus dem Spiel ausgeschieden, & wenn ich etwa einmal auf sie zurückgreife || . Und sollte ich etwa einmal auf sie zurückgreifen || . ¤ Ich mag einmal auf sie zurückgreifen, so || aber dann tue ich, was der Erblindete tut, der etwa auf den Tastsinn zurückgreift. Eine Erklärung, eine Tabelle, wird zur Geschichte wenn ich sie nicht mehr benütze. || wir sie nicht mehr benützen.


   
1
     Ich muß unterscheiden zwischen den Fällen, || : wenn ich mich einmal nach einer Tabelle richte, & ein andermal in Übereinstimmung mit der Tabelle (der Regel) handele, ohne die Tabelle zu benutzen. – Die Regel deren Erlernung uns || mich veranlaßte, jetzt so & so zu handeln, ist als Ursache meiner Handlungsweise Geschichte. – Sofern sie aber eine allgemeine Beschreibung unserer Handlungsweise ist, ist sie eine Hypothese. (Die Hypothese z.B., daß diese zwei Leute, die am Schachbrett sitzen, so & so || den & den Gesetzen gemäß ziehen || handeln werden.) Die Spieler können aber die Regel
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auch im Spiel benützen, indem sie sie vor jedem Zug nachschlagen (dies kann zum Spiel gehören). Hier ist die Benützung der Regel eine Spielhandlung.
      “Hier liegt aber eine Schwierigkeit; der Spieler welcher || der ohne Benützung des Regelverzeichnisses spielt, ja der nie eins || ein Regelverzeichnis || der Regeln spielt, ja der nie ein Verzeichnis der Regeln gesehen hätte, könnte dennoch, wenn es verlangt würde, ein Regelverzeichnis || eines anlegen; & zwar meine ich nicht – behaviouristisch – indem er durch wiederholte Beobachtung feststellt, wie er in diesen Fällen handelt, sondern, indem er, vor einem Zuge stehend, sagt: ‘in diesem Fall zieht man so’.” – Aber wenn dies so ist, – so zeigt es doch nur, daß er unter gewissen Umständen Regeln aussprechen wird; nicht, daß er von ihnen beim Ziehen Gebrauch gemacht hat.


   
1
     Es ist möglich, daß Einer die Bedeutung des Wortes “blau” vergißt. Was hat er da vergessen?
      “Ich weiß nicht mehr, was ‘blau’ heißt.” – Ist das ein bestimmter Geisteszustand? – Aber es gibt unter verschiedenen Umständen verschiedene Geisteszustände, denen dieser Satz entsprechen
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mag.
     Überlege: “Der, welcher die Bedeutung des Wortes ‘blau’ vergessen hat & aufgefordert wurde, einen blauen Gegenstand aus anderen auszuwählen, fühlt beim Ansehen dieser Gegenstände, daß die Verbindung zwischen dem Wort ‘blau’ & jenen || den Farben nicht mehr besteht (unterbrochen ist); und die Verbindung wird wieder hergestellt, wenn wir ihm die Erklärung des Wortes wiederholen.”


   
1
     Wie kann man sich zur Probe, ob man das Wort “blau” versteht, ein blaues Vorstellungsbild vor die Seele rufen; denn || ? Denn wie kann mir das Wort “blau” zeigen, welche Farbe aus dem Farbenkasten meiner Vorstellung ich zu wählen habe, & wie kann mir die Farbe, die kommt || die ich mir vorstelle || sich mir darbietet, zeigen, daß sie die richtige ist?
      Wähle ich denn die || also eine Vorstellung, die kommt, nach dem Bild des Wortes? || zum Worte “blau” paßt? – Und kann nicht die unrechte Vorstellung kommen? Und wie zeigt sich das?


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1
     Was ist das Kriterium dafür, daß ich das Wort “blau” verstehe: daß mir dabei diese Farbe vorschwebt (oder || daß ich instinktiv meinen Blick auf sie richte u. dergl.); oder, daß die andern Menschen mit meiner Benützung || Verwendung des Wortes einverstanden sind?
      Angenommen, beim Worte “mn” fiele mir regelmäßig irgend eine Farbe ein (nach dem normalen Gebrauch der Wörterwar es nicht immer dieselbe Farbe || : ‘nicht immer dieselbe’); könnte ich nicht dennoch sagen: “‘mn’ nenne ich || heißt mir die Farbe, die mir bei dem || diesem Worte einfällt”?

     Aber warum rede ich hier von Vorstellungen?! Auf den Befehl, etwas Blaues zu zeigen, zeige ich auf einen Gegenstand von bestimmter Färbung, & wenn die || der und der Farbe. Und wenn die nun – nach irgendwelchen andern Kriterien beurteilt – für das || beim || für's Wort “blau” immer die gleiche ist, so ist das || es eben dafür keine Erklärung, zu sagen, es schwebe mir ein Bild beim Hören des Wortes || beim Hören des Wortes ein Bild vor & nach ihm richte ich mich.


   
1
     Angenommen, ich nenne morgen
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“blau”, was ich immer so genannt habe – d.h. so sage ich; aber alle Andern die ich treffe sagen: “das ist ja rot!” – wer hat dann Recht? Wenn ich mich vergewissere || mir beweise, daß ich ein Wort verstehe, indem ich mir ein Bild in die Vorstellung rufe, oder auf einen Gegenstand zeige, so ist dies doch nur insofern ein Kriterium des richtigen Verständnisses, als es mir nur die Verständigung mit dem Wort || mittels des Wortes || mit Andern ermöglicht.


   
1
     Aber könnte man hier nicht zwischen subjektivem Verstehen des Wortes & objektivem Verstehen unterscheiden? Ich lese etwa von einem blauen Topf & es springt in mir sogleich mit Bestimmtheit ein Bild in der Vorstellung hervor. (Als wäre auf einen Knopf gedrückt worden & ein Täfelchen mit dem Bild darauf in Verbindung mit dem Knopf || Taster gedrückt worden & ein Täfelchen mit dem Bild darauf in Verbindung mit dem Taster.) Beim Wort “Puhu” springt so ein Bild nicht hervor. Dies ist ein Unterschied. Ob ich aber die Worte “blauer Topf” richtig verstanden habe, in Übereinstimmung mit dem allgemeinen Gebrauch, ist damit noch nicht gesagt. Das Wort subjektiv verstehen hieße also – beiläufig gesprochen || : es ist in Verbindung mit einem
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Bild. Es objektiv verstehen || im objektiven Sinne verstehen hieße: es ist in Verbindung mit dem rechten Bild. – Man könnte also auch sagen: Die Sprache soweit Einer sie nur subjektiv versteht ist zwar kein Mittel der Verständigung mit Andern, aber ein Instrument || Werkzeug zum privaten Gebrauch || zur privaten Verwendung des Einzelnen. Die Frage aber ist: ob wir dieses Aussprechen von Lautverbindungen, oder Schreiben von Linienzügen u. dergl., nun auch ‘Sprache’, & ob wir es noch ein ‘Werkzeug’ nennen würden. Denn er müßte nun mit sich selbst Sprachspiele spielen – & das kann er wohl: denke Dir nun einen Robinson Crusoe, der für seinen privaten Gebrauch eine Sprache (Zeichen) verwendet; denke Du sähest ihm dabei (ohne daß er es wüßte) zu; Du sähest also, wie er bei mannigfachen || verschiedenen Gelegenheiten Striche in Hölzer ritzt, Laute ausstößt, || : würdest Du dies unter allen Umständen Sprechen nennen? || ‘Benützen einer Sprache || von Zeichen’ nennen? Doch nur wenn Du dabei eine bestimmte Regelmäßigkeit beobachten würdest.
     Wir sehen || beobachten einen Menschen der bei verschiedener Gelegenheit – ohne Gesetzmäßigkeit – irgendwelche Laute ausstößt – nun sagen wir: “Das mag eine rein-private Sprache sein; er wird sich wohl jedesmal beim
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gleichen Laut dasselbe vorstellen.” –


   
1
      “Wenn Du einmal weißt, was das Wort bezeichnet, verstehst Du es, kennst seine ganze Anwendung.”


   
2
     Denke Dir, ein Mensch gebrauchte “gelb” zur Bezeichnung jedes gelben Gegenstandes (also etwa wie wir “etwas Gelbes”). Er würde dann die hinweisende Erklärung immer richtig geben & sein Gebrauch des Wortes wäre doch nicht der unsere.


   
3
     Die Bedeutung eines Wortes vergessen – sich wieder an sie erinnern. Verschiedene Fälle. Was für Abarten || Vorgänge gibt es da? Wie || An was erinnert man sich, was fällt einem da ein, wenn man sich wieder daran erinnert, was das englische Wort “perhaps” bedeutet? – Wie geht so etwas vor sich: ich sage: || , || “jetzt weiß ich zum erstenmal || “jetzt weiß ich wieder, was die Worte bedeuten. || : ‘der blaue Äther’”?


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1
     Ist es richtig zu sagen: “Das Wort ‘rot’ ist allein kein Zeichen, sondern braucht ein Supplement im Farbengedächtnis”?


   
2
     Wenn der Kranke läutet, so komme ich zu ihm. Befolge ich den Befehl des Läutens, indem ich mir zuerst || erst ein Bild von der Bewegung mache, die ¤ er || der Befehl von mir verlangt.
     Ich kann aber wohl sagen: “Tu jetzt was Du Deiner Erinnerung nach gestern bei diesen Worten || dieser Gelegenheit getan hast” – & wenn er sich daran erinnert, kann er den Befehl befolgen. Wenn nicht, so ist es, als hätte ich befohlen: “Tu was auf dem || diesem Zettel hier aufgeschrieben steht!” – & der Zettel ist leer. Oder es steht auf ihm: “Kaufe n Pflaumen & n2 + 2n + 2 = 0”.


   
¥
3
     Ist mein Gedächtnis unbedingt verläßlicher, als eine Aufzeichnung, mein Farbengedächtnis z.B., als ein
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Farbmuster? Bei verschiedenen Gelegenheiten werde ich das eine || eins durch das andere kontrollieren; u. u.. Das Gedächtnis ist nicht immer die letzte Instanz.
     Könnte ich nicht, unter Umständen, sagen: “Mein Gedächtnis dunkelt immer etwas || ein wenig nach”?


   
1
     Wie kann ich es rechtfertigen, daß ich mir auf diese Worte hin diese Vorstellung mache?
     Hat mir jemand die Vorstellung der blauen Farbe gezeigt & gesagt, daß sie es sei || es die ist?
     Was heißt denn hier: “diese Vorstellung”? kann ich denn auf sie zeigen? Kann ich etwa in mir auf sie zeigen, wenn sie meine Vorstellung ist? Wenn ich mir einen blauen Kreis & einen Pfeil vorstelle, der auf ihn zeigt – zeigt || weist der Pfeil auf meine Vorstellung? Könnte ich mir so || auf diese Weise private hinweisende Definitionen geben? (Denke immer an den Gebrauch der Zeichen!)
     (Dies alles hängt mit dem Problem zusammen: ob, & wie, ich denn wissen kann, ob, & was, der Andre fühlt, sieht, etc..)
121



   
1
     Ich sehe jemand & erinnere mich an ihn. Schwebt mir da immer (oder auch nur oft) ein ‘Erinnerungsbild’ von ihm || des Menschen vor?


   
2
      [zu S. 111] Ist also die Gebärdensprache keiner Erklärung fähig? – Gewiß; z.B. durch Worte. || durch eine || die Wortsprache.



   
3
     Denke an das laute Lesen des Geschriebenen, oder an das Schreiben || Niederschreiben des Gesprochenen. Wir könnten uns eine Art Tabelle (hier einen Mechanismus) denken, nach der uns || man sich bei der || dieser Übertragung richten könnte. Aber wir richten uns nach keiner. Kein Akt des Gedächtnisses, nichts, vermittelt zwischen dem geschriebenen Zeichen & dem Laut.


   
4
     Es ist ein Spiel, mit Hilfe || mittels eines Farbmuster Gegenstände aus andern auswählen, ein anderes, dies mittels eines Erinnerungsbildes einer Farbe tun, & ein anderes, unmittelbar
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nach einem Wort handeln.
     Die Farbe || Das Muster || “Aber die Farbe || das Muster kann mich bei der Wahl führen, & das Wort nicht!” – Aber würdest Du nicht sagen, Du wirst beim Lesen vom Text || Geschriebenen geführt; beim Schreiben vom Diktat? Ja, ich meine nicht, daß dieser Fall von gleicher Art wie der vorige ist || will nicht sagen, dieser Fall sei von gleicher Art wie der vorige; aber es besteht eine Analogie, & eine Unähnlichkeit.
     Auch ein Muster führt mich, wie ich mich von ihm führen lasse. – Stelle Dir verschiedene Grenzfälle vor, in denen es schwer zu sagen ist, ob man dies || “von den Zeichen geführt werden” nennen soll, oder nicht.


   
1
     Wie alles Metaphysische, ist die ‘Harmonie zwischen Denken & Wirklichkeit’ in der Grammatik der Sprache aufzufinden || aufzusuchen.



   
2
     Was macht uns glauben || kann uns glauben machen, es bestehe eine Art Übereinstimmung zwischen Gedanken & Wirklichkeit? – Statt “Übereinstimmung” könnte man (hier) ruhig setzen || sagen: “Bildhaftigkeit”. Ist aber die Bildhaftigkeit eine Übereinstimmung?
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in der Log. Phil. Abh. habe ich so etwas gesagt, wie: sie sei eine Übereinstimmung der Form. Das aber ist || ist aber irreführend || ein Irrtum. Alles kann || Alles kann ein Bild von allem sein – wenn wir den Begriff des Bilds entsprechend ausdehnen. Was ich sagte, kommt nun darauf hinaus: jede Projektion, nach welcher Methode immer, müsse etwas mit dem Projizierten gemein || gemeinsam haben || gemeinsam haben. Das heißt, || : ich dehne den Begriff des ‘gemeinsam habens’ aus & mache ihn dem allgemeinen Begriff des Projizierens äquivalent. || Ich dehne, heißt das, den Begriff des ‘etwas gemeinsam haben’ aus, bis man am Schluß sagen kann, alles was man ‘richtiges oder falsches Bild von etwas’ nennen kann habe mit der Wirklichkeit die es darstellen soll, etwas gemeinsam. Es drängt sich mir also eine bestimmte Art der Verallgemeinerung auf, eine Form der Darstellung, ein Aspekt. || bestimmter Aspekt.


   
1
     Vor allem ist “Bild” hier zweideutig (gebraucht). Man will sagen: ein Befehl sei ein Bild der Handlung die nach ihm ausgeführt wurde; aber auch, ein Bild der Handlung, die nach ihm ausgeführt werden soll.
124



   
1
     Man kann sagen: eine Werkzeichnung dient als Bild des Werkstücks || Gegenstandes, den der Arbeiter nach ihr anfertigen soll.
     Und man könnte hier “Projektionsmethode” die Art & Weise nennen, wie der Arbeiter so eine Zeichnung in die Arbeit umzusetzen hat. Man könnte sich auch || nun so ausdrücken: die Projektionsmethode vermittle zwischen der Zeichnung & dem Objekt, sie reiche von der Zeichnung zum Werkstück. Man vergleicht damit || da die Projektionsmethode mit Projektionslinien || Projektionsstrahlen, die von einer Figur zu einer anderen reichen. – Wenn aber die Projektionsmethode eine Brücke ist, dann ist sie eine, die nicht geschlagen ist, ehe || so lange die Anwendung nicht gemacht ist. – Dieser falsche || Der || Dieser Vergleich aber führt zur Idee, || läßt es erscheinen, daß das Bild mitsamt den Projektionsstrahlen nun nicht noch Anwendungen || verschiedene Arten der Anwendung || Anwendungsarten zuläßt, sondern daß so || dadurch || durch Bild und Projektionsstrahlen das Abgebildete, auch wenn es tatsächlich nicht vorhanden, ätherisch bestimmt ist, so bestimmt nämlich, als wäre || sei es vorhanden. (Es ist ‘auf ja & nein bestimmt’.)
125

      “Bild” kann man dann die Werkzeichnung mit ihrer Anwendung || der Methode ihrer Anwendung nennen. Und diese || unter dieser || der Methode stellt man sich nun etwas vor, was sich an die Werkzeichnung anschließt, auch wenn sie nicht verwendet wird. (Man kann die || eine Anwendung ‘beschreiben’, auch wenn es sie nicht gibt.)


   
1
     Ich frage nun: || möchte nun fragen: “Wie könnte denn die Werkzeichnung als Darstellung verwendet werden, wenn nicht schon eine Übereinstimmung, mit dem, was gemacht werden soll, da ist?” – Aber was heißt das? Nun, etwa dies: Wie könnte ich nach Noten Klavier spielen, wenn sie nicht schon irgend eine Beziehung zu gewissen Handbewegungen || Handbewegungen gewisser Art hätten? Und diese || eine solche Beziehung besteht freilich manchmal in einer gewissen Übereinstimmung (Ähnlichkeit), manchmal aber nicht in einer Übereinstimmung, sondern nur darin, daß wir die Zeichen so & so anwenden || anzuwenden gelernt haben. Um aber nun alle diese Fälle || diese Fälle alle gleich zu machen – denn dazu reizt es uns – dient die Verwechslung zwischen Projektionsstrahlen, die das Bild mit dem Gegenstand verbinden, & der Projektionsmethode.
126
Man kann wohl sagen, || : die Projektionsstrahlen rechne ich noch zum Bild – aber nicht die Projektionsmethode. Man könnte freilich auch sagen: Eine Beschreibung der Projektionsmethode rechne ich noch zum Bild.
     Man stellt sich || Ich stelle mir also vor, die anscheinende Verschiedenheit zwischen Satz & Wirklichkeit werde durch die Projektionsstrahlen ausgeglichen, die zum Bild, zum Gedanken, gehören, & die keinen Raum mehr für eine Methode der Anwendung lassen. Es gibt (vielmehr) nur noch Übereinstimmung & Nichtübereinstimmung.


   
1
      “Die Möglichkeit der Übereinstimmung bedingt schon eine Übereinstimmung.” – Denke, jemand sagte: “Schachspielen können ist eine Art Schach-spielen”.


   
2
      “Ein falscher Satz stellt die Wirklichkeit nur falsch dar, aber doch die Wirklichkeit.”
     Eine falsche Beschreibung meines Zimmers beschreibt immerhin etwas mit
127
meinem Zimmer Vergleichbares.
     Das kommt darauf hinaus: Zwei verschiedene Längen haben immerhin mit einander gemein, daß sie Längen sind; zwei Formen, daß sie Formen sind; etc.. – Wenn das nicht völliger Unsinn sein soll, so wäre es etwa eine grammatische Feststellung über die Ähnlichkeit der Anwendung der Ausdrücke gewisser Klassen. || von der & der Art.


   
1
      “Das gemalte Bildnis stimmt, außer durch || abgesehen von der Ähnlichkeit || Portraitähnlichkeit, auch dadurch mit dem Menschen || mit dem Menschen dadurch überein, daß es Farben aufweist.” Dies kann man eine Übereinstimmung nennen & diese || sie fehlt dann zwischen einem Menschen & einer Kohlenzeichnung.


   
2
      “Rot & Grün stimmen darin überein, daß sie Farben sind.” – Hier kann man sagen: “Wie wäre es wenn sie nicht übereinstimmten?”


   
3
      [Zu 119˙3] Diese Bemerkung ist wichtig, weil wir das Rätselhafte || Seltsame am Denken, || das Seltsame, das wir im Denken sehen,
128
die Folge grammatischer Mißverständnisse, immer durch seinen seelischen, ungreifbaren, Charakter erklären möchten. || immer durch den seelischen (ungreifbaren) Charakter des Denkens erklären wollen.



   
1
     Man möchte Gründe & Gründe & Gründe angeben. In || ; in dem Gefühl: wo ein Grund ist, || solange ein Grund da ist, ist alles in Ordnung. Ist kein Grund vorhanden, so ist die Sache irrational, & daher für uns nicht interessant. (Der Gebrauch von “irrational” ähnlich dem des Wortes “fallen” im Satz: “Wenn die Erde nicht irgendwie gehalten wäre || würde, müßte sie fallen”.) Wir möchten nicht einfach beschreiben, was geschieht, sondern wir möchten immer (nur) erklären.


   
2
      “Das Ideale wäre es, wenn die Kette der Gründe ins Unendliche reichte.” – Ja, was ist denn die Funktion, der Zweck, eines Grundes?


   
3
      Wie, wenn wir jemanden fragen: “wie weißt Du, daß
Deine || diese Beschreibung wiedergibt || Worte wiedergeben || die Worte Deiner Beschreibung wiedergeben || die Worte dieser Beschreibung wiedergeben was Du siehst?” || : “inwiefern geben Deine Worte wieder, was Du siehst”
& er antwortet: “ich meine das mit diesen Worten”. – Es handelt sich etwa um eine Landschaft. Was ist dieses ‘das, oder wie meint er es mit seinen Worten? || ? Was macht eine Reihe von Worten zur Beschreibung dessen, was ich vor mir sehe? Daß ich mit ihnen meine, was ich vor mir sehe? Wie macht man das? – Angenommen, ich sagte: “a b c d”, & meinte damit: das Wetter ist schön. – Ich || – ich hatte nämlich beim Aussprechen jener || der Zeichen, das Erlebnis, welches ich sonst nur hätte, wenn ich || das man sonst nur hat || hätte, wenn man, “a” jahraus, jahrein in der Bedeutung von “das”, b in der Bedeutung von “Wetter”, u.s.w., gebraucht hätte – sagt dann “a b c d”: das Wetter ist schön? ||       Wie, wenn wir jemanden fragten: “inwiefern sind diese Worte eine Beschreibung dessen, was Du siehst?” & er antwortet: “ich meine das mit diesen Worten”. (Er sah etwa auf eine Landschaft.) Warum ist die Antwort: “ich meine das …”, Unsinn || gar keine Antwort?      Wie meint man, was man vor sich sieht, mit Worten?



   
1
     Kann ich denn nicht mit Worten meinen was ich will? – Schau auf
130
die Tür Deines Zimmers, sage dabei eine Reihe beliebiger Lautverbindungen || Laute, & meine damit eine Beschreibung Deiner || dieser Tür! –


   
1
     Denke, ich sagte: “a b c d” & meine damit: das Wetter ist schön – nämlich, ich habe || hatte beim Aussprechen dieser || jener Zeichen das gleiche Erlebnis, welches man sonst nur hätte, wenn man “a” jahraus, jahrein in der Bedeutung von “das” gebraucht hätte, “b” in der Bedeutung von “Wetter”, u.s.w.. – Heißt nun “a b c d”: das Wetter ist schön?


   
2
     Und doch gibt es Unterschiede im Erleben eines Satzes. Mache diesen Versuch || einen Versuch dieser Art: Im Gespräch mit jemandem, der, sagen wir, Deutsch, aber, wie Du weißt, nicht Englisch versteht, – sage || sagst Du ihm auf einmal einen englischen Satz. Ihr redet etwa von einer Tour, die ihr machen wollt, & nun sagst Du ihm den Satz, Du wollest nicht gehen, wenn es regnet, in der fremden Sprache, die ,wie ich annehme, Du beherrschst, er aber nicht. – Da würdest Du merken, daß der englische Satz gleichsam in Dir leerläuft, daß Du ihn in diesem Gespräch nicht ‘meinen’
131
kannst; wie Du es tätest, wenn Du ihn einem Engländer sagtest. || in einem englischen Gespräch gebrauchtest. || ; wie Du es tätest, wenn Du ein englisches Gespräch führtest. || ; wie Du es in einem englischen Gespräch tätest.


   
1
     Denke, jemand zeigte mit der Gebärde || dem Gesichtsausdruck des Zahnschmerzes auf seine Wange & sagte dabei: “abrakadabra, abrakadabra!” || ! ” – Wir fragen: “Was meinst Du?”, || & er antwortet: “Ich meinte damit: Zahnschmerzen.” – Du denkst Dir sofort: wie kann man denn das – was heißt es denn, mit diesem Wort ‘Zahnschmerzen meinen’? Und doch hättest Du, in anderem Zusammenhang, behauptet, daß die Tätigkeit, das & das zu meinen, gerade das Wichtigste beim Gebrauch der Sprache sei || ist.
     Aber wie, – kann ich denn nicht sagen: “Mit ‘abrakadabra’ meine ich Zahnschmerzen”? Freilich; aber das ist eine Definition, nicht eine Beschreibung dessen, was in mir beim Aussprechen des Wortes vorgeht.
     Aber || Und man kann auch sagen, || : “Als ich ‘der Führer’ sagte, meinte ich Adolf Hitler” & ich nehme an, als ich ‘der Führer’ || jene Worte sagte, hatte mir etwa || tatsächlich ein Bild des Menschen vorgeschwebt;
132
& dennoch sagt der Satz: “als ich sagte … meinte ich …”, nicht: dies oder jenes ging in mir beim Aussprechen der Worte vor.
      “Mit dem Worte … meinte ich …” heißt nicht dasselbe wie: bei jenen Worten || jenem Wort dachte ich an … Man kann wohl bei dem Wort || beim Aussprechen des Wortes “abrakadabra” an Schmerzen denken; aber das drückt man nicht mit den Worten aus: “ich habe mit dem Wort … gemeint”. Diese Aussage ist vielmehr immer ein Ausdruck einer Regel.


   
1
     Man könnte im Gebrauch eines Worts eine ‘Oberflächengrammatik’ von einer ‘eingehenden Grammatik || Tiefengrammatik’ unterscheiden. Das, was sich uns am Gebrauch eines Worts unmittelbar einprägt, ist seine ‘Wortart’ || Verwendungsweise im Satzbau, der Teil seines Gebrauches – könnte man sagen – den man mit dem Ohr erfassen kann. – Und nun vergleiche die Tatsachen der eingehenden Grammatik des Wortes “meinen” (etwa || z.B.), mit dem, was seine Oberflächengrammatik uns sollte erwarten || vermuten lassen. Kein Wunder, wenn man es schwer findet sich da nicht auskennt. || auszukennen.
133



   
1
     Die Grammatik sagt nicht, wie die Sprache gebaut sein muß, um ihren Zweck zu erfüllen. Sie beschreibt nur || , um so & und so auf den Menschen zu wirken. Sie beschreibt nur, aber erklärt in keiner Weise, den Gebrauch der Zeichen.


   
2
     Der Begriff des Lebewesens hat die gleiche Unbestimmtheit, wie der der Sprache. [Verstehe ich nicht ganz.]


   
3
      “Der Zweck der Sprache ist || ist es, Gedanken auszudrücken.” – So ist es wohl der Zweck jedes Satzes, einen Gedanken auszudrücken; – welchen Gedanken drückt also z.B. der Satz aus: “Es regnet” ?‒ ‒ ‒ || : “Es regnet” aus? – –
     Nicht: “Ohne Sprache könnten wir uns nicht mit einander verständigen”. Wohl aber: ohne Sprache könnten || können wir die Menschen nicht so & so beeinflussen, könnten || können wir nicht Häuser || Straßen & Maschinen bauen; etc.. Und auch: Ohne den Gebrauch des Mundes || der Rede & der Schrift || der Rede & der Schrift könnten sich Menschen nicht wohl verständigen. || des Mundes & der Hände können sich Menschen nicht verständigen.
134



   
1
     Vergleiche: Ein Spiel erfinden – eine Sprache erfinden – eine Maschine erfinden.


   
2
     Sind die Regeln eines Spiels willkürlich? – Ich könnte sie “willkürlich” nennen zum Unterschied, etwa, von || im Gegensatz, etwa, zu den Regeln etwa des Fingersatzes, wenn damit gesagt sein || hervorgehoben werden soll, daß das so oder so der Spielhandlungen nicht unmittelbar zweckdienlich oder zweckwidrig ist. Obwohl eine Regel ein Spiel interessant, langweilig oder lustig machen kann.


   
3
     Man kann die Regeln der Grammatik “willkürlich” nennen, wenn damit gesagt sein soll, der Zweck der Grammatik sei nur der der Sprache. Und es sei || ist Unsinn etwa zu sagen: die Grammatik || Sprache müsse Substantiva& Eigenschaftswörter & Verben || , Eigenschaftswörter, Verben & Zahlwörter enthalten, weil es Dinge& Eigenschaften gebe || , Eigenschaften & Tätigkeiten gebe || , Eigenschaften Tätigkeiten & Zahlen gebe, u. dergl.. Als sei der Fall der || vergleichbar dem: Die Astronomie muß von 4 Jupitermonden sprechen
135
weil es 4 Jupitermonde gibt.


   
4
     Denken wir uns ein Tagebuch mit || mit Hilfe einer Zahl, von einander unabhängiger, Satzzeichen || Signalen geführt. Jede Seite ist etwa || trägt ein Datum & ist, gleichsam wie ein Stundenplan, in Abschnitte || Kästchen (für jede Stunde) || 24 Abschnitte || Kästchen eingeteilt; & nun heißt “A” in unserer Sprache: ich gehe schlafen; “B”: ich stehe auf; “C”: ich esse Obst; etc..
     Wie weiß er denn, daß es immer dasselbe ist, was er mit || durch “A” bezeichnet || notiert? Er befragt etwa sein Gedächtnis. Aber das führt uns nicht weiter. Die Aussage des Gedächtnisses gesellt sich dann eben zu dem Zeichen. (Denke, statt des Gedächtnisses diente ihm ein Würfel, & er würfle (nun), was er zu schreiben hat.)
      Wozu kann ihm so ein Tagebuch || so ein Tagebuch ihm dienen? Etwa als Erinnerungsvergnügen. Er liest es später durch & begleitet das Lesen mit Vorstellungen; & manchmal erinnert er sich, daß es wirklich so war.
     Da fragt es sich doch: Mit welchem Recht, habe ich oben gesagt, || : “A” heiße in unsrer Sprache: ich gehe schlafen, etc. etc.? Nur das machte es ja möglich diese Zeichen “Tagebucheintragungen”
136
zu nennen! Also frage Dich: woraus könnte ich schließen, daß diese Zeichen das & das heißen?
     Angenommen, diese || die Zeichen wären seine ganze Sprache & wir hätten die Deutung bloß || etwa daraus geschlossen || unsre Deutung beruhe darauf, daß er ein || die Zeichen regelmäßig bei gewissen Gelegenheiten einträgt. – Wozu kann ihm nun dieses || das Tagebuch dienen? – Wir vermuten etwa, dazu, um sich, wenn er es wieder liest, in der Erinnerung zu ergeben. – Soll ich also sagen, || : || Ich könnte also sagen: eine Tagebuchseite teile ihm dann etwas mit? Und worin besteht es, daß sie ihm etwas mitteilt? In || Wohl in dem Erinnerungserlebnis, welches er beim Lesen der Zeichen hat. || hat. – Aber wenn er dieses gleiche Erlebnis beim Betrachten einer Reihe von Bäumen hätte, – würden wir sagen, sie teilten ihm etwas mit?


   
1
     Bei ‘Erinnerungserlebnis’ denkt man (natürlich) vor allem an so etwas wie – ein Erinnerungsbild. Nun gibt es freilich || natürlich Erinnerungsbilder, – ich kann mir leicht welche vor die Seele rufen. Aber wie rufe ich es mir vor die Seele, in welcher Umgebung von Gedanken?
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Und wenn ich es nun isoliert betrachte, festhalte, ist es selbst die Erinnerung?
     Ich sage etwa: “Ich sehe mich mit einem Freunde da & da spazierengehen. Aber – wie weiß ich, daß ich's bin & mein Freund? Sind die Portraits so gut getroffen? Natürlich nicht. Aber ich sage, daß ich's bin mit meinem Freund; ich mache den || diesen Übergang vom Bild (von der Vorstellung) zu diesen Worten, oder von diesem Bild zu gewissen andern Bildern; etc..


   
1
     Und, wenn ich sage: “Ich sehe ein Erinnerungsbild vor mir” – wie weißt Du, was ich erlebe? Du kannst ja – wie man sagt – nicht in mich hineinschauen (das kann nur ich). Also mache ich mir wohl eigentlich || hauptsächlich, nur selbst eine Mitteilung, oder soll ich sagen: ich mache nur mir selbst eine eigentliche Mitteilung, nicht dem Andern. || Also mache ich wohl eigentlich nur mir selbst eine Mitteilung, nicht dem Andern. Aber wie teilt es mir etwas mit, bei, oder nach, einem Erlebnis Laute auszustoßen (etwa den Satz: “ich habe ein Erinnerungserlebnis)?
138



   
1
     Oder hätte ich gar zu mir selber, statt “Ich habe ein Erinnerungserlebnis” sagen sollen: “Ich habe das”? (Oder gar nur: “Das.”)


   
2
     Was nennt man denn gewöhnlich eine “Mitteilung”? Da mußt Du an Mitteilungsspiele denken.


   
3
     Teile ich mir etwas mit, wenn ich, auf dieses Papier sehend, sage: “Dieses Papier ist weiß”?
     Und was heißt es eigentlich: “etwas zu sich selbst sagen”? Sagt man alles zu sich selbst, was man ausspricht, wenn niemand sonst zugegen ist?


   
     Aber kann man sich nicht ermahnen, sich selbst befehlen, ja sich selbst fragen & antworten? Oh ja – man kann auch gegen sich selbst Schach spielen, ja vielleicht sogar sich selbst Geld abgewinnen – wenn
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man nämlich etwas so nennt. Denn das “kann man” in diesen Sätzen heißt doch: “Tut man nicht das & das & nennt man es nicht so & so? Und wenn ich in ein Zimmer komme, wo ich erwartet hatte andere Leute || Andere zu treffen & es ist niemand da, – sage ich da nicht vielleicht zu mir selbst: “Ich bin also ganz allein.” – Warum || Und warum sollte ich das nicht eine “Mitteilung” nennen? Und wenn es mir seltsam vorkommt dies eine Mitteilung zu nennen – ist es nicht, weil ich es nicht als Mitteilung verwende?
     Ich komme in ein Haus, denke, es werden Leute drin sein, aber es ist leer; ich schaue mich darin um, & sehe, es ist unbewohnt; endlich sage ich || ich sage zu mir: “Es ist leer. Ich kann hier machen, was ich will” – & gehe nun || nun gehe ich daran, das & das zu tun. Dies ist schon eher eine Mitteilung.


