“Philosophische
Bemerkungen”
Er ist, wenn diese Bemerkung nach meinem Tode gelesen wird, von meiner Absicht
in Kenntnis zu setzen, an die Adresse: Trinity
College Cambridge.
und mit der Widmung: “Francis Skinner zugeeignet” |
X. Philosophische Grammatik. |
27.5.32.
Ich1 kann die Regel R
auch so schreiben:
oder auch so: a + (b + 1) = (a + b) + 1, wenn ich R oder S als Erklärung oder Ersatz für diese Form nehme. Wenn ich nun sage, in
seien die Übergänge durch die Regel R gerechtfertigt, – so kann man mir drauf antworten: „Wenn Du das eine Rechtfertigung nennst, so hast Du die Übergänge gerechtfertigt. Du hättest uns aber ebensoviel gesagt, wenn Du uns nur auf die Regel R & ihre formale Beziehung zu α (oder zu α, β & γ) aufmerksam gemacht hättest.” Ich hätte also auch sagen können: Ich nehme die Regel R in der & der Weise als Paradigma meiner Übergänge. Wenn nun Skolem etwa nach seinem Beweis für das assoziative Gesetz übergeht zu:
Man sieht hier vor allem, daß wir in || an dem Baum der Strukturen B, C, etc. interessiert sind, & daß an ihm zwar allenthalben die Form
φ 1 = ψ 1 zu sehen ist, gleichsam ein bestimmtes Asttripel || eine bestimmte Astgabelung, daß aber dieses || diese Gebilde in verschiedenen Anordnungen & Verbindungen
untereinander auftreten, || & daß sie nicht in dem Sinne Konstruktionselemente
bilden ||
sind
, wie die Paradigmen im Beweis,
daß (a +
b)² = a² + 2ab + b² ist. || von a + (b +
(c + 1)) = (a + (b
+ c)) + 1
oder
(a +
b)² = a² + 2ab + b².
Der Zweck, & die Rechtfertigung, der „rekursiven Beweise” ist ja, den
algebraischen Kalkül mit dem der Zahlen in Verbindung zu bringen || setzen.
Und der Baum der rekursiven Beweise „rechtfertigt” den algebraischen Kalkül nur,
wenn das heißen soll, daß er ihn mit dem
arithmetischen in Verbindung bringt.
Nicht aber in dem Sinne in welchem
die Liste der Paradigmen den algebraischen Kalkül, d.h. die Übergänge in ihm,
rechtfertigt.
Wenn man also die Paradigmen der Übergänge tabuliert so hat
das dort Sinn wo das Interesse darin liegt zu zeigen daß die &
die Transformationen alle bloß mit Hilfe jener – im
übrigen willkürlich gewählten – φ (n + 1) = F (φ n) ψ (n + 1) = F (φ n) |
Wenn gefragt würde: ist die Negation || Verneinung in der Mathematik etwa in 2 + 2 ≠ 5 || ~(2 + 2 = 5) die gleiche wie die nicht-mathematischer Sätze? so
müßte erst bestimmt werden was als Charakteristikum der || dieser Verneinung
als solcher
aufzufassen ist.
Die Bedeutung eines Zeichens liegt ja in den Regeln nach denen es verwendet wird || die seinen Gebrauch vorschreiben.
Welche dieser Regeln machen das Zeichen „~” zur Verneinung?
Denn es ist klar daß gewisse Regeln die sich auf „~” beziehen für beide
Fälle die gleiche sind; z.B.
~~p =
p.
Man könnte ja auch fragen: ist die Verneinung eines Satzes
„ich sehe einen roten Fleck” die gleiche
wie die von „die Erde bewegt sich in einer Ellipse um die Sonne”; & die Antwort
müßte auch sein: Wie hast Du „Verneinung” definiert,
durch welche Klasse von Regeln? – daraus
wird sich ergeben ob wir in beiden Fällen
„die gleiche Verneinung” haben.
Wenn die Logik allgemein von der Verneinung redet, oder einen
Kalkül mit ihr treibt, so ist die Bedeutung des
Verneinungszeichens nicht weiter festgelegt, als die Regeln seines Kalküls.
Wir dürfen hier nicht vergessen daß ein Wort seine Bedeutung nicht als etwas ihm ein für
allemal Verliehenes mit sich herumträgt |
Irrtümliche Anwendung unserer physikalischen Ausdrucksweise auf
Sinnesdaten.
„Gegenstände”
d.h. Dinge, Körper im Raum des
Zimmers & „Gegenstände” im Gesichtsfeld, der Schatten eines
Körpers an der Wand als Gegenstand!
Wenn man gefragt wird: „existiert der
Kasten noch, wenn ich ihn nicht anschaue”, so ist die korrekte Antwort: „ich glaube nicht, daß
ihn jemand gerade dann wegtragen wird oder
zerstören.”
Die Sprachform „ich nehme x wahr” bezieht sich
ursprünglich auf einen Körper || ein Phänomen (als Argument), das im physikalischen Raum
(ich meine hier: im „Raum”
der alltäglichen Ausdrucksweise).
Ich kann
daher diese Form || diese Form daher nicht unbedenklich auf das anwenden, was man Sinnesdatum nennt etwa auf ein Nachbild || optisches Nachbild.
(Vergleiche auch, was wir über die Identifizierung von
Körpern & anderseits von Farbflecken im Gesichtsfeld gesagt haben.)
Was es heißt: ich,
das Subjekt, stehe dem Tisch, als Objekt, gegenüber, kann ich leicht verstehen; in welchem Sinne aber stehe ich
meinem optischen Nachbild des Tisches gegenüber?
„Ich kann diesen Tisch nicht sehen aber ich kann ihn || diese Glasscheibe nicht sehen aber ich kann sie fühlen”. Kann man sagen: „ich Vergleiche: „Ich sehe einen || den Tisch deutlich”; „Ich sehe das Nachbild deutlich”; „Ich höre die Musik deutlich”; „ich höre das Ohrensausen deutlich”. Ich sehe den Tisch nicht deutlich heißt etwa: ich sehe nicht alle Einzelheiten des Tisches; – was aber heißt es: „ich sehe nicht alle Einzelheiten des Nachbildes”, oder: „ich höre nicht alle Einzelheiten des Ohrenklingens”? Könnte man nicht sehr wohl statt „ein Nachbild sehen” sagen: „ein Nachbild haben”? Denn: ein Nachbild „sehen”? im Gegensatz wozu? – „Wenn Du mich auf den Kopf schlägst, sehe ich Kreise”, „sind || . – „Sind es genaue Kreise, hast Du sie gemessen?” (Oder: „sind es gewiß Kreise, oder täuscht Dich Dein Augenmaß?”) – Was heißt es nun, wenn man sagt: „wir können nie einen genauen Kreis sehen”? Soll das eine Erfahrungstatsache sein, oder die Konstatierung einer logischen Unmöglichkeit? – Wenn das letztere, so heißt es also, daß es keinen Sinn hat von einem || vom Sehen eines genauen Kreises zu reden. Nun, das kommt drauf an, wie man das Wort gebrauchen will. „Genauer Kreis” im Gegensatz zu einem Gesichtsbild das wir eine sehr kreisähnliche Ellipse nennen würden kann man doch gewiß sagen. Der Kreis || Das Gesichtsbild ist dann ein genauer Kreis welches uns wirklich wie wir sagen würden kreisförmig erscheint & nicht vielleicht nur sehr 100-Eck =
Kreis.
Ist in irgend einem Sinne ein genauer Kreis im Gesichtsfeld undenkbar, dann muß der Satz „ich sehe nie einen genauen Kreis im Gesichtsfeld” von
der Art des Satzes sein:
„ich sehe nie ein hohes C im Gesichtsfeld”. || , dann muß der Satz „im Gesichtsfeld ist nie ein genauer Kreis” von der
Art des Satzes sein: „im Gesichtsfeld ist nie ein hohes
C”.
|
Verschwommenheit, Unklarheit || Verschwommen, unklar, unscharf.
„Die Linien dieser Zeichnung sind unscharf”, „meine Erinnerung an die
Zeichnung ist unklar verschwommen”, „die Gegenstände am Rande meines Gesichtsfeldes sehe ich
verschwommen”.
– Wenn man von der Verschwommenheit der Gegenstände
|| Bilder am Rande des Gesichtsfeldes spricht so schwebt einem oft ein Bild dieses Gesichtsfeldes vor wie es etwa Mach entworfen hat.
Die Verschwommenheit aber die die Konturen
|| Ränder eines Bildes auf der Papierfläche haben
können || der Ränder eines Bildes ist von gänzlich andrer Natur, als die die man von
den Rändern des Gesichtsfeldes aussagt.
So verschieden wie die Blässe der Erinnerung an eine Zeichnung von
der Blässe einer Zeichnung selbst.
Wenn
seinerzeit im Film eine Erinnerung oder ein
Traum dargestellt werden sollte, so gab man den Bildern einen |
Die Unbestimmtheit des Wortes „Haufen”.
Ich könnte definieren: ein Körper von
gewisser Form & Konsistenz etc. sei ein Haufe wenn er || sein Volumen
K
m
³ beträgt, oder mehr || darüber, was darunter liegt will ich ein Häufchen nennen.
Dann gibt es kein größtes Häufchen; das
heißt: dann ist es sinnlos von
einem || dem
„größten Häufchen” zu
reden.
Umgekehrt könnte ich bestimmen: Haufe
solle alles das sein, was größer als
K
m
³ ist & dann hätte der Ausdruck
„der kleinste Haufe” keine Bedeutung.
Ist aber diese Unterscheidung nicht müßig?
Gewiß, – wenn wir ¤
unter dem Volumen ein Messungsresultat im gewöhnlichen Sinne verstehen; denn dieses Resultat hat die Form
„V ± v”. || Gewiß, – wenn wir unter dem Resultat
der Messung des Volumens einen Ausdruck von der Form „V ± v” verstehen.
Sonst aber könnte die Unterscheidung so brauchbar sein wie || wäre diese Unterscheidung nicht
müßiger als die zwischen einem Schock Äpfel & 61
Äpfeln.
|
Die Verschwommenheit, Unbestimmtheit unserer |
Die Galtonsche
Photographie, das Bild einer Wahrscheinlichkeit.
Das Gesetz der Wahrscheinlichkeit, das Naturgesetz, was man |
In den Theorien & Streitigkeiten der Philosophie finden wir die Worte deren Bedeutungen uns vom alltäglichen
Leben her wohlbekannt sind in einem ultraphysischen Sinne
angewandt.
|
|
Könnten die Berechnungen eines Ingenieurs
ergeben, daß die Stärke || eine Dimension eines
Maschinenteils bei gleichmäßig wachsender
Belastung ¤
in der Reihe der Primzahlen fortschreiten
müsse? || daß die Stärken eines Maschinenteils
bei gleichmäßig wachsender
Belastung in der Reihe der Primzahlen
müssen?
|
Und die Entdeckung der Periodizität ist in Wirklichkeit die Konstruktion eines neuen Zeichens & Kalküls. Denn es ist irreführend ausgedrückt wenn wir sagen sie bestehe darin daß es Ist nicht, was ich hier sage das || immer dasselbe, was Kant damit meinte, daß 5 + 7 = 12 nicht analytisch sondern synthetisch a priori sei? |
Der Satz, daß eine Klasse einer ihrer Subklassen nicht
ähnlich ist, ist für endliche Klassen nicht wahr, sondern eine
Tautologie.
Die grammatischen Regeln über die Allgemeinheit
der generellen Implikation in dem Satz daß
„k
eine Subklasse von K”
ist || „k
ist eine Subklasse von K” enthalten das was der Satz, K sei eine unendliche Klasse, sagt. || Die grammatischen Regeln über die
Allgemeinheit der || jener generellen Implikation im Satz „k ist eine Subklasse von K”.
|
Unzulänglichkeit der Frege- & Russellschen Allgemeinheitsbezeichnung.
Es hat Sinn zu sagen „schreib eine beliebige Kardinalzahl hin”, ist aber Unsinn zu sagen: „schreib alle Kardinalzahlen Und was sollte der Satz (∃x) ~φx bedeuten: „es gibt einen Kreis der nicht im Viereck ist”? „Auf einem andersfarbigen Hintergrund befindet sich ein roter Kreis” hat Sinn, aber nicht „es gibt keine von rot verschiedene Farbe eines Hintergrundes auf der sich kein roter Kreis befindet”. „In diesem Viereck ist ein schwarzer Kreis”: Wenn dieser Satz die Form „(∃x) ∙ x ist ein schwarzer Kreis im Viereck” hat, was || welcher Art ist so ein Ding x welches || das die Eigenschaft hat ein schwarzer Kreis zu sein (& also auch die haben kann kein schwarzer Kreis zu sein)? Ist es etwa ein Ort im Quadrat? dann aber gibt es keinen Satz „(x) ∙ x ist ein schwarzer …” Anderseits könnte jener Satz bedeuten „es gibt einen Fleck im Quadrat, der ein schwarzer Kreis ist”. Wie verifiziert man diesen Satz? Nun, man geht die verschiedenen Flecken im Quadrat durch & untersucht sie darauf hin ob sie ganz schwarz & kreisförmig sind. Welcher Satz || Art ist aber der Satz: „Es gibt keinen || ist kein Fleck im || in dem Quadrat”? Denn, wenn das ‚x’ in ‚(∃x)’ im vorigen Fall ‚Fleck im Quadrat’ hieß, dann kann es zwar einen Satz „(∃x) ∙ φx” geben, aber keinen „(∃x)” oder „~(∃x)”. Oder, ich könnte wieder fragen: Was ist das für ein Ding, das die Eigenschaft haben kann || hat (oder nicht hat) ein Fleck im Quadrat zu sein? Und wenn man sagen kann „ein |
1.6.
Was heißt es: „die Punkte die
das Experiment liefert, liegen durchschnittlich auf einer
Geraden”? oder: „wenn
ich mit einem guten Würfel würfle so werfe ich durchschnittlich alle 6 Würfe eine
1”?
Ist dieser Satz mit jeder Erfahrung die ich etwa
mache vereinbar?
Wenn er das ist so sagt er nichts.
Habe ich
(vorher) angegeben mit welcher Erfahrung er nicht mehr vereinbar ist,
welches die Grenze ist bis zu der die Ausnahmen von der Regel gehen
dürfen, ohne die Regel umzustoßen?
Nein.
Hätte ich aber nicht eine solche Grenze aufstellen können?
Gewiß.
– Denken wir uns die Grenze wäre die
: || so gezogen:
Wenn unter 6 aufeinander folgenden Würfen 4 gleiche auftreten ist
der Würfel schlecht.
Nun fragt man aber: „Wenn das aber
nur selten genug geschieht, ist er dann nicht doch
gut?”
– Darauf lautet die Antwort: Wenn ich
das Auftreten von 4 gleiche Würfen unter 6 aufeinanderfolgenden für eine bestimmte Zahl von Würfen erlaube, so ziehe
ich damit eine andere Grenze als die erste war.
Wenn ich aber sage „jede Anzahl gleicher
aufeinanderfolgender Würfe ist erlaubt, wenn sie nur
selten genug auftritt”, dann habe ich damit
die Güte |
Man sagt, wenn der Würfel ganz
gleichmäßig & sich selbst überlassen ist
dann muß die Verteilung der
Ziffern 1, 2, 3, 4, 5, 6
in || unter den Wurfresultaten gleichförmig sein, weil kein Grund vorhanden ist, weshalb die eine Ziffer öfter
vorkommen sollte als die andere.
Aber wie ist es mit den Werten der Funktion (x ‒ 3)²
für (1 ‒ 3)²,
(2 ‒ 3)², (3 ‒ 3)²,
(4 ‒ 3)², (5 ‒ 3)²,
(6 ‒ 3)²; ist ein Grund vorhanden für die
Argumente von 1 bis 6; ist ein Grund vorhanden, warum einer dieser
Werte öfter unter den Wurfresultaten vorkommen sollte als ein
anderer.
Könnte ich nicht ebensogut das als das a priori Wahrscheinliche erklären?
Stellen wir nun aber die Wurfresultate statt durch die Ziffern 1 bis 6 durch die Werte der Funktion (x ‒ 3)² für die Argumente 1 bis 6 dar also durch die Ziffern 0, 1, 4, 9. Ist So machen wir es auch in der kinetischen Gastheorie, || : wir stellen die Verteilung der Molekülbewegungen in der Form irgend einer gleichförmigen Verteilung dar was aber gleichförmig verteilt ist – so wie an andrer Stelle was zu einem Minimum wird – wählen wir so daß unsere Theorie mit der Erfahrung übereinstimmt. |
„Die Moleküle bewegen
sich bloß nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit”,
das soll heißen: die Physik tritt ab, & die Moleküle bewegen sich jetzt
quasi bloß nach Gesetzen der Logik.
Diese Meinung ist verwandt der, daß das
Trägheitsgesetz ein Satz a priori ist, & auch
hier redet man davon, was ein Körper tut, wenn er sich
selbst |
[Wenn man sagt: der Würfel ist gleichmäßig || Wenn die Messung ergibt, daß
der Würfel genau & homogen ist, & ich nehme an, daß die Ziffern auf seinen Flächen die Wurfresultate nicht
beeinflussen, so folgt & daß die werfende
Hand sich – gleichmäßig –
bewegt || & die werfende Hand bewegt sich regellos folgt daraus die durchschnittlich
gleichmäßige Verteilung der Würfe 1 bis
6?
Woraus sollte man das || die schließen?
Über die Bewegung beim Werfen hat man keine Annahme gemacht
& die
Prämisse der || Annahme der
Genauigkeit des Würfels ist doch von ganz anderer Multiplizität || Art, als eine durchschnittlich gleichförmige Verteilung von
Ziffern || Resultaten.
(Die Prämisse ist gleichsam einfärbig, die Konklusion
gesprenkelt.)
Warum hat man gesagt, der Esel werde zwischen den beiden gleichen
Heubündeln verhungern, & nicht, er |
Behaviourism.
„Mir scheint, ich bin traurig, ich lasse den Kopf
so hängen”.
Warum hat man kein Mitleid, wenn eine Tür ungeölt ist & beim Auf- & Zumachen quietscht || schreit? Haben wir mit dem Andern der sich benimmt wie wir, wenn wir Schmerzen haben, Mitleid, auf philosophische Erwägungen hin, die zu dem Ergebnis geführt haben, daß er leidet wie wir? Ebensogut könnten uns die Physiker damit Furcht einflößen daß sie uns versichern, der Fußboden sei gar nicht kompakt, wie er scheine, sondern bestehe aus losen Partikeln die regellos herumschwirren. „Aber wir hätten doch mit dem Andern nicht Mitleid, wenn wir wüßten daß er nur eine Puppe ist oder seine Schmerzen bloß heuchelt.” Freilich– || , aber wir haben auch ganz bestimmte Kriterien dafür daß etwas eine Puppe ist oder daß Einer seine Schmerzen heuchelt & diese Kriterien stehen eben im Gegensatz zu denen die wir Kriterien dafür nennen, daß etwa keine Puppe (sondern etwa ein Mensch) ist & seine Schmerzen nicht heuchelt (sondern wirklich welche || Schmerzen hat). |
Die Untersuchung der Regeln Jedesmal wenn wir erkennen, daß die & die Darstellungsweise auch durch eine andre ersetzt werden kann, machen wir einen Schritt zu diesem Ziel. |
Wie kommt es daß die Philosophie ein so komplizierter Aufbau || Bau ist.
Sie sollte doch gänzlich ||
ganz
einfach sein wenn sie jenes Letzte von aller Erfahrung
Unabhängige ist, wofür Du sie ausgibst.
– Die Philosophie löst Knoten auf die wir in unser Denken gemacht haben; || in unserem Denken auf; daher muß ihr Resultat einfach sein, ihre Tätigkeit aber von der
Komplexität
der ||
so kompliziert
wie die Knoten, die sie auflöst.
|
Hat es Sinn zu sagen, zwei Menschen hätten den selben Körper?
Welches wären die Erfahrungen, die wir mit diesem Satz
beschrieben?
Daß ich darauf käme daß das was ich meine Hand
nenne & bewege an dem Körper eines Andern sitzt ist natürlich denkbar, denn ich sehe
während ich jetzt schreibe die Verbindung meiner Hand mit
meinem übrigen Körper nicht & ich könnte wohl |
Die Geometrie ist nicht die Wissenschaft
(Naturwissenschaft) von den geometrischen Ebenen, geometrischen Geraden & geometrischen
Punkten, im Gegensatz etwa zu einer andern Wissenschaft die von den groben
physischen Geraden, Strichen, Flächen etc.
handelt & deren Eigenschaften angibt.
Der Zusammenhang der Geometrie mit Sätzen des
praktischen Lebens, die von Strichen, Farbgrenzen, Kanten& || , Ecken
etc. handeln ist nicht der, daß
sie über ähnliche Dinge spricht, wie diese Sätze, wenn auch über
ideale Kanten, Ecken, etc.., sondern
der, zwischen diesen Sätzen & ihrer Grammatik.
Die angewandte Geometrie |
Der Name eines Körpers, einer
Fläche, eines Ortes || den ich einem Körper gebe, einer Fläche, einem Ort, einer Farbe, hat jedesmal andere Grammatik.
Der Name
„a” in „a ist gelb” hat eine andere Grammatik wenn a der Name eines Körpers & wenn es der Name
der Oberfläche || Fläche eines || einer Fläche eines Körpers ist, ob nun ein Satz „dieser
Körper ist gelb” sagt daß die Oberfläche
des Körpers gelb ist, oder daß er durch & durch gelb
ist.
„Ich zeige auf a”
hat eine || hat verschiedene Grammatik, wenn || je nachdem
a ein Körper, eine
Fläche, eine Farbe ist etc..
Und so hat auch das hinweisende Fürwort „dieser”
(diese, dieses) andere Bedeutung (d.h. Grammatik) wenn es sich auf Hauptwörter verschiedener Grammatik bezieht.
|
Zu sagen, die Punkte, die dieses Experiment liefert, liegen durchschnittlich auf dieser Linie, z.B.
einer Geraden, sagt etwas Ähnliches wie:
„aus dieser Entfernung gesehen, scheinen sie in einer Geraden
zu liegen”.
|
Von Sinnesdaten in dem Sinne dieses Wortes, in dem es undenkbar ist,
daß der Andere sie hat, kann man eben aus diesem Grunde auch nicht sagen,
daß der Andere sie nicht hat.
Und eben darum ist es auch sinnlos zu sagen, daß ich, im Gegensatz zum Andern, sie habe.
– Wenn man sagt „seine Zahnschmerzen kann
ich nicht fühlen”, meint man damit, daß man die
Zahnschmerzen des Andern bis jetzt nie gefühlt
hat?
Wie unterscheiden sich
seine Zahnschmerzen von den meinen?
Wenn das Wort „Zahnschmerzen” in
den Sätzen „ich habe Zahnschmerzen” & „er hat
Zahnschmerzen” die gleiche
Bedeutung hat, was heißt es dann zu sagen, daß er nicht dieselben
Zahnschmerzen haben kann, wie ich?
Wie können sich denn verschiedene
Zahnschmerzen von einander unterscheiden?
Durch Stärke, durch den Charakter des Wenn man fragt „ist es denkbar daß ein Mensch die Zahnschmerzen des andern fühlt?” so schweben einem dabei die Zahnschmerzen des Andern gleichsam als ein Körper ein Volumen vor im Mund des Andern & die Frage scheint zu fragen ob wir an diesem Schmerzvolumen teilhaben können. Etwa dadurch daß sich unser beider Wangen durchdrängen. Aber auch das scheint dann nicht zu genügen & wir müßten ganz mit ihm zusammenfallen || & wir müßten uns ganz mit ihm decken. |
Das Experiment des Würfelns dauert eine
|
3.
Ein Gedanke über die Darstellbarkeit der unmittelbaren
Realität durch die Sprache:
„Der Strom des Lebens, oder der Strom der Welt, fließt dahin, & unsere Sätze werden, |
Die Anschauungen neuerer Physiker
stimmen mit den meinen || Ich stimme mit den Anschauungen neuerer
Physiker überein, wenn sie sagen, daß die Zeichen in ihren
Gleichungen keine
„Bedeutung || Bedeutungen” mehr haben, & daß die Physik zu
keinen solchen Bedeutungen gelangen könne, sondern bei den Zeichen stehen |
Darstellung einer Linie als Gerade mit
Abweichungen.
Die Gleichung der Linie enthält einen Parameter, dessen
Verlauf die Abweichungen von der Geraden ausdrückt.
Es ist nicht wesentlich, daß diese Abweichungen „gering” seien.
Sie können so groß sein, daß die Linie einer Geraden nicht ähnlich sieht.
Die „Gerade mit Abweichungen” ist
nur eine Form der Beschreibung.
Sie erleichtert es mir, einen bestimmten Teil der Beschreibung auszuschalten, zu vernachlässigen,
wenn ich will.
(Die Form „Regel mit
Ausnahmen”.)
|
Alle „begründete Erwartung”
ist Erwartung, daß eine bis jetzt beobachtete Regel weiterhin || weiter gelten wird.
[kein neuer Absatz] (Die Regel aber muß beobachtet worden sein & kann nicht selbst wieder bloß erwartet werden.) |
Die Logik der Wahrscheinlichkeit hat es mit dem Zustand der Erwartung nur
soweit zu tun, wie die Logik überhaupt mit dem Denken.
|
Was heißt es: den Goldbachschen Satz
glauben?
Worin besteht dieser Glaube?
In einem Gefühl der Sicherheit, wenn wir den Satz aussprechen, oder
hören?
Das interessiert uns nicht.
Ich weiß ja auch nicht wie weit dieses Gefühl durch
den Satz selbst hervorgerufen sein mag.
Wie greift der Glaube in diesen Satz ein?
Sehen wir nach, welche Konsequenzen er hat, wozu er uns
bringt.
„Er bringt mich zum Suchen nach einem Beweis dieses
Satzes”.
– Gut, jetzt sehen wir noch nach, worin Dein Suchen eigentlich
besteht; dann werden
wir wissen wie es sich mit Deinem Glauben an den Satz
verhält. || was es mit
dem Glauben an den Satz auf sich hat.
|
„Der Kretische
Lügner”.
Statt zu sagen
„ich lüge”, könnte er auch
hinschreiben „dieser Satz ist
falsch”.
Die Antwort darauf wäre: „Wohl, aber welchen Satz meinst Du?”
– „Nun diesen
Satz.” – „ich verstehe, aber
von welchem Satz ist in ihm die
Rede?”
– „Von diesem.”
– „Gut, & auf
welchen Satz spielt dieser an?”
u.s.w.
Er könnte uns so nicht erklären, was er meint bis || ehe er zu einem kompletten Satz übergeht.
– Man kann auch sagen: Der fundamentale Fehler liegt darin, daß man denkt || glaubt ein Wort, z.B.
„dieser Satz”, könne auf seinen |
(Ein Satz der von allen Sätzen oder
allen Funktionen handelt.
Was stellt man sich darunter vor? || meint man damit?
Es wäre wohl ein Satz der Logik.
Denken wir nun
nur
daran, wie wir den Satz ~2n p = p beweisen würden || der Satz ~2n p = P bewiesen wird.)
|
Wenn ich annehme, die Messung ergebe, daß der Würfel genau
& homogen ist, & die Ziffern auf seinen Flächen die
Wurfresultate nicht beeinflussen, & die Hand die ihn wirft, bewegt sich
ohne bestimmte Regel; folgt daraus
die || eine durchschnittlich gleichförmige Verteilung der Würfe 1 bis 6
unter den Wurfergebnissen?
– Woraus sollte sie hervorgehen?
Daß der Würfel genau & homogen ist kann doch keine
durchschnittlich gleichförmige Verteilung
von Resultaten begründen.
(Die Voraussetzung ist sozusagen homogen, die
Folgerung wäre gesprenkelt.)
Und über die Bewegung beim Werfen haben wir ja keine Annahme
gemacht.
Mit der Gleichheit der beiden Heubündel hat man zwar begründet, daß der Esel zwischen ihnen || in ihrer Mitte verhungern werde, aber nicht, daß er ungefähr gleich oft
von jedem fressen werde.)
– Mit unseren Annahmen ist es auch vollkommen vereinbar daß mit dem Würfel
100 Einser nach einander geworfen Wenn wir sagen || man sagt ein gleicharmiger Hebel auf den symmetrische Kräfte wirken werde || müsse in Ruhe bleiben, weil keine Ursache vorhanden ist weshalb er sich eher auf die eine als auf die andre Seite neigen sollte, so heißt das nur, daß, wenn wir gleiche Hebelarme & symmetrische Kräfte konstatiert haben & nun der Hebel sich nach der einen Seite neigt, wir dies aus den uns bekannten – oder von uns angenommenen – Voraussetzungen nicht erklären können. (Die Form die wir „Erklärung” nennen muß auch asymmetrisch sein; wie die Operation die aus „a & b” „2a & 3 b” macht.) Wohl aber können wir die andauernde Ruhe des Hebels aus unsern Voraussetzungen erklären. – Aber etwa auch eine schwingende Bewegung, die durchschnittlich gleich oft von der Mitte || Mittellage nach rechts & von der Mitte || Mittellage nach links gerichtet ist? Die schwingende Bewegung nicht, denn in der ist ja wieder Asymmetrie. Nur die Symmetrie in dieser Asymmetrie. Hätte sich der Hebel gleichförmig von || nach rechts gedreht, so könnte man analog sagen: Mit der Symmetrie der Bedingungen Die || Eine Ungleichförmigkeit der Verteilung der Wurfresultate ist mit der Symmetrie des Würfels nicht zu erklären. Und nur insofern erklärt diese Symmetrie die Gleichförmigkeit der Verteilung. – Denn man kann natürlich sagen: Wenn die Ziffern auf den Würfelflächen keine Wirkung haben, dann kann ihre Verschiedenheit nicht eine Ungleichförmigkeit der Verteilung erklären; & gleiche Umstände können selbstverständlich nicht Verschiedenheiten erklären; insofern || soweit also könnte man auf eine Gleichförmigkeit schließen. Aber woher dann überhaupt verschiedene Wurfresultate? Gewiß, was diese || Was diese erklärt muß nun auch ihre durchschnittliche Gleichförmigkeit erklären. Die Regelmäßigkeit des Würfels stört nur eben diese Gleichförmigkeit nicht. |
Angenommen Einer der täglich im Spiel würfelt
würde etwa eine Woche lang nichts als Einser werfen,
& zwar mit Würfeln die nach allen anderen Arten || Methoden der Untersuchung || Prüfung sich als gut erweisen & wenn ein Andrer sie wirft auch die gewöhnlichen Resultate
geben. || liefern.
Hat er nun Grund zu denken, daß
hier ein Naturgesetz besteht || hier ein Naturgesetz anzunehmen dem gemäß er immer Einser wirft || werfen muß; hat er Grund: zu glauben, daß das nun
so |
Wenn wir aus der relativen Häufigkeit eines Ereignisses auf seine
relative Häufigkeit in der Zukunft Schlüsse ziehen, so
können wir das natürlich nur nach der bisher tatsächlich
beobachteten Häufigkeit tun.
Und nicht nach einer, die wir aus der beobachteten durch irgend
einen Prozeß der Wahrscheinlichkeitsrechnung erhalten haben.
Denn die berechnete Wahrscheinlichkeit stimmt mit jeder
beliebigen tatsächlich beobachteten Häufigkeit
überein, da sie die Zeit offen läßt.
|
Wenn sich der Spieler, oder die Versicherungsgesellschaft, nach der
Wahrscheinlichkeit richten, so richten sie sich nicht nach der
Wahrscheinlichkeitsrechnung, denn nach dieser allein kann man sich nicht richten, da,
was immer geschieht, mit ihr in Übereinstimmung zu bringen ist; sondern die Versicherungsgesellschaft richtet sich
nach einer tatsächlich beobachteten Häufigkeit.
Und zwar ist das natürlich eine absolute Häufigkeit.
|
Was zum Wesen der Welt gehört, kann die Sprache nicht
ausdrücken.
Daher kann sie nicht sagen, daß alles fließt. Nur was wir uns auch anders vorstellen könnten, kann die Sprache sagen. |
Daß alles fließt, muß in dem || im Wesen der Anwendung der Sprache auf die Wirklichkeit liegen. || Daß alles fließt,
muß im Wesen der Berührung der Sprache mit der Wirklichkeit
liegen.
Oder besser: daß alles Und, erinnern wir uns, || : im gewöhnlichen Leben fällt uns das nicht auf – sowenig wie die verschwommenen Ränder unseres Gesichtsfelds („weil wir so daran gewöhnt sind” wird mancher sagen). Wie, bei welcher Gelegenheit, glauben wir denn darauf aufmerksam zu werden? Ist es nicht, wenn wir Sätze gegen die Grammatik der Zeit bilden wollen? |
4.
„Nur die Erfahrung des gegenwärtigen
Augenblicks hat Realität”.
– Soll das heißen, daß ich heute früh nicht aufgestanden bin?
– Oder, daß ein Ereignis, dessen ich mich in diesem Augenblick nicht erinnere || entsinne, nicht stattgefunden hat? –
Und ‚gegenwärtige Erfahrung’ – im
Gegensatz wozu?
Hier ist offenbar das Wort ‚gegenwärtig’ überflüssig.
Soll hier ‚gegenwärtige Erfahrung’ im
Gegensatz stehen zu zukünftiger & vergangener Erfahrung?
Oder ist es ein Beiwort wie das Wort „rational” in „rationale Zahl” so daß man die beiden
Wörter auch durch eines ersetzen könnte
& das Beiwort auf eine grammatische Eigentümlichkeit hinweist.
Und was wird in diesem Falle vom Subjekt ausgesagt wenn ihm
Realität zugesprochen wird?
Betonen wir hier nicht wieder eine grammatische
Eigentümlichkeit, in derselben Weise, wie wenn man sagt
„ ||
, etwa als wenn man sagte: „nur die Kardinalzahlen sind wirkliche
Zahlen” (Kronecker |
Wer den Satz, nur die gegenwärtige Erfahrung sei real,
bestreiten will (was ebenso falsch ist, wie ihn zu behaupten) wird etwa
fragen, ob denn ein Satz wie
„Julius Cäsar ging über die Alpen” nur
den gegenwärtigen Geisteszustand desjenigen beschreibt, der sich
mit dieser Sache beschäftigt.
Und die Antwort ist natürlich: Nein! er beschreibt ein Ereignis, das, wie wir glauben, vor ca.
2000 Jahren stattgefunden hat.
–
(Wenn nämlich das Wort „beschreibt” so aufgefaßt wird, wie in dem
Satz „der Satz ‚ich
schreibe’ beschreibt, was ich gegenwärtig
tue”.)
Der Name
Julius Cäsar bezeichnet eine Person. –
Aber was sagt denn das alles?
Ich scheine mich ja um die eigentliche philosophische Antwort drücken zu wollen! –
Nun
|| Aber, Sätze die von Personen handeln,
d.h. Personennamen enthalten, können
eben auf sehr verschiedene Weise verifiziert werden. –
Fragen wir uns nur, warum wir den Satz
glauben.
– Daß es
z.B. denkbar ist, die Leiche
Cäsars
noch zu finden, hängt unmittelbar mit dem Sinn des Satzes
über Julius
Cäsar zusammen.
Aber auch, daß es |
5.
1) „Ich habe
Schmerzen”
„N hat Schmerzen” dagegen 2): „Ich habe graue Haare” „N hat graue Haare” Die verschiedenen philosophischen Schwierigkeiten & Konfusionen in Verbindung mit dem ersten Beispiel lassen sich zum größten Teil auf die Verwechslung der Grammatik der Fälle 1 & 2 zurückführen. Es hat Sinn zu sagen: „ich sehe seine Haare, aber nicht die meinen” oder analog || oder „ich sehe meine Kinder || Hände täglich, aber nicht die seinen” & dieser Satz ist analog dem: „ich sehe meine Kinder täglich, aber nicht die seinen || Wohnung täglich, aber nicht die seine.” – Dagegen ist Unsinn: „ich fühle meine Schmerzen aber nicht die seinen”. Die Ausdrucksweise unserer Sprache in den Fällen 1 & 2 ist natürlich nicht ‚falsch’ aber sie ist irreführend. „Wie ein Satz verifiziert wird, das sagt er”: & nun sieh Dir darauf hin die Sätze an: „Ich habe Schmerzen”, „N hat Schmerzen”. Wenn nun aber ich der N bin?! – Dann haben dennoch die beiden Sätze verschiedenen Sinn. „Die Sache ist doch ganz einfach: ich spüre freilich seine Zahnschmerzen nicht, aber er spürt sie eben (& so sind alle Verhältnisse doch symmetrisch).” Aber dieser Satz ist eben Unsinn. – Um nun die Asymmetrie in der Erfahrung mit Bezug auf mich & den Andern klar || deutlich zum Ausdruck zu bringen, könnte man || ich nun eine asymmetrische Ausdrucksweise vorschlagen:
|
Da wir für jeden sinnvollen Ausdruck der alten
Ausdrucksweise
Aber ist (denn) die vorgeschlagene asymmetrische Ausdrucksweise richtig? Warum sage ich „N benimmt sich wie L.W. wenn er …”? Wodurch ist denn L.W. charakterisiert? Doch durch die Formen etc. seines Körpers & durch dessen kontinuierliche Existenz im Raum. Sind aber diese Dinge für die Erfahrung der Schmerzen wesentlich? Könnte ich mir nicht folgende Erfahrung denken: ich wache mit Schmerzen in der linken Hand auf & finde, daß sie ihre Gestalt geändert hat & jetzt so aussieht wie die Hand meines Freundes, während er meine Hand erhalten hat. Und worin besteht die Kontinuität meiner Existenz im Raum? Wenn mir jemand verläßlicher erzählte, er sei während ich geschlafen habe bei mir gesessen, plötzlich sei mein Körper verschwunden & sei plötzlich wieder erschienen – ist es unmöglich das zu glauben? – Und worin besteht etwa die Kontinuität meines Gedächtnisses? In welcher Zeit ist es kontinuierlich? Oder besteht die Kontinuität darin, daß im Gedächtnis keine Lücke ist. Wie im Gesichtsfeld keine ist. (Denn |
Denken wir uns unser Körper würde aus unserem
Gesichtsfeld entfernt, etwa indem man ihn gänzlich durchsichtig machte; er behielte aber die Fähigkeit in
einem geeigneten Spiegel in der uns gewohnten Weise zu erscheinen so
daß wir etwa die sichtbaren Äußerungen unserer
Zahnschmerzen wesentlich wie die eines fremden Körpers
wahrnähmen.
Dies ergäbe auch eine ganz andere Koordination zwischen sehendem
Auge & Gesichtsraum als die uns selbstverständlich erscheinende
alltägliche.
(Denke an das Zeichnen eines Vierecks mit seinen Diagonalen im
Spiegel.)
Wenn wir uns aber so die Möglichkeit denken können, daß wir unsern sichtbaren Körper nur als Bild in einem Spiegel kennten
|
Die mathematische Frage muß so exakt |
In der Mathematik gibt es kein
„noch nicht” & kein „bis auf weiteres” (außer in dem trivialen Sinne in welchem man
noch nicht 1000-stellige
Zahlen mit einander multipliziert hat). || sagen kann man habe noch nicht 1000-stellige Zahlen mit einander multipliziert).
|
Der Punkt √2 ist wesentlich der Endpunkt der
Konstruktion.
Und der Ausdruck „der Endpunkt
der Konstruktion” ist hier keine Beschreibung
im Russellschen
Sinne.
Es ist nicht von einer bestimmten Länge die Rede, die auch so gewonnen werden kann.
Und wie |
Daher kann ich auch von einer Klasse von Punkten die dem Punkt
√2 analog sind nur reden wenn ich von einer Klasse
analoger Konstruktionen rede || spreche.
|
Wenn mir eine endliche Reihe von Ziffern gegeben ist so kann ich offenbar
jede der folgenden Fragen fragen || stellen: 1)
Findet sich in ihnen eine Periode?
2)
Welche? 3) Ist es die Periode (z.B.) 1414 …
Da hier jede dieser Fragen zu stellen ist, glaubt man, es müssen
auch dort wo eine von ihnen in einem neuen Sinn gestellt wird sich die andern
eo ipso stellen lassen.
So sagt man, die periodische Division 1 : 3 = 0˙3̇
habe die Frage beantwortet
ob in der Entwicklung des Quotienten
1 : 3
lauter 3 stehen werden.
Und die Division scheint nun alle die Fragen beantwortet zu
haben: „Gibt es hier eine
Periode?”
„Welche?”, „Ist es z.B. die Periode 1414 …?”
„Kommt die Entwicklung von 1 : 7 jemals zu einem Ende” ist für ihn sinnlos, ebenso sinnlos wie die Frage „liefert 1 : 7 einen endlosen nicht periodischen Dezimalbruch oder einen periodischen”; dagegen hat die Frage Sinn „wird 1 : 7 nach den ersten 4 Stellen periodisch” & natürlich auch die Frage „ist die Periode 0˙14̇ ”. Wenn er aber nun die Periode von 1 : 7 gefunden hätte, hätte er dann nicht doch alle jene Fragen damit beantwortet? Nein, nur die, |
Die mathematischen Sätze als Mittel um die Beweise zu
katalogisieren. (Ursell)
|
Eine Hypothese als unumstößliche
Regel der Darstellung angenommen, wird zum Koordinatensystem.
|
“Schnitt” ist nach
der üblichen Erklärung wirklich das, was sich mit den || allen
Rationalzahlen vergleichen
läßt.
Denn wenn man den Schnitt z.B.
an der √2 || am Beispiel der √2 erklärt, so zeigt man nur |
Unbewußte Zahnschmerzen.
Was heißt der Satz: „ich bin mir meiner Zahnschmerzen bewußt”. „Ich bin mir meiner Armut bewußt” ≠ „ich bin arm”. Dagegen: ich bin mir meiner Zahnschmerzen bewußt = ich habe Zahnschmerzen. Es sei denn ich führe eine neue Alternative in meiner Ausdrucksweise ein; dann aber muß ich erst ihre Anwendung zeigen sonst habe ich ihr noch keinen Sinn gegeben. |
[zu „Schmerzen”]
Muß sich denn nicht eine Welt beschreiben lassen,
worin der solipsistische Fehler uns weniger nahe liegt.
Wo die Tatsachen solche sind, daß wir weniger
leicht zu einer einseitigen Grammatik verführt werden?
|
In meinen Betrachtungen der Mathematik || über die Mathematik spielen winzige Veränderungen der symbolischen Ausdrucksweise eine Rolle.
Was so
gesagt || dargestellt klar & durchsichtig ist, kann, ein wenig anders gesetzt,
undurchsichtig oder |
‚Jemandem für etwas
dankbar sein’ analog
‚jemanden erwarten’, etc..
|
Zeichnung eines 4-dimensionalen Würfels (als Erklärung
meiner Auffassung der perspektivischen Zeichnung als 3-dimensionaler).
[Gehört vielleicht zur Betrachtung des math. Beweises als Ornament]
|
Das Gesichtsbild wenn man feinen Regen niedergehn
sieht: man sieht eine Bewegung, aber nicht etwas Bestimmtes
sich bewegen.
|
Schädlichkeit der Ausdrucksform
„Sinn”, „Bedeutung”, die immer wieder die Idee von Schatten
(Geistern) hinter den Wörtern & Sätzen
geben.
|
„Ich denke mir viel mehr, als ich
sage” – wie kann man das vergleichen?
|
Was heißt „Gegenstände
zählen”?
|
Wir mischen uns nicht in das, was der Mathematiker tut, erst
wenn er behauptet Metamathematik zu treiben, dann kontrollieren wir ihn.
|
Man kann zu dem ersten Fall sagen: es gibt eben nicht nur
visuelle Bewegung.
|
Schwanken des Begriffs ‚Wortart’.
Ist “3” die gleiche Wortart wie ‘4’?
|
Wie kann man von ‘verstehen’
& ‘nicht verstehen’ || vom ‘Verstehen’
& ‘nicht Verstehen’ eines Satzes reden, – ist es || er nicht erst ein Satz, wenn man ihn versteht?
|
D.h.: Kann denn nicht, eine Zusammenstellung von Sesseln,
z.B., ein Satz sein, wenn man sie als solchen versteht & andernfalls hat sie doch nicht das
Geringste mit einem Satz zu tun & man kann nicht davon
reden, ‘sie zu verstehen’.
|
Man kann sagen: eine chinesische Aufschrift sagt mir so wenig
wie ein Tapetenmuster oder etwa die Stellung von Sesseln in
einem || meinem Zimmer.
– Und anderseits könnte auch das Tapetenmuster & die Gruppe von Sesseln || Stellung der Sessel
mir nach gehöriger
Übereinkunft || nach gehöriger Übereinkunft mir etwas mitteilen.
|
Das zeigt an daß ich die Bedeutungen des Wortes ‘verstehen’ & des Wortes ‘Satz’ hier zu wenig spezialisiert
habe.
|
Es hat, wie wir das Wort ‘verstehen’ gebrauchen, keinen Sinn
zu fragen “verstehst Du diese Baumgruppe” es sei denn daß jemand im Begriffe sei eine Sprache zu lernen 2 deren Ausdrücke etwa Gruppierungen von Bäumen wären.
|
“Das Verstehen fängt erst mit dem Satz
an.”
Dadurch hat man die Bedeutung des Wortes “verstehen” auf ein bestimmtes Gebiet festgelegt. |
Es gibt keine Metalogik.
Auch das Wort “verstehen”, der
Ausdruck “einen Satz
verstehen”, sind nicht metalogisch.
|
Es ist doch seltsam, daß die Wissenschaft & die Mathematik die Sätze
gebraucht, || : aber vom Verstehen dieser Sätze nicht
spricht.
|
Man sieht im Verstehen das Eigentliche, im Zeichen das
Nebensächliche.
– Übrigens, wozu dann das Zeichen
überhaupt?
– Nur um sich Anderen verständlich zu machen?
Aber wie ist das möglich?
– Man sieht da das Zeichen als eine Medizin an || Es wird da das Zeichen als eine Medizin angesehen, die im Andern die gleichen Zustände hervorrufen soll, wie ich sie habe. || die ich habe.
|
Auf die Frage:
“was meinst Du?” (etwa mit
dieser Handbewegung) ist die Antwort:
“ich meine p” (etwa: || ich meine, Du sollst hinausgehen) & nicht “ich meine, was ich mit dem Satz
‘p’ meine”.
|
3
Wenn Frege gegen
die formale Auffassung der Arithmetik spricht, so sagt er
gleichsam: diese kleinlichen Erklärungen, die Symbole || Zeichen betreffend, sind müßig, wenn wir die Zeichen
verstehn.
Und das Verstehn wäre quasi das Sehen eines Bildes, aus
dem ||
welchem
alle Regeln folgen,
wodurch sie verständlich werden.
Frege
schien || scheint aber nicht zu sehen, daß dieses Bild
wieder || selbst ein Zeichen ist, oder ein Kalkül, der uns den geschriebenen
Kalkül erklärt.
Und, was wir im Allgemeinen ‘Verstehen einer Sprache’ nennen, ist überhaupt || im Allgemeinen von der Art des Verständnisses, das || welches wir für einen Kalkül kriegen, wenn wir z.B. seinen Ursprung, seine Genesis, oder seine praktische || den Grund seiner Entstehung oder seine praktische Anwendung kennen lernen. Und auch da lernen wir einen übersichtlichern Symbolismus statt des fremdern kennen. (Wie wenn Einer das Schachspiel zuerst als Schreibspiel kennen lernte || Denken wir es hätte Einer das Schachspiel zuerst als Schreibspiel kennen gelernt & ihm später erst die ‘Deutung’ dieses Spiels als eines Brettspiels gezeigt würde || später erst wäre ihm die ‘Deutung’ dieses Spiels als Brettspiel gezeigt worden.) Verstehen heißt hier etwas Ähnliches wie Übersehen. |
Wenn ich jemandem einen Befehl gebe, so ist es mir ganz
genug, ihm Zeichen zu geben.
Und ich würde einen Befehl hörend nie
sagen: das sind ja nur Worte, & ich muß hinter die Worte
dringen.
Und wenn ich jemand etwas gefragt hätte & er gibt
mir eine Antwort (also ein Zeichen), bin ich zufrieden – das war es
gerade, was 4 ich erwartete – & wende nicht ein:
“das ist ja eine bloße
Antwort”.
(Es ist klar, daß nichts andres erwartet werden konnte,
& daß die Antwort den Gebrauch einer Sprache, eines bestimmten
Sprachspiels, voraussetzte; wie alles was wir sagen können.
|
Wenn man aber sagt: “wie soll ich wissen,
was er meint, ich sehe ja nur seine Zeichen?”, –
so sage ich: “wie soll
er wissen, was er meint; er hat ja auch nur seine
Zeichen”.
|
Die Sprache muß für sich selbst sprechen.
|
Gesprochenes kann man nur durch die Sprache erklären,
darum kann man die Sprache
als solche
|| selbst
in diesem Sinne nicht
erklären.
