Komplex und Tatsache.





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⋎ S. 27/1
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   Der Gebrauch des Wortes “Tatsache” und “Tat”. – [ + |]Das war eine edle Tat”. – “Aber das ist ja nie geschehen.” –
   Es liegt nahe, das Wort “Tat” so gebrauchen zu wollen, dass es nur dem wahren Satz entspricht. Man redet dann also nicht von einer Tat, die nie // nicht // getan wurde. Aber der Satz “das war eine edle Tat” [,|m]uss doch seinen Sinn behalten, auch wenn ich mich darin irre, dass geschehen ist, was ich die Tat nenne. Und darin liegt bereits alles Wichtige und ich kann nur die Bestimmung treffen, dass ich die Wörter “Tat”, “Tatsache”, (etwa auch “Ereignis”) nur in einem Satz verwenden werde, der komplett, das Bestehen dieser behauptet.

 
   
       Es wäre besser, die Einschränkung in dem Gebrauch dieser Wörter fallen zu lassen, da sie nur irreführend wirkt, und ruhig zu sagen “diese Tat ist nicht begangen worden”, “diese Tatsache besteht nicht”, “dieses Ereignis ist nicht eingetreten”.

 
   
   Komplex ist nicht gleich Tatsache. Denn von einem Komplex sage ich z.B., er bewege sich von einem Ort zum andern, aber
nicht
nicht
von einer Tatsache.
   Dass aber dieser Komplex sich jetzt dort befindet, ist eine Tatsache.

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⌊⌊./⌋⌋
72a 29a
                         “Dieser Gebäudekomplex wird eingerissen” heisst so viel wie “die Gebäude, die so beisammenstehen, werden eingerissen”

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29a
             Die Blume, das Haus, das Sternbild nenne ich Komplexe, und zwar, von Ziegeln, von Blättern, von Sternen, etc..
             Dass dieses Sternbild hier steht, kann allerdings durch einen Satz beschrieben werden, worin nur von seinen Sternen die Rede ist und das Wort Sternbild, oder sein Name, nicht vorkommen.

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29a
             Aber das ist auch alles, was man von der Beziehung zwischen Komplex und Tatsache sagen kann. Und Komplex ist ein räumlicher Gegenstand, bestehend aus räumlichen Gegenständen. (Wobei der Begriff ‘räumlich’ einiger Ausdehnung fähig ist.)

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29a
             Ein Komplex besteht aus seinen Teilen, den gleichartigen Dingen, die ihn bilden. (Dies ist natürlich ein Satz der Grammatik über die Wörter ‘Komplex’, ‘Teil’ und ‘bestehen’.)

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29a
             Zu sagen, ein roter Kreis bestehe aus Röte und Kreisförmigkeit, oder sei ein Komplex aus diesen Bestandteilen, ist ein Missbrauch dieser Wörter und irreführend (Frege wüsste diesˇ und sagte es mir).
   Ebenso irreführend, zu sagen, die Tatsache, dass dieser Kreis rot ist (dass ich müde bin), sei ein Komplex aus den Bestandteilen Kreis und Röte; aus [M|m]ir dem Ich und der Müdigkeit).

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29a
             Auch ist das Haus nicht ein Komplex aus den Ziegeln und ihren räumlichen Beziehungen. D.h., auch dass ist gegen den richtigen Gebrauch der Worte // des Wortes // .

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29a
             Man kann nun zwar auf eine Konstellation zeigen und sagen: diese
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Konstellation besteht ganz aus Gegenständen // Bestandteilen // , die ich schon kenne; aber man kann nicht ‘auf eine falsche Tatsache zeigen’ und dies sagen.

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   Der Ausdruck “eine Tatsache beschreiben” oder “die Beschreibung einer Tatsache” für die Aussage, die das Bestehen der Tatsache behauptet, ist auch irreführend, weil es so klingt, wie “das Tier beschreiben, das ich gesehen habe”.

 
   
   Man sagt freilich auch “auf die Tatsache hinweisen”, aber das heisst immer “auf die Tatsache hinweisen, dass …”. Dagegen heisst “auf eine Blume zeigen” (oder “hinweisen”) nicht, darauf hinweisen, dass diese Blüte auf diesem Stengel sitzt; denn von dieser Blüte und diesem Stengel braucht da gar nicht die Rede zu sein.

 
   
   Ebensowenig kann es heissen, auf die Tatsache hinweisen, dass dort diese Blume steht.

 
   
   Auf eine Tatsache hinweisen heisst, etwas behau[o|p]ten, aussagen. ‘Auf eine Blume hinweisen’ heisst das nicht.

 
   
   Auch die Kette besteht (nur) aus ihren Gliedern, nicht aus ihnen und ihren // deren // räumlichen Beziehungen.

 
   
   Die Tatsache, dass diese Glieder so zusammenhängen, besteht aus gar nichts.

 
   
   Die Wurzel dieser Verwechslung ist der verwirrende Gebrauch des Wortes “Gegenstand”.
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   Der Teil kleiner als der Ganze. Das gäbe auf die Tatsache und Konstituent angewandt eine Absurdität.

 
   
   Das Schema: Ding-Eigenschaft. Man sagt: eine Handlung habe eine Eigenschaft! etwa die der Schnelligkeit; oder die der Güte.