   
1
      “Ich nehme an, es schwebe ihm ein Bild vor.” – – Könnte ich auch annehmen, es schwebe diesem Ofen ein Bild vor? Und warum scheint dies unmöglich? Ist denn
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also die menschliche Gestalt dazu nötig? –


   
1
     Was ist diese Annahme? – Worte, & ein Bild. Aber was mache ich mit diesen Worten & diesem Bild? (Und das Bild ist sehr roh: ich denke dabei nämlich an den menschlichen Kopf, || , & an das Bild in nebelhafter Weise in ihm || – nebelhaft – in ihm.)


   
2
      “Aber diese Annahme hat doch gewiß einen guten Sinn!” – Ja; diese Worte & dies Bild haben unter normalen || gewöhnlichen Umständen eine uns geläufige Anwendung. – Nehmen wir aber einen Fall an, in welchem diese Anwendung wegfällt, so werden wir uns nun gleichsam zum ersten Male || erst der Nacktheit der Worte & des Bildes bewußt.


   
3
     Seine Anwendung – könnte man sagen – ist eine zeitliche Einhüllung des Zeichens.
141



   
1
      “Aber wenn ich annehme, er habe, etwa, Schmerzen, so nehme ich einfach an, er habe dasselbe, was ich so oft gehabt habe!” – Das führt uns nicht weiter. Die Frage ist ja eben: wie appliziere ich diese meine Erfahrung auf den Fall des Andern? Es ist, als sagtest Du: “Du weißt doch, was es heißt, || : es sei || ist hier 5 Uhr, || dann weißt Du also auch, was es heißt, es sei auf der Sonne 5 Uhr . || ; es heißt eben, es sei dort eben so viel Uhr wie hier, wenn es hier 5 Uhr ist.” Die Erklärung mit Hilfe des Ausdrucks || mittels der Gleichheit funktioniert hier nicht, weil ich zwar weiß, daß man 5 Uhr hier “die gleiche Zeit” nennen kann, wie 5 Uhr dort, aber eben nicht weiß, in welchem Falle man von der Zeitgleichheit hier & dort spricht. Eben so ist es keine Erklärung zu sagen: die Annahme, er habe Schmerzen sei eben die Annahme er habe das Gleiche wie ich. Denn dieser Teil der Grammatik ist mir wohl klar, daß man nämlich sagen
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werde, der Ofen habe das gleiche Erlebnis wie ich, wenn man sagt, er habe Schmerzen & ich habe Schmerzen.


   
1
     Was uns hier irreleitet ist der Gebrauch des Wortes “haben”, & die scheinbare Analogie unseres Falles mit dem || diesem: “Er hat einen Fleck auf der Nase” – “Ich habe einen Fleck auf der Nase”. Hier ist nämlich die Applikation auf den Andern viel simpler || einfacher & keine Gefahr des Irregehens. || des in die Irre Gehens.


   
2
     Wir möchten doch immer sagen: “Erinnerungsbild ist Erinnerungsbild! ob er es hat, oder ich es habe; & wie immer ich erfahre, ob er eines hat, oder nicht.” – Damit könnte ich mich einverstanden erklären. – Und wenn Du mich fragst: “Weißt Du denn nicht, was ich meine, wenn ich sage, er habe ein Erinnerungsbild?” – so kann ich antworten: “Ich kann mir bei diesen Worten etwas vorstellen; – || “Ich stelle mir bei diesen Worten wohl etwas
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vor; –
aber weiter geht der Nutzen dieser Worte in diesem speziellen Fall nicht. Und ich kann mir auch etwas bei den Worten vorstellen: “es war gerade 5 Uhr Nachmittag auf der Sonne” – nämlich etwa eine Pendeluhr auf der Sonne die auf 5 || 5 Uhr zeigt. – Noch besser wäre vielleicht das Beispiel der Anwendung von “oben” & “unten” auf die Erdkugel. Hier haben wir alle eine ganz deutliche Vorstellung, was “oben” & “unten” bedeutet. Ich sehe doch, daß ich oben bin; || , || ; die Erde ist doch unter mir! (Lächle ja nicht über dieses Beispiel. Es wird uns zwar schon in der Volksschule || Jugend beigebracht, daß es dumm sei, so etwas zu sagen. Aber es ist eben viel leichter, ein Problem zuzuschütten. als (es) zu lösen.) Und erst eine Überlegung zeigt uns, daß wir das gewöhnliche Spiel mit “oben” & “unten” hier nicht spielen können, daß wir es hier umändern müssen, wenn wir diese Worte anwenden wollen. (Daß wir also z.B. || zwar || z.B. von den Menschen “unter” uns – den Antipoden || Antipoden als den Menschen “unter” unserem Erdteil reden können, es aber dann || nun auch für richtig anerkennenmüssen || , wenn sie von uns im || mit dem gleichen Ausdruck reden. || auf uns den gleichen Ausdruck anwenden.)
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1
     Du sagst: “Es hat doch Sinn – ich weiß doch was es bedeutet!” – & hängst Dich an die gewohnten Worte & an ein Bild.


   
2
     Es ist als täten wir dem Andern (ein) Unrecht, wenn wir ihm nicht die Möglichkeit des gleichen Erlebnisses || das gleiche mögliche Erlebnis || das gleiche mögliche Erlebnis zubilligten, wie wir es gehabt haben.
     Aber wir können es ihm ja ruhig zubilligen, ja das primitivste Bild für ihn gelten lassen || anerkennen – wenn wir nur dann nicht draufkommen, daß wir die Funktion unsrer Sprache mißverstanden habe.


   
3
     Es scheint hier so klar, || : || , daß, ‘das Wort verstehen Eins ist, & ‘es || den Ausdruck verstehen E ins ist, & ‘ihn anwenden können’, ein Anderes. Und dies kommt wieder daher, daß wir gewohnt sind die hinweisende Erklärung als endgültige Antwort || Beantwortung der || auf die Frage “Verstehst Du das Wort …?” anzunehmen.
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Denn es scheint, als könnten wir uns auf die Frage: “Verstehst Du was ‘Erinnerungsbild’ (oder ‘Schmerz’ etc.) bedeutet”, sogleich selbst die hinweisende Erklärung geben, indem wir uns (so) ein Bild vor die Seele rufen.


   
1
     Denke an die verschiedene Anwendung dieser beiden ‘hinweisenden Erklärungen’: a) Jemand fragt: “Wer von diesen Leuten ist L.W.?” – Darauf zeigt Einer auf sich & sagt: “ich bin L.W.”.
b) Jemand fragt mich: “Was heißt ‘ich’?” Ich zeige auf mich & sage: “Das ist ich.”


   
3
     Es scheint also, ich könne mir eine Art hinweisender Erklärung des Wortes ‘Schmerz’ (z.B.) geben, wie ich mir eine solche Erklärung des Wortes ‘Ziegenbock’ geben könnte. Nur sind die Fälle doch nicht ganz parallel. Ich kann sagen: “Oh ja, ich weiß was ‘Ziegenbock’ bedeutet” & mir dabei das Bild eines Ziegenbocks vor die Seele || vors innere Auge rufen || einen Ziegenbock vorstellen, aber ich kann auch auf einen wirklichen Gegenstand
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zeigen; & wenn ich dabei etwa auf eine Kuh zeige, wird man mir sagen, ich wisse nicht, was das Wort bedeutet.


   
1
      “Ich versteh' genau, was es heißt, er stelle sich jetzt einen roten Kreis vor, ob ich auch nie drauf kommen mag, || komme, ob || wie es sich so || tatsächlich verhält.” – Ist es ein Bewußtseinszustand, wenn Du das genau verstehst? Du meinst gewiß: Du stellst Dir etwas bei diesen Worten vor. Du siehst den Menschen, stellst Dir einen roten Kreis vor, etwas vor, & etwas über ihm schwebend || der vor & etwas über ihm schwebt – & wenn nicht das, dann etwas ähnliches. Wir wissen ja, daß es spezifische Bilder solcher Bewußtseinszustände || Zustände oder Vorgänge in der Seele des Andern gibt. Im Gemälde ( z.B. ) sieht man ihn || den Träumenden schlafend liegen & in einer Art Gewölk über ihm schwebend ein || das ‘Traumbild’ || das ‘Traumbild’ schweben. In den alten stummen Filmen || Im alten stummen Film wurde eine Erinnerung durch ein bläuliches – gleichsam nächtiges – Bild dargestellt, das meist
nicht die ganze Leinwand ausfüllte, sondern klein & rund war || klein war & rund & von Dunkelheit umgeben. – Man frage sich, ob so wirklich eine Erinnerung aussieht – – und dennoch verstand Jeder, was dies Bild bedeutete (sonst wäre es auch niemandem eingefallen es so darzustellen || diese Darstellung zu verwenden). Wir haben eben – entsprechend den Ausdrucksformen unsrer Sprache – primitive Bilder von den Vorgängen in der Seele des Andern. || von den seelischen Vorgängen des || im Andern.


   
1
     Nun ist verstehen sehr häufig: sich ein Bild machen können. Und die Worte: “ich kann mir davon ein deutliches Bild machen” – gelten ja als gleichbedeutend mit: “ich verstehe”.
     Dort nämlich, wo die richtige Übertragung der Worte in das || ins Bild die übrige richtige Verwendung der Worte verbürgt. Man möchte hier von einem Akt des Verstehens, Erfassens, reden & dieser wäre dann das Übersetzen der Worte in ein Bild.
     Vergleichst Du aber einen solchen Fall mit dem: “Ich verstehe, was es heißt, er stelle sich einen roten Kreis vor”, ||
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– so mag es zwar richtig sein, daß Du Dir dabei ein Bild von dem machst was er sich vorstellt: also – z.B. – von einem roten Kreise, – aber das Bild des “Vorschwebens” der Vorstellung ist für das Verständnis, d.h. für den weiteren Gebrauch der Worte, ganz ohne Belang. Hier – könnte man sagen – stammelt Dein Bild.


   
1
     Wenn Du also sagst, Du verstehst genau, was jene Aussage heißt, so kann man antworten: || , – Du verstündest sie || , wie jeder, der Deutsch versteht, sie unter normalen Umständen versteht. Daß Dir aber bei jener Aussage ein Bild vorschwebt || Du aber bei jener Aussage ein Bild hast || , welcher Art immer (ein Bild davon, wie den || dem Andern ein Bild vorschwebt), das garantiert Dein Verstehen der Worte durchaus nicht.


   
2
     Hier nun kommt es vor, daß || geschieht es, daß unser Denken uns einen merkwürdigen || seltsamen Streich spielt || uns in seltsamer Art einen Streich spielt. Wir wollen nämlich
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das Gesetz des ausgeschlossenen Dritten zitieren & sagen: “Entweder es hat ihm ein solches Bild vorgeschwebt, oder nicht – ein Drittes gibt es nicht!” – Dieses seltsame Argument gebraucht auch Weyl in der Diskussion über das Vorkommen einer gewissen Zahl || Ziffer in der unendlichen Entwicklung einer Irrationalzahl || irrationalen Zahl. – In der unendlichen Entwicklung von π kommen einmal fünf 7 nacheinander, oder nicht. D.h.: Gott sieht es; || aber wir wissen es nicht. Was bedeutet denn das? – Wir gebrauchen ein Bild; das Bild einer sichtbaren Reihe, die der Eine übersieht, der Andre nicht. Der Satz vom ausgeschlossenen Dritten sagt hier: Es muß entweder so ausschauen, oder so. Er sagt also eigentlich – & das ist ja selbstverständlich – gar nichts, sondern gibt uns ein Bild , – & das Problem soll nun sein, ob die Wirklichkeit || Realität mit dem Bild übereinstimme, oder nicht. Und dies Bild scheint nun, was wir zu tun, wie & wonach wir zu suchen haben zu bestimmen, – tut es aber nicht, weil wir eben nicht wissen, wie es appliziert werden soll. || wie es zu applizieren ist.
Wenn wir hier sagen “es gibt kein Drittes”, oder “es gibt doch kein Drittes”, so drückt sich darin aus, daß wir aus dieser Darstellungsform nicht herausfinden || daß wir den Blick von diesem Bild nicht wenden können das ausschaut, als müßte in ihm schon das Problem & seine Lösung liegen, während wir doch fühlen, daß es nicht der Fall ist.
     Ebenso, wenn man sagt: “Entweder er hat || hat er diese Empfindung, oder er hat sie nicht” – so schwebt uns dabei vor allem ein Bild vor, das schon den Sinn der Aussagen unmißverständlich zu bestimmen scheint. “Du weißt jetzt, worum es sich handelt”; || möchte man sagen. Und gerade das weiß er damit noch nicht. (Überhaupt wäre der ‘Satz vom ausgeschlossenen Dritten am ehesten so zu verwenden: Wir geben z.B. jemandem || Einem eine Zeichnung & sagen: “Geh dort hin & schau nach ob es so ausschaut, oder nicht.” Der Zusatz “ein Drittes gibt es nicht”, könnte dann heißen: ich wünsche nur einen dieser beiden Berichte
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& keinen dritten || andern.) || ich wünsche nur die Antwort “ja” oder “nein”, & keine andere.)



   
1
     Denk' Dir diesen Vorgang: Eine Kette von Menschen ist aufgestellt, darunter ich, jeder hält die Nachbarn bei der Hand, & ich will annehmen, sie || wir stünden mit ausgestreckten Armen. Nun wird, sagen wir ein heißer Luftstrahl auf uns geblasen vom Ersten angefangen über Brust & Arme zum Nächsten || zweiten, u.s.w. bis zum Letzten. So kann man nun sagen, ein Schmerz wandre durch alle diese Leute hindurch. Aber ich könnte auch sagen: Es gibt hier zwei || zweierlei Phänomene: erstens, der Luftstrahl & das Benehmen der Leute – hier geht gleichsam eine Welle durch die ganze Kette; zweitens aber ist da ein Schmerz der || eine Schmerzempfindung die anfängt wenn der Strahl zu mir kommt, durch mich hindurch wandert & aufhört, wenn der Strahl zum Nächsten übergeht. – “Aber das || dieses Phänomen hört doch nicht auf! || ; es geht nur zum Nächsten über!” – “Das Phänomen, wovon ich rede, hört auf!” – Wer hat hier recht?
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– Der welcher sagt, die Gerade schneide den Kreis noch immer, allerdings || aber in zwei imaginären Punkten, oder der, der || welcher sagt sie höre auf, ihn zu schneiden? – Du kannst es so & so ausdrücken. Und eine gewisse || eine Einstellung Deines Blicks wird Dich zu der, eine andere Einstellung zu einer anderen Ausdrucksweise geneigt machen; ja, Dir die eine oder andere Ausdrucksform' unwiderstehlich aufzudrängen.


   
1
     Ich erlebe, daß ein Schmerz von einem Ort zum andern (nämlich in meinem Körper) wandert; & ich könnte mir auch vorstellen daß er auf gleiche Weise in den Körper des Andern wanderte || weiter wanderte, in den Körper des Andern, || : indem nämlich die Region ‘meiner’ Schmerzempfindsamkeit sich ausdehnte, oder, das, was man sonst zu meines Nachbarn Körper rechnet, nun, in dieser Beziehung, zu meinem gehörte (oder: auch zu meinem gehörte). Aber erlebe ich nun nicht nur Schmerz, oder erlebe ich auch, daß ich ihn habe? –
153
Aber was heißt || bedeutet diese Frage?? Ich teile doch eben einem Andern mein Erlebnis mit mit den Worten “ich habe Schmerzen”. Was ist es also, was sich gegen diese Ausdrucksweise in mir auflehnt & sagt, daß hier von einem Subjekt, das hat, nicht die Rede ist?


   
1
     Nun, es bietet sich mir eine Ausdrucksweise an, in der “Schmerz” nur dort steht || stehen darf, wo ich für gewöhnlich || normalerweise “mein Schmerz” sage. Und wenn ich eine solche Ausdrucksweise adoptiere, so hat es ja wirklich keinen Sinn von “meinem Schmerz” zu reden. || keinen Sinn zu sagen: “ich habe Schmerzen”, sondern man würde dann etwa sagen: “es schmerzt jetzt” – oder dergl.
     Merkwürdig ist es, daß man hier nun geneigt ist, zu sagen: “Eigentlich müßte es ja heißen: ‘ …’”. – Der Eine sagt also: “Eigentlich schneidet ja die Gerade den Kreis noch immer, …”, der Andere: “Eigentlich schneidet sie ihn natürlich nicht mehr.” – Ebenso: “Eigentlich denkt man auch im Schlaf, – nur unbewußt’ –
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“Eigentlich ist das ja kein Denken, sondern …”.


   
1
     Und das zeigt Dir wieder, wie man das Wort “Schmerz” (z.B.) durch den gleichen Hinweis erklären, aber dann in verschiedener Weise gebrauchen kann.


   
2
     Ich fragte: “Was ist es, was sich gegen diese Ausdrucksweise auflehnt?” – Aber vor allem: Für || für gewöhnlich lehnt sich ja in mir (gar) nichts gegen diese Ausdrucksweise auf! Also nur unter ganz besondern || speziellen Umständen – wenn mein Blick in ganz besonderer Weise gerichtet ist. Wenn ich nämlich philosophiere & meinen Blick || mich in eine Art der Anschauung verbohre. || einbohre.


   
3
     Wenn ich nun das Wort “Schmerz” ganz für das in Anspruch nähme, was ich bis dahin “meinen Schmerz” genannt habe, & was Andere “den Schmerz des L.W.”
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genannt haben, so geschähe den Andern damit kein Unrecht, solange nur eine Notation vorgesehen wäre || ist, in der der Ausfall des Wortes “Schmerz” in anderen Verbindungen irgendwie ersetzt würde || wird. Die Andern werden dann dennoch bedauert, vom Arzt behandelt, etc.. Es wäre natürlich auch kein Einwand gegen diese Ausdrucksweise, zu sagen: “Aber die Andern haben ja genau dasselbe, was Du hast!”.
     Aber was hätte ich dann von dieser neuen Ausdrucksweise || Ausdrucksart || Art des Ausdrucks? Nichts. Aber der Solipsist will ja auch keine praktischen Vorteile, wenn er seine Anschauung || den Solipsismus vertritt!


   
1
     Ich möchte sagen: “Wenn ich sage, ‘ich habe Schmerzen’, weise ich nicht auf eine Person, die die Schmerzen || sie hat, da ich in gewissem Sinne gar nicht weiß, wer sie hat.” Und das läßt sich rechtfertigen. Denn vor allem: ich sagte ja nicht, die & die Person hat Schmerzen, sondern: “Ich habe …”. Nun damit nenne ich ja keine Person. So wenig,
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wie, wenn ich vor Schmerzen stöhne. Obwohl der Andre aus dem Stöhnen ersieht, wer Schmerzen || Schmerz fühlt.
     Was heißt es denn, || : wissen wer Schmerzen fühlt? Es heißt, z.B., wissen, welcher Mensch in diesem Zimmer Schmerzen fühlt || hat: also, der dort sitzt, oder, der in dieser Ecke steht, der Lange mit den blonden Haaren dort, oder der Dicke, etc. etc. – Worauf will ich hinaus? Darauf, daß es sehr verschiedene Kriterien der || für dieIdentität’ der Person gibt.
     Nun, welches ist es, das mich bestimmt, zu sagen,ich’ habe Schmerzen? Gar keins. Denn wenn ich mich selbst nicht sehe (etc.) – mit geschlossenen Augen etwa – (so) kann ich mir ja vorstellen, daß ich Gestalt & Ort geändert habe. Wenn ich also die Augen wieder aufschlage, daß ich um mich her alles verändert finde; daß dort ein Mensch sitzt, der so ausschaut wie ich früher, wenn ich mich im Spiegel sah, daß mein Körper so aussieht, wie der des N.N. & daß ich dort stehe, wo ich ihn vor wenigen Sekunden stehen sah. Bin ich nun
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noch L.W.? D.h., wenn ich Schmerzen habe & nun statt, “Ich habe …”, sagen wollte “ L.W. hat …”, & wenn man nun nicht mir zu Hilfe käme sondern jenen Andern dort, – hätten die Andern Unrecht so zu handeln, gehen sie nicht nach den Regeln des Sprachspiels vor?


   
1
     Aber wie weiß ich, daß ich's bin?! – Daß ich was || wer oder was bin? Daß ich ich bin, heißt doch nichts. Daß ich der Mensch bin, der diese Geschichte hat, – nun das sage ich, || daran erinnere ich mich. Wenn aber nun die Andern das nicht annehmen, so kann ja der Fall ganz so liegen, wie wenn ich mir jetzt plötzlich ‘einbildete’, ein Andrer gewesen zu sein, || : d.h. früher ganz anders ausgesehen zu haben & eine andere Geschichte zu haben, als die welche ich nach der Aussage aller Andern || meiner Mitmenschen habe.


   
2
      “Aber Du willst doch jedenfalls, wenn Du sagst: “Ich habe …”, die Aufmerksamkeit
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der Andern auf eine bestimmte Person lenken.” – Die Antwort könnte sein: Nein; ich will sie nur auf mich lenken. –


   
1
      “Aber Du willst doch ( jedenfalls ) durch die Worte ‘Ich habe …’ jedenfalls zwischen Dir & dem Andern unterscheiden.” D.h. also: ich will nicht sagen, der Andre habe Schmerzen, || : sondern ich. ‒ ‒ Ich will die Worte sagen, die ich sage, & nicht andere. Aber das Wort “ich”, obgleich es an derselben Stelle im Satz steht, wie “er”, funktioniert anders. Weiß ich denn, wer redet, wenn ich weiß, daß ich rede? – – –


   
2
      “Wenn ich Schmerzen || diese Vorstellung haben kann, kann sie der Andre auch haben. Sowie ich sie haben kann, kann sie der Andre haben.” – Aber dieses ‘Argument’ ist einfach eine Bewegung, ein Rundgang, in || innerhalb unsrer || der uns geläufigen Wortsprache. Man könnte auch sagen: das Argument bewegt sich in
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den Bildern, die uns nur allzu geläufig & wohlvertraut sind & berührt das Problem nicht, da dieses in der Anwendung jener Bilder liegt.
     Während wir nämlich in einer Klasse von Fällen || unzähligen Fällen uns bemühen, ein Bild zu finden, & ist dieses gefunden, seine || die Anwendung sich gleichsam von selbst macht, so haben wir hier bereits ein Bild, das sich uns auf Schritt & Tritt aufdrängt uns aber nicht aus der Schwierigkeit hilft, die nun erst anfängt.
     Frage ich z.B.: “wie soll ich es mir vorstellen, daß dieser Mechanismus in dieses Gehäuse geht?”, so kann als Antwort, etwa, eine Zeichnung im verkleinerten Maßstab dienen. Man kann mir dann sagen: “Siehst Du, so geht er hinein”; oder vielleicht auch: “Warum wundert es Dich? So wie Du es hier siehst, so geht es auch dort.” Das letztere erklärt freilich nichts mehr, sondert fordert Dich nur auf, nun die Anwendung von dem Bild, das ich Dir gegeben
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habe, zu machen.


   
1
     Aber unser Problem ist nicht: “Wie soll ich es mir vorstellen, daß der Andre die & die Vorstellung || Empfindung hat?” – – Eher noch: Wie kann ich es mir noch auf andere als die gewöhnliche Weise vorstellen; welches andere Bild kann ich noch dafür verwenden? – um mich nämlich davor zu schützen, die Anwendung des gewöhnlichen Bildes mißzuverstehen. – Oder auch: Wie kann ich das gewöhnliche Bild noch auf andere als die gewöhnliche Weise anwenden? – damit nämlich sichtbar werde, daß es da noch verschiedene Anwendungen geben könnte.


   
2
     Darum ist es wichtig, sich, z.B., den Fall vorzustellen, || : ich könnte nicht nur in meinem, || sondern auch im Körper des Andern Schmerz empfinden. Und würde mir nun erklärt: “der Andre hat
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Schmerzen” heiße, || : er habe jetzt, was ich früher hatte, so könnte ich dies so auffassen || verstehen: Mein Schmerz habe nun seinen Ort verändert || geändert, & || er sei aus diesem Körper in den andern gegangen.
     Wenn man mir also sagte: “Du weißt, wie es ist, wenn Du Schmerz fühlst – gehe nun von Dir zum Andern über!”, so könnte ich verschiedenerlei || verschiedene Übergänge machen, & das zeigt, daß man nicht sagen kann: “Das bezeichnet man mit “Schmerz” & Du weißt, was “ich habe”, “du hast”, bedeutet, etc. – so weißt Du, was es heißt: “er hat Schmerzen”. Hier (Zwei irreführende Bilder.)


   
1
     Ich sehe || schaue auf einen roten Fleck & sage: “Das bin doch ich, der dies sieht. –” – Aber, vor allem, was bedeutet hier ( das ) || “dies”? (Und es bedeutet nicht: ‘was ich damit meine.’) Lasse ich aber die Bedeutung des “dies” in der Schwebe, wo ist dann der Sinn des Satzes?

162



   
1
     Man muß lernen, den Ausdruck “ich habe Schmerzen” als einen ebenso übertragenen ansehen, wie: “die Gerade schneidet den Kreis in zwei imaginären Punkten”.


   
2
     Alle Schwierigkeiten kommen hier daher, daß wir uns Bilder machen, die uns eine andere Verwendung der Ausdrücke || Worte als die tatsächliche erwarten lassen. Hier ist ein fortwährender Widerstreit.


   
3
     Ein Bild wird heraufbeschworen, das eindeutig den Sinn zu bestimmen scheint. Die wirkliche Verwendung scheint etwas Verunreinigtes der gegenüber, die das Bild uns zeigt. || Bild ( uns ) klar vorzeichnet. Es geht hier wieder, wie in der Mengenlehre: die Ausdrucksform scheint für einen Gott zugeschnitten zu sein, der weiß, was wir nicht wissen können, er sieht die ganzen unendlichen Reihen & sieht in das Bewußtsein des Menschen hinein. Für uns freilich sind diese Ausdrucksformen etwas wie Ornate || quasi ein Ornat, das wir wohl anlegen, mit dem wir aber nicht viel anfangen können, da uns die reale Macht fehlt,
163
die dieser Kleidung Sinn & Zweck geben würde.
     In der wirklichen Verwendung der Ausdrücke machen wir gleichsam Umwege, gehen durch Nebengassen; während wir wohl die gerade breite Straße vor uns sehen, sie aber nie || freilich nicht benützen können, weil sie permanent gesperrt ist.


   
1
     Läuft es nicht alles drauf hinaus, daß die Worte: “ich habe Schmerzen” einem Stöhnen oder Schrei entsprechen? Daß, wenn ich aus Mitleid stöhne, man daraus nicht entnimmt, wer der Leidende ist, sondern dafür || dazu ein Zeichen (oder dergl.) nötig ist, während der Schrei || die Klage des Leidenden uns zu ihm führt.


   
2
     Ich könnte über Schmerzen klagen, ohne zu || & nicht wissen, wer sie hat.


   
3
      “Aber Du weißt doch jedenfalls, daß Du sie hast & nicht der Andre.” – Ich weiß durchaus nicht, ob nicht der Andre sie hat. Und wenn ich sage “ich habe Schmerzen”, so klage ich einfach; & den der klagt nennt
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man “den, der die Schmerzen hat”.
     Der Klagende ist es, von dem man sagt: er habe die Schmerzen || den Schmerz; daher kann man von der Klage nicht sagen, || : sie sage aus, welche Person die Schmerzen habe || hat.


   
¥
1
      “Aber Du gebrauchst doch ich habe’ || ‘ich’ im Gegensatz zu er hat’ || ‘er’.” – || “Aber Du gebrauchst doch ‘ich’ im Gegensatz zu ‘er’. Also unterscheidest Du doch zwischen || machst Du doch eine Unterscheidung zwischen Personen.” – Nun, ich sage in diesem Fall “ich”, & sage nicht “er”. Und “ich” steht allerdings an der gleichen Stelle im Gefüge des Satzes || Satze, wie || an der in andern Fällen das Wort “er” steht. Aber es ist nicht, als zeigte der Zeiger jetzt auf mich (d.h. hier: auf meinen Körper), der sonst auf einen Andern zeigt. (Denn nicht darin besteht es, daß ich Schmerzen habe, || : daß sie jetzt in meinem Körper sind.) Denn ich bin ja eben versucht zu sagen: vom Andern wisse ich, daß er Schmerzen habe, weil ich sein Benehmen || ihre Wirkung beobachte, von mir, || weil ich sie fühle. Aber das ist ja eben sinnlos, da || weil “ich fühle Schmerzen” hier das gleiche || dasselbe heißt, wie: “ich habe sie || Schmerzen¤ & || oder “ich weiß, daß ich sie habe”. Es scheint hier so, als hülfe mir in einem
165
Fall der eine Sinn, im andern Fall der andre den Besitzer des Schmerzes finden; wie ich etwa einen Menschen || Gegenstand mit den Augen suchen kann, aber auch mit den Ohren. || einmal mit den Augen suche, einmal mit den Ohren. Und man kann wohl sagen, daß mich in einem Fall der Gesichtssinn den Ort der Schmerzen finden lehrt || läßt || an den || zum Ort der Schmerzen leitet im andern Fall der Sinn des Schmerzgefühls; aber dieser Sinn || mein Schmerzgefühl leitet mich nicht zum Besitzer des Schmerzes.
     Wenn jeder dieser Leute ‘weiß’, daß er Schmerzen hat, – weiß denn jeder etwas anderes? Weiß nicht jeder dasselbe, nämlich: “ich habe Schmerzen”? – Anders verhält es sich mit dem Satz: || Anders aber, wenn es heißt:er hat Schmerzen”, || denn “er” bezieht sich auf einen Namen, eine Beschreibung, oder (eine) hinweisende Gebärde; ohne eine solche Beziehung ist der Ausdruck ohne Sinn.
      “Ich” & “er” dienen in unserer Sprache nicht gleichartigen Zwecken || haben eben in unserer Sprache nicht gleichartige Funktionen.

   
1
     Man könnte sich denken, daß jemand stöhnte: “Irgendjemand hat Schmerzen – ich weiß nicht wer!” – worauf man ihm, dem Stöhnenden zu Hilfe eilte.


   
2
     Oder denke Dir: Einer stieße
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(plötzlich) Klagelaute aus & sagt, indem er auf einen Andern zeigt: “Er hat Schmerzen, er hat Schmerzen!” Der || Dieser aber gibt keinerlei Schmerzenszeichen. Angenommen nun, man fände, daß kalte Umschläge, diesem aufgelegt, den Klagenden beruhigen, so läge es nahe, zu sagen, er hatte Schmerzen im Körper des Andern gehabt.
     Man könnte den Klagenden in diesem Falle lehren, statt “er hat Schmerzen”, “ich habe in ihm Schmerzen” zu rufen.


   
1
164/1
     Wenn Mehrere Einem zurufen: “Komm zu mir!” – wollen sie Verschiedenes, oder will jeder dasselbe?



   
2
      “Aber Du sagst doch jedenfalls, daß Du die Schmerzen hast!” – Ich wollte nicht behaupten, daß ich etwas habe; ich wollte nur klagen, & man hat mich die Klage gelehrt: “ich habe Schmerzen”.
     Denn wenn ich behaupte “ich habe …”, so behaupte ich eine Beziehung eines Gegenstandes zu meinem Körper. Hier aber klagt mein Körper zwar, aber die Klage sagt nichts über ihn, es sei denn, daß sie sagt, der Schmerz sei in ihm.

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1
     Die Klage sagt nicht, wer klagt.


   
2
     Wie, wenn man lernte, als Klage die Worte zu gebrauchen: “Ich klage!”. Klagt man dann nicht bloß, sondern sagt auch, wer klagt?


   
3
     Denke, es werde jemand gelehrt auf Personen zu zeigen & zu sagen: “Da ist der N”, “Da ist der M”, etc. & auch: “Da bin ich”. Wird (ihm) nun das letztere in gleicher Weise beigebracht || ihn dies letztere nun in der gleichen || auf die gleiche Weise gelehrt? Freilich, auch hier || da zeigt er auf einen Menschen, aber was man ihn lehrte, war, bei diesen Worten den Arm zu beugen.


   
4
      “Ich fühle nicht, daß ich etwas habe, ich fühle nur Schmerzen.”
      “Ich will nicht sagen, daß jetzt etwas bei mir ist; daß jetzt ein Etwas || ein Etwas jetzt eine Beziehung zu diesem Leib habe. || in einer || besonderer Beziehung zu meinem Körper steht.”
      “Ich will nicht sagen, daß ein Etwas, das ich ‘Schmerz’ nenne, seinen Aufenthaltsort || Aufenthalt
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(jetzt) bei mir genommen hat.” – Aber schließlich könnte man doch statt der Klage “ich habe Schmerzen”, auch die gebrauchen: “ein Etwas … hat seinen Aufenthalt || etc.”. – Also heißt: || : “ich will das nicht sagen”: ich verwende die Worte, die ich ausspreche, || diese Worte nicht so, sondern so. || Also heißt: “ich will das nicht sagen” hier: ich will diese Worte nicht so gebrauchen, sondern so. Ich mache also auf einen grammatischen Unterschied aufmerksam.
     Ich könnte || möchte auch sagen: “Laß Dich || Lassen wir uns nicht von der bildlichen Redeweise ‘ich habe Schmerzen’ irreführen.”


   
1
      “Ich weiß, daß ich Schmerzen habe, weil ich sie fühle.” kommt uns so vor wie: “Wo der Plumpsack jetzt ist, weiß ich, weil ich ihn fühle || habe || “Ich weiß daß ich den Plumpsack habe, weil ich ihn fühle (nicht weil ich ihn sehe)”.


   
2
      “Du weißt doch insofern, wer den Schmerz hat, als Du weißt, daß Du ihn hast” – das scheint etwa zu sagen: “Du weißt doch jedenfalls, daß der Schmerz jetzt bei Dir ist || die Schmerzen jetzt bei Dir sind || , wie man etwa || so wie man sagt: “Ich weiß jetzt, wo der Plumpsack ist, – weil nämlich ich ihn habe.” – Das heißt aber doch:
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“jetzt bin ich nicht mehr im Zweifel darüber, wer ihn, hat – weil ich ihn nämlich habe”. Aber kann man auch sagen: “Jetzt bin ich nicht mehr im Zweifel darüber, wer Schmerzen hat, weil ich sie habe”? Bin ich über die Andern jetzt || nun weniger im Zweifel, & war ich über mich früher || vorher im Zweifel?