Die ganze Sprache kann man nicht interpretieren. Eine Interpretation ist immer nur eine im Gegensatz zu einer anderen. Und jede hängt sich an das erklärte Zeichen & vergrößert || erweitert die Sprache. |
Man kann auch sagen: Die Meinung fällt aus
der Sprache heraus; denn wenn man fragt, || gefragt wird, was ein Satz meint,
(so) wird dies wieder durch einen Satz gesagt. || ; denn die Frage, was ein Satz
meint, wird durch einen Satz beantwortet. || denn was ein Satz meint, wird wieder durch einen Satz gesagt. |
5
“Was hast Du mit diesen Worten gemeint?” “Hast Du diese Worte gemeint || Hast Du gemeint, was Du gesagt hast?” (oder nur gesagt). |
Die zweite Frage steht zur ersten nicht in dem
Verhältnis, wie die Frage “bist Du
verliebt?” zu der “wen liebst
Du?”.
Auf die erste Frage kommt ein Satz (ein weiteres Zeichen) zur Antwort; das was man eine Erklärung des Sinnes nennt. || zur Antwort, eine Erklärung des Sinnes der ursprünglichen Worte. |
Die erste dieser Fragen ist nicht eine genauere Bestimmung zur
zweiten.
(Es ist also nicht der Fall “bist Du
verliebt, & wen liebst Du”.)
Auf die erste Frage kommt ein Satz (ein weiteres Zeichen) zur Antwort der den ersten ersetzt; eine Erklärung des Sinnes des ursprünglichen Zeichens. Die zweite Frage fragt nicht nach einer Erklärung. |
Der zweiten Frage ähnlich ist die: “hast Du das im Ernst oder im Spaß
gemeint?”
|
Dem Worte “meinen” analog wird das Wort
“verstehen” gebraucht.
|
6
Das Wort “verstehen”,
wie das Wort
“meinen”, wird mit || in
verschiedenen Bedeutungen
verwendet. ||
in mehrfacher Bedeutung verwendet.
In einer Art der Anwendung bedeutet es eine psychische
Reaktion beim Hören, Lesen, Aussprechen
etc. des Satzes.
Das Verstehen ist hier || dann das Phänomen, welches sich einstellt, wenn ich den Satz einer mir
geläufigen Sprache höre oder lese &
welches || das
sich nicht einstellt, || ausbleibt, wenn ich etwa einen chinesischen Satz höre.
|
Das Lernen der Sprache steht zu dem Verstehen in diesem Sinne im Verhältnis der Ursache zur Wirkung.
|
Und wenn man das Verstehen des geschriebenen Satzes die seelische Reaktion nennt, die der Satz, wie er an uns vorbeiläuft, erzeugt || hervorruft, dann ist dieses Verstehen
(wieder) die Wirkung des Satzzeichens auf uns. || den, der es liest.
Das || Dieses Verständnis || Verstehen geschieht nur so wie das Hören des Satzes & begleitet es. || das Hören. Ich kann in diesem Sinn von einem ‘Erleben’ des Satzes reden. Der Satz, wenn ich ihn verstehe, bekommt für mich Tiefe. “Ich sage das nicht nur, ich meine auch etwas damit”. – Wenn man überlegt, was dabei in uns vorgeht, wenn wir Worte meinen (& nicht bloß sagen), so ist es uns, als wäre dann etwas mit diesen Worten 7 gekuppelt, während sie sonst leer liefen.
– Als ob sie, gleichsam || etwa, in uns eingriffen.
|
Ich verstehe einen Befehl als Befehl,
d.h. ich sehe in ihm nicht nur diese Struktur
von Lauten oder Strichen, sondern sie hat – sozusagen –
einen Einfluß auf mich.
Ich reagiere auf einen Befehl (auch ohne ihn zu befolgen)
anders, als auf eine Mitteilung oder Frage.
(Ich lese ihn auch mit anderem Tonfall, mit anderer
Geste.)
|
Dem Verstehen, in diesem Sinne, eines Satzes ist das
Verstehen eines Bildes ähnlich. || Das Verstehen, in diesem Sinne, eines Satzes ist mit dem Verstehen eines
Bildes zu vergleichen.
Und hier gibt es wieder verschiedene Fälle.
Denken wir uns eine Zeichnung die eine Gruppe räumlicher Gegenstände || von Gegenständen im
Raum darstellen soll; aber wir sind || seien unfähig einen bestimmten Teil des Bildes räumlich || als räumliche Darstellung zu sehen sondern sehen nur Flecke & Striche
auf || in der Bildfläche.
Wir können dann sagen, wir verstehen diesen Teil des Bildes
nicht. –
Ich sage aber auch, ich verstehe das Bild nicht, wenn ich zwar alles
räumlich sehe, die räumlichen Gestalten aber nicht als mir wohlbekannte Gegenstände (Bäume, Tiere, Häuser etc.) wiedererkenne.
Angenommen etwa das Bild stellte eine Gruppe von Menschen dar & die Menschen darauf wären etwa einen Zoll lang. Gäbe es nun wirkliche Menschen von dieser Länge so könnten 8 wir sie in dem Bild erkennen, das Bild
als lebensgroße Darstellung empfinden; & es würde uns nun
einen ganz anderen Eindruck machen, obwohl doch die Illusion der dreidimensionalen
Gegenstände ganz die gleiche wäre, wie || als im Falle wenn das Bild Menschen der gewöhnlichen Größe
darstellen sollte.
Und der Eindruck des Bildes, || , den das Bild macht, die Art wie ich es auffasse, existiert nun
unabhängig davon daß ich Menschen der gewöhnlichen
Größe oder Zwerge von einem Zoll Länge gesehen habe, wenn auch
dies die Ursache dieses || des Eindrucks sein mag.
(Ebenso, wie ich zwar
die Zeichnung eines Würfels vielleicht nur darum
als Würfel || räumlich sehe, weil ich so oft wirkliche || einen wirklichen Würfel gesehen habe; aber die Beschreibung des räumlichen
Gesichtsbildes enthält nichts von dem, was einen ‘wirklichen’ Würfel von einem gezeichneten || gemalten unterscheidet.)
|
Den verschiedenen Erlebnissen, wenn ich ein Bild einmal so, || – einmal so,
sehe, ist es zu vergleichen, wenn ich einen Satz mit Verständnis, & || einmal mit Verständnis, einmal ohne Verständnis lese.
(Erinnere Dich daran, wie es ist, wenn man einen Satz mit falscher
Betonung liest, ihn daher nicht versteht, & nun auf einmal darauf kommt, wie er zu lesen ist.)
(Lesen einer schleuderhaften Schrift.) |
Wenn man eine Uhr abliest, so sieht 9 man einen Komplex von Strichen, Flecken,
etc.; aber man sieht ihn auf bestimmte Weise, wenn man
ihn als Zifferblatt & Zeiger auffaßt.
(Wie man den Orion als Mann || Mond als Gesicht, aber auch anders sehen kann.)
|
Denke auch an den Unterschied des Verständnisses, wenn man in
einem Satz ein Wort einmal als dem einen Wort, einmal als dem andern Wort
zugehörig empfindet.
|
Als den ‘gelesenen Satz’
können wir nun das Schriftzeichen, aber auch das besondere Erlebnis, || – das Zeichen so gesehen, so aufgefaßt
– bezeichnen.
(Hier ist eine Quelle von Verwechslungen.)
|
Erinnern wir uns nun an eine Mehrdeutigkeit des Wortes
verstehn.
Wenn ich
in einem Buch lese: “nachdem er
das gesagt hatte, verließ er sie, wie am vorigen Tage”
– fragt man mich ob ich diesen Satz verstehe so ist es nicht leicht darauf
zu antworten.
Es ist ein deutscher Satz & insofern verstehe ich
ihn: Ich wüßte, wie man diesen Satz etwa
gebrauchen könnte.
Ich könnte selbst einen Zusammenhang für ihn
erfinden.
Und doch verstehe ich ihn nicht in dem Sinne, in dem || wie ich ihn verstünde, wenn ich eine Erzählung gelesen
hätte, in welcher er
so steht.
(Vergleiche: verschiedene Sprachspiele.)
|
10
Verstehen wir Lewis Carroll's Gedicht “Jabberwocky”,
oder Gedichte von Christian
Morgenstern?
|
Es sei mir ein Satz in einer mir nicht geläufigen Chiffre gegeben
& zugleich auch der Schlüssel zu ihrer Entzifferung.
Dann ist uns
(natürlich) in gewissem Sinne alles zum Verständnis des Satzes gegeben.
Und doch würde ich auf die Frage ob ich den Satz verstehe etwa
antworten: “ich muß ihn erst
entziffern”; & wenn ich ihn als deutschen Satz entziffert
vor mir hätte, würde ich sagen:
“jetzt verstehe ich ihn”.
Wenn man nun die Frage stellt: “in welchem Augenblick der Übertragung (aus der Chiffre ins Deutsche) beginnt das Verstehen || der Zustand des Verstehens des Satzes”, so erhält man einen Einblick in das Wesen dessen, was wir “verstehen” nennen. |
Ich sage einen Satz “ich sehe dort einen schwarzen
Kreis”; ich kann nach Übereinkunft die Wörter dieses
Satzes durch andre Zeichen ersetzen & der || ein Satz in den neuen Zeichen wird dann den selben Sinn erhalten.
Schreiben wir also statt der 6 Wörter des Satzes die ersten 6
Buchstaben des Alphabets.
Dann
heißt der Satz: “a b c d e
f”.
Aber nun zeigt es sich, daß ich – wie man sagen möchte – den
Sinn des oberen Satzes nicht ohne weiteres in dem Ausdruck
“a b c d e
f” denken kann.
Ich könnte 11 es auch so sagen: ich bin nicht gewöhnt
statt ‘ich’
‘a’ zu sagen & statt ‘sehe’
‘b’, statt ‘dort’
‘c’, etc..
Aber damit meine ich nicht, daß,
wenn ich daran gewöhnt wäre, ich mit dem Zeichen ‘a’ sofort das Wort ‘ich’ assoziieren würde; sondern,
daß ich nicht gewöhnt
bin || ich bin nicht gewöhnt
‘a’ an Stelle von ‘ich’
zu gebrauchen.
|
“Einen Satz verstehen”, kann soviel heißen wie: ||
im Sinne von
|| kann heißen
“wissen, was der Satz besagt”, & das heißt, || : || , die Frage “was
sagt || besagt
dieser Satz || er” beantworten können.
Den Sinn eines Satzes verstehen soll dann heißen || heißt: die Frage ‘was ist sein Sinn’ beantworten können. |
Verstehen (in dieser Bedeutung) ist
das Korrelat einer Erklärung des Sinnes.
|
Es ist eine sehr häufige ||
◇◇◇
|| häufig erscheinende Auffassung: daß Einer || Man meint oft, daß Einer sein Verständnis nur unvollkommen zeigen
kann.
Daß er gleichsam nur immer aus der Ferne darauf
deuten, auch sich ihm nähern, kann es aber nie mit der
Hand berühren kann.
Und das Letzte immer ungesagt bleiben muß.3
Man fragt: Ist denn das Verständnis nicht etwas anderes als der Ausdruck des Verständnisses? – Ist es nicht so, daß 12 der Ausdruck des Verständnisses eben ein unvollkommener Ausdruck || eine unvollkommene
Äußerung des Verständnisses
ist? –
Das heißt doch wohl, ein Ausdruck, der etwas ausläßt, – was aber wesentlich unausdrückbar ist || sein müßte; denn || . Denn sonst könnte ich ja eben einen bessern finden. |
Uns interessieren die psychischen || interessiert die Tatsache daß gewisse
psychische Vorgänge einen Satz erfahrungsgemäß begleiten nicht; wohl aber das Verstehen, die Auffassung, so weit
sie in einer || , die in einer Erklärung des Sinnes
(der Bedeutung)
niedergelegt ist || sind.
|
Es ist schwierig die Grammatik des Wortes “meinen” klar zu sehen.
Aber der Weg dazu führt über die Frage
“welches ist das Kriterium dafür, daß wir
etwas so meinen”, & welcher Art ist der Ausdruck den dieses “so” vertritt.
Die Antwort auf die Frage
“wie ist das gemeint” stellt die Verbindung zwischen zwei sprachlichen Ausdrücken her.
Also fragt auch die Frage nach dieser Verbindung.
Als hätte man zwei Bilder die dieselbe Person darstellen, diese
selbst aber könnte ich nicht zeigen.
Der Gebrauch der Hauptwörter “Sinn”, “Bedeutung”, “Auffassung” & anderer Wörter verleitet uns zu glauben, daß dieser Sinn,¤ etc., dem Zeichen so gegenübersteht, wie das Wort – der Name – dem Ding, das sein Träger ist. So daß man sagen könnte: “Das Zeichen hat eine ganz bestimmte Bedeutung, ist in einer ganz bestimmten Weise gemeint, 13 die ich nur in Ermanglung eines direkten
Weges wieder durch ein Zeichen ausdrücken
muß”.
Die Meinung, die Intention, wäre gleichsam seine Seele die ich am
liebsten selbst zeigen möchte, auf die ich aber
leider nur indirekt durch ihren Körper hinweisen kann. –
⇒ 487 Wenn ich um den Sinn eines Pfeiles zu erklären sage: “ich meine diesen Pfeil so, daß man ihm durch eine Bewegung in der Richtung vom Schwanz zur Spitze folgt”, so gebe ich eine Definition (ich setze ein Zeichen für ein andres), während es scheint, als hätte ich sozusagen die Aussage || Angabe des Pfeils || , die der Pfeil macht ergänzt. Ich habe den Pfeil durch ein neues Zeichen ersetzt, das wir statt des Pfeiles gebrauchen können. – Gebrauchen können –. Während es scheint, als wäre der Pfeil selbst wesentlich unvollständig || unvollkommen , ergänzungsbedürftig, und als hätte ich ihm nun die nötige Ergänzung gegeben. Wie man eine Beschreibung eines Gegenstandes als unvollkommen erkennt und vervollständigt || vervollständigen kann. Als hätte der Pfeil die Beschreibung angefangen und wir sie durch den Satz vollendet. – Auch so: Wenn ich,, wie oben, sage “ich meine diesen Pfeil so, daß …”, so ﹖– macht es den Eindruck –﹖, als hätte ich jetzt erst das Eigentliche beschrieben, die Meinung; als wäre der Pfeil gleichsam nur das Musikinstrument, die Meinung aber die Musik, oder besser: der Pfeil das Zeichen – das heißt in diesem Falle – die Ursache des inneren, seelischen, Vorgangs und die Worte der Erklärung erst die Beschreibung dieses Vorgangs. Hier spukt die Auffassung des Satzes als des || eines Zeichens des Gedankens; und des Gedankens als eines Vorgangs in der Seele, oder im Kopf. |
Was wir || Der Vorgang den wir
‘verstehen’ nennen, ist manchmal ein Vorgang des Übersetzens || Nachziehens des Zeichens in ein anderes Bild.
Das Verstehen einer Beschreibung kann 14 man mit dem Zeichnen eines Bildes nach dieser Beschreibung
vergleichen.
|
Wir reden von dem Verständnis eines Satzes als der Bedingung
dafür, daß wir ihn anwenden können.
Wir sagen “wir können einen Befehl nicht
befolgen wenn wir ihn nicht
verstehen”, oder “ehe wir ihn verstehen || ich muß ihn verstehen, ehe ich ihn
befolge”.
|
Damit hängt es zusammen, daß wir sagen:
“Ich verstehe dieses Bild genau, ich könnte es plastisch darstellen”.
“Ich verstehe diese Beschreibung genau, ich
könnte ein Bild nach ihr zeichnen.”
¥
|
Wir reden von dem Verständnis eines Satzes als der Bedingung
dafür, daß wir ihn anwenden können.
Wir sagen: “ich kann einen Befehl nicht
befolgen, wenn ich ihn nicht verstehe”, oder “ich muß ihn verstehen, ehe
ich ihn befolge || “ehe ich ihn verstehe”.
|
⍈
Man könnte es in gewissen Fällen (offiziell) als das Kriterium des Verständnisses eines Befehls festsetzen, daß der welcher ihn bekommt || erhält seinen Sinn muß zeichnerisch darstellen || wiedergeben können. |
“Muß ich wirklich einen Satz verstehen, um nach ihm
handeln zu können?”
– “Gewiß, || ! || ,
sonst wüßtest Du ja nicht, was Du zu tun
hast.”
– “Aber was nützt mich dieses
Wissen? vom Wissen zum Tun ist ja wieder ein
Sprung.”
|
15
Wenn “einen Satz verstehen”
heißt, in bestimmter Weise nach ihm handeln, dann kann das
Verständnis nicht die
logische
Bedingung dafür sein, daß wir nach ihm
handeln.
|
⍈
Aber der Satz “ich muß den Befehl
verstehen, ehe ich nach ihm handeln kann” hat natürlich
einen guten Sinn; nur keinen || .
Aber jedenfalls keinen metalogischen.
Denn auch das Verstehen ist kein metalogischer Begriff.
|
Der Begriff, welchen man vom Verstehen hat, ist etwa, daß man
damit || dadurch vom Zeichen näher an die dargestellte Realität kommt, von
den Worten des Befehls näher an die Befolgung.
Und in einem psychologischen Sinn kann das richtig
sein.
|
“Ich muß doch einen Befehl verstehen, um
nach ihm handeln zu können” – hier ist das ‘muß’ verdächtig.
Wenn das ein logisches Muß ist, so ist der Satz eine Grammatische
Anmerkung.
Auch könnte man da fragen: “Wie lange vor dem Befolgen mußt Du den Befehl verstehen?” |
¥
Wenn mit dem Verstehen ein psychischer Vorgang gemeint ist &
gesagt werden soll || wird, daß dieser Vorgang || Prozeß erfahrungsgemäß
immer eintritt ehe ein Mensch einen Befehl befolgt,
so interessiert uns diese Aussage nicht.
(Eine Erklärung “den Befehl
befolgen”
wolle man es nur nennen, wenn jener psychische Vorgang
eingetreten sei, wäre 16 müßig.)
|
Soll “verstehen”
heißen: erklären können, – warum sollte das
notwendig sein, um den Befehl zu befolgen.
(Es handelt sich hier natürlich nicht um
logische Notwendigkeit.)
|
Wenn das Verstehen eine Vorbereitung des Folgens || Befolgens war, so hat es dem Zeichen || der Wahrnehmung des Zeichens des Befehls etwas hinzugefügt; aber etwas, was jedenfalls nicht
die Ausführung
(des Befehls) war.
|
“Ich kann den Befehl nicht ausführen,
weil ich nicht verstehe, was Du meinst. Ja, jetzt verstehe ich
Dich.”
– Was ging da vor, als ich plötzlich
den Andern verstand?
Da gab || gibt es viele Möglichkeiten. Der Befehl konnte z.B. in einer mir bekannten Sprache, aber mit falscher Betonung gegeben worden sein & es fiel mir plötzlich die richtige Betonung der Worte ein. Einem Dritten würde ich dann sagen: “jetzt verstehe ich ihn, er meint …” & nun würde ich den Befehl in richtiger Betonung wiederholen. Und mit dem Erfassen des wohlbekannten Satzes hätte ich nun den Befehl verstanden; ich meine: ich müßte nun nicht erst || noch || erst einen abstrakten Sinn erfassen. || Und mit dem Erfassen des richtig betonten Satzes hätte ich nun den Befehl verstanden. Ich meine: ich müßte nun nicht noch || erst einen abstrakten Sinn erfassen, sondern es genügt mir 17 das Erleben des wohlbekannten Wortlautes
– Oder aber der Befehl wäre mir in verständlichem Deutsch gegeben worden, schiene mir aber ungereimt, da ich irgend
etwas in ihm mißverstanden habe; dann fiel mir eine Erklärung ein “ach, er meint
…” & nun kann ich den Befehl
ausführen.
(Der Zerstreute, der auf den Befehl “rechtsum” sich nach links gedreht hätte und nun, an die Stirne greifend, sagte “ach so, ‘rechtsum’!” & rechtsum machte.) |
Es konnten mir auch vor dem Verstehen mehrere mögliche
Deutungen, das heißt, mehrere Erklärungen, vorschweben,
für deren eine ich mich dann entscheide.
|
(Denke auch an den Fall: Es macht
mir jemand Zeichen & ich sage: “er meint, ich soll etwas tun; aber was er
wünscht, weiß ich nicht”.)
|
Es scheint uns, als ob wir dem Befehl
(etwa dem:
“
durch das Verstehen etwas hinzufügen, was die Lücke zwischen Befehl & Ausführung füllt. So daß wir Einem der sagte || sagt “aber Du verstehst ihn ja, er ist also nicht unvollständig”, antworten können: 18
“Ja, ich verstehe
ihn,
aber nur, weil ich noch etwas hinzufüge; die Deutung
nämlich”.
Aber was veranlaßt Dich gerade zu dieser Deutung? Ist es der Befehl –, dann war er ja schon eindeutig, da er diese Deutung befahl. Oder hast Du die Deutung willkürlich hinzugefügt, – dann hast Du ja auch den Befehl nicht verstanden, sondern erst das, was Du aus ihm gemacht hast. |
Eine Interpretation ist doch etwas, was in Zeichen gegeben wird.
Es ist diese Interpretation im
Gegensatz zu einer anderen (die anders lautet).
Wenn man also sagte:
“jeder Satz bedarf noch einer
Interpretation,” – so hieße das: kein Satz
kann ohne einen Zusatz verstanden werden.
|
Es geschieht wohl daß ich ein Zeichen deute,
ihm eine Deutung hinzufüge, aber durchaus nicht immer, wenn ich Zeichen
verstehe.
Wenn man mich fragt “wieviel Uhr ist es”, so geht in mir keine Arbeit des Deutens vor. Sondern || ; sondern ich reagiere einfach auf das, was ich sehe & höre. (Wie, wenn Einer das Messer auf mich zückt, ich nicht sage: “ich deute das als eine Drohung.”) |
Wir sehen in der Philosophie immer || dort Probleme, wo keine sind.
Und die Philosophie soll zeigen daß dort keine sind. || kein Problem ist.
|
19
‘Ein Wort verstehen’ im
Sinne von: Wissen, wie es gebraucht wird.
|
‘Wissen wie ein Wort gebraucht
wird’ heißt das Gleiche wie ‘es
anwenden können.’
|
Man gebraucht das Wort “können” so, daß die
Ausführung
das Kriterium der Fähigkeit ist; aber auch so, daß
nicht die Ausführung das Kriterium ist.
“Kannst Du diese Kugel heben?” – Ich sage “ja”. Dann versuche ich, sie zu heben & es gelingt mir nicht. – Da werde ich in einem Fall sagen: „ich hatte mich geirrt; ich konnte es nicht”; aber es gibt auch den Fall: “jetzt kann ich sie nicht heben, weil ich müde bin; als ich sagte, ich könne || ‘ich kann sie heben’, da konnte ich es (auch)”. Ebenso: “ich dachte ich könnte Schach spielen, aber ich habe es schon vergessen” aber auch “als ich sagte ich könne es, da konnte ich's, jetzt aber habe ich durch den Schrecken alles vergessen || ist mir durch den Schrecken alles entfallen”; etc. || . Etc.¤ Gefragt, ‘wie weißt Du, daß Du es damals konntest”, würde man || ich etwa antworten: “ich konnte so ein leichtes Gewicht immer heben”, “ich hatte es gerade zuvor gehoben”, “ich habe vor kurzem || wenigen Jahren Schach gespielt & mein Gedächtnis ist gut”, “ich hatte gerade die Regeln rekapituliert”, u.s.w.. Was uns als Anzeichen des Könnens gilt || Was ich als Beweis des Könnens betrachte zeigt uns, in welcher Weise wir das Wort “können” || dieses Wort gebrauchen. 20
In keinem dieser Fälle ist die Fähigkeit ein bewußter Zustand, wie etwa Muskelschmerzen. |
Vergleiche folgende Sätze mit einander,
deren || von denen
jeder in anderem Sinne
einen Zustand beschreibt: „ich habe den ganzen Tag Zahnschmerzen gehabt” „ich habe mich den ganzen Tag nach ihm gesehnt” „ich habe ihn den ganzen Tag erwartet” „ich wußte schon den ganzen Tag || seit gestern, daß er kommen werde” „ich konnte || kann seit gestern Schach spielen”. ¥ In welchen || welche dieser Sätze würden wir || könnte man das Wort “ununterbrochen” mit Sinn einsetzen? ⍈ Kann man sagen: “ich wußte seit gestern ununterbrochen, daß er kommen werde”? |
Wenn man das Wissen einen ‘Zustand’ nennt, dann in dem
Sinn, in welchem man vom Zustand eines physikalischen Körpers oder
eines physikalischen Modells redet (also im physiologischen
Sinn, oder auch im Sinn einer Psychologie, die von
unbewußten Zuständen eines Seelenmodells
redet).
Und das würde freilich auch jeder zugeben; aber
nun muß man noch sehen || verstehen || nun muß man sich noch darüber klar sein, daß man sich damit aus dem
grammatischen Bereich der seelischen || bewußten Zustände (Zahnschmerzen etc.) in ein anderes grammatisches Gebiet begeben
hat.
Ich kann sehr wohl von unbewußten
Zahnschmerzen reden, wenn der Satz “ich habe
unbewußte Zahnschmerzen”,
etwa || nun || vielleicht, bedeuten soll, was wir gewöhnlich
durch den Satz “ich habe
einen schlechten Zahn, der mir keine Schmerzen bereitet || verursacht” ausdrücken. || so ausdrücken: “
Der ‘bewußte Zustand’
(im früheren Sinn) steht
zum ‘unbewußten Zustand’ nun
nicht in dem grammatischen Verhältnis, wie ‘ein
Sessel, den ich sehe’ zu einem ‘Sessel den ich
nicht 21 sehe, weil er im Nebenzimmer
steht”. ||
Ich kann wohl von “unbewußten
Zahnschmerzen” reden, wenn der Satz “ich
habe unbewußte
Zahnschmerzen” etwa bedeuten
soll: “ich habe einen schlechten
Zahn, der mir keine Schmerzen verursacht”.
Man muß nun sehen, daß der Ausdruck
“bewußter Zustand” (im
früheren Sinne) zum Ausdruck “unbewußter Zustand” nicht in dem grammatischen Verhältnis steht wie “ein Sessel, den ich sehe” zu “ein Sessel, den ich nicht sehe, weil er versteckt
ist”.
|
Auf die Frage “verstehst Du das Wort
“rot” || ‘rot’, weißt Du, welche Farbe
“rot” || ‘rot’ heißt?”
würde || kann
man antworten: “Ja; wenn hier
etwas Rotes wäre, so würde ich es
erkennen”.
|
Ist etwa || Es sei
mein Wörterbuch, & ich || . Ich übersetze mit ihm den Satz “b d c a” in den Satz “f h g e”; nun habe ich gezeigt, daß ich den Gebrauch des Wörterbuchs verstehe & kann sagen, daß ich auf gleiche Weise den Satz “c d a b” übersetzen kann, wenn ich will. |
⍈
[Zu
p. 7]
Das Verstehen eines Satzes der Sprache ist dem Verstehen eines Musikstücks viel 22 verwandter, als man glauben möchte.
– Warum
müssen diese Takte gerade so gespielt
werden?
Warum bringe ich den Wechsel der Stärke & des Zeitmaßes || Rhythmus gerade
auf dieses ganz bestimmte Ideal?
Man möchte sagen:
“weil ich weiß, was das alles
heißt”, – aber was heißt es
denn? –
– Ich wüßte es nicht zu sagen, außer wieder durch eine Übersetzung in einen
Ausdruck mit dem || vom gleichen Rhythmus. || außer indem ich die Musik in einen andern
Ausdruck vom gleichen Rhythmus jenes Ideals
übersetze.
|
A
“Ich kann das Wort
“gelb” || ‘gelb’ ||
‘Kugel’
anwenden”, – ist das auf einer andern Stufe
als: “ich kann den König im Schachspiel
verwenden” ||
“ich kann mit dem König im Schachspiel
ziehen”? || “ich weiß, wie man den
König im Schachspiel verwendet.”?
“Ich weiß, wie ein
Bauer ziehen darf”.
“Ich weiß, wie das Wort ‘Kugel’ gebraucht werden darf”. |
B
Ein schwieriges Problem || Paradox scheint der Gegensatz, das Verhältnis zu sein, zwischen
dem Operieren mit der Sprache im Laufe ihrer Anwendung & dem momentanen
Erfassen des Satzes || Sinnes.
Aber wann erfassen wir, oder verstehen, wir den Satz?! – Nachdem || Wenn wir ihn ausgesprochen haben? – Oder während wir ihn aussprechen? – Und ist das Verstehen ein artikulierter Vorgang, wie das 23
Sprechen oder Schreiben || Bilden des Satzes, oder ein unartikulierter?
Und wenn ein artikulierter: || , – ist er projektiv mit dem andern verbunden? oder ist seine
Artikulation von der des Satzes unabhängig? – || entspricht seine Artikulation der des Satzes oder ist sie von ihr
unabhängig?
|
A
“Er sagt das, & meint es”.
Vergleiche das mit dem Satz: “er sagt das
& schreibt
es nieder”, – & anderseits
mit: “er sagt || schreibt das & unterschreibt es”.
|
⍈
Wie lange braucht es, || : einen Satz verstehn?
B
Und wenn man ihn eine Stunde lang versteht, beginnt
man da immer wieder von frischem? || neuem?
|
C
Ist das Verstehen eines Satzes nicht dem Verstehen eines Schachzuges als Zug des bestimmten Spieles analog || dieses || des Spiels ähnlich || vergleichbar? ||
Ist das Verstehen eines Satzes nicht analog || vergleichbar dem Verstehen eines Schachzuges als Zug des Spiels?
Wer das Spiel gar nicht kennt & sieht jemand einen Zug machen, der wird || ziehen, der wird die Handlung nicht verstehn, d.h. nicht als Zug eines Spiels.
(Oder auch, nicht als Zug dieses Spiels.)
Und es ist etwas Anderes den Zug mit Verständnis des Spiels
sehen || dem Zug mit Verständnis des Spiels
folgen, als ihn ohne dieses Verständnis zu
sehen.
|
⍈
[zu
p. 22]
D
Wie, wenn man fragte: wann kannst Du Schach spielen?
Immer? oder jetzt während Du
sagst, daß Du es kannst? || es sagst? oder während
jedes Zuges || eines Schachzuges?
– Und wie seltsam, daß Schachspielen-Können so kurze Zeit braucht & eine Schachpartie
so viel länger!
(Augustinus: “Wann messe ich einen Zeitraum.”) |
24
⍈
[zu
p. 22]
A Wenn “das Wort ‘gelb’ verstehen” heißt, es anwenden können, so ist die gleiche Frage: wann kannst Du es anwenden? Redest Du von einer Disposition? Ist es eine Vermutung? |
[Ordnung der Sätze: 22A, 23D, 24A, 22B,
23B, 23A, 23C]
|
Das Verständnis der Sprache – quasi des Spiels –
scheint wie ein Hintergrund, auf dem der einzelne Satz erst Bedeutung gewinnt. (siehe § 25)⇒
|
Man könnte sagen: Mich interessiert
nur der Inhalt
des || eines Satzes; & der Inhalt des Satzes ist in ihm.
nicht ◇◇◇ Seinen Inhalt hat der Satz als Glied eines Kalküls. Ist also “einen Satz verstehen” nicht von gleicher Art, wie “einen Kalkül verstehen” || Einen Satz verstehen bedeutet: einen Kalkül verstehen? also wie: “multiplizieren können”? |
Was ist es aber dann, was uns immer das Gefühl gibt, daß
das Verstehen des Satzes das Erfassen von etwas außerhalb ihm Liegendem ist; aber nicht von der Welt außerhalb der Zeichen, wie
sie eben ist, sondern von der Welt, wie das Zeichen sie
– gleichsam – wünscht.
¥ Das Übersetzen in die Vorstellung & das Eingreifen des Satzes in uns bilden jenes Außerhalb. |
⍈
Man möchte etwa sagen: “Ich sage ja nicht nur ‘Zeichne einen
Kreis’, sondern ich wünsche 25
doch daß der Andre etwas
tut.”
(Freilich!)
|
Wenn “die Bedeutung eines Wortes verstehen” heißt, die Möglichkeiten seiner
grammatischen Anwendung kennen– || , so
kann die Frage entstehen || ist die Frage denkbar: “Wie kann man || ich dann gleich wissen, was ich mit ‘Kugel’ meine, ich kann doch nicht die ganze Art
der Anwendung des Worts auf einmal im Kopf haben?”
In einem Sinne kann man sagen, ich wisse die Regeln des Schachspiels (‘habe sie im Kopf’) während || wenn ich spiele. Aber ist dieses “im Kopf haben” nicht nur eine Hypothese? Gewiß, dieses Wissen ist nur das hypothetische Reservoir, woraus das wirklich gesehene Wasser fließt. |
Wenn Du von Rot gesprochen hast, hast Du das gemeint, wovon man sagen
kann, es sei hell, aber nicht, es sei grün, auch wenn Du an diese Regel
nicht gedacht
hast noch von ihr Gebrauch gemacht hast?
– Hast Du das ~ verwendet, wofür ~~¤p = p ist? auch wenn Du diese Regel nicht verwendet
hast?
Ist es etwa eine Hypothese, 26 daß es das ~
war?
Kann es zweifelhaft sein, ob es dasselbe war & durch die Erfahrung bestätigt werden?
|
Das Schachspiel ist gewiß durch seine Regeln (sein
Regelverzeichnis) charakterisiert.
Wenn ich Schach nun durch seine Regeln definiere
(von Dame || vom Damespiel unterscheide), so gehören diese Regeln zur Grammatik des Wortes
“Schach”.
Muß nun dem, der das Wort “Schach” sinnvoll
gebraucht (etwa im Satz || wenn er sagt:
“ich möchte jetzt Schach
spielen”) eine Definition des Wortes
vorschweben?
Gewiß nicht. –
Gefragt, was er unter “Schach”
versteht, wird er erst eine geben.
Wenn ich nun fragte: “Wie Du das Wort ausgesprochen hast, was hast Du damit gemeint?” – Wenn er mir darauf antwortet: “Ich habe das Spiel gemeint, das wir so oft gespielt haben etc. etc.”, so weiß ich, daß ihm diese Erklärung in keiner Weise beim Gebrauch des Wortes vorgeschwebt hatte, & daß seine Antwort meine Frage nicht in dem Sinn beantwortet, daß sie mir sagt, was “in ihm vorgegangen ist” als er das Wort aussprach. |
Denn die Frage ist eben, ob unter der
“Bedeutung, in der man ein Wort gebraucht”
ein Vorgang verstanden werden soll, den wir beim Sprechen oder Hören des Wortes erleben.
|
Statt “ich habe das Spiel
gemeint, welches …” hätte er auch sagen
können: “ich setze (jetzt) statt des
Wortes ‘Schach’ – das ich früher || vorhin gebraucht 27 habe – den Ausdruck ‘ …’”.
|
Die Quelle der Verwirrung ist vielleicht der Begriff vom Gedanken, der den Satz begleitet (Oder seinem Ausdruck
vorangeht.)
Dem Wortausdruck kann natürlich der Gedanke in anderer Form
vorangehen, aber für uns kommt der Artunterschied || Unterschied dieser beiden Ausdrücke, oder Gedanken, nicht in Frage.
[kein neuer Absatz] (“Er hat diese Worte gesagt, sich aber dabei gar nichts gedacht.” – “Doch, ich habe mir etwas dabei gedacht.” – “Und zwar was denn?” „– Nun, was ich gesagt habe.”) |
Auf die Aussage “dieser Satz hat
Sinn” kann man nicht wesentlich fragen “welchen?”.
So wie man ja auch auf den Satz “diese Worte
bilden einen || sind ein Satz” nicht fragen kann “welcher?”.
|
“Ich meine aber doch mit diesen Worten
etwas”.
Gewiß: im Gegensatz zu dem Falle, wo ich nichts meine, wo ich etwa die Silben ihres komischen Klangs wegen aneinanderreihe. (Der Satz “ich meine etwas …”, nicht metalogisch.) |
⍈
A
Es handelt sich beim Verstehen, Meinen, nicht um einen Akt des || eines momentanen, sozusagen nicht-diskursiven Erfassens der Grammatik. Als könnte man sie gleichsam auf einmal hinunterschlucken || herunterschlucken. |
⍈
B
Das
(
also
)
, was der macht, der ein Zeichen, welches || das
ihm ein Anderer || man ihm gegeben hat, in einem Sinne deutet, auffaßt, ist ein Schritt in einem Kalkül || eines Kalküls (quasi einer Rechnung).
28
Er tut ungefähr was er sagt, wenn er seiner Deutung Ausdruck gibt.
– Und wenn ich sage “was er macht, ist
der Schritt eines Kalküls”, so meine ich,
daß ich diesen Kalkül schon kenne; in dem Sinne, in dem ich die
deutsche Sprache kenne, oder das Einmaleins.
Welche || Welches ich ja auch nicht so in mir habe, als wären die ganze
deutsche Grammatik &
die ||
alle
Einmaleinssätze zusammengeschoben auf etwas, was ich nun als Ganzes besitze.
|
Es können (nun) die grammatischen
Regeln als die Auseinanderlegung dessen erscheinen, was || Es kann uns vorkommen ||
erscheinen || scheinen, als wären die grammatischen Regeln
in irgend einem Sinne die ¤
Auseinanderlegung dessen, was wir im || beim Gebrauch des Wortes auf einmal erleben.
|
Kann ich das, was die grammatischen Regeln von einem Worte sagen, auch anders
beschreiben, nämlich durch die Beschreibung des Vorgangs,
der beim Verstehen stattfindet?
Wenn also die Grammatik – z.B. – die Geometrie der Verneinung ist, kann ich sie durch die Beschreibung dessen ersetzen, was bei der Anwendung sozusagen ‘hinter’ dem Wort “nicht” steht? Wir sagen: “Wer die Negation versteht, der weiß, daß die doppelte Negation eine Bejahung ergibt”. |
Das klingt so wie: “Kohle
& Sauerstoff gibt
Sauerstoff || Kohlensäure”.
Aber in Wirklichkeit gibt die doppelte 29 Negation nichts, sondern ist
etwas.
Es täuscht uns da etwas eine physikalische Tatsache vor. Als sähen wir ein Ergebnis des logischen Prozesses. Während das Ergebnis nur das des physikalischen || physischen Prozesses ist. |
Man möchte sagen: “die
Verneinung hat die Eigenschaft verdoppelt eine Bejahung zu ergeben.”
Während die Regel die Verneinung nicht näher beschreibt
sondern konstituiert.
Die Negation hat keine andere Eigenschaft, als, etwa, die, || die Eigenschaft, einen || den & den Satz wahrheitsgemäß zu verneinen. || , … der Wahrheit gemäß zu verneinen. So hat ein Kreis – etwa ein auf Papier || einer Fläche gemalter – die Eigenschaft, da oder dort zu stehn, diese Farbe zu haben, von einer Geraden (Farbgrenze) geschnitten zu werden, etc.; aber nicht Eigenschaften, die ihm die Geometrie zuzuschreiben scheint. (Nämlich, jene Eigenschaften haben zu können.) Und die Eins hat nicht die Eigenschaft zu sich selbst addiert zwei zu ergeben. |
Die Geometrie spricht sowenig von Würfeln, wie die
Logik von der Verneinung.
Sie definiert die Würfelform aber beschreibt sie nicht. Sagt die Beschreibung eines Würfels, daß er rot & hart ist, dann ist ‘Beschreibung der Würfelform’ ein Satz wie: “diese Kiste ist würfelförmig”. Aber wenn ich nun beschreibe, wie man eine würfelförmige Kiste macht, ist hierin nicht auch eine Beschreibung der Würfelform enthalten? Nur insofern, als || Eine Beschreibung nur sofern von diesem Ding gesagt wird, es sei würfelförmig, 30
im Übrigen aber ist dies || & im Übrigen eine Definition || Analyse, des Begriffs Würfel.
Nicht die Würfelform hat die Eigenschaft lauter gleiche Seiten zu
besitzen; aber ein Holzklotz hat diese Eigenschaft.
Noch hat
“die Eins die Eigenschaft, zu sich selbst addiert zwei zu ergeben”.
|
“Dieses Papier ist nicht
schwarz, & zwei solche Verneinungen geben eine Bejahung”.
“Dieses Buch ist rot & die Rose ist rot, & die beiden Wörter ‘rot’ haben die gleiche Bedeutung.” “Und zwei solche Verneinungen geben eine Bejahung” das || Der Zusatz erinnert an: “und zwei solche Pferde können den Wagen fortbewegen”. Aber in jenem Zusatz || ihm wird nichts über die Verneinung ausgesagt; sondern er ist eine Regel über die Ersetzung eines Zeichens durch ein anderes. |
“Daß zwei Verneinungen eine Bejahung ergeben,
muß doch schon in der Verneinung, die ich jetzt
gebrauche, liegen.”
Bin ich hier nicht || Hier bin ich im Begriffe eine Mythologie
des Symbolismus zu erfinden?
Es hat den Anschein, als könnte man aus der Bedeutung der Negation schließen, daß “~~p” p bedeutet. Als würden aus der Natur der Negation die Regeln über das Negationszeichen folgen. So daß, in gewissem Sinne, die Negation zuerst vorhanden ist, & dann die Regeln der Grammatik. Es ist also, als hätte das Wesen der Negation einen zweifachen Ausdruck in der Sprache: dasjenige was || denjenigen welchen || dessen Bedeutung ich erfasse, wenn ich das Wort “nicht” || wenn ich den Ausdruck der Negation, etwa das Wort “nicht”◇◇◇, in einem 31 Satz verstehe, & die Folgen dieses || des erfaßten Wesens || dieser Bedeutung in der Grammatik.
|
⍈
A [zu S. 25]
Man ist versucht etwa folgenden Einwand zu machen: || Man || Ich möchte etwa auch sagen: Wenn mir jemand sagt: “sieh' dort ist eine Kugel”, oder “dort ist eine Halbkugel”, so kann die Ansicht die ich erhalte zu beidem passen; & wenn ich nun sage “ja, ich sehe sie”, so unterscheide ich doch zwischen den beiden Hypothesen. – Wie ich im Schachspiel || in der Schachpartie zwischen einem Bauer & dem König unterscheide, auch wenn der gegenwärtige Zug einer ist, den beide machen könnten, & wenn selbst eine Königsfigur als Bauer fungierte.4 Das Wort “Kugel” ist mir bekannt & steht in mir für etwas; || : d.h. es bringt mich in eine gewisse Stellung || Haltung zu sich (wie ein Magnet eine Nadel in seine Richtung bringt). Man ist in der Philosophie immer in Gefahr, eine Mythologie des Symbolismus zu geben, oder der Psychologie; statt einfach zu sagen, was man weiß. |
⍈
[Zu S. 32]
B
Es kann uns so scheinen, || scheint so, als wäre in einem Satz, der, z.B., das Wort “Kugel” enthält, schon der Schatten anderer Sätze mit diesem Wort || Verwendungen des || dieses Worts enthalten. – Nämlich eben die Möglichkeit, jene andern Sätze zu bilden. Wem scheint es so? und unter welchen Umständen? |
Was heißt es nun, wenn ich sage, daß im Satze “die Rose ist
rot” das “ist” eine andere Bedeutung hat, als in “2 mal 2 ist
4”?
Wenn man antwortet, es heiße, daß verschiedene Regeln von
diesen beiden Wörtern gelten, so ist 32
zunächst
zu sagen, daß wir hier nur ein Wort
haben.
– Und wenn ich nur auf die grammatischen Regeln achte, so erlauben diese eben die Verwendung des Wortes “ist” in beiden Zusammenhängen.
– Die Regel aber, welche zeigt, daß das Wort “ist” in den zwei Sätzen verschiedene
Bedeutung hat, ist die, welche erlaubt im zweiten Satz das Wort “ist” durch den Ausdruck
“ist gleich” zu ersetzen, aber || & die diese Ersetzung im ersten Satz verbietet.
|
“Ist nun diese Regel nur die Folge des
Ersten: daß das Wort ‘ist’ in den zwei || beiden Sätzen verschiedene Bedeutung || Bedeutungen hat? Oder ist es so, daß || es so, daß
diese || die || diese Regel eben der ||
ein
|| der Ausdruck dafür
ist || ist, daß das Wort
‘ist’
in den beiden Sätzen || Zusammenhängen Verschiedenes bedeutet?”
|
Es liegt hier der Vergleich nahe, daß das Wort
“ist” in verschiedenen Fällen einen andern || verschiedene
Bedeutungskörper hinter sich hat; daß es etwa
beidemale
die gleiche Fläche ist, (etwa jedesmal ein Quadrat), das || eine quadratförmige Fläche
ist, das aber einmal || das
einemal
die Endfläche eines Prismas das andre Mal || andremal die Endfläche einer Pyramide ist. || aber das
einemal
die Endfläche eines Prismas das andre Mal ||
andremal
die Endfläche einer Pyramide.
Denken wir uns nun diesen Fall: Wir hätten Glaswürfel, die vollkommen durchsichtig wären || sein sollen || wären, deren eine Seitenfläche aber rot gefärbt wäre. || sei rot gefärbt. Wenn wir diese Würfel im Raume gruppieren || zusammenstellen, so werden nur ganz bestimmte Anordnungen roter Quadrate im Raum entstehen können, bedingt durch die Würfelform || Form der Glaskörper. Ich könnte nun die Regel, nach der die roten Quadrate angeordnet sein können auch ohne Erwähnung 33 der Würfel ausdrücken ||
angeben
, aber in ihr wäre dennoch das Wesen der
Würfelform
präjudiziert
|| enthalten.
Freilich nicht, daß gläserne Würfel hinter den
roten Quadraten sind || stehen, wohl aber die Geometrie des Würfels.
Wenn wir nun aber einen solchen Würfel sehen, sind damit wirklich schon die Gesetze der möglichen Zusammenstellung gegeben? Also || ; also die Geometrie des Würfels? Kann ich die Geometrie des Würfels von einem Würfel ablesen? |
Der Würfel ist dann eine Notation ||
ein Ausdruck
der Regel.
Und hätten wir eine solche Regel gefunden, so könnten wir
sie wirklich nicht besser notieren, als durch die || mittels der Zeichnung eines Würfels.
(Und daß es hier auch eine Zeichnung statt des
Würfels tut, ist sehr bedeutsam.)
Wie kann aber der Würfel (oder die Zeichnung) als Notation einer geometrischen Regel dienen? Nur sofern er als Satz oder Teil eines Satzes einem System von Sätzen angehört. |
Das Zeichen der Negation
“
ist gleichwertig jedem andern Negationszeichen; es ist ebenso ein Komplex von Strichen, wie das Wort “nicht” || der Ausdruck “nicht p”, & zum Negationszeichen || Zeichen für die Negation wird es nur durch die Art, wie es ‘wirkt’, – ich meine: wie es im Spiel gebraucht wird. (Analoges, für die W-F-Schemata der Tautologie & Kontradiktion.) |
Ich möchte sagen: Nur dynamisch wirkt das || ist etwas ein Zeichen, nicht statisch.
|
Es scheint hier leicht, als ob das Zeichen die ganze
Grammatik zusammenfaßte; daß sie in ihm 34 enthalten wäre,
wie die Perlenschnur in einer Schachtel &
wir sie nur herausziehen müßten.
(Aber dieses || ein solches Bild ist es eben, was ||
welches
|| das uns irreführt.)
|
Als wäre das Verständnis ein momentanes
Erfassen von etwas, wovon später mir die Konsequenzen gezogen werden,
& zwar so, daß diese Konsequenzen bereits in einem,
ideellen Sinn existieren, ehe sie gezogen werden.
|
[Wird geschrieben]
Als ob der Würfel schon die Geometrie des Würfels
enthielte & ich sie nur noch auszubreiten hätte.
Aber welcher Würfel?
Der Gesichtswürfel, oder ein Eisenwürfel?
Oder gibt es einen idealen geometrischen Würfel?
Offenbar schwebt uns || Es schwebt uns offenbar der Vorgang vor, wenn wir aus einer Zeichnung, einer
Vorstellung (oder einem Modell) Sätze der Geometrie
ableiten. ||
Wir denken hier offenbar an den Vorgang, wenn
Aber welche Rolle spielt dabei das Modell?
Doch wohl die des Zeichens; des Zeichens, das in einem bestimmten Spiel verwendet
wird.
– Und es ist interessant & merkwürdig, wie
dieses Zeichen verwendet wird, wie wir, etwa, die Zeichnung des
Würfels wieder & wieder benützen,
mit immer andern Zutaten. || immer anderen ◇◇◇ || in immer andern Verbindungen. –
Einmal sind die Diagonalen gezogen, einmal mehrere Würfel aneinandergereiht, etc.
etc..
Und es ist dieses Zeichen (mit der Identität
eines Zeichens), welches wir für jenen Würfel nehmen,
in dem die geometrischen Gesetze bereits liegen.