   
1
      “Du zweifelst doch nicht, ob Du, oder der Andere die Schmerzen || sie oder der Andere sie hat!” – Der Satz “Ich weiß nicht ob ich, oder der Andre Schmerzen hat” wäre ein logisches Produkt dessen ein Faktor wäre: “ich weiß nicht, ob ich Schmerzen habe, oder nicht”; & dies ist kein sinnvoller deutscher Satz.


   
2
     Denke Dir: Mehrere Leute stehen in einem Kreis, darunter auch ich. Irgend einer von uns, einmal der || dieser, einmal jener, wird mit einem elektrischen Kontakt berührt || den Polen einer Elektrisiermaschine in Berührung gebracht, ohne daß wir es sehen können. Ich trachte zu erkennen, welcher von uns jetzt (gerade) elektrisiert wird. Einmal sage ich: “Jetzt weiß ich, wer mit der Elektrisiermaschine || Induktionsspule in Verbindung steht; ich bin's nämlich.” In diesem Sinne könnte ich auch sagen: “Jetzt weiß ich, wer die Schläge spürt; ich
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nämlich.” Dies wäre eine etwas seltsame Ausdrucksweise. Wenn ich sie || die Schläge aber auch an einem Ort außerhalb meines Körpers fühlen kann, so daß mit der Äußerung, daß ich die Schläge || sie fühle, auch nicht gesagt ist, welchen Körper der Kontakt berührt, dann ist || scheint die Ausdrucksweise “Jetzt weiß ich, wer …” gänzlich inadäquat.

   
1
     Zu “Ich weiß, daß …” gibt es ein “Siehst Du, es ist so”.


   
2
     Eine Äußerung der Empfindung kann man irgendwie vergleichen dem Blatt, das ein Kartenspieler erhält. Es ist eine Ausgangsstellung des Spiels, aber noch kein Ergebnis desselben.


   
3
     Wenn Du sagst: “ich weiß, daß ich Schmerzen habe”, so könnte Einer Dir antworten: “Zeig sie, wenn Du sie hast. Kannst Du nichts zeigen, dann weißt Du auch nichts.”


   
4
     Denke man sagte vor jedem Satz die Worte “Ich spreche || sage:”; & ihr Zweck wäre, die Aufmerksamkeit des Andern auf sich zu
171
ziehen || lenken. Oder man räuspert sich vor jedem Satz, zu demselben Zweck, & der Andre habe || hat sich nach dem Geräusch hin zu drehen, || . Ist dann jeder Satz eine Aussage über den Redenden?


   
1
     Wenn man das Fühlen des Schmerzes vergleicht mit einem Beobachten, so ist der Schmerz das Beobachtete & man beobachtet nun nicht außerdem noch, wer ihn fühlt, d.h., wer ihn beobachtet.


   
2
      “Manchmal beobachte ich Schmerzen, wenn Andre sie haben, manchmal fühle ich Schmerzen.” – Aber nicht: “manchmal fühle ich Schmerzen in mir” – es sei denn im Gegensatz zu Fällen, in denen ich Schmerzen in den Körpern Anderer fühle.


   
3
     Wenn ich als Einleitung sage: “Ich rede || sage:”, sage ich da || ihm erst, wer redet? – Wenn ich aber sage: “Ich rede undeutlich”, so teile ich ihm mit, wer dies tut. Der Satz ist eine Behauptung, ein
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Ausdruck der Meinung, oder des Wissens. Die Einleitung “Ich rede || sage:” ist es nicht.


   
1
     Der Gruß: “Ich grüße Dich!” – die Reaktion auf ihn ist nicht die, auf eine Behauptung. Daher können die Worte “Ich grüße Dich” & “grüß Dich Gott” auf das Gleiche hinauskommen.


   
2
     Der Gruß sagt nichts von einer Person aus. Nun sagt er aber doch: “ich grüße Dich”, also sagt er etwas von einer Person aus, soweit der Wortlaut dies bestimmt. Man kann aber sagen: diese Worte werden hier nicht als eine solche Aussage, oder Behauptung behandelt; sondern als Gruß. Sie werden z.B. nicht als Behauptung geprüft oder bestätigt. Ebenso der Ausdruck des Dankes: “Ich danke Dir!”
     So wird der Gruß “How do you do?” nicht als Frage behandelt.
      Die Worte: “Ich hasse Dich” können einfach die Äußerung des Hasses sein; aber, unter Umständen, auch eine Behauptung, über deren Richtigkeit gestritten
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werden kann. || , deren Richtigkeit bezweifelt werden kann.



   
1
     Ich zeige, || mit dem Finger || Hand & sage: “Dort || dort rötet sich der Himmel!” – kann man mir antworten || fragen: “Bist Du sicher, daß er sich dort rötet”? || – gibt es hier die Frage: “Bist Du sicher, daß es dort ist?” || ”?
     Man könnte sagen, der Satz: “Mir erscheint dort eine Flamme” – ist keine Aussage über einen Ort. Sondern er ist die Äußerung eines Gesichtseindruckes. Ebenso: “Ich sehe dort dieses Bild” (welches ich nun durch eine Zeichnung wiedergebe).


   
2
      “Ich weiß jetzt, wer die Schläge fühlt; der dort.”
      “Ich weiß jetzt, wer die Schläge fühlt; ich.” – Man könnte erwidern: “Soll ich das als Äußerung der Empfindung nehmen, || ; oder hast Du etwas an Dir beobachtet?”
     Ist das das Empfindungssignal (entsprechend etwa einem Zucken des Gesichts) – dann weiß ich, was ich damit anzufangen habe; & ich kümmere mich um den Wortlaut nicht, der eine andere Verwendung || der nicht ganz diese Anwendung nahe zu
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legen scheint.


   
1
     Denke, einer schaut im Kreis herum & sagt ein & das andre Mal: “Jetzt weiß ich, wer die Schläge fühlt: der dort.” Und nun zuckt er auf einmal selbst zusammen. – War sein Zucken eine Aussage, wie jene andern? || seine früheren? D.h. hat er || Hat er dieses || dies Zeichen auf Grund desselben Vor-Spiels gegeben, wie jene; & wenn er sagt, er fühle die Schläge, sucht er noch nach einer Bestätigung seiner Aussage? Fragt der Andre ihn || ihn der Andre, wie er weiß, daß …? || D.h.: Gibt er dieses || dies Zeichen auf Grund desselben Vor-Spiels, wie jene (andern); & ist die weitere Verwendung dieselbe? Sucht er nach einer Bestätigung der || seiner Aussage, er fühle Schläge || “Ich fühle Schläge”; fragt der Andre ihn, wie er wisse, daß …?


   
2
     Das “ich habe” in “ich habe Schmerzen” ist das Charakteristikum des Empfindungssignals. Das heißt eben: es bedeutet hier etwas anderes, als in den Behauptungen )von) der Form “ich habe …”, wo die || eine || wo nämlich eine || : Wo die || eine || Wo nämlich eine Beziehung von etwas || einer Sache zu meinem Körper ausgesagt wird. || : Wo eine Beziehung von irgendetwas zu meinem Körper ausgesagt || behauptet wird. – Das Empfindungssignal ist eine Äußerung meines
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Körpers; || – – aber es nennt ihn || mich, d.h. ihn, nicht, insofern es von ihm auch nichts || auch nichts von ihm aussagt. || Das Empfindungssignal nennt mich nicht; weil es auch nichts von mir, d.h. von meinem Körper, aussagt.



   
1
     Die Klage nennt den Klagenden nicht. Obschon sie die Aufmerksamkeit auf ihn lenkt.


   
2
      Die Klage || Schmerzäußerung “Ich habe Schmerzen” ist eine Aussage über mich im übertragenen Sinne. || ist ein Satz, der von mir in übertragenem Sinne etwas aussagt. || Die Klage || Schmerzäußerung “Ich habe Schmerzen” redet von mir, & davon, daß ich etwas habe, in übertragenem Sinne. Sie wird aber nicht als Aussage über mich, d.h. über meinen Körper, angewendet.


   
2
     Ich möchte sagen: Der Hinweis auf mich in der Äußerung der Empfindung läuft, gleichsam, leer. – || leer. – Aber er läuft in sofern nicht leer, als die Worte “ich habe” in dem Satz eine Funktion haben; sie unterscheiden den Fall von dem, in welchem (statt ihrer || an ihrer Stelle) “er hat” || “er hat” an dieser Stelle steht. – Ich fühle, der Hinweis läuft
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leer, wenn die Schmerzäußerung || Klage auszusagen scheint: “ich äußere Schmerz || ich klage”. – Wie kann denn die Klage sagen, daß ich klage?! Nun, sie kann es – – || ; – & sie kann es insofern nicht, als man die Mitteilung, daß man klagt || man klage, nicht machen kann, ehe || als bis die Klage ausgestoßen || ausgesprochen ist, & daß man die Mitteilungeiner Klage || , man habe geklagt, nicht “Klage” nennt.


   
1
     Die Äußerung der Empfindung eine Behauptung zu nennen ist dadurch irreführend, daß mit dem Wort “Behauptung” die ‘Prüfung der Behauptung’ , die Begründung , die ‘Bestätigung der Behauptung’, die ‘Entkräftung || Begründung der Behauptung’ im Sprachspiel verbunden ist || sind. || , daß mit dem Wort “Behauptung” die ‘Prüfung’, die ‘Begründung’, die ‘Bestätigung’, die ‘Entkräftung’ der Behauptung im Sprachspiel verbunden ist.


   
2
      “Ich weiß doch, daß ich Schmerzen habe!” – Du sagst jedenfalls, daß Du es weißt, – || ; & das genügt mir; aber die Frage ist: Wie bist Du zu dieser Aussage gekommen, was geschieht mit ihr, wozu dient sie?


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1
     Wozu dient etwa die Aussage: “Ich habe doch etwas, wenn ich Schmerzen habe”?


   
2
     Wir verwechseln immer wieder Aussagen der Art: “Ich bin geneigt dies so – nicht so zu nennen” – mit der Mitteilung, || den Mitteilungen, daß etwas sich hier so& || , & nicht so || so, nicht so, verhält.
     Alle metaphysischen (unzeitlichen) Aussagen könnte man in der Form machen: “Ich bin geneigt, …”. “Ich bin geneigt Aussagen || eine Aussage über die Zukunft || das, was geschehen wird, nicht ‘Sätze || Satz’ zu nennen”, “ich bin geneigt Farbe, || & Größe, || & relative Lage ‘Gegenstände’ zu nennen”, “ich bin geneigt die Zahl 3 einen objektiven, nicht wirklichen Gegenstand zu nennen”.


   
3
     Wie könnte man entscheiden: ob Du ein Etwas hast, wenn Du Schmerz fühlst? Gut, Du möchtest das sagen – aber ist dies || das das Kriterium dafür, daß es so ist?
     Du kannst ein Zahnrad auch als Briefbeschwerer gebrauchen. Dann würden wir etwa sagen: es funktioniert hier nicht als
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Zahnrad.


   
1
     Man kann sagen: Du ‘weißt’ nur, worüber Du Dich vergewissern kannst. Du kannst Dich z.B. vergewissern, ob diese Deine Empfindung “Bremseln” heißt. “Das heißt doch ‘bremseln’?”, kann man sagen, indem man dem Andern || Gefragten einen elektrischen Schlag gibt.


   
3
      Man könnte dem, der seine Empfindung in den Worten äußert: “Ich weiß Einen, der … , nämlich ich || Ich weiß, daß ich … ” – sagen: Du verwendest da die Worte “ich weiß” in seltsamer Weise. || Man könnte dem, der seine Empfindung in || mit den Worten “Ich weiß, daß ich …” äußert, sagen: Du verwendest da das Wort “ich weiß” in seltsamer Weise. Diesen Ausdruck hast Du (sonst) in einer ganz andern Sprachtechnik gebrauchen gelernt. Es gab in diesem Spiel ein ‘Sich-überzeugen’ eine‘Vermutung’ || ‘Bezweifeln’, ‘größere & geringere Sicherheit’ || ‘Grade der Sicherheit’, ‘Bestätigung’.


   
3
     Statt: “man kann nicht”, sage: “es gibt in diesem Spiel nicht”: Statt “man kann im Damespiel nicht rochieren” – “es gibt im Damespiel
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kein Rochieren”; statt “ich kann meine Empfindung nicht vorzeigen” – “es gibt in der Verwendung von ‘ich habe die Empfindung …’ kein Vorzeigen || des Worts ‘Empfindung’ kein Vorzeigen || dieses Worts kein Vorzeigen dessen, was ‘man hat’”; statt “man kann nicht alle Kardinalzahlen aufzählen” – “es gibt hier kein Aufzählen aller || Aller || aller Glieder, wenn auch ein Aufzählen von Gliedern”. || “es gibt hier kein Aufzählen Aller, wenn auch ein Aufzählen von …”


   
1
     Der Satz “Empfindungen sind privat” ist von der Art: Patience spielt man allein.


   
2
      “Jetzt habe ich die Schmerzen” – So weißt Du also, daß Du jetzt das hast, was früher er hatte – aber wie weißt Du daß es dasselbe ist? Frage: Was || Welches ist hier die Methode der Vergleichung?
     Anschließend daran: In welchem Sinne sagt man hier, || : man habe etwas. || man ‘habe etwas’.


   
3
      “Ich wähle den Mund nicht, der die Äußerung macht.” – Die Person von der gesagt wird, || : sie habe die Erinnerung, den Schmerz, den Gesichtseindruck, ist die, deren
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Mund die Äußerung tut. – Es geht nicht so vor sich || Ich entscheide mich nicht so: “Ich merke einen Schmerz; ich merke, daß ich ihn habe; so muß ich ihn auch äußern.”


   
1
     Der Gebrauch der Äußerung wird Dich nicht gelehrt || Dir nicht beigebracht, indem Dir ein Phänomen || ein Phänomen Dir vor die Sinne geführt wird, & mit diesen Worten dargestellt wird.
     Wie lernt man den Gebrauch der Worte: “ich stelle mir … vor”?


   
2
     Kann ich zweifeln ob ich es war, der, wie ich mich erinnere, || meiner Erinnerung nach, gestern im Lesezimmer der Bibliothek gesessen ist || hat, oder ob es ein Andrer war? – Gewiß: indem ich zweifle, ob ich gestern dort gesessen bin, &, ob ein Andrer dort gesessen ist. – Aber kannst Du denn zweifeln, ob die Erinnerung, die Du hast Dich, oder einen Andern darstellt (wie Du zweifelst, ob diese Gestalt auf der Photographie Du bist, oder ein Andrer)? Nun, es kann ein Bild in meiner Erinnerung auftauchen, ich sehe uns beide am Tisch sitzen, weiß aber nicht mehr, bin ich an diesem Platz gesessen & Du am andern, oder war es umgekehrt. Oder aber: Ich sehe mich in der Erinnerung
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an diesem Tisch sitzen. Aber das Bild, was vor mir auftaucht ist nicht das eines Menschen – etwa im Profil – an einem Tisch sitzend, sondern das Bild, was der sieht, der selbst an dem Tisch sitzt. Gebe ich dann diesem Bild, gleichsam, den Titel: “ich, an diesem Tisch sitzend”, so nicht darum, weil ich die || eine menschliche Gestalt auf dem Bild für mich || die meine halte.
     Aber so geht es ja normalerweise überhaupt nicht vor sich, daß meine Erinnerung mir ein Bild zeigt, & ich nach der Porträtähnlichkeit beurteile || schließe, wen es darstellt. Sondern mit dem || einem Bild, oder auch ohne ein solches, kommen mir die Worte: “ich erinnere mich, dort & dort gewesen zu sein.” Meine Worte sind eine || die Äußerung der Erinnerung, sie sind || ihr Aussprechen ist selbst das Erinnerungsphänomen & nicht bloß die Beschreibung eines Erinnerungsbildes. Zweifeln, ob ich es war || bin, den meine Erinnerung mir zeigt, heißt in diesem Fall zweifeln, ob das wirklich die Äußerung meiner Erinnerung ist. || hieße dann, zweifeln, ob das meine Erinnerung war, oder etwas anderes. Man sagt auch: “Erinnerst Du Dich wirklich daran, daß …, oder nur daran, daß …?” Wie, aber wenn Einer || man fragte: “Bist Du sicher, daß Du Dich daran erinnerst, daß es gestern schön war, & nicht, daß es geregnet hat?” –

182



   
1
      “‘Ich’ in meinem Munde bezeichnet mich.” – Bezeichnet denn dieses Wort in meinem Munde etwas Besonderes? Ich wollte wohl sagen: “‘Ich’ bezeichnet immer den Menschen, der es ausspricht”. Aber was heißt das, || es bezeichne ihn? Gibt es denn da nur eine Möglichkeit?


   
2
     Es ist möglich, nicht zu wissen, ob dieser Fuß, den ich hier vor mir sehe meiner oder der eines Andern ist. Man könnte dann sagen: “Drücke ihn, wenn ich es || den Schmerz fühle, so ist es mein Fuß.” Ich könnte erklären || definieren: “Zu meinem Körper gehört jeder Teil, in dem ich Empfindungen haben kann. Eine andere Definition wäre: “Mein Fuß ist der, welcher mit meinem Körper zusammenhängt”. Dementsprechend könnte ich sagen: “Nimm die Decke von unsern Beinen, dann werde ich sehen, ob das mein Fuß ist.” (Ich nehme etwa an, der Fuß wäre gelähmt.) “Welcher ist denn aber ‘Dein Körper’?” – “Das nenne ich meinen Körper”, dabei mache ich eine reflexive zeigende Gebärde. Das ist der Fuß der zu diesen Schmerzäußerungen gehört. Ich meine
183
damit nicht: ‘das’, was so & so aussieht; so daß ich also ein andermal nicht-reflexiv zeigen könnte & sagen: “Mein Körper ist jetzt dort, nicht mehr hier, wie früher.” Ich hätte auch sagen können: “Hier ist mein Körper”, & das hätte nicht geheißen: “mein Körper ist jetzt hier”, sondern: “der Körper, der hier ist, heißt ‘mein Körper’”.
     Man könnte sagen: “mein …” kann possessiv, oder reflexiv definiert werden || sein.
      “Das ist mein Fuß” kann heißen: das ist der Fuß, der zu meinem Mund gehört; ‘mein Mund’ aber ist der Mund, der diese Worte ausspricht. Das heißt: so werden die Worte “mein Mund” im Sprachspiel verwendet; || . || : Daß man nämlich nicht sagt: “Laß sehen, welches ist Dein Mund, ist es dieser, oder der?”


   
1
     Überlege: Wie können Fragen dieser Art || diese Fragen || diese Fragen angewendetwerden, & wie entschieden || , & wie entschieden werden:
      1) “Sind diese Bücher meine Bücher?”
      2) “Ist dieser Fuß mein Fuß?”
      3) “Ist dieser Körper mein Körper?
      4) “Ist dieser Mund mein Mund?”
      5) “Ist dieser Schmerz mein Schmerz || diese Empfindung meine Empfindung?”
Zu 3): Dabei könnte || kann man auf ein Spiegelbild || Bild im Spiegel weisen. Aber die Frage könnte auch
184
so angewendet werden, wie № 2. Er || Man könnte auch, unter gewissen Umständen || Unter gewissen Umständen aber könnte man meinen || einen Körper betasten, & die Frage stellen unter anderen Umständen bedeutet sie das gleiche wie: “Sieht so mein Körper aus?”
Zu 4): Man könnte || kann daher auf eine Zeichnung zeigen, oder auch auf ein Spiegelbild.
Zu 5) Welche ist denn diese Empfindung; d.h.: wie verwendet man denn hier das hinweisende Fürwort? Doch anders als z.B. im ersten Beispiel! Verirrungen entstehen hier ( wieder ) dadurch, daß man sich einbildet, auf eine Empfindung zu zeigen, indem man seine || die Aufmerksamkeit auf sie richtet.


   
1
      “Das ist mein Körper.” – Wohl, & wer bist denn Du? – “Das bin ich.”
     In beiden Erklärungen macht er dieselbe hinweisende Gebärde. – Aber soll das heißen, daß “ich” das gleiche heißt, wie “mein Körper? Kann ich sagen: mein Körper liebe, denke nach, stelle sich etwas vor, etc.? – Nun warum nicht? Diese Redeweise ist ja noch nicht ‘besetzt’. – Aber wäre es denn wahr, das zu sagen? – Es wäre wahr, wenn der entsprechende Satz in der jetzt gebräuchlichen Redeweise wahr wäre.
     Aber es ist doch nicht mein Körper, der liebt, oder sich freut! – D.h.: Er ‘freut sich’ nicht in demselben Sinne, wie er ‘zuckt’ oder ‘wächst’; aber ich ‘freue mich’ auch nicht in demselben
185
Sinne, wie ich ‘zucke’ oder ‘wachse’.
     Und es ist allerdings wahr, daß durch die Ausdrucksform: “mein Körper freut sich” – eine Äußerung in ihrer Erscheinung || der Erscheinung nach noch (viel) ähnlicher würde der || einer Behauptung auf Grund einer Beobachtung (wie: “ich habe einen Ausschlag”).


   
1
      ‘Mein’ ist das, was ich habe; & das (mit einer reflexiven Geste) bin ich.
     Willst Du also wissen, ob etwas mein ist, so sieh' nach, wer es besitzt. Willst Du, z.B., wissen, ob dies Haus mein Haus ist, so sieh nach, wer es gekauft hat, wer darin wohnt, etc. etc.¤ Wie aber, wenn ich sage: “Sieh nach, ob dieses Gesicht mein Gesicht ist”?


   
2
     Aber ist “Das bin ich” (mit der reflexiven Geste) überhaupt eine Erklärung? – Wenn es einen Andern den Gebrauch von “ich” lehrt || lehren kann , dann ist es eine Erklärung.


   
     Man kann auf eine philosophische Frage immer antworten: “Wie
Du sie stellst || die Frage || sie nun gestellt ist, ist sie unlösbar. – || Wie Du die Frage gestellt hast, ist sie unlösbar.
Wir müssen nachsehen || sehen, wie sie zu stellen wäre || gestellt werden muß, um eine Antwort zuzulassen. || wie die Frage so zu stellen ist, daß sie eine Beantwortung zuläßt. Wird sie so gestellt sein, so wird ihre Beantwortung keine Schwierigkeit machen.” || “Wie sie nun gestellt ist, ist sie unlösbar. – Wir müssen sehen, wie die Frage zu stellen ist, um eine Antwort || Auflösung zuzulassen. Haben wir sie so gestellt, so wird ihre Beantwortung keine Schwierigkeit machen.



   
1
     Es gibt nicht eine Methode der Philosophie, wohl aber gibt es Methoden, gleichsam verschiedene Therapien.


   
      “Ich habe Schmerzen” verhält sich zu “Er hat Schmerzen” ähnlich, wie ein Stöhnen zu der Aussage, daß einer stöhnt.


   
3
      “Ich denke an meine Schmerzen.” – Wie macht man das? Ich denke etwa: “Es || es wird bald vergehen”. Aber geht hier nicht doch ein inneres Zeigen vor sich, wodurch ich “es” mit dem Schmerz verbinde? – “Du wirst doch nicht leugnen,
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ich meine etwas mit diesem Wort in meinem Innern!” – Ich will gar nichts leugnen; z.B. das nicht, daß Du bei dem Wort “es” eine gewisse Bewegung machst, Deine Aufmerksamkeit von gewissen Dingen abziehst u.s.w.; aber in wiefern hilft das dem Gedanken? Welche Verbindung besteht zwischen der Funktion des Gedankenausdrucks & dem Konzentrieren der Aufmerksamkeit auf den Schmerz beim Aussprechen des Wortes “es”?


   
¥
1
¥      Denke, Du habest Schmerzen & hörst zugleich, wie jemand nebenan Klavier spielt. || & zugleich hörst Du, wie nebenan Klavier gestimmt wird. Du sagst: “es wird bald aufhören”. Es ist doch wohl ein Unterschied, ob Du den Schmerz meinst, oder das Klavierspiel || Klavierstimmen! – Freilich; aber worin besteht dieser Unterschied? Ich gebe zu: es wird in vielen Fällen der Meinung eine Richtung der Aufmerksamkeit entsprechen, sowie || so wie auch oft ein Blick, eine Geste, oder ein Schließen der Augen, das man ein ‘Nach-innen-blicken’ nennen könnte.


   
2
      “Ich habe die ganze Zeit
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nur an meinen Schmerz gedacht”, sagt man allerdings, wenn man seine Aufmerksamkeit auf nichts anderes gerichtet hatte. || wenn man nichts anderem seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte.


   
1
     Denke es simuliert Einer Schmerzen & sagt nun: “es wird bald aufhören || nachlassen” – kann man nicht von ihm sagen, er meine den Schmerz, & doch konzentriert er seine Aufmerksamkeit auf keinen Schmerz. – Und wie, wenn ich endlich sage: “er hat schon aufgehört”?


   
2
     (Aber kann man nicht auch so lügen, || : daß || lügen, indem man sagt: “es wird bald aufhören” & den Schmerz meint & || aber auf die Frage “was meinst Du? || was hast Du gemeint? antwortet || die Antwort gibt: “den Lärm im Nebenzimmer”? Gewiß, es gibt auch Fälle, die man so beschreiben wird. In Fällen dieser || solcher Art sagt man etwa: “Ich wollte sagen || antworten: … , habe mir's aber überlegt & geantwortet: …”. || In Fällen dieser Art sagt man etwa: “Ich wollte erst sagen, habe mir's
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aber überlegt & gesagt …”



   
1
     Man kann von einem Gegenstand sprechen, indem man beim Sprechen auf ihn zeigt. Das Zeigen ist hier ein Teil des Sprachspiels. Nun glaubt man, man spreche dadurch von einer Empfindung, daß man seine Aufmerksamkeit beim Sprechen auf sie konzentriert || richtet || Und nun kommt es uns so vor, als sprächen wir von einer Empfindung dadurch, daß wir unsre Aufmerksamkeit beim Sprechen auf sie richten. Aber wo ist die Analogie? Sie liegt offenbar darin, daß Schauen & Horchen als ein Zeigen dienen kann || können. || , daß man durch schauen, & horchen auf etwas zeigen kann. ||       Und nun kommt es uns vor, als spreche man …
     Aber auch auf den Gegenstand zeigen, von dem man spricht, kann ja für das Sprachspiel, für den || die Gedanken, unter Umständen ganz unwesentlich sein.


   
2
     Und auf was zeige ich denn durch die innere Tätigkeit des Horchens? Auf den Laut der mir zu Ohren kommt & auf die Stille, wenn ich nichts höre?
190

     Das Horchen sucht gleichsam einen Gehörseindruck & kann daher auf ihn nicht zeigen, sondern nur auf den Ort, wo es ihn sucht.


   
1
     Wenn die rezeptive Einstellung ein ‘Hinweisen || Zeigen’ (auf etwas) genannt wird, – dann nicht auf das, was wir etwa durch diese Einstellung gewinnen || erhalten. || dann nicht auf den Eindruck, der uns etwa dadurch wird.


   
2
     Denke, ich horchte aufmerksam auf ein Geräusch, das immer leiser wird. Ich sage endlich: “es wird bald ganz aufhören”. Worin bestand es, daß ich mit “es” das Geräusch meinte? Und wie müßte ich es anstellen, in dieser Situation etwas anderes zu meinen? – Was geht mich denn dieses ‘Meinen’ an? Denke doch an die praktische Verwendung des Gedankens, der Sprache! Von welcher Bedeutung könnte die Frage sein, ob ich mit diesem Wort bereits das & das gemeint habe, oder nicht?? Ich sage: “es wird bald aufhören”
191
– nun, wozu mache ich diesen Lärm überhaupt? Was nützt er? Worin liegt sein Interesse (für uns)? Hätte denn diese Lautreihe irgend ein Interesse für uns, wenn sie, ohne (das) Glied einer Sprache zu sein, in diesem einen Fall, mit welcher psychischen Begleitung immer, ausgestoßen worden wäre?


   
1
     Wenn ich in der Beschreibung eines Experiments sage: das & das habe eine halbe Stunde lang zu geschehen, so muß bekannt sein, wonach das Verfließen einer halben Stunde zu beurteilen ist. Und wenn ich sage, es gehöre zu einem || dem Gedanken, daß die & die || diese geistige Einstellung das Wort … begleitet || begleite, so muß klar || bekannt sein, || müssen wir wissen, wie dies || das zu beurteilen ist. || , wie dies beurteilt werden soll.
     Die geistige Einstellung ‘begleitet’ das Wort nicht in demselben Sinne, wie eine Gebärde es begleitet. (Ähnlich, wie Einer allein reisen kann & doch von meinen Wünschen begleitet, & wie ein Raum leer sein kann & doch von Licht durchflossen.)

192



   
1
     Denke, Du telephoniertest mit jemandem & sagst ihm: “dieser Tisch ist zu hoch”, wobei Du mit dem Finger auf den Tisch zeigst – welche Rolle spielt hier dies Zeigen? Kann ich sagen: ich meine den betreffenden Tisch, indem ich auf ihn zeige? Wozu dieses Zeigen, & wozu diese Worte & was sonst sie begleiten mag?!


   
      “Meinen”, könnte man sagen, ist kein Tätigkeitswort.


   
     Das innere Hinblicken auf die Empfindung, welche Verbindung soll es denn zwischen Wort & Empfindung herstellen; wozu soll denn diese Verbindung dienen? Wurde ich || Hat man mich denn das gelehrt, als ich diesen Satz gebrauchen, diesen Gedanken denken lernte || gelernt habe? (Der Gedanke ist ja etwas, was mir gelehrt wurde, || ich lernte – || eine Handlung, die ich lernte, || eine Spielhandlung.)
     Wir lernen allerdings auch || auch dies, unsre Aufmerksamkeit auf Dinge, oder || & auf Empfindungen, zu richten: Wir
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lernen beobachten & die Beobachtung beschreiben. Aber wie wird in diesem Falle meine ‘innere Tätigkeit’ kontrolliert? Wonach wird beurteilt, ob ich wirklich achtgegeben habe? || Aber wie lehrt man mich das || dies; wie wird in diesem Falle …


   
1
     Sagt man z.B.: “Ich habe jetzt eigentlich nicht meinen Schmerz gemeint, ich habe nicht genügend auf ihn achtgegeben”? Frage ich mich: “Was habe ich denn jetzt mit diesem Wort gemeint? Meine || meine Aufmerksamkeit war zwischen meinem Schmerz & dem Lärm geteilt – –.”


   
2
     Das Richten der Aufmerksamkeit greift in den Mechanismus der Gedanken nicht so ein, wie man versucht ist, ( es ) anzunehmen.


   
3
     Wenn ich frage: “Was meinst Du damit, || mit …?”, so frage ich nach einer bestimmten Verbindung. Aber nicht jede Verbindung interessiert mich, & z.B.
194
im allgemeinen nicht die, die darin besteht, daß der Sprecher sich das & das beim Aussprechen des || eines Wortes vorgestellt hat.


   
1
     Warum sollte man diesen Wortausdruck begleitet von diesem seelischen Akt den Gedanken nennen? Haben wir denn gelernt, das diesen Gedanken nennen? Haben wir denn gelernt, die Aussage “ich meine …” so zu gebrauchen? Deuten wir nicht vielmehr nur nachträglich das Verbum als Bezeichnung für diesen Akt?!


   
2
     Mit der Antwort: “Ich habe … … gemeint” schlägt (er) || Wer sagt: “Ich habe … … gemeint” schlägt eine Verbindung, & stellt nicht auf Grund einer Introspektion fest || berichtet nicht auf Grund einer Introspektion, daß die & die || diese Verbindung besteht.


   
3
     Ich habe meinen Schmerz gemeint = Ich habe es mit Hinblick auf meinen Schmerz gesagt.
     Und doch benützen wir “meinen”
195
nicht zur Bezeichnung eines solchen seelischen Aktes.
      Die Bedeutung des Wortes “meinen” geht quasi || gleichsam an diesem Akt vorbei.
     Wenn man das & das meint, tut man || tut, denkt & fühlt man Gewisses. Aber das Verbum “meinen” bedeutet nicht: dies || es tun.


   
1
     Vergleiche mit unserm “meinen” den französischen Ausdruck || die französische Ausdrucksweise: “vouloir dire”. Diese könnte uns verleiten || dazu verführen || führen , darüber nachzudenken, wie man denn eines || etwas sagen wolle, während man etwas anderes sagt. || Diese könnte uns dazu führen, nachzudenken, wie man es mache || es geschehe: etwas sagen zu wollen, während man etwas anderes sagt.


   
2
      “Es wird || Sie werden bald aufhören”. – Du wirst mir doch nicht sagen, daß, wer das sagt, dabei nicht schon meint, was er meint! – Kann Einer, der nicht Deutsch kann, durch die begleitenden seelischen || sie begleitende seelische Vorgänge, diese Lautreihe so meinen? Oder denke, daß sie gar nicht der Satz einer Sprache wäre! – || Kann Einer, der nicht Deutsch kann, diese
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Laute durch seelische Vorgänge, mit denen er sie begleitet, || die sie begleiten, so meinen? Oder denke, daß diese Lautreihe gar nicht der Satz einer Sprache wäre! – || Kann Einer, der nicht Deutsch kann, diese Laute durch sie begleitende seelische Vorgänge so meinen? Oder denke, sie wären || die Lautreihe wäre gar nicht der Satz einer Sprache! –



   
1
     Ich horche auf ein Geräusch & sage: “Welche wunderbare Melodie!” Der Andere: “Ich höre keine Melodie.” – Ich: “Ich meine nicht, was wir da hören, sondern das Lied …” (von dem wir etwa früher geredet hatten).
     Das zeigt nur, kann man sagen, daß meinen nicht horchen ist, – sondern ein anderer spezifischer Vorgang. – Also teilt, wer sagt: “ich habe das Lied … gemeint” dem Andern mit, daß der besondere Vorgang, den man “meinen” nennt (& der allerdings niemandem so ganz bekannt zu sein scheint) in ihm (dem Sprecher) in bezug auf dieses Lied stattgefunden hat. Aber warum teilt er ihm das mit? Ist es || das für den
197
Andern von Interesse? – Ich würde so nicht fragen, wenn sie ein psychologisches Experiment gemacht hätten || dabei gewesen wären ein psychologisches Experiment zu machen. – Sie sprechen auch nicht weiter von dem Vorgang des Meinens sondern von jener Melodie. Wenn meine || die Worte “ich habe … gemeint” eine Mitteilung über diese, recht unklare, Erfahrung || diesen, recht unklaren, seelischen Vorgang waren, so scheint sie jedenfalls für das Gespräch ziemlich irrelevant gewesen zu sein. So irrelevant etwa wie in einer Schachpartie die Mitteilung, daß ich jetzt gerade die eigentümliche Empfindung des Bedrohens des fremden Königs gehabt habe.


   
1
     Die Wahrheit ist: Wenn mir Einer mit den Worten: || , “ich habe das Lied … gemeint”, eine Mitteilung über ein spezifisches || besonderes Erlebnis machen will, so werde ich ihm antworten müssen: “Ich weiß noch nicht, was Du meinst. Beschreib' Dein Erlebnis genauer: Ich kann mir dabei || jetzt noch alles Mögliche vorstellen.”
     Das ist offenbar nicht der Gebrauch, den wir für gewöhnlich von dem Worte “meinen”
198
machen.


   
1
     Introspektion könnte uns doch wenigstens dahin führen, daß wir sehen, daß es jedenfalls mehrere || verschiedene Abarten der seelischen Vorgänge gibt || es gebe jedenfalls mehrere || verschiedene Abarten derjenigen || der seelischen || seelischer Vorgänge, die man ‘Vorgänge des Meinens’ nennen könnte || das Meinen charakterisieren. – Und dann könnte es uns doch wundern || Wunder nehmen, daß || warum uns die Frage: “Sag mir , || : || , wie hast Du das Lied || ihn gemeint so … , oder so || als Du sagtest ‘er wird bald kommen?” uns in den meisten Fällen sehr || äußerst ¤ seltsam berühren würde. || so gänzlich irrelevant erscheinen würde. || unverständlich erscheinen würde. || Und dann könnte es uns doch wundern, daß uns die Frage || die Frage uns in den meisten Fällen seltsam berühren würde: || höchst irrelevant erscheinen würde: “Sag mir, wie hast Du das Lied gemeint – so … , oder so …?” (Ist dieser Fall vergleichbar dem: Es mag interessant sein zu wissen, was ich dem N.N. geschrieben habe; aber wer würde mich z.B. fragen “Wie hast Du das ‘L’ am Anfang dieses Briefs geschrieben?”!)


   
2
      “Der Ausdruck, “den Schmerz meinen”, heißt nicht nur nicht dasselbe wie, || der, “auf den Schmerz achten”, sondern der Gebrauch des ersten || einen ist ganz unähnlich dem Gebrauch des andern || dem Gebrauch des andern ganz unähnlich.


   
1
      “Es wird bald aufhören.” –
199
– “Hast Du den Schmerz gemeint?” – “Ja.” – “Dann werde ich Dir kein schmerzstillendes Pulver mehr geben.” Was interessiert den, der fragt: “Hast Du … gemeint?”? Doch nicht, was im Andern während des Aussprechens der Worte “Es wird …” vorgeht. – Unter anderen Umständen hätte er auch fragen können: “Sag mir, was ist in Dir vorgegangen, als Du das Wort … aussprachst?” Aber die Antwort darauf wäre nie: “ich habe … gemeint”! Sondern sie wäre viel weniger einfach, || & viel weniger klar.


   
1
     Denke, zwei Leute machen ein Experiment; der eine hat eine Quecksilbersäule zu beobachten; er sagt zum Andern: “es steigt”, oder “es steigt noch immer”, oder “jetzt fällt es”; er meint dabei das Quecksilber. Wie geht das vor sich? Er beobachtet & spricht. – Gesetzt, er sagt dabei wieder einmal “es steigt”, & er meint nun etwas anderes – etwa, sein Selbstbewußtsein. Wie kann er das anfangen? D.h.: was würden wir unter solchen Umständen “sein Selbstbewußtsein meinen” nennen? – Etwa dies: Er sagte zu sich selbst den Satz: “Mein Selbstbewußtsein war bedenklich
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gesunken, aber nun || jetzt steigt es” & die letzten Worte sprach er laut aus.


   
1
      “Hat er nun die Quecksilbersäule dadurch gemeint, daß er sie beobachtete?” Daß er sie gemeint hat, lag in dem ganzen Spiel, das || welches gespielt wurde.


   
2
     Das Konzentrieren der Aufmerksamkeit auf meine Empfindung entspricht, im Sprachspiel, einem Beobachten, nicht einem Zeigen.


   
3
     Man könnte auch fragen: Hat also der Satz: || , “Das Geräusch wird immer leiser”, einen sich fortwährend || ständig ändernden Sinn, weil das Geräusch sich ändert? – Und das zeigt, daß es nicht ohne weiteres klar ist, worauf ich ‘innerlich bei diesen Worten zeige’.


   
4
      “Was ging da vor, als Du mit diesem Wort … meintest?”
201

      “Was ging da vor, als in dieser Rechnung ‘z’ tang α bedeutete?“


   
1
     Anderseits: “Als Du vorhin fluchtest, hast Du es wirklich gemeint?” heißt etwa soviel wie: “Warst Du dabei wirklich ärgerlich?” Und die Antwort kann auf Grund einer Introspektion gegeben werden & ist oft von der Art: “Ich habe es nicht sehr ernst gemeint”, “Ich habe es halb im Scherz gemeint”, etc.; hier gibt es Gradunterschiede.
     Und man sagt allerdings auch: “Ich habe bei diesem Wort halb & halb an ihn gedacht”.


   
2
      “Ich meine mit diesem Wort …” möchte man vergleichen mit “Mir schwebt bei diesem Wort … vor”. Aber man gibt dem Wort “meinen” damit eine falsche grammatische Deutung.


   
3
     Untersuche diesen Fall: “Als Du vorhin sagtest: ‘es wird bald aufhören’ – hast Du Deinen Schmerz gemeint,
202
oder den Lärm?” – “Ich weiß nicht mehr, was ich gemeint habe.”


   
1
     Lernt er den Gebrauch von “ich habe …”, indem man ihm sagt: wenn diese Person Schmerzen hat, dann mußt Du sagen “ich habe …”? – Warum nicht? Es kommt nur darauf an, wie die Worte “diese Person” zu gebrauchen sind, wonach ihre Identität zu bestimmen ist.


   
2
     Jeder solche Grund || Jede solche Begründung [Ersetzen eines Ausdrucks || einer Ausdrucksweise durch eine andere] ist zweideutig.


   
3
     Es kann Einer doch sagen: “Das sehe ich jetzt rot, aber gestern hab ich es || Diesen Gegenstand sehe ich jetzt rot, aber gestern hab ich ihn grün gesehen”, & unter Umständen, z.B. wenn wir eine physiologische Erklärung dafür haben, werden wir diese Aussage gelten lassen. – Wenn aber Einer immer wieder solche Aussagen machte, || er erinnere sich das gestern anders gesehen zu haben, || ohne daß sonst etwas für solche Aussagen spräche,
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da würden wir endlich von dem Ausdruck “er erinnert sich …” übergehen zum Ausdruck: “er sagt, er erinnert sich …”. Und wir würden etwa hinzusetzen: “aber was das eigentlich heißt, weiß ich nicht”.
Wenn nun jemand sagte || erwiderte: “Nun, er hat eben die Erlebnisse, die || das bestimmte Erlebnis, das wir ‘Erinnerungserlebnisse’ || ‘Erinnerungserlebnis’ nennen” – so wären wir hier plötzlich geneigt, das als eine irrelevante Bemerkung beiseite zu schieben; wir wüßten mit der Idee des || dieses inneren Erlebnisses nun nichts anzufangen, & wir sind geneigt, sie fallen zu lassen.
      Es wird hier plötzlich müßig von ‘einem bestimmten Erlebnis’ zu sprechen. (James' Zitat aus Ballard.)

   
1
     Nimm einmal ein Erlebnis, was Du “Erinnerungserlebnis” nennen würdest – – Um Dir vor die Seele zu rufen, was Du so nennst, erinnerst Du Dich etwa eines Geschehnisses vom vergangenen Tag. Ja, nun weißt Du also, was “Erinnerungserlebnis” heißt. Aber weißt Du es denn gewiß – ist es nicht möglich, daß Dir morgen ein ganz anderes inneres Erlebnis einfällt, wenn Du versuchst, Dir vor die Seele zu rufen,
204
was mit diesem Wort benannt wird? Du wirst Dir dieses Erlebnis also besehen, & beschreiben, worin es besteht. Da wirst Du sehen, daß es verschiedenerlei ‘Erinnerungserlebnisse’ gibt & ihre Beschreibung wird etwa darin bestehen, daß Du die Worte angibst, die man in diesem Fall zu sagen geneigt ist, die Gebärde, Miene, die man macht, das Bild, was uns vorschwebt. – Nimm nun irgend ein solches Erlebnis & frage Dich, ob Du es unter allen Umständen “Erinnerungserlebnis” nennen würdest. Ich erinnere mich, N. in seinem Zimmer gesehen zu haben, ich sehe ihn vor mir, an seinem Schreibtisch sitzen: Ist dies Erinnerungsbild von andrer Art, als irgend ein Bild meiner Phantasie? Könnten die Lautreihen: “ich erinnere mich …” in einer andern Sprache nicht etwas ganz Anderes bedeuten?

   
1
(Ƒ) Würden wir es Sprachspiel nennen, wenn jener Mensch beim Betrachten der Zeichen
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seines Tagebuchs beliebige Zeichnungen entwürfe? – Aber würde das kein seelisches Erlebnis bedeuten? Und warum soll das nicht Sprache sein, wohl aber, was mit einer andern Art von Erlebnissen verknüpft ist? Wenn jene Bilder || Zeichnungen || dieses Zeichnen || jenes Zeichnen nun erinnerungsbetont wäre (was immer das heißen mag) wie wird es dadurch für uns wichtiger?


   
1
     Der Zahnarzt fragt: “Haben Sie hier Schmerzen?” Der Patient: “Ich habe gar nichts – Au weh!”


   
2
      “Es gibt doch eine subjektive Regelmäßigkeit, eine Regelmäßigkeit, die nur für mich existiert.” – D.h.: wir verwenden das Wort “Regelmäßigkeit” manchmal so in Sätzen || so: jemand stelle sich eine Regelmäßigkeit vor; er sehe etwas regelmäßig; es || etwas scheine ihm regelmäßig usf.. Aber das heißt nun nicht: er hat ein Objekt vor sich, – das || , daß er ein Objekt vor sich hat, – das keiner von uns kennt & er “Regelmäßigkeit” nennt. || mit dem Wort “Regelmäßigkeit” bezeichnet. Spielt er
206
außer dem Spiel, was || welches ich sehe noch eins mit sich selbst, wovon ich nichts weiß, so weiß ich auch nicht, ob es ein ‘Spiel’ zu nennen ist. Spricht er außer der öffentlichen Sprache mit sich selbst noch eine private, von der ich nichts weiß, warum sage ich, es sei eine Sprache?
     D.h.: Wir gebrauchen das Bild vom ‘privaten Objekt’, welches nur er & kein Andrer sehen kann. Es ist ein Bild – werde Dir klar darüber! Und nun liegt es im Wesen dieses Bildes, daß wir noch weitere Annahmen über dies Objekt, & was er damit tut, machen; es genügt uns nicht zu sagen: Er hat ein privates Etwas & tut etwas damit.
     Er beschreibt uns z.B. einen Traum & wir sagen, || : er sieht ein Bild vor sich & beschreibt es uns. Aber dann meinen wir doch mit dem ‘Bild’, was wir gewöhnlich so nennen, wenn auch Mehrere das Bild sehen können. Aber vielleicht sagst Du: “Nein, ich meine kein materielles Bild, sondern nur den Gesichtseindruck eines solchen Bildes.” – Aber dann hätte es ja wieder keinen Sinn statt dieses Ausdrucks den Ausdruck “Bild,
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welches nur er sehen kann” zu gebrauchen. Das Vorstellungsbild ist das Bild, das beschrieben wird, wenn man || Einer die Vorstellung beschreibt. Nein, wir gebrauchen hier das Gleichnis (Bild) eines ‘materiellen’ Bildes, etwas desjenigen, welches wir nach seiner Beschreibung herstellen könnten.


   
1
     Freilich, wenn das Wasser im Topf kocht, so steigt der Dampf aus dem Topf & auch das Bild des Dampfes aus dem Bild des Topfes. Aber wie, wenn man sagen wollte, im Bild des Topfes müsse auch etwas kochen?


   
2
     Sagen wir nun aber: “wir wissen natürlich nicht eigentlich, wie sein Bild aussieht”, so machen wir dadurch unsre Annahme wieder zu nichte & man kann fragen: Wenn Du also gar nicht weißt, was er vor sich hat, mit welchem Rechte nennst Du es “Bild”? Wenn es z.B. eine Fläche mit (ganz) beliebigen Farbflecken wäre, hättest Du dann noch ein Recht, zu sagen: er beschriebe uns diesen Komplex mit seinen Worten?
     Wenn Du sagst, er sähe ein
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privates Bild vor sich, so mußt Du nun von außen hinein arbeiten. (D.h.,) Du mußt innen || im Innern etwas annehmen: || zur Erklärung oder || richtiger , || || , zur Darstellung || des Äußern; tust Du das nicht, so verliert Deine Annahme jeden Sinn. || D.h., Du mußt innen das annehmen, was uns das Äußere erklärt || eine Erklärung des Äußern abgibt; tust Du das nicht, so verliert Deine Annahme jeden Sinn. Freilich, Du siehst sie || das nicht als Annahme, es schwebt || kommt uns vor, die Sprache sagt es.
      “Er hat ein privates Objekt. Weiter wissen wir aber nichts darüber.” – Aber was wissen wir denn, wenn wir das wissen? –


   
1
     Die Ausdrucksweise unserer Sprache legt das Bild nahe, oder macht Gebrauch von dem Bild, des Objekts, welches nur mir allein zugehört. – Bedenke, daß man den gleichen Übergang von einem Bild der Sprache zum andern zu verschiedenen Zwecken machen kann. || Bedenke, daß man den Übergang von einem Bild zum andern in der Sprache, den gleichen Übergang, zu verschiedenen Zwecken machen kann. (Man
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geht von einer || dieser Hypothese zur andern über. || will z.B. mit ihm von einer || dieser Hypothese zu einer || zur andern übergehn; oder man will die gleiche Hypothese anders ausdrücken.)


   
1
     Was wäre dagegen zu sagen, daß das “u” ein doppeltes i ist (‘die Punkte läßt man aus’), & daß eben so ein Doppel-i || doppeltes “i” anders ausgesprochen wird, als ein einfaches || das einfache? || wird?
     Sagt man nun eigentlich etwas vom “u” aus, wenn || indem man sagt, es sei ein Doppel-i, ohne (damit) etwas || wenn man damit nichts über die Geschichte des Buchstaben “u”, oder seine Aussprache behaupten zu wollen? || sagen will?


   
2
     Wenn Du sagst, er sähe ein privates Bild vor sich, das er beschreibe, so hast Du immerhin eine Annahme gemacht über das, was er vor sich hat. Und das heißt, daß Du es näher beschreiben kannst, oder beschreibst. Gibst Du zu, daß Du gar keine Ahnung hast, von welcher Art, was er vor sich hat, sein könnte, – was verführt Dich dann dennoch, zu sagen, er habe etwas vor
210
sich? Ist das nicht, als sagtest Du von Einem: Er hat etwas – aber ob es Geld, oder eine Schuld, oder eine leere Kasse ist, weiß ich nicht.


   
1
     Ist es nicht so, daß Du Dir zuerst von dem, was er vor sich hat eine bestimmte Vorstellung machst, – sie dann für grundlos erklärst, – aber nun dennoch (daran) festhältst, er habe etwas vor sich?


   
2
     Woher die Idee, daß Einer ein privates Bild vor sich hat? – “Nun, daher, daß ich eines habe!” – Aber hast Du denn ein Bild vor Dir? Das sagst Du ja nur! Und es ist so wenig & so viel Grund, diese Wendung in Deinem Fall zu gebrauchen, wie in dem des Andern.
      “Aber ich stelle mir doch z.B. etwas lebhaft vor, sehe es also vor mir & der Andre, der neben mir steht, sieht es nicht, also gehört es mir allein zu.” – Aber es ist ja (nur) eine Metapher, zu sagen, Du sähest etwas “vor Dir”, oder “in Dir”, das Gleichnis vom ‘innern Auge’. Und
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wenn sich der Andre dasselbe vorstellt, warum sollst Du nicht sagen, er habe dasselbe vor sich? – “Er kann doch nicht die identischen Schmerzen haben, die ich habe!” – Warum nicht? Was ist das Kriterium der Identität? Und wie ist es: Kann er sie nur nicht mit Dir zugleich haben, wohl aber, || aber dann, wenn Du sie abgelegt hast; oder kann er das überhaupt nie haben? (Seltsam, was man sich doch für Vorstellungen macht!)
“Aber wenn ich mir etwas vorstelle, oder auch wirkliche Gegenstände sähe, so habe ich doch etwas, was mein Nachbar nicht hat.” – Ich verstehe Dich. Du willst um Dich schauen & sagen: “Nur ich habe doch dieses.” – Aber wozu diese Worte? sie taugen zu nichts. – Ja, kannst Du nicht auch sagen: “Es ist hier von einem ‘Sehen’ (& daher auch von einem ‘Haben’) & von einem Subjekt, also auch vom Ich, nicht die Rede”? Könnte ich Dir nicht sagen || Dich nicht fragen: Das, wovon Du redest & sagst, nur Du habest es – inwiefern hast Du es denn? Besitzt Du es? Du siehst es nicht einmal. Ja müßtest Du nicht davon sagen: niemand habe es? Es ist ja auch klar:
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wenn Du logisch ausschließt, daß ein Andrer etwas hat, so verliert es auch seinen Sinn zu sagen, Du habest es.
     Aber was ist dann das, wovon Du redest? Ich sagte ja: ich wisse in meinem Innern, wovon Du redest. Aber das hieß (nun) nicht, ich könne den Gegenstand zeigen, von dem Du gesprochen hast; aber ich weiß, wie Du diesen Gegenstand aufzufassen, zu sehen, wie Du ihn sozusagen durch Blick und Gesten zu bezeichnen meintest. Ich weiß, in welcher Weise man in diesem Fall vor sich & um sich schaut, & anderes. – Ich glaube, man kann sagen: Du redest (wenn Du z.B. im Zimmer sitzt) von dem ‘visuellen Zimmer’. Das, was keinen Besitzer hat, ist das ‘visuelle Zimmer’. Ich kann es sowenig besitzen, als ich darin herumgehen, oder es anschauen, oder darauf zeigen kann. Es gehört in sofern nicht mir an, als es niemand anderm angehören kann; oder: es gehört insofern nicht mir an, als ich (ja) darauf die gleiche Ausdrucksform verwenden will, wie (z.B.) auf das materielle Zimmer selbst, in dem ich sitze. Dieses kann
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doch beschrieben werden, ohne daß dabei von einem Besitzen des Zimmers die Rede wäre. Und es ist doch auch ganz gut möglich, daß das Zimmer keinen Besitzer hat. Dann aber kann das visuelle Zimmer keinen Besitzer haben. “Denn es hat keinen Herrn außer sich & keinen in sich” – könnte man sagen. Denk' Dir doch ein Landschaftsbild, etwa eine Phantasielandschaft, & in ihr ein Haus – & jemand fragt || fragte: “wem gehört das Haus?” (Es könnte übrigens die Antwort sein: “Dem Bauer, der auf der Bank vor der Haustür || dem Haustor sitzt” || . – Aber dieser || der Bauer kann sein Haus dann, z.B., nicht betreten || benützen.)


   
1
     – “Ich sage zwar: ‘ich || Du willst sagen: ‘ich habe jetzt die & die Vorstellung’, aber die Worte ‘ich habe’ sind nur ein Zeichen für den Andern; die Vorstellungswelt ist ganz in der Beschreibung der Vorstellung dargestellt.” – Du meinst, “Ich habe” ist mehr wie: “Jetzt Achtung!”. Du bist geneigt, zu sagen, es sollte eigentlich anders ausgedrückt werden. Etwa einfach, indem man mit der Hand ein Zeichen gibt
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& dann beschreibt. – Wenn man, wie hier, mit den Ausdrücken unsrer gewöhnlichen Sprache (die doch ihre Schuldigkeit tun) nicht einverstanden ist, so sitzt uns ein Bild im Kopf, das || ist ein Bild da, das mit dem der gewöhnlichen Ausdrucksweise streitet. Während wir versucht sind, zu sagen, unsre Ausdrucksweise beschreibe die Tatsachen nicht so, wie sie wirklich sind. – Als ob (z.B.) der Satz “er hat Schmerzen” noch auf andre Weise falsch sein könnte, als dadurch, daß er || dieser Mensch nicht || keine Schmerzen hat. Man will also etwa sagen: “er hat eigentlich nicht Schmerzen” – ohne damit sagen zu wollen, daß er nicht || keine Schmerzen habe. Als sage die Ausdrucksform etwas Falsches, obwohl der Satz, zur Not, etwas Richtiges behauptet.
     Denn so sehen ja die Streitigkeiten zwischen Idealisten, Solipsisten & Realisten aus. Die einen greifen die normale Sprache an, als griffen sie eine Behauptung an; die andern verteidigen sie, als konstatierten sie offenbare Fakten, die jeder vernünftige Mensch anerkennt. || Fakten der gesunden Vernunft. || … sie Tatsachen, die jeder vernünftige Mensch zugibt.

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      Es ist richtig, wenn auch paradox zu sagen: “‘Ich’ bezeichnet keine Person”.



   
1
     Wenn ich den Gebrauch des Wortes “Ich” beschreiben will || :, genügt es, wenn ich beschreibe, wie die Personen A, B, C, usw. das Wort verwenden – oder muß ich auch sagen, wie ich es verwende? Wird also in der Beschreibung des Sprachspiels das Wort “ich” auch in dieser Weise vorkommen? – “Ja, willst Du denn sagen, daß Du, L.W., eine besondere Verwendung für dieses Wort hast?” – Nein; aber ich wollte auch nicht sagen: “ich, L.W.”, sondern bloß “ich”. ‒ ‒ Diesen Streich kann uns dieses Wort spielen.


   
2
      “Wenn ich Schmerzen habe, so sind doch da einfach Schmerzen, & von einer Person ist überhaupt nicht die Rede.” || kommt nichts vor.” – Du möchtest also einfach sagen: “Schmerzen!” – dies || !”. Dies beschreibt – würdest Du sagen – das ganze Faktum. Aber, erstens, ist das eine Beschreibung? & zweitens, wozu ist sie nütze? || kann || soll sie dienen? Du vergleichst offenbar die Situation der, in welcher Du eine Beschreibung zu geben hast. || : Die Vorstellung ist eine Welt, die beschrieben
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werden soll; wie (etwa) die Erde || etwa Amerika in einem Geographiebuch beschrieben wird. Die Beschreibung könnte auch von einem Grammophon gesprochen werden. – Inwiefern ist aber die Äußerung der Schmerzen || aber das Wort “Schmerz!” || der Ausdruck des Schmerzes aber eine Beschreibung einer Welt; & wozu soll sie dienen? || & wozu ist sie || diese Beschreibung nütze?


   
1
     Denke Dir zwei || diese Beschreibungen. In einer || der einen heißt es || Die eine sagt : an dem & dem Ort der Erde steht ein Haus, das so & so aussieht, so eingerichtet ist, etc. Die andre || In der andern: “Es war einmal ein reicher Mann, der lebte in einem Haus …” (& nun folgt die Beschreibung)” || (nun folgt die Beschreibung). Oder ich sage: “Denken wir uns ein Haus, welches …”. Die Verwendung dieser Beschreibungen ist nicht die gleiche || jeder dieser Beschreibungen ist eine andere. (Wie, wenn Einer sagte: die Beschreibung des Hauses ist eigentlich alles worauf es ankommt; das Übrige sei ein Wink für den, der sie hört?)
      Es ist eine falsche Vergleichung, die uns irreführt. || Es ist ein Vergleich,
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der uns irreführt.



   
1
     Oder eigentlich, hundert irreführende Vergleichungen scheinen sich hier zu treffen: Man nimmt etwas für eine hinweisende Erklärung, was keine ist; & etwas für Beschreibung, was keine Beschreibung ist; & etwas für einen Eigennamen, was keiner || kein Eigenname ist; & etwas für ein Wissen, was keines || kein Wissen ist. || keines ist.


   
2
     Vorsichtig, wie auf brüchigem Eis muß man vorwärts gehen; überall nach der Verwendung fragen, nirgends dem Schein des Ausdrucks trauen. Denn jeder der geläufigen Ausdrücke legt eine andere als die tatsächliche Verwendung nahe.


   
3
     Hundert irreleitende Bilder kommen hier zusammen, & das macht die Schwierigkeit der philosophischen Situation aus. Wohin wir treten, wankt wieder der Boden. Die ‘großen’, schwierigen Probleme der Philosophie sind es nicht etwa
218
dadurch, daß hier ein unerhört subtiler & geheimnisvoller Sachverhalt ist, den wir erforschen sollen, sondern dadurch, daß sich an dieser Stelle eine große Menge von irreführenden Ausdrucksformen kreuzen || treffen.


   
1
     Warum sagte ich: || , das “ich habe” sei nur für den Andern? – Das heißt doch: nicht für mich, der die eigene Vorstellung beschreibt. Und das soll doch heißen: ich brauche diesen Hinweis nicht – also wohl: ich wisse, daß es meine Vorstellung ist. – – Ich sehe es für allzu selbstverständlich an, daß mir diese ‘Beschreibung’ (irgend) etwas für mich bedeutet. || mir etwas bedeutet. Inwiefern ist sie nicht bloß ein Lärm, der eine Vorstellung begleitet? D.h.: was kann denn ich mit ihr machen?


   
2
      “Was kann er mehr wissen, als, || : wie es sich verhält? Und das erfährt er durch die Beschreibung der Vorstellung.” Hier wird diese Beschreibung aufgefaßt, als die Beschreibung eines
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Universums, einer Welt.
     Tatsächlich, erhält er eine Beschreibung, so kann er mit ihr noch sehr verschiedenerlei || Verschiedenes anfangen. Das “ich habe” läßt sich (etwa) (mit) einem Orientierungspfeil auf einer Landkarte vergleichen. Und der gehört doch auch zur Landkarte. (Obschon man sagen könnte: nicht zur Karte, als Bild.)


   
1
     Es ist wohl wahr, daß er mit der Beschreibung meines Gesichtsbilds eine vollständige Beschreibung erhält, – denn das “ich habe” fügt ja der Beschreibung nichts hinzu.
     Aber wir wollen sagen: “Was kann er mehr haben, als eine vollständige Beschreibung!” – & wir vergessen, daß, was wir “Beschreibung” nennen, verschiedene Stellen im Sprachspiel einnehmen kann.
     Wir verwundern uns nicht darüber, daß die Beschreibung einer Landschaft andere Anwendungsmöglichkeiten || eine neue Anwendungsmöglichkeit erhält, wenn wir ihr einen || den Hinweis beifügen || hinzufügen: diese Landschaft liege dort & dort; so
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& so gelange man dorthin. || könne man dorthin gelangen. – Die Beschreibung des Gesichtsbildes aber ist in einem andern Fall, denn sie beschreibt – möchten wir sagen – eine Welt; || & zwar, weil das Gesichtsbild an nichts grenzt.


   
2
     Wir können zu keiner Lösung der philosophischen Schwierigkeit kommen, ehe wir nicht das Blut, sozusagen, von den Sätzen, die uns gefangen halten, abziehen; indem wir unsre Aufmerksamkeit darauf richten, woher wir denn diese Darstellungsart genommen haben; also auf das, was uns zum Modell für sie gedient hatte.


   
2
     Auf eine neue Möglichkeit kommen, wie etwas hat geschehen können, ist auch eine Entdeckung. Und darum meint man oft, man habe den wirklichen Sachverhalt entdeckt, wenn man nur eine neue Möglichkeit gefunden hat, wie es sich hat || hätte verhalten können. || gefunden hat: wie es sich zugetragen haben || zutragen könnte. || : || , wie es sich auch verhalten konnte. (Darwins Theorie.)
221



   
1
     Du denkst, Du mußt doch wohl ein Kleid weben: weil Du vor einem (zwar || allerdings || wenngleich leeren) Webstuhl sitzt & die Bewegungen des Webens machst.


   
2
     Man könnte auch sagen: der Besitzer des visuellen Zimmers müßte doch wesensgleich mit ihm sein; || , aber er befindet sich nicht in ihm, noch gibt es ein Außen.


   
3
      “Das visuelle Zimmer hat keinen Besitzer” heißt soviel als: es hat keinen Nachbar.


   
4
     Was der, der gleichsam das ‘visuelle Zimmer’ entdeckt zu haben schien, – was der gefunden hatte, war eine neue Ausdrucksform || Sprechweise, ein neuer Vergleich; & man könnte auch sagen, eine neue Empfindung.


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1
     Denke Dir, jemand, der auf die Sonne schaut, hätte plötzlich die Empfindung, daß nicht sie sich bewegt, – daß || sondern wir an ihr vorüberziehen. Nun will er sagen, er habe einen neuen Bewegungszustand gesehen, in dem wir uns befinden; & denke, er macht nun Gebärden, welche || die zeigen sollen || , er zeigt nun, durch Gebärden, welche Bewegung er meint, & daß es nicht die der Sonne ist. – Wir hätten es hier mit zwei verschiedenen Anwendungen des Wortes “Bewegung” zu tun.


   
2
     Du deutest die neue Auffassung als (das) Sehen eines neuen Gegenstandes. Du deutest eine grammatische Bewegung, die Du machst || gemacht hast – als quasi-physikalische Erscheinung, die Du entdeckst || beobachtest . (Denke z.B. an die Frage: “Sind Sinnesdaten der Baustoff des Universums?”)
     Aber es ist nicht einwandfrei sich so auszudrücken: || mein Ausdruck ist nicht einwandfrei: Du habest eine ‘grammatische’ Bewegung gemacht. Du hast vor allem eine neue Auffassung gefunden. So, als hättest Du eine
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neue Malweise erfunden; aber || oder auch, ein neues Metrum, oder eine neue Art der Gesänge. –


   
1
     Man kann doch einen Spiegel besitzen; besitzt man dann auch das Spiegelbild, was || das sich in ihm zeigt?
[Anwendung?]


   
2
      “Man sollte eigentlich sagen: …” – Warum soll man eigentlich einen andern Ausdruck gebrauchen || ; wenn dieser || der gewöhnliche es || wenn's dieser auch tut? Doch darum, weil uns das Bild, das in unserm gewöhnlichen Ausdruck enthalten ist || liegt (jetzt) nicht paßt; weil wir, aus irgendwelchen Gründen, eine andere Ausdrucksform || Auffassung anstreben; aber nicht darum, weil dieser || der andre Ausdruck nun das Faktum (richtiger,) zutreffender, beschreibt.


   
3
      “Sätze dienen ja dazu, zu beschreiben, wie sich alles verhält”, denken wir. Der Satz als Bild. Und das ist recht schön, aber es gibt doch Stilleben, Portraits, Landschaftsbilder, mythologische Darstellungen,
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Ornamente || Ornamentik || Linienornamente, Landkarten, Diagramme, etc., etc..


   
1
     Eine Schachpartie im Kopf spielen. – Ein Tennismatch || Fußballmatch im Kopf spielen. –
     Sich selbst zum Geburtstag etwas schenken. – Sich selbst ein Haus abkaufen || verkaufen.


   
2
     Wie machen wir es denn, das ‘visuelle Zimmer’ zu sehen; ich meine das, was eine Welt ist & keinem Subjekt gehört?
     Denn eben darum denken wir ja, wir entdeckten es, weil wir uns seiner nicht immer bewußt sind. – Einerseits sehe ich da natürlich alles ganz || so wie gewöhnlich || alles, wie ich es auch || was ich auch sonst sehe; ich schaue umher, auch auf meinen Körper, denke: “ich kann meine Augen nicht sehen” – – Aber es gibt ja wohl alle möglichen solcher Arten meine Umgebung zu sehen.
     Ich kann mir z.B. ‘vorstellen’, alle Körper || Gegenstände, die ich sehe, seien aus bemaltem Papier & körperlich nur auf der Seite, die mir jetzt zugewendet ist.
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     Und worin besteht es denn: die Dinge so & so & so sehen? – Manchmal teils darin, daß man den Blick ruhen oder wandern läßt & darin, wie er wandert; || , oder darin, daß man ganz Auge ist, & in dem, was wir dabei sagen, & nicht sagen; in Gesten, die wir machen; & vielem andern.
     Manchen solchen Eindruck || dieser Eindrücke erhalten wir ¤ nur || erhält man nur, wenn man auf einen Fleck starrt; manchen nur, wenn alle Gegenstände um uns in Ruhe sind, nicht, wenn sich etwas bewegt; manchen wohl nur im Zimmer, wenn alle Entfernungen klein sind; & wenn die Menschen immer im Freien philosophierten, würden sie auf manche Gedanken nicht kommen.
      Man kann sagen: wenn wir philosophieren, feiert nicht nur unsre Sprache, sondern auch unser Blick. Denn während ich den Ofen heize, sehe ich ihn anders, als wenn ich beim Philosophieren auf ihn starre; || denke ich nicht an den ‘visuellen Ofen’, das Sinnesdatum, etc.
     Ein Philosoph, der beim Philosophieren immer ein Auge zudrückte,
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könnte von andern Anschauungen eher gefangen werden, als der, welcher immer mit beiden schaut.


   
1
     Wer sagt, man || er könne nicht zweimal in den gleichen Fluß steigen, kann nur unter sehr besonderen Umständen so empfinden; d.h., nur unter besonderen || diesen Umständen versucht sein, es zu sagen. || steigen, kann nur unter besonderen Umständen so empfinden; d.h., nur unter ganz bestimmten Umständen versucht sein, dies zu sagen.