(Sie liegen in ihm so wenig, wie im Schachkönig
die Dispositionen in gewisser Weise
benützt || gebraucht zu werden.)
|
Man ist in der Philosophie immer in der Gefahr || Versuchung, 35 eine Mythologie des Symbolismus zu geben,
oder der Psychologie aufzustellen; statt einfach zu sagen, was man
weiß.
|
⍈
A [Zu S. 21]
Es ist (so), wie wenn ich mir im Werkzeugkasten der Sprache Werkzeuge zum künftigen Gebrauch herrichtete. Dieser || Der Werkzeugkasten ist die Grammatik mit ihren Regeln. Denke an den Gebrauch des Bildes einer Kugel (der Vorstellung oder eines Bildes auf dem Papier). Ein solches Bild wird nicht immer gebraucht werden, wenn von einer Kugel die Rede ist (wenn das Wort ‘Kugel’ sinnvoll gebraucht wird), aber es wird in gewissen Fällen gebraucht & dann sozusagen aus dem Werkzeugkasten gezogen || hervorgezogen werden. |
Der Begriff der Bedeutung, wie ich ihn in meine
philosophischen Gedanken || Erörterungen
überkommen || übernommen habe, stammt aus einer primitiven Philosophie der Sprache
her.
|
Was wir “Bedeutung” nennen, scheint mit der
primitiven Gebärdensprache (Zeigesprache)
zusammenzuhängen.
|| “Bedeutung” kommt von “deuten”. |
Augustinus, wenn er vom Lernen der Sprache redet, redet nur davon, wie
wir den Dingen Namen beilegen, oder die Namen der Dinge verstehen.
Hier scheint das Benennen das || Das Benennen scheint hier das
36 Fundament & Um
& Auf der Sprache zu sein.
Diese || Die Betrachtungsweise ist wohl die, welcher || Es ist die Auffassung, der die Erklärungsform “das ist …” im Fundament der Sprache zu liegen scheint. Von einem Unterschied der Wortarten redet Augustinus nicht & meint mit “Namen” offenbar Wörter wie “Baum”, “Tisch”, “Brot” , || & gewiß die Eigennamen von || der Personen; dann aber wohl auch “essen”, “geben”, “hier”, “dort”, kurz alle Wörter. Gewiß aber denkt er zunächst an Hauptwörter, & an die übrigen als etwas, was sich finden wird. (Und Plato sagt, daß der Satz aus Haupt- & Zeitwörtern besteht.) Sie beschreiben eben das Spiel einfacher als es ist. Aber das Spiel, das || welches Augustinus beschreibt, kommt wohl auch in der Wirklichkeit vor || wird wohl auch in der Wirklichkeit gespielt. || ist allerdings ein Teil der Sprache. Denken wir, ich wollte aus Bausteinen, die mir ein Andrer zureichen soll, ein Haus || einen Bau aufführen; so könnten wir zuerst ein Übereinkommen dadurch treffen, daß || indem ich, auf einen Baustein zeigend, sage: “das ist eine Säule”, auf einen andern zeigend: “das heißt ein ‘Würfel’”, – “das heißt ‘Platte’”, u.s.w.. Und nun riefe ich die Wörter “Säule”, “Platte” etc. aus in der Ordnung, wie ich die Steine brauche. |
Augustinus beschreibt einen Kalkül unserer
Sprache, nur ist nicht alles, 37 was wir Sprache nennen, dieser Kalkül.
(Und das muß man in sehr vielen Fällen sagen, wo die Frage ist || uns entgegentritt || vor uns steht: “ist diese Darstellung brauchbar, oder unbrauchbar”. Die Antwort ist || lautet || ist: “ja, brauchbar, – aber nur dafür; nicht für das ganze Gebiet, das Du darzustellen vorgabst”.) ¥ ⋎ S. 179 A |
Es ist so, wie wenn jemand erklärte:
“Ein Spiel spielen besteht darin, daß man Dinge, gewissen Regeln gemäß, auf einer
Fläche verschiebt …”; und wir ihm sagten: Du
denkst da gewiß an die Brettspiele
& auf die ist Deine Beschreibung anwendbar; aber das sind nicht alle
Spiele.
Du kannst also Deine Erklärung dadurch
richtigstellen, daß Du sie ausdrücklich auf diese Spiele
einschränkst.
[Besser in der Maschinschrift]
⋎ S. 179 B
|
¥
⋎ S. 179 B
Ich wollte sagen:
Wie Augustinus das Lernen der Sprache beschreibt, das kann uns
zeigen, woher diese Auffassung eigentlich kommt.
Man könnte den Fall unserer Sprache mit dem einer Schrift vergleichen, in der Buchstaben zum Bezeichnen von Lauten benützt würden, aber auch zur Bezeichnung des Akzentes || der Betonung & etwa als Interpunktionszeichen. Fassen wir dann diese Schrift als Sprache zur Beschreibung des Lautbildes auf || Sehen wir dann diese Schrift als Sprache zur Beschreibung des Lautbildes an || Sieht man dann diese Schrift als Sprache zur Beschreibung des Lautbildes an, so kann man sich denken, daß einer || Einer sie so versteht || mißverstünde, als entspräche einfach jedem Buchstaben ein Laut, & als hätten die Buchstaben nicht auch ganz andere Funktionen. |
38
⍈
Hierher gehört auch: Man kann– für Andere || leicht verständlich – || , für Andere || leicht verständlich, von Kombinationen von Farben mit Formen || Figuren sprechen (etwa der Farben rot & blau mit den Formen || Figuren Quadrat & Kreis), ganz ebenso wie von Kombinationen verschiedener Formen || Figuren oder Körper. Und hier haben wir || ist die Wurzel des irreleitenden || schlechten Ausdrucks, || : die Tatsache sei ein Komplex von Gegenständen. Es wird also || hier, daß ein Mensch krank ist verglichen mit der Zusammenstellung zweier Dinge, wovon das eine der Mensch, das andere die Krankheit wäre. Hüten wir uns davor zu vergessen, daß das ein Vergleich ist. |
Wie mit Handgriffen in dem || im
Stellwerk einer Lokomotive sehr verschiedene Dinge
ausgeführt werden, so mit den Wörtern || die Handgriffe im Führerstand einer
Lokomotive sehr verschiedene Arten der Betätigung haben, so die
Wörter der Sprache, die in gewissem Sinne Handgriffen entsprechen || gleichen.
Ein Handgriff etwa gehört zu || Einer ist der Handgriff einer Kurbel, die kontinuierlich verstellt werden kann || sie kann kontinuierlich verstellt werden, denn sie betätigt ein Ventil; ein Handgriff || anderer
betätigt ||
bewegt
|| betätigt einen Schalter, der zweier Stellungen fähig ist || zwei Stellungen hat; ein dritter ist der Handgriff einer Pumpe & wirkt nur wenn er
auf & ab bewegt wird; etc..
Aber alle sehen einander ähnlich, denn sie werden mit der Hand
angefaßt.
¥ |
Jeder, der || Wer einen Satz einer ihm geläufigen Sprache liest, |
¥
⋎ [S. 26
großes Format B als
neuer Absatz]
Vergleich der Linien auf einer Landkarte
mit verschiedener Funktion auf einer Landkarte (Grenzen,
Straßen, Meridiane, Schichtenlinien) mit den verschiedenen Wortarten im Satz.
Der Unbelehrte sieht eine Menge von Linien & kennt nicht die
Verschiedenheit der || ihrer Bedeutungen.
Denken wir uns auf der Karte auch einen Strich, der ein Zeichen durchstreicht, um zu zeigen, daß es ungültig ist. |
Der Unterschied der Wortarten ist dem Unterschied der Spielfiguren im
Schach zu vergleichen, oder || aber auch dem noch größeren einer Spielfigur & des
Schachbrettes.
|
Man könnte sagen || kann erklären:
Der || der Ort eines Wortes in der Grammatik ist seine Bedeutung. In der alten Ausdrucksweise ◇◇◇ sagt man || Man würde in der alten Ausdrucksweise ◇◇◇ sagen: Das Wesentliche am Wort ist die Bedeutung des Wortes || seine Bedeutung, nicht das Wort. Wir können also das || 40
Man sagt: Das Wesentliche am Wort ist
seine Bedeutung. Man kann das Wort durch ein anderes ersetzen, das die gleiche Bedeutung
hat.
Damit ist
sozusagen || gleichsam
ein Platz für das Wort fixiert, &
man kann ein Wort für ein anderes setzen, wenn man es an den gleichen Platz
setzt.
|
Wenn ich mich entschlösse (auch in meinen Gedanken)
statt “rot” ein neues Wort zu sagen, wie
würde es sich zeigen daß dieses an dem Platz des Wortes “rot” steht?
– Sind es etwa immer Vorstellungen die den Platz der Wörter
halten?
Wenn man übereinkäme im Deutschen statt “nicht” “non” zu sagen & dafür “nicht” statt des Wortes “rot” || statt “rot” “nicht”; so bliebe das Wort “nicht” in der Sprache, & doch könnte man sagen, daß “non” jetzt so gebraucht wird, wie früher “nicht”, & daß jetzt “nicht” anders gebraucht wird. als früher. |
Wäre es ||
das
|| es nicht ähnlich, wenn ich mich entschlösse, die Formen der
Schachfiguren zu ändern, oder, eine || die Figur eines Pferdchens als König zu verwenden?
Wie würde es sich nun zeigen, daß das Pferdchen Schachkönig ist?
Kann ich hier nicht sehr gut von einem Wechsel der Bedeutung
reden?
|
⇒
Fortsetzung S. 15 Großes Format
Ist es, anderseits, eine unwesentliche Änderung wenn
ich so in einem Gedicht ||
in einem Satz der Lyrik
ein Wort durch ein anderes ersetze?
– Welche Art von Unterschied macht es, wenn ich, etwa,
in einem Lehrbuch der Physik das Wort Geschwindigkeit 41
systematisch durch ein beliebiges andere oder den Buchstaben v durch einen
hebräischen ersetzte? & || Und welchen Unterschied, anderseits, wenn ich etwa ein Wort
eines lyrischen Stücks durch das Zeichen “A”
ersetzte || ersetze & erkläre A solle die Bedeutung jenes Wortes haben.
– Das wäre, als wollte ich die Stirn
runzeln & erklären, daß es das gleiche bedeuten solle,
wie ein freundliches Lächeln.
|
Dazu gehört: Die Bedeutung des Worts,
der Sinn des Satzes liegt in ihm, im Kalkül
dem er angehört. Dieser ist sozusagen
autonom. Der Satz || Die Sprache, muß für sich selber sprechen. Uns interessiert der
Inhalt des Satzes u.s.w..
Die Bedeutung eines Namens ist nicht sein Träger. – Der Ausdruck “der Träger des Namens ‘N’” hat die gleiche Bedeutung wie der Name ‘N’. Der Ausdruck kann statt des Namens eingesetzt werden. “Der Träger des Namens ‘N’ ist krank” heißt: N ist krank. Aber wir sagen || Man sagt nicht, die Bedeutung des Wortes N sei krank. Der Träger des Namens ‘N’ hört etwa auf zu existieren, wenn er vernichtet wird, ◇◇◇ stirbt; wenn aber der Name seine Bedeutung verliert, so etwa dadurch, daß wir seinem Träger einen anderen Namen gegeben haben. || aber der Name verliert seine Bedeutung wenn wir ihn abschaffen & durch einen andern ersetzen. Aber heißt es nicht dasselbe zu sagen “zwei Namen haben einen Träger” & “zwei Namen haben dieselbe Bedeutung”? Wohl || Gewiß– || , denn statt der Gleichung: der Träger des Namens A = der Träger des Namens B kann man ja schreiben: A = B. |
Wir weisen zur Erklärung der Bedeutung des Namens auf seinen
Träger.
Man kann dadurch den Gebrauch des Wortes 42 lehren, wenn dieser Gebrauch, sozusagen, schon bis auf eine
letzte Bestimmung bekannt ist.
Erinnere Dich daran, daß durch dieselbe hinweisende Geste auf den gleichen Körper die Bedeutung von Wörtern verschiedener Art erklärt werden kann. Z.B.: “das (worauf ich zeige) heißt ‘Holz’”, “das heißt ‘braun’”, “das heißt ‘Stab’”, “das heißt ‘Federstiel’”. Der erklärende Hinweis entscheidet da nur noch eine Frage von der Art: “Welcher dieser Leute ist Herr N” , “Welche Farbe heißt ‘lila || violett’”, “welcher Ton ist das hohe C” || , “welcher Ton ist das hohe C”, “Welche Farbe heißt ‘lila || violett’”. |
⍈
[Zu S. 59]
Wenn ich sage “die Farbe dieses Gegenstands heißt ‘violett’”, so muß ich die Farbe mit den Worten || dem Hinweis “die Farbe dieses Gegenstands” schon bezeichnet haben, sie schon zur Taufe gehalten haben, damit eine || die Namengebung geschehen kann. Denn ich könnte auch sagen: “der Name dieser Farbe ist von Dir zu bestimmen”; & der den Namen gibt müßte nun schon wissen, wem er ihn geben soll (an welchen Platz der Sprache er ihn stellt). Ich könnte so erklären: die Farbe dieses Flecks heißt “rot”, die Form “Ellipse”. Und die Wörter “Farbe” & “Form” stehen hier für die Anwendungsarten der gegebenen Namen & bezeichnen in Wirklichkeit Wortarten wie “Hauptwort” & “Eigenschaftswort”. Man könnte sehr wohl in der gebräuchlichen Grammatik die Bezeichnungen “Farbwort”, “Formwort”, “Stoffwort” einführen. 43
(Aber mit demselben Recht auch “Baumwort”,
“Buchwort”?)
|
Denken wir aber an das Zeigen & Benennen von
Gegenständen, wenn man Kindern die Anfänge der Sprache
lehrt.
Hier kann man nicht sagen, diese Erklärung
(wenn man das eine Erklärung nennen will) gebe noch eine
letzte Bestimmung über den Gebrauch des Wortes (des Wortes “Papa” etwa); & das Kind kann auch
noch nicht fragen “wie heißt
das”.
(Diese ‘Erklärung’
ist nicht die Antwort auf die Frage “wie heißt dieser
Gegenstand”.)
|
Der Name, den ich einem Körper gebe, oder aber
einer Gestalt, einem Ort, einer Farbe, hat jedesmal || in jedem Fall eine andere Grammatik.
“A” in “A ist gelb” hat eine andere
Grammatik, wenn es einmal der Name eines Körpers, ein
andermal der Name einer || der
Fläche || Oberfläche eines Körpers ist.
(Es hat z.B. Sinn zu sagen
der Körper sei durch & durch gelb, aber nicht, die
Fläche sei es.)
Und man zeigt in anderm Sinne auf einen Körper, auf seine
Länge, & auf seine Farbe.
Es ist etwa eine Definition möglich: auf eine Farbe zeigen
heißt: || , auf den Körper zeigen der sie hat.
(Wie, || – wer || der, welcher Geld heiratet, es nicht in demselben Sinne heiratet, wie er
die Frau heiratet, die es besitzt.)
|
Man könnte sagen: Die Bedeutung eines
Wortes ist das, was die Erklärung der Bedeutung erklärt.
Und soweit die Bedeutung in der Erklärung niedergelegt ist, tritt der Begriff der Bedeutung 44 in den Kalkül ein, den wir mit den Zeichen
betreiben.
¥ Verstehen wir unter “Bedeutung” aber ein charakteristisches Gefühl, das beim || durch's || beim Hören eines Wortes wachgerufen wird, dann ist die Bedeutung in der Erklärung eines || des Wortes nicht niedergelegt, aber durch sie etwa || vielleicht bewirkt, wie die Krankheit durch die Verkühlung. || Speise. |
¥
⋎ S. 45 A
In dem ersten Sinn kann || könnte man die Erklärung der Bedeutung die
Ausschließung von Mißverständnissen nennen wollen. Die Erklärung sagt || Sie sagt
etwa, das Wort hat diese Bedeutung, nicht
jene. Aber das gilt nur von Gewissem, was wir die
Erklärung der Bedeutung eines Wortes nennen, wenn wir etwa
erklären: “diese Farbe heißt
‘orange’” (nicht
jene), “dieser Mann heißt
‘N.N.’” (nicht der
Andere).
‘Erklärung der
Bedeutung’ aber, nennen wir vielerlei. || Die Erklärung eines Zeichens muß jede Meinungsverschiedenheit in Bezug auf seine Bedeutung beseitigen können. Mißverständnisse nenne ich das, was durch eine Erklärung zu beseitigen ist, || . Die Erklärung der Bedeutung eines Wortes schließt Mißverständnisse aus. Die Aufklärung kann nur verstanden werden, wenn sie in einer Sprache gegeben wird, die unabhängig von dem 45 Mißverständnis besteht.
Die Aufklärung sagt etwa: das Wort
hat diese Bedeutung, nicht jene. Aber das gilt
nur von Gewissem, was wir die
‘Erklärung der
Bedeutung’ aber, nennen wir vielerlei. || Aber wir nennen sehr Verschiedenes ‘Erklärung der Bedeutung’.
Zur Erklärung des Wortes
“Blatt” zeigen wir
wohl
auf verschiedene Blätter; zur
Erklärung des Wortes “violett” auf einen violetten Gegenstand; zur
Erklärung des Wortes “wehe!”
machen wir vielleicht || etwa eine Geste & sprechen in bestimmtem Tonfall;
zur Erklärung des Zeichens
“ ⊃ ” schreiben wir “
p ⊃ q =
~p ⌵ q
”
u.s.f..
¥
[neue Zeile ⋎ S. 46 A,
¥
B
¥
⋎ S. 48
B
nach S. 46 A]
Man sagt dem Kind: “nein, kein Stück Zucker mehr!” & nimmt es ihm weg. So lernt es die Bedeutung des Wortes “kein”. Hätte man ihm mit denselben Worten ein Stück Zucker gereicht, so hätte es gelernt, das Wort anders zu verstehn. (Es hat damit gelernt das Wort zu gebrauchen, aber auch ein bestimmtes Gefühl mit ihm zu verbinden, es in gewisser || bestimmter Weise zu erleben.) |
¥
[Neuer Absatz ⋎ S. 48 A]
⍈ [Zu S. 44] A Die Erklärung der Bedeutung ist ein Teil des Kalküls mit den Worten. Und man kann sagen, sie sei das was uns in der Philosophie an der Bedeutung eines Wortes interessiert. || wenn von der Bedeutung eines Wortes die Rede ist, angeht. Denn diese Erklärung ist ein weiteres Stück Sprache. Man könnte auch so sagen. Fragen wir nicht, was Bedeutung sei, sondern sehen wir uns an, was man die “Erklärung der Bedeutung” nennt. |
46
⍈
[Zu S. 45] A
Man sagt: “der Name ‘Mont Blanc’ auf der Karte bedeutet diesen Berg”, “das Wort ‘violett’, diese Farbe”, “das Wort ‘Tisch’ ‘Blatt’ so einen Gegenstand”, aber es gibt nichts Analoges für das Wort “nicht”. Aber auch vom Wort “hallo” oder “ach” sagt man es hat eine Bedeutung zum Unterschied etwa von einer in unserer Sprache nicht gebrauchten Bildung (wie || etwa “ech”). Von manchem Wort werden wir sagen, es sei gleichbedeutend einer Geste; & wenn wir von der Bedeutung des Wortes “hehe!” reden wollten, so im selben Sinne wie von der des Lachens. |
⍈
[Zu S. 45] B
Was man Erklärung der Bedeutung eines Wortes nennt, eine Definition z.B., lehrt uns den Gebrauch des Wortes. Und die meisten Worte wurden uns nicht durch Definition erklärt, || in diesem Sinne erklärt, sondern wir lernten ihren Gebrauch auf andere Weise. || ¤ sondern ihr Gebrauch uns auf andere Weise gelehrt. |
Man möchte nun sagen: Gewiß, die
Bedeutung eines Wortes ist seine Wirkung.
Denn die Sätze, die wir sagen, haben einen bestimmten Zweck, sie
sollen gewisse Wirkungen herbeiführen || hervorbringen.
Also sind sie offenbar Teil eines Mechanismus
(vielleicht eines psychologischen) zur
Herbeiführung dieser Wirkung & die Worte || Wörter sind auch solche
Teile || Bestandteile (Hebel, Zahnräder u. dergl.).
Und das einfachste Beispiel wäre die Wirkung 47 einer Gruppe von Löchern in dem Tonstreifen eines
Pianolas.
Wie aber, wenn das Pianola nicht richtig funktioniert, weil sein
Mechanismus in Unordnung geraten ist?
Wenn
also
diese Gruppe von Löchern statt einer musikalischen
Phrase ein Klopfen & Zischen hervorruft.
Vielleicht sagt man, der Sinn der Zeichen sei die Wirkung jener
Löcher
auf ein || in einem Pianola in gutem Zustand (der Sinn eines Befehls sei
seine Wirkung auf einen willigen Menschen).
Aber was soll hier als Kriterium der Willigkeit dienen?
|
Nicht der Wirkung entspricht der Sinn, sondern dem Zweck
(der Zweck wird festgesetzt, die Wirkung ist Sache der Erfahrung.)
Die Bedeutung eines Wortes wird festgesetzt. Die Wirkung wird die Erfahrung lehren. Soll ich also sagen, der Zweck eines Wortes ist seine Bedeutung? – Was ist also || nun der Zweck des Wortes “Gras”? (Sage nicht, es sei einfach der, in uns || im Hörenden eine Vorstellung von Gras hervorzurufen.) – Nach dem Zweck der Löcher auf der Pianolarolle gefragt, werde ich wohl ihre Wirkungsweise im Pianola beschreiben. Aber ich könnte nicht den Zweck dieser Löcher als Teil des Zwecks des Pianolas darstellen, etwa des Zwecks etwa, || vielleicht, einen Menschen aufzuheitern. Man könnte sagen, es sei die Funktion des Schachspiels uns Vergnügen zu machen; aber kann man die Funktion des Rössels damit beschreiben, daß man den Teil des ganzen Vergnügens zeigt, der auf das 48 Rössel entfällt || zeigt, den uns das Rössel
macht?
|
¥
⋎ Absatz, dann S. 51
A
⍈ [Zu S. 45] A Wie lernt ein Kind den Gebrauch etwa des Wortes “vielleicht”? – Es spricht etwa einen Satz nach, den es || wie es ihn ähnlich von einem Erwachsenen gehört hat: “sie wird vielleicht kommen”; im gleichen Tonfall wie der Erwachsene. (Dies ist gleichsam ein Spiel.) Dann fragt man sich manchmal: versteht es das Wort “vielleicht” schon, oder spricht es es nur nach? – Was ist das Anzeichen dafür, daß es das Wort wirklich versteht? – Daß es das Wort || es in verschiedenen Fällen richtig – (das heißt doch, den Regeln gemäß) – gebraucht, & auch danach || danach auch handelt. |
⍈
[Zu S. 45 nach dem Satz S. 46 A]
B
Geld, & was man dafür
kauft.
In gewissen Fällen einen Gegenstand (einen
Apfel), aber auch die Erlaubnis auf einem Platz im Theater zu
sitzen, oder einen Titel, oder schnelle Fortbewegung, oder das Leben, etc..
|
Man möchte mit dem Gedächtnis & der Assoziation
den Mechanismus des Bedeutens
erklären.
Aber wir fühlen, daß es uns nicht auf die || eine Erklärung eines Mechanismus ankommen kann. Denn diese Erklärung ist wieder eine Beschreibung von Phänomenen durch die Sprache. Sie sagt etwa: wenn das Wort “rot” gehört wird, springt 49 die Vorstellung rot hervor (eine Tafel durch den Druck eines Knopfes).
Nun, wenn das eintritt, – was weiter?
– Wir wollen eben die Erklärung eines Kalküls
hören.
Und die Erklärung des Mechanismus stellt sich außerhalb des
Kalküls.
Sie ist selbst eine Beschreibung in der Sprache, & eine, die
in den Kalkül, der uns erklärt werden soll, nicht
eingreift.
Während wir eine Erklärung brauchen, die ein Teil
dieses || des Kalküls ist.
|
(Die psychologischen – trivialen – Erörterungen über Assoziation, Wiedererkennen,
etc. lassen immer das eigentlich || für uns Merkwürdige aus & man merkt ihnen an,
daß sie herumreden, ohne den springenden Punkt zu
berühren.)
|
“Wie soll er wissen, welche Farbe er zu wählen hat,
wenn er das Wort ‘rot’
hört?”
– “Sehr einfach: er soll die
Farbe nehmen, deren Bild ihm beim Hören des Wortes
einfällt”. –
Aber wie soll er wissen, was das heißt & welche das ist
“die ihm beim || bei dem Wort
‘rot’
einfällt”?
(Es gibt freilich auch ein Spiel: die Farbe wählen die Dir bei diesem Wort einfällt. Und: “‘rot’ bedeutet: die Farbe die mir beim Hören des Wortes ‘rot’ einfällt” wäre eine Definition.) Wenn ich sage, das “Symbol ist das, was diesen bestimmten Effekt hervorruft”, – so fragt es sich eben, wie ich von “diesem Effekt” reden kann. Und wie ich weiß, daß er || es der ist, den ich gemeint habe, wenn er eintritt. 50
Es ist darum || drum keine Erklärung, die die Wurzel unserer Schwierigkeit || unseres Problems trifft, zu sagen: sehr einfach, wir vergleichen ihn mit unserem Erinnerungsbild; – denn wie ist uns die Vergleichsmethode gegeben nach der wir vergleichen sollen? D.h., wie wissen wir was das Wort “vergleichen” bedeutet? Was ist denn das Kriterium dessen || dafür, daß ich die Farbe rot richtig wiedererkannt habe? Und es ist gar nicht notwendig die Wirkungsweise eines Worts durch Assoziation & Gedächtnis zu erklären, weil man statt dieser Fähigkeiten immer einen Zettel mit einer Tabelle bei sich tragen kann. |
Ich könnte auch so fragen: Warum verlangst Du kausale Erklärungen?
Wenn diese gegeben sein werden, wirst Du ja doch wieder vor einem Ende
stehen.
Sie können Dich nicht weiter führen, als Du jetzt
bist.
|
Ich wünsche mir, einen Apfel zu bekommen; kann ich sagen, daß erst die Erfüllung des Wunsches mir
zeigt, was ich gewünscht habe? daß sie mich erst die Bedeutung des Wortes “Apfel” lehrt?
– Diese Bedeutung wird durch eine Worterklärung gegeben ||
Das Verständnis dieses Wortes wird durch eine
Worterklärung gegeben, welche nicht die Erfüllung des Wunsches ist.
|
¥
⋎ Absatz, dann S. 59
A
Es ist eine Funktion des Wortes “rot” uns 51 die bestimmte Farbe in Erinnerung zu
rufen & || , ja
es könnte
z.B.
|| es könnte auch z.B. gefunden werden, daß sich dazu das Wort “rot” besser eignet als ein anderes, daß seine
Bedeutung etwa nicht so leicht vergessen oder verwechselt
wird.
Aber wir hätten uns, wie schon gesagt, statt des Mechanismus der Assoziation einer Tabelle (oder dergleichen)
bedienen können; & nun müßte unser Kalkül
eben mit dem assoziierten, oder gesehenen, Farbmuster weiterschreiten.
Die psychologische Zweckmäßigkeit ||
Eignung
|| Wirksamkeit eines Zeichens beschäftigt uns || mich nicht.
(Dagegen, z.B., || heißt es im
Kratylos: “Bei weitem & ohne Frage ist es
vorzüglicher, Sokrates,
durch ein Ähnliches darzustellen, was jemand darstellen will, als durch
das erste beste.”)
|
⍈
[Zu S.
48]
A
Die Verwendung eines Planes, einer Landkarte besteht
darin, daß wir uns in irgendeiner Weise nach ihr richten;
daß wir ihr Bild in unsere Handlungen
übertragen.
Es ist klar, daß da kausale Zusammenhänge
stattfinden || statthaben; aber würde man sagen, sie sind es, die den Plan zum Plan
machen?
|
Die Untersuchung, ob die Bedeutung eines Zeichens seine Wirkung
ist, sein Zweck, etc. ist eine grammatische
Untersuchung.
52
[Zu S. 35]
⍈
[Zu S. 35]
A
Anderseits sagt man: “ich verstehe diese Geste”, wie “ich verstehe dieses Thema”, “es sagt mir etwas”, & das heißt hier: ich erlebe es, es greift in mich ein. Ich folge ihm mit bestimmtem Erlebnis. ¥ B Wenn ich, bei irgend einer Gelegenheit, sage: “ich verstehe diese Geste”, meine ich da, daß ich sie in Worten oder andere Zeichen übersetzen kann? Gewiß nicht immer. Ich charakterisiere auch ein Erlebnis. (Die Geste macht einen Eindruck auf mich.) |
[Zu S.◇◇◇]
|
C
Es ist sonderbar: das Verstehen einer Geste
werden || möchten wir durch || als ihre Übersetzung in Worte erklären
& das Verstehen von Worten, durch || als eine Übersetzung in Gesten. || : das Verstehen einer Geste möchten wir als ihre Übersetzung in Worte erklären. Und wirklich werden wir Worte durch eine Geste & eine Geste durch Worte erklären. Das ⍈ [Zu S. 33] D (Gefragt, was ich mit dem Wort “und” im Satz “gib mir das Brot und die Butter” meine, würde ich mit einer zusammenfassenden Gebärde antworten; & diese Gebärde würde, was ich meine, illustrieren. Ähnlich, wie das grüne || ein grünes Täfelchen die Bedeutung von “grün” illustriert & die W-F-Notation die Bedeutung von “nicht”, “und”, etc..) (Die Geste des Wortes “vielleicht”; des Wortes “bitte” & “danke”.) |
E
Das “nicht” macht eine abwehrende Geste. Es ist eine abwehrende Geste. || Ja, es ist eine abwehrende Geste. Und man könnte wohl sagen: das Verstehen der Verneinung ist 53 das Verstehen einer abwehrenden (verneinenden) Geste.
(Wie lernt man das Kopfschütteln der Verneinung
verstehen.)
|
Es ist möglich daß Einer die Bedeutung eines
Wortes, etwa des Wortes “blau”, vergißt.
Was hat er da vergessen?
– Wie äußert sich
das?
Da gibt es verschiedene Fälle. Er zeigt etwa || Z.B. er zeigt auf Täfelchen verschiedener Farben & sagt: “ich weiß nicht mehr, welche von diesen man ‘blau’ nennt”. Oder aber, er weiß überhaupt nicht mehr, was das Wort bedeutet, & nur, daß es ein Wort der deutschen Sprache ist. Wenn wir ihn nun fragen “weißt Du, was das Wort ‘blau’ bedeutet”– || , & er sagt “ja”, – da konnte er verschiedene Kriterien anwenden, um sich “zu überzeugen”, daß er die Bedeutung wisse. (Denken wir an die entsprechenden Kriterien dafür, daß er das Alphabet hersagen kann.) Vielleicht ruft er sich ein blaues Vorstellungsbild vor die Seele, vielleicht sah er nach einem blauen Gegenstand im Zimmer, vielleicht fiel ihm das englische “blue” ein, oder er dachte an einen “blauen Fleck”, den er sich geholt hatte. || Schlag der einen blauen Fleck erzeugt hatte, etc.. Wenn gefragt würde: wie kann er sich denn zur Probe seines Verständnisses ein blaues Vorstellungsbild hervorrufen || vor die Seele rufen? Denn, wie kann ihm das Wort “blau” zeigen, welche Farbe aus dem Farbenkasten 54 seiner Vorstellung er zu wählen
hat, – so ist zu sagen, daß es sich da eben zeigt, daß
das Bild vom Wählen, etwa, eines blauen Gegenstandes mittels eines blauen
Mustertäfelchens ||
nach einem
blauen Mustertäfelchen
hier unpassend || ungeeignet ist. || versagt.
Und der Vorgang eher mit dem
zu vergleichen ist, wenn beim Drücken eines Knopfes, auf dem das Wort ‘blau’ geschrieben steht, || der die Aufschrift “blau” trägt, automatisch ein blaues Täfelchen hervorspringt; oder, wenn der
Mechanismus versagt, nicht vorspringt.
Man könnte nun sagen: Der, welcher die Bedeutung des Wortes “blau” vergessen hat & aufgefordert wurde, einen blauen Gegenstand aus anderen auszuwählen, fühlt beim Ansehn dieser Gegenstände, daß die Verbindung zwischen dem Wort “blau” & jenen Farben nicht mehr besteht (daß sie unterbrochen ist). Und die Verbindung wird wieder hergestellt || angeknüpft , wenn wir ihm die Erklärung des Wortes wiederholen. Aber wir konnten die Verbindung auf mannigfache Weise wieder herstellen: Wir konnten, auf einen blauen Gegenstand zeigend, || zeigen & sagen “das ist blau”, oder ihm sagen “erinnere Dich an Deinen blauen Fleck”, oder wir erinnerten ihn an das Wort “blue” || oder wir flüsterten ihm das Wort “blue” zu || ein || sagten das Wort “blue”, etc.. Und wenn ich sagte, wir konnten die Verbindung auf diese verschiedenen Arten herstellen, so liegt der Gedanke nahe, daß ich ein bestimmtes Phänomen, welches ich die Verbindung zwischen Wort & Farbe, oder das 55 Verständnis des Wortes nenne, auf alle diese
verschiedenen Arten hervorgerufen habe, wie ich etwa sage, daß
ich die Enden zweier Drähte durch Dinge
verschiedener Formen & Materialien || von verschiedener Form & aus
verschiedenem Material || verschiedene Gegenstände leitend mit einander verbinden kann.
Aber von so einem Phänomen der
Verbindung, dem Entstehen eines blauen Vorstellungsbildes etwa,
muß keine Rede sein, & das Verständnis wird sich dann
dadurch zeigen, wird darin bestehen, daß er die blaue Kugel aus den andern
tatsächlich auswählt; oder sagt, er könne
es nun tun, wolle es aber nicht; oder
etc., etc.¤
¤
Wir können dann immer ein Spiel festsetzen, welches
eine Möglichkeit so eines
Vorgangs darstellt, & müssen nicht vergessen,
daß in Wirklichkeit unzählige verschiedene & ihre
Kreuzungen mit den Worten “die Bedeutung
vergessen”,
“sich der Bedeutung erinnern”, “die Bedeutung kennen” beschrieben
werden.
¥ |
Welche Wirkung hat || hatte
nun
die hinweisende Erklärung?
Wird sie beim Gebrauch des Worts immer wieder herangezogen, oder wirkt ||
wirkte
sie wie eine Impfung, die uns bis auf weiteres geändert hat?
|
⍈
Die Art des Erlernens der Sprache ||
Die Weise, wie wir die Sprache erlernten,
ist in ihrem Gebrauch nicht enthalten.
(Wie die Ursache
eben
﹖ nicht in ihrer Wirkung.)
|
Die Erklärung als Teil des Kalküls kann 56 nicht in die Ferne wirken.
Sie wirkt nur, sofern sie angewandt wird.
|
⇒
[Bis hierher Ms. großes Format S.
39]
Ist es nicht so, daß eine Erklärung, eine Tabelle, zuerst so gebraucht werden || wird, daß man sie “nachschlägt”, – daß man sie dann gleichsam im Kopf nachschlägt, sie sich vors innere Auge ruft (oder dergleichen), & daß man endlich ohne diese Tabelle arbeitet, – also so, als wäre sie nie dagewesen. – In diesem letzteren Falle spielt man nun aber ein anderes Spiel. Denn es ist nun nicht so, || ist nicht so, daß jene Tabelle ja doch im Hintergrund steht (& man immer auf sie zurückgreifen kann); sie ist aus unserm Spiel ausgeschieden, & wenn ich auf sie “zurückgreife”, so tue ich, was der Erblindete tut, der auf den Tastsinn zurückgreift. Eine Erklärung fertigt eine Tabelle an, & sie wird zur Geschichte, wenn ich die Tabelle nicht mehr benütze. |
Ich muß unterscheiden zwischen den
Fällen: wenn ich mich, einmal, nach der Tabelle
richte, &, ein andermal in Übereinstimmung mit
der Tabelle,
Regel, handle, ohne die Tabelle || sie zu benützen.
– Die Regel, deren Erlernung uns veranlaßte, jetzt so & so zu handeln, ist als Ursache unserer Handlungsweise, als ihre Vorgeschichte ohne Interesse
für uns.
– Sofern sie aber eine allgemeine Beschreibung unsrer
Handlungsweise ist, ist sie eine Hypothese.
Es ist die Hypothese, daß diese beiden Leute, die am
Schachbrett
57 sitzen, so & so handeln (ziehen)
werden.
(Wobei auch ein Verstoß gegen die Spielregeln unter die Hypothese
fällt, denn sie sagt dann etwas darüber aus, wie sich die Beiden benehmen werden || über das Verhalten der Spieler, wenn sie auf den Verstoß aufmerksam werden.)
Die Spieler könnten aber die Regeln auch so benützen,
daß sie in jedem besonderen Fall nachschlagen || nachschlügen, was zu tun ist; hier träte die Regel in die Spielhandlung selbst
ein & verhält ||
verhielte
sich zu ihr nicht, wie eine Hypothese zu ihrer
Bestätigung.
– Hier gibt es aber eine Schwierigkeit: Denn der Spieler, der ohne Benützung eines Regelverzeichnisses spielt, ja, der
nie eins gesehen hat, könnte dennoch, wenn es verlangt würde,
ein Regelverzeichnis || Regeln seines Spiels angeben; & zwar nicht, indem er durch wiederholte Beobachtung
festsetzte
|| feststellte, wie er in dieser & jener Situation || Spielsituation
gehandelt hat || handelt, sondern, indem er, vor einem Zug stehend, || vor einem Zug stehend sagte: “in diesem Fall zieht man so”.
– Aber, wenn das so ist, so zeigt es doch nur, daß er
unter gewissen Umständen eine Regel aussprechen wird, nicht, daß
er von ihr beim Spielen expliziten Gebrauch macht.
Daß er ein Regelverzeichnis anlegen wird, wenn man es verlangt, ist eine Hypothese; & wenn man eine Disposition, ein Vermögen dazu in ihm annimmt, so ist es eine psychische Disposition analog einer physiologischen. Wenn gesagt wird, diese Disposition charakterisiere || charakterisiert den Vorgang des Spiels, so charakterisiert sie ihn als einen psychischen || psychologischen oder 58 physiologischen, was er tatsächlich ist.
(In unserem Studium des Symbolismus gibt es keinen
Vordergrund & Hintergrund, nicht wesentlich ein
greifbares Zeichen & ein es begleitendes ungreifbares Vermögen oder
Verständnis.)
|
Das, was uns
an der Sprache
|| am Zeichen interessiert, die Bedeutung, die für
uns maßgebend ist, ist das, was in der
Grammatik des Zeichens niedergelegt ist.
|
Wir fragen: Wie gebrauchst Du das
Wort, was machst Du damit, || ? – das ||
Das
wird uns
zeigen || lehren, wie Du es verstehst.
|
Die Grammatik, das sind die Geschäftsbücher der Sprache, aus denen alles zu ersehen sein muß, was nicht
begleitende Gefühle || Empfindungen betrifft,sondern die || unsere tatsächlichen sprachlichen
Transaktionen. ¤ || , sondern
unsere || die tatsächlichen Transaktionen mit ||
in
der Sprache.
|
Man könnte in gewissem Sinne sagen, daß
uns es || es uns nicht auf Nuancen ankommt.
[Neuer Absatz]
(Ich könnte mir einen Philosophen denken, der
glaubte, einen Satz,
über das Wesen des Erkennens, etwa, in roter Farbe drucken lassen zu
müssen, da er erst so ganz || er sonst nicht wirklich das sage, was er sagen || ausdrücke, was er ausdrücken solle.)
|
Die Deutung von Schrift- & Lautzeichen 59 durch hinweisende Erklärungen ist nicht
Anwendung der Sprache, sondern ein Teil der || sondern Teil der Sprachlehre.
Die Deutung vollzieht sich noch im Allgemeinen, als Vorbereitung auf jede Anwendung.
|
Zur Grammatik gehört nicht, daß dieser Erfahrungssatz wahr, jener falsch ist; zu || .
Zu
ihr gehören alle Bedingungen (die Methode) des
Vergleichs des Satzes mit der Wirklichkeit.
Das heißt, alle Bedingungen des
Verständnisses (des Sinnes).
|
⍈
[Zu S. 50] A
Soweit sich die Bedeutung der Wörter in der eingetroffenen
Erwartung, in der Erfüllung des Wunsches,
in der Befolgung des Befehls, etc., erweist, ||
zeigt,
kommt sie in der Beschreibung
der || jeder Tatsache || der Tatsachen zum Vorschein. (D.h., im || in einem Ausdruck der Erwartung, des Befehls) || zeigt sie sich immer schon in einer sprachlichen
Darstellung der Erwartung etc.¤
(Sie wird also ganz in der Sprachlehre
bestimmt.
(In dem, was sich hat voraussehen lassen;
worüber man schon vor dem Eintreffen der Tatsache reden
konnte.)
|
⍈
Ist nicht der Grund, weshalb wir glauben,
mit der hinweisenden Erklärung das Gebiet der Sprache, der Zeichen, zu verlassen, daß wir dieses Heraustreten aus den Schriftzeichen mit einer Anwendung der Sprache, etwa mit der Beschreibung
eines gesehenen Gegenstandes verwechseln?
|
60
Besteht nun unsere Sprache wesentlich aus primären Zeichen (hinweisenden Gesten) & sekundären Zeichen (Worten)? Man möchte fragen, ob unsere || es in unserer Sprache nicht diese || die primären Zeichen geben müsse, während sie auch ohne die anderen || sekundären auskommen könnte. (Der falsche Ton in dieser Frage liegt (schon) darin, daß sie eine Erklärung der bestehenden || wirklichen || wirklich bestehenden Sprache, wie sie existiert , erwartet, statt der einfachen || bloßen Beschreibung.) Es klingt natürlich wie eine lächerliche Selbstverständlichkeit, wenn ich sage, daß der, welcher sagt || glaubt, die Gebärden || Gesten seien die primären Zeichen, die allen andern zu Grunde liegen, außer Stande wäre, den gewöhnlichsten Satz durch Gebärden zu ersetzen. |
Man möchte zwischen Regeln der Grammatik
unterscheiden, die “eine Verbindung von Sprache &
Wirklichkeit” herstellen, & solchen, die es nicht
tun.
Von || Eine Regel der ersten Art ist: “diese Farbe heißt ‘rot’”, – von || eine Regel der zweiten Art: “~~p =
p”.
Aber über || Über diesen Unterschied besteht ein Irrtum
:
|| ; die Sprache ist nicht etwas, dem eine Struktur
gegeben, & das
dann der Wirklichkeit aufgepaßt wird. || … ein Irrtum:
der Unterschied scheint prinzipieller Natur zu sein, & die Sprache
etwas, dem eine Struktur
|
Man könnte fragen wollen: Ist es denn aber ein Zufall, daß ich zur Erklärung 61 von Zeichen, also zur Vervollständigung des
Zeichensystems, aus den Schrift- & Lautzeichen heraustreten
muß?
Trete ich damit nicht eben in das Gebiet, worin sich dann
das zu Beschreibende abspielt?
– Aber ist es nicht seltsam, daß ich dann
überhaupt mit dem || den Schriftzeichen etwas anfangen kann? –
Man sagt etwa, daß die Schriftzeichen bloß die Vertreter
jener Dinge sind,
auf
die
man
in den
|| die hinweisende Erklärung
zeigt. ||
der Dinge sind.
–
Aber wie seltsam, daß so eine || diese Vertretung möglich ist. ||
Aber wie
denn ist || ist denn diese Vertretung möglich?
(Ich kann nicht sagen: statt Milch trinke ich
Wasser & esse statt Brot Holz, indem ich Wasser die Milch, & Holz das Brot vertreten
lasse.)
(Es hat natürlich einen guten Sinn, zu sagen, das Definiendum || definierte Zeichen verträte das definierende; & auch ¤ die hinweisende Erklärung mache ein Wort zum Vertreter des Hinweises auf einen Gegenstand. Übrigens aber: nicht die Farbe rot wird vom Wort “rot” vertreten, sondern etwa ein rotes Täfelchen.) ¥ ⋎ S. 180 A |
Man möchte sagen || sagt: ein rotes Täfelchen,
(oder dergleichen,)
ist das primäre Zeichen für die Farbe Rot, ein || das Wort “rot”
oder ein sekundäres Zeichen, || : denn es erklärt die Bedeutung des Wortes “rot”, wenn ich auf ein rotes Täfelchen
weise,
etc., aber nicht, wenn ich sage “rot” bedeute dasselbe wie “rouge”.
¥
⋎
S.
184
Aber ist das unter allen Umständen so?
Muß immer ein roter Gegenstand oder ein rotes
62
Zu S. 73
⇒
Vorstellungsbild gegenwärtig sein, wenn ich das Wort “rot” verstehen soll?
Denke an den Befehl: “stelle Dir einen
roten Kreis auf weißem Grund
vor”!
Und
welches sind die primären Zeichen für
Bindewörter, Präpositionen,
Interjektionen,
etc.?
|
¥
⋎ S. 63 A
Was || Welches ist das Kriterium unseres || des Verständnisses: das Aufzeigen des || eines roten Täfelchens || Gegenstands, wenn gefragt wurde, welcher von diesen Gegenständen ist rot, – oder das Wiederholen der hinweisenden Erklärung || hinweisende Erklären: “diese Farbe heißt ‘rot’”? || Welches ist (aber) das Kriterium || Zeichen unseres || des (Des Andern, oder des eigenen?) Verständnisses beim Andern: einen roten Gegenstand aus anderen auszuwählen || auswählen, wenn es verlangt wird, oder, die hinweisende Erklärung des Wortes “rot” geben? Beides betrachten wir als Zeichen des Verständnisses. Hören wir jemand das Wort “rot” gebrauchen & bezweifeln, daß er es versteht, so können wir ihn zur Prüfung fragen: “welche Farbe nennst Du ‘rot’”. Anderseits, wenn wir jemandem die hinweisende Erklärung des Wortes gegeben hätten & nun sehen wollten, ob er sie richtig verstanden hat, würden wir nicht von ihm verlangen, daß er sie wiederholt || er soll sie wiederholen, sondern wir gäben ihm etwa die Aufgabe, aus einer Reihe von Dingen die roten herauszusuchen. In jedem Fall ist das, was || Was wir “Verständnis” nennen, || Wie wir das Wort “Verständnis” gebrauchen,¤ ist dadurch || durch das bestimmt, was wir als Probe des Verständnisses ansehen. (Denke auch an den 63 Fall in dem || wenn wir sagen: “ja, wenn das Wort das bedeutet, ist der Satz
wahr.”) || … das bedeuten soll, so stimmt es, was er
sagt.”)
Wie aber wenn er das Wort nach dem einen Test versteht & nach dem
andern nicht?
|
⍈
[Zu S.
62]
A
Wenn Einer sagte || sagt: “es gilt mit Recht als (ein) Zeichen des Verständnisses || Verstehens des Wortes “rot”, einen roten Gegenstand auf Befehl aus andersgefärbten herausgreifen (zu) können; dagegen ist das richtige Übersetzen des Wortes “rot” in's Französische kein Beweis des Verstehens”, – so würde ich antworten: Das zeigt nur, was Du || so antworte ich: Das zeigt, was Du mit “verstehen” meinst. Was heißt: “Es gilt mit Recht”? || “Es gilt mit Recht” sollte || soll doch wohl nicht heißen, daß || : wenn ein Mensch einen roten Gegenstand auf Befehl etc. etc., dann hat er, erfahrungsgemäß, das Wort verstanden. (War das gemeint, so kann man weiter fragen: welche andere Erfahrung gilt als der spezifische Test des Verständnisses.) |
Wie ist es nun mit dem, was man “primäre Zeichen” nennen
möchte, || : sind sie || Sind die Zeichen, die man ‘primäre’ nennen möchte
unmißverständlich || unmißdeutbar?
Kann man etwa sagen sie müßten eigentlich nicht mehr verstanden werden? – Wenn das heißen soll, sie müßten nicht weiter gedeutet werden, so gilt das auch vom Wort; heißt es aber, sie könnten nicht weiter gedeutet werden, dann ist es falsch. (Denke an die Erklärung der Gesten durch Worte u. u..) |
¥
⋎ S. 185
64
Hier [Hierher gehört eine
Bemerkung, daß die hinweisende Definition ein Zeichen für ein anderes setzt.]
|
Wie ist es
wenn ich eine Bezeichnungsweise festsetze; wenn ich, z.B. für den eigenen Gebrauch, Farben || Farbtönen Namen geben will: –
Ich werde das etwa mittels einer Tabelle tun
–; und nun werde ich doch nicht den Namen zur falschen Farbe schreiben
(zu der Farbe, der ich ihn nicht geben will).
Aber warum nicht?
Warum soll nicht “rot”
gegenüber dem grünen Täfelchen stehen & “grün” gegenüber dem roten, etc.?
Wenn die hinweisende Definition nur ein Zeichen statt eines andern setzt
so sollte das doch keinen Unterschied machen.
– Da gibt es jedenfalls zwei verschiedene Fälle:
Es kann die Tabelle, mit grün gegenüber
“rot”
etc., so gebraucht werden, daß der, der sie
‘nachschlägt’,
vom Wort “rot” schräg auf das rote
Täfelchen übergeht & vom Wort “grün” auf das grüne u.s.f..
Wir würden dann sagen, die Tabelle sei nur anders angeordnet als die
gewöhnliche || gewohnte (nach einem andern räumlichen Schema), aber sie
verbinde die Zeichen, wie die gewohnte.
– Es könnte aber auch sein, daß der welcher
sie || die Tabelle benützt, von der einen Seite horizontal zu andern blickt
& nun in irgend welchen Sätzen das Wort “rot” durch ein grünes Täfelchen
ersetzt; aber nicht etwa auf den Befehl “gib mir das rote
Buch” ein grünes bringt, sondern ganz
richtig ein rotes (d.h. das,
welches auch wir “rot”
nennen).
Dieser hat nun die Tabelle anders benützt, als der Erste, aber doch so, daß 65 das Wort “rot”
für ihn die gleiche Farbe bedeutet, wie für uns.
Es ist nun der zweite Fall, der uns interessiert, & die Frage ist: Kann ein grünes Täfelchen als Muster für rot dienen? – Ich kann mir eine Abmachung denken, nach welcher Einer, dem ich eine grüne Tafel zeige & sage male mir diese Farbe, mir ein Rot malen soll; zeige ich mit diesen Worten auf || ihm mit diesen Worten blau, so hat er gelb zu malen; || (etwa immer die komplementäre Farbe). Und daher ist es auch möglich daß Einer meinen Befehl, auch ohne eine solche Abmachung, so deutet. Die Abmachung könnte auch gelautet haben: “wenn ich sage, male diese Farbe, dann male immer eine etwas dunklere”; & wieder können wir uns denken, daß der Befehl auch ohne diese Verabredung so gedeutet würde. – Aber kann man sagen: es kopiere Einer das Rot des Täfelchens, indem er einen bestimmten Ton von grün malt? & || Und zwar etwa so, wie er eine geometrische Figur, nach verschiedenen Projektionsmethoden, verschieden & genau kopieren kann? – Kann ich hier Farben mit Gestalten vergleichen & kann ein grünes Täfelchen einerseits als Name einer bestimmten Schattierung von Rot verwendet werden, anderseits als ihr Muster? wie ein Kreis als Name einer bestimmten Ellipsengestalt dienen kann, aber auch als ihr Muster. |
66
Es ist klar: das Muster wird nicht verwendet wie das Wort (der Name). Und die hinweisende Erklärung, die Tabelle, sofern sie uns von Worten zu Mustern führt anders, als die Verbaldefinition || Tabelle die einen Namen durch einen andern ersetzt. |
Das Wort “kopieren” hat
aber in verschiedenen Fällen verschiedene Bedeutung & dem entsprechend ist das || wechselt, was ich “Muster”
nenne.
Was heißt es “eine Figur genau
kopieren”: sie nach dem
Augenmaß genau kopieren? oder mit
Meßinstrumenten? und mit welchen?
Welches wollen wir die gleiche Farbe wie die des Musters
nennen?
Denke an verschiedene Vergleichsmethoden.
Inwiefern läßt sich die Regel dunkler zu kopieren mit
der vergleichen eine Figur in vergrößertem oder
verkleinertem Maßstab zu kopieren?
|
Denken wir uns einen Menschen, der vorgäbe, er könne Schattierungen von Rot in
grün kopieren, & der nun, das rote Muster ansehend || ins Auge fassend, mit allen äußeren Zeichen des genauen
Kopierens einen grünen Ton mischte.
Der wäre für uns auf gleicher Stufe, wie Einer, der (genau hinhorchend) Farben nach Violintönen
mischte.
Wir würden in dem Fall sagen: “ich weiß nicht, wie er es
macht”; aber nicht in 67 dem Sinne, als || aber nicht, als verstünden wir nicht die verborgenen Vorgänge in seinem Gehirn oder in seinen Muskeln, sondern, wir verstehen nicht, was es heißt “dieser Farbton sei die
Kopie dieses Violintons”.
Es sei denn, daß damit nur gemeint wird || ist, ein Mensch assoziiert erfahrungsgemäß einen bestimmten Farbton mit einem
bestimmten Klang || daß ein Mensch erfahrungsgemäß einen bestimmten Farbton mit einem
bestimmten Klang assoziiert (ihn vor sich sieht, malt, etc.).
Der Unterschied zwischen dem Assoziieren & Kopieren || der Bedeutung || Bedeutungen von “Assoziieren” & “Kopieren”
besteht || zeigt sich darin, daß es für die assoziierte Gestalt (oder Farbe) keinen
Sinn hat || keinen Sinn hat für die assoziierte Gestalt (oder
Farbe) von einer Projektionsmethode oder Regel des Übertragens || Kopierens || (Regel des Übertragens || Kopierens) der Assoziation zu reden.
Es hat Sinn zu sagen || Wir sagen: “Du hast nicht richtig
kopiert”, – aber nicht “Du hast
nicht richtig assoziiert”.
|
¥
⋎ S. 185
Bringt die || unsere Tabelle das Wort mit einem Muster in Zusammenhang, so ist es nun nicht gleichgültig mit welchem Täfelchen beim Nachschlagen || Aufsuchen das Wort verbunden wird. (denke daran, daß eine Farbe der andern nicht in dem gleichen Sinne als Muster dienen kann || dient wie sich selbst). – “Aber dann gibt es also willkürliche Zeichen & solche, die nicht willkürlich sind!” – Denken wir nur an die Verständigung durch Landkarten, Zeichnungen, – & anderseits durch Sätze. Die Sätze sind so wenig willkürlich, wie die Zeichnungen; nur die Worte sind willkürlich. Und anderseits ist die Projektionsmethode der Landkarte willkürlich. Und || ; und wie sollte man bestimmen, was 68 willkürlich ist.
|
Ich kann wohl || allerdings die Festsetzung von Wortbedeutungen vergleichen der
Festsetzung einer Projektionsart || Projektionsmethode,
wie der zur Abbildung räumlicher Gebilde (“der Satz ist ein Bild”); dies ist ein guter
Vergleich, || : aber er enthebt uns nicht der Untersuchung des Funktionierens der
Worte, || davon, das Funktionieren der Bezeichnung durch Worte zu untersuchen, welches seine eigenen Regeln hat.
Wir können freilich sagen – d.h. es entspricht dem Sprachgebrauch –
daß wir uns durch Zeichen verständigen, ob wir nun Wörter
oder Muster verwenden; aber das Muster ist kein Wort, &
das Spiel, sich nach Worten
zu richten ist ein anderes, als das, || : sich nach Mustern richten.
(Wörter sind einer Sprache als solcher || dem was wir “Sprache”
nennen nicht wesentlich, & Muster auch nicht.)
Die Wortsprache ist nur eine unter vielen möglichen Arten der Sprache & es gibt Übergänge von ihr in die || einer zur andern. (Denke an zwei Darstellungsarten des Satzes “ich sehe einen roten Kreis” || Arten den Satz “ich sehe einen roten Kreis” zu schreiben: es könnte z.B. dadurch geschehen, daß ich einen Kreis schreibe & ihm die entsprechende Farbe (rot) gebe; aber auch so, daß ich einen Kreis & daneben einen roten Fleck schreibe. Betrachte die Landkarte daraufhin, was in ihr der Ausdrucksform der || einer Wortsprache entspricht.) |
“Ich will nicht verlangen, daß
in der erklärenden
69 Tabelle das rote Muster horizontal
gegenüber dem Wort “rot” stehen
soll, aber irgend ein Gesetz des Lesens der Tabelle muß es doch geben, denn sonst verliert sie ja ihren
Sinn”.
Ist es aber gesetzlos wenn die Tabelle so
aufgefaßt wird, wie die Pfeile des Schemas
andeuten?
– “Aber muß
dann nicht eben das Schema der Pfeile vorher gegeben
werden?”
– Muß denn vor der gewöhnlichen Gebrauchsweise das
Schema
gegeben werden?
“Wird aber dann nicht wenigstens eine zeitliche Regelmäßigkeit im Gebrauch der Tabelle gefordert? würde es angehen, wenn wir eine Tabelle einmal nach diesem, einmal nach jenem Schema zu gebrauchen hätten? Wie || Und wie soll man denn wissen, wie die Tabelle zu gebrauchen ist?” – Ja, weiß man es denn heute || sonst ? Die Zeichenerklärungen haben doch irgendwo ein Ende. Ich würde freilich || natürlich ein Mißverständnis hervorrufen, wenn ich, ohne eine besondere Abmachung, jemandem den || einen Weg wiese, indem ich mit dem Finger nicht in der Richtung zeigte, in der er gehen soll, sondern in der entgegengesetzten. Aber auch diese Art des Zeigens könnte richtig verstanden 70 werden.
Es liegt in der menschlichen Natur, das Zeigen mit dem Finger so zu verstehen.
(Wie es in ihr liegt Brettspiele zu spielen
& Zeichensprachen zu
erfinden || benützen, die aus geschriebenen Zeichen || Schriftzeichen auf einer Fläche bestehn || bestehen.)
|
Die Tabelle garantiert die Gleichheit der Übergänge, die mit || in ihr gemacht werden, nicht.
Sie zwingt mich ja nicht, sie immer gleich zu gebrauchen.
Sie ist da, wie ein Feld, durch das Wege führen; aber ich kann
ja auch querfeldein gehen.
– Ich mache den Übergang in der Tabelle bei jeder
Anwendung von Neuem.
Er ist nicht, quasi, ein für allemal in der Tabelle gemacht (sie verleitet mich nur ihn zu machen).
(Von welcher Art sind diese Sätze? – Wohl von derselben, wie die Bemerkung, daß die Zeichenerklärungen doch einmal ein Ende haben. Und das ist etwas ähnlich, wie wenn man sagt: “was nützt Dir die Annahme eines Schöpfers am Anfang der Welt, sie schiebt doch das Problem des Anfangs der Welt nur hinaus”. Diese Bemerkung hebt einen Aspekt meiner Erklärung hervor, den ich vielleicht nicht bemerkt hatte. Man könnte auch sagen: “Sieh' Deine Erklärung doch so an! – bist Du jetzt noch immer von ihr befriedigt?” |
71
Kann man etwas Rotes nach dem Wort “rot” suchen? braucht man ein Erinnerungsbild dazu? |
Kann man sagen, daß das Wort “rot”, um ein brauchbares Zeichen zu sein, ein
Supplement im Gedächtnis –
braucht?
Wenn ich eine Erfahrung mit den Worten beschreibe “vor mir liegt ein rotes Buch”, ist die Rechtfertigung (des Gebrauchs) || der Wahl dieser Worte, außer der beschriebenen Erfahrung, die in den Worten beschrieben wird, noch eine || die Erinnerung, daß ich das Wort “rot” immer für diese Farbe verwendet habe || mich erinnere das Wort “rot” immer für diese Farbe verwendet zu haben? Muß das die Rechtfertigung sein? |
Wenn es beim Gebrauch des Wortes “rot” auf das Bild ankommt, das mein Gedächtnis beim Klang dieses Wortes automatisch reproduziert, so bin ich dieser Reproduktion geradeso ausgeliefert, als wäre ich entschlossen, die Bedeutung durch Nachschlagen in einer Tabelle zu bestimmen, wobei ich mich dieser, || dem, was ich in ihr fände, quasi, auf Gnade & Ungnade ergeben würde. |
Wenn mir das Farbmuster, nach dem ich mich richten will, dunkler
vorkommt als es meiner Erinnerung nach gestern war, so muß ich nicht dem
Gedächtnis recht geben & tue es auch nicht immer.
Und ich könnte sehr wohl von einem Nachdunkeln
72 meines Gedächtnisses reden.
|
Wenn ich jemandem sage:
“male die Farbe Deiner Zimmertür nach dem
Gedächtnis”, so bestimmt das, was er zu tun hat, nicht
eindeutiger als der Befehl: “male das Grün,
welches Du auf dieser Tafel siehst”.
Auch den ersten dieser Befehle || Sätze könnte man sich so aufgefaßt denken, wie, normalerweise, etwa, den Satz “male
einen Farbton, etwas lichter als den, welchen Du Dich erinnerst dort
gesehen zu haben”; und anderseits wird der, dem man den Befehl gibt, den Farbton nach einem
Muster zu malen für gewöhnlich nicht über die
Projektionsmethode im Zweifel sein.
|
Wenn mir befohlen worden wäre, || :
“suche mir eine rote Blume auf dieser Wiese &
bringe sie mir”, & ich fände nun eine, –
vergleiche ich sie da mit meinem Erinnerungsbild von
der roten Farbe?
– Und muß ich auch ein weiteres Bild zu Rate ziehen um zu sehen ob das erste noch stimmt?
– Und wozu || warum soll ich dann unbedingt das erste brauchen?
– Ich sehe die Farbe der Blume & erkenne sie.
(Es wäre natürlich
der Fall
denkbar, daß Einer das Muster einer Farbe halluziniert &
es wie ein Wirkliches mit dem gesuchten Gegenstand vergleicht.)
73
Auch wenn ich sage “nein, diese Farbe ist noch nicht die richtige, sie ist heller als die, die ich dort gesehen habe”, so sehe ich diese nicht vor mir & der Vorgang ist nicht der || ist nicht gesagt daß ich diese vor mir sehe & der Vorgang der ist des Vergleichens zweier gleichzeitig gesehener Farbtöne. Und es ist auch nicht so, als klingelte es irgendwo in meinem Geiste, wenn der richtige Farbton gefunden wäre & als hätte || trüge ich nun ständig ein Bild dieses Klingelns mit mir herum, um beurteilen zu können, wenn es klingelt. |
Es ist ein anderes Spiel, mit einem Muster auf die Suche gehn,
es an die Gegenstände anlegen &
(so)
die Farbengleichheit prüfen, &
anderseits: ohne ein solches Muster nach Wörtern
einer Wortsprache handeln.
Denken wir an das laute Lesen nach der Schrift (oder das Schreiben,
nach dem Gehör).
Wir könnten uns natürlich || freilich eine Art Tabelle denken,
die uns dabei führen könnte.
Aber es führt uns keine; kein Akt des
Gedächtnisses, nichts, vermittelt zwischen dem geschriebenen
Zeichen & dem Laut.
|
⋎ S. 62
Würde ich nun gefragt || Wenn ich nun gefragt werde: “warum wählst Du diese Farbe auf diesen Befehl hin; wie rechtfertigst Du Deine || diese Wahl?”, – so kann ich in dem einen Fall antworten: “Weil diese Farbe in meiner Tabelle gegenüber dem Wort ‘rot’ steht”. Im andern Fall gäbe es auf diese Frage keine Antwort & 74 die Frage hat keinen Sinn.
Aber im ersten Spiel hat
(wieder)
die Frage keinen Sinn:
“Warum nennst Du die Farbe ‘rot’ die in der Tabelle gegenüber dem Worte ‘rot’ steht”.
Ein Grund läßt sich nur
innerhalb eines Spiels angeben.
Die Kette der Gründe kommt zu einem Ende & zwar an
der Grenze des Spiels.
(Grund & Ursache.)
|
⍈
[Zu S. 71] A
Ich kann sagen: || Betrachten wir den Befehl:
“Tu jetzt, was Du, Deiner
Erinnerung nach, gestern um diese Zeit getan hast”.
Wie weiß er, was die Worte dieses Befehls von ihm verlangen,
– wenn wir annehmen, es sei immer ein Erinnerungsbild das
den Worten ihre Bedeutung gibt?
Diese Worte können ihm nur den Ort sagen wo
er nach einem Bild suchen soll; aber um diese Worte zu verstehen braucht er ja wieder
ein Bild u.s.f..
– Wenn er sich daran erinnert, kann er seiner Erinnerung folgen;
erinnert er sich aber nicht, so ¤ hat der Befehl keinen Sinn für ihn.
Der Befehl ist also ähnlich dem: “tu, was auf diesem Zettel geschrieben
steht”.
Wenn der Zettel leer ist, so ist dies kein Befehl.
(Denken wir uns, daß auf dem Zettel eine sinnlose
Wortverbindung steht.)
Etwa “iß n Äpfel & n² + 2n + 2
= 0.”)
|
Und, wenn man sich in die Erinnerung ruft,
“daß die Tabelle uns nicht zwingt”, sie
auf eine bestimmte Weise, || – || ,
– noch, sie immer auf die gleiche Weise zu benützen, – so wird
es
(ganz) || jedem klar, daß unser Gebrauch des Wortes “Regel” &
“Spiel” ein schwankender (nach den Rändern zu verschwimmender) ist.
|
75
¥ ¥ A Es wäre unrecht || ist unwahr || ist falsch zu || Man sollte nicht || Es ist nicht richtig zu sagen: die Übereinstimmung (und Nichtübereinstimmung) zwischen Satz & Welt || Außenwelt sei || ist willkürlich durch eine Zuordnung geschaffen. || der beiden erzeugt. Denn, wie ist die Zuordnung auszudrücken? Sie besteht darin || soll darin bestehen, daß der Satz “p” sagt, es sei gerade das der Fall. Aber wie ist dieses ‘gerade das’ (im besondern Fall) in uns gegeben (d.h. ausgedrückt)? Wenn durch andern einen || einen andern Satz, so gewinnen wir nichts dabei; wenn aber durch eine Tatsache || ein Faktum der Außenwelt, dann muß dieses schon in bestimmter Weise artikuliert aufgefaßt sein || werden || dann gehört dieses als Erklärung der Sprache mit zur Sprache. D.h., || : es gibt keine hinweisende Definition eines Satzes, || – oder richtiger: die hinweisenden Erklärungen müssen vor der Anwendung des Satzes gegeben werden || werden vor der Anwendung des Satzes gegeben & sind verschieden von der Anwendung. || von der Anwendung ad hoc. || von der Anwendung im besondern Fall. |
⍈
B
Die Verbindung zwischen “Sprache & Wirklichkeit” ist durch die Worterklärungen gemacht, – welche zur Sprachlehre gehören. So || ; so daß die Sprache in sich geschlossen, autonom, bleibt. |
Wenn ich das Klangbild eines chinesischen Satzes
auswendig lernte || kennte & wüßte, daß dieser Satz, etwa in einem
76 Bilderbuch, als Titel unter einem || jenem || einem bestimmten
Bild steht, so würde mich das nicht befähigen einen chinesischen Satz
zu || könnte ich dadurch noch nicht einen chinesischen Satz bilden.
Ich könnte sagen: es befähigt mich nicht einen
Sachverhalt auf
Chinesisch zu portraitieren.
|
Wenn man jemanden fragte “wie
weißt Du, daß diese Beschreibung ||
dieser Wortausdruck wiedergibt, was Du siehst”, so könnte er vielleicht geneigt sein || so wäre er vielleicht geneigt, zu antworten “ich
meine das mit diesen Worten”.
Aber was ist dieses “das”, wenn es nicht selbst wieder artikuliert also schon
Sprache ist? || Und damit könnte er glauben sich in die Psychologie
gerettet zu haben. Aber “ich meine
das” ist der Ausdruck einer Zeichengebung.
Und
also
ist || war
“ich meine das” gar keine
Antwort.
Die Antwort ist eine Erklärung der Bedeutungen
der Worte.
|
Wenn ich eine Beschreibung nach festgesetzten
Regeln bilde, die Wirklichkeit nach ihnen in die Beschreibung übertrage,
dann übersetze ich sie wie aus einer Sprache in eine andere.
Und wenn ich die Übertragung || Beschreibung durch Berufung auf die Grammatik rechtfertige, so tue ich nichts, als
eine Beziehung zwischen Wirklichkeit & Beschreibung (eine projektive
Beziehung) festzustellen; || : von der Intention aber, meiner Beschreibung, als einem
psychischen Vorgang, ist dabei ||
hiebei
keine Rede.
(D.h., ich kann eben nur
die Ähnlichkeit des Portraits prüfen, nichts weiter.)
|
77
⍈ [Zu S. 75 zwischen S. 75 A & S. 75 B || nach S. 75 B] A Man könnte || Könnte ich sagen: mich interessiert nur der Inhalt des Satzes; || , – & der Inhalt des Satzes ist in ihm. – [Keine neue Zeile.] Seinen Inhalt hat der Satz als Glied eines Kalküls. Die Sprache muß für sich selber sprechen. |
⍈
[Zu S. 75 nach S. 77 A]
B Denken wir an eine Gebärdensprache, mit der wir uns Menschen verständlich machen, die keine Wortsprache mit uns gemeinsam || gemein haben. Fühlen wir hier auch das Bedürfnis aus der Sprache heraus zu treten, um ihre Zeichen mit der Wirklichkeit zu verbinden || verknüpfen? || Fühlen wir nun || da auch das Bedürfnis, zur Erklärung der Zeichen jener Sprache aus ihr herauszutreten? |
“Die Verbindung von Wort &
Sache durch das Lehren der Sprache hergestellt”.
Was ist das für eine Verbindung, welcher Art?
Eine mechanische, elektrische, psychische Verbindung kann
funktionieren oder nicht funktionieren.
Mechanismus & Kalkül.
Die Zuordnung von Gegenstand & Namen ist keine andere als die durch eine Tabelle, hinweisende Geste & gleichzeitiges Aussprechen des Namens, u. dergl., erzeugte. Sie ist ein Teil des Symbolismus. Einem Gegenstand einen Namen geben ist wesentlich von gleicher Art wie ihm ein Namenstäfelchen umhängen. 78
Es ist der Ausdruck einer unrichtigen Auffassung, wenn man sagt: die Verbindung zwischen Name & Gegenstand sei eine psychologische. |
Denken wir uns, daß jemand eine Figur im
Maßstab 1 : 10 kopiert; ist dann in dem Vorgang des Kopierens
schon das Verständnis der allgemeinen Regel
dieses Abbildens enthalten?
– Mein Stift wurde von mir quasi ganz voraussetzungslos gehalten & nur von der Länge der
Vorlage geführt (beeinflußt).
– Ich würde sagen: wäre die Vorlage
länger gewesen, so wäre ich mit dem Stift noch weiter gefahren
& wenn kürzer, weniger weit.
Aber ist, gleichsam, der Geist, der sich hierin
ausspricht, schon im Nachziehen des Strichs enthalten?
Ich kann mir vornehmen: “ich || Ich gehe solange, bis ich ihn || den N. finde” ( || – ich will etwa jemand auf einer Straße treffen –; & nun gehe ich die Straße entlang & treffe ihn an einem bestimmten Punkt, & bleibe stehn. War in dem Vorgang des Gehens, oder einem andern gleichzeitigen das Handeln nach der allgemeinen Regel, die ich mir vorgesetzt hatte, enthalten? Oder war der Vorgang nur in Übereinstimmung mit dieser Regel, aber also auch in Übereinstimmung mit andern Regeln? Ich gebe jemandem den Befehl von A eine Linie parallel zu a zu ziehen. Er versucht (beabsichtigt) es zu 79 tun, aber mit dem Erfolg, daß die Linie parallel zu b
wird.
War der Vorgang des Kopierens derselbe, als hätte er beabsichtigt
eine Linie parallel zu b zu
ziehen, & seine Absicht ausgeführt?
|
Und wenn es mir gelungen ist, eine
Vorlage nach der vorgesetzten Regel zu kopieren || wiederzugeben, ist es dann möglich den Vorgang des Kopierens || Nachbildens, wie er stattgefunden hatte, auch durch eine andere allgemeine Regel zu beschreiben?
Oder kann ich diese Beschreibung ablehnen mit den
Worten: “nein, ich habe mich von dieser Regel leiten lassen – & nicht von der andern, die in
diesem Falle allerdings das gleiche Resultat ergeben
hätte”?
|
Man möchte sagen: Wenn ich
absichtlich eine Form nachzeichne, so hat der Vorgang des Kopierens mit der Vorlage diese Form gemein.
Sie ist eine Facette des Vorgangs des Kopierens; eine Facette, die an dem kopierten Gegenstand anliegt & sich dort mit ihm
deckt.
Wenn auch mein Bleistift die Vorlage nicht trifft, die Absicht trifft sie immer. |
Wenn ich ein Stück || auf dem Klavier nach Noten spielen will, so muß || wird die Erfahrung lehren || zeigen, was || welche Tonfolge || welche Töne ich tatsächlich spielen werde; & die Beschreibung
des Gespielten muß nichts mit der Beschreibung des Notenbildes gemein haben.
Wenn ich dagegen meine Absicht beschreiben will, so
muß ich sagen, || es heißen: daß ich dieses Notenbild 80 in Tönen wiedergeben wollte.
– Und nur das kann der Ausdruck dafür sein, daß
die Absicht an die Vorlage heranreicht & eine
allgemeine Regel enthält.
|
Der Ausdruck der Absicht beschreibt die Vorlage der Abbildung; die Beschreibung des Abbildes nicht.
|
Es kann nie essentiell für unsere Betrachtungen sein, daß ein symbolisches Phänomen in der
Seele sich abspielt & nicht auf dem Papier, für den Andern ||
jeden
|| Andere sichtbar.
Immer wieder ist man in Versuchung, einen
symbolischen Vorgang durch einen besondern psychischen Vorgang
erklären zu wollen; als ob die Psyche “in dieser
Sache viel mehr tun könnte”, als die Zeichen.
Es mißleitet uns da ein falscher Vergleich mit einem Mechanismus || die Idee eines Mechanismus, der mit andern || besonderen Mitteln arbeitet, & daher besondere Bewegungen erklären
kann.
Wie wenn wir sagen: diese Bewegung kann nicht durch eine Anordnung
von Hebeln erklärt werden.
|
Die Beschreibung des Psychischen
muß sich ja wieder als Symbol verwenden lassen.
Hierher gehört, daß es eine wichtige Einsicht ist in das Wesen der Zeichenerklärung, daß sich das Zeichen durch seine Erklärung 81 ersetzen läßt.
Das bringt den Begriff dieser Erklärung in Gegensatz zu dem der
Kausalerklärung.
|
Man kann sagen daß es sich nicht durch
äußere Beobachtung entscheiden läßt, ob ich lese oder nur Laute hervorbringe, während ein Text an
meinen Augen vorbeiläuft.
Aber das Lesen || Aber was uns am Lesen interessiert,
kann nicht wesentlich eine innere
Angelegenheit sein.
Das Ableiten der Übersetzung von der Vorlage kann auch ein
sichtbarer Vorgang sein.
Man muß
z.B. den Vorgang dafür nehmen
können der sich auf dem Papier abspielt, wenn die Glieder der Reihe 100, 121, 144, 169 durch
die Rechnungen
aus den Gliedern der Reihe 10, 11, 12, 13 abgeleitet erscheinen. ¥ ⋎ S. 82 B [neue Zeile, nicht Absatz] |
Das Gefühl, welches man bei jeder solchen –
gleichsam behaviouristischen – Darstellung hat,
daß sie roh (unbeholfen) ist, leitet irre; wir sind versucht, nach
einer “besseren” Darstellung zu
suchen. Die || ; die gibt es aber gar nicht.
Eine ist so gut wie die andere &
jedesmal stellt das System dar, worin ein
Zeichen verwendet wird (“Darstellung dynamisch, nicht
statisch”.)
¥
⋎ S. 82 A [Neue Zeile,
nicht neuer Absatz.]
|
⍈
[Zu S. 81] A
(Auch der psychische Prozeß kann nichts in wesentlich anderem Sinne
‘offen lassen’, als eine leere Klammer im
Symbolismus eine Argumentstelle offen läßt.)
|
Man kann nicht fragen: Welcher Art
sind die geistigen Vorgänge, daß sie wahr & falsch sein
können, was die außergeistigen nicht
können.
Wenn, wenn es die ‘geistigen’
können, so müssen's auch die anderen || andern können; & umgekehrt.
– Denn, können es die seelischen
Vorgänge, so muß es auch ihre Beschreibung
können.
Denn in ihrer Beschreibung muß es sich zeigen, wie es
möglich ist.
|
Wenn man sagt, der Gedanke sei eine seelische
Tätigkeit, oder eine Tätigkeit des Geistes, so denkt man
an den Geist als an ein trübes, gasförmiges Wesen, in dem manches geschehen kann, das außerhalb dieser Sphäre nicht
geschehen kann.
Und von dem man manches erwarten kann, das sonst nicht möglich
ist.
(Der Vorgang des Denkens im menschlichen Geist, & der Vorgang der Verdauung.) |
83
Jedes Abbilden (Handeln nach – nicht bloß in Übereinstimmung mit – gewissen Regeln), Ableiten einer Handlung aus einem Befehl, Rechtfertigen einer Handlung mit einem Befehl, ist von der Art des schriftlichen Ableitens eines Resultats aus einer Angabe, des Hinweises auf eine Tabelle || auf die Gegenüberstellung von Zeichen in einer Tabelle. (Der Begriff des Abbildens ist kein metalogischer Begriff.) |
¥
⋎ S. 84 A
Wenn die Aufgabe ist die Quadrate, Kuben, etc., der natürlichen Zahlen zu bilden, so kann man sagen: “ich schreibe in der Tabelle
“Ich schreibe ‘16’ || habe ‘16’ geschrieben weil dort ‘x²’ steht”. – || Oder man könnte fragen: “ ¤Woher weißt Du denn, daß Du es deswegen geschrieben 84 hast?”
Hier hat man das “weil” als Einleitung einer Angabe der Ursache aufgefaßt, statt des Grundes. |
⍈
[Zu S.
83]
A “Ich schreibe hierher die Zahl || Ziffer ‘16’,
(Die Schwierigkeit ist hier, || : das nicht zu rechtfertigen versuchen, was keine Rechtfertigung hat || zuläßt.) |
Wenn ich der Regel folgend unter ‘4’
‘16’ schreibe, so könnte es
scheinen, als wäre hier eine Kausalität im
Spiel, die nicht hypothetisch, sondern unmittelbar wahrgenommen (erlebt) wäre.
(Verwechslung von ||
der Begriffe
‘Grund’ & ‘Ursache’)
|
Welche Art von Nexus
ist in dem Satz: “ich
geh' hinaus, weil er es befiehlt”, gemeint? || meine ich in dem Satz: ““ich
geh' hinaus, weil er es befiehlt””?
Und wie vergleicht sich dieser Satz mit dem: “ich geh' hinaus, obwohl er es mir befohlen hat”. (Oder: || Oder:
“ich geh' hinaus, aber
nicht, weil er es befohlen hat”, “ich
geh' hinaus, weil er mir befohlen hat, es nicht zu
tun”.) || 85
Welchen Nexus meine ich in dem Satz: “ich geh' hinaus, weil er es
befiehlt”? Und
wie verhält sich dieser Satz zu: “ich
geh' hinaus, weil er es befiehlt”
|
“Das soll er
sein” (dieses Bild stellt ihn
vor), darin ist || liegt das ganze Problem der Darstellung.
Was ist das Kriterium dafür, wie ist es zu verifizieren, daß dieses Bild das Porträt jenes || dieses Gegenstandes ist( || , || – d.h., ihn darstellen soll? Die Ähnlichkeit macht das Bild nicht zum Portrait (es könnte dem Einen täuschend ähnlich sein & dabei das Portrait eines Andern sein, dem es weniger ähnlich sieht.) Wie kann ich wissen daß er das Bild als Porträt des N meint? – Nun, etwa indem er's sagt, oder drunter schreibt. Welchen Zusammenhang hat sein Porträt || das Portrait des N mit ihm. Etwa den, daß der Name darunter steht mit dem er angeredet wird. |
Wenn ich mich an meinen Freund erinnere, ihn “vor mir sehe”, was ist hier der Zusammenhang
des Erinnerungsbildes mit seinem Gegenstand?
Die Ähnlichkeit?
Nun die Vorstellung als Bild kann ihm nur ähnlich sein. |
Die Vorstellung von ihm ist ein ungemaltes
Portrait.
86
Ich mußte auch in der Vorstellung seinen Namen unter das Bild
schreiben, damit es zur Vorstellung von ihm wurde.
|
Ich habe den Vorsatz eine bestimmte Handlung
auszuführen, ich hege einen Plan aus.
Der Plan in meiner Seele soll darin bestehen, daß ich mich das & das tun sehe.
Aber wie weiß ich, daß ich es bin
den ich sehe?
Nun ich bin es ja nicht, sondern etwa ein Bild.
Aber warum nenne ich es mein Bild?
“Wie weiß ich, daß ich es bin”, || : die Frage hat Sinn, wenn es z.B. heißt: “wie weiß ich, daß ich es bin, den ich dort im Spiegel sehe”. Und die Antwort gibt Merkmale, nach denen ich zu erkennen bin. Daß aber mein Vorstellungsbild mich vertritt ist meine eigene Bestimmung. Und ich könnte ebensogut fragen: “woher weiß ich, daß das Wort ‘ich’ mich vertritt?”, denn meine Gestalt im Bild war nur ein anderes Wort “ich”. |
“Ich kann mir vorstellen daß du
zur Türe hinausgehen wirst”– die seltsame Täuschung, der wir
unterliegen, || .
Wir unterliegen einer seltsamen
Täuschung, daß im Satz,
im Gedanken, die Gegenstände das tun,
was der Satz von ihnen aussagt.
– Es ist, als ob im Befehl ein Schatten der
Ausführung läge.
Aber ein Schatten eben dieser Ausführung.
Du gehst im Befehl dort & dort
hin. –
Sonst wäre es aber eben ein
andrer Befehl.
87
Gewiß diese Identität ist die, die der Diversität zweier verschiedener Befehle entspricht || entgegengesetzt ist. |
“Ich dachte Napoleon sei im Jahre 1805 gekrönt
worden.”
– Was hat Dein Gedanke mit Napoleon zu tun?
Welche Verbindung ||
Welcher Zusammenhang
besteht zwischen Deinem Gedanken &
Napoleon?
– Es kann, z.B., die sein, daß das Wort “Napoleon” in dem
Ausdruck meines Gedankens vorkommt, plus dem Zusammenhang, den dieses Wort mit seinem Träger hatte; also etwa, daß er sich so
unterschrieb, so angeredet wurde etc.,
etc..
“Aber mit dem Wort ‘Napoleon’ bezeichnest Du doch, während || wenn Du es aussprichst, eben diesen Menschen”. – “Wie geht denn, Deiner Meinung nach, dieser Akt des Bezeichnens vor sich? Momentan? oder braucht er Zeit?” – “Ja aber, wenn man Dich fragt: ‘hast Du jetzt eben den Mann gemeint, der die Schlacht bei Austerlitz gewonnen hat’, wirst Du doch sagen: ‘ja’. – Also hast Du diesen Mann gemeint, als Du den Satz, worin sein Name vorkommt, aussprachst?” – Wohl, aber nur etwa in dem Sinn, in welchem ich damals auch wußte, daß 6 × 6 = 36 ist. Die Antwort “ich habe den Sieger von Austerlitz gemeint” ist ein neuer Schritt in unserm Kalkül. Täuschend ist an dieser Antwort || ihm die vergangene Form, die eine Beschreibung dessen zu geben scheint, was “in mir” während des Aussprechens (“Aber ich habe ihn gemeint”. Sonderbarer Vorgang, dieses Meinen! Kann man (in Europa) jemanden meinen, auch wenn er || der in Amerika ist? Oder gar || Und gar, wenn er || Und auch, wenn er gar nicht mehr existiert?) |
Man ist (irregeführt durch unsere
Grammatik) versucht, zu fragen: “wie denkt man einen Satz, wie erwartet man
daß das & das eintreffen wird? (wie macht man
das?)”
“Wie arbeitet der Gedanke, wie bedient er sich seines Ausdrucks?” – Diese Frage scheint analog der: “wie arbeitet der Musterwebstuhl, wie bedient er sich der Karten”. Aber man könnte antworten: “Weißt Du es denn wirklich nicht? Du siehst es doch, wenn Du denkst.” Es ist ja nichts verborgen. ¥ ⋎
¥
⋎ S. 89 A [nach S. 88 A]
|
Aber auf die Antwort “Du weißt
ja, wie der Satz es || es der Satz macht, es ist ja nichts verborgen”
möchte man sagen: “ja, aber es
fließt alles so rasch vorüber & ich möchte es
gleichsam breiter auseinandergelegt sehen”.
(“Alles
fließt.”)
|
⍈
A
Unser Gefühl ist dann, daß in dem Satz
“ich glaube, daß p der Fall ist” etwas 89
Wesentliches, der eigentliche || das Wesentliche, der eigentliche Vorgang des Glaubens,
nicht dargestellt, nur angedeutet sei, daß sich diese
Andeutung durch eine Beschreibung des Mechanismus des Glaubens
müsse ersetzen lassen.
Eine Beschreibung, worin || in der die Wortfolge “p”, wie die Karten in der Beschreibung des Musterwebstuhls
vorkäme. || vorkäme, wie die Karten in der Beschreibung des
Musterwebstuhls.
Und daß nun diese Beschreibung erst der volle Ausdruck des Glaubens || Gedankens wäre.
Vergleichen wir das Glauben mit dem Aussprechen des Satzes; es gehen auch da sehr || äußerst komplizierte Vorgänge in unserm Kehlkopf, in den Sprechmuskeln, Nerven, etc., vor sich. Diese begleiten den ausgesprochenen Satz. Und || ; und er bleibt das Einzige was uns interessiert, || – nicht als Bestandteil eines Mechanismus, sondern eines Kalküls. |
⍈
[Zu S. 88] A
“Wie macht der Gedanke das, daß er
darstellt?”
– Die Antwort könnte sein:
“Weißt Du es denn wirklich
nicht? Du siehst es doch, wenn Du
denkst.”
Es ist ja nichts verborgen.
Wie macht der Satz das? – Weißt Du es denn nicht? Es ist ja nichts versteckt. |
Es ist uns, als ginge es uns mit dem Gedanken so, wie mit einer
Landschaft, die wir gesehen haben & beschreiben sollen, aber wir erinnern
uns ihrer nicht genau genug, um sie in || mit allen ihren Zusammenhängen beschreiben zu
können.
So, meinen wir, können wir das
Denken nachträglich nicht beschreiben, weil uns die vielen feineren Vorgänge dann 90 verloren gegangen sind.
Diese feinen Verhäkelungen möchten wir sozusagen unter der Lupe
sehen.
(Denke an den Satz:
“Alles
fließt”.)
¥ |
“Aber könnte eine Maschine
denken?” –
Könnte sie Schmerzen haben?
Hier kommt es drauf an, was man darunter || unter dem Ausdruck versteht “Schmerzen haben”. || , was man darunter versteht: “etwas habe Schmerzen”.
Ich kann den Andern als eine Maschine ansehen die
Schmerzen hat, d.h.: den andern Körper.
Und ebenso, natürlich, meinen Körper.
Dagegen setzt das Phänomen der Schmerzen,
wie ich es || welches ich beschreibe, wenn ich etwa sage,
“ich habe Zahnschmerzen”, einen physikalischen Körper nicht voraus.
(Ich kann Zahnschmerzen haben ohne Zähne.)
Und hier hat nun die Maschine gar keinen Platz.
– Es ist klar, die Maschine kann nur einen physikalischen
Körper ersetzen.
Und in dem Sinne, in welchem man von einem solchen sagen kann, er habe
Schmerzen, kann man es auch von einer Maschine sagen.
Oder wieder: die Körper, von denen
wir sagen, sie hätten Schmerzen, können wir mit Maschinen
vergleichen, & auch Maschinen nennen.
|
⍈
A
Wir fragen: “Was ist ein
Gedanke; welcher Art muß etwas sein, um die Funktion des Gedankens verrichten zu können?”
Und diese Frage ist analog der: was ist, oder, wie funktioniert eine Nähmaschine?
– Aber die Antwort, die der unsern analog
wäre, Was ist denn die Funktion, Bestimmung, des Gedankens? – Wenn sie seine Wirkung ist, dann interessiert sie uns nicht. Wir sind nicht im Bereiche der Kausalerklärungen & jede solche Erklärung klingt für uns trivial. |
⍈
[Zu S. 90] A
Wenn man an den Gedanken, als etwas spezifisch Menschliches,
Organisches, denkt, möchte man fragen: “Könnte es eine Gedankenprothese
geben?”
– Nun, die Rechenmaschine kann die zehn Finger beim Rechnen ersetzen; aber von einem
anorganischen Ersatz für die Rechnung kann man natürlich nicht reden.
|
Es ist hier, merkwürdigerweise, eine der
für unsere Betrachtungen gefährlichsten Ideen,
daß wir mit dem Kopf, oder im Kopf, denken.
Die Idee von einem Vorgang im Kopf, in dem gänzlich abgeschlossenen Raum, gibt dem Denken etwas Okkultes. “Das Denken geht im Kopf vor sich” heißt eigentlich nichts anderes, als, || : der Kopf hat etwas mit dem Denken zu tun. || steht in Zusammenhang mit dem Denken. – Man sagt freilich auch “ich denke mit der Feder” & diese Ortsangabe ist mindestens so gut wie die erste. || ebensogut. Zu sagen: Denken sei eine Tätigkeit des || unseres Geistes, 92 wie Schreiben eine Tätigkeit der Hand, ist eine
Travestie der Wahrheit.
(Das Herz als Ort der Liebe. || Die Liebe im Herzen. Kopf & Herz als Lokalitäten || Örtlichkeiten der Seele.) |
Denken nennen wir den Gebrauch von, das Operieren mit Symbolen. Man kann etwa sagen, das Denken rechne auf Grund von Daten & ende in einer Handlung. ‘Denken’ ist aber ein wechselnder Begriff. (Die Berechnung der Wandstärke eines Kessels & die seine Verfertigung der Berechnung entsprechend ist gewiß ein Beispiel des Denkens & seiner Anwendung. || Funktion.) |
Der Gedanke ist || Wenn wir vom Gedanken & seinem Ausdruck reden so ist der
Gedanke nicht eine Art von Stimmung, die durch seinen Ausdruck || den Satz, wie durch
eine Droge || einen Trank hervorgerufen wird.
Und die Verständigung, die Vermittlung des Gedankens durch die Sprache, ist nicht der
Vorgang, daß ich durch ein Gift im Andern die gleichen Schmerzen hervorrufe, wie ich sie habe.
(Was für einen Vorgang kann || könnte man “Gedankenübertragung” & “Gedankenlesen” nennen?) |
Ein französischer Politiker unserer
Tage hat einmal gesagt, die französische Sprache sei dadurch ausgezeichnet, daß in ihr || ihren Sätzen die Wörter in der Reihenfolge stünden,
wie man denkt.
Die Idee, daß eine Sprache eine Wortfolge 93 haben kann, die der Reihenfolge des Denkens
entspricht, im Gegensatz zu anderen Sprachen, rührt von der
Auffassung her, daß das Denken vom Ausdruck der Gedanken
getrennt vor sich geht; & ein wesentlich anderer Vorgang ist.
(Nach dieser Auffassung könnte ich vielleicht
sagen:
⍈
“¤Die grammatischen Möglichkeiten des Negationszeichens offenbaren sich
freilich erst nach & nach im Gebrauch des Zeichens, aber ich denke die Negation auf einmal. Das Zeichen ‘nicht’ ist ja nur ein Hinweis auf den Gedanken ‘nicht’; es stößt mich
nur, daß ich das Rechte denke (ist nur ein Signal).”
¤
Zu S. 33
[Neue Zeile, nicht Absatz.]5 |
(Niemand würde fragen, ob die Multiplikation || das schriftliche Multiplizieren zweier Zahlen im Dezimalsystem gleichläuft mit dem Gedanken der Multiplikation.) |
¥
⋎ S. 94
Das Denken ist diskursiv. – ‘Intuitives Denken’, das wäre so, wie ‘eine Schachpartie, auf die Form eines dauernden, gleichbleibenden Zustandes gebracht’. (Es stört uns nun, daß der Gedanke eines Satzes in keinem Moment ganz vorhanden ist. Hier sehen wir, daß wir den Gedanken mit einem Ding vergleichen, das wir erzeugen, & das wir nie als Ganzes besitzen; sondern kaum entsteht ein Teil, so verschwindet ein andrer. Das hat, gewissermaßen, etwas Unbefriedigendes, weil wir, durch ein naheliegendes Gleichnis verführt, uns etwas Anderes erwarten.) |
94
⍈
[Zu S. 93]
“Ich habe etwas bestimmtes damit gemeint, als ich sagte …”. – “Hast Du bei jedem Wort etwas anderes gemeint, oder während des ganzen Satzes dasselbe?” Übrigens seltsam: wenn man bei jedem deutschen Wort etwas meint, daß dann eine Zusammenstellung solcher Wörter Unsinn sein kann! – “Dachtest Du denn, als Du den Satz sagtest, daran, daß …” – “Ich dachte nur, was ich sagte.” |
(Lernt das Kind
nur sprechen, oder auch denken?
Lernt es den Sinn des Multiplizierens vor, || –, oder nach dem Multiplizieren?)
|
Ist es, quasi, eine Verunreinigung des Sinnes, daß wir
ihn ein einer bestimmten Sprache, mit ihren Zufälligkeiten,
ausdrücken, & nicht gleichsam körperlos &
rein?
Spiele ich eigentlich doch nicht das Schachspiel selbst, da die Figuren auch anders sein könnten?! (Ist ein mathematischer Beweis in der allgemeinen Theorie der Irrationalzahlen dadurch || darum weniger allgemein oder streng, daß || weil wir ihn mit Bezug auf die Dezimalnotation dieser Zahlen führen? Beeinträchtigt es vielleicht auch die Strenge & Reinheit des Satzes 25 × 25 = 625, daß er in einem bestimmten 95 Zahlensystem hingeschrieben
ist?)
|
Der Gedanke muß || kann nur etwas ganz hausbackenes,
gewöhnliches, sein.
(Man pflegt sich ihn als etwas
Ätherisches, Unerforschtes, zu denken; als handle es sich um Etwas, dessen Außenseite bloß wir kennen,
dessen Wesen || Inneres aber noch unerforscht ist, – etwa wie || unbekannt ist, etwa wie || nicht bekannt ist, etwa wie unser Gehirn.)
(Man möchte sagen: “Der Gedanke, dieses seltsame || welch ein seltsames Wesen”) ¥ ⋎ S. 190. Wir können wieder nur die Grammatik des Wortes “denken” explizit machen. (Und ebenso des Wortes || der Worte “erwarten”, “glauben”, etc..) |
Wozu denkt der Mensch?
Wozu ist es nütze?
Warum berechnet er Dampfkessel || die Wandstärke eines Dampfkessels &
überläßt sie nicht dem Zufall, oder der
Laune? || läßt nicht den Zufall, oder die Laune, sie
bestimmen?
Es ist doch bloß Erfahrungstatsache, daß
Kessel, die berechnet wurden, nicht so oft explodieren.
Aber, wie er alles eher täte, als die Hand ins Feuer stecken,
das ihn früher gebrannt hat, so wird er alles eher tun, als den Kessel nicht
berechnen.
Da uns nun Ursachen nicht interessieren, so können wir sagen: die Menschen denken
tatsächlich; sie gehen z.B. auf diese
Weise vor, wenn sie einen Dampfkessel bauen.
– Kann nun ein so erzeugter Kessel nicht explodieren?
Doch, gewiß!
|
Wir überlegen uns Handlungen, ehe wir sie 96 ausführen.
Wir machen uns Bilder von ihnen; aber wozu?
Es gibt doch kein “Gedankenexperiment”!
Wir erwarten etwas, & handeln der Erwartung gemäß; muß die Erwartung eintreffen? Nein. Warum aber handeln wir nach der Erwartung? Weil wir dazu getrieben werden, wie dazu, einem Automobil auszuweichen, uns niederzusetzen, wenn wir müde sind, aufzuspringen, wenn wir uns auf einen Dorn gesetzt haben. |
Was es mit dem Glauben an die Gleichförmigkeit des
Geschehens auf sich hat, wird vielleicht am klarsten, wenn wir Furcht vor dem erwarteten Ereignis empfinden.
Nichts könnte mich bewegen, meine Hand ins Feuer || in die Flamme zu stecken, obwohl ich mich doch nur in der
Vergangenheit verbrannt habe.
Der Glaube, daß mich das Feuer brennen wird, ist von der Natur der Furcht, daß es mich brennen wird. Hier sehe ich auch was “es ist sicher” bedeutet. |
Wenn man mich in's Feuer zöge, so würde ich mich wehren & würde nicht gutwillig gehn; & ebenso würde ich
schreien “es wird mich brennen!”
& nicht: “es wird vielleicht ganz
angenehm sein!”
|
“Aber Du glaubst doch auch, daß es 97 mehr Dampfkesselexplosionen geben
würde, wenn man die Kessel nicht berechnete!”
– Ja, ich glaube es; – aber was will das
sagen?
Folgt daraus, daß tatsächlich weniger sein
werden?
– Und was ist denn die Grundlage dieses Glaubens?
|
Ich nehme an, daß dieses Haus,
in dem ich schreibe
in einer || im Laufe der nächsten halben Stunde nicht einstürzen wird.
– Wann nehme ich das an; die ganze Zeit?
Und was für eine Tätigkeit ist dieses Annehmen?