   
2
     Die verschiedenen Stellen, die ein Bild in einer Theorie einnehmen kann (oder in einem Sprachspiel überhaupt) – – die verschiedenen Stellen, an denen ein algebraisches Bild, – (sagen wir √x² + y² + z²), – in einem mathematischen Ausdruck stehen kann. Ich glaube, daß man den ersten Fall || das erste durch das zweite veranschaulichen kann. Wenn man nur || Wer wohl weiß, daß diese Wurzel in dem || diesem Ausdruck eine Rolle
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spielt, aber nicht, ob sie in ihm (der) Potenz-Exponent ist, oder zu einer Potenz erhoben wird, ob sie über oder unter dem Bruchstrich steht, der weiß eigentlich noch garnichts.


   
1
     Die || Zur Diskussion über den Tagebuchschreiber. Das Seltsame, daß es nicht ganz klar zu sein scheint, was damit gemeint ist, wenn man sagt, er sehe, habe, Vorstellungsbilder( vor sich), wenn er das || sein Tagebuch wieder liest. Woher dies? Es scheint, als mache ich einen Fehler, wenn ich so ohne weiteres davon spreche, er habe (oder habe vielleicht) Vorstellungsbilder. – Mir kommt als erstes in den Sinn, daß ich ja auch von einem Tisch nicht ohne weiteres annehmen kann er habe Vorstellungen. Und wenn Einer sagte: “Ja, weil Du vom Tisch nicht annimmst, er hat eine Seele”, so frage ich: warum kann ich das nicht annehmen? Was hindert mich daran? Es muß doch wohl Gestalt & Benehmen sein. D.h.: die Handlungen sind
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wohl das Kriterium dafür, ob etwas ‘Seele hat’. – Sagte ich: “Stelle Dir vor, daß dieser Tisch jetzt ein Bild vor sich sieht” – so wüßtest Du nicht recht, wie Du ein ‘Bild’ auf den Tisch applizieren sollest. Warum geht es denn aber, wenn Du statt dessen einen Menschen vor Dir hast? – Da siehst Du z.B. vor allem nicht auf seine Füße, oder seinen Bauch, wenn Du Dir vorstellen willst, er sehe ein Bild vor sich; sondern auf seinen Kopf. Sage, was Du willst – Du meinst, die Idee || das Bild sei || ist in seinem Kopf. Und man erkennt, daß sie || es da ist, aus seinem Gesichtsausdruck – auch Haltung, etc.. Das ist das Bild, das || welches || die Metapher, die Du gebrauchst; aber was ist seine || ihre Anwendung? || – Du meinst, die Idee ist in seinem Kopf. Und man erkennt, daß sie da ist, aus seinem Gesichtsausdruck – auch Haltung, etc.. Das ist das Bild, was Du gebrauchst; aber was ist seine Anwendung?
     Es ist also richtig: ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Tisch ein Bild vor sich sieht (man könnte sehr wohl auch sagen: || , “mit welchem Teil”) – wohl aber, wie ein Mensch dies tut. – Und man wird auch gegen jeden Einwand sagen:
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“Ich kann mir doch denken, daß dieser Mensch ein Bild vor sich sieht!”. D.h. vor allem: Du kannst es sagen, & es ist ein alt eingesessener deutscher Satz, mit dem Du – für gewöhnlich – wohl umgehen kannst. Aber wir empfinden für gewöhnlich auch keine Schwierigkeit darin, zu sagen: “ich nehme an, er stellt sich dabei … vor”. Wir kommen nämlich dann gar nicht dahin, uns zu fragen, wie denn ein Zustand des Geistes, wie eine Vorstellung an dem Menschen, gleichsam, haftet, sondern || . Sondern wir arbeiten mit unserm Ausdruck. (Wir nehmen Geld ein, || & geben es wieder aus – aber wir starren nicht auf eine Banknote & trachten den Wert, der ja an ihr irgendwie haftet, zu sehen.) Und das nicht, weil wir dann gedankenlos sind – sondern weil wir denken, || aber keinen gedanklichen Krampf haben. || ohne aber einen … zu haben.


   
1
     Wenn ich also fühle: ich wisse nicht so recht, was ich damit meine: jener Mann sehe Bilder vor sich – obwohl ich doch anderseits
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sagen möchte, daß ich sehr wohl verstehe, was das heißt – so ist es, weil ich meine Aussage nicht recht anzuwenden weiß. Und daher das Gefühl, als wüßte ich nicht, wie die Vorstellungen an diesem Mann haften. Sie haften nämlich an dem, was Einer sagt & tut (an seinen Handlungen).


   
1
     Die Ursache ist oft der Blitzableiter, der den Tatsachen ihre Kraft nimmt.
     Man sagt: “das kommt daher, daß …”, & hat die Kraft von der Tatsache abgeleitet. (Man könnte oft sagen, man habe die Tatsache geerdet.)


   
2
      “Die Zeit ist überall im ganzen Raum.”
     Um zu zeigen, daß es so ist, stelle ich mich irgendwo hin & mache eine Geste, die das Verfließen andeutet. Und sage zum Andern: Du siehst, die Zeit verfließt. –” Und ist es nicht, als sähe, oder fühlte, ich es wirklich? Ist
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das nicht merkwürdig! Was nehme ich denn wahr? Etwa eine Handbewegung & was sonst gerade vorgeht, & doch möchte ich sagen, ich sei mir jetzt des Verlaufs der Zeit bewußt. Ich bin mir aber eines Bildes bewußt, das die Worte “Verfließen der Zeit” herauf bringt.


   
1
     Wenn er eine gewisse Erscheinung am Himmel sieht, macht er ein Kreuz in's Tagebuch. – Das ist die Beschreibung eines Sprachspiels. Hier stellen wir uns bestimmte || gewisse Umstände vor; einen Menschen, dessen Zuverlässigkeit auf normale || in der normalen Weise || , in normaler Weise, erprobt worden ist.
     Nun sehe ich von den || diesen gewohnten Umständen ab & betrachte nur mehr das subjektive Sprachspiel. Er macht jetzt ein Kreuz ins Tagebuch, wenn er jene Erscheinungen ‘zu sehen glaubt’. Und dies nehme ich an; denn ich habe weiter kein Anzeichen dafür, daß er die Erscheinung zu sehen glaubt.
     Dann aber nehme ich an, daß dort etwas vorgeht, wo niemand
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hinsieht.


   
1
      “Blind ist der, der nicht sieht; wie immer man dies feststellen mag & ob es jemand weiß, oder nicht.” Aber so wird das Wort “blind” nicht verwendet! Freilich ist blind, der nicht sieht – d.h., die Ausdrücke bedeuten dasselbe, sie werden auf die gleiche Weise verwendet. Mit der Erklärung: “‘blind’ ist der, der nicht sieht” gibt man nun gleichsam ein Bild der Blindheit; etwa dieses:
im Gegensatz zu diesem:
     Aber damit hat man nicht unsere || die Verwendung unserer || der normalen Kriterien für das Blindsein eliminiert || ist man nicht die || unsere Kriterien für das Blindsein losgeworden. Diese bestimmen nach wie vor die Verwendung des Wortes “blind”.


233


   
1
      “Ich weiß doch, wie es ist: Schmerzen zu fühlen.” Nun, wie ist es? Kannst Du fortfahren: “Es ist so” indem Du mich versicherst, Du habest bei dem letzten Wort das Gefühl gehabt? Das heißt so wenig, wie zu sagen: “Ich weiß doch, welche Farbe ‘Kobaltblau’ heißt: || diese.” – wenn Du bei dem hinweisenden Fürwort auf nichts zeigst.
      “Aber heißt es auch für den nichts, der es sagt?” – Was fängt er damit an? –


   
2
     Und warum soll man nicht sagen: “Man kann nie wissen, daß einer nicht sieht, unsere Beobachtungen können es nur höchst wahrscheinlich machen”? Warum soll man nicht auch diese Ausdrucksform gebrauchen, so sehr verwickelt & irreführend sie ist?


   
3
     Wie geht die Annahme eines Sachverhalts in die Annahme einer Ausdrucksform über. Das Bild vom Differentialgetriebe.
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1
     Wenn man nun sagt: “ich kann doch annehmen, daß dieser Mensch die & die Vorstellung hat – so ist die Antwort: Du kannst jedenfalls sagen || doch sagen: “ich nehme an …”, & Du kannst Dir auch dabei etwas vorstellen (denken) & das ist ja wohl alles, was zum Annehmen gehört; aber ist dadurch auch die Rolle, die dieser Annahme zufällt, festgelegt? Es kann ja nun immer noch (um mich so auszudrücken) || (sozusagen) eine tote Annahme sein. || Es kann ja dennoch eine tote Annahme sein.


   
2
      “Die Annahme, daß dieser Mensch – der sich ganz normal benimmt – blind ist, hat doch Sinn!” – D.h.: ‘es ist doch eine Annahme’, ‘ich kann doch so etwas wirklich annehmen’. Und das heißt (doch): ich mache mir doch wirklich ein Bild von dem, was ich annehme. Wohl; aber || . Aber geht es weiter? Wenn ich die Annahme, daß einer blind ist unter andern Umständen
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mache, bestätige ich mir doch nie, daß diese Annahme wirklich Sinn hat. Und daß ich mir dabei wirklich etwas denke, ein Bild habe, spielt dann gar keine Rolle. Dieses Bild wird erst hier wichtig, wo es sozusagen der einzige Anhaltspunkt dafür ist, daß ich wirklich eine Annahme gemacht habe. Ja es ist alles, was von einer Annahme hier noch übrig ist.


   
1
     Wenn ich an einer Annahme festhalte, so ist eben die Frage, woran ich mit dieser Annahme festhalte.


   
2
      “Aber Du sagst doch: ‘ich habe Schmerzen’, weil Du Schmerzen hast.” – D.h.: Dein “ich habe …” ist doch durch dieses Phänomen gerechtfertigt. – Ja; denke nur, wie Du die Worte || der hinweisende Ausdruck “dieses Phänomen” || , wie die hinweisenden Worte || hinweisende Form “dieses Phänomen in so einem Fall || diesem Falle verwendet wird || werden .


   
3
     “Nichts im Gesichtsraum || Gesichtsfeld deutet darauf hin etc.” (Log. Phil. Abh.) Das heißt sozusagen: Du wirst vergebens
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im Gesichtsraum nach dem Sehen ausschauen. Er ist nirgends im Gesichtsraum zu finden. – Aber die Wahrheit ist: Du tust nur, als suchtest Du nach einem Etwas, nach einer Person im Gesichtsraum, die nicht da ist.


   
1
      “Im visuellen Raum gehen keine Lichtstrahlen von einem Objekt zu einem Auge.” – Wenn ich das sage, so habe ich doch förmlich ein Bild von dieser Tatsache! Und ich habe ein Bild vom visuellen Raum, ein anderes vom physikalischen Raum. Die Bilder aber sind die, zweier verschiedener Räumlichkeiten. Im einen ist der leere Raum gleichsam von Konstruktionslinien (aller Art) durchzogen; im andern ist er im strengen Sinne leer – gleichsam dunkel. (Und diese Worte selbst beschreiben nicht sowohl die beiden || zwei Bilder, sondern gehören selbst zu diesen || den Bildern.)
     Erinnere Dich nun daran, daß wir in unserm Satz etwas über die ‘Natur’ des visuellen Raumes ausgesagt haben; aber daß wir damit || ausgesagt – aber damit || dadurch von dem Ausdruck
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“der visuelle Raum” noch keinen praktischen Gebrauch gemacht haben. Wie wollen wir den Ausdruck nun anwenden? Wohl bei der Mitteilung des subjektiven Gesichtseindrucks: z.B. in einem psychologischen Experiment. Wir sagen etwa: “in meinem visuellen Raum stehen Gegenstände in folgender Anordnung: …”.
     Und statt “in meinem visuellen Raum” kann man einfach “im visuellen Raum” sagen(,) & das Possessivpronomen || besitzanzeigende Fürwort durch die besondere Praxis der Anwendung des Ausdrucks ausscheiden. Es ist leicht, sich die Regeln einer solchen Anwendung auszudenken. || Es ist leicht, Regeln einer solchen Art der Anwendung anzugeben. || Es ist leicht, Regeln für eine solche Art der Anwendung anzugeben. – Und wem sich diese Art der Darstellung || Darstellungsart (aus irgendwelchen Gründen) aufdrängt, der wird geneigt sein, zu sagen: Es || es gibt nicht ‘meinen’ & ‘seinen’ Gesichtsraum; es gibt nur den Gesichtsraum.
     Denken wir an die Beschreibung eines Bildes. Es sei ein Landschaftsbild; zwei Formen der Beschreibung sind möglich. In der einen heißt es: Die Sonne || Abendsonne beleuchtet die Gipfel der Berge … die Bäume werfen
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lange Schatten … im See spiegeln sich die Wolken etc.. In der andern: Die Sonne ist || liegt knapp über dem Horizont … die Gipfel der Berge sind hell … die Schlagschatten der Bäume sind lang || die Bäume haben lange Schlagschatten … im See sieht man ein Stück blauen Himmel || Blau || blauen Himmel & weiße Wolken || etc.¤
     (Vielleicht wird man sagen, die erste Art der Beschreibung sei nur dort anzuwenden, wo die Lichter & Schatten, etc. wirklich im Bild motiviert seien. Dem ist aber nicht so. Wäre z.B. an einer Stelle des Bildes eine ganz unmotivierte Helligkeit, so können wir einfach sagen: “von einer unsichtbaren Quelle fällt grelles Licht auf …”.)
     Wenn nun Einer sagte: “In dem Raum eines Bildes fällt kein Licht von einem Gegenstand auf einen andern” – welchen Zweck könnte diese Aussage haben? || – was könnte er mit dieser Aussage wollen? zeigt er uns || Ist es nicht eine (besondere) Betrachtungsweise, die er damit heraushebt? || Ist es nicht eine besondere Betrachtungsweise, die er uns vorstellt || vorhält? Der Satz ist zeitlos; ich will nicht sagen: “im Bildraum fällt nie Licht …”; nicht, || : die Erfahrung lehrt …; sondern: es ist im Wesen des Bildraumes.
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     Man könnte den Satz aber auch so verwenden: “Es nützt nichts, daß Du die Sonne auf diesem Bild noch heller malst, die Berge werden dadurch nicht heller.”
     Die Betrachtungsweise, die uns vorgehalten wurde ist etwa die: Auch im Bild gibt es ein Rechts & Links, ein Vorn & Hinten, & räumliche Gegenstände; || , sie sind hier heller || hell, hier dunkler || dunkel; aber es gibt nicht die (uns wohlbekannten) kausalen Zusammenhänge zwischen ( diesen ) || den Helligkeiten & Dunkelheiten. – Eine Analogie wird also hervorgehoben, eine andere unterdrückt. Der Ausdruck “im Bildraum fällt kein Licht etc.” zieht uns aber in anderer Richtung, (setzt uns aber auf ein anderes Denkgeleise). Wir stellen uns eine physikalische Räumlichkeit vor, in der die Gegenstände eine Art (sozusagen) magische Helligkeit besitzen, & || aber nicht in der gewöhnlichen || gewöhnlicher Weise auf einander durch ihre Helligkeit wirken.
     Wenn nun Einer sagt: “Im Gesichtsraum gehen keine Lichtstrahlen …”, || so weiß ich zunächst noch nicht sicher, wie er diese Aussage verwenden will. Er könnte ja z.B. fortfahren: “ich will damit sagen, daß nicht in allen Fällen, in denen gesehen wird, mit dem Auge gesehen wird.”
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     Aber ich kann den Satz wohl am besten so erklären: –Wenn ich sage: “im Gesichtsraum gehen Strahlen von da dorthin”, so heißt || heiße das, es gehen || ziehen leuchtende Linien durch den Raum; wo solche nicht zu sehen sind, wo (wie man auch sagen kann) solche im Gesichtsraum nicht vorhanden sind, spreche man nicht von ‘Strahlen im Gesichtsraum’ || dürfe man nicht von ‘Strahlen im Gesichtsraum’ sprechen.
     Ich will zeigen, wie leicht es ist, durch ( ganz ) natürliche || die natürlichsten Übergänge von einer Darstellungsweise zur andern zu einem Satz zu gelangen, der ganz den Charakter einer || der Aussage über eine fremdartige Welt trägt; || , durch natürlich sich uns darbietende Übergänge von einer einer Darstellungsweise zur andern zu einem Satz zu gelangen, der ganz den Charakter der Aussage über eine fremdartige Welt trägt; & der uns doch nur ein fremdartiges Bild vorhält zur Darstellung wohlvertrauter Dinge.


   
1
     Wo sehe ich das Haus: hier in meinen Augen || meinem Auge, oder dort, wo es steht? (In der Philosophie vergißt man immer wieder, daß man zwei Augen hat.) Aber angenommen, ich entscheide mich für eine der beiden Antworten, welche
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Konsequenz hätte die Entscheidung? – Aufgabe: Man sagt: “Ich sehe dort ein Haus”; wie wird dieser Satz angewendet? Und wie könnte man den anwenden: “ich sehe ein || das Haus hier” (wobei man auf ein Auge, oder auf beide Augen zeigt)? – Vergleiche damit: “Wenn ich mit einem Stock diesen Gegenstand abtaste, habe ich die Tastempfindung in der Spitze des Stockes, nicht in der Hand die ihn hält.” Wenn Einer sagt: “ich empfinde diesen Druck || den Schmerz nicht hier in der Hand, sondern im Unterarm”, || so ist die Konsequenz, daß der Arzt den Unterarm || Handgelenk”, || so ist die Konsequenz, daß der Arzt das Handgelenk untersucht. Welchen Unterschied macht es aber, ob ich sage, ich fühle die Härte des Gegenstandes || Dinges in der Stockspitze; oder in der Hand? Heißt, es : || was ich sagte || sage: “es ist, als hätte ich Nervenenden in der Stockspitze”? Inwiefern ist es so? – Nun, ich bin jedenfalls geneigt, zu sagen: “ich fühle die Härte etc. in der Stockspitze”; & damit geht zusammen, daß ich beim Abtasten nicht auf meine Hand, sondern auf die Stockspitze sehe, daß ich, was ich empfinde || fühle, mit Worten beschreibe wie || den Worten beschreibe: “ich fühle dort etwas Hartes, Rundes” – nicht, indem ich sage: “ich fühle einen Druck gegen die Handfläche
242
|| Fingerspitzen des Daumens
, Mittelfingers & Zeigefingers. “Wenn mich etwa jemand fragte || jemand, der mir zusieht fragt: “was || Was fühlst Du jetzt in den Fingern, die den Stock || die Sonde halten || mit denen Du den Stock hältst ?” – (so) könnte ich ihm antworten: “ich weiß nicht – – ich fühle dort etwas Hartes, Raues.”


   
1
     Wenn ich mir im Innern das ABC vorsage, was ist das Kriterium dafür, daß ich das Gleiche tue wie ein Andrer, der es sich im Stillen vorsagt? Es könnte gefunden werden, daß in meinem Kehlkopf & seinem das Gleiche dabei vorgeht. (Und ebenso, wenn wir beide an das Gleiche denken, das Gleiche wünschen etc..) Aber lernen || lernten wir denn die Verwendung der Worte “sich im Stillen das & das vorsagen” indem auf einen Vorgang im Kehlkopf oder im Gehirn hingewiesen wird? Ist es nicht auch ganz gut möglich, daß meiner Klangvorstellung || Vorstellung vom Laut a & seiner verschiedene physiologische Vorgänge entsprechen? Die Frage ist: Wie vergleicht man Vorstellungen?

   
2
      ‘Ich kann nie wissen,
243
daß er sich das || das ABC im Geiste vorsagt.’ – Aber weiß er's selbst? Wie, wenn wir sagten: Er kann es auch nicht wissen, er kann's nur sagen?
     Er kann – könnte || kann man sagen – so wenig wie ich kontrollieren, daß, was er sich vorstellt, wirklich das ist, || : was wir den Laut a nennen. – ‘So weiß er nicht, ob er sich den Laut a vorstellt?!’ – Nein, das zu sagen, wäre falsch. Es würde heißen, er sei unsicher, habe || sei im Zweifel darüber. Richtiger ist es, zu sagen, || : es sei hier weder von einem Wissen, noch von einem Zweifel die Rede. – Das Sprachspiel fängt damit an, daß er || Einer sagt, er habe || hätte Schmerzen || die & die || die Vorstellung .....


   
1
     Das Sprachspiel fängt also quasi mit einer Beschreibung an, der nichts || nicht ein Beschriebenes entspricht. (Diese, grammatische, Bemerkung || Anmerkung könnte uns || auch gänzlich irreführen.)


   
2
Die große Schwierigkeit ist hier, die Sache nicht so darzustellen,
244
als könnte || könne man etwas nicht: nämlich, als wäre da wohl ein Gegenstand, || . Als wäre da also zwar ein Gegenstand, von dem ich die Beschreibung abziehe, aber ich wäre nicht im Stande, ihn jemandem zu zeigen. – Und das Beste, was ich vorschlagen kann, ist vielleicht || wohl, daß wir der Versuchung, dies || das Bild zu gebrauchen, nachgeben, || : aber nun untersuchen, wie es sich weiter anwenden läßt. || , wie es weiterhin anzuwenden ist || dieses Bild weiter anzuwenden wäre. || , daß wir der Versuchung diesen Ausdruck zu gebrauchen nicht widerstehen; || , aber nun untersuchen, wie dieses Bild weiter anzuwenden ist. || , aber nun untersuchen, wie die Anwendung dieses Bildes aussieht.


   
1
     Die Auffassung der Erinnerung als innerer Vorgang macht es uns möglich, eine Annahme über den Vorgang zu machen, scheinbar ohne uns darum zu bekümmern, wie & ob sich der innere Vorgang ausdrückt. Nur ist die Annahme leer, solange sie mit keiner Annahme über die äußern Vorgänge gekuppelt ist.


   
2
     Oh wie schwer ist es hier,
245
aus der Metaphysik in die Grammatik zu treten. – D.h. über aller Bildlichkeit der Ausdrücke, die sich uns aufdrängen, nicht ihre Anwendung zu vergessen.


   
1
     Denn das ist ja der Witz, daß alles Ätherische aus der Erklärung hinaus muß.


   
2
      Es ist, als hätten wir eine Sprachform überkommen, in der immer gesagt wird || welche alle || die die Dinge darstellt als Erzeugnisse des Gießens || das Produkt des Gusses eines || ihres Materials in eine Form & in der || so daß z.B. vom Tisch || von einem Tisch nicht anders die Rede ist, als indem gesagt wird, daß das Material des Tisches in die Form eines Tisches eingegangen sei, so daß man || & man am Ende glaubt, man dürfe nicht mehr einfach von einem Tisch reden, sondern es sei da einmal das Material, & dann die Form, in die es (ein)tritt || tritt || eintritt. Das Resultat der Philosophie wäre hier, || : daß man rundweg vom Tisch spricht & dies nicht als Zusammenziehung betrachtet. || als eine in sich vollständige Ausdrucksform || gute Ausdrucksweise ansieht. ||       Es ist (so, || etwa,) als hätten wir eine Sprachform überkommen, die alle Dinge darstellt als Produkte eines Gusseseines || : dieses Materials in eine Form; (so) daß || . Daß in dieser Sprache nicht rundweg vom Tisch die Rede ist || geredet wird,
sondern vom Material des Tisches, das || sondern immer davon, daß das Material des Tisches in die Form eines Tisches eingegangen sei; & man (am Ende) dahin geführt wird, zu glauben, es wäre eine Rohheit des Ausdrucks, || so dahin geführt würde, zu glauben, es sei nur eine sprachliche Rohheit, || . Und man würde so dahin geführt, zu glauben, es sei nur eine sprachliche Rohheit, einfach vom Tisch zu reden, sondern es sei da einmal das Material, & dann die Form, in die es (ein)tritt || tritt || eintritt. Das Resultat der Philosophie wäre hier, || : daß man rundweg vom Tisch spricht & dies nicht als Zusammenziehung betrachtet. || als eine in sich vollständige Ausdrucksform || gute Ausdrucksweise ansieht.



   
1
     Warum soll ich denn leugnen, daß ein geistiger Vorgang da ist?! Nur heißt || , “es hat jetzt in mir der geistige Vorgang der Erinnerung an … stattgefunden” – eben: “ich habe mich jetzt an … erinnert”. Den geistigen Vorgang leugnen hieße, die Erinnerung leugnen; leugnen daß irgend jemand sich an irgendetwas erinnert.


   
2
     Wenn ich nun sage: “das Sprachspiel fängt mit der Äußerung an”, ist dies eine grammatische Selbstverständlichkeit? – Vergleichen wir damit || Vergleiche damit || es damit: “Das Sprachspiel fängt mit der Traumerzählung an”. Das sagt doch nicht, daß wir dem nicht glauben || man dem nicht glaubt, der sagt, er habe geträumt, … “Das Sprachspiel fängt mit der Äußerung an”, || nun, dies ist der Unterschied: zwischen einer Beschreibung eines ‘innern’ Erlebnisses || Vorgangs & der einer physikalischen
247
Tatsache. || & einer Tatsache der ‘äußern Welt’.
|| zwischen dem Gebrauch einer ‘Beschreibung eines innern Erlebnisses’ || innerer Erlebnisse’ & dem, einer Beschreibung ‘äußerer Tatsachen || Sachverhalte’. || ‘Beschreibung eines äußern Sachverhaltes’. || zwischen dem Gebrauch der ‘Beschreibung eines innern Erlebnisses’ & dem Gebrauch.



   
1
     Da wir in diesen Untersuchungen immer fragen: “was müßte || sollte man sagen, wenn …”, so genügt uns die Varietät der wirklich existierenden || uns in der Wirklichkeit bekannten Fälle nicht || der in der Wirklichkeit existierenden Fälle nicht, sondern wir müssen eine Mannigfaltigkeit von Sachverhalten in die Erwägung ziehen, gleichgültig, ob sie wirklich oder erdichtete sind. Daher berührt es komisch, wenn wir einen Philosophen mit der Miene eines Naturforschers nach einzelnen entlegenen Fakten || Fällen (z.B. seltsamen Geisteskrankheiten || seltsamen Geisteskrankheiten z.B. || etwa) fischen sehen. Als wäre das faktische dieser Fälle || Dinge für uns von Wichtigkeit.


   
2
      “Ich sage doch, daß ich Schmerzen habe, weil es wirklich so ist.” – Das soll den Gebrauch des Ausdrucks
248
“ich habe Schmerzen” erklären? Wie kann es das, – es setzt ihn ja voraus! Es kann wohl sagen: – ich gebrauche diesmal den Ausdruck ‘ich habe Schmerzen’, weil es wirklich so ist & nicht weil …, z.B., nicht weil es in der Rolle steht, die ich auswendig lerne. Was man eigentlich sagen möchte, ist: “Ich sage doch, ich habe Schmerzen, weil dies hier || dieshier der Fall ist”. – Und sagt man dies & gibt dabei eine Demonstration, die doch || ja das Wort “dies hier” || das Wort “dies hier” ja doch erfordert, – so wird dieser Erklärung niemand widersprechen wollen.


   
1
     (Ƒ) “Woher aber dann die Einbildung, daß die Worte die Beschreibung eines Gefühls sind?” – Dies ist ja keine Einbildung. Eine Einbildung ist es, daß der Satz “Schmerzen sind dieses Gefühl” eine Erklärung des Wortes “Schmerzen” sind || ist, auch wenn er von keiner Demonstration begleitet wird. || Gefühl”, auch wenn er von keiner Demonstration begleitet wird || ist , eine Erklärung des Wortes “Schmerz” ist. (Dies hängt damit || Damit hängt zusammen, || :
daß zwar das Schauen eine Art des Zeigens genannt werden kann || das Schauen kann zwar eine Art des Zeigens genannt werden, aber nicht das Sehen.)
     Man müßte hier von einer Erklärung reden, die sich nur im Gedächtnis niederlegen läßt. Denken wir uns eine Tabelle die nur in der || unsrer Vorstellung existiert& sich nachschlagen läßt. || , nachgeschlagen werden kann. || . Etwa ein Wörterbuch. Mittels eines Wörterbuchs kann man die Übersetzung eines || des Wortes X durch ein || das Wort Y rechtfertigen. Sollen wir es aber auch eine Rechtfertigung nennen, wenn diese Tabelle nur in der Vorstellung nachgeschlagen wird? – “Nun, es ist dann eben eine subjektive Rechtfertigung.” – Aber die Rechtfertigung bestand || besteht doch darin, daß man an eine unabhängige Stelle appelliert. – “Aber ich kann doch auch von meiner || der Erinnerung einer || an eine Tatsache || Sache an die Erinnerung || das Erinnerungsbild einer andern appellieren. || von meiner Erinnerung an einen Sachverhalt an ein || mein Erinnerungsbild eines || von einem andern appellieren. Ich weiß – z.B. – nicht, ob ich mir die Abfahrzeit des Zuges richtig gemerkt habe, & rufe mir zur Kontrolle das Bild der Tabelle des Fahrplans ins Gedächtnis. Haben wir hier nicht den gleichen Fall?” – Nein; denn es ist (hier) wesentlich, daß dieser Vorgang || Prozeß
250
erfahrungsgemäß || wirklich hilft, die richtige Erinnerung hervorzurufen. Wäre das Vorstellungsbild des Fahrplans nicht selbst auf || auf seine || nach seiner Richtigkeit zu prüfen, so könnte es keine Bestätigung der Richtigkeit der ersten Erinnerung abgeben. || wie könnte es eine Bestätigung der Richtigkeit der ersten Erinnerung sein? (Wie es keinen Sinn hätte mehrere Exemplare der heutigen Morgenzeitung zu kaufen, um sich zu versichern || vergewissern, ob sie die Wahrheit schreibt.)
     In der Vorstellung eine Tabelle nachschlagen, ist so wenig ein Nachschlagen einer Tabelle, wie die Vorstellung eines || des Resultats eines vorgestellten physikalischen Experiments das Resultat eines physikalischen Experiments ist.


   
1
     Ähnlich wäre es fast, wenn man die Kugel dafür, wieviel ein Wurf im Würfelspiel gelten soll selbst durch einen || beim Würfeln wieviel ein Wurf gilt || gelten soll durch einen weitern Wurf bestimmte.


   
2
     Angenommen etwa, man wollte die Konstruktion || Dimensionierung einer Brücke, in der Phantasie || unsrer Vorstellung || die in der Phantasie || unsrer Vorstellung gebaut wird, dadurch rechtfertigen, daß man zuerst in der Vorstellung Zerreißproben
251
mit den Materialien der Brücke macht. Dies wäre natürlich die Vorstellung von dem, was man die Rechtfertigung der Dimensionierung der Brücke nennt; aber würden wir es auch eine Rechtfertigung der Vorstellung einer Dimensionierung nennen?


   
1
      “Ich kann mir (im Innern) doch vornehmen, in Zukunft das ‘Schmerz’ zu nennen.” – Aber hast Du es Dir auch gewiß vorgenommen? Bist Du sicher, daß es dazu genug war, die Aufmerksamkeit auf Dein Gefühl zu konzentrieren? – Seltsame Frage! || . –


   
2
      [Witz des Begriffes geht verloren.] Warum kann meine rechte Hand nicht meiner linken ein Geschenk || Geldgeschenk geben || machen? – || nicht meiner linken Geld schenken? – Nun, es läßt sich tun; || meine || . Meine rechte Hand kann es in meine linke geben. Ja, meine rechte Hand könnte auch eine Schenkungsurkunde schreiben & meine linke eine Quittung u. dergl.¤ – Aber die weiteren praktischen Folgen wären nicht die einer Schenkung.
252
Wenn die linke Hand das Geld von der rechten genommen hat, die Quittung geschrieben ist, etc., so || wird man fragen: “Nun, & was dann?” Und das Gleiche kann || könnte man fragen, wenn Einer sich die || eine private Worterklärung gegeben hat.


   
1
      “Aber Du kannst doch nicht leugnen, daß beim Erinnern ein innerer Vorgang stattfindet.” – Warum macht es denn den Eindruck, als wollten wir etwas leugnen? Wenn man sagt: “es findet doch dabei ein innerer Vorgang statt”, so will man fortsetzen: “Du siehst es doch.” Und es ist doch dieser innere Vorgang, den man mit dem Wort “sich erinnern” meint. – Es macht den Eindruck, daß wir etwas leugnen wollen, weil wir uns gegen das Bild vom ‘innern Vorgang’ wenden. Was ich leugne || wir leugnen ist, daß das Bild vom ‘innern Vorgang’ uns die richtige Idee von der Verwendung des Worts “erinnern” gibt. Ja wir behaupten || sagen, daß dieses Bild mit seinen Verästungen || Ramifikationen uns verhindert || & seine Verästungen || Ramifikationen uns verhindern, die Verwendung des Wortes zu sehen, wie sie ist.
253



   
1
     Wenn Einer mir sagt: “Du weißt doch, daß Du etwas innerlich erlebst, wenn Du Dich einer Sache erinnerst”, bin ich geneigt zu sagen: “Ja.” – Aber was weiter? Was geschieht nun damit? || Auch ich bin geneigt dieses Bild zu gebrauchen.


   
2
     Wenn wir unter Umständen geneigt sind leerlaufende Sätze auszusprechen || uns leerlaufende Sätze vorzusagen, warum soll es nicht auch ein leerlaufendes Zwiegespräch || leerlaufende Zwiegespräche geben?


   
3
      “Du willst doch nicht sagen, daß dabei nichts in Dir vorgegangen ist!” – Nun, ich sagte ja: ich habe mich an … erinnert. Soll denn noch etwas anderes vorgegangen sein? Und einen Vorgang im Sinne von ‘Essen’, ‘Nähen’, hast du ja nicht gemeint.


   
4
      “Aber es ging doch, als ich mich erinnerte, etwas in mir vor!” – Warum sagst Du: “es ging doch …”? Ist das eine || die Mitteilung, daß etwas in
254
Dir vorging, – wozu die Emphase? Ich wollte es ja nicht leugnen.