Es kann damit eine psychologische Disposition gemeint sein; aber auch das Denken, Ausdrücken, eines bestimmten Gedankens. || bestimmter Gedanken. Im zweiten Falle wird der Satz, den ich etwa ausspreche || werde ich etwa einen Satz aussprechen || spreche ich etwa einen Satz aus, der wieder ein Glied einer Überlegung (Kalkulation) ist. Nun sagt man: Du mußt aber doch einen Grund haben, das anzunehmen, sonst ist die Annahme ungestützt & wertlos. – (Erinnere Dich daran, daß wir zwar auf der Erde stehen, die Erde aber nicht wieder auf etwas; & Kinder glauben, sie müsse fallen, wenn sie nicht gestützt ist.) Nun, ich habe auch Gründe zu meiner Annahme. Sie lauten etwa: daß das Haus schon jahrelang gestanden hat, aber nicht solange, daß es schon baufällig sein könnte; etc., etc.. – Was als Grund einer Annahme gilt, kann von vornherein angegeben werden, & bestimmt einen Kalkül; ein System von Übergängen. Wird nun aber nach einem Grund dieses Kalküls gefragt, so sehen wir, daß er nicht vorhanden ist. Ist der Kalkül also willkürlich 98 von uns angenommen?
So wenig, wie die Furcht vor dem Feuer, oder einem wütenden
Menschen, der sich uns nähert.
“Gewiß sind doch die Regeln der Grammatik, nach denen wir vorgehen & operieren, nicht willkürlich!” – Gut, also, warum denkt denn ein Mensch, wie er denkt, warum geht er denn durch diese Denkhandlungen? (Gefragt ist hier natürlich nach Gründen, nicht nach Ursachen.) Nun, da lassen sich Gründe in dem Kalkül angeben, & zum Schluß || & ganz zum Schluß ist man dann versucht zu sagen: “es ist eben sehr wahrscheinlich, daß sich die Dinge jetzt so verhalten, wie sie sich immer verhalten haben”, – oder dergleichen. Eine Redewendung, die den Anfang der Begründung verhüllt. (Der Schöpfer als Erklärung am Beginn der Welt.) Das was so schwer einzusehen ist, lautet etwa: || kann so ausgedrückt werden: daß, solange wir im Bereich der Wahr-Falsch-Spiele bleiben, eine Änderung der Grammatik uns nur von einem solchen Spiel zu einem andern führen kann, aber nicht von etwas Wahrem zu etwas Falschem. Und wenn wir anderseits aus dem Bereich der || dieser Spiele heraustreten, so nennen wir es nicht mehr ‘Sprache’ & ‘Grammatik’, & zu einem Widerspruch mit der Wirklichkeit kommen wir wieder nicht. |
Was ist ein Satz?
– Wovon unterscheide ich denn 99 einen Satz?
Oder, wovon will ich ihn denn unterscheiden?
Von Satzteilen in seinem grammatischen System (wie eine
Gleichung von ihren Teilen), oder von Allem, was wir nicht ‘Satz’ nennen, also diesem Sessel, meiner Uhr, etc.,
etc.?
|
Wenn ich frage: “wie ist der
allgemeine Begriff des Satzes begrenzt”,
– so muß
zuerst
|| dagegen gefragt werden:
“ja, haben wir denn einen allgemeinen Begriff vom Satz?”
“Aber ich habe doch einen bestimmten Begriff von dem was ich ‘Satz’ nenne.” – “Nun, wie würdest Du ihn denn einem Andern, oder Dir selbst, erklären? Denn in dieser Erklärung wird sich ja zeigen, was Dein || würde ich ihn denn einem Andern, oder mir selbst, erklären? Denn in dieser Erklärung wird sich ja zeigen, was mein Begriff ist (ein das Wort ‘Satz’ begleitendes Gefühl geht mich ja nichts an).” Ich würde den Begriff durch Beispiele erklären. – Also geht mein Begriff, soweit die Beispiele gehn. – Aber es sind doch eben nur Beispiele & der Begriff, der nur sie allein umschließt, soll ja eben || & ihr Gebiet soll ja eben ausdehnungsfähig sein. – Gut, dann mußt Du mir sagen, was das Wort “ausdehnungsfähig” hier bedeutet. Die Grammatik dieses Wortes muß bestimmte Grenzen haben. |
“Aber ich kenne doch einen Satz, wenn ich ihn sehe, also
muß ich auch die Grenzen des Begriffes scharf ziehen
können.”
Ist aber wirklich kein Zweifel möglich?
– Denken wir uns eine Sprache in der alle
Sätze Befehle sind in bestimmter Richtung 100 zu gehn.
(Sie würde etwa von einer Art primitiver Menschen ausschließlich im Kriege gebraucht.
Denken wir daran, wie beschränkt einmal der Gebrauch der
geschriebenen Sprache war.)
Nun, Befehle “geh'
hierhin!”, “geh dorthin!” würden wir noch Sätze
nennen; wie aber wenn die Sprache nun nur aus dem Zeigen mit dem Finger in
irgend einer Richtung bestünde?
Wäre dieses Zeichen noch ein Satz?
– Und wie ist || wäre es mit einer Sprache ¤ deren Zeichen nur das Verlangen nach gewissen || bestimmten Gegenständen ausdrückte
(ähnlich der ersten Sprache der Kinder)
& die bloß aus Zeichen für diese Gegenstände besteht (gleichsam aus Hauptwörtern)?
Oder denken wir an ein System aus zwei Zeichen bestehend, deren eines
Annahme, das andre Ablehnung dargebotener Gegenstände
ausdrückt.
Ist dies eine Sprache, besteht sie aus Sätzen?
Und anderseits: fällt alles was den Satzklang der deutschen Sprache hat unter den || unsern Satzbegriff? “Ich bin müde”, “2 × 2 ist 4”, “die Zeit vergeht”, “es gibt nur eine 0”? |
Das Wort “Satz”
bezeichnet noch keinen scharf begrenzten Begriff.
Wollen wir unserm Gebrauch dieses Wortes einen Begriff mit scharfen
Grenzen an die Seite stellen, so steht es uns frei ihn zu definieren,
ähnlich wie es uns freisteht
|| || |
“Was geschieht, wenn ein neuer Satz in
die Sprache aufgenommen wird: was ist das Kriterium dafür,
daß es || er ||
das neue Gebilde || das Neue
ein Satz ist?”
Denken wir uns einen solchen
Fall.
Wir lernen, etwa, einen neuen Hautreiz kennen, das || Wir lernen etwa eine neue Erfahrung
kennen, das
Bremseln
des elektrischen Schlages, & sagen davon aus, es sei unangenehm.
Mit welchem Rechte nenne ich diese neu gebildete Aussage einen “Satz”?
Nun, mit welchem Rechte habe ich denn von einer neuen “Erfahrung” geredet, oder, noch
genauer, von einer neuen “Muskelempfindung”?
Doch wohl, nach Analogie meines früheren Gebrauches dieser Wörter.
Mußte ich aber, anderseits, das Wort “Erfahrung” & das Wort “Satz”
in dem neuen Fall gebrauchen?
Ist denn damit schon etwas über das Bremseln || die Empfindung des elektrischen
Schlages ausgesagt, daß man sagt es sei eine Erfahrung || ich dafür das Wort Erfahrung
gebrauche? || daß ich es eine Erfahrung
nenne?
Und was läge daran, wenn ich den Ausdruck
|| die Aussage
“das Bremseln ist unangenehm” aus dem Satzbegriff ausschlösse, weil ich
dessen || seine Grenzen schon früher fest || endgültig gezogen hätte?
|
Vergleiche mit dem Satzbegriff den Begriff ‘Zahl’, & anderseits den Begriff der ‘Kardinalzahl’.
Zu den Zahlen rechnen wir die Kardinalzahlen, Rationalzahlen,
irrationalen Zahlen, komplexen Zahlen; ob wir noch andere Konstruktionen, nach ihrer Ähnlichkeit mit 102 diesen, Zahlen nennen,
oder die Grenze hier oder anderswo endgültig
ziehen wollen, steht uns frei.
Der Zahlbegriff ist darin analog dem Begriff des Satzes.
Anderseits || Dagegen
¤ || kann man den Begriff der Kardinalzahl
[1, ξ,
ξ + 1] einen streng umschriebenen nennen,
&
||
d.h. er ist ‘Begriff’ in einem andern
Sinne dieses Wortes.
|
Wie bin ich denn zum Begriff ‘Satz’, oder zum Begriff ‘Sprache’ gekommen?
Doch nur durch die Sprachen, die ich gelernt habe. –
Aber die scheinen mich in gewissem Sinne über sich selbst
hinausgeführt zu haben, denn ich bin jetzt im Stande, eine neue Sprache zu
konstruieren, z.B., Wörter zu
erfinden. –
Also gehört diese Konstruktion noch zum Begriff der
Sprache.
Aber nur, wenn ich ihn so festlege. || festlegen will.
Immer wieder hat der Sinn des “u.s.w.”
eine Grenze. in der
Grammatik. || ist der Sinn meines “u.s.w.”
grammatisch begrenzt.
|
Ich kann in der Logik (innerhalb || in einer exakten Grammatik) nicht ins Blaue
verallgemeinern.
Ich rede aber hier nicht von einer || denke aber hier nicht an die Einschränkung durch eine “Theorie der
Typen”. ||
Ich meine hier aber nicht eine Einschränkung durch “logische
Typen”.
,
Sondern, || : die Verallgemeinerung ist ein Zeichen mit bestimmten grammatischen
Regeln. || bestimmter Grammatik.
D.h. die Unbestimmtheit der
Allgemeinheit ist keine logische Unbestimmtheit.
Sie ist eine Bewegungsfreiheit in einem || im
Raum, nicht die || eine Unbestimmtheit der Geometrie 103 des Raumes. ||
Sie ist eine Bewegungsfreiheit, nicht eine Unbestimmtheit der
Geometrie.
¥
⋎ S. 191 B
|
Über sich selbst führt uns kein Zeichen
hinaus, & auch kein Argument.
|
Was tut der, der eine neue Sprache konstruiert
(erfindet), nach welchem Prinzip geht er vor?
Denn dieses Prinzip ist der Begriff der ‘Sprache’.
– Erweitert (verändert) jede neu konstruierte
Sprache den Begriff der Sprache?
– Überlege, welches Verhältnis sie zum
früheren Begriff hat.
Das kommt darauf an, wie dieser Begriff festgelegt
wurde.
– Denken wir an das Verhältnis der Komplexen Zahlen zum
ältern Zahlbegriff; & anderseits, an den Fall, wenn zum ersten Mal
zwei bestimmte (etwa sehr große) Kardinalzahlen hingeschrieben
& mit einander multipliziert werden, & an das
Verhältnis dieser neuen Multiplikation zum allgemeinen
Begriff der Multiplikation von Kardinalzahlen.
|
⍈
A
Das ist es auch, was ich damit gemeint habe, “daß es zwar in der Wirklichkeit Überraschungen gibt, aber nicht in der Grammatik”. |
¥
⋎ S. 191 A
Aber, wenn so der allgemeine Begriff der Sprache, sozusagen, zerfließt, zerfließt da nicht auch die Philosophie? Nein, denn ihre Aufgabe || die Aufgabe der Philosophie ist nicht, eine neue, die richtige ideale, Sprache zu schaffen, sondern den Sprachgebrauch unserer Sprache – der bestehenden – zu klären. Ihr Zweck ist es besondere 104 Mißverständnisse zu beseitigen; nicht,
etwa, ein eigentliches Verständnis erst zu schaffen.
|
Der welcher darauf aufmerksam macht, daß ein Wort in
zwei || mehreren verschiedenen Bedeutungen gebraucht wurde, oder,
daß bei dem Gebrauch eines Ausdrucks uns dieses irreführende Bild
vorschwebt, & der überhaupt die Regeln
feststellt (tabuliert), nach denen gewisse Worte
gebraucht werden, hat gar nicht die Pflicht übernommen eine
Erklärung (Definition) des Wortes “Regel”, oder “Satz”, oder “Wort”, etc. zu
geben.
Es ist mir erlaubt das Wort “Regel” zu verwenden, ohne zuerst || erst die Regeln des Gebrauchs dieses Wortes zu tabulieren. Und diese Regeln sind nicht Über-Regeln. |
Und die Philosophie hat es in demselben Sinn mit
Kalkülen zu tun, wie sie es mit Gedanken, Sätzen & Sprachen zu tun hat.
Hätte sie's aber wesentlich mit dem Begriff des
Kalküls zu tun, also mit dem Begriff des Kalküls vor allen
Kalkülen, so gäbe es eine Metaphilosophie. (Aber die gibt es nicht.
¤
Man könnte alles, was wir zu sagen haben, so darstellen, daß das als ein leitender Gedanke
erschiene.)
|
105
Wie gebrauchen wir denn das Wort “Regel”, wenn wir etwa von Spielen reden?
Im Gegensatz wozu?
– Wir sagen z.B.
“das folgt aus dieser Regel”, aber dann
können || könnten wir ja die
Regel des Spiels || betreffende Regel zitieren & so das Wort “Regel”
ersetzen || vermeiden.
Oder wir sprechen von “allen Regeln des
Spiels” & müssen sie dann entweder aufgezählt
haben || haben sie dann entweder aufgezählt (& dann liebt wieder der erste Fall vor), oder wir
sprechen von den Regeln als einer Gruppe, die || deren Glieder || Gruppe von Ausdrücken, die auf bestimmte Art aus gegebenen Grundregeln erzeugt werden, &
dann steht das Wort “Regel” für den
Ausdruck dieser Grundregeln & Operationen.
Oder wir sagen: “das
ist eine Regel, das nicht”, – wenn
das zweite, etwa, nur ein einzelnes Wort ist
+
(oder ein nicht vollständiger Satz im Sinne der
deutschen Grammatik), oder die Illustration
einer Konfiguration || Stellung der
Spielsteine. || Spielfiguren.
(Oder: “nein, das ist nach der
neuen Abmachung auch eine Regel”.)
– Wenn wir etwa das Regelverzeichnis des Spiels aufzuschreiben hätten, so könnte so etwas gesagt werden & dann hieße es: || bedeutete es:
das gehört hinein, das
nicht.
Aber nicht vermöge einer bestimmten Eigenschaft (nämlich der, eine Regel zu sein); wie || Eigenschaft, der nämlich, eine Regel zu
sein; wie wenn man lauter Äpfel in eine Kiste packen möchte,
& sagt: “nein, das gehört nicht
hinein, das ist eine Birne”.
Ja, aber wir nennen doch manches “Spiel”, & manches nicht, & manches “Regel”, & manches nicht! – Aber auf die Abgrenzung alles dessen, was wir Spiel nennen gegen alles Andere, kommt es ja nie an. – Die Spiele sind für uns die Spiele, von denen wir gehört haben, die wir aufzählen können, & etwa noch einige nach Analogie neu gebildete; & wenn jemand etwa ein Buch über die Spiele schriebe, 106 so brauchte er eigentlich das Wort “Spiel” auch im Titel des Buches nicht unbedingt || zu verwenden, sondern als Titel könnte eine Aufzählung
der Namen der einzelnen Spiele stehen.
Und gefragt: Was ist denn aber das Gemeinsame aller dieser Dinge, weswegen Du sie zusammenfaßt? – könnte er sagen: ich weiß es nicht in einem Satz || ohne weiteres anzugeben, – aber Du siehst ja viele Analogien. Im übrigen scheint mir diese || die Frage müßig, da ich auch wieder¤, nach Analogien fortschreitend, || fortfahrend, durch unmerkbare Stufen, zu Gebilden kommen kann, die niemand mehr im gewöhnlichen Leben “Spiel” nennen würde. Ich nenne daher “Spiel” das, was auf dieser Liste steht, wie auch, was diesen Spielen bis zu einem gewissen (von mir nicht näher bestimmten || festgelegten) Grade ähnlich ist. Und ich behalte mir || Übrigens behalte ich mir vor, in jedem neuen Fall zu entscheiden, ob ich etwas zu den Spielen rechnen will oder nicht. |
Und so verhält es sich mit dem Begriff
‘Regel’, ‘Satz’, ‘Sprache’, etc..
Nur in besonderen Fällen (d.h., nicht immer, wenn wir das Wort “Satz || Regel” gebrauchen) handelt es sich darum
die
Sätze || Regeln von etwas abzugrenzen, was nicht
Satz || Regel ist, & dann können leicht Grenzen gezogen werden. || & in allen diesen Fällen ist es leicht das
unterscheidende Merkmal zu geben.
Wir brauchen das Wort “Regel” im
Gegensatz zu “Wort”, “Abbildung” & einigem Andern,
& diese Abgrenzungen sind klar zu ziehen. || können klar gezogen werden.
107
Dagegen ziehen wir dort meist keine Grenzen, wo wir sie
nicht brauchen.
(Es ist, wie wenn man für gewisse Spiele nur einen Strich
mitten durchs Spielfeld zieht um die Parteien zu trennen || scheiden, das Feld aber im übrigen nicht begrenzt, weil es nicht nötig
ist.)
Wir können das Wort “Pflanze” in unmißverständlicher Weise gebrauchen, aber es lassen sich unzählige Grenzfälle konstruieren, für welche die Entscheidung, ob etwas noch unter den Begriff ‘Pflanze’ falle || fällt, erst zu treffen wäre. Ist aber deshalb die Bedeutung des Wortes “Pflanze” in allen andern Fällen unsicher, || mit einer Unsicherheit behaftet, sodaß man sagen könnte, wir verstehen das Wort gar nicht? || eigentlich nicht? || könnte, wir gebrauchen das Wort, ohne es zu verstehen? Ja, würde uns eine Definition, die den || diesen Begriff nach mehreren Seiten hin begrenzte, die Bedeutung des Wortes in allen Sätzen klarer machen, & würden wir daher || also alle Sätze, in denen es vorkommt, ◇◇◇ besser verstehn? |
¥
⋎ [S. 192
und das Folgende bis S. 196 zum
Strich.]
Der Gebrauch des Wortes “Spiel”, “Satz”, “Sprache”, etc. hat die Verschwommenheit des normalen Gebrauchs aller || der Begriffswörter unserer Sprache. Zu glauben, sie wären darum unbrauchbar, oder doch ihrem Zweck nicht ganz || ideal entsprechend, wäre so || so, als wollte man sagen: “der Duft dieser Rose || Blumen ist nichts nutz, weil man nicht weiß, wo er anfängt & wo er || die Wärme die dieser Ofen gibt ist nichts nutz, weil man nicht weiß, wo sie anfängt & wo sie aufhört”. Will ich zur Aufklärung & zur Vermeidung von Mißverständnissen im Gebiet eines solchen Sprachgebrauchs scharfe Grenzen ziehen, so werden sich diese zu den verfließenden 108 Grenzen im natürlichen
Sprachgebrauch
(◇◇◇) verhalten, wie die scharfen || scharfe Konturen in einer Federzeichnung zu den allmählichen
Übergängen von Farbflecken in der
dargestellten Wirklichkeit.
|
Unsere Betrachtungsweise ist entgegengesetzt der Platos.
Sokrates
weist den Schüler zurecht, der, nach dem Wesen der Erkenntnis gefragt || auf die Frage nach dem Wesen der Erkenntnis, Erkenntnisse aufzählt.
& || Und er läßt diese Aufzählung || dies
auch nicht als
◇◇◇
einen vorläufigen Schritt zur Beantwortung der Frage gelten.
Während unsere Antwort gerade eine solche Aufzählung
& die Angabe einiger Analogien ist. ||
Und er ||
Sokrates
sieht darin auch nicht einen vorläufigen Schritt zur
Beantwortung der Frage.
Während unsere Antwort in einer
solchen Aufzählung & der Angabe einiger Analogien besteht.
(Wir machen es uns in der Philosophie in gewissem
Sinne immer leichter & leichter.)
|
Die Philosophie der Logik redet in keinem andern
Sinn von Sätzen & Wörtern, als wir es
im gewöhnlichen Leben tun, wenn wir sagen
“hier steht ein chinesischer Satz
aufgeschrieben”, oder
“nein, das sieht nur aus wie
ein Satz, ist aber keiner” || , sondern ein Ornament” || Wörter || ein Wort || ein Schriftzeichen, ist aber ein Ornament”, etc.
etc..
Wir reden von dem räumlichen & zeitlichen Phänomen der Sprache, nicht von einem unräumlichen & unzeitlichen Unding. Aber wir reden von ihr so, wie von den Figuren des Schachspiels, 109 indem wir Regeln für ihren Gebrauch angeben || indem wir Spielregeln für sie angeben, nicht ihre physikalischen Eigenschaften
beschreiben.
Die Frage “was ist ein Wort” ist analog der: “was ist eine Schachfigur (etwa der Schachkönig)”. |
⍈
Zu Bd.
XI./49/1
Wir können leicht, beim Nachdenken über die Sprache & Bedeutung, dahin kommen zu || , daß wir denken, wir redeten in der Philosophie eigentlich nicht von Wörtern & Sätzen im ganz hausbackenen Sinn, || dürften in der Philosophie eigentlich nicht von Wörtern & Sätzen im ganz hausbackenen Sinn reden, || man redete in der Philosophie eigentlich nicht von Wörtern & Sätzen im ganz hausbackenen Sinn, sondern in einem sublimierten, abstrakten Sinn. – So als wäre ein bestimmter Satz nicht eigentlich das, was irgend ein Mensch ausspricht, sondern ein Idealwesen (die “Klasse aller gleichbedeutenden Sätze”, oder dergleichen). Aber ist auch der Schachkönig von dem die Schachregeln handeln ein solches Idealding, ein abstraktes Wesen? ¥ [Dazu der Satz ‘Spinnennetz …’] ⇒ [“Hier ist es schwer den Kopf …”] [neue Zeile, nicht Absatz]
¥
S. 110 A
|
Wir können in der Philosophie auch
keine größere Allgemeinheit erreichen, als in dem, was wir im
Leben & in der Wissenschaft sagen.
Auch hier (wie in der Mathematik) lassen wir alles, wie es
ist.
|
Wenn ich über Sprache (Wort, Satz, etc.) rede, muß
ich die Sprache des Alltags reden.
Ist diese Sprache etwa zu grob, materiell, für das, was wir sagen
wollen?
Wie ist eine andere || Und wie wird denn eine andere
110 gebildet?
– Und wie merkwürdig, daß wir
dann mit der unsern überhaupt etwas anfangen
können!
Daß ich bei || in den philosophischen Erklärungen der || über die Sprache schon die volle Sprache (nicht etwa eine vorbereitende, vorläufige) anwenden muß, zeigt schon, daß ich nur Äußerliches über die Sprache vorbringen kann. “Ja, aber wie können uns diese Ausführungen dann befriedigen?” – Nun, Deine Fragen wären || waren ja auch schon in dieser Sprache abgefaßt! – Und Deine Skrupel sind Mißverständnisse. – Deine Fragen beziehen sich auf Wörter, so muß ich von Wörtern reden. Man sagt: Es kommt nicht auf's Wort an, sondern auf seine Bedeutung; & denkt dabei an die Bedeutung, wie an eine Sache von der Art des Worts, wenn auch vom Wort verschieden. Hier das Wort, hier die Bedeutung. Das Geld & die Kuh, die man dafür kaufen kann. (Anderseits aber: das Geld, & sein Nutzen.) |
⍈
[Zu S. 109] A
(Über unsre Sprache sind nicht mehr
Bedenken || Skrupel gerechtfertigt, als ein Schachspieler über das
Schachspiel hat, nämlich keine.)
|
Wenn wir nach der allgemeinen Satzform fragen –, bedenken wir, daß die gewöhnliche Sprache zwar
einen bestimmten
◇◇◇
Satzrhythmus, Satzklang hat, 111 daß wir aber nicht alles, was diesen Satzklang hat, einen Satz nennen || , was ‘wie ein Satz klingt’, “Satz” nennen. –
Daher spricht man auch vom
sinnvollen & unsinnigen “Satz”.
Anderseits aber ist dieser Satzklang dem was wir in der Logik Satz nennen natürlich nicht wesentlich. Der Ausdruck “gut Zucker” klingt nicht wie ein deutscher Satz, kann aber doch sehr wohl den Satz “Zucker schmeckt gut” ersetzen. Und zwar nicht etwa nur, wenn || etwa so, daß wir uns Worte || etwas Fehlendes hinzudenken müßten. (Vielmehr kommt es nur auf das Sprachsystem || Ausdruckssystem an dem der Ausdruck “gut Zucker” angehört.) Es fragt sich also, ob wir abgesehen von diesem irreführenden Satzklang noch einen allgemeinen Begriff vom Satz haben. |
Denken wir uns die deutsche Sprache so geändert
daß die Reihenfolge der Wörter im Satz die umgekehrte der
gegenwärtig richtigen ist.
Das Ergebnis wären also Sätze, wie wir sie || Wortfolgen welche wir erhalten, wenn wir die Sätze eines deutschen Buches
von rechts nach links durchlesen.
Es ist klar, daß die Mannigfaltigkeit der
Ausdrucksmöglichkeiten dieser neuen Sprache
genau die gleiche wie die der deutschen sein muß; aber wir könnten
einen längeren Satz, wenn er so gelesen würde nur äußerst schwer verstehen & würden
vielleicht nie lernen “in dieser Sprache zu
denken”.
(Das Beispiel einer solchen Sprache kann manches
Wesentliche am Gedanken || am Wesen des Gedankens || dessen, was wir “Gedanken” nennen, klar machen.)
|
Die Erklärung: “Satz
sei alles, was wahr oder 112 falsch sein kann” bestimmt den
Begriff des Satzes in einem
besondern
Sprachsystem als das, was in diesem System Argument einer Wahrheitsfunktion
sein kann.
Und wenn wir von dem sprechen, was der Satzform als solcher wesentlich ist, || sprechen, was den Satz zum Satz macht, so sind wir geneigt die Wahrheitsfunktionen zu meinen. “Satz ist alles, was wahr oder falsch sein kann” heißt dasselbe wie: “Satz ist alles, was sich verneinen läßt”. |
Ist es denn richtig, zu schreiben
““p” ist wahr”, “‘p’ ist falsch”; muß es nicht heißen “
p
ist wahr” (oder falsch)?
Der Tintenstrich ist doch nicht wahr; wie er schwarz
& krumm ist.
Sagt denn “‘p’ ist wahr” etwas über das Zeichen ‘p’ aus? – “Ja, es sagt, daß ‘p’ mit der Wirklichkeit übereinstimmt.” – Denken wir uns || Betrachten wir, statt eines Satzes der Wortsprache, ein gezeichnetes Bild das nach exakten Projektionsregeln mit der Wirklichkeit zu vergleichen ist. 113
Hier muß es sich gewiß am deutlichsten zeigen, was “‘p’ ist wahr” von dem Bild ‘p’ aussagt.
Man kann also den Satz “‘p’ ist
wahr” mit dem vergleichen: “dieser Gegenstand hat die Länge dieses Maßstabes || Meterstabes”; & “p” dem Satz: “dieser Gegenstand ist 1 m
lang”.
Aber der Vergleich ist falsch, denn “dieser
Meterstab” ist eine Beschreibung, weil “Meterstab” eine
Begriffsbestimmung ist. || “Meterstab” eine Begriffsbestimmung.
Dagegen tritt in “‘p’ ist
wahr” der Maßstab unmittelbar || selbst in den Satz ein.
‘p’ repräsentiert hier einfach die Länge & nicht den
Meterstab.
Denn die darstellende Zeichnung ist ja auch gar nicht ‘wahr’, außer nach einer bestimmten
Projektionsmethode, die den Maßstab zu einem rein geometrischen
Anhängsel der gemessenen Strecke macht.
|
Man kann es auch so sagen: Den Satz
“‘p’ ist wahr”
kann man nur dann verstehen wenn man die Grammatik des Zeichens “‘p’” als eines Satzzeichens
versteht; nicht, wenn
“‘p’” einfach der Name der Gestalt
eines bestimmten Tintenstriches ist.
– Und endlich kann man sagen die
Anführungszeichen im Satz
“‘p’ ist wahr” sind einfach
überflüssig.
|
Wenn man erklärt, || :
“(x) ∙ fx” sei wahr, wenn
“f( )” für alle Substitutionen einen wahren Satz || wahre Sätze
ergibt, – so bedenken wir, daß der Satz “(x) ∙ fx” aus dem Satz “‘f( )’ gibt für alle Substitutionen wahre
Sätze” folgt, & umgekehrt dieser aus
jenem.
Die beiden Sätze sagen also das selbe.
Jene Erklärung setzt also den Mechanismus 114 der Verallgemeinerung nicht erst aus seinen Teilen
zusammen. –
|
Man kann natürlich nicht sagen, Satz sei dasjenige,
wovon man “wahr” &
“falsch” aussagen kann, in dem Sinne,
als könnte man versuchen, zu welchen Symbolen die
Wörter “wahr” & “falsch” paßten & danach
entscheiden, ob etwas ein Satz ist.
|| als könnte man
zum Versuch || versuchsweise Symbole mit den Wörtern “wahr” & “falsch” zusammenstellen & || um zu sehen ob sie Sinn ergeben.
Denn dieser Versuch könnte || mit diesem Versuch könnte man nur dann etwas bestimmen, || entscheiden, wenn
“wahr” & “falsch” schon bestimmte Bedeutungen
haben, & das können sie nur wenn der Zusammenhang in dem sie vorkommen dürfen bereits festgelegt ist.
(Denke auch an die Bestimmung von Redeteilen durch Fragen. “Wer oder was …?”) |
“Kann man die allgemeine Form
des Satzes angeben?“
– Warum nicht?
Wie man ja auch
den Begriff Zahl festlegen || die allgemeine Form der Zahl angeben könnte, durch das Zeichen “[0, ξ,
ξ + 1]”
z.B..
Es steht mir doch || ja frei nur das
“Zahl” zu nennen, & so auch, eine analoge Vorschrift zur Bildung von Sätzen oder Gesetzen zu geben & das Wort
“Satz” oder “Gesetz” als Äquivalent dieser Vorschrift
zu || kann ich eine analoge Vorschrift auch zur Bildung
von Sätzen oder Gesetzen geben & das Wort “Satz” oder “Gesetz” als Äquivalent dieser
Vorschrift gebrauchen.
– Wehrt man sich dagegen & sagt, es
sei doch klar, daß dadurch nur gewisse Gesetze von andern abgegrenzt
worden seien, so antworte ich: Du kannst freilich nicht 115 eine Grenze ziehen, wenn Du von vornherein
entschlossen bist keine anzuerkennen!
Es bleibt dann natürlich die Frage: || Die Frage bleibt natürlich:
Wie gebrauchst Du das Wort Satz?
Im Gegensatz wozu? –
|
(“Kann ein Satz von allen Sätzen handeln, oder allen Satzfunktionen,
handeln?”
– Was meint man damit?
Denkt man an einen Satz der Logik? –
Wie sieht denn der Beweis des || eines solchen Satzes
◇◇◇
aus?)
|
⍈
[Zu S. 114] B
Wenn ich übrigens “es verhält sich so & so” als allgemeine Satzform gelten lasse, dann muß ich “2 + 2 = 4” unter die Sätze rechnen. Es braucht weitere Regeln, um die Sätze der Arithmetik auszuschließen. |
⍈
[Zu S. 114] A
In dem Schema “es verhält sich so & so” ist der Ausdruck || das “es verhält sich” eigentlich der Angriff für die Wahrheitsfunktionen. “Es verhält sich” ist also ein Ausdruck aus einer Notation der Wahrheitsfunktionen. Ein Ausdruck der uns zeigt, welcher Teil der Grammatik hier in Funktion tritt. |
Eine allgemeine Satzform bestimmt den Satz als Glied eines
Kalküls.
|
Die Regeln, welche aussagen, || sagen, daß die & die Zusammenstellungen von Worten || Wörtern keinen Sinn ergibt, sind sie mit den Festsetzungen für
das Schachspiel zu vergleichen, daß es, z.B., keine Spielstellung
116 ist, wenn zwei Figuren auf demselben
Feld stehen, oder eine Figur auf der Grenze zweier Felder, etc.?
Diese Sätze sind wieder ähnlich gewissen Handlungen; wie
wenn man z.B. ein Schachbrett aus einem
größeren Stück eines karierten Papiers
herausschnitte.
Sie ziehen eine Grenze. –
Was heißt es denn, zu sagen: “diese Wortzusammenstellung ist sinnlos || hat || besitzt keinen Sinn”? Von einem Wort || Namen (einer Lautreihe) kann man sagen: “diesen Namen habe ich niemandem gegeben”; & das Namengeben ist eine bestimmte Handlung (Umhängen eines Täfelchens). Denke || Denken wir an die Darstellung der Reise || Reiseroute eines Forschers durch eine Linie, die wir in den Projektionen der beiden Erdhalbkugeln ziehen. || die in den Projektionen der beiden Erdhalbkugeln gezogen ist. Wir können nun sagen: Ein Linienstück, das || welches auf der Zeichenebene die Grenzkreise dieser Projektionen verläßt, ist in dieser Darstellung sinnlos. Man könnte es auch so ausdrücken || sagen: Keine Vereinbarung ist darüber getroffen worden. || Nichts ist darüber vereinbart worden. |
“Wie mach' ich's denn, um ein Wort
immer sinnvoll anzuwenden; schaue ich immer in
der Grammatik nach?
Nein, daß ich etwas meine, – was ich meine, hindert mich Unsinn zu sagen”.
– Aber was meine ich denn? –
Ich möchte sagen: Ich rede vom Teilen eines
Apfels, aber nicht vom Teilen der Farbe Rot, weil ich bei den Worten “teilen eines Apfels” mir etwas
denken kann, etwas vorstellen, etwas wollen kann, – beim Ausdruck “teilen der 117 Farbe Rot” nicht.
(Und ist es etwa so, daß man bei diesen Worten nur noch
keine Wirkung auf andere Menschen beobachtet
hat?)
Richtiger wäre es zu sagen, daß ich bei den Worten “teilen eines Apfels” mir etwas denke, vorstelle, etwas
will, aber nicht beim Ausdruck “teilen der Farbe
rot”.
Der Ausdruck “ich teile Rot” kann aber doch einen Sinn haben (z.B. den des Satzes “ich teile etwas Rotes”). – Was, wenn ich fragte: welches Wort, welcher Fehler, macht den Ausdruck zum Unsinn? Da sieht man, daß wir bei diesem Ausdruck, trotz seiner Sinnlosigkeit, an ein ganz bestimmtes grammatisches System denken. Daher sagen wir auch “Rot kann man nicht teilen”, geben also eine Antwort; während man auf eine Wortzusammenstellung wie “ist hat gut” nichts antworten würde. – Denkt man nun aber an ein bestimmtes System, Sprachspiel mit seiner Anwendung, dann sagt, daß “ich teile rot” unsinnig ist, vor allem, daß dieser Ausdruck nicht zu dem bestimmten Spiel gehört, zu dem es, auf den ersten Blick seinem Aussehen nach zu gehören scheint. |
Was machen wir nun ||
Wie machen wir es nun, wenn wir der Wortgruppe “ich teile
Rot” einen Sinn geben?
– Ja wir können || könnten doch ganz Verschiedenes aus ihr machen: einen Erfahrungssatz, einen Satz der Arithmetik (wie 2 + 2 =
4), einen unbewiesenen Satz der Mathematik (wie den Goldbachschen Satz), einen Ausruf, und anderes.
Ich habe 118 also eine beliebige Auswahl; & wie ist die
begrenzt?
Das ist schwer zu sagen –: durch allerlei Arten von
Nützlichkeit, & auch durch die formelle Ähnlichkeit der
Gebilde mit gewissen primitiven Satzformen, & alle diese Grenzen sind
verschwommen.
|
“Woher || Wie weiß ich, daß man Rot nicht teilen kann?”
–
Das ist selbst
gar
keine Frage. –
Ich möchte sagen: “Man || Ich muß mit der Unterscheidung von Sinn & Unsinn anfangen. Vor ihr ist nichts möglich. Ich kann sie nicht begründen.” |
Kann man fragen: “wie
müssen die grammatischen Regeln für die Wörter
beschaffen sein, damit sie einem Satz Sinn
geben”?
Ich sage z.B.: “Hier liegt kein Buch, aber es könnte eins da liegen; dagegen ist es unsinnig zu sagen, die Farben grün & rot könnten zu gleicher Zeit an einem Ort sein. Aber, wenn der Satz dadurch sinnvoll wird, daß er mit den grammatischen Regeln in Einklang ist, ◇◇◇ so machen wir eben die Regel, die den Satz “rot & grün sind zugleich an diesem Fleck” zuläßt. Gut; aber damit ist nun die Grammatik dieses Ausdrucks noch nicht festgelegt. Es müssen erst noch weitere Bestimmungen darüber getroffen werden, wie ein solcher Satz zu gebrauchen ist; wie er z.B. verifiziert 119 wird.
|
Wenn man auch den Satz als Bild des beschriebenen
Sachverhalts auffaßt & sagt, der Satz zeige eben, wie es ist, wenn || wie sich die Dinge verhalten, wenn er wahr ist, er zeige also die Möglichkeit des behaupteten Sachverhalts; so kann der Satz doch bestenfalls tun, was ein gemaltes, oder modelliertes, Bild tut, & er kann also jedenfalls nicht das
wirklich hinstellen, was nun einmal nicht der Fall ist.
Also hängt es ganz von unserer Grammatik ab, was möglich genannt wird & was nicht, nämlich eben was sie
zuläßt.
Aber das ist doch willkürlich!
– Gewiß; aber grammatische Gebilde, welche wir
Erfahrungssätze nennen, z.B. die, welche eine sichtbare
Verteilung von Körpern im Raum beschreiben & sich durch eine
zeichnerische Darstellung ersetzen ließen, haben eine bestimmte Anwendung, einen
bestimmten Nutzen.
Aber nicht jede Konstruktion, die einem solchen Satz || Erfahrungssatz ihrer äußern Form nach, ähnlich ist &
die in einem Kalkül eine irgendwie
ähnliche Rolle spielt, hat
einen analogen Nutzen || eine analoge Anwendung, & wir werden dann nicht geneigt sein diese Konstruktion einen
Satz zu nennen.
|
“Möglich” heißt hier soviel wie “denkbar”; aber “denkbar” kann heißen
“malbar”, “modellierbar”, “vorstellbar”, also:
darstellbar in einem bestimmten System.
Nun, da kommt es auf das System an. –
120
Man fragt z.B.: “ist es denkbar, daß eine Baumreihe endlos || in gerader Richtung weiterläuft, ohne je zu einem Ende zu
kommen?”
– Warum soll das nicht ‘denkbar’ sein, es ist doch
jedenfalls in einem grammatischen System aussprechbar.
Aber was ist nun die Anwendung
so eines || des Satzes, wie wird er verifiziert, welche Beziehung hat seine Verifikation zu der eines Satzes wie: “diese Baumreihe läuft bis zum 100sten
Baum weiter. || endet mit dem 100sten
Baum”?
Das wird uns zeigen wie viel diese Denkbarkeit– || , sozusagen– || , wert ist.
chemisch möglich:
|
“Ich habe tatsächlich nie gesehen, daß ein
schwarzer Strich nach & nach immer heller wird, bis er weiß ist,
& dann immer rötlicher bis er rot ist; aber ich weiß,
daß es möglich ist, weil ich es mir vorstellen
kann.”
– Die Ausdrucksweise “ich
weiß, daß es möglich ist, weil
…” ist von Fällen hergenommen, wie: “ich weiß, daß es möglich ist diese || die Tür mit diesem Schlüssel aufzusperren, weil ich es schon
einmal getan habe”.
Vermute ich also in dem Sinn, || : daß jener Farbenübergang möglich sein wird, weil ich
mir ihn vorstellen kann?
– Muß es nicht vielmehr heißen || Ist es nicht vielmehr so: “der Farbenübergang ist möglich” heißt hier
dasselbe wie “ ich kann mir ihn vorstellen”?
– Wie ist es damit: “Das Alphabet
läßt sich laut hersagen, weil ich es mir im Geiste hersagen kann”?
Und “ich kann mir den Farbenübergang vorstellen” ist hier keine Aussage über 121 meine besondere Vorstellungskraft, wie der
Satz
“ich kann 50 kg || diesen Stein heben” eine Aussage über meine
Muskelkraft.
Der Satz “ich kann es mir || mir den Übergang vorstellen”,
ebenso wie der “dieser Sachverhalt
läßt sich zeichnen”, verbindet die Sprachliche Darstellung mit einer anderen Darstellungsweise; er
ist als Satz der Grammatik zu verstehn.
|
¥
⋎ S. 122 A
Wenn man die Sinnlosigkeit einer, Erfahrungssätzen ähnlichen, Redeweise || gewisser, Erfahrungssätzen ähnlichen, Redeweisen || metaphysischer Redeweisen dartun will, sagt man oft: “ich könnte mir das Gegenteil davon nicht vorstellen”, oder: “wie wäre es denn, wenn's anders wäre”. (Wenn z.B. jemand gesagt hätte, daß meine Vorstellungen privat seien, daß nur ich allein es wissen kann, wenn ich Schmerzen empfinde, etc..) Kann ich mir nicht vorstellen || Nun, wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie es anders wäre, so kann ich mir auch nicht vorstellen, wie es so sein kann. || daß es so wäre. || es wäre so. || ¤ daß es so ist. Denn, “ich kann mir nicht vorstellen” deutet hier nicht auf eine || auf eine mangelnde Vorstellungskraft. Ich kann ja ebensowenig || auch nicht versuchen, es mir vorzustellen: Es ergibt keinen Sinn, zu sagen, “ich stelle es mir vor”. Und das heißt, || : eine Verbindung zwischen diesem Satz & der Darstellungsweise der Vorstellung (oder Zeichnung) ist nicht gemacht. Warum sagt man aber gerade: “ich kann mir nicht vorstellen, wie es anders wäre || sein könnte” & nicht “ich kann mir das nicht vorstellen”? Man sieht den unsinnigen Satz (z.B. “dieser Stab hat eine Länge” hier als eine 122
(Art) Tautologie an, im Gegensatz zu einer Kontradiktion.
Man sagt gleichsam:
“Ja, er hat eine Länge; aber wie
könnte es denn anders sein; also, wozu es
sagen!”
Wir sind versucht auf den Satz “dieser Stab hat eine Länge” nicht “Unsinn!” zu antworten || werden auf den Satz “dieser Stab hat eine Länge” nicht antworten “Unsinn!”, sondern: “Freilich!”. Wir könnten es auch so sagen: Wenn wir die beiden Sätze “dieser Stab hat eine Länge” & seine Verneinung “dieser Stab hat keine Länge” hören, so sind wir parteiisch & neigen dem ersten Satze zu; statt beide für Unsinn zu erklären. Der Grund dieser Einseitigkeit aber ist eine Verwechslung: Wir sehen den ersten Satz verifiziert (& den zweiten falsifiziert) dadurch, “daß der Stab 4 m hat”. “Und 4 m ist doch eine Länge”, – aber man vergißt, daß dies ein Satz der Grammatik ist. |
⍈
[Zu S. 121 [neuer
Absatz]] A
Es scheint, als könnte man sagen: die Wortsprache
läßt unsinnige Wortzusammenstellungen zu, die
Sprache der Vorstellung aber nicht unsinnige Vorstellungen.
Also die Sprache der Zeichnung auch nicht unsinnige Zeichnungen; –
aber so ist es nicht: denn eine Zeichnung kann auf gleiche Weise unsinnig
sein, wie ein Satz.
Denken wir an eine Werkzeichnung nach welcher ||
der
der Dreher arbeiten soll; hier ist es sehr leicht sich das exakte Analogon
zu einem unsinnigen Scheinsatz vorzustellen.
Denken wir auch an das Beispiel vom Einzeichnen einer
Reiseroute in die Projektionen der Erdkugel.
|
123
⍈ [Zu S. 103] A “Aber die Sprache kann sich doch erweitern.” – Gewiß; aber wenn dieses Wort “erweitern” hier einen Sinn hat, so muß ich jetzt schon wissen, was damit gemeint ist || was ich damit meine, muß angeben können, wie ich mir so eine Erweiterung vorstelle. Und was ich jetzt nicht denken kann, das kann ich jetzt auch nicht ausdrücken, & auch nicht andeuten. Und das Wort “jetzt” bedeutet hier: “in diesem Kalkül”, oder: “wenn die Worte nach diesen grammatischen Regeln gebraucht werden”. Hier haben wir auch || liegt auch dieses bohrende Problem: wie es möglich ist, an die Existenz von Dingen auch nur zu denken, wenn wir immer nur Vorstellungen – ihre Abbilder – sehen. – abgeschrieben – Wir fragen: “Wie bin ich denn aber überhaupt zu diesem Begriff gekommen?” Zu dieser Frage ist ganz richtig der Nachsatz zu denken: “ich konnte doch nicht mein eigenes Denken transzendieren”, “ich konnte doch nicht sinnvoll das transzendieren, was für mich Sinn hat”. Es ist das Gefühl: daß ich nicht auf Schleichwegen (hinterrücks) dahin kommen kann, etwas zu denken, was auf direktem Wege zu denken mir eigentlich verwehrt ist. daß es hier keine Schleichwege gibt, auf denen ich weiter kommen könnte, als auf dem direkten Weg. (Denke an die Mengenlehre & Ähnliches.) |
124
Man kann auch || oft zeigen, daß ein Satz metaphysisch gemeint ist, indem man fragt: “Soll das || was Du behauptest eine Erfahrungstatsache sein? Kannst Du Dir denken (vorstellen), daß es anders wäre?” – Willst Du sagen, Substanz sei noch nie zerstört worden, oder, es sei undenkbar, daß sie zerstört werde? Willst Du sagen daß die ◇◇◇ Erfahrung lehre, daß der Mensch immer das Angenehmere dem Unangenehmeren vorziehe? |
Seltsam, daß man sollte sagen können, der
& der Sachverhalt sei undenkbar!
Auch wenn wir im Denken wesentlich eine Begleitung des Ausdrucks sehen, so müssen also doch die Worte, die den
undenkbaren Sachverhalt in dieser Aussage
angeben unbegleitet sein.
Was soll sie also für einen Sinn haben? es sei denn,
daß sie aussagt || sagt, diese Worte seien sinnlos.
Aber dann ist nicht, quasi, ihr Sinn sinnlos; sondern sie
werden aus unserer Sprache
ausgeschlossen, || ausgeschaltet, wie etwa irgend ein beliebiges
Geräusch, & der Grund zu ihrer ausdrücklichen Ausschließung kann nur
darin liegen, daß wir versucht sind,
das Gebilde || sie mit einem Satz unserer Sprache zu verwechseln.
|
Welche Rolle der Satz im Kalkül spielt, das ist sein
Sinn.
Die Methode des Messens (des Messens 125 einer Länge z.B.) verhält sich zu einer bestimmten Messung genau so, wie der Sinn eines Satzes zu seiner Wahr-
oder Falschheit. ||
Die Methode des Messens ( || – einer Länge z.B.) || – verhält sich zur Richtigkeit eines
(bestimmten) Messungsresultats || einer
(bestimmten) Maßangabe genau so, wie der Sinn eines Satzes zu seiner Wahr- oder Falschheit.
|
Was heißt es denn: “entdecken, daß eine Aussage keinen Sinn
hat”?
– Und was heißt das: “wenn ich etwas damit meine, muß es doch
Sinn haben das zu sagen”?
–“ || ‘Wenn ich etwas damit meine’ –
wenn ich Was damit meine?! –
Man will sagen: der sinnvolle Satz ist der, den man nicht nur sagen, sondern den man auch denken kann. Oder heißt es: || Das wäre etwa als sagte man: das sinnvolle Bild ist das, was ich nicht nur zeichnen sondern auch modellieren kann. Und dies zu sagen, hätte Sinn. Aber das Denken des Satzes ist nicht eine Tätigkeit die man nach den Worten vollzieht (wie etwa das Singen nach den Noten). Das folgende Beispiel zeigt dies. Hat es Sinn zu sagen: “ich habe soviele Freunde, soviel || als die eine Lösung von x³ + 2x ‒ 3 = 0 ergibt”? Hier || , könnte man meinen, hätten wir || wir hätten || wäre || ist || hätten wir eine Notation, deren Grammatik allein es nicht bestimmt, ob ein Satz Sinn hat oder nicht. So daß es also von vornherein überhaupt nicht bestimmt || nicht von vornherein bestimmt wäre. ¥ Wenn der Ausdruck “die Wurzel der Gleichung …” eine Beschreibung im Russell'schen Sinne wäre, so hätte der Satz “ich habe n Äpfel & 2 + n = 6” einen andern Sinn, als der Satz “ich habe 4 Äpfel”. |
Der Sinn eines Satzes ist nicht pneumatisch (wie der Gedanke es nicht ist), sondern er ist das, was auf die Frage nach 126 der Erklärung des Sinnes zur Antwort
kommt.
Oder: der eine Sinn unterscheidet sich vom andern,
wie die Erklärung des einen von der Erklärung des andern.
Also auch: der Sinn des einen Satzes unterscheidet sich vom Sinn des
andern, wie der eine Satz vom andern.
Der Sinn des Satzes ist keine Seele. |
Etwas ist ein Satz nur in einer Sprache.
Einen Satz verstehen, heißt, eine Sprache verstehen.
Ein Satz ist ein Zeichen in einem System von Zeichen. Er ist eine Zeichenverbindung unter mehreren möglichen & im Gegensatz zu andern möglichen. Gleichsam eine Zeigerstellung im Gegensatz zu andern möglichen. |
“Geh' in der Richtung, in der der Pfeil
zeigt.”
“Geh' so viele Meter als || wieviele Meter || 100 mal soweit als der Pfeil lang ist.” “Mach soviele Schritte als ich Pfeile zeichne.” “Zeichne diesen Pfeil nach.” “Komm' um die Zeit die dieser Pfeil anzeigt wenn er der Stundenzeiger einer Uhr ist.” Für jeden dieser Befehle kann || könnte der gleiche Pfeil stehen. ↑ im Gegensatz zu ↗ ist ein andres Zeichen, als ↑ im Gegensatz zu ↑. |
127
Das Symbol (der Gedanke) scheint als solches unbefriedigt zu sein. Der Wunsch, die Vermutung, der Glaube, der Befehl scheint etwas Unbefriedigtes, Ergänzungsbedürftiges zu sein. Ich möchte || So möchte ich mein Gefühl des Verstehens || Erfassens, dem Befehl¤ gegenüber als das einer Innervation bezeichnen. Aber auch die Innervation an sich ist nicht unbefriedigt, läßt nichts offen, ist nicht ergänzungsbedürftig. Und ich meine || will sagen: “ der Wunsch ist unbefriedigt, weil er der Wunsch nach Etwas ist; die Meinung unbefriedigt, weil sie die Meinung ist, es sei etwas der Fall, || – etwas Wirkliches; etwas außerhalb dem Vorgang der Meinung.” |
Ich möchte sagen: “Meine Erwartung ist so gemacht, daß, was immer kommt, mit
ihr übereinstimmen muß, oder nicht.”
[Neuer Absatz.] Der Satz scheint uns als Richter hingestellt & wir fühlen uns vor ihm verantwortlich. – Er scheint die Realität zu fordern sich mit ihm zu vergleichen. |
Ich sagte, der Satz wäre wie ein Maßstab an die Wirklichkeit angelegt: aber
das ist, || . Und der Maßstab ist wie alle logischen Gleichnisse des Satzes,
selber ein Satzzeichen || ein besonderer Fall eines Satzzeichens || selber ein Satzzeichen in einem besonderen
Fall.
Man möchte nun sagen: “Lege den Maßstab an einen Körper an; er sagt nicht,
daß der Körper so lang ist.
128
Vielmehr ist er gleichsam tot & leistet nichts von dem, was der
Gedanke leistet.”
Es ist, als hätten wir uns eingebildet, das Wesentliche am
lebenden sei die äußere Gestalt, &
hätten nun einen Holzblock
in dieser Gestalt
verfertigt
|| hergestellt & sähen mit Enttäuschung || Beschämung den toten Klotz, der auch keine Ähnlichkeit mit dem Leben
hat.
|
Ich will sagen: “Wenn Einer die Erwartung || den Vorgang der Erwartung sehen könnte, müßte er sehen, was erwartet wurde.”
– Aber so ist es ja auch: Wer den Ausdruck
der Erwartung sieht, sieht was erwartet wird.
Und wie könnte man es auf andere Weise, in anderem Sinne,
sehen?!
|
¥
⋎ S.
196.
Der Befehl die Zahlen 1 bis 4 zu quadrieren, wenn ich ihn etwa durch die
Tabelle
→
ausdrücke, kommt uns in gewissem Sinne unvollkommen || unvollständig vor; es ist uns, als wäre etwas nur angedeutet,
was nicht ausgesprochen ist.
(Nämlich eben die Befolgung.)
des Befehls.)
Es scheint uns, als ob, wenn wir den Befehl verstehen, wir etwas hinzufügen, was die Lücke füllt. So daß wir dem, der uns sagt || sagte “aber Du verstehst ihn ja, also ist er ja vollständig” antworten können: “Ja, 129 aber nur, weil ich noch etwas
hinzufüge: die Deutung
nämlich.”
– Aber was veranlaßt Dich denn zu gerade
dieser Deutung?
Ist es der Befehl, dann war er ja schon eindeutig, da er diese Deutung
befahl || forderte.
Oder hast Du die Deutung willkürlich hinzugefügt –, dann hast Du auch den Befehl nicht
verstanden, sondern erst das, was Du aus ihm, auf eigene Faust, gemacht
hast.
Wir möchten sagen, es sei nur angedeutet, das Zeichen suggeriere nur undeutlich, was wir zu tun hätten. Es sei etwa undeutlich in dem Sinn || in dem Sinn undeutlich, in welchem || wie der Pfeil
→
weniger deutlich ist, als der Pfeil || nicht so deutlich ist, wie der Pfeil
↣
[Neuer Absatz] Dieser || Der Schein der || von Unbeholfenheit, mit welcher das Zeichen wie ein Stummer durch allerlei suggestive Gebärden sich verständlich zu machen sucht, – verschwindet, wenn wir bedenken, daß das Zeichen nur in einem grammatischen System seine Funktion erfüllt || hat. Für uns ist dann der Befehl deutlich || eindeutig || vollständig, wenn er unzweideutig ist; & einen deutlichern gibt es nicht || & deutlicher kann er nicht sein . Wir werden den Befehl dann deutlich nennen, wenn er unzweideutig ist. (Was in der Logik nicht nötig ist, hilft auch nicht.) 130
|
In wiefern kann man den Wunsch als solchen, den Glauben || die Erwartung, – ‘unbefriedigt’ nennen?
Was ist das Vorbild || unser Urbild der Unbefriedigung, das wovon wir unsern Begriff
nehmen.
Ist es ein Hohlraum eine Hohlform? und
würde man von einer solchen sagen, sie || einem solchen sagen, er sei unbefriedigt; wäre das nicht auch eine Metapher?
Ist es nicht ein Gefühl, was wir Unbefriedigung nennen; etwa den || der Hunger?
Wir können aber in einem bestimmten System des Ausdrucks einen Gegenstand mittels der Worte “befriedigt” & “unbefriedigt” beschreiben. Wenn wir, z.B., festsetzen || festsetzten den Hohlzylinder den “unbefriedigten Zylinder” zu nennen & den ihn ergänzenden Vollzylinder, seine “Befriedigung”. |
Es scheint: Die Erwartung & die
Tatsache, die die Erwartung befriedigt, passen doch irgendwie zusammen.
Man soll || möge nun eine Erwartung beschreiben & eine Tatsache, die
zusammenpassen, damit man sieht, worin diese Übereinstimmung
besteht.
Da denkt man sofort an das Passen einer Vollform in eine entsprechende
Hohlform.
Aber wenn man diese beiden beschreiben will, so sieht man, daß,
soweit sie passen eine Beschreibung für beide
gilt.
(Vergleichen wir || Vergleiche dagegen, was es heißt: “diese
Hose paßt nicht zu diesem Rock”.)
|
¥
⋎ S. 133 A
Das Paradoxe || Seltsame ist darin ausgedrückt, daß, wenn das Ereignis eintritt || wenn dies das Ereignis ist welches ich erwartet habe, 131 es sich nicht von dem unterscheidet, welches ich erwartet
habe.
Wenn man also fragt: “Wie unterscheidet sich denn dieser Mensch von dem, den Du erwartet hast; denn
in Deiner Erwartung war doch der wirkliche Mensch nicht
vorhanden, sonst hättest Du ihn nicht erwarten
können”, so ist die Antwort dennoch: dieser
Mensch
ist der, den ich erwartet habe.
Ich sage: “Genau so habe ich mir's vorgestellt”; & jemand antwortet etwa: “Das ist unmöglich, denn das eine war eine Vorstellung & das andere ist keine; & hast Du etwa Deine Vorstellung für Wirklichkeit gehalten?” Ich sehe wie Einer das Gewehr anlegt & ich sage: “ich erwarte mir einen Schuß || Knall”. Der Schuß fällt. – Wie, das hast Du Dir erwartet; was also dieser Krach irgendwie schon in Deiner Erwartung? Oder stimmt Deine Erwartung nur in anderer Hinsicht mit dem Eingetretenen überein; war dieser Lärm nicht in Deiner Erwartung enthalten & kam nur als ein Akzidens hinzu, als die Erwartung erfüllt wurde? Aber nein, wenn der Lärm nicht eingetreten wäre, so wäre meine Erwartung nicht erfüllt worden; der Lärm hat sie erfüllt; er kam nicht zu der Erfüllung hinzu, wie ein zweiter Gast zu dem einen den ich erwartet hatte. – War das am Ereignis, was nicht auch in der Erwartung war, ein Akzidens, eine Beigabe der Schickung? – Aber was war denn dann nicht Beigabe, – kam denn irgend etwas vor dem Schuß schon in meiner Erwartung vor? – Und was 132 war denn Beigabe, – denn hatte ich mir nicht den ganzen Schuß
erwartet?
“Der Knall war leiser als ich mir ihn erwartet hatte.” – “Hat es also in Deiner Erwartung lauter geknallt?” |
“Das Rot, das Du Dir vorstellst, ist doch
gewiß nicht Dasselbe – dieselbe Sache – wie das, was Du vor
Dir siehst; – wie kannst Du dann sagen ‘das ist dasselbe, was ich mir vorgestellt
habe’?” || , es sei das, was Du Dir vorgestellt hattest?”
– Aber verhält es sich nicht ebenso || analog in den Sätzen || ist es nicht ähnlich in den Sätzen
“hier ist ein roter Fleck” &
“hier ist kein roter Fleck”?
In beiden kommt das Wort “rot” vor,
also kann dieses Wort nicht das Vorhandensein von etwas Rotem
anzeigen.
Das Wort “rot” hat eben nur im
Satzzusammenhange seine Funktion;
& || .
Und ist nicht das Mißverständnis
dies, daß man die Bedeutung des Wortes “rot” für den Sinn eines Satzes nimmt, welcher sagt, etwas sei
rot?
|
Komisch wäre es, zu sagen: “ein Vorgang sieht anders aus, wenn er geschieht, als wenn er nicht geschieht”. Oder: “Ein roter Fleck sieht anders aus, wenn er da ist, als wenn er nicht da ist; aber die Sprache abstrahiert von diesem Unterschied, denn sie spricht von einem roten Fleck, ob er da ist, oder nicht.” |
Die Realität ist keine Eigenschaft, die dem 133 Erwarteten noch fehlt & die nun hinzutritt, wenn
die Erwartung ||
das Erwartete
eintrifft.
–
Die Realität ist auch nicht wie das
Tageslicht, das den Dingen erst Farbe gibt, wenn sie im Dunkeln schon, gleichsam
farblos, vorhanden sind.
|
“Wie weißt Du, daß Du einen roten Fleck erwartest.
D.h. || ; d.h.: || , wie weißt Du, daß ein roter Fleck die Erfüllung
dessen ist, was Du Dir erwartest?”
Aber ebensogut könnte ich fragen, || :
“wie weißt Du, daß das ein roter Fleck
ist?”
Wie weißt Du, daß, was Du getan hast, wirklich war: das Alphabet im Geist herzusagen? – Aber wie weißt Du, daß, was Du laut hersagst, nun wirklich das Alphabet ist? Das ist natürlich die gleiche Frage wie die: “Woher weißt Du, daß, was Du ‘rot’ nennst, wirklich dasselbe ist, was der Andre so nennt”. Und die eine Frage ist, wenn sie metaphysisch gebraucht wird, ebenso unsinnig, || hat, als eine metaphysische gebraucht, ebenso wenig Sinn wie eine andere. |
Du siehst also, möchte ich sagen, an diesen
Beispielen, wie die Worte wirklich gebraucht 134 werden.
|
⍈
[Fortsetzung von 133 A zu S. 130] A
Aber || Und es ist auch nicht so: ich habe Lust auf einen || den Wunsch nach einem Apfel; was immer also diese Lust || diesen Wunsch stillen wird, werde ich einen “Apfel” nennen.
|
Man könnte meinen: Welcher außerordentliche || sonderbare Prozeß muß das Wollen sein, daß ich das jetzt
wollen kann, was ich erst in fünf Minuten tun werde!
Wie kann ich das Ereignis erwarten; es ist ja noch gar nicht da? |
“Sokrates: Wer also vorstellt; was nicht ist,
der stellt nichts vor?
– Theaitetos: So scheint es.
–
Sokrates: Wer aber nichts vorstellt, der wird
gewiß überhaupt gar nicht vorstellen?
– Th.: Offenbar, wie wir sehen.”
Setzen wir in diesem Argument statt des Wortes “vorstellen” etwa das Wort “töten || bekämpfen”, so gibt es eine Regel für den Gebrauch dieses Worts; es hat keinen Sinn zu sagen: “ich töte etwas, was nicht existiert”. Ich kann mir einen Hirsch auf dieser Wiese vorstellen, der nicht da ist, aber keinen töten, der nicht da ist. Und “sich einen Hirsch auf dieser Wiese vorstellen” heißt: sich vorstellen, daß ein Hirsch da ist. Einen Hirsch töten aber heißt nicht: töten, daß etc.. Wenn aber jemand sagt: “um mir einen Hirsch vorzustellen || damit ich mir einen Hirsch vorstellen kann, muß es ihn doch in einem gewissen Sinne geben”, – so ist die Antwort: nein, es 135 muß ihn dazu in keinem Sinne geben.
Und wenn geantwortet würde: “aber
die braune Farbe
z.B. muß es doch geben, damit ich sie mir vorstellen
kann”, – so ist zu sagen: “es gibt die braune Farbe” heißt
überhaupt nichts; außer etwa, daß sie da oder dort als
Färbung eines Gegenstands erscheint || vorhanden ist, & das ist nicht nötig, damit ich mir einen braunen Hirschen vorstellen kann.
|
⍈
[Zu S. 147]
Etwas tun können erscheint wie ein Schatten des wirklichen Tuns, gerade wie der Sinn des Satzes als Schatten seiner Verifikation || einer Tatsache, oder das Verstehen des Befehls als Schatten seiner Ausführung. Im Befehl wirft die Tatsache gleichsam “ihren Schatten schon voraus”. Dieser Schatten aber, was immer er sein möge, || wäre, ist nicht das Ereignis. Dieses || Das schattenhafte Antizipieren der Tatsache besteht also darin, daß wir jetzt denken können, daß das eintreffen wird, was erst eintreffen wird. Oder, wie es in irreführender Weise || irreführend ausgedrückt wird || heißt: daß wir jetzt das (oder, an das) denken können, was erst eintreffen wird. Dieser Fehler ist tief in unsrer Sprache verankert. |
Wir sagen, der Ausdruck der Erwartung
‘beschreibe’ die erwartete Tatsache, die 136 Erfüllung, ||
Wir reden vom Ausdruck der Erwartung als der Beschreibung der erwarteten
Tatsache
& denken an sie wie an einen Gegenstand oder Komplex der
als Erfüllung || & denken an einen
Gegenstand oder Komplex der als Erfüllung der Erwartung in die Erscheinung tritt.
– Aber der Erwartete ist nicht die Erfüllung, sondern
daß er gekommen ist. || kommt.
Dieser || Der Fehler ist tief in unserer Sprache verankert: Wir sagen “ich erwarte ihn” & “ich erwarte sein Kommen” & “ich erwarte, daß er kommt”. [Absatz] Es ist uns schwer, von dem Vergleich || der Analogie loszukommen: Der Mensch tritt ein – das Ereignis tritt ein. Als wäre das Ereignis schon vorgebildet vor der Tür der Wirklichkeit & würde nun in diese (wie in ein Zimmer) eintreten. |
Ich kann ihn suchen, wenn er nicht da ist, aber nicht auf ihn zeigen || ihn nicht hängen, wenn er nicht da ist.
Man könnte sagen wollen: “da muß er doch auch dabei sein, wenn ich ihn suche”. – Dann muß er auch dabei sein, wenn ich ihn nicht finde, & auch, wenn es ihn nicht gibt. |
Ihn (etwa meinen Stock) suchen,
ist eine Art des Suchens & unterscheidet sich davon, daß man
etwas anderes sucht, durch das, was man beim Suchen tut (sagt,
denkt), nicht durch das was man findet.
Und trage ich beim Suchen ein Bild mit mir oder eine Vorstellung des Gesuchten, – nun 137 gut.
Und sage ich, das Bild sei das Bild des Gesuchten, so sagt das nur,
welchen Platz das Bild im Vorgang des Suchens einnimmt.
Und finde ich ihn & sage “da ist
er! den habe ich gesucht”, so sind
diese Worte nicht etwa eine Worterklärung für die Bezeichnung des
gesuchten Gegenstands (etwa für die Worte “mein Stock”), die erst jetzt, wo er gefunden
ist, gegeben werden könnte.
|
“Den hast Du gesucht?
Du konntest ja nicht einmal wissen, ob er da
ist!”
Vergleiche dagegen das Suchen nach der Dreiteilung des Winkels.)
|
Man kann vom Träger des || eines Namens sagen, daß er nicht existiert; & das ist
natürlich keine Tätigkeit, obwohl man es mit einer verwechseln || vergleichen könnte & sagen, || : er müsse doch dabei sein, wenn er nicht existiert.
(Und das ist von einem Philosophen bestimmt schon einmal geschrieben
worden.)
|
Der Gedanke, daß uns erst das Finden zeigt, was wir
gesucht, erst die Erfüllung des Wunsches was wir
gewünscht haben, heißt den Vorgang so beurteilen, wie die Symptome
der Erwartung, oder des Suchens bei einem Andern.
Ich sehe ihn unruhig in seinem Zimmer auf & ab gehen; da
kommt jemand zur Tür herein 138 & er wird ruhig & gibt
Zeichen der Befriedigung; & nun sage ich: “er hat offenbar diesen Menschen
erwartet”.
Die Symptome der Erwartung sind nicht der Ausdruck der Erwartung. |
⍈
[Zu S. 132]
A
Wenn wir Einem sagen “stelle Dir die Farbe Rot
vor” so wird || soll er etwa versuchen sich einen roten Gegenstand || Fleck vorzustellen, aber nicht: sich einen grünen
vorzustellen, || sich etwa einen roten Gegenstand || Fleck vorstellen, aber nicht einen grünen, weil dieser ||
er
nicht
rot ist.
(Könnte man zur Erklärung des Wortes “rot” auf etwas weisen, was nicht rot ist? Das wäre ähnlich wie wenn man Einem, der der deutschen Sprache nicht mächtig ist, das Wort “bescheiden” erklären sollte & man zeigte zur Erklärung auf einen sehr arroganten Menschen & sagte: “dieser ist nicht bescheiden”. Es ist kein Argument gegen eine solche Erklärungsweise, daß sie vieldeutig ist. Jede Erklärung kann mißverstanden werden. (Vergleiche: Der Wegweiser dessen Hand entgegen der Wegrichtung weist.) ¥ ⋎ S. 197 (Man könnte z.B. zur Erklärung || Es könnte z.B. Menschen geben, die zur Erklärung eines Farbworts immer auf die komplementäre Farbe zeigen || weisen; aber ohne vorher abzumachen, daß man auf die komplementäre || sie zeigen werde: wie man ja heute || jetzt auch nicht abmacht, daß man auf einen Gegenstand von der Farbe selbst zeigt. || die gleiche Farbe zeigt.) Vergleiche auch den Wegweiser dessen 139 Hand entgegen der Wegrichtung weist || zeigt.)
|
⍈
[Zu S. 132] A
Unser Mißverständnis
äußert sich auch darin, daß es doppelsinnig ist, vom “Vorkommen der Farbe Rot in zwei Sachverhalten als deren || dem gemeinsamen Bestandteil”
zu reden || Die Möglichkeit dieses Mißverständnisses liegt auch in dem Doppelsinn der Ausdrucksweise von “der Farbe Rot als dem gemeinsamen Bestandteil zweier
Tatbestände”.
Dies kann heißen, daß in beiden etwas rot ist, die
Farbe rot hat. ||
In dem einen Fall heißt es || das, daß sowohl da wie dort etwas rot ist,
etwas die Farbe Rot hat.
Im andern Fall handelt es
sich nicht um eine Gemeinsamkeit der Farbe (die ja durch
eine Farbangabe ausgedrückt
würde). ||
Dies kann heißen, daß in beiden etwas rot ist, die Farbe
Rot hat; aber auch, daß zwei Sätze von der Farbe Rot
handeln.
Diese Gemeinsamkeit || Die Gemeinsamkeit im letzteren Fall ist die Harmonie zwischen Wirklichkeit & Gedanken, der || welcher in Wahrheit eine Form unserer Sprache entspricht. |
In der Sprache berühren sich Erwartung
& Erfüllung.
|
Man hat vielleicht das Gefühl, daß man sich
im Satz “ich erwarte, daß er
kommt” der Worte “er kommt”
in anderem Sinne bedient, als in der Behauptung “er kommt”.
Aber wäre es so, wie könnte ich davon reden,
daß meine Erwartung 140 in Erfüllung gegangen ist?
¥ Aber nun sage ich vielleicht beim auf & ab gehen “Ich erwarte, daß er herein kommt”. – Nun ist eine Ähnlichkeit vorhanden! Aber welcher Art ist sie?! Nun könnte man aber fragen: Wie schaut das aus, wenn er kommt? – Es geht die Tür auf, ein Mann tritt ein, etc.. Wie schaut das aus, wenn ich erwarte, daß er kommt? – Ich gehe im Zimmer auf & ab, sehe vielleicht zuweilen nach der Tür || auf die Uhr, etc.. – Aber der eine Vorgang hat ja mit dem andern nicht die geringste Ähnlichkeit! Wie kann man dann dieselben Worte zu ihrer Beschreibung gebrauchen? Wo ist denn hier Hohlform & Vollform? ◇◇◇ Aber in meinem Zimmer auf & ab gehen konnte ich doch auch ohne zu erwarten, daß er kommen werde, & auch auf die Uhr sehen, etc.. Diese Vorgänge würde ich nicht mit den Worten “ich erwarte, daß er kommt” beschreiben. Worin läge es denn z.B., daß ich gerade ihn erwarte? Ich sagte doch, der Vorgang der Erwartung sollte ein solcher sein, daß ich || man aus ihm ersehen müßte, was erwartet wird. Will man jene erwartenden Handlungen die Erwartung nennen || Nennt man jene erwartenden Handlungen die Erwartung, dann ist sie ein Hunger & die Erfüllung der Erwartung ist das, was den Hunger stillt. Was uns interessiert ist die Erwartung als Gedanke, also als Ausdruck der Erwartung. ⍈ Und die Worte “er kommt” bedeuten dasselbe im Ausdruck der Erwartung & in der Beschreibung der Erfüllung, denn wenn ich die beiden Worte erklären wollte, etwa durch hinweisende Erklärungen % 141 so würden die gleichen || diese Erklärungen für beide Sätze gelten.
|
¥
⋎ S. 149 A
Wenn wir sagen: “ich habe ihn den ganzen Tag erwartet”, so ist hier || “Ich habe ihn den ganzen Tag erwartet.” Hier ist mit “erwarten” kein Dauerzustand gemeint der den Erwarteten & sein Kommen als Bestandteile enthielte, sondern eine Folge von Handlungen, Gefühlen & Gedanken || eine Folge von Handlungen, Gefühlen & Gedanken gemeint; kein Dauerzustand der den Erwarteten & sein Kommen als Bestandteile enthielte. Kein Gedanke in amorpher Form. |
Wenn wir den Satz “ich erwarte, daß
er kommt” verstehen wollen, – fragen wir uns || Wir fragen also: Was ist das Kriterium dafür, daß,
was wir tun, ist, ihn zu erwarten?
Wie weiß ich, daß ich: ihn erwarte? Und das selbe || gleiche kann ich von der Intention sagen. Warum nennen wir das was wir in dieser Situation tun “ihn erwarten”? Welche Bestimmungen treffen wir über den Gebrauch des Worts “erwarten”? Nennen wir unsere Gedanken die Erwartung || Wollen wir unsere Gedanken die Erwartung nennen, oder ist es eine Hypothese || soll es eine Hypothese sein, daß wir gerade das erwarten; geht, was wir erwarten, aus gewissen Handlungen hervor (z.B. daraus, daß ich zu einer Mahlzeit statt nur eines Gedeckes für mich zwei Gedecke vorbereite & die Speise, die N.N. besonders gerne hat), oder nenne ich || ist || heißt es, den N. erwarten, wenn ich unter ganz bestimmten Umständen, z.B. || etwa nachdem ich mich mit ihm auf 5 Uhr verabredet habe, 142 um diese Stunde allein in meinem Zimmer sitze
etc.
etc.?
|
¥
⋎ [S. 198
& das Folgende bis
S. 201 zum Strich]
¥
⋎ S. 150 A
¥
B
,
¥
S. 201 A, B.]
Das Gleiche ist von der Intention zu sagen. Wenn eine Vorrichtung als Bremse wirken soll, tatsächlich aber, aus irgend welchen || irgendwelchen Ursachen den Gang der Maschine nicht verzögert, so ist die Absicht, der die Vorrichtung dienen soll aus ihr & ihrer Wirkungsweise nicht unmittelbar zu erkennen. Wenn man sagt: “das ist eine Bremse, sie funktioniert aber nicht”, so spricht man von der Absicht. – Wenn es nun aber so wäre, daß immer dann, wenn die Vorrichtung nicht als Bremse funktioniert, eine bestimmte Person ärgerlich würde, wäre nun in dieser Wirkungsweise die Intention der Vorrichtung nicht ausgesprochen? Könnte man aber nun nicht sagen, daß der Hebel einmal die || Nein, denn nun könnte man sagen, daß der Hebel einmal die Bremse, einmal den Ärger betätigt? Wie nämlich drückt es || Denn wie drückt es sich aus, daß er || jener Mensch darüber ärgerlich ist || wird, daß der Hebel die Bremse nicht betätigt. “Sich darüber ärgern, daß die Vorrichtung nicht so funktioniert”, heißt doch || nämlich wieder etwas ähnliches wie, “wünschen, daß sie so funktioniert”. – Und wir haben hier das alte Problem, welches wir so ausdrücken möchten: || , || : “daß der Gedanke, daß p der Fall ist, nicht voraussetzt, daß es der Fall ist || sei; daß aber anderseits doch etwas 143 an der Tatsache für den Gedanken || die Möglichkeit des Gedankens selbst
Voraussetzung sein muß, – || (ich kann nicht denken, daß etwas rot ist, wenn die Farbe Rot
nicht existiert)”.
Es ist das Problem der Harmonie zwischen Welt &
Gedanken.
– Man kann darauf antworten, daß die
Gedanken im selben
sein müssen, || sind wie das Zweifelhafte, wenn auch an einer andern Stelle.
Im Raum der Sprache nämlich.
|| & an diesem anliegen wie der
Maßstab an dem Gemessenen.
[Absatz] Denn eigentlich will ich doch sagen, || : daß der Wunsch, ‘er möchte kommen’ der Wunsch ist, daß: wirklich er wirklich kommen möge; & || . Und wollte man eine weitere Erklärung dieser Versicherung || Beteuerung haben, so würde man || ich || würde man || würden wir sagen: “& unter “‘er’” verstehe ich diesen da, & mit ‘“kommen”’ meine ich das || diese Handlung …”. Aber das sind eben Erklärungen der Grammatik, Erklärungen, die die Sprache konstituieren. || schaffen. [Absatz] ¥ Der Satz “ich könnte nicht denken, daß etwas rot ist, wenn Rot nicht existierte” bezieht sich wirklich auf die || meint wirklich die Vorstellung von etwas Rotem, oder die Existenz eines roten Musters, als Teil unserer Sprache. Aber natürlich kann man auch nicht sagen, unsere Sprache müsse ein solches Muster enthalten. Enthält sie es nicht, so ist sie eben eine Andere. Aber man kann sagen & betonen, daß sie es enthält. |
Es scheint nun als || Es kann nun scheinen als
|| Es
scheint nun, || irgendwie, || : als
würde man die Intention, von 144 außen betrachtet, nie als Intention erkennen; als müßte man sie selbst intendieren || meinen, um sie als Meinung zu verstehen.
(Und das ist einesteils so, als wollte man sagen, man könne
Zahnschmerzen nur von innen betrachtet als solche
erkennen.)
– Es heißt die Intention nicht als
Phänomen, nicht als Tatsache zu betrachten.
Und hier erinnert die Intention an den Willen
(auch im Schopenhauer'schen Sinn).
Jedes Phänomen scheint uns tot im
Vergleich || Gegensatz zum lebenden Gedanken.
Man muß aber den Gedanken, die Intention, “von außen betrachtet”, als solche verstehen: || ; ohne nämlich über die || eine Bedeutung in ihnen unterrichtet zu werden. D.h.: Wenn man den Gedanken betrachtet, so kann nicht mehr von einem Verstehen die Rede sein; denn, sieht man ihn, so muß man ihn als den Gedanken dieses Inhalts erkennen; es ist nichts zu deuten. – Aber so ist es ja wirklich: wenn wir denken, da wird nicht gedeutet. – |
In der Sprache wird alles ausgetragen. Die Erfüllung der Erwartung besteht nicht darin, daß ein Drittes geschieht, das man, außer eben als “die Erfüllung dieser Erwartung” auch noch anders beschreiben könnte, etwa || also z.B. als ein Gefühl der Befriedigung, oder der Freude, oder wie immer. Die Erwartung, daß p der Fall 145 sein wird ist das Gleiche wie die Erwartung der
Erfüllung der || jener Erwartung.
Könnte die Rechtfertigung einer Handlung als Befolgung eines Befehls so lauten: “Du hast gesagt ‘bring mir eine gelbe Blume’, & diese hier hat mir daraufhin ein Gefühl der Befriedigung gegeben, darum habe ich sie gebracht”? Müßte man da nicht antworten: “Ich habe Dir doch nicht geschafft, mir die Blume zu bringen, die Dir auf meine Worte hin ein solches Gefühl geben wird!” |
(Ich gehe die gelbe Blume suchen.
Auch wenn mir während des Suchens ein Bild vorschwebt,
– brauche ich es denn, wenn ich die gelbe Blume – oder eine andere
– sehe?
– Und wenn ich sage: “sobald ich
eine gelbe Blume sehe, schnappt, gleichsam, etwas in
dem Gedächtnis ein”, –
wie etwa im Schlagwerk einer Uhr ein Hebel in die
◇◇◇
||
eines Zahnrades || Rades kann ich denn dieses Einschnappen eher voraussehen, erwarten, als die
gelbe Blume?
– Wenn es auch in einem bestimmten Fall wirklich so ist,
daß ich nicht das Gesuchte, sondern ein anderes
(indirektes) Kriterium erwarte, so ist dies jedenfalls keine
Erklärung des Erwartens.)
|
Aber geht nicht mit dem Eintreffen des Erwarteten immer ein Phänomen
der Zustimmung (oder Befriedigung) zusammen?
– Ist dieses Phänomen ein anderes, als das Eintreten des
Erwarteten?
Wenn ja, dann weiß ich nicht, ob so ein Phänomen
146 die Erfüllung immer
begleitet.
Wenn ich sage: der, dem die Erwartung erfüllt wird, muß doch nicht ausrufen “ja, das ist es”, oder dergleichen, – so kann man mir antworten: “Gewiß, aber er muß doch wissen, daß die Erwartung erfüllt ist”. – Ja, soweit dieses || das Wissen dazu gehört, daß sie erfüllt ist. – “Wohl, aber wenn Einem eine Erwartung erfüllt wird, so tritt doch immer eine Entspannung auf || ein!” – Woher weißt Du das? || Wie kann man das wissen? |
Die || Eine Beschreibung der Sprache muß dasselbe leisten, wie die
Sprache.
“Denn dann kann ich wirklich aus dem
Satz, der Beschreibung der Wirklichkeit, ersehen, wie es sich in der
Wirklichkeit verhält.”
– Aber nur das
nennt man ja
“Beschreibung”, & nur das nennt
man ja “ersehen, wie es sich
verhält”!
Und
etwas anderes ist es ja nicht, was wir damit sagen: || je damit gesagt wird: daß wir aus der Beschreibung ersehen, wie es sich
in Wirklichkeit verhält.
“Du beziehst von dem Befehl die Kenntnis dessen, was Du zu tun hast. Und doch gibt Dir der Befehl nur sich selbst, & auf seine Wirkung kommt es nicht an.” Aber hier werden wir eben von der Ausdrucksweise unserer Sprache irregeleitet, wenn sie sagt “die Kenntnis dessen”, oder “die Kenntnis der Handlung”. Denn es ist also, als ob dieses Etwas, die Handlung, ein Ding wäre, das in der Befolgung des Befehls in (die) Existenz 147 treten solle, & als ob der Befehl uns
eben dieses Ding kennen lehrte, also zeigte; so daß er es also schon in
irgend einem Sinne in die Existenz riefe.
(Wie kann der Befehl – die Erwartung – uns einen
Menschen zeigen, ehe er in unser Zimmer eingetreten
ist?!)
|
Wenn man sagt, aus dem Befehl
sei || ist die Handlung zu entnehmen, die ihn befolgt, aus dem Satz die Tatsache die
ihn wahr macht, – was ist denn aus dem Satz zu entnehmen, außer er selbst.
Oder wie kann man denn aus ihm
|| dem Befehl die Handlung ableiten ehe sie geschieht? außer man
meint eine andere Form der Beschreibung jener Handlung, wie wenn ich
etwa nach dem Befehl eine Zeichnung der Handlung anfertige.
– Aber auch diese weitere Beschreibung ist erst da, wenn ich sie
abgeleitet habe & steckt nicht schon
schattenhaft im Befehl selbst.
|
¥
⋎ S. 135
[neuer Absatz]
Das Denken mit seiner Anwendung geht Schritt für Schritt als Kalkül vor sich. – Wieviele Zwischenstufen ich auch zwischen den Gedanken & die Anwendung setze, immer folgt eine Zwischenstufe der nächsten – & die Anwendung der letzten – ohne Zwischenglied. Hier haben wir den gleichen Fall, wie wenn wir zwischen Entschluß 148 & Tat durch Zwischenglieder vermitteln
möchten || wollen.
|
Die Zweideutigkeit || Doppeldeutigkeit unserer Ausdrucksweise: Wenn uns ein
Befehl in einer Chiffre gegeben wäre & auch der
Schlüssel zur Übersetzung in's Deutsche, so
würden wir || könnten wir
das den Vorgang des Bildens des deutschen Befehls
nennen || den Vorgang den deutschen Befehl zu bilden, mit
den Worten bezeichnen: “aus der Chiffre ableiten, was wir zu tun
haben”
oder “ableiten, was die Befolgung des Befehls
ist”¤.
Wenn wir anderseits nach dem Befehl handeln, ihn befolgen,
so kann man auch hier von einem Ableiten der Befolgung reden.
|
Wir können die Brücke zur Befolgung nicht
überschreiten, als bis || ehe wir bei ihr
angelangt sind. || ehe wir dort sind.
|
Wenn der Gedanke ein Bild ist, so erscheint || erschiene
die || unsere Beschäftigung mit diesem Bild ||
Unsere || Die Beschäftigung mit dem Bild des Gedankens erscheint als bloßes
Spiel, wenn sie sich nicht mit der uns interessierenden Wirklichkeit befaßt || , wenn sie nicht mit der
uns interessierenden Wirklichkeit Wirklichkeit operiert.
Man kann sagen, die Erwartung ist eine vorbereitende
Handlung. – Und || Wenn unsere Erwartung, unser Denken, ein Spiel ist, || ein selbständiges Spiel ist, warum sollte uns gerade dieses Bild || Phantasiebild interessieren, wo wir uns doch sonst mit Seelenzuständen, 149 Magenschmerzen, etc. nicht befassen.
((Wozu denken wir, wozu ist es
nütze?))
Was wir wissen wollen ist: Was hat der Gedanke mit
dem zu tun, was außerhalb dem Gedanken vorfällt?
Was hat das, was ich denke, mit dem zu tun, was der Fall ist?
|
¥
⋎ S. 228
Der Kalkül des Denkens knüpft mit der Wirklichkeit außerhalb des Denkens || dem Denken an. Vom Befehl zu seiner Ausführung ist || Von der Erwartung zur Erfüllung ist ein Schritt einer Rechnung. Ja, die Rechnung
|
⍈
[Zu S.
141
A
Von der Erwartung
,
der Erwartung als Gedanke
kann man sagen, daß sie eine vorbereitende, erwartende, Handlung
ist.
Sie streckt, wie ein Ballspieler, die Hände aus, richtet sie her ||
vor
, um den Ball zu empfangen., der kommen soll.
|
150 ⍈
[Zu S. 142
A
Wenn ich jemanden erwarte, – was geschieht?
– Ich finde etwa in
meinem Kalender beim heutigen Datum seinen Namen & den Vermerk “5
h
”.
Ich sage zu jemand anderem “ich kann heute
nicht zu Dir kommen, weil ich N
erwarte.”
Ich mache Vorbereitungen wie zum Empfang eines
Gastes.
Ich überlege: “raucht N?”
& erinnere mich, ihn rauchen gesehen
zu haben & stelle Zigarren zurecht.
Nahe an 5
h
sage ich zu mir: “jetzt wird er gleich
kommen”, & dabei stelle ich mir einen Menschen vor der
ungefähr aussieht wie N; dann stelle ich mir vor,
wie er in's Zimmer tritt & wie
ich ihn begrüße & beim Namen
nenne.
Das & ähnliches heißt: || Das || So ein Vorgang & vieles mehr oder weniger Ähnliche
heißt:
“das Kommen des N erwarten”.
Nein!
Denn “ich erwarte Dich” heißt nicht
daß ich in dieser Weise handle.
Solche Vorgänge & ähnliche sind Vorgänge
des Erwartens.
|
⍈
[Zu S. 142 B
Ist der Hunger der Wunsch nach dem Essen? Aber warum nicht bloß der Wunsch nach dem Aufhören des Hungers, wodurch immer es || dies bewirkt werden mag? – Aber welche Erscheinung ist der Wunsch, – welche nennt man “den Wunsch nach dem Essen”? Wenn ich Hunger habe; & ich suche in einer Lade, wo gewöhnlich etwas Eßbares zu finden ist; & die Lade ist leer & ich werde ärgerlich; & nun sage ich vielleicht zu mir: “wo könnte ich noch etwas finden?”; endlich kommt jemand & ich sage: “ich möchte etwas essen”. 151
|
Wenn ich in der Sprache denke, so schweben mir nicht neben dem sprachlichen Ausdruck die || noch Bedeutungen vor; sondern die Sprache selbst ist das Vehikel
der Gedanken || des Denkens.
In der Sprache wird alles ausgetragen. |
Inwiefern
antizipiert denn der Befehl die Ausführung?
– Dadurch, daß er das jetzt
befiehlt, was später ausgeführt
wird?
Aber es müßte ja heißen: “… was später ausgeführt wird, oder nicht ausgeführt
wird”.
Und das sagt nichts.
“Aber, wenn auch mein Wunsch nicht bestimmt, was der Fall sein wird, so bestimmt er doch sozusagen das Thema einer Tatsache, ob die nun den Wunsch erfüllt, oder nicht.” Wir wundern uns – sozusagen || gleichsam – nicht darüber, daß Einer die Zukunft weiß, sondern darüber, daß er überhaupt prophezeien kann (richtig oder falsch). Als nähme die bloße Prophezeiung, (gleichgültig ob richtig oder falsch), schon einen Schatten der Zukunft voraus. – Während sie über die Zukunft nichts weiß; & weniger als nichts nicht wissen kann. |
Wenn man nun fragt: Ist also die
Tatsache durch die Erwartung auf ja & nein bestimmt, oder nicht, –
d.h., ist es bestimmt, in welchem Sinne
die Erwartung durch ein Ereignis – welches immer 152
eintreffen mag || eintrifft – beantwortet werden wird, – so muß man
antworten: Ja!
wenn nicht
der Ausdruck der Erwartung unbestimmt ist, insofern er z.B. eine Disjunktion verschiedener
Möglichkeiten ist. || enthält.
|
In der Sprache wird alles ausgetragen.
|
“Der Satz
‘p’
bestimmt doch schon im Voraus, was ihn wahr machen
wird”.
Gewiß, der Satz ‘p’ bestimmt,
daß p der Fall sein
muß um ihn wahr zu machen; & das heißt:
(der Satz p) = (der Satz, den die Tatsache p wahr macht) Und die Aussage, daß der Wunsch, p möge der Fall sein, || daß p der Fall sein möge, durch das Ereignis p befriedigt wird, sagt nichts; außer || . Es sei denn als eine Zeichenregel: (der Wunsch daß p der Fall sein möge) = (der Wunsch, der durch die Tatsache || das Ereignis p befriedigt wird) |
Wie alles Metaphysische ist die Harmonie zwischen
Gedanken & Wirklichkeit in der Grammatik der Sprache aufzufinden.
|
Was macht uns glauben
Statt Harmonie, Übereinstimmung
der Gedanken mit der || von Gedanken & Wirklichkeit 153 könnte man hier ruhig
sagen: Bildhaftigkeit der Gedanken.
Ist aber die Bildhaftigkeit eine Übereinstimmung?
In der Abhandlung
hatte ich so etwas gesagt wie: sie ist eine Übereinstimmung der
Form.
Das ist aber irreführend.
Alles kann ein Bild von allem sein: wenn wir den Begriff des Bildes entsprechend ausdehnen. Und sonst müssen wir eben sagen || erklären, was wir ein Bild von etwas nennen, & damit auch, was wir noch die Übereinstimmung der Bildhaftigkeit, die Übereinstimmung der Formen nennen wollen. Denn, was ich sagte, kommt ja eigentlich darauf hinaus: daß jede Projektion, nach welcher Methode immer, etwas mit dem Projizierten gemeinsam haben muß. Aber das sagt nur, daß ich hier den Begriff des ‘gemeinsam habens’ ausdehne & ihn dem allgemeinen Begriff des Projizierens äquivalent mache. Ich mache also nur auf eine Möglichkeit der Verallgemeinerung aufmerksam (was freilich sehr wichtig sein kann). Die Übereinstimmung von Gedanken & Wirklichkeit liegt darin, daß, wenn ich fälschlich sage, etwas sei rot, es doch immerhin nicht rot ist. Und wenn ich Einem das Wort “rot” im Satze “Das ist nicht rot” erklären will, ich dazu auf etwas Rotes zeige. |
In welchem Sinne kann ich sagen, der Satz sei ein
Bild?
Wenn ich darüber denke, möchte ich sagen: er
muß ein Bild sein, damit er mir zeigen kann, was ich tun soll; damit ich
mich nach ihm richten kann.
Aber dann willst Du also bloß sagen, daß Du Dich nach dem
Satz richtest 154 in dem Sinne, in welchem Du Dich nach einem Bild
richtest.
Zu sagen, daß der Satz ein Bild ist, hebt gewisse Züge in der Grammatik des Wortes “Satz” hervor. Das Denken ist ganz dem Zeichnen von Bildern zu vergleichen. Man kann aber auch sagen, daß das, was wie ein Vergleichsobjekt erscheint || des Gedankens, oder des Satzes, erscheint, in Wirklichkeit ein besonderer Fall , ein Beispiel , der allgemeinern Idee || unseres allgemeinern Begriffs ist. Wenn ich den Satz mit einem Maßstab verglichen habe, so habe ich, strenggenommen, einen Satz, der mit Hilfe eines Maßstabs die Länge eines Gegenstands angibt, || so habe ich, strenggenommen, die || eine Längenangabe mit Hilfe eines Maßstabes als Beispiel für alle Sätze herangezogen || gebraucht. |
Sinn des Satzes, Sinn eines Bildes.
Wenn wir den Satz mit einem Bild vergleichen, so
müssen wir bedenken, ob mit einem Portrait (einer historischen Darstellung), oder mit einem
Genrebild.
Und beide Vergleiche haben Sinn.
(Sätze in Dichtungen entsprechen Genrebildern.) “Wenn ich ein Genrebild anschaue, so ‘sagt es mir etwas’, auch wenn ich keinen Augenblick glaube (mir einbilde), die Menschen, die ich darin sehe seien wirklich, oder, es habe wirkliche Menschen 155 in dieser Situation gegeben.
von denen dies ein verkleinertes Bild ist || sei”
‘Es sagt mir
etwas’ kann aber hier nur heißen,
ich habe eine bestimmte Einstellung dazu, sehe es in bestimmter Weise.
Denn wie, wenn ich fragte: “was sagte es mir denn?”
¥
⋎ S. 228
Bedenke die gänzlich verschiedene Grammatik der Ausdrücke: “dieses Bild stellt Leute in einer Dorfschenke dar”, und “dieses Bild stellt die Krönung Napoleons dar”. |
(Sokrates: “Und wer
vorstellt, sollte nicht
etwas vorstellen?”
– Theaitetos: “Notwendig.” –
Sokrates: “Und wer etwas vorstellt,
nichts Wirkliches?”
–
Th.: “So scheint
es.”)
|
Wenn man es für selbstverständlich hält, daß sich der Mensch an seiner Phantasie vergnügt, so bedenke man || man, daß diese Phantasie nicht wie ein gemaltes Bild oder plastisches Modell ist; sondern || einem gemalten Bild oder einem plastischen Modell ähnlich ist; sondern ein kompliziertes Gebilde aus heterogenen Bestandteilen: Wörtern, Bildern, u.a.. Man wird dann das Operieren mit Schrift – & Lautzeichen nicht mehr in Gegensatz stellen zu dem Operieren mit “Vorstellungsbildern” der Ereignisse. |
Die Illustration in einem Buch gesellt sich
zum Wort, wie ein verwandter Behelf
|
Die Stellungnahme zu dem Bild (dem Gedanken), – wie wir das Bild erleben, das macht es uns ||
uns das Bild
zur Wirklichkeit., verbindet es mit der Wirklichkeit
D.h., das verbindet es mit der Wirklichkeit; stellt eine Kontinuität mit der
Wirklichkeit her.
(Die Furcht verbindet das Bild mit dem || den Schrecken der Wirklichkeit.) |
Kann eine hinweisende Erklärung mit den
übrigen Regeln der Anwendung eines Wortes kollidieren?
– Denn Regeln können doch || Denn so könnte es scheinen; aber Regeln
können doch nicht kollidieren, außer sie widersprechen
einander.
Denn im Übrigen bestimmen sie ja eine Bedeutung,
& sind keiner verantwortlich, so daß sie ihr widersprechen
könnten.
|
Die Grammatik ist keiner Wirklichkeit Rechenschaft
schuldig.
Die grammatischen Regeln bestimmen erst die Bedeutung
(konstituieren sie) & sind darum keiner Bedeutung verantwortlich
& sofern || insofern willkürlich.
157
|
Es kann keine Diskussion darüber geben, ob diese Regeln
oder andere die richtigen für das Wort “nicht” sind (d.h. ob sie seiner Bedeutung gemäß
sind).
Denn das Wort hat ohne diese Regeln noch keine Bedeutung, & wenn wir die Regeln ändern, so hat es nun eine andere Bedeutung (oder keine) & wir können dann ebensogut auch das Wort ändern. Daher sind diese Regeln willkürlich, weil die Regeln erst das Zeichen machen. |
⍈
“Das einzige Korrelat in der Sprache zu einer
Naturnotwendigkeit ist eine willkürliche Regel. Sie ist das
einzige, was man von dieser Notwendigkeit in einen Satz abziehen
kann.”
[Vielleicht zu dem Paradox daß die Mathem. aus Regeln
besteht.]
|
Warum nenne ich die Regeln des Kochens nicht
willkürlich; & warum bin ich versucht, die Regeln der Grammatik
willkürlich zu nennen?
Weil das Kochen durch seinen Zweck definiert ist, dagegen die Sprache nicht. || Weil ich den Begriff des Kochens durch den Zweck des Kochens definiert denke, dagegen den
Begriff der Sprache || ‘Kochen’ durch den Zweck des Kochens definiert denke, dagegen den
Begriff ‘Sprache’ nicht durch den Zweck der Sprache.
Darum ist der Gebrauch der Sprache in gewissem || einem gewissen
Sinne autonom, in dem das Kochen & Waschen es nicht
ist.
Denn, wer || Wer sich beim Kochen nach andern als den richtigen Regeln richtet kocht
schlecht; aber wer sich nach andern Regeln als denen des Schach richtet, spielt ein 158 anderes Spiel; & wer sich nach
andern grammatischen Regeln richtet, als etwa den üblichen, spricht darum
nichts Falsches, sondern von etwas Anderem.
|
Wenn ich dem Holzblock eine bestimmte Form geben will, so ist
der Hieb der richtige, der diese Form erzeugt.
Ich nenne aber nicht das Argument das richtige, das die
gewünschten Folgen hat.
(Pragmatism.)
Vielmehr nenne ich die Rechnung falsch, obwohl die Handlungen, die dem
Resultat entsprungen sind, zum gewünschten Ende
geführt haben.
(Vergleiche den Witz: “Ich mach' den Haupttreffer & er will mich belehren!”.)
Das zeigt, daß die Rechtfertigungen in den beiden Fällen
verschieden sind, & also daß
“Rechtfertigung”
Verschiedenes in den beiden bedeutet.
In einem Fall kann man sagen: “Wart' nur, Du wirst schon sehen, daß
das Rechte (d.h.
gewünschte) herauskommt”; im andern ist dies keine
Rechtfertigung.
|
Wenn man von der Willkürlichkeit der grammatischen
Regeln spricht, so bedeutet das, daß es die Rechtfertigung, die in der Grammatik als solcher liegt, nicht für die Grammatik gibt.
|
Die Regeln der Kochkunst hängen mit der 159 Grammatik des Wortes “Kochen” anders zusammen, als die Regeln des Schachspiels mit der Grammatik des Wortes
“Schachspielen” & als die Regeln des
Multiplizierens mit der Grammatik des Wortes “multiplizieren”.
|
Die Regeln der Grammatik sind in demselben Sinne willkürlich, wie
die Wahl einer Maßeinheit.