   
1
      “Was zu A paßt, ist doch in einem Sinne A gleich!” – Nun, ich kann verstehen, daß man geneigt ist, das || dies zu sagen. Diese || Die Aussage setzt || Es setzt … || Der Satz setzt … voraus, || : daß man den Gebrauch der Worte “passen” & “gleich sein” kenne. Sie || Der Satz unterstreicht eine || die Analogie, die zwischen dem Gebrauch des einen Wortes & des andern besteht.
      Man könnte sie || ihn (auch) einen Versuch der Überredung nennen. Sie || Der ist nicht zu verwechseln mit einer Behauptung der Art: “Damit dieser Zylinder in den Hohlzylinder passe müssen sie mit der Schublehre gemessen den gleichen Durchmesser zeigen.” (Dies ist ein ‘Erfahrungssatz’.) || Man könnte diesen Satz auch einen Überredungsversuch nennen. Der ist nicht zu verwechseln mit einer Behauptung von der Art: “…”


   
2
     Man ändert die Grammatik des Wortes “die Zahl 3”
255
dadurch nicht, daß man sie ‘einen Gegenstand’ nennt. Wir willigen damit || dadurch (nur) ein, statt “die Drei” zu sagen: “der Gegenstand Drei”. Man verwechselt immer wieder Sätze, die ein neues Bild, einen neuen Namen, in Vorschlag bringen, mit Sätzen über die Natur eines Gegenstandes. Bringe || Führe ich eine neue bildliche Ausdrucksweise heran, || : so muß ich nun || jetzt die Grammatik des alten auf den neuen Ausdruck || Ausdrucks auf den neuen übertragen.


   
2
      “Du meinst doch einen inneren Vorgang.” – Freilich meine ich einen innern Vorgang. Wie ich auch mit “3” eine Zahl meine.


   
2
     Eine Hauptursache philosophischer Krankheiten einseitige Diät: man nährt sein Denken mit nur einer Art von Beispielen.


   
2
     Nennst Du den Gedanken ein ‘Erlebnis’, so ist er das Erlebnis des Gedankenausdrucks.
256



   
1
     Frage Dich, || : in wiefern gehört das Achten, Konzentrieren der Aufmerksamkeit, auf die Empfindung, oder ein ähnlicher Vorgang, zum Sprachspiel – zum Gedanken? Welche Funktion hat es im Sprachspiel? (Hat es die des Zeigens?)


   
2
     Die größte Gefahr im Philosophieren droht dem Geist von der metaphysischen Tendenz, die ihn in Besitz nimmt, & die grammatische verdrängt. || gänzlich verdrängt.


   
3
     Man rät Einem: “Um … zu tun, stell Dir … vor.” – Was ist das Kriterium dafür, daß er den Rat befolgt hat?


   
1
     Wie kann man ‘innere Spielhandlungen’ lehren, wie kontrollieren?


257
   
1
     Wenn es äußere & innere Spiele gibt, – so ist das Fußballspiel kein inneres, sondern ein äußeres Spiel.


   
2)﹖8
     Die ‘innere Spielhandlung’ ist so wenig ‘Spielhandlung’, wie das Bild eines meiner Geschwister eines meiner Geschwister ist.


   
3) || 2
      ∣ Ein bekannter Mathematiker hat einmal erzählt sein Sohn habe die Figuren zu einem seiner Bücher ¤ zeichnen müssen, || erzählte einmal, nicht ohne eine gewisse Befriedigung, daß sein Sohn die Figuren zu einem seiner Bücher habe zeichnen müssen, || sein Sohn habe ihm die Figuren … zeichnen müssen, da er selbst nicht gewußt habe || hätte, wie eine Ellipse aussieht. – Der nächste Schritt wäre offenbar || dann, daß ein Mathematiker || er || der Mathematiker auch nicht wüßte, wie die Gleichung einer Ellipse aussieht, oder überhaupt, wie ein mathematischer Satz aussieht. || . – Ein weiterer Schritt zur vollkommenen Reinheit wäre es (offenbar), wenn der Mathematiker auch nicht wüßte, wie die Gleichung einer Ellipse aussieht, oder überhaupt, wie ein mathematischer Satz aussieht. || Ein weiterer Schritt || Der nächste Schritt in der Richtung zur vollkommenen Reinheit wäre es, wenn ein || daß der Mathematiker auch nicht wüßte, wie die Gleichung einer Ellipse aussieht, oder überhaupt, wie ein mathematischer Satz aussieht.


258
   
1
     Ein Ballspiel, bei dem mir Einer den Ball zuwirft, & ich ihn in der Vorstellung zurückwerfe.


   
2
     Denken wir uns eine Variante des Tennisspiels: es wird in die Regeln dieses Spiels die aufgenommen, der Spieler habe sich in gewissen Momenten des Spiels, etwa beim Servieren || beim Servieren etwa || etwa wenn er ‘serviert’, das & das vorzustellen. (Der Zweck dieser Regel könnte sein || wäre etwa || sei, das Spiel zu erschweren.) – Der erste Einwand könnte sein: man könne in diesem Spiel zu leicht schwindeln; aber dem begegne ich mit der Annahme || wird mit der Annahme begegnet, das Spiel werde nur von durchaus ehrlichen & zuverlässigen Menschen gespielt. Hier haben wir also ein Spiel mit innern Spielhandlungen. –


   
3
     Welcher Art ist nun die innere Spielhandlung, worin besteht sie? Nun, darin, daß er – der Spielregel gemäß – sich … vorstellt. – Könnte man aber nicht auch sagen: Wir wissen nicht, welcher Art die innere
259
Spielhandlung ist, die er der Regel gemäß ausführt; wir kennen nur ihre Äußerungen? Die innere Spielhandlung sei ein X, dessen Natur wir nicht kennen. Oder: Es gebe auch hier nur äußere Spielhandlungen: die Mitteilung der Spielregel & das, was man die ‘Äußerung des innern Vorgangs’ nennt. – Nun, kann man das Spiel nicht auf alle drei Arten beschreiben? Auch das mit dem X || ‘unbekannten’ X ist eine ganz mögliche Beschreibungsart. Der Eine sagt, die sogenannte ‘innere’ Spielhandlung sei mit einer Spielhandlung, im andern || gewöhnlichen Sinne, nicht vergleichbar – der Andere sagt, sie sei mit einer solchen vergleichbar – der Dritte: sie sei vergleichbar nur mit einer Handlung, die im Geheimen geschieht & die niemand kennt, als der Handelnde.
     Wichtig ist für uns, daß wir die Gefahren des Ausdrucks “innere Spielhandlung” sehen. Er lenkt die Aufmerksamkeit von wesentlichen Unterschieden ab. Er ist gefährlich, weil er Verwirrung hervorruft.


   
1
     Die Grammatik – kann
260
man sagen – das sind die Geschäftsbücher der Sprache; aus denen sich alles ersehen lassen muß, was die tatsächlichen Transaktionen vermittels unserer || der Worte betrifft: || & nicht bloß vage Gefühle über ihre Bedeutung || Anwendung. || ; aus denen sich alles ersehen lassen muß, was die tatsächlichen Transaktionen vermittels unsrer Sprache betrifft, & was nicht bloß vage Gefühle über ihre Anwendung sind. [‘unendlich’]       || ; aus denen sich alles ersehen lassen muß, was die tatsächlichen Transaktionen vermittels unsrer Sprache betrifft, & nicht bloß vage Gedanken über ihre Anwendung. || & nicht bloß (gewisse) vage Gefühle, die (die) Worte in uns hervorrufen. || ; aus denen sich alles ersehen lassen muß, was die Transaktionen vermittels unserer Worte betrifft & nicht bloß ( gewisse ) vage Gefühle, die die Worte hervorrufen.


   
1
     Denk' Dir eine Reise um die Erde dargestellt durch eine Linie, die in den Projektionen der
261
beiden Erdhemisphären eingezeichnet ist. Ich sage nun …




   
1
     Es würde Einer vorschlagen: “Meine einmal mit der Lautreihe || Silbe ‘zer’ die Negation, statt mit dem Wort ‘nicht’.” – Wie sollte ich das machen? || mach' ich das? Soll ich versuchen ein bestimmtes || gewisses Gefühl in mir hervorzurufen || aufzurufen, wenn ich das Wort “zer” ausspreche? || während ich “zer” sage?
     (Man könnte sagen: bedenke, daß das Wort je nach der Wortart in einem andern Sinne ‘bedeutet’.)


   
1
     Ist das Gähnen nur || bloß ein Anzeichen der Langenweile, nicht auch ein || ihr Zeichen? Kann man das Gähnen nicht auch meinen?
     Wenn ich die Achsel zucke; könnte man sagen, || : ich meine etwas damit? Gewiß; es könnte mich doch jemand fragen: “Hast Du nur zufällig mit der Achsel gezuckt, oder hast Du es als Achselzucken gemeint?” Worin liegt der Unterschied || unterscheiden sich diese Fälle? Worin besteht es diese || die Bewegung als Achselzucken
262
zu meinen? Ist es einfach ein Gefühl, das die Bewegung begleitet? Ist es nicht die ganze Umgebung, in der sie liegt? Wenn ich antworte: “Ich habe || hab' es gemeint” – heißt das: die Bewegung war von dem & dem || diesem gewissen Gefühl || den & den || diesen gewissen Gefühlen begleitet –?
     Was macht das Achselzucken zum Zeichen? Daß wir dem Andern damit || dadurch etwas mitteilen wollen? || damit etwas bedeuten wollen? Und ist diese Absicht nun eine Erfahrung; die das Achselzucken begleitet? – Aber begleiten denn nicht charakteristische Empfindungen das Achselzucken als Ausdruck? || wenn es ein Ausdruck ist? || ? Oh ja, || so wie charakteristische Mienen es begleiten.


   
1
     Das Achselzucken, Kopfschütteln, Nicken, etc. || usf. nennen wir Zeichen vor allem darum, weil sie in dem Gebrauch unsrer Wortsprache eingebettet sind.


   
2
     Man sagt: “der Hahn ruft die Hühner durch sein Krähen herbei” – aber liegt dem nicht schon der Vergleich mit unsrer Sprache zu Grunde? – Wird der Aspekt nicht ganz verändert, wenn
263
wir uns vorstellen || man sich vorstellt, durch irgend eine physikalische Einwirkung setze das Krähen die Hühner in Bewegung.
     Wenn aber gezeigt würde, in welcher Weise die Worte “Komm zu mir!” auf den Angesprochenen einwirken, sodaß (am Schluß) unter gewissen Bedingungen gewisse seiner Muskeln innerviert werden etc. – würde jener Satz damit für uns den Charakter des Satzes verlieren?


   
1
     Ich will sagen: Der Apparat unserer Sprache, unserer Wortsprache, ist vor allem das, was wir Sprache nennen, & dann anderes nach seiner Analogie oder Vergleichbarkeit mit ihr.


   
2
      “Der Hund meint etwas mit seinem Wedeln.” – Wie kann || würde man diese Aussage || das begründen? – Sagt man || Heißt es auch: “Die Pflanze meint etwas damit daß sie ihre Blätter hängen läßt, nämlich || wenn sie ihre Blätter hängen läßt, meint damit, daß sie Wasser braucht”? –

2664
   
¥
Bd. XI. S. 39/3



265



   
1
     Ein Sprachspiel || Stelle Dir ein Sprachspiel vor mit dem Befehl: “Schau das an!” – Wie aber sähe ein Sprachspiel aus mit dem Befehl “Sieh das”? Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Z.B. “Stelle Dir … vor!” oder “Sieh diese Zeichnung als …!”
   
2
      Zu 187/1 ‘Du sagtest “Es wird bald aufhören” – hast Du an den Lärm gedacht oder an Deine Schmerzen?’ Wenn er nun antwortet “Ich habe an den Klavierstimmer || an's Klavierstimmen gedacht”, konstatiert er es habe diese Verbindung bestanden, oder schlägt er sie mit diesen Worten? – Kann ich nicht beides sagen? Wenn, was er sagte, wahr war, bestand da nicht jene Verbindung? Und schlägt er nicht dennoch eine die nicht bestand?
   
3
     Es ist daher oft ganz gleichgültig, ob man sagt “ich habe gemeint”, oder “ich meine”. Es heißt ungefähr: Der Satz gehört in diesen Zusammenhang. Und es kann sein daß er erst durch die Worte “Ich meine …” in den Zusammenhang eingereiht wird.

266
   
1
      Es gibt einen Befehl: “Schau das an!”. Gibt es auch den Befehl: “Sieh das!”? Man kann aber sagen: “Stell Dir das vor!” & auch “Sieh diese Zeichnung || Figur als Würfel!”.
   
2
     Ich zeige mit der Hand & sage “Komm zu mir || her!”. A fragt “Hast Du mich gemeint?”. Ich sage “Nein; den B.” Was ging da vor als ich den B meinte (da doch mein Zeigen es zweifelhaft ließ, welchen ich meinte)? – Ich sagte diese Worte, machte diese Handbewegung; mußte noch mehr vorgehen, daß das Sprachspiel gespielt werden || vorsichgehen konnte? || gehörte noch mehr dazu, daß das Sprachspiel gespielt werden konnte? Aber wußte ich nicht schon während des Zeigens, wen ich meinte? Wußte? Ich hätte z.B. auf B gezeigt auch wenn A nicht in einer Nähe gestanden wäre. || Wußte? Freilich, nach den üblichen Kriterien des Wissens.
      [Das Meinen entwickelt sich.]
   
Aber könnte ich nicht doch auch aus
267
den Umständen rekonstruieren, wen ich meinte? Ich hatte nur auf B geschaut; ich brauchte ihn zu einem bestimmten Zweck; etc.
   
      “Freilich habe ich B gemeint; – ich habe gar nicht an A gedacht!”
      “Ich wollte B sollte zu mir kommen, damit …” Alles dies deutet auf einen größeren Zusammenhang.
   
     Ich möchte also zweierlei sagen: Daß ich B meine, liege in den Umständen || der Vorgeschichte & meinen Gedanken – & anderseits: es liege in dem, was ich später sage & tue.
   
     Man könnte also fragen: Wenn ich später erklärte “Ich habe B gemeint” konnte das nicht meinen früheren Gedanken, u.s.w., widersprechen?
   
     Die Umstände & meine Gedanken führten etwa auf den B hin.
   
      Aber ist die Fragestellung nicht ganz irreführend “Was geschieht da, wenn ich den A meine?”? Handelt sich's
268
nicht darum: Was will ich mitteilen, wenn ich sage “Ich habe den B gemeint”? Oder auch: Wozu dient dieser Satz?
   
Will ich z.B. dem, dem ich dies sage, die Umstände mitteilen die mich zu meinem Satz geführt haben?
   
     Ist “Ich meinte Dich” ähnlich wie “Ich machte alles zur Reise bereit”, nämlich eine allgemeine Art der Beschreibung, die man sich im einzelnen ausgeführt denken kann?
   
      “Ich hoffte den ganzen Tag er werde kommen” ist eine allgemeine Beschreibung.
   
“Ich denke täglich an Dich” ist auch von dieser Art.
   
      “Mit diesen Worten habe ich ihn gemeint”. – Was soll der Andre daraus schließen || entnehmen? Etwa, daß er || jener in meinen Gedanken war.
   
      “Wir haben damals von Dir geredet”. Hier
269
könnte man fortfahren: “Ich sagte …”.
   
      “Ich habe damals an ihn gedacht”.
     Auch das ließe sich weiter ausführe.
   
      “Mit dieser Bemerkung meinte ich ihn”. Das ist anders. Nimm an, jemand antwortete mir: “Ich habe Dich ganz gut verstanden.” Als er meine Bemerkung las, fiel ihm etwa der Name dessen ein, den ich meinte. || gleich ein, auf wen sie sich bezog. Das wollte ich auch erreichen; || : nicht, daß er sonst noch etwas über meine Seelenvorgänge daraus erriete.
   
     Wenn ich mit einer zeigenden Bewegung sage “Dieser Sessel ist gebrochen”, so meine ich einen bestimmten Sessel. Aber der Satz dient (doch) nicht dazu, dem Andern einen Seelenzustand des Meinens zu beschreiben. || mitzuteilen.
   
     Wenn ich aber sage “Ich dachte, als ich das sagte, an seinen Tod”, da will ich dem Andern mitteilen, was ‘in mir vorging’.

270
   
Ist es nicht genau so mit dem Verbum “verstehen”? Es erklärt mir jemand die Route, die ich dort & dort hin einzuschlagen || zu nehmen habe. Er fragt “Hast Du mich verstanden?” Ich antworte “Ich hab's verstanden.” – Will ich ihm mitteilen, was in mir während seiner Erklärung vorging? – Und doch ließe sich auch das mitteilen.
   
     Denk Dir ein Sprachspiel: Ich mache (verschiedene) Anspielungen auf verschiedene Personen; der Andre soll erraten, wen ich meine.
   
     Wenn ich eine Anspielung mache, mag mein Blick, mein Gesichtsausdruck, zeigen, daß es eine Anspielung ist. Wer mich sieht mag || wird vielleicht sagen: “ Er denkt jetzt an einen bestimmten Menschen.” (Oder: “Er meint jetzt einen bestimmten Menschen, obwohl ich nicht weiß, wen.”)
     Ich sage: “Du hast's erraten; ich dachte wirklich an eine bestimmte Person.”
     Also erriet er doch, was in mir vorging.
271
   
     Ich || Er könnte auch sagen: “Kannst Du erraten, an wen ich dabei gedacht habe?”
     Und sage ich nun “Ich glaube Du dachtest an N..”, so kann man das natürlich das Erraten eines innern Vorgangs nennen || hast an N gedacht” – soll ich das das Erraten eines innern Vorgangs nennen; aber anderseits wieder liegt der Akzent auf etwas ganz anderem.
   
     Ich könnte doch zwei Fragen stellen:
1) “Könnte man, was Du gesagt hast, nicht auf den N anwenden?”
2) “Hast Du dabei nicht an den N gedacht?”
   
     Wenn ich Einem sage “Ich meine …”, teile ich ihm nicht mit, daß ich meine? Ich sage ihm: “Ich meine ….”
   
     Aber ist es nicht sonderbar, daß der Fall¤ in dem || welchem || , daß ich A meinte sich psychologisch von dem unterschied, in dem ich B meinte, & daß ich dennoch mit den Worten “Ich meinte A, nicht B” nicht eben diesen Unterschied beschreiben sollte? Ich will sagen: Wenn das so
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ist, dann muß es Erfahrungstatsache sein, daß sich die Fälle psychologisch unterscheiden & es müßte möglich sein, daß sie sich nicht so unterschieden.
   
     Ich sage “Komm her!” und || & zeige in der Richtung des A. B, der neben ihm steht macht einen Schritt zu mir. || auf mich zu. Ich sage: “Nein; B || A soll kommen.” Wird man das nun als eine Mitteilung über meine inneren Erlebnisse || Seelenvorgänge auffassen? Gewiß nicht. – Und könnte man nicht doch aus dem, was ich sagte || daraus Schlüsse auf innere Vorgänge ziehen, die in mir beim Aussprechen des Befehls “Komm her!” stattgefunden haben?
   
     Aber auf was für Vorgänge? Könnte man nicht mutmaßen, ich habe bei meinem Befehl auf B || A geschaut; mein Gedankengang habe mich zu ihm geleitet, u.s.f. oder ich kenne || ? Aber vielleicht kenne ich den B überhaupt nicht, stehe nur mit A in Verbindung. Dann hätte also, wer meine seelischen Vorgänge mutmaßte ganz irre gehen können & hätte dennoch verstanden, daß ich den A & nicht den
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B gemeint habe.
   
     Ein Sprachspiel: Einer erfindet Namen, die || deren Klang uns bekannte Personen auf irgend eine Weise || in irgend einer Weise charakterisieren. Die Andern sollen erraten, wer mit dem Namen gemeint ist. Das Spiel könnte aber auch so gespielt werden, daß der, der die Namen erfindet auf einen Zettel den erfundenen Namen zum Eigennamen der Person schreibt. Damit keinem Zweifel unterliegt wen er gemeint hat.
   
     Wenn ich das Gesicht des N nach dem Gedächtnis für mich hier zeichne, so kann man doch sagen, ich meine ihn mit meiner Zeichnung. Aber von welchem Vorgang, der während des Zeichnens stattfindet könnte ich sagen, er wäre das Meinen?
Denn man möchte natürlich sagen: als er ihn meinte habe er auf ihn gezielt. Wie aber macht er das || das Einer, wenn er sich sein Gesicht in die || das Gesicht des Andern in die Erinnerung ruft?
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     Ich meine wie ruft er sich ihn in's Gedächtnis? Wie ruft er ihn?
   
     Und wie weiß er, daß der || dieser Andere kommt? Überlege Dir das? || !
   
     “Ich harre peinlich” || “Es harret der Jüngling peinlich” – das ist doch die Beschreibung eines Seelenzustandes.
   
     Wie ist es aber nun mit den Sprachspielen; zu welchen gehört ein bestimmter Ausdruck? Wenn ich z.B. sage “Ich erwarte jeden Augenblick eine Explosion” – ist das die Mitteilung über einen Zustand des Erwartens, oder bloß die Mitteilung, daß ich glaube, eine Explosion werde bald eintreten?
   
     Man könnte doch verschiedene Redeweisen haben. “Ich erwarte p” soll etwa heißen: ich glaube p || das & das wird geschehen. D.h. es ist meine Meinung, die mich aber nicht weiter beschäftigt. “Ich bin in der Erwartung von …” soll heißen: Mein Geist beschäftigt sich mit diesem Ereignis ist von der Erwartung erfüllt.
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     Ich sage “Bitte komm her!” & winke ihm. Ich meinte A & nicht B. Ich meinte ihn, es liegt kein Zweifel vor. Schaute ich auch halb auf B, so meinte ich doch nur A. Und doch scheint es klar, wenn ich nicht etwas || nichts erdichten will, als habe keine andere Verbindung zwischen mir (oder meiner Rede) & ihm bestanden, als etwa mein Blick, & ähnliches. Dieses ‘ihn meinen’ als Verbindung aufgefaßt ist wie ein Mythus. Und ein äußerst || sehr starker Mythus. Was immer ich mir nämlich für eine Verbindung denke || vorstelle, keine tut, was ich wünsche. Keine Verbindung, die ich mir vorstelle, genügt, & in Folge dessen scheint es, als wäre eben das Meinen eine spezifische Verbindung ganz unvergleichlich allen den anderen Verbindungen. (So glaube ich, fand Moore daß der Begriff ‘gut’ undefinierbar sei.)
   
     Denke Dir wieder den Fall ‘komm her!”, aber in Kontinuität & Diskontinuität.
     Ich stehe unter einer Menge Menschen; plötzlich ohne irgend einen Grund zeige ich
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auf einen & sage “komm her!”. Es scheint als könnte ich nicht völlig diskontinuierlich wollen, er solle zu mir kommen. Ich muß doch eine bestimmte Verbindung mit ihm machen. Z.B. es gefällt mir sein Gesicht. Oder: ich zeige & || oder blicke unzweideutig auf ihn.
   
     Wenn ich mich erinnere, ich habe den & den gemeint, muß ich mich da nicht irgendwelcher Umstände erinnern, which bear this out.
   
      “Hast Du gewiß den A gemeint?” – “Freilich, ich sprach ja mit A.” Oder: “Freilich; A hat mir bei solchen Gelegenheiten immer geholfen.” Oder: “Ja ich habe A gemeint. Ich hatte bisher nie mit ihm gesprochen & wollte ihn einmal heranziehen.” Oder: “Er lächelte mir zu, & auf einen Impuls hin winkte ich ihm.” Oder: “Ich war im Zweifel, sollte ich den A oder den B rufen; endlich wendete ich mich an den A.”
   
     Ich bin mit jemandem im Gespräch. Wir reden davon daß ich ihm etwas demonstrieren will. Plötzlich sage ich, ohne auf ihn zu schauen: “Komm her”. Ich habe ihn gemeint, & er hat es verstanden. Dagegen aber: ich bin mit einer Menge Menschen in einem
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Zimmer. Ich schaue auf den Boden vor mich hin & sage || spreche: “komm her”, || dabei meine ich den N der irgendwo im || in diesem Zimmer steht¤ || schaue auf den Boden & spreche vor mich hin: “komm her” – dabei meine ich den N der sich auch irgendwo im Zimmer befindet.
     Wie mache ich das? – Wenn ich jemandem erzählte ich hätte das getan, wird er es nicht recht || gleich verstehen & fragen, ob ich mir etwa dachte || etwa glaubte ich könnte den N durch diese Worte & indem ich an ihn dachte gleichsam anziehen, zu mir bannen.
     Ich könnte auch einen Fluch vor mich hin sprechen & dabei einen bestimmten Menschen meinen. Und das konnte so geschehen, daß ich in irgend einer Weise an ihn dachte. Aber soll ich nun sagen: an ihn denken war hier ihn meinen?
   
     In manchen spiritistischen Gebräuchen || Handlungen ist es wesentlich daß man an eine Person denke. Und wir haben hier den Eindruck als wäre an ihn denken gleichsam ihn mit meinen Gedanken aufspießen. Oder es ist als stäche ich immer wieder mit den
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Gedanken nach ihm hin. Denn sie schweifen etwa immer wieder ein wenig von ihm ab.
   
     Wenn Du mir sagst Du habest geflucht & dabei den N gemeint, so wird es mir ganz gleichgültig sein, ob Du dabei sein Bild angeschaut hast || ansahst, ob Du Dir ihn vorstelltest, seinen Namen aussprachst, etc. Die Schlüsse aus dem Faktum, die mich interessieren, haben damit nichts zu tun. Anderseits aber könnte es sein, daß Du mir erklärst, Dein Fluch sei nur dann wirksam, wenn Du Dir den Menschen klar vorstellst, oder seinen Namen laut aussprichst || jemand mir erklärt, der || sein Fluch sei nur dann wirksam, wenn er sich den Menschen klar vorstellt, oder seinen Namen laut ausspricht. Und hier könnte man vielleicht sagen “Es kommt darauf an wie der Fluchende den Verfluchten || sein Opfer meint.” Aber das ist nicht die gewöhnliche Verwendung von “meinen”. Für gewöhnlich hat die Frage “Wie hast Du ihn gemeint?” keinen Sinn.
   
     Wenn mir jemand sagt “Ich habe N damals verflucht” so frage ich auch nicht: “Wie hast Du ihn verflucht?” & jedenfalls hieße das nicht “Wie hast Du Dich auf ihn beim Fluchen bezogen?”
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     Man fragt natürlich auch nicht: “Bist Du sicher, daß Du ihn verflucht hast, daß die Verbindung mit ihm hergestellt war?”
   
     So ist also wohl diese Verbindung sehr leicht herzustellen, daß man ihrer so sicher sein kann?! || ?! wissen kann daß sie nicht daneben geht. – Nun, kann es mir passieren, daß ich an den Einen schreiben will & tatsächlich an den Andern schreibe? & wie geschieht das? || & wie könnte das geschehen?
   
     Wenn ich zwei Freunde habe, die beide Fritz heißen, & ich schreibe einem von ihnen || dem einen einen Brief; worin liegt es, daß ich ihn nicht dem Andern schreibe? Am Inhalt? Aber der könnte für beide passen. Die Adresse habe ich noch nicht geschrieben.
     Nun die Verbindung kann in der Vorgeschichte liegen. Aber wenn mich nun jemand fragt “An wen schreibst Du?” & ich antworte “An Fritz N in …” – schloß ich dies aus der Vorgeschichte? Gebe ich die
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Antwort nicht beinahe so, wie ich sage “Ich habe Zahnschmerzen”? – Könnte ich im Zweifel darüber sein welchem von beiden ich schreibe? – Das wäre natürlich möglich, daß ich einen Brief schreibe & mich erst später entscheide welchem von beiden ich ihn schicken werde, || . Und in diesem Falle könnte ich auf die Frage “Wem schreibst Du?” antworten “Ich weiß es noch nicht”. Aber ich könnte auch antworten: “Vorläufig niemandem || an niemand, – ich werde den Brief an … , oder an … schicken.”
   
     Wäre aber nicht auch dieser Fall denkbar: Ich schreibe einen Brief ohne Anrede; jemand fragt mich “Wem schreibst Du?”. Ich antworte: “Ich weiß es nicht – ich hab's noch soeben gewußt, aber jetzt ist es mir entfallen.” Später aber sage ich: “Jetzt weiß ich's, ich schrieb dem N!” – Das wäre ähnlich || so, wie man manchmal sagt || fragt: “Was wollte ich nur in dieser Lade suchen? – Ach ja das … || die Photographie!” Und wenn uns dies einfällt, erinnern wir uns wieder an den Zusammenhang unsrer Handlung mit früheren. Es könnte aber auch den Fall geben: ich öffne eine Lade & krame
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in ihr, auf einmal || endlich komme ich gleichsam zu mir & frage mich “Warum tue ich || suche ich in dieser Lade herum?”; und dann kommt die Antwort: “Ich will die Photographie des … sehen”. “Ich will”; nicht “ich wollte”. Das Öffnen der Lade etc. geschah sozusagen automatisch & erhielt später eine Interpretation.
   
     Und wäre es nicht möglich, daß ich mich in meiner Antwort – “Ich schreibe dem N” – täuschte? Nicht, als täuschte mich die Erinnerung – etwa an den Briefanfang. Wenn ich aber die Anrede ansehe sage ich etwa: “ Nein! Ich schreibe an M; aber es kam mir seltsamerweise in diesem Augenblick so vor, als schriebe ich an || dem N.”
   
      “Du wolltest vorhin jemand zu Dir winken; wen hast Du gemeint?” – Die Wortreaktion darauf ist “Ich meinte den N”. Nun kannst Du Dich aber ‘näher’ an den Vorgang erinnern. Du sagst dann etwa: “Ich wollte ihm sagen …, weil …”. Oder: “Ich dachte daran, daß … & wollte ihm
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sagen, daß …”.
   
     Nun möchte man fragen: “Hätte Einer, der in Dein Inneres zu sehen im Stande wäre, dort sehen können, daß Du das sagen wolltest?”
     Angenommen ich hätte mir meinen Vorsatz auf einen Zettel notiert, so hätte ein Andrer meinen Vorsatz || ihn dort lesen können; & kann ich mir denken, daß der Andre || er meinen Vorsatz auf irgend einem Wege hätte sicherer erfahren können, als dadurch || auf diese Weise? || als so? Gewiß nicht.
   
      “Ich habe damals ihn gemeint.” Wann & für wie lange hast Du ihn gemeint?
   
     Ich erinnere mich, ihn gemeint zu haben. Erinnere ich mich eines Vorgangs oder Zustands? Wann fing er an, wie verlief er, etc.?
   
     Woran glaube ich wenn ich an eine Seele im Menschen glaube? Woran glaube ich wenn ich glaube diese Substanz enthalte zwei Ringe von C-Atomen? In beiden
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Fällen ist ein Bild im Vordergrund, der Sinn aber (weit) im Hintergrund; d.h., die Anwendung des Bildes nicht leicht || schwer zu übersehen.
   
     Wir hören, primitive Völker || Volksstämme glauben, sie stammten || stammen von einem Tier (z.B. einer Schlange) ab. Wir fragen uns: Wie können sie das glauben? – Wir sollten fragen: “Wie glauben sie es?” Sie sagen, etwa, Worte, die wir in den deutschen Satz “Wir stammen von … ab” übersetzen. – “Aber das ist doch nicht alles!” sagt man mir || nun; sie haben ja die mannigfachsten Gebräuche & Gesetze; die alle sich auf diesen Glauben stützen (& also beweisen, daß wir ihre Worte richtig ins Deutsche übertragen || übersetzt haben)! Aber warum sollten wir nicht sagen: diese Gebräuche & Gesetze stützen sich nicht auf jenen Glauben, sondern sie zeigen inwiefern, in welchem Sinn, ein solcher Glaube besteht.
     Man könnte sich z.B. fragen: Glauben jene Leute jemals bei anderen Gelegenheiten daß eine Schlange || Leute jemals im gewöhnlichen Leben, daß eine Schlange einen Menschen statt einer Schlange hervorbringt. Je nachdem diese
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Frage zu beantworten ist, erhält ihr Glaube an ihren Ursprung ein anderes Feld.
   
     Denken wir uns, ein Stamm nennt sich “die Kinder Israel”. Ursprünglich, nehme ich an, heiße das nicht die Nachkommen eines Mannes mit Namen Israel. Viel mehr || Sondern Nachkommen || “Nachkommen” oder “Kinder” heiße so viel wie “der Stamm”, betrachtet als eine Erscheinung in der Zeit. Dies wäre als nennte man die Entwickelung von π “die Kinder π”.
     Nun denke ‘durch ein Mißverstehen’ fasse man jenen Ausdruck auf als “die Kinder (Nachkommen) des Israel” & rede also von einem Mann Israel als dem Stammvater: die || Die Frage ist: in was für Fällen hat man ein Recht von einem Mißverstehen zu reden; in was für Fällen aber nur von einer bildlichen Ausdrucksweise.
     Prima facie ist anzunehmen, daß es hier in Wirklichkeit allerlei Grade geben wird, & || . Und daß in gewissen Religionen, was ursprünglich bildliche Ausdrucksweise war, zu
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einem ausgewachsenem Mißverständnis || einer ausgewachsenen Verfälschung weiterentwickelt || entwickelt wird. || zu einem vollen Mißverständnis sich auswächst.
(Mit der Hilfe etwa von Philosophen.)
   
     Ein Sprachspiel: Gedanken erraten. Spielkarten liegen auf einem Tisch. Ich will, daß der Andre eine von ihnen berühren soll. Ich schließe die Augen & denke an eine bestimmte Karte || dieser Karten; der Andre soll erraten, welche ich meine. Er läßt sich darauf etwa eine Karte einfallen, wobei er wünscht meine Meinung zu treffen, & berührt die Karte. Ich sage: Ja, die war's, oder die || sie war's nicht. Eine Variante dieses Spiels wäre, daß ich auf eine bestimmte Karte schaue, so aber, daß der Andre die Richtung meines Blicks nicht sehen kann & daß er nun erraten muß auf welche Karte. || jene Karte erraten muß. Daß dies eine Variante des ersten Spiels ist, ist wichtig.
Man könnte mich im ersten Spiel auch fragen: Wie denkst Du an eine Karte? (Und dies könnte wichtig
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sein weil es sich zeigen könnte, daß jenachdem das Erraten mehr oder weniger zuverlässig wäre. || je nach der Art & Weise || Art & Weise das Erraten mehr oder || bald mehr, bald weniger zuverlässig wäre.)
   