Aber das kann doch nur heißen, daß sie von der
Länge des Objekts der Messung unabhängig ist. Und || ; und daß nicht die Wahl der einen Einheit ‘wahr’, der andern ‘falsch’ ist, wie die Angabe der Länge wahr
oder falsch ist.
Das ist natürlich nur eine Bemerkung über die Grammatik des
Wortes “Längeneinheit”.
|
Man ist versucht, die Regeln der Grammatik durch Sätze zu rechtfertigen, indem man z.B.
sagt: “aber es gibt doch wirklich 4
primäre Farben”.
Und gegen die Möglichkeit dieser Rechtfertigung
richtet sich das Wort,
¤ || es sich, wenn wir sagen, daß die Regeln der Grammatik willkürlich sind.
Kann man aber nicht doch sagen, daß die Grammatik der
Farbwörter die Welt, wie sie tatsächlich ist,
charakterisiert?
Man möchte sagen: kann ich nicht wirklich vergebens nach einer fünften primären Farbe
suchen?
(Und wenn man suchen kann, dann ist ein Finden
denkbar.)
Nimmt man nicht || nicht die Grammatik die primären Farben zusammen, weil sie eine 160 Art von Ähnlichkeit haben? oder
doch die Farben im Gegensatz zu den Formen &
Tönen?
Oder habe ich, wenn ich diese Einteilung der Welt als die richtige
hinstelle, schon eine vorgefaßte Idee als Paradigma im Kopf?
Von der
ich dann sagen kann: “das ist die
Weise, wie wir die Dinge betrachten”; oder
“wir wollen eben ein solches Bild der Dinge
machen”.
Wenn ich nämlich sage:
“die primären Farben haben doch eine
gewisse || bestimmte Ähnlichkeit miteinander”, –
woher nehme ich den Begriff dieser Ähnlichkeit?
Nicht nur von den 4 primären Farben?
Ist nicht so, wie der Begriff ‘primäre Farbe’ nichts andres ist als ‘blau oder rot oder grün oder gelb’, auch der Begriff
jener Ähnlichkeit nur durch die vier Farben
gegeben? ||
Ist nicht so, wie der Begriff ‘primäre Farbe’ nur die Disjunktion
‘blau oder rot oder grün’, auch der Begriff
jener Ähnlichkeit nur durch diese || die vier Elemente gegeben?
Ja, sind sie || diese Begriffe nicht die gleichen!
(Denn hier kann man sagen: “Wie wäre es wenn diese Farben diese Ähnlichkeit
nicht hätten?!”)
(Denken wir an die Zusammenfassung der vier
primären Farben mit weiß & schwarz, & an die Zusammenfassung der sichtbaren
Farben mit Ultraviolett & Infrarot.)
|
Ich nenne
die
Vorschriften || Regeln der Darstellung nicht Konventionen, wenn sie ||
die
|| wenn sie sich dadurch rechtfertigen lassen, daß || indem man das Dargestellte beschreibt & zeigt,
daß die Darstellung, wenn sie jenen Vorschriften || Regeln gemäß ist, der Wirklichkeit gemäß ist || mit der Wirklichkeit übereinstimmt.
Die Konventionen || Regeln der Grammatik lassen sich nicht durch eine Charakterisierung
161 des Darzustellenden rechtfertigen.
Denn, was die Grammatik dieser Charakterisierung
zuläßt, warum soll es nicht auch die Grammatik zulassen, die ich
zu rechtfertigen versuche. ∣
¥
⋎ S. 34 Bd.
XI
A
Denn, || Und, was diese Sprache dieser Charakterisierung Darstellung Rechtfertigung sagen || Und was diese Rechtfertigung sagen kann, was ihre Grammatik zuläßt, – warum soll es nicht auch die Grammatik zulassen, die ich zu rechtfertigen versuche. Warum sollen beide Sprachen || Ausdrucksweisen nicht die selbe Freiheit der Ausdrucksweise haben? Und wie kann, was die eine sagt, einschränken, was die andre sagen darf? |
Wer es ablehnt, daß man die Regeln der Grammatik Spielregeln nennt, hat in dem Sinne recht, daß || als das, was das Spiel zum Spiel macht, die Konkurrenz der Spielenden, der Zweck der Unterhaltung & Erholung, u.a., in der Grammatik nicht vorhanden ist. Aber niemand || Niemand wird leugnen, daß das Studium des Wesens der Spielregeln für das Studium der grammatischen Regeln nützlich sein muß, da irgend eine Ähnlichkeit zweifellos besteht. – Es ist überhaupt besser || Es ist das Richtige, ohne ein vorgefaßtes Urteil– || , oder Vorurteil– || , über die Analogie zwischen Grammatik & Spiel, & nur getrieben von dem sicheren Instinkt, daß hier eine Verwandtschaft vorliegt, die Spielregeln zu betrachten. Und hier wieder soll man einfach berichten, was man sieht & nicht fürchten, daß man damit eine bedeutungsvolle & richtige Anschauung untergräbt; oder auch, seine Zeit mit etwas Überflüssigem 162 verliert.
|
Man kann natürlich die Sprache als einen Teil eines
psychischen ||
psychologischen Mechanismus betrachten.
Am einfachsten ist das wenn man den Sprachbegriff auf Befehle einschränkt. || so einschränkt daß die Sprache aus Befehlen
besteht.
Man kann dann daran denken, wie ein Vormann die Arbeiten von einer Schar von Leuten durch Zurufe lenkt. |
Man kann sich denken, daß ein Mensch die Sprache
erfindet; daß er die Erfindung macht andere menschliche
Wesen für sich || statt seiner arbeiten zu lassen indem er sie durch Strafe & Belohnung
abrichtet auf Zurufe hin gewisse Tätigkeiten zu verrichten.
Diese Erfindung wäre analog der Erfindung
der || einer
Dampfmaschine || Maschine etwa.
|
Das System von Zurufen, Signalen, welches er verwendet,
wäre analog dem System der Durchlöcherung des
Papierstreifens eines Pianolas.
(Ich denke mir hier übrigens ein solches welches auch Stärke & Schwäche des Tons
selbsttätig nach den
‘Zeichen’ auf dem Papierstreifen
regelt.)
Der Mensch der nach Noten spielt kann dann auch als eine Spielmaschine aufgefaßt werden & wir könnten 163 uns auch eine Spielmaschine denken, die das
Musikstück von den gewöhnlichen gedruckten Noten ‘herunterläse’.
(Jede solche Vorrichtung wie der gelochte Streifen eines Pianolas ist dem Bart eines Schlüssels zu vergleichen, & man könnte von der Sprache des Schlüsselbartes reden.) |
Kann man sagen die Grammatik beschreibe die Sprache; die
Sprache, jenen Teil des psychologischen || psycho-physischen Mechanismus mittels dessen wir durch das Aussprechen von
Worten gleichsam wie durch das Drücken auf gewisse Knöpfe || die Knöpfe einer Tastatur
menschliche Maschinen || eine menschliche Maschine für uns arbeiten lassen || machen?
Die Grammatik nun beschreibe jenen Teil der ganzen
Maschine., wie man einen Teil einer
Setzmaschine, etwa, beschreiben könnte.
Diejenige Sprache, dann, wäre die richtige, die die
gewünschte Tätigkeit
veranlassen würde.
die also funktionierte, eine Sprache die das nicht tut,
wäre wie eine nach falschen Prinzipien gebaute
Dampfmaschine (also eigentlich keine Dampfmaschine)
|
Es ist klar ich kann durch Erfahrung feststellen, daß
ein Mensch (oder Tier) auf ein Zeichen so reagiert wie ich es will, auf
ein anderes nicht.
Daß
z.B. ein Mensch auf das Zeichen „→” hin 164 nach rechts, auf das Zeichen „←” nach links geht; daß er aber auf
das Zeichen „⊣”
nicht so reagiert wie auf
„→”
etc..
Ja ich brauche gar keinen Fall zu erdichten & nur den tatsächlichen Fall zu betrachten daß ich einen Menschen der nur Deutsch gelernt hat, nur mit der deutschen Sprache lenken kann. (Denn das Lernen der deutschen Sprache betrachte ich nur als ein Einstellen des Mechanismus auf eine gewisse Art der Beeinflussung & es macht keinen prinzipiellen Unterschied ob der Andere || er die Sprache gelernt hat oder vielleicht schon von Natur so gebaut ist daß er auf die Sätze der deutschen Sprache so reagiert wie Einer || ein gewöhnlicher || der gewöhnliche Mensch, der || wenn er sie gelernt hat.) |
Ich hätte nun die Entdeckung gemacht, daß
Einer etwa auf einen Wink verbunden mit dem Ausruf || Ruf
„Zu” mir Zucker
bringt auf den Wink & den Ruf “Mi”
mir Milch bringt, & daß er dies auf andere Worte hin nicht tut.
Kann ich dann sagen, es zeige sich, daß
“Zu” das richtige
(einzig richtige) Zeichen für Zucker,
“Mi” das richtige
für Milch sei?
Nun wenn || Wenn ich das sage, so 165 gebrauche ich den Ausdruck
“Zeichen für Zucker”
anders, als man es für gewöhnlich gebraucht & anders als ich es
gebrauchen will || zu gebrauchen wünsche || die Absicht habe¤.
|
“Dieses ist das Zeichen für
Zucker” konstatiert nicht eine Wirkung dieses Zeichens sondern
drückt eine Absicht aus.
D.h. verbindet das Wort “Zucker” mit einem andern Ausdruck der Sprache.
“Dieses ist das Zeichen für Zucker” verwende ich also nicht analog dem Satz: “wenn ich diesen Knopf drücke so erhalte ich ein Stück Zucker”. |
Vergleichen wir nun aber dennoch die Sprache mit
einem System solcher Knöpfe, mit einer Tastatur, mittelst welcher ich durch Drücken verschiedener Kombinationen von
Tasten einen Menschen oder eine Maschine lenken kann.
Was entspricht in diesem Fall der Grammatik der
Sprache?
Es ist leicht sich eine solche Tastatur durch die der Maschine verschiedene ‘Befehle’ zu geben sind zusammenzustellen. Sehen wir uns eine ganz einfache an: sie bestehe aus zwei Tasten; auf der einen steht “geh” auf der andern “komm”. Nun könnte man meinen eine Regel der Grammatik müsse 166 offenbar sein, die beiden Tasten dürfen
nicht zugleicherzeit niedergedrückt werden (das ergäbe einen
Widerspruch).
Aber was geschieht denn, wenn wir beide zugleich drücken?
Nehme ich an, daß dies eine Wirkung hat? oder
keine?
– In jedem Fall kann ich die Wirkung oder das
Ausbleiben einer Wirkung als den Zweck &
Sinn des gleichzeitigen Niederdrückens beider
Knöpfe bezeichnen.
|
Oder: Wenn ich sage der Befehl “bring mir Zucker” & “bring mir Milch” hat Sinn aber nicht die Kombination
“Zucker mir Milch”, so heißt das
nicht, daß das Aussprechen dieser Wortverbindung keine Wirkung hat.
Und wenn sie nun die Wirkung hat, daß der Andre mich anstarrt
& den Mund aufmacht, so nenne ich sie nicht deswegen den Befehl mich
anzustarren etc..
auch wenn ich gerade diese Wirkung hätte hervorbringen wollen.
|
“Diese Wortverbindung hat keinen
Sinn” heißt nicht, sie hat keine Wirkung.
Und auch nicht, “sie hat nicht die
gewünschte Wirkung”.
|
Zu sagen “diese Wortverbindung hat
keinen Sinn” schließt sie aus dem Bereich der Sprache
aus & umgrenzt dadurch das Gebiet der Sprache.
Wenn man aber eine Grenze zieht, so kann das verschiedenerlei
Gründe haben.
Wenn ich einen Platz mit einem Zaun einem Strich oder sonst irgendwie umziehe, so kann das den Zweck haben 167 irgend jemand nicht hinaus, oder nicht hinein zu
lassen; es kann aber auch zu einem Spiel gehören || ein Teil eines Spiels sein & die Grenze soll etwa von den Spielenden
übersprungen werden; oder es kann andeuten, wo der Besitz des A aufhört & der des
B anfängt;
etc.
etc..
Ziehe ich also eine Grenze, so ist damit noch nicht
gesagt, weshalb ich sie ziehe.
|
Die Sprache ist für uns nicht als
Einrichtung definiert, die einen bestimmten Zweck
erfüllt.
Sondern
“Sprache” ist für mich ein Sammelname & ich verstehe darunter die deutsche Sprache, die
englische Sprache,
u.s.w.
plus || & noch verschiedene Zeichensysteme die mit diesen Sprachen eine größere oder geringere
Verwandtschaft haben.
|
Die Sprache interessiert mich als Erscheinung &
nicht nur als das bloße Mittel zu einem bestimmten Zweck.
Die Sprache ist durch die Sprachhandlungen
|
Die Grammatik besteht aus Vereinbarungen.
So eine Vereinbarung ist es,
z.B., wenn sie sagt: “das Wort
‘rot’ bedeutet diese
Farbe”.
Eine solche Vereinbarung kann also etwa in einer Tabelle enthalten
sein.
– Nun, wie || Wie || Nun wie könnte denn diese || die Vereinbarung
(also)
168 in einem Mechanismus (einem dem Pianola
analogen) Platz finden?
Nun, es wäre || ist doch möglich, daß in dem Mechanismus ein Teil von der Art einer Tabelle sich befindet, der zwischen das
der || einer Sprache Analoge & den übrigen Mechanismus eingeschaltet ist.
|
“Sinn
haben”
bezeichnet || bedeutet die Zugehörigkeit zu einem bestimmten System.
Wenn man bei der Pianolarolle vom Zweck ihrer Perforierung (nicht ihrer Wirkung spricht, so ist es leicht auf “Sinn” & “Unsinn” überzugehn. Denn der Zweck wird zum Voraus beschrieben & ist unabhängig von der Erfahrung. |
Freilich stellt eine hinweisende Erklärung eines Worts eine Verbindung her zwischen einem Wort & ‘einer Sache’ & der Zweck dieser Verbindung
ist etwa daß der Mechanismus dessen Teil unsre Sprache ist auf gewisse Weise funktioniert.
Die Erklärung bewirkt also das richtige Arbeiten || kann also das richtige Arbeiten bewirken, wie die Verbindung zwischen Taste & Hammer im Klavier; aber die
Verbindung besteht nicht darin, daß das Hören des
Worts nun die Wirkung hat, wenn es vielleicht auch diese Wirkung
169 hat, weil die Verbindung
(so) gemacht wurde.
Und die Verbindung, nicht die Wirkung, bestimmt die Bedeutung.
|
⍈
[Zu S. 171
A
Wenn ich sagte für uns sei Sprache nicht das, was einen bestimmten
Zweck erfülle, sondern den Begriff bestimmen gewisse Systeme
die wir “Sprachen” nennen &
solche die nach Analogien zu jenen gebildet seien, – so könnte ich das
auch so ausdrücken, daß ich mir erlaube || : ich erlaube mir kausale Zusammenhänge für die Wirkungsweise
der Sprache auch zu erdichten.
|
Wenn Einem die || eine Sprache gelehrt wird, lernt er da, was Sinn & was Unsinn
ist?
Inwieweit benützt er die Grammatik & insbesondere die
Unterscheidung von || zwischen Sinn & Unsinn wenn er die
Sprache verwendet?
|
Wenn er die Notenschrift lernt, so
wird ihm eine Art Grammatik beigebracht.
Es heißt da: diese Note, entspricht dieser Taste am Klavier, das Zeichen #
erhöht einen Ton, das Zeichen
♮ hebt die Wirkung || Kraft des # auf etc.
etc..
Wenn der Schüler fragte ob ein Unterschied zwischen
& sei oder
was das Zeichen
bedeute, so würden wir ihm sagen, daß die Entfernung des 170 Notenkopfes von den Linien nichts ausdrücke,
u.s.f..
Diese Belehrungen kann man so auffassen, daß sie dazu dienen den Schüler zu einer Spielmaschine (Pianola) zu machen. || sie ein Teil der Vorbereitung sind die den Schüler
zur Spielmaschine machen.
Und so ist, was im Pianola der Grammatik der Sprache
seines || des Tonstreifens entspricht, im Bau des Pianolas
verkörpert.
Sofern || Soweit || Sofern man den Zweck aus dem Bau ablesen kann, ist die Grammatik im Bau || in ihm ausgedrückt. Die Wirkung kann man nicht ablesen. |
Kann man denn auch von einer Grammatik reden,
sofern die Sprache einem || eine Sprache dem Menschen durch ein reines Abrichten
gelehrt wird?
Es ist klar, daß ich da das Wort “Grammatik” nur in einem “degenerierten” Sinn gebrauchen kann, wenn ich es
gebrauchen will:
denn wie kann ich hier von “Erklärung” reden oder von “Übereinkommen”? || denn nur so könnte ich || nur in einem degenerierten Sinn könnte ich
. auch von “Erklärung” reden, oder von “Übereinkommen”.
Ein abgerichtetes Kind oder Tier kennt auch noch keine Philosophie || Probleme der Philosophie. |
Worin besteht denn die überwältigende Bedeutung der Grammatik?
Worin besteht die Bedeutung der Grammatik für uns?
Wir erinnern immer daran, welche 171 Abmachungen über ein Wort in der Grammatik geschlossen worden sind.
|
¥
⋎ S. 169 A
⍈
[Zu S. 169]
A
Denken wir uns es würde Einer erklären: “Sprache ist alles, womit man sich
verständigen kann”.
Worin besteht es aber, sich mit einander
verständigen?
– Zur Erklärung müßten
wir einen Vorgang der Verständigung beschreiben. Und || ; und in diesem Vorgang würden gewisse kausale Verbindungen, erfahrungsmäßige || erfahrungsgemäße Regelmäßigkeiten auftreten.
Aber gerade die würden mich nicht interessieren;
d.h.
ich würde mich nicht scheuen solche Zusammenhänge zu
fingieren.
Ich würde also “Schlüsselbart” nicht das nennen, was die Tür
öffnet sondern das, was eine bestimmte Form, Struktur,
hat.
|
“Ein Zeichen ist doch immer für
ein lebendes Wesen da, also muß das etwas dem Zeichen
essentielles || wesentliches sein”.
Ja, wie ist ein
“lebendes” Wesen definiert?
Es scheint daß ich hier bereit bin, das Lebewesen durch die Fähigkeit zur Benützung einer Zeichensprache zu definieren.
Und der Begriff des Lebewesens hat wirklich eine ganz ähnliche Unbestimmtheit wie der der Sprache || wie der Begriff ‘Sprache’. 172
|
Eine Sprache erfinden könnte heißen, auf
Grund von Naturgesetzen (oder in Übereinstimmung mit ihnen) eine
Vorrichtung zu bestimmtem Zweck erfinden; es
hat aber auch den andern Sinn, dem analog, wenn wir von der Erfindung eines Spiels reden.
Ich sage hier || damit etwas über die Grammatik des Worts “Sprache” aus, indem ich sie mit der des Wortes “erfinden” in Verbindung bringe. ⍈ ¥ ⋎ S. 35 Bd. XI. B |
Sind die Regeln des Schachspiels willkürlich?
Denken wir uns den Fall, es stellte sich heraus,
daß nur das Schachspiel, mit den Regeln nach denen wir es
heute spielen, die Menschen unterhalte & befriedige.
Dann sind doch diese Regeln, wenn der Zweck
des Spiels erfüllt werden soll, nicht willkürlich.
Wenn wir aber von diesem Zweck absehen, so können wir die
Regeln mit Beziehung auf eine andere Bestimmung willkürlich
nennen.
¥
So || In einem analogen Sinne ist die Maßeinheit || Einheit || Maßeinheit in der wir eine Länge ausdrücken in einem
Sinne willkürlich, in einem andern die Wahl der Einheit
beschränkt, oder bestimmt.
|
Die Grammatik der Sprache macht ihr Wesen aus.
Die Sprache ist eben für uns ein Kalkül;
sie ist durch die 173
Sprachhandlungen charakterisiert., nicht durch deren praktischen Zweck.
|
Der Zweck der Grammatik ist nur der Zweck der
Sprache.
Der Zweck der Grammatik ist der Zweck der Sprache. |
Woher die Bedeutung der Sprache?
Kann man sagen: “Ohne
Sprache könnten wir uns nicht miteinander
verständigen”?
Nein; dieser || der || . Der Fall ist nicht dem analog: Ohne das Telefon könnten wir nicht von
Europa nach Amerika sprechen.
¥
Wohl aber kann man sagen || Wahr ist es aber:
Ohne Sprache könnten wir die Menschen nicht bewegen unsern Willen zu tun, ohne Sprache könnten wir
nicht Lokomotiven || Straßen || Lokomotiven || Häuser bauen.
|
⍈
Wohl aber kann man sagen: “mit dem || ohne den Mund könnten sich die Menschen nicht
mit einander verständigen”.
Der Begriff der Sprache dagegen
liegt
bereits im Begriff der Verständigung.
|
Warum interessiere ich mich nun sosehr für die
Sprache?
Ist es nicht, als interessierte ich mich für Bilder, in denen wir die
Welt um uns darstellten?
Und könnten philosophische Probleme, Beunruhigungen, auch in Menschen entstehen, die ihre Umwelt durch eine Sprache gezeichneter Bilder darstellten || 174
auch auch in einer Sprache der gezeichneten Bilder || den gezeichneten Bildern unserer Umwelt erwachsen?
So ein Fall ließe sich schon ausdenken.
|
Es wurde mir einmal die folgende Erfindung eines neuen Systems einer Benzinstraßenwalze || Motorstraßenwalze || einer neuen Benzinstraßenwalze || Motorstraßenwalze || einer Benzinstraßenwalze || Motorstraßenwalze mitgeteilt || einmal die folgende Erfindung einer Benzinstraßenwalze || Motorstraßenwalze gemacht; das Wesentliche der Erfindung war folgendes:
Die Walze war || ist ein hohler Zylinder durch dessen Mitte eine Welle lief || läuft
die an beiden Enden der Walze mit dem Walzenrand
durch Speichen fest verbunden war. Die Welle war || ist gekröpft & als Kurbelwelle ausgebildet
& an der Kurbel
griff || greift eine Pleuelstange samt Kolben an & der dazugehörige Zylinder war || ist innen am || an der hohlen Walze
befestigt.
– Das ganze ist mithin ein starres System &
der Kolben kann sich in seinem Zylinder nicht aus &
ein bewegen. ||
das Wesentliche der Erfindung bestand darin daß || dieser Erfindung war, daß der Motor im Innern der hohlen Walze saß || sich im Innern der hohlen Walze befand || befinden sollte || Der Motor sollte sich im Innern der hohlen Walze befinden. Die Kurbelwelle lief durch die Mitte der Walze
& war an beiden Enden durch Speichen mit der Walze || dem Walzenrande fest verbunden. Der Zylinder des Benzinmotors || Motors aber war an der Innenseite der Walze befestigt. – Auf den ersten Blick sieht diese Konstruktion wie eine Maschine
aus.
Das Ganze war also || In Wirklichkeit || Tatsächlich
aber ist das Ganze ein starres System & der Kolben
des Benzinmotors
konnte || kann sich in seinem || im Zylinder nicht aus & ein bewegen.
Der Irrtum des Erfinders hat mit einem philosophischen Irrtum
Verwandtschaft.
Die Konstruktion schaut ganz so aus wie
eine Maschine & ist doch keine.
Wir haben sie selbst jeder Bewegungsmöglichkeit beraubt & wissen es
nicht.
175
|
Ich könnte mir eine Orgel denken deren Register durch
Tasten zu betätigen wären, die den Spieltasten des
Manuals ganz gleichgeformt wären & unter diese verstreut wären || so unter diese verstreut wären daß das Manual wie ein
gewöhnliches aussähe.
Und es könnte so || nun ein philosophisches Problem entstehen; daß
etwa: “wie sind stumme Töne
möglich”.
Und der würde das Problem lösen, der auf den Gedanken
käme die Registertasten durch Züge zu ersetzen, die
mit den Spieltasten keine Ähnlichkeit
haben || hätten.
¥
⋎[S. 36 Bd.
XI A anschließend neue Zeile]
|
“Könnte eine Sprache aus lauter unabhängigen Signalen bestehen?” Statt dessen könnte man fragen: Wollen wir eine Reihe von einander unabhängigen Signalen noch eine “Sprache” nennen? – Wenn gefragt würde: Kann so eine Sprache dasselbe leisten, wie eine die aus Sätzen also Kombinationen von Zeichen, besteht, müßte man antworten: die Erfahrung wird es lehren, ob z.B. die Wirkung dieser Sprache || jener Signale auf die Menschen eine ähnliche ist wie die der Sätze. Aber die Wirkung interessiert uns nicht; wir betrachten die Erscheinung, den Kalkül, der Sprache. Denken wir uns etwa ein Tagebuch mit unabhängigen Signalen geführt. Eine Seite ist in Abschnitte für die Stunden des Tages eingeteilt nach Art eines Stundenplans. Das Zeichen “A” heißt: ich schlafe; “B” 176 heißt “ich
arbeite”; “C”, ich esse;
u.s.w., u.s.w..
Aber da kommt es nun drauf an: werden diese
Erklärungen
ausdrücklich
gegeben, daß sie also die Signale mit einer andern
Sprache verbinden; werden hinweisende Erklärungen der Signale gegeben die
die Signalsprache vervollständigen?
Oder soll die Sprache wirklich nur aus den Zeichen A, B, C, etc. bestehen?
Wie, wenn mich Einer fragte: “wie weißt Du daß Du jetzt dasselbe tust, wie vor einer Stunde”, & ich antwortete: “ich hab mir's ja aufgeschrieben, hier steht ja ein ‘C’”. – Kann man fragen ob das Zeichen “A” immer das gleiche bedeutet; & unter welchen Umständen kann diese Frage, mit ja oder nein || im einen oder andern Sinn, beantwortet werden? (Man kann sich eine Sprache denken in der die Wörter, die Farbnamen z.B. || etwa, mit den Wochentagen ihre Bedeutung wechseln; diese Farbe heißt Montag “rot”, Dienstag “blau”. “A = A” kann besagen, daß es in der betreffenden Sprache keinen Wechsel || in den Sprachen, auf die sich die Regel bezieht, keinen Wechsel der Bedeutung des Zeichens “A” gibt.) |
Denken wir uns wieder eine Sprache die aus
Befehlen besteht.
Man soll mit ihr die Bewegungen eines Menschen leiten
können. Die || ; die Befehle bestünden etwa im Nennen einer Anzahl von Schritten || bestehen aus Ziffern einer
Längenangabe verbunden mit den Wörtern “vor”, “rückwärts”, “rechts”, “links” & den Wörtern
“schnell” & “langsam”.
Man könnte 177 nun natürlich alle diejenigen Befehle
die man wirklich gebrauchen wird durch von einander unabhängige Zeichen, Signale, ersetzen.
Es könnte Einer diese Signale erst || zuerst als Abkürzungen der Sätze
jener ersten Sprache lernen, sie ||
die Signale
|| sie auch in diese || sie zurückübersetzen, ehe er sie befolgt,
später aber unmittelbar nach den Signalen handeln.
– Man könnte dann von zwei Sprachen reden &
die erste bildhafter nennen als die zweite.
Man
nämlich würde || würde nämlich nicht sagen, daß ich aus einer Reihe solcher Signale allein
die || ein Bild der Bewegung des Menschen, der ihnen folgte, ableiten kann,
wenn nicht zu den Signalen noch das tritt, was man eine allgemeine Regel der
Übersetzung in die Zeichnung nennen würde.
Wir würden nicht sagen, || : aus dem Zeichen abbcd läßt sich die Figur
|
Man kann nun sagen: die Grammatik erklärt die Bedeutung der Zeichen & dadurch
macht sie die Sprache bildhaft.
Die Grammatik bestimmt die Bedeutung der Wörter &
bestimmt ihnen damit den Platz, den sie beim Portraitieren eines
178
Sachverhalts einnehmen dürfen.
Denn wonach richte ich mich, wenn ich
hier “rot” sage & nicht “blau”, hier “oder” & nicht “und” || und” & nicht “oder”?
Doch wohl nach der Bedeutung der Wörter, nach dem, was in Abmachungen
über sie, also in der Grammatik festgehalten ist.
Denn warum sollte ich sonst ein Wort einem andern
vorziehen.
Das heißt || will sagen: Wenn ich die Wahl eines Wortes rechtfertige, dann || so geschieht es durch die Grammatik || Ich kann die Wahl eines Wortes durch die Grammatik rechtfertigen. Das heißt aber nicht, daß ich, wenn ich Worte gebrauche etwa bei || in einer Beschreibung, gebrauche ich sie || die Worte, wenn ich sie || die ich etwa bei || in einer Beschreibung, gebrauche durch Erklärungen rechtfertige, oder rechtfertigen muß. |
Wir reden vielmehr von der Möglichkeit dieser
Rechtfertigung.
Und die verhält sich zum wirklich eintretenden Fall ähnlich wie ein Gedankengang, in dem
ich die Überlegung
12 × 12
= 144 mache, zu einer Wiedergabe des Gedankengangs, worin diese Rechnung || Multiplikation auf dem Papier wirklich durchgeführt ist.
Wir vergleichen den tatsächlichen Vorgang beim Gebrauch des Zeichens mit dem || einem solchen, in welchem eine Rechtfertigung gegeben wird. Wir ergänzen das tatsächlich Ausgeführte zu einem bestimmten Kalkül, um es von diesem bestimmten Gesichtspunkt anzusehen. Ähnlich, wie die || 179
Damit ist es zu vergleichen wenn die gewöhnliche Grammatik einen elliptischen Satz ergänzt,
also dieses Gebilde als einen verkürzten
Satz auffaßt.
|
⍈
[Zu S. 37] A
Man könnte also sagen, Augustinus stelle die Sache zu einfach dar; aber auch: er stelle eine einfachere Sache dar.
|
⍈
[Zu S. 37] B
Wie Augustinus das Lernen der Sprache beschreibt, das kann uns
zeigen, von welcher Auffassung der Sprache der Begriff von der Bedeutung der
Wörter sich herleitet.
|
Ich will erklären: Der Ort eines
Worts in der Grammatik ist seine Bedeutung.
|
Ich kann das auch so sagen: der Gebrauch des Wortes in der Sprache ist seine
Bedeutung.
|
Ich kann aber auch sagen:
Die Bedeutung eines Wortes ist das, was die Erklärung der Bedeutung erklärt. |
Die Erklärung der Bedeutung aber
erklärt den Gebrauch des Wortes.
Der Gebrauch des Wortes in der Sprache ist seine Bedeutung. |
180
⍈
[Zu S. 61
anschließend an: “zeigt.
–”]
Aber wie ist denn diese Vertretung möglich?
Ich kann doch nicht ein beliebiges Ding ein anderes
vertreten lassen.
– Es ist dann eben bedeutsam, daß diese Vertretung
möglich ist; denn der Vertreter || das Vertretende muß dann, in bestimmten Fällen
wenigstens, ebensogut taugen wie das Vertretene.
|
⍈
Wir reden von einem Verstehen (einem Vorgang des
Verstehens, oder auch einem Zustand des Verstehens || Verständnisses) & auch von gewissen Vorgängen, die Kriterien dieses Verstehens sind.
Das Verstehen möchte man einen geistigen Vorgang oder einen Zustand der Seele nennen & charakterisiert es damit als hypothetischen Vorgang etc. oder richtiger als Vorgang (oder Zustand) im hypothetischen Sinn. D.h. man verweist das Wort “Verstehen” in ein bestimmtes Gebiet der Grammatik. |
⍈
Und zwar ist die Grammatik des seelischen Zustands oder Vorgangs
in mancher Beziehung
ähnlich der etwa des Gehirnvorgangs.
Der Hauptunterschied ist vielleicht der, daß im Falle des
Gehirnvorgangs eine direkte Kontrolle als
möglich zugelassen wird; wenn man etwa den betreffenden Vorgang durch Öffnen des Schädels 181 sieht.
Während ¤ || von so einem ‘unmittelbaren Wahrnehmen’ in der Grammatik des seelischen Vorgangs nicht die Rede
ist.
(Diesen Zug gibt es in diesem Spiel nicht.)
|
⍈
Welches ist das Kriterium dafür, daß wir das Wort “rot” verstehen?
Daß wir einen roten Gegenstand aus anderen auswählen, wenn
es verlangt wird, oder daß wir die hinweisende Definition des Wortes “rot” geben können?
Beides betrachten wir als Zeichen des Verständnisses. Hören wir jemand das Wort “rot” gebrauchen & bezweifeln daß er es versteht, so können wir ihn zur Prüfung fragen: “welche Farbe nennst Du ‘rot’”. Anderseits, wenn wir jemandem die hinweisende Erklärung des Wortes gegeben hätten & nun sehen wollten, ob er sie richtig verstanden hat, würden wir nicht von ihm verlangen, daß er sie wiederhole, sondern wir gäben ihm etwa die Aufgabe, aus einer Reihe von Dingen die roten herauszusuchen. |
⍈
Hier kann
vor allem gefragt werden:
“ist von meinem Verstehen oder vom
Verständnis des Andern die Rede?”
“Nur ich kann wissen, ob ich verstehe, der Andere kann es nur vermuten.” 182
“Daß ich verstehe ist keine Hypothese, daß
der Andere versteht ist eine.”
Wenn wir das sagen, so fassen wir “Verstehen” als ein Erlebnis auf analog dem der Zahnschmerzen || eines Schmerzes etwa || z.B. dem der Zahnschmerzen || eines Schmerzes. Man sagt: “Du kannst nicht wissen ob ich verstehe (ob ich mich freue etc.); Du kannst nicht in mich hineinschauen”. “Du kannst nicht wissen, was ich denke”. Wohl, aber das gilt nur dann, wenn Du nicht laut denkst; & der Unterschied zwischen dem lauten (oder schriftlichen) Denken & dem Denken in der Vorstellung interessiert uns hier nicht. |
⍈
Darauf kann man einwenden daß das Denken auch wenn
es nur das visuelle Erlebnis des Schreibens wäre,
doch privat ist & daß der Andere zwar sehen kann was meine physische Hand schreibt aber nicht mein Seherlebnis
haben kann.
Diese Fragen müssen uns an einer andern Stelle beschäftigen.
|
⍈
Aber können wir für unseren gegenwärtigen Zweck statt “er versteht” &
“ich verstehe” nicht sagen “er schreibt” & “ich schreibe”?
Wir lassen dann die Frage des Erlebens ganz aus dem Spiel. Und also etwa auch die Frage 183 privaten Verständnisses.
Sie erscheint uns dann hier unwichtig. ||
Sie erscheint uns dann an dieser Stelle
unwichtig.
|
⍈
Wir nennen “verstehen”
nicht die Handlung – welche immer – die uns das
Verständnis zeigt, sondern einen Zustand, für den diese Handlung
ein Anzeichen ist.
Und das ist eine Aussage über die Grammatik der Bezeichnung
eines solchen Zustandes.
|
⍈
Wir können das Hersagen || Aussprechen der Regel allein ‘Kriterium des
Verstehens’ nennen oder auch Proben des Gebrauchs
allein.
In einem Fall wird dann “er versteht” heißen: “wenn Du ihn nach der Regel fragst wird er sie sagen”; im andern Fall: “wenn Du eine Anwendung der Regel von ihm verlangst wird er Deinen Befehl ausführen.” Oder aber wir betrachten das Angeben der Regel als ein Symptom dafür daß er etwas Anderes tun kann als die Regel angeben. So also, wie wir die Uhr an's Ohr halten, sie ticken hören & sagen, || : sie geht. Wir erwarten dann nicht bloß daß sie auch weiterhin ticken wird, sondern auch, daß sie die Zeit zeigen wird. 184
|
⍈
Man könnte sagen: “das Hersagen
der Regel ist ein Kriterium des Verständnisses, wenn er die
Regel mit Verständnis ausspricht & nicht rein
mechanisch.”
Aber hier kann wieder die sinnvolle Betonung beim Aussprechen
als Verständnis gelten; & warum dann nicht einfach das
Aussprechen selbst?
|
⍈
Verstehen = be-greifen = einen bestimmten Eindruck von dem
Gegenstand erhalten, ihn auf sich wirken lassen.
Einen Satz auf sich wirken lassen;
Konsequenzen von ihm || des Satzes betrachten, sich vorstellen; etc..
|
⍈
“Verstehen” nennen
wir ein psychisches Phänomen das speziell mit der Erscheinung || den Erscheinungen des Lernens & Gebrauchs unserer, der menschlichen, Wortsprache verbunden ist.
|
⍈
[Zu S. 61
anschließend an die letzte nicht durchstrichene Zeile]
Aber erkläre ich nicht einem Franzosen die Bedeutung des Wortes “rot” auf eben diese Weise? “Ja, aber nur, weil er die Bedeutung von “rouge” || ‘rouge’ durch hinweisende Definition gelernt hat.” Aber muß ihm diese Definition gegenwärtig 185 sein (& andernfalls || sonst ist sie nur Geschichte), oder ein rotes Vorstellungsbild, wenn er meine Erklärung “rot = rouge”
versteht?
Muß so ein Bild gegenwärtig sein, wenn er, wie wir
sagen würden, das Wort
“rouge” mit
Verständnis gebraucht?
(Denke an den Befehl: “Stelle Dir einen roten Kreis vor || kreisförmigen roten Fleck vor!”)
|
⍈
[Zu S. 63 als neuer Absatz]
Ist es richtig, & in welchem Sinne, von der hinweisenden Definition zu sagen, sie setze wie die Verbaldefinition ein Zeichen für ein anderes; das Wort für den Hinweis? |
⍈
[Zu S. 67 als neuer Absatz]
Anderseits ist es wohl denkbar, daß Menschen in den Farben die sie mit Violintönen assoziieren || Assoziationen von Farben mit Violintönen so genau übereinstimmten daß Einer zum Andern sagen könnte: “Nein, diesen Ton || Violinton hast Du nicht richtig gemalt || dargestellt, er war gelblicher als Du ihn gemalt hast”; & der Andere würde etwa antworten: “Du hast recht es hat mir selber so geschienen”. – |
Wie kann, wenn ich klingle, das jemandem befehlen zu mir zu kommen?
186
Ist es nur dadurch möglich, daß ich das Klingelzeichen nach
dem Gedächtnis (oder nach einer Tabelle) in
Worte übersetze?
Und können wieder diese Worte nur dadurch etwas
sagen, daß ich sie (nach dem Gedächtnis oder nach einer Tabelle) in ein Bild übersetze?
(Wie weiß ich wie dieses Bild anzuwenden
ist?)
|
⍈
[Zu
S.
71 als neuer Absatz]
Brauchen wir etwa nur einen gesprochenen Befehl zu befolgen || befolgen zu können ein Erinnerungsbild dessen, was wir taten als wir ihn das letzte Mal befolgten? Befiehlt er uns also eigentlich: “Tu jetzt das, was Du, Deiner Erinnerung nach, damals getan hast”? Auch diesen Befehl könnte man geben. Aber brauche ich also um ihn befolgen zu können ein Erinnerungsbild vom Suchen in der Erinnerung? Der Befehl “Tu jetzt das was Du Deiner Erinnerung nach damals getan hast” sagt mir, ich solle an einem bestimmten Ort nach einem Bild suchen, welches mir sagen wird, was ich zu tun habe. Der Befehl ist also ganz analog dem: “Tu das was auf dem Zettel in dieser Lade aufgeschrieben steht”. Steht nichts 187 auf dem Zettel so ist der Befehl
sinnlos.
|
⍈
[Zu S. 75 als neuer Absatz nach S. 77 B]
Es wäre nicht richtig zu sagen: “die Übereinstimmung & Nichtübereinstimmung zwischen Satz & Welt || Wirklichkeit ist || sei willkürlich durch eine Zuordnung von sprachlichem Ausdruck & Wirklichkeit erzeugt”: Die Zuordnung bestünde || besteht doch darin, daß der Satz ‘p’ sagt, es sei gerade das der Fall. Aber wie ist uns dieses ‘gerade das’ im besondern Fall gegeben? Durch einen andern Satz der Wortsprache oder durch einen Hinweis auf die ‘Wirklichkeit’. Beides sind Erklärungen der Sprache als Vorbereitung zu ihrem Gebrauch. || Aber was ist dieses ‘gerade das’ in einem besonderen Fall? Ist es durch einen Hinweis auf die ‘Wirklichkeit’ gegeben, dann ist dieser Hinweis die Erklärung eines sprachlichen Ausdrucks, & selber ein solcher. Der erklärende Hinweis bereitet auf die Anwendung der Sprache vor; er übersetzt eigentlich aus einer Sprache in eine andere. Er ist ein Akt der Zeichengebung & verschieden von dem Urteil, daß ein Satz mit der Wirklichkeit übereinstimmt (oder das Gegenteil). |
188
⍈
[Zu S. 90. neuer
Absatz]
Wenn man an den Gedanken, als etwas spezifisch Menschliches, Organisches denkt, möchte man fragen: “Könnte es denn eine Gedankenprothese geben, einen anorganischen Ersatz für den Gedanken?” Aber wenn das Denken nun im Schreiben oder Sprechen besteht, warum soll dies nicht eine Maschine tun? – “Ja, aber die Maschine weiß von nichts!” – Freilich, von einer Prothese des Sehens & Hörens zu reden hat keinen Sinn. Man redet zwar von einem künstlichen Fuß, aber nicht von künstlichen Fußschmerzen. ||
[Variante]
Wenn man den Gedanken als etwas spezifisch Menschliches, Organisches auffaßt, möchte man
fragen: “Könnte es eine
Gedankenprothese geben, könnte
Denken von einer leblosen Vorrichtung
vollbracht werden?
Nun, die Rechenmaschine kann die zehn Finger beim
Rechnen ersetzen; aber von einem anorganischen Ersatz für die Rechnung kann natürlich nicht geredet werden.
|
⍈
[Zu S. 92 neuer Absatz] A Wir können sagen: Denken ist das Operieren mit Symbolen. Aber ‘Denken’ ist ein fließender Begriff, & welcher das ‘Operieren mit Symbolen’ ist, muß in jedem besondern Fall eigens betrachtet werden. 189
Ich könnte auch sagen: Denken ist Operieren mit der Sprache. Aber || ; aber ‘Sprache’ ist wieder ein fließender Begriff. |
⍈
B
Wenn gesagt wird: “Denken ist ein geistiger Vorgang”, so stimmt das wohl nur || ist das wohl nur richtig, insofern man auch das
Sehen eines geschriebenen Satzes oder das Hören eines gesprochenen
einen geistigen Vorgang nennt.
Also in dem Sinne in welchem man Schmerzen einen geistigen Zustand
nennt.
Man will dann mit dem Wort “geistiger
Vorgang” das ‘Erlebnis’ vom ‘physikalischen
Vorgang’ unterscheiden.
– Anderseits deutet freilich das Wort “geistiger Vorgang” an, daß es sich hier um
unverstandene Vorgänge in einer
uns nicht zugänglichen Sphäre handelt.
Ferners redet die Psychologie auch von ‘unbewußten Gedanken’ & gebraucht || meint hier das Wort “Gedanken” als || mit “Gedanken” einen Vorgang in einem Seelenmodell. (‘Modell’ in dem Sinn, in welchem man von einem mechanischen Modell der elektrischen Vorgänge spricht.) Wenn dagegen Frege vom Gedanken spricht, den ein Satz ausdrückt, so ist hier das Wort “Gedanke” etwa gleichbedeutend dem Wort “Sinn des Satzes”. 190
|
⍈
C
Man könnte sagen: in allen Fällen meint man mit “Gedanken || Gedanke” das Lebende am Satz. Das, ohne welches er tot, ¤ eine bloße Lautfolge oder Folge von geschriebenen || geschriebener Figuren ist. Wenn ich aber ebenso von einem Etwas spräche, welches einer Konfiguration von Schachfiguren Bedeutung gibt, & || d.h., sie von einer beliebigen andern Zusammenstellung von Holzklötzchen unterscheidet, oder von dem Etwas welches den Geldstücken ihre Bedeutung, ihr Leben gibt, was könnte ich da nicht alles meinen! Die Regeln die die Schachkonfiguration zu einer Situation eines Spiels machen, die besonderen Erlebnisse die wir mit solchen Spielstellungen verbinden, den Nutzen des Spiels. Oder wenn wir von einem Etwas sprächen, welches das Papiergeld von bloßen bedruckten Zetteln unterscheidet & ihm seine Bedeutung, sein Leben gibt! |
⍈
[Zu S. 95 anschließend
an: “Wesen.””]
Aber wenn ich sage der Gedanke sei etwas ganz Hausbackenes, so meine ich, es gehe uns mit diesem Begriff wie mit dem Begriff etwa der Zahl 1 || Eins. Es scheint etwas geheimnisvoll an ihm zu sein, weil wir die || seine Grammatik mißverstehn 191 & ein greifbares Ding vermissen was
dem Dingwort entspricht.
(Es ist uns da ähnlich zu mute || Das ist beinah ähnlich, wie wenn wir aus dem leeren Raum vor uns eine
menschliche Stimme hörten, aber keinen Menschen vor uns
sähen.)
¥ [Anschließend in eine neue Zeile.] |
⍈
[Zu S. 103 als eigener
Absatz]
A Ich könnte sagen: “‘Sprache’ das ist ein Sammelname für die Sprachen; & die Sprachen sind auf vielerlei Weise mit einander verwandt.” |
⍈
Die Erklärungen, die ich das Denken & den
Gedanken betreffend zu geben habe, sind nur Darstellungen der
Grammatik der Wörter “denken”
& “Gedanke”.
|
⍈
[Zu S. 103] B Man kann in der Logik nicht allgemein sein ins Blaue. Lege ich die Grammatik meiner Allgemeinheit fest so gibt es keine logischen Überraschungen mehr. Und lege ich sie nicht fest so bin ich nicht mehr im Reich einer exakten Grammatik. D.h.: die Unbestimmtheit der Allgemeinheit ist keine Unbestimmtheit ihrer Grammatik. Die || logische Unbestimmtheit. Die Allgemeinheit ist eine Bewegungsfreiheit, keine Unbestimmtheit der Geometrie. |
⍈
192
[Zu S. 107 als neuer
Absatz.]
Wie haben wir denn das Wort “Pflanze” verstehen gelernt? Wenn ich davon absehe, daß wir vielleicht eine Definition des Begriffs, in der Botanik etwa, gelernt haben, die dann auch nur in der Botanik eine Rolle spielt, so ist es klar, daß wir die Bedeutung des Wortes durch Beispiele gelernt haben. Und wenn wir nun von hypothetischen Dispositionen absehen, so stehen diese Beispiele nur für sich selbst. Hypothesen über das Lernen & Gebrauchen der Sprache & kausale Zusammenhänge interessieren uns ja nicht. Wir nehmen daher nicht an, daß die Beispiele im Lernenden etwas hervorrufen, ein Wesen vor seine Seele rufen || stellen, die Bedeutung des Begriffswortes, den Begriff ‘Pflanze’. Sollten die Beispiele eine Wirkung haben indem sie, sagen wir, ein bestimmtes Gesichtsbild im Lernenden hervorrufen || erzeugen, so geht uns der kausale Zusammenhang zwischen den Beispielen & diesem Bild nichts an, & für uns stehen sie nebeneinander. Und wir können etwa dann von den Beispielen ganz absehen & nur das Bild als Symbol des Begriffes ansehen; oder auch Bild & Beispiele zusammen. Wenn man sagt “wir verstehen das Wort ‘Sessel’, weil || indem wir wissen, was allen Sesseln gemeinsam ist” –, was heißt es, daß wir das wissen? Etwa daß wir bereit sind es zu sagen (wie im 193 Fall “wir wissen,
daß 6
× 6 36 ist”)?
Und was ist also das Gemeinsame?
Oder sagen wir hier nicht nur darum, wir wissen das Gemeinsame, weil wir
das Wort “Sessel” anwenden
können?
Verführt uns da nicht etwa eine Analogie wie diese: Nehmen wir an, ich erklärte das Wort “rot” indem ich auf eine rote Wand, ein
rotes Buch, ein rotes Stück Tuch zeigte &
jemand fertigte danach || nach dieser Erklärung ein Muster der Farbe Rot an indem er ein Rotes Täfelchen
herstellte.
Man könnte in diesem Falle sagen, er habe gezeigt daß
er begriffen habe, was das Gemeinsame aller Beispiele war, die ich ihm
gegeben hatte.
|
⍈
Der grammatische Ort des Wortes
“Spiel”, “Regel”
etc. ist durch Beispiele etwa so gegeben,
wie der Ort einer Zusammenkunft durch die Angabe sie werde bei diesem & diesem Baum stattfinden.
|
⍈
Man denkt sich die Bedeutung als etwas, was uns bei dem Wort
vorschwebt.