      “Ich wollte, daß N zu mir kommen sollte || möchte || komme”hier gibt es eine Frage: “Warum wolltest Du das?” D.h.: “Wie kamst Du auf diesen Gedanken || Wunsch?” Ich will hier die Umgebung des Wunsches kennen lernen. Aber das ist hier ein schlechter Ausdruck. Nicht die Umgebung des Wunsches sondern höchstens die Umgebung des Wunschausdrucks wollte ich kennen lernen; &, man könnte sagen, den Verlauf des Wunsches.
   
     Mußte aber der Wunsch solchen Verlauf haben? Konnte ich nicht plötzlich & ohne jeden Grund wünschen, N möge zu mir kommen? Und das geschah doch zu irgend einer Zeit! Hatte einen Anfang, ein Ende, etc. So mußte also doch ein Vorgang stattfinden, ähnlich dem des Aussprechens des Wunsches.
   
     Wenn ich sage “Ich habe in diesem
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Zimmer einen Sessel gesehen”, so kann ich mich meistens nur sehr beiläufig an das besondere Gesichtsbild erinnern, das ich erhielt & es hat in den meisten Fällen auch gar keine Bedeutung. Der Gebrauch, der von diesem || dem Satz gemacht wird, geht an der || dieser Besonderheit des Gesichtsbilds vorbei. || Das besondere Gesichtsbild tritt in den Gebrauch dieses || des Satzes nicht ein. || Das Gesichtsbild, das ich erhielt, tritt in den Gebrauch des Satzes nicht ein. Ist es nun so auch, wenn ich sage “Ich habe ihn || N gemeint”? || : Geht dieser Satz auch || in der gleichen Weise an den Besonderheiten des Vorgangs vorbei? So daß man also sagen könnte: “Ich meinte N; aber (genau) wie das vorging || es vor sich ging weiß ich nicht mehr”. – Woran kann ich mich hier nicht erinnern?
   
     In einer nur wenig || um weniges verschiedenen Situation hätte er, statt stumm mit dem Finger zu winken, jemandem gesagt “Sag dem N, er soll zu mir kommen”.
     Man kann nun sagen, die Worte “Ich wollte, N solle zu mir kommen” beschreiben den damaligen Zustand
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meines Geistes || meiner Seele, & man kann es auch wieder nicht sagen.
   
     Welches Kriterium gibt es dafür, daß Du das wirklich damals wolltest, oder meintest || gemeint hast? – Wohl, ein Anderer konnte es aus Deinem Benehmen & den Umständen erkennen; aber Du schließt || erkennst es daraus ja nicht.
   
     Wenn ich sage “Ich meinte ihn”, da mag mir wohl ein Bild vorschweben, etwa davon, wie ich ihn ansah, etc., aber das Bild ist nur, wie die || eine Illustration in || zu einer Geschichte. Aus ihr allein wäre meistens gar nichts zu erschließen; erst wenn man die Geschichte kennt, weiß man, was es mit dem Bild soll.
   
      “Aber, || , wer sagt ‘Ich meinte ihn’, erinnert sich doch an etwas! Etwas Vergangenes || Geschehenes kommt doch || wieder in sein Gedächtnis!
   
     Erkennt man denn aber ein Erlebnis als Gedächtniserlebnis? Ich meine : Haben wir ein Erlebnis, sehen wir ein Bild vor uns, oder dergleichen,
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& erkennen dies Bild nun nach gewissen Merkmalen als das eines vergangenen Ereignisses? Wie man etwa eine Photographie sieht, die vergilbt ist & daraus schließt, sie sei vor längerer Zeit aufgenommen worden? (Aber hier brauchen wir Erfahrung, uns zu lehren, daß die Farbe des Papiers auf Alter deutet.)
   
     Jemand macht Anstalten zu sprechen. Ich lasse ihn nicht zu Wort kommen. Dann frage ich “Was wolltest Du sagen?” – Nun sagt er irgend etwas. – Was kümmert es mich, was damals || früher in ihm vorging? Was kümmert es mich wie er das Wollen in die Rede übersetzt? – Wie aber ist es mit ihm selbst?
   
Haben diese beiden Fragen ähnliche Grammatik: “Was wolltest Du sagen?” & “Was hast Du gesagt?” – Man könnte das auch so sagen: Heißt, sich an die Absicht zu erinnern, sich an einen Vorgang erinnern, der zwar natürlich nicht die beabsichtigte Handlung ist, aber etwas anderes ähnlicher Art?
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Denke, ich sähe eine Situation in einem Buch, wüßte aber nicht, ob sie eine Situation der Haupterzählung, oder eine Erinnerung des Helden, oder den Traum, oder den Wunsch, oder eine Befürchtung einer der handelnden Personen darstellt.
   
      “Ich erinnre mich, ich wollte damals länger bei ihm bleiben.” || wäre damals gerne noch länger geblieben.” – Welches (zuverlässige) Bild dieses Wunsches || Verlangens, oder Zögerns kommt mir in die Erinnerung? || tritt mir vor die Seele? Gar keins. Was ich in der Erinnerung vor mir sehe, läßt keinen Schluß auf jenes Gefühl || meine Gefühle zu. Und doch erinnere ich mich ganz deutlich daran, daß sie vorhanden waren.
   
     Mein Fehler ist, dort nach einer Erklärung zu suchen, wo ich die Tatsachen als ‘Urphänomene’ sehen sollte. D.h., wo ich sagen sollte. || Unser Fehler ist, dort nach einer Erklärung zu suchen, wo wir die Tatsachen als ‘Urphänomene’ sehen sollten. D.h., wo wir sagen sollten: dieses Sprachspiel wird gespielt.
   
     Nicht um die Erklärung des || eines Sprachspiels durch Gefühle || Erlebnisse handelt sich's, sondern um die Feststellung des || eines Sprachspiels.
   
¥      Wozu sage ich jemandem, ich hätte früher den & den Wunsch gehabt?
     Sieh auf das Sprachspiel als das Primäre! Und auf die Gefühle etc. als auf eine Betrachtungsweise || Deutung des Sprachspiels!
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     Man könnte fragen: Wie ist der Mensch je dazu gekommen, einen vergangenen Wunsch zu äußern? || je dahin gekommen, eine sprachliche Äußerung zu machen, die wir ‘Erzählung || Bericht eines vergangenen Wunsches’ nennen können?
   
     Denken wir uns dieses || diese Äußerung nehme immer die Form an: “Ich sagte mir: ‘wenn ich nur länger bleiben könnte!’”
     Der Zweck einer solchen Mitteilung könnte sein, den Andern meine Reaktionen kennen zu lehren. (“Vouloir dire”.)
   
     (Meine Methoden haben, glaube ich, Ähnlichkeit mit gewissen sehr allgemeinen Methoden in der Mathematik.)
   
     Oder man könnte sich auch so ausdrücken: “Ich sagte mir gleichsam: ‘N soll zu mir kommen’.”
   
     Wenn jemand mich fragt “Von wem hast Du jetzt mit dem N gesprochen?”, & ich antworte “Wir haben
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von A geredet”, so ist es klar, || : ich stelle mit dieser Antwort nur eine Verbindung des || unseres Gespräches mit dem A fest || konstatiere mit dieser Antwort nur eine Verbindung des || unseres Gespräches mit dem A, eine Verbindung die sich zur Zeit hat nachweisen lassen.
   
     Wenn Max sagt “Der Fürst trägt Vatersorge für die Truppen”, so meint er Wallenstein.9

   
Angenommen, jemand sagte: Wir wissen nicht ob Max Wallenstein meint; er könne in diesem Satz, for all we know, auch einen andern Fürsten ¤ meinen.
   
     Wenn ich nun mit A von einem Menschen namens ‘B’ rede, aber es gibt zwei Leute, die so heißen, || es zwei Leute dieses Namens gibt, worin besteht dann die Verbindung des || dieses || unseres Gesprächs mit dem einen von ihnen? – “Nun ihr denkt an diesen Menschen.” – Aber was für eine Art von Verbindung schlägt das || stellt das her? – Nun, man kann sich natürlich leicht allerlei Verbindungen des Gesprächs mit einem der beiden vorstellen. Ist es aber nicht klar, daß eine entscheidende Verbindung von unserm Denken
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nicht gemacht werden kann, wenn sie nicht auch || es sei denn, daß sie auch von dem Gespräch selbst gemacht werden kann?
      (Der innere Vorgang kann nichts tun, was der äußere nicht auch kann || könnte.) || (Der innere Vorgang kann nicht durch eine andere Physik etwas tun, was der äußere nicht kann. Wie Gase etwa tun können, was ein fester Körper nicht kann.)
   
     Worin besteht es, daß ich zu einem bestimmten Menschen rede?
     Wir beide sind allein in meinem Zimmer. Wir sprechen über einen bestimmten Gegenstand der uns beide beschäftigt hat. Ich stehe vor ihm, schaue ihn an & rede. – Aber das kann ich doch auch tun ohne zu ihm zu reden. Und ich kann auch zu ihm reden ohne vor ihm zu stehen, ohne ihn anzuschauen. Ja auch wenn Andere mit uns im Zimmer wären. Ja selbst, wenn ich dabei einen Andern ansähe! –
     Jemand fragt “Zu wem hast Du gesprochen?” – Ich sage: “Zu N.” Ich wollte, daß er meine Worte auf sich bezieht, obwohl ich ihn nicht ansah.
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Aber als ich vor ihm stand & ihn ansah, wollte ich doch auch, daß er meine Worte auf sich bezöge!
   
      Mach diesen Versuch: Sag “Hol' ihn der Teufel!”, & meine verschiedene Personen. Auch solche, die Du kaum kennst, den Kommis in einem Geschäft, z.B..– Du wirst Dir ihn dabei vorstellen. Und dann sagst Du etwa ich meinte jetzt N. Aber Du sagtest Dir den Namen nicht, während Du fluchtest. Wie weißt Du also, daß es N war, dessen Bild Du sahst?
     Du gingst von der Vorstellung zum Namen “N” über. Zu sagen, Du wußtest schon früher, wen Du meintest, ist ähnlich dem, zu sagen || : zu sagen, Du weißt || wußtest, wie diese Melodie weiter geht.
   
      “Ich meinte N” scheint von einem Zusammenhang zu berichten & auch einen zu machen.
   
     Ich zeichne einen Kopf. Du fragst mich “Wen soll das vorstellen?” – Ich sage “Das soll N sein.” – Du: “Es sieht ihm aber nicht ähnlich. Eher noch dem M.” – Als ich sagte, es stelle
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den N vor, – machte ich einen Zusammenhang, oder berichtete ich (von) einem || einen? Welcher Zusammenhang hatte denn bestanden?
   
     Es ist, als könnte ich sagen: “Ich besiegle einen bestimmten Zusammenhang.” Und meine ich dann nicht, daß eine plausible Linie bis zu ihrem natürlichen Ende fortgeführt wird?
   
     Was ist dafür zu sagen, daß meine Worte einen Zusammenhang, der bestanden hat, beschreiben? Nun sie beziehen sich auf Verschiedenes, was nicht erst mit ihnen in die Erscheinung trat. Sie sagen, z.B., daß ich schon damals eine bestimmte Antwort gegeben hätte, wenn ich gefragt worden wäre. Und wenn dies auch nur konditional ist, so sagt es doch etwas über die Vergangenheit.
   
     Wen, oder was ich meinte, || gemeint habe, kann z.B. meine Gesinnung zeigen.
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      “Ich habe nicht auf den neuen Überzug des Sessels gezeigt, sondern auf das alte Holz || , & davon gesprochen.” – Meine Gesinnung war die.
      “Hättest Du mich damals darum gebeten, ich hätte es Dir mit Freuden gegeben!” – So war ich damals. – Ist nun die || diese Aussage von derselben Art wie die: “Hättest Du mir damals befohlen dieses Gewicht zu heben, ich wäre zu schwach dazu gewesen.”?
   
      “Ich sah ihn an & winkte mit dem Finger. Ich wollte, für einen Augenblick, er möchte zu mir kommen.” Kann man sagen: Diese Worte “Ich wollte …” sind eine Art der Beschreibung eines menschlichen Zustandes? D.h. was da vorging war so nur zu beschreiben als besonderer || ein Fall eines typisch menschlichen Verhaltens. || Diese Worte “Ich wollte …” beschreiben, was geschah, durch einen Begriff der vom menschlichen Leben abgezogen ist.
     Wenn wir die Skizzen eines Zeichners sehen, so erkennen wir das Glied eines
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Fingers, das allein dasteht als solches; aber darum nur, weil wir wissen, daß dieser Mensch Teile des menschlichen Körpers zeichnet. Wir werden die Skizze mit voller Sicherheit & richtig als die einer Fingerspitze beschreiben.
   
     In einer Diskussion: Ich wollte für einen Augenblick das & das sagen. Ich teile dies einem Andern mit. Was entnimmt er daraus?
D.h. wohl: Wie verwendet er diese Mitteilung? || kann er || diese Mitteilung verwenden?
   
     Erinnere ich mich daran, das & das für eine Augenblick sagen zu || ¤, daß ich das & das für einen Augenblick habe sagen ¤ wollen, so erinnere ich mich meistens || zumeist || oft auch an gewisse ‘Einzelheiten’. Diese Einzelheiten sind nicht irrelevant in dem Sinne in welchem andere Umstände an die ich mich auch erinnern kann ganz irrelevant || es sind. Aber wenn ich sage “Ich wollte für eine Augenblick sagen …” muß diese Einzelheiten nicht erraten. || wem ich sage “Ich wollte für einen Augenblick sagen …” erfährt dadurch diese Einzelheiten nicht & muß sie auch nicht erraten.
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Er muß z.B. nicht wissen, daß ich schon den Mund zum sprechen geöffnet hatte & das Bild einer bestimmten Buchseite vor meinem Geiste hatte || sah. Er kann sich aber den Vorgang so ‘ausmalen’.
   
     Sammle ich nun zusammen, woran ich mich erinnere, so scheint das alles als Evidenz dafür, daß ich das & das wollte, ungenügend.
     Nun ist die Frage. Wenn ich mich selbst daran erinnern könnte, gesagt zu haben “Ich will …”, wäre mir das Evidenz genug?
     Nun, jedenfalls könnte ich ein Gesetz aufstellen & sagen: Wenn ich sagte: “Ich will das & das”, dann wollte ich das & das.
   
     Natürlich ist hier ein tiefer Irrtum, wenn ich sage, die Evidenz sei ungenügend. Denn ich könnte nicht sagen wofür sie ungenügend ist || nicht genügt. Wohl aber kann man sagen, daß ich den Satz “Ich wollte sagen: …” aus den Vorgängen, an die ich mich erinnere nicht ableiten kann.

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     Der Satz “Ich wollte sagen: …” scheint mehr zu sagen || auszusagen, als die besonderen Erinnerungen || das Erinnern verbürgt. – Und auch das wäre falsch, zu sagen: Das woran Du Dich erinnerst ist eben ein Spezialfall dessen, was man “das & das sagen wollen” nennt. Als wäre der Fall ähnlich dem: ‘Anstalten zur Abreise treffen’ – welches darin bestehen kann daß man Koffer packt, von Leuten Abschied nimmt, etc. etc. – aber auch darin, daß man den Hut aufsetzt & zum Bahnhof geht.
     Wenn ich ihn zur Bahn gehen sehe, – weiß ich daß er abreisen will? Ja ich weiß es auch dann nicht, wenn ich ihn eine Fahrkarte lösen sehe. Und doch wird man das Anstalten zur Abreise nennen: Unter gewissen Umständen nämlich.
   
     Wenn ich damals das & das sagen wollte, so konnte es sein, daß ich dies damals aufschrieb. Schrieb ich es auf, so ist es mir || mir das später ein Zeugnis, dafür, daß ich dies wollte. Wenn ich es nicht aufschrieb, so mußte also der Fall || die Sachlage doch dem der ersten ähnlich sein.
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     Es ist offenbar richtig, daß ich sagen kann: unter den & den || andern Umständen hätte ich mir damals das gesagt. – Und was kann mich dazu berechtigen dies zu behaupten?
     Ich behaupte doch gleichsam eine Gesinnung. Aber nicht bloß wie ich etwa sage ich hätte gestern von 1 bis 100 zählen können; sondern die Gesinnung war gleichsam akut vorhanden. Und der Fall daher vielleicht ähnlich dem: Ich hätte gestern auf Deine Erklärung hin die Reihe fortsetzen können, wenn nichts dazwischen gekommen wäre.
     Gibt es dafür eine Verifikation? Unter welchen Umständen werde ich ihm glauben, daß er es konnte? Z.B., wenn ich wußte || weiß, daß er eine bestimmte Technik beherrschte.
   
     Ich fragte einmal: “Könnte ich immer sagen: ‘es kommt mir vor, als hätte ich das gestern sagen wollen’ statt ‘ich wollte das gestern sagen’?” – Aber ich kann auch sagen: “Ich weiß, ich wollte das gestern sagen.” – Nun ich sage das & sage es mit Überzeugung. Es ist der
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Ausdruck einer Art von Erinnerung.
     Nun, hat sie denn keinen Gebrauch?!
     Wird man der Aussage immer glauben || Glauben schenken? Nicht unter allen Umständen. Man wird manchmal z.B. antworten: “Das bildest Du Dir nur ein”. Manchmal aber: “Ich weiß, daß Du es sagen wolltest; ich hab es Dir angesehen.”
     Darin scheint nun die Schwierigkeit für mich zu bestehen || liegen, daß jener Erinnerungssatz gleichsam halb verifizierbar ist. Einerseits kann etwas dafür, oder dagegen sprechen, daß er wahr ist; anderseits stützt er sich nicht auf die Umstände die für, oder gegen ihn sprechen.
   
     Nun, wie der Satz gebraucht wird, so wird er gebraucht.
   
      Die Grammatik des Ausdrucks “etwas sagen wollen” ist verwandt der von “etwas sagen können”. || Die Grammatik des Ausdrucks “Ich wollte damals sagen …” ist verwandt der von “Ich hätte damals fortsetzen können”.
     Im einen Fall die Erinnerung an eine Absicht, im andern, an ein Verstehen.
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(Ein potentielles Verhalten zu einem Satz.)
   
     Lernt man denn, was “etwas || das & das sagen wollen” heißt, indem Einem gezeigt wird, welcher Vorgang, oder Zustand so genannt wird; wie man lernt, was ein Menschenauflauf, oder ein Gemurmel genannt wird?!
   
     Was ist die philosophische Wichtigkeit der Frage “Wie lernt man die Bedeutung des Wortes …?”?
   
     Man kann doch nur etwas sagen, wenn man sprechen gelernt hat: wer also etwas sagen will muß dazu auch die Sprache beherrschen || ¤ sprechen gelernt haben; & doch ist es klar, daß er beim Sprechen-Wollen nicht sprechen mußte. Wie er auch beim Tanzen-Wollen nicht tanzt.
     Und wenn man darüber nachdenkt, so greift der Geist nach der Vorstellung des Tanzens, Redens, etc..
   
     Als wäre nämlich das Tanzen-Wollen: einen Plan für den Tanz machen. Aber man kann
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doch auch so einen Plan machen wollen.
   
     Oder man möchte sagen: “Etwas tun wollen, ist etwas Ähnliches wie, für die Tätigkeit || das Tun einen Plan entwerfen.” Und ein Plan ist natürlich nicht privat.
     Einen Plan machen kann man nur innerhalb einer Technik. Und daß ein Plan gemacht wurde, können Andere so gut wissen, wie ich.
   
     Ich sagte, ich habe alles zur Reise vorbereitet& || : meine Vorbereitungen bestanden darin daß ich … – Kann man nun auch sagen: “Ich wollte damals sagen … – Meine Absicht || Mein Beabsichtigen dies zu sagen bestand darin, daß ich …”? Und daraus könnte man folgern: eine Absicht haben sei ein spezifischer Zustand der Seele.
   
     Es handelt sich also um die Anwendbarkeit von “… es besteht darin, daß …”.
   
      “Ich bereitete alles zur Abreise vor.” – “Laß hören, was Du wirklich getan hast, worin Deine Vorbereitungen bestanden
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haben?” – – Kann man auch sagen: “Laß hören, worin Deine Absicht, das zu sagen, eigentlich bestanden hat”?
     Im ersten Falle können wir aus den Einzelheiten z.B. schließen, ob er wirklich alles zur Reise vorbereitet hatte. Können wir auch erfahren, ob er das wirklich sagen wollte, es sozusagen gründlich wollte, wenn er uns sagt welches Bild ihm etwa vorschwebte || vorgeschwebt hatte etc.?
   
     Und wüßte ich nun die Einzelheiten, könnte ich das sagen: “Wenn Dir nur dieses Bild vorgeschwebt hat …, so kann man das kaum die Absicht das zu sagen nennen”?
   
     Denk Dir diesen Fall: Ich sage Einem ich sei einen gewissen Weg einem Plan gemäß, gegangen || gegangen einem Plan gemäß, den ich zuvor angefertigt habe. Ich zeige ihm darauf diesen ‘Plan’ & er besteht aus Strichen auf einem Papier; aber ich kann nicht erklären inwiefern diese Striche der Plan meiner Wanderung sind, dem Andern keine Regel sagen wonach er zu lesen ist. Wohl aber bin
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ich der || jener Zeichnung mit allen charakteristischen Symptomen || Anzeichen des Kartenlesens nachgegangen.
     Ich könnte so einen Plan || eine Zeichnung einen ‘privaten’ Plan nennen; oder die Erscheinung die ich soeben beschrieben habe: “dem || einem privaten Plan folgen”. (Aber dieser Ausdruck wäre natürlich sehr mißverständlich.)
   
     Könnte ich nun sagen: “Daß ich damals tanzen || so & so handeln wollte, lese ich gleichsam wie von einem Plan ab, obwohl || obgleich kein Plan da ist”? Aber das heißt doch nichts anderes als: Ich bin jetzt geneigt zu sagen, || : ich lese die Absicht zu tanzen in gewissen Seelenzuständen, an die ich mich erinnere.
   
      “Ich wollte sagen …” – Du erinnerst Dich an verschiedene Einzelheiten. Aber sie alle zeigen nicht diese Absicht. Es ist als wäre ein Bild einer Handlung || eines Vorgangs aufgenommen worden aber es sind von ihm nur einige verstreute Einzelheiten zu sehen, hier eine Hand dort ein Stück eines Gesichts, oder ein Hut, das übrige ist
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dunkel. Und nun ist es, als wüßte ich doch ganz gewiß, was das ganze Bild darstellt. Als könnte ich das Dunkel lesen.
   
     Wenn Du Dich erinnerst daß Du das & das sagen wolltest, so erinnerst Du Dich weder es gesagt zu haben noch irgend eines Vorgangs aus welchem man nach irgend einer Regel, was Du sagen wolltest, ableiten kann.
     Deine Erinnerungsreaktion sind die Worte “Ich wollte sagen …”.
   
      “Ich wollte sagen” (“I was going to say”) – Also sagte ich doch nichts; & ich machte auch keine anderen Zeichen. Was man ‘sagen wollte’ hatte man also in keiner Form gesagt.
   
Es ist als führte ich eine Skizze nach der Intuition des Meisters aus.
   
Sage ich “Ich wollte damals sagen …” & beruht diese Aussage auf den Gedanken, Vorstellungen, etc. an die ich mich erinnere, so muß ein Anderer dem ich nun diese Gedanken,
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Vorstellungen etc. mitteile daraus mit ebensolcher Sicherheit schließen können, ich hätte damals sagen wollen …. Er könnte das aber nicht. Ja, schlösse ich nun aus dieser Evidenz ich hätte das & das sagen wollen, so würde der Andre mit Recht sagen, dieser Schluß sei sehr unsicher.
   
     Es würde seltsam klingen, wenn ich sagte, daß der, der sicher ist daß er das sagen wollte || er habe das & das sagen wollen, eines Bildes sicher ist.
   
     Kann man sagen: Wer sagt, er habe das & das tun (oder sagen) wollen, der gibt ein Bild von sich selber.
   
     Ich bin von einem Bilde überzeugt. Aber wie ist das möglich?
   
     Aber wenn ich nun wirklich damals das sagen wollte – muß es nicht genug sein dem Andern mitzuteilen was ich damals tatsächlich innerlich
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getan habe? || vorgegangen ist?

     Denk Dir ich erwarte jemand am Bahnhofe ich sehe ihn von ferne kommen & eile ihm mit freudigem Gesicht entgegen. Und denk Dir diesen Vorgang würde nach dem ersten Schritt abgebrochen . || durch ein Elementarereignis abgebrochen. Dann würde ich doch sagen ich hätte ihm entgegeneilen wollen.
   
     Du hast getan, gedacht, gefühlt, was Du getan, gedacht, gefühlt hast. – Aber ist das nicht genug; || : muß ich noch etwas hinzudichten? Aber dichte ich denn etwas hinzu, wenn ich sage, Du hättest ihm entgegen gehen wollen? Willst Du nicht sagen, Du hättest dies getan, wenn nichts dazwischengekommen wäre?
   
     Also willst Du doch mehr als bloß berichten was Du getan, gedacht & gefühlt hast? Und warum?
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     Setze ich das Samenkorn ein & lasse es wachsen?
   
     Ich will doch sagen: Ich weiß nicht nur was ich damals tat, sondern auch in was sich das entfaltet hätte. Ja ich weiß dies so sicher wie das erste.
     Denn das ist ja die Meinung die ich dabei hatte.
   
     Das ist doch so, wie wenn ich sagte: ich weiß mit Sicherheit, wie ich die Melodie fortgesetzt hätte wenn ich nicht unterbrochen worden wäre. Oder ist es nicht so?
   
     Warum will ich ihm außer dem, was ich tat, auch noch eine Intention mitteilen? – Nicht weil die Intention auch etwas war was damals stattfand. Sondern weil ich etwas über mich mitteilen will, das über das hinausgeht, was damals geschah.
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     Ich entschließe || erschließe ihm mein Inneres, wenn ich sage was ich tun wollte. – Nicht aber auf Grund von Selbstbeobachtung, sondern durch eine Reaktion (man könnte es auch eine Intuition nennen).
   
     Hätte ich Visionen mein Seelenleben in der Vergangenheit betreffend, so könnten diese von großer Wichtigkeit sein.
   
     Kann ich mit dem Wort “bububu” meinen: “Wenn es nicht regnet, werde ich spazieren gehen”? – Nur in einer Sprache kann ich etwas mit etwas meinen. (Das zeigt klar, daß die Grammatik von “meinen” nicht ähnlich der ist von “sich etwas vorstellen” & dergl..)
   
      “Ich denke an N.” “Ich rede von N”. Wie rede ich von N? Ich sage etwa “Ich muß heute N besuchen.” – Aber das ist doch nicht genug! Mit N könnte ich doch verschiedene Personen meinen, die diesen Namen
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haben. “Also muß es noch eine andere Verbindung meiner Rede mit dem N bestehen, denn sonst hatte ich doch nicht ihn gemeint.”
     Gewiß eine solche Verbindung besteht, nur nicht, wie Du sie Dir vorstellst, || : nämlich durch einen geistigen (ätherischen) || (quasi ätherischen) Mechanismus.       (Man vergleicht eben “ihn meinen” mit “ihn erschießen”.) || : nämlich durch einen geistigen (d.h. unkörperlichen) Mechanismus.
(Man vergleicht “ihn meinen” mit “auf ihn zielen”.)
   
     Wenn ich mit einer Bemerkung auf N. anspiele, so mag sich dies, || wenn gewisse || bestimmte Umstände gegeben sind – aus meinem Blick, Gesichtsausdruck, etc. ersehen lassen. Und teile ich jemand dazu noch meine Gefühle etc. || , Vorstellungen, etc. während meiner || der Anspielung mit, so mögen diese das typische Bild des Anspielens (oder ein solches Bild) vervollständigen. Aber daraus folgt nicht, daß der
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Ausdruck “auf Einen || N. anspielen” bedeutet: sich so benehmen, dies fühlen, sich dies vorstellen. || , etc. Und hier wird mancher sagen: “Freilich nicht! Das haben wir immer schon gesehen. Und es muß sich eben ein roter Faden durch alle diese Erscheinungen ziehen, die || als welche diesen Faden gleichsam umspinnen & schwer auffindbar machen.” Und das ist auch nicht wahr. || Und es muß sich eben ein roter Faden durch alle diese Erscheinungen ziehen. Mit diesen ist er || Er ist mit ihnen gleichsam umsponnen, & daher schwer auffindbar.” Und das ist auch nicht wahr.
Aber es ist ( weiter ) || wäre auch falsch zu sagen, “Anspielen” bezeichne eine Familie von geistigen und anderen Vorgängen. Denn man frägt nicht: “Wie hast Du auf ihn angespielt? War es mit einer Miene, Geste, mit Gedanken?” – Wie man wohl fragen kann: “Wie hast Du auf ihn gezeigt? Mit der Hand || dem Finger, mit einer Kopfbewegung?”
   
      “Ich habe in meiner Rede auf ihn angespielt.” – “Mit welchen Worten?” – “Ich
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habe auf ihn angespielt, als ich von einem Menschen redete, der …”.
     Ich habe auf ihn angespielt heißt ungefähr: Ich wollte, daß die Leute bei diesen Worten an ihn denken sollten || der & der || jemand bei diesen Worten an ihn denken sollte. Aber “Ich wollte” ist nicht die Beschreibung eines Seelenzustandes & “verstehen, daß N gemeint war” ist es auch nicht.
   
     Wenn ich meinen Arm ‘willkürlich’ hebe, so treffe ich nicht Vorkehrungen, Anstalten || Vorkehrungen || Anstalten zu diesem Zweck. Auch der Wunsch, der Gedanke, etc. || die Absicht ist keine solche Vorkehrung || Anstalt.
   
     Ich wünsche nicht daß sich mein Arm heben möge, damit er sich hebe. (Grammatische Bemerkung.)
   
     Wenn ich meinen Arm willkürlich bewege, so bediene ich mich nicht (irgend) eines Mittels die Bewegung herbeizuführen.
   
      “Warum hast Du Deinen Arm gehoben?” – “Weil ich es wollte.” – Was ist das für eine Begründung? Gebe ich eine
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Ursache an? Einen Grund?
   
     Worin besteht es: den Entschluß fassen ein bestimmtes Zeichen zu geben?
   
     Denke diese Beschreibung einer willkürlichen Handlung: “Ich fasse den Entschluß um 5 Uhr die Glocke zu ziehen; & so wie || wenn es 5 schlägt macht mein Arm einfach diese Bewegung.” – Ist das die richtige Beschreibung, & nicht die: “wenn es 5 schlägt hebe ich meinen Arm”? – Die erste Beschreibung möchte || möchte man ergänzen: || umschreiben: “& siehe da, mein Arm hebt sich, wenn es 5 schlägt.”
      Und dies “siehe da” ist gerade was hier wegfällt. Wir sagen nicht: “Wahrhaftig, mein Arm hebt sich!”
   
     Man könnte also sagen: die willkürliche Bewegung sei durch die Abwesenheit des Staunens charakterisiert. Und nun will ich nicht, daß man frägt “Aber warum erstaunt man hier nicht?”
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     Die Sprache ist ein Instrument. Die || Ihre Begriffe sind Instrumente.
     Man hat nun eine Idee, daß es keinen großen Unterschied macht, welche Begriffe ich verwende || wir verwenden. Wie man schließlich mit Fuß & Zoll so gut Physik betreiben || treiben kann wie mit m und cm; oder wenn nicht ebenso gut es handelt sich doch zum mindesten nur um || von || der Unterschied ist doch nur einer der Bequemlichkeit. Aber auch das ist nicht wahr, wenn, z.B., Rechnungen in einem Maßsystem mehr Zeit & Mühe erfordern, als wir verwenden || aufwenden können.
   
     Begriffe leiten uns zu Untersuchungen. Sind der Ausdruck unseres Interesses & bestimmen || lenken unser Interesse.
   
     


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(May 1945)
     Denk' Dir Leute die alle Sätze (Behauptungen, Fragen, etc.) wenn sie sie meinen, sich nicht nur in ihrem Aussprechen üben, oder dergl., singen. Vom gesungenen Satz sagen sie, “er lebt”, vom nicht gesungenen, er sei tot.
     Wenn diese Menschen über den Begriff ‘meinen’ philosophieren, werden sie versucht sein zu sagen: meinen heiße singen.
   
      Nicht umhin kommen – wenn wir uns philosophischen Gedanken hingeben – etwas || das & das zu sagen, unwiderstehlich geneigt sein || dazu neigen etwas || dies zu sagen, heißt nicht, zu einer Annahme gezwungen sein, oder, etwas || einen Sachverhalt unmittelbar einsehen, oder wissen.
   
      “Ich verlasse das Zimmer, weil es mir befohlen wurde || du es befiehlst.” “Ich verlasse das Zimmer nicht weil Du es befiehlst”.
     Beschreibt dieser Satz einen Zusammenhang meiner Handlung mit seinem Befehl?

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     Unter was für Umständen sagt man “Diese Vorrichtung ist eine Bremse, funktioniert aber jetzt nicht”? Das heißt doch: sie erfüllt ihren Zweck nicht. Worin liegt es daß sie diesen Zweck hat?
     Man könnte auch sagen: “Es war die Absicht, daß dies als Bremse wirken sollte”. Wessen Absicht? Hier entschwindet uns die Absicht als Zustand der Seele gänzlich.
     Könnte man sich nicht auch das denken, daß 5 || mehrere Leute eine Absicht haben, ausführen, ohne daß einer von ihnen sie hat?
      So kann eine Regierung eine Absicht haben, die kein Mensch hat.
   
     Wer mein Erwarten || meine Erwartung wahrnähme, müßte unmittelbar wahrnehmen, was erwartet wird. D.h.: Nicht aus dem wahrgenommenen Vorgang auf den Gegenstand der Erwartung || darauf schließen! – Aber zu sagen, Einer nehme die Erwartung wahr, hat keinen Sinn. Es sei denn etwa den, ‘er erwarte , oder den: er nehme den ‘Ausdruck der Erwartung’ wahr. Vom Erwartenden
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zu sagen er nähme die Erwartung wahr, statt, er erwarte, wäre blödsinnige Verdrehung des Ausdrucks.
   
     Folgt, daß hier || dort ein Sessel steht, aus den Sinneseindrücken die ich empfange? – Wie kann denn ein Satz aus Sinneseindrücken folgen? Nun, || folgt er aus den Sätzen die die Sinneseindrücke beschreiben? Nein. – Aber schließe ich denn nicht aus den Eindrücken || Sinnesdaten, daß der || ein Sessel dort steht? – Ich ziehe doch keinen Schluß! – Aber manchmal doch! Ich sehe z.B. eine Photographie & sage “Es muß also dort ein Sessel gestanden haben”, oder auch “Aus dem, was man da sieht, schließe ich daß ein Sessel dort gestanden ist || steht.” Nun das ist ein Schluß; aber keiner der Logik. Ein Schluß ist der Übergang zu einer Behauptung; also auch zu dem der Behauptung entsprechenden Benehmen. ‘Ich ziehe die Konsequenzen’ nicht nur in Worten, sondern auch in Handlungen.
   
     War ich aber dazu berechtigt,
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diese Konsequenzen zu ziehen?
Was nennt man hier eine Berechtigung? – Wie wird das Wort “Berechtigung” gebraucht? Beschreibe Sprachspiele! Aus ihnen wird sich auch die Wichtigkeit der Berechtigung ersehen || entnehmen lassen.
   
     Nicht was Vorstellungen sind, oder was da geschieht, wenn man sich etwas vorstellt, muß man fragen, sondern: wie das Wort “Vorstellung” gebraucht wird. Das heißt aber nicht daß ich nur von Worten reden will. Denn soweit in meiner Frage vom Wort “Vorstellung” die Rede ist, ist sie's auch in der Frage || jener Frage nach dem Wesen der Vorstellung. Und ich sage nur, daß diese Frage nicht durch ein Zeigen – weder für den Vorstellenden, noch für den Andern – zu erklären ist; noch durch die Beschreibung irgend eines Vorgangs. Nach einer Worterklärung frägt auch die erste Frage; aber sie führt irre in Bezug auf die Art der Antwort, die zu erwarten ist. || aber sie deutet
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auf eine falsche Art der Antwort. || aber sie lenkt unsern Blick auf die falsche Art der Antwort.
   
     Moore's Widerspruch: “Ich glaube, es regnet, aber es regnet nicht.”
     Denken wir uns eine Sprache in der man statt “Ich glaube, es regnet” sagt: “Es regnet”, aber in anderem Tonfall, als die apodiktische Behauptung “Es regnet”. Man könnte ja Moores Paradox auch so erzeugen: Die Behauptungen || Aussage “Vielleicht regnet es” & die Aussage “Es regnet nicht” widerspreche einander nicht; aber die Aussage “Vielleicht regnet es, & es regnet nicht” ist Unsinn. || unverständlich.
   
     Man könnte aber doch sagen: Aus dem Satz “Ich glaube es regnet, aber es regnet nicht” sollst Du ersehen, erstens, daß es regnet; zweitens (was ja damit nicht in Widerspruch steht) daß ich, L.W., es nicht glaube; – und wenn es nun wirklich regnet, & ich wirklich nicht glaube daß es regnet, dann war jener Satz wahr. – “Aber, wie konntest
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Du ihn dann aussprechen?” – Ein Gott hat aus mir gesprochen.
   
     Es ist offenbar: ich kann einen Behauptungssatz (z.B. “Es regnet”) aussprechen, ohne eine Behauptung zu machen. Z.B.: wenn ich ihn in einer Geschichte lese; wenn ich ihn als Sprachübung ausspreche; wenn ich es || ihn einem Andern nachspreche, etwa indem ich mir überlege was ich da machen werde; etc.. Er ist eine Behauptung, wenn ich ihn unter bestimmten Umständen (räumlich & zeitliche Umgebung) ausspreche.
   
     Man könnte das Fregesche Behauptungszeichen so verwenden: Wenn ich sage || schreibe “Er sagte: ‘Es regnet’” weiß ich damit noch nicht, ob er damit eine Behauptung aussprechen || dies behaupten wollte. Darum werde ich in diesem Falle sagen || schreiben “Er sagte: ‘⊢ Es regnet’”, was soviel heißt als || wie “Er behauptete: ‘Es regnet’”.
   
     Es gehört hierher, daß man, wie ich schon früher gesagt habe, eine
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Kontradiktion als Satz der Logik aussprechen könnte; also etwa um zu sagen || zeigen, wovor man sich hüten müsse. || also etwa zur Warnung vor gewissen Gedankenwegen.
   
     Denk an eine ironische Äußerung z.B. den Ausruf “Er hat keine Zeit!” – Was man so ergänzen konnte: “welcher Unsinn!” – Und nun kann man auch sagen: “Er hat keine Zeit! – Er hat reichlich Zeit!” & das ist kein Widerspruch.
   
     Denk Dir, daß Leute logische Tautologien || Tautologien in der Logik || logische Tautologien in anderm Tone aussprächen, als nicht-tautologische Sätze, & daß sie Kontradiktionen in ironischem Ton sprächen.
   
      “Der Wille ist frei” (oder “unfrei”) ist ein Satz || eine Behauptung von ähnlicher Art wie die, die Zukunft sei vorausbestimmt (oder, sie sei es nicht). Nicht daß die beiden das Gleiche sagen! Aber 1) sie hängen beide mit unserm Begriff von der Kausalität zusammen; 2) sie drücken
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beide eine Stellungnahme des Menschen zu Geschehnissen aus.
   
     Ich sage oft: “Ich konnte nicht, oder wollte nicht (nenn es, wie Du willst!) || (sag, wie Du willst!).” – “Ich konnte nicht” klingt wie eine Rechtfertigung oder Entschuldigung; “Ich wollte nicht” wie Eigenwilligkeit.
   
      “Ich sehe mich einen Strom hinunter treiben. Ist ein überhängender Ast da, an dem ich mich halten konnte so war's nicht mein Werk. Ergriff ich ihn nicht, so war's auch nicht mein Werk.” Das drückt eine Attitude aus. Und eine andere, wenn ich sage: “Hätte ich nur meine Augen offen gehalten, so hätte ich den Ast ergriffen & mich gerettet!”
   
     Der Philosoph behandelt eine Frage; wie eine Krankheit.
   
     Was bedeutet die Bemerkung: “Es ist Schicksal. –”? Was teilt man einem || Einem damit mit? Gar nichts. Und
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doch ist es nicht leeres Gerede, noch einem Schrei des Schmerzes zu vergleichen. || zu vergleichen einem Schrei des Schmerzes. Ähnlich könnte man vielleicht ein Bild gebrauchen. Oder einen Ausdruck wie: “Es kommt mir vor, als …”. Und nun folgt ein Gleichnis, oder die Beschreibung eines Bildes. Fragt man “Was bedeutet dieses Bild? Bedeutet es nicht nur, daß Du …?” – so ist die Antwort: “Es bedeutet nicht nur dies: D.h. ich hätte nicht ebensowohl || ebensogern statt meines Gleichnisses die Deutung gesetzt || setzen können. Ich wollte ein Bild, & zwar dies Bild, verwenden.” – Warum aber? – Aus gar keinem Grund.
   
     Gewiß, in Dir geschehen alle diese Dinge. – Und nun laß mich nur noch den || nur den Ausdruck verstehen, den wir gebrauchen. – Das Bild ist da. Und seine Gültigkeit im besondern Falle bestreite ich nicht. – Nur laß mich jetzt noch die Anwendung des Bildes verstehen!
   
     Denk wir drückten die Absicht eines Menschen (immer) so aus,
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indem wir sagen: “Er sagte gleichsam zu sich selbst: || Ich will …”. Das ist das Bild. Und nun will ich wissen: wie verwendet man den Ausdruck “etwas gleichsam zu sich selbst sagen”. Denn es heißt nicht, || : etwas zu sich selbst sagen.
   
     Das Bild ist da; & ich bestreite seine Richtigkeit nicht. Aber was ist seine Anwendung? Denke an das Bild vom Blinden:
   
     Der Mensch: ein denkendes schwaches Rohr. Hätte man ihn ein redendes Rohr genannt, so hätte es albern geklungen. Aber “denkend” sollte in diesem Fall heißen: bewußt; seiner Existenz bewußt. || Bewußtsein habend. D.h., der Ton liegt hier auf dem Paradox, daß ein Stück Materie Bewußtsein haben kann. Und doch ist hier gar kein Paradox. Oder: paradox ist häufig das menschliche Denken.
   
      “Die Endung “a” klingt anders, wenn sie die Endung eines männlichen Namens || Substantivs, als wenn sie die eines weiblichen ist. Das
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“a” in || vonCaraffa || agricola” klingt anders als dieses || das in || vonMina || puella”. Das erste klingt aggressiv || schwunghaft, das zweite weich.” Man || Ich möchte auch sagen, ich könne das Schluß-a einmal weiblich, einmal männlich ‘deuten’. Und doch klingt natürlich das “a” in den beiden Fällen nicht verschieden. – Wie aber kann ich in das “a” Männlichkeit & Weiblichkeit hineinlesen?
     Nun, die Tatsache ist, daß ich geneigt bin diese Dinge zu sagen, || : obwohl das männliche & das weibliche “a” nicht verschieden klingen.
     Wenn ich sage “Das ‘a’ in ‘puella’ klingt weiblich” – gibt es dafür eine Verifikation? Oder: wie zeigt es sich sonst noch, außer dadurch, daß ich's sage, || wir's sagen, daß dies “a” weiblich klingt?
     Man sagt z.B. nicht: “Hör genau hin wenn ich's ausspreche& || . Du wirst hören, daß es weich klingt.” Man lehrt auch Einen nicht das “a” weiblich & männlich auszusprechen.
     Es geht etwa so zu: Wir lernen daß das “a” die Endung des weiblichen Geschlechts ist; & das ist uns natürlich, weil es auch bei uns unzählige || eine Menge weibliche Namen endigt. Dann lernen
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wir männliche Wörter mit der Endung || auf “a” & das kommt uns zuerst seltsam vor; aber bald kommt es uns ganz natürlich vor daß ein männliches Wort mit “a” endigt. || wird es uns ganz natürlich. Wir überlegen uns nicht mehr, daß dies zwar weiblich klingt, aber die Endung eines männlichen Hauptwortes ist || doch als männliches Hauptwort gibt. Wir finden es ganz natürlich es mit einem Adjektiv auf “us” zu verbinden. Wir behandeln es jetzt als männlich, & es ist uns natürlich. || Wir behandeln es jetzt als männlich (& finden nichts dabei). Wenn wir nun an den || diesen doppelten Gebrauch der Endung für Männliches & Weibliches denken, assoziieren wir auch mit ihr Gesten, Vorstellungen, Arten der Aussprache, die wir aber beim gewöhnlichen Gebrauch der Wörter auf “a” nicht verwenden. Wohl aber vielleicht in gewissen Fällen: Wenn wir etwa ein Wort für den Namen einer Frau gehalten haben & es sich nun herausstellt, daß es ein männlicher Name ist. In diesem Falle sagen wir oft: Jetzt schaut plötzlich das “ a ” ganz anders aus || klingt das “a” || die Endung plötzlich anders”.
     Denn man macht nun wirklich, indem man sich von der früheren
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Vorstellung frei macht, eine besondere ‘männliche’ Gebärde und dergleichen. || eine besondere, die Männlichkeit ausdrückende, Gebärde & dergleichen.
   
     Das Interesse dieses Falles liegt darin daß er zeigt wie wir zuzeiten geneigt sind eine Verschiedenheit des Gebrauchs als Verschiedenheit des Gefühls zu deuten.
   
     Das Gefühl der ‘Bekanntheit’ & der ‘Natürlichkeit’. – Leichter ist es ein Gefühl der Unbekanntheit oder || & der Unnatürlichkeit aufzufinden || zu finden . Odervielmehr, solche || : Gefühle. Denn macht uns nicht alles was uns unbekannt ist || nicht alles was uns unbekannt ist macht uns den || einen Eindruck der Unbekanntheit. Und hier muß man sich überlegen, was wir “unbekannt” nennen. Einen Feldstein, den wir am Weg sehen, erkennen wir als solchen, aber vielleicht nicht als den, den wir immer da gesehen haben. Einen Menschen etwa als Menschen, aber nicht als Bekannten. Es gibt Gefühle der Wohlvertrautheit & || ,
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deren || ihre Äußerung ist etwa || manchmal ein Blick, oder die Worte “Das alte Zimmer!” (worin ich vor vielen Jahren gelebt || gewohnt habe & das ich nun unverändert wiederfinde). Ebenso gibt es Gefühle der Fremdheit: Ich stutze; sehe den Gegenstand, oder Menschen, prüfend & mißtrauisch an; sage “Es ist mir alles fremd”. – Aber weil es nun dies Gefühl || diese Erfahrung der Fremdheit gibt, kann man nicht sagen, || : jeder Gegenstand den wir gut kennen & der uns nicht fremd vorkommt, gebe uns ein Gefühl der Vertrautheit. Wir meinen quasi den Platz den einmal das Gefühl der Fremdheit einnimmt, müsse doch irgendwie besetzt sein. Es ist der Platz für diese Atmosphäre vorhanden, & nimmt ihn nicht die eine ein, dann eine andere.
   
     Wie der Deutsche, der gut Englisch spricht Germanismen gebraucht || dem Deutschen, der gut Englisch spricht Germanismen unterlaufen, obgleich er nie erst einen deutschen Ausdruck bildet & ihn dann in's Englische übersetzt; wie er also Englisch spricht als übersetze er , || , ‘unbewußt’, aus dem
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Deutschen, so denken wir oft, als läge unserm Denken eine Überlegung zugrunde; || als läge unserm Denken ein Denkschema zugrunde, als hätten wir diese Überlegung angestellt; als übersetzten wir aus einer sehr primitiven Muttersprache in die unsre. || aus einer primitiven Denkweise in die unsre. || so denken wir oft, als läge unserm Denken ein Denkschema zu Grunde; als übersetzten wir aus einer primitiven Denkweise in die unsre.
   
      Wenn man in gewissen Gedanken lebt, so scheinen sie uns wichtig. Und man vergißt, daß sie Andern mit demselben Recht gänzlich gleichgültig werden || sein können, mit dem die Gedanken früherer Menschen uns selbst obsolet geworden sind. || Die Gedanken, in denen wir leben, scheinen uns wichtig. Und wir vergessen, …
   
      Wenn wir philosophieren, hypostasieren wir Gefühle || , setzen wir Gefühle || , möchten wir Gefühle setzen, die es nicht gibt. || , dort, wo es keine gibt. || eine Menge von Gefühlen, die es nicht gibt. Sie dienen
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uns zur Beschreibung || Erklärung unserer Gedanken. || Sie dienen dazu, uns unsere Gedanken zu erklären. || Sie dienen uns dazu unser Denken || unsere Gedankenwelt zu erklären. || Sie dienen uns dazu, uns unsre Gedanken zu erklären.
||       Wenn wir philosophieren, möchten wir Gefühle setzen dort, wo keine sind. || hypostasieren, wo keine sind. Sie dienen dazu, uns unsere Gedanken zu erklären.

      ‘Hier verlangt die Erklärung unseres Denkens ein Gefühl!’ Es ist als ob unsre Überzeugung auf dieses Verlangen || diese Forderung hin handelte. || auf diese Forderung (hin) handelte || dieser Forderung zufolge handelte. || auf diese Forderung ihr nachkäme.
   
     Überlege wohl, wie wir das Wort “erkennen” benützen! Ich erkenne die Möbel in meinem Zimmer, meinen Freund, den ich täglich sehe. Aber kein ‘Wiedererkennen spielt sich ab’.
   
     Wie das philosophische Problem der Zustände & Tätigkeiten der Seele entsteht. Zuerst wird der scheinbar unschuldige Schritt gemacht, von etwas Geistigem zu reden,
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dessen genauere Bestimmung vorläufig offen gelassen wird. Eben dadurch scheint dieser Schritt ganz sicher zu sein. Die wichtigste Bestimmung hat man aber eben dadurch schon gemacht. Und nun muß man diesen Schritt widerrufen & scheint dadurch zu sagen, es gäbe diese Zustände der Seele gar nicht. (Also kein Vorstellen, kein Denken, kein Gefühl, etc.)
   
     Der erste Schritt ist die unschuldige pneumatische Auffassung, wobei man (aber) die ‘Art’ der Vorgänge oder Zustände offen läßt. Das || Der nächste aber ist, daß man sieht, von || , || : welcher Art immer das || dieses Etwas ist, wovon man reden will, – es erkläre nichts & ist || sei eine unnütze Fiktion. Gibt man nun aber diese Fiktion auf, so scheint man alles Geistige zu leugnen & dadurch zu sagen, es gebe nur Körperliches.
   
      “Ich” bezeichnet || benennt keine Person, “hier” keinen Ort & “dieses” ist kein Name. Aber sie stehen mit Namen in Zusammenhang. Namen werden durch sie ¤ || mittels ihrer erklärt. Es ist auch wahr, daß die Physik diese Wörter nicht verwendet. || wahr, daß die Physik dadurch charakterisiert
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ist, daß sie diese Wörter nicht verwendet.
   
     Denken, Fühlen, Wollen, Wünschen || Sehen, Hören, etc. || Sehen, Hören Denken, Fühlen, Wollen, sind nicht im gleichen Sinne die Gegenstände der Psychologie, in dem || wie die Bewegungen der Körper, die elektrischen Erscheinungen, etc., Gegenstände der Physik sind. Das siehst Du daraus, daß der Physiker diese Erscheinungen sieht, hört, über sie nachdenkt, etc. sie uns mitteilt & der Psychologe die Äußerungen (das Benehmen) seines Subjekts beobachtet. (Daß man in anderm Sinne eine Frau & ihr Geld heiratet, zeigt sich darin || siehst Du daraus, daß ihr Geld heiraten heißt sie um ihres Geldes willen || ihres Geldes wegen heiraten.)
   
     Wir reden vom Verstehen eines Satzes in dem Sinne, in welchem er durch einen andern ersetzt werden kann, der das Gleiche sagt; aber auch in dem Sinne, in welchem er durch keinen andern ersetzt werden kann. (Sowenig wie ein musikalisches Thema.)
     Im einen Fall ist der Gedanke des Satzes, was verschiedenen Sätzen gemeinsam ist; im andern etwas, was nur diese Worte, in diesen Stellungen, ausdrücken. Verstehen
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eines Gedichts.
   
     So hat also “verstehen” hier zwei verschiedene Bedeutungen? – Ich möchte sagen, diese Gebrauchsarten von “verstehen” bilden seine Bedeutung, meinen Begriff des Verstehens.
     Denn ich will “verstehen” auf alles das anwenden.
   
     Wie kann man aber in dem || jenem zweiten Falle den ‘Sinn’ erklären? || den Ausdruck erklären, das Verständnis übermitteln? Frage Dich: Wie führt man jemand zum Verständnis eines Gedichts, oder eines Themas? Die Antwort darauf sagt, wie man hier den Sinn erklärt.
   
     Ein Philosoph sagt: er verstehe den Satz “Ich bin hier”, meine etwas mit ihm, denke etwas, – auch wenn er sich gar nicht daran erinnert, || darauf besinnt, wie, bei welchen Gelegenheiten || welcher Gelegenheit, dieser Satz wirklich verwendet wird. Und wenn ich sage “Die Rose ist auch im Finstern rot”, so siehst Du diese Röte im Finstern förmlich vor Dir.
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     Wie kommt man || es nur zum philosophischen Problem der seelischen Vorgänge & Zustände & des Behaviourism? – Der erste Schritt ist der ganz unauffällige. Wir reden von Vorgängen & Zuständen, & lassen ihre Natur offen! Wir werden vielleicht einmal mehr über diese Natur || sie wissen – wird vorausgesetzt. || meinen wir. Aber eben dadurch hat man sich || haben wir uns auf eine bestimmte Grammatik || Betrachtungsweise festgelegt. Denn wir haben einen (ganz) bestimmten Begriff davon, was es heißt, || : einen Vorgang näher kennen zu lernen. (Der erste || entscheidende Schritt im Taschenspieler-Kunststück || Taschenspielerstück ist getan, & wir haben gerade auf ihn nicht aufgemerkt. || gerade ihn nicht genauer besehen.) || ist getan, & eben er schien uns unschuldig.) – Und nun || – Nun aber zerfällt das Gleichnis, das || der Vergleich, der uns unsere Gedanken hätte begreiflich machen sollen. Wir leugnen also den noch unverstandenen Prozeß im noch unerforschten Medium || müssen also den noch unverstandenen Prozeß im noch unerforschten Medium leugnen. Und so scheinen wir also die geistigen Vorgänge geleugnet zu haben. Und wollen sie doch natürlich nicht leugnen!
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Jedes Zeichen scheint allein tot. Was gibt ihm Leben? – Im Gebrauch lebt es. Hat es da den lebenden Atem in sich? Oder ist der Gebrauch sein Atem?
   
Es ist merkwürdig, wie viel in das politische Denken des Menschen Wunsch & Furcht hineinspielen, & wie wenig: Wissen.
   
     Sind wir vielleicht etwas unvorsichtig || voreilig in der Annahme, daß das erste Lächeln eines || des Kindes || Säuglings nicht Verstellung ist? – Und auf welcher Erfahrung beruht unsre Annahme?
   
     Wir kopieren die Ziffern von 1 bis 100, etwa, & schließen, denken, auf diese Weise. [Höchst undeutlich.]
   
     Ich könnte es so sagen: Wenn ich die Ziffern von 1 bis 100 kopiere, wie weiß ich daß ich eine Ziffernreihe erhalten werde die beim Zählen stimmt? || Und was ist hier eine Kontrolle wofür? Oder wie soll ich hier die wichtige Erfahrungstatsache beschreiben: Soll ich sagen, die Erfahrung
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lehrt, daß ich immer gleich zähle? oder daß beim Kopieren keine Ziffer verlorengeht? oder daß die Ziffern auf dem Papier stehen bleiben, wie sie sind, auch wenn ich nicht hinschaue? Oder alle diese Tatsachen? Oder soll ich sagen, daß wir einfach nicht in Schwierigkeiten kommen? oder daß uns für gewöhnlich || fast immer alles in Ordnung zu sein scheint?
     So denken wir. So handeln wir. So reden wir darüber.
   
     In der Philosophie werden nicht Schlüsse gezogen. “Es muß sich doch so verhalten” ist kein Satz der Philosophie. Sie stellt nur fest, was Jeder ihr zugibt.
   
     Ich kann ‘auf die Uhr schauen’, um zu sehen wieviel Uhr es ist. Aber ich kann auch um zu raten, wie viel Uhr es ist, ein Zifferblatt anschauen, || ein Zifferblatt anschauen, um zu raten, wie viel Uhr es ist; oder etwa die Zeiger einer nicht gehenden Uhr zu diesem Zweck || zu diesem Zweck die Zeiger einer nicht gehenden Uhr verstellen || stellen bis mir ihre || die Stellung richtig vorkommt. So hat || hilft also das Bild || der Anblick der Uhr
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in (ganz) verschiedenen || auf zwei ganz verschiedene Weisen, die Zeit bestimmen.
So könnte Zeichnen einem Menschen helfen, sich richtig an eine Begebenheit zu erinnern. Oder das Bild einer Kirche dazu, sich an die Einzelheiten einer andern Kirche zu erinnern, indem es uns dazu hilft, zu sehen, wie || weil wir nun erkennen, wie diese || jene Kirche || sie von unserm || dem Bild abwich. || , weil wir nun sehen wie sie … || Oder das Bild einer || der Begebenheit dazu, sich zu erinnern, wie es sich wirklich zugetragen hatte; indem er nun sieht, wie sich die wirkliche Begebenheit von dem Bild unterschied.
   
     Man könnte sagen: Wer sich eine private Worterklärung gegeben hat, der muß sich (nun) im Innern vornehmen, || : das Wort so & so (d.h. einer bestimmten Technik gemäß) zu gebrauchen. Und wie tut er das || nimmt er sich das vor? (Kriterien dieser Absicht.)
      Soll ich annehmen, daß er die Technik dieser Anwendung erfindet, oder daß sie schon existiert? || er sie schon fertig vorfindet?
   
     Eine Psychologie gibt es nur für die Wesen, deren Benehmen || Verhalten dem des Menschen
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ähnlich ist.
   
     Das englische Substantiv “feel” (“it has a certain feel about it”) im Gegensatz zu “feeling”. Es heißt z.B.: das Wort “fühlt sich so & so an”. Z.B., der Gebrauch des Imperfekts & des Perfekts im Deutschen; das eine spitzer, exakter, das andre breiter, gemütlicher. Und doch wäre es falsch zu sagen: zwei verschiedene Gefühle begleiteten diese (beiden) Formen.
   
     Denke Dir Einen, der sagte: “Ich weiß doch wie hoch ich bin!” & dabei die Hand zum || als Zeichen auf seinen Scheitel legte || legt! [“Ich bin hier”.]
     Oder auch: “Jeder Mensch weiß, wie hoch er ist.” [Hängt damit zusammen: “Ich” bezeichnet keine Person; aber auch damit daß etwas aussieht wie eine Definition & keine ist (‘private hinweisende Erklärung’) & mit dem Beispiel von der Straßenwalze].
   
     “Meinen” || “Einen Satz meinen” heißt, sozusagen, || : wissen, daß man den Satz gebrauchen kann, sicher sein, daß man eine Verwendung || einen Gebrauch des Satzes beherrscht. (Man kann jederzeit Abstecher in die Umgebung des Satzes machen.)
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     Man könnte vom || von einem vibrierenden Leben in den Zeichen reden.
   
     Das Augenspiel des Zeichens.
   
      “Während ich zu ihm sprach, wußte ich nicht, was hinter seiner Stirne || Stirn vorging.” Dabei denkt man nicht an Gehirnvorgänge, sondern an Denkvorgänge. Es ist ein ernstzunehmendes Bild. Wir möchten wirklich hinter diese Stirne sehen || schauen. Und doch meinen wir nur das, was wir auch sonst damit meinen, wenn wir sagen, || : “wir möchten wissen, was er denkt”. Ich will sagen: wir haben das || da das lebhafte Bild; || & denjenigen Gebrauch der mit ihm das Psychische ausdrückt. || & denjenigen Gebrauch, der dem Bild zu widersprechen scheint, & das Psychische ausdrückt.
   
     Das Wesen ist in der Grammatik ausgesprochen.
   
     Welche Art von Gegenstand etwas ist, sagt die Grammatik. (Theologie
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als Grammatik.)
   
      “Eigenschaft ist eine Eigenschaft” heißt eigentlich, daß das Wort “Eigenschaft” als Eigenschaftswort gebraucht wird. “Rot ist eine Eigenschaft” heißt: “‘Rot’ ist ein Eigenschaftswort”; oder, in einer musterlosen Sprache:


R ist ein Eigenschaftswort: wobei R → Rot.
     R → Rot ist eine hinweisende Definition.10
   
     Teilen wir nun die Eigenschaften in solche ein, die sich selbst besitzen, & solche, die sich nicht selbst besitzen, so teilen damit wir die Eigenschaftswörter in zwei Klassen.
     Ist “ f ” ein Eigenschaftswort & geben wir ihm den Namen “φ”, geben || erklären wir also
φ → “f”      φ → f11
   
     Ich will nun sagen, daß f sich nicht selbst besitzt. – Während also “Eigenschaft” eine der Eigenschaften bezeichnet, bezeichnet
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“f” nicht eines der f. Oder

(x) : f(x) ⊃ { x ≠ φ, wobei φf }

(x) : f(x) ⊃ x ≠ φ, wobei φf
   
Und die Eigenschaft ε', welches die Eigenschaft einer Eigenschaft sein soll, sich nicht selbst zu besitzen, kann also so definiert werden:
ε'(f) = (∃a):.(x):f(x) ⊃ x ≠ a wobei a || a f

Und ε'(ε') = (∃a) :. (φ) : ε'(φ) ⊃ φ ≠ a wobei aε' =

= (∃a):∙:(φ)∷(∃b) :. (y): φy ⊃ y ≠ b wobei b → φ



f(f) = (∃x): [ f(x) wobei fx ]

~ ∙ f(f) = (x): (f(x) fx
   
     Denk Dir, Einer sagte: “Die Freude ist ein Funkeln der Seele”. – Das klingt viel richtiger, als – wie etwa James – zu
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sagen, sie sei eine Summe von Empfindungen, den Wahrnehmungen des Freude-Benehmens unsres Körpers.
     Das eine || erste ist ein Bild, das seine Verwendung || eine Illustration, die ihre || die Verwendung des Begriffs ‘Freude’ noch gar nicht präjudiziert. Das zweite führt uns auf einen falschen Weg. Aber warum? Der Begriff ‘Freude’ ist nicht ähnlich dem einer Empfindung. – Wenn ich sehe || höre daß Einer erfreut ist interessieren mich irgendwelche Gefühle in seiner Brust um die Mundwinkel, Augen etc. || , in seinen Muskeln nicht. Ja auch wenn ich sage ich habe ein freudiges Gefühl in der Brust so interessiert den Andern nicht eigentlich das Gefühl in meiner Brust. – Aber interessieren sie denn mich nicht? – Sie sind jedenfalls nicht das, was ich mitteilen möchte. – “Ich freue mich” ist vor allem ein Ausdruck der Freude. Er ist zu vergleichen, dem Händeklatschen, Jauchzen, Lachen, etc., er ist aber nicht eine Beschreibung dieses Benehmens; noch eine Beschreibung der Empfindungen, die etwa dieses Benehmen hervorrufen.
     [ ‘Wie ein Wort verwendet wird, kann man
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nicht erraten”.]
   
      “Alles, was geschieht, muß geschehen.” – Denn es kann nicht mehr als geschehen. Und darum kann es nicht weniger, als geschehen müssen.
   
     Uns interessiert das Daß, nicht das Warum. Aber wir verlieren von der Welt doch nichts.
   
      “Also kann ich auf meine || eine Vorstellung nicht zeigen?” – Freilich kann ich auf sie zeigen. Aber was tue ich da? || Wie tue || Aber wie tue ich es?
   
Vergleiche: Eine Schachpartie im Kopf spielen – ein Fußballmatch im Kopf spielen. Eine Rechnung im Kopf machen – ein chemisches Experiment im Kopf machen.
   
     Denk Dir nun ein Brettspiel – wir wollen es “Brettfußball” nennen. || (“Brettfußball”). Jeder Spieler hat die Figuren die die Spieler eines der beiden Teams darstellen. Es ist da auch ein Ball mit dem gezogen wird.

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     Wenn Einer sagt, er glaube || glaubt an Gott, so ist das eine ganz undeutliche Mitteilung.
      “Aber ‘glauben’ heißt doch einfach: ‘für wahr halten’!” – Ja, es heißt für wahr halten, & mit dieser Definition ist auch nichts erklärt, was uns interessiert.
     Ich glaube, daß das Wetter schön
      bleiben wird,
     daß die Erde sich um die Sonne
      bewegt,
     daß ich mich damals schlecht
      benommen habe.
   
      “So ist also die MitteilungIch glaube …’ || , Einer glaube …, an sich uninteressant?” – Nicht, wenn wir den Zusammenhang kennen. || Nicht, wenn wir die Maschine kennen, in die hier ein Rad eingefügt wird.
   
     Die erste & die dritte Person der psychologischen Verben || Zeitworte.
   
     Das Fregesche Behauptungszeichen bezeichnet den Satzanfang. Es hat also eine ähnliche Funktion, wie der Schlußpunkt. Es unterscheidet die ganze
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Periode vom Satz innerhalb || in der Periode.
Wenn ich Einen sagen höre “es regnet, aber nicht weiß, ob ich den Anfang oder || & den Schluß der Periode gehört habe, so weiß ich, in einem wichtigen Sinne, nicht, was er gesagt hat. || so ist sein || dieser Satz für mich noch kein Mittel || Vehikel der Verständigung.
   
     Die erste & die dritte Person der psychologischen Verben. In gewissen Gedankengängen scheint es uns als ob sie dann zwei verschiedene Bedeutungen hätten. Aber man kann auch sagen: Das macht ihre Eigentümlichkeit aus, daß diese zwei Aspekte mit einander zu einer Einheit verschmolzen sind.
   
      (Unabhängig) Wie weiß ich daß dieser Gedankengang mich zu dieser Handlung geführt hat? Nun, es ist ein bestimmtes Bild: z.B., in einer experimentellen Untersuchung: durch eine Rechnung zu einem Experiment geführt werden. Es sieht so aus: … & nun könnte
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ich ein Beispiel beschreiben.



   
Trinity College
Cambridge
2.8.45.




     Dear Kari,12
I have to write to you in English because my Norwegian is so bad that I am afraid you might not be able to understand it. Thanks ever so much for writing to me. I longed to hear from you & all my friends in Skjolden. I wish you had written a little more about how everybody is. You didn't mention Arne Draegni & Arne Bolstad, or Froeken Rebni. Please 13


Editorial notes

1) For alleged dating "until October 30, 1937" of pages 1-47, see the dating "30.10." of remark "Es gibt keine Interpretation ..." in Ms-119, page 81v, of which Ms-116, page 47 contains a fair copy.

2) See facsimile; arrow pointing right, probably indicating that the line shall be indented.

3) For dating, see the dating "30.10." of corresponding, earlier remark in Ms-119, page 81v.

4) For dating, see the dating "31.10." of corresponding, earlier, remark in Ms-119, page 84v.

5) For dating, see the dating "1.11." of corresponding, earlier, remark in Ms-119, page 88v.

6) For dating, see the dating "2.11." of corresponding, earlier, remark in Ms-119, page 90v.

7) See facsimile; line connecting this remark with the following one.

8) There is a thin deletion stroke over the numbering and the question mark.

9) See facsimile; line connecting this remark with the following one.

10) 'Rot' was first put within quotation marks, but then included in a box.

11) 'f' was first put within quotation marks, but then included in a box.

12) Draft of a letter to Kari Klingenberg, on a separate sheet.

13) Pages 174v-288v are left empty.