Was uns bei dem Wort vorschwebt charakterisiert jedenfalls die Bedeutung. Was mir aber vorschwebt ist ein Beispiel, ein Fall der Anwendung des Worts. Und das Vorschweben besteht nicht eigentlich darin, 194 daß, wenn immer ich das Wort ausspreche oder höre eine bestimmte Vorstellung gegenwärtig
ist, sondern daß mir, wenn ich nach der Bedeutung des Wortes
gefragt werde, Anwendungen des Wortes einfallen.
|
⍈
Jemand sagt mir: “Zeige den
Kindern ein Spiel!”
Ich lehre sie nun Geld würfeln & der Andere sagt
mir: “Ich habe nicht so ein Spiel
gemeint”.
Mußte ihm da, als er mir den Befehl gab der Ausschluß
des Würfelspiels vorschweben?
|
⍈
Nehmen wir an jemand sagte: “Nein, so ein Spiel habe ich nicht gemeint; ich habe ‘Spiel’ in der engeren
Bedeutung gebraucht”.
Wie zeigt es sich daß er das Wort in einer engeren Bedeutung
gebraucht?
|
⍈
Kann man aber das Wort “Spiel”
nicht auch in seiner weitesten Bedeutung gebrauchen?
Aber welches ist die?
Es sind ja keine Grenzen gezogen außer wir legen eigens solche
fest.
Ein Satz wie der: “Die Assyrer kannten verschiedene Spiele”, wenn wir ihn ohne jede weitere Qualifikation etwa in einem Geschichtsbuch fänden, würde 195 uns sehr seltsam anmuten; weil wir nicht sicher
wären ein Beispiel angeben zu können was auch nur
beiläufig der Bedeutung des Wortes “Spiel” in diesem Fall entspricht.
|
⍈
Es will etwa jemand in das Regelverzeichnis eines Spieles
schreiben || den Satz aufnehmen, das Spiel sei in dem & dem Jahre erfunden
worden.
Ich sage: “
(Nein,) das gehört nicht ins Regelverzeichnis, das ist keine
Regel”.
Ich schließe hier also Sätze der Geschichte aus den Regeln || aus dem Gebiet der Regeln aus.
Und ebenso würde ich einen Satz wie: “dieses Spiel ist nur durch lange Übung zu
erlernen” als einen Erfahrungssatz aus den Regeln
ausschließen.
Aber es würde uns leicht irreführen zu sagen, man
hätte damit um das Gebiet der Regeln Grenzen gezogen.
|
⍈
Wenn ich jemandem den Gebrauch eines Wortes, etwa des Wortes “wünschen”, durch charakteristische Beispiele klar zu machen suche, so liegt es nahe, daß
der Andere in Form eines Einwands gegen das von mir Vorgebrachte
Beispiele || ein Beispiel anführt das auf eine noch andere Gebrauchsart hindeutet.
Meine Antwort ist dann, daß das neue Beispiel für unsre
Betrachtung nützlich werden kann, daß es 196 aber kein Einwand gegen meine Beispiele
ist.
Denn ich wollte ja gar nicht sagen, diese Beispiele seien
die Darstellung des Wesens dessen was man “wünschen” nennt.
Höchstens Darstellungen verschiedener Wesenheiten die alle man
wegen gewisser Verwandtschaften mit diesem Wort
bezeichnet.
Der Irrtum ist, daß angenommen wird, wir wollten
durch diese Beispiele das Wesen, des Wünschens etwa,
illustrieren, & die Gegenbeispiele zeigten nun, daß dieses
Wesen noch nicht richtig erfaßt sei.
Das ist, als wäre unser Ziel, eine Theorie des Wünschens
zu geben, die dann eben alle Fälle des Wünschens erklären
müßte.
Darum sind aber anderseits die herangezogenen Beispiele nur dann von Nutzen, wenn sie klar ausgeführt, & nicht bloß vag angedeutet sind. |
⍈
[Zu S. 128 als neuer Absatz]
Wenn wir einen Befehl geben, so kann es scheinen, als ob das Letzte was der Befehl wünscht (doch) unausgedrückt bleiben muß, da immer noch eine Kluft zwischen dem Befehl & seiner Befolgung bleibt. Ich wünsche etwa, daß Einer eine bestimmte Bewegung macht, etwa den Arm hebt. Damit es ganz deutlich wird mache ich ihm die Bewegung vor. Dieses Bild scheint unzweideutig bis auf die 197 Frage: wie weiß er daß
er diese Bewegung machen soll?
– Wie weiß er überhaupt, wie er die Zeichen,
welche immer ich ihm gebe, gebrauchen soll?
Ich werde nun etwa trachten den Befehl durch
weitere Zeichen zu ergänzen, indem ich etwa || von mir auf den Andern denke, Gebärden der Aufmunterung mache, etc..
Hier scheint es als finge der Befehl zu stammeln an.
Denken wir, ich wollte jemandem vorschreiben die Zahlen von 1 bis || Zahl 4 zu quadrieren & täte es mit dem Schema:
Als trachte das Zeichen sich uns verständlich zu machen. Aber wenn wir es nun verstehen || Als trachte das Zeichen mit unsicheren Mitteln in uns ein Verständnis hervorzurufen. Aber wenn wir es nun verstehen, in welchen Zeichen tun wir das? |
⍈
[Zu S. 138
anschließend]
Wohl aber könnte man fragen: sollen wir das noch eine “Erklärung” nennen? – Denn sie spielt im Kalkül natürlich eine andere 198 Rolle als was wir gewöhnlich hinweisende Erklärung des Wortes “rot” nennen auch wenn sie dieselbe praktische
Folge dieselbe Wirkung auf den Lernenden
hätte.
|
⍈
[Zu S. 142]
Ich kann wohl sagen: In meinem Zimmer unruhig auf & ab gehen, zur Tür schauen, bei einem Geräusch aufhorchen heißt: den N. erwarten. – Das ist eben eine Definition des Ausdrucks “den N erwarten”. Freilich ist es keine Definition des Wortes “erwarten”, denn es ist ja damit z.B. nicht erklärt was es heißt “den M erwarten”. Nun, dafür können wir sorgen; wir sagen etwa: den N || X erwarten heißt die angegebenen Handlungen ausführen & dabei den Namen “N” || “X” aussprechen. Nach dieser Definition ist der den ich erwarte, der, welcher den ausgesprochenen Namen hat. Oder ich definiere: den Menschen X erwarten heißt: das tun was ich im zweiten Beispiel angegeben habe & die Zeichnung eines Menschen anfertigen. Der Erwartete ist nun, wer den Namen X trägt & der Zeichnung entspricht. – Damit wäre natürlich nicht erklärt, was es heißt “das Gehen des N erwarten” & ich müßte dafür entweder eine neue unabhängige Definition geben, oder eine allgemeinere Erklärung die Gehen & Kommen umschließt. Und mit 199 der wäre etwa nicht erklärt, was
es heißt “ein Gewitter erwarten”;
etc.
etc..
|
⍈
Was alle diese Fälle charakterisiert ist,
daß, was erwartet wird aus der erwartenden Handlung mittels der Definition
abgelesen werden kann.
Nicht eine spätere Erfahrung entscheidet
darüber, was wir erwarten.
Und ich kann sagen: In der Sprache berühren sich Erwartung & Erfüllung. |
⍈
Die Handlung des Erwartenden ist
hier also eine, die ich nach gegebenen Regeln in
den Satz “er erwartet, daß p geschieht” übertragen kann.
Und also ist das einfachste typische Beispiel für
diese Fälle || diesen Fall || diese Fälle || für diesen Gebrauch des Wortes “erwarten”, daß die Erwartung des Eintreffens von p darin besteht, daß der Erwartende sagt: “ich erwarte
daß p
geschieht”.
Daher klärt es in sovielen Fällen die grammatische
Situation, zu sagen: Setzen wir statt der Erwartung den
Ausdruck der Erwartung.
Statt des Gedankens, den Ausdruck des Gedankens. ||
Den Ausdruck des Gedankens statt des Gedankens.
|
⍈
Die Erwartung kann man auffassen als eine erwartende, vorbereitende Handlung.
Sie streckt wie ein Ballspieler die Hände aus, richtet sie, um
den Ball zu empfangen.
200
Und die Erwartung des Ballspielers kann darin
bestehen, daß er die Hände
in bestimmter Haltung ausstreckt & auf den Ball
blickt.
|
⍈
Mancher wird vielleicht sagen wollen:
“Die Erwartung ist ein Gedanke.”
Und gewiß entspricht das || Das entspricht offenbar einem Gebrauch des Wortes “erwarten”.
Und wir wollen uns nur erinnern, daß der Vorgang
des
||
eines
Gedankens sehr verschiedenerlei sein
kann.
Und ist die Erwartung der Gedanke: “ich erwarte daß p geschieht”, so ist es unsinnig zu sagen, ich werde vielleicht erst später erkennen, was ich erwartet habe. |
⍈
Dasselbe || Analoges
ließe sich || könnte man von Wunsch, Furcht & || , Hoffnung sagen.
(Plato nennt die Hoffnung “eine
Rede”.)
|
⍈
Anders ist es aber, wenn man den
Hunger
einen “Wunsch” nennt & zwar den Wunsch nach der || etwa den Wunsch des Körpers nach Speise, die ihn stillen wird.
Dann ist es eine Hypothese, daß gerade das den Wunsch befriedigen wird & es gibt eine Vermutung & einen Zweifel darüber. || darüber & einen Zweifel.
Und so ist es auch wenn ich “Erwartung” ein Gefühl nenne, etwa eins der Unruhe, Unbefriedigung. Aber natürlich sind diese Gefühle nicht Gedanken 201 in amorpher Form.
|
⍈
Die Vorstellung, daß der Gedanke ein
seltsamer || unerklärter Vorgang im menschlichen Geist sei macht es möglich, sich ihn in
einen amorphen Dauerzustand verwandelt zu denken.
|
⍈
Wenn ich sage “ich habe ihn den ganzen Tag
erwartet”, so ist mit “erwarten” kein Dauerzustand gemeint, der den
Erwarteten & sein Kommen als Bestandteile enthielte, wie ein
Teig Mehl, Zucker, Eier gleichmäßig verrührt
enthält.
Die Erwartung bestand vielmehr in einer Folge von Handlungen, Gedanken
(&) || , Gefühlen.
|
⍈
[Zu S. 142,
wie das Vorige, aber nach S. 150 A.] A Ich werde aber vielleicht auch dann sagen “ich habe den N erwartet”, wenn die einzige Verbindung meiner erwartenden Tätigkeiten mit ihm, die ist, daß ich z.B. an einem bestimmten Tage Vorbereitungen für eine Mahlzeit für mich & eine andere Person treffe & daß sich N für diese Mahlzeit bei mir angesagt hat. |
⍈
B
Worin besteht der Vorgang oder Zustand des Wunsches einen Apfel zu
essen?
Vielleicht empfinde ich Hunger oder Durst oder beides, 202
vielleicht stelle ich || & stelle mir dabei einen Apfel vor oder erinnere mich, daß mir
gestern einer geschmeckt hat¤, vielleicht sage ich:
“ich möchte einen Apfel essen”,
vielleicht gehe || schaue ich || gehe ich & schaue in einen Schrank in dem || wo gewöhnlich Äpfel liegen.
Vielleicht verbinden sich alle diese Zustände &
Tätigkeiten & andere.
|
⍈
Es scheint nun irgendwie, als würde man die Intention von
außen betrachtet nie als Intention
erkennen; als müßte man sie selbst intendieren || meinen um sie als Meinung zu verstehen.
Das hieße aber sie nicht als Phänomen, nicht als Tatsache an & für
sich, zu || bloß gegebene Tatsache, zu || nicht als Erscheinung, zu
||
Das hieße aber sie nicht als Erscheinung, nicht als Tatsache zu betrachten;
(Hier erinnert die Intention an den Willen in der
Schopenhauerschen Auffassung.) sondern als etwas Intendiertes, – dem eine Richtung gegeben
wurde.
Und was diese Richtung ist, das wissen wir nicht.
(Es ist etwas, was der Erscheinung als solcher fehlt). –
[Hineinrücken]6
Das ist natürlich wieder das vorige Problem. Denn || ; denn der Witz ist, daß man es dem Gedanken ansehen muß,
daß er der Gedanke ist, daß das & das der Fall
ist.
Kann man es ihm nicht ansehen (sowenig wie den Magenschmerzen
woher sie rühren) so hat er kein logisches Interesse.
– Das kommt auch darauf hinaus, || : daß man den Gedanken mit der Realität
muß unmittelbar vergleichen können &
es nicht erst einer Erfahrung bedürfen kann.
Meine Auffassung scheint 203 unsinnig, wenn man sie so
ausdrückt: Man soll sehen
können, worüber Einer denkt, wenn man ihm den Kopf aufmacht. Wie || ; wie ist
denn das möglich? die Gegenstände,
über die er denkt, sind ja gar nicht in seinem Kopf (ebensowenig || ! (Ebensowenig﹖ wie in seinen Gedanken)
(!)
﹖[Siehe
ursprüngliches M.S.]
Man muß die Gedanken, Intentionen, etc. “von außen betrachtet” als solche verstehen, ohne über eine Bedeutung von etwas unterrichtet zu werden. Denn das Bedeuten || die Relation des Bedeutens gehört dann eben mit zum Phänomen des Gedankens. |
⍈
Wenn man den Gedanken betrachtet, so kann also von einem Verstehen keine
Rede mehr sein; denn, sieht man ihn, so muß man ihn als den Gedanken dieses
Inhalts erkennen; || , es ist nichts zu deuten.
– Aber so ist es ja wirklich; wenn wir denken, da wird nichts || nicht gedeutet. –
|
⍈
Wenn ich sagte: “das hieße aber die Intention nicht als Phänomen zu betrachten”, so erinnerte hier die Intention an den Willen in der Schopenhauerschen Auffassung.
Jedes Phänomen scheint uns tot im Gegensatz zum lebenden Gedanken.
|
⍈
“Die Intention von außen
gesehen”, 204 das hat mit der Frage zu tun, ob eine Maschine
denken könnte.
“Welches Phänomen immer man sähe, es könnte nie die Intention sein. Denn die muß ja das Intendierte enthalten. Und jedes Phänomen, wäre ein in sich Vollständiges, sich um nichts außer ihm Bekümmerndes, das tot daläge wenn man es für sich betrachtet.” Und dem analog ist es wenn wir sagen: “Der Wille kann kein Phänomen sein, denn jedes Phänomen geschieht wieder nur, wird von uns hingenommen, ist aber nicht etwas, was wir tun. Der Wille ist nicht etwas, was ich geschehen sehe, sondern er besteht gleichsam darin, daß wir in der Handlung sind; daß wir die Handlung sind.” Schau auf Deinen Arm & bewege ihn & Du wirst das sehr stark empfinden: “Du beobachtest nicht, wie es sich bewegt || beobachtest nicht wie er sich bewegt, Du machst keine Erfahrung – oder keine bloße Erfahrung – sondern Du tust etwas.” Du kannst Dir dann sagen, daß Du Dir sehr wohl auch den Fall denken könntest, daß || wo ganz dasselbe mit Deiner Hand geschehe, aber von Dir beobachtet, nicht von Dir gewollt. – Aber schließe Deine Augen & bewege den Arm; dann machst Du doch auch eine Erfahrung & nun frage Dich, ob Du Dir wieder vorstellen könntest, Du machest 205 die gleiche Erfahrung, aber ohne sie zu
wollen.
|
⍈
Wenn man willkürliche von unwillkürlichen Bewegungen unterscheiden will & es wird etwa ausgesprochen, daß sich die willkürlichen
Bewegungen des Armes, z.B., von den
unwillkürlichen durch ein Gefühl der Innervation unterscheiden, so drängt es
Einen zu sagen: “Aber ich erleide doch diese Erfahrung
nicht, ich tue sie doch!”
– Aber kann man bei der Erfahrung der Innervation auch noch von einem Unterschied zwischen erleiden &
tun reden?
Ich möchte sagen: “Wenn ich will so geschieht doch nichts mit mir, weder die Bewegung noch ein
Gefühl, sondern ich bin das Agens.”
Gut, aber es ist doch sicher daß Du
auch Erfahrungen machst, wenn Du den Arm willkürlich
bewegst; denn Du siehst (&
fühlst) ihn doch sich bewegen ob Du Dich nun beobachtend dazu verhältst oder nicht.
Dann versuche
also einmal zu unterscheiden zwischen
allen Erfahrungen des Handelns plus dem Tun (das keine
Erfahrung ist) & allen diesen Erfahrungen
ohne das Element des Tuns.
Überlege, ob Du so ein || dieses Element auch weiter noch bedarfst, oder ob
es Dir 206 nun obsolet erscheint.
– Und freilich kannst Du mit Recht sagen, daß wenn Du
etwas tust, nichts mit Dir geschieht; denn, die Phänomene in diesen Fällen || des Tuns sind eben andere, als die des Beobachtens,
etwa, einer Reflexbewegung.
Klar wird dies übrigens erst, wenn man die sehr
verschiedenen Fälle dessen betrachtet, was man gewollte || willkürliche Handlungen & was man ungewollte oder
unwillkürliche
Phänomene || Vorgänge unseres Lebens nennt.
(Davon ¤ mehr an einer anderen Stelle.)
|
⍈
Mit “Intention” meine ich hier
das, was das Zeichen im Gedanken verwendet.
Die Intention scheint zu interpretieren, die endgültige
endliche Interpretation zu geben, aber nicht ein
weiteres Zeichen oder Bild, sondern etwas Anderes, das, was man nicht wieder
interpretieren kann.
Aber ein psychologisches Ende ist erreicht, kein
logisches.
Denken wir eine Zeichensprache, eine ‘abstrakte’, ich meine eine die uns fremd ist, in der wir uns nicht heimisch fühlen, (in der, wie wir sagen würden, wir nicht denken.) (wir haben früher einmal so ein Beispiel erwähnt), & denken wir uns diese Sprache interpretiert durch eine Übersetzung in eine, wie wir sagen möchten, unzweideutige Bildersprache, eine Sprache die aus perspektivisch gemalten Bildern des Darzustellenden besteht. Es 207 ist ganz klar, daß es viel leichter
ist, sich verschiedene Deutungen der Schriftzeichen zu denken, als
eines in gewohnter Art gemalten Bildes,
das etwa ein Zimmer mit gewöhnlichen Möbeln darstellt.
Hier werden wir auch geneigt sein zu
sagen || denken, es gebe hier keine andere
Möglichkeiten der Deutung mehr.
|
⍈
(Das hängt auch damit zusammen daß, was wir ein ‘ähnliches Portrait’ nennen, nicht ein Bild in || nach irgend einer beliebig festgesetzten Projektionsart
ist.
“Ähnlichkeit” bedeutet hier etwas Ähnliches wie
“Verwechselbarkeit”.)
|
⍈
“Nur das intendierte Bild reicht als Maßstab an die Wirklichkeit heran. Von außen
betrachtet steht es gleich tot & isoliert da”.
Es ist als hätten wir ein Bild erst so angeschaut, daß
wir in ihm leben & die Gegenstände in ihm uns als
wirkliche umgeben, & dann träten wir zurück
& wären nun außerhalb, sähen den Rahmen & das Bild wäre eine bemalte Fläche.
So, wenn wir intendieren, umgeben uns die Bilder der Intention & wir leben unter
ihnen.
Aber wenn 208 wir aus der Intention heraustreten, so sind es
bloße Flecke auf einer Leinwand, ohne Leben & ohne Interesse für uns.
(Wir
könnten auch sagen:)
Wenn wir intendieren, leben wir im Raum der Intention unter den Schatten der Intention || unter den Bildern (Schatten) der
Intention zugleich mit den wirklichen Dingen.
Denken wir, wir sitzen im verdunkelten Kino &
leben im Film || im Vorgang des Films.
Der Saal werde nun erhellt aber das Lichtspiel auf der Leinwand gehe
weiter.
Aber jetzt sehen wir es plötzlich “von außen”
als Bewegungen von lichten & dunkeln Flecken auf einer
Leinwand. ||
Aber jetzt stehen wir plötzlich außerhalb
& sehen es als Bewegungen von lichten & dunkeln Flecken auf einer
Leinwand.
(Im Traum geschieht es manchmal, daß wir eine Geschichte erst lesen, & auf einmal || dann in ihr selbst agieren. Und nach dem Aufwachen aus einem Traum ist es manchmal als wären wir aus dem Traum heraus zurück getreten & sehen ihn jetzt, als ein fremdes bloßes Bild, vor uns.) Und es heißt auch etwas “in den Seiten eines Buches leben”. (Das hängt damit zusammen, daß unser Körper || das Dasein unseres Körpers || unser Körper für das Dasein unserer Erfahrung ganz unwesentlich ist. ⇒ (Siehe: Auge & Gesichtsraum.) (Damit vergleiche man auch die Bemerkung: Wenn wir einen Satz verstehen, 209 erhält er für uns
Tiefe.)
|
⍈
Nicht das findet statt, daß sich dieses
Symbol nicht mehr deuten läßt, sondern: ich deute
nicht.
Ich deute nicht, wenn
|| weil ich mich in dem gegenwärtigen Bild natürlich
fühle.
Wenn ich deute, so schreite ich auf meinem Gedankenweg von Stufe zu Stufe.
|
⍈
Sehe ich das gedachte Symbol “von
außen” an, so kommt es mir zum Bewußtsein
daß es so & so gedeutet werden könnte; ist es eine Stufe meines Gedankenweges, so
ist es ein mir natürlicher Aufenthalt & es
beschäftigt (& beunruhigt) mich seine weitere Deutbarkeit nicht.
– Wie ich die Tabelle, den Eisenbahnfahrplan, bei
mir habe ohne daß es mich beschäftigt, daß eine
Tabelle auf verschiedene Art deutbar ist.
|
⍈
Wenn ich davon redete, daß meine Vorstellung, um ein
Portrait zu sein auch den Namen des Dargestellten tragen muß, so 210 meinte ich nicht, daß ich mir ihn mit
seinem Namen zugleich vorstellen muß.
Denn wenn ich etwa sage: “ich sehe doch
nicht bloß ein Bild vor mir, das dem N (aber vielleicht auch andern
Leuten) ähnlich sieht, sondern ich weiß doch,
daß es er ist, ihn darstellt”, so könnte ich
fragen: wann weiß ich das, & was
heißt es das zu wissen?
Aber es muß auch während des Vorstellens gar nichts
statthaben was ich dieses
“Wissen” nennen
könnte.
So etwas kann etwa nach der Vorstellung vor sich gehen, indem ich dann
vom Bild zum Namen übergehe, vielleicht sage ich hätte mir den
N vorgestellt, während zur Zeit der Vorstellung nichts
sie als die Vorstellung des N charakterisierte, als
etwa eine Ähnlichkeit.
Der Vorstellung konnte etwas || Auch konnte der Vorstellung etwas vorangehen, welches den Bezug auf N
ausmachte || ausmacht.
Und so ist die Intention nicht eine Begleitung der Vorstellung sondern
liegt in deren Vorgeschichte oder Folgen.
Und so begleitet die Interpretation die Vorstellung nicht, sondern liegt in dem Weg, der über die Vorstellung führt. || auf dem die Vorstellung liegt. || sondern der Weg, auf
dem die Vorstellung liegt, gibt ihr die Interpretation.
Alles das erscheint klarer, wenn man statt des Vorstellens das Zeichnen eines Bildes annimmt. || Alles das würde || wird klarer, wenn man sich denkt, das Vorstellen werde bei 211 einem Menschen ersetzt, dadurch daß
er Bilder zeichnete. || Das Alles wird klarer wenn man sich das Vorstellen ersetzt denkt durch ein Zeichnen von Bildern, wenn man sich etwa Menschen denkt bei denen das Vorstellen durch so einen
Vorgang vertreten wird.
|
⍈
Wenn ich den Vorgang der Intention beschreiben will, so
fühle ich vor allem, daß sie noch am ehesten leisten kann, was sie
soll, wenn sie ein äußerst getreues Bild von dem
enthält, was sie intendiert.
Aber ferner, daß auch das nicht ausreicht, weil ja das Bild,
was immer es ist, sich verschieden deuten läßt; daß also
dieses Bild doch wieder isoliert dasteht.
Wie man das Bild allein in's Auge faßt, ist es
plötzlich tot & es ist, als wäre ihm etwas genommen
worden, was es zuvor belebt hatte.
Es ist kein Gedanke, keine Intention & wie immer wir es uns
begleitet denken, durch artikulierte oder unartikulierte Vorgänge
& durch welche Empfindungen immer, es bleibt isoliert, weist nicht aus
sich heraus auf eine Realität außer sich || ihm.
[Neue Zeile]
Nun sagt man: “Freilich intendiert das Bild nicht, sondern wir müssen mit
ihm
(etwas) intendieren”.
Aber wenn dieses Intendieren,
Meinen
(wieder) etwas ist was mit dem Bild geschieht,
so sehe ich nicht ein, warum
das an einen Menschen gebunden sein soll.
Man kann ja auch den Vorgang der 212 Verdauung als chemischen Prozeß studieren unabhängig davon, ob er in einem Lebewesen stattfindet.
Wir wollen sagen: “Das
Intendieren || Meinen ist doch wesentlich ein geistiger, lebender
Vorgang, ein Vorgang des bewußten Lebens || Bewußtseins, Lebens, nicht der toten Materie”.
Aber was soll so einen || einen solchen ausmachen, als die spezifische ||
besondere
Art dessen, was vorgeht, || – solange wir eben von einem Vorgang
reden. || wir an einen Vorgang denken.
Und nun kommt es uns so vor, als ob ||
daß
gar kein Vorgang, welcher Art immer, das Intendieren sein
kann.
– Wir sind eben hier mit der Grammatik des Vorgangs nicht zufrieden, & nicht mit der
spezifischen Art eines Vorgangs.
– Man könnte sagen: jeden Vorgang würden
wir in diesem Sinne
‘tot’ nennen!
|
⍈
Denken wir uns den || Sagen wir, der Wunsch, daß dieser Tisch um ein Stück
höher wäre, sei der Akt daß ich meine Hand über den
Tisch halte, so hoch als ich ihn wünschte.
Nun ist der Einwand || Einspruch: “Die Hand über
dem Tisch kann nicht der Wunsch sein: sie drückt nicht aus,
daß der Tisch höher sein sollte; sie ist wo sie ist & der
Tisch ist wo er ist. Und es würde auch nichts
nützen, || ändern, wenn ich irgend eine andere Geste machte.” –
|
⍈
“Die Meinung hat eine Richtung
(einen Sinn), den kein bloßer Vorgang
hat.”
(Fast könnte man sagen: “die Meinung 213
geht, während jeder Vorgang
steht”.)
|
⍈
Nun aber:
Denke ich mir das Aussprechen des Wunsches als den Akt des Wunsches,
so erscheint mir das Problem als gelöst; weil ich im System der Sprache das
Medium zu haben scheine, worin der Satz nicht tot ist.
|
⍈
Wenn wir uns den Ausdruck des Wunsches als Wunsch denken, so
ist das
ungefähr ||
beinahe, wie wenn wir uns, zu gewissen Zwecken || in gewissen Überlegungen, Lebewesen vorstellen, die sich etwa nur entlang den Linien eines gewissen
Netzes auf der Erde fortbewegten, oder dergleichen.
|
⍈
Nun aber würde man sagen: Auch wenn das
Aussprechen des Wunsches der Wunsch ist, so ist doch nicht
die ganze Sprache bei diesem Aussprechen zugegen, & ist es
dann der Wunsch!
Wie hilft dann die Sprache? Nun es ist eben nicht nötig, daß etwas außer dem Ausdruck zugegen sei. |
⍈
Man könnte quasi in der Grammatik der Sprache die
ganzen Zusammenhänge auffinden
(nachschlagen).
Das ganze Netz in das der Satz gehört, 214 ist da zu sehen.
|
⍈
Wenn man fragt: || Fragt man:
“warum stoßen wir uns denn nicht an den bloßen
Vorgängen || Bildern || an dem bloßen Bild, wenn wir denken, meinen,
etc.?”, so müssen wir
uns sagen: wir denken ja dann || dann ja nicht, ob das Bild der Gedanke,
die Meinung ist, etc., sondern wir gebrauchen, durchlaufen, Bilder, Sätze
etc..
|
⍈
Aber freilich, wenn Du das Bild den Wunsch nennst (z.B. daß der || dieser Tisch höher wäre), was Du dann tust ist, das Bild
mit einem Ausdruck der Sprache || unserer Sprache vergleichen, & dem entspricht es
freilich || allerdings nicht,
so wie wir es wünschen
außer es ist Teil einer Sprache || eines Systems,
& kann in unsere Sprache übertragen werden. || das in unsere Sprache übertragen werden kann. || übertragbar ist.
|
⍈
Man sagt: wie kann denn diese Haltung der
Hand, dieses Bild, der Wunsch sein, daß das & das der Fall
wäre; sie ist weiter nichts als eine Hand über einem Tisch &
steht allein & ohne
Sinn da!
Wie eine einzelne Kulisse aus
einer || der Aufführung eines Theaterstücks, die allein stehen geblieben
ist. ||
Wie eine einzelne Kulisse, die von der
Aufführung eines Theaterstücks, allein in einem Raum ||
Zimmer
stehen geblieben ist.
Sie hatte Leben nur im Stück.
Nun diese Stellung einer Hand
215
über einem Tisch ist auch nicht der Wunsch, der Tisch
möge höher sein, wenn sie nicht systematisch in diesen Ausdruck
übersetzt werden kann.
|
⍈
Wir sehen in der Geste den eigentlichen Schatten der Erfüllung nicht;
den unzweideutigen, oder nicht mehr deutbaren.
|
⍈
Wir fragen: “wünscht eine Hand
über einem Tisch?”
Und wünscht irgend etwas, was wir, ob geistiger oder materieller Natur || es geistig oder materiell ist, hinzufügen mögen?
Ist in irgend so einer Situation oder einem Vorgang wirklich das was
gewünscht wird da?
– Und was ist unser Vorbild für dieses
Dasein?
Ist es nicht unsere Sprache?
Wo ist denn das gegeben, was den Wunsch zu diesem
Wunsche macht, obwohl er doch nur Wunsch ist?
Eben im ausgedrückten Wunsch.
|
⍈
“Das Wünschen muß doch zeigen
was gewünscht wird, es muß doch, was
gewünscht wird in der Wunschsphäre
vorbilden.”
Aber welcher wirkliche Vorgang schwebt Dir denn hierfür als Vorbild
vor?
(Welches ist denn der Spiegel in dem || welchem Du Dir das Gewünschte gesehen denkst?)
|
⍈
Kann man sagen, daß wenn || während
ich wünsche, mein Wunsch die Erfüllung vorzubilden scheint?
Er scheint dann
gar nichts zu tun || gar nicht etwas zu tun . Es || ; es fällt mir nichts Seltsames an ihm auf.
Nur wenn wir die sprachliche Äußerung des Wunsches betrachten,
fällt uns so etwas auf. || werden wir dessen gewahr.
||
entsteht dieser Schein.
|
⍈
Wir betrachten einen Vorgang, den wir
den || einen Vorgang des Wunsches nennen würden, daß dieser Tisch
höher wäre.
Aber in diesem Vorgang ist die Erfüllung
auch nicht scheinbar
vorhanden || enthalten.
Nun sagt man:
“Aber dieser Vorgang soll ja ein Schatten
gerade der gewünschten Tatsache sein & das sind doch diese
Handlungen nicht.”
Aber warum sagst Du denn, daß der Wunsch das sein
soll?!
“Nun, weil er der Wunsch ist, es möge gerade das der
Fall sein.”
Ja, & das ist die einzige Antwort, die Du darauf geben
konntest.
Und nun ist jener Vorgang also doch der Schatten, soweit er dem Ausdruck
des Wunsches in der Wortsprache systematisch entspricht.
Dieser Schatten ist im Wunschvorgang der Wortsprache.
(In der Sprache treffen sich Wunsch &
Erfüllung.)
|
⍈
217
Bedenke, daß der Ausdruck des Wunsches der Wunsch sein kann
& dieser Ausdruck seinen Sinn nicht durch die Anwesenheit eines
besonderen Geistes hat!
|
⍈
Denke auch an den dem unsern ganz analogen
Fall: “dieser Tisch ist nicht 80 cm hoch”; muß die Tatsache daß er 90
cm, also
nicht 80 cm hoch ist, den Schatten der
Tatsache enthalten daß er 80 cm hoch ist?
Warum macht es diesen Eindruck?
Macht etwa der Tisch der 90 cm hoch ist, wenn ich ihn sehe, auch den
schattenhaften Eindruck, daß er die Höhe hat, die er nicht
hat?
Das wäre etwa als mißverstünden wir die Behauptung “⊢~p” dahin, sie enthielte die Behauptung “⊢p”; etwa wie “⊢ p ∙ q” in einem Sinne “⊢p” enthält. |
⍈
Es beschreibt mir jemand seine Handlungen || die Vorgänge als er, wie er sagt, den Wunsch hatte, der Tisch möge 10 cm höher sein.
Er sagt, er habe die Hand 10 cm über den
Tisch gehalten.
Ich antworte: “Aber wie
weißt Du daß Du nicht bloß den Wunsch hattest, der
Tisch solle höher sein, denn auch dann hättest Du die Hand in
irgend einer Höhe über dem Tisch
gehalten”.
Nun sagt er: “Ich werde doch wissen, was ich gewünscht
habe”.
Ich: “Gut, aber ich will
wissen woran Du Dich erinnerst, wenn Du Dich an Deinen
Wunsch erinnerst; was
der Vorgang || die Handlung
218 Deines Wunsches war; & was Dich
sagen macht, Du hättest gerade das
gewünscht.”
Er: “Ich weiß,
daß ich absichtlich die Hand gerade 10 cm hoch gehalten habe.”
Ich: “Aber worin bestand gerade
diese Absicht?”
– Ich könnte auch fragen: “Hast Du auch gewiß im Maßstab 1 : 1 gewünscht? & wie
weißt Du das?”
Hätte er den Wunschvorgang so beschrieben: “ich habe gesagt, ‘ich möchte den Tisch 10 cm höher haben’”, so wäre die Frage, wie er wissen konnte was er wünschte, || wie konnte er wissen, was er wünschte; nicht aufgetreten. (Außer man hätte etwa weiter gefragt: “Hast Du diese Worte auch so gemeint, wie sie gewöhnlich gemeint werden?”) Und es läuft endlich immer darauf hinaus, daß er diesen || den & den Vorgang ohne weitere Meinung eben den Wunsch nennt, daß das geschehen möge. [Äußerung, nicht Beschreibung!] |
⍈
“Wie weiß ich, daß ich mich an ihn erinnere, wenn die Erinnerung ein Bild
ist?”
Aber inwiefern weiß ich es denn?
(“Wie kann ich mich an einen bestimmten von zwei Menschen erinnern, die ganz gleich aussehn?”) |
⍈
Wir sagen “der Satz ist keine bloße Lautreihe, er ist mehr”; wir denken daran daß
ein chinesischer Satz für uns eine bloße Reihe von Lauten || Lautreihe ist, daß 219 das eben heißt, daß wir ihn nicht
verstehn & wir sagen, das kommt daher daß wir
beim chinesischen Satz keinen Gedanken haben (Z.B. das chinesische Wort für ‘rot’ bringt in uns keine rote Vorstellung hervor).
“Also ist das, was den sinnvollen Satz von bloßen
Lauten unterscheidet der hervorgerufene seelische Vorgang || der hervorgerufene Gedanke.”
Der Satz ist wie ein Schlüsselbart dessen einzelnen Auszahnungen so angeordnet
Hebel der Seele in gewisser Weise bewegen.
Der Satz spielt gleichsam auf dem Instrument der Seele ein Thema
(einen || den Gedanken).
Wozu aber soll ich jetzt außer dem systematischen Spiel der
Worte noch ein mit diesem parallel laufendes Spiel geistiger Elemente annehmen.
Es vermehrt ja nur die Sprache um etwas Gleichartiges.
|
⍈
Der Satz sei: “N ging
heute nachmittag ins Senathaus”.
Der Satz ist für mich kein bloßer Laut ||
Schall
||
Klang
, er ruft in mir eine Vorstellung hervor etwa eines Mannes in der
Nähe des Senathauses.
Aber der Satz & diese Vorstellung ist nicht bloß
ein Klang & eine schwache Vorstellung; sondern der Satz hat es sozusagen
in sich diese Vorstellung hervorzurufen, aber auch andere Konsequenzen, &
das ist sein Sinn.
Die Vorstellung scheint nur ein schwaches Abbild dieses Sinnes, oder,
sagen wir, nur eine Ansicht dieses Sinnes. –
220
Aber was meine ich denn damit; sehe ich den Satz
eben nicht als Glied in einem System von
Konsequenzen?
|
⍈
Nehmen wir an der obige Satz riefe in mir ein sehr deutliches Bild des N auf dem Wege zum Senathause hervor; in diesem Bild sei auch die
untergehenden Sonne (“abend”) zu sehen
& ein Kalenderblatt mit dem heutigen Datum.
Wenn ich dieses Bild, statt es durch den Satz hervorrufen zu lassen, malte & es dem Andern als Mitteilung statt des Satzes zeigte, so würde er geneigt sein zu || kann er wieder sagen es drücke einen Gedanken aus, er || man müsse es verstehen; & als Akt des Verstehens würde er wahrscheinlich an ein Übersetzen in die Wortsprache denken. |
⍈
“Ich komme am 24ten
Dezember nach Wien” || in Wien an”, das sind doch nicht bloße Worte!
Gewiß nicht; wenn ich sie lese, geht außer dem Wahrnehmen
der Worte noch Verschiedenes in mir vor sich: ich empfinde etwa Freude,
stelle mir etwas vor & dergleichen.
– Aber ich meine doch nicht bloߤ, daß mit dem Satz verschiedene mehr oder weniger
unwesentliche Begleiterscheinungen vor sich gehn sollen; ich meine, der
Satz hat doch einen bestimmten Sinn & den erfasse ich. || nehme ich wahr.
Aber was ist denn dieser bestimmte Sinn?
Nun, daß diese 221 bestimmte Person, die ich kenne, dort &
dort hin kommt, etc..
Ja, & wenn Du den Sinn angibst, bewegst Du Dich in der grammatischen Umgebung des Satzes umher.
Du siehst dann die verschiedenen Transformationen & Konsequenzen des Satzes als
präformiert an; & das sind sie, sofern sie in
einer Grammatik niedergelegt sind.
(Du betrachtest eben den Satz, wie einen Zug eines
gegebenen Spiels.)
|
⍈
Ich sagte, es sei das System der Sprache, welches den
Satz zum Gedanken macht & ihn uns zum Gedanken
macht.
Es heißt nicht: es ist das System der Sprache, welches uns den Satz, wenn wir ihn aussprechen || gebrauchen, zum Gedanken macht, denn das System ist dann nicht anwesend & es braucht gar nichts, das uns den Satz lebendig macht, da die Frage der Lebendigkeit gar nicht auftaucht. Wenn wir dagegen fragen: “warum kommt uns der Satz nicht isoliert & tot vor, wenn wir nämlich über ihn || sein Wesen, seinen Sinn, den Gedanken, etc., nachdenken”, so kann man sagen, daß wir uns dann im System der Sprache weiterbewegen. |
⍈
Gemäß den Worten “ich erfasse
den Sinn” oder “ich denke den Gedanken
dieses Satzes”, nimmst Du
einen Vorgang an, der zum Unterschied vom bloßen Satzzeichen 222 diese Konsequenzen beinhaltet.
|
⍈
“Der Gedanke, dieses seltsame
Wesen”: aber er kommt uns nicht seltsam vor wenn wir
ihn denken.
Er kommt uns seltsam vor, wenn wir uns
sagen: daß er die Gegenstände im Geist zusammenstellt, weil es eben der Gedanke ist, daß dieser Mensch das
tut; er ist nicht ein Zeichen oder Bild, denn davon
müßte ich erst wieder wissen, wie es gemeint ist; der Gedanke ist nicht
etwas Totes, denn für mich geschieht dann
wirklich, was ich denke.
Woher diese seltsame Betrachtungsweise? Was es macht, daß man meint, der Gedanke, der gedachte Satz, enthalte die Realität, ist, daß man bereit ist von ihm zur Realität überzugehen & diesen Übergang als etwas bereits in ihm potentiell Enthaltenes empfindet (wenn man nämlich darüber nachdenkt), denn wir sagen: “dieses Wort meinte ihn”. Wir empfinden diesen Übergang (als) legitim, wie den erlaubten Zug eines Spiels. |
⍈
Der Gedanke kommt uns nicht geheimnisvoll vor während
wir denken, sondern nur, wenn wir, gleichsam retrospektiv, sagen: “wie war das möglich?”
Wie war es möglich, daß der Gedanke von diesem 223 Menschen selbst
handelte?
Aber hier wundere ich mich ||
Aber hier erstaune ich
nur über einen || meinen sprachlichen Ausdruck, den ich jetzt mißverstehe.
|
⍈
Der Gedanke kommt uns geheimnisvoll vor.
Aber nicht während wir denken.
Auch meinen wir nicht psychologisch merkwürdig; wir || . Wir sehen in ihm nicht nur eine besondere Art, Bilder & Zeichen
zu machen || herzustellen;
sondern das Denken erscheint uns als eine Art die Realität
einzufangen. || ; sondern wir scheinen mit ihm
die Realität einzufangen. ||
; sondern es scheint uns, als hätten wir mit || in ihm die Realität eingefangen
.
|
⍈
Er scheint uns ein seltsamer Vorgang nicht wenn wir ihn ansehen; sondern wenn wir uns von der Sprache führen
lassen, wenn wir
(das) ansehen, was wir über ihn sagen.
Dieses Geheimnis verlegen wir in die Natur des Vorgangs. (Wir deuten das Rätselhafte das durch das Unverständnis || unser Nicht-Verstehen unserer Sprachform || der Grammatik unserer Sprachformen hervorgebracht wird, als || das durch unser || ein Mißverstehen der Grammatik unserer Sprachformen hervorgebracht wird, || unserer Sprachform hervorgebracht wird, als || das durch unser Unverständnis || Unklarheit || Dunkelheit || Trübe unseres Blicks unserer sprachlichen Ausdrucksform als das Rätselhafte eines uns unverständlichen Vorgangs.) |
⍈
224
“Das Denken ist ein merkwürdiger Vorgang, denn wenn ich daran denke, was morgen geschehen wird, so bin ich im Geiste in der Zukunft.” Man muß eben die Grammatik des Satzes “ich bin im Geiste in der Zukunft” verstehen, um nicht zu glauben, daß hier die Zukunft in seltsamer Weise im Sinn eines Satzes, in der Bedeutung der Worte || von Worten erfaßt wird. So meint man auch die unendliche Reihe der Kardinalzahlen sei irgendwie vor unserm geistigen Auge, wenn wir jenen Ausdruck sinnvoll gebrauchen können. |
⍈
Was heißt: “dieses Bild || Portrait ist für mich
er”?
Ich habe dieselbe Einstellung
zu dem || zum Portrait, wie zu dem Menschen selber.
Denn ich unterscheide doch zwischen ihm & seinem
Bild.
|
⍈
Ein Gedankenexperiment,
(das) kommt auf dasselbe hinaus, wie ein Experiment,
das || welches man, statt es auszuführen, aufzeichnet, malt oder beschreibt.
Und das Ergebnis des Experiments || Gedankenexperiments ist dann das erdichtete Ergebnis des erdichteten Experiments.
|
⍈
“Der Sinn dieses Satzes war mir
gegenwärtig”, was geschah da?
|
⍈
225
“Das kann nur jemand || Einer sagen, der davon überzeugt ist”. Wie hilft ihm die Überzeugung (dabei), wenn er es sagt? – Ist sie dann neben dem gesprochenen Ausdruck vorhanden? (Oder wird sie von diesem gleichsam zugedeckt, wie ein leiser Ton von einem lauten, so daß sie gleichsam nicht mehr gehört werden kann, wenn man sie laut ausdrückt?) Wie, wenn Einer sagte: “damit man eine Melodie nach dem Gedächtnis singen kann, muß man sie im Geiste hören & sie nachsingen”? |
⍈
Versuche folgendes: Sage einen Satz, etwa:
“das Wetter ist heute sehr schön”; & nun || ; so, & nun denke den Gedanken dieses Satzes, aber ohne Satz, sondern
rein.
|
⍈
“Es scheint als würde man die Intention von
außen betrachtet nie als Intention erkennen; als
müßte man sie selbst meinen, um sie als Meinung zu erkennen || verstehen.”
Kann man Magenschmerzen, von außen betrachtet, als solche verstehen? Was sind Magenschmerzen von außen betrachtet? Es gibt doch hier gar kein außen & innen! Freilich, sofern das Meinen eine spezifische Erfahrung ist, wird man keine andere “meinen” nennen. Nur erklärt keine Besonderheit der Erfahrung || der Empfindung die den Satz begleitet die Richtung der 226 Meinung. ||
Nur erklärt keine Besonderheit der Empfindung die Richtung der
Meinung.
Und wenn wir sagten “von außen betrachtet kann man die Intention nicht als Intention erkennen etc.”, so wollten wir auch gar nicht sagen,
die Meinung sei eine besondere Erfahrung, sondern sie sei nicht etwas was
geschähe oder uns geschähe (denn das wäre ja
tot) aber etwas was wir tun.
(Das Subjekt falle hier nicht aus der Erfahrung
heraus, sondern sei so in ihr involviert, daß sich die Erfahrung nicht
beschreiben ließe.)
|
⍈
Es ist beinahe als sagte man: wir können uns nicht dorthin || an einen Ort || dort & dort hin gehen sehen, da wir selbst gehen(und also nicht stehen & zuschauen können).
Aber hier laborieren wir eben, wie so sehr oft, an einer Ausdrucksweise,
die inadäquat ist, die wir abschütteln wollen, aber ||
& doch
zugleich gebrauchen, & wir kleiden den Protest gegen unsere eigene Ausdrucksweise in einen Satz, der ihr angehört. || in dieser Ausdrucksweise. || in eine sachliche Kritik in dieser Ausdrucksweise. || in einen scheinbar wissenschaftlichen || sachlichen Satz
(in) dieser Ausdrucksweise.
Denn, wenn man sagt, “wir sehen uns dorthin
gehen”, so meint man eben, daß man sieht || wir sehen, was man sieht, wenn man selbst geht, &
nicht was man sieht wenn ein Anderer geht.
Und man hat auch eine bestimmte Seherfahrung wenn man selbst
geht.
|
⍈
227
D.h., man redet von einem Fall, der
Erfahrung entgegengesetzt, in welchem das Subjekt
inextrikabel involviert ist ||
in welchem || dem das Subjekt wie ein Element in einer
chemischen Verbindung gebunden ist.
Aber woher nimmt man diese Idee?
Den Begriff des lebenden Tuns im Gegensatz zum toten
Phänomen.
|
⍈
Wir wollen sagen: “Wenn wir
meinen, so ist hier kein totes Bild (welcher Art immer), sondern es
ist als gingen wir auf jemand zu. Wir gehen auf das Gemeinte zu.”
|
⍈
Aber hier konstruieren wir fälschlich einen Gegensatz zwischen der
Erfahrung & etwas anderem, als ob die Erfahrung das
wäre, wenn man ruhig sitzt & die Bilder an sich
vorüberziehen läßt.
|
⍈
“Wenn man meint, so meint man selber”; so bewegt man sich
selber.
“Man stürmt selber vor &
kann daher das Vorstürmen nicht auch beobachten”.
Gewiß nicht.
|
228
⍈
[Zu S. 149]
Uns interessiert das Denken als Kalkül; nicht als Tätigkeit der menschlichen Phantasie. |
⍈
[Zu S. 155]
Sagt es mir, z.B., “in einer Schenke sitzen zwei Leute & trinken Wein”? Nur dann, wenn dieser Satz in irgend einer Form außer dem Bild im Vorgang des Verstehens auftritt. Wenn ich mir also etwa beim Betrachten des Bildes sage: “hier sitzen zwei Leute etc.”. ∣ Aber so einen Fall meine ich ja nicht. Sondern ich meine den, in welchem das Bild uns nur sich selbst || selber gibt. Dann heißt “es sagt mir etwas” etwas Ähnliches wie “diese Formen sind mir wohlvertraut” ∣ Wenn mir das Bild in diesem Sinne etwas sagt, so sagt es mir Worte. Aber inwiefern erklärt es sich mit || in diesen Worten? Für die Realität ist es doch ein Umweg, sich durch || über die Sprache zu erklären. Also ist der Tatsache, daß das Bild mir etwas sagt nicht wesentlich, daß mir bei seinem Anblick Worte einfallen. Denn das Bild sollte doch die direktere Sprache sein. Hier ist es wichtig zu verstehen, daß man statt eines Bildes auch einen Ausschnitt aus der körperlichen Wirklichkeit hätte betrachten können. Denn die Beziehung die wir zu einem gemalten Tisch haben hat zwar historisch ihren Ursprung in unserer Beziehung zu wirklichen Tischen, aber diese tritt in jene nicht ein. 7 |
1) Continuation from Ms-113,144r.
2) See facsimile; arrow pointing right.
3) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
4) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
5) See facsimile; line connecting this remark with the following one.
6) See facsimile; arrow pointing right, indicating that the line shall be indented.
7) Continuation in Ms-115,1.
To cite this element you can use the following URL:
BOXVIEW: http://wittgensteinsource.com/BTE/Ms-114